BKS-Newsletter Februar 2016

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Nr. 12 Februar / März 2016

Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing e.V.

Editorial Liebe Leserinnen und Leser,

befindet sich die Reform der Insolvenzanfechtung auf der Zielgeraden und könnte endlich wieder zu

geht‘s dem Bargeld an den Kragen? Seit die Re-

mehr Rechtssicherheit für die Gläubiger führen.

gierung eine Obergrenze für Bargeschäfte angekündigt hat und die EZB die Abschaffung des

Unsere zehn Fragen gehen in dieser Ausgabe an

500-Euro-Scheins plant, scheinen sich viele Men-

Herrn Dr. Thomas Beyerle, Managing Director der

schen sicher zu sein, dass das Bargeld bald ganz

Catella Property Valuation GmbH. Am 24.02. dis-

aus dem Verkehr gezogen werden soll. Wir werfen

kutierte Herr Dr. Beyerle gemeinsam mit unseren

einen Blick auf die Argumente für und wider die

Mitgliedern über die Auswirkungen demographi-

Scheine und Münzen.

scher Entwicklung auf den Immobiliensektor.

Ein besonderes Augenmerk legen wir auch in die-

Wie immer wünsche ich Ihnen eine interessante

ser Ausgabe wieder auf das Thema FinTechs und

Lektüre!

die Rolle, die NPL-Investoren hier spielen können. Dabei lassen wir die junge Branche selbst zu Wort

Herzlichst,

kommen: Es erwarten Sie eine Einschätzung zum

Ihr Marcel Köchling

Potential der FinTechs von Matthias Gerhardt, Head of Corporate Development der arvato Financial Solutions auf Seite 6 sowie ein Interview mit dem CEO und Gründer des Kreditportals CrossLend auf Seite 8. Den politischen Betrieb behalten wir ab Seite 10 im Blick. Als eines der wichtigsten verbraucherschützenden Gesetzesvorhaben in dieser Legislaturperiode wird in Kürze das Verbraucherstreitbeilegungsgesetz in Kraft treten. Und schließlich

Inhalt

Dr. Marcel Köchling Präsident der BKS

Bargeldbegrenzung Seite 2 FinTech Seite 6 Crosslend Seite 8

Politik & Recht Seite 10

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Aller Abschied ist schwer Die Diskussion um die Zukunft des Bargelds ist entbrannt

Nur Bares ist Wahres? Die Bundesregierung

zurück zum Kredit. David Graeber stellt in sei-

will Bargeschäfte über 5.000 Euro verbieten

nem Buch „Schulden – Die ersten 5.000 Jahre“

und die EZB den 500-Euro-Schein abschaffen.

die These auf, dass Kriege der Grund dafür wa-

Eine Diskussion über den Sinn oder Unsinn von

ren, dass sich Phasen von Kreditgeld, Gold- und

Bargeld ist entbrannt. Für die einen ist es ein

Silber und Edelmetallstücken als herrschende

Relikt aus vergangenen Zeiten, für die anderen

Zahlungssysteme abwechselten. Denn in Zeiten

ein Garant für Freiheit und Sicherheit. Ein Blick

des Umbruchs waren schriftliche Aufzeichnungen

auf die Argumente:

über Schulden nicht viel wert, während Gold- und Silbermünzen einen direkten Austausch ermög-

Im Vergleich zu schriftlichen Kreditsystemen ist

lichten. Als Beispiel wird ein schwerbewaffneter

das Bargeld noch relativ jung. Das Münzgeld kam

Söldner angeführt, der als Handelspartner sicher-

erstmals zwischen 600 und 500 v. Chr. auf und

lich interessant war – als Schuldner jedoch unge-

zwar gleichzeitig in China, Indien und rund um das

eignet.

Ägäische Meer. Zurückgeführt wird der Wechsel der Zahlungssysteme auf gesellschaftliche Trans-

Doch zurück in die Gegenwart. Das Münzgeld

formationen, die bis heute ein historisches Rätsel

der Antike ist spätestens mit der Aufhebung des

bleiben. In China waren die Herrscher plötzlich

Goldstandards in den 70er Jahren passé. Hatte

der Ansicht, dass die traditionellen Kreditsyste-

damals Geld noch einen intrinsischen Wert, so

me nicht mehr angemessen seien. Nun began-

wird der Wert einer Währung heute durch Wech-

nen Regierungen auf der ganzen Erde, eigene

selkurse bestimmt – also Angebot und Nachfra-

Münzsysteme herauszugeben. Etwa 600 n. Chr.,

ge, die sich meist an der Wirtschaftskraft der je-

als die Sklaverei zu verschwinden begann, kehrte

weiligen Länder orientieren. Wer eine Euro-Münze

sich die Entwicklung wieder um. Es ging wieder

oder gar einen Schein aufbewahrt vertraut darauf,

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dass der Wert in etwa gleichbleibt, während die

und Griechen lagen hier noch hinter Deutsch-

Goldmünze damals einen Wert an sich hatte.

land.

