1951 programmheft

VON H V 6 0 VON

HOFMANNSTHAL

£rtitenausschuß

Ministerpräsident Z i n n K u l t u s m i n i s t e r Metzger Innenminister Z i n n k a n n D. Dr. Dr. Rudolf Alexander Schröder Regierungspräsident Dr. Hoch Landeshauptmann H ä r i n g Landesbischof Dr. Wüstemann, Kassel Bischof in Fulda Dr. Joh. Dietz Bundestagsabgeordneter Dr. Adolf A r n d t Bundestagsabgeordneter Dr. M a x Becker Bundestagsabgeordneter August M a r t i n Euler Landtagsabgeordneter Jakob Göbel L a n d r a t Hoernigk Kreisschulrat i. R. Wilh. Neuhaus, Ehrenbürger von Bad Hersfeld Fabrikant Ludwig Braun F a b r i k a n t Burghardt Rechberg F a b r i k a n t Dr. Hocke Fräulein Franziska Rechberg F r a u Elfriede Caselitz Brauereidirektor Güntzel F a b r i k d i r e k t o r Korst Bergwerksdirektor Blomenkamp Bergwerksdirektor Psotta Gewerkschaftssekretär Weigel Kreis-Resident-Officer M r . Moore Oberst Conant M a j o r Phelps Dr. O. Jansen, Bürgermeister der Stadt Bad Hersfeld

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Hersfelder Festspiele 1951

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kommt

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von H u g o von

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Hofmannsthal

in der 1000jährigen Stiftsruine

Herausgeber: Dr. H . - W . Brandes, F r a n k f u r t a m M a i n . — V e r a n t w o r t l i c h für den k ü n s t l e r i s c h - k u l t u r e l l e n T e i l : M u s i k d i r e k t o r H . Petsch. B a d H e r s f e l d . — D r u c k : Hoehlsche B u c h d r u c k e r e i , B a d H e r s f e l d . — G r a p h i k : W . K n e i s e l u n d F r . G e r s t u n g .

A u f l a g e : 5000 E x e m p l a r e .

Die Wünsche des hessischen Ministerpräsidenten Die Hessische Landesregierung muß ihre ganze K r a f t einsetzen, u m ein weiteres soziales Absinken breiter Hassen zu verhüten. Das hindert sie nur allzuoft, k u l t u r e l l e Aufgaben so zu lösen, wie sie das gern möchte.

U m so mehr freue ich mich, daß einzelne Städte unseres Landes sich bemühen, von sich aus f ü r i h r Heimatgebiet künstlerische Erlebnisse z,u schaffen.

Die Festspiele i n der mehr als tausend Jahre alten Stiftsruine von Bad Hersfeld, die sich i m Jahre 1949 m i t einer Faust-Aufführung i n ganz Deutschland einen Ruf schufen, wollen ihren Erfolg von damals in diesem Jahre steigern. Das beweist nicht n u r die W a h l von Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel „ D a s S a l z b u r g e r G r o ß e W e l t t h e a t e r " , sondern auch die Besetzung der Hauptrollen m i t Künstlerinnen und Künstlern, deren Namen über Bühne und F i l m i m I n - und Auslande Begriffe geworden sind.

Ich wünsche den Festspielen einen vollen künstlerischen Erfolg und auch über die Grenzen unseres Hessenlandes hinaus die ihnen gebührende Beachtung.

Wiesbaden, J u l i 1951.

S.inn Ministerpräsident.

Geleitwort

des hessischen Kultusministers

Unser Leben ist sehr mühsam und anstrengend geworden. U m so drängender stellen sich die Fragen nach seinem Grunde, nach seinem Sinn und nach seinem Zweck, also die Fragen W a r u m und Wozu, Woher und Wohin.

Viele flüchten aus der Unrast der A r b e i t i n die Unrast der Unterhaltung und Zerstreuung. Aber das innere Gleichgewicht, dessen w i r i m m e r wieder neu bedürfen, läßt sich n u r aus den Stunden der Besinnung „erholen", i m Blick auf die ewige „Weltordnung" und k r a f t der uns verliehenen Gaben, uns fühlend und denkend d a r i n zurecht zu finden.

Die Grundfragen unseres Daseins sind weder eindeutig noch für jedermann überzeugend zu beantworten. Aber die großen Religionsstifter, Seher und Dichter haben i n Lehren, Gleichnissen und Sinnbildern A n t w o r t e n erteilt, die dem Suchenden als Stecken u n d Stab auf dem Wege zur Erkenntnis und zum Glauben dienen können.

Das von Hugo von Hofmannsthal gestaltete „Salzburger Große Welttheater" gehört zu den Bühnenwerken, die hier i n Betracht kommen. M i t seiner Darbietung setzen die Hersfelder Festspiele die m i t Goethes „Faust" beschrittene Bahn solchen Wirkens w ü r d i g und ergänzend fort. Die Stiftsruine bietet den idealen, fast überzeitlichen Raum dafür.

Mögen recht viele diese Gelegenheit zu besinnlicher Einkehr w a h r nehmen; zum eigenen Wohl wie zu dem der Gemeinschaft, i n der sie leben und arbeiten.

Wiesbaden, J u l i 1951.

JZ.u2wi$ _/H.etz$ai Minister für Erziehung und Volksbildung

Willkommen

zu den Festspielen 1951 in Bad Hersfeld

Unser Hessenland besitzt i n der 1000jährigen Hersfelder Stiftsruine ein einzigartiges Bauwerk, welches für Festspiele geradezu vorbestimmt zu sein scheint. Dies hat auch die Festspielwoche m i t den wohlgelungenen „Faust"-Aufführungen i m Jahre 1949 sehr deutlich bewiesen. So w u r d e die Uberzeugung i m m e r stärker, daß der Kulturmensch einen Anspruch darauf erheben kann, daß i n diesen weihevollen Mauern m i t den auch akustisch besten Vorbedingungen künstlerisch hochwertige Festspielaufführungen ständig durchgeführt werden.

Auch i n diesem Jahre wollen w i r daher ein f ü r die Stiftsruine besonders geeignetes Werk, ein Mysterienspiel „Das Salzburger Große Welttheater" bieten.

Namens der alten Lullusstadt begrüße ich die Festspielbesucher v o n nah und fern, mögen sie aus dem Hessenlande oder anderen Gauen Deutschlands kommen, herzlichst. Ich hoffe, daß ihnen der A u f e n t h a l t hier zu einem Erlebnis w i r d .

Die Aufführungen des „Welttheaters" werden sich i n ihrer ganzen künstlerischen A u s w i r k u n g und Besetzung unbedingt an die Seite der L e i stungen anderer namhafter Bühnen i m Bundesgebiet stellen können. Sie sollen i m M i t t e l p u n k t bester humanistischer K u l t u r a r b e i t stehen. Ihre kulturelle Bedeutung besteht darin, daß sie in nahe Beziehung zu wahrer Volkskunst treten.

A n den die Menschenherzen tief bewegenden Darbietungen soll sich der Schaffende und zum Guten Strebende erbauen und erfreuen. Die A u f führungen sollen das Gefühl und die Erkenntnis mehr u n d mehr fördern und versteifen, daß hochstehende K u l t u r gleichzeitig Wege weisen kann, eine versöhnliche soziale Gemeinschaft und wieder Freude a m Leben zu finden.

