4 Typologien
4.1 Wohnen 4.1.1 Gebäudekonzeption 4.1.1.1 Planungsparameter Als urgeschichtlich erste und bis in die heutige Zeit funda mentale Typologie nimmt das Wohnen eine Sonderstellung ein. Wohnarchitektur ist sehr eng mit gesellschaftlichen Aspekten verknüpft. Durch den konstanten Wandel der Gesellschaft entstehen immer neue Wohnformen, die auf die veränderten Bedürfnisse Bezug nehmen. Allen gemein ist jedoch das Ziel, eine gesunde und für die Bewohner ad äquate Wohnatmosphäre zu schaffen. Zu Beginn der Planung wird mit dem Bauherrn bzw. den Nutzern eine Bedarfsanalyse durchgeführt, um die An sprüche an die Wohnform, das Raumprogramm und den Flächenbedarf zu spezifizieren. Auch wenn ein Bestands gebäude in die Planung einbezogen werden soll, ist eine intensive Bestandsanalyse durchzuführen. Viele leer stehende Gebäude lassen sich für Wohn zwecke gut umnutzen, wodurch angrenzende Quartiere innerstädtisch neu verknüpft und aufgewertet werden. Bei allen Neubauten, aber auch bei Umbauten und Kon versionen sollten Aspekte der Barrierefreiheit beachtet werden, um z. B. auch älteren Nutzern mit gegebenenfalls wachsenden Einschränkungen ein langfristig adäquates Wohnumfeld zu gewährleisten. • • • • • • • • • • • •
Abb. 4.1.1 Der Bauherr als Selbstnutzer oder Investor
Typische Planungsparameter sind: Ort, Kontext und Infrastruktur Grundstücksgeometrie Ggf. Bestandsgebäude Baurechtliche Einschränkungen Raumprogramm/-bedarf Individuelle Anforderungen des Bauherrn Bedürfnisse der Nutzergruppen Grundrisstyp, Gebäudeform Ausrichtung Bezug öffentlich/privat Barrierefreiheit Budget und Termine
Bauherr und Nutzer Die Sichtweisen von Bauherren als Selbstnutzern unter scheiden sich im Bereich des Wohnungsbaus deutlich von jenen der Investoren, Bauträger oder Wohnungsbaugesell schaften, welche aus Vermarktungsgründen Wohnraum für eine typische, durchschnittliche Nutzergruppe schaffen möchten. Das Spektrum zwischen individueller Selbst verwirklichung im eigenen Wohnraum und Optimierung von Renditen ist ein wesentlicher Planungsparameter und be stimmt die komplette Planung. ≥ Abb. 4.1.1 Wohnungsgrößen/Flächenanforderungen Betrachtet man Wohnungsbau aus gewerblicher Sicht, so wird in der Bandbreite von Mindest- bis Luxusanforderun gen ein Qualitätsstandard festgelegt, auf dessen Basis die zu schaffenden Wohnungsgrößen abgestimmt sind. Die Mindestanforderungen für einzelne Raumgrößen lassen sich aus der Nutzung und der erforderlichen Möblierung inklusive Bewegungsflächen ermitteln. ≥ Tab. 4.1.1 Dabei sollten Aspekte der psychologischen Raumwahrnehmung als gleichwertig zur Funktionsfähigkeit beachtet werden. Die Wahrnehmung eines Raums wird durch seine Höhe, seinen Zuschnitt, die Materialität der Oberflächen sowie Fenster- oder Türöffnungen nach draußen oder zu anderen Räumen beeinflusst. Der Platzbedarf steigt mit der weite ren Ausdifferenzierung der Funktionen bzw. der Anzahl der Bewohner. Ein- bis Zweipersonenhaushalte kommen in der Regel mit einem Zwei-Zimmer-Küche-Bad-Grundriss aus. Je nach Anzahl der Kinder oder zusätzlich gewünschter Räume erhöht sich der Platzbedarf. Bei individuell gestal teten Luxuswohnungen oder luxuriösen Einfamilienhäusern sind dem Platzbedarf durch verschiedenste zusätzliche Raumnutzungen keine Grenzen gesetzt.
Bauherr als Investor
Bauherr als Selbstnutzer
Nutzer
Intensive Auseinandersetzung
Architekt
158
Bedingte Einflussnahme
Architekt