Dieses Vertrauen wurde zumindest in Deutschland auch lange Zeit nicht gebrochen, was sich

Die Vorteile von Bargeschäften bzw. Bargeld lie-

im nostalgischen Schwärmen nach der guten al-

gen auf der Hand. Ohne technische Vorausset-

ten D-Mark immer wieder zeigt.

zungen können beide Seite sofort erkennen, ob der vereinbarte Betrag gezahlt wurde. Zahlungen

Das mag auch dazu geführt haben, dass die

mit Bargeld sind anonym. Es gibt keine Aufzeich-

Deutschen ein besonderes Verhältnis zum Bar-

nung bei einer Bank darüber, wem wer wann

geld zu haben scheinen und im Vergleich zum

wieviel gezahlt hat. Auch der Händler, bei dem

Rest der Welt verhältnismäßig häufig damit zah-

gekauft wurde, kann im Nachhinein das Geld aus

len. Laut Bundesbank werden etwas mehr als

der Kasse nicht einem bestimmten Kunden zu-

die Hälfte aller Zahlungen in bar beglichen und

ordnen. Außerdem gibt Bargeld vielen Menschen

im Schnitt führt jeder Deutsche 103 Euro Bar-

die Sicherheit, das Geld nicht zu verlieren, soll-

geld mit sich. Forscher hatten 2011 herausge-

te die Bank pleitegehen (der Einlagensicherung

funden wieso: In einer Studie befragten sie 2.300

zum Trotz). Im Falle des Zusammenbruchs der

Erwachsene nach deren Zahlungsverhalten und

technischen Systeme (z.B. Katastrophenfall) ist

ließen sie eine Woche lang Tagebuch darüber

Bargeld die einzige Möglichkeit um an wichtige

führen. Das Ergebnis: Bargeld wurde vor allem

Güter zu kommen. Und schließlich die bereits er-

von denjenigen eingesetzt, die einen Überblick

wähnte Kontrollfunktion: Wer bar zahlt, kann nur

über ihre Ausgaben benötigten, also besonders

so viel ausgeben, wie er im Portemonnaie hat.

häufig Menschen, die wenig auf der hohen Kante

Wer jeden Kleinstbetrag vom Konto zahlt, verliert

hatten. Ein europäischer Vergleich der Karten-

schnell den Überblick.

zahlungen verdeutlicht die deutsche Sonderstellung. Laut EZB kamen im Jahr 2014 auf jeden

Während die Vorteile von Bargeld zum Großteil

Deutschen 40,5 Kartenzahlungen, während ein

im Zusammenhang mit (mangelndem) Vertrauen

Schwede es auf 270,2 Zahlungen mit der Karte

– sei es in die Bank, den Staat oder den Handel-

brachte. Ebenfalls zu den Kartenzahlern zählen

spartner – stehen, sind die Nachteile eher bei der

Großbritannien und Frankreich. Nur die Italiener

Praktikabilität auf der Kostenseite zu finden.

„Exzessive Kreditaufnahme findet zwar in allen Epochen der Menschheitsgeschichte statt, aber die daraus resultierenden Schuldenkrisen entfalten ihre zerstörerischsten Wirkungen anscheinend vor allem in Zeiten, in denen Geld am leichtesten in Bares umzuwandeln ist.“ – David Graeber

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Bargeld ist im Vergleich zur Kartenzahlung erst ein-

praktisch keine Rolle spielen. Laut einer Studie der

mal lästig. Man muss es immer bei sich haben. Das

EZB hat mehr als die Hälfte der EU-Bürger sogar noch

Wechselgeld lässt irgendwann den Geldbeutel platzen

nie einen solchen Schein gesehen. Großbritannien hat

und letzteren kann man leicht verlieren. Wer hingegen

bereits 2010 den 500-Euro-Schein aus dem Verkehr

seine EC-Karte verliert, hat zwar Ärger, aber verliert

gezogen, nachdem festgestellt wurde, dass 90 Pro-

meist zumindest nicht auch sein Geld. Zudem kann man nur zahlen, wenn man vorher auch den Weg zum Geldautomaten gemacht hat. Dieser höhere Aufwand gegenüber dem

bargeldlosen

Geldverkehr

hatte Ökonomen stets zur Annahme gebracht, dass Kartenzahlung & Co. über kurz oder lang weit attraktiver für die Menschen werden würden als das Bargeld, was sich in Deutschland aber – wie gesagt – nicht bewahrheitet hat.

100-Billionen-Dollar-Note aus Zimbabwe. In den USA sind 100 US-Dollar der höchste Betrag, den man auf einem Schein findet. Bildquelle: Wikipedia

Die Abwicklung von Bargeldzahlungen ist teuer. Einzel-

zent davon sich in der Hand von Kriminellen befan-

händler müssen circa ein Prozent des Umsatzes dafür

den. In den USA ist der 100-Dollar-Schein die höchste

aufbringen, während die EC-Kartenzahlung gerade

Banknote.

einmal 0,3% des Umsatzes kostet (Aber: Die Zahlung mit Kreditkarten ist meist wesentlich teurer, nämlich

Doch schon werden düstere Szenarien einer Welt

zwei bis vier Prozent des Umsatzes). Die Kosten des

ohne Bargeld gezeichnet. Strafzinsen ließen sich nun

Bargeldvertriebs wurden indes in den letzten Jahren

endlich auch an die Bankkunden weitergeben, Enteig-

von der Bundesbank privatisiert. Es sei nicht die Auf-

nungen durch den Staat drohten oder gar die völlige

gabe des Steuerzahlers, die Versorgung der Wirtschaft

Kontrolle über die Leben der Menschen, wenn diese

mit Wechselgeld zu bezahlen. In der Konsequenz

keinen Zugriff mehr auf ihre Mittel hätten. Die BILD-Zei-

wurde das Vertriebsnetz der Bundesbank drastisch

tung hat unlängst eine Kampagne gestartet, in der die

reduziert. Und Münzrollen lassen sich dort nur noch

Leser dem Finanzminister unmissverständlich mitteilen

in sogenannten Norm-Containern bestellen. Wer alle

sollen, dass sie beim Bargeld bleiben wollen.

acht Münzarten von der Bundesbank braucht, muss fünf Tonnen Geld im Wert von 314.000 Euro bestellen.