Mögen auch die diesjährigen Hersfelder Festspiele Bausteine i n unserem Bemühen u m Deutschlands Erneuerung sein. αηβαη,

Begrüßung des Hersfelder

Bürgermeister.

Fesispielgedankens

Eine alte T r a d i t i o n verpflichtet Hersfeld, die Stadt des Lullus, des B o n i fatiusschülers, zur Pflege des Geistigen neben der Meisterung der w e l t lichen Aufgaben. Daher sei dankbar der Entschluß der Stadt begrüßt, i m würdigen Rahmen der 1000-jährigen Stiftsruine die Festspiele Hersfelds m i t der A u f f ü h r u n g eines Werkes fortzusetzen, das uns Menschen herausf ü h r t aus den Gedanken u m das Tagesgeschehen zur Besinnung auf das ewig Gültige der geistigen Welt.

Lassen w i r alle aus Stadt und Land, von Nah und Fern, ob A l t oder Jung uns ergreifen: „ v o m Spiel über der Menschen T u n und Treiben, auf das der Meister v o m erhabenen T h r o n sieht h i n und wäget Straf und L o h n " . ^X.oetnifk,

Landrat.

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Die Stiftsruine

in ihrer geschichtlichen

Bedeutung

Wer i n den Mauern der Stiftsruine zu Hersfeld weilt, steht auf erinnerungsreichem, a l t historischem Boden. W a r doch hier einer der wichtigsten Stützpunkte der Mission, die B o n i fatius i n das m i t t l e r e Deutschland hineintrug.

H i e r lebten und w i r k t e n seine Schüler: S t u r m i u s und seine Gefährten, die 736 das erste K i r c h l e i n und die ersten H ü t t e n bauten, L u 1 1 u s , der 769 das Kloster errichtete, das die hochheiligen Gebeine W i g b e r t s hüten sollte, W i 11 a , der erste Bischof auf dem Büraberge bei Fritzlar, dessen prunkloser, ehrwürdiger Sarkophag aus dem Jahre 786 noch heute erhalten ist. M a n überlege, was es bedeutete, daß sich hier i n Hersfeld v i e r der ersten Verkünder des Christentums i n ihrer Sendung vereinigen und was uns heute noch die Stätte ist, die die Grundmauern ihrer Bauten i n i h r e m Boden birgt, die die geistvolle Spatenforschung Professor Vonderaus ermittelte. Noch mehr. Hier baute 850 der A b t B u n seinen wundervollen Dom, der schon i n seiner Größe etwas überragendes bedeutete unter den Kirchen seiner Zeit, der auch dem heutigen in Ruinen vor uns liegenden Bau von 1144 zu einem guten T e i l die Maße gab, denn seine Mauern stehen i m Längs- und Querhaus auf den alten Fundamenten.

U n d nun steigt Erinnerung auf Erinnerung empor. Es gibt w o h l keinen deutschen Kaiser des Mittelalters, der nicht i m Kloster einkehrte und sein K n i e vor dem Hochaltar dieser Kirche demütig beugte. Kaiser Heinrichs des I V . Sohn ist hier geboren, er hat seinen Freund L u i t p o l d von Meersburg in der M i t t e der Kirche, wo, ist noch zu sehen, begraben. Kaiser Konrad I I I . nahm hier schmerzensreichen Abschied von seiner sterbenden Frau. Doch man kann nicht alles aufzählen. Es sei n u r noch gesagt, daß L u t h e r hier, als er 1521 vom Reichstag zu Worms kam, vor dem Abte predigte, T i l l y i m Dreißigjährigen Kriege 1623/25 sein Hauptquartier hatte und schließlich 1761 die Franzosen i m Siebenjährigen Kriege die Kirche als Magazin benutzten und bei einem notwendig gewordenen Rückzug ohne Bedenken niederbrannten.

Seitdem ist die Kirche Ruine, aber eine Ruine, die heute noch v i e l zu geben hat. N u r einige Einzelheiten seien genannt: Die schön gebaute Wendeltreppe, die i m Westturm, dem Wendelstein, zur Turmstube hinaufführt, der große Westchor, dessen A k u s t i k so sehr gelobt w i r d , die beiden wundervollen Triumphbogen am Querhaus und die Stätte des noch einigermaßen erhaltenen Hochchors, unter dem sich die K r y p t a befindet, wo einst die Leiber Lullus' und Wigberts ruhten.

Eine Kostbarkeit ist die kleine Vorhalle an der Ostseite des Querhauses m i t ihren wertvollen und aus jener Zeit so seltenen Steinmetzarbeiten, und etwas ganz Besonderes ist der alleinstehende T u r m m i t der Glocke von 1040, der ältesten Glocke Deutschlands, die i m Jahre n u r einmal und zwar zum Lullusfest geschlagen w i r d .

W. Ν e u h a u s.

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Die Hersfelder

Stiffsruine

als Festspielsiätie

Die tausendjährige Hersfelder Stiftsruine m i t ihrer gleichsam als E n t schädigung für die einstige m u t w i l l i g e Zerstörung verbliebenen H e l l hörigkeit ist nicht ein Torso m i t ein paar Steinen, die hier stehen geblieben sind, sondern das zum akustischen Wunder gewordene Zeugnis u n v e r gänglicher deutscher K u l t u r .

Wer sich m i t diesem Stück Kulturgeschichte k ü n s t l e r i s c h befaßt, kommt aus Gründen des Stilgefühls zu der zwingenden Auffassung, daß i n den uralten H a u e r n kein Platz ist für Unwahres, Vergängliches und Problematisches der K u n s t und des Alltages. Er begreift gefühlsmäßig, daß hier nur Werke zugelassen werden, die i n irgend einem Zusammenhang m i t den Mauern und Bögen dieser wahrhaften, stolzen Vergangenheit stehen.

Er w i r d auch empfinden, daß diese Ruine die beiden beliebten Wege, den von der Illusionsbühne des Theaters, aber auch den i m m e r w i e der angeführten, von der Freilichtbühne herkommenden, durch ihre absolute Einmaligkeit und ihren daraus hervorgegangenen eigenen Stil, bei den Versuchen, aus i h r eine Festspielstätte zu machen, nicht duldet.

Diese Mauern sehen auf jedes Stück L e i n w a n d m i t lächelnder Hilflosigkeit herab und diese Wucht der ragenden Bögen verbindet sich n u r m i t ganz großen Werken der deutschen, oder der i m Dienste der gesamten Menschheit stehenden Kunst, die i n ihrer inneren Wahrheit, genau w i e sie selbst die Jahrhunderte zu überstehen vermögen.

N u r i n solchen Fällen, die durch Beispiele w i e Faust, Neunte Symphonie, Welttheater, H - m o l l Messe und Jedermann charakterisiert werden mögen, verbindet sich dieses nächtliche Wunder m i t dem K u n s t w e r k u n d der stilsicheren A u f f ü h r u n g zu einem unerhörten künstlerischen Erlebnis, wie es keine Illusionsbühne und keine Freilichtstätte i n Deutschland gleicherweise zu gestalten vermögen.

N u r wer sich in Ehrfurcht vor dem S t i l dieser weisen, jahrtausendealten Mauern beugt, w i r d von ihnen als gleichwertiger Partner aufgenommen werden, denn nicht, w a s i n d i e s e r R u i n e g e s p i e l t werden kann, sondern nur was in i h r g e s p i e l t w e r d e n muß, darf hier als K u n s t w e r k seinen Einzug halten.

