eGov Präsenz 2/2014

«eGov Präsenz» 2/2014 Daten, nichts als Daten!

Studium –– Bachelor of Science in Betriebsökonomie (Business Administration) –– Bachelor of Science in Wirtschaftsinformatik –– Master of Science in Business Administration –– Master of Science in Wirtschaftsinformatik Weiterbildung –– EMBA Leadership und Management –– EMBA mit Vertiefung in Controlling & Consulting –– EMBA mit Vertiefung in Health Service Management –– EMBA mit Vertiefung in Human Resources Management –– EMBA mit Vertiefung in IT-Projektmanagement –– EMBA mit Vertiefung in Public Management –– Diploma of Advanced Studies DAS –– Certificate of Advanced Studies CAS –– Fachkurse

eGov Präsenz Fachzeitschrift des E-Government-Instituts

2 | 2014

Dienstleistungen –– Analysen und Vergleichsstudien, Beratung und Coaching –– Regulierungsfolgenabschätzungen, Projekt- und Programmaudits Angewandte Forschung –– Nationale und internationale Forschungs- und Pilotprojekte –– Anwendungsorientierte Projekte mit Praxispartnern –– Moderation von Standardisierungsvorhaben –– Koordination von Innovationsprojekten

Daten,

nichts als Daten!

Berner Fachhochschule E-Government-Institut Brückenstrasse 73/CH-3005 Bern +41 31 848 34 30 e-government@bfh.ch e-government.bfh.ch

«Ich weise auch immer gerne darauf hin, dass Google wahrscheinlich mehr über Ihren Gesundheitszustand weiss als Ihre Ärztin oder Ihr Arzt: welche Websites Sie anschauen, welche Tweets Sie machen, auch welche Telefongespräche Sie führen.»

«eGov Präsenz» Fachzeitschrift des E-Government-Instituts der Berner Fachhochschule 14. Jahrgang Erscheint halbjährlich in einer Auflage von 2500 Exemplaren ISSN 1424-9715 (gedruckte Ausgabe) ISSN 1424-9723 (elektronische Ausgabe) Kostenloses Abo bestellen: egov-praesenz.ch Herausgeber: Prof. Dr. Reinhard Riedl Chefredaktion: Anja Belfort Gesamtherstellung: Stämpfli AG, Bern Fotografen: Bettina Diel, Margit Berger Titelbild: Fotolia.com

‣ S. 17

«Big Data Governance»

Tagung für Informatik und Recht 5. November 2014 Berner Rathaus ‣ 40

Praxispartner

swiss business software since 1988

Wir danken

unseren Partnern

für die freundliche Unterstützung der Fachzeitschrift «eGov ­Präsenz», der Tagungen eGov Fokus und des eGov Newsletters.

Praxispartner

swiss business software since 1988

Forschungspartner

Medienpartner

Informationen zum Partnerschaftskonzept des E-Government-Instituts unter www.e-government.bfh.ch/praxispartner

1 Leitartikel

Die Datenverwaltung ist das Fundament des E-Governments – und in Zukunft des «E» Am Anfang der praktischen Informatiknutzung stand die elektronische Datenverarbeitung, kurz EDV genannt. Schon vor einem halben Jahrhundert entstand so die erste E-Government-Vision: Man träumte davon, dass Daten beliebig dort verfügbar wären, wo sie gebraucht würden. Kein Suchen nach Dossiers in staubigen Archiven, kein Durchforsten von Journalen und Registern, sondern Dokumente und Daten auf Knopfdruck! Das bewegte einst die Fantasie der innovativen Vordenker in der Verwaltung

Schweizer Schlüsselprojekte wie das nationale Umzugsportal und die Entwicklung von IAM-Lösungen sind zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Editorials gestoppt, andere Projekte wie die Geschäft sprozess-Austauschplattform verfolgen spezielle Geschäft smodelle (Fachhochschulen sollen z.B. dafür bezahlen, dass ihre Studierenden mitarbeiten dürfen). Und auch wenn – wovon ich überzeugt bin – eine Reaktivierung der Aufbauarbeiten der letzten Jahre bald gelingen wird, bleiben grundsätzliche Herausforderungen bestehen, z.B. die Durchsetzung der eCH-Standards im Bund – und im Bereich Organisation der Aufbau von Basisdienstanbietern (das visionärste der aktuell diskutierten Ziele).

Wie immer in der Geschichte der Informatik überschätzte man auch in diesem Fall die Geschwindigkeit, mit der diese Vision Wirklichkeit werden würde – und unterschätzte gleichzeitig die gewaltige Wirkung einer teilweisen Realisierung. Bis heute ist der Traum einerseits viel weniger und andererseits viel mehr in Erfüllung gegangen, als man es sich in den 60er-Jahren vorstellen konnte. Das Problem der Datenbeschaff ung besteht nach wie vor, aber auf gänzlich anderem Niveau als damals. Als Folge des gleichzeitigen Siegeszugs der Informatik und moderner Organisationskonzepte in der Wirtschaft und der Gesellschaft ist die Verwaltungsarbeit beträchtlich komplexer und vielfältiger geworden. Die Ansprüche an die Leistungen der Verwaltung haben sich stark erhöht, und die einstige Ordnung des verwaltungsinternen Arbeitens hat sich weitgehend aufgelöst. Alles hängt heute mit allem zusammen, und überall ist Zusammenarbeit gefordert. Entsprechend ist der Informationsbedarf wesentlich anspruchsvoller und kann auch mit modernsten Informatikmitteln nicht befriedigt werden.

Es ist also höchste Zeit, wieder einmal über das Fundament des E-Governments zu sprechen. Aus betriebswirtschaft licher Sicht gibt es drei grundlegende Optimierungstheorien für die Arbeitsausführung, die auch für die Verwaltung anwendbar sind. Die Transformationstheorie basiert auf dem Prinzip: Arbeit ist in der Regel so komplex, dass man sie zuerst in kleinere Teile zerlegen muss, bevor man sie optimieren kann. Das hat zum modernen Geschäft sprozessmanagement geführt. Soll dies organisationsübergreifend funktionieren, braucht es Datenstandards. Die Flusstheorie zielt darauf ab, alle Tätigkeiten zu eliminieren, die keinen Wert schaffen. Das ist eines der Hauptziele der modernen Datenverwaltung und hat zur Einführung von Registern geführt. Die Kundenwerttheorie schliesslich möchte Arbeit so organisieren, dass der Wert für den Kunden maximiert wird. Dies wird durch One-Stop- und No-StopPortale umgesetzt, wofür eine gute Datenverwaltung Voraussetzung ist.

Prof. Dr. Reinhard Riedl Herausgeber «eGov Präsenz» Wissenschaftlicher Leiter Fachbereich Wirtschaft Berner Fachhochschule reinhard.riedl@bfh.ch

Institution ersetzt Vision

Trotzdem ist die alte Vision verblasst. Heute führt das Thema Datenverwaltung im E-Government ein Schattendasein (ausgenommen als Open Government Data). Die aktuellen Zukunft sdiskussionen im Schweizer E-Government formulieren im Vergleich bescheidene Ziele (rechtliche Voraussetzungen existieren, ausgewählte Verwaltungsprozesse können gut online abgewickelt werden). Und obwohl die Visionen von einst noch nicht umgesetzt worden sind, wichtige Projekte von heute in einer Krise stecken und bisherige Promotoren sich vom E-Government abwenden, diskutieren wir derzeit hauptsächlich darüber, wie in Zukunft das E-Government organisiert werden soll. So ist das Verschwinden der Daten aus dem E-Government ein bisschen Sinnbild dafür, dass Visionen out und Institutionen in sind. Wir haben in den letzten Jahren zwar substanzielle Fortschritte gemacht, doch in Zukunft drohen diese verwaltet und archiviert zu werden.

E-Government grundsätzlich betrachtet

In der Wirtschaft sinformatik wiederum unterscheidet man 2×2-Betriebsmodelle für verteilte Organisationen, je nachdem, wie weit Prozesse standardisiert und Daten geteilt werden. Im föderalen Schweizer E-Government scheint derzeit der Trend in Richtung Replikationsmodell mit Prozessvereinheitlichung zu gehen. Das wird über kurz oder lang den Widerstand derer provozieren, die föderale Autonomie für ein wertvolles Gut halten. Viel sinnvoller scheint mir eine Entwicklung Richtung Koordinationsmodell mit gemeinsamer Datenhaltung in einer integrierten Registerlandschaft. Das wahrt die Prozessautonomie der Akteure und schafft zusätzlich Synergien dadurch, dass es Redundanzen bei der Informationsbeschaff ung eliminiert.

Aus technischer Sicht ist die Sache ohnehin eindeutig. Eine professionelle Integration existierender digitaler Ressourcen beginnt mit der Datenintegration. Erst danach erfolgen (in dieser Reihenfolge) die Applikationsintegration, die Geschäft sprozessintegration und die Integration auf Ebene des Benutzerzugriffs. (Nur beim Neubau auf der grünen Wiese geht man umgekehrt vor.) Man kann also zusammenfassend sagen: Politisch und technisch stellt die Optimierung der Datenverwaltung die Basis für erfolgreiches Vorgehen dar, organisatorisch muss sie nicht zwingend der erste Schritt sein, aber es spricht auch nichts dagegen. Sie sollte deshalb wieder ins Zentrum des E-Governments rücken.

2 Leitartikel

Standards und Designprinzipien

Will man die Datenverwaltung organisationsübergreifend optimieren, braucht man unbedingt Standards. Prioritär geht es dabei um die Schaffung von semantischen Standards, sekundär um die Standardisierung der Schnittstellen zu Prozessen und Diensten.

Ein Beispiel für den Erfolg der Standardisierung in der Schweiz ist die Informationsaustauschplattform Sedex, über die mittlerweile zehn Millionen Nachrichten pro Jahr fliessen, Tendenz stark steigend.

Darüber hinaus ist es sinnvoll, sich an fünf grundlegenden Designprinzipien zu orientieren: Das Prinzip «Höchstens einmal!» besagt, dass Bewohner und Unternehmen nur ein Mal der Verwaltung einen Datensatz über sich abliefern müssen, unabhängig davon, mit welchen verschiedenen Behörden sie interagieren. Das verlangt ein Datenteilen der Behörden. Die Zielvision ist hier, dass Register desselben Typs harmonisiert werden (weitgehend bereits gelungen in der Schweiz), dass danach die Register untereinander integriert werden, sodass es keine widersprüchlichen Daten mehr gibt und Daten grundsätzlich in hoher Qualität vorhanden sind (angesichts der komplexen Registerlandschaft der Schweiz gibt es hier noch viel zu tun), und dass schliesslich die eID in die Registerlandschaft so integriert wird, dass ein voll integriertes eID-Öko­ system entsteht (so wie es im Ausland teilweise bereits realisiert wurde).

Das Prinzip «Ich kontrolliere meine digitale Identität!» besagt, dass ich weiss, wer welche Daten über mich hat, dass ich das weitgehend selber bestimmen kann (ausgenommen eine qualitativ hochwertige und vor unberechtigtem Zugriff geschützte Datenhaltung im staatlichen eID-Ökosystem) und dass ich Daten sowohl löschen als auch zurückfordern kann. Letzteres bedeutet insbesondere, dass die grossen Datensammler, die mit meinen Daten substanzielle Gewinne machen, mir meine Daten so liefern müssen, dass ich sie auch anderen zur Nutzung geben kann, wenn dies in meinem Interesse liegt. Beispielsweise könnte ich so meine Daten bei Google und Facebook in eine Big-Data-Genossenschaft im Gesundheitswesen einbringen, wie sie der Schweizer Verein Daten und Gesundheit plant.

Das Prinzip «Open Life Cycle» besagt, dass die Datenhaltung über den ganzen Lebenszyklus der Daten und sämtliche Anwendungen hin optimiert wird, statt dass für jeden Datendienst lokale Geschäftsmodelle entwickelt werden – oder dass Dienste gar nie zustande kommen, weil es trotz volkswirtschaftlich gewaltigem Nutzen kein kommerzielles Geschäftsmodell mit gutem ROI für sie gibt.

Das Prinzip «Qualitätstransparenz» besagt, dass zu allen Verwaltungsdaten, Informationen darüber bereitgestellt werden, wie hoch ihre Qualität ist. Dies verhindert, dass Daten minderer Zuverlässigkeit als unbedingt glaubwürdig behandelt werden, wie auch umgekehrt, dass bei Daten von hoher Zuverlässigkeit überflüssige Prüfungen durchgeführt werden. Qualitätstransparenz ist eine notwendige Basis, um wirklich offene Datenökosysteme rund um die Verwaltung zu realisieren.

Das Prinzip «Strategische Steuerung» besagt, dass die Datenverwaltung strategisch gestaltet wird und nicht das Ergebnis von Zufälligkeiten ist. Es gibt in der Datenlandschaft viele Abhängigkeiten, die sich je nachdem äusserst schädlich oder sehr nützlich auswirken

können. Um die Komplexität so zu handhaben, dass die Kosten im Rahmen bleiben und der Datennutzungswert maximiert wird, braucht es eine Architektur und eine Strategie. Mit dem Aufkommen von Open Data und Big Data gewinnt die strategische Steuerung weiter an Bedeutung.

Zum Schluss einige böse Gedanken. Erstens: Wer Datenverwaltung für nebensächlich hält, der schaue nach Grossbritannien (keine Einwohnerregister, dafür viel Geheimdienst und OGD durch in Taxis verlorene CDs). Zweitens: Eine gute Datenverwaltung verlangt, dass man das Verwaltungsgeschäft nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch gut versteht. Inspiriert von den Amerikanern setzen wir deshalb «Embedded Researchers» ein. Drittens ein alter Witz über Gott und Nietzsche in neuem Gewand: Das E-Government und das Government streiten sich. «Bald bist du tot, und es gibt nur mehr mich, weil das ‹E› selbstverständlich ist», sagt das Government triumphierend zum E-Government. Da spaltet sich das «E» ab und meint: «Ihr seid beide so was von gestern ...»

Und der Big-Data-Hype? Big Data steht komplementär zum Verfassen eines Editorials: Es interpretiert, was zwischen den Zeilen, Pardon, Daten steht und leitet einen Sinn daraus ab, für den dann der Nutzer die alleinige Verantwortung trägt. Alles Weitere am 5. November bei der Tagung Informatik und Recht zum Thema «Big Data Governance» im Berner Rathaus.

Herzlichst, Ihr Reinhard Riedl

Call

for Papers

«eGov Präsenz» 1/15: Finanzierung und Steuerung im E-Government Die nächste Ausgabe der «eGov Präsenz» beschäftigt sich mit dem Thema «Finanzierung und Steuerung im E-Government». Wir laden Sie ein, bis zum 19. August 2014 einen Abstract zu diesem Thema einzureichen und bei angenommenem Abstract einen zwei- bis dreiseitigen Artikel zu verfassen. Die Ausgabe 1/15 erscheint im Februar 2015, Redaktionsschluss ist der 21. Oktober 2014.

Als Autorin oder Autor bietet Ihnen die Fachzeitschrift «eGov Präsenz» die Möglichkeit, Ihren Beitrag einem internationalen Publikum von Entscheidungstragenden in Politik, öffentlicher Verwaltung und Wirtschaft zu präsentieren. Ihr Beitrag kann die folgenden, aber auch themenverwandte Aspekte behandeln.

Mögliche Themenfelder: − Innovative Finanzierungsmodelle für E-Government-Projekte − Geschäftsmodelle für E-Government-Dienste − Lösungsentwicklung durch Open Source Communities − Kostenreduktion durch E-Government in der Verwaltung − Nutzenbewertung und wertorientierte Priorisierung von E-Government-Vorhaben − Kooperation zwischen Auftraggebern und Projektleitung − Führung und Kontrolle von E-Government-Programmen durch die Geschäftsleitung − Governance-Modelle für die Erbringung von Shared Services − Interne Kontrollsysteme und Risikomanagement für E-Government − Einsatz von Steuerungs-Frameworks im E-Government Annahme der Artikel: Es werden Beiträge in den Kategorien Forschung/Analyse, Praxis Schweiz und Praxis international angenommen. PR-Artikel sind nur in Form eines Inserates zugelassen. Aussagen sollen, wo immer möglich, mit Praxisbeispielen illustriert werden. Weitere Kriterien für die Annahme sind Klarheit, Innovationsgrad und Aktualität. Es besteht keine Garantie für die Aufnahme eines Beitrages in die Zeitschrift.

Sprache: Es werden Artikel in deutscher, französischer und englischer Sprache akzeptiert.

Einreichung der Beiträge: Bitte senden Sie Ihre Vorschläge (Abstract, max. 1000 Zeichen) bis am 19. August 2014 an egov-praesenz@bfh.ch

‣ E-Government-Institut

4 Inhalt

«eGov Präsenz» 2/14 Magazinteil Leitartikel

4

1 Die Datenverwaltung ist das Fundament des E-Governments – und in Zukunft des «E» Reinhard Riedl

Zu dieser Ausgabe

6 Veränderung / Anja Belfort, Berner Fachhochschule Chefredaktorin eGov Präsenz 8 Die Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe

Interview

12 «Gleiches sollte gemeinsam entwickelt und betrieben werden» Daniel Gruber 17 «Wir sind in eine Leibeigenschaft ­reingeschlittert.»

Ernst Hafen 20 «OGD ist der erste Schritt der Öffnung hin zu mehr Partizipation und Kollaboration» Michael Grüebler, Dr. Both, Brigitte Lutz 24 “Smart technology is essential to improve our a­ bility to foresee developments and address current issues in a high risk society.”

Dr. Seang-Tae Kim 28 «So gesehen ist der mir wichtigste Erfolg e­ igentlich immer der nächste …»

Horst Hörtner 36 Datenjournalismus – wo bleiben die interessanten Geschichten?

Thomas Gees

Kolumne

15 Big Data – schnell erklärt Reinhard Riedl 22 «Die ich rief, die Geister»: (Über-)Leben in der d ­ igitalisierten, virtualisierten Welt Markus Fischer 33 More matter, with less art. Shakespeare without love, but with data Prof. Dr. Jürg Römer 36 Datenjournalismus – wo bleiben die interessanten Geschichten?

Thomas Gees

Veranstaltung

32 Internationales Rechtsinformatik-Symposion IRIS 2014 Erich Schweighofer, Walter Hötzendorfer 34 Swiss eGovernment Forum 2014 – von Potenzial, Kulturwandel und Toastern Prof. Dr. Ines Heer 35 Ist es mit dem E-Health in der Schweiz zu Ende?

Prof. Dr. Konrad Walser 37 Nachlese zur BPM-Konferenz in der öffentlichen ­Verwaltung vom 9. April 2014 in Bern Prof. Dr. Konrad Walser 38 Un rendez-vous incontournable des acteurs de la cyberadministration: le eGovernment Symposium romand Olivier Glassey 39 eGov Fokus – Impressionen / Anja Belfort 40 Big Data: Pulverfass oder Schatzkästchen?

Timur Acemoglu

E-Government Schweiz

41 Zukunft E-Government Schweiz: Visionen und Ziele / Anna Faoro 42 Datenstandards von eCH unterstützen die Zusammenarbeit aller Beteiligten im E-Government Andreas Spichiger 44 Die Drehscheibe für Behördeninformationen: eine behördenübergreifende Lösung Nadia Zürcher, Reto Brechbuehl 46 Ausbreitung von E-Government in der Schweiz: eine Übersicht / Anna Faoro

5 Inhalt

28 Fachteil Forschung / Analyse

34

47 Information Governance – Informationslandschaften nachhaltig gestalten Fedor Ruckenbrod 49 Open Government ist eine Investition in die Zukunft Brigitte Lutz 52 Open Government Data für barrierefreie ­Anwendungen am Beispiel einer App für Blinde Prof. Dr. Eduard Klein 54 Strategisches Informatikcontrolling: interne Big Data zur Lenkung der Kräfte nutzen Michèle Mégroz, Alexander Colombi 56 Infrastrukturmanagement als Teil einer integrierten Führungsplattform für Gemeinden Stefan Agosti, Prof. Dr. Urs Sauter, Gian Rossetti, Christoph Schaller 58 Der Rechtsrahmen von Open Government Data in der Schweiz Eine Verortung RA Dr. Christian Laux

Praxis – Schweiz

42

62

61 StoryMaps: mit Geodaten Geschichten erzählen Dr. Daniela Brandt 64 Effizientes E-Government dank wiederverwendbaren Basisdiensten Werner Zecchino, Lukas Weibel 66 Daten, Daten ... Dienstleistungen!

Michael Keller, Martin Otzenberger 68 Das Register der Urkundspersonen, Anwendungs­bereich für die generische Registerlösung des ­Bundesamts für Justiz lic. iur. Adrian Blöchlinger, Dr. Igor Metz 70 Neuer Impuls für eine kundenorientierte Verwaltung Schweiz Dr. Alexandra Collm, Prof. Dr. Kuno Schedler 72 Datenbezug aus zentralen Registern – Chancen und Herausforderungen Viktor Geiger, Nicolina Novara 74 Dateninventar der öffentlichen Verwaltung als Grundlage für die Umsetzung von Open Government Data André Golliez 76 Integrationsplattform zur Bereitstellung ganz­heitlicher Informationen: Praxisbericht ÖREB-Kataster NW Dr. Jürg Lüthy 79 Datendrehscheiben Kanton Basel Christian Probst, Roland Kull 82 Auf dem Weg zu einer einzigartigen, hochintegrierten E-Government-Plattform Enrico Moresi, Erich Laube

Praxis – International

84 Erfolgreiche Zusammenarbeit aller Beteiligten: ­Bundesrat verabschiedet Open-Government-­Data-Strategie Prof. Dr. Alessia C. Neuroni, Juan Pablo Lovato, André Golliez 86 Nationale Open-Data-Infrastruktur Prof. Dr. Jörn von Lucke 88 Digitale Plattform inHealth unterstützt effizient Transaktionen im Gesundheitswesen der Emirate Dr. Jens Piesbergen 91 Datenbereitstellung für Führungsinstrumente im F­ acility Management (FM) – Vorgehen und Tools Sebastian van Deel, Wolfgang SchneiderMuryel Calmet, Dr. Claudia Rosenbleck Die Artikel spiegeln die persönliche Meinung des Autors/der Autorin und nicht die Meinung der Berner Fachhochschule wider.

Mitglied der Die Berner Fachhochschule ist Mitglied der European Foundation for Quality Management, EFQM

6 Zu dieser Ausgabe

Veränderung Liebe Leserin, lieber Leser Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung. Davor bleibt auch die «eGov Präsenz» nicht verschont und erscheint mit dieser Ausgabe nicht nur mit einer neuen Chefredaktion, sondern auch in neuem Design, angepasst an den frisch konzipierten Markenauft ritt der Berner Fachhochschule.

Anja Belfort Berner Fachhochschule Chefredaktorin eGov Präsenz anja.belfort@bfh.ch

Ab jetzt finden Sie ein kurzes Glossar auf ebendieser Seite und im Magazinteil eine Rubrik «E-Government Schweiz». Diese ist themenunabhängig und gibt einen Überblick über aktuelle Projekte im Schweizer E-Government. Die Rubrik ist sowohl im Inhaltsverzeichnis wie auch im Magazin selbst farblich gekennzeichnet und damit leicht zu finden.

Etwas beständiger erscheint demgegenüber das Leitthema dieser Ausgabe: datenzentriertes E-Government. Auch wenn nicht prominent über sie gesprochen wird, sind Daten doch die Basis des E-Governments. Beständig, aber mit dem Potenzial, grosse Veränderungen zu bewirken. Durch die innovative Vernetzung von Daten können über Big-Data-Anwendungen neue Erkenntnisse gewonnen und die Gesellschaft nachhaltig beeinflusst werden. So widmet sich eine Vielzahl der Beiträge in dieser Ausgabe dem Phänomen «Open Data». Hierbei geht es nicht nur um Daten und Dienstleistungen, die für jeden zugänglich sind, sondern ebenso um die Konsequenzen von transparenten Regierungen, an Entscheidungen proaktiv sich einbringenden Bürgerinnen und Bürgern und von einer dadurch veränderten direkteren Demokratie. Behandelt werden aber auch die Wiedererlangung der Kontrolle über die eigenen Daten sowie die Bemühung, aus E-Government nicht eine Ausnahme, sondern Alltag werden zu lassen. Nicht zu kurz kommen dabei die Themenfelder Register, Datendrehscheibe, Facility- und Access-Management, Gemeindecockpit, E-Health sowie Geodaten. Freuen Sie sich also auf eine Ausgabe mit grosser Themenvielfalt.

Haben Sie noch Anregungen, oder möchten Sie selber einen Artikel zum Thema «Finanzierung und Steuerung im E-Government» schreiben? Kontaktieren Sie uns unter egov-praesenz@bfh .ch.

Nähere Angaben zum Thema der nächsten Ausgabe finden Sie auf Seite 3.

Ich wünsche viel Spass beim Lesen.

Die nächste «eGov Präsenz» erscheint im Februar 2015 zum Thema «Finanzierung und Steuerung im E-Government». Möchten Sie diese Ausgabe als Plattform für Ihr Inserat nutzen?

Detaillierte Informationen finden Sie unter egov-praesenz.ch/mediadaten, oder kontaktieren Sie uns: egov-praesenz@bfh.ch.

Glossar Quadrupel Helix: Bezeichnet die Zusammenarbeit von Verwaltung, Wirtschaft , Hochschulen und Zivilgesellschaft – bekannt ist auch die Tripel-Helix, die die Zivilgesellschaft aber nicht mit einschliesst.

Silo: Ein Informationssystem, das nicht digital mit anderen vernetzt ist.

Kataster: Eine Datensammlung mit Raumbezug, z.B. ein flächendeckendes Register sämtlicher Grundstücke samt Beschreibung.

Register: Eine Aufzählung möglichst aller wichtigen Einheiten einer Gruppe mit Hinweis auf ihre Stellung im Kollektiv.

Cloud: Spezielle Form der Bereitstellung von Informations- und Rechendiensten, die auf Anbieterseite die Economy of Scale nutzt und auf Kundenseite einen bedarfsbezogenen Leistungsbezug ermöglicht.

Identity- und Access-Management (IAM): Identitäts- und Zugriffsverwaltung in Informationssystemen – IAM ist besonders anspruchsvoll, wenn es organisationsübergreifend funktionieren soll.

Linked Data: Jedes Datenobjekt hat eine Identität, und Beziehungen zwischen Datenobjekten werden als RDF-Aussagen dokumentiert. Dies unterstützt das Suchen nach verteilter Information ebenso wie das Identifizieren von Datenlöchern.

Big Data: Implizit in Daten vorhandene Information wird explizit gemacht und kann so für Geschäft szwecke genutzt werden.

Open Data: Bereitstellung von Daten für die Sekundärnutzung.

Linked Open Data stellt nach Tim Berners-Lee die höchste Entwicklungsstufe dar (5-Stern-Open-Data).

Inserat Software AG

8 Zu dieser Ausgabe

Die Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe

Timur Acemoglu Verein eJustice.CH Geschäft sstelle timur.acemoglu @ejustice.ch

Stefan Agosti BFH TI, Institute for ICTBased Management ICTM Wissenschaftlicher Mitarbeiter stefan.aogsti@bfh.ch

lic. Iur. Adrian Blöchlinger Selbstständiger Berater und Projektleiter Konzeption und Projektleitung UPReg adi.blo@bluewin.ch

Anja Belfort Berner Fachhochschule Chefredaktorin eGov Präsenz anja.belfort@bfh.ch

Dr. Wolfgang Both Senatsverwaltung für Wirtschaft , Technologie und Forschung, Berlin wolfgang.both@senwtf. berlin.de

Dr. Daniela Brandt Projektkoordinatorin Geoportale, Bundesamt für Landestopografie swisstopo daniela.brandt @swisstopo.ch

Reto Brechbuehl INVERSUM GmbH, Beratung Projektleitung reto.brechbuehl @inversum.ch

Muryel Calmet Leitung CAFM-Dokumentationsbüro, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben muryel.calmet @bundesimmobilien.de

Dr. Alexandra Collm Swisscom (Schweiz) AG Group Strategy & Board Services alexandra.collm @swisscom.com

Alexander Colombi lic. oec. inform. HSG, Certified Projects Director IPMA Level A CSP AG Vorsitzender der Geschäft sleitung und Partner alexander.colombi @csp-ag.ch

Anna Faoro Geschäft sstelle E-Government Schweiz Kommunikationsverantwortliche anna.faoro@isb.admin.ch

Markus Fischer MF Consulting Unabhängiger Berater, Projektleiter und Coach Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der SATW markus.fischer@satw.ch

Thomas Gees Berner Fachhochschule Dozent thomas.gees@bfh.ch

Viktor Geiger Leiter Fachstelle Datenaustausch Kanton Aargau viktor.geiger@ag.ch

Olivier Glassey Professeur assistant IDHEAP Université de Lausanne olivier.glassey.1@unil.ch

Michael Grüebler Leiter Fachbereich «Services» bei Statistik Stadt Zürich Verantwortlich für die Etablierung von Open Data Zürich michael.grueebler @zuerich.ch

Prof. Dr. Ines Heer Berner Fachhochschule, E-Government-Institut Dozentin für Projektmanagement, Managerin Praxispartner ines.heer@bfh.ch

Walter Hötzendorfer Forscher Arbeitsgruppe Rechtsinformatik Universität Wien walter.hoetzendorfer @univie.ac.at

9 Zu dieser Ausgabe

André Golliez Dipl. Inf.-Ing. ETH itopia ag – corporate information technology Managing Partner andre.golliez@itopia.ch

Michael Keller Stadt Zürich, Organisation und Informatik Abteilungsleiter eZürich/eGovernment michael.keller.oiz @zuerich.ch

Prof. Dr. Eduard Klein E-Government-Institut Forschungsfeldleiter Linked and Open Data eduard.klein@bfh.ch

Roland Kull Leiter Informations- und Datenbewirtschaftung Zentrale Informatikdienste Kanton Basel-Stadt roland.kull@bs.ch

Erich Laube ELCA Informatik AG Senior Manager, Projektleiter LuReg erich.laube@elca.ch

RA Dr. Christian Laux LL.M. LAUX LAWYERS Partner christian.laux @lauxlawyers.ch

Juan Pablo Lovato E-Government Schweiz Projektleiter «Open Government Data» juan-pablo.lovato @isb.admin.ch

Brigitte Lutz Magistratsdirektion der Stadt Wien Koordinatorin des Open-GovernmentKompetenzzentrums der Stadt Wien Sprecherin der Cooperation OGD Österreich brigitte.lutz@wien.gv.at

Dr. Jürg Lüthy Geocloud AG Stv. Geschäft sführer juerg.luethy@geocloud.ch

Michèle Mégroz lic.oec. HSG, eidg. dipl.

