Boulevard Baden, Ausgabe Karlsruhe-Stadt, 04.03.2012

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4 I AKTUELL

BOULEVARD BADEN I 4. März 2012 I Nr. 10, 15. Jahrgang

I Was steckt hinter dem Weltfrauentag? Boulevard Baden hat nachgefragt

Ganz im Zeichen der Frauen

I Vier Fragen an Kirsten Niederhoff, Breuninger-Geschäftsführerin KA

Die Kunden überraschen

Karlsruhe (dam). Kommende Woche ist es so weit: Am 8. März ist der Weltfrauentag. Gefeiert wird in Deutschland bereits seit 1911: Vergangenes Jahr fand das 100-jährige Jubiläum statt. Aber was steckt hinter dem Tag? Boulevard Baden hat Karlsruher Passanten befragt, was sie über den Tag wissen und wie sie ihn verbringen.

FOTO I DANIELA MÜLLER

FOTO I DANIELA MÜLLER

FOTO I DANIELA MÜLLER

FOTO I DANIELA MÜLLER

1910 macht die deutsche Sozialistin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin den Vorschlag eines international gültigen Tages zu Ehren der Frauen: Ein Jahr später wird im März zum ersten Mal der Weltfrauentag gefeiert. Dieser soll der Öffentlichkeit zeigen, dass die Frauen für die Gleichberechtigung von Mann und Frau und das Frauenwahlrecht kämpfen. 1921 wird der 8. März als internationaler Frauentag auf der zweiten internationalen kommunistischen Frauenkonferenz in Moskau festgelegt. Auch in Karlsruhe werden die Frauen gefeiert: Beispielsweise im GEDOK Künstlerinnenforum. Dort findet unter dem Motto „Starke Frauen in Karlsruhe“ ab 19.30 Uhr eine Lesung statt.

Regina Kurz, 55, Karlsruhe Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was am Weltfrauentag gefeiert wird. Ich kann nur vermuten, dass es um die Rechte der Frauen geht. Die sehe ich in der heutigen Gesellschaft nicht ganz etabliert, besonders in beruflicher Hinsicht sind Verbesserungen möglich. Frauen bekommen für gleiche Arbeit weniger Lohn als Männer, obwohl sie genauso effektiv arbeiten. Ich finde den Tag wichtig: Wenn die Forderung in der Öffentlichkeit präsent bleibt, wird womöglich eine Veränderung bewirkt.

Nicole Feit, 24, Karlsruhe Anfang März findet noch ein Tag der Frauen statt: der Weltgebetstag. In meiner Heimat Heilbronn haben wir diesen Tag in der Kirche bei Gottesdiensten gefeiert. Jedes Jahr wird auf Missstände in anderen Ländern und fehlende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau verwiesen. Deutschland ist bezüglich der Gleichberechtigung sehr fortschrittlich. Deshalb muss man auch nicht mehr extrem darauf hinweisen, Aktionen wie den „Girls Day“ finde ich übertrieben.

Michael Müller, 55, Karlsruhe Der Weltfrauentag wird gefeiert, um die Frauenrechte zu stärken. Frauen sind heute viel mehr im Arbeitsleben etabliert als früher: Frauen haben auch ein Berufsleben und sind nicht länger nur Hausfrau. Das macht sich auch durch die geburtenschwachen Jahrgänge bemerkbar. Meiner Meinung nach sind Mann und Frau im Arbeitsleben gleichberechtigt, im Handel bekommen sie die gleiche Entlohnung. Für mich ist der „Feiertag“ aber nichts besonderes, wir feiern auch nicht.

Dina Fostiropoulos, 30, Karlsruhe Der internationale Frauentag ist sehr schön, wird im Westen Deutschlands aber viel zu wenig wahrgenommen. Im Osten ist das anders. Die Gleichberechtigung hat sich in vielen Branchen und Bereichen zwar verbessert, aber wir leben immer noch in einer Welt der Männer. In Führungspositionen sind Frauen seltener vertreten, sie üben eher Erziehungsberufe aus. Obwohl sie genauso viel wissen und können wie die Männer.