Diese Hysterie ist nicht angebracht. Erstens ist eine Begrenzung von Bargeschäften noch lange nicht der

Von staatlicher Seite werden für die Begrenzung der

Einstieg in den Ausstieg. Zweitens wissen auch die

Bargeschäfte der Kampf gegen Terrorismus, Schwarz-

Verantwortlichen aus Politik und Bundesbank, dass

arbeit und Geldwäsche als Argumente ins Spiel ge-

es keine Abschaffung des Bargelds geben kann, ohne

bracht. Und immerhin: 30 Prozent aller im Umlauf

dass zuvor Alternativen geschaffen wurden. Denn ob

befindlichen Euro-Banknoten sind 500-Euro-Scheine,

in Form staatlich ausgegebenen Bargelds, dezentra-

obwohl diese im täglichen Leben der Verbraucher

len elektronischen Kryptowährungen wie dem Bitcoin

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oder in informellen Tauschbörsen – direkte und anonyme Transaktionen wird es immer geben. Worüber tatsächlich einmal nachgedacht werden sollte, ist die Vereinfachung von Bargeldzahlungen. Müssen wirklich kleinste Cent-Beträge durch Bar-

Jan Dzieciol ist Referent für Politik & Kommunikation bei der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing

geld abgebildet werden? In anderen Ländern sind beispielsweise 1- und 2-Cent-Münzen längst abgeschafft. Eine Praxis, die man durchaus noch weitertreiben könnte. Wieso Beträge nicht auf volle 50 Cent runden, wenn bar gezahlt wird?

Deals Immofori-Gruppe wird zu LOANCOS und kauft Proceed Portfolio Services von GFKL Die IMMOFORI AG und ihr Schwesterunternehmen Servicing Advisors Deutschland GmbH, die bisher unter dem Dach der Immofori-Gruppe arbeiteten, haben sich Ende 2015 einen neuen Namen gegeben: Die LOANCOS GmbH versteht sich als Dienstleister für den gesamten Kosmos der Assetklasse „Loans“ – also auch für Leistungen über notleidende Forderungen hinaus. Mitte Februar verkaufte zudem die GFKL Financial Ser-

vices AG ihre Tochterfirma Proceed Portfolio Services GmbH an die LOANCOS-Gruppe. Die Proceed verwaltet seit Gründung im Jahre 1998 leistungsgestörte Kredite (NPL) für Banken, Sparkassen und institutionelle Investoren. Der Verkauf soll beide Unternehmen in ihrer langfristigen Strategie unterstützen: Ziel der GFKL ist es, Europas führender Dienstleister im Forderungsmanagement zu werden. Sie möchte sich somit auf das europaweite Geschäft mit unbesicherten Krediten konzentrieren. Die LOANCOS GmbH stellt sich als Dienstleister für den gesamten Wertschöpfungszyklus des Immobilienkreditgeschäfts auf.

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FinTech – viel größer, als man denkt Die Digitalisierung erfasst alle Branchen, aber für

nische. Weltweit haben sich die Investitionen von 3,8

die Finanzbranche bringt sie besondere Herausfor-

Milliarden Euro auf 11,4 Milliarden Euro verdreifacht.

derungen mit sich, mit denen weder Großbanken

Ein sogenanntes „Einhorn“ der FinTech-Branche –

noch Start-ups alleine fertigwerden können. Warum

Einhörner sind Start-ups mit einer Bewertung von

es bei Finanztechnologie (FinTech) mehr um Zusam-

mehr als einer Milliarde US-Dollar – ist zum Beispiel

menarbeit als um Konfrontation geht.

Lufax, ein chinesischer Kreditmarktplatz, auf dem sich Nichtbanken gegenseitig Geld leihen und der auf 430

Können Sie sich noch an das erste Buch erinnern, das

Millionen Euro kumulative Finanzierung kommt. Im eu-

Sie bei Amazon bestellt haben? Oder an das erste

ropäischen Vergleich beherbergt Großbritannien mo-

online ausgesuchte Kleidungsstück, bei dem sie ge-

mentan nicht nur die meisten Einhörner insgesamt,

bangt haben, ob es wohl passt? Am Anfang hatte der

sondern auch mehr als die Hälfte aller FinTech-Einhör-

Online-Handel noch seine Beschränkungen. Heute

ner. Das hat mit Londons Rolle als einem der weltweit

gibt es im Internet fast alles zu kaufen, und der Ser-

wichtigsten Finanzplätze zu tun.

vice ist erheblich besser geworden– selbst bei sehr individuellen Produkten wie einer Brille. Die Digitalisie-

Verbraucherorientierter Ansatz

rung ist überall, und überall entstehen neue Nischengeschäftsmodelle für maßgeschneiderte Dienstleis-

Interessant ist, dass die allermeisten neuen Milliar-

tungen. Banken nehmen die Digitalisierung nur sehr

den-Start-ups, die zwischen Mai 2014 und Mai 2015

langsam an. Die Zurückhaltung ist nachvollziehbar.