Informatikerin CSP AG Beraterin/Projektleiterin und Partnerin michele.megroz @csp-ag.ch

Dr. Igor Metz Geschäft sführer Glue Soft ware Engineering AG Architekt und technischer Verantwortlicher Entwicklung UPReg igor.metz@glue.ch

Enrico Moresi LUSTAT Statistik Luzern Mitglied der Geschäft sleitung, Fachverantwortlicher LuReg enrico.moresi@lustat.ch

Prof. Dr. Alessia C. Neuroni E-Government-Institut Forschungsfeldverantwortliche alessia.neuroni@bfh.ch

Nicolina Novara Stv. Leiterin Fachstelle Datenaustausch Kanton Aargau nicolina.novara@ag.ch

Martin Otzenberger Stadt Zürich, Organisation und Informatik Leiter Kommunikation martin.otzenberger @zuerich.ch

Dr. Jens Piesbergen Netcetera Head Strategic Business Development Middle East & Space jens.piesbergen @netcetera.com

Christian Probst Leiter eGov- und Datenmarkt-Services Zentrale Informatikdienste Kanton Basel-Stadt christian.probst@bs.ch

Prof. Dr. Reinhard Riedl Herausgeber «eGov Präsenz» Wissenschaftlicher Leiter Fachbereich Wirtschaft Berner Fachhochschule reinhard.riedl@bfh.ch

10 Zu dieser Ausgabe

Fedor Ruckenbrod IT Consultant AdNovum Informatik AG fedor.ruckenbrod @adnovum.ch

Dr. Claudia Rosenbleck BearingPoint, Business Advisor claudia.rosenbleck @bearingpoint.com

Gian Rossetti BFH TI, Institute for ICTBased Management ICTM Wissenschaftlicher Mitarbeiter gian.rossetti@bfh.ch

Prof. Dr. Jürg Römer Fachbereichsleiter Wirtschaft Berner Fachhochschule juerg.roemer@bfh.ch

Prof. Dr. Urs Sauter BFH TI, Institute for ICTBased Management ICTM Forschungsgruppenleiter urs.sauter@bfh.ch

Christoph Schaller BFH TI, Institute for ICTBased Management ICTM Wissenschaftlicher Mitarbeiter christoph.schaller@bfh.ch

Prof. Dr. Kuno Schedler Universität St. Gallen Institut für Systemisches Management und Public Governance kuno.schedler@unisg.ch

Wolfgang Schneider Gesamtleitung CAFMPilotprojekt, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben schneiwberlin61 @online.de

Prof. Dr. Andreas Spichiger eCH Präsident Expertenausschuss andreas.spichiger@bfh.ch

Erich Schweighofer Professor Arbeitsgruppe Rechtsinformatik Universität Wien erich.schweighofer @univie.ac.at

Sebastian van Deel BearingPoint, Manager sebastian.vandeel @bearingpoint.com

Prof. Dr. Jörn von Lucke Zeppelin Universität The Open Government Institute (TOGI) Professor und Institutsdirektor joern.vonlucke@zu.de

Prof. Dr. Konrad Walser Dozent/Senior Researcher E-Government Institut Berner Fachhochschule konrad.walser@bfh.ch

Lukas Weibel Kanton Zürich, Staatskanzlei, Stabsstelle E-Government Produktverantwortlicher ZHservices lukas.weibel@sk.zh.ch

Werner Zecchino Kanton Zürich, Staatskanzlei, Stabsstelle E-Government Produktverantwortlicher ZHservices werner.zecchino@sk.zh.ch

Nadia Zürcher Staatssekretariat für Wirtschaft SECO Projektleiterin E-Gov nadia.zuercher @seco.admin.ch

«… und bei der nächsten Ausgabe vielleicht Sie?»

Public

Value E-Government-Institut « We turn IT into Public Value ! »

e-government.bfh.ch

‣ Wirtschaft

12 Interview

«Gleiches sollte gemeinsam entwickelt und betrieben werden» Daniel Gruber spricht über die Modernisierung der Schweizer Verwaltungsregisterlandschaft und die zukünftige Rolle der eID darin. Er möchte Vollzugsaufgaben und Infrastrukturbereit­ stellung trennen und mit einer neuen Organisation für die operative Ausführung von E-Government-Projekten die föderale Zusammenarbeit im E-Government weiterentwickeln.

Interview: Anja Belfort, Reinhard Riedl

Welche Rolle spielen die Register für die Verwaltungsarbeit?

Unter einem Register ist ein Verzeichnis von Personen, Tieren oder Sachen zu verstehen; die Daten sind entweder auf unbestimmte Dauer oder für eine definierte Zeit gespeichert. Register dienen als «Gedächtnis» oder Referenz und sind daher ein wichtiger Quell für die Verwaltungsarbeit. Die heutige meist elektronische Registerführung ermöglicht zunehmend einen elektronischen und, wo gesetzlich erlaubt, einen vollautomatischen Datenaustausch zwischen den Registern, zwischen den Registern und den Behörden oder gar zwischen den Registern und Privaten und bietet oft auch Onlineabfragemöglichkeiten für Behörden oder Private.

Wie gut sind die einzelnen Registersilos in der Schweiz ­miteinander integriert respektive synchronisiert?

Ein wichtiges Prinzip des schweizerischen Staates besagt, dass dort, wo die Bundesverfassung eine Aufgabe nicht ausdrücklich dem Bund zuteilt, der Kanton zuständig ist, und dort, wo die Kantonsverfassung eine Aufgabe nicht ausdrücklich dem Kanton zuteilt, die Aufgabe von der Gemeinde zu erfüllen ist. Die schweizerische Registerlandschaft ist daher und auch aufgrund des historischen Werdegangs des Staatswesens sowohl horizontal als auch vertikal extrem fragmentiert. Zusätzlich sind diese vertikalen Silos auch in sich selbst fragmentiert. Der elektronische Austausch von Daten unter den Registern der Justiz hat in den letzten Jahren begonnen. In der Regel geschieht dies durch den Austausch von elektronischen Meldungen.

Synchronisationen finden nur in Ausnahmefällen statt. Hier besteht wohl eines der grössten Potenziale für eine Effizienzsteigerung. ­ stehen die Register im Bereich der Justiz bezüglich der Wo ­Informatisierung?

Die dem Bereich der Justiz zugeordneten Strafregister, Handelsregister, Zivilstandsregister, Betreibungsregister (Ämter) sowie Grundbuchregister haben mittlerweile alle eine erste Phase der Informatisierung abgeschlossen. Ziel war, die traditionellen Papierregister auf Datenbanken abzubilden und dabei in den Registern mit dezentralen Datenbanken die Datenstrukturen der verschiedenen Lieferanten von Registerlösungen zu harmonisieren. Im Strafregister und bei den Zivilstandsregistern ist es gelungen, zentrale Informatiksysteme beziehungsweise Datenbanken zu schaffen, die aber weiterhin von kantonalen Stellen geführt werden. In den anderen Bereichen wurden die Daten und die Datenmodelle im jeweiligen Registerbereich, teilweise auch registerübergreifend, stan-

dardisiert und harmonisiert. In einem zweiten Schritt wurden dann technische Datenaustauschformate vereinbart und oft in Form von technischen Verordnungen oder eCH-Normen für verbindlich erklärt. Damit sind nun in vielen Bereichen die Voraussetzungen für einen systemübergreifenden elektronischen Austausch von Daten geschaffen, sofern dieser Austausch vom Gesetz vorgesehen ist.

Welche Rolle soll die eID in der Registerlandschaft spielen?

Die eID, ähnlich wie die heutige SuisseID, wird zur Voraussetzung für die elektronische Identifikation einer Person und damit auch für den Zugang zur Registerinformation. Zukünftig wird die eID staatlich herausgegeben, dies im Einklang mit der künftigen EU-Verordnung über die elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste, die eine Staatshaftung vorsieht. Andere Komponenten wie Funktionsnachweis, Authentifizierung oder Accessmanagement können je nach Aufgabe staatlich oder privat gelöst werden.

Die vertikale und horizontale Vernetzung muss weiter vorangetrieben werden.

Wo ­ besteht in der Schweizer Registerlandschaft der grösste Weiterentwicklungsbedarf?

Die vertikale und horizontale Vernetzung muss weiter vorangetrieben werden. Im Gegensatz zur früheren Papierwelt müssen der Ereignisort und der Aufbewahrungsort der Daten nicht mehr übereinstimmen. Eine zentrale Datenführung auf kantonaler oder gar nationaler Ebene würde in der Datenhaltung Skaleneffekte erlauben.

Anpassungen an veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen müssen nicht mehr landauf, landab in zig Datenbanken nachvollzogen werden. Damit gewinnt die Umsetzung der Anpassungen an Tempo, da die Entscheide nicht mehr auf kleinräumiger Ebene mit lokalen Budgethoheiten und -restriktionen fallen. Gleichzeitig würden auch die Umstellungs- und die Betriebskosten tiefer ausfallen. Auch in organisatorischer und infrastruktureller Hinsicht ergeben sich Vorteile. Registerkreise können gemäss den föderalen und regionalen Bedürfnissen eingerichtet werden. Organisatorische Reorganisationen können losgelöst von der informatischen Infrastruktur beschlossen und umgesetzt werden. Die erhöhte Mobilität des Bürgers erlaubt eine zentralere Dienstleistungserbringung, eine Konzentration des spezialisierten Fachpersonals und damit auch Möglichkeiten bei der Professionalisierung und Spezialisierung der Mitarbeitenden. Von einem besseren Know-how vor Ort profitieren letztendlich auch die Bürger und die Wirtschaft.

Bilder © Bettina Diel

Daniel Gruber Daniel Gruber ist seit 2003 Mitglied der Geschäftsleitung und Chef der Zentralen Dienste des Bundesamtes für Justiz. In seinen Verantwortungsbereich fällt die Informatisierung und Vernetzung der Register der Justiz in den Bereichen Handelsregister, Zivilstand, Betreibungs- und Konkurswesen, Strafregister und Grundbuch. Daneben kümmert sich sein Direktionsbereich auch um die Gesetzgebung zu Fragen wie elektronische Unterschrift und elektronische öffentliche Beurkundung, die eID und die Vernetzung von Gerichten sowie Anwälten und Notaren.

14 Interview

Was sind generell die wichtigsten Baustellen im Schweizer E-Government? Wo liegt das grösste Weiterentwicklungs­ potenzial?

Es bestehen sehr viele Ideen und Projekte, die gemeinschaftlich genutzt werden könnten. Es fehlt dafür jedoch ein geeigneter Betreiber, der sie als Serviceangebot zur Verfügung stellt. Aus unserer Sicht sollten sich Bund und Kantone überlegen, einen gemeinsamen Organisationsträger zu gründen, der im E-Government eine ähnliche Funktion haben könnte wie die SBB für den öffentlichen Verkehr oder die Post für die Briefzustellung. Wir arbeiten unter dem Titel eOperations an einem solchen Konzept.

Es bestehen sehr viele Ideen und Projekte, die gemeinschaftlich genutzt werden könnten.

Was ist das langfristige Ziel von eOperations?

Eine Organisation aufzubauen, die im öffentlichen Eigentum steht und gemeinschaftliche Projekte von Kantonen oder Bund und Kantonen operativ trägt. Sie würde viele offene Fragen lösen, die heute bei der Zusammenarbeit über territoriale oder föderale Grenzen auftauchen und in jedem Einzelfall mühsam von Neuem gelöst werden müssen.

Woran würde der einzelne Bürger, Unternehmer oder ­Gemeindepräsident den Nutzen von eOperations erkennen?

Einerseits könnten Kosten eingespart werden und andererseits könnte sich die Wirtschaft oder der Bürger auf einheitliche Prozesse einstellen. Das einzelne Gemeinwesen könnte eine Standardleistung out of the box beziehen und müsste sich nicht mehr selber um die Bereitstellung kümmern.Wir werden dafür dem Steuerausschuss E-Government Schweiz bis Ende Jahr ein Konzept vorlegen. Würde es umgesetzt, könnte eOperations 2016/17 Realität werden.

Es braucht einen Katalog der gemein­ samen Leistungen.

Wo sollte das Schweizer E-Government 2020 stehen, und was sind die wichtigsten strategischen Schritte, um diese Vision zu realisieren?

Idealerweise müsste man einen weiteren Schritt in Richtung stärkerer gegenseitiger Integration der Systeme machen. Gleiches sollte gemeinsam entwickelt und betrieben werden. Die Frage nach der Infrastruktur und ihrer Bereitstellung sollte von der eigentlichen Vollzugsaufgabe getrennt werden. Systeme sollten konsequent miteinander vernetzt sein. Es braucht dafür einen klaren politischen Willen. Es braucht einen Katalog der gemeinsamen Leistungen. Der fehlt heute, und es gibt keine Instanz, die ihn bestimmen könnte.

Zusätzlich braucht es dann noch den gemeinsamen Leistungserbringer, der diese Dienstleistungen zur Verfügung stellt. Wenn dann die öffentliche Hand bereit ist, die entsprechende Initialinvestition zu leisten, ist mittelfristig mit namhaften Einsparungen bei der Entwicklung, der Bereitstellung und dem Betrieb von Informatik­ systemen in der Verwaltung zu rechnen.

Unsere traditionelle Abschlussfrage: Wie wird die Schweiz im Jahr 2050 aussehen?

Im Jahr 2050 sollte E-Government kein Thema, sondern Alltag sein.

Herzlichen Dank für das Gespräch

15 Kolumne

Big Data – schnell erklärt Big Data steht für verschiedenste Methoden, implizit in Daten vorhandene Informationen explizit zu machen. Das ermöglicht unter anderem mehr Personalisierung – von der Politik über den Produktverkauf bis zur Medizin!

In aller Regel wird der Begriff dafür verwendet, dass mit mathematischen Instrumenten Informationen, die in Datensätzen implizit vorhanden sind, explizit gemacht werden. Dafür werden typischerweise grosse und nicht selten unterschiedliche Datensätze zuerst zusammengeführt und dann mit Mathematikinstrumenten und Informatikwerkzeugen ausgewertet. Dabei gibt es drei Standardformen: – «Klassisches» Big Data schätzt den Wert einer Kenngrösse, indem es die Korrelation mit anderen Kenngrössen nutzt – Obama identifizierte so im Wahlkampf die noch unentschiedenen Wähler, auf die er dann seine Kampagne konzentrierte – Exploratives Big Data sucht nach bisher unbekannten Mustern, die eventuell Bedeutung haben – z.B. weil sie auf Risiken hinweisen oder interessante Gruppen von Kunden identifizieren – Big Data «auf dem Graphen» nutzt komplexe semantische Zusammenhänge – z.B. um das Fehlen von Informationen zu entdecken Prof. Dr. Reinhard Riedl Herausgeber «eGov Präsenz» Wissenschaftlicher Leiter Fachbereich Wirtschaft Berner Fachhochschule reinhard.riedl@bfh.ch

Neueste Formen von Big Data gehen über diese drei Standardformen hinaus und experimentieren beispielsweise mit Simulationswerkzeugen. Vorstellbar ist auch die Kombination von statischen Werkzeugen mit weiteren Modellen der abstrakten Algebra.

Konkrete Beispiele

Was heisst das alles konkret? Nun, das Vorgehen beim klassischen Big Data ist eigentlich recht simpel. Es wird erst kompliziert, wenn man es abstrakt zu erklären versucht. Darum einige einfache Beispiele. Angenommen Sie besitzen Daten über das Kaufverhalten von als Person identifi zierten Kunden. Und sie möchten ein neues Produkt lancieren und gezielt bewerben. Dann werden sie zuerst ähnliche, bereits existierende Produkte in ihrem Verkaufsportfolio identifi zieren und dann jene Kunden herausfiltern, die diese Produkte öfters gekauft haben. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie sich für das neue Produkt ebenfalls interessieren werden und es macht Sinn, die Marketingkampagne für das neue Produkt auf sie zu konzentrieren. Im Customer Relationship Management vieler Banken wird seit Langem ein ähnliches Verfahren eingesetzt, um neue Finanzprodukte gezielt Kunden zu promoten.

Ein anderes konkretes Beispiel lieferte der letzte Präsidentschaftswahlkampfs in den USA. Im amerikanischen Präsidentschaft swahlkampf geht es darum, in genügend vielen Staaten die meisten Stimmen zu bekommen. In der Schlussphase des Wahlkampfs ist in vielen Staaten klar, wer die Mehrheit haben wird. Dort wird dann kaum mehr Wahlkampf betrieben, weil es eine Ressourcenverschleuderung wäre. Der Wahlkampf konzentriert sich ganz auf die umkämpften Staaten. Aber auch dort macht es wenig Sinn, Wähler anzusprechen, die sich bereits klar entschieden haben, wen sie

wählen werden. Wenn es also dem Team eines Kandidaten gelingt, die Unentschiedenen zu identifi ziert, kann es seine ganze Energie auf deren Überzeugung konzentrieren, während eventuell die Konkurrenz einen Grossteil ihrer Energie auf Wähler konzentriert, deren Entscheidung bereits feststeht. Da die verfügbaren Ressourcen beschränkt sind, bedeutet die Identifi kation der Unentschiedenen einen grossen Vorteil. Und genau dieser Vorteil hatte wesentlichen Anteil daran, dass Obama auch die zweite Wahl gewann. Sein Team konnte mittels Big Data die Unentschiedenen identifi zieren. Sie nutzten dabei die Tatsache, dass in den USA über Personen weit mehr Informationen einfach beschaffbar sind als in Europa – u.a. Informationen zum Kaufverhalten – und überprüften und verbesserten die Ergebnisse von Big Data mit gezielten Experimenten.

Ein Beispiel für Big Data auf dem Paragraphen ist das Suchen nach Anhaltspunkte für organisierte Kriminalität, in dem man verdächtige Beziehungskonstellationen oder Transaktionsketten identifi ziert, die auf Geldwäscherei hinweisen. Andere Beispiele sind intelligente Suchanwendungen in der Wissenschaft und im Patentwesen, die von einem scheinbaren Paradoxon profitieren: Es ist einfacher ein Dokument in einer Menge ähnlicher Dokumente zu finden (zwischen denen Querbeziehungen existieren) als in einer Menge sehr unterschiedlicher Dokumente (die zueinander keinen Bezug haben).

Ein typisches Beispiel für exploratives Big Data ist das Suchen nach guten Produktkombinationen. Seit Langem bietet der Verkauf von Extraausstattungen im Autohandel eine lukrative Einnahmequelle. Eine Zusammenstellung von Extras kann für Kunden dadurch besonders attraktiv gemacht werden, das sie als Paket verkauft wird, wobei der Kunde beim Kauf des ganzen Pakets einiges «spart» (verglichen mit der Summe der Einzelpreise für die Extras).

Um verlockende Pakete zu schnüren, ist es aber notwendig, zu wissen, welche Kombinationen von Extras für Kunden besonders attraktiv sind. Deshalb wird in Daten über Kundenpräferenzen nach Mustern gesucht, die auf attraktive Paketzusammenstellungen hinweisen. Dieses Vorgehen wird freilich nicht nur im Autohandel praktiziert. Ganz ähnlich lassen sich so auch Produkte zusammensetzen, die am Ende teurer verkauft werden können als ihre Einzelbestandteile – nicht zuletzt im Lebensmittelhandel.

Die Liste möglicher Beispiele ist lang. Wichtige Anwendungsbereiche für Big Data sind Marketing und Verkauf, Politikgestaltung (u.a. Stadtentwicklung, Sozial- und Gesundheitspolitik), öffentlichen Verwaltung (u.a. Verkehrsmanagement, in Zukunft eventuell Umgang mit Randalen), personalisierte Medizin und wissenschaftliche Forschung ganz generell. Das grosse Versprechen von Big Data ist dabei, dass schwierige und aufwendige Untersuchungen von kausalen Zusammenhängen («aus A folgt zwingend B») durch Korrelationsanalyse («A und B treten häufig gemeinsam auf») ersetzt werden können. Wobei insbesondere das klassische Big Data auf das Individuum spielt. Einzelne werden als Ziele für was auch immer ausgesucht, beziehungsweise bekommen sie personalisierte Angebote. Im Fall von personalisierten medizinischen Therapien ist der gesellschaft liche Nutzen hoch, mindestens kaum bestritten. Im Fall von personenbezogener manipulativer Werbung steht eine gesellschaft liche Bewertung von Big Data dagegen noch aus.

16 Kolumne

Das menschliche Big Data

Der Medienkünstler Peter Weibel thematisiert die Tatsache, dass wir alle in einer Big-Data-Welt leben. Tatsächlich können wir aus grossen Datenmengen relevante Information herauszufiltern und quasi eine Nadel im Heuhaufen finden – allerdings eine Nadel, an der ein Faden festgebunden ist, der uns das Finden erleichtert.

Das wichtigste Instrument für dieses menschliche Big Data ist die Nutzung von impliziten Hinweisen. Oft ist es die Summe von Details, von denen jedes für sich unbedeutend ist, die uns eine Lagebeurteilung ermöglicht – beispielsweise in der Polizeiarbeit. Wird ein ertappter Einbrecher zur Waffe greifen? Wird der Fanmarsch von Fussballfans in Gewalt ausarten? Die Antwort bestimmt den Fortgang des Geschehens. Sie lässt sich zwar nicht mit Sicherheit aus den verfügbaren Information ableiten, aber trotzdem kann sie von erfahrenen Polizisten ziemlich zuverlässig gegeben werden.

Dabei kann man drei Phänomene beobachten: Erstens hängt die Zuverlässigkeit der Analyseergebnisse davon ab, dass die richtigen Informationen gesammelt werden. Zweitens wird der tatsächliche Ablauf durch Handlungen beeinflusst, die sich aus der Situationsanalyse ergeben. Teilweise haben wir es also mit selbsterfüllenden Prophezeiungen zu tun. Drittens lautet die Zielvorgabe deshalb nicht, möglichst präzise Prognosen zu generieren, sondern Geschäftsziele zu erreichen – in unserem Beispiel die Minimierung von Gewalt.

All das gilt auch für maschinelles Big Data: 1. Es ist entscheidend, dass man die passenden Informationen besitzt. Je nach verfügbaren Informationen kann ganz Unterschiedliches beim Anwenden der Big-Data-Werkzeuge herauskommen. 2. Big Data findet in einem dynamischen Prozess statt, in dem die Daten sich durch Handeln verändern können. Die Umsetzung beeinflusst die Richtigkeit der Prognose. 3. Big Data ist kein Glasperlenspiel mit dem Zweck von zweckfreien Zukunftsprognosen, sondern ein Mittel zur Nutzengenerierung im jeweiligen Geschäftskontext – sei es in der Wirtschaft, privat beim Wetten oder Pokern oder in der öffentlichen Verwaltung.

Denkefhler und verlockende Fiktionen

Eine Übertragung der Echtwelterfahrung auf Big Data ist also durchaus hilfreich. Sie beinhaltet aber auch die Gefahr, dass die Small-Data-Denkfehler aus dem Alltag uns auch bei der Nutzung von maschinellem Big Data in die Quere kommen. Wer den Satz von Bayes nicht verstanden hat, der sollte mit Big Data sehr vorsichtig umgehen. Zudem gibt es mehrere gefährliche Fiktionen, vor denen man sich unbedingt hüten sollte.

Erstens sollte man sich immer bewusst sein, dass Modellannahmen das Ergebnis von Big Data entscheidend beeinflussen, auch dann, wenn wir scheinbar ganz ohne Modelle Daten analysieren.

Denn schon bei der Erzeugung von Daten spielen Modelle eine entscheidende Rolle. Es gibt in dieser Hinsicht keine natürlichen Rohdaten (Rohdatenfiktion). Zweitens können auch grossen Datenmengen einen klaren Bias haben. Nur weil wir viele Daten sammeln, können wir daraus nicht ableiten, dass unsere Daten in irgendeiner Weise repräsentativ sind (Statistikfiktion). Drittens liefert Big Data nicht einfach so gute Resultate (Simplizitätsfiktion) – es verlangt mindestens mathematische, technische, fachliche und rechtliche Kompetenzen. Viertens können Ergebnisse von Big Data Analysen ohne verständliche Erklärungsmodelle für die zugrunde liegenden Zusammenhänge oft nicht sinnvoll eingesetzt werden (Korrelationsfiktion). Stellen sie sich einen Polizeieinsatz von Wasserwerfern

vor, der damit begründet wird, dass Big Data Massenunruhen prognostiziert hat – und im Nachhinein stellt sich heraus, dass eine überdurchschnittlich hohe Zahl roter Halstücher der Auslöser war.

Fünftens schaffen viele Daten noch keine Transparenz (Transparenzfiktion). Sechstens ist dauerhafte Anonymisierung schwer zu garantieren (Anonymisierungsfiktion). Siebtens bringen Big Data nicht notwendigerweise Nutzen für alle (Fairnessfiktion). Wer über die Daten von anderen verfügt, kann damit viel Gewinn machen.

Die Masse der Datenlieferanten bekommt zwar meist im Tausch kostenlose Online-Dienste, hat aber keinen Anteil an den Milliardengewinnen und gerät im schlimmsten Fall sogar in ein Abhängigkeitsverhältnis. Last but not least: Was die Anwendungen von Big Data in der Politik betrifft, so besitzt die Vorstellung einer Welt mit einer computergestützten Demokratie, in der Fakten eine viel grössere Rolle spielen als in unserer heutigen Demokratie, recht viel Alptraumpotenzial – gerade weil dabei komplexe Probleme mit Computern vereinfacht werden. Denn es ist zu Recht sehr umstritten, dass man hohe Komplexität durch Automatisierung kontrollieren kann (Automatisierungsfiktion). Darüber hinaus kann der Einsatz von Big Data für Zukunftsprognosen in der Politik zu einer «Geschichtsbremse» führen. Da Big Data die Zukunft nur aus der Vergangenheit ableiten kann, wird durch eine unreflektierte «gläubige» Anwendung der Raum für kreative Innovationen eingeschränkt. Das ist gerade dort, wo die nächste (prognostizierbare) Wahl wichtiger ist als der langfristige (viel weniger prognostizier­ bare) Erfolg, eine echte Gefahr.

Schlussfolgerung

Big Data besitzt ein gewaltiges, derzeit nur in Ansätzen abschätzbares, Nutzenpotential. Es wird die Wirtschaft, unser persönliches Leben und das Staatswesen sehr stark verändern. Ignoriert die öffentliche Verwaltung das Thema, wird sie in Zukunft ihre Aufgaben nicht mehr zufriedenstellend erfüllen können. Gleichzeitig schafft aber Big Data auch neue, grosse Gefahren für die Gesellschaft, die sich verheerend auswirken könn(t)en. Es ist deshalb Zeit, dass wir uns ernsthaft mit Big Data auseinandersetzen!

17 Interview

«Wir sind in eine Leibeigenschaft ­reingeschlittert.»

Ernst Hafen sieht unsere digitale Identität in den Händen von Google, Facebook und Co. Ein Weg, diese Art von Leibeigenschaft aufzulösen und die Kontrolle über all seine persönlichen Daten, vor allem die Gesundheitsdaten, zu erhalten, wäre eine genossenschaftlich organisierte Datenbank.

Interview: Reinhard Riedl

Was ist Ihre Vision im Verein Daten und Gesundheit?

Bilder © Bettina Diel

Wir haben als Individuen zunehmend auch eine digitale Persönlichkeit. Damit begeben wir uns in eine Art Leibeigenschaft. Wir akzeptieren mit der Nutzung beispielsweise von Google, Facebook und Twitter, dass diese Dienste Daten über uns sammeln. Das primäre Ziel des Vereins ist, die Kontrolle über alle Gesundheitsdaten zu erhalten. Es ist meine Überzeugung, dass die Leute freiwillig mitmachen und einen Beitrag dazu leisten. Habe ich zum Beispiel eine seltene Krankheit, bin ich daran interessiert, möglichst rasch eine Therapie zu finden. Dafür möchte ich mich nicht innerhalb eines Gesundheitssystems, sondern global vernetzen können. Die Individuen könnten dadurch selbstständig Treiberinnen und Treiber einer personalisierten Gesundheit werden beziehungsweise dieser persönlichen Datenökonomie, die entsteht.

Können Sie das Ziel einer personalisierten Gesundheit ­beziehungsweise einer personalisierten Medizin näher ­umschreiben?

Personalisierte Medizin heisst, dass wir alle unterschiedlich sind. Heute kennt man zunehmend die molekularen Grundlagen, die für diese unterschiedlichen Empfindlichkeiten verantwortlich sind. Sie können das mit einem Buch vergleichen: Wäre jeder tausendste Buchstabe ein Druckfehler, würde das den Sinn des Buchs nicht verändern. Aber im Erbgut sind diese kleinen Unterschiede verantwortlich für unser Aussehen und für die Empfindlichkeit für Krankheiten oder für die Reaktionen auf Medikamente. Wir sind am Anfang einer Revolution in der personalisierten Medizin. Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir alle Daten erheben, die wir heute können. Einerseits durch Genomanalysen, auf der anderen Seite aber auch über Mobile Health Apps, die alle möglichen Gesundheitsparameter über das ganze Leben aufzeichnen. Um wirklich genaue Voraussagen machen zu können, sind die Daten von Millionen von Leuten nötig. Es ist ein Big-Data-Problem, dass man nicht anhand einzelner Gensequenzen analysieren kann, sondern nach Mustern suchen muss, die aus diesen Datensätzen heraus­ kommen.

Es gibt die These, dass die sozialen Lebensumstände einen Einfluss auf unsere Krankheitsrisiken haben. Bräuchte man nicht zusätzlich die Daten über das Leben, die digitale Identität?

Da haben Sie recht. Wie viel ich mich bewege, wie viel ich Auto fahre, wo ich lebe, welche Reisen ich mache, all das sind natürlich Sachen, die unsere Gesundheit beeinflussen. Da sind die Daten zentral, die wir zusehends über Mobile-Health-Technologien auf-

Ernst Hafen ist Professor am Institut für Molekulare Systembiologie und ehemaliger Präsident der ETH Zürich. Nebst seinen 26 Jahren in der akademischen Forschung, für die er mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde, setzte er sich aktiv für den Dialog zwischen Forschung und Gesellschaft und für die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnis in kommerzielle Produkte ein.

Als gelernter Genetiker hat Ernst Hafen ein starkes Interesse an der Humangenetik und an der personalisierten Medizin. Er postuliert, dass eine individuelle Kontrolle über persönliche Gesundheitsdaten einen Schlüsselfaktor für eine bessere und effektive Gesundheitsversorgung darstellt. Im Jahr 2012 gründete er den Verein Daten und Gesundheit. Dieser beabsichtigt, die Errichtung einer genossenschaftlich organisierten Gesundheitsdatenbank in der Schweiz zu fördern.

18 Interview

nehmen können. Ich weise auch immer gerne darauf hin, dass ­Google wahrscheinlich mehr über Ihren Gesundheitszustand weiss als Ihre Ärztin oder Ihr Arzt: welche Websites Sie anschauen, welche Tweets Sie machen, auch welche Telefongespräche Sie führen. Damit hat Google viel aggregiertere Information als Ihr Arzt, der bei Ihrer letzten Untersuchung Ihren Gesundheitszustand mit ein paar Notizen festgehalten hat. Deshalb sind all die Informationen, die Google hat, sehr relevant für die Gesundheit.

Heisst das, dass Google, Facebook und Co. mit der inno­va­tiven Nutzung unserer Daten Geld verdienen und für die ­anderen nichts bleibt?

Nein, ich glaube, das geht auch anders, wir haben nur noch nicht gelernt, damit umzugehen. Wir sind in eine Leibeigenschaft reingeschlittert, weil wir die Services gern nutzen, das Internet faszinierend finden und es gratis ist. Aber ich bin überzeugt, dass das nicht so weitergehen kann. Eine genossenschaftlich organisierte

19 Interview

Datenbank, wo jeder freiwillig ein Konto eröffnen kann und dort all seine Daten sammeln und vor allem entscheiden kann, was er damit macht, ist im Prinzip die Antwort auf diese digitale Leibeigenschaft.

Google kann weiterhin meine Klicks und meine Querys haben, aber ich möchte Kopien all dieser Events erhalten.

Was sind im Augenblick die grossen Herausforderungen, wenn man eine solche Genossenschaftsidee für die Schweiz realisieren will?

Die Herausforderung ist einerseits, eine Datenbank zu bauen, die so sicher ist, dass die Leute ihr vertrauen. Andererseits muss man den Leuten sagen: «Hört mal, ihr seid in dieser Leibeigenschaft.

Ihr hättet eigentlich viel mehr davon, wenn ihr alle Daten auf einem Konto hättet.» Wenn wir über persönliche Daten und insbesondere Gesundheitsdaten reden, geht es oft darum, dass der Staat entscheidet, was damit gemacht wird. Aber die Wirtschaft zum Beispiel wird stimuliert, weil man mit seinem Geld machen kann, was man will.

Dieses Umdenken ist bei persönlichen Daten noch nicht passiert.

Es ist schwer vorstellbar, wie so grosse Datenmengen, die ­viele Lebensbereiche betreffen, anonym in einer Datenbank angelegt werden können. Wie kann man mit diesem Problem erfolgreich umgehen?

