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Aktivität hilft der Psyche
Text Frederike Meuffels
Die Rolle der mentalen Gesundheit gewinnt immer mehr an Bedeutung. Laut einem Report der Techniker Krankenkasse über die Arbeitsunfähigkeiten wurde 2021 erneut ein Anstieg der Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen ermittelt. Vor allem durch die Covid-19-Pandemie, die Gegenmaßnahmen und ihre Folgen entstehen für viele Menschen weitere Stressoren. Wissenschaftler konnten diesen Trend bereits erfassen. Sie berichten z. B. von vermehrt auftretendem Stress während der Pandemie im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie (Gupta et al., 2021).
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Die gute Nachricht: Bewegung kann helfen! Körperliche Aktivität besitzt nicht nur zahlreiche positive Effekte auf physischer Ebene, sondern auch für unsere mentale Gesundheit. In einer konzeptionellen Analyse untersuchten Ai et al. (2021) den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und mentaler Gesundheit während der Covid-19-Pandemie anhand der Ergebnisse vorhandener Studien. Sie schlussfolgern drei zentrale Argumente aus ihrer Arbeit: Als erstes Argument nennen sie, dass körperliche Aktivität während der Pandemie, vor allem unter Betreuung, das Glücksempfinden und die psychische Gesundheit fördere, das zweite Argument besagt, dass körperliche Aktivität Traurigkeit, Angststörungen und Depression während der Pandemie reduzieren könne. Drittens argumentieren sie, dass die Erhaltung und die Verbesserung der mentalen Gesundheit mit der Intensität
und Häufigkeit der körperlichen Aktivität zusammenhängen würden.
Förderlich sei dabei intensive und häufige körperliche Betätigung. Die Mechanismen hinter den positiven Effekten, also wie körperliche Aktivität die Psyche positiv beeinflusst, sind wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt. Auf Basis der Ergebnisse existierender Studien versuchen die Wissenschaftler, die Mechanismen dahinter zu erklären. Auf physiologischer Ebene könne möglicherweise die Reduktion von Stresshormonen bzw. der Anstieg von Glückshormonen positive Effekte hervorrufen. Bezogen auf die psychologische Ebene nennen sie mehrere mögliche Mechanismen. Sie schlussfolgern u. a., dass die Selbstwirksamkeit, das Selbstbild und Selbstbewusstsein durch körperliche Aktivität verbessert werden könne, was zur Bewältigung stressiger Situationen von Vorteil sei. Außerdem sei Sport eine Ablenkung von Stressoren, der Moment dadurch mehr genossen und Stress reduziert werde. Auch könne sich für manche Personen die durch regelmäßige körperliche Aktivität steigende Konfrontation mit angstähnlichen Gefühlen das Angstempfinden reduzieren.
Studien belegen die positiven Effekte körperlicher Aktivität
Die positiven Effekte körperlicher Aktivität werden nicht erst seit der Covid-19-Pandemie beobachtet, sondern werden bereits lange durch die Fitness- und Gesundheitsstudios können nicht nur mit der Formung des Körpers oder der Verbesserung der körperlichen Gesundheit werben, sondern auch mit den möglichen positiven Auswirkungen auf die mentale Gesundheit

Wissenschaft erforscht. Es existieren zahlreiche Studien, die zeigen, dass generell ein positiver Zusammenhang zwischen Bewegung und mentaler Gesundheit besteht. Auf Basis dieses Wissens stellen sich Fragen für die Umsetzung in die Praxis. Welche Art körperlicher Aktivität oder welche Sportart eignet sich am besten? Wie häufig und lange sollte man sich sportlich betätigen?
Auch damit beschäftigt sich die Wissenschaft schon länger. Die Arbeitsgruppe um Ai (2021) versucht darauf ebenfalls Antworten zu geben. Sie schlussfolgern aus ihrer konzeptionellen Analyse, dass sich viele Arten körperlicher Akti-
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Es existieren zahlreiche Studien, die zeigen, dass generell ein positiver Zusammenhang zwischen Bewegung und mentaler Gesundheit besteht
Frederike Meuffels ist seit 2021 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Referentin des Präsidiums an der IST-Hochschule für Management tätig und promoviert an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Zuvor absolvierte sie ihr Bachelorstudium Sport und Gesundheit in Prävention und Therapie ebenfalls an der Sporthochschule, sowie den M. Sc. Work, Health and Career an der Universität Maastricht in den Niederlanden.
vität positiv auf die mentale Gesundheit auswirken können. Dabei sollen jedoch die Frequenz und die Intensität beachtet werden. Die Autoren weisen auf Basis der systematischen Übersichtsarbeit von Chtourou et al. (2020) darauf hin, dass die körperliche Aktivität
außerdem an den Gesundheitszustand eines jeden Menschen angepasst sein sollte und dementsprechend auch das Trainingsvolumen an das individuelle Fitnesslevel. Sie schlussfolgern jedoch, dass intensive und häufige körperliche Betätigung möglicherweise förderlicher sein könne. Konkretere Empfehlungen geben die Wissenschaftler jedoch nicht. Sie verweisen auf den weiterhin bestehenden Forschungsbedarf, um die verschiedenen Einflussfaktoren – wie Art der körperlichen Aktivität, Dauer, Intensität und Frequenz – für das Training mentaler Gesundheit zu bestimmen. kann vor allem in Anbetracht der aktuellen Situation eine große Chance für das Fitnesstraining darstellen. Durch die Corona-Pandemie und die in diesem Artikel beschriebenen Auswirkungen nimmt die gesellschaftliche Relevanz von Sport, Bewegung und Fitness
erheblich zu. Zum einen durch positive physische Effekte, zum anderen durch zahlreiche positive mentale Effekte. Dabei könnten die Fitness- und Gesundheitsstudios nicht nur mit der Formung des Körpers oder der Verbesserung der körperlichen Gesundheit werben, sondern auch mit den vielen möglichen positiven Auswirkungen auf die mentale Gesundheit. Sport und Bewegung wirken sich ganzheitlich auf den Menschen aus. Die Fitness- und Gesundheitsstudios besitzen also weitaus mehr Potenzial als bisher beworben. Gerade in der aktuellen pandemischen Situation ist es daher wichtig, sie für die Menschen zu erhalten: nicht nur um die körperliche Fitness zu trainieren, sondern vor allem auch die mentale Fitness!
Neue Chance für Fitnessstudios
Dass sich körperliche Aktivität, nach Auswertung der Studienlage, positiv auf die mentale Gesundheit auswirkt,
Literatur: Ai, X., Jingjing, Y., Lin, Z., & Wan, X. (2021). Mental health and the role of physical activity during the COVID-19 pandemic. Frontiers in psychology, 4596. Chtourou, H., Trabelsi, K., H'mida, C., Boukhris, O., Glenn, J. M., Brach, M., ... & Bragazzi, N. L. (2020). Staying physically active during the quarantine and self-isolation period for controlling and mitigating the COVID-19 pandemic: a systematic overview of the literature. Frontiers in psychology, 11, 1708. Gupta, A., Puyat, J. H., Ranote, H., Vila-Rodriguez, F., & Kazanjian, A. (2021). A cross-sectional survey of activities to support mental wellness during the COVID-19 pandemic. Journal of Affective Disorders Reports, 5, 100167. Techniker Krankenkasse. (2021). Gesundheitsreport 2021 – Arbeitsunfähigkeiten. https:// www.tk.de/resource/blob/2103660/ffbe9e82aa11e0d79d9d6d6d88f71934/gesundheitsreport-au-2021-data.pdf