Phoenix 03 2016

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Die Titelseiten von PHŒNIX werden jeweils mehrstufig geprägt. Als Vorlage dazu dienen abstrahierte Pläne von Projekten, die in der Zeitschrift vorgestellt werden. Das Cover dieser Ausgabe zeigt den Grundriss des Mahnmals von Utøya (2015). Die Gedenkstätte erinnert an die 69 vorwiegend jugendlichen Menschen, die auf Utøya dem Anschlag des Rechtsextremisten Anders Breivik zum Opfer fielen.


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PHŒNIX

EDITORIAL

Massaker an unschuldigen Menschen hinterlassen ein Gefühl von Ohnmacht und Wut, von Leere und Trauer. Immer wieder müssen wir dabei erkennen, dass die Achtung vor Menschenleben urplötzlich in das Gegenteil kippen kann; getriggert durch Ängste und Radikalisierungen, wie wir sie aktuell erleben. Um diesem «Bösen» – der Christina Horisberger philosophische Begriff ist hochaktuell – das Feld nicht zu überlassen, sind Mahnmale und Erinnerungsstätten nötig, die an unsere Empathie-Fähigkeit und Verantwortlichkeit appellieren. Auf der anderen Seite braucht es Orte wie Friedhöfe, an denen es möglich ist, sich damit zu versöhnen, dass das Leben vergänglich ist; dass aber auch «etwas» darüber hinausreicht, wie immer wir es benennen wollen. In diesem nicht immer einfachen und oft politischen Spannungsfeld bewegen sich unsere Beiträge in dieser Ausgabe. Foto: Tanya Hasler

Redaktorin

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PHOENIX

Bild: Simone Bossi

INHALT

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NIE WIEDER!

Erst diesen Juni hat die italienische Abgeordneten­ kammer ein Gesetz verabschiedet, das die Leugnung des Holocaust in Italien ab sofort strafbar macht. Seit Anfang dieses Jahres steht in Bologna ein Shoah­ Mahnmal. Entworfen haben es SET Architects in Rom. In seiner städtebaulichen Setzung neben dem neuen Hochgeschwindigkeitsbahnhof reiht sich die 10 × 10 m grosse erratische Corten­Stele in die klassische Denkmal­Ikonografie ein; im begehbaren Innern hingegen wirkt die Beklemmung.

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PHŒNIX

INHALT

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FUNDUS

08 · Baumeister vs. Baumeister — 10 · Mahnmal auf Utøya — 11 · Gedenkstätte am Ort des Absturzes von Flug UTA 772 in der Sahara — 14· Die Ruinen von Gibellina: Archäologie der Zukunft — 15 · World War I Memorial in Washington D. C. — 18 · Die Karte — 20 · Rotterdam: Treppe würdigt Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg

FORUM 22 · Nie wieder! Reflexion zum Holocaust-Mahnmal heute — 30 · Palmyra im Kreuzfeuer politischer Interessen — 34 · Melancholie in der Architektur – Der Cimitero San Cataldo von Aldo Rossi — 38 · Causa: Das Recht lebt weiter nach dem Tod!

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UNIKATE 42 · Krematorium für den Waldfriedhof Skogskyrgogården in Stockholm — 52 · Ground Zero und das

National September 11 Memorial & Museum

VADEMEKUM 66 · Neuauflage

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62 · Workshop zum Wiederaufbau von Aleppo —

von Friedrich Kieslers Möbelentwürfen

KOMPENDIUM

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68 · Lifterneuerungen sind oft Langzeitprojekte (AS Aufzüge) — 69 · Vorher! Und drei neue Bad-Lösungen (Duscholux AG) – 70 · Markenklassiker: arwa und Similor Kugler (Similor AG) — 71 · Swiss-Made-Küchen (Sabag AG) – 72 · BIM als Investition in die Zukunft (OOS AG) — 74 · Kulinarische Höhenflüge (Forster Küchen Schweiz)

KATALOG 76 · Produkte und interessante Neuheiten — 80 · Vorschau und Impressum

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PHOENIX

FUNDUS

Bild: Otto Rietmann Copyright: Goetheanum Dokumentation

Baumeister vs. Baumeister #07 FURNARIUS RUFUS VS. RUDOLF JOSEPH LORENZ STEINER, DORNACH Der Singvogel Furnarius rufus, auch Rosttöpfer oder Lehmhans genannt, lebt in Südamerika, wird gut 20 Zentimeter lang und wiegt bis zu 50 Gramm. Sein Erscheinungsbild ist schlicht: Beide Geschlechter haben eine braune Oberseite und eine hellbraune Unterseite. Mit ihren dünnen Beinen und der grossen Schrittweite sind sie perfekt an die Nahrungssuche auf dem Boden angepasst, wobei ihre Beute aus Würmern, Insekten und Larven besteht. Der Rosttöpfer ist vor allem wegen zweier positiver Eigenschaften bekannt: Einerseits singen Rosttöpferpaare im Duett komplizierteste Melodien, und zwar mit unterschiedlichen Rhythmen (sodass sie nicht einmal von hochmusikalisch begabten Menschen, sondern höchstens von Computern nachgespielt werden können). Andererseits bauen sich die Töpfervögel auf Bäumen, Zaunpfählen oder Hausgiebeln

formschöne und vor allem äusserst widerstandsfähige Nester, die bis zu 5 Kilogramm schwer werden können. Für den Bau schaffen beide Elternteile je rund 1500 Portionen Lehm und Pflanzenfasern heran. Diese werden vermengt, und das Gebinde wird von der Sonne ausgetrocknet und steinhart, sodass die Nester bis zu drei Jahre halten können. Da die Rosttöpfer jedoch jedes Jahr ein neues Nest bauen, werden die noch intakten, aber verlassenen Nester meist von anderen Vögeln oder Insekten weiter genutzt. Auch das «Goetheanum» in Dornach wurde – allerdings erst im zweiten Anlauf – massiv gebaut. Beide Entwürfe stammen vom weltbekannten Anthroposophen Rudolf Steiner (1861 bis 1925), der sich in seinen späteren Lebensjahren verstärkt der Kunst und der Architektur zuwandte. Unter seiner künstlerischen Leitung war zwischen 1913 und 1922 in Dornach bei Basel das

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hier abgebildete Goetheanum als Zentrum der Anthroposophischen Gesellschaft und Sitz der geplanten Freien Hochschule für Geisteswissenschaft entstanden. Nachdem der Holzbau in der Silvesternacht 1922 / 23 vermutlich von militanten Steiner-Gegnern abgefackelt worden war, entwarf Steiner ein zweites, grösseres Goetheanum. Dieser expressive Bau aus Stahlbeton, der erst 1928, also nach Steiners Tod, fertiggestellt wurde, zeigte im Vergleich zum impressionistisch geprägten Vorgänger, wie Steiners Architekturstil binnen weniger Jahre einen radikalen Wandel erfuhr. Steiners für damalige Verhältnisse neue, da «organische Architektur», sollte eine grosse Wirkung auf die moderne Architektur entfalten. Eine Beschäftigung mit Steiner lässt sich unter anderem bei Le Corbusier, Frank Lloyd Wright, Erich Mendelsohn und Frank O. Gehry belegen. (phb)

Textquellen: Wikipedia, Johann Fäth («Rudolf Steiner – Design – Spiritueller Funktionalismus Kunst», Diss. Univ. Konstanz, 2004, sowie Walter Kugler, Simon Baur (Hg.), «Rudolf Steiner in Kunst und Architektur», Dumont 2007

«Organische Architektur» im Direktvergleich: das Erste Goetheanum von Rudolf Steiner und das Nest des Töpfervogels.


PHŒNIX

FUNDUS NEWS

Dekonstruktion ist die westliche, literarische, philosophische Form für den wesentlichen Teil des grossen menschlichen Erdbebens, das alle Strukturen der Menschheit erschüttert. JACQUES DERRIDA (1930 – 2004), FRANZÖSISCHER PHILOSOPH, MITBEGRÜNDER UND HAUPTVERTRETER DER DEKONSTRUKTION / DES DEKONSTRUKTIVISMUS

Im Oktober erscheint im Christoph-MerianVerlag «Rex, Roxy, Royal». Das Buch ist eine Reise durch die Schweizer Kinolandschaft, ihre Architektur und Geschichte. Dass die Stunde des Saalkinos noch nicht gekommen ist, seine Überlebenschancen aber geringer geworden sind, zeigt der letzte Akt dieser Geschichte. Im Oktober 2015 erteilte der Kanton Genf die Abbruchbewilligung für das Genfer Kino «Le Plaza» von Marc J. Saugey. Quelle: Heimatschutz 2 /2016

16. Designers’ Saturday www.designerssaturday.ch

5./6.11.16 Langenthal Schweiz

NICHT VERGESSEN: Vom 4. bis zum 6. November 2016 findet wieder «der» Schweizer Design-Event für Professionals und Design-Interessierte statt: der «Designers’ Saturday» in Langenthal. Programm und Aussteller sind zu finden auf: www.designerssaturday.ch

«Zukunft von gestern» heisst die aktuelle Ausstellung im DAM über die visionären Entwürfe von Future Systems und Archigram: bis 18.09.16 www.dam-online.de

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PHOENIX

FUNDUS

DIE NATUR IM HEILUNGSPROZESS 2011 ermordete Anders Breivik auf der nor wegischen Ferieninsel Utøya 69 junge Menschen. Seit letztem Jahr ermöglicht ein Mahnmal auf Utøya das Erinnern und Gedenken.

Zahlreiche Freiwillige arbeiteten an der Realisierung des Mahnmals auf Utøya mit. Auf dem Stahlring sind die Namen der 69 Getöteten eingelasert. Getragen wird er von Stahlseilen, die an Pinien befestigt sind: Die Natur als Sinnbild für die Kraft, die zum Heilungsprozess beitragen kann.

In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» vom 9. August 2015 erinnert sich die Journalistin Åsne Seierstad an die Recherchen zu ihrem Buch «One of us». Grabenkriege seien aufgebrochen, so erinnert sie sich, bei der Frage, was mit der Insel in Zukunft geschehen solle. Denn die Jugend von Norwegens Arbeiterpartei (AUF) hatte vorgeschlagen, sobald als möglich wieder Ferienlager zu veranstalten. Doch die Wunden und der Schmerz der Eltern waren so kurz nach dem Massaker einfach zu immens, um diesen

Vorschlag verkraften zu können. Vier Jahre danach, 2015, hat nun wieder ein Feriencamp auf Utøya stattgefunden. Gleichzeitig erschien Seierstads Buch. In ungeschönter Weise erinnert sie den Leser an die Geschehnisse dieses Tages, erzählt aus dem Leben der getöteten Kinder, geht auf die Psyche des Täters ein, der «einer von uns» gewesen ist. Das ist die eine Seite der Aufarbeitung. Auf der anderen gibt es den Ort des Erinnerns, das Mahnmal von Utøya, entworfen von 3RW Architekter. Das Mahnmal auf Utøya strahlt die Friedlichkeit eines Aussichtspunktes inmitten einer wunderschönen Landschaft aus. Vor dem Hintergrund dieser Dualität, Ort des Grauens und Naturschönheit, haben die Architekten ihr Projekt entwickelt.

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«Die Natur repräsentiert das Prinzip Hoffnung», so die Architekten. Doch die symbolische Verortung geht tiefer: Indem die Architekten eine kreisrunde Fläche aus dem Pinienwald aussparten, diese leicht zum See hin absenkten und mit dem Stahlzylinder einen symbolischen Feuerkreis schufen, verweisen sie symbolisch auf die Kraft der Gemeinschaft! Überlebensfähig, so die Architekten, seien immer nur jene Gesellschaften gewesen, die der Natur einen Raum abtrotzten, um Zelte und Häuser zu bauen als Schutz und Zentrum des sozialen Zusammenhalts. Gerade dieser Gemeinschaftssinn und das tief verwurzelte soziale Vertrauen erfuhren in Norwegen durch das Massaker dieses Menschen eine abgrundtiefe Erschütterung.

Mit ihrem Projekt setzten die Architekten ein archetypisches Zeichen, das die Unzerstörbarkeit des Gemeinschaftssinns trotz dem Massaker symbolisiert. Zudem wurde das Mahnmal mit vielen Freiwilligen realisiert. Darüber hinaus schufen die Architekten in der Mitte des Kreises eine Blumenwiese, die auf Utøya heimische Schmetterlinge anlocken soll. Der gewählte Schiefer wärmt sich durch die Sonne auf, während der Blick der Besucher übers Wasser und an den Horizont wandern kann. Und das Mahnmal liegt an einem Ort auf der Insel, der durch keinen Tod belastet ist. So fügt sich das Mahnmal respektvoll ohne monumentale Geste und gleichwohl symbolstark in die Landschaft ein. (chh) www.3rw.no


PHŒNIX

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Tod – Steine – Scherben Wie können Angehörige mit dem Absturz eines Flugzeugs umgehen? Im Gegensatz zu einer verschwundenen Maschine ist jedes gefundene Trümmerteil, auch wenn es noch so klein ist, ein Zeichen der Gewissheit! Und bietet zumindest die Möglichkeit, das Unfassbare zu begreifen. Dass eine Maschine wie die MH370 der MalaysiaAirlines im Frühjahr 2014 einfach so verschwinden konnte, ist unglaublich – vor allem in unserer heutigen Informationsgesellschaft eigentlich unvorstellbar! Nicht nur, dass die Insassen des verschollenen Flugzeugs durch ihre Angehörigen nicht bestattet werden

konnten, sondern dass in diesem Fall auch kein Ort auszumachen ist, keine Absturzstelle, die zugleich Trauerort sein kann. Das macht es für uns Menschen buchstäblich unbegreiflich. Die einzige Gewissheit, die den Angehörigen seit diesem Unglück bleibt, ist der unaufhaltsam anwachsende zeitliche Abstand, der mit jedem Tag grösser wird. Gefundene Trümmerteile, auch wenn sie noch so klein sind, können deshalb Anhaltspunkte sein, die helfen, das Unfassbare zu begreifen und in Erinnerung zu behalten. Am 19. September 1989 stürzte der Linienflug mit der Kennzeichnung

Bild links: Auf Google Maps lässt sich die Absturzstelle mit folgenden Koordinaten finden: 16.864722 / 11.953611. Bild unten: Auf dem rechten Flügel des Flugzeugwracks sind alle Namen der Opfer benannt.

UTA 772 auf dem Weg von der Republik Kongo nach Frankreich mitten in der Saharawüste ab. Wie spätere Recherchen ergaben, befand sich eine Bombe an Bord. Wer nicht zufällig gerade selbst mit dem Flugzeug darüber fliegt, die Koordinaten des Ortes

aber kennt, kann heute sogar auf Google Maps die Unglücksstelle der abgestürzten Maschine in der unendlichen Wüstenlandschaft der Sahara ausmachen. Im Gegensatz zur MH370, die über dem Ozean verschollen ist, konnten die Angehörigen hier für sich und die Nachwelt ein

mahnendes Symbol hinterlassen, das sowohl aus der Luft wie auch vor Ort die Erinnerung an den Flugzeugabsturz von 1989 aufrechterhält. Hier im entlegenen, unbesiedelten Gebiet der Wüste, die normalerweise keinen Anhaltspunkt für menschliches Leben bietet, wird dieses unabwendbare menschliche Drama von damals sichtbar. Achtzehn Jahre nach der Tragödie errichteten die Angehörigen mithilfe der Einheimischen an der Absturzstelle in der nigerianischen Sahara ein riesiges Denkmal, das aus der Luft gesehen wie ein überdimensionaler Icon aussieht. In seiner Mitte ist das Flugzeug UTA 772 versinnbildlicht. Es besteht aus unzäh ligen schwarzen Gesteinsbrocken und 170 zerbrochenen Spiegeln, wovon jeweils einer für jeden einzelnen Insassen bestimmt ist. Nähert man sich der Absturzstelle hingegen vom Land, ist das Augenfälligste des Denkmals der aufrecht stehende rechte Flügel des Flugzeugwracks. An diesem ist die Gedenktafel mit den Namen aller Opfer angebracht. (nka)

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Die Grafik #07

WHO’S WHO

NEBEN DER MAKROLAGE IST DIE MIRKOLAGE FÜR DEN WERT VON IMMOBILIEN ENTSCHEIDEND. DIE VERFÜGBARKEIT VON «BIG DATA» ERLAUBT HEUTE EINE MASCHINELLE BERECHNUNG UND BEWERTUNG VON MIKROLAGEN.

Quelle: Wikipedia

Text: Stefan Fahrländer Quelle: Fahrländer Partner FPRE

«Lage, Lage, Lage» – lautet das Mantra der Immobilienexperten, wenn es um die Einschätzung des Wertes / der Qualität einer Liegenschaft geht. Tatsächlich spielt die Lage im Vergleich zu allen anderen wertrelevanten Faktoren die entscheidende Rolle bei der Immobilienbewertung. Dabei muss zwischen Makro- und Mikrolage unterschieden werden: Während die Makrolage die Qualität der Standortgemeinde /-ortschaft beschreibt, die unter anderem vom Steuerniveau, der regionalen und überregionalen Verkehrserschliessung sowie der grossräumigen Zentralität abhängig ist, wertet die Mikrolage die lokalen Gegebenheiten in der unmittelbaren Umgebung einer Immobilie (kleinräumige Verkehrserschliessung, Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten und Freizeiteinrichtungen, Besonnung, Lärm usw.). Die – zwangsläufig – subjektive Einschätzung der Mikrolage durch Immobilienschätzer kann so zu unterschiedlichen Bewertungen führen.

Im Zeitalter von «big data» kann eine Mikrolage-Beurteilung weitestgehend datenbasiert, objektiv und erst noch maschinell stattfinden: 80 räumlich hoch aufgelöste Einzelindikatoren bilden die Grundlage zur Berechnung von Teilindikatoren, die je eine Bewertung zwischen der Tiefstnote 1 und der Höchstnote 5 erhalten und dann zu einem Gesamt-Rating der Mikrolage mit einer Schlussnote verdichtet werden. Diese Aggregierung erfolgt anhand statistisch ermittelter Gewichte, wobei diese für Wohnungen anders ausfallen als für Büros usw. Ebenfalls zu berücksichtigen ist der Raum – insbesondere die Zentralität. «big data», kombiniert mit Statistik, ergibt so «smart big data». Die Grenzen des modellbasierten Ansatzes liegen in der Qualität der Grundlagendaten und der Prozessierung, denn Modelle bleiben immer Modelle und sind keine Kristallkugeln. Die Expertise ist nach wie vor zentral.

Ergebnis des datenbasierten MikrolageRatings für Mietwohnungen in der Region Luzern.

