BKS Newsletter Nr. 3

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BKS Newsletter Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing e.V.

Nr.3 April 2013

Branche trifft sich auf dem NPL Forum 2013 das derzeit intensiv diskutierte Thema Vern rund zwei Wochen, am 15. Mai 2013, finbraucherinsolvenz und Restschuldbefreiung den sich wieder Servicer, NPL-Investoren gewährt Richterin Stefanie Semmelbeck vom und Workout-Banker zum jährlichen BranReferat Insolvenzrecht aus dem Bundesminischentreffen in der Frankfurt School of Finance terium der Justiz. Parallel dazu geben & Management ein. Auch 2013 hat das NPL Dr. Bernd Appasamy von d-fine und Martin Forum, bei dem die BKS e.V. ein wichtiger KoLenhart von Servicing Advisors Deutschland operationspartner ist, wieder ein aktuelles und Einblicke in die Clusteranalyse der Werttreiber umfassendes Programm vorbereitet, das dem für NPL-Portfolios. Im Anschluss berichtet informellen Austausch der Branche einen Georg Kountourakis aus der Sicht eines Speinteressanten Rahmen gibt. zialisten für Konsumentenkredite über die Nach einführenden Worten u.a. von BKSkombinierte Outsourcing- und In-House-StraPräsident Dr. Marcel Köchling und Moderator tegie der Targobank. Professor Christoph Schalast von der Frankfurt School wird der „ Wirtschaftsweise“ Restrukturierung aus erster Hand Professor Peter Bofinger als Keynote-Redner Neugierig machen dürfte die Branche auch den Faden des Vortrags von Professor Hansder Vortrag von Lars Werner Sinn aus dem Löffelholz, BereichsleiVorjahr aufnehmen und ter Group Intensive ebenfalls die Eurokrise Care der Commerzbeleuchten. Gibt es bank AG. Da die Com„ Licht am Ende des merzbank im verTunnels?“ fragt der gangenen Jahr mit der Universitätsprofessor Neustrukturierung des für VolkswirtschaftsIntensive-Care-Belehre nach einem weireichs begonnen hat, teren turbulenten dürfte seine Bewertung Eurokrisenjahr. Da die NPL Forum 2013 der Alternativen „ InKrise nicht ohne Aushouse-Servicing, Outwirkungen auf die Ban15. Mai 2013 in der sourcing und Kreditverken auch in Deutschland bleibt, Frankfurt School of Finance & Management kauf als strategische Sonnemannstraße 9-11, Optionen“ Servicer, Indiskutiert Bofinger in 60314 Frankfurt vestoren und andere einer Runde mit hochBanker gleichermaßen rangigen Vertretern der Anmeldungen und vollständiges interessieren. ING-DiBa, von M.M. Programm unter Warburg, Volkswagen www.frankfurt-school-verlag.de. Globale Sicht Financial Services und Zum Abschluss des dem Verband deutHINWEIS: Mitgliedsunternehmen der BKS Tages wird es mit Dr. scher PfandbriefbanGino Napoletano von ken die Finanzstabilität erhalten einen Vorzugspreis und zahlen nur der Credigen Bank in Europa und was sie 345 Euro statt 595 Euro (alle Preise zuzüglich für Banken, Kredit- 19 Prozent Mehrwertsteuer). Zudem werden unter Zrt., die zur Crédit Agrimärkte und Risikoma- allen BKS-Mitgliedern zwei Freikarten vergeben. cole Consumer Finance-Gruppe gehört, nagement bedeutet. international. Der Risiko- und IT-Vorstand der ungarischen Bank Rechtliche Aspekte berichtet von seinen Erfahrungen mit dem Der Nachmittag bietet viele Gelegenheiten, Verkauf von Non-Performing Loans. konkrete NPL-Themen zu diskutieren und Wer sich über die Programmpausen praktische Erfahrungen auszutauschen. So hinaus in Ruhe mit (möglichen) Geschäftspartstellt Markus Neuhaus von Deloitte die nern austauschen möchte, dem bietet der Ergebnisse einer aktuellen Studie zum MaEmpfang auf Einladung der BKS zum Ausnagement zahlungsgestörter Forderungen klang des Kongresstages ab 17.20 Uhr eine vor, für die zahlreiche Praktiker befragt wurletzte gute Gelegenheit dazu. ❙ den. Einsichten in die Berliner Perspektive auf

Inhalt

Foto: BKS

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Dr. Marcel Köchling, Präsident der BKS