Bei dem großen Menschheitsdrama Hugo von Hofmannsthals „Das W e l t theater", kann es geschehen, daß der verdunkelte Kirchenraum den Hörer so stark i n den Verlauf des Mysteriums hineinzuziehen vermag, daß aus dem Schauen und Erfassen, zum Schluß ein rein persönliches Erleben wird. I n diesem Ubergang von der rein theatralischen Betrachtung zur persönlich geistigen M i t w i r k u n g , liegt der unergründliche W e r t des „Akustischen Wunders".

W i r haben hier keine Freilichtbühne, die i n irgend einer F o r m „bespielt ' werden kann, sondern eine ehrwürdige Kunststätte m i t tausendjähriger, stolzer, deutscher Vergangenheit, vor deren S t i l w i r uns w i e vor einem großen K u n s t w e r k m i t Stolz, aber auch i n stiller Demut neigen.

Hans

Petsch 7

Das große Welffheater „Das große Welttheater" von Hugo von Hofmannsthal ist ein Drama und ein M y s t e r i u m zu gleicher Zeit. I n i h m t r i t t die Tragödie des Einzelmenschen vor der überwältigenden Absicht zurück, durch eine Gestaltung der Menschheitstragödie an sich, einen Blick zu werfen hinter die Kulissen der unergründlichen Zusammenhänge des Lebens überhaupt.

Die personifizierte Welt stellt in einem improvisierten Spiel den Menschen das Leben als „großes Welttheater" symbolhaft noch einmal vor Augen. Ein Mysterium, wie ein großer Spiegel vor alle erkennenden Augen m i t eindringlicher M a h n u n g gestellt, so r o l l t dieses Spiel des Lebens i n erbarmungsloser Folgerichtigkeit vor uns ab. „Der Meister" selbst hat dieses „Welttheater" gefordert und die „ W e l t " zum verantwortlichen Spielleiter ernannt. Der Tod, als grauenvoller Inspizient, hat dafür zu sorgen, daß Jedermann von der Weltbühne abtrete, wenn seine Rolle zu Ende gespielt ist.

Die Menschheit selbst w i r d durch sechs Gestalten vorgestellt: König, Reicher, Bauer, Bettler, Weisheit und Schönheit.

Geschminkt und gepudert, in echte Gewänder gehüllt, übernehmen die einzelnen Seelen mehr und weniger erfreut, ganz wie bei dem übernommenen irdischen Illusionstheater, ihre einzelnen Rollen.

E i n Engel e r k l ä r t den I n h a l t des Spieles: „Das ich da i n Händen halte, das Buch, das i h r alle kennt, darin ist K e r n und Sinn eures Spieles gefaßt i n einen Spruch. Da steht geschrieben: D u sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, und aber deinen Gott, den sollst du lieben über alles." Das große Spiel zwischen der Hauptperson, dem „ B e t t l e r " und den beiden Besitzenden „ K ö n i g " und „Bauer" vollzieht sich i n realem V e r l a u l Entgegengesetzt jedoch verläuft die Abrechnung des „Meisters" m i t den Leistungen seiner von der Bühne abberufenen Darsteller.

Der Bettler, der als Seele nur ungern die Rolle des verachteten und zerlumpten Menschen übernommen hatte, zieht als bester Darsteller in den weitgeöffneten Palast. Nach i h m geht die Weisheit, die i m Spiel bestanden, durch das weite Tor. Von drei weiteren Seelen sagt der gebietende Engel: „ H i e r vor dem Tor sei ihres Harrens Stätte."

N u r der Reiche bleibt an einsamem, kaltem, finsterm Ort in Hoffnung k n i e n d zurück.

M i t dem gewaltigen Ausspruch: „ H i n a u f ! Vor Meisters Angesicht!

Bereitet euch auf ungeheures Licht", wandert der Chor der erlösten Seelen unter dem Gesang des A l l e l u j a , von Posaunen und Glockenklängen begleitet, in die strahlende Höhe.

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Erinnerungen

an Max Reinhardt

Z u r Zeit meiner, als Intendant des Gießener Stadttheaters durchgeführten Operngastspiele in der Bäderstadt Hersfeld w a r m i r bereits das gigantische „akustische Wunder" Deutschlands, die 1000jährige Stiftsruine, besonders aufgefallen.

Der P l a n einer festlichen Bespielung dieser ehrwürdigen, von einem eigenenAufführ.ungsstil getragenen Mauern, hat mich seitdem nie verlassen. Daß er sich i n diesem Jahre, unter Aussicht auf eine zukünftige und dauernde Einrichtung, verwirklichen konnte, verdankt er der künstlerischen und wirtschaftlichen B e r e i t w i l l i g k e i t der Stadtverw a l t u n g und der gesamten Bevölkerung Hersfelds, die meinen Vorschlag annahm, in diesem verpflichtenden Räume das mysterienhafte Spiel Hugo von Hofmannsthals, „Das Salzburger große Welttheater" m i t hervorragenden Solisten unter meiner künstlerischen Gesamtleitung zur A u f f ü h r u n g zu bringen.

Nach der praktischen Inangriffnahme dieser zukunftsreichen Idee wurde wiederum, bei dem Anblick der monumentalen Ruine, vor meinem geistigen Auge die Erinnerung an unsere Salzburger Festspiele lebendig, die nicht nur eine Stadtgemeinde zu Begeisterung und Einkehr trug, sondern Menschen aus aller Welt zu sich rief, u m vor der großartigen und wundersamen Barockfassade des Salzburger Domes die Festspiele zu erleben.

Der große Regiekünstler M a x Reinhardt, unter dessen Leitung ich jahrelang an den Salzburger Festspielen tätig w a r und m i t Künstlern wie Alexander Moissi, Werner Krauß, Helene Thimig, W l a d i m i r Sokoloff, Gustav Waldau, Oskar Homolka, M a x Pallenberg, Paula Wessely und vielen anderen prominenten Schauspielern und Sängern zusammen arbeiten durfte, inszenierte erstmalig Hofmannsthals grandioses Werk. Unvergeßliche Jahre meiner langen Bühnenlaufbahn!!!

I n seinem Geiste schien m i r die Idee v o n Festspielen dieser A r t als hoffnungsgewisser Anfang, vielleicht einer ganzen Festspiel-Tradition, auch f ü r die Stiftsruine i n Bad Hersfeld, als einem kulturellen M i t t e l p u n k t des nördlichen Hessenlandes, lösbar und möglich!

Bei diesen Gedanken wurde m i r der einzigartige Mensch und Künstler M a x Reinhardt, ein Begriff der deutschen Theatergeschichte, i n der ganzen reifen, nicht m i t Worten darstellbaren Fülle seiner Persönlichkeit wieder gegenwärtig. Ich hörte seine oft seltsam leise, aber messerscharf durchdringende und m i t einer suggestiven Eindringlichkeit gespannte Stimme durch den weiten Raum der Salzburger Felsenreitschule bis i n die obere stille Loggia dringen, während er den Faust inszenierte, und sah die etwa mittelgroße Gestalt m i t dem von runden graublauen Augen beherrschten K o p f ganz ruhig, aber willengeladen als ein überlegener

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Führer seiner Schauspielerschar auf seinem Regiestuhl vor dem Domportal sitzen, während Alexander Moissi oder Paul Hartmann, später dann A t t i l a Hörbiger, den „Jedermann" probierte. Von i h m oft nur m i t einer kleinen Handbewegung zum einzig passenden darstellerischen Ausdruck h i n gelenkt.