entstanden, den Privatkundenbereich ins Visier neh-

Schließlich handelt es sich um ein konservatives Ge-

men. In Deutschland richteten sich nach Angaben

schäftsfeld, in dem Vertrauen und Zuverlässigkeit von

eines Branchenberichts von GP Bullhound sogar alle

zentraler Bedeutung sind und strenge Regulierungs-

FinTech-Einhörner an Verbraucher. Und das schnelle

vorschriften gelten. Diese Faktoren, welche die digitale

Wachstum bei Finanzinnovationen für Privatkunden

Experimentierfreudigkeit bremsen, sind wie störrische

scheint nicht nachzulassen. Wichtig sind hier vor allem

Schafe auf einer Straße. Aufhalten können sie die Digi-

Technologien und Entwicklungen in den Bereichen

talisierung der Finanzbranche aber nicht. Die Kunden

alternative Zahlungsmethoden und Devisenverkehr,

wollen persönliche Online-Dienstleistungen, und sie

Kryptowährungen, Peer-to-Peer-Kredite, Corporate

wollen darauf vertrauen können, dass sie ihre Bank-

Venturing, Blockchain (die Technologie hinter Bitcoin)

geschäfte auch über digitale Kanäle sicher abwickeln

und individuelle Vermögensverwaltung.

können. Das hat in der Finanzbranche eine Revolution ausgelöst, die in den kommenden Jahren weiterhin für

Am heißesten diskutiert wird momentan das Thema

gehörigen Wirbel sorgen wird.

Cybersicherheit, denn das ist der größte Risikofaktor im digitalen Geschäft. Der Imageverlust durch Cyber-

Wachstum von epischem Ausmaß

angriffe kann ein Unternehmen ruinieren, weil Datensicherheit der entscheidende Faktor für die Akzeptanz

2014 stiegen die FinTech-Investitionen in Europa ge-

digitaler Geschäftsmodelle durch Verbraucher dar-

genüber 2013 um 215 Prozent. Damit ist der europä-

stellt.

ische Markt stärker gewachsen als der US-amerika-

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Dennoch setzen die Entwicklungen in der FinTech-Bran-

vier Monate intensiv geschult. Unter den diesjährigen

che die Banken enorm unter Druck. Dabei kämpfen

Teilnehmern des Startupbootcamps sind Cybertonica,

diese immer noch mit den Nachwehen der Finanzkrise

ein Cloud-Dienstleister für Risiko- und Sicherheitsinfor-

und verhalten sich entsprechend vorsichtig. Deswegen

mationen, Tradle, eine Blockchain-Plattform, die eine Art

lagern sie die Entwicklung von Digitalstrategien gerne an

Ratingagentur ist, und WoraPay, ein Händlernetzwerk

externe Dienstleister aus oder suchen sich Kooperati-

für digitale Portemonnaies.

onspartner. Doch auch wenn sie im digitalen Geschäft wie die trägen alten Riesen wirken, haben sie den agi-

Für einen Finanzdienstleister wie arvato Financial Solu-

leren Start-ups durchaus etwas zu bieten: Sie verfügen

tions bietet die Zusammenarbeit mit solch innovativen

über reichlich Daten und Erkenntnisse über das Kunden-

Startups die Möglichkeit, ausgetretene Pfade zu ver-

verhalten, sie sind international aufgestellt und haben

lassen. Im Austausch mit jungen Unternehmen lassen

eine große Reichweite, sie sind bereits reguliert, haben

sich neue, bisher vielleicht undenkbare Ansätze zur Pro-

Lizenzen, die schwer zu bekommen sind, und sie genie-

blemlösung finden. Damit kann das Unternehmen nah

ßen (in den meisten Fällen) das Vertrauen ihrer Kunden

an technologischen Entwicklungen und Veränderungen

und die Akzeptanz von Aufsichtsbehörden. Das hat in

im Nutzerverhalten bleiben, um somit im Wettbewerb

der Finanzbranche letztlich eher eine Atmosphäre der

eine Nasenlänge voraus zu sein. Diese Perspektive er-

Zusammenarbeit und des gemeinsamen Wachstums

möglicht es arvato Financial Solutions, auch künftig das

geschaffen als einen reinen Konkurrenzkampf. arvato

richtige Gespür für die Herausforderungen der Kunden

Financial Solutions ist als Finanzinstitut und erfahrener

zu haben, marktgerechte Lösungen zu entwickeln und

Outsourcing-Partner kein reiner Beobachter. Als Partner

diese erfolgreich umzusetzen.

und Investor des Gründerzentrums Startupbootcamp FinTech (SBC) trägt arvato seit einigen Jahren aktiv zu diesen Entwicklungen bei. Wissen weitergeben Als Teil dieser Zusammenarbeit unterstützt arvato Financial Solutions SBC-Teilnehmer mit einer strukturellen und strategischen Beratung, mit Zugängen zu globalen Blue-Chip-Unternehmen und Vertriebsnetzwerken sowie mit Ratschlägen von Marktspezialisten aus dem Topmanagement. arvato Financial Solutions ist seit zwei Jahren

Matthias Gerhardt ist Head of Corporate Development bei arvato Financial Solutions. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in den Bereichen Finanzdienstleistungen und Investmentbanking. Unter anderem verantwortet er arvato Financial Solutions’ Investition in das Startupbootcamp FinTech.