Editorial Liebe Leserinnen und Leser, ein spannendes und arbeitsreiches Jahr liegt hinter der BKS, und 2013 wird sicher nicht weniger interessant und arbeitsintensiv werden. Die erste Jahrespublikation der BKS haben Sie im Februar dieses Jahres erhalten. Das positive Feedback unterstützt unser Vorhaben, in der zweiten Jahreshälfte mit der Arbeit an der nächsten Ausgabe zu beginnen und die Qualität weiter zu verbessern. Im März 2013 haben wir erfolgreich einen weiteren BKS-Roundtable veranstaltet und dabei vom Sanierungsexperten Kolja von Bismarck einen ehrlichen wie spannenden Blick auf die Sanierungsarbeit im Umfeld von Insolvenzverfahren bekommen. Der Gesetzgeber hält uns mit verschiedenen Gesetzesvorhaben (u.a. Reform des Restschuldbefreiungsverfahrens und Gesetz gegen unseriöse Geschäftspraktiken) in Atem, bei denen sich die BKS in die Fachdiskussion einbringt. Voraussichtlich im Juni wird das von der BKS maßgeblich gestaltete NPL Grundlagenbuch erscheinen. Auch befinden wir uns derzeit in der Vorbereitung des NPL Forums 2013, das Mitte Mai in Frankfurt stattfinden wird – siehe Programmhinweis links. Und eines der derzeit wichtigsten Projekte der BKS befasst sich damit, das gesammelte Wissen über Non-Performing Loans zu sammeln und transparent zu machen. Hierzu aber mehr im nächsten Newsletter.

Ihr Marcel Köchling

NPL Forum 2013 Seite 1 Hypothekenbanken – die Lage Seite 2/3 Update: Unseriöses Inkasso Seite 4 News und Deals Seite 5/6 www.bks-ev.de Nr. 3/2013


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Politik und Finanzwirtschaft