Das Geheimnis dieses Mannes war sein Charisma, die ganz persönliche unwiederholbare und nicht zu erlernende Ausstrahlung seines Menschentums, in welchem seine Künstlerschaft zutiefst begründet lag und w e l ches m i t seiner Kunst ganz eins geworden war.

Diese künstlerische Suggestivkraft w a r das einmalige an i h m ! M i t i h r durchbrach er alle bis dahin geltenden künstlerischen Regeln der darstellenden Kunst und schuf eine v ö l l i g neue A r t und einen monumentalen Stil der Darstellung.

Seine Regiekraft w a r von solch verwandelnder Gewalt, daß er aus Schauspielern, die w i r niemals zur Lösung der ihnen übertragenen Roller, für geeignet und fähig gehalten hätten, darstellerische Offenbarungen von mitreißender Überzeugung herausholte!

So verwandelte er entgegen dem Entsetzen aller seiner M i t a r b e i t e r und Assistenten einen lispelnden, sprechtechnisch bis zu diesem Augenblick verschluderten K o m i k e r — es w a r M a x Pallenberg — i n einen glänzenden, sprachlich blitzenden, von tragischem Humor umschatteten Charakterspieler in der Rolle des Mephisto!

Dieser unnahbare, von der theatralischen Öffentlichkeit sich i m m e r bewußt distanzierende Regiefürst wurde i m Augenblick der Probe zum herzlichsten, gefühlsstark verbundenen, m i t Güte und Strenge zugleich führenden Freund seines Ensembles.

Die Arbeitsstunden vergingen i m Fluge in einer Atmosphäre hoher schöpferischer Begnadung. Proben von 24 Stunden Dauer waren keine Seltenheit. Sie waren Geburtsstunden eines neuen dichterischen Theaters.

Jede seiner Inszenierungen wurde zu einem Festabend der Bühnenkunst, eine Tradition schaffend, die heute n u r von K ü n s t l e r n w i e z. B. Gustav Gründgens, Jürgen Fehling und dem verstorbenen Otto Falkenberg w e i terbildend fortgeführt worden ist.

A n i h m habe auch ich meine Arbeit schulen dürfen. Seinen v o r b i l d lichen Inszenierungen in Salzburg sollen die Festspiele i n Bad Hersfeld in der Stiftsruine m i t dem „Salzburger Großen Welttheater" verpflichtend sein!

W i r wollen der hoffentlich großen Gemeinde von Hörern und Sehern diesmal nicht nur ein S c h a u spiel, sondern eine gebende, wie nehmende, mit gleicher Gefühlskraft umschließende Feier schenken.

Johannes Klein.

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Wer einmal dich gesehen, Steingefüge Wer einmal dich gesehen, Steingefüge, der sah auf Erden, wo die Heimat ist, der trägt in sich das Bild der Bogenzüge wie ein Gesetz, das ihn hinfort durchmißt.

Es wirkt in ihm gerundete Vollendung, beseelte Überwindung des Gewichts, der Drang des Geistes zu der Aufwärtswendung in das Gefilde höheren Gesichts.

Wer einmal dich betreten, Gotteshaus, in dessen Grunde wurde Maß genommen zu Schiff und Querschiff eines neuen Baus und seine Sehnsucht heller angeglommen: Tu es ihm gleich, dem Meister des Gesteines, der seine Seele also sichtbar band!

Ob, was dir Pflicht, ein Großes oder Kleines, es weise immer in das andre Land.

Ins die und von

Land der Sterne und der hohen Winde, über diesen Mauern täglich dreh'n über allem irdischen Gesinde neuem kommen und von neuem geh'n.

Verwittert ist die Schrift auf Epitaphen, die hohen Fenster aber sind geblieben, und alle, die vor Jahren hier entschlafen, sind dennoch ins Gesicht der Zeit geschrieben.

Sind nicht die Chöre immer noch zu hören, die fromme Mönche in der Mette sangen?

Sie sind es, wenn wir, Lauten, sie nicht stören, auch jene nicht, die im Gebete rangen.

Und lebt das Wort nicht noch, das jener eine, der an ein Kirchentor die Thesen schlug, vielleicht in Dämmerung bei Fackelscheine hier an die Herzen der Gemeinde trug?

Nichts ging verloren, ist verhallt für unsre Sinne, die den Zeichen offen.

Wir werden stets in dieses Raums Gewalt von Stein und Geist, von Klang und Wort getroffen.

Und immer wird der Anblick uns bestärken, daß auch wir selber nicht verweh'n im Wind.

Wir leben fort, nicht nur in großen Werken; wir waren, werden immer sein, wir sind.

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Hugo von Hofmannsthal Deuter des Todes

Der verträumte, hinter den geringfügigsten Gelegenheiten die Ursachen von Leben und Tod suchende Jüngling Hugo von Hofmannsthal schrieb mit 17 Jahren traumschwere Verse und mit 19 Jahren das Versspiel: „Der Tor und der Tod".

Die von tiefer Symbolik überladene Sprache übertönte den aufsteigenden Naturalismus und das literarische Deutschland hatte mit dem 19jährigen Hofmannsthal über Nacht einen berühmten Zeitgenossen und eine noch größere Hoffnung als bleibendes Geschenk erhalten. Der junge Dichter studiert Jura und Philologie und kann sich dabei wie einstens Felix Mendelssohn, von Hause aus begütert, als Sohn eines Bankdirektors, ohne Sorge für die Zukunft, seiner Kunst und seinen Träumen hingeben. Und dem Ästheten von feinster Kultur wird dieses Leben langsam selbst zum Traum und der Traum zum Leben. Die Sprache will nicht mehr ausreichen, das Unfaßbare zu schildern. Symbol häuft sich auf Symbol und die sogenannte Wirklichkeit tritt für den Unermüdlichen immer nebelhafter in den Hintergrund.

Nur der Tod erscheint ihm noch wert, „ernstgenommen zu werden". Von ihm spricht und singt er immer wieder in den Gedichten wie in den kleinen lyrischen Dramen. Dann wieder erscheint ihm mit einem Male in faustischer Selbsterkenntnis alles Geschehen lügenhaft und unbeweisbar. Verzweifelt ruft er aus: Wie soll ich das alles in Worten ausdrücken?

Und in der Tat, der Lyriker Hofmannsthal verstummt in jenen Tagen und fast hätte von diesem Augenblick an auch der Dichter Hofmannsthal geschwiegen, hätte nicht eine erwachende Männlichkeit die drohende Gefahr von dem versinkenden Wunderkinde abgewendet. Die kleinen Dramen erstehen, ebenso die Prosaschriften und steigern sich bis zu dem.

Hauptwerk dieses Lebensabschnittes — Hofmannsthal ist 30 Jahre alt — der „Elektra".

Hier trat der Mann in das Leben des Dichters, der ihn mit seinem Wirklichkeitssinn herausreißen sollte aus allen unwirklichen Träumen: Richard Strauß.

