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Wintertörn La Spezia

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Neumitglieder SCT

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TRIBSCHENHORN CLUBNACHRICHTEN • S CT LUZERN Segelclub Tribschenhorn

28. Dezember 2019 - 4. Januar 2020

Bekanntlich braucht es für den B-Schein ganze 1000 Meilen Segelerfahrung auf dem Meer. Unser Präsi Markus Rindlisbacher war bereits fleissig und hatte schon viele Meilen dafür gesammelt. Vor Weihnachten fehlten nur noch 260 Meilen. Da wir im Superbüsi-Team einen erfahrenen Seemann mit B-Schein haben, wurde die Diskussion gestartet, wie denn die verbleibenden Meilen absolviert werden könnten. Nur ein Datum musste gefunden werden. "Eigentlich hätte ich nach Weihnachten noch eine Woche Zeit." meinte Skipper Erich Buholzner dazu. Na ja, warum eigentlich nicht? Dank Klimaerwärmung, Webasto und heissem Kaffee und Tee wird das sicher auszuhalten sein. Schnell wurde eine passende Yacht (ohne Rollgross!) gefunden und gebucht.

Am Samstag, 28. Dezember 2019 fand sich die Crew bestehend aus Familie Rindlisbacher (Marlene, Markus, Ryan und Evan), sowie Skipper Erich Buholzner in La Spezia ein, um die Oceanis 41.1 zu entern. Auch Matrose und Berichtschreiber Roli Kunz durfte wieder beim fröhlichen Meilensammeln mitmachen.

Nach einem ersten gemütlichen Zmorge bei Sonnenaufgang versuchten wir ein Ablegemanöver, das aber aufgrund der zu geringen Wassertiefe in der Flussmündung nicht ganz so funktionierte wie geplant. Nach kurzer Improvisation tuckerten wir schon bald unter Motor auf der offenen See südwärts. Das Wetter war schön und die Temperaturen frisch. Signor Morretti im Outdoor Kühlschrank wurde so ohne Verschwendung von kostbarer Energie stets auf optimaler Trinktemperatur gehalten, was natürlich pünktlich um 11:00 Uhr geprüft werden musste. Dank Autopilot hatten wir schon am ersten Tag viel Zeit, um uns mit Uno und Tschau Sepp die Zeit zu vertreiben. Noch gelang es uns oft, die Jungmannschaft in Schach zu halten. Nebenbei passierten wir die verschiedenen Inseln im thyrrenischen Meer. Damit wir uns die Inseln besser merken konnten, wurden sie von uns umgetauft (Gorgonzola=Gorgona und Caipirinha=Capraia). Am Nachmittag machten wir uns langsam aber sicher auf die Suche nach einem passenden Nachtlager. Zur Wahl stand entweder Elba oder

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Cala de’ Medici, das uns noch von der Platu25 WM im 2012 bekannt war. Wir stellten den Blinker also links und liefen bei Sonnenuntergang in die Marina Cala de’ Medici ein. Da Ende Dezember nicht gerade Hochsaison ist, war folglich nicht viel los. Immerhin fanden wir eine nette Bar, wo wir uns von den Künsten der Barkeeperin verwöhnen liessen. Mit ca. 50 Meilen am ersten Tag, befanden wir uns schon einmal gut auf Kurs für Kusis B Schein.

Noch vor Tagesanbruch wurde gefrühstückt, damit die Meilensammlerei weiter gehen konnte. Windgott Äolus meinte es gut und wir konnten gleich nach dem Auslaufen die Segel setzen. Als nächstes Ziel steuerten wir Elba an. Das Steuern wurde aber leider schon bald wieder dem Autopilot überlassen, weil wir im abflauenden Wind weniger als 5kn auf dem Tacho hatten. So widmeten wir uns wieder der Ferienlektüre und dem Kampf am Jasskarten-Tisch. Schlussendlich liefen wir wiederum bei Sonnenuntergang in Porto Azzurro ein. Die beiden Nachwuchs-Piraten freuten sich auf den Landgang. Nach dem Auskundschaften des Örtchens und Auffüllen der Lebensmittelvorräte gönnten wir uns einen Apéro in einer coolen Bar und ein üppiges Nachtessen.