Wichtig ist, dass die Daten auf den Konten nie herausgegeben werden. Es können lediglich Anfragen oder Querys für Daten gemacht werden, die Sie freigeben. Ein weiteres Ziel der Genossenschaft ist, den Bürgerinnen und Bürgern und nicht den Shareholdern zu dienen. Die Genossenschaft schaut, dass keine identifizierbaren Daten rausgegeben werden. Das Identifizieren von Daten kommt erst, wenn man mehrere Silos von Daten hat. Wenn man diese zusammenführen würde, könnte man nach und nach die betreffenden Personen identifizieren. Das kann man nie ganz vermeiden, aber man kann es minimieren.

Wie kann man Daten aus ganz unterschiedlichen Quellen ­zusammenführen?

Wir sind darauf angewiesen, dass wir mit den Datenprovidern zusammenarbeiten und Apps entwickeln können, die den Import dieser Daten automatisch generieren. Es bleibt eine Tatsache, dass wir eine Riesenmenge von Daten in verschiedenen Qualitäten und mit verschiedenen Standards haben. Alle Initiativen, die auf eine Top-down-Standardisierung ausgerichtet waren, sind weitgehend gescheitert. Aber erstens sind heute die Suchtechnologien so gut, dass man aus vielen strukturierten und unstrukturierten Daten viel Information bekommt. Zweitens glauben wir, dass die Leute selber einen grossen Beitrag zur Kreation ihrer eigenen Daten leisten und uns mitteilen, wenn Daten fehlerhaft sind. Das wird die Qualität erhöhen. Letztlich wird diese Genossenschaft auch über Big-­DataAnalytics und Machine Learning damit beginnen können, die Daten bottom up zu standardisieren.

Was ist der Unterschied Ihrer Bestrebungen zu denjenigen von E-Health Schweiz, wie es vom Bundesamt für Gesundheit organisiert wird?

Die beiden Initiativen vom Verein Daten und Gesundheit und vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) sind komplementär zueinander. E-Health Schweiz, wie es vom BAG organisiert wird, hat das absolut gerechtfertigte Bedürfnis, die Schnittstellenproblematik zu verbessern, sodass die Daten im schweizerischen Gesundheitssystem besser fliessen. Unsere Motivation ist das primäre Empowerment der Bürgerinnen und Bürger. E-Health Schweiz geht es um die Patientendaten, uns geht es um alle persönlichen Daten.

Weiter sind wir global und nicht national aufgestellt. Es kann sein, dass es in 20 Jahren keine E-Health-Schweiz-Strategie gibt, aber dass die meisten Bürgerinnen und Bürger bereits ein Konto haben und ihrer Ärztin oder ihrem Arzt Zugang zu diesem Konto geben können.

Wo wird das Gesundheitswesen in 30 Jahren sein?

Eine pessimistische Antwort wäre, dass sich nicht viel ändern wird, weil das ganze Gesundheitssystem sehr träge ist. Ich glaube aber nicht daran. Vor 20 Jahren hat auch noch niemand die Smartphones vorausgesagt.

Um die Schnittstellenproblematik zu lösen, müssen alle im schweizerischen Gesundheitssystem mitmachen, sonst funktioniert es nicht. Aber das Finden von effektiveren Medikamenten oder das frühzeitige Entdecken von Nebenwirkungen von Medikamenten sind globale Fragen, die nicht immer durch lokale Gesundheitssysteme gelöst werden können. Ich glaube, dass wir hier in den kommenden 30 Jahren eine Bürgerzentrierung hinbekommen. Einfach weil es heute durch digitale Daten möglich ist. Jetzt müssen wir nur noch die Awareness schaffen.

Unsere traditionelle Abschlussfrage: Wie soll der Staat der Zukunft aussehen?

Es täte der Schweiz gut, die Demokratie und den Kapitalismus zu hinterfragen. Es braucht gesetzliche Rahmenbedingungen, aber es braucht auch eine grössere Selbstbestimmung des Individuums.

Wenn wir von Datenschutz sprechen, sprechen wir immer davon, dass der Staat Regeln aufstellen muss, um Daten zu schützen. Das ist ein passives Modell. Ein demokratisch aktives Modell ist die digitale Selbstbestimmung. Es sollte nicht eine staatliche Genossenschaft geben, es sollte mehrere geben, wie es mehrere Banken gibt. Solange die Daten miteinander verlinkt sind, wie sie das im Finanzbereich über SWIFT auch sind, haben wir im Prinzip die Datenökonomie geschaffen. Das gibt der Bezeichnung Demokratie nicht nur ein politisches Gewicht, sondern auch eine ökonomische selbstbestimmte Kraft, die globale Auswirkungen hat. Es täte der Schweiz gut, hier eine Vorreiterrolle zu spielen.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

20 Interview

«OGD ist der erste Schritt der Öffnung hin zu mehr Partizipation und Kollaboration» Das Querschnittinterview zum Thema Open Government Data (OGD) mit Antworten aus den Städten Zürich, Berlin und Wien.

Interview: Anja Belfort

Dr. Wolfgang Both Senatsverwaltung für Wirtschaft , Technologie und Forschung, Berlin

Brigitte Lutz Magistratsdirektion der Stadt Wien Koordinatorin des Open-GovernmentKompetenzzentrums der Stadt Wien Sprecherin der Cooperation OGD Österreich

Michael Grüebler Leiter Fachbereich «Services» bei Statistik Stadt Zürich Verantwortlich für die Etablierung von Open Data Zürich

Public Value: Welchen Nutzen streben Sie mit OGD an?

B e r li n

Wi e n

Zür ich

Aus Berliner Sicht entsteht mit der Öff nung der Datenbestände ein mehrfacher Nutzen. Ein unverkennbarer Nutzen ist die Öff nung selbst, die die traditionelle Amtsverschwiegenheit staatlichen Handelns überwindet und sich allgemeinen demokratischen Prinzipien unterwirft.

Offenheit und Transparenz stärken die Legitimität staatlichen Handelns, indem Politik und Verwaltung sich einer breiteren öffentlichen Kontrolle stellen. Gleichzeitig ist damit die Hoff nung verbunden, mehr Identifikation und Engagement in Bürgerangelegenheiten anzuregen sowie Vertrauen zu gewinnen. OGD liefert dazu die Informationsbasis «auf Augenhöhe».

Durch die gezielte Nutzung und Verknüpfung sollen nicht nur neue Geschäft sideen entstehen (eine kostengünstige Form der Wirtschaft sförderung), sondern auch verwaltungsintern Effi zienz und Kostensituation verbessert werden.

Für die Zielgruppe der Bürgerinnen und Bürger soll durch OGD die Transparenz erhöht werden. OGD ist der erste Schritt der Öff nung hin zu mehr Partizipation und Kollaboration.

Für die Kreativwirtschaft, EPU und KMU soll OGD einen zusätzlichen Impuls schaffen. Die kommerzielle Nutzung ist durch die Veröffentlichung der Daten mit der Creative-Commons-Lizenz CC BY einfach.

Der Wertzuwachs durch Anwendungen mit den offenen Daten Wiens ist einer der Effekte, der eingetreten ist. Für den Wirtschaft sstandort und die Smart City Wien ist die Öff nung der Stadt ein wesentlicher Faktor. Wien ist bestrebt, unter anderem durch die IKT ihre internationale führende Rolle zu erhalten.

Für die Aufgaben der Forschung und Bildung sind offengelegte Daten ein wesentlicher Beitrag. Nicht zuletzt profitiert die Verwaltung selbst durch die Möglichkeit des einfachen Datenzuganges und durch die Datennutzung.

Wir sehen drei Bereiche, in denen OGD Nutzen schaffen soll: Wirtschaft sförderung, Transparenz und Partizipation. Die Wirtschaft sförderung ist aus unserer Sicht der wichtigste Aspekt, da der Standort Zürich durch die OGD-Initiative für Firmen und Einzelpersonen aus dem IKT-Bereich an Attraktivität gewinnt. Wir beobachten schon heute die Schaff ung von neuen Anwendungsmöglichkeiten basierend auf den bestehenden Daten der Stadtverwaltung. Diese Sekundärnutzung wird in Zukunft noch zunehmen und zu ganz neuen Geschäft smodellen führen. Der zweite Nutzenaspekt liegt in der Transparenz, die durch OGD verstärkt werden kann. Die Grundlage hierfür ist das kantonale Informations- und Datenschutzgesetz, das bereits seit 2008 in Kraft ist. Zu guter Letzt wird OGD seinen Nutzen im Bereich der Partizipation entfalten. Wir erhalten sporadische Meldungen von Datennutzenden über Unzulänglichkeiten in den Datensätzen. Diese helfen der Verwaltung, die Datenqualität der eigenen Datenbestände zu verbessern und sie wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies ist ein Anfang, und wir sehen einen grossen Nutzen, wenn die Partizipation dank OGD auch an politischem Gewicht gewinnt.

21 Interview

Political Support und Institutional Ankering: Wie wird OGD von den politischen Entscheidungsträgern unterstützt?

Wie ist es institutionell verankert?

Zusammenarbeit in der Quadrupelhelix: Wie arbeiten Sie mit der Grass Root Community der Wirtschaft und den Hochschulen zusammen?

Open Government geniesst hohe politische Aufmerksamkeit in Berlin. Nach den Wahlen im Herbst 2011 wurde diese Herausforderung sowohl in den Koalitionsvertrag wie auch in die «Richtlinien der Regierungspolitik 2011–2016» aufgenommen. Im Landeshaushalt wurde eine neue Position für den Betrieb des Datenportals eingerichtet. Der Ausschuss für die Verwaltungsmodernisierung richtete eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe ein, die ein gemeinsames Verständnis von OGD erarbeiten sollte. Diese hat im März 2014 ihren Abschlussbericht vorgelegt. Noch in diesem Jahr soll die Öffnung der Datenbestände Teil eines Berliner E-Government-Gesetzes werden. Damit wird der in der Koalitionsvereinbarung erklärte politische Wille in eine Rechts- und Handlungsgrundlage gegossen.

Die Ansprache von Wissenschaft und Internetcommunity war 2010 der Anstoss für die Open-Data-Aktivitäten in Berlin. Während die Forschung nach Daten, deren Speicherort und den Nutzungsmöglichkeiten fragte, forderte die Netzgemeinde bereits eine zügige Freigabe von Datenbeständen nach den Open-Data-Prinzipien.

Beide Wünsche waren nicht umgehend erfüllbar, führten aber zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit. Die jährlichen Berlin Open Data Days (BODDy) sowie zahlreiche Hackdays sind Belege der Kooperation. Sehr viele Unternehmen, vor allem kommunale Versorger und Infrastrukturbetreiber, sind inzwischen in das Netzwerk der Datenbereitsteller eingebunden. So stellt das Berliner Datenportal heute circa 800 maschinenlesbare Datensätze in 22 Kategorien bereit. Mehr als 20 Anwendungen bauen auf diesen Daten auf.

Das «JA zu Open Government» ist im Regierungsprogramm 2010 enthalten. Von Beginn der OGD-Initiative an fand eine rege Kommunikation zwischen dem politischen Board und dem CIO der Stadt Wien statt, der mit der Umsetzung beauftragt worden war. Ein virtuelles Open-Government-Kompetenzzentrum wurde gegründet, das sich aus der IKT-Strategie, der IKT-Dienststelle mit dem Chief Data Officer (CDO), dem Presse- und Informationsdienst und einigen Fachdienststellen, wie der Landesstatistik und der Stadtvermessung, zusammensetzt.

Es wurde eine magistratsinterne Open-Government-Strategie erlassen, die die Fachdienststellen zur aktiven Teilnahme an der OGD-Initiative auffordert und die Prozesse regelt.

Die Stadt Wien betreibt aktive Kommunikation mit der Community. Dabei sind besonders die öffentlichen OGD-Plattformen zu erwähnen, die regelmäßig vor einer nächsten «Datenphase» – der Veröffentlichung von neuen Datensätzen – stattfinden. Im Juni 2014 wurde zur 15. OGD-Plattform Wien eingeladen. Ebenso regelmäßßig finden die sogenannten «EntwicklerInnentreffen» statt, wo das Feedback der Community zu Datensätzen eingeholt und der technische Erfahrungsaustausch mit Expertinnen und Experten der Stadt Wien gepflegt wird.

Gemeinsame Projekte fördern die Zusammenarbeit mit Wirtschaft, Bildung und Forschung, und Wettbewerbe setzen zusätzliche Anreize. E-Mails, Newsletter, Facebook und Twitter sowie blog-Beiträge auf open.wien.gv.at werden zur Kommunikation genutzt.

Zeitgleich mit der Lancierung von Open Data Zürich im Juni 2012 (damals als Teil des Legislaturschwerpunktes eZürich) wurde die politische Legitimation für das Open-Data-Portal sowie für die Open Data Policy mittels eines Stadtratsbeschlusses erteilt. Zudem entschied man, dass die fachliche Führerschaft für das Thema bei Statistik Stadt Zürich verankert werden soll. Als städtische Statistikstelle konnten so viele Synergien im Bereich der Datenbereitstellung und -beschreibung genutzt werden. Noch heute machen die statistischen Daten auf dem OGD-Portal der Stadt Zürich einen wesentlichen Teil des Katalogs aus. Zu den wichtigsten Daten zählen ausserdem diejenigen mit Raumbezug, die wir von der amtlichen Vermessung erhalten. Dies dank einer engen Zusammenarbeit und der Institutionalisierung von Datenlieferungen zwischen den beiden Dienstabteilungen.

Dank dem Legislaturschwerpunkt eZürich (der im Frühjahr 2014 zu Ende ging) wurde OGD als Kooperationsprojekt zwischen Verwaltung, Wirtschaft, Hochschulen und Zivilgesellschaft geschaffen und etabliert. Wir hatten das grosse Glück, dass sich in der Schweiz mit dem Verein opendata.ch bereits eine interessierte Trägerschaft für das Thema OGD formiert hatte. Diese war es auch, die unter dem Namen MAKE die ersten Hackdays in der Schweiz organisiert hatte.

In der zweiten Jahreshälfte 2013 haben wir Stammtische in der Stadt Zürich ins Leben gerufen, damit wir die lokale Community ohne Agenda und Protokoll treffen können. Ansonsten ist Twitter nach wie vor das wichtigste Medium, um sich mit den OGD-Interessierten in Zürich und in der Schweiz auszutauschen.

22 Kolumne

«Die ich rief, die Geister»: (Über-)Leben in der digitalisierten, virtualisierten Welt Die uns bekannte «analoge» Welt ist weitestgehend beschrieben oder «datafi ziert».

Dank massivem Einsatz der IKT ist diese Welt inzwischen «digital» geworden und lässt sich als abstraktes Konstrukt nach Belieben gestalten. Für viele Menschen stellt diese Entwicklung nicht nur eine Chance, Markus Fischer sondern auch eine Überforderung dar, die MF Consulting Ängste auslösen kann. Der Umgang damit Unabhängiger Berater, erfordert von allen – und für alle – BeteiligProjektleiter und Coach Mitglied des Wissenten Information, Bildung, Kompetenz und schaftlichen Beirats der Verantwortung.

SATW Mit der Digitalisierung werden Menmarkus.fischer@satw.ch schen, Organisationen, Dinge und Leistungen «virtuell». Sie lassen sich nach Belieben generieren, bearbeiten, verändern, löschen.

Der Einfluss – und die Beeinflussung – ist nicht für alle klar und transparent. Damit verändern sich auch Dimensionen und Machtverhältnisse. Mit der Digitalisierung, Virtualisierung und Vernetzung werden Entitäten ubiquitär; sie können sich der Kontrolle entziehen – oder in unbeabsichtigter bzw. unzulässiger Weise kontrolliert werden.

Dank preiswerten, mobilen und überall verfügbaren «Smart Devices» und konsequenter Vernetzung in allen Kontexten unseres Daseins kann sich kaum noch jemand vor dieser Situation und Entwicklung verschliessen. Ob wir wollen oder nicht: – Ab Geburt oder Zuzug liegen wir als digitale Datensätze in elektronisch geführten amtlichen Registern vor. Dank E-Government und E-Participation werden wir demnächst flächendeckend als virtuelle Bürger/innen durch persönliche «Bürgerkonti» oder «Bürgerdossiers» repräsentiert sein.

– Als Versicherte residieren wir – ob gesund, krank, verunfallt oder tot – digital in behördlichen und privatwirtschaftlichen Datenbeständen. Dank E-Health und TeleMedCare verfügen wir über «Personal Health Records» mit umfassenden gesundheitsrelevanten Daten, behandlungsrelevante elektronische Patientendossiers und «Wearable Devices» voller Sensoren.

– Als Akteurinnen und Akteure und Objekte der formalen Aus- und Weiterbildung sind wir «Records» des Bildungswesens und führen unsere bildungsrelevanten Erzeugnisse und Ergebnisse in «Personal Education Purses». Spätestens in dieser Lebensphase sind wir auch in «Social Media und Networks» omnipräsent.

– Als Bewohner/innen von Liegenschaften, Beschäft igte in Betrieben, Bezüger/innen von Versorgungs- und Entsorgungsdiensten, Benützer/innen von Transport, Verkehr, Mobilität und Logistik, Angehörige und Mitglieder von Organisationen aller Art sind wir grenzenlos vernetzt und überall erfasst.

– Dank reger Tätigkeit in der Freizeit, Hobbys, Kultur, Reisen, Sport usw. sorgen wir schliesslich dafür, dass wir als Datensätze und Datenspuren auch in diesen und weiteren Aktivitätskontexten unauslöschlich werden.

Mit der Digitalisierung, Virtualisierung und Vernetzung unserer Welt explodiert gleichsam die Menge der produzierten Daten. Diese «Big Data» sollen überall und jederzeit verfügbar sein sowie nach Belieben analysiert und genutzt werden. Dank Preiszerfall, Rechnerleis-

tung, Speicherdichte, Breitbandnetzwerken und neuen Geschäft smodellen wandern sie zunehmend in die «Cloud» – noch abstrakter, noch einfacher nutzbar.

Die fortschreitende Miniaturisierung der IKT führt dazu, dass sich ihre Devices und Funktionen immer mehr der Wahrnehmung in gewohnten Grössenordnungen entziehen und zu unsichtbaren «Embedded Systems» werden. Der Abstraktionsgrad setzt sich somit auch bei der Hardware fort: Die überall vorhandenen und miteinander vernetzten Gegenstände des «Internet of Everything» werden zwar «smarter», aber auch komplexer und schwieriger zu kontrollieren. Dies betrifft auch industrielle Anlagen, Steuerungen, Sensoren usw., wodurch wichtige und kritische Infrastrukturen, Daten und Dienste zunehmend verwundbar werden, wenn sie nicht «resilient» sind.

Als moderne Zauberlehrlinge bedienen wir uns aller Geister, die uns die IKT erschliessen. Werden wir dabei auch zu den alten Hexenmeistern, welche die «Ausgeburten der Hölle» in die Schranken weisen können? Wohl kaum! Dazu lediglich drei kurze Gedankengänge: – Verfügen wir individuell und als Informationsgesellschaft über die entsprechenden Fähigkeiten, das Wissen, die Kompetenzen, die «Attitude»? Bilden wir uns mit Blick auf die Entwicklungen ständig weiter?

– Bringen wir die nötige Disziplin auf, um unser Wirken und unsere Beiträge zu diesen Entwicklungen im Griff zu behalten? Sind wir bereit, die Konsequenzen zu tragen?

– Sind wir noch «Master» und «Owner» unserer persönlichen Daten und Spuren? Können wir diese noch «managen»? Ist unsere Virtualisierung im Bedarfsfall noch korrigierbar, löschbar?

Falls uns bei solchen Fragen Zweifel beschleichen, sollten wir uns überlegen, wo wir welche Hebel ansetzen (müssen). Da diese Entwicklungen irreversibel sind, gibt es kein Fallback-Szenario in eine Zeit ohne IKT. Als mögliche individuelle Handlungsfelder bieten sich beispielsweise an: – Bewusste Klassifikation der persönlichen Daten, entsprechend differenzierte Führung und Verwendung, Befolgung angemessener Sicherheits- und Schutzmassnahmen.

– Konsequenter Einsatz der Identifikations-, Funktions- und Berechtigungsprüfung, der Signatur und Verschlüsselung mittels qualifizierter Dienste und Prozesse in allen relevanten Aktivitätskontexten.

– Differenzierte Nutzung von Mitteln, Diensten und Prozessen der IKT – bis hin zum situativen Verzicht, sofern bewusst gesetzte Kriterien nicht erfüllt sind.

– Thematisierung, Information und Förderung der Kompetenzen im Rahmen der formalen Aus- und Weiterbildung sowie in professionell geführten, vertrauenswürdigen Umgebungen (Kompetenzund Expertennetzwerke).

Damit können wir als Zauberlehrlinge zumindest unseren zeitweiligen Übermut etwas bändigen. Doch selbst wenn wir umsichtig, diszipliniert und konsequent handeln, werden wir in vernetzten Umgebungen nie mehr zum Status quo ante «geschützter analoger Unikate» zurückfinden.

24 Interview

“Smart technology is essential to improve our ­ability to foresee developments and address current issues in a high risk society.”

The “smartizen” is the key to solve some of the pressing societal issues in the era of “smart society”, Dr. Seang-Tae Kim claims. The former president of the National Information Society Agency of Korea explains the key aspects of his concept and shares insights from his experience as a driving force behind the top scores of his country in global e-government rankings. He also talks about cultural differences and the power of technology to drive societal change.

Interview: Jérôme Brügger, Reinhard Riedl

Under your leadership as CIO, Korea has made major steps ­towards what you call E-Government 3.0. What are the key points of this development?

From a technological point of view, ubiquitous access to e-government resources is central. Based on mobile applications citizens can make use of government data and applications in any situation, which is closely related to a new lifestyle. But the foundations of this development were laid with the broadband strategy in the mid90s, in which not only technology but also information literacy were brought to even remote areas of the country. I see the trilogy of technology, literacy and leadership as the success factors. But the major precondition for this development is what I call the “smart big bang” around the year 2010. It is the beginning of a new paradigm in technology use, based on creative and networked cooperation of creative individuals.

Switzerland has a very highly developed democratic culture and this can be a strong basis for a future smart society based on use of smart technology.

What were the important actions to support these new ­developments?

The essential duty for governments is to provide an ecosystem which allows the use of technology and data for creative use and re-use, in the first place in citizen to citizen interactions. To do so, all aspects of the ecosystem must be addressed: the network and service infrastructure, but also law and governance must be adopted. This requires strong leadership and a future-oriented mind. In the development of e-government in Korea we had a situation in the early 2000s, in which the president took the initiative on advancing e-government. With his authoritative influence and support from the presidential E-Government Commission, he fostered collaboration among ministries in order to follow the eleven e-government initiatives he had started.

How is the issue of open government data addressed?

Currently, access to government data is one of the key issues.

Korea has a strategy on open government data in place and the necessary legislation was completed in 2013. The goal is to have all government data accessible in a machine readable format to the private sector for creative utilization. Creativity and engagement comes from the citizens, which I have extensively described in my latest book as “smartizen”. To support and empower them is the key to success.

25 Interview

Dr. Seang-Tae Kim graduated from Seoul National University with a BA in English and later completed his Masters in Political Science at the University of Wisconsin, Madison, and his PhD in Public Administration at the University of Georgia. Dr. Kim has had a distinguished career both in academia and the public sector. He shaped the fundamental policies for Korea’s broadband development as chairman of the committee on “Korea Information Infrastructure Field Trial Services” from 1994 to 1997 and he initiated and founded the national E-Government Initiatives in Korea since 2000. He served as President of the National Information Agency of Korea from 2008 to 2013. Dr. Kim has actively contributed to many international initiatives for the development of broadband and e-government worldwide. He is currently a professor at the Graduate School of Governance at the Sungkyunkwan University in Seoul.

26 Interview

What are the key abilities of “smartizen”?

The paradigm for societal change I have developed emphasizes the importance of open, shared and creative collaboration between citizens. A “smartizen” is a multiplayer, he takes action, pursues relationships, shares and most importantly has a future-oriented mindset, he prepares for tomorrow. The creativity and the amount of new ideas a government can tap into have the power to change society. But the latest development also has downsides: For example Internet addiction has been identified as a possible problem. Prevention measures have been put in place in Korea in order to limit the negative side effects.

How far has the literary for more complex issues of ICT uses evolved, for example in regards to the use of big data?

Smart technology like big data is essential to improve our ability to foresee developments in a high risk society and address current issues. Korea has prepared a master plan for the use of big data. I see it as a key to low cost and high performance government. The use of big data in the health sector for example could help to improve the quality of health care. We are currently debating a solution to overcome the privacy issues the use of health data raises.

What have current e-government applications helped to achieve so far in Korea?

Current examples in mobile application use have shown the strong involvement of the citizens to improve their lives and their community: An app allowing reporting of minor inconveniences like illegal parking, littering or damaged infrastructure is in use.

An app gathering ideas to improve the city of Seoul and collect suggestions for city policies has had great success. This kind of application shows the potential of smart government. Various kinds of new services continue to appear in Korea.

What is the impact of a country’s culture on the development of ‘smartizen’?

It is hard to say, what the impact of culture is. What we have witnessed in Korea, although there is a certain tradition of strong hierarchical thinking, is the rapid change in societal behavior a technological impact can have. Smart devices have changed our culture very quickly. The current examples of services in use show that there is a shared belief that citizens can play a very active role in changing society and in finding solutions to address the current societal challenges.

In what way can Switzerland benefit from these new ­developments?

Switzerland has a very highly developed democratic culture and this can be a strong basis for a future smart society based on use of smart technology. I assume that citizens have a strong sense for contributing to the community. This is a precondition for e-government 3.0 or smart government. For this reason, I believe Switzerland can be a success model of a smart society. Furthermore, based on my international activities I am convinced that collaboration and knowledge exchange among countries is essential to enjoy the benefits of a smart society to address challenges and risks on a global scale. International collaboration needs to be strengthened. Sharing the visions and strategies for smart society globally is one of the central issues. We need a common approach in order to ensure peace and prosperity for all.

The next Winter Olympics in 2018 will be held in Pyeongchang, Korea, and you are actively involved in preparation for this event. What guiding principles to smart technology use will we see at this major event?

At the next Winter Olympics in Pyeongchang a 5G mobile network will be deployed as a pilot smart infrastructure site in Korea. 5G mobile networks are 1,000 times faster than the LTE standard currently used. This will allow us to try different types of new technology, such as Internet of everything (IoE), Hologram and ultra high definition TV. The new infrastructure will serve as a model for further exploration of the potential of the smart city. These new technologies can be applied in various services, such as sports, shopping, tourism, health and culture. Again, the societal impact of technology is at the center of our considerations.

Thank you very much for this interview.

28 Interview

«So gesehen ist der mir wichtigste Erfolg ­eigentlich immer der nächste …»

Der Medienkünstler Horst Hörtner spricht über seine Arbeit im Futurelab der Ars Electronica, das mit seiner Rolle in der Wirtschaft und Gesellschaft und mit der Verknüpfung von Kunst und Wissenschaft die ­Zukunft beeinflussen kann.

Interview: Reinhard Riedl

Bilder © Margit Berger

Was macht das Futurelab der Ars Electronica?

Wir arbeiten an Themen, denen wir eine sehr hohe Relevanz in mindestens einem der Bereiche Kunst, Technologie und Gesellschaft beimessen. Unsere Arbeitsweise ist stark vom künstlerischen Ausdruck, von der wissenschaftlichen Exploration und vom gesellschaftlichen Impact der Ergebnisse geleitet. In diesem Sinne sind unsere Projekte sehr zukunftsorientiert. Wir versuchen, jedes Projekt als eine Skizze einer möglichen Zukunft des jeweiligen (Lebens-) Bereiches zu installieren. Auf diese Weise agiert das Ars Electronica Futurelab sowohl als Atelier/Labor wie auch als Thinktank und als Research-und-Development(R&D)-Department der Ars Electronica.

Wie arbeiten Sie im R&D mit der Wirtschaft zusammen? ­Welche Rolle spielen dabei die Künstlerinnen und Künstler?

Unser Team besteht aus 25 Mitgliedern aus sieben Nationen und ist sehr transdisziplinär aufgestellt. Es stellt sich nicht die Frage danach, wie Künstlerinnen und Künstler mit anderen zusammenarbeiten, sondern danach, wie alle Mitglieder disziplinübergreifend agieren können. Eine Lösung besteht zum Beispiel darin, ausschliesslich disziplinübergreifende (Forschungs-)Fragen zu formulieren. Was uns im Kontext des eigenen Arbeitsfeldes, nämlich des Überlappungsbereiches zwischen Kunst, Technologie und Gesellschaft, nicht wirklich schwerfällt.

Horst Hörtner ist ein Medienkünstler und Forscher. Er ist Experte im Design von Human Computer Interaction und besitzt einige Patente in diesem Feld. Als Gründungsmitglied des Ars Electronica Futurelab ist er seit dem Gründungsjahr 1996 Direktor des Ateliers/Labors. In den 1980er-Jahren begann er, im Feld der Medienkunst zu arbeiten, und gründete 1990 die Gruppe x-space in Graz (Österreich) mit.

Das Ars Electronica Futurelab bietet seit 2014 zusammen mit der Universität Newcastle (Australien) ein PhD-Programm an, in dem Horst Hörtner eine Position als Professor innehat. Ausserdem widmet er sich der Verknüpfung von Kunst und Wissenschaft und hält zu diesem Thema zahlreiche Vorträge und Vorlesungen an internationalen Konferenzen und Universitäten.

Abgesehen davon, dass sich viele der Mitglieder – ungeachtet ihres Ausbildungshintergrundes – zu einem guten Teil selbst als Künstlerin oder Künstler begreifen, versuchen wir, als Katalysatoren für Kreativität zu agieren. Unser Forschungsthema «creative catalysts» fokussiert auf genau jene Methoden, Prozesse und Infrastrukturen, die diese katalytische Funktion – intern ebenso wie gemeinsam mit unseren externen Partnern – fordern und fördern.

Können Sie das Konzept «Künstler als Katalysatoren» näher erläutern?

Absichtlich sprechen wir hier nicht -nur- die Künstlerinnen und Künstler an. Hier geht es eben darum, zu verstehen, dass kreatives Potenzial nicht delegiert oder ausgelagert werden darf, wenn man selbst an der Zukunft interessiert ist. Wie jede/jeder Betroffene selbst einen leichteren Zugang zu diesem Kreativpotenzial findet, ist Thema dieses Arbeitsansatzes.

29 Interview

Warum hat die Ars Electronica besonderes Interesse an der Zukunft?

gen zu starten oder daran zu partizipieren. Aufklärung allein ist dafür nicht ausreichend.

Jeder mit einem ausgeprägten Gestaltungswillen stellt sich die Frage nach dem zu Gestaltenden. Alles Existierende ist bereits gestaltet, ob nun gut oder schlecht, aber es existiert in einer bereits manifesten Form. Das heisst, alles zu Gestaltende liegt in der Zukunft – ist die Zukunft selbst.

Dieser Aufgabenstellung widmen sich die Ausstellungen des Ars Electronica Center. Hier versuchen wir, genau jene kommenden Technologien zugänglich zu machen. Ausgestattet mit dem Wissen und dem persönlich Erlebten, beginnen Workshopteilnehmende solche Diskussion von selbst. Hier sehe ich den grössten gesellschaftspolitischen Beitrag der Ars Electronica.

Vor diesem Hintergrund ist es der Ars Electronica auch ein Anliegen, diese Haltung tief in unsere Gesellschaft zu tragen und zu verdeutlichen, dass wir als Gesellschaft Verantwortung für unsere Zukunft tragen und ihre Gestaltung nicht länger einfach nur an Experten oder Politiker delegieren können.

Was ist der Nutzen, den die Wirtschaft aus der Zusammen­ arbeit zieht, und was bekommt ein Unternehmen, das mit ­Ihnen zusammenarbeitet?

Welchen gesellschaftspolitischen Beitrag leistet die Ars Electronica?