Neben „Jedermann" und „Welttheater" stehen heute die großen literarischen Operndichtungen Elektra, Rosenkavalier und Ariadne auf Naxos. An diesen Werken mußte Hofmannsthal streichen, umarbeiten und ergänzen. So kam bei ihm zu seinem eigenen Nutzen auch das Handwerkliche und Bühnenpraktische in gebührende Achtung.

Und doch hat den Dichter der jugendliche Hang zum Mystischen nie so ganz verlassen wollen. Seine beiden Spätwerke „Die Frau ohne Schatten" und „Die ägyptische Helena" mit ihrer Ubersymbolik haben dieses „Nichtloskommenkönnen" vom Geiste der Jugend erneut bewiesen.

An seinem Grabe in Rodaun bei Wien stand im Jahre 1929 erschüttert der Stärkere von beiden, Richard Strauß.

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„Das große Welttheater"

als Mysterienspiel

Hugo von Hofmannsthal läßt i n seinem Spiel vom Sterben der in symbolhafter Personifizierung auftretenden Menschheit, dem er den Namen „Das große Welttheater" gegeben hat, i m Gewände des alten Mysterienspiels an uns vorüberziehen.

E r hat i h m dabei zum Verständnis f ü r die Entstehung folgende Worte vorangestellt: „Daß es ein geistliches Schauspiel von Calderon gibt, mit Namen „Das große Welttheater" weiß alle Welt! Von diesem ist hier die das Ganze tragende Metapher entlehnt: Daß die Welt ein Schaugerüst aufbaut, worauf die Menschen in ihren von Gott zugeteilten Rollen das Spiel des Lebens aufführen; ferner der Titel dieses Spieles vorgestellt wird ... sonst nichts. Diese Bestandteile aber eignen nicht dem großen Dichter als seine Erfindung, sondern gehören zu dem Schatz von Mythen und Allegorien, die das Mittelalter ausformte und den späteren Jahrhunderten Übermacht hat.

Hofmannsthals methaphrastischer Calderon m i t seiner Mischung von Allegorien und M y t h e n ist die Darstellung der ewigen Menschentragödie.

Als schauerlich scharfglasiger Spiegel trägt das Spiel gerade heute den Stempel besonderer Prägsamkeit und Gültigkeit.

Der von unendlicher Güte getragene Versuch des Meisters, einem neuen W e l t b i l d Gelegenheit zur A u f w ä r t s e n t w i c k l u n g zu geben, scheitert an dem in Unzulänglichkeit erstickenden Menschen.

I m „großen Welttheater" spielen bisher unverkörperte Seelen unter der L e i t u n g des Allmächtigen i h r Leben; dieser Abriß schließt die Kulminationspunkte und die K u r v e n des Geschehens selbst ein. Die Menschen entfalten maskenlos ihre I n d i v i d u a l i t ä t und werden zu Formern ihres Schicksals. Die ewige Frage nach dem W a r u m und nach der Bestimmung steht groß i m Raum. Dadurch ist und bleibt dieses Stück zeitlos und zeitnahe zugleich. Über die Grenzen des antiken Dramas hinaus — an das uns manchmal die Sprechchöre mahnen — bewahrt es Gültigkeit. „Tuet Recht, Gott über Euch!" So sagt der erste Engel, der hier an Gottes Statt das Spiel eröffnet. Es ist das grausame Spiel des Neides und des Hasses,

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der Eitelkeit und Überheblichkeit, das die Welt hier bietet. M i t Darstellern, die in ihren von Gott zugeteilten Rollen den ganzen Jammer und die hoffnungslose Verranntheit dieser — unserer —· Menschheit auf die Bühne des großen Welttheaters bringen: Den Reichen, der keine Güte kennt, den Bettler und Geächteten, der sich seiner A r m u t schämt, den Vorwitz, den Widersacher, den König, die Schönheit und die Weisheit, die sich dem Willen Gottes widersetzen, bis Gott m i t der Abberufung der Spieler durch den Tod, das letzte U r t e i l spricht.

Der „Meister", der über dem Spiel steht, läßt durch den M u n d der Engel den Seelen ihre jeweils zugedachten Rollen verleihen. Die Ungleichheit der Rollen und somit der menschlichen Schicksale f ü h r t zu unerhörten Spannungen und dramatischen Höhepunkten, die durch ihre Zeitnähe der A u f f ü h r u n g dieses Werkes eine ganz besondere Berechtigung geben. Es bleibt dabei dem Zuschauer überlassen, zwischen dem Verhalten der einzelnen Figuren — König, Reicher, Schönheit, Bettler, Bauer — die Parallele zur Gegenwart, möglicherweise zu seinem eigenen Schicksal zu ziehen.

I m Grunde genommen ist die Problematik des Stückes u r a l t und w i r d auch, solange Menschen i n „Gottes Spiel", w i r nennen es die „ W e l t " , agieren, der Gegenstand sich immer wiederholender Auseinandersetzungen sein. Während es i m „Jedermann" u m ein Einzelschicksal ging, sind i m „Welttheater" w i r alle, die ganze Menschheit, handelnde Personen.

Die auf die Salzburger Einrichtung zurückgreifende Inszenierung versucht die starke gegenwartsnahe Problematik des Werkes m i t dem barocken Pathos des Dichters Hofmannsthal in E i n k l a n g zu bringen, und so eine Lösung i m Sinne des amor fati zu finden.

Johannes Klein.

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D i e H e r s f e l d e r W i r t s c h a f t t r ä g t e i n e N o t e e i g e n e r A r t . W e r diese A r t z u d e u t e n versucht, w i r d a u f die relativ g e l i n g e Arbeitslosenziffer, auf die für die E r n ä h r u n g der B e v ö l k e r u n g ausreichende Landwirtschaft, auf den bedeutenden Exportanteil d e r e t w a 25 000 M e n s c h e n z ä h l e n d e n S t a d t a n d e r F u l d a h i n w e i s e n , u n d a u f d i e j e n i g e n H e r s f e l d e r F i r m e n , d i e d e r deutschen I n d u s t r i e zu i n t e r n a t i o n a l e m R u f v e r h e l f e n h a b e n . So r i c h t i g solche H i n w e i s e a u f z a h l e n m ä ß i g M e ß b a r e s a u c h sein m ö g e n , sagen sie doch nichts ü b e r das U n m e ß b a r e : d e n e i g e n t l i c h e n C h a r a k t e r d e r H e r s f e l d e r W i r t s c h a f t . U n d d e r l ä ß t sich n u r aus d e r historischen E n t w i c k l u n g d e u t e n .

V i e l l e i c h t h a t das erste h a l b e J a h r t a u s e n d u n t e r d e m A b t v o n H e r s f e l d — d i e A b t e i w u r d e 736 g e g r ü n d e t — d e n G r u n d s t e i n f ü r Jenen p a t r i a r c h a l i s c h e n B a u gelegt, d e r das W e s e n des H e r s f e l d e r G e m e i n d e l e b e n s a u c h h e u t e k e n n z e i c h n e t ; sicher w a r e r e i n solides F u n d a m e n t f ü r das Z u n f t l e b e n , d a s nach d e m 3 0 j ä h r i g e n K r i e g u n d d e m Anschluß Hersfelds an Hessen einen beachtlichen Aufschwung nahm.