Auch am dritten Tag war es noch dunkel, als sich die Frühschicht zum ersten Mal auf Deck begegnete. Noch vor dem Zmorge lösten B-Schein-Anwärter Kusi und der Schreiberling die Leinen und fuhren dem Morgenrot entgegen. Trotz der noch kleinen Augen genossen wir den traumhaften Augenblick, als die Sonne hinter der Insel Giglio aufstieg. Nachdem der Rest der Crew ausgeschlafen hatte, wurde am sonnigen Cockpittisch ausgiebig gefrühstückt. Der Wind war auch heute Mangelware, und das Tagesprogramm somit das gleiche wie am Tag davor. Insbesondere Evan machte Fortschritte beim Tschau Sepp. Zur Abwechslung hatten wir zudem noch kurzen Besuch vom Flipper. Der Autopilot führte uns südlich von Elba Richtung Westen. Zwischendurch versuchten wir ein paar Meilen zu segeln, aber mehrheitlich waren wir immer noch als Motorsegler unterwegs. Immerhin brachten die gesetzten Segel einen Knoten Zusatzspeed. Mit meiner Ferienlektüre war ich nun auch schon durch. Marlene ging auf Nummer sicher und nahm glücklicherweise genügend Lesestoff mit. Wie bereits üblich, liefen wir beim letzten Tageslicht in Macinaggio auf Korsika in den Hafen ein. Nun war frisch machen angesagt für den Silvesterabend. Ryan und Evan freuten sich ungeduldig, bis die Tischbombe endlich gezündet werden konnte. Pünktlich zum Jahreswechsel feuerten auch die Einheimischen. Aber mit der Schrotflinte! Mit einer Verzögerung von ca. 3 Sekunden prasselten die Schrotkügeli dann auf die

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Boote im Hafen. Solange der Bleiregen nicht in unserem Prosecco-Glas landete, störte uns das aber nicht. Nachdem pflichtgemäss auch noch "Dinner for one" geschaut wurde, machte sich die müde Crew auf ins Reich der Träume.

Ausnahmsweise erschien heute, am 1. Januar, die Sonne, bevor der Wecker klingelte. Nach einem erfolglosen Versuch, die Hafengebühr zu entrichten, stachen wir in See. Schon bald konnten wir unter Segel die schönen Leuchttürme am Cap Corse bewundern. Der Wind war günstig und wir änderten unseren Plan kurzfristig und steuerten an Stelle von Caipirinha (Capraia) den Hafen von Saint Florent an. Leider zog der Wind aber doch nicht ganz durch und wir waren wieder zum Dieseln gezwungen. Dafür befanden wir uns beim Meilensammeln immer noch gut auf Kurs. Da wir spät gestartet waren, fand das Anlegemanöver wieder bei Mondschein statt. Der Versuch auswärts zu essen scheiterte kläglich. Alle Beizen waren saisonal- und feiertagsbedingt geschlossen. Immerhin reichte es für einen Pastis, resp. ein Orangina für die Jungs. Da wir zum Glück noch über genügend Vorräte verfügten, wurde die Bordküche ein weiteres Mal angeworfen und wir mussten nicht hungrig zu Bett. Beim Tschau Sepp machten die Nachwuchs- Jasser grosse Fortschritte. Zum Glück spielten wir nicht mit Geld...

paar Pastis und Orangina gekostet. Das folgende Ablegemanöver fand nun wieder klassisch mit reduzierter Belegschaft bei Tagesanbruch statt. Wir waren nun bei Segeltag 5 angelangt und wollten auch heute unseren Meilenschnitt hoch halten. Mit Dieselwind starteten wir also wieder zurück Richtung Cap Corse. Die Langschläfer verwöhnten uns Frühaufsteher dafür mit Evan’s Leibspeise zum Frühstück. Marlene hatte sogar Zeit, während dem Omeletten bruzeln Ausschau nach Delphinen zu halten. Die Omeletten waren herrlich und pünktlich nach dem Abwasch erschien der prognostizierte Wind. Unter Segeln holten wir weit nach Norden aus, um nach einer Halse wiederum Macinaggio anzusteuern. Die heutige Etappe war etwas kürzer. Da aber für den nächsten Tag ein langer Schlag nach La Spezia angesagt war, würden wir die geforderten Meilen trotzdem locker erreichen. So freuten wir uns über ein paar Anlege-Übungen und ein Tankmanöver bei Tageslicht. Evan und Ryan sammelten während dem Spaziergang am Seetang-Strand fleissig Treibholz. Zum Glück hatten wir genügend Stauraum an Bord. Ob wir dann beim Verlassen des Schiffs alles Holz wieder finden würden, ist dann eine andere Geschichte…