1 bis 2.5

2.5 bis 3

3 bis 4

4 bis 4.5

Unser Architekt ist Schwede, so viel darf hier schon gesagt sein. Geboren im vorletzten Jahrhundert und 90 Jahre alt geworden, hatte er in Göteborg Architektur studiert. Anfang des 20. Jahrhunderts – es waren spannende Jahre — arbeitete er in Berlin und München. Auf Studienreisen in Österreich und Italien begann er sich für die neoklassizistische Architektur von Karl Friedrich Schinkel zu interessieren. Dieser Einfluss ist auch bei seinem Schlüsselwerk stark spürbar, für das er heute international bekannt ist und das thematisch sehr gut in dieses Heft passt. Realisiert hat er dieses Schlüsselwerk, das er zwischen 1916 und 1969 immer weiter baute und erweiterte, in Zusammenarbeit mit einem anderen international bekannten schwedischen Architekten, der allgemein als Pionier der skandinavischen Moderne gilt. Obwohl das oben genannte, auf lange Jahre angelegte Projekt seinen Ruhm begründete, erlangter er selbst in seiner Lebenszeit erst spät den Durchbruch mit einem ganz spezifischen Gebäudetypus, den er vorwiegend in strengen Ziegelformen realisierte. Unser Architekt war bis ins hohe Alter aktiv in seinem Beruf. Seine späten Werke sind gänzlich befreit von jeglicher Ausschmückung. Meist wählte er rahmenlose Fensteröffnungen in unbehandeltem Beton und bewusst sichtbare technische Installationen wie Elektrokabel und Lüftungskanäle als architektonisches Ausdrucksmittel. Für einen dieser Bauten im brutalistischen Stil erhielt unser gesuchter Architekt 1962 den vornehmsten schwedischen Architektur-Preis, obwohl oder gerade weil er einer der eigensinnigsten und profiliertesten Persönlichkeiten der schwedischen Architektur des 20. Jahrhunderts war. Noch heute gehört die Auseinandersetzung mit seinem Schlüsselwerk und seinem Gestaltungsansatz zum Grund-Repertoire in der Architektur-Geschichte. Numerische Auflösung: 19 – 9 – 7 – 21 – 18 – 4 12 – 5 – 23 – 5 – 18 – 5 – 14 – 20 – 26

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FUNDUS PHOENIX-PAVILLON WIEDERENTDECKT Der Phoenix-Pavillon von 1893, japanisch «Ho-o-Den», übte grossen Einfluss aus auf die Architektursprache Frank Lloyd Wrights. 2015 wurden seine bemalten Schiebetüren völlig uner wartet wiederentdeckt. Der Pavillon ist Zeuge eines markanten Wendepunkts in der amerikanischen Architekturgeschichte. Bis 1893 verzeichnete die Metropole Chicago ein rasantes Wachstum; erste Wolkenkratzer schossen in die Höhe, die Architekten hatten endlos Aufträge. Die Bezeichnung «Chicago School» gab dieser architektonischen Entwicklung schliesslich einen gemeinsamen Namen. Mit der internationalen Weltausstellung 1893 verlangsamte sich dieses Wachstum. Alteingesessene Architekturbüros wie Adler & Sullivan gaben ihre Partnerschaft auf, während junge Architekten wie Frank Lloyd Wright ihre ersten Aufträge für kleinere Villen erhielten. Dabei ging es Wright um nichts Geringeres, als eine unabhängige amerikanische Architektur zu etablieren. Und der japanische Pavillon der Weltausstellung wurde zum Vorbild für diesen Paradigmenwechsel.

Regenstein Library, Chicago, Julia Bachrach

Durch die Verschlechterung der politischen Beziehungen zwischen Japan und den USA ab dem Zweiten Weltkrieg geriet der Phoenix-Pavillon schliesslich in Vergessenheit. Ganz unerwartet wurden vergangenes Jahr Teile des Pavillons wiederentdeckt. Zurzeit wird mit den lichtempfindlichen Schiebetüren, auf welchen die Phoenix-Motive zu sehen sind, eine Ausstellung erarbeitet. (dcb)

Bild oben: Burris Absicht war es immer, eine Art «Archäologie der Zukunft» zu betreiben. Bilder Mitte: Eine der wenigen sichtbaren Ruinen: die Villa des Arztes. Bild unten: Gibellina Nuova – Der Stadtsaal ist dem Verfall preisgegeben.

IM DIALOG MIT DER VERGANGENHEIT Anlässlich seines 100. Geburtstages wurde Alberto Burris Werk «il Grande Cretto» auf Sizilien vollendet. Mitten im Nirgendwo! Etwa 90 km südwestlich von Palermo, zugänglich über eine mit Schlag­ löchern und Split übersäten Landstrasse, findet man heute die Ruinen von Gibellina. Es ist ein ungewöhnli­ cher Ort: leuchtend weiss, karg und leer. Fast schon eine Fata Morgana im Hinterland Siziliens, die einen bleibenden Eindruck an das tatsächlich da Gewesene hinterlassen hat. In der Nacht auf den 15. Januar 1968 zerstörte ein verheeren­ des Erdbeben das Dorf und zehn Nachbar­ gemeinden und riss über 400 Menschen in den Tod. 70 000 wurden vorübergehend obdach­ los. Seither hat dieser Ort viele Namen. Neben «gli Ruderi di Gibellina», «Gibellina Vecchia», »il Cretto di Burri» ist «il Grande Cretto» – der grosse Riss – wohl der Eindrücklichste.

Gibellina Nuova: Sofort nach dieser Katastrophe reagierten eine Reihe von Künstlern und Architekten, u. a. Rob Krier, Oswald Mathias Ungers oder Joseph Beuys auf den Aufruf des Bürgermeisters, Gibellina an einem besser erschlossenen Ort, neun Kilometer talabwärts, neu zu gründen. Was für ein Spielplatz für experimen­ telle Planungen! Heute hat Gibellina Nuova deshalb zwar die höchste Dichte an moderner Kunst in ganz Italien, für die Bewoh­ ner ist es aber ein Ort ohne Seele geblieben. Viele haben sich bis heute nicht auf das «künstlerische Konzept» einlassen können, weshalb einige Teile der Stadt bereits nicht mehr bewohnt sind. Neben den Kunstwerken sind inzwischen sogar städtische Institutionen wie der Stadtsaal dem Verfall preisgegeben. Der italienische Künstler Alberto Burri war 1981 ebenfalls dem Aufruf

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des Bürgermeisters gefolgt. Entgegen den Erwartungen entschied er sich, seinen Beitrag aber mit den Ruinen Gibellinas in Verbin­ dung zu bringen. Er liess sämtliche Über­ reste der Stadt in blendend weissen Zement eingiessen, nur durch das alte Strassen­ system unterbrochen: Wie ein weisses Leichentuch, an dem der Zahn der Zeit nagt, bedeckt das brüchige Gebilde die zurückge­ bliebenen Ruinen Gibellinas. Mit Burris Tod 1995 blieb es allerdings seither unvollendet.

Anlässlich seines 100. Geburtstags wurde «il Grande Cretto» 2015 von der Fondazione Palazzo Albizzini vollendet. Burris Absicht war es immer, eine Art «Archäologie der Zukunft» zu betreiben und damit den Dialog mit der Vergangenheit aufrechtzuerhalten. In «il Cretto» verbinden sich Ereignis, Form und Zeit miteinander. Damit hat Alberto Burri es geschafft, die Seele von «Gibellina Vecchia» auch für die Nachwelt zu erhalten. Bis 2018 soll nun auch der alte Teil «il Crettos» restauriert werden. (nka)


PHŒNIX

FUNDUS

BROTHERS IN ARMS!? Zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs wird im November 2018 in Washington D. C. das «World War One Memorial» der Öffentlichkeit übergeben. Es ist das erste nationale Denkmal in Amerika überhaupt. Praktisch jeder kennt noch heute dieses Plakat: Uncle Sam, der mit seinem autoritären Zeigefinger zur Rekrutierung mahnt: «I Want You For U.S. Army!» 1917 trat Amerika unter Woodrow Wilson an der Seite der Alliierten in den Ersten Weltkrieg ein. 116 516 amerikanische Soldaten und Soldatinnen starben offiziell in diesem einen Jahr bis Kriegsende. Das sind mehr Tote als während des Korea- und Vietnam-Kriegs zusammengezählt. (Quelle: dailysignal. com) Das Kriegsende wurde heroisch gefeiert. Es war ein Sieg der Demokratie und Freiheit. Und er

markierte den Beginn des «American Century» mit der politischen und technologischen Vormachtstellung der USA. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass den Veteranen und Gefallenen bis heute kein nationales Denkmal errichtet wurde. Das Erinnern wurde Jahrzehnte auf lokaler Ebene wachgehalten. So gibt es in Washington zwar ein Memorial. Dieses ist allerdings «nur» den 26 000 Washingtoner Veteranen gewidmet. 2011 schrieb die ins Leben gerufene World War I Centennial Commission einen internationalen Wettbewerb für eine nationale Gedenkstätte aus. Über 350 Projekte wurden eingereicht. Im August 2015 gab die Commission die fünf Finalisten bekannt. Gewonnen hat den Wettbewerb der junge Architekt Joe Weishaar. Die

New Yorker Bildhauerin Sabin Howard kam in einem zweiten Schritt hinzu, nachdem sie mit einem anderen Architekten ein eigenes Projekt eingereicht hatte. Joe Weishaar hat in seinem Vorschlag dem kleinen Park eine neue strukturelle Ordnung und ein offenes Zentrum mit einer erhöhten Rasenfläche gegeben; mit einer Mauer, auf denen Bronzereliefs eingebunden sind. «Die Visualisierung zeigt die eingereichte Idee. Die nachgestellten Szenen sind noch ein «work in progress», erklärt die Bildhauerin. Der Erste Weltkrieg ist «jener Krieg, den die Amerikaner am wenigsten kennen», begründet der Historiker Libby O’Conell die Schaffung einer nationalen Gedenkstätte. In diesem Sinne erfüllt die 24 Meter lange Wand mit ihren geplanten 23 kraftvollen

Zeichnung: Sabin Howard

Bildern auch einen didaktischen Zweck mittels einer heroischen Ikonografie. Doch ist diese affirmative, didaktische Bildrhetorik überhaupt zeitgemäss? Der Blick auf ein anderes Projekt offenbart die kulturelle Differenz in Sachen Erinnerungskultur. KAMJZ aus Polen hätten die gesamte Anlage (zu finden auf: www.kamjz. com) mit einem weit im Stadtbild sichtbaren, filigranen, schwebenden Baldachin überspannt, um den Ort von der Hektik der Regierungskapitale abzuschirmen. Sie hätten damit den Park zu einem Ort der Stille und der Besinnung gemacht. Die Rhetorik der grossen Geste ist vor diesem Hintergrund offensichtlich in Amerika unverrückbarer Bestandteil von Politik und Kultur. (chh) www.weishaardesign.com www.sabinhoward.com

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Bild oben: Situationsplan des WWI Memorial Parks in Washington D. C., den Joe Weishaar umgestaltet hat. Bilder links: Die New Yorker Bildhauerin Sabin Howard erarbeitete die Szenen für die geplanten 23 in die Mauer (Wall of Remembrance) eingelassenen Bilder, die sie szenisch erarbeitet hat (Zeichnung oben) und aktuell fotografisch nachstellt, damit sie in ein 24 m langes Bronzerelief übertragen werden können.


PHOENIX

FUNDUS NEWS «architektur0.16» ist zur grössten und wichtigsten Werkschau für Schweizer Architektur gewachsen. Sie versteht sich als ebenso repräsentative wie populäre Plattform für Schweizer Architektinnen und Architekten und will nicht nur aktuelle Projekte, sondern auch Zukunftsvisionen und Utopien zeigen, die inspirieren. Die viertägige Werkschau vom 28. bis 30. Oktober 2016 gibt der modernen Schweizer Architektur ein Gesicht. Im vergangenen Jahr zeigten dabei 80 Teil nehmer auf einem Kubus ihre Visionen, Ideen und Projekte.

Die Geschichte der Überwindung und Durchdringung des Gotthardmassivs ist auch eine des Kampfes gegen Fels, Stein, Schutt und Wasser.

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wb Form hat hat sieben Entwürfe der «Carta Collection» von Shigeru Ban auf den Markt gebracht.

DAS BUCH ZUM MASSIV Die künstlerische Inszenierung von Regisseur Volker Hesse mit Laienschaupielern und Profis anlässlich der Eröffnung der Neat thematisierte den menschlichen Kraftakt. Das gleichzeitig erschienene Buch zeichnet die Geschichte des Gotthards genauso bildstark nach.

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Die 47. Bauen & Modernisieren vom 8. bis 11. September trägt den Slogan «Energiewende für Hausbesitzer». Rund 600 Aussteller zeigen mit neuen Produkten und aktuellem Fachwissen den Weg zum Haus der Zukunft. Den Rahmen um die jährliche Schweizer Baumesse in Zürich legen die Bereiche Bad, Boden, Küche und die Eigenheim-Messe. Weitere Benefits sind die Sonderschauen Bugholzmöbel und Show-Garten, Fachvorträge und das Forum Architektur. www.bauen-modernisieren.ch

Vom 25. bis zum 29. Oktober 2016 fi ndet in Köln die internationale Leitmesse ORGATEC zum Thema Arbeitswelten statt. Gezeigt werden neue Produkte und Konzepte auf diesmal 20 Prozent mehr Ausstellungsfläche. www.orgatec.de

Der 3628 Seiten schwere Wälzer «Der Gotthard / Il Gottardo – landscape myths technology» macht dem Naturereignis, dem es sich widmet, alle Ehre. Sein Inhalt lädt ein zu einer Wanderung durch Raum und Zeit in diesem Abschnitt der Zentralalpen. Er setzt sich auseinander mit den Interventionen des Menschen in steilem, bröckligem und rutschigem Gelände, dem Willen als Weg und nicht zuletzt der kulturellkünstlerischen Bedeutung dieser Interventionen. Der Gotthard / Il Gottardo – landscape myths technology Herausgegeben von Marianne Burkhalter und Christian Sumi ISBN 978-3-85881-503-3 Texte Deutsch, Englisch oder Italienisch CHF 99.– | EUR 97.– Scheidegger & Spiess

Der Titel deutet es an: Das Schwergewicht ist mehrsprachig und vielschichtig. Geboren wurde es aus einem Forschungsprojekt, das die Accademia di Architettura in Mendrisio (AAM) in Zusammenarbeit mit dem Departement Architektur der ETH Zürich von 2009 bis 2012 durchgeführt hat. Die Projektleitung bestand mit Marianne Burkhalter, Christian Sumi und Luigi Lorenzetti aus

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einem Architektenpaar und einem Wirtschafts- und Sozialwissenschafter. Die Recherchen zeigten dem Forschungsteam, wie der Gotthard und sein Potenzial als Verkehrs- und Lebensraum die Neugierde des Menschen angestachelt hat und auf welche Weise sich sein Erfindergeist bei der Bewältigung der ungezähmten Natur manifestiert. Entstanden ist in erster Linie ein Bildband mit einem verhältnismässig geringen Textanteil. Marianne Burkhalter und Christian Sumi nennen ihn einen «Wissensfundus von immensem Reichtum». Und sie zeigen sich überzeugt: «Projekte und Anwendungen im Gotthard benötigen diesen Kosmos als mentales Fundament.» Schon nach dem ersten Durchblättern ist man geneigt, ihnen zuzustimmen. Nicht nur für Technikaffine ist dieses Buch gemacht. Nebst den Hauptkapiteln Landschaft, Mythen und Technologie bringt die digitale 3D-Darstellungsmethode «Point Cloud Model» (auf beigefügter DVD) eine neue Qualität in die Bildhaftmachung der Alpen und deren Reliefformen. Sie ist nicht nur «hip», sondern anmutig, schön – und mitunter animiert. (map)


ON TOUR 2016 / 17

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BIM ARENA LUZERN ZÜRICH BASEL BERN ST. GALLEN

BIM ist eine grosse Herausforderung. Als Pionier in der BIM-Forschung teile ich gerne mit Ihnen mein Wissen und meine Erfahrungen zur BIM-Methode.

MODERATOR Prof. Manfred Huber, dipl. Arch. ETH SIA Professur für Digitales Entwerfen und Bauen FHNW

«LIVE», WIE MIT BIM GEARBEITET WIRD. MEIN BIM-MODELL UND DIE ANDEREN

BIM-EINFÜHRUNG Was braucht es um für die Zukunft „ready for BIM“ zu sein?

PLANUNGSPROZESS MIT BIM BIM als Anreiz und Schlüssel für eine möglichst effiziente Planung.

Marcel Wyss

Urs Huber und Raman Misinovic

Dipl. Architekt MA FH CAS Architektur AG

SIA-NORMENWERK UND BIM Was leistet das Merkblatt SIA 2051 BIM und die dazugehörige Dokumentation? Prof. Manfred Huber

Dipl. Arch. ETH SIA Professur für Digitales Entwerfen und Bauen FHNW

MODELLKONTROLLE Welche Software brauchen wir für die Prüfung der Modelle? Dominique Blaser BIM-Produktmanager IDC AG

Dipl. Architekten FH fsp Architekten AG

NOVEMBER 2016

SEPTEMBER 2016

MEIN BIM-MODELL UND ICH

BIM ALS ERFOLGSSCHLÜSSEL FÜR INVESTOREN UND BAUHERREN BIM-WETTBEWERB «AUSSCHREIBUNG» Was sind die Vorteile einer BIM-Ausschreibung? Andreas Kohlhaas Dipl. Phys. GSP Network GmbH

BIM: MEHR MODELL ODER MEHR PROZESS? Dass BIM ein Prozess ist, bei dem digitale Bauwerksmodelle zur Anwendung kommen ist mittlerweile etabliert. Wen betrifft jetzt was mehr? Prof. Manfred Huber

Dipl. Arch. ETH SIA Professur für Digitales Entwerfen und Bauen FHNW

OPEN BIM UND IFC Was bedeutet OPEN BIM und IFC? Peter Breitenmoser

Senior Consultant IDC AG

JANUAR 2017

ERFAHREN SIE

VERLAGERUNG DER INFORMATIONEN IM PLANUNGS- UND BAUPROZESS Verursacht die Informationshaltung in Modellen einen höheren Aufwand? Prof. Manfred Huber

Dipl. Arch. ETH SIA Professur für Digitales Entwerfen und Bauen FHNW

BIM-WETTBEWERB «UMSETZUNG» Gibt es architektonische Potentiale im Wettbewerbsprozess durch BIM? Sven Kowalewsky Dipl. Ing. Architekt jessenvollenweider architektur ag

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PHOENIX

FUNDUS

Die Karte #07 PLAN DES PRIVAT-KIRCHHOFES AUF DER HOHEN PROMENADE. 9. MÄRZ 1864

mehr zugelassen waren. Und da man sich auch im Tod nicht unter das gemeine Volk mischen wollte, plante man eine Stätte, wo man selig unter seinesgleichen ruhen konnte.

Die Hohe Promenade war lange Zeit Teil der alten Stadtbefestigung von Zürich. Als diese 1839 aufgehoben wurde, entstanden auf Teilen der Liquidationsmasse zwei aneinander­ grenzende Friedhöfe. Der eine war öffentlich und wurde im Auftrag der Kirchgemeinden Grossmünster, zu Predigern und Fraumünster erstellt. Der andere gründete auf privater Basis und wurde von einem 1843 eigens dafür von reichen Bürgern gegründeten Verein gebaut.

