«Ich hoffe, dass sich der Bundesrat dazu durchringt, alles per 1. Mai 2021 zu öffnen – selbstverständlich mit den Schutzkonzepten.»
Welche Aufgaben übernehmen Sie? ven wie Schnee an der Sonne schmelzen. Das ist eine unerfreuIch stelle die Kontakte her, etwa zum Brauereiverband, zu liche Situation, die mich Tag und Nacht beschäftigt. Die GeSwiss Drink, zum Gewerbe- sowie zum Arbeitgeberverband, tränkebranche, die gastrolastig ist, leidet unter enormen denn eine breite Abstützung ist wichtig, sonst ist die Initiative Umsatzeinbussen. zum Scheitern verurteilt. In der parlamentarischen Gruppe Gastgewerbe muss die Initiative ebenfalls diskutiert werden. Könnte man das Problem so zusammenfassen, dass die Eine klare Mehrheit dieser überparteilichen Gruppe sollte die Linke nicht öffnen und die Rechte den entstandenen SchaInitiative unterstützen. Im Lead und gefordert ist allerdings den nicht zahlen will? Das lässt sich nicht in ein Links-Rechts-Schema pressen. Klar, GastroSuisse. die SVP sagt, eine sofortige Öffnung wäre das Beste und die Die 100 000 Unterschriften sind zu schaffen. Und dann? Linke warnt davor, das Gesundheitswesen und damit die SpitäDann wird der Bundesrat darüber befinden und sich entschei- ler nicht zu überlasten. Aber es gibt nach wie vor sehr viele den, ob er einen Gegenvorschlag ausschaffen wird oder nicht. Leute, die haben ganz einfach Angst und stellen die gesundWenn er Verbesserungen einleitet, kann es auch sein, dass sich heitliche Gefahr über alles, egal von welcher politischen Coudie Initiative erübrigt. Sind wir mit seinem Vorschlag nicht leur sie sind. Es ist schwierig, in dieser Pandemie die richtigen zufrieden, werden wir die Initiative vors Volk bringen. Das ist Entscheide zu fällen. ein langer und mühsamer Weg. Sie sind selbst GastroSuisse-Mitglied. Einige Mitglieder kritisieren, diese Initiative helfe in der jetzigen Situation nichts.
Aber wir sorgen mit dieser Initiative für öffentlichen Druck und zeigen auf, dass es nicht sein kann, dass gewisse Kantone noch immer keine Härtefallgelder auszahlen, andere zu wenig und wieder andere bei gewissen Unternehmen zu viel. Der ganze Entschädigungsprozess, der über die Kantone läuft, ist ein Bürokratiemonster. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen endlich einsichtig werden.
Bei immer mehr Tests steigen auch die Fallzahlen. Ihr Parteikollege, der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger, fordert ebenfalls, nicht mehr so sehr auf die Zahlen zu achten und weitere Öffnungsschritte anzugehen. Die Linke sagt, wir dürfen nun das Erreichte nicht gefährden. Was erwarten Sie vom Bundesrat am 14. April?
Ich trat immer für eine Öffnung ein und wollte, dass die Wirte bereits ab dem 22. März wieder arbeiten dürfen. Ich hoffe, dass der Bundesrat sich nun dazu durchringt, alles per 1. Mai zu öffnen – selbstverständlich unter Einhaltung der Schutzkonzepte. Es ist nach wie vor nicht erwiesen, dass man sich in Gastrobetrieben ansteckt. Ich bin optimistisch, dass sich der An wen denken Sie? Bundesrat so entscheidet, weil immer mehr durchgeimpft wird Der Bund hat nun gegen 30 Milliarden Franken gesprochen. und die Belastung in den Spitälern zurückgeht. Wichtig ist, Das Geld wäre also verfügbar, aber es befindet sich in einem Todesfälle zu verhindern. Auch deren Zahl bleibt zum Glück Trichter, der verstopft ist; die Betriebe kommen nicht zum tief. Deshalb glaube ich, dass wir diese Pandemie langsam in Geld. Ich werde immer wieder von Unternehmen kontaktiert – den Griff bekommen und zur Normalität im Gastrobereich langjährige Kunden meiner Brauerei – die klagen und uns an- zurückkehren können. Die Bevölkerung hält sich so oder so fragen, ob wir ihnen kurzfristig finanziell helfen können. Sie immer weniger an die Massnahmen. können die Fixkosten nicht bezahlen. Daraus müssen wir Lehren ziehen. Ist es richtig, dass die Kantone bei den Härtefall- Wie meinen Sie das? hilfen eingebunden werden, oder wäre es nicht besser, wenn Schauen Sie nur auf die Bilder, die sich einem an einem sonnider Bund klare Vorgaben erstellt? Es kann ja nicht sein, dass gen Abend präsentieren: Die Menschen stehen zusammen oder nehmen ohne Abstand auf einer Bank Platz. Das kann jeder Kanton ein eigenes Süppchen kochen muss. man nicht verantworten. Das ist keine Lösung. Dann ist es Wie stark sind Sie selbst von der Krise betroffen? doch viel besser, wenn sich die gleichen Menschen auf einer In unserer Bierbrauerei haben wir Umsatzeinbussen von über Gartenterrasse treffen. Nochmals: selbstverständlich unter 70 Prozent. Es schmerzt, wenn ich zusehen muss, wie die Reser- Einhaltung der Schutzkonzepte.
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T I T E LG E S C H I C H T E