Es ist schon erstaunlich, wie schnell eine Woche auf See vergeht. Für den letzten Tag stand ein langer Schlag (ca. 70 Meilen) zurück nach La Spezia auf dem Programm. Die Windprognose versprach ca. 15kn Wind Raumschots. Wie das Ablegemanöver geht, muss ich ja nicht mehr beschreiben (kleine Crew tappt im Dunkeln).

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Schon bald wurden die Segel gesetzt und wir kamen gut voran. Bei 6kn Fahrt und 15° Krängung wurde später das Müesli aufgetischt. Kusis 1000ste Seemeile feierten wir seemännisch mit einem Glas Rum. Und weil wir so gerne feiern, stiessen wir im Anschluss auf den Bergpreis auf dem Weg nach La Spezia mit einem Moretti an. Noch 35 Meilen bis Buffalo, äh La Spezia… Die Windprognose meldete eine Windsauerei vor der der italienischen Küste. Die holte uns leider auch früher als gewollt in der Realität ein und wir zwangen den Motor wieder zur Arbeit. Dadurch wurde ein weiterer Tankstopp notwendig. Natürlich bereits nach Sonnenuntergang. Trotz spärlich vorhandenem Italienisch-Wortschatz gelang es Kusi, den Tankwart pünktlich an die Tankstelle zu bestellen. So ging das Tankmanöver schnell und schmerzlos über die Bühne. Nun folgten die letzten 4 Meilen zurück in den Heimathafen unserer Yacht. Mit sanfter Gewalt und noch etwas Nachdruck gelang es uns, die Yacht wieder am untiefen Steg zu vertäuen. Trotz Strömung in der Flussmündung hätte es eigentlich keine Festmacher gebraucht. Kusi konnte dafür das Häkchen bei "Trockenfallen" im B-Schein-Büchlein machen.

Mit 299 Meilen haben wir das Soll von 260 Meilen locker übertroffen. Dank des guten Wetters waren die Tage nicht zu kalt und die Nächte dank der Heizöfeli ebenfalls mollig warm. Zumindest in den geheizten Kojen. Beim abschliessenden Gelato an der Promenade von La Spezia kamen schon die ersten Frühlingsgefühle hoch. Nur gut, dass der Winter in der Schweiz gar noch nicht richtig angekommen ist. Sonst wären wir gleich im Süden geblieben…

Eure SCT Crew Marlene, Markus, Ryan, Evan, Erich und Roli

Man munkelt, dass:

man gegen die ausgeklügelte Teamtaktik von Evan und Ryan beim Tschau Sepp oder Uno fast keine Chance mehr hat. es beim genauen Nachrechnen eigentlich nur 250 Meilen gebraucht hätte. ein Pyjama-Tag auch auf Hochsee schön ist. die Heizöfeli ungefähr gleich viele Betriebsstunden wie der Bootsmotor erreichten. Eisbergsalat tatsächlich gefriert. 10-jährige Gummistiefel doch nicht mehr so viel Grip haben. Herr Moretti (Biermarke) gerne um 11:00 aufsteht. in der Bilge immer noch ein paar Überbleibsel der Tischbombe herumkullern. sich die Besteck-Schublädli auch auf dieser Yacht selbständig machen. das Navigationsinstrument plötzlich ein Drehrädli verloren hatte. man unter keinen Umständen (!!!) Reparaturen am Boot selbständig durchführen durfte (ausser es sah niemand zu). der Cuba in Cala de’ Medici nun mehr als 5€ kostet. sich der Chromstählu unter Last des Mastes nicht beugte und sich gerne mit Fingerabdrücken verziehren liess. es immer einen Törn mehr braucht, um eine saubere Abrechnung der Bordkasse vom vorherigen Törn zu machen. die Sache mit der Erdkrümmung wohl doch … äh nein, wir bleiben bei der Scheibe.

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