Der öffentliche Friedhof auf der Hohen Promenade hingegen wurde bereits 1877 wieder geschlossen, da im selben Jahr – wiederum ausserhalb der damals stark wachsenden Stadt – der städtische Centralfriedhof (heute Friedhof Sihlfeld) eröffnet worden war. Dort liessen die Stadtbehörden erstmals Familien­ gräber zu, was allerdings nichts daran änderte, dass die Honorablen der Stadt weiterhin unter sich bleiben und sich auf dem Privat­ friedhof hoch oben über dem Bellevue bestatten lassen wollten.

Aus Sicht der Vereinsmitglieder war eine private Anlage nötig geworden, weil auf dem neuen, kirchlich verwalteten Gemeindefriedhof keine Privatgräber

So fand hier im Lauf der Zeit manches Mitglied der Familien Bodmer, von Orelli, Pestalozzi, von Muralt, Wesendonck & Co. seine letzte

Bleibe, wobei zu den prominentesten hier Bestatteten bis heute der Erbauer des Linth­Kanals, Hans Conrad Escher von der Linth (1767 bis 1823), sowie der Sängervater Hans­Georg Nägeli (1773 bis 1836) gehören. Die Kinder und Kindeskinder der alten Zürcher Geschlechter erhielten hingegen auf dem Grundstück nebenan, das erst 1912 endgültig von den Gebeinen der «gemein» Bestatteten geräumt worden war, mit der «Kanti» Hohe Promenade eine ebenfalls bis heute bestehende öffentliche Institution. (phb) PHŒNIX zeigt an dieser Stelle jeweils gemeinsam mit der Abteilung Karten und Panoramen der Zentralbibliothek Zürich (Leitung Jost Schmid-Lanter) spezielles Kartenmaterial. In dieser Ausgabe handelt es sich um einen

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detaillierten Plan, den die «Lith. Anstalt v. J. Hofer» vom Privatfriedhof Hohe Promenade im Jahr 1864, also 18 Jahre nach dessen Eröffnung, anfertigte.

Text- und Bildquellen: www.zb.uzh.ch // www.stadt-zuerich.ch/prd/de // www.alt-zueri.ch/turicum/friedhoefe // Wikipedia

Der Plan von 1864 zeigt den noch heute bestehenden Friedhof auf der Hohen Promenade in Zürich. Aussergewöhnlich an diesem Ort der letzten Ruhe ist, dass er auf private Initiative hin gebaut wurde und bis heute dem Siedlungsdruck trotzen konnte.


PHŒNIX

FUNDUS

DAS MANUFAKT #07 WETTERFESTER BAUSTAHL Quelle: www.novastahl.ch

Corten ist die Handelsbezeichnung für einen wetterfesten Baustahl. Der Begriff setzt sich zusammen aus COR für «corrosion resistant» und TEN für «tensile strenght». Eigenschaft des in der (Landschafts-)Architektur hoch im Kurs stehenden Fassadenmaterials ist die sogenannte Sperrschichtbildung dank einer Legierung. Während beim unlegierten Stahl durch Wasser ein Oxidationsprozess ausgelöst wird, bei dem sich der Rost mit der Zeit von der Oberfläche ablöst, läuft der Prozess bei wetterfestem Baustahl anders ab: Der erste Schritt der Rostbildung verläuft gleich. Der Unterschied ist, dass die beim Rosten entstehenden Eisensulfate und Phosphoroxide mit den

Legierungselementen (Kupfer, Chrom, Nickel) basische Sulfate und Phosphate bilden. Diese komplexen Verbindungen bilden eine fest haftende, undurchlässige Sperrschicht zwischen Grundwerkstoff und bereits vorhandener Rostschicht. Der Prozess dieser Ausbildung dauert je nach Bewitterung 1,5 bis 3 Jahre. Wichtig ist dabei der Wechsel zwischen trockener und feuchter Witterung. Das Ästhetische dieses Materials ist die Färbung der Rostoberfläche. Sie reicht von Hellbraun, Braun bis Braunviolett. Die Ober fläche weist eine narbige Struktur auf. Wetterfester Baustahl ist 60 Prozent teuerer als herkömmlicher Baustahl, seine Lebensdauer ist praktisch unbegrenzt. (chh)

DER VOLKSMUND #07 «ESELSOHREN» Doch, doch! Sie haben schon richtig gesehen. Bei diesem Bauwerk handelt es sich in der Tat um das Pantheon in Rom. Ab 609 wurde das Bauwerk – gemäss literarischer Quellen von Hadrian als Tempel eingeweiht – zu einer Gedächtniskirche für Maria und alle Märtyrer (Santa Maria Rotonda). Nachdem 1270 über dem Pronaos (Vorhalle) ein Glockenturm errichtet worden war, liess Papst Urban später zwei von Bernini entworfene Glockentürme errichten. Diese wurden als «Eselsohren» verspottet und 1883 abgerissen.

Literatur

Josef Frank – Spaces Der 1885 in Baden bei Wien geborene Josef Frank zählt zu den bedeutenden europäischen Architekten des 20. Jahrhunderts und mit seinen Entwürfen von Textilien und Möbeln auch zu den bis heute wichtigen Gestaltern der Moderne. Der zunehmende Antisemitismus zwang Frank 1933 zur Emigration, zuerst nach Schweden, dann von 1939 bis 1947 in die USA. Das Buch ist seinen Einfamilienhäusern gewidmet.

Residential Towers

Architektur-Führer Iran

Modelling Daylight

Dabei werden die Entwicklungslinien innerhalb von Franks Entwürfen ebenso beleuchtet wie die Einflüsse, die sein Schaffen prägten, wie etwa das «Raumplan»Konzept von Adolf Loos, Ideen von Le Corbusier und Hermann Muthesius' Standardwerk «Das englische Haus».

Mit der zunehmenden Verdichtung der Städte gewinnt das Wohnen im Hochhaus an Relevanz. Eine Auswahl von 80 architektonisch beispielhaften Hochhäusern auf fünf Kontinenten ermöglicht ein vergleichendes Betrachten der unterschiedlichen Ansätze.

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Darin begibt sich der Autor und Architekt Thomas Meyer-Wieser anhand von knapp 300 Bauten und Projekten in Isfahan, Shiraz und Teheran auf Spurensuche nach der iranischen Architektur, die auf eine über 4000-jährige Kultur zurückblickt.

Durch die Attraktivität des elektrischen Lichts hat das Bewusstsein für die Grundlagen des natürlichen Lichts nachgelassen. Mit dem Handbuch fordert der Autor Giovanni Traverso auf, zurückzukehren zur Nutzung des Tageslichts.


PHOENIX

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An Weltausstellungen und internationalen Expos ermöglichen Plattformen, Aussichtstürme, Schwebe- oder Seilbahnen einen grandiosen Blick über das Gelände. Rotterdam hat sich zum 75. Jubiläum des Wiederaufbaus von MVRDV eine Treppe bauen lassen. «Die Treppe als starkes Element und Symbol des Jahrestages ermöglicht ganz andere und neue Blicke auf den nach dem Zweiten Weltkrieg rekonstruierten Stadtteil», sag Anout Estourgie von «Rotterdam celebrates the city!» Die Gerüstbau-Treppe eröffnet aber nicht nur eine Progression wechselnder Perspektiven. Mit ihr erreichen die Besucherinnen und

Besucher auch das Dach des Groot Handelsgebouw. Sobald man oben ist, steht man auf einer riesigen Plattform, die es einem ermöglicht, die gesamte Stadt zu überblicken. Auf dem Dach befand sich einst auch das Kino «Kriterion» aus den 1960er-Jahren, das eigens zum Jubiläum wiedereröffnet wird und eine grosse Bandbreite an Filmen, Debatten und Performances zeigt. «Ich war gewohnt, Rotterdam nach den Filmen von dieser Dachterrasse aus zu sehen; ein fantastischer Überblick», sagt Winny Maas von MVRDV. «Das Groot Handelsgebouw ist für mich zudem eines der besten Rekonstruktionsprojekte in den ganzen Niederlanden.

Aus diesem Grund verdient es auch das Zentrum für die Debatten und zukünftigen Schritte in Sachen Verdichtung zu sein.» Mit der 29 Meter hohen und 57 Meter langen Treppe, die sinngemäss von einem netzartigen, filigranen Baugerüst getragen wird, ist für Winy Mass das Wahrzeichen des Events «Rotterdam celebrates the City!» entstanden. Sie soll aber auch Symbol für die zukünftige Stadtentwicklung sein, die sich ähnlich wie eine zweite Haut über die Stadt legen wird. In diesem Sinn wünschen sich die Architekten die Treppe als ein permanentes Element im Stadtbild. (cch)

Bilder: De Trap Ossip van Duivenbode

NEUE SICHT AUF DIE STADT

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Mit der neuen Empfangshalle des Centraal Bahnhofs hat sich Rotterdam bereits 2014 ein neues innerstädtisches Wahrzeichen geschaffen. Dieses hat nun einen Sparringpartner erhalten. Die Treppe von MVRDV führt auf das Dach des Groot Handelsgebouw und ermöglicht einen Blick über das wieder aufgebaute Stadtzentrum und darüber hinaus.

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Gebäude: Panzerhalle, Salzburg/Österreich

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Nie wieder! Gedenkstätten und Rituale, die an die Zeit der Nazi-Diktatur erinnern, sind wesentlicher Bestandteil der europäischen Politik und Erinnerungskultur. Für Diskussionen sorgt das Wie, gerade auch heute. Eine Reflexion am Beispiel des Shoah-Denkmals in Bologna. Text: Christina Horisberger Bilder: Simone Bossi

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as Architekturbüro SET in Rom beschreibt das ShoahDenkmal für Bologna, das anlässlich des internationalen Holocaust-Erinnerungstages am 27. Januar 2016 eingeweiht wurde, so: «Das Denkmal besteht aus zwei symmetrischen Cortenstahl-Blöcken in der Grösse von je 10 mal 10 Metern. Sie bilden einen Durchgang, der sich von einer Weite von 1,6 Metern auf 80 Zentimeter verengt. Der Durchgang erzeugt so ein unmittelbares Gefühl der Unterdrückung.» Präsidiert hatte die Jury der amerikanische Architekt Peter Eisenman, der in Berlin das Holocaust-Mahnmal (2006) realisiert hat, anfänglich in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Richard Serra.

Räumliche Strukturen tragen in der Tat das Potenzial in sich, ja haben sogar die Macht, im Menschen ein Gefühl der Beklemmung, der Machtlosigkeit, der Angst oder des Grauens zu erzeugen. Wenn immer es um die Frage nach der «Architektur» von Holocaust-Gedenkstätten und -Mahnmalen geht, stellt sich immer auch die Frage, ob das Grauen das richtige Mittel ist, in uns die Verbrechen gegen die Menschlichkeit des Nazi-Regimes wachzuhalten, um das menschliche Leid für die Nachfahren für alle Zeit nachfühlbar zu machen. «Ja», ist der Historiker Wolfgang Benz, Vorsitzender des Beirats der Stiftung bayerischer Gedenkstätten, überzeugt. («Es braucht KZ-Gedenkstätten, um das Grauen zu spüren», in:

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Das ShoahMahnmal von Bologna von SET Architekten in Rom liegt am Kreuzungspunkt des neuen Hochgeschwindigkeitsbahnhofs und einer Strassenbrücke in Bologna.

Uneindeutiges Stelen-Feld Mehr Gräberfeld denn Mahnmal. Das ist die Kritik, die sich das «Denkmal für die ermordeten Juden Europas» (2006) in Berlin gefallen lassen muss. Entworfen hat es Peter Eisenmann, anfänglich zusammen mit dem amerikanischen Bildhauer Richard Serra, der später aus dem Projekt ausgestiegen ist, da es immer wieder verändert wurde.

Bild: Wikipedia / K. Weisser

www.sueddeutsche.de). Für den Historiker ist das Beschwören des «Nie wieder!» aber nur dann wirkungsvoll, wenn es eine individuelle Auseinandersetzung mit dem Grauen der NaziZeit gibt. «Dazu sind», so Wolfgang Benz, «vor allem Gedenkstätten notwendig, authentische Orte, an denen Historisches – Tat und Opfer, Verstricktsein und Teilhaben – anschaulich wird, an denen sich zeigt, was geschah.» Gedenkstätten sind für ihn «Lernorte» und «Räume der Erfahrung», das historische Geschehen rational und emotional begreifbar zu machen. Zu diesen Orten gehören die ehemaligen Konzentrationslager Dachau und Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen und viele andere Plätze. Sie sind heute zu klar umrissenen und enttabuisierten Orten auf der Landkarte unseres Erinnerns geworden, gerade durch den Umstand, dass wir in Europa unsere Schuld und Mitschuld anerkannt haben. Anerkannt haben, dass wir die Judenvernichtung hingenommen und teilweise auch, wie Wolfgang Benz sagt, «mitbetrieben haben». Wichtig ist aber auch die rationale Verortung, dass Erklärungen angeboten werden, damit eine persönliche Auseinandersetzung geschieht. Hier allerdings bemängelt Wolfgang Benz das Überangebot didaktischer elektronischer Hilfsmittel in Museen oder vor Ort, die statt Aufklärung zu bieten mitunter zum Selbstzweck verkommen. Das NS-Dokumentations-

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zentrum auf dem Salzberg in München oder Museen unterscheiden sich deshalb per se von den authentischen Orten der Erinnerung.

Problematik der Monumentalität In den letzten zehn Jahren sind zudem vielerorts Holocaust-Mahnmale entstanden, die nicht in direkter Weise von der Authentizität des Ortes leben und dennoch von der Idee beseelt und mit ihr gestaltet sind, mittels räumlicher Inszenierungen das Individuum emotional und unmittelbar in seinem tiefsten Innern zu erschüttern. Dass dies keine leichte Aufgabe ist, zeigte sich bereits am «Denkmal für die ermordeten Juden Europas» (so der offizielle Name des Mahnmals). Obwohl die labyrinthisch geordneten 2711 Stelen in verschiedener Höhe in einer angedeuteten Wellenbewegung Verlorenheit und Unsicherheit erzeugen sollen, bleibt das Mahnmal in der allgemeinen Wahrnehmung als etwas Uneindeutiges in Erinnerung. Es könnte ebenso Soldatenfriedhof sein wie auch eine künstlerische Installation «ohne Bedeutung». (Peter Eisenman: «This is a place of no meaning.») In dieser Uneindeutigkeit bleibt es dem Besucher überlassen, darin zu sehen, was er sehen will. Es bleibt ihm überlassen, ob er sich emotional ins Labyrinth einlässt oder die Betonquader als Picknickfläche «missbraucht». Die symbolischen Bezüge (zum Beispiel Grau für die


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Der Weg erzeugt ein unmittelbares Gefühl der Unterdrückung: Die leeren Boxen stellen die Zellen der Schlafsäle in den Konzentra-

Die leeren, rostenden Fächer haben ein Mass von 1,80 mal 1,25 Meter: als symbolische Schlafstätten der vernichteten Juden in den Konzentrationslagern.

tionslagern dar.

Unsterblichkeit der Seele repräsentiert, indem wir im Hier und Jetzt an den oder die Verstorbenen gedenken. Doch lässt sich die massenhafte Vernichtung Abertausender Juden und «Andersartiger» durch ein Stelen-Monument vergegenwärtigen? Oder anders gefragt: Liegt das Wesen dieses Mahnmals nicht eher in der Würdigung der Toten jenseits der Frage der Verantwortung für das «Nie wieder»? Ein Ort also, der die Toten ehrt, aber zugleich auch einen Akt der Versöhnung darstellt?

Bild: Wikipedia / nvisigoth67

Asche der verbrannten Juden) sind nicht selbst erklärend, und Erklärungen vor Ort gibt es offensichtlich nicht. Der universelle oder deutungsoffene Charakter des Stelen-Feldes enthüllt eine Problematik der Repräsentation und der Ästhetik des Mahn- oder Denkmals, mit der sich bereits die Architektur der Moderne kritisch auseinandergesetzt hat. In seinem Essay «The End of the Monument in Germany» (in: Harvard Design Magazine 2009) nimmt James E. Young indirekten Bezug auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin, indem er die provokative Eingabe des Künstlers Horst Hoheisel erwähnt. Dessen Vorschlag: Das Brandenburger Tor sprengen, den Stein zermahlen und ausstreuen und danach das gesamte Gelände mit Granitplatten belegen. «Wie könnte man besser an die Zerstörung von Menschen erinnern als mit der Zerstörung des Siegesmonuments [der Täter, Anm. d. Red.]», kommentiert James E. Young. Das Projekt von Horst Hoheisel eröffnet eine Diskussion über die symbolische Macht des Monuments aus Stein. Vor diesem Hintergrund zitiert Young den Architekturkritiker Lewis Momford, der schrieb: «Stein gibt eine falsche Vorstellung von Kontinuität, eine trügerische Versicherung von Leben.» Ein aus Stein gebautes Monument ist demnach auch eine heroische Repräsentation von Erinnerung. Dies gilt auch für das steinerne Grabmal, das die

Emotionale Verdichtung Wenn wir uns das Shoah-Monument in Bologna vor Augen halten, das zehn Jahre später realisiert wurde, dann mag die städtebauliche Setzung durchaus im traditionellen Kanon eines Monuments – eingemittet und leicht erhöht auf einem Platz – erscheinen. Im Innern allerdings kehrt sich das Bild. Die rostenden, leeren Stahlboxen, der unebene Kieselsteinweg, die klaustrophobische Enge im Verhältnis zur Höhe sowie die hallende Akustik verschmelzen mit schmerzhaften Erinnerungsbildern an die Vernichtungsmaschinerie der NS-Schergen. Die unmittelbare Enge unterwandert eine emotionale Distanziertheit. Das Shoah-Mahnmal verfolgt durch seine «monumentale» Präsenz im Stadtraum – neben dem neu gebauten Hochgeschwindigkeitsbahnhof von Bologna – zum

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Bibliothek mit leeren Büchern Das Monument der Bildhauerin Rachel Whiteread wurde auf dem Judenplatz in Wien realisiert. Es gedenkt der vermissten Juden in Österreich. Initiiert wurde das Projekt 1996 von Schriftsteller Simon Wiesenthal. Es zeigt eine nach aussen gekehrte Bibliothek mit namenlosen Büchern – als Sinnbild für die Leere, die der Holocaust hinterlassen hat.


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Eine Ambiguität prägt das Shoah-Denkmal: Majestätisch überragt es das Geleisfeld, zugleich verweist es auf die Bahngleise und damit auf die «Juden-Rampe» in Auschwitz.