Partner des SBC. Das Unternehmen ist bei Bewerberauswahltagen dabei und begleitet die Start-ups während ihrer Zeit im Bootcamp. Im Gegenzug bekommt arvato Financial Solutions die Möglichkeit, Synergien und Chancen zu ermitteln, die den eigenen geschäftlichen Zielen nützen könnten. Jedes Jahr werden zehn Startups für das SBC ausgewählt. Diese „Kohorte“ wird dann

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CrossLend-CEO Oliver Schimek im Interview In den letzten Jahren haben so einige Crowdlending-Portale in Deutschland die Pforten geöffnet. Mit CrossLend hat sich jetzt ein neuer Player positioniert, der diesen Ansatz weiterentwickelt hat. Das Rezept: Grenzüberschreitende Kreditvergabe und handelbare Schuldscheine. Im Gespräch mit dem Gründer und CEO des Portals – Oliver Schimek – über die Idee. Investoren finden auf CrossLend flexible InvestitionsHerr Schimek, was war Ihre Motivation, ein Fin-

möglichkeiten mit einer hohen Diversifizierung, denn

Tech-Unternehmen ins Leben zu rufen?

bei uns finanzieren Investoren Privatkredite nicht direkt, sondern investieren ausschließlich in Wertpapiere, die

Daniel, Marie Louise und ich, also alle drei Gründer, ha-

diese Kredite finanzieren. Im Grunde wandeln wir den

ben bereits einige Jahre im FinTech-Bereich gearbeitet

Kredit damit in eine Anleihe und können Investments in

und waren mit den Problemen im Lending-Markt ver-

Privatkredite einheitlich und europaweit anbieten. Unser

traut. So konnten wir bereits seit einiger Zeit das Wach-

Setup bringt sehr viele Vorteile. So können Wertpapie-

sen eines Kreditgrabens zwischen den verschiedenen

re in Bankdepots gehalten werden und sind prinzipiell

Kreditmärkten in Europa beobachten: Im Norden erhal-

handelbar.

ten Anleger geringe Renditen, im Süden zahlen Kreditnehmer sehr hohe Zinsen. Es gab zwar verschiedene

Wir haben eine sehr ökonomische Kostenstruktur und

Lending-Plattformen, die Investments in Privat-Kredite

können daher bessere Raten für Kreditnehmer und

angeboten haben, europaweit zu investieren war jedoch

attraktive Renditen für Anleger anbieten. Sowohl In-

entweder sehr kompliziert oder unflexibel gestaltet.

vestoren als auch Kreditnehmer profitieren von einem

Gemeinsam haben wir nach einer Lösung für diese

vollständig elektronischen Anmeldeverfahren, das fast

Probleme gesucht. Mit www.crosslend.com können

ausschließlich online abgewickelt wird. Bei gegebe-

wir nun Privatpersonen, die einen Kredit suchen, mit

ner Bonität können wir Kreditnehmern außerdem eine

privaten und institutionellen Investoren zusammenzu-

schnelle Zusage geben, ob eine Kreditforderung auf

bringen, die diese Kredite finanzieren. Dafür haben wir

unserer Plattform veröffentlicht wird und außerdem

ein Setup geschaffen, das den gesamten Europäischen

eine sofortige Auszahlung bei entsprechender Investo-

Markt als einen Markt abbildet.

rennachfrage garantieren. Die Bonität eines Kreditnehmers überprüfen wir mittels eines selbstlernenden Sco-

Welche Vorteile bietet CrossLend Kreditnehmern

ring-Systems, welches neben Kreditbürodaten auch

gegenüber Banken, welche gegenüber Konkurren-

andere Datenquellen analysiert.

ten wie Lendico oder Auxmoney?

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Arbeiten Sie mit Unterneh-

fragten gaben an, sie würden

men aus der NPL-Branche

in Betracht ziehen, FinTechs

(Kreditkäufer, Servicer) zu-

künftig für Geschäfte zu nut-

sammen? Falls ja, welche

zen, die sie jetzt noch bei ih-

Aufgaben

solche

rer Bank in Anspruch nehmen.

Unternehmen für FinTechs

In den nächsten zehn Jahren

übernehmen?

plant sogar jeder fünfte damit,

können

sämtliche

Finanzangelegen-

Ja, wir arbeiten eng mit einem

heiten über FinTechs abzuwi-

Inkasso-Unternehmen zusam-

ckeln. Banken werden sich auf

men. Allerdings managen wir

diese Veränderungen einstel-

den Prozess von ausstehen-

len müssen. Dies könnte un-

den Forderungen in den ersten

ter anderem durch eine enge

90 Tagen in-house. Erst danach übergeben wir an ein

Zusammenarbeit mit FinTechs oder ein stärkeres In-

externes Unternehmen. Wir planen in der nahen Zu-

vestment in Innovationen seitens der Banken realisiert

kunft die Eröffnung eines Zweitmarktes, auf dem bei-

werden.

spielsweise auch NPLs abgetreten werden können. Damit schaffen wir noch mehr Flexibilität für unsere

Herr Schimek, wir danken Ihnen für dieses Inter-

Investoren.

view!

Wie sieht Ihrer Meinung nach der Bankensektor in

Die Fragen stellte Jan Dzieciol.