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Hypothekenmarkt – zwischen Hoffen und Bangen stand hochliquider Vermögenswerte größer ist als ein massiver Nettoabfluss von Barmitteln in einer 30 Tage andauernden Stressperiode. So soll gewährleistet werden, dass auch in einem Stressszenario ein hinreichender Liquiditätspuffer gewährleistet ist. „ Die Banken haben dadurch Privatkundeneinlagen für sich wieder entdeckt“, sagt Tusch. Institute wie Die „ Bad Bank“ der Hypo Real Estate macht Coreal oder die IKB machen es vor. „ Das Einerstmals Gewinne, und die Commerzbank lagengeschäft ist zur Verbreiterung der Refisteht kurz vor dem milliardenschweren Vernanzierungsbasis interessant“, findet auch kauf des britischen ImmobilienkreditgeschäfHRE-Nachfolger Deutsche Pfandbriefbank. tes ihrer zur Hypothekenbank Frankfurt Mit Kampfkonditionen wollen die Institute an umfirmierten Problemtochter Eurohypo. Wenn die Vermögen der Deutschen – auf 4,8 Billioselbst die größten Problemfälle positive nen Euro summieren sich diese aktuell und sind damit so hoch wie noch nie. „ Da wird teure Liquidität aufgenommen“, beobachtet auch Tusch. „ Mit zunehmender Konkurrenz wird sich herausstellen, ob die vermeintlich weniger mobilen Privatkundeneinlagen sich im Direkt-Banking-Preiskampf als verlässliche Refinanzierungsquelle herausstellen.“ Als nachhaltiger dürfte sich das Thema Kernkapitalquoten erweisen. Die Steuerung der Riskweighted Assets ist eines der bestimmenden Themen innerhalb der HypothekenDie Zeiten großer Kampfschiffe bei den Hypothekenbanken sind vorbei. Versicherer wie die französische Axa wollen in diese Lücke stoßen. banken. Die Institute versuchen, die Eigenkapitalbelastung zu minimieren, indem sie ihre Portfolien entspreSchlagzeilen schreiben, müssen dem deuterster Linie auf den regulatorisch bedingten chend umschichten. „ Kapitalverzehrer werschen Pfandbriefmarkt ja rosige Zeiten bevorRückzug vieler Pfandbriefbanken aus der den ausgesteuert, um Platz für kapitalstehen. „ Der Markt ist intakt, die GeschäftsStaatsfinanzierung zurück. Während das Voschonendes Neugeschäft zu schaffen“, erklärt möglichkeiten gut“, bestätigt der Vorstand lumen öffentlicher Pfandbriefe seit Jahren ein Hypothekenbanker. Dies verstärkt den einer Hypothekenbank. Keine Frage, die bis schrumpft, zeigten sich HypothekenpfandKampf um Core-Immobilien. Für gut vermiezu Friedrich dem Großen zurückreichende briefe auch 2012 relativ stabil. tete Gebäude in erstklassigen Lagen müssen deutsche Finanzinnovation Pfandbrief ist akEinschränkungen durch Basel III die Banken schließlich kaum Eigenkapital untuell wieder sehr beliebt. Die Papiere verbinDoch der regulatorische Druck bleibt hoch terlegen. Für ein top-geranktes 100-Millionenden Sicherheit mit einem ordentlichen Zins und zwingt die Banken dazu, ihre BilanzsumEuro-Portfolio sind es gerade einmal und treffen damit den Nerv der Anleger. Selbst men zu verringern. „ Die Aufsichtsbehörden 10 Millionen Euro, während bei schlechterem Hypothekenpfandbriefe, die zu einem Zins an sind aufgeschreckt. Jeder will das bessere Ranking schnell die doppelte Summe und der unteren Grenze aufgelegt werden, sind im System emtwickeln, um die neuen Anfordemehr an Eigenkapital unterlegt werden muss. Nu platziert. So gesehen bei einem Papier der rungen zu erfüllen“, berichtet Tusch. „ Durch Die Luft im Core-Segment wird folglich dünMünchner Hyp. „ Geld genug ist im Markt vordie Umsetzung von Basel III bin ich in meinen ner. „ Noch gibt es genug Angebot für alle“, handen. Die volatilen Marktbedingungen treiGeschäftsmöglichkeiten deutlich eingegibt ein Marktteilnehmer Entwarnung. Allerben die Anleger in die sicheren Anlageklassen. schränkt“, macht ein Hypothekenbank-Vordings sinken die Renditen der HypothekenEin deutscher Pfandbrief ist noch nie ausgestand deutlich. Risikotragfähigkeit, Kernbanken. „ Alle suchen Qualität, es wird wieder fallen“, sagt Dr. Marcus Tusch, Vorstand der kapitalquote und Liquidity Coverage Ratio mehr über den Preis gekämpft“, ergänzt der Düsseldorfer Hypothekenbank. sind die bestimmenden Begriffe. InsbesonHypothekenbanker. Das lässt die über lange Entsprechend rechnet der Verband deutdere die letzte Kennziffer ist dabei, die RefiZeit relativ hohen Margen bröckeln. Teilweise scher Pfandbriefbanken (vdp) für das laufende nanzierung der Branche zu reformieren. Die werden Deals abgeschlossen, an denen die Jahr mit einer Zunahme des GeschäftsvoluLiquiditätskennzahl verlangt, dass der BeInstitute kaum noch etwas verdienen. > mens um etwas mehr als 10 Prozent. „ Immer mehr Banken wollen Pfandbriefe als strategisch wichtiges Instrument in ihren Refinanzierungsmix aufnehmen“, sagte vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt anlässlich der Jahrespressekonferenz des Verbands Mitte April. Bei zu zahlenden Renditen von deutlich unter einem Prozent sind die Konditionen für die Institute attraktiv. Allerdings erfolgt der prognostizierte Aufschwung von ganz unten: 2012 war das Volumen ausstehender Pfandbriefe auf 525 Milliarden Euro gefallen. Das ist der tiefste Stand seit 1993. Im Jahr 2001 war der Markt noch 1 Billion Euro schwer. Tolckmitt führt den Rückgang in

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Der Hypothekenmarkt kämpft auch fünf Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise noch mit Altlasten. Aktuelle Meldungen geben Anlass zur Hoffnung, doch zunehmende Regulierung und bröckelnde Margen lassen keine Euphorie aufkommen.

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Politik und Finanzwirtschaft

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Fortsetzung: Hypothekenmarkt – zwischen Hoffen und Bangen > Eine „ extrem aggressive Preisgestaltung“ hat auch Isabelle Scemama, Leiterin gewerbliche Immobilienfinanzierung bei Axa Real Estate ausgemacht. Der französische Konzern ist einer von mehreren Versicherern, die mit Vehemenz auf den Markt für Immobilienfinanzierungen drängen. Die Branche sucht im aktuellen Niedrigzinsumfeld händeringend nach attraktiven Anlagemöglichkeiten. So will auch die Allianz die Zahl ausgereichter Immobilienkredite deutlich erhöhen. Mittelfristig soll das Volumen in Europa von derzeit rund 1 Milliarde Euro auf 5 Milliarden Euro katapultiert werden. Auch Cornerstone Real Estate Advisors, eine Tochtergesellschaft des US-Versicherers Mass Mutual, will in Europa mit Immobilienfinanzierungen Geld verdienen. „ Wir stellen gerade ein Team in London zusammen, außerdem möchten wir eine Präsenz in Deutschland und Frankreich etablieren“, kün-

wortwörtlich „Wir beobachten ein wachsendes Interesse am Pfandbrief.“

digte der Europachef des Versicherers, Charles Weeks, unlängst an.