Am Beispiel der Gentechnik wird eine grosse Kluft zwischen Informationsquellen und der Gesellschaft manifest. Viele der anstehenden Innovationen aus diesem Bereich befinden sich in einer ethischen Grauzone – die daraus entsteht, dass sich die Bürgerinnen und Bürger nicht in der Lage sehen, den Diskurs zu ethischen Fra-

Da wir uns nicht nur theoretisch mit den jeweiligen Fragestellungen beschäftigen, sondern darüber hinausgehend immer ein Proof of Concept in zumindest prototypisch funktionaler Form liefern, wird der Nutzen sehr schnell greifbar.

Mit einigen unserer Kooperationspartner teilen wir technische Patente, die aus der Zusammenarbeit hervorgehen. Aufgrund vieler Gespräche ergibt sich für mich aber klar das Bild, dass unsere Partner den Nutzen weniger in diesen harten Leistungskennzahlen sehen, sondern vielmehr im Widerhall des gesamten Prozesses im eigenen Team.

30 Interview

Die vornehmste Aufgabe der Kunst ist es, Fragen aufzuwerfen.

Erst nachdem sich die richtigen Fragen gestellt haben, kann die Technologie die Möglichkeiten und das Design die Lösungen liefern.

Unser Alleinstellungsmerkmal besteht damit darin, die gesamte Bandbreite von der Fragestellung über die Schaffung der Möglichkeit bis hin zur (prototypischen) Lösung liefern zu können.

Welche Bedeutung hat der Bau von Prototypen?

Der Grund, warum wir Prototypen bauen, liegt in der Vermittlungsqualität, die damit erreicht werden kann. Spricht man von einer neuartigen Technologie oder Anwendung, kann man diese ganz gut durch Text, Bild oder Animation vermitteln – wie gut die angedachte Lösung aber tatsächlich ist, stellt man am besten mit einem Prototyp unter Beweis.

Dies gilt vor allem im Bereich der radikalen Innovation, den wir mit Nachdruck zu erreichen versuchen. Unser Entwicklungsansatz ist ganz klar kein evolutionärer. Wir versuchen also nicht, durch Verbesserung einer bestehenden Lösung zum Ziel zu kommen, sondern haben den Anspruch, uns weiter nach vorn zu wagen. So steht die revolutionäre Entwicklung bei uns im Fokus. Und anhand eines Prototyps wird der Unterschied zwischen «gut gemeint» und «gut gemacht» rasch deutlich. Wir wollen nicht nur Texte schreiben und sie mit grossartigen Animationen ergänzen, sondern jedes Konzept auch dieser Nagelprobe aussetzen.

Welche Form haben diese Prototypen?

Das lässt sich so kaum beantworten, da sich die Lösung immer an der Fragestellung orientiert. Wir wählen die Bezeichnung Prototyp, um klar zu signalisieren, dass wir keine Produktdesigner sind. Unsere Ergebnisse sind Ergebnisse einer «Vorserie» und kein Produkt. Nichtsdestotrotz enden unsere «Prototypen» im Echteinsatz. Sei es bei mediengestützten Events, in permanent installierter Medienkunst im öffentlichen Raum oder im industriellen Umfeld, zum Beispiel bei einer im Auto verbauten und funktionstüchtigen Autonavigation, die auf Augmented Reality basiert (was wir für Siemens bereits vor etwas mehr als zehn Jahren realisiert haben).

Das Ergebnis unserer Arbeit ist etwas, was man einer Öffentlichkeit präsentieren kann, wenn man das möchte. Und aufgrund der selbst auferlegten Aufgabenstellung des Futurelab ist es immer etwas, was in dieser Form zuvor noch nicht gemacht wurde.

Was war bisher Ihr eindrücklichstes Erfolgserlebnis?

Es ist eigentlich immer das gerade kommende oder entstehende Projekt, das meine volle Aufmerksamkeit erhält – so gesehen ist der mir wichtigste Erfolg eigentlich immer der nächste … Aber die Vergrösserung des Ars Electronica Center im Jahr 2009 durch die Stadt auf die dreifache Ausstellungsfläche war sicher einer der wichtigsten Anerkennungen unserer Arbeit, damit meine ich die Arbeit des gesamten Teams der Ars Electronica.

Herzlichen Dank für das Gespräch

32 Veranstaltungen

Internationales Rechtsinformatik-Symposion IRIS 2014 Das Internationale Rechtsinformatik-Symposion in Salzburg fand in diesem Jahr vom 20. bis zum 22. Februar statt und stand unter dem Generalthema «Transparenz». Die Autoren geben einen kurzen Überblick über die Höhepunkte der Konferenz.

Erich Schweighofer Professor Arbeitsgruppe Rechtsinformatik Universität Wien erich.schweighofer @univie.ac.at

Walter Hötzendorfer Forscher Arbeitsgruppe Rechtsinformatik Universität Wien walter.hoetzendorfer @univie.ac.at

In der deutschsprachigen Rechtsinformatik – und sowohl thematisch wie geografi sch auch weit darüber hinaus – ist die IRIS-Konferenz eine langjährige Tradition.

Sie findet alljährlich im Februar in Salzburg statt und wird von den Universitäten Wien und Salzburg gemeinsam mit weiteren Partnern organisiert.

Das Programm der dreitägigen Konferenz war in diesem Jahr noch dichter als in den Jahren zuvor. Bis zu acht parallele Tracks stellten die über 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor die schwierige Wahl, welche der insgesamt 152 Vorträge sie besuchen und welche sie im Tagungsband nachlesen sollten. Dieser ist wie in den Jahren zuvor rechtzeitig zu Konferenzbeginn im Verlag der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG) in der Reihe books@ocg.at (Band 302) erschienen (Hrsg. Erich Schweighofer, Franz Kummer und Walter Hötzendorfer, 700 Seiten, ISBN 978-3-85403-302-8, EUR 29,–) und kann über den Webshop der OCG oder digital via http://jusletter-it.weblaw.ch bezogen werden.

Auffällig – aber angesichts der diesbezüglichen gesellschaft lichen Entwicklungen nicht verwunderlich – war der hohe Stellenwert, den das Thema Datenschutz beim diesjährigen IRIS einnahm. Auf die einzelnen Beiträge kann hier leider nicht eingegangen werden, und auch die zahlreichen Höhepunkte des Konferenzprogramms können nur überblicksartig erwähnt werden.

Friedrich Lachmayer bekam anlässlich seines 70. Geburtstags eine Festschrift überreicht. Sie trägt den Titel «Zeichen und Zauber des Rechts» und wurde von Erich Schweighofer, Meinrad Handstanger, Harald Hoff mann, Franz Kummer, Edmund Primosch, Günther Schefbeck und Gloria Withalm herausgegeben (Verlag Editions Weblaw, 1365 Seiten, ISBN 978-3-906029-89-4, die elektronische Fassung wird im Herbst 2014 im Jusletter IT mit dem Addendum «Beiträge von Hanna Maria Kreuzbauer, Hajime Yoshino und Erich Schweighofer» erscheinen). Hans-Georg Fill hielt den Festvortrag mit dem Titel «Metamodellierung durch Visualisierung». Eine weitere Ehrung wurde dem langjährigen CIO des österreichischen Bundesministeriums für Justiz, Martin Schneider, zuteil (Festschrift «e-Justice in Österreich – Erfahrungsberichte und europäischer Kontext», Hrsg. Thomas Gottwald, Verlag Editions Weblaw, 816 Seiten, ISBN 978-3-906029-95-5).

Beim UBIT-Themenabend brachten Reinhard Riedl (Berner Fachhochschule), Rolf H. Weber (Universität Zürich) und Michael Dittenbach (max.recall) sowie Diskutantinnen und Diskutanten aus dem Publikum jeweils ihre Perspektive zum Thema «Big Data» ein.

Rolf H. Weber hatte am selben Abend noch einen weiteren Auft ritt als Preisträger des LexisNexis Best Paper Awards (3. Preis). Rang zwei belegte Martynas Mockus mit einer Arbeit über Lizenzen bei Open Government Data, und den Sieg errangen Sebastian Bretthauer und Erik Krempel mit einem Beitrag zu Privacy by Design.

Ein besonderer Höhepunkt war am Freitag der Plenarvortrag von Maximilian Herberger zum Thema 25 Jahre Rechtsinformatik in Saarbrücken – und in Europa: Dem Vortrag folgte spontan ein Gedankenaustausch renommierter Rechtsinformatikerinnen und -informatiker aus Österreich, Deutschland, Finnland, Spanien, den Niederlanden etc. über die Rechtsinformatik, das Erreichte und die Zukunft.

Eine Spezialität des IRIS ist das Open-Community-Prinzip mit kostenloser Teilnahme und Verpflegung, viel ehrenamtlichem Engagement der (Mit-)Organisatorinnen und Organisatoren sowie grosser Offenheit gegenüber Vortragenden und Themen mit geringen Zugangsschranken. Dieses Erfolgsmodell ist unbestritten, bedarf aber – wie die Sitzungen des Programmkomitees in den letzten Jahren gezeigt haben – einer verbesserten Kommunikation, damit die Realitäten einer «Open Conference» besser verstanden und gelebt werden können.

33 Kolumne

More matter, with less art.

Shakespeare without love, but with data

Prof. Dr. Jürg Römer Fachbereichsleiter Wirtschaft Berner Fachhochschule juerg.roemer@bfh.ch

Mehr Substanz verlangt die Königin vom Kämmerer Polonius und weniger Show, als dieser ihr allzu ausführlich und barock ausgeschmückt (der Anachronismus sei mir verziehen) vom angeblichen Wahnsinn Hamlets erzählt. Substanz soll auch das Thema sein, wenn in dieser gehaltvollen Zeitschrift in einem Shakespeare-Jubiläumsjahr meine Kolumne erscheint, natürlich eingeleitet mit einem Zitat meines Lieblingsdichters.

Art thou not Data and the heart of E-Government?

Diese – zugegeben kühne – Adaptation einer Zeile aus Shakespeares «Romeo and Juliet» fiel mir ein, als ich darüber sinnierte, dass datenzentriertes E-Government eigentlich ein Pleonasmus sei. Die Basis jeder E-Government-Anwendung sind Daten. Zwischen E-Government-Anwendungen und Daten sollte es knistern wie zwischen Romeo und Julia, hoffentlich allerdings – Missverständnisse ausgeschlossen (vgl. meine Kolumne in der E-Gov-Präsenz 2/2011) – mit Happy End. Daten stellen den eigentlichen Wert jeder Webanwendung dar, auch im E-Government. Prozesse und die Soft ware, die sie abbildet, verarbeiten die Daten, bereiten sie zur Information und zur Nutzung auf. Bevor die Begriffe IT und E-Government gebräuchlich wurden, sprach man von Datenverarbeitung, dann von elektronischer Datenverarbeitung (EDV).

Qualitativ einwandfreie Daten, transparent gewonnen mit verlässlichen, nachvollziehbaren Methoden, sind die Werte, mit denen E-Government handelt, handeln sollte. Daten aus verschiedenen Quellen können zusammengeführt werden. Muster aus oder Beziehungen zwischen Daten erlauben neue Erkenntnisse. Diese bilden die Grundlagen für Entscheidungen oder bringen direkt neue Werte hervor. So entwickelten findige Köpfe aus einer Kombination von Geodaten und Ergebnissen geschulter Restauranttester die Michelin-App. Diese ersetzt den unterdessen schwer gewordenen roten Restaurantführer in Buchform nicht nur, sondern erweitert seinen Nutzen und verhilft mir auf meinen Reisen in Frankreich zu gehobener Lebensqualität. Die umfassende Analyse, Kombination und Rekombination von Daten wurde erst durch die Entwicklungen der Informationstechnologie möglich und ist somit sozusagen die DNA des E-Governments. Sie kann zu Ergebnissen führen, die Grundlage für neue Geschäft smodelle sind.

Staatliche Stellen sammeln und bearbeiten im Rahmen ihrer Aufgaben umfangreiche und wichtige Daten, die mit Steuergeldern finanziert werden. Diese Daten müssen als Open Government Data zur Verfügung stehen. Würden dafür noch Gebühren verlangt, würden sie zweimal bezahlt. Betrachten wir die Daten als Kern des E-Governments, kann dieses nicht nur Prozesse vereinfachen, erleichtern oder beschleunigen, sondern auch innovative Angebote

Privater ermöglichen, die von Wirtschaft oder Bevölkerung nachgefragt werden. So wird E-Government zur Wirtschaft sförderung im besten Sinne.

Though this be madness, yet there is method in’t

Von Romeo und Julia zurück zu Hamlet, von der Theorie zur Praxis. Das profane Leben, das Shakespeare in gehobener Sprache so genial beschreibt, lehrt uns bezüglich Wertschätzung der Daten eine andere Lektion. Unter den «Voraussetzungen für ein erfolgreiches E-Government» auf der Website «Digitales Österreich» finde ich die Daten ebenso wenig wie in der E-Government-Strategie Schweiz oder bei UK Online. In der deutschen E-Government-Strategie sind Daten nur im Zusammenhang mit «Datensparsamkeit» und Sicherheit personenbezogener Daten erwähnt. Als die Berner Fachhochschule einen Tag aus einer Veranstaltungsreihe dem datenzentrierten E-Government widmete, erreichte die Zahl der Anmeldungen einen Tiefpunkt. Das Herz des E-Government war offenbar keine Reise wert (die Auff ührung von «Romeo and Juliet» in Stratford-upon-Avon 2010 hingegen schon). Die (veröffentlichten) Diskussionen zu E-Government beschäft igen sich vorwiegend mit Themen wie Vertrauen in die Regierungs- und Verwaltungstätigkeit fördern, Transparenz verbessern, Dienstleistungen effi zient und rund um die Uhr erbringen, politische Partizipation ermöglichen.

Dies sind attraktive Themen, gerade breit und schwammig genug, um den politischen Diskurs zu alimentieren. Weniger die Rede ist von Datenqualität, Datenverfügbarkeit, Datennutzung. Ists auch Wahnsinn, hats doch Methode.

Wo es um das Schaffen von Voraussetzungen, um die konkrete Bereitstellung von E-Government-Anwendungen geht, stehen hingegen die Daten zu Recht im Vordergrund. Unter den veröffentlichten Standards von eCH zum Beispiel bilden die Datenstandards die grösste Gruppe. Sie sind es ja, die es erlauben, Konzepte zu entwerfen, Anwendungen zu definieren und Prozesse zu standardisieren, kurz, E-Government-Anwendungen zu bauen, die einen Bedarf von Bevölkerung oder Wirtschaft abdecken. Wie schön, originell, ausgeklügelt, kunstvoll diese Anwendungen schliesslich sind, mag auch eine gewisse Bedeutung haben, ist aber zweitrangig. Die Substanz, mit der wir arbeiten, sind die Daten. Nutzen stiften im Kern immer zuverlässige, leicht verfügbare Daten.

More matter, with less art.

Quellen

– Titel: Shakespeare, William: Hamlet, 2. Akt, 2. Szene (Königin).

– 1. Zwischentitel: Eigentlich: «Art thou not Romeo and a Montague?», Shakespeare, William: Romeo and Juliet, 2. Akt, 2. Szene (Julia).

– 2. Zwischentitel: Shakespeare, William: Hamlet, 2. Akt, 2. Szene. (Polonius).

34 Veranstaltungen

Swiss eGovernment Forum 2014 – von Potenzial, Kulturwandel und Toastern «E-Government ist und bleibt ein Wachstumsfeld, aber wohin führt es uns?» (Rudolf Spiess, SIK). Diese und andere Fragen wurden am 4. und 5. März dieses Jahres im Rahmen des Swiss eGovernment Forum in Bern thematisiert. Im Rahmen der InfoSocietyDays war am ersten Tag das Thema «Open Government Data» Schwerpunkt, am nächsten Tag die Themen «Mobile Government» und «Städte/Gemeinden».

Neben den alljährlichen Vorträgen über die Probleme und die Fortschritte des E-Governments stachen einige Referentinnen und Referenten in diesem Jahr mit erfrischenden Präsentationen heraus. Thomas Reitze (IBM Schweiz AG) bot einen geschichtlichen Abriss über 40 Jahre E-Government, Prof. Dr. Ines Heer vergegenwärtigte, wann der erste Computer Berner Fachhochschule, erfunden wurde, seit wann es YouTube und E-Government-Institut seit wann es www.admin.ch gibt. Als einen Dozentin für Projektmanagement, Managerin der wichtigsten Fortschritte stellte er das Praxispartner Denken in Prozessen in den Vordergrund, ines.heer@bfh.ch das mittlerweile mehr und mehr stattfindet.

Das konnte Christian Weber (SECO) unterstützen, der zudem heraushob, dass Projekte einander brauchen: «Jeder fuschtet irgendetwas, Zusammenhalt ist nicht da. Wir müssen etwas ändern.» Im Organisationsmodell E-Government-Services werden die Projekte deswegen nun koordiniert, unterstützt und gesteuert. Gesteuert werden sollten die Projekte in der Schweiz wohl stärker: Im E-Umfeld werden viele Projekte durchgeführt, der Nutzen soll gross sein. Aber «wie ist es mit dem realisierten Potenzial» (Peter Fischer, ISB, in der Plenumsdiskussion)? Diese Frage von Peter Fischer zeigte, dass die wichtigsten Antworten auch in diesem Forum noch nicht gebracht wurden.

Nutzen, Kulturwandel und schnelle Teams

Die Nutzendarstellung der realisierten Lösungen würde den Kulturwandel, der in der Plenumsdiskussion als eine der Hauptschwierigkeiten von E-Government genannt wurde, beschleunigen.

Die Veranstaltung beschleunigt hat Jürg Stuker (Namics AG): Mit seinem Vortrag über die Arbeitsweise im Projekt zeigte er auf, wie ein Team in der heutigen, schnelllebigen Zeit sinnvoll entwickelt: «Über Zielsetzungen nachdenken, darüber, was man mit dem Projekt erreichen möchte. Mit verschiedenen Prototypen arbeiten, damit man schnell ist und dem Kreis der Leute, den es betrifft, ein kleines Papier hinhalten kann.» Viel mehr als das «kleine Papier» wollen die Nutzerinnen und Nutzer dann nicht sehen. Moshe Rappoport (IBM Research), Grossvater und Zukunft sforscher, bringt nach einem interessanten Vortrag den richtigen Vergleich: «Eine App muss so schnell verständlich sein wie ein Toaster. Wenn man einen Toaster kauft, macht man auch keinen Kurs, um ihn bedienen zu können!»

Mein persönlicher Eindruck vom eGovernment Forum war in diesem Jahr wieder einmal gemischt, aber dank einigen sehr interessanten und anregenden Vorträgen eher positiv. Bis zum Forum im Jahr 2015 werde ich nun testen, für welche Geräte und Apps ich Betriebsanleitungen brauche. Zudem hoffe ich, dass im nächsten Jahr Nutzendarstellungen folgen.

© InfoSocietyDays 2014, Daniel Fuchs

35 Veranstaltungen

Ist es mit dem E-Health in der Schweiz zu Ende?

Im Rahmen der InfoSocietyDays fand vom 6. bis 7. März 2014 in Bern wiederum das Swiss eHealth Forum statt. Das Motto der beiden Tage lautete «Mobile Gesundheitsinformationen – überall verfügbar in Spital, Heim, Praxis und zu Hause».

Ausgewählte Schwerpunkte des ersten Tages

Prof. Dr. Konrad Walser Dozent/Senior Researcher E-Government-Institut Berner Fachhochschule konrad.walser@bfh.ch

Es ist den Anbietern gelungen, ein spannendes Programm zusammenzustellen. Am ersten Tag referierte Moshe Rappoport, Zukunft sforscher von IBM Research, ausführlich zu Chancen und Herausforderungen von Mobile Healthcare. Die Kernaussage: Security als grosses Problem auch im E-HealthBereich. Ein besonderes Highlight stellte das Referat von Stefano Santinelli zum Thema der Mobile Health Revolution aus Swisscom-Sicht dar.

Der Beitrag von Lukas Golder zum Swiss eHealth Barometer 2014 war höchst interessant. Die Umfrage in der Schweiz zeigt vor allem Folgendes: Die weitaus grösste Zahl der circa 1000 befragten potenziellen Patienten hat keine Erfahrungen mit E-Health gemacht. Die Ärzte klagen über zu hohe Abhängigkeiten von Soft ware- und IT-Systemen. Ebenso kritisieren sie an E-Health, dass ein grosser zusätzlicher Datenerfassungsaufwand nötig ist und dass die IT-Systeme zu kompliziert sind. Erwartungsgemäss führen junge Ärzte Krankengeschichten eher elektronisch als ältere. Das zeigt, dass der Unterschied zwischen Digital Natives und Digital Immigrants auch im E-Health-Umfeld bedeutend ist.

in gemeinsame Konferenzen münden. Wie bei Mobile Commerce vor sechs bis zwölf Jahren wird zudem auch bei Mobile E-Health ein einzelner Kanal intensiv beleuchtet. Die Beteiligten merken anscheinend nicht, dass eine integrative Sicht über mehrere Kanäle stärker in den Vordergrund zu rücken ist (Multi-Channel-Management), und zwar nicht nur für spezialisierte Anbieter wie eine Medgate, sondern generell aus Sicht eines Arztes, einer Arztpraxis, eines Spitals, eines Rehabilitationszentrums etc. Die unterschiedlichen Anbieter müssen sich somit überlegen, welche Leistungen in welcher Form und in welcher Integrationstiefe über welchen Kanal anzubieten sind und welche Kommunikationsanforderungen dafür erfüllt werden müssen. Das Zauberwort der integrierten Kommunikation wäre dabei Patient-Relationship-Management. Dies würde erfordern, dass sich Arztpraxen, Spitäler, Pflegeheime und andere Stakeholder im Gesundheitsmarkt verstärkt mit der Ausrichtung auf die Kundenperspektive auseinandersetzen.

Ausgewählte Schwerpunkte des zweiten Tages

Der zweite Tag begann mit dem Referat von Andy Fischer, CEO von Medgate. Er demonstrierte, dass durch ein Contact Center – wie bei Medgate heute – eine Kosteneinsparung realisiert wird. Es sind gegenüber traditionellen Behandlungsarten circa 10%. Telemedizin lebt also in der Schweiz.

Die Outsourcingspezialistin Hint AG präsentierte in ihrer Solution Presentation, wie komplex es ist, die Brücke zwischen Electronic Medical Record (vielen zu integrierenden Leistungserbringern), Electronic Health Record (Komplexität der Bildung eines virtuellen Patientendossiers aus dezentralen Daten) und dem eigenen Personal Health Record der Patienten zu schlagen. Entsprechend sind innerinstitutionelle Integrationen über Datendrehscheiben sowie überinstitutionelle Integrationen über Firewalls hinweg erforderlich.

Fazit zu den Eindrücken der zwei eHealth-Tage

Es fehlt eine stärkere Integration von E-Health und E-Government. Aktuell sieht es so aus, wie wenn in beiden Bereichen redundante Strukturen gebaut würden, zum Beispiel was (föderiertes) IAM und IT-Sicherheit anbelangt. Das hat Mehrausgaben zur Folge.

Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Bereichen sollte künft ig

© InfoSocietyDays 2014, Daniel Fuchs

36 Kolumne

Datenjournalismus – wo bleiben die interessanten Geschichten?

Thomas Gees Berner Fachhochschule Dozent thomas.gees@bfh.ch

Auch der Journalismus ist im Umbruch, und damit meine ich nicht das Geschäft smodell, nach dem im Netzzeitalter immer noch fieberhaft gesucht wird. Vielmehr denke ich an die Produktionsseite, die Entstehung einer «Geschichte», wie es im Medienslang heisst. Journalisten verstehen sich seit je als Geschichtenerzähler, die sich von den Romanciers darin unterscheiden, dass sie ihre Geschichten faktenfest recherchieren, Quellen nachweisen und gesellschaft liche Relevanz beanspruchen. Was aber bedeutet das Geschichtenerzählen angesichts der unendlichen Tiefen vorhandener Daten, vor allem strukturierter Daten, die immer leichter verfügbar und auswertbar werden?

Das Buzzword der Stunde in der Branche heisst Data-driven Journalism (ddj), eine Mischung aus althergebrachter Recherche und einer neuen webbasierten Veröffentlichungsform. Datensätze werden verschränkt («linked»), analysiert und schliesslich visualisiert. Die Konsumentinnen und Konsumenten müssen nicht mehr – wie in der hier vorliegenden Darstellungsform – Texte lesen, die Erkenntnis erschliesst sich über (interaktive) Visualisierungen, allenfalls mit Hinweisen zum Kontext, Angaben zur Datenquelle, eventuell sogar mit dem Verweis zum originären Datensatz.

Auch hierzulande kommt der Datenjournalismus voran: Erste Anzeichen sind etwa der Studienschwerpunkt «politischer Datenjournalismus» am Institut für Politikwissenschaft der Universität Zürich im Herbstsemester 2013, der im Februar 2014 eröff nete Datenblog auf dem Portal von newsnet oder die im März 2014 für Aufsehen sorgende Visualisierung über die Interessenbindungen zwischen den Schweizer Parlamentariern und den Lobbyisten im Onlineportal der «Neuen Zürcher Zeitung».* Da mich Politik im Allgemeinen und Lobbyismus im Speziellen interessiert, verbrachte ich eines Abends viel Zeit auf nzz.ch und klickte mich durch diese visualisierte Datenanalyse. Die Anwendung verlangt ziemlich viel vom Konsumenten. Ich klickte auf diverse National- oder Ständeräte und automatisch erschienen Verbindungslinien zu den jeweiligen Interessenvertretern. Das linke und grüne Lager vergibt die Zutrittsbadges zur Wandelhalle den Umweltverbänden und Gewerkschaften, die bürgerlichen Volksvertreter eher spezialisierten Verbandsvertretern oder häufig auch den Profis vom Wirtschaftsdachverband economiesuisse. Diese Zusammenhänge vermutete ich ohnehin, und mein Erkenntnisgewinn war nach einer gewissen Zeit nicht mehr so gross, wie ich erwartet hätte. Die Visualisierung * Die interaktive Datenvisualisierung über die Interessenbindungen der Schweizer Parlamentarier findet sich unter http://bit.ly/1jNyTBF.

ist zwar raffi niert, die Daten sind gut aufbereitet, aber eben: Der Weg zur Erkenntnis war eher steinig, sodass die Faszination für den datengetriebenen Journalismus an jenem Abend stark nachliess.

Ich hatte mir das etwas anders vorgestellt mit den interessanten Geschichten, die mir die datengetriebenen Journalisten erzählen würden. Irgendwann hatte ich genug von dieser ziellosen Interaktion, und ich machte mich daran, meine eigene Geschichte aus Big Data zu erzählen. Ich fragte mich nun: Wem eigentlich vergibt die Reizfigur Christoph Blocher seine Badges? Das war nun meine Geschichte, zugegeben nicht die originellste. Ich vermutete, es sei der Chefredaktor der Basler Zeitung oder der Weltwoche oder Moderator Mathias Ackeret von Blocher-TV. Doch nichts dergleichen: Gäste des politischen Schwergewichts sind dessen Frau, Silvia Blocher, sowie Hardrocker Chris von Rohr («meh Dräck»). Das hingegen brachte mich zum Schmunzeln: die Gattin, die das Leben organisiert, und der Entertainer, der für etwas Rock’n’Roll sorgen soll. Das hätte ich allerdings mit drei Klicks via parlament.ch geradeso bequem herausfinden können.

Rettet der Datenjournalismus die krisengeschüttelte Verlagsbranche? Wohl kaum, die Ergebnisse sind bisher eher enttäuschend, angesprochen fühlen sich vor allem technikaffine Leserinnen und Leser, die sich mit den traditionellen Textformaten eher schwertun.

Dennoch: Den Medien gelingen immer wieder aufsehenerregende Scoops. Die beste Recherche war in den letzten Monaten die Enthüllung der Vergabepraktiken an Informatikunternehmen im SECO durch den «Tagesanzeiger» und den «Bund». Diese kamen ans Licht, weil es ein Öffentlichkeitsgesetz gibt und hartnäckige Journalisten mit einem langen Atem. Ich meine, auch Datenjournalisten müssen hart arbeiten, indem sie Fragen stellen, Vermutungen anstellen und Quellen überprüfen. Strukturierte Daten alleine beantworten noch keine Fragen, sie sind vielmehr ein interessanter Ausgangspunkt für anschlussfähige Geschichten, die das Publikum und damit die zahlende Kundschaft seit eh und je gerne hören will.

37 Veranstaltungen

Nachlese zur BPM-Konferenz in der öffentlichen Verwaltung vom 9. April 2014 in Bern In Bern fand zum zweiten Mal die BPM-Konferenz statt, veranstaltet durch das E-Government-Institut der Berner Fachhochschule. Die BPM@ÖV2014 beschäftigte sich mit dem Geschäftsprozessmanagement in der öffentlichen Verwaltung. Mit einer Ausnahme gelangten schweizerische Präsentationen zum Vortrag.

Geschäftsprozessmanagement als Managementsystem verstehen

Wie schon bei der BPM@ÖV2013 war der Morgen Berichten aus den eCH-Arbeitsgruppen der eCH-Fachgruppe Geschäft sprozessmanagement vorbehalten. Am Nachmittag ging es um Fallstudien aus den unterschiedlichsten Bereichen des Business Process Prof. Dr. Konrad Walser Dozent/Senior Researcher Management (BPM). Die Keynote bildete das E-Government Institut Referat von Balthasar Glättli, Gruppe DigiBerner Fachhochschule konrad.walser@bfh.ch tale Nachhaltigkeit, zur Einordnung des Geschäft sprozessmanagements in der öffentlichen Verwaltung aus politischer Sicht.

Im Referat des Kantons Neuenburg stand die folgende Abbildung im Vordergrund, die auf prägnante Art systematisiert, welche Aspekte im Geschäft sprozessmanagement aktuell von Bedeutung sind und wie diese zu einem Managementsystem konfiguriert werden können. Diese integrierte Sicht war denn auch für die Mehrheit der Referate relevant. Zu einem entsprechenden BPM-System gehören Dinge wie Auft ragsdefinition, organisatorische Klärungen, Zielsetzungsdefinition, Kennzahlen, Prozessdefinition, Arbeitsdokumentenmanagement und IKS-Unterstützung, Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit sowie Risikomanagement und kontinuierliche Verbesserung. Die Abbildung gibt damit gleichermassen eine Komponentenübersicht zu einem erfolgreichen BPM in der öffentlichen Verwaltung vor und zeigt überdies eine Reihenfolge dazu auf, wie BPM aus Managementsicht in der öffentlichen Verwaltung zu verstehen und einzuführen ist.

Fazit zur Konferenz

Zusammenfassend lassen sich weiter die folgenden Themen anführen, die in den Referaten mehrfach erwähnt wurden. Sie scheinen in der aktuellen Verwaltungssituation die Anwendung des BPM zu prägen. Es war von Agilität die Rede, aber auch von der technischen Implementierung von Geschäft sprozessen. Ein Thema waren zudem Open-Source-BPM-Werkzeuge.

Prozessmanagementeinführungen verlangen immer auch nach einem Veränderungsmanagement in der Verwaltung. Die BPM-Einbindung ins Managementsystem ist ausschlaggebend, das heisst, das Verwaltungsmanagement selbst muss das BPM führen. Weiter stellen das interne Kontrollsystem, Kollaboration sowie HRM2 zentrale Treiber für die BPM-Einführung in öffentlichen Verwaltungen dar. Kontinuierliche Verbesserung ist nicht einfach zu erreichen, aber für eine Steigerung der Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit ist das Verbesserungs- und Qualitätsmanagement von zentraler Bedeutung. Aus Sicht des Schreibenden ist es heute zumeist ein Manko, dass die öffentliche Verwaltung kein einheitliches und eigentliches Steuerungsmodell kennt, das die Einführung des Prozessmanagements wirkungsvoll unterstützt.

Die Folien zu den Vorträgen fi nden Sie unter folgendem Link: http://bit.ly/1kDYmOH.