A m A u s g a n g des 17. J a h r h u n d e r t s e x p o r t i e r t e n H e r s f e l d e r K a u f l e u t e bereits das L e i n e n i h r e r V a t e r s t a d t nach S p a n i e n und England. Z u diesem Z e i t p u n k t standen 20 a n g e s e h e n e K a u f m a n n s f a m i l i e n i n e u r o p ä i s c h e n H a n d e l s b e z i e h u n g e n . 1874 w u r d e n i n H e r s f e l d 5000 Z e n t n e r W o l l e v o m T u c h g e w e r b e v e r a r b e i t e t . D a s w a r e i n V i e r t e l d e r g e s a m t e n hessischen W o l l v e r a r b e i t u n g . D a s T u c h m a c h e r g e w e r b e beschäftigte d a m a l s i n 24 F a b r i k e n r u n d 480 A r b e i t e r .

K r i s e n u n d K r i e g e h a b e n a u c h d i e H e r s f e l d e r W i r t s c h a f t nicht verschont. I m m e r a b e r h a b e n d i e H e r s f e l d e r i h r e L e b e n s - u n d G e s t a l t u n g s k r a f t b e w i e s e n . H e u t e zeigt der Hersfelder Wirtschaftsspicgel e i n Bild, in welchem einheimische und heimatv e r t r i e b e n e U n t e r n e h m e n v e r e i n t sind. W e i t ü b e r 10 000 a r b e i t e n i n d e n i n d u s t r i e l l e n E r z e u g u n g s s t ä t t e n des Kreises. S e i t d e m Z u s a m m e n b r u c h w u r d e n m e h r als 1000 n e u e Handelsunternehmen eröffnet.

Der Industriespiegel E i n e b e s o n d e r e S t e l l u n g i n d e r g ü t e r e r z e u g e n d e n W i r t s c h a f t des K r e i s e s n i m m t d i e K a l l i n d u s t r i e e i n , d i e als e i n z i g e r K a l i p r o d u z e n t d e r a m e r i k a n i s c h e n Besatzungszone diese m i t i h r e n E r z e u g n i s s e n a u s r e i c h e n d b e l i e f e r t u n d d a r ü b e r h i n a u s e x p o r t i e r t u n d D e v i s e n schafft. N a c h Ü b e r w i n d u n g g r o ß e r A u f b a u s c h w i e r i g k e i t e n h a t d i e P r o d u k t i o n der W e r k e heute bereits die Vorkriegsleistung beträchtlich überschritten.

D i e t r a d i t i o n s g e b u n d e n e T u c h i n d u s t r i e H e r s f e l d s , d i e h e u t e w i e d e r ü b e r 2000 A r b e i t s k r ä f t e beschäftigt, l ä u f t b e i v o l l a u s g e n u t z t e r B e t r i e b s k a p a z i t ä t . O b e r b e k l e i dungsstoffe j e d e r A r t , technische G e w e b e , M ö b e l b e z u g s s t o f f e u n d a n d e r e S p e z i a l p r o d u k t e k o m m e n als H e r s f e l d e r E r z e u g n i s s e a u f d e n M a r k t . I n d e n N a c h k r i e g s j a h r e n h a t dieser t r a g e n d e I n d u s t r i e z w e i g H e r s f e l d s e n t s c h e i d e n d z u r V e r s o r g u n g des w e s t d e u t s c h e n M a r k t e s m i t O b e r b e k l e i d u n g s s t o f f e n b e i g e t r a g e n .

U b e r 1000 A r b e i t n e h m e r s t r ö m e n t ä g l i c h i n d i e J u t e s p i n n e r e i u n d W e b e r e i , i n die H a n f s p i n n e r e i und in die Seilerfabrikation, deren Gewebe u n d G a r n e für Industrie u n d L a n d w i r t s c h a f t v o n e r h e b l i c h e r B e d e u t u n g sind. A u c h i m E x p o r t ist das W e r k erfolgreich.

R u n d 1400 q u a l i f i z i e r t e F a c h k r ä f t e stehen b e i d e r M a s c h i n e n i n d u s t r i e des K r e i s e s in Arbeit. Trockenapparate und Lüftungsanlagen in allen erdenklichen Ausmaßen, I n d u s t r i e ö f e n , H o l z b e a r b e i t u n g s m a s c h i n e n , I n d u s t r i e k e t t e n u s w . g e h e n als b e g e h r t e W e r t a r b e i t des M a s c h i n e n b a u e s w i e d e r a u f die i n - u n d a u s l ä n d i s c h e n M ä r k t e .

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Z a h l r e i c h e H e r s f e l d e r F i r m e n b e f i n d e n sich b e r e i t s besitz u n d sind m i t i h r e n A r b e i t e r n und Angestellten d e r e n G l i e d e r e b e n f a l l s seit G e n e r a t i o n e n m i t d e n Diese V e r b u n d e n h e i t v e r k ö r p e r t die eigene Note der

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seit G e n e r a t i o n e n i n F a m i l i e n zu Betriebsfamilien geworden, W e r k e n t ä t i g v e r b u n d e n sind.

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I n d e r E r k e n n t n i s , d a ß die W i r t s c h a f t sich n u r i m R a h m e n d e r sozialen, p o l i t i schen u n d k u l t u r e l l e n G e g e b e n h e i t e n e n t w i c k e l n k a n n , h a b e n g r o ß e U n t e r n e h m e r m i t W e i t b l i c k es stets als i h r e v o r n e h m s t e A u f g a b e angesehen, d i e k u l t u r e l l e E n t w i c k l u n g zu fördern. Ob auf d e m Gebiet der B a u k u n s t , der M a l e r e i , der M u s i k , d e r W i s s e n s c h a f t e n u n d d e r F o r s c h u n g , stets w a r e n es B a n k i e r s , K a u f l e u t e u n d I n d u s t r i e l l e , d i e es sich z u r A u f g a b e s t e l l t e n , m a ß g e b l i c h K ü n s t l e r u n d W i s senschaftler i m D i e n s t e v o n K u l t u r u n d Wissenschaft z u f ö r d e r n . Das g i l t Insbesond e r e f ü r F r a n k f u r t , das als f r e i e Reichsstadt w e n i g e r v o n M o n a r c h e n als v o n s e i n e n B ü r g e r n u n d hier vor allem von Wirtschaftlern i n seinen kulturellen Belangen u n t e r s t ü t z t w u r d e . W e r d i e F r a n k f u r t e r K u n s t g e s c h i c h t e liest, f i n d e t die N a m e n des B a n k i e r s S i m o n M o r i t z v o n B e t h m a n n , des B u c h h ä n d l e r s C a r l C h r i s t i a n Jügel, des K a u f m a n n s W i l h e l m M e r t o n , des I n d u s t r i e l l e n H a r r y F u l d , des B ö r s e n m a k l e r s W i l h e l m S p e y e r , d e r F a m i l i e n de N e u f v i l l e u n d S t ä d e l . So h a t t e M o r i t z v o n B e t h m a n n den Komponisten Bolldieu und A l e x a n d e r von H u m b o l d t wesentlich g e f ö r d e r t u n d d e m M a l e r K ü g e l e n e i n e n A u f t r a g v o n 24 B i l d e r n gegeben, d i e d e r N a c h w e l t z u m T e i l noch e r h a l t e n sind. Z u g l e i c h e n t w i c k e l t e er i n Z u s a m m e n arbeit m i t d e m Bildhauer Christian Rauch Pläne für ein Goethe-Nationaldenkm a l u n d w a r M i t g l i e d d e r S e n c k e n b e r g i s c h e n n a t u r f o r s c h e n d e n Gesellschaft.

