BIORAMA Niederösterreich #7

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»Wir wollen nicht auf die grüne Wiese«

Architekt Peter Nageler baut am liebsten dort, wo schon was steht.

B ild Katharina Ros sbo th, ku rt ho erbst

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emeinschaftsorientierung der BewohnerInnen ist keine zwangsläufige Voraussetzung für verdichteten Wohnbau. Und doch ist die spannendere Alternative zum Einfamilienhaus mit zwei Stockwerken, zwei Parkplätzen, Grünstreifen und Gartenzaun vermutlich nicht der klassische Wohnblock, sondern das Mehrfamilienhaus, in dem auch Gemeinschaftsflächen und gemeinsame In­ frastruktur bestehen. Teilpartizipative Projekte, in denen sich die BewohnerInnen in unterschiedlichem Ausmaß in die Organisation von Gemeinschaftsaufgaben einbringen, könnten einen zukunftsfähigen Kompromiss zwischen dem Bedürfnis nach Wohnen mit »eigenem« Grün und dem nach funktionierender sozialer und infrastruktureller Anbindung für unterschiedliche Lebensabschnitte bilden. Niederösterreich hat in dieser Hinsicht aufgrund seines Bahnnetzes samt Nebenbahnen besonders gute Voraussetzungen, findet Peter Nageler, Gründer des auf Partizipation spezialisierten Archititekturbüros Nonconform. Nageler hat mit dem Projekt B.R.O.T in Pressbaum ein mit dem Kärntner Holzbaupreis prämiertes, aus sieben Gebäuden und 36 Wohneinheiten bestehendes Projekt verantwortet. Im Gespräch mit

biorama erklärt er, warum ihn nur Partizipation noch mehr begeistert als Nachverdichtung. BIORAMA: Warum gibt es nicht mehr Projekte mit dem architektonischen Konzept von B.R.O.T. in (Nieder-)Österreich? Peter Nageler: Wohnbaugesellschaften und andere Bauträger müssten einen Anreiz haben, Projekte anders zu entwickeln. Das sind aufwendige Dienstleistungen, die Büros wie unseres einplanen, weil es zu unserem Konzept gehört – die für die großen Wohnbauträger allerdings unüblich sind. Die sagen: »Wir wissen total gut, was die Menschen wollen. Diese antizipierten Wünsche lassen sich aber nur finanzieren, indem die Wohnungen sehr klein gehalten werden.« Hinzu kommt: Für Gemeinschaftsflächen gibt es keine Wohnbauförderung, die gibt es nur für Wohnflächen.

Warum ist die Einbindung der späteren BewohnerInnen so entscheidend für das architektonische Vorhaben? B.R.O.T. ist aus einem Verein aus Leuten entstanden, die bereit waren, gemeinsam Vorstellungen auszuarbeiten und dahinter zu bleiben.

Interview Irina Zelewitz

Peter Nageler ist auf partizipative Architektur und Raumentwicklung spezialisiert und hat 1999 das Architektur­ büro Nonconform mitgegründet.


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