2) Ziele und Indikatoren

1) Auftrag Organisation Leistungen

3) Prozesse

3a) Arbeitsdokumente 3b) IKS

4a) Kundenzufriedenheit 4b) Mitarbeiterzufriedenheit 5) Risiken

6) KVP

38 Veranstaltungen

Un rendez-vous incontournable des acteurs de la cyberadministration: le eGovernment Symposium romand Le 3e eGovernment Symposium romand s’est tenu au Centre de conférences de Varembé de Genève le 9 mai dernier. Coorganisé par l’Etat de Genève, l’Institut de hautes études en administration publique de l’Université de Lausanne, l’eGovernment Suisse, l’Unité de pilotage informatique de la Confédération et le Groupement romand de l’informatique, cette journée a permis d’aborder des sujets liés à la thématique de l’identité numérique dans notre pays ainsi qu’à l’étranger.

Situation à Genève et en Suisse

Olivier Glassey Professeur assistant IDHEAP Université de Lausanne olivier.glassey.1@unil.ch

La matinée était consacrée à dresser un état des lieux de la situation à Genève et en Suisse; ainsi Mme Anja Wyden Guelpa, chancelière de l’Etat de Genève, et M. Gianfranco Moi, directeur général adjoint des systèmes d’information, ont parlé de la vision de Genève et de la stratégie mise en place (e-voting, e-démarches …); M. Peter Fischer, délégué au pilotage informatique de la Confédération, a, quant à lui, donné une image globale de la situation au niveau fédéral.

Une réalisation internationale appréciée

Les nombreuses années d’expérience de la Belgique en termes d’identité numérique ont permis à M. Frank Leyman, responsable des relations internationales de la Fedict, de tenir en haleine le public, en expliquant les spécificités de la carte d’identité numérique belge.

Photo Cellence – Etat de Genève

Une table ronde animée

Une table ronde a conclu cette première partie de la journée. Les orateurs venant d’horizons différents (M. Christophe Schwaab – conseiller national, M. Daniel Hodel – directeur général de l’Administration fiscale cantonale de Genève, M. Jean-Henry Morin – professeur à l’Université de Genève, et M. Roland Burgniard – chef de service sécurité opérationnelle du canton de Genève) ont débattu sur les enjeux et les risques du déploiement de l’identité numérique.

Des sujets concrets

Les sessions de l’après-midi ont été l’occasion de découvrir différentes solutions spécifiques, telles que le portail des communes vaudoises, celui des droits de pratique pour les professionnels de la santé à Genève ou encore MyLausanne et MonDossierMedical.ch.

Des perspectives au niveau fédéral

La journée s’est poursuivie avec l’intervention de M. Urs Paul Holenstein, chef de l’Unité informatique juridique au niveau fédéral.

Celui-ci a pu tracer les grandes lignes de la future solution de carte d’identité numérique suisse.

Avec environ 150 participants, des discussions nourries, des évaluations globalement très satisfaisantes et une intense activité de réseautage, ce 3e eGovernment Symposium romand fut un succès.

En attendant la prochaine édition romande qui aura lieu le 8 mai 2015 dans le canton de Neuchâtel, rendez-vous à Berne le 4 novembre 2014 pour le Symposium national!

39 Veranstaltungen

eGov Fokus – Impressionen Bei der Tagung eGov Fokus am 16. Mai 2014 zum Thema «Register, Geodaten und Open Government Data» stand die Digitalisierung und Standardisierung von Daten im Zentrum. Die Schweiz ist durch den ausgeprägten Föderalismus ein Spezialfall und nur teilweise mit den an der Veranstaltung vertretenen Ländern vergleichbar. Daten aus verschiedenen Bundesebenen, Kantonen und Gemeinden auf einer nationalen Plattform zu vereinen, stellt nach wie vor eine Herausforderung dar. Impressionen von der Tagung: «Eine provokante Frage: Was wäre, wenn es um 1800 schon EDV gegeben hätte?»

(Prof. Dr. Reinhard Riedl, BFH) «Eine Herausforderung besteht im Wegkommen vom Silodenken und im Auftritt als ganze Verwaltung.»

(Thomas Steimer, Bundesamt für Justiz) Anja Belfort Berner Fachhochschule Chefredaktorin eGov Präsenz anja.belfort@bfh.ch

«Eine Öffnung der Systeme hilft, die Datenqualität zu verbessern. Eine positive Entwicklung ist in den kommenden fünf bis zehn Jahren absehbar.»

(Werner Möckli, SIX Terravis AG) «Vor drei Jahren wusste ich auch noch nicht, worum es geht.»

(Dr. Wolfgang Both, Senatsverwaltung für Wirtschaft , Technologie und Forschung, Berlin)

«Man sollte Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen stärker in den Prozess einbinden. Ziel ist eine interaktive Zusammenarbeit in Form von bürgerzentriertem E-Government.»

(Ing. Roland Ledinger, Bundeskanzleramt Österreich) «Mir ist kein passendes Fazit eingefallen. Vielleicht: Wir haben viel zu tun, also packen wir es an.»

(Christian Weber, Staatssekretariat für Wirtschaft) «Im Angebot haben wir auch Zeitreisen und das, was unter der Erdoberfläche geschieht. Google kann das mit den besten Satelliten nicht.»

(Jean-Phillipe Amstein, swisstopo) «Alle Menschen sind bezüglich Gesundheitsdaten Milliardäre, weil wir alle gleich viele Genome haben.»

(Andreas Marfurt, Institut für Informationssysteme, ETH Zürich)

eGov Fokus 2/2014 Finanzierung und Steuerung im E-Government Freitag, 19. September 2014 9.00–15.30 Uhr (anschliessend Apéro) Hotel Bern, Zeughausgasse 9, 3011 Bern

eGov

Fokus

Die Finanzierung von Projekten, sowie der Betrieb von bereits entwickelten Basisdiensten ist eine Herausforderung im Schweizer E-Government, da gute Geschäftsmodelle fehlen. Der eGov Fokus präsentiert praktische Lösungen aus der Schweiz und aus dem Ausland.

e-government.bfh.ch

‣ Wirtschaft

40 Veranstaltungen

Big Data: Pulverfass oder Schatzkästchen?

Die technische Möglichkeit, stetig wachsende Mengen an Daten zu speichern und zu analysieren, führt zu neuen Methoden und Einsichten. Dabei stellen sich aber auch neue Herausforderungen an die Governance, die eine fachliche und gesellschaftliche Diskussion erfordern. Die zwölfte Tagung für Informatik und Recht vom 5. November 2014 zum Thema «Big Data Governance» will zu dieser Diskussion einen Beitrag leisten, indem eine breite Auslegeordnung geschaffen wird.

Timur Acemoglu Verein eJustice.CH Geschäft sstelle timur.acemoglu @ejustice.ch

Nach der Erfindung des Buchdrucks Mitte des 15. Jahrhunderts stiegen Menge und Verbreitung von Schrift werken weltweit schlagartig an. Dies hatte einen tief greifenden gesellschaft lichen Wandel zur Folge, der nach neuen Konzepten rief: Mit der steigenden Verbreitung von Werken wurde das Urheberrecht ein wichtiges Thema, und die zunehmende Alphabetisierung schuf das Bedürfnis für ein Grundrecht auf freie Meinungsäusserung.

Neue Datenexplosion

Die Informationstechnologie hat in den letzten Jahren die Menge der verfügbaren Daten erneut geradezu explosionsartig gesteigert. Im Jahr 2007 betrug sie über 300 Milliarden Gigabyte, was mehr als 400 Milliarden CD-ROM ausmacht. Die Menge verdoppelt sich seit 1986 durchschnittlich alle 40 Monate. Diese Entwicklung wird getrieben durch die Digitalisierung der Information: Während 1986 erst 0,8% der Daten digital waren, betrug der Anteil im Jahr 2007 bereits 94%.1 Viele dieser Daten werden von jedem von uns tagtäglich selbst produziert: Allein auf Facebook werden durchschnittlich zehn Millionen Fotos pro Stunde publiziert. 2 Gleichzeitig steigt die verfügbare Rechenleistung noch drastischer an: Sie verdoppelt sich alle 14 bis 18 Monate.3 Die steigende Menge an Daten wird also zunehmend einfacher zu bearbeiten sein.

ger Auslegung zu grossen Teilen nicht gerecht4 und vermag insbesondere keinen Weg aufzuzeigen, um sinnvollen Nutzen aus Daten mit akzeptabler Kontrolle des Datenherrn zu verbinden. Die sich stellenden Fragen sind jedoch auch ökonomischer und gesellschaftspolitischer Art: Dürfen und sollen Konsumdaten dazu verwendet werden um eine Risikobewertung im Hinblick auf eine Krankenversicherung vorzunehmen? Darf oder muss der Staat zum Schutz seiner Bürgerinnen und Bürger präventiv tätig werden, wenn die Analyse von frei zugänglichen Daten ergibt, dass eine Person mit einer Wahrscheinlichkeit von 75% in den nächsten zwei Jahren eine Straftat begehen wird,5 oder wäre dadurch bereits die Unschuldsvermutung verletzt? Wer kontrolliert die Algorithmen, die diese für die Betroffenen wichtigen Einschätzungen vornehmen? Die Diskussion ist eröff net, und sie wird weitergeführt an der Tagung für Informatik und Recht vom 5. November 2014.

1 2 3 4

5

Hilbert/Lopez: The World’s Technological Capacity to Store, Communicate and Compute Information. In: Science 332 no. 6025. S. 60–65.

Mayer-Schönberger/Cukier: Big Data. A Revolution. London, 2013, S. 8.

Hilbert/Lopez: The World’s Technological Capacity to Store, Communicate and Compute Information. In: Science 332 no. 6025. S. 60–65.

Rolf H. Weber: Big Data. Sprengkörper des Datenschutzrechts? In: Jusletter IT, 11. Dezember 2013, N 8 ff.; Bruno Baeriswyl: «Big Data» ohne Datenschutz-Leitplanken, in: digma 2013.1. S. 15 f.

Mayer-Schönberger/Cukier (EN 2, S. 161) schildern entsprechende Forschung von Prof. Richard Berk.

Neue Einsichten

Der Zweck und die Ergebnisse dieser Bearbeitung können sich von Fall zu Fall stark unterscheiden. Sie reichen von lebensrettenden Einsichten in Krankheitsverläufe über die Beobachtung einer Pandemieausbreitung in Echtzeit bis hin zu Aussagen, wer mit allergrösster Wahrscheinlichkeit schwanger ist, ein bestimmtes Buch mögen wird oder kurz davorsteht, eine kriminelle Handlung zu begehen.

Neue Governance

Die aus den neuen Möglichkeiten entstehenden Chancen und Risiken erfordern neue Ansätze und Mittel der Governance. Je grösser die Datenmenge, umso einfacher ist es, selbst aus anonymisierten Daten einen konkreten Personenbezug herzustellen. Das bestehende Datenschutzrecht wird dieser Problematik nach heuti-

Die zwölfte Tagung für Informatik und Recht findet am 5. November 2014 im Berner Rathaus statt. Weitere Informationen demnächst unter www.rechtsinformatik.ch.

41 E-Government-Szene Schweiz

Zukunft E-Government Schweiz: Visionen und Ziele Die öffentlich-rechtliche Rahmenvereinbarung über die E-Government-Zusammenarbeit läuft per Ende 2015 aus – wie geht es mit E-Government in der Schweiz weiter?

Die Adressänderung am Feierabend der Gemeinde online melden, gleichzeitig im persönlichen Konto die Kinderkrippenplätze für die kleinen Kinder reservieren und den Stand der Steuererklärung überprüfen – werden Schweizerinnen und Schweizer solche und ähnliche Behördenleistungen in ZuAnna Faoro kunft selbstverständlich im Internet abwiGeschäft sstelle ckeln? Im April 2014 hat der SteuerungsausE-Government Schweiz schuss E-Government Schweiz die Weichen Kommunikationsverantwortliche für die Weiterentwicklung der E-Governanna.faoro@isb.admin.ch ment-Zusammenarbeit ab 2016 gestellt. Nun ist es an den verschiedenen E-GovernmentAkteuren und der Geschäft sstelle E-Government Schweiz, gemeinsame Visionen und Ziele zu erarbeiten.

Seit 2007 treiben Bund, Kantone und Gemeinden E-Government in der Schweiz gemäss der gemeinsamen Strategie dezentral, aber koordiniert voran. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen von heute knapp 60 priorisierten Vorhaben. Verschiedene Verwaltungsstellen, Organisationen, Vereine und Verbände sind entweder als federführende Organisationen oder in beratender oder umsetzender Rolle in die Realisierung dieser Vorhaben involviert.

Per Ende 2015 läuft die öffentlich-rechtliche Rahmenvereinbarung über die E-Government-Zusammenarbeit in der Schweiz aus.

Der Steuerungsausschuss, zusammengesetzt aus politischen Exponenten aller föderalen Ebenen, hat daher die Geschäft sstelle E-Government Schweiz beauft ragt, unter Einbezug der verschiedenen Akteure die nötigen rechtlichen und institutionellen Grundlagen für die E-Government-Zusammenarbeit ab 2016 zu erarbeiten.

Herausforderungen und Entwicklungspotenzial im E-Government

Für diesen Prozess der Weiterentwicklung der E-Government-Zusammenarbeit in der Schweiz liegen verschiedene Grundlagen vor: das strategische Programmcontrolling, das von der Geschäft sstelle E-Government Schweiz jährlich erstellt wird, verschiedene nationale und internationale Studien und weitere Basisdokumente, die den Fortschritt von E-Government in der Schweiz analysieren. In einer Umfrage hatten zudem Anfang 2014 Projektleitende von E-Government-Vorhaben, kantonale E-Government-Verantwortliche und weitere Fachexpertinnen und -experten die Möglichkeit, die heutige E-Government-Organisation zu beurteilen und ihre Vision für ein zukünft iges E-Government zu beschreiben.

Verbesserungspotenzial im Schweizer E-Government weisen diese Quellen im Bereich der Basisdienste nach. Das strategische Controlling, internationale Studien wie auch die Antworten der befragten E-Government-Akteure deuten darauf hin, dass Basismodule wie die Einmalanmeldung mit der eID, die elektronische Beglaubigung von Dokumenten oder die sichere Dokumentablage als Grundlage für eine flächendeckende Ausbreitung von E-Government zentral bereitgestellt werden sollten. Auch die Frage nach dem nachhaltigen Betrieb bzw. der Betriebsverantwortung sowie nach deren Finanzierung stellt eine Herausforderung dar, die sowohl in der Akteurenbefragung als auch im strategischen Controlling festgehalten wird. Hindernisse

für die Etablierung eines breiten, schweizweit verfügbaren E-Government-Angebotes sehen die verschiedenen Basisdokumente zudem in der föderalen Staatsstruktur und in der dezentralen Umsetzungsorganisation des Programms E-Government Schweiz. Der Bericht «E-Government und Verwaltung 2012» unterstreicht, dass «vor allem eine bessere Koordination zwischen allen Verwaltungseinheiten» für eine erfolgreiche Ausbreitung von E-Government nötig sei.*

Stossrichtung im E-Government ab 2016 noch offen

Über die Herausforderungen im heutigen E-Government herrscht also eine gewisse Einigkeit. Dies haben auch die beiden Fachexpertenworkshops gezeigt, welche die Geschäftsstelle im März und im Mai zur Weiterentwicklung der E-Government-Zusammenarbeit ab 2016 durchgeführt hat. Die Meinungen darüber, wie E-Government in der Schweiz effizienter und effektiver umgesetzt werden sollte, stimmen allerdings (noch) nicht überein. Es bestehen unterschiedliche Vorstellungen von der «idealen Umsetzungsorganisation», der «optimalen Steuerung» oder vom «gerechtesten Finanzierungsschlüssel». Ebenso fällt die Priorisierung möglicher strategischer Ziele unterschiedlich aus. Der Wille, E-Government in der Schweiz voranzutreiben und möglichst eine gemeinsame Vision zu verfolgen, bleibt aber bestehen. Auch dies haben die Workshops mit den Fachexpertinnen und -experten gezeigt.

Einbindung aller Interessen für eine breit abgestützte Lösung

Der Prozess zur Weiterentwicklung der E-Government-Zusammenarbeit ab 2016 soll der Besonderheit Rechnung tragen, dass E-Government in der Schweiz von vielen verschiedenen Akteurinnen und Akteuren geprägt und umgesetzt wird. Die Umfrage sowie die Fachexpertenworkshops bildeten die erste Etappe dieses multilateralen Prozesses. Als nächster Schritt steht im Sommer 2014 (Juli–August) eine Fachanhörung bei den zuständigen Stellen in der Bundesverwaltung, den Kantonen und den Gemeinden sowie bei weiteren Interessengruppen an. Diese soll die Bewertung und Priorisierung einer gemeinsamen Vision, der ausgearbeiteten strategischen Ziele sowie der möglichen Umsetzungsszenarien erlauben. So können per Anfang 2015 tragfähige und breit abgestützte Grundlagen für die interföderale E-Government-Zusammenarbeit ab 2016 in die politische Vernehmlassung übergeben werden. * E-Government in Kantonen auf dem Vormarsch, aber durch fehlende Personalressourcen gebremst, S. 72 Quellen:

– Golder, Lukas (u.a.): E-Government in Kantonen auf dem Vormarsch, aber durch fehlende Personalressourcen gebremst. Schlussbericht Verwaltung und E-Government 2012. Studie im Auftrag des Informatiksteuerungsorgans des Bundes (ISB), Bern, 2012, S. 72.

Weiterführende Informationen: Der Prozess zur Weiterentwicklung der E-Government-Zusammenarbeit ab 2016 ist auf der Website von E-Government Schweiz dokumentiert: www.egovernment.ch/egov2016.

42 E-Government-Szene Schweiz

Datenstandards von eCH unterstützen die Zusammenarbeit aller Beteiligten im E-Government Für die Schweizer Behördenlandschaft gilt das Subsidiaritätsprinzip. Dies führt in sehr vielen Bereichen zu dezentralen Strukturen. Im Unterschied zu zentralen Strukturen implizieren diese einen hohen Bedarf an Datenaustausch zwischen den Informationssystemen der verschiedenen Behördenebenen. eCH1 fördert den Austausch der interessierten Stakeholder (Behörden, Unternehmen, Hochschulen), um sachdienliche Spezifikationen für E-Government-Lösungen zu erstellen. Der vorliegende Bericht adressiert die Herausforderung der Standardisierung von Daten.

Daten entlang der Kernfähigkeiten von Behörden

Prof. Dr. Andreas Spichiger eCH Präsident Expertenausschuss andreas.spichiger@bfh.ch

Behörden sind in sehr vielfältigen und breiten Bereichen aktiv. Will man Standards zu ihren Tätigkeiten bereitstellen, lohnt es sich, dies entlang ihrer Kernfähigkeiten zu tun. «eCH-0122 Architektur E-Government Schweiz: Grundlagen»2 gibt in Abschnitt 4.2 eine Übersicht über die oberste Ebene der Geschäft sfähigkeiten von Behörden. Diese Fähigkeiten sind unterteilt in:

– Managementfähigkeiten, die die behördeninterne und -übergreifende Koordination unterstützen. Beispiele sind Planung, Prozesse, Analytik …

– fachliche Kernfähigkeiten, die die inhaltlichen Behördentätigkeiten umfassen. Beispiele hierfür sind Bildung, Gesundheit, Landwirtschaft …

– fachliche Kernfähigkeiten mit Voraussetzungscharakter, die inhaltliche Behördentätigkeiten umfassen, die für andere wesentliche Voraussetzungen darstellen. Beispiele hierfür sind Einwohnerinnen und Einwohner, Unternehmen, Geoinformationen …

– allgemeine Dienste, die die Behörden in der Erbringung ihrer Aufgaben unterstützen. Hierzu gehören Finanzen, Personal, Geschäft sabwicklung …

Für all diese Kernfähigkeiten lassen sich Datenstandards erstellen. eCH agiert als Organisation sehr bedarfsorientiert. So zeichnen sich bezüglich Datenstandards bisher zwei Bereiche aus. Die Kernfähigkeiten mit Voraussetzungscharakter (vgl. Abbildung 1) umfassen Tätigkeiten, die mit dem Führen von Registern assoziiert werden. In diesen Bereich fällt ein grosses Set von bestehenden eCH-Standards.

Kernfähigkeit mit Voraussetzungscharakter Einwohner

Unternehmen

Behörden

Gebäude und Grundstücke

Tiere

Geoinformationen

Rechtssetzung

Abbildung 1: Übersicht Kernfähigkeiten mit Voraussetzungscharakter (nach eCH-0122)

Geschäftsabwicklung Partner bedienen

Geschäft sfall bearbeiten

Zusammenarbeiten

Informationen finden

Berechtigung prüfen

Dokument erstellen und verwalten

Sendungen austauschen

Abbildung 2: Übersicht Geschäft sabwicklung (nach eCH-0122)

Ein hoher Nutzen ist auch von der Standardisierung der allgemeinen Dienste zu erwarten. Sie fokussiert sich hier auf die Geschäft sabwicklung (vgl. Abbildung 2).

Der Bedarf der Standardisierung der weiteren allgemeinen Dienste ist gering, zumal diese sich nicht wesentlich von den entsprechenden Tätigkeiten in der Wirtschaft unterscheiden.

Realwelt – Semantik – Schnittstelle

Es stellt sich die Frage, welche Art von Daten denn tatsächlich standardisiert werden sollen. Die primäre Erwartung ist, dass die Schnittstelle zwischen Informationssystemen zu standardisieren sind. Abbildung 3 zeigt das Informationsmodell aus «eCH-0171 Qualitätsmodell der Attributwertbestätigung zur eID». Ganz rechts sind in Dunkelblau die zentralen Elemente der Schnittstelle dieses Standards dargestellt. Die Spalte Semantik zeigt die Bedeutung der Schnittstellenelemente. Die Semantikelemente persistieren typischerweise in Informationssystemen (möglicherweise wie in diesem konkreten Beispiel verteilt über viele Informationssysteme).

Dem Kontinuitätsprinzip folgend benennt man in der Informatik die Elemente der Semantik normalerweise gleich wie die der Realwelt. Entsprechend wird konsequent auf die Darstellung der Realwelt in Modellen verzichtet. Die Semantik soll ja schliesslich die Realwelt abbilden. Im Kontext der IAM-Standards wird dieses Prinzip aber nicht angewandt. Im IAM werden (wie in Abbildung 3 dargestellt) die Elemente der Realwelt separat dargestellt. Damit wird klargestellt, dass es sich bei den Semantikelementen um Informationselemente handelt, die nicht mit den Realweltobjekten verwechselt werden dürfen. Bei einer Authentifikation muss sich das Subjekt authentisieren, nicht die eIdentity.

Bei eCH werden die Elemente der Semantikebene oft in sogenannten Datenstandards beschrieben und die Schnittstellen entsprechend in Schnittstellenstandards. Bei der Erstellung geniessen

43 E-Government-Szene Schweiz

Realwelt

Subjekt

Semantik

1

repräsentiert

*

1 beinhaltet * Eigenschaft

eldentity

Schnittstelle

1

referenziert

1

1 beinhaltet 0..1

1 beinhaltet 1..*

*

repräsentiert

*

Attribut

Identifikator

*

bestätigt

*

Attribute Assertion

Abbildung 3: Informationsmodell (nach eCH-0171)

Datenstandards üblicherweise Priorität gegenüber den Schnittstellenstandards, weil diese ein eingeschränkteres Anwendungsfeld haben. Damit kann auch die Konsistenz zwischen verschiedenen Schnittstellenstandards, die sich auf die gleichen Daten beziehen, verbessert werden. Damit ein Attribut in allen Schnittstellen gleich codiert wird, wird im Datenstandard manchmal das Austauschformat für das Attribut auch gleich angegeben (z.B. in eCH-0011, Abschnitt 4.3.2.2 fi rstName – Vornamen, Austauschformat: eCH-0044:baseNameType).

Sehr wesentlich sind bei den Schnittstellen die Identifikatoren, die eine bestimmte Instanz der Realität eindeutig bezeichnen. Ihnen kommt in der organisationsübergreifenden Zusammenarbeit eine herausragende Bedeutung zu. Wenn die Instanzen abschliessend bezeichnet werden können, werden diese auch entsprechend standardisiert (vgl. z.B. eCH-0007:cantonAbbreviationType als Identifikator für einen Kanton). Für die anderen Identifikatoren müssen die Behörden entsprechende Verzeichnisse führen (vgl. z.B. eCH-0097:organisationId als Identifikator für eine UID-Einheit).

Prozess

Die Fachgruppe Meldewesen hat bisher die meisten Daten- und Schnittstellenstandards für eCH erstellt. Durch die Inkraft setzung des Bundesgesetzes über die Harmonisierung der Einwohnerregister und anderer amtlicher Personenregister (Registerharmonisierungsgesetz vom 23. Juni 2006) ist ein sehr grosser Standardisierungsbedarf entstanden. Die Umsetzung des Gesetzes hat die Integration der SW-Systeme der verschiedenen föderalen Ebenen und damit auch die Standardisierung der auszutauschenden Daten sehr stark vorangetrieben. Um mit den Veränderungen im Kontext Schritt zu halten, werden die Standards zum Teil jährlich aktualisiert. So ist z.B. «eCH-0011: Datenstandard Personendaten» inzwischen bei Version 8.1.

Die konsequente Bearbeitung der Änderungsanträge (Request for Change, RfC) und die Verabschiedung der voneinander abhängigen Dokumente sind in der Zwischenzeit eine Aufgabe für sich geworden, von deren korrekten Umsetzung sehr viele Behörden und ihre SW-Lieferanten direkt abhängen. Das organisationsübergreifende Änderungsmanagement stellt die Beteiligten vor entsprechende Herausforderungen.

Nutzung

Die Erstellung und Pflege der Datenstandards im Bereich der Kernfähigkeiten mit Voraussetzungscharakter (vgl. Abbildung 1) zeigt, wie aufwendig die Integration von SW-Lösungen in föderalen Strukturen sein kann. Die hohe Reichweite dieser Datenstandards – sie werden schliesslich in allen Behördengängen mehr oder weniger intensiv genutzt – fordert alle Beteiligten. Ihre breiten Nutzungsmöglichkeiten führen aber gleichzeitig zu einer enormen Effektivitäts- und Effi zienzsteigerung in der gesamten Behördenlandschaft und der E-Society. Über 3000 Partner bei Bund, Kantonen, Gemeinden und zum Teil auch Unternehmen haben letztes Jahr deutlich über fünf Milli-

Die Erstellung von Datenstandards stellt in der Harmonisierung der föderalen Informationssysteme ein sehr effizientes Mittel dar. Der Prozess über deren Erstellung zur Implementierung scheint zwar verhältnismässig lang, ist aber nachhaltig wohl die günstigste der möglichen Massnahmen zur Umsetzung von E-Government.

Beschreibungssprachen

eCH verwendet, soweit möglich, international anerkannte Standards. Für die Beschreibung von Daten wird in den Standards entweder die Unified Modelling Language (UML)3 oder ein XML-Schema4 verwendet. Dabei wird UML eher für Übersichtsdiagramme verwendet. XML-Schemas werden besonders da verwendet, wo die konkrete Spezifikation von XML-Dokumenten, wie sie an Schnittstellen ausgetauscht werden, das Hauptanliegen ist. Die Best Practice «eCH-0035: Design von XML-Schemas» gibt viele Hinweise zur Gestaltung von XML-Schemas im Kontext von eCH (und darüber hinaus).

Soweit möglich und vorhanden, werden unter http://www.ech. ch/xmlns die zu den Standards zugehörigen XML Schemas versioniert publiziert. Diese bleiben dort, bis ein Standard aufgehoben wird.

onen Transaktionen elektronisch abgewickelt, welche die Datenstandards für den Datenaustausch aktiv einsetzen. Wie in den letzten Jahren zeichnet sich auch 2014 ein weiteres Wachstum um rund eine Million Transaktionen ab. Bei diesen Daten handelt es sich ausschliesslich um die über Sedex abgewickelten Transaktionen.

Alles, was über irgendein User Interface in Anwendungen mit Behördenmitarbeitenden, Bürgerinnen und Bürgern oder Unternehmen ausgetauscht wird, ist hier nicht mitgezählt.

Die bisherigen Bemühungen der Datenstandardisierung stehen alles in allem gesehen erst ganz am Anfang. Die aktuelle Situation der Standardisierung bezogen auf alle Geschäft sfähigkeiten von Behörden zeigt, dass noch sehr viel zu tun bleibt.

1 2

3 4

www.ech.ch.

Sämtliche in diesem Text erwähnten eCH-Dokumente können unter ech.ch gefunden werden. Am einfachsten zugreifbar sind die Dokumente, wenn man im Internet nach ihrem Kürzel «eCH-xxxx» sucht. http://www.omg.org/spec/UML/, auch als ISO-Standard 19505-1:2012 und 19505-2:2012. http://www.w3.org/standards/xml/schema.

44 E-Government Szene Schweiz

Die Drehscheibe für Behördeninformationen: eine behördenübergreifende Lösung Ziel des priorisierten Vorhabens B2.13 «Reference eGovernment» ist es, schweizweit eine zentrale Datendrehscheibe für die Nutzung im Rahmen von E-Government-Vorhaben zur Verfügung zu stellen. Über diese Datendrehscheibe sollen zukünftig strukturierte und standardisierte Informationen von und über Behörden vernetzt werden. Damit wird die Grundlage für die behördenübergreifende, elektronische Zusammenarbeit gelegt und das Finden von Informationen vereinfacht und beschleunigt. Die Effizienz und Produktivität von Verwaltung und Wirtschaft soll so gesteigert werden. B2.13 arbeitet bei der Entwicklung der Datendrehscheibe eng mit Behörden und Anbietern von Behördenlösungen zusammen.

Nadia Zürcher Staatssekretariat für Wirtschaft SECO Projektleiterin E-Gov nadia.zuercher @seco.admin.ch

Das priorisierte Vorhaben B2.13 bildet einen wichtigen Grundstein für ein integriertes E-Government. Mit einer Datendrehscheibe wird das Überwinden von Organisationsgrenzen und föderalen Ebenen ermöglicht. Datenquellen werden mit Datennutzern verknüpft. Damit können aktuelle Informationen über Behörden aller föderalen Stufen und über deren Leistungen mit Informationen über Behördenlösungen und deren Anbieter direkt aus den Datenquellen zusammengeführt und abgefragt werden.

Im Rahmen des Vorhabens werden zusammen mit der dafür notwendigen Infrastruktur bereits zwei Anwendungen realisiert: – ein Meta-Behördenverzeichnis und ein Meta-Behördenleistungsverzeichnis sowie – ein Meta-Behördenlösungsverzeichnis.

Reto Brechbuehl INVERSUM GmbH, Beratung Projektleitung reto.brechbuehl @inversum.ch

Nebst ihrem eigentlichen Nutzen – der Vernetzung und zentralen Bereitstellung der Informationen – dienen diese schweizweiten Metaverzeichnisse auch als erste konkrete Anwendungsbeispiele einer solchen zentralen Datendrehscheibe. Es ist vorgesehen, sie über bereits bestehende und künftige Benutzeranwendungen und Portale zugänglich zu machen. Damit wird es möglich sein, über alle angeschlossenen Behördenverzeichnisse hinweg konkrete Abfragen zu lancieren respektive diese Funktionen in eigene E-Government-Anwendungen einzubinden, zum Beispiel:

– alle Stellen im Kanton Neuenburg, die für die Bewilligung von Firmenleuchtreklamen zuständig sind, herauszufinden; – gesamtschweizerisch Abfragen zu Anwendungen (Behördenlösungen) zu machen, z.B. herauszufinden, welche im Bereich Baubewilligungen bei Gemeinden im Kanton Graubünden eingesetzt werden.