10 Jahren aus? Oliver Schimek ist CEO und Gründer von CrossIch denke, in den nächsten Jahren wird sich einiges

Lend. In dieser Funktion verantwortet er den gesam-

in der Bankenwelt ändern. FinTechs werden dabei die

ten Auf- und Ausbau des Geschäfts von CrossLend

Marschrichtung vorgeben, denn Innovationen werden

in Deutschland und Europa. Vor der Gründung von

bisher nur von ihnen betrieben. Diese Innovationen

CrossLend war Oliver Schimek Chief Financial & In-

werden den Finanzmarkt maßgeblich verändern, um

vestment Officer bei der Kreditech Holding in Ham-

Nutzerwünschen besser zu entsprechen. Außerdem

burg. Zu seinen Hauptaufgaben zählten dort die Lei-

gehe ich davon aus, dass es zu einer stärkeren Spezia-

tung der Finanzabteilung und die Weiterentwicklung

lisierung in den unterschiedlichen Bereichen wie Versi-

des Scoring-Modells. Zuvor gründete Schimek das

cherungen, Kredite, Finanzierungen etc. kommen wird.

Unternehmen Quantea, das Trading-Algorithmen

Das wiederum wird zu einer größeren Fragmentierung

und IT-Infrastrukturen für den Devisenhandel entwi-

des Angebotsmarktes führen. Zudem werden Finanz-

ckelte. Oliver Schimek verfügt über zahlreiche Erfah-

dienstleistungen überwiegend online abgewickelt wer-

rungen im Vertrieb für Finanzprodukte. Er hat Physik

den. Diese Veränderung findet bereits statt. Das belegt

und Volkswirtschaft an der Freien Universität zu Ber-

auch eine kürzlich veröffentlichte repräsentative Studie

lin studiert. Er lebt in Berlin.

des Marktforschungsinstituts Yougov. Dafür wurden 7.000 Menschen in verschiedenen Ländern befragt,

*Quelle: https://yougov.de/news/2016/01/21/FinTechs-fur-je-

darunter 2.000 in Deutschland*. 72 Prozent der Be-

den-zweiten-sind-geldgeschafte-auss/

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Außergerichtliche Streitbeilegung Außergerichtliche Streitbeilegung (Al-

lichen. Die Richtlinie gilt für alle Verbrau-

ternative Dispute Resolution – ADR)

cherbeschwerden, die sich aus (sowohl

schließt eine Lücke zwischen unter-

online als auch offline geschlossenen)

nehmenseigenem

Beschwerdema-

Kauf- und Dienstleistungsverträgen er-

nagement und Gerichtsverfahren, zu-

geben. Ein grenzüberschreitender Be-

mal ein Gang vor Gericht häufig mit

zug ist nicht erforderlich.

unverhältnismäßigen Kosten verbunden ist. Dem Europäischen Gesetzge-

Der deutschen Bundesregierung galt

ber ist es daher ein berechtigtes An-

die Umsetzung der ADR-Richtlinie als

liegen, europaweit einfache, schnelle

eines der wichtigsten verbraucher-

und kostengünstige ADR-Verfahren

schützenden Gesetzesvorhaben dieser

sicherzustellen, die das Vertrauen der

Legislaturperiode, das allerdings nur zäh

Verbraucher in den Binnenmarkt stär-

vorankam. Nachdem die Umsetzungs-

richtet, deren Arbeit das Bundes-

ken. Aktuell ist auf zwei Maßnahmen

frist bereits am 9. Juli 2015 abgelaufen

ministerium der Justiz und für Ver-

hinzuweisen, die nunmehr auch in

war, verabschiedete der Bundestag

braucherschutz fördert. Bis 2020

Deutschland Wirkung entfalten.

am 3. Dezember 2015 schließlich das

sollen die Erfahrungen der bun-

neue

Verbraucherstreitbeilegungsge-

desweiten Schlichtungsstelle und

setz (VSBG). Da der Bundesrat in seiner

deren Akzeptanz bei Verbrauchern

Sitzung vom 29. Januar 2016 darauf

dann evaluiert werden und als

verzichtete, den Vermittlungsausschuss

Grundlage für die Länder dienen.

anzurufen, kann das Gesetz nunmehr vom Bundespräsidenten unterzeichnet

Träger einer Verbraucherschlich-

und anschließend verkündet werden.

tungsstelle nach dem VSBG muss

Die wesentlichen Teile des Gesetzes

ein Verband sein. Die Unabhän-

treten voraussichtlich am 1. April 2016

gigkeit und die Unparteilichkeit der

in Kraft. Die Eckpunkte im Überblick:

sog. Streitmittler müssen gewährleistet sein. Die Schlichtungsstel-

Soweit sich nicht genug freiwil-

le muss einer Verfahrensordnung

lige Träger finden, obliegt den

folgen, Deutsch als Verfahrens-

Ländern

Einrichtung

sog.

sprache anbieten, den Parteien

Universal­schlichtungsstellen,

die

rechtliches Gehör gewähren und

die

Neues Verbraucherstreitbeilegungs-

branchenunabhängig

zuständig

über den Ablauf des Verfahrens in-

gesetz

sein und das bestehende Netz an

formieren. Der Lösungsvorschlag

Schlichtungsstellen ergänzen sol-

muss im Regelfall innerhalb von 90

len.