W a s w ä r e d i e U n i v e r s i t ä t , d e r e n V o r l ä u f e r die A k a d e m i e f ü r S o z i a l - u n d H a n delswissenschaften w a r , o h n e d i e F ö r d e r u n g d e r W i r t s c h a f t ? H i e r h a t m a ß g e b e n d e n A n t e i l der K a u f m a n n W i l h e l m M e r t o n , der neben d e m B a n k d i r e k t o r Dr. M e i ß n e r , F a b r i k d i r e k t o r D r . R ö ß l e r , B a n k d i r e k t o r F . T h o r w a r t etc. d e m V e r waltungsausschuß der A k a d e m i e angehörte. Z u den wesentlichen Förderern d e r U n i v e r s i t ä t g e h ö r e n a u c h d i e B u c h h ä n d l e r A u g u s t u n d F r a n z J ü g e l , d i e eine S t i f t u n g g r ü n d e t e n , a u s d e r e n M i t t e l n das U n i v e r s i t ä t s g e b ä u d e e r r i c h t e t w u r d e .

A l s F ö r d e r e r d e r m o d e r n e n M a l e r e i ist H a r r y F u l d ( T e l e f o n b a u ) b e k a n n t , der d i e W e r k e v o n K l e e , Pissaro, H o f e r , H o d l e r u n d D e n i s s a m m e l t e u n d sie s o m i t d e r N a c h w e l t e r h i e l t . I n diesen T a g e n w u r d e n w i r a u c h a n d e n I n i t i a t o r des ersten d e u t s c h e n Sängerfestes, d e n B ö r s e n m a k l e r S p e y e r e r i n n e r t , d e r w e s e n t l i c h e M i t tel f ü r d i e E r h a l t u n g u n d F ö r d e r u n g des Chorgesangs z u r V e r f ü g u n g stellte. N i c h t vergessen seien auch d i e K a u f l e u t e M y l i u s , R ü p p e l u n d M a r q u a r d G e o r g S e u f f e r held, d i e sich d e r F ö r d e r u n g d e r G o e t h e s t i f t u n g a n n a h m e n u n d d e r S t a d t F r a n k f u r t d i e G o e t h e - S t a t u e v o n M a r c h e s i s t i f t e t e n . I n d i e s e m Z u s a m m e n h a n g sei auch des h e u t e noch l e b e n d e n K a u f m a n n s G e o r g H a r t m a n n gedacht, d e r das f r e i e deutsche H o c h s t i f t u n d das G o e t h e - M u s e u m f ö r d e r t e u n d als H e r a u s g e b e r m e h r e r e r B ü c h e r ü b e r G o e t h e u n d F r a n k f u r t b e k a n n t w u r d e . N i c h t z u l e t z t seien die g r o ß z ü g i g e n S t i f t u n g e n d e r B a n k i e r f a m i l i e n de N e u f v i l l e u n d S t ä d e l e r w ä h n t , d i e sich d u r c h d i e E r r i c h t u n g d e r G e m ä l d e - G a l e r i e sowie d e r K u n s t h o c h s c h u l e verdient gemacht haben.

A u c h n a c h d e m z w e i t e n W e l t k r i e g h a b e n F r a n k f u r t e r U n t e r n e h m e r sich f ü r F r a n k f u r t e r K u n s t - u n d K u l t u r l e b e n e i n g e s e t z t . So w u r d e n m i t H i l f e des t r o n a t s v e r e i n s , d e m z a h l r e i c h e b e k a n n t e U n t e r n e h m e r a n g e h ö r e n , 200 000 D M d e n W i e d e r a u f b a u des Schauspielhauses g e s t i f t e t u n d s o m i t d i e V o r a u s s e t z u n g f ü r geschaffen, d a ß d u r c h d i e E i n r i c h t u n g e i n e r T o m b o l a e i n e A u s s p i e l u n g r u n d einer M i l l i o n D M möglich wurde.

das Pafür davon

M a g es auch oft scheinen, als w e n n d i e W i r t s c h a f t h e u t e n u r w e n i g Interesse f ü r K u n s t u n d Wissenschaft zeigt, so ist z u b e d e n k e n , d a ß d i e W ä h r u n g s r e f o r m die M i t t e l a u f z e h r t e , d i e f ü r solche Z w e c k e z u r V e r f ü g u n g standen. M i t e i n e r B e s s e r u n g d e r w i r t s c h a f t l i c h e n L a g e u n d m i t d e m H i n e i n w a c h s e n d e r deutschen W i r t s c h a f t i n e i n e a u f s t e i g e n d e W e l t k o n j u n k t u r w e r d e n auch d i e deutschen W i r t schaftler w i e d e r i n s t ä r k e r e m M a ß e i n d e r L a g e sein, d i e k u l t u r e l l e n B e l a n g e t a t k r ä f t i g zu f ö r d e r n ; e i n g e d e n k d e r Tatsache, d a ß u n s d i e g r o ß e T r a d i t i o n a u f d e m G e b i e t v o n K u n s t u n d Wissenschaft d i e V e r p f l i c h t u n g a u f l e g t , nicht n u r D e u t s c h l a n d , s o n d e r n d e r W e l t die g r o ß e n k u l t u r e l l e n G ü t e r zu e r h a l t e n u n d w e i t e r zuschenken.

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Hersfeld

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Unsere Stadt ist als K u r o r t noch sehr jung. W i r können aber heute sagen, daß dem K u r b a d dank der Hochwertigkeit seiner K u r m i t t e l und sonstigen Behandlungsmöglichkeiten die Anwartschaft auf einen glanzvollen Aufschwung w i n k t .

U n s e r e H e i l a n z e i g e n : Leber-, Gallen-, Magen-, DarmStoffwechselkrankheiten, Verstopfung.

und

Bad Hersfeld hat 3 Heilquellen, den Lullusbrunnen, den Linggbrunnen und den erst 1949 erbohrten Vitalisbrunnen.

Der V i t a l i s b r u n n e n und der L u l l u s b r u n n e n enthalten als Hauptbestandteil G l a u b e r s a l z . Dieses w i r k t gallelockend und abführend und w i r d hierbei von dem i n kleineren Mengen mitvorhandenen B i t t e r s a l z unterstützt. — Der Vitalisbrunnen, unsere ergiebigste und kräftigste Quelle, ist m i t etwa 3000 m g Sulfat-Ion i m L i t e r die stärkste Glaubersalzquelle nördlich des Mains und dürfte i m Bundesgebiet nur von Bad Mergentheim übertroffen werden. Der Vitalisbrunnen und der Lullusbrunnen zeigen in ihrer Gesamtwirkung auf die Verdauungsorgane weitgehende Ubereinstimmung m i t Karlsbad. U n d da Bad Hersfeld die einzigen w i r k s a m e n Glaubersalzquellen Hessens besitzt, darf es sich m i t Recht das „ H e s s i s c h e K a r l s b a d " nennen. — Die übrigen Bestandteile der beiden Brunnen w i r k e n bei längerem, kurmäßigen T r i n ken günstig auf die k r a n k h a f t veränderte Schleimhaut des Magendarms, d. h. also entzündungswidrig, ausgleichend, normalisierend, ionisierend.