Nutzen der Datendrehscheibe

Die Datendrehscheibe verlinkt Informationen über Behörden aller föderalen Stufen und über deren Leistungen. Sie schafft damit die Voraussetzungen für die «Vernetzte Verwaltung Schweiz» und für umfassende E-Government-Dienste. Sie ermöglicht es – aus den bereits zahlreich vorhandenen Behördenverzeichnissen von Gemeinden, Kantonen und der Bundesverwaltung – automatisiert ein schweizweites Behörden- und -leistungsverzeichnis zu generieren.

Dadurch können diese Behördeninformationen den Nutzerinnen und Nutzern zentral und strukturiert zur Verfügung gestellt werden.

Die Daten werden föderiert statt repliziert, und damit bleibt ihre Bewirtschaft ung vollumfänglich in der Verantwortung und Hoheit der jeweiligen Behörden. Die Flexibilität Letzterer ist jederzeit gewährleistet, sie sind bei der Wahl von Anwendungen nicht eingeschränkt. Einziges Kriterium ist die Unterstützung des entsprechenden eCH-Standards.

Das Meta-Behördenlösungsverzeichnis schafft Transparenz und macht die E-Government-Landschaft in der Schweiz sichtbar, indem die Anbieter von Behördenlösungen und ihre Anwendungen mit den zugehörigen Behördenleistungen verknüpft werden. Damit kann jederzeit festgestellt werden, mittels welcher Anwendung von welchem Behördenlösungsanbieter eine bestimmte Behördenleistung elektronisch verfügbar gemacht wird.

Durch eine einfache Schnittstelle, die in verschiedensten Applikationen und Portalen eingebaut werden kann, soll der Nutzen der Datendrehscheibe raschestmöglich vielen Stellen zugänglich gemacht werden. Im Verbund mit weiteren Komponenten wird der Nutzen vergrössert. So ist beispielsweise die Anbindung der Datendrehscheibe an das Projekt B1.14 «E-Government-Landkarte Schweiz» geplant.

Notwendige Standardisierung

Die Verknüpfung existierender und zukünft iger Behördenverzeichnisse ist nur über den Weg der Standardisierung möglich. Die Datendrehscheibe orientiert sich deshalb für die Informationsarchitektur im Wesentlichen am Informationsmodell zur Geschäft sabwicklung der «Vernetzten Verwaltung Schweiz» (eCH-Standard eCH-0177: noch im Genehmigungsprozess). Dieses Informationsmodell wurde ebenfalls im Rahmen von B2.13 erarbeitet und anhand diverser Anwendungsfälle verifi ziert. B2.13 wird zudem die zusätzlich notwendige eCH-Standardisierung für die konkrete Beschreibung der Leistungserbringer (Behörden), der Leistungen sowie der verwendeten Behördenlösungen initiieren und begleiten.

45 E-Government-Szene E-Government Szene Schweiz

Der im Rahmen dieses Proof of Concept implementierte Linked-Government-Data-Ansatz erwies sich als gute Ausgangslage für die künft ige Lösung. Das Datenmodell basiert auf offenen Schemas (zukünft ig den eCH-Standards entsprechend) und kann relativ einfach und unkompliziert erweitert werden. Die Anpassung und Erweiterung von Datenschemas ist im Gegensatz zu herkömmlichen Technologien bedeutend einfacher und flexibler.

Technisch bestehen Möglichkeiten der Integration eines Identity- und Accessmanagements (IAM), womit die Datendrehscheibe auch nicht öffentliche (geschützte) Daten verlinken könnte. Eine solche Integration kann auf Applikationsebene gelöst werden. Entsprechende Abklärungen erfolgen in Abstimmung mit dem priorisierten Vorhaben B2.06 «IAM».

Vereinfachte Darstellung der Beziehungen zwischen den Informationsobjekten

Proof of Concept

Innerhalb der Konzeptphase konnte im Februar 2014 ein Proof of Concept (PoC) erfolgreich abgeschlossen werden. Mit dem PoC konnten die folgenden Punkte geklärt werden: – – – –

Die an den PoC gestellten technischen und funktionalen Anforderungen wurden erfüllt. Auch die Resonanz bei diversen Anbietern von Behördenlösungen war äusserst positiv. Ausserdem wurden diverse Erkenntnisse zur künft igen Ausgestaltung der Architektur, des Systemaufbaus und der Organisation der Datendrehscheibe gewonnen.

die technische Architektur des Linked-Government-Data-Ansatzes die einfache Anbindung von Datennutzern sowie Datenlieferanten der Einsatz von standardisierten Datenschemas die Einbindung weiterer Datenquellen mittels Verlinkung

Konkret wurden als Datenlieferanten drei Systeme von unterschiedlichen Behördenlösungsanbietern eingebunden und als Datennutzer die E-Government-Landkarte Schweiz (B1.14). Zudem konnte ein Viertsystem vom Bundesamt für Statistik (BFS) als weitere Datenquelle von Behördeninformationen eingebunden werden.

Aktueller Stand und Ausblick B2.13 Das Projekt befindet sich aktuell in der Konzeptphase. Das Geschäft smodell und das Lösungskonzept wurden im April 2014 mithilfe der gewonnenen Erkenntnisse aus dem PoC finalisiert.

Ab 2015 soll das Lösungskonzept umgesetzt werden.

Die Projektleitung hat im Mai 2014 eine Umfrage bei den Anbietern von Behördenlösungen lanciert. Diese soll aufzeigen, ob es Anbieter gibt, die Teilbereiche des Lösungskonzepts B2.13 umgesetzt haben respektive bereits LOD-Lösungen in ähnlichem Umfang einsetzen. Ein Kurzbericht über die Ergebnisse dieser Umfrage wird Ende Sommer 2014 auf der Website von B2.13 publiziert unter http://www.egovernment.ch/b213/.

Der Abschluss des Projekts ist für Ende 2015 geplant, das heisst in der aktuellen Legislaturperiode.

Lösungskonzept und PoC-Anwendungen (rot eingefärbter Bereich)

46 E-Government-Szene Schweiz

Ausbreitung von E-Government in der Schweiz: eine Übersicht Die Geschäftsstelle E-Government Schweiz hat am 5. Mai 2014 die Pilotversion der E-Government-Landkarte Schweiz lanciert. Diese bietet Angaben zu den Onlinedienstleistungen der Behörden sowie Informationen zu den dahinterstehenden technischen Lösungen, den IKT-Anbietern und den empfohlenen eCH-Standards.

Die Webanwendung schafft einen Überblick über die Ausbreitung von E-Government-Angeboten in 25 Kantonen und inzwischen 312 Gemeinden.

Wo steht die Schweiz im E-Government?

Welche E-Government-Dienstleistungen bietet die öffentliche Verwaltung ihrer Bevölkerung und den ansässigen Unternehmen? Um diese Fragen zu beantworten, hat die Geschäft sstelle E-Government Schweiz im Auft rag des Steuerungsausschusses 2012 Anna Faoro das priorisierte Vorhaben «E-GovernGeschäft sstelle ment-Landkarte Schweiz» lanciert. Im verE-Government Schweiz gangenen Jahr wurde im Rahmen dieses Kommunikationsverantwortliche Vorhabens eine Onlinelandkarte konzipiert, anna.faoro@isb.admin.ch auf der die Schweizer E-Government-Landschaft aus verschiedenen Blickwinkeln erforscht werden kann. Seit Anfang Mai 2014 ist die Pilotversion der E-Government-Landkarte online. Informationen zu 25 Kantonen und 312 Gemeinden sind über eine einfache Indexsuche abrufbar.

Damit konnten seit der Lancierung Anfang Mai bis bitte Juni bereits ein Kanton und 130 neue Gemeinden für die Präsenz auf der E-Government-Landkarte gewonnen werden.

Recherchieren auf der E-Government-Landkarte Schweiz

Auf der E-Government-Landkarte Schweiz werden in erster Linie Informationen angeboten, die für die E-Government-Verantwortlichen bei der Einführung von neuen Onlinedienstleistungen wichtig sind.

Die Daten stehen in vier Dimensionen zur Verfügung: Es finden sich Informationen betreffend die Behördenleistungen, die empfohlenen eCH-Standards, die umgesetzten technischen Lösungen sowie die am Markt tätigen IKT-Anbieter. Zudem bietet die E-Government-Landkarte einen geografischen Überblick über die Gemeinden und Kantone, die eine E-Government-Leistung umgesetzt haben. Die Rechercheergebnisse lassen sich in Listenform oder als geografische Karte anzeigen.

Transparenz dank der E-Government-Landkarte Schweiz

Für den Fortschritt von E-Government ist gerade in der föderalistischen Schweiz Transparenz wichtig: Sind Informationen über

Abbildung 1: Geografische Übersicht: schweizweite Umsetzung einer E-Government-Leistung

technische Lösungen, über die Anbieter und über die bereits umgesetzten Onlineleistungen einfach verfügbar, können sich praktikable Lösungen vermehrt durchsetzen. Die E-Government-Landkarte fördert den Austausch zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren und reduziert Mehrfachentwicklungen.

Zudem bietet sie interessierten Kreisen wie der Forschung, den Medien und der Bevölkerung einen Überblick über die heutige E-Government-Landschaft.

Die Datenbasis: heute und in Zukunft

Die Daten, die in der E-Government-Landkarte zur Verfügung stehen, stammen einerseits aus bereits bestehenden Datenregistern, andererseits wurde im Rahmen des priorisierten Vorhabens «E-Government-Landkarte Schweiz» 2013 bei IKT-Anbietern von Behördenlösungen sowie bei Bund, Kantonen und einer Stichprobe von 300 Gemeinden eine Initialerhebung zum bestehenden E-Government-Angebot durchgeführt. Dabei wurden 39 der 880 Behördenleistungen des Behördenleistungsinventars (eCH0070) abgefragt.

Die aus der Umfrage resultierenden Angaben aus 25 Kantonen und 312 Gemeinden bilden heute (Stand Juni) die Datenbasis der E-Government-Landkarte Schweiz. Zum E-Government-Angebot auf Stufe Bundesverwaltung sind in der Pilotversion noch keine Angaben vorhanden.

Evaluation der Pilotversion bis Anfang 2015

Bis Anfang 2015 dauert die Pilotphase der E-Government-Landkarte. Gemeinden und Kantone, die noch nicht abgebildet sind, können sich in dieser Zeit registrieren. Bis Anfang 2015 wird die Webanwendung evaluiert. Anregungen und Verbesserungsvorschläge können direkt online angebracht werden. Im Vollausbau soll die E-Government-Landkarte Informationen zu allen Behördenleistungen anbieten und bezüglich Umsetzungsstand einen Überblick über die Online-Dienstleistungen aller Kantone, Gemeinden und der Bundesverwaltung ermöglichen.

Abbildung 2: Geografische Übersicht: Ausbreitung von E-Government-Leistungen auf Gemeindeebene

Abbildung 3: Listeninformation: allgemeine Informationen über eine E-Government-Dienstleistung (Umsetzungsorte, empfohlene Standards, bestehende technische Lösungen, assoziiertes E-Government-Vorhaben)

47 Forschung/Analyse

Information Governance – Informationslandschaften nachhaltig gestalten Die Verarbeitung von Information war schon immer eine Kernaufgabe der öffentlichen Verwaltung. Beispiele hierfür sind das Führen von Einwohnerregistern, das Erheben von Steuern oder der Austausch sicherheitspolizeilicher Information. Durch die Vernetzung von Daten und Diensten im E-Government sehen sich die Behörden heute jedoch vor neue Herausforderungen gestellt. Denn die zunehmende Automatisierung beim Austausch und bei der Verarbeitung von Information birgt nebst Potenzial auch Gefahren. Die föderierte Struktur und die hohe Autonomie der Beteiligten machen eine sorgsame behördenübergreifende Steuerung und Regelung des Umgangs mit Information unabdingbar.

Fedor Ruckenbrod IT Consultant AdNovum Informatik AG fedor.ruckenbrod @adnovum.ch

Auf verschiedenen Ebenen der öffentlichen Verwaltung sind unter dem Stichwort E-Government zurzeit beachtliche Anstrengungen zur Schaff ung neuer Dienstleistungen und zur Optimierung der zwischenbehördlichen Zusammenarbeit im Gange.

Diese werden vorangetrieben durch neue technische Möglichkeiten und die wachsenden Bedürfnisse von Bürgern, Unternehmen und Behörden. Die Vielzahl der involvierten Parteien mit oft gegensätzlichen Interessen stellt Auft raggeber, Betreiber und Lieferanten vor grosse Herausforderungen: Wie wird in einer vernetzten Informationslandschaft sichergestellt, dass die öffentliche Verwaltung langfristig den Überblick behält und sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren kann?

Bei der Bereitstellung von E-Government-Dienstleistungen entstehen Systeme, die oft mehrere Verwaltungen umspannen. Da keine behördenübergreifenden Vorgaben vorliegen, werden sie mit Blick auf projektspezifische Ziele entworfen. Das ist aus Sicht des individuellen Projekts effi zient, erschwert oder verunmöglicht jedoch unter Umständen eine nachhaltige Gestaltung und Nutzung der Informationslandschaft.

Dabei werden der Wert und das Potenzial einer vernetzten Nutzung von Information durch die technologischen («Big Data») und gesellschaft spolitischen («NSA») Entwicklungen der jüngsten Zeit in aller Deutlichkeit sichtbar. Bei den Schweizer Behörden hat sich nach dem Fichenskandal 1989 bereits ein sensibler Umgang mit Information etabliert. Doch sollten die Prozesse regelmässig überprüft werden, um aktuellen Entwicklungen Rechnung tragen zu können. Dabei kann mit dem Aufstellen von Regeln auch gezielt Freiraum für Innovation geschaffen werden.

Information Governance steuert und kontrolliert den Umgang mit Information und hilft dadurch, Risiken früh zu erkennen und zu minimieren, neue Dienstleistungen schnell bereitzustellen und bestehende Angebote zu optimieren. Dabei genügt es nicht, den Umgang mit Information auf der Ebene einzelner Behörden oder Organisationen zu regeln. Gefragt sind eine bereichsübergreifende Governance sowie ein enges Zusammenspiel mit der IT-Strategie und -Architektur.

Information Governance ist nur zweitrangig ein klassisches IT-Thema. Auch wenn der Transport und die Speicherung der Daten in der IT angesiedelt sind, entwickelt Information ihren eigentlichen Wert erst bei der Nutzung durch die Fachabteilungen. Bestrebungen zur Einführung einer Information Governance werden daher oft von Fachvertretern angestossen und sollten auch aus dem Kontext der Nutzung der Daten heraus vorangetrieben werden. Die beschlossenen Massnahmen können dennoch IT-Projekte sein, wie etwa die Definition von Architekturvorgaben für die Informationssysteme, die Konsolidierung von Applikationen oder die Einführung eines Enterprise Content Management (ECM).

Inhaltliche Einheitlichkeit und Konsistenz

Ein wichtiges Thema bei der Umsetzung föderierter E-Government-Systeme ist die Frage nach der Konsistenz und der semantischen Eindeutigkeit von Informationen. Ohne Eindeutigkeit kann kein effi zienter Informationsaustausch stattfinden. So muss zum Beispiel sichergestellt werden, dass beim Selfservice die Zuordnung eines Bürgers zu seinen Registerdatensätzen fehlerfrei und vollständig ist. Bei wenigen involvierten Parteien mögen bilaterale Abmachungen genügen. Doch wie sieht es bei mehreren Dutzend Stakeholdern aus? Hier kann Eindeutigkeit nur über ein integriertes Access Management und mithilfe von Vorgaben an die in den Registern geführten Informationen erreicht werden. Voraussetzung für den Erfolg sind das Wissen darum, wo überall sich Informationen befinden, sowie eine nachhaltige Gestaltung der Informationslandschaft , zum Beispiel durch Anwendung der bewährten eCH-Standards. Ebenfalls zentral sind ein Master Data Management und ein übergreifendes Businessglossar mit Meta- und Referenzdaten.

Datenqualität

Auch die Datenqualität ist für die öffentliche Verwaltung seit dem Aufkommen der elektronischen Datenverarbeitung ein brennendes Thema. Oft ist zum Beispiel nicht klar, wer die Verantwortung für die Sicherstellung der Qualität trägt. Gehören die Informationen der IT, weil diese die technischen Mittel zur Datenspeicherung zur Verfügung stellt? Oder gehören die Daten einem der involvierten Fachbereiche und wenn ja, welchem? Weiter sind bezüglich des Lifecycle von Informationen, die über mehrere Informationssysteme verteilt sind, verschiedene Fragen zu klären. Wer erfasst, speichert und löscht die Informationen? Wie wird dies bereichsübergreifend gehandhabt? Hier müssen die informationszentrierten Prozesse im Hinblick auf den Lifecycle analysiert und allenfalls

48 Forschung/Analyse

Verbesserungen organisatorischer wie auch technischer Natur vorgenommen werden. Denn eine mangelhafte Datenqualität führt letztlich dazu, dass die Verlässlichkeit der Informationen infrage gestellt ist und das Anbieten neuer Dienste und Funktionen gar nicht erst in Betracht gezogen werden kann.

Schützenswerte Daten in föderierten Systemen

Eine weitere Herausforderung ist die Behandlung schützenswerter Daten in föderierten Systemen. Wie wird zum Beispiel sichergestellt, dass die Datensätze von VIP nicht nur im Quellsystem, sondern auch in allen nachgeschalteten Systemen richtig behandelt werden? Wie sieht es mit Informationen aus, die aus solchen Datensätzen abgeleitet werden, oder mit Audit- und Authentisierungsinformationen?

Solche Fragen kann nur eine übergeordnete Stelle beantworten, die für alle Stakeholder verbindliche Vorgaben formulieren, durchsetzen und kontrollieren kann. Zu entscheiden ist jeweils auch, wie die Kontrolle zu funktionieren hat. Reicht die Unterschrift einer Erklärung? Oder sind halbjährliche Audits der sekundären Systeme notwendig? Im Bankenumfeld tritt ab 2015 die von der FINMA aufgestellte Regelung zum besonderen Schutz von Customer Identifying Data (CID) in Kraft. Vergleichbare Regelungen werden auch für andere Branchen und Anwendungsfälle notwendig sein.

Information Governance (IG) Information Governance befasst sich mit der organisationsübergreifenden Steuerung des Umgangs mit Information. Im Rahmen eines IG-Programms werden Regeln und Zuständigkeiten definiert und Kontrollmechanismen ausgearbeitet, um Information anspruchsgerecht zu verwalten und für die automatisierte Nutzung zu erschliessen. Die konkreten Massnahmen sind kontextspezifisch und können eine Vielzahl von Disziplinen in Business, IT und Organisation einschliessen. IG bedarf zwingend einer breiten Unterstützung durch die Entscheidungsträger. Denn nur als Teil einer langfristigen Strategie kann Information Governance kosteneffizient einen behördenübergreifenden Umgang mit Information ermöglichen.

Ausgangssituation analysieren • Bestehende Massnahmen katalogisieren • Maturity-Assessment durchführen • Anforderungen an IG festhalten

Organisationsübergreifend verbindlicher Rahmen

Das Zusammenwachsen herkömmlicher Informationssysteme zu föderierten Systemen bedingt organisationsübergreifend verbindliche Regeln für den Umgang mit Information. Eine solche Aufgabe kann nur von Organen wie Bundes- oder Kantonsverwaltungen wahrgenommen werden. Die eCH-Standards weisen hier in die richtige Richtung und sollten eng eingebunden werden. Bund und Kantone sind zudem aufgerufen, weitere Vorgaben nicht nur für den Umgang mit Information (IG), sondern auch für Identity und Access Governance (IAG) aufzustellen und dabei den Mittelweg zwischen Regulierung und gesundem Pragmatismus zu finden.

• Vision und Ziele übergreifend aufstellen • Umfang definieren und abgrenzen • Rückhalt und Unterstützung einholen

Governance etablieren

Feedback

Um ein solch komplexes Vorhaben erfolgreich umzusetzen, empfiehlt sich der Einsatz eines strukturierten Vorgehens (siehe Abb. 1).

Entscheidende Faktoren sind weiter ein breiter Rückhalt bei den Entscheidungsträgern und der Einbezug aller beteiligten Parteien.

Um den Überblick zu behalten, empfiehlt es sich, den Fokus zunächst auf das Verständnis des Gesamtkontexts zu legen («mile wide, inch deep») und sich erst in einem zweiten Schritt in identifizierte Hot Topics zu vertiefen. Ebenso wichtig ist es, immer das eigentliche Ziel im Auge zu behalten: Information Governance soll eine nachhaltig effiziente und sichere Nutzung von Information im E-Govern­ ment ermöglichen.

Strategie definieren

• Stakeholder identifizieren und motivieren • Entscheidungsprozesse definieren • Feedbackmechanismen festlegen

Massnahmen planen • Abhängigkeiten und Anforderungen klären • Für Änderungen motivieren • Commitment der Stakeholder einholen

Massnahmen umsetzen • Regeln und Vorgaben aufstellen • Projekte (IT, Prozesse, …) umsetzen • Kontrollmechanismen implementieren

Erfolg messen • Erfolg des IG-Programms messen • Feedback einholen • Vorgehen verbessern

Abbildung 1: Kernaktivitäten eines Information-Governance-Programms

49 Forschung/Analyse

Open Government ist eine Investition in die Zukunft Die vorliegende Arbeit widmet sich den Zielsetzungen, Merkmalen und Vorgehensweisen bei Open-Government-Umsetzungen und gibt Handlungsempfehlungen für Verwaltungsorganisationen ab.

Der Begriff Open Government für «offenes Regierungshandeln» hat sich weltweit und auch im deutschsprachigen Raum durchgesetzt. Er wird als Sammelbegriff für eine ganze Reihe unterschiedlicher Konzepte und Visionen verwendet, die sich mit bestimmten Facetten einer Öffnung von Staat und Verwaltung auseinandersetzen. Die vorliegende Arbeit widmet sich den Zielsetzungen, Merkmalen und Vorgehensweisen bei Open Government-Umsetzungen und gibt Handlungsempfehlungen für Verwaltungsorganisationen ab.

Perspektiven von Open Government

Der Begriff Open Government für «offenes Regierungshandeln» hat sich weltweit und auch im deutschsprachigen Raum durchgesetzt. Er wird als Sammelbegriff für eine ganze Reihe unterschiedlicher Konzepte und Visionen verwendet, die sich mit bestimmten Facetten einer Öff nung von Staat Brigitte Lutz Magistratsdirektion der und Verwaltung auseinandersetzen. Zu den Stadt Wien Aspekten von Open Government zählen Koordinatorin des Open-GovernmentÜberlegungen zu verstärkter Transparenz, Kompetenzzentrums Partizipation und Kollaboration, der Ansatz der Stadt Wien offener Innovationen, die Öff nung der GeSprecherin der Cooperation OGD Österreich sellschaft, die offene Gesellschaft, Überlebrigitte.lutz@wien.gv.at gungen zu freien Daten sowie offene Standards, offene Schnittstellen, quelloffene Soft ware und offene Kommunikationssysteme bis hin zu Open Commons.1 Für die vorliegende Arbeit wird der Fokus auf die Vorgehensweise bei der Umsetzung (Implementation), auf die beteiligten Personengruppen (Community) und auf die rückblickende prüfende Betrachtung (Reflexion) von Open Government-Vorhaben gerichtet.

Implementation – die Vorgehensweise bei der Umsetzung Politisches Commitment Das politische Commitment ist Voraussetzung für die Festlegung einer Strategie mit Anweisungscharakter und Meilensteinen für den Ausbau und ist somit ein Erfolgsfaktor.

Ein umfassendes nationales Commitment, wie es in den USA durch die Open Government Directive samt konkreten Vorgaben und einer Begleitung der Umsetzung gegeben ist, ermöglicht umfassende Lösungen.

Im Gegensatz dazu geben die europäischen Richtlinien, beispielsweise für PSI und INSPIRE, lediglich einen Rahmen vor, der innerhalb einer nationalen Gesetzgebung umzusetzen ist. Danach folgt erst die konkrete Umsetzung durch die Stellen der Verwaltung, und diese dauert entsprechend lange. Thematisch wird es mittel- bis langfristig eine Verschmelzung der sich überschneidenden Themen OGD, PSI und INSPIRE sowie der Informationsfreiheitsgesetze geben.

Die Open-Government-Umsetzungen der USA und ihre umfassenden Ergebnisse sind auf die Open Government Directive des Weissen Hauses samt deren konkreten Zielsetzungen und Vorgaben zurückzuführen. In den USA gibt es ein deutliches nationales Bekenntnis zu Open Government. Zusätzlich haben sich die USA durch den Beitritt zur Open Government Partnership zu einem transparenten Aktionsplan verpflichtet.

Strategie Beim Vergleich von Open-Government-Strategien verschiedener Städte und Länder ist bemerkbar, dass ihr Schwerpunkt sie voneinander unterscheidet. Während er in manchen Städten auf der Partizipation liegt, um öffentliches Engagement zu erhöhen, versuchen andere, die Chancen zu ergreifen, die Open Government Data für die Entwicklung von neuen Produkten und Dienstleistungen bieten soll. Meist wird dabei jedoch die Reihenfolge eingehalten, wie im Vorgehensmodell 2 empfohlen: zuerst Erhöhung der Transparenz durch Offenlegung von Daten und danach Partizipation durch die Bürgerinnen und Bürger.

Die proaktive Veröffentlichung von Daten kann als Vorbereitung für den Kulturwandel in der Verwaltung bezeichnet werden, um die Stellen für gesetzliche Verpflichtungen zu rüsten. Die Ausnutzung der vorhandenen Datenangebote, die beispielsweise auf der Website der betreffenden Organisation bereits publiziert sind, erleichtert dies.

Stakeholder Eine wichtige Rolle spielen die Stakeholder aus der Politik, zum Beispiel Gemeinderätinnen und Gemeinderäte sowie Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Auch die Beteiligung des Topmanagements in der Verwaltung wie Magistratsdirektorinnen und -direktoren oder Amtsleiterinnen und -leiter ist hilfreich für die Umsetzung.

Es ist empfehlenswert, eine Open-Government-Kompetenzgruppe aus folgenden Fachbereichen zusammenzusetzen: Statistik, IKT, Vermessung, Geodaten, Recht (für Haft ungsfragen und zum Datenschutz) und Öffentlichkeitsarbeit. Bei der Implementation ist eine breite Verteilung der Beteiligten über die gesamte Organisation wünschenswert.

Community – die beteiligten Personengruppen

Der Begriff Community wird auch bei Open-Government-Initiativen oft als Zielgruppe der Aktivitäten genannt. Eine Community definiert sich durch die Identifikation von Personen mit anderen und durch ihre emotionale Verbindung aufgrund von gemeinsamen Systemen, Werten und Normen sowie Bedürfnissen: «Community as a unit of identity is defined by a sense of identification with and emotional connection to others through common symbol systems, values and norms; shared interests; and commitments to meeting mutual needs. Communities of identity may be geographically bounded (people in a particular physical neighbourhood may form such a community, for example) or geographically dispersed but sharing a common identity or sense of common interests.»3 Bei einer Community spielt also nicht der Ort die zentrale Rolle, sondern das inhaltliche Konzept in Bezug auf die Identität oder die gemeinsamen Interessen.

50 Forschung/Analyse

Zielgruppen Die potenziellen Zielgruppen einer Open-Government-Umsetzung bestimmen die strategische Zielsetzung der Initiative. Dies zeigt das Beispiel Stuttgarts, wo die Partizipation im Fokus steht, weil die Zielgruppe für die Nutzung von Open Government Data nicht vorhanden ist.4 Aktive Kommunikation mit der Community Wenn das kreative Potenzial und das Innovationspotenzial der Community sehr früh mit einbezogen werden, dann tritt eine Verstärkung und Beschleunigung der Effekte ein. Eine große Anzahl von Anwendungen zeichnet diese beispielsweise aus. Die aktive Kommunikation kann auf verschiedene Arten geschehen. Sowohl direkte persönliche Kontakte wie Treffen von Entwicklerinnen und Entwicklern oder OGD-Stammtische zum Informationsaustausch als auch die Nutzung der sozialen Medien und aller Kanäle unter Einbeziehung der Öffentlichkeitsarbeit gehören dazu. Dies trägt auch zur Qualitätssicherung der Daten bei – eine Win-win-Situa­tion für beide Seiten.

Kooperationen Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft, Recht und Informatik verbindet Wissen und Interessen. Die Erfahrungen anderer Städte und Länder mit E-Government- und Open Government-Lösungen können herangezogen werden. In Österreich hat man zur Umsetzung von Open Government Data die Cooperation OGD Österreich gegründet. Der Kontakt zur Kooperation und die Zusammenarbeit wurden auch staatenübergreifend initiiert, um Synergien zu nutzen, beispielsweise im Raum D-A-CH-LI.

Reflexion – die rückblickende prüfende Betrachtung Skills der Stakeholder Die wichtigsten Fähigkeiten der im Projekt involvierten Personen sind Begeisterung für das Thema, Innovationsfreude, Erfahrungen im Umgang mit der Community, analytisches Denken, Ideen für Lösungen und Anwendungsgebiete, Methodenwissen, Kreativität und ein Gefühl für Bedienerfreundlichkeit. Das Thema Open Government ist in der Aus- und Weiterbildung derzeit noch vollständiges Neuland, Grundlagen in Verwaltungsakademien und Verwaltungshochschulen müssen erst geschaffen werden. Die nationale und internationale Zusammenarbeit in der Ausbildung wäre durchaus möglich.

Evaluierung Eine Betrachtung von aussen kann entweder im Rahmen von Studien oder anhand von Selbstbewertungen erfolgen, die an die jeweilige Organisation angepasst sind. Bewertungsschemata, Indikatoren und Kennzahlen sind aussagekräftig, wenn sie an die Strategien angepasst sind.

Erfolge Als Erfolge anzuführen sind das Vorhandensein eines politischen Commitments, die Verbesserung des Images der Verwaltung, ein erkennbarer Nutzen für Wirtschaft und Bürgerinnen und Bürger sowie gelungene staatenübergreifende Abstimmungen.

Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken

Es können Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken von Open-Government-Umsetzungen identifiziert werden, die nach

ihrer Wichtigkeit und Wahrscheinlichkeit gewichtet und tabellarisch aufgelistet werden sollten.

Geeignete Massnahmen, um die Stärken auszubauen und Schwächen zu mindern oder ganz zu beseitigen, die Chancen zu nützen und die Risiken zu vermeiden, sind beispielsweise: das Open-Government-Gedankengut in der Verwaltungsorganisation verankern, die Community identifizieren, kennenlernen, aktivieren und mit ihr kooperieren, Interesse und Begeisterung durch Informationen und Weiterbildung wecken.

Die Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Risiken (Threats) werden nach ihrer Bedeutung gewichtet in einer SWOT-Analyse dargestellt.

SWOT-Analyse von Open-Government-Umsetzungen

Verbesserungspotenzial

Durch geeignete Massnahmen in den vier Bereichen, in denen das höchste Verbesserungspotenzial ermittelt wurde, können gleichzeitig auch die angeführten negativen Auswirkungen minimiert bzw. verhindert werden.

Hohes Verbesserungspotenzial bei Open-Government-Umsetzungen ist in folgenden Bereichen zu erzielen: Aus- und Weiterbildung Um durch die Öffnung der Verwaltung eine breitere Wirkung zu erzielen, werden entsprechende Angebote zur Aus- und Weiterbildung benötigt. Ein Bericht der OECD weist durch konkrete Fragen nach dem Bildungsangebot und nach Anreizen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darauf hin.

Derzeit werden die Open-Government-Initiativen meist als Bottom-up-Projekte auf Basis von Best Practices und Wissensnetzwerken abgewickelt. Das Wissen um Open Government ist noch auf wenige Stellen in der Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft beschränkt. Bei den untersuchten Open-Government-Umsetzungen in den deutschsprachigen Städten sind hauptsächlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen IT, Statistik und Geodateninfrastruktur bzw. Stadtvermessung und Öffentlichkeitsarbeit involviert, die sich vorwiegend im Rahmen der Umsetzungsprojekte informieren und weiterbilden. Datenliefernde Stellen und Abteilungen mit Prozessen, an denen die Öffentlichkeit partizipieren soll, sind jedoch in allen Bereichen von Verwaltungsorganisationen zu finden. Um in den diversen Verwaltungsstellen und in der Wirtschaft professionell und zielgerichtet auf das Thema aufmerksam zu machen, braucht es ein entsprechendes Bildungsangebot. Informierte Stakeholder und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Treiber für gelungene Umsetzungen. Daher müssen Informationen und Wissen über Open Government durch Aus- und Weiterbildung verbreitet werden.

