KUNSTSTOFFE in Architektur und Konstruktion

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BEISPIELE UND PROJEKTE

KUNSTSTOFF IN TRAGENDER UND HÜLLENDER FUNKTION

Clip-On

1  Clip-On im Innenhof des Centraal Museum in Utrecht.  2  Blick in den Innenraum: Alle Oberflächen sind

mit GFK-Laminat überzogen.

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Standort  Utrecht, Niederlande Material  GFK Fertigstellung  1997

Objektplanung und Ausführung  Atelier van Lieshout mit Klaar van der Lippe

Der Name des Projekts Clip-On ist Programm: Eine GFK-Raumzelle ist von außen nachträglich an ein Gebäude angefügt. Clip-On schwebt kühn und provozierend über dem Innenhof des Utrechter Centraal Museum. Funktional bildet Clip-On eine räumliche Erweiterung des Direktorenraumes, ein Raum zum Arbeiten, Entspannen und Schlafen. Den funktionalen Ausgangspunkt des Entwurfskonzepts bildeten die drei Innenraumelemente Bank, Tisch und Bett. In einem nächsten Schritt wurde die Raumzelle als umgebende Hülle für diese funktionalen Elemente konzipiert. Ein Entwurfs­ prozess im klassischen Sinne für das Erscheinungsbild außen hat bei diesem Projekt nicht stattgefunden. Form und Gestalt sind konsequent aus dem Innenraum heraus entwickelt worden. Ein Beispiel für die prozesshafte Gestaltung des Projekts ist der Formfindungsprozess für die Belichtungsöffnungen im Dach in der Form von Autoscheiben. Nachdem zunächst mit unterschiedlichen geometrischen Formen expe­ rimentiert worden war, dienten schließlich Fußmatten, die als einzige Teile einen ­Autounfall von Joep van Lieshout unbeschadet überstanden hatten, als Vorbild für die geometrische Form der Fenster. Die Gebäudehülle ist aus PUR-Hartschaumplatten konstruiert, die beidseitig mit einer Haut aus glasfaserverstärktem Polyester überzogen wurden. Die ­Oberflächen verschmelzen zu einer Gesamtform, elektrische Leitungen sind in die Wände inte­ griert. In statisch-konstruktiver Hinsicht nutzt das ungewöhnliche Konzept das ­geringe Eigengewicht von Kunststoffen. Die auskragende GFK-Raumzelle ist über vier Verankerungen am Gebäude befestigt. Ein Stahlband ist umlaufend in das GFK einlaminiert und an beiden Enden kraftschlüssig an Stahlplatten angeschlossen, die sich unmittelbar neben der Kunststoffzelle befinden. In diesen Punkten werden die Einwirkungen in das Mauerwerk eingetragen. Die beiden oberen Befestigungspunkte übertragen Zugbeanspruchungen, die beiden unteren Befestigungspunkte Druckbeanspruchungen.

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