Versicherungen greifen an Die etablierten Hypothekenbanken zeigen sich davon unbeeindruckt: „ Die Versicherer sind die einzigen, die große Tickets nehmen können“, sieht ein Hypothekenbank-Vorstand positive Effekte für den Gesamtmarkt. Tatsächlich ist durch die Konsolidierung hier eine Lücke entstanden. Der Markt hat sich in Richtung kleinerer Player entwickelt. „ Die Zeiten großer Kampfschiffe bei den Pfandbriefbanken sind vorbei“, bestätigt Tusch. In diese Lücke stoßen die Versicherer: „ Wir zielen auf Losgrößen, die zu groß für eine deutsche Pfandbriefbank sind“, sagt Isabelle Scemama von Axa. Tickets von bis zu 300 Millionen Euro will der Konzern finanzieren. Das ist ein ganz anderes Segment, als es etwa Institute wie die Düsseldorfer Hypothekenbank bedienen, die in Losgrößen zwischen 10 und 50 Millionen Euro unterwegs ist.

wortwörtlich

Zudem bleibt abzuwarten, wie nachhaltig das Engagement ist. Denn eigenes Know-how, Personal und Infrastruktur bauen die Versicherer kaum auf – Kerngeschäft sieht anders aus. Sobald am Kapitalmarkt wieder risikoadäquate Renditen zu erzielen sind, könnte das Immobiliengeschäft wieder unattraktiv werden. „ Die Versicherer werden so schnell wieder rausgehen, wie sie gekommen sind“, erwartet Tusch. An amerikanische Verhältnisse glaubt aber niemand. Dort sind Versicherer schon länger auf dem Markt für Immobilienfinanzierungen aktiv. Überhaupt herrschen jenseits des Atlantiks andere Vorzeichen. Seit Jens Tolckmitt, September verganvdp-Hauptgeschäftsführer genen Jahres erwirbt die USZentralbank Fed jeden Monat Hypothekenanleihen im Wert von 40 Milliarden US-Dollar, damit die Zinsen für Immobiliendarlehen sinken. Für USBanken wie Wells Fargo ist das eine Goldgrube, bei den deutschen Branchenkollegen sorgt die staatliche Subventionierung für Verwunderung: „ Die Zügel in den USA wurden überraschend schnell wieder gelockert“, wundert sich ein Hypothekenbanker und wünscht sich, dass dort ganz genau hin-

„Alle suchen Qualität, es wird wieder mehr über den Preis gekämpft.“ Hypothekenbank-Vorstand

geschaut wird. Aber auch in Europa sitzen die Gelder durchaus locker. In Großbritannien möchte Schatzkanzler George Osborne Familien günstig zum Eigenheim verhelfen und hat ein umfangreiches Subventionsprogramm für den Hypothekenmarkt entwickelt. Ein Hypothekenvolumen in Höhe von 130 Milliarden Pfund soll vom Schatzamt garantiert werden. Und in Deutschland denkt Bauminister Peter Ramsauer öffentlich darüber nach, die zum Jahr 2006 abgeschaffte Eigenheimzulage zu reaktivieren. Das könnte den Hypothekenmarkt zwar anheizen, klingt aber doch stark nach Wahlkampf. Zumal zusätzliche Anreize beim aktuellen Niedrigzinsniveau auch nicht notwendig sind. Von überwundener Krise wollen die Pfandbriefbanker deshalb trotz aller positiver Schlagzeilen vorerst nichts wissen. Insbesondere die alles überdeckende Regulierung erstickt jeglichen Überschwang im Keim. Für Tusch ist die Situation klar: „ Die Umsetzung von Basel III und CRD IV wird die Bankenlandschaft in den kommenden Jahren entscheidend prägen.“ ❙

wortwörtlich

„Die Versicherer werden so schnell wieder rausgehen, wie sie gekommen sind.“ Dr. Marcus Tusch, Mitglied des Vorstands Düsseldorfer Hypothekenbank AG