51 Forschung/Analyse

Zielgruppe und Community Ohne eine Community und deren Einbindung gibt es keine gelungene Open-Government-Umsetzung. Die Aufbietung aller Kommunikationskanäle sichert gute Kontakte mit Interessierten sowie die Nutzung des Angebots der Verwaltung. Ganz am Anfang der Umsetzung ist deshalb die Frage nach der Zusammensetzung der lokalen Community zu stellen: Wer ist Zielgruppe der Aktivitäten?

Gibt es überhaupt eine Nachfrage nach Open Government Data? Wie ist die lokale Wirtschaft strukturiert? Gibt es kleine Unternehmen oder Start-ups? Gibt es lokale Bildungs- und Forschungseinrichtungen? Wo liegt der Fokus der Beteiligung?

Als methodisches Vorgehen bietet sich die in der Studie Open Government Data Deutschland beschriebene Zielgruppenanalyse an, die aus der Identifikation der potenziellen Zielgruppen und der Analyse der Chancen und Risiken bzw. Potenziale und Herausforderungen durch Open Government Data für die Zielgruppen besteht.

Entlang des Lebenszyklus von Informationen des öffentlichen Sektors sind verschiedene Bereitstellerinnen und Bereitsteller, Verwerterinnen und Verwerter sowie Konsumentinnen und Konsumenten von Daten identifizierbar, die in Anlehnung an die klassischen Bereiche der Gesellschaft zu folgenden Zielgruppen zusammengefasst wurden: –– Bürgerinnen und Bürger (BÜ) als Akteurinnen und Akteure in Privatheit und Familie –– Politik (POL) und Verwaltung (ÖV) als Akteurinnen in öffentlichen Stellen des Staates –– Wirtschaft (WIR) als Akteurin des Marktes –– Zivilgesellschaft (ZIV) als Akteurin des öffentlichen Bereichs –– Zusätzlich wird aus Erfahrung die Gruppe der Expertinnen und Experten (EXP) hinzugefügt, das sind Entwicklerinnen und Entwickler, sogenannte Data Geeks, Data Professionals und Crowds Als Querschnittsgruppen wurden identifiziert: –– Bildungssystem (BI) als Gewährleister von Bildung für die Mitglieder einer Gesellschaft –– Medien (MED) als Garanten des öffentlichen Raums sowie als Kontrolleure des staatlichen und wirtschaftlichen Bereichs, auch Journalistinnen und Journalisten –– Wissenschaft (WIS) als Triebfeder gesellschaftlichen Fortschritts durch Wissensproduktion und Hochschulausbildung Vorgehensmodelle und Umsetzungspläne nutzen Umsetzungen können durch Nutzung von bewährten Vorgehensmodellen beschleunigt und zielgerichtet vorgenommen werden.

Schwächen wie unklare Verantwortlichkeiten können auf diese Weise vermieden werden.

Kooperationen Durch Kooperationen können gemeinsame Entwicklungen stattfinden sowie Erfahrungen und Lessons Learned ausgetauscht werden. Und sie ermöglichen es, auf bewährte Modelle zurückzugreifen.

Dies minimiert Risiken, beispielsweise unklare Rahmenbedingungen oder restriktive Nutzungsbedingungen.

Der Effekt kann auch durch die folgende Formel dargestellt werden:

Open Government + Kooperation + offene Lösungen = Innovation

Kooperation

Open ­Government

Teilen und Nutzen

Offene Lösungen

Innovation

Kooperationskreislauf: Innovation durch Open Government

Ein wesentliches Ergebnis der Analyse ist, dass es sich bei Open Government nicht um ein Projekt handelt, sondern um ein Prinzip, an dem sich Prozesse ausrichten. Die spezifischen Kontexte, Bedingungen und Realitäten in einem Staat, in einer Region oder in einer Stadt bestimmen das Tempo, die Form, die Sequenzierung und die Prioritäten für jede Implementierung. Folgende konkrete Handlungsempfehlungen für Open-Government-Umsetzungen wurden abgeleitet: –– Ausbildungsangebot für alle Stakeholder anbieten –– Zielgruppenanalyse ex ante vornehmen –– Umsetzungsschritte an die Community anpassen –– Vorteile von Kooperationen nutzen Erfolgreiche Open-Government-Umsetzungen sind die Basis für Innovation und stellen somit eine Investition in die Zukunft dar!

1

Vgl. Lucke, Jörn von/Geiger, Christian: Open Government Data. Frei verfügbare Daten des öffentlichen Sektors, 2010, S. 13.

2 Vgl. Krabina, Bernhard/Prorok, Thomas/Lutz, Brigitte: Open Government Vorgehensmodell, 2012, S. 8.

3 Vgl. Israel, Barbara: Methods in Community-based Participatory Research for Health. 2005, S. 7.

4 Vgl. Interview mit Johann Herzberg, M.A. Quellen

––Israel, Barbara et al.: Methods in Community-based Participatory Research for Health. Jossey Bass, San Francisco, 2005.

––Klessmann, Jens et al.: Open Government Data Deutschland. Eine Studie zu Open Government in Deutschland im Auftrag des Bundesministerium des Innern. Bundesministerium des Innern, 2012.

––www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Themen/OED_Verwaltung/ModerneVerwaltung/opengovernment.pdf. Zugriff: 3. Dezember 2013.

––Krabina, Bernhard/Prorok, Thomas/Lutz, Brigitte: Open Government Implementation Model. KDZ – Centre for Public Administration Research, Wien, 2012. www.kdz.eu/en/open-government-implementation-model. Zugriff: 3. Dezember 2013.

––Kubicek, Herbert/Lippa, Barbara/Koop, Alexander: Erfolgreich beteiligt? Nutzen und Erfolgsfaktoren internetgestützter Bürgerbeteiligung. Eine empirische Analyse von 12 Fallbeispielen. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, 2011.

––Mitterhuber, Renate: Effizienter Staat. Verwaltungskongress für Deutschland, Österreich und die Schweiz. OGD D-A-CH-LI-Forum II: Open Data und Verwaltungskultur. www.effizienterstaat.eu/Kongress/Foren/. Zugriff: 3. Dezember 2013.

––School of Data Austria. schoolofdata.at/. Zugriff: 3. Dezember 2013.

––Schneider, Dieter J. G.: Einführung in das Technologie-Marketing. Oldenbourg, München, 2002.

––Ubaldi, Barbara: Open Government Data. Towards Empirical Analysis of Open Government Data Initiatives. OECD Working Papers on Public Governance, No. 22. OECD, 2013. http://dx.doi.org/10.1787/5k46bj4f03s7-en. Zugriff: 3. Dezember 2013.

52 Forschung/Analyse

Open Government Data für barrierefreie Anwendungen am Beispiel einer App für Blinde Behörden stellen Daten zur Sekundärnutzung als Public Sector Information zur Verfügung, (barrierefreie) Anwendungen können diese nutzen und so einen Mehrwert schaffen. In diesem Beitrag stehen Anforderungen an die Bedienbarkeit einer Blinden-App zur Orientierung in Städten wie auch Anforderungen an die Daten im Fokus. Neben den weitverbreiteten Points of Information werden Points of Orientation und eine unterstützende Architektur diskutiert, die als Open Government Data oder im Crowd-basierten Ansatz zur Nutzung bereitstehen. Im Rahmen eines Verbundprojektes ist die Umsetzung einer funktionstüchtigen App unter Verwendung einer nachhaltigen Datenplattform geplant.

Prof. Dr. Eduard Klein E-Government-Institut Forschungsfeldleiter Linked and Open Data eduard.klein@bfh.ch

Behörden erheben, sammeln, produzieren und verwenden Daten aller Art, beispielsweise demografische, wirtschaft liche, geografi sche und meteorologische Daten.

Diese öffentlichen Informationen (Public Sector Information, PSI) können unter Zuhilfenahme von IKT einen wesentlichen Mehrwert für Dienstleistungen und Produkte generieren. Eine OECD-Studie1 zeigt positive Auswirkungen unter anderem für ökonomische, soziale und kulturelle Lebensbereiche auf. Zwischenzeitlich haben sich auf unterschiedlichen staatlichen und kommunalen Ebenen Portale zur Bereitstellung von Open Government Data (OGD) etabliert (allen voran USA und GB). Es gibt zahlreiche Anwendungen in Form von Websites oder Apps.

In diesem Beitrag stehen Navigationssysteme für Blinde und Menschen mit visuellen Einschränkungen im Vordergrund. Entsprechende GPS-basierte Apps sind weitverbreitet, zum Beispiel myway2 vom Schweizer Blindenverband oder blindsquare.com.

Diesen Anwendungen ist gemeinsam, dass sie Informationen zu Points of Interest (POI) zum Beispiel aus OpenStreetMap nutzen und in Kombination mit Sprachausgabe und barrierefreier Bedienung grosse Akzeptanz erreichen. Crowd-Sourcing-Ansätze sowie die Eingabe eigener POI ermöglichen verbesserte und individualisierte Navigation.

Verbesserte Orientierung für Blinde

Zur Orientierung von Blinden sind übliche Standard(sprach) ausgaben über Kreuzungen, Abzweigungen etc. nicht ausreichend, da die Umgebung nicht visuell wahrgenommen werden kann. Navigationssysteme für Blinde bieten zusätzliche Informationen über die unmittelbare Umgebung, zum Beispiel das Vorlesen von Routen zum nächsten POI je nach gewünschter Richtung, die sogenannte Turn-by-Turn-Routenführung. In einem Vergleich von fünf verbreiteten iOS-Navigations-Apps3 sind weitere Funktionalitäten aufgelistet, darunter eine «Wo-bin-ich?»-Funktion, eine «Route-verlassen»-Warnung, eine Routenaufzeichnung und die Möglichkeit, eigene POI anzulegen.

Da Art und Dichte von POI abhängig sind von vorhandenen Datenquellen, ist die Qualität der Orientierungs- und Navigations-

dienste unterschiedlich. Vielversprechend scheint die zusätzliche Nutzung von OGD zu sein, da zum Beispiel in Städten Informationen über Brunnen, Leitlinien, akustische Ampeln, Bäume, Oberflächenbeschaffenheiten von Fusswegen etc. vorliegen, die als Points of Orientation (POO) in Anwendungen eingehen können. Olfaktorische Daten wie typische Gerüche (von Bäckereien) oder akustische Daten können ebenfalls zur Orientierung beitragen. Derzeit ist nicht ausreichend geklärt, inwiefern POI und POO in Navigationssystemen für Blinde einen tatsächlichen Nutzen bringen.

Erhebung von Anforderungen

In Zusammenarbeit mit der Stiftung für Barrierefreiheit, Zugang für alle (Zürich), sowie der Hochschule Ostschweiz (Rapperswil) mit Expertise in Geoinformationssystemen sollen im Rahmen des BLUSON-Projekts (s. Infokasten) die Anforderungen sowohl an die barrierefreie Bedienbarkeit einer Blinden-App zur Orientierung in Städten wie auch an sinnvolle und notwendige OGD-Daten ergründet werden. Zum Nachweis des Nutzens soll eine mobile Applikation entwickelt werden, wobei OGD der Stadt Zürich in enger Zusammenarbeit mit der Open-Data-Gruppe des Amtes für Statistik zur Anwendung kommen.

In einem iterativen nutzerzentrierten Vorgehen sollen umgekehrt auch Anforderungen an zu bereitstellende Daten identifi ziert werden, die im gegebenen Kontext einen Mehrwert bieten. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen ermöglichen bei entsprechender Akzeptanz eine Leuchtturmwirkung in Bezug auf die Öff nung von Daten in anderen Städten und Gemeinden.

Noch mehr Daten durch Crowd-Sourcing

Der weitverbreitete Ansatz, weitere Daten als Volunteered Geographic Information (VGI)4 Crowd-basiert zu integrieren, wird ebenfalls evaluiert und deren Integration vorbereitet. Den Vorteilen einer möglicherweise grösseren Flächenabdeckung sind allerdings Betrachtungen zur Sicherstellung der Abdeckungsquote und Datenqualität gegenüberzustellen 5, damit nicht wie beispielsweise in OpenStreetMap Bereiche unterschiedlicher Nutzbarkeit entstehen.

Es wird angestrebt, die Qualität bei der Integration von VGI-Daten durch Workflowprozesse zu sichern. Typische CRM-Funktionalitäten tragen dazu bei, Daten zu homogenisieren und zu verwalten, die durch unterschiedliche Datenlieferanten bereitgestellt werden.

53 Forschung/Analyse

Homogenisierung durch eine Datenplattform

Mobile Anwendung

BLUSON – ein Projektakronym für «Blind Users’ System for Orientation and Navigation»

Andere Anwendungen

Datenplattform (AAGDP)

Kartendaten (z.B. OpenStreetMap)

OGD z.B. von Gemeinden

VGI-Daten (Crowd-source)

Die Projektidee entstand mit dem Partner des abgeschlossenen EU-Projekts TAO (thirdageonline.eu), der Stiftung Zugang für Alle (ZfA) (Zürich), die Gestaltungs- und Analyseexpertise im Bereich Barrierefreiheit hat. Zur Realisierung konnte mit Prof. Stefan Keller vom Geometa Lab der HSR Hochschule Rapperswil ein Umsetzungspartner gewonnen werden. ZfA hat aus Erfahrung mit Blinden und Sehbehinderten deren Bedürfnis nach verbesserter Orientierung und Navigation in Städten als prioritär identifiziert.

Unter Leitung des E-Government-Instituts wird eine solide Methodik zur Anforderungserhebung für dieses Projekt entwickelt.

Zur weiteren Förderung ist ein Projektantrag bei der Hasler-Stiftung eingereicht.

Abbildung 1: Systemarchitektur des BLUSON-Projekts

Die Nutzung unterschiedlicher Datenformate in unterschiedlicher Qualität sowie der Einbezug von VGI-Daten und die Regelung durch Workflowprozesse, wie oben geschildert, legen eine Kapselung der dazu notwendigen Mechanismen nahe. Im Hinblick auf die Wiederverwendbarkeit des Ansatzes für ähnlich gelagerte Szenarien und Anwendungen ist eine Datenplattform geplant, eine AAGDP (Aggregated Accessibility Geo Data Platform), die zwischen den Datenquellen und der Anwendung vermittelt und somit eine klassische Abstraktionsschicht darstellt. Durch programmtechnische Schnittstellen (API) können ohne Änderung der Anwendung zusätzliche Datenquellen eingehängt werden, zum Beispiel für weitere Städte.

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Abbildung 1 zeigt, dass umgekehrt die AAGDP auch anderen Anwendungen die Datennutzung ermöglicht, ohne dass sich diese Anwendungen um Details der Anlieferung, Qualität etc. kümmern zu müssen.

Stand des Projekts und Ausblick

Im Rahmen einer Bachelorarbeit6 wurden Möglichkeiten zur Integration von POO mit OGD der Stadt Zürich erprobt. Als Proof of Concept entstand eine Webapplikation, die bei mehreren Projektvorstellungen auf reges Interesse stiess. Für den Praxiseinsatz allerdings blieben dabei viele Fragen offen, sowohl zum barrierefreien Design der Anwendung als auch zu den im Artikel genannten Betrachtungen über eine unterstützende Datenplattform.

Die Ergebnisse des BLUSON-Projekts sollen einen positiven Beitrag zu einer politisch gewollten inklusiven Gesellschaft liefern.

Selbstständige Mobilität ist eine wesentliche Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben und bessere Lebensqualität, insbesondere für Menschen mit Einschränkungen. Die Ergebnisse dienen auch der Verbesserung der sozialen Interaktion und bergen damit einen öffentlichen Mehrwert.

Die Systemarchitektur ist nicht spezifisch auf das in diesem Beitrag geschilderte Anwendungsszenario ausgelegt. Deshalb können die Projektergebnisse auch auf Anwendungen für andere Benutzergruppen übertragen werden, zum Beispiel solche für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer oder für Familien, die familienfreundliche Routen in Städten suchen.

Vickery G./Wusch-Vincent S.: OECD Report on Public Sector Information.

2006. http://www.oecd.org/internet/ieconomy/36481524.pdf. Zugriff: 16. April 2014. https://itunes.apple.com/ch/app/myway-lite/id494516234?mt=8 (SBV, Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband). http://www.incobs.de/tests/items/ios-gps-apps.html.

Goodchild, M.F./Li, L.: Assuring the Quality of Volunteered Geographic Information. In: Spatial Statistics 1 (2012). S. 110–120. http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2211675312000097?np=y. Zugriff: 16. April 2014.

Neis, P./Zielstra, D./Zipf, A.: Comparison of Volunteered Geographic Information Data Contributions and Community Development for Selected World Regions. In: Future Internet 2013, S. 282–300. http://www.mdpi. com/1999-5903/5/2/282. Zugriff: 16. April 2014.

Rothauser, G./Schmucki, J.: Accessible Map App; Bachelor Thesis, HSR Hochschule Rapperswil, Geometa Lab/IFS, Dezember 2013. http://www. accessiblemap.ch.

54 Forschung/Analyse

Strategisches Informatikcontrolling: interne Big Data zur Lenkung der Kräfte nutzen Praktisch jeder Kanton verfügt über eine Informatikstrategie. Meist wird darin festgehalten, dass der Umsetzungsstand regelmässig überprüft und wo notwendig lenkende Anpassungen vorgenommen werden sollen.

Ein sinnvolles strategisches Informatikcontrolling nutzt bestehende Daten, um den Pflegeaufwand minimal zu halten. Neben der Lenkung erhöht das strategische Controlling sowohl die interne als auch die externe Datentransparenz im Sinne von Open Government Data (OGD). Wie sieht die praxisorientierte Umsetzung aus?

Und wer sollte diese realisieren?

Das strategische Informatikcontrolling ist ein kritischer Erfolgsfaktor bei der Strategieumsetzung. Trotzdem wird es oft sträfl ich vernachlässigt. Die «CSPstudy ITöV»1 hat gezeigt, dass zwar alle Kantone und grösseren Städte eine IT-Strategie besitzen, deren tatsächliche Umsetzung jedoch Michèle Mégroz kaum messbar ist und auch nicht kontrollic.oec. HSG, eidg. dipl. liert wird.

Informatikerin Die meisten Verwaltungen sind sich beCSP AG Beraterin/Projektleiterin wusst, dass ein systematisches Strategieund Partnerin controlling essenziell ist, um zur Erreichung michele.megroz der in der Informatikstrategie defi nierten @csp-ag.ch Ziele eine Aussage machen zu können. Der Nutzen einer IT-Strategie ist hoch, aber nur schwierig belegbar. Eine erfolgreiche IT-Strategie-Umsetzung trägt zur verständlichen und klaren Kommunikation zwischen verschiedenen Interessengruppen (Regierung, Parlament, IT-Verantwortliche, Finanzkontrolle usw.) bei, erlaubt die taktische Lenkung der Ressourcen und sichert optimal auf die Verwaltungstätigkeiten Alexander Colombi abgestimmte IT-Services. lic. oec. inform. HSG, Gründe für die Vernachlässigung des Certified Projects Director Strategiecontrollings gibt es viele. Oft sind IPMA Level A CSP AG die strategischen IT-Ziele wenig konkret und Vorsitzender der kaum messbar formuliert. Manchmal fehlt Geschäft sleitung und eine Umsetzungsplanung, deren Erfolg im Partner alexander.colombi Zeitverlauf überprüft werden kann. Und @csp-ag.ch manchmal braucht es – besonders im politischen Umfeld – Mut, das erst zum Teil Erreichte zu zeigen. Solche und viele weitere Gründe be- oder verhindern den Aufbau eines strategischen IT-Controllings. Gegner gibt es viele: interne IT-Organisationseinheiten, budgetverantwortliche Auft raggeber, mitwirkende Fachabteilungen mit Applikationsverantwortung usw.

Begründet wird die Ablehnung meist damit, dass es äusserst anspruchsvoll sei, aussagekräft ige und gesamtkantonal gültige Indikatoren und Kennzahlen zu finden, und der Aufwand für die Erhebung nicht vertretbar sei.

Hier gilt es, den Big-Data-Trend zu nutzen. Alle Verwaltungen verfügen nämlich über interne Big Data, das heisst über eine immense Datenmenge zur eigenen Tätigkeit in Technologie und Services.

Diese Daten sind oft sogar über Verwaltungsgrenzen hinaus zu finden (so findet z.B. eine Stadt Indikatoren über kantonale Datenquellen).

Die Herausforderung besteht also primär darin, diese Daten zentral

verfügbar zu machen und auch tatsächlich richtig zu nutzen. Ein gutes strategisches Controlling erhebt keine zusätzlichen Daten, sondern wertet die bestehenden – oft mals dezentral verfügbaren – Daten aus und verdichtet diese zu aussagekräft igen Informationen.

Der Nutzen solcher Auswertungen übersteigt den Aufwand um ein Vielfaches, da sie die Informatik und deren «Businesswirkung» (Verwaltungsgeschäft) verknüpfen. Das strategische Controlling ermöglicht …

1. Aussagen zum Umsetzungsstand der Strategie, 2. Aussagen zur Zielerreichung in den jeweiligen Themenfeldern, 3. eine übergreifende frühzeitige Steuerung der Informatikleistungen und 4. Empfehlungen zu zukünft igen Schwerpunkten, Stossrichtungen und allfälligen Massnahmen.

Das strategische Controlling unterscheidet sich in diversen Aspekten vom operativen Controlling. Es wirkt sowohl vertikal als auch horizontal übergreifend, betrifft also alle Stufen und alle Departemente. Der Kommunikation rund um das Vorhaben und seine Resultate sowie deren Steuerungskonsequenzen kommt damit grosse Bedeutung zu.

Operatives Controlling

Strategisches Controlling

Ziele

konkretes Ziel

Richtung

Zeithorizont

kurzfristig

mittel- bis langfristig

Steuerung

direkte Massnahmen

Definition von Steuerungsfeldern

Kennzahlen

genaue Kennzahl/IT-KPI

Gesamtaussage auf Basis eines Kondensates

Messgrösse

genaue Zahl

Vergleich und Tendenz

Wirkung der Steuerung

partiell

gesamthaft

Von der Unternehmensstrategie zum IT-Controlling

Ausgangspunkt für alle Strategiecontrollingüberlegungen ist die Unternehmensstrategie (z.B. Regierungsprogramm der nächsten Jahre). Gemäss der zu erreichenden «Businesswirkung» werden die für das strategische IT-Controlling verwendeten Kennzahlen und

55 Forschung/Analyse

Von der Unternehmensstrategie zum strategischen IT-Controlling

Indikatoren aus den IT-Zielen der Informatikstrategie abgeleitet und gruppiert. Die oben stehende Abbildung zeigt die Herleitung der Kennzahlen und deren Zusammenhänge auf.

Das strategische Informatikcontrolling muss sich als stabiles, dauerhaftes Instrument zur Steuerung der Informatik etablieren, das sich an der Entwicklungsrhythmik der Verwaltung orientiert (Legislaturperioden). Aus diesem Grund werden in einem Controllingkonzept die wichtigsten Grundlagen festgehalten. Unter anderem sind folgende Themen zu betrachten: –– Methodik –– Indikatoren und Kennzahlen sowie deren Herleitung und Herkunft –– Controllingprozess und Zuständigkeiten –– Kommunikation –– Umsetzungsplanung usw.

Die grösste Herausforderung liegt in der Wahl der richtigen Kennzahlen und Indikatoren. Viele Indikatoren können nur mit enormem Aufwand erhoben werden oder sind verwaltungsübergreifend nicht vergleichbar. Es gilt also, interne, oft dezentral vorhandene Big Data zentral zu nutzen und verfügbar zu machen. Und vor allem gilt es, diese richtig zu interpretieren!

Zunehmende Aussagekraft im Zeitverlauf

Die Aussagekraft des strategischen Controllings steigt mit der Zeit. Während der ersten Durchführung können kaum Trends und Entwicklungen erkannt werden. Vielmehr entsteht eine Momentaufnahme. Trendaussagen sind erst im Verlauf der Zeit möglich.

Es ist deshalb wichtig, immer das gleiche Vorgehen zu wählen, damit sich die Kennzahlen und Indikatoren möglichst wenig ändern. Wie praktikabel die Indikatoren wirklich sind, zeigt sich spätestens während der ersten Durchführung. Nötige Anpassungen an Konzept oder Kennzahlen sollten möglichst zu Beginn, also direkt nach der erstmals durchgeführten Controllingphase, vorgenommen werden. Nur so können später längerfristige Trendverläufe erkannt werden.

IT-Strategien werden sich ändern. Das strategische IT-Controlling soll jedoch möglichst wenig angepasst werden. Wie kann man diesem Dilemma gerecht werden? Die wohl sinnvollste Variante ist es, das Strategiecontrolling möglichst unabhängig zu konzipieren, dabei aber auf die Themen in der Strategie einzugehen. Denn nur wenige dieser Bereiche oder eben Steuerungsfelder werden sich im Verlaufe der Zeit ändern. Vielmehr verändern sich die Ziele innerhalb der einzelnen Themenbereiche. Ein erfolgreiches Controlling orientiert sich deshalb an den Steuerungsfeldern. Zusätzliche Indikatoren können jederzeit auch zu einem späteren Zeitpunkt aufgenommen werden. Eine Änderung eines bestehenden, messbaren Indikators ist jedoch mit einem Abstrich in der Aussagekraft verbunden.

Schnelle Hüftschüsse bringen keine Treffer. Den Auftrag für wirkungsorientiertes IT-Controlling muss die oberste Unternehmensleitung (z.B. die Regierung) erteilen. Aufgrund von Praxismandaten zeigt sich, dass der Aufbau eines strategischen IT-Controllings ein mehrjähriges Vorhaben ist. Im ersten Jahr werden in der Regel eine Konzeption und eine Pilotdurchführung erfolgen. Im zweiten Jahr findet die erste ordentliche Durchführung mit verlässlichen Zahlen und Resultaten statt. Im dritten Jahr ist dann mit geringem Aufwand die erste vollständige und verlässliche Trendanalyse möglich. Erfreulich ist aber, dass bereits im ersten Jahr wichtige Erkenntnisse bezüglich der Wirksamkeit von Informatik und deren Strategie gewonnen werden. Besonders zu beachten ist, dass das Controllingvorhaben von Anfang an optimal kommuniziert wird.

Bereits in der Konzeptionsphase muss der Kommunikationszuständigkeit und den Adressatenkreisen (intern gestuft und extern adressatengerecht) viel Gewicht beigemessen werden. So wird das strategische IT-Controlling zum Kraftwerk – und nicht zum politischen Bumerang.

Dank dem strategischen IT-Controlling werden die Zusammenhänge der Services und Leistungen der Informatik zugunsten der Departemente und ihres Leistungsauftrags erkannt, und die Transparenz erhöht. Auch steuerzahlende Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen sind vermehrt an einer wirkungsvollen Technologieleistung der öffentlichen Verwaltungen interessiert (E-Government, E-Health, SmartCities usw.), wodurch der politische Handlungsdruck zunimmt. Die steigenden Kosten und Anforderungen an die IT-Leistungen verstärken die Notwendigkeit eines durchgängigen Strategieumsetzungscontrollings zusätzlich. Es lohnt sich deshalb, sich frühzeitig Gedanken über das Strategiecontrolling und über die Nutzung der intern vorhandenen Big Data zu machen.

Der altbewährte Controllingprozess behält auch weiterhin seine Gültigkeit

Quellen

––CSPstudy ITöV – IT-Trends in der öffentlichen Verwaltung vom 20. November 2011 (http://www.csp-ag.ch/sofort-nutzen/cspstudy/cspstudy-itoev.html)

56 Forschung/Analyse

Infrastrukturmanagement als Teil einer integrierten Führungsplattform für Gemeinden Mehr als die Hälfte der öffentlichen Infrastruktur ist im Besitz der Gemeinden. Dies stellt kleine bis mittlere Gemeinden vor besondere Herausforderungen hinsichtlich Betrieb und Unterhalt, aber speziell auch bei der Sanierungs- und Investitionsplanung. Die Berücksichtigung sehr langer Lebenszyklen, aufgeteilte Verantwortlichkeiten, fehlendes Fachwissen bei Entscheidungsträgern oder auch eine unzureichende Informationslage sind zentrale Problemstellungen. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen wird den Gemeinden zukünftig eine integrierte Führungsplattform zur Verfügung stehen, die das Infrastrukturmanagement gezielt unterstützt.

Stefan Agosti BFH TI, Institute for ICTBased Management ICTM Wissenschaftlicher Mitarbeiter stefan.agosti@bfh.ch

Gian Rossetti BFH TI, Institute for ICTBased Management ICTM Wissenschaftlicher Mitarbeiter gian.rossetti@bfh.ch

Prof. Dr. Urs Sauter BFH TI, Institute for ICTBased Management ICTM Forschungsgruppenleiter urs.sauter@bfh.ch

Christoph Schaller BFH TI, Institute for ICTBased Management ICTM Wissenschaftlicher Mitarbeiter christoph.schaller@bfh.ch

Herausforderung Infrastruktur

Eine funktionierende Infrastruktur wird in der Schweiz heute als selbstverständlich angesehen. Dass jeder Haushalt jederzeit mit fliessendem Wasser versorgt ist, Abwasser immer problemlos abfliesst und die Strassen in einem guten Zustand sind, bedingt aber eine nachhaltige Bewirtschaft ung und Erneuerung der Infrastruktur. Der grösste Teil der tagtäglich genutzten Infrastruktur ist im Besitz der Gemeinden. Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogrammes NFP 54 wurde der Wiederbeschaff ungswert der kommunalen Netzinfrastrukturen (Strassen, Wasser, Siedlungsentwässerung etc.) auf 460 Milliarden Franken geschätzt.1 Dabei tragen die Gemeinden den grössten Teil der für die Erhaltung und Erweiterung der Infrastruktur anfallenden Kosten. Der Erneuerungsbedarf wird in den kommenden Jahren noch zusätzlich ansteigen, da bedeutende Teile der Infrastruktur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erstellt wurden und sich nun dem Ende ihres Lebenszyklus nähern.

Die Herausforderungen, die sich für Gemeinden stellen, sind vielschichtig:

– Infrastrukturen haben sehr lange Lebenszyklen. Exekutive und Verwaltung folgen hingegen viel kurzfristigeren Prozessen (Budget, Legislatur). Dadurch besteht die Gefahr, dass der langfristigen Planung der Infrastruktur zu wenig Beachtung geschenkt wird.

– Wichtige Infrastrukturen befinden sich unter dem Boden. Ihr Wertzerfall wird von den Bürgerinnen und Bürgern erst bei grösseren Pannen oder Unfällen wahrgenommen.

– Die Verantwortlichkeiten für Gemeindeinfrastrukturen sind auf verschiedene Stellen aufgeteilt (Gemeinde, Gemeindebetriebe, Zweckverbände, Private).

– Oft tragen in der Exekutive Laien die politische Verantwortung für die Gemeindeinfrastrukturen. Dies erschwert die fachlich fundierte Diskussion mit den für die Infrastruktur verantwortlichen Instanzen in Verwaltung bzw. Infrastrukturbetrieben.

– Bisher fehlen Führungsinstrumente für ein umfassendes Infrastrukturmanagement in Gemeinden.

So hält die Leitungsgruppe NFP 54 in ihrem Bericht fest, dass «die nachhaltige Planung, Realisierung, Bewirtschaft ung und Entwicklung der technischen Infrastruktur eine höchst anspruchsvolle Managementaufgabe ist, die ein enges Zusammengehen von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft erfordert»2.

