Hard Textildruckmuseum Mittelweiherburg

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Textildruckmuseum Mittelweiherburg Hard

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Holz/Messingmodel mit Paisley-Muster, 19. Jahrhundert

Lebendige Harder Textilgeschichte iel mehr als ein übliches Heimatmuseum ist aus der Mittelweiherburg geworden. Die Schwerpunkte, nämlich Formstecherei und Textildruck, waren bereits grundgelegt. Dr. Christine Spiegel vom Kunsthaus Bregenz und der Harder Historiker Dr. Reinhard Mittersteiner, haben gemeinsam ein Konzept für das „Schwerpunktmuseum“ entwickelt und umgesetzt. Wo vor über 200 Jahren die Geschichte der Harder Textilindustrie begann, ist jetzt anhand zahlreicher Exponate und Erläuterungen die entscheidende Bedeutung dieses Industriezweiges für die Entwicklung der Marktgemeinde bestens dokumentiert. Zuvor galt es allerdings, das Gebäude von Grund auf zu restaurieren. Die Gemeinde

und Architekt Helmut Dietrich, Bregenz, arbeiteten dabei eng mit dem Bundesdenkmalamt zusammen. Hilfsbereite Harder Familien Dr. Reinhard Mittersteiner hat sich bereits in der Vergangenheit intensiv mit der Harder Industriegeschichte befaßt und Forschungsergebnisse veröffentlicht. In zahlreichen Gesprächen mit Nachkommen einstiger Harder Textilfacharbeiter sowie der Familie Jenny erfuhr der Historiker und Ausstellungsgestalter erfreuliche Unterstützung. Dadurch ist es möglich, im Museum besonders interessante Dokumente und Exponate zu präsentieren. Das Museum umfaßt drei Räume: Das bislang ungenutzte Erdgeschoß sowie die beiden über die Wendeltreppe im Rundturm erreichbaren Obergeschosse. Sowohl die technische Entwicklung des Stoffdruckes als auch die Situation der Arbeiterschaft und der Unternehmer sind dargestellt. Ein Videofilm zeigt die Arbeit der Formstecher und Handdrucker auf Großbildschirm. Die interessanten Musterbücher des Museums wurden digital fotografiert und können über DVD jederzeit durchgeblättert werden. Seite aus dem Musterbuch der Firma Samuel Jenny, Hard, um 1880 Stadtmuseum Dornbirn

Alfons J. Kopf

V

n der Harder Sozialgeschichte sind Textildruck und -färberei sowie die Formstecherkunst von herausragender Bedeutung. Als außerordentlich tüchtiger Geschäftsmann ging der Harder Unternehmer Dr. Samuel Jenny in die Geschichte ein, der im späten 19. Jahrhundert für die Gemeinde der mit Abstand wichtigste Arbeitgeber war. Um 1900 arbeitete ein Viertel der damals etwa 2000 Menschen umfassenden Bevölkerung von Hard in Jennys Fabriken, und noch weit mehr Personen waren mittelbar oder unmittelbar von den Jenny‘schen Werken „Tätsche“ und Handdruckerei abhängig. Als Begleitbuch zum Textildruckmuseum ist mit dem Titel: „Die Tüchlebarone,“ ein von Reinhard Mittersteiner, einem der Gestalter des Museums, herausgegebener Band erschienen, in dem neueste Forschungen zur Wirtschaft- und Sozialgeschichte Hards sowie

Informationen zum Textildruckmuseum Mittelweiherburg bei HARD Tourismus. A-6971 Hard, Rathaus, Marktstraße 18 Telefon +43(0)5574/697-20, Fax 697-54

Der alte Modeldruck soll nicht in Vergessenheit geraten: Dietmar Fitz mit einem Schüler beim Experimentieren. zur Technikgeschichte des Formstechens (Entstehung der Druckmodel) und des textilen Handdrucks in Beiträgen von Franziska Abgottspon, Reinhard Mittersteiner, Alois Niederstätter und Hubert Weitensfelder zusammengefaßt sind.

Das 320 Seiten starke Buch enthält zirka 380 Abbildungen und ist um € 30.– im Textildruckmuseum, im Rathaus oder im gut sortierten Fachhandel erhältlich. Dr. Mittersteiner ist gebürtiger Harder und arbeitet als Historiker und Ausstellungsgestalter in Wien.

Handwerk bleibt erhalten Ü ber beinah zwei Jahrhunderte war Hard wesentlich durch Formstecherei und Textildruck mitgeprägt. Da die letzten Formstechereien in den 70er Jahren schlossen, beherrschen nur mehr einige ältere Gemeindebürger das Handwerk. Ing. Dietmar Fitz, dessen Vater selbst 45 Jahre als Formstecher aktiv war, wollte die Erinnerung an diesen bedeutsamen Teil der Ortsgeschichte

erhalten. Der Harder Bauhofleiter sammelt seit Jahren Druckmodel, Maschinen und Handwerkszeug. In Zusammenarbeit mit pensionierten Formstechern entstanden inzwischen neue Modelle, alte konnten repariert werden. Damit die Erinnerung lebendig bleibt, bedruckt Dietmar Fitz gemeinsam mit seiner Frau Claudia Leinentischdecken, Seidentücher, Krawatten, Glückwunschkarten oder auch Textiltaschen.

Nachdruck – September 2004 für Textildruckmuseum Mittelweiherburg – Herausgeber und Medieninhaber: Marktgemeinde Hard, Marktstraße 18 – Für den Inhalt verantwortlich: Dr. Franz Pototschnig Druck: Hecht-Druck, Hard – P.b.b.


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