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Aus der NPL-Praxis

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Kritik an GguG reißt nicht ab uch nach dem Beschluss des Bundeskabinetts zum Gesetz gegen unseriöse Geschäftspraktiken (GguG) Mitte März dieses Jahres üben unterschiedlichste Seiten Kritik an dem Vorhaben. Mit dem in den Medien auch als „ Anti-Abzock-Gesetz“ titulierten Entwurf versucht die Regierung, Telefontricks, Massenabmahnungen und unseriöses Inkasso zu bestrafen. Nicht nur von der Opposition gab es Kritik, auch das CSU-geführte bayerische Verbraucherschutzministerium

A

Ratenzahlungsvereinbarung scheitert und eine neue Vereinbarung mit dem Schuldner zustande kommt, gelte weiterhin der einmalige Regelbetrag, obwohl der Mehraufwand enorm sei.

Zu hoher Informationsaufwand Weitere Kosten entstünden den seriösen Inkassounternehmen durch die gestiegenen Informationspflichten. Die diskutierten Informationspflichten – Forderungsgrund, Datum des

Angesichts von jährlich 18,8 Millionen seriösen Mahnschreiben sind rund 4.000 Beschwerden in drei Monaten eine extrem niedrige Beschwerdequote. Bevor die Regierung so weitreichende Änderungen umsetze, solle zunächste eine belastbare Evaluierung erfolgen, fordert der BDIU.

sowie unterschiedliche Verbände zeigten sich unzufrieden.

BKS-Kritik wird geteilt Dabei sorgen insbesondere die geplanten Neuregelungen im Bereich „ unseriöses Inkasso“ für Widerspruch. Die Kritik der BKS, die vor den negativen Konsequenzen für die seriösen Inkassounternehmen aber auch für Verbraucher, Unternehmen und Rechtsstaat allgemein warnte (siehe Aufmacher BKS Newsletter Nr. 2), wird auch vom Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V. (BGA) und dem Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) geteilt. Der BGA, dessen rund 120.000 Mitglieder mit 1,2 Millionen Beschäftigten jährlich 1,3 Billionen Euro umsetzen, sieht die Gefahr, dass durch die vorgeschlagenen Regelungen berechtigte Interessen seriöser Gewerbetreibender beeinträchtigt werden. Seriöse Inkassounternehmen begrenzten die Schäden durch Zahlungsverzug und -ausfälle um jährlich 5 bis 10 Milliarden Euro. Ohne diese Liquidität seien gerade margenschwache Mitglieder der BGA schnell in ihrer Existenz bedroht. Gleich mehrere geplante Regelungen würden das Geschäft seriöser Inkassounternehmen verteuern, die Einkommensmöglichkeiten aber erschweren. Die Befürchtung liegt nahe, dass die Kosten an die Auftraggeber und von diesen wiederum an die Konsumenten weitergegeben werden. Die derzeit vorgestellten Inkassoregelsätze, von denen auch bei besonderem Aufwand in der Praxis nur schwer abgewichen werden kann, würden dem Aufwand der seriösen Inkassounternehmen nicht gerecht werden. Auch die Erstattungsfähigkeit der Kosten für das Zustandekommen einer Ratenzahlungsvereinbarung sowie die Überwachung der Zahlungseingänge werde nicht berücksichtigt: Wenn beispielsweise die ursprüngliche

Vertragsabschlusses und die „ näheren Umstände des Vertragsabschlusses“, z.B. mündlich an der Haustür – würden schon heute von seriösen Inkassounternehmen erfüllt werden. Allerdings gelte der Grundsatz der Datensparsamkeit: Die genannten Angaben werden nur dann gemacht, wenn der Schuldner Einwände erhebt. Bei rechtlich unbegründeten Forderungen wie z.B. bei Abo-Fallen hingegen würden auch die neuen Informationspflichten wenig helfen. Angesichts von jährlich rund 9 Millionen Mahnbescheidsverfahren in Deutschland, wovon nur ein Bruchteil unseriös ist, würde der Aufwand gerade für unbes t r i t t e n e Forderungen im Bereich des Masseninkassos (wie im Versandhandel, der Telekommunikation oder der Energieversorgung) stark steigen. Der BGA schlägt stattdessen vor, die Aufsicht effizienter zu gestalten und einen abgestuften Sanktionskatalog zu nutzen.

geeignet, um unseriösen Inkassounternehmen beizukommen. Stattdessen sollten beispielsweise Rügen oder Auflagen möglich sein, wenn ein Inkassounternehmen wiederholt für Auftraggeber mit unberechtigten Forderungen tätig geworden ist. Deutlich spricht sich der BGA auch gegen die geplanten unterschiedlichen Vergütungsbemessungen von Rechtsanwälten und Inkassodienstleistern aus. Es sei für Verbraucher nicht nachvollziehbar, wann ein Rechtsanwalt rechtsberatend tätig ist und deshalb nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz abrechnen kann.