Innovation durch breit abgestützte Erfahrung

Bereits seit mehreren Jahren arbeitet die Forschungsgruppe E-Government vom Institute for ICT-Based Management ICTM der Berner Fachhochschule (BFH) Technik und Informatik gezielt an Führungsinstrumenten für den föderalen Staat. Im Rahmen von einem durch die Kommission für Technologie und Innovation (KTI) des Bundes geförderten Projekt wird aktuell die bereits bestehende Führungsplattform (Gemeindecockpit) zur Unterstützung des kommunalen Infrastrukturmanagements erweitert. In Zusammenarbeit mit dem Departement Architektur, Holz und Bau der BFH, verschiedenen spezialisierten Wirtschaft spartnern sowie den Pilotprojektpartnern Moosseedorf, Wohlen bei Bern, Bonaduz und Abwasser Uri wird bis im Herbst 2015 ein Instrumentarium entwickelt, das ein umfassendes Management der Abwasserinfrastruktur effi zient und zielgerichtet unterstützt. Es umfasst die Unterstützung aller für das kommunale Infrastrukturmanagement zuständigen Stufen der Exekutive und der Verwaltung bei der Zielformulierung, Evaluation, Entscheidungsfindung, Massnahmenplanung und Umsetzung.

57 Forschung/Analyse

Instrumentarium des Infrastrukturmanagements Cockpit Benutzer

Client PC

Dashboards

Berichte

Business Intelligence Umgebung

Karten

Data Warehouse

Datenwürfel

Middleware / Datendrehscheibe

Massnahmen und Strategie

Bund

Gemeinde / Kanton

Steuerdaten

Einwohnerregister

Finanzbuchhaltung

GWR

Bundesamt für Statistik

Geometer

Leitungskataster

Amtliche Vermessung

Systemübersicht der integrierten Führungsplattform

Eine moderne serviceorientierte Architektur ermöglicht die Anbindung verschiedenster bereits heute bestehender, aber noch kaum für diesen Zweck genutzter Datenquellen (siehe Abbildung). Neben Einwohnerdaten oder Finanzdaten der Gemeinde können Daten des eidgenössischen Gebäude- und Wohnungsregisters (GWR) sowie kantonale Steuerdaten genutzt werden. Die einzelnen Datenbestände werden wo möglich direkt von der Datenquelle bezogen, wodurch gewährleistet ist, dass immer die am besten gepflegten Daten zur Verfügung stehen. Besonderes Augenmerk erhalten Daten mit geografischem Bezug. Gemeinden verfügen bereits heute über Kataster und teilweise geografische Informationssysteme, die weitreichende Informationen zu Lage und Struktur bis hin zu Daten über Zustand oder Material der einzelnen Infrastrukturteile beinhalten. Durch die kombinierte Nutzung verschiedenster Datenbestände und die Möglichkeit, diese in einem geografischen Zusammenhang zu visualisieren, können Informationen zugänglich gemacht werden, die für Gemeinden in dieser Weise bisher nicht nutzbar waren.

Der Funktionsumfang des bereits etablierten Gemeindecockpits, mit der integrierten Massnahmenplanung und der zielgruppengerechten Darstellung von führungsrelevanten Informationen, wird mit zusätzlichen Planungs- und Koordinationsfunktionen zum Infrastrukturmanagement ergänzt. Aussagekräft ige Kennzahlen dienen dazu, jederzeit einen Überblick über die aktuelle Situation und die bisherige Entwicklung der einzelnen Infrastrukturbereiche zu erhalten sowie Massnahmen für den Unterhalt und die Weiterentwicklung der Infrastruktur abzuleiten. Durch die einfache und zentrale Bereitstellung aller relevanten Informationen zur gesamten Infrastruktur können zudem Synergien im Unterhalt und in der Erneuerung erkannt und damit Kosten reduziert werden. Die konsequente Dokumentation der Zielerreichung (Abweichungen zwischen Zielen und aktuellen Kennzahlen) auf allen Ebenen liefert führungsrelevante Entscheidungsgrundlagen, ermöglicht es, Auswertungen für übergeordnete Instanzen (Kanton, Bund) zu erstellen und Vergleiche zu anderen Gemeinden (Benchmarks) zu ziehen.

Ein durchgängig genutztes Führungs- und Planungsinstrument vereinfacht überdies den Informationsfluss innerhalb der Gemeindeverwaltung sowie der politischen Führung und fördert den Informationsaustausch.

Die Nutzung der technischen Möglichkeiten eines integrierten Führungsinstruments wird durch die Festlegung und Einführung entsprechender Führungsprozesse begleitet. In Zusammenarbeit mit den Pilotgemeinden und auf der Grundlage der Empfehlungen aus dem Handbuch kommunales Infrastrukturmanagement (siehe Infobox) wird eine für jede Gemeinde individuelle Infrastrukturstrategie definiert, aus welcher wiederum Zielsetzungen und Massnahmen abgeleitet werden. Die regelmässige Überprüfung der Zielerreichung trägt dazu bei, dass Massnahmen auf strategischer wie auch auf operativer Ebene an den Vorgaben ausgerichtet sind.

Klar definierte und im System abgebildete Prozesse sollen zudem die möglichst rasche und umfassende Einführung neuer Exekutivmitglieder in die Belange des kommunalen Infrastrukturmanagements unterstützen.

Auf dem Weg zu einer kommunalen Führungsplattform

Während des zwei Jahre dauernden KTI-Projekts werden zwei Versionen des Systems erstellt. Die erste Version steht ab Herbst 2014 zur Verfügung und erlaubt den Pilotgemeinden, erste Erfahrungen zu sammeln, die für die zweite Version genutzt werden können, um neben zusätzlichen Funktionen auch Verbesserungen direkt umzusetzen.

Die Erweiterung des Gemeindecockpits um das Infrastrukturmanagement der Siedlungsentwässerung ist ein erster Schritt hin zu einem umfassenden Management aller kommunalen Infrastrukturbereiche. Nach und nach werden zusätzliche Infrastrukturbereiche wie Strasse oder Wasserversorgung ebenfalls in derselben Plattform integriert. Durch die Ergänzung um weitere Bereiche (z.B. Sozialdienste, Schule) wird die Führungsplattform zu einem umfassenden Führungsinstrument weiterentwickelt, das faktenbasiert und abgestimmt auf einen bewusst gestalteten, zielgerichteten Führungsprozess eine nachhaltige Entwicklung in Gemeinden unterstützt.

Die Fachorganisation Kommunale Infrastruktur, eine gemeinsame Organisation des Schweizerischen Gemeindeverbands und des Schweizerischen Städteverbands, hat die Erstellung eines Handbuchs kommunales Infrastrukturmanagement in Auftrag gegeben.

Das Handbuch soll kommunale Infrastrukturverantwortliche dabei unterstützen, eine für die Gemeinde massgeschneiderte Infrastrukturstrategie zu definieren und politische Führungsprozesse einzuführen, um das Infrastrukturmanagement als Daueraufgabe zu etablieren.

Nach dem Abschluss der öffentlichen Vernehmlassung wird das «Handbuch kommunales Infrastrukturmanagement» voraussichtlich im Herbst 2014 von der Fachorganisation Kommunale Infrastruktur veröffentlicht.

1

2

Schalcher, H. R./Boesch, H.-J., Bertschy, K. et al.: Was kostet das Bauwerk Schweiz in Zukunft und wer bezahlt dafür? Fokusstudie des NFP 54. vdf, Bern, 2011.

Leitungsgruppe des NFP 54: Nachhaltige Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung. Von der Verwaltung zur aktiven Entwicklung. Programmsynthese des NFP 54. vdf, Bern, 2011.

58 Forschung/Analyse

Der Rechtsrahmen von Open Government Data in der Schweiz Eine Verortung Der schweizerische Bundesrat erwartet, dass offene Behördendaten die Informationsgesellschaft vorantreiben werden (so die Pressemitteilung zur Open-Government-Data-Strategie Schweiz 2014–2018). Es gibt viele Anhaltspunkte dafür, dass diese Wirkung eintreten wird: Daten wirken in Netzwerken als Aktivierungsenergie. Wenn der Jurist nach den Risiken gefragt wird, geht es darum, die Kehrseite der Medaille zu beleuchten: Zu welchem Preis (Haftung, Rechtsstreitigkeiten) wird die neue Freiheit gewonnen? Ist der Rechtsrahmen der Schweiz auf Open Government Data vorbereitet?

RA Dr. Christian Laux LL.M. LAUX LAWYERS Partner christian.laux @lauxlawyers.ch

Die nach aussen gerichtete Informationstätigkeit war im schweizerischen Verwaltungsrecht lange Zeit vom Amtsgeheimnis geprägt. Seit Kurzem stehen vermehrt die Grundsätze von Open Government Data im Zentrum1. Es stellt sich namentlich die Frage, inwiefern veröffentlichte Daten wiederverwendbar sind. Das Informationsverwaltungsrecht des Bundes gibt die Antwort auf diese Frage.

Eckpfeiler des Bundesinformationsverwaltungsrechts

Das Informationsverwaltungsrecht des Bundes besteht aus einer Vielzahl von Einzelanordnungen und regelt unter anderem Folgendes: – Was muss die Verwaltung tun, um kein Recht zu verletzen?

– Inwieweit dürfen Nutzerinnen und Nutzer Daten verwerten?

– Wie sind Interessen Dritter zu schützen?

Tragende Pfeiler des Informationsrechts des Bundes sind das Archivierungsgesetz (BGA) und das Bundesgesetz über das Öffentlichkeitsprinzip in der Verwaltung (BGÖ). Diese Gesetze regeln in genereller Weise den Zugang zu Information der Verwaltung (BGÖ: Dokumente der Verwaltung; BGA: Unterlagen der Verwaltung).

Weitere Gesetze regeln Zugangs- und Verwertungsschranken (z.B. DSG: Personendaten; ISchV: Informationsschutzregeln; URG: Ex-

BStatG

GeoIG

MetG

USG

Einzelregeln

Einzelregeln

Gesetze zur Regelung des Umgangs mit Informationsträgern (DSG, ISchV, URG etc.)

Gesetze zur Regelung mit Informationsträgern (BGÖ und BGA) Allgemeine Grundsätze des Bundesinformationsverwaltungsrechts

Abbildung 1: Übersicht über das Informationsverwaltungsrecht des Bundes

klusivrechte) oder betreffen Informationen, die für bestimmte Verwaltungsbereiche typisch sind (USG: Umweltinformationen; MetG: Wetter- und Klimadaten; GeoIG: Geoinformationen).

Zugangsgewährung

Zugänglichkeit eines Datensatzes ist zunächst ein Zustand. Nur was zugänglich ist, kann genutzt werden. Das Recht schützt einen Datenherrn davor, dass ein Unbefugter Zugangsschranken überwindet (Strafrecht). Der Datenherr darf aber Daten veröffentlichen, sofern das Publikationsrecht vom Gesetz vorgesehen ist. Teilweise bestehen Publikationspflichten (z.B.: Art. 21 Bst. c BGÖ; Art. 18 Abs. 1 und 2 BStatG). Zugang auf Begehren ist zu gewähren, wenn die Voraussetzungen gemäss BGÖ erfüllt sind.

Die Veröffentlichungshandlung stellt einen verwaltungsrechtlichen Realakt dar. Die Behörden haben sich hierfür zu organisieren: Daten sind zunächst daraufh in zu evaluieren, ob sie publiziert werden sollen (Publikationswürdigkeit) oder gar publiziert werden müssen (Publikationspflicht). Dann ist zu klären, ob Daten publiziert werden können (Publikationsfähigkeit, d.h. Fehlen von Publikationshindernissen). Erst im dritten Schritt wird ein Datensatz dann veröffentlicht.

Kontrolle über veröffentlichte Daten

Solange kein Verwertungsverbot besteht, können zugänglich gemachte Daten genutzt werden (im In- oder Ausland). Eine Behörde wird die Nutzung von freigegebenen Daten in der Praxis nur dann wirksam kontrollieren können, wenn sie in einer vertraglichen Direktbeziehung zum Datennutzer steht.

Die Sicht der Verwaltung: Gesetzmässigkeit

Wenn die Verwaltung Daten veröffentlicht, muss sie den geltenden gesetzlichen Rahmen beachten (Prinzip der Gesetzmässigkeit).

Sofern die Verwaltung zur Veröffentlichung von Information berechtigt ist, liegt die Ausgestaltung von Nutzungsbestimmungen und von Entschädigungsmodellen grundsätzlich im Ermessen der zuständigen Behörde (vorbehalten sind gesetzliche Spezialregelungen). Im Rahmen dieser Ermessensentscheidung können auch die Open-Data-Kriterien Berücksichtigung finden. Diese Kriterien finden zwar keine Grundlage im geltenden Recht (Ausnahme: Diskriminierungsverbot). Trotzdem darf sich die veröffentlichende Behörde daran orientieren.

59 Forschung/Analyse

Die Sicht der Nutzer: Nutzungsmöglichkeiten

Während die Bundesverwaltung das Gesetzmässigkeitsprinzip sicherstellen muss, ist das Interesse der Nutzer ein grundsätzlich anderes: Ein Nutzer muss erkennen können, wann verfügbare Daten auch tatsächlich genutzt werden dürfen. Die zersplitterte Regelung des Bundesinformationsverwaltungsrechts ist hier wenig förderlich (siehe Abbildung 1). Aus Nutzersicht ist es deshalb wesentlich, dass die Publikation von Open Government Data von einem erläuternden Text begleitet wird, der klar aufzeigt, in welchem Rahmen eine Nutzung möglich ist. Dieser erläuternde Text kann auch in der Schweiz als «Lizenz» bezeichnet werden. Dies ungeachtet des Umstands, dass das schweizerische Recht grundsätzlich keine dem Urheberrecht nachgebildeten Leistungsschutzrechte kennt (Ausnahme: GeoIG), was den Einsatz von Lizenzen, wie sie im Ausland gebräuchlich sind, stark erschwert.

Die Sicht von Dritten: Datenschutz

Die Publikation von Daten als Open Government Data darf in der Regel nicht ohne vorgängige Anonymisierung erfolgen. Aber auch wenn Datensätze nur anonymisiert publiziert werden, besteht trotzdem das Risiko, dass sie später reidentifiziert werden können. Eine Behörde sollte deshalb die folgenden Massnahmen zum Schutz von Personendaten treffen: –– Risiko Assessment: Vor der Veröffentlichung von Daten, die zu Reidentifikation von Personen führen können, ist ein Datenschutz-Impact-Assessment durchzuführen.

–– Motivated Intruder Test: Im Rahmen des Risiko-Assessments sollte ein «Motivated Intruder Test» durchgeführt werden. Dabei geht es darum, zu evaluieren, inwiefern ein Dritter die Motivation haben könnte, Reidentifikationen durchzuführen, und inwiefern solche Versuche der Reidentifikation erfolgreich sein könnten.

–– Rückrufmöglichkeit: Die Behörde sollte eine Rückrufmöglichkeit für bereits publizierte Datensätze umsetzen. Dies kann dazu führen, dass besonders kritische Datensätze nur im Rahmen eines individualisierten Kontakts (über eine «Webshop»-Funktion mit Identifikation des Datenbezügers) und nicht über ein frei zugängliches Portal zur Verfügung gestellt werden können. 2 Gewisse Aspekte im Umgang mit personenbezogenen Daten werden im BGA und in weiteren Gesetzen bereits aufgegriffen: –– Das BGA regelt personenbezogene Aspekte unter Rückgriff auf Schutzfristen. Insofern liegt mit den Art. 9, 11 und 12 BGA sowie Anhang 3 der Verordnung zum BGA bereits eine Sonderregelung vor.

–– Einzelgesetze können Einsichtsrechte in Dokumente zulassen, auch wenn personenbezogene Informationen daraus ersichtlich sind. Solche Einsichtsrechte sind etwa in Bezug auf Grundbuchauszüge oder Steuerunterlagen zu nennen.

Des Weiteren ist anzumerken, dass auch dann, wenn ein vollkommener Schutz gegen Reidentifizierung nicht gelingen sollte, die datenschutzrechtliche Grundordnung eindeutig ist: Die Verantwortung zur Einhaltung des Datenschutzes trifft z­ unächst sowohl die Behörde als auch die Empfängerin oder den Empfänger.

Ist der Empfänger aber erst später in der Lage, eine Reidentifikation durchzuführen, hat er (und nicht die Behörde) die datenschutzrechtlichen Compliance-Pflichten einzuhalten.

Namentlich ist auf die Informationspflicht in Art. 14 DSG hinzuweisen. Gerade wenn eine Reidentifikation zu Persönlichkeitsprofilen führt, hat der Empfänger der Daten (der eben die Reidentifikation durchgeführt hat) eine aktive Meldepflicht gegenüber der Person, die mit einem Datensatz beschrieben wird.3

Fazit

Wenngleich – wie die Diskussion zu den datenschutzrechtlichen Aspekten zeigt – noch nicht alle Rechtsfragen rund um Open Government Data restlos geklärt sind, lässt sich doch festhalten, dass das Informationsverwaltungsrecht des Bundes eine Vielzahl sehr ausgewogener Regelungen für den Umgang mit Open Government Data bereithält. Als Nachteil mag auffallen, dass die Regeln sehr zersplittert sind und sich dem Laien nicht leicht erschliessen. Diesem Problem kann jedoch mit klarer Kommunikation an die Öffentlichkeit begegnet werden.

1 http://sunlightfoundation.com/policy/documents/ten-open-data-princip-

les/ und http://opendefinition.org/od/ Hintergrund: Eine Behörde muss eine vertragliche Direktbeziehung zum Empfänger haben, wenn sie die Verwertung beim Nutzer wirksam kontrollieren will. Nur wenn der Staat die Verwertung von Datensätzen kontrollieren kann, kann er vom Empfänger des Datensatzes unter Umständen die Löschung verlangen.

3 Die massgeblichen Bestimmungen von Art. 14 DSG lauten wie folgt: «Der Inhaber der Datensammlung ist verpflichtet, die betroffene Person über die Beschaffung von besonders schützenswerten Personendaten oder Persönlichkeitsprofilen zu informieren; diese Informationspflicht gilt auch dann, wenn die Daten bei Dritten beschafft werden … Werden die Daten nicht bei der betroffenen Person beschafft, so hat deren Information spätestens bei der Speicherung der Daten oder, wenn die Daten nicht gespeichert werden, mit ihrer ersten Bekanntgabe an Dritte zu erfolgen.»

2

61 Praxis – Schweiz

StoryMaps: mit Geodaten Geschichten erzählen geo.admin.ch ist die Geoinformationsplattform der Schweizerischen Eidgenossenschaft innerhalb der Bundesverwaltung. Hier können geografische Informationen, Daten und Dienste des Bundes öffentlich abgerufen werden. Aufbereitet als sogenannte StoryMaps, werden Geodaten einem breiteren Publikum zugänglich gemacht – beispielsweise Schülerinnen und Schülern oder einem interessierten Laienpublikum. StoryMaps gelten als eine der attraktivsten und effektivsten Formen von Wissensvermittlung. Sie verknüpfen Wissen mit Bedeutung, präsentieren es visuell und lassen die Betrachtenden auch selbst tätig werden, was den Lernund Memoryeffekt erhöht.

Je mehr Daten und Informationen produziert werden, desto schwieriger wird es, sich zurechtzufi nden, ganz besonders für den Laien. David Oesch, Projektleiter geo.admin. ch beim Bundesamt für Landestopografie swisstopo, stellt fest, «dass manch ein Endnutzer gar nicht mehr weiss, was er mit all den Daten anfangen soll. Er kann zwischen Dr. Daniela Brandt Projektkoordinatorin Relevantem und weniger Relevantem Geoportale, Bundesamt schwer unterscheiden, verfällt schliesslich für Landestopografie swisstopo in die ‹Paralyse der Auswahl› und kapitudaniela.brandt liert.» Ein Paradigmenwechsel ist gefragt: @swisstopo.ch Datenherren, die wollen, dass die von ihnen produzierten Daten bestmöglich genutzt werden, müssen ihre Informationen so aufbereiten, dass die Betrachtenden ihre Relevanz erkennen und selbstständig Verknüpfungen zu anderen Daten sowie zu bereits vorhandenem Wissen herstellen können. Das gelingt am besten, wenn Daten so präsentiert werden, dass sich daraus eine Geschichte ableiten lässt, die der Nutzer interpretieren kann, indem er sie sich quasi selbst erzählt. Oder anders gesagt: Er generiert Wissen aus dem, was er sieht. Die Rede ist von Storytelling, einer auch im Journalismus zunehmend verbreiteten Erzählmethode, bei der das Publikum in die erzählte Geschichte eingebunden wird. Dies führt dazu, dass Leser, Zuhörer oder Nutzer den Gehalt der Geschichte besser verstehen und auch selbstständig mitdenken.

Storytelling strukturiert das Chaos der Information; es holt die Aufmerksamkeit des Publikums und hält es sozusagen bei der Stange.

Auch der Datenjournalismus zielt darauf ab, mit Daten Geschichten zu erzählen. Informationen werden gesammelt, aufbereitet, verarbeitet und publiziert, zum Beispiel als eine Selektion ausgewählter Daten für ein ausgewähltes Publikum. Adrian Holovaty, ein amerikanischer Webentwickler und Journalist, gilt als Wegbereiter dieser Idee, denn er forderte insbesondere für das Medium Internet eine andere Art von Journalismus, die «wichtige, konzentrierte Information» liefern müsse, «die für das Leben der Menschen nützlich ist und ihnen hilft, die Welt zu verstehen». Es geht also darum, Wissen mit Bedeutung zu verknüpfen, relevante Informationen hervorzuheben und Zusammenhänge aufzuzeigen.

Geokompetenz entwickeln und Raumbezüge herstellen

StoryMaps sind eine Kombination von Datenjournalismus und Storytelling, nämlich intelligente, interaktive Webkarten zu bestimmten Themen, zum Beispiel im Bereich der Geoinformation.

Grundlage dafür ist das Geoportal des Bundes, geo.admin.ch. Es wird vom Bundesamt für Landestopografie swisstopo im Auft rag

des Koordinationsorgans für Geoinformation des Bundes betrieben und setzt das Geoinformationsgesetz (GeoIG) um. Das Geoportal bündelt geolokalisierte Informationen, Daten und Dienste der Bundesverwaltung und macht diese öffentlich zugänglich. Mehr als 330 Fachgeodatensätze können aktuell dort betrachtet werden.

Wenn man sich vor Augen führt, dass 60 bis 80 Prozent aller politischen und wirtschaft lichen Entscheide einen räumlichen Bezug haben,1 wird schnell klar, dass Geodaten eine relevante Basis für Planungen, Massnahmen und Entscheidungen aller Art sind. Es ist daher wichtig, dass nicht nur Fachleute, sondern auch möglichst viele Bürgerinnen und Bürger über ein gewisses Mass an Geokompetenz verfügen und Raumbezüge herstellen können. Dass sie wissen, wie man eine Karte liest und interpretiert, und dass sie ein Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Mensch und Umwelt entwickeln.

Der Bereich KOGIS des Bundesamts für Landestopografie swisstopo hat 2012 begonnen, für die Kunden der Bundesverwaltung StoryMaps mit Geodaten des Bundes zu entwickeln. Diese Dienstleistung steht allen Kommunikationsverantwortlichen und Datenherren auf der Basis entsprechender Dienstleistungsverträge (SLA) zur Verfügung. Dabei werden verschiedene Geodatensätze als Layer miteinander kombiniert, zum Beispiel historisches Kartenmaterial und aktuelle Karten, wodurch die Entwicklung eines Gebiets oder eines Ortes sichtbar gemacht werden kann. Den Betrachtenden werden verschiedene Möglichkeiten geboten, Zusatzinformationen anzuklicken und Aktionen auszuführen, die ihnen ein detaillierteres Bild der Lage vermitteln. Sie sind also nicht nur im rezeptiven Modus tätig, indem sie Informationen konsumieren, sondern werden selbst aktiv, indem sie auswählen, was sie zusätzlich sehen oder wissen wollen. Für Geodaten der Bundesverwaltung stellt swisstopo im Rahmen von geo.admin.ch verschiedene StoryMaps zur Verfügung, und die Möglichkeiten sind vielfältig, auch für andere Bundesämter. Als Serviceprovider hilft KOGIS auf Wunsch bei der Umsetzung. Genutzt werden diese StoryMaps unter anderem in Schulen, auf Basis des Lehrplans 21, zum Beispiel in einem aktuellen Pilotprojekt von KOGIS in Zusammenarbeit mit Lehrern der Primarstufe.

Aufgebaut werden die StoryMaps auf dem Kartenviewer map. geo.admin.ch. Er bietet Lehrpersonen zahlreiche Möglichkeiten, den Unterricht lehrreich und kreativ zu gestalten. So kann zum Beispiel nach lustigen Ortsnamen wie Wienacht (AR) oder Moskau (SH) gesucht oder eine erweiterte Form des beliebten Geografiespiels «Stadt, Land, Fluss» gespielt werden. Fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler können auch die Unterschiede zwischen Landkarten und Satellitenbildern kennenlernen. Über geo.admin. ch/edu wird stufengerecht ein didaktischer Zugang zu Geoinforma-

62 Praxis – Schweiz

«Eine Lehrerin, ein Lehrer muss selbst davon begeistert sein, wenn StoryMaps erfolgreich im Unterricht eingesetzt werden sollen.»

Prozesse sichtbar machen

Geodaten im Unterricht einsetzen: Anregungen und Material gibt es auf www.geo.admin.ch/edu.

tionen vermittelt – für Lehrpersonen in Form von Weiterbildung, Workshops und einer Austauschplattform, für Schülerinnen und Schüler in Form von Übungen und Storytelling.

Spielen und speichern

Medienexperte Andy Schär, selbstständiger Berater und Dozent an der Pädagogischen Hochschule FHNW, arbeitet in der Weiterbildung und in der Organisationsberatung im Bildungsbereich. StoryMaps betrachtet er als zeitgemässen methodischen Ansatz für die Wissensvermittlung, insbesondere bei Schülerinnen und Schülern: «Jugendliche orientieren sich im Internet, und StoryMaps kommen ihren Informationsgewohnheiten entgegen», ist er überzeugt. «Aus­ serdem kennen sie das Konzept der ‹Gamification›, nämlich spielen, speichern, sich von Level zu Level hangeln. Diesen spielerischen Ansatz, Aufgaben mit StoryMaps zu lösen, das verstehen Schülerinnen und Schüler, und das macht den meisten Spass.» Mit StoryMaps würden komplexere Inhalte in eine Spielumgebung transportiert und mit einer narrativen Struktur versehen, welche die jugendlichen Nutzer durch das Thema führt. «Die StoryMap hat etwas Spielerisches, ist aber kein Computergame», betont der Medienexperte. Und sie ersetzt auch nicht die Lehrperson, ganz im Gegenteil: «Der Umgang mit StoryMaps muss von der Lehrperson angeleitet werden. Es besteht die Chance, aber auch die Verführung, dass man mit einfachen Mitteln zu Einsichten kommt. Eine StoryMap lässt jedoch Raum für vielseitige Interpretationen. Je nach Fokus und Vorwissen des Betrachters sind verschiedene Lösungen möglich, und eine Herausforderung der Lehrpersonen besteht darin, sich auf diese Komplexität einzulassen. Man muss gewillt sein, eine breite Fragestellung zu akzeptieren und die Schüler selbst machen zu lassen.»

Ist das nicht eher etwas für jüngere Lehrpersonen, die technisch fit sind? Keineswegs, findet Andy Schär: «Massgebend ist meiner Erfahrung nach nicht nur die Kompetenz im Umgang mit elektronischen Medien, sondern insbesondere, ob eine Lehrperson im didaktischen Know-how ausreichend gefestigt ist, um sich auf die Dynamik unterschiedlicher Lösungsstrategien einzulassen, die unter Umständen nicht vorhersehbar ist.» Und last, but not least:

Eine besondere Stärke der StoryMaps ist die Integration von Bildmaterial, zum Beispiel des Luftbildarchivs von swisstopo unter map.lubis.admin.ch. «Viele Menschen, und zwar nicht nur Jugendliche, brauchen ein Bild, um etwas gut verstehen oder es sich merken zu können», weiss Andy Schär. «Die Kombination aus Bild und Text, wie sie für StoryMaps typisch ist, erreicht mehr Lernende.»

Ein Vorteil der Methode sei auch, dass man einen emotionalen Bezug zu der präsentierten Information bekomme. Dabei sind die Informationen topaktuell: StoryMaps werden nicht aus dem Internet auf den eigenen Rechner heruntergeladen, sondern «wohnen» in der «Cloud», in einer Datenwolke. Dort werden sie ständig gemäss dem neusten Datenstand aktualisiert. Die Cloud-Lösung hat zudem den Vorteil, dass für die Erstellung und Nutzung von StoryMaps keine Software nötig ist, und man kann von überall her darauf zugreifen. Weil immer mehr Menschen mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets nutzen, auch im Unterricht, müssen StoryMaps so aufgebaut sein, dass sie «responsive» sind, also auf allen Geräten richtig dargestellt und uneingeschränkt genutzt werden können.

Andy Schär sieht in den StoryMaps des Geoportals eine sehr moderne Art der Informationsvermittlung: «Die Just-in-time-Vernetzung verschiedener Ansichten in Form der unterschiedlichen Layer ist sehr innovativ. Man kann auf diese Weise nicht nur einzelne Themen wie den Verkehr oder die Ausbreitung der G4-Antennen in der Schweiz anschaulich präsentieren, sondern auch die Zeitachse sichtbar machen. Dabei zeigt sich, wie ein Prozess verlaufen ist, dass wir Menschen Veränderungen verursacht haben und dass wir Einfluss auf die Gestaltung unseres Lebensraums haben. Damit werden bei den Betrachtenden Einsichten generiert, die nicht zuletzt auch das politische Bewusstsein schärfen können.»

Mit StoryMaps den Datenschatz heben

Ansprechende, zielgruppengerechte Wissens- und Informa­ tionsvermittlung ist angesichts der steigenden Datenflut nicht nur für Schulen ein wichtiges Thema. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) geht innovative Kommunikationswege: Im Sommer 2013 hat es erstmals eine StoryMap veröffentlicht. Sie zeigt die wärmsten

StoryMap «Echtzeitwassertemperaturen Fliessgewässer» des BAFU zum Hydro­metrieJubiläum 2013

63 Praxis – Schweiz

Fliessgewässer der Schweiz und kam im Sommer natürlich genau zur richtigen Zeit. Anlass war das Jubiläum «150 Jahre Hydrometrie» im vergangenen Jahr, in dessen Rahmen das BAFU seine Messstationen für einen Tag der offenen Tür öffnete und das Jubiläum mit verschiedenen Massnahmen kommunizierte. Die StoryMap war integriert in die Gesamtkommunikation. Karin Fink, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sektion Umweltbeobachtung, kennt die Gründe: «Wir hüten einen riesigen Datenschatz, der laufend aktualisiert wird, und den wollen wir interessierten Anspruchsgruppen besser zugänglich machen», berichtet sie. Mittels StoryMaps wird ein alternativer Zugang zu bereits vorhandenen Informationen geschaffen, indem diese in Form von Highlights in einer Art Schaufenster präsentiert werden. Karin Fink findet dieses Konzept ansprechend und zeitgemäss: «Bisher haben wir Daten vor allem systematisch publiziert, wie andere Bundesämter auch. Das tun wir nach wie vor, doch im Rahmen der integrierten Kommunikation wollen wir vermehrt ausgewählte Datensätze so aufbereiten, dass sie konkrete Zusammenhänge aufzeigen und ein breiteres Publikum finden können.» Dies geschieht im Zusammenhang mit konkreten Ereignissen wie dem Hydrometriejubiläum oder dem internationalen Tag des Waldes und dem Tag gegen den Lärm.

Zusammenspannen und Multiplikationseffekte nutzen

StoryMaps lassen sich auf sozialen Plattformen wie Twitter oder Facebook gut teilen und weiterverbreiten, und das eröffnet dem BAFU neue Zielgruppen. Die Vernetzung mit anderen Websites führt