Tagen nach Vorlage aller für die Be-

Ende

2013

verpflichtete

die

sog.

arbeitung erforderlichen Unterlagen

ADR-Richtlinie (2013/11/EU) die Mitgliedstaaten, Verbrauchern einen flä-

In

Form

eines

Forschungspro-

chendeckenden Zugang zur außerge-

jekts wird für die ersten Jahre, bis

richtlichen Streitbeilegung mit einem

Ende 2019, eine bundesweit tätige

einheitlichen Qualitätsniveau zu ermög-

Universalschlichtungsstelle einge-

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vorliegen. •

Für

den

Verbraucher

Schlichtungsverfahren

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ist

das

kostenlos,

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es sei denn er/sie hat das Ver-

EU-Kommission betriebenen Web-

gung anbieten möchte, wie viele

fahren missbräuchlich in An-

site, der sog. OS-Plattform, die als

Beschäftige sein Betrieb hat, ob er

spruch genommen.

zentrale Anlaufstelle Beschwerden

über eine eigene Internetseite oder

mittels eines in allen Amtssprachen

über Marktplätze wie eBay oder

Von einer Teilnahmeverpflichtung

der EU verfügbaren Online-Formu-

Amazon verkauft. Zur Vermeidung

für

letzt-

lars entgegennimmt und diese dann

von Abmahnungen sollte jedes Un-

lich Abstand genommen, da dies

an die zuständige Stelle im jeweili-

ternehmen genau prüfen, ob es dem

dem Charakter einer außergericht-

gen Mitgliedstaat weiterleitet. Da-

Anwendungsbereich der ODR-Ver-

anträge von Verbrauchern ein. Die-

rüber hinaus soll die Plattform ein

ordnung unterliegt.

se Schlichtungsstellen werden im

elektronisches

Wesentlichen ohne grundlegende

strument bereitstellen, worüber die

Verantwortungsvoller

Änderungen durch das VSBG wei-

nationalen Stellen das Streitbeile-

mit Kreditnehmern

terbestehen.

gungsverfahren abwickeln können.

Unternehmen

lichen

Einigung

wurde

widersprechen

würde. Auch wurde davon abgesehen, neue Regelungen über branchenspezifische Schlichtungsstellen einzuführen. Es gibt etwa 30 bestehende, privat organisierte Schlichtungsstellen. Allein bei den bestehenden Schlichtungsstellen in den Bereichen Versicherung, Energieversorgung, öffentlicher Personenverkehr, Telekommunikation und Finanzdienstleistungen gehen nach Einschätzung der Bundesregierung jährlich ca. 60.000 StreitbeilegungsFallbearbeitungsinUmgang

Die neue OS-Plattform ist seit dem

Für die Bearbeitung notleidender

Online-Streitbeilegungsplattform

15. Februar 2016 aufrufbar (zur In-

Kreditforderungen haben die Mit-

der EU

formationsseite der EU).

gliedsunternehmen der BKS bereits im Jahr 2008 einen Code of Con-

Ergänzend zur ADR-Richtlinie soll

Unternehmen,

die

Verbrauchern

duct verabschiedet, mit dem sie

die am 9. Januar 2016 in Kraft ge-

einen Online-Abschluss von Kauf-

sich selbst zur Einhaltung von Bear-

tretene sog. ODR-Verordnung (On-

oder Dienstverträgen anbieten, soll-

beitungsstandards über gesetzliche

line Dispute Resolution Regulation,

ten zudem beachten, dass entspre-

Bestimmungen hinaus verpflichten.

Nr. 524/2013) Verbraucher dabei

chende Internetseiten mit der neuen

Ist ein Verbraucher dennoch nicht

unterstützen, bei grenzüberschrei-

OS-Plattform zu verlinken sind. Die

mit dem Vorgehen eines Mitglieds­

tenden Konflikten aus Online-Ver-

neue Informationspflicht gilt unab-

unternehmens einverstanden, kann

trägen eine geeignete Streitbeile-

hängig davon, ob der Unternehmer

er sich an den neutralen Ombuds-

gungsstelle zu finden. Im Zentrum

überhaupt eine solche alternative

mann der BKS wenden. Das Ver-

steht die Einrichtung einer von der

Streitschlichtung bzw. Streitbeile-

fahren ist leicht zugänglich; die

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Nr. 12 / 2016


BKS Politik & Recht

Nr. 12

Februar / März 2016

Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing e.V.

formalen Anforderungen an die Antragstellung und die Darlegung des Sachverhalts sind gering. Dem

Dr. Oliver Fawzy

Verbraucher entstehen allenfalls

ist Rechtsanwalt und Geschäftsführer der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing

geringe Kosten. Seit 2009 wird die Funktion des Ombudsmanns der BKS von Dr. h.c. Gerd Nobbe wahrgenommen, der als langjähriger Vorsitzender Richter des für Bank- und Kapitalmarktrecht zuständigen XI. Zivilsenats am BGH eine professionelle und zügige Bearbeitung sicherstellt.