Evaluierung notwendig Der BDIU verweist in einer Stellungnahme dezidiert auf die seiner Meinung nach geringe Grundlage der für die Branche weitreichenden Änderungen. Das BMJ hatte den Referentenentwurf zum GguG mit einer am 1. Dezember 2011 vorgestellten Erhebung von der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv) begründet. Fast 4.000 Beschwerden von Verbrauchern waren ausgewertet worden, allerdings seien Erhebung und Auswertung laut vzbv weder wissenschaftlich noch repräsentativ. Angesichts von jährlich 18,8 Millionen seriösen Mahnschreiben seien rund 4.000 Beschwerden in drei Monaten eine extrem niedrige Beschwerdequote. Außerdem lag der Erfassungszeitraum der in die Erhebung eingegangenen Beschwerden vor dem 1. August 2012, an dem das „ ButtonLösungs-Gesetz“ in Kraft getreten ist. Seit-

Auch der BGA, 120.000 Mitglieder stark, warnt vor den Folgen des GguG für seriöse Inkassounternehmen.

Aufsicht verschärfen In Folge des Rechtsdienstleistungsgesetzes (RDG) sei die Aufsicht aus Kostengründen stark zurückgefahren worden, auch gebe es nur noch den Widerruf der Registrierung als Sanktionsinstrument. Die dafür definierten Voraussetzungen seien aber als Regelung un-

dem sind mehr als 90 Prozent der bis dahin bekannten Kostenfallen im Internet nicht mehr vorhanden. Und: Fast die Hälfte der Beschwerden hatten sich auf ein Unternehmen, die Deutsche Zentral Inkasso Berlin, bezogen. Bevor die Regierung für seriöse Inkassounternehmen und ihre seriösen Auftraggeber so weitreichende Änderungen umsetze, solle eine belastbare Evaluierung der Situation erfolgen, fordert daher der BDIU. ❙

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Xing-Gruppe der BKS gestartet

NPL-Grundlagenbuch erscheint

In der neuen Xing-Gruppe „ Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing“ erhalten interessierte Nutzer ab sofort Hinweise auf bevorstehende Veranstaltungen der BKS (z.B. auf das NPL Forum, oder den kommenden BKS Roundtable), Gelegenheiten zum Networking mit anderen interessierten Menschen aus dem NPL-Bereich und interessante Fachinformationen rund um das Thema Non-Performing Loans. Mitglieder der Xing-Gruppe können Publikationen (z.B. die BKS-Jahrespublikation) anfordern, die anschließend per Post zugesandt werden. Melden Sie sich jetzt an, um keine wichtigen Informationen im NPL-Markt zu verfassen. Unter allen Anmeldungen bis zum 3. Mai 2013 vergeben wir fünf Karten für das NPL Forum am 15. Mai 2013 in Frankfurt im Wert von je 595 Euro sowie fünf Exemplare des im Sommer erscheinenden Buches „ Grundlagen des NPL-Geschäftes“ im Wert von je 45 Euro. ❙

Eine praxisorientierte und umfassende Auseinandersetzung mit dem NPLGeschäft bietet das Buch „ Grundlagen des NPL-Geschäfts“, herausgegeben von Dr. Marcel Köchling und Professor Christoph Schalast im Frankfurt School Verlag. Die unterschiedlichen Beiträge informieren über den NPL-Markt, Techniken und Prozesse beim Forderungskauf und -übertragung. Auch steuerliche und rechtliche Aspekte kommen nicht zu kurz. Die beiden Herausgeber verfügen über langjährige praktische Erfahrung im Bereich Non-Performing Loans, haben durch die Funktionen in Verband bzw. Hochschule aber auch einen sehr guten Überblick über den Gesamtmarkt. Das Buch hat einen Umfang von ca. 270 Seiten und wird Mitte 2013 erscheinen. Es kostet 45 Euro zzgl. Versandkosten und kann jetzt vorbestellt werden unter: http://www.frankfurt-school-verlag.de/verlag/bestellung/ ❙