SS-Haus unter Glas In diesem Haus in Westerbork (NL) wohnte SS-Kommandant Albert Konrad Gemmeker, Verantwortlicher des Konzentrationslagers Westerbork. Indem Oving Architecten das Haus in eine riesige Glasvitrine stellten, wird es zu einem konservierten Objekt gegen die Vergänglichkeit. Zugleich wirkt es aber wie ein kontaminierter Ort, der unter Quarantäne gestellt ist. Ein wirkungsvolles Mahnmal.

einen eine traditionelle Rhetorik. Im Innern offenbart sich das Drama der Geschichte mittels emotionaler Momente, die keiner Didaktik bedürfen. Die Nähe des Bahnhofs ist zum anderen eine weitere Ebene der assoziativen Verdichtung des Grauens, die durch die Ausrichtung des Monuments, durch den Schotterweg und das rostende Material anklingt: Sie soll an die «JudenRampe» erinnern, den Güterbahnhof bei Auschwitz-Birkenau, wo die deportierten Juden «ausgeladen» und «ausgesondert» wurden. Wenn man weiss, das Italien sehr lange einen recht unreflektierten Umgang mit der eigenen Geschichte während des Nationalsozialismus hatte, ist das Mahnmal in Bologna ein wichtiges Zeichen des Schuldbewusstseins.

Die inszenierte Abwesenheit

Bild: Susan Schuls

Im Umgang mit der Erinnerung an den Holocaust zeichnen sich also unterschiedliche Erinnerungskonzepte ab: Es gibt da die Würdigung der Toten und Getöteten an einem «Ort monumentaler Stille», die gleichsam aber auch die Unsterblichkeit des Menschen und damit des Glaubens bedeutet. Das symbolische Reinszenieren der Tragödie des Völkermordes, das die Anerkennung einer Schuld durch die Verursacher bedingt, erfordert «heftigere» Strategien gegen das Vergessen. Auch das Genre des Holocaust-Films kennt diese beiden Perspektiven:

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Die ästhetische Monumentalität in Schindler’s List (1993) auf der einen Seite und auf der anderen die klaustrophobische Kameraführung in «Son of Soul» (2015), die sich des Mittels der Unschärfe bedient, um dem Betrachter die Kontrolle über eine rationale Distanzierung zu entziehen und den Fokus auf das Hören zu lenken, das in seiner Unmittelbarkeit stärker ist als das Sehen. Und dann gibt es da noch die weitere Form des Mahnmals, die sich der Strategie der «Abwesenheit» und des Erzeugens von Leerstellen widmet. Jener Leerstelle, die ein Völkermord in einer Kultur hinterlässt. Diesen Umgang mit dem Holocaust beschreibt James E. Young in seinem Essay unter anderem am Beispiel des Holocaust-Denkmals der englischen Bildhauerin Rachel Whiteread auf dem Judenplatz in Wien. Sie kehrte in ihrem Steinquader quasi die Bibliothek als Ort der Weisheit und des Wissens nach aussen und zeigt auf der Aussenseite anonyme Bücherreihen. Damit hat sie nicht Bilder der Zerstörung heraufbeschworen, sondern zeigt eine «schreckliche Leere» (James E. Young), welche die Auslöschung des jüdischen Volkes in der europäischen Kultur hinterlassen hat. Angesichts neofaschistischer Tendenzen und politischer Radikalisierungen stellt sich aber auch die Frage, ob das Bewusstmachen des Grauens nicht gerade heute wichtiger ist denn je! Damit das «Nie wieder!» wahr bleibt.


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Palmyra im Kreuzfeuer

Bild: Mikhail Voskresenskiy / Keystone

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Während sich die einen für einen schnellen Aufbau Palmyras engagieren, plädieren andere für einen behutsamen Umgang mit der Kulturerbestätte. Politisches Kalkül stehe weit über dem archäologischen Interesse, kritisiert die Historikerin Annie Sartre-Fauriat. Interview: Sabine Oelze (Copyright: Deutsche Welle) Redaktion: Christina Horisberger

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as syrische Unesco-Weltkulturerbe, die Ausgrabungsstätte Palmyra, wurde im vergangenen Winter von der Regierung Assad mithilfe russischer Streitkräfte zurückerobert. Der kriegerische Belagerungszustand, zuerst durch die syrische Armee, dann durch den sogenannten «Islamischen Staat» hat der bedeutenden Ausgrabungsstätte enormen Schaden zugefügt. Seit Längerem wird über den Wiederaufbau debattiert. Russische Forscher wollen dabei die Unesco unterstützen. Warum dies ein Fehler ist, sagt die französische Historikerin Annie Sartre-Fauriat im folgenden Interview, das Sabine Oelze von der «Deutsche Welle» Anfang Juni mit der SyrienExpertin geführt hat. (Originaltitel des Interviews: Syrien-Expertin über Palmyra: «Die Unesco lässt zu, dass die Russen den Kurs bestimmen.»)

eingeladen wurden, die sich mit ihrer eigenen Meinung zurückhalten, die der Unesco nichts entgegensetzen. Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass der Einsatz der Unesco in Syrien eine Enttäuschung ist. Ich hätte mir gewünscht, dass die Unesco dort eine klare Position bezieht, was die Restaurierung des Welterbes Palmyra angeht. Schliesslich haben die meisten Experten dazu geraten, nichts zu überstürzen in Palmyra.

Die russische Regierung will die Unesco dabei unterstützen, Palmyra wieder aufzubauen. Was halten Sie von diesem Vorschlag? Ich halte nichts davon. Erstens, weil die Russen noch nie in Palmyra vor Ort ernsthaft geforscht haben. Weder als Archäologen noch als Historiker noch sonst wie. Meiner Meinung handelt es sich um ein politisches Manöver. Wladimir

Putin hat Baschar al-Assad nur geholfen, Palmyra zurückzuerobern, um sich selbst als Retter feiern zu lassen. Das AssadRegime hat davon gerne Gebrauch gemacht. Mir macht das grosse Sorgen, weil die Russen nicht fachkundig sind. Ihnen fehlt die Expertise, um die nötige Sorgfalt walten zu lassen und die Welterbestätte behutsam zu restaurieren.

Warum lässt sich Irina Bokova, Generaldirektorin der Unesco, ausgerechnet von Russland helfen? Sie müssen wissen, dass es sich um eine brisante und hoch politische Situation handelt. Irina Bokova wurde von Bulgarien als Nachfolgerin Ban Ki Moons als UN-Generalsekretärin nominiert. Sie gilt als Top-Kandidatin für den höchsten Posten im Weltsicherheitsrat. Dafür braucht sie Hilfe aus Moskau. Aber auch

«[...] Annie Sartre-Fauriat kennt Palmyra von zahlreichen Aufenthalten und Forschungen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, Maurice Sartre, hat sie Mitte Mai in Frankreich ein Buch herausgegeben: «Palmyra: Wahrheit und Legenden». In erster Linie kritisiert sie, dass die Eremitage in St. Petersburg den Wiederaufbau federführend leiten soll, obwohl Russen so gut wie nie eine archäologische Forschung vor Ort durchgeführt haben.

Annie Sartre-Fauriat, Sie sind Historikerin und Expertin für die syrische Antike, gehören zu einer Expertengruppe der Unesco, die sich um die syrischen Weltkulturerbestätten kümmert, aber Sie wurden zu der Konferenz in Berlin nicht eingeladen. Warum? Meiner Meinung nach geht es der Unesco bei dieser Konferenz nur darum, zu zeigen, dass sie etwas unternimmt. Ich fürchte, dass nur Wissenschafter

Bild: Mikhail Voskresenskiy / Keystone

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PHŒNIX

ihren Posten als Generaldirektorin der Unesco verdankt sie zu grossen Teilen der Unterstützung Russlands. Deshalb will sie sich die Russen auf keinen Fall zum Gegner machen. Dabei verstrickt sie sich in Widersprüchlichkeiten: Mal sagt sie, Palmyra dürfe nicht zu schnell wieder aufgebaut werden. Mal lässt sie die Russen machen, was sie wollen. Durch ihren persönlichen Ehrgeiz, Karriere als UN-Generalsekretärin zu machen, sind ihr die Hände gebunden.

Haben Sie Angst, dass die Unesco ihre Neutralität verliert? Die Unesco hat zugelassen, dass die Russen den Kurs vorgeben, wie mit Palmyra umgegangen wird. Es gibt dort keine seriöse archäologische Vorgehensweise: Zuerst müsste man den Ort sichern, eine gründliche Bestandsaufnahme machen, die Funde nummerieren. Aber, was machen die Russen? Sie installieren ein Militärlager mitten in der Wüstenstadt. Und sie veranstalteten als PropagandaCoup für deren «Befreiung» ein Sinfoniekonzert im römischen Amphitheater von Palmyra, für das sie Hunderte Menschen dorthin einfliegen liessen. Haben Sie Angst, dass die archäologischen Funde noch weiter zerstört werden? Gerade dieser Teil, in dem das russische Militärlager errichtet wurde, ist bereits stark von vorhergegangenen syrischen Manövern in Mitleidenschaft gezogen: Die Armeefahrzeuge haben Furchen in den Boden gezogen, Steine verschüttet, einen Weg ausgehoben. Ausgerechnet hier, in der nördlichen Nekropole, gäbe es noch viele archäologische Ausgrabungen zu machen. Stattdessen wird dort schon

wieder geplündert und zerstört. Die Unesco schreitet nicht ein, sie löst keinen Druck auf die Russen aus, dort vorsichtiger zu sein. Zum Beispiel hätte die Unesco dafür sorgen können, dass sich die Russen irgendwo in der Wüste mit ihrem Militär niederlassen, da hätten sie keinen Schaden anrichten können. Auch die zahlreichen Menschen – Touristen, Soldaten, Journalisten –, die bereits in Palmyra durch die antiken Ruinen spazieren durften oder auf den Steinen herumkletterten, all diese Menschen richten weitere Zerstörungen an.

Warum greift die Unesco nicht ein? Die Unesco hat keine Möglichkeiten und schlicht kein Interesse, etwas dagegen zu unternehmen. Sie ist ein Spielball von Baschar al-Assad und den Russen. Palmyra wird politisch instrumentalisiert. Als Palmyra aus den Fesseln des «Islamischen Staates» zurückerobert wurde, sprachen die Russen von einer «Befreiung». Sie haben Palmyra keinesfalls «befreit»! Sie haben nur eine Armee gegen eine andere ausgetauscht. Zuerst hat die syrische Armee Palmyra verwüstet, dann wütete dort der sogenannte «Islamische Staat», und nun scheint beim Wiederaufbau einiges schiefzugehen? Ich sage, was ich sehe: Die Russen haben dort eine Militärbasis errichtet und schicken Patrouillen herum, statt die antiken Ausgrabungsstätten abzuriegeln und niemanden hereinzulassen, der dort nichts zu suchen hat. Natürlich müssen dort Minen entfernt werden, aber es müssen endlich Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, damit nicht jeder einfach dort herumlaufen kann.

Das Ausmass der Zerstörung der Kulturgüter ist auch im Innenhof des Museums von Palmyra offensichtlich.

Bild: Sergei Chirikov / Keystone

FORUM

Das klingt alles sehr pessimistisch. Ist Palmyra überhaupt noch zu retten? Es ist nicht alles zerstört worden. Vom Baal-Tempel, einem der schönsten Bauwerke Palmyras, der zum Teil gesprengt wurde, gibt es noch einige höher gelegene Blöcke, die gut erhalten sind. Vielleicht kann man die wieder aufrichten. Aber ehrlich gesagt: Ich weiss nicht, wie man den Baal-Tempel restaurieren soll. Ich bin dafür, die Stätte so zu lassen, wie sie ist. In unserem letzten Interview* sprachen Sie davon, dass Palmyra durch den Wiederaufbau eine Art «Disneyland« werden könnte. Ich habe Angst, dass die Russen und die Syrer ein Palmyra errichten wollen, wie es früher einmal war. Aber: welches Früher? Zwangsläufig wird es eine Kopie, eine schlechte Kopie. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftern habe ich kürzlich eine Petition unterschrieben gegen eine zu schnelle und unüberlegte Restaurierung von Palmyra. Statt eine schlechte Kopie zu schaffen, sollte man das Geld lieber nutzen, um die noch nicht erforschten Orte von Palmyra weiter auszugraben. Das wäre interessanter, als ein Disneyland zu schaffen. So kämen neue Seiten der Geschichte ans Licht. Das ist nicht nur meine Meinung, sondern die von vielen weiteren Forschern, die die Warschauer Petition unterzeichnet haben. Palmyra ist ein Symbol, das die Russen und Baschar al-Assad bestens für sich zu nutzen wissen. Sie verfolgen dort ihre politischen Interessen, um sich als Befreier feiern zu lassen. Es geht nicht um den Schutz der archäologischen Ausgrabungen. Das sehen Sie auch daran, dass Wladimir Putin dort ein Konzert veranstaltet hat. Mitten in einer archäologischen Welterbestätte – ohne Rücksicht auf Verluste –, und was noch schlimmer ist: Während in anderen Städten Krankenhäuser bombardiert wurden. Das ist obszön!» * Dieses Interview ist nachzulesen auf: www.dw.com

Quelle: AP Sana / Keystone

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Das Sinfoniekonzert im römischen Amphitheater von Palmyra: für Annie Sartre-Fauriat ein PropagandaCoup.


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Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Der lange Schatten (um 1850), Aquarell

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Melancholie

in der Architektur

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Melancholie ist ein Gemütszustand tiefer innerer Verstimmung, die eine Aufhebung des Interesses an der Aussenwelt mit sich bringt! Um sie darzustellen, hat der Maler Tischbein sie zum Beispiel als langen Schatten in ein Zimmer projiziert. Und wie macht das die Architektur?

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Cimitero San Cataldo Der Friedhof San Cataldo des italienischen Architekten Aldo Rossi ist ein solcher Ort. Ein abstrakter Häuserblock mit quadra­ tischen Fensteröffnungen dominiert, losge­ löst von jeglichem Massstab und jeglicher inhaltlichen Bestimmung, die Anlage. Mit seiner Volumetrie eines Würfels genügt er sich selbst und stellt das Raster über die Qualitäten des Ortes. Dadurch scheint das Gebäude wie ein Fremdkörper vom Himmel gefallen zu sein, ohne einen konkreten Bezug zu seiner Umgebung herzustellen.

bemalte Wände, hängende Waschbecken, zerquetschte Rohre, ausgelöschtes Leben; ich

Text: Nadine Kahnt Bilder: Nuno Cera

prechen wir von Melancholie, schwin­ gen Worte wie Weltschmerz, Verlust, Wehmut und Traurigkeit mit. Im por­ tugiesischen «Saudade» drückt sich sogar eine ganze kulturelle Haltung aus, die sich auf dieses tiefe nostalgische Gefühl der Melancholie bezieht: einerseits, etwas Geliebtes verloren zu haben, und anderer­ seits, das unterdrückte Wissen, die Sehn­ sucht nach dem Verlorenen niemals stillen zu können. Während die Melancholie die bildende Kunst, die Literatur und die Musik über Epochen hinweg beeinflusste und zwischen unterschiedlichen Deutungen schwankte, war die Präsenz in der Architek­ tur immer nur latent vorhanden, aber nie als eigenständige Ausdrucksmöglichkeit benannt worden. Architektur kann aber durch ihre Zerstörung oder ihren Verfall ein Verlustgefühl hervorrufen, das durch seine blosse Präsenz das Verloren gegan­ gene geradezu veranschaulicht. Aber kann es auch von vornherein in der Architektur angelegt sein?

Ich sah bunt

Zwischen 1971 und 1978 erbaut, ist jedes einzelne Gebäude auf so drastische Weise auf seinen geometrischen Archetyp redu­ ziert, dass es theoretisch ebenso gut ein Wohnhaus, ein Bürogebäude oder ein Lagerhaus sein könnte. Da der Architektur aber der Akt der Konstruktion gewisser­ massen von Natur aus innewohnt und nicht der der Zerstörung, hat Rossi den Friedhof in Modena einfach als unvollendetes Werk stehen lassen. Dadurch gelingt es ihm, abgesehen von der reduzierten Formensprache, ebenso gut die Anwesenheit des Abwesenden zu repräsentieren. Durch die entstandene materialisierte Leere kann Verlust oder Melancholie hauptsächlich und letztlich ähnlich wie in der bildenden Kunst nur durch Allegorien, deren Interpretation immer auch vom Auge des Betrachters abhängt, hervorgerufen werden. Durch seine Unvollkommenheit trägt die gebaute Architektur, wie der Würfel, damit neben ihrer rein formalen und mate­ riellen Struktur alternative Bedeutungs­ ebenen in sich – ähnlich wie bei erhalten gebliebenen Ruinen, die ihre Poesie erst durch ihre Zerstörung erlangt haben.

Typologie der Vergangenheit Mit dem Bau« San Cataldos» begann sich in Rossis theoretischem wie praktischem Werk die Haltung des Unvollkommenen mit sei­ ner archaischen Architektur­Sprache zu ver­ binden und damit eine ganz eigene «Typo­ logie der Vergangenheit» zu manifestieren. Nach Aldo Rossi scheinen alle Häuser, ob es sich dabei um Häuser der Kindheit oder

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konnte mir sofort das Gefühl und das leise Unbehagen in den zerstörten Wohnungen vorstellen. Seitdem verfolgt mich das «Projekt des Inneren». Aldo Rossi


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FORUM Auf den geometrischen Archetyp des Würfels reduziert, kann der abstrakte Häuserblock mit seinen quadratischen Fensteröffnungen ebenso gut ein Wohnhaus, ein Bürogebäude oder ein Lagerhaus sein. Es wirkt von jeglichem Massstab und jeglicher inhaltlicher Bestimmung losgelöst.

des Todes handelt, ein Abbild des Lebens zu sein und das Sterben wie die Geburt als integrativen Bestandteil des Lebens zu interpretieren. Deshalb ist der Würfel in «San Cataldo» eben jene Gebäudeform, in welcher sich neben dem Leben (= konstruie­ ren) auch der Tod (= zerstören) manifestie­ ren kann. Sachlich und monumental kündet er von der inneren Melancholie, etwas Geliebtes verloren zu haben. Umgekehrt gemahnt er uns aber auch an unsere eigene Vergänglichkeit. Aldo Rossi war sich dieser Vergänglichkeit wohl bewusst. Insofern drückt «San Cataldo» eine sehr persönliche, eigene innere Verstim­ mung über das unausweichliche Vergehen von Leben aus. Diese Unruhe prägte sein Schaffen und sein Bewusstsein, dass immer unvollkom­ mene, unverrichtete Projekte zurückblei­ ben werden. Dieses Gefühl des Unvollkom­ menen ist letztlich für Rossi wie auch für uns der Antrieb für das eigene Schaffen – bei Rossis Friedhof in Modena wird es erst­ mals zum bestimmenden Faktor innerhalb seines Werks.