Giraffe wurde eingeschläfert

Haben Sie sich gut in Karlsruhe eingelebt? Kirsten Niederhoff: Ja, sehr. Gerade die Herzlichkeit sowie der offene Zuspruch der Karlsruher begeistern mich jeden Tag neu. Die Karlsruher sind gar nicht so in sich gekehrt. Was machen Sie anders als Ihr Vorgänger? Niederhoff: Ich lege noch größeren Wert auf Service, Anspruch, Know-How der Mitarbeiter und die Gastgeber-Mentalität. In zwei bis drei Jahren wird sich das Haus anders darstellen. Wir möchten uns zudem in Bereichen wie Charity und Kultur stärker engagieren.

FOTO I TANJA RASTÄTTER

Karlsruhe (tra). Kirsten Niederhoff hat am 1. Februar die Geschäftsführung des Fashion- und Lifestyle-Hauses Breuninger in Karlsruhe übernommen. Boulevard Baden hat ihr vier Fragen gestellt.

dazu, Ihr Haus zu besuchen? Niederhoff: Wir haben eine besondere Serviceleistung und bieten den Kunden ein außergewöhnliches Ambiente. Preislich finden diese auch bei uns etwas. Wir müssen Berührungsängste abbauen und die Kunden überzeugen. Sie sollen wissen, dass sie sich bei Breuninger in Karlsruhe etwas Gutes gönnen können.

Welche Aktionen planen Sie? Niederhoff: Wir möchten verschiedene Veranstaltungen und Aktionen in das Karlsruher Stadtgeschehen einbinden und unsere Kunden immer wieder Es heißt, die Karlsruher gingen neu überraschen – etwa mit eher zu C&A als zu Breuninger. Events wie dem FreundinnenWie bringen Sie die Karlsruher oder dem Herren-Abend.

Unerwarteter Geldsegen

Karlsruhe (mm). Mit einem Plus von 20 Millionen Euro hat die Karlsruhe (bb). Im Karlsruher Zoo Stadt Karlsruhe das Haushaltsjahr musste am Freitag die Giraffe Yera 2010 abgeschlossen. Doch obwohl eingeschläfert werden. Der etwa dieses Ergebnis 75 Millionen Euro zweijährige Bulle, der nach dem über dem prognostizierten JahErblinden auf einem Auge gehan- resabschluss liegt, überwog im dicapt war, war am Freitagmorgen Gemeinderat die Kritik. bei einem Gerangel mit anderen Tieren auf der Außenterrasse des CDU, Grüne und FDP warnten Giraffengeheges verletzt worden. davor, die „auf den ersten Blick“ Dabei hatte Yera einen Kiefer- positiven Zahlen falsch einzubruch erlitten. Yera war im Januar schätzen. Schließlich sei dies vor 2010 im Karlsruher Zoo als achtes allem „eine Rechenlösung“, kritiJungtier von Mutter Alice geboren sierte beispielsweise CDU-Stadtworden. rat Klaus Heilgeist. Die Grünen waren der Meinung, dass die Tochtergesellschaften wie die KMK zu hoch bewertet seien. „Wir machen uns reicher als wir sind“, so Manfred Schubnell. Thomas Hock von der FDP verKarlsruhe (bb). Ein 36 Jahre alter wies darauf, dass das Ergebnis Mann muss sich ab Mittwoch, 7. durch Sondereinflüsse wie die März, wegen versuchtem Tot- Auflösung von Pensionsrückstelschlags und Raubs vor dem Land- lungen positiv beeinflusst sei. gericht Karlsruhe verantworten. Hinzu kämen nicht erwartete Der Angeklagte war im August in höhere Gewerbesteuereinnaheiner Kneipe mit einem anderen men und andere nicht geplante Mann in Streit geraten. Mit der Einnahmen. Die SPD warf FiAnkündigung, er werde ihn töten, nanzbürgermeisterin Margret hat er den Mann mit einer abge- Mergen gar vor, die Kassenlage schlagenen Flasche angegriffen. seinerzeit bewusst schlecht geAußerdem hat er im Juli einer rechnet zu haben, um Initiativen Frau in Daxlanden die Handta- des Rats auszubremsen. sche entrissen. Einig war sich der Gemeinderat