Neues BKS-Beiratsmitglied stellt sich vor Andreas Binder, als Syndikus in der Rechtsabteilung der DekaBank für die Abwicklungs- und Sanierungsfälle aus dem Kreditbereich zuständig, erweitert künftig den Beirat der BKS. Im Gespräch mit dem BKS Newsletter erzählt der langjährige NPL-Experte, wo er die größten Herausforderungen für den NPL-Markt sieht, und welche Themen ihm besonders am Herzen liegen. BKS: Herr Binder, auf der kommenden BKSMitgliederversammlung werden Sie offiziell als neuer Beirat vorgestellt. Welche Themengebiete liegen Ihnen besonders am Herzen? Binder: Die Vereinfachung von Kreditankauf und -verkauf ist mein Schwerpunktthema. Insbesondere die Verbesserung der Fungibilität der Kreditforderungen zwischen den Finanzinstitutionen liegt mir am Herzen. Außerdem möchte ich die BKS dabei unterstützen, das Image des NPL-Marktes weiter zu verbessern. Hier ist die öffentliche Wahrnehmung, sicher auch aus mangelnder Kenntnis heraus, tendenziell zu negativ. BKS: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für den NPL-Markt insgesamt?

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Binder: Die bereits angesprochene Verbesserung der Fungibilität der Kreditforderungen hat für mich oberste Priorität. Das betrifft sowohl Vereinfachungen bei der Dokumentation als auch die leichtere Übertragbarkeit der Forderungen zwischen Banken und Investoren. Hier spielt natürlich auch die Möglichkeit einer verschärften Regulierung der Märkte eine entscheidende Rolle: Eine Einschränkung von Übertragungsmechanismen ist aus meiner Sicht nicht wünschenswert, wenn die Fungibilität nicht weiter eingeschränkt werden soll. BKS: Als Syndikus in der Rechtsabteilung der DekaBank sind Sie für die Abwicklungs- und Sanierungsfälle aus dem Kreditbereich zuständig. Wo liegen dort derzeit die größten Herausforderungen für Sie? Binder: Während wir international immer noch mitten in der Krise stecken, ist es dank der guten wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland auf nationaler Ebene aktuell ziemlich ruhig. Die größten Herausforderungen liegen deshalb im internationalen Geschäft. BKS: Sie sind seit vielen Jahren in der Abwicklung, Sanierung und dem Verkauf von Kreditengagements tätig. Was war Ihre härteste Zeit, wann hat die Arbeit am meisten Freude bereitet? Binder: Die härtesten Zeiten sind sicherlich immer die Krisenzeiten. Das ist aktuell so, war aber beispielsweise 2001/2004 nicht anders. Das macht die Sache allerdings auch spannend: Engagements in unterschiedlichen Ländern und Themengebieten, die ständig wechselnde Herausforderungen mit sich bringen, sind sozusagen das Salz in der Suppe. ❙

NPL-Wissensdatenbank startet Mitte Mai

Bereits zum NPL Forum werden zwei Module der NPL-Bibliothek freigeschaltet. In der Folge soll die Zahl der Module kontinuerlich gesteigert werden. Mit der neuen Wissensdatenbank schafft die BKS einen zentralen Ort, an dem das Wissen über notleidende Kredite gebündelt und jedem zugänglich wird. Vorhandenes Fachwissen wird nicht nur aufgelistet, sondern durch Kategorisierungen, Begriffserklärungen und Zusammenfassungen leserfreundlich aufbereitet. Die Beantwortung von häufigen Fragen zum Thema notleidende Kredite sowie Informationen zur Marktentwicklung und zu Veranstaltungen werden als weitere Module im Anschluss folgen. Die gesamte Wissensdatenbank stellt die BKS allen Leserinnen und Lesern kostenlos zur Verfügung. Das neue Informationsportal richtet sich an alle Zielgruppen, ob versierte Fachexperten, Journalisten, Studenten, Politiker oder Verbraucher. ❙

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Foto: Frankfurt Scho ol Verlag

Nachrichten aus der Branche

Foto: Thinkstock/IStock

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Nachrichten aus der Branche

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DEALS SerAd bearbeitet MacquarieKreditportfolio

Lone Star übernimmt TLG Immobilien

Servicing Advisors Deutschland, ein Unternehmen der Hamburger immofori Holding (siehe BKS Newsletter Nr. 2), wurde im März 2013 von der australischen Investmentbank Macquarie mit dem Servicing eines neu erworbenen Immobilienkredit-Portfolios beauftragt. Das Portfolio, das aus mehr als 600 durch Wohnimmobilien besicherten Krediten besteht, hat einen Nominalwert von 90 Millionen Euro. Macquarie hatte das Portfolio von der Royal Bank of Scotland übernommen.

