Blaulicht 1/6 2016

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vorhersagen und dabei spezifischer sein, was Ort, Zeit und Art des Vorkommnisses betrifft. Es geht beim Predictive Policing nicht darum, das «Bauchgefühl» des Polizisten zu ersetzen, sondern darum, die Polizeiarbeit mittels sorgfältiger Analyse und statistischer Prognosemodelle zu unterstützen. Polizeikorps, welche mit der Bedag in diesem Thema zusammenarbeiten, möchten ihr Handeln von reaktiv zu proaktiv verbessern. Aus diesem Grund verwenden wir bei der Bedag für Predictive-Policing-Lösungen nicht spezifische Werkzeuge– zum Beispiel für die Einbruchsprognose –, sondern skalierbare, analytische Plattformen, welche sich flexibel an die wachsenden Bedürfnisse eines Korps anpassen lassen, keine Einschränkungen haben, was die Art der zu prognostizierenden Ereignisse angeht, und offen sind, welche Art von Algorithmen zum Einsatz kommen. Solche Plattformen setzen nicht grössere Investitionen voraus als spezifische Werkzeuge. Sie lassen sich jedoch vielfältiger anwenden. Auch besteht die Möglichkeit, dass sich verschiedene Polizeikorps die Infrastruktur, welche bei der Bedag betrieben wird, teilen und als Service nutzen, anstatt diese zu kaufen. Dies hat aus analytischer Sicht ausserdem den Vorteil, dass die anonymisierte Datenbasis nicht auf einen Kanton oder eine Gemeinde beschränkt ist, sondern dass grenzüberschreitendes Wissen zugänglich wird. Alles, was es zur Anwendung von Predictive Policing braucht, sind ein Laptop mit sicherem Zugriff auf die Datenbank, die Analyse-Software – in unserem Fall von SAS Institute AG – und schliesslich ein geschulter Benutzer. Neben den Kosten sollten die Korps auch die Vorteile und den Return on Investment einer Predictive-Policing-Lösung betrachten. Diese Technologie ist ein «Kräfte-Multiplikator», welcher ermöglicht, Personalengpässe wirkungsvoll auszugleichen. Der Einsatz der Polizeimittel zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle im richtigen Umfang, spart einerseits Kosten durch den adäquaten Einsatz von Mitteln, ander­er­ seits verstärkt er die Wirkung in Prävention und Senkung der Kriminalität. Polizeidienste im Ausland berichten von bemerkenswerten Ergebnissen beim Einsatz der von der Bedag angebotenen Lösung: Senkung der Kriminalitätsrate in betroffenen Gebieten um 10 bis 35 Prozent innerhalb von drei Monaten nach Einführung der Lösung.

Die Analyse der Daten und die Prognose von Ereignissen sind jedoch nur ein Teil der erfolgreichen Anwendung von Predictive Policing. Wesentlich ist auch die stufengerechte Lieferung der Informationen an jene Stellen, welche sie unmittelbar benötigen. So können taktische Informationen vom System direkt vom Polizisten im Einsatz über Laptop, Tablet oder sogar Smartphone eingesehen werden. Die Polizisten können ebenfalls Beobachtungen direkt zurückmelden, welche zu weiteren Verfeinerungen der Analyse und zu spezifischen Hinweisen führen können. Der Einsatz einer Predictive-PolicingPlattform muss nicht auf die Kriminalprävention beschränkt bleiben. Eine Reihe von neuen und innovativen Anwendungen ist bereits erprobt. Beispielsweise können aufgrund von Vergangenheitsdaten Ort und Zeit von möglichen Verkehrsunfällen recht genau prognostiziert werden. Ein Einflussfaktor ist dabei das Wetter. Bei Regen kann es andere Unfallschwerpunkte geben als bei Sonnenschein. Andere Polizeikorps verwenden die gleichen Systeme bei der Rekrutierung zur Identifizierung von grossen Personalrisiken. Kandidaten mit einem ähnlichen Profil wie solche, welche in der Vergangenheit sehr negativ aufgefallen sind, haben eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, ebenfalls negativ aufzufallen. Es geht jedoch bei Predictive-Policing-Methoden nicht darum, die «Bösen» dingfest zu machen – möglichst bevor sie eine Tat begehen (der Film «Minority Report» lässt grüssen), sondern um effektive Prävention und effizienten Mitteleinsatz. Indem mithilfe von Korrelationsmodellen Zusammenhänge zwischen Daten und Ereignissen genauer und spezifischer ermittelt werden als mit menschlichem Bauchgefühl, können Polizeikräfte präventiv zu entsprechenden Zeiten an entsprechende Orte verlegt werden. Dadurch sinken die Opportunitäten für die Begehung von kriminellen Handlungen und die Sicherheit steigt. Predictive Policing ist die Möglichkeit, den quantitativen Nutzen aus den polizeilich verfügbaren Daten zu optimieren.

Bedag Foto: ©shutterstock.com / Barbol

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