Der L i n g g b r u n n e n ergänzt i n glücklicher Weise die anderen H e i l quellen. Daneben ist er durch seine Kieselsäure-, N i t r a t - , Jod- u n d B r o m Ionen geeignet f ü r Verbrauchserscheinungen am Herzkreislaufsystem, z. B. Arteriosklerose, ferner f ü r innersekretorische Drüsenstörungen und biologische Erschöpfungszustände.

A l l e 3 Heilquellen werden zu T r i n k - u n d B a d e k u r e n gebraucht.

A n Bädern verabfolgen w i r warme Mineralbäder ohne und m i t Zusätzen verschiedener A r t , Kohlensäurebäder, Luftperlbäder, Schaumbäder. Die Heilquellen werden auch i n Flaschen zu H a u s t r i n k k u r e n verschickt.

M o o r w i r d für örtliche Packungen und, wo ärztlich geboten, auch für Moorbäder verwendet. — Weiter steht ein D a r m b a d (System G y m nacolon) zur Verfügung. — Die K u r b e h a n d l u n g k a n n durch physikalische Behandlung mannigfacher A r t unterstützt werden (Kurzwelle, Höhensonne und andere Bestrahlungen, Handmassage, elektrische Massage, Inhalation usw.). Bad Hersfeld besitzt eine D i ä t s c h u l e , wodurch jedem Kurgast die Möglichkeit einwandfreier Diätverpflegung geboten wird.

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Als langjähriger Badearzt glaube ich i m Namen aller erklären zu d ü r fen: W i r bemühen uns nach Kräften, unseren K r a n k e n eine besonders gute, fachmännisch-sorgfältige, individuelle, die seelischen Momente v o r dringlich berücksichtigende Behandlung, Aufklärung, Erziehung und Betreuung zu gewähren.

Dadurch erhält .unsere Kurbehandlung einen Charakter eigenartiger Prägung. Wer guten Willens ist und sich unvoreingenommen und verantwortungsbewußt dem Kurgeschehen erschließt, w i r d k a u m den i n mancher Hinsicht einmaligen Zauber der Hersfelder K,ur vermissen.

Ich möchte zu dem, was ich eingangs •f sagte, zurückkehren: Noch gleicht unser junges, m i t K i n d e r k r a n k h e i t e n behaftetes K u r b a d einem Aschenputtel i m Kreise seiner r ü h m - und traditionsreichen Hersfelder Familiengenossen. M u ß es dabei bleiben? Nein, keineswegs! — W i r sind m i t vortrefflichen Heilquellen gesegnet, der V i talisbrunnen sogar findet wenig seinesgleichen in unserem Lebensraum. M i t diesem Pfund, das uns eine gütige N a t u r verlieh, müssen w i r nun nach bestem Vermögen wuchern. Dann w i r d unser K u r b a d einen stolzen Aufstieg erleben, und eines Tages w i r d aus dem Aschenputtel wie i m Märchen eine K ö n i g i n werden!

Heute schon können w i r aber allen Kranken, f ü r die sich unsere Heilanzeigen eignen, guten Gewissens zurufen: K o m m t nach B a d Η er sf e1 d !

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Gastliches Bad Hersfeld Wenn w i r i n Gustav Freytags Romanreihe „Die A h n e n " den Abschnitt „Das Nest der Zaunkönige" beginnen, so werden w i r anschaulich auf die landschaftlichen Vorzüge u n d Naturschönheiten der Lullusstadt h i n gewiesen: „Wo die Geisa das Wasser ihrer Quellen i n die Fulda gießt, lag zwischen Wiesen und fruchtbaren Feldern das Kloster Herolfsfeld".

M i t t e n i m Herzen Deutschlands eingebettet, liegt die Stadt i m l i e b lichen Fuldatal, umgeben von den waldreichen Gebirgszügen des hessischen Berglandes. U m die Stadt lagern sich malerisch die Vorberge des Thüringer Waldes, der Rhön und des Vogelsberges. Die unvergleichlich idyllische und verkehrstechnisch äußerst günstige Lage, das würzige und gesunde K l i m a und nicht zuletzt die verschiedenen Heilquellen des K u r bades haben seit vielen Jahren einen unaufhaltsamen Strom von Menschen, die i n Bad Hersfeld Heilung suchten, herangezogen.

Bad Hersfelds Bürger sind als gastfreundlich bekannt. Kaiser, Könige und viele berühmte Männer des I n - u n d Auslandes nahmen Aufenthalt in der alten Lullusstadt. Ferienreisende u n d Wanderer fühlen sich hier wohl.

Bad Hersfeld hat weit über die durch seine Bevölkerungszahl gezogenen Grenzen hinausgehend ein reiches Kulturleben, das der Stadt auch i n dieser Hinsicht einen guten Ruf eingetragen hat. I n der fast 1000 Zuschauer fassenden K u l t u r h a l l e finden laufend von großen deutschen Bühnen, i n erster L i n i e v o m Staatstheater Kassel, A u f f ü h r u n g e n statt. Sie dient daneben als Stätte für Tagungen. Eine Konzertdirektion und die K u r verwaltung sorgen f ü r Unterhaltung, Vorträge, Konzerte u n d größere gesellschaftliche Veranstaltungen. Der Hersfelder K u l t u r b u n d und die Volkshochschule stellen sich i n den Dienst vielseitiger Veranstaltungsfolgen. Drei Lichtspieltheater u n d auch eine ausgewählte Stadtbücherei ergänzen die k u l t u r e l l e n Möglichkeiten.

Das K u r b a d Hersfeld m i t seinen drei heilkräftigen Quellen, dem L u l l u s - , Lingg- und dem i m Jahre 1949 neu erbohrten Vitalisbrunnen, w i r d i n steigendem Maße von Heilungssuchenden frequentiert. Viele Magen-, Darm-, Galle-Leidende fanden schon Heilung.

F ü r eine Stadt, die an großen Verkehrsstraßen liegt, ist die Gastlichkeit zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Sie erreicht a l l j ä h r l i c h i m O k t o ber bei dem traditionellen Lullusfest, das zur Erinnerung an den Gründer der Stadt Hersfeld, A b t Lullus, gefeiert w i r d , i h r e n Höhepunkt.

Bad Hersfeld ist m i t allen V e r k e h r s m i t t e l n bequem zu erreichen. Täglich halten hier 24 D - und Eilzüge. Z w e i Abweichungen der A u t o b a h n München — Karlsruhe — Mannheim — F r a n k f u r t — Kassel — Göttingen — N o r t h e i m (Hann.) liegen i n unmittelbarer Nähe der Stadt. Ferner liegt Bad Hersfeld günstig an der Bundesstraße 27, die N o r d - und Süddeutschland miteinander verbindet. Omnibusverbindungen erschließen auf gut instandgehaltenen Straßen das Knüllgebirge, die Schwalm und das Werratal. M i t Interzonenomnibussen kann man die Autobahnstrecke F r a n k f u r t — B e r l i n direkt von hier aus befahren.

Stadt- und K u r v e r w a l t u n g beraten den Fremden jederzeit. Bad Hersfeld w i r d auch i n diesem Jahre allen Besuchern ein Höchstmaß an Gastlichkeit bieten.

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