Versuchter Totschlag und Raub

immerhin, dass es richtig war, sich dem vom Regierungspräsidium Karlsruhe auferlegten Spardiktat zu widersetzen. Hätte man die freiwilligen Leistungen wie die Vereinszuschüsse gekürzt, wäre vieles kaputtgemacht worden. Auch bei der Kritik an der „Doppelten Buchführung in Konten“ (Doppik) war sich der Rat einig. Die erhoffte Vereinfachung sei nicht eingetreten, für die Kommunalpolitiker sei es eher schwieriger geworden, im Haushalt Tendenzen in der Finanzentwicklung abzulesen. Der unerwartete Geldsegen veranlasste das Gremium auch gleich in Sachen Exotenhaus den Deckel zu heben. Die aufgrund der unsicheren Haushaltslage 2010 zurückgestellten Baumaßnahmen sollen jetzt umgesetzt und die Mittel wieder von „gedeckelten“ 16 Millionen Euro auf 18,3 Millionen Euro aufgestockt werden. So könne nun der Ausbau der kleinen Schwimmhalle für Riesenschildkröten in Höhe von 500 000 Euro verwirklicht werden und auch die Fledermaushöhle für 29 000, die 45 000 Euro teure Amphibienstation und Räume für die Zooschule seien möglich.

Die tiefe Leichtigkeit aus Japan

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Seit zwanzig Jahren lebt Mutsumi Aoki in Deutschland. In dieser Zeit hat sie eine Technik entwickelt, mit der sie aus Papier lebensechte Kleiderhüllen verschiedener Stilepochen schafft. Leere Kleider, die von ihren Trägern verlassen scheinen; man ertappt sich dabei, wie man als Betrachter darauf wartet, dass sie in ihre Hüllen zurückkehren. Als wäre der Träger nur mal kurz raus und als wäre die Seele noch da. Akihiro Higuchi arbeitet mit Nachtfaltern, die er auf Insektenmessen kauft. Aber in seinen Arbeiten ist „Verwandlung“ nicht die von der Raupe zum Schmetterling. In ironischer Brechung gibt er den eher farblosen Nachttieren ein farbiges Dekor, kleidet

FOTO I HUBERT LEONHARD GRAF

Karlsruhe (hug). Unterschiedlicher könnten die Materialien nicht sein, mit denen die drei japanischen Künstler Mutsumi Aoki, Akihiro Higuchi und Aisaku Suzuki arbeiten: Papier, Tierkörper und Ton. In der neuen Ausstellung „Verwandlung“, die vergangenen Freitag im Museum am Markt eröffnete, gelingt eine verblüffende Gegenüberstellung ihrer Arbeiten.

Aus der Serie „Collections“: die bemalten Nachtfalter reflektieren in vielfacher Brechung die menschliche Sammelleidenschaft. sie quasi neu.Wie er auch die Plastik-Grundkörper anderer Tiere, die eigentlich von Tierpräparatoren benutzt werden, im wahrsten Sinne des Wortes, bestrickend neu einkleidet. Aisaku Suzuki schafft Keramiken aus rein ästhetischen Gesichtspunkten. Sie haben keinerlei Funktionalität, dienen keinem Gebrauch, sind Stationen auf der Suche nach der reinen Form oder „zum Stillstand gekommene Bewegung“. Sie kommunizieren mit Raum und Licht, verwandeln Sichtbares in Geheimnisvolles. Seine Serie zu Haikus des be-

rühmten japanischen Dichters Bashô aus dem 17 Jahrhundert begleitet in minimalistischer Form die Texte, sind wie ein plastische Äquivalent zur fernöstlichen Tuschmalerei. Alle drei Künstler erzählen Geschichten, ästhetische Geschichten, aber eher auf japanisch denn europäisch: das Angedeutete und Verborgene ist höher geschätzt als das Ausformulierte und Dargestellte. Man sollte sich Zeit nehmen als Besucher, denn das Subtile erschließt sich langsam. Die Ausstellung dauert bis zum 24. Juni 2012. 20120304_BB-ETT_ 04


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