Das unbewohnte Haus Die Präsenz des Nichtpräsenten kann also tatsächlich, wie «San Cataldo» in Modena zeigt, von vornherein in der Architektur angelegt sein! Ähnlich wie bei anderen bil­ denden Künsten, kann sie mittels allegori­ scher Bezüge der Melancholie durchaus Ausdruck verleihen. Zu Lebzeiten schaffen

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wir uns Häuser, um uns voneinander und von unserer natürlichen Umwelt abzugren­ zen und Schutz und Intimität zu finden. Wenn diese Architekturen irgendwann ein­ mal unbewohnt sein werden, bleibt die Struktur als permanente Konstante in der Welt zurück. Rossis Würfelhaus in Modena kündet von diesem längst vergangenen Leben und gibt uns vor, ein solches Haus der verstorbenen Seelen zu sein. Wenn die Geschichte als unweigerliche Referenz der Architektur auftritt, dann muss der Tod auch unweigerlich in einen Bezug zum Leben gestellt werden. Diesem Vorsatz entsprechend wählte Rossi für den Friedhof den umgekehrten Weg, der Ver­ storbenen zu gedenken. Denn im Gegensatz zu einem Grabstein, den man als Verkörperung der verstorbenen Seele interpretieren könnte, wird die erzeugte Leere in Rossis Würfelhaus schein­ bar von der verstorbenen Seele erfüllt. Der Friedhof San Cataldo ist also gebaute, ver­ ortete Melancholie, der die innere Schwer­ mut über das Verloren gegangene jedes Einzelnen nach aussen trägt. Der Artikel beruht auf dem Buch «Melancholy and Architecture on Aldo Rossi» des portugiesischen Architekten Diogo Seixas Lopes (1972 – 2016). Er gilt in seiner Heimat als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Denker der portugiesischen Architektur. Sein Werk ist 2015 im Verlag Park Books in Zürich erschienen.


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Das Recht lebt weiter nach dem Tod!

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Die «Capella dei Morti» auf dem Gotthardpass diente bereits im 16. Jahrhundert als Beinhaus für tödlich verunglückte Reisende.

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Text: Walter Maffioletti

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as Recht spielt beim Bauen eine immer wichtigere Rolle, was sich in langen und komplexen Verfahren widerspiegelt. Auch die wachsende Anzahl von Baujuristen, die nicht erst bei gericht­ lichen Auseinandersetzungen zum Einsatz kommen, sondern oft schon, bevor der Ent­ scheid der Werkplanung getroffen wurde, zeugt davon. Gleichzeitig ist das Spektrum der Gebäudetypologien so breit wie die Bedürfnisse der Menschen, die darin unter­ gebracht sind: Villen, Häuser, Hotels, Ein­ kaufszentren, Spitäler usw. Diese Liste liesse sich beliebig erweitern. Und selbst der Tod steht – genauso wie das Leben – in engem Zusammenhang mit der Architektur. Für einmal geht es hier aber nicht um den Tod der Architektur, der je nach Ort mehr oder weniger spürbar ist. Vielmehr ist die Rede von der «Architektur des Todes», die – wie die «Architektur des Lebens» auch – an unterschiedlichsten Orten dieser Welt wahr­ nehmbar ist. Der Autor dieser Zeilen spürte sie in seinem bisherigen Leben am stärksten auf dem «Père­Lachaise», dem grössten Friedhof von Paris.

Von Paris mit einer gedanklichen Volte auf den Gotthard hinauf «Père­Lachaise» ist anscheinend die welterste als Parkfriedhof angelegte Begräbnisstätte und trumpft mit viel Prominenz auf: Apolli­ naire, Balzac, Molière, Jim Morrison und Monsieur Peugeot liegen hier begraben ebenso wie der legendäre Stadtplaner Geor­ ges­Eugène Haussmann, dem wir das heutige Bild der Lichterstadt zu verdanken haben. Wer hier durchspaziert, kann sich dem Binom Tod und Architektur nicht entziehen. So erstaunt es nicht, wenn ein durch die Alleen dieses prominentesten Friedhofs von Paris schlendernder Anwalt mitunter auch ohne das obligate Gläschen Ricard auf dumme Gedanken kommt, wie zum Beispiel auf die Idee der Überlegenheit des Rechts über den Tod. Oder anders gesagt: Das Recht lebt weiter nach dem Tod! Und siehe da, «Père­Lachaise» verdankt sein Dasein tatsäch­ lich der Juristerei: Im 19. Jahrhundert wur­ den nämlich aufgrund eines Erlasses

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Bild: Aldo Maffioletti

mehrere kleinere Friedhöfe innerhalb der Stadtgrenzen von Paris geschlossen, da der ewige Schlaf nur noch vor den Toren der Stadt erlaubt war. Bemerkenswert: Die Auf­ sicht wurde damals neu in die Kompetenz der Gemeinde gelegt und nicht mehr in jene der Kirche. An der Grenze des 11. und des 20. Arrondissements entstand so eine symboli­ sche Gräberstätte, die bis heute Zeichen setzt und Erinnerungen aufleben lässt. Paris reimte sich schon immer auf Mo­ narchie, und so ist der Sprung zum «König der Alpen», dem Gotthard, nur ein kurzer. Die Gedanken des Autors schweben hinauf zum Hospiz des Gotthardpasses mit seinen 2016 Höhenmetern: Vor seinem ewigen Schlaf im «Père­Lachaise» genoss Honoré de Balzac hier oben einmal seine Nachtruhe. Und auch auf dem Gotthard ist die Bezie­ hung zwischen Tod und Architektur inten­ siv erlebbar, und zwar in Form einer Toten­ kapelle, die über einer Felsspalte thront und für manch verunglückten Reisenden – oft unbekannter Identität und Religion – zur letzten Ruhestätte wurde. Die Kapelle ist in ihrer Einfachheit ein ebenso wertvolles bauliches Zeugnis wie der viel grössere «Cimetière Père­Lachaise» und zeigt trotz ihrer geringen Grösse exem­ plarisch, wie der Tod seit je die Aufmerksam­ keit von Planern und Bauleuten weckte. Und siehe da, auch der «Cappella dei Morti» (= Totenkapelle), wie die Kapelle auf dem Gotthard offiziell heisst, liegt das Recht zugrunde: Im Jahr 1577 befahl der Heilige Carlo Borromeo den Einwohnern von Airolo, den kleinen Sakralbau in Ordnung zu brin­ gen, weil er offen war und einen Blick auf die menschlichen Gebeine bot. Doch die Bergler aus der Gemeinde, in welcher der Autor Bür­ ger ist, liessen sich nicht beeindrucken. Die Kapelle blieb im ursprünglichen Zustand, sodass der Cousin von Carlo Borromeo, Kar­ dinal Federico, 25 Jahre später am Gebäude vorbeikam und alles andere als «amused» war beim Anblick der aufgebahrten Leichen, die der Gier respektive dem Fresstrieb der Tiere ausgesetzt waren und deren verwesende Reste in einen Bach fielen, der bis heute in den Ticino mündet …


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Tanya Hasler

Von Aufbahrungsorten wie Zürich, Bellinzona oder Vrin

Walter Maffioletti

ist Rechtsanwalt und Mitglied der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS). Er spezialisierte sich an der Uni Freiburg auf Bau- und Immobilienrecht und ist beratend und prozessierend bei Vialex Rechtsanwälte in Zürich und Lugano tätig. Zudem wirkt er als Dozent und Referent an diversen Ausbildungsstätten und ist Mitherausgeber des Handbuchs zum Bauwesen.

Das Recht tangiert den Tod. Bis vor einigen Jahren war es zum Beispiel gang und gäbe, dass Verstorbene zu Hause aufgebahrt wurden. Heute ist dies zur Ausnahme geworden, aber in der Stadt Zürich bis zur Dauer von drei Tagen immer noch erlaubt. Von der Wichtigkeit des Rechts und den Entwicklungen im besagten Bereich zeugt auch Zürichs kantonale Gesetzgebung. Die bis Ende 2015 geltende Bestattungsverordnung datierte von 1963. Und seit diesem Jahr ist eine Neue in Kraft, die in der Kantonsverfassung und im Gesundheitsgesetz verankert ist. Geregelt werden Zuständigkeiten (Gemeinden sind für den Vollzug zuständig), Grundsätze (Ruhefrist von 20 Jahren) und Bestimmungen über Friedhöfe, Grabplätze, Grabzeichen und Grabunterhalt. Die gesellschaftlichen Entwicklungen im Umgang mit dem Tod beeinflussen selbstverständlich auch die architektonische Komponente, und die Planung von Bauvorhaben im Zusammenhang mit dem Tod ist heute gleich gelagert wie bei anderen weltlichen Projekten. In Bellinzona wurde diesen Frühling auf private Initiative hin mit der «Casa funeraria» ein in seinen Dimensionen amerikanisch anmutendes Zentrum für Bestattungsprodukte und -dienstleistungen eröffnet. Das Gebäude verfügt über eine Fläche von sage und schreibe 3000 m² und unterscheidet sich aus juristischer Sicht kaum von einem «normalen» Einkaufszentrum. Andererseits sind jedoch oft ganz andere Herausforderungen zu meistern, insbesondere wenn der Umgang mit bestehender Substanz vorausgesetzt wird: Die Aufbahrungshalle im urbanen Sihlfeld von Bosshard Vaquer zeugt auf überzeugende Art davon. Dass aber die «Architektur des Todes» weder Paris noch Zürich braucht, um Zeichen zu setzen, davon zeugt die berühmte «Stiva da morts» (= Totenstube) von Gion A. Caminada in Vrin, einem kleinen Dorf in den bündnerischen Bergen. Auch dort war es über Jahrhunderte Tradition, die Verstorbenen zu Hause aufzubahren. Mit der «Stiva da morts» erhielt das Dorf einen Aufbahrungsraum, der die Synthese zwischen privater Stube und öffentlichem Raum schafft.

Fazit Orte der Erinnerung können überall sein, am Seeufer, auf einem Berg oder in der Mitte des Meeres. Sie brauchen aber nicht einmal mit einem mehr oder weniger gewaltigen Bau in Verbindung gebracht zu werden, damit das Recht zur Anwendung kommt: Ohne Bewilligung sind weder das Verstreuen von Asche auf dem stark frequentierten Uetliberg Kulm noch eine Waldbestattung erlaubt. Oder anders ausgedrückt: Das Recht überlebt den Tod.

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LÜFTUNGSFENSTER Immissionsgrenzwerte sind an allen Fenstern lärmempfindlicher Räume gemäss Lärmschutzverordnung einzuhalten. Eine wesentliche Reduktion ist nicht möglich, wenn die Lärmschutzmassnahmen nur an einzelnen Fenstern umgesetzt werden. Dieses neue Urteil des Bundesgerichts steht im Widerspruch zur «Lüftungsfensterpraxis» der meisten Kantone, gemäss der es genügt, wenn jeder lärmempfindliche Raum über mindestens ein Lüftungsfenster auf der lärmabgewandten Ostfassade verfügt. Das Thema wird für weitere Debatten sorgen, nicht zuletzt im Bundeshaus. (1C_139_ 2015 vom 16. 03. 2016)

URHEBERRECHT Das Bundesgericht bestätigt die bisherige Rechtsprechung und die herrschende Lehre: Ein Bauherr darf ein bestehendes Haus unter Vorbehalt der Verletzung der Urheberpersönlichkeitsrechte des Architekten – beispielsweise durch Verunstaltung – frei verändern. Im vorliegenden Fall ging es um den Unwetterschutz einer Villen-Terrasse. (4A_675/2015 vom 19.04. 2016)

BAURECHT FÜR PLANER

Der Schweizerische Ingenieurund Architektenverein SIA organisiert am 28. September in Zürich ein eintägiges praxisgerichtetes Baurechtskolloquium für Planer. Ziel ist eine interdisziplinäre Standortbestimmung zu den Hauptrisiken bei Planerverträgen, zu den Haftungen, zum Vorbeugen und Bewältigen von Streitigkeiten und zur Kommunikation bei Auseinandersetzungen – mit einer Übersicht der aktuellen Rechtsprechung und der Gesetzgebung. Referenten sind Juristen und Planer. http://www.sia.ch/de/dienstleistungen/sia-form/detail/event/3416/


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Text: Nadine Kahnt    Pläne: Johan Celsing Arkitektkontor, Stockholm    Bilder: Ioana Marinescu, London, Erik Hugoson, Stockholm

Als der Glaube an die Existenz einer jenseitigen Welt verschwand, begann man den Tod als lebenszerstörend zu fürchten. Als Reaktion darauf band man die Friedhöfe stärker in die Landschaft ein. Einer der beeindruckendsten ist der Waldfriedhof in Stockholm. Er erhielt 2013 ein zweites Krematorium. Können wir dem Tod dort wirklich ohne Furcht in die Augen blicken?

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Bild: Erik Hugoson

Die nordische Landschaft besitzt eine alle menschlichen Eingriffe ausgleichende Grösse. Das neue Krematorium ordnet sich als «Stein im Wald» dieser Natur unter.


Der Tod ist ebenso wie die Geburt ein Geheimnis der Natur, hier Verbindung, dort Auflösung derselben Grundstoffe. Marc Aurel Nur scheinbar wendet sich der Weg vom Gebäude ab, während er die Trauernden zum überdachten Vorplatz führt, der unbemerkt den Übergang markiert.

Bilder: Ioana Marinescu

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ber den Tod denken wir Lebenden nur ungern nach. Der Friedhof ist zu einem Ort für uns Lebende geworden, an dem wir uns – in welcher Form auch immer – von unseren Toten «verabschieden» und uns an sie erinnern können. Aber wir begreifen den Tod seit der Aufklärung kaum noch als Stätte, an dem die Verstorbenen der Wiederauferstehung harren. Ganz zu schweigen von so praktischen Belangen wie der «Entsorgung» des Leichnams, während wir noch voller Trauer sind. Was nach dem Tod mit unserem Leib geschieht, möchten nur die wenigsten von uns genauer wissen. Zumal wir die Frage der «Entsorgung» unserer sterblichen Überreste für abschliessend geklärt halten, seit im 11. Jahrhundert die Sargbestattung üblich wurde und im 19. Jahrhundert die Kremation. «Von Erde bist du genommen und zu Erde sollst du werden.» Aus den unterschiedlichsten Gründen ist die Feuerbestattung heute zur häufigsten Form der Entledigung unserer menschlichen Überreste geworden. Seit ihrem Aufkommen hat sie zu vielen Veränderungen im Bestattungswesen geführt. Vor allem aber vollzog sich mit ihr eine Technisierung im Umgang mit den Toten, die

grundlegend in traditionelle Abläufe einer Bestattung eingriff. Wie sollte eine derartige Technisierung mit der an sich schon harten Realität angesichts des Todes zu einem friedlichen Ende verschmelzen?

Landschaft als Besänftigung Auf dem Friedhof Skogskyrkogården (Architekten: Gunnar Asplund, Sigurd Lewerentz) in Stockholm wird die unberührte Natur des Waldes deshalb zum eigentlichen Gestaltungsmittel. Mit dem Wald als sanfte Ruhestätte für die Toten versuchte man auf diese Weise, dem Tod etwas von seiner Radikalität zu nehmen. Ob Gebäude oder Gräber – alles ordnet sich der Natur des Waldes auf beeindruckende Weise unter. Nicht zu Unrecht wurde Skogskyrkogården deshalb weltweit für zahlreiche Friedhöfe zum Vorbild und als Unesco-Weltkulturerbe gewürdigt. Wie Relikte aus vergangenen Zeiten sind die Kapellen, Hallen und Grabfelder in die Landschaft eingestreut. Auch das neue Krematorium von Johan Celsing Arkitektkontor, das schon 2013 fertiggestellt wurde, ist wie schon der alte Krematoriumskomplex von 1940 kaum vom


Der asketische steinerne Baldachin bildet das eigentliche Zentrum der Zeremonie. Von hier werden die Trauernden über die Wartehalle in den Abdankungsraum hineinoder aus dem Kremationsraum wieder hinausgeleitet.

Eingang des Friedhofs auszumachen. In seiner ganzen Gestalt und einen auf das Minimum reduzierten Einschnitt in das südlich von Stock­ holm gelegene Waldgebiet ordnet sich das Gebäude der eiszeitlichen Moränenlandschaft unter. Während die alten Zentralfriedhöfe vor verti­ kalen Grabplastiken mit ihrem Selbstdarstellungspomp nur so strotzten und damit eine gewisse Unruhe mit sich brachten, ist in Skogskyrkogår­ den alles der Horizontale untergeordnet. Auffällig emporragende Grab­ steine, welche die gleichmässige Ruhe stören könnten, gibt es nicht.

Neues Krematorium Das neue Krematorium ist wesentlich weniger monumental als das bestehende. Dennoch liegt es mit seiner immerhin 3000 m 2 grossen Grundfläche vollkommen selbstverständlich wie ein «Stein im Wald» zwischen hundert Jahre alten hohen Kiefern. Fast scheint es sich mit den Baumstämmen der Pinien und Tannen zu tarnen! Sein Vorhandensein ist einzig und allein durch den Lageplan belegt, der deutlich macht, dass alle baulichen Elemente am Rand der Landschaft stehen. Mit seiner raf­ finierten Einfachheit reiht es sich etwa 200 m östlich der grossen Kolon­ nadenhalle des alten Krematoriums in die Collage der städtischen Frag­ mente der bestehenden Friedhofsgebäude ein.

Keines ist auch nur annähernd eine Wiederholung des anderen. Mit dem rotbraunen, betont schmalen Backsteinkleid der Fassaden und Dächer spielt es mit den Farben der Baumstämme und des Waldbodens und verknüpft sich so mit der Landschaft Skogskyrkogårdens, das mit den regelmässigen, beinahe unsichtbaren Spuren der Begräbnisfelder vervollständigt wird. Fernab von allen Hauptwegen, mitten auf einer Waldlichtung gelegen, werden die Trauernden, ähnlich wie bei der nahe gelegenen Waldkapelle, bewusst auf eine längere Reise geschickt, die entspre­ chend der zu durchlebenden Trauer mehr Zeit benötigt. Die Annähe­ rung an das Gebäude erfolgt auf sanfte Weise, fast zögerlich. Je näher man dem Gebäude kommt, desto mehr scheint sich der Weg allmählich wieder von der Richtung des Gebäudes abzuwenden. Erst relativ spät, wo sich der Wald zu lichten beginnt, fängt der Boden an, mit scheinbar zufällig gestreuten Granitplatten die Richtung des Gebäudes zu mar­ kieren und die Trauergäste unter einen asketisch steinernen Baldachin zu führen. Durch den Niveau­Unterschied von knapp drei Metern zwischen dem Hauptweg und dem Gebäude bewegt man sich nach vorne, aber zur gleichen Zeit auch nach oben, genau so, wie es für Skogskyrkogården typisch ist.


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Eingang Trauernde 1 Wartehalle 2 Empfang 3 Abdankungsraum 4 Kremationsraum 5 Manöverzentrale 6 Leichenkühlung I 7 Leichenkühlung II 8 Kühlmaschinerie 9 Garage 10 Anlieferung 11 Sargübergabe 12 Urnen 13 Atrium 14 Backoffice 15 – 18

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Der Waldfriedhof (1917 – 1940) der schwedischen Architekten Gunnar Asplund und Sigurd Lewerentz ist als bedeutendes Beispiel für die Verschmelzung von Architektur und Kulturlandschaft 1994 in die Liste des Weltkulturerbes der Unesco aufgenommen worden. Grabstätten und Gebäude ordnen sich im Gegensatz zu einer parkähnlichen Gestaltung der Landschaft völlig unter und symbolisieren damit das traditionelle Zusammengehörigkeitsgefühl mit der Natur.