Reform der Insolvenzanfechtung auf der Zielgeraden Nachdem die Bundesregierung im Herbst 2015 ihren Gesetzesentwurf zur Verbesserung der Rechtssicherheit im Anfechtungsrecht vorgelegt hat, sind weitere Argumente ausgetauscht und diskutiert worden. Am 24. Februar fand noch eine Sachverständigenanhörung im Rechtsausschuss statt. Die Verabschiedung des Reformgesetzes im Bundestag ist für Ende April 2016 vorgesehen. Noch sind allerdings Detailfragen offen, von denen teilweise auch die Wirksamkeit des gesamten Reformpakets abhängt. Für die Wirtschaft steht die Vorsatzanfechtung nach § 133 InsO im Zentrum, die durch eine unausgewogene Beweislastverteilung zu erheblicher Rechtsunsicherheit bei zahlreichen Gläubigergruppen geführt hat. Es ist daher konsequent und sehr zu begrüßen, dass der Gesetzentwurf eine Korrektur der derzeitigen Vermutungsregel des § 133 Abs. 1 S. 2 vorsieht, die bislang allein zugunsten des Insolvenzverwalters streitet. Nach der Rechtsprechung des BGH können bereits wenige Anzeichen – wie etwa die Bitte des Schuldners um Zahlungsaufschub – dafür genügen, dem Gläubiger eine Kenntnis der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners zu unterstellen. Dann wird zugleich vermutet, dass der Schuldner seine weiteren Gläubiger benachteiligen wollte und der Anfechtungsgegner auch hiervon Kenntnis hatte.

Der Regierungsentwurf sieht an dieser Stelle eine wichtige Umkehrung vor. So soll künftig zu Gunsten des Gläubigers vermutet werden, dass dieser die Zahlungsunfähigkeit des Schuldners nicht kannte, wenn die Beteiligten eine Zahlungsvereinbarung getroffen haben oder dem Schuldner eine Zahlungserleichterung gewährt wurde. Damit ist eine Chance verbunden, die in den abschließenden Beratungen nicht gefährdet werden sollte. Im Gegenteil sollte der Begriff der Zahlungsvereinbarung in der ­Gesetzesbegründung weiter präzisiert werden, um der Praxis eine möglichst rechtssichere Handhabe zu ermöglichen und eine Fortschreibung der bisherigen BGH-Rechtsprechung auf Umwegen zu vermeiden. Noch besser wäre freilich eine ersatzlose Streichung der aktuellen Vermutungsregel, wodurch dem Insolvenzverwalter wieder die volle Beweislast für die ursprünglich als Ausnahmetatbestand konzipierte Vorsatzanfechtung auferlegt würde. Dieser bereits in einem Gesetzentwurf des Jahres 2006 enthaltene Vorschlag wird mittlerweile auch von großen Wirtschaftsverbänden befürwortet, bedarf allerdings gesetzgeberischen Mutes, die ausgeuferten Anfechtungsrisiken tatsächlich an der Wurzel zu packen.

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Nr. 12 / 2016


BKS Aus der Branche

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Februar / März 2016

Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing e.V.

10 Fragen an... Wie beschreiben Sie Ihren Beruf Ihrem Kind? Ich erkläre, warum Menschen und Unternehmen in Immobilien investieren, wie diese Immobilien im Inneren aussehen sollten, wo diese stehen sollten, versuche Städte mit zu planen und schaue nach vorne, wie die Immobilien heute aussehen müssen, damit Sie in Zukunft noch einen Wert haben. Was war Ihr bisheriges berufliches Highlight? Noch vor dem Abschluss des Studiums einen Zusage bekommen zu haben zu einem Job. Und ein Objekt in Italien. Welchen beruflichen Moment möchten Sie nicht noch einmal erleben müssen? Den massiven Wertverlust von gestern noch als stabil geltenden Immobilien - also Backsteine und keine Papiere.

Dr. Thomas Beyerle

ist seit 2014 Managing Director bei der Catella Property Valuation GmbH und verantwortet darüber hinaus als Head of Group Research ­ die internationalen Researchaktivitäten im Catella ­ Konzern. Dr. Beyerle ist seit über 15 Jahren Lehrbeauftragter an an der ebs und verschiedenen immobilienwirtschaftlichen Hochschulen und Fortbildungsinstitutionen. Am 24.02.2016 war er Ehrengast bei einem Kaminabend der BKS.

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient? Im Supermarkt - war nach Tag 2 schon „Head of Obsttheke“. Mit wem stoßen Sie am liebsten auf einen Erfolg an? Mit meiner Familie und grundsätzlich nur im Stillen. Und wie belohnen Sie sich sonst noch? Manche meinen mit exzessiven Reisen an exotische Destinationen, ich sage „ich kam noch nie doofer zurück“. Wofür hätten Sie gerne mehr Zeit? Frau, Töchter, Sport. Welches Kunstwerk hätten Sie gerne zu Hause? Kein bestimmtes. Zumal die Schminkergebnisse meiner pubertierenden Tochter aktuell große Kunst sind - irgendwo zwischen Dada und Impressionismus. Nur anmerken darf ich das natürlich nicht. Mit wem würden Sie gerne einmal zu Abend essen? Das wechselt ständig: aktuell Mario Draghi. Wenn nicht Frankfurt, wo dann? Ehrlicherweise bin ich glücklich in Frankfurt, vielleicht zieht es mich später wieder in den Schwarzwald.

Impressum Herausgeber: BKS – Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing e.V., Marienstraße 14, 10117 Berlin. Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Dr. Marcel Köchling, Präsident. Haftungsausschluss: Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhalts des „BKS-Newsletters“ übernimmt die Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing e.V. keine Gewähr. Vereinsregister: Amtsgericht Berlin-Charlottenburg, Amtsgerichtsplatz 1, 14046 Berlin-Charlottenburg, Registernummer VR 27003 B, Ust.-ID-Nr. DE255573159.

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