In der größten Unternehmensprivatisierung des Bundes hat der Finanzinvestor Lone Star im Dezember 2012 für 1,1 Milliarden Euro die TLG Immobilien GmbH übernommen. Die TLG Immobilien, eigenen Angaben zufolge das führende Immobilienunternehmen in Ostdeutschland, verfügt über rund 780 GewerbeImmobilien. Neben Bürohäusern und Einkaufszentren umfasst das TLG-ImmobilienPortfolio auch Gewerbeparks, Hotels und Seniorenresidenzen. Lone Star konnte eine

10 Fragen an... Wie beschreiben Sie Ihren Beruf Ihrem Sohn und Ihrer Tochter? Als Ombudsmann ist es meine Aufgabe, Verbrauchern bei berechtigten Beschwerden zu ihrem Recht zu verhelfen, bei unberechtigten Beschwerden die Einsicht zu wecken, dass ein für sie günstiger Schlichtungsvorschlag aus Rechtsgründen nicht möglich ist. Was war Ihr bisheriges berufliches Highlight? Als Bundesrichter die Korrektur der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zur Freigabe revolvierender Globalsicherheiten durch Beschluss des Großen Senats für Zivilsachen vom 27. November 1997. Welchen beruflichen Moment möchten Sie nicht noch einmal erleben müssen? Die telefonische Ablehnung wegen Befangenheit als Richter am Landgericht am Morgen des 24. Dezember durch einen Kreisrechtsdirektor in einer Ausländerabschiebungshaftsache.

Gerd Nobbe,

BKS-Ombudsmann und ehemaliger Richter am Bundesgerichtshof

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient? Als Jurastudent durch gutachtliche Stellungnahmen zu Rechtsfragen für eine Steuerberaterkanzlei. Womit stoßen Sie am liebsten auf einen Erfolg an? Mit einem badischen Spätburgunder vom Malterdinger Bienenberg von Bernhard Huber. Und wie belohnen Sie sich sonst noch? Mit einem Kurztrip mit dem TGV von Karlsruhe nach Paris. Wofür hätten Sie gerne mehr Zeit? Für die Verbesserung meiner französischen Sprachkenntnisse. Welches Kunstwerk hätten Sie gerne zuhause? Den Birkenweg im Wannseegarten von Max Liebermann. Mit wem würden Sie gerne einmal zu Abend essen? Mit Peer Steinbrück. Wenn nicht Pfinztal, wo dann? In der Bretagne, unmittelbar an der Küste in der Nähe von Concarneau.

vollständige käuferseitige Akquisitionsfinanzierung gewährleisten, so dass der Bund keine Finanzierungsrisiken trägt. Dies sei, berichtet das BMF, ein für ein Gewerbeimmobilienportfolio dieser Größe in Deutschland einmaliger Erfolg. Der Finanzinvestor will das Unternehmen fortführen und als eine Plattform für seine deutschen Immobilienaktivitäten nutzen. Die Schwestergesellschaft TLG Wohnen war im November 2012 an die TAG Immobilien AG veräußert worden.

Eos übernimmt Inkassounternehmen Die Deutsche Telekom hat zum 1. April 2013 den Inkassodienstleister SAF Forderungsmanagement an die Eos-Gruppe veräußert. Damit stärkt Eos seine Position im Telekommunikationssektor. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Bereits im Januar 2013 hatte Eos die Inkasso-Einheit der spanischen Banco Popular für 135 Millionen Euro erworben. Zugleich haben beide Seiten ein zehnjähriges Exklusivitätsabkommen unterzeichnet. Ebenfalls im Januar dieses Jahres hat die Eos Investment GmbH ein umfangreiches Forderungspaket von der Deutschen Bank gekauft. Das Portfolio umfasst die im Zeitraum von 12 Monaten aufgelaufenen gekündigten Kredite der Bank. „ Die Investitionssumme bewegt sich im zweistelligen Millionenbereich“, gab die Eos Gruppe bekannt.

Impressum Herausgeber: BKS – Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing e.V., Marienstraße 14, 10117 Berlin. Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Dr. Marcel Köchling. Die Texte wurden mit freundlicher Unterstützung des Autorenteams der FINANCIAL GATES GmbH, Friedberg/Hessen, erstellt. Gestaltung: Melanie Warnecke, FINANCIAL GATES GmbH. Haftungsausschluss: Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhalts des „ BKS Newsletter“ übernimmt die Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing e.V keine Gewähr. Handelsregister: Amtsgericht Berlin-Charlottenburg, Amtsgerichtsplatz 1, 14046 Berlin-Charlottenburg, Registernummer VR 27003 B, Ust.-ID-Nr. DE255573159.

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