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Die Deckenwölbung und das von oben einfallende Licht geben dem Abdankungsraum eine stille Festlichkeit, die auch religionsneutral funktionieren kann. Das Atrium ist hingegen den Mitarbeitern vorbehalten.

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Bautafel Architekt Johan Celsing Arkitektkontor STOCKHOLM

Landschaftsarchitekten Müller Illien Landschaftsarchitekten ZÜRICH

Ingenieur Tyréns AB STOCKHOLM

Akustik Akustikon AB STOCKHOLM

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Wahre Informationen über Dinge bekommen wir nur, wenn wir sie anfassen, sie erleben, sie begreifen. Deshalb ist auch vorgesehen, dass die Trauernden, wenn sie es wünschen, vorab den Kremationsraum besuchen können.

«Ich wollt’, ich wäre eine Lilie» Kein Ende – sondern ein Neuanfang? Zu Lebzeiten sammeln wir im Körper Bestandteile an, die nach unserem Tod nicht verwertbar sind. Bei der Sargbeerdigung in zwei Metern Tiefe kann der menschliche Körper nicht zu Erde werden, weil es dort weder Sauerstoff noch Mikroorganismen gibt. Bei einer Kremation werden die Rauchgase, trotz Reinigung, immer noch mit giftigen Gasen in die Atmosphäre geblasen. Wie also kann ein Mensch wieder zu Erde werden, ohne sie zusätzlich zu belasten? Die Schwedin Susanne Wiigh-Mäsak hat dazu eine Methode entwickelt, die das Bestattungswesen revolutionieren könnte. Bei der «Promession» wird der Leichnam in einem Promator auf – 18 °C heruntergekühlt und danach bei einer Temperatur von – 196 °C in flüssigem Stickstoff schockgefroren. Danach ist der Leichnam brüchig wie Glas. Die Vibrationskammer lässt ihn durch Schallwellen in eine grobe, geruchsfreie Substanz zerfallen, die nach sechs bis zwölf Monaten feinsten Humus ergibt und die Erde nährt, statt sie zu belasten. www.promessa.se

Die neue Radikalität Hat uns der ausgedehnte Weg durch den Wald noch Halt und Kraft gegeben und uns auf das letzte Geleit für den Toten vorbereitet, werden wir im Inneren von hellen, lichten Räumen empfangen, die uns mit der harten Realität konfrontieren wollen. Wir sind an dem Ort angekommen, wo wir gezwungen werden, das Geschehene zu begreifen. Hier überwiegt das Helle, das Grelle – mit Weiss als alles dominierender Farbe, die uns geradezu anschreit. Je nach kultureller Prägung symbolisiert sie die Unendlichkeit, die Unsterblichkeit, aber eben auch die Trauer. In erster Linie aber steht sie für die Stille und die Leere – also genau das Gefühl, das in uns beim Verlust eines geliebten Menschen zurückbleibt. Die Angst vor dem Tod wird uns mit aller Wucht vermittelt – der Tod wird hier zur Tatsache und lässt sich nicht beschönigen! Generell kann eine Trauerfeier entweder vor der Einäscherung am Sarg stattfinden oder nach der Einäscherung an der Urne. Im letzteren Fall kann die Beisetzung gleich im Anschluss an die Trauerfeier erfolgen. Zentrum

der Zeremonie bildet dabei der archaisch wirkende Abdankungsraum, der von einer halbkreisförmigen Decke überwölbt wird. Hier können die Trauernden vom Toten Abschied nehmen. Die auf uns spärlich wirkende klare und einfache Atmosphäre liegt zum einen in der schwedischen Kultur begründet, die auch ohne grosse Theatralik und Feierlichkeit auskommt. Umso wichtiger ist die richtige Orchestrierung der Trauerabfolge. Der im Verhältnis zu den notwendigen technischen Räumen kleine öffentliche Bereich, bestehend aus der Wartehalle und dem Abdankungsraum, wird durch eine weitere Tür mit dem Kremationsraum verbunden. Hier ist wohl der grösste Unterschied zum alten Krematoriumskomplex auszumachen. Eine solche direkte Verbindung war damals undenkbar. Während man im alten Krematorium die Verbrennungsöfen im Untergeschoss vor den Augen der Angehörigen verbarg, ist es heute den Trauernden freigestellt, der Kremation beizuwohnen oder die Halle vorab zu besuchen, um den Prozess besser zu begreifen.


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In einer globalen Welt wie der unseren, in der mehr Angehörige immer öfter weit entfernt vom geografischen Lebensmittelpunkt des Verstorbenen leben, macht ein räumlicher Bezugspunkt als Ort der Erinnerung weniger Sinn. Warum kann die Natur nicht als «globaler Gedenkort» funktionieren?

Doch sind wir darauf wirklich vorbereitet, wenn wir in einer Welt leben, in welcher der Tod nur zu gern ausgeblendet wird? Auffallend ist, dass innerhalb des neuen Krematoriums im Gegensatz zum gewollt lan­ gen Anmarsch sehr kurze Wege folgen. In anderen Kulturen ist es dafür üblich, den Empfang, die Abdankungshalle und das Krematorium über die ganze Friedhofsanlage zu verteilen. Wäre es nicht auch angenehmer, abgesehen von ökonomischen Zwängen, den Wald auch in den eigentli­ chen Überführungsprozess stärker einzubinden? Lässt es den individu­ ellen Vorstellungen der Trauernden nicht viel mehr Raum, wenn der Sarg oder die Urne wieder im Wald verschwindet?

Natur als globaler Gedenkort Die Kremation hat nicht nur eine Technisierung des Bestattungswesens mit sich gebracht, sondern gibt uns auch viel mehr Freiheiten bei der Frage, wie wir bestattet werden wollen. Rein theoretisch kann die Asche dank der Kremation heute in der Schweiz an jedem beliebigen Ort ver­ streut oder als Urne begraben werden. Ein Friedhofszwang wie in anderen Ländern ist nicht mehr vorhan­ den. In der globalen Welt, in der viele Angehörige immer öfter weit ent­ fernt vom geografischen Lebensmittelpunkt des Verstorbenen leben,

50 / 51 macht ein räumlicher Bezugspunkt als Ort der Erinnerung am ehema­ ligen Wohnort des Verstorbenen deshalb wenig Sinn. Vielleicht kann die Natur so zu einem «globalen Gedenkort» für die Hinterbliebenen werden? Sicher ist, dass die blosse Natur als Ort der Erinnerung mehr den je gefragt ist. Bestattungsformen, wie zum Beispiel Alpbestattungen in der «Oase der Ewigkeit» im Wallis oder sogenannte Friedwälder, haben im deutsch­ sprachigen Raum stark zugenommen. Wenn sich auch die «Promession» (siehe Kasten) im Bestattungswesen weiter durchgesetzt haben wird, kann diesem Verlangen nach einer Rückbindung in die Natur noch in einem ganz anderen Rahmen entsprochen werden. Sicher ist aber: Es braucht eine neue Trauerkultur, die dem Indi­ vidualismus und Pluralismus in unserer Gesellschaft gerecht wird und definitiv mehr Freiheiten in der Bestattungsart zulässt – und damit auch wieder eine andere Friedhofskultur in den Alltag und damit in das alltägliche Bewusstsein der Menschen zurückbringt. Denn trotz oder gerade wegen der Globalisierung werden wir auch in Zukunft, neben virtuellen Internet­Friedhöfen, das Bedürfnis nach einem festen Ort haben, um jemandes in einer ansprechenden Umgebung würdevoll zu gedenken!


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Text: Manuel Pestalozzi (bau-auslese.ch)

Redaktion: Christina Horisberger

Pläne: Snøhetta / David Brody Bond / Studio Libeskind

Ground Zero in New Yorks Stadtteil Lower Manhattan erinnert an einen tragischen Tag, der viele Menschenleben forderte. Er hat den Anspruch, das Geschehene unvergessen zu machen und unschuldiger Opfer zu gedenken. Die gestalterischen Mittel der Gedenkstätte wollen eine zeitlose Gültigkeit erlangen und dem unerbittlichen Fortgang der Zeit trotzen.

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North Pool

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Bild: AP Mark Lennihan / Keystone

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round Zero lässt sich mit Epizentrum übersetzen. Im Militär bezeichnet man damit die Einschlagstelle einer Bombe besonders grosser und zerstörerischer Dimension. Der Ort lässt sich auf einen Punkt reduzieren, der Moment auf eine Millisekunde. Die Serie der schrecklichen Hauptereignisse am 11. September 2001 erstreckten sich über einen Zeitraum von etwas mehr als 90 Minuten und waren auf die beiden Zwillingstürme des World Trade Center verteilt. Doch die Präzision des Anschlags und seine verheerende Wirkung sorgten für eine relativ begrenzte Zone grosser Zerstörung, die zugleich von hoher Symbolkraft ist.

Symbolwirkung hatte Ground Zero schon vor dem verhängnisvollen Datum – weshalb er wohl überhaupt als Ziel ausgewählt wurde. Die prismatischen Volumen der Zwillingstürme des amerikanischen Architekten Minoru Yamasaki ragten deutlich über die anderen Hochhäuser an der Südspitze Manhattans hinaus und prägten über Jahre die Skyline New Yorks. Sie signalisierten der Welt die Präsenz von Hochfinanz und globaler politischer Macht; der Börsenhandelsplatz an der legendären Wall Street ist nur wenige Schritte von Ground Zero entfernt. Allerdings beteiligte sich am World Trade Center nicht nur die Privatwirtschaft, sondern auch die öffentliche Hand.


Bild linke Seite: Luftbild des Ground Zero Memorials während des Baus 2011. Die beiden Pools mit ihrer Sogwirkung (siehe Bild links) zeichnen sich auf dem Gelände als Leerstelle ab.

Bild: Amy Dreher

Bild unten: Die neue Skyline von Manhattan hat sich durch die mediale Vervielfältigung schon vor ihrer Fertigstellung in die kollektive Erinnerung eingeschrieben.

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Bild: WTC Silverstein Properties, New York

Eigentümerin war die Port Authority of New York and New Jersey, also eine Hafenbehörde. Im Center waren Amtsstellen untergebracht, die massstabs- und scheinbar fensterlose Architektur förderte die Idee eines Hauptsitzes von anonymen internationalen Strippenziehern; im Hollywood-Spionage-Thriller «Three Days of the Condor» (1975) befindet sich die lokale Filiale des Geheimdienstes CIA in einem der Zwillingstürme. Diese Reputation handelte dem Baukomplex Feinde ein: Bereits im Jahr 1993 hatte in der Tiefgarage des World Trade Center ein Bombenanschlag islamistischer Terroristen stattgefunden. Ihm fielen sechs Menschen zum Opfer, über tausend weitere wurden

verletzt. Im Gedenken an sie errichtete man auf der Tobin Plaza, der erhöhten Plattform zwischen den Türmen, einen Granitbrunnen, in dem die Namen der Getöteten verewigt wurden. Die Anschläge am 11. September 2001 zerstörten diese erste Gedenkstätte. Fragmente von ihr gehören zum Erinnerungsschatz, der nun vom «National September 11 Memorial & Museum» gehütet wird.

Die Bedeutung der Lücke Der zerstörerischen Kraft der Anschläge am 11. September 2001 hielt keines der sieben Gebäude des World Trade


Bild unten: Teile der eingestürzten Hochhäuser beschädigten den grossen Wintergarten des Brookfield Place am Hudson. Er wurde wieder aufgebaut. Bild rechts: Bild der Zerstörung mit den Ruinen des North Towers.

Bild: Everett Collection, Keystone

«The Memorial & Museum provide a place of reflection and remembrance. They are help those who were most affected by the attacks to heal – and those with no memory of the Bild: Everett Collection Chinfo, Navy Visual News Service, Keystone

attacks to understand losses that will forever be incomprehensible.» Michael R. Bloomberg*

* ehemaliger Bürgermeister von New York und Vorsitzender des «National 11 September Memorial & Museum»

designed to


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Der unterirdische Teil des Museums erstreckt sich über mehrere Ebenen, bis unter die Pools des Memorials.

ein dazugehörendes Museum, die zusammen in etwa die Hälfte der Gesamtfläche einnehmen. Der Masterplan gibt diesen Bereich des einstigen World Trade Center gewissermassen der Stadt zurück, denn die Tobin Plaza lag, wie erwähnt, auf einem erhöhten Niveau, was den Fussgängerverkehr erheblich erschwerte. Ab 2002 begann die Neubebauung des Geländes, die weit fortgeschritten, aber noch nicht abgeschlossen ist. Sie wurde wiederholt von Kontroversen begleitet, wie es für ein derart emotional aufgeladenes Vorhaben im Zentrum einer der grössten Städte der Welt eigentlich nicht anders zu erwarten war.

Abgründe im Grünen Die Ground-Zero-Erinnerungsstätte mit Memorial und Museum ist eine gut proportionierte Lichtung im Hochhauswald von Lower Manhattan. Die Bauten, welche die Fläche in respektvoller Distanz umstellen, wirken wie stumme Zeugen der Tragödie – was die meisten von ihnen ja tatsächlich auch waren. Das «9 /11 Memorial» bezeichnet die Parkanlage mit den quadratischen Vertiefungen, die als Fussabdrücke der verschwundenen Zwillingstürme gelesen werden. Ihre Kantenlänge beträgt rund 60 Meter. Diese Grundidee im Masterplan von Studio Libeskind diente als Basis für einen ArchitekturWettbewerb, der vom jungen Israeli Michael Arad

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Center stand. New York stand nach den Ereignissen ein Freigelände an hervorragender Lage zur Verfügung, das eine schwere emotionale Last zu tragen hatte. Es waren somit divergierende Bedürfnisse zu berücksichtigen. Ein Masterplan musste her. 2002 schrieb die Lower Manhattan Development Corporation (LMDC) für das rund 6,5 Hektaren grosse Gebiet einen entsprechenden Wettbewerb aus. Der weltweit erfolgreiche Star-Architekt Daniel Libeskind obsiegte mit seinem Entwurf «Memory Foundations». Auf der Website von Studio Libeskind wird darauf hingewiesen, dass sich der Architekt intensiv mit den Anliegen aller Beteiligten auseinandersetzte, da er wusste, dass eine schwierige Balance zwischen einem angemessenen Zeichen der Erinnerung und dem Wunsch nach einem «vibrierenden, funktionierenden Quartier» gesucht werden musste. Wie man von Daniel Libeskind weiss, versuchte er, das Gelände in einem holistischen Ansatz über Bezugslinien mit anderen wichtigen Punkten in Manhattan zu verbinden und nicht einfach Geschäfts-Immobilien anzuordnen. Zum Masterplan gehören vier Hochhäuser, eine Verkehrsdrehscheibe und ein Zentrum für darstellende Künste. Im Zentrum dieser Gebäude und Infrastrukturanlagen liegt das eigentliche Memorial: Die in den Untergrund eingelassenen Umrisse der Zwillingstürme, umgeben von einer Platzanlage auf Strassenniveau, und


Bild: Jin Lee

Bild oben und links: Überreste der eingestürzten Türme gehören zum Ausstellungsgut des Museums. Die «letzte Säule» in der Fundamenthalle ist von Erinnerungsstücken eingehüllt, die sich nach der Katastrophe angesammelt haben. Bild unten: Durch die Glasfassade ist die Projektion einer fotografischen Perspektive der ehemaligen Zwillingstürme zu sehen; wie das Trugbild eines Albtraums.

Bild: Jin Lee

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Bild: AP Pool New York Daily News , James Keivon, Keystone


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Bautafel Bauherrschaft September 11th Memorial Foundation Adresse 180 GREENWICH ST., NEW YORK

Architektur 9 /11 Memorial, Michael Arad NEW YORK

Peter Walker, (PWP Landscape Architecture) BERKELEY

9 /11 Museum, Snøhetta OSLO

(Pavillon) Davis Brody Bond NEW YORK

(Museum) Eröffnung 2011

(Memorial) 2014

(Museum)

gewonnen und zusammen mit dem Büro des gestandenen amerikanischen Landschaftsgestalters Peter Walker umgesetzt wurde. Die Eröffnung des Memorials fand anlässlich des zehnten Jahrestages der Tragödie statt. Das Projekt wurde «Reflecting Absence» getauft: Die in den Boden eingelassenen Negativformen sollen das Verschwundene widerspiegeln, und sie tun das wie die verschwundenen Türme als identische Zwillinge: Über ein schmales ringförmiges Becken ergiessen sich von allen Seiten Wasserfälle in einen etwa neun Meter tiefer liegenden Pool. In dessen Mitte öffnet sich ein weiterer quadratischer Schlund, in den das Wasser hinabstürzt und aus dem Blickfeld verschwindet. Um die beiden riesigen Vertiefungen laufen Brüstungen aus demselben dunklen geschliffenen Granit, der auch als Verkleidung der Kaskaden dient. In diese Umrandung sind die Namen der 2983 Opfer eingeprägt: Jene des Anschlags 1993 und jene der Menschen, die am 11. September 2001 am Boden, in den Häusern und als Flugpassagiere ihr Leben lassen mussten.

In die Tiefe hinabfallen Für Kunstinteressierte mag die Gesamtanlage wie eine Umkehrung von Arnold Böcklins «Toteninsel» wirken; die Besucherinnen und Besucher navigieren durch einen Bestand weisser Mooreichen zu diesen Öffnungen. Unter einem Dach von Blätterkronen gelangen sie zum Grenzbereich, wo die lebende Natur endet und das Element Wasser dies tut, was es unter den Umständen mit dem Lauf der Zeit naturgegeben tun muss: in

die Tiefe hinabfallen. Es ist ein Ort der Umkehr: Der Weg führt anschliessend wieder durch den lichten Wald in die Stadt – zurück ins Leben. Während das Memorial mit einer diskreten, doch monumentalen Geste die vielen Opfer würdigt – zu denen auch die Zwillingstürme zählen –, will das im Mai 2014 eröffnete «9 /11 Memorial Museum» die durch die Tragödie entstandene Leere mit Inhalten lebendig machen. Hier soll man die Ereignisse nochmals Revue passieren und auf sich wirken lassen. So kontrovers, wie diese Zielsetzung ist, so kontrovers ist auch die architektonische Lösung, welche die Szenografie des Schreckens beherbergt.

Überreste und Ansammlungen Das Museum besteht aus einem Pavillon und einem unterirdischen Bereich, beide wurden nach Wettbewerben von unterschiedlichen Architektur-Teams betreut. Der Pavillon von Snøhetta AS aus Oslo ist eine abstrahierte gigantische Glasscherbe, die sich von Osten zwischen die beiden abgesenkten Pools schiebt. Das dreigeschossige Volumen nimmt ein Auditorium auf, dient aber primär als Abgang in die Unterwelt. Dieser wird begleitet von Bestandteilen der «archälogischen Überbleibsel». Zu sehen sind Teile der Vesey-Street-Treppe, die das Strassenniveau mit der Tobin Plaza verband. Über diese «Survivors’ Stairs» konnten sich Hunderte in Sicherheit bringen. Daneben ragen zwei Stahlträger der Zwillingstürme auf, die ihre käfigartige Struktur noch erkennen lassen. Die Bereiche unter dem Boden sind nach einem Entwurf von Davis Brody Bond aus New York realisiert worden. Eine relativ


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Bild links: Die abgestellten Fahrräder von Opfern der Zwillingstürme als stumme Zeugen im Museum. Bild unten: Das «Empty Sky Memorial» für die Opfer von New Jersey befindet sich in Sichtweite auf der anderen Seite des Hudson River in Jersey City.

Bild: Jin Lee

North Pool World Trade Center North 1470 Namen 26. Februar 1993 6 Namen

North Pool

Bild: Tamis Rivera, AP Fotograf, Mel Evens / Keystone

Flug 11 87 Namen South Pool Ersthelfer 441 Namen

South Pool

World Trade Center South 694 Namen Flug 93 40 Namen Flug 77 59 Namen Pentagon 125 Namen Flug 175 60 Namen

Aspekte vereinen sich in der zehn Meter hohen «letzten Säule». Sie ist eingehüllt von Erinnerungsstücken, Inschriften, Plakaten, die nach Vermissten suchen.

Das Memorial Museum als Spagat Mit der Vermischung von Privatem und Allgemeinen, von Wissenschaft und Emotionen, von Feierlichkeit und Sensationslust vollführt das «9 /11 Memorial Museum» einen Spagat, der wehtut. Es zeigt, wie schwer der Umgang mit grossen tragischen Ereignissen ist. Lernen kann man vielleicht etwas über das Bedürfnis nach Einkehr, Ruhe und Schweigen. Und über die Notwendigkeit, dass Dinge ein Recht auf Vergänglichkeit haben.

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schmale Passage führt als Galerie hinab zu den Fundamenten des alten World Trade Center, die teilweise noch zu erkennen sind. Ein Bezug zum Park oder zum Tageslicht fehlt vollständig, es handelt sich um einen geschlossenen Museumskeller, der halb archäologisches Museum, halb Depositorum und Eventzone ist. Von der Galerie sieht man hinab in die Fundamenthalle, die von der originalen, zum Hudson River orientierten Dichtwand begrenzt ist. Die Exponate beziehen sich einerseits auf die Opfer, die mit Porträts und persönlichen Gegenständen vertreten sind, andererseits auf den zerstörten Baukomplex und die Rettungsarbeiten, die durch Artefakte oder geschundene Fragmente gewürdigt werden. Diese beiden


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Szenarien für den Wiederauf bau Am Departement für Internationalen Städtebau an der Universität Stuttgart diskutierten und skizzierten vergangenen Juni Experten und Nachwuchswissenschafter /-innen in einem interdisziplinären Workshop Szenarien für ein Aleppo nach dem Krieg. Dabei ging es nicht nur um das historische Erbe, sondern vor allem auch um die Wiederbelebung der Wohnquartiere. Text: Dr. Anette Gangler / Franziska Laue

Übersetzung aus dem Englischen: Christina Horisberger

Keystone / Tass / Valery Sharifulin

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Bilder: Keystone


PHŒNIX

VADEMEKUM

Die historische Altstadt von Aleppo mit ihrer signifikanten Zitadelle ist seit 1986 Unesco-Weltkulturerbe. Sie gehört zu den wenigen Städten weltweit, die in ihrer 4000-jährigen Geschichte dauerhaft besiedelt war. Der syrische Konflikt hat auch der Altstadt sehr grossen Schaden zugefügt. Die Zerstörungen sind sogar auf Google Map zu sehen.

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er syrische Konflikt hat auch Aleppo arg mitgenommen. Ein Report der Unesco schätzt, dass 25 Prozent der historischen Gebäude komplett sowie 40 Prozent teilweise zerstört sind, vieles wurde geplündert. Dies trifft vor allem auf die historische Altstadt zu, die zeitweise Frontline zwischen den Kräften des Regmies und der syrischen Befreiungsarmee war. Aktuell beschäftigen sich an die 50 internationale, nationale und lokale Organisationen mit der Rettung des bedrohten Kulturerbes, erheben Daten und sammeln Informationen, um Zerstörtes künftig wieder aufzubauen. Es wird dokumentiert und überwacht, und erste Initiativen zur Bewahrung sind im Gange.

ihr Haus wieder bewohnbar zu machen. Der Fonds wurde unter anderem vom Verein «Friends of the Old City of Aleppo» mitfinanziert, der vor mehr als 25 Jahren in Stuttgarts Lindenmuseum gegründet wurde. Der aktuelle Konflikt

hat den Verein dazu bewogen, seine Aktivitäten in eine langfristige Unterstützung sowie in nachhaltige Strategien für den zukün ftigen Wiederaufbau zu verwandeln – wobei die Wohnbauförderung jederzeit aktiviert werden kann, sobald

Interdisziplinärer Workshop Vom 16. bis zum 19. Juni 2016 fand an der Universität Stuttgart im Departement für Internationalen Städtebau der Workshop «Scenarios for Post-War Reconstruction in Aleppo» statt. Organisiert wurde dieser Event im Rahmen des IUSD Lab unter der Leitung der beiden Städteplanerinnen Franziska Laue und Dr. Anette Gangler. Schwerpunkt des Workshops, an dem Fachexpertinnen und -experten und

Langfristige Strategien Im Kontext der Diskussionen um den Wiederaufbau und die Wiederbelebung der Wohnquartiere in der Altstadt lässt sich vielleicht von früheren Erfahrungen profitieren, etwa indem man sich auf das «Old City Rehabilitation Project» bezieht, ein syrisch-deutsches Kooperationsprojekt, das zwischen 1994 und 2010 aktiv war. Ein Projekt war der «Housing and Rehabilitation Fund», der den Bewohnern der Altstadt mit finanzieller Unterstützung er möglichte,

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Forschende teilnahmen, war das Skizzieren von Zukunftsszenarien des gebauten Kontextes und der Besiedelung des historischen, zerstörten Zentrums von Aleppo: Wie lassen sich die Wohnquartiere der alten Stadt schützen, wieder aufbauen und neu beleben – kurzfristig sowie langfristig? Im Herbst ist in Beirut ein weiterer Workshop mit syrischen Experten geplant. www.iusd-program.net


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VADEMEKUM Garagentore und Haustüren

Fortsetzung von Seite 63 Wiederaufbau-Aktivitäten in sicherem Umfeld verfolgt werden können.

Notwendigkeit Netzwerk In den vergangenen Jahren haben Praktiker, Doktorierende und Nachwuchswissenschafterinnen aus verschiedenen Fachgebieten begonnen, sich mit den Fragen des Wiederaufbaus aus unterschiedlichen Perspektiven zu befassen. Eine Herausforderung war dabei immer wieder das Fehlen verlässlicher Daten sowie eines unterstützenden, transparenten Netzwerks. Die Forderung, Knowhow zu vernetzen, Wissen zu akkumulieren und Sachverhalte zu beurteilen, führte im Mai dieses Jahres zur Lancierung des Unesco-Projekts «Emergency Safeguarding of the Syrian Cultural Heritage». Ein weiteres wichtiges Instrument sind die weltweiten Workshops. Ihr Vorteil: Nachwuchswissenschafterinnen und -experten können vom erprobten Wissen und einer realistischen Einschätzung, die Experten von der innovativen und frischen Sichtweise der Jungen profitieren.

Komplexer Kontext In diesen Kontext gehört auch der Workshop «Strategies for Post-War Reconstruction in Aleppo» (siehe Kasten S. 63). Master-Studierende aus Stuttgart und dem Politecnico Bari, Doktorierende der BTU Cottbus, der Universitäten Stuttgart, Rom und Beirut nahmen daran teil. Ausgangspunkt war die Vision, dass ein soziales und ökonomisches Leben in der Altstadt von Aleppo zukünftig wieder möglich sein wird unter Berücksichtigung des historischen Erbes. Drei internationale Experten aus Aleppo und Europa ermöglichten mit ihren Kontextualisierungen, die in- und externen Herausforderungen und Potenziale richtig einzuschätzen. Dabei wurde deutlich, dass der Wiederaufbau eines langfristigen

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Prozesses bedarf, bei dem politische, ideologische, religiöse, ethnische und ethische, aber auch soziale und ökonomische Aspekte bestim mend sein würden (Abdulaziz Hallaj, Beirut). Robert Templer, Budapest, verdeutlichte, dass das Bewahren und Sichern der Stadtgeschichte nicht nur hinsichtlich der Nach kriegsRekonstruktion notwendig, sondern Grund lage ist für künftige Restaurierungen und Stadtentwicklungen. Hierbei wurde deutlich, dass es viele kurzzeitige und langfristige Risiken auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene gibt. Annalinda Neglia, Bari, verdeutlichte hingegen, dass eine rasche Wiederbelebung mit temporären Häusern die Morphologie und Typologie der Stadt nicht negieren dürfe.

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Drei Ebenen Die Experten forderten deshalb Recherchen auf drei Ebenen: Stadt, Quartier und Haus. Viel Raum erhielten die Fragen der strategischen Rolle der historischen Stadt sowie die Potenziale der Vergangenheit für die Zukunft. Aufgrund der vielen unbekannten Faktoren auf politischer Ebene zeigte sich die «Ebene Stadt» als die mit Abstand grösste Herausforderung. Aus diesem Grund konzentrierte sich die Arbeitsgruppe auf die Vision eines nachhaltigen Aleppo 2050. Während Bazar und archäologische Stätten im Fokus der medialen Öffentlichkeit stehen, konzentrierte sich die Arbeitsgruppe «Ebene Quartier» auf die Frage nach einer Mischnutzung der Quartiere Farafra und Bandara nördlich der Zitadelle. Auf «Ebene Haus» wurden Fragen der Eigentumsverhältnisse und der Landnutzung, der Typologien und des Baumaterials, der Bewusstseinsbildung, des Massstabs und des Bauwesens diskutiert. Die Gruppe entwickelte so drei Szenarien für Verdichtung und GebäudeTransformationen.

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Bild: Adelaide de Menil, NYC 1964 /65 Copyright: Friedrich-Kiesler-Stiftung

VADEMEKUM

Avantgardist der Moderne Der österreichische Architekt, Bühnenbildner und Ausstellungsmacher Friedrich Kiesler (1890 – 1965) prägte mit seinen avantgardistischen Beiträgen die westliche Kunstszene. Neu zeugen auch eine Reihe von wieder aufgelegten Möbelentwürfen von Kieslers visionärer Kraft. Friedrich Kieslers Leben war eine Auseinandersetzung mit der künstlerischen und architektonischen Avantgarde. Daraus entwickelte er eine eigenständige Position. Es war kreativ-ruhelos, das Leben des 1890 im damals österreichischungarischen Czernowitz (heute Ukraine)

geborenen Friedrich Kiesler: Erstmals urkundlich erwähnt wurde Kiesler 1908/1909 als Student der Technischen Hochschule und der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Ein zweites Mal findet man seinen Namen 1920 auf der Heiratsurkunde, als er im August die Philologie-Studentin

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Stephanie «Steffi» Fischer in der Wiener Synagoge ehelichte. Einem grösseren Publikum bekannt wurde Kiesler durch avantgardistische Bühnenbilder und seine «Internationale Ausstellung neuer Theatertechnik» in Wien (1924). Josef Hoffmann wurde auf den talentierten Gestalter


PHŒNIX

VADEMEKUM Wittmann stellt den «Mergentime Chair» in der zweiten Novemberwoche im Showroom an der Tellistrasse in Aarau zusammen mit weiteren neu aufgelegten Entwürfen von Friedrich Kiesler aus.

Planzeichnung «The Shrine of Book» aus dem Jahr 1963/ 1964 sowie eine Re-Edition der «Bed Couch» aus den 1930erJahren, die seit einigen Jahren von Wittmann Möbelwerkstätten wieder produziert und vertrieben wird.

aufmerksam und beauf tragte ihn 1925 mit der Gestaltung der Theaterabteilung des österreichischen Pavillons für die «Exposition internationale des Arts décoratifs et industriels modernes» in Paris. Der Erfolg führte dazu, dass die Kieslers 1926 nach New York übersiedelten, wo Friedrich 1930 die Architektur-Lizenz des Staates New York erhielt und sein eigenes Büro gründete. Mit seinem Entwurf für ein Doppeltheater für Woodstock gewann er erstmals einen Wettbewerb. Das Projekt wurde jedoch nie realisiert. Kiesler beteiligte sich an der Ausstellung «Modern Architecture: International Exhibition» (1932) von Philip Johnson und Henry-Russel Hitchcock im Museum of Modern Art in New York und pflegte als (Gründungs-) Mitglied der DesignerVereinigung «AUDAC» auch regen Kontakt mit

der surrealistischen Künstlerszene. 1933 erhielt Kiesler den Auftrag, die Wohnung der reichen Familie Mergentime in New York einzurichten. Neben zahlreichen Einrichtungsgegenständen entstanden dabei bis 1935 auch mehrere Möbelentwürfe wie die «Bed Couch» (Bild oben Mitte) oder der «Mergentime Chair» (Bild oben rechts). Die Möbelentwürfe werden inzwischen von der im österreichischen Etsdorf am Kamp beheimateten Möbelmanufaktur Wittmann reeditiert und vertrieben – die markante und mit rotem Leder bezogene «Bed Couch» ist bereits seit mehreren Jahren erhältlich, und der elegante dreibeinige «Mergentime Chair» figuriert seit diesem Jahr im Sortiment, nachdem der für seine Zeit wegweisende Polsterstuhl einem grösseren Fachpublikum erstmals

am diesjährigen Salone del Mobile präsentiert worden war. Peggy Guggenheim war es, die Kiesler 1942 beauftragte, ihre neue Galerie «Art of this Century» in New York zu gestalten. Auch dafür entwickelte Friedrich Kiesler radikal neue Präsentationsformen für Kunstwerke und ihre Betrachter und entwarf wiederum mehrere Möbel, die inzwischen unter der Bezeichnung «Correalistische Instrumente» neu aufgelegt werden. Das erste Modell für sein «Endless House» entwickelte Kiesler Anfang der 1950er-Jahre, und 1957 begann er mit Armand Bartos die Planungsarbeiten für den «Shrine of The Book» in Jerusalem. Dieser wurde im April 1965, kurz vor Kieslers Tod, eröffnet – als sein erstes und einziges realisiertes Bauwerk. (phb) www.wittmann.ch

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Ausstellung in Wien Sein künstlerisches Œuvre inspiriert bis heute: Die Ausstellung «Friedrich Kiesler. Lebenswelten» reflektiert im Museum für Angewandte Kunst MAK Wien bis zum 2. Oktober das wachsende Interesse, das Kieslers konzeptuellem sowie ganzheitlichem Denken und Handeln in der internationalen Kunst- und Kreativszene entgegengebracht wird. Weitere Informationen: www.mak.at/ friedrich_kiesler_lebenswelten


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KOMPENDIUM

Reibungslos Die Erneuerung einer Liftanlage bei Bestandsbauten ist nicht selten ein intensives Langzeitprojekt. Das Schweizer Unternehmen AS Aufzüge begleitet Bauherrschaft, Architekten und Verwaltung während des gesamten Prozesses. Text: Christina Horisberger

AS Aufzüge gingen 1997 aus einem Zusammenschluss von vier Schweizer Liftorganisationen hervor. Inzwischen sind 12 mittelständische Aufzugsfirmen in AS vereint. Das Know-how der Ingenieure, Monteure und Servicetechniker ist dementsprechend hoch. «Wir warten Liftmodelle mit 80 verschiedenen Steuerungen», verdeutlicht Urs Barth, Leiter Modernisierungen von AS, das umfangreiche Portfolio. Zudem sind Aufzüge äusserst langlebige Transportmittel: Rund 35 Jahre beträgt im Durchschnitt ihre Lebenszeit. Meistens funktionieren sie auch tadellos. So tadellos und auf höchstem

Sicherheitsniveau, dass die Wichtigkeit des Lifts für eine Liegenschaft erst dann ins Bewusstsein und in den Fokus von Bauherrschaft und Verwaltung rückt, wenn dieser in die Jahre kommt und saniert oder gar erneuert werden muss. Meist sind es dann auch die Servicetechniker, die den Anstoss für einen Erneuerungsbedarf einer Liftanlage geben, sei es aus funktionsoder sicherheitstechnischen Gründen oder aufgrund von Normanpassungen. «Genau hier beginnt die Komplexität eines Sanierungsprozesses», erklärt Urs Barth. «Eine Instandsetzung kann die

Da eine Lifterneuerung eine komplexe Aufgabe ist, «denken wir für unsere Kunden immer in Möglichkeiten und Alternativen», erklärt Urs Barth, Leiter Modernisierung bei AS Aufzüge.

Lebensdauer des Lifts zwar noch über einen bestimmten Zeitraum verlängern, doch irgendwann muss die Liftanlage ersetzt werden.» Leider, so bedauert Urs Barth, würden dies Eigentümer und Verwaltungen nicht so gerne hören, weil die Erneuerung mit grossen Kosten und grossem Aufwand verbunden ist. Dessen ist man sich im Geschäftsbereich Modernisierung bei AS Aufzüge in Wettswil aber auch bewusst. «Deshalb denken wir für den Kunden immer in Möglichkeiten und Alternativen», sagt Urs Barth. So werden den Kunden immer verschiedene Szenarien präsentiert. «Flexibilität ist sicher eine unserer Stärken», so Urs Barth, «denn ein Projekt kann sich im Laufe der Jahre komplett verändern und zu ganz neuen Ausgangssituationen führen.» Dann näm lich, wenn im Rahmen einer Gesamtsanierung eines Gebäudes auch Veränderungen an der Gebäudestruktur möglich werden. «Dies erlaubt es uns, den Aufzug ganz neu zu denken und die Anforderungen an einen zeitgemässen Komfort ganz konkret umzusetzen», erklärt Urs Barth.

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Dass Modernisierungen beratungs- und zeitintensiv sind, hat auch damit zu tun, dass bei Bestandsbauten meistens massgeschneiderte Lösungen gefordert sind. Nicht nur die Gebäudestruktur kann da eine Herausforderung sein. Bei Modernisierungen müssen auch die involvierten Ämter wie Bauamt, Denkmalpflege, Gebäudeversicherung oder der Gewässerschutz frühzeitig ins Boot geholt werden. «Mit Verhandlungsgeschick und Kompromissbereitschaft können wir von AS beispielsweise auch dazu beitragen, dass der ‹Bestandsschutz› geltend gemacht werden kann», so Urs Barth. Bei umfassenderen Modernisierungsprojekten bietet AS auch die Übernahme der Bauleitung mit einem sogenannten «Sorglos-Paket» an. «Dies entlastet nicht nur Bauherrschaft und Architekten, sondern garantiert auch die Qualitätssicherung», ist Urs Barth überzeugt. Denn Folgeschäden zeigen sich bei Liftanlagen oft erst viel später und sind dann nicht selten mit hohen Folgekosten verbunden. www.lift.ch Informationsbroschüre SNEL (Sicherheit für bestehende Aufzüge, SIA 370.080) www.aufzuege.ch


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KOMPENDIUM

Ganz links: Ein Badezimmer aus den 1980er-Jahren lässt den Komfort eines modernen Badezimmers und einer bequemen Duschlösung vermissen. Bilder links: In der Lösung 1 (oben) wurde die Duschwandserie «Bella Vita 3» eingebaut. In der Lösung 2 (Mitte) die Walk-in-Dusche «Fjord Air» und in der Lösung 3 (unten) die Step-in-Wanne «Pure».

Vorher! – und drei Lösungen Oft können sich Hausbesitzer nicht vorstellen, wie viele Möglichkeiten sich ihnen bei einer Modernisierung eröffnen. Ein Innenarchitekt entwickelte mit Duscholux drei moderne Wohlfühl-Oasen. Die Ausgangssituation war typisch für veraltete Bäder: Unattraktive, altmodische Fliesen, eine alte Badewanne mit Duschvorhang, kein Beleuchtungskonzept, muffige Farben und ebenfalls eine alt­ modische Waschbecken­ Spiegelschrank­Lösung; auch wenn das Bad an und für sich genügend Raum bietet. «Das geht heute wirklich besser», war Innenarchi­ tekt Mario Regli vom renommierten Atelier Estimo in Zürich

überzeugt. In Zusam­ menarbeit mit Duscho­ lux hat er mittels Visualisierungen drei moderne, attraktive und äusserst komfortable Modernisierungen erarbeitet. Wichtig dabei ist die Flexibilität. «Wenn ein Kunde klare Vorstellungen hat, geht es darum, die funktio­ nale und optische Machbarkeit zu prüfen. Duscholux bietet hier flexible Lösungen, die nichts mehr mit dem ‹Charme› alter Nass­ zellen zu tun haben», so der Innenarchitekt.

Die drei Lösungen erfüllen unterschied­ lichste ästhetische Wunschszenarien. Bei Lösung 1 wurde die teilgerahmte Duscholux­ Duschwandserie «Bella Vita 3» integriert, die es in vielen Varianten gibt. Ihr entscheidender Vorteil: Sie lässt sich in grosse wie kleine Bäder spielerisch einbauen. Ihre Transparenz und das unaufdringliche Design werten den Raum sichtbar auf – Barrierefreiheit inklu­ sive. Ein Blickfang ist

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die DLight­Wohnleuchte in Kombination mit den dunklen Wänden; ein Bad mit wohnlicher Qualität. In der Lösung 2 wurde die Duschlösung «Fjord Air» eingesetzt – eine frei stehende Duschwand, die ohne zusätzliche Traverse auskommt, mit einem dazugehörigen flachen Duschboden. Sie eignet sich gut für Räume, die nach der Renovation hell, puristisch und modern wirken sollen. «Viele anspruchsvolle Kunden

möchten heute geräu­ mige und edle Walk­in­ Lösungen. Das Ergebnis ist eine extrem trans­ parente Raumsituation», so Mario Regli. Ist wenig Platz vorhanden und möchte man dennoch Duschen und Baden integrieren, dann eignet sich die Step­in­ Wanne «Pure» mit einer hellen PanElle­Wand­ verkleidung (Lösung 3). Die Rechteckwanne ist mit einer grosszügigen Einstiegsöffnung versehen. www.duscholux.ch


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KOMPENDIUM

Design verkörpert Identität Die beiden Armaturen-Marken arwa und Similor Kugler sind aus der visuellen Kultur von Schweizer Bad und Küche nicht wegzudenken. Diese Tatsache war für Similor AG in Laufen der Ansporn, die beiden Markenprofile zu schärfen. Unbestritten gehören die prägnanten, aufs Wesentliche reduzierten und damit edlen Armaturen der Marke arwa zu den DesignKlassikern. Doch was macht einen Klassiker überhaupt aus? Zeitlose Ästhetik ist sicher eine Charaktereigenschaft. Sie entsteht, wenn der Gestalter nach der Essenz der Dinge strebt und nicht nach dem originellen Design. Diese Eigenschaften treffen allesamt auf die

verschiedenen Armaturen von arwa zu. Und wenn man sich die Designer vergegenwärtigt, die für die Designs verantwortlich zeichnen, dann steht für alle – über die klare Handschrift hinaus – die Suche nach einer stringenten Ästhetik, die Funktion und Form vereint. Die Marke Similor Kugler verkörpert typisch schweizerische Tugenden: Ehrlichkeit und

Die Armaturen von Similor Kugler verkörpern nebst ihrem funktionalschlichten Design eine grosse Vertrautheit und Zuverlässigkeit.

Authentizität, Vertrauen und Zuverlässigkeit. Nicht umsonst wird die Marke wegen ihrer hohen Funktionalität und ihres zeitlosen Designs von Kunden oft gewählt. Für die Ästhetik von Similor Kugler trifft ein Zitat des deutschen Designers Wilhelm Wagenfeld sehr gut zu: «Wo Geräte und Möbel dermassen schön gestaltet sind, dass sie unbeachtet bleiben, wo sie derart leicht und gut ihren Zweck erfüllen, dass niemand erst fragt, wer sie erdacht hat oder von wem die Form sei, da ist jene Haltung als Wesensart erreicht, an die ich denke.» SimilorKugler-Produkte wecken daher das gute Gefühl, sich zu Hause zu fühlen, ohne dass sie sich dabei selbst inszenieren oder in den Vordergrund rücken. Ihr langjähriger Erfolg und ihre Beständigkeit in der Schweizer Küchenund Bad-Landschaft haben das Laufener Unternehmen, das die beiden Marken in sich vereint, dazu

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angespornt, die beiden Marken in ihrer Identität zu schärfen und damit ein wegweisendes Zeichen für die Zukunft zu setzen. Im Rahmen der Schärfung der beiden Markenidentitäten hat Similor AG für den neuen Markenauftritt auch passende Farbund Bildwelten definiert. In der arwaMarkenwelt dominieren kühle Blautöne, ein modernes Aubergine und ein zartes Pastellrosa. Die zurückhaltende, top aktuelle Farbpalette repräsentiert die Nonchalance von arwa. Die Armaturen sind in einem Ambiente fotografiert, das den ausgeprägten Lebensstil seiner Bewohner andeutet. Anders präsentiert sich die Stimmungswelt von Similor Kugler: Sie zeigt eine harmonische Welt, die man gerne teilt. Der Einsatz von persön lichen Gegenständen spielt dabei eine wichtige Rolle. www.similor.ch

Zeitlose Zurückhaltung, aufs Wesentliche reduziert: Das sind die Charakteristiken der Armaturen von arwa; hier fotografiert in einem Designbewussten Ambiente.


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KOMPENDIUM

Bild links: Das SabagKüchenkonzept «Galant Top» besteht aus brasilianischem Granit, kombiniert mit fein ausgearbeiteten Holzfronten. Bild rechts: Ein SabagMitarbeiter in der Fabrik in Nidau bei der Herstellung einer der Swiss-MadeKüchen.

Die Summe aller Teile Die Bieler Sabag-Gruppe ist das grösste Schweizer Familienunternehmen im Baustoffhandel. Der Name steht seit 1913 für konstruktive Innovation in den Bereichen Küche, Bäder, keramische Platten, Holz und Baumaterial. Dank eigener Produktion in Nidau zählt Sabag zu den führenden Anbietern von individuellen Swiss-Made-Küchen. Kaum ein Raum hat sich in den letzten Jahrzenten so radikal verändert wie die Küche. Aus dem Arbeits- und Essraum mit Kochstelle ist eine unabhängige oder mit dem Wohnbereich verbundene multifunktionale «Workstation» geworden – so individuell in Ausstattung und Ausprägung, wie es sich ihre «User» wünschen. Entsprechend wichtig ist die Wahl des richtigen Partners für die Planung und Ausführung einer neuen Küche. Kompetenz in der Beratung, Kalkulation und Planung bis

zur Fabrikation und Montage bildet die beste Voraussetzung für ein Resultat, das lange Freude macht. Diese Voraussetzung bietet das Schweizer Unternehmen Sabag seinen Kunden, inklusive einer Fünfjahresgarantie. Wie immer auch die Küche oder das Bad gewünscht wird – elegant, verspielt oder luxuriös, in Holz, Kunststoff oder mit Lackoberflächen, mit Elementen in Stahl, Alu oder Glas: Die Sabag-Ausstellungszentren sind attraktive Inspirationsquellen

und vermitteln mit zahlreichen Musterküchen ein realistisches Bild. So lässt sich 1 : 1 erleben, wie Design, Farben, Materialien und Geräte zusammenspielen. Sabag-Küchen sind Swiss Made. 70 Mitarbeitende planen und fertigen die Möbel – ungefähr 2000 Küchen im Jahr – in der eigenen Fabrik in Nidau bei Biel. Das bedeutet kompromisslose Qualität mit Design-Variationen und cleveren Details. Die Möglichkeiten zur Gestaltung des persönlichen Kochparadieses sind

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fast unbegrenzt. So kann man bei Ober fläche, Materialien, Farben, Modelltypen und Detaillösungen aus dem Vollen schöpfen. Bei den Fronten gibt es momentan acht Modelle mit insgesamt etwa 60 verschiedenen Farben / Dekors. Bei den Handgriffen sind es derzeit etwa 50 unterschiedliche Modelle. Im Trend sind grifflose Möbelfronten, automatische Öffnungssysteme und Glasfronten in diversen NCS-Farben. Aktuell sind warme Bronzeund Kupfertöne,

Erdfarben wie Schilf, Muschel, Sandgrau, Terrabraun und Vulkanschwarz. Auch bei den Möbeln ist die Auswahl an Typen und Materialien gross: hochglänzend oder ultramatt, massiv oder filigran. Dampfgarer, Mikrowelle, Heissluftofen, Teppan Yaki, Wok, Kochinseln mit raffiniertem Innenleben, Wärmeschubladen, auf Knopfdruck ausfahrende Dunstabzüge: Die Sabag-Spezialisten stimmen die Wünsche so aufeinander ab, dass die Kunden kochen können wie Profis. sabag.ch


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KOMPENDIUM Anna Pàl: «BIM kann man nicht in der Woche vor dem Projektstart rasch nebenbei lernen.» BIM-Projekt von OOS AG: SIAF-Laborgebäude in Davos (ganz links).

Investition in die Zukunft OOS AG aus Zürich setzen ihre Projekte als BIM-Planungen um – auch Umbauten. «Wird der Rahmen klar definiert, ist BIM ein Gewinn für alle», ist Anna Pàl überzeugt. Text: Roland Eggspühler, Architekt ETH SIA

Nach ersten Einblicken in die Welt der Gebäudedatenmodellierung sowie Erfahrungen aus BIM-Pilotprojekten reiste im September 2013 eine Dreierdelegation der OOS AG nach San Francisco und besuchte das CIFE-Institut (Center for Integrated Facility Engineering) der Stanford University. In Kalifornien oder Nordeuropa ist nach BIM-Prinzipien zu planen völlig selbstverständlich. Die Studienreise bestärkte die Architekten von OOS AG, auf dem richtigen Weg zu sein: Sie definierten in ihrer BIMStrategie das Ziel, innert zweier Jahre alle Projektaufträge konsequent als BIM-Planungen umzusetzen, wobei die Nutzungstiefe den Projektkomplexitäten angepasst sein soll. «Wir sahen, was mit BIM heute möglich ist, und wollten als Büro diesen Entwicklungsschritt machen, auch

wenn BIM in der Schweiz noch nicht allgemeiner Standard ist», blickt die ungarische Architektin Anna Pàl zurück. «In der BIM-Logik sind alle Elemente immer klar zugeordnet, und mit jedem Planungsschritt nimmt der Detaillierungsgrad zu.» So ist ein Zimmer ganz am Anfang ein Volumen, dessen Raum durch Elemente wie Decke oder Wände definiert wird. Das Wand-Attribut «tragend» oder «nicht tragend» kommt erst später hinzu. Ebenso wie die genaue Dimensionierung und die Zuordnung des Baustoffs oder der Aufbau von mehrschichtigen Bauteilen. Anna Pàl beschreibt BIM als Philosophie, für die es einen kulturellen Wandel bei allen an einem Projekt involvierten Personen und Unternehmen brauche. «BIM kann man nicht in der Woche vor dem

Projektstart rasch nebenbei lernen, die Idee dahinter muss man von Grund auf verstehen und innerhalb des Projekts nach den vereinbarten Prinzipien konsequent umsetzen. Dann ist es ein Gewinn für alle Beteiligten, weil man sehr strukturiert und zielgerichtet vorwärtskommt.» Anna Pàl betont, dass nicht sie als BIM-Managerin diktiere, wie die Abläufe und Schnittstellen funktionieren, sondern dass es nur dann gut funktioniere, wenn sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen und gemeinsam den Rahmen definieren, in dem man zusammen das Projekt entwickeln wolle. Anna Pàl plant mit ArchiCAD. Als BIM-Managerin koordiniert sie die Modelldaten im Programm Solibri. Eine Testphase sei wichtig, so Anna Pàl: «Wie die Export-/Importkonfigurationen in den verwendeten Programmen

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genau eingestellt werden müssen, damit der Austausch klappt, sollte ganz am Anfang der Zusammenarbeit anhand von Musterdaten getestet und festgelegt werden. Dann läuft es bis ans Ende des Projekts reibungslos.» Der OPEN-BIM-Ansatz ermöglicht es jedem Projektteilnehmer, mit der für seine Aufgaben optimalen Software zu arbeiten. Der Austausch funktioniert nicht mehr über DWG-Pläne, sondern die Daten werden über die IFC-Schnittstelle ins aggregierte BIM-Modell geladen. Wobei Anna Pàl klar durchblicken lässt, dass in Bezug auf das Koordinationsmodell oft «weniger ist mehr» gelte und sie repetitiv vorkommende Elemente oder typenspezifische Produktdetails grundsätzlich lieber in der ins Modell verlinkten Datenbank platziert sehe. «So kann

ich das Gesamtmodell immer schön schlank halten, und alle haben einen guten Überblick. Wenn ich mehr Details brauche, gehe ich ins Architektur-Modell oder schaue im FachplanerModell nach.» Anna Pàl schätzt die hohe Transparenz in der Zusammenarbeit und dass sie dank BIM planerische Konfliktstellen viel früher erkennen und damit effizienter ans Ziel gelangen kann. Im Dialog mit den Bauherrschaften ist ihr aufgefallen, dass diese ihre Entscheide im Rahmen einer BIM-Planung viel bewusster treffen und weniger auf bereits Entschiedenes zurückkommen – die BIMx App erlaubt auch Laien, sich ein Bild des Projektfortschritts zu machen. Bauherren finden sich darin sehr gut zurecht und verstehen das Projekt deutlich besser. www.oos.com


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Werkschau mit kulinarischem Höhenflug Forster lud Mitte Mai 50 Architekten zur Besichtigung des neuen Werks nach Arbon TG ein. Zum Abschluss wurde ein Gourmet-Dinner serviert. Aufgrund des grossen Anklangs bei den Gästen wird der Anlass Ende November wiederholt. Text: Philipp Bitzer

Bilder: Holger Jacob

Bild oben: Teilnehmer der Werkbesichtigung auf ihrem Rundgang durch die grosse Fertigungshalle. Bild links: Forster stellte bereits in den 1950er-Jahren erste Küchenblocks aus Stahlblech her. Daraus entwickelten sich im Laufe der Zeit hochwertige DesignKüchen aus Stahl.

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KOMPENDIUM Bild rechts: Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Auftritt von Gourmet-Koch Pascal Steffen (im Gespräch mit dem Moderator). Steffen war eigens für den Anlass vom Parkhotel Vitznau angereist, wo er als Souschef beim «Koch des Jahres» Nenad Mlinarevic arbeitet. Bild unten: Eine Besuchergruppe bei der Besichtigung der kleinen, aber feinen Ausstellung über die Geschichte des Thurgauer Traditionsunternehmens.

Jetzt anmelden! Die erste Factory-Tour des Ostschweizer Stahlküchenherstellers Forster war ein voller Erfolg: 50 Architekten und Baufachleute besichtigten Mitte Mai das Werk in Arbon TG. Am Ende der Veranstaltung wurde ihnen in der Werkhalle ein GourmetDinner serviert. Nun können sich Interessierte für die zweite Austragung anmelden. Diese findet am 24. November statt. www.forster-kuechen.ch/ backstagetours

Anfang der 1950er-Jahre revolutionierte Forster mit der Einführung eines innovativen Küchenblocks den Schweizer Küchenbau. Aus diesem einfachen Grundsystem entwickelte sich in der Folge ein modulares Baukasten­ system, aus dem in kürzester Zeit die modernste Einbauküche der Schweiz wurde. Forster stand in der Folge lange Jahre als Synonym für qualitativ hervor­ ragende Küchen, die nicht nur formschön, sondern auch äusserst robust waren. Der Höhenflug endete erst in den

1980er­Jahren, als günstige Küchen aus gepresstem Holzspan die deutlich teureren Stahl­ küchen verdrängten. Forster produziert seither seine Stahlküchen in einer kleinen, aber überaus feinen Nische und beschäftigt heute 160 Mitarbeitende, die in der hochmodernen Manufaktur am Bodensee jährlich gegen 4000 Küchen her­ stellen. Zum ersten Mal nach vielen Jahren haben die Firmen­ verantwortlichen diesen Mai rund 50 Architekten und Baufachleute für eine

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Vor­Ort­Besichtigung des rundum erneuerten Werkes nach Arbon eingeladen. Dieses wird ganz nach den Grundsät­ zen von «Lean Production» geführt und verfügt über eine hochmoderne Pulverbeschichtungsan­ lage für alle Farben der NCS­Farbpalette (Seiden­ glanz oder matt). Seit Neustem werden die Fronten auch aus gebürste­ tem CNS­Stahl gefertigt, und der letzte Schrei sind Metallic­Oberflächen in unterschiedlichen Farbtönen. Eigens für den Anlass wurde in der Werkhalle hinter

schwarzen Tüchern eine (Forster­)Küche aufgebaut. Darin kochte mit Pascal Steffen kein Geringerer als die rechte Hand des amtierenden Kochs des Jahres (und Marken­ vertreters des Event­ Partners V­Zug), Nenad Mlinarevic. Steffen bereitete ganz nach Mlinarevics Philo­ sophie «100 Percent Swissness» nicht etwa exotische Delikatessen, sondern heimische Köstlichkeiten zu, die an die edel dekorierten Tafeln geschickt und dort von den Gästen begeistert verkostet wurden. www.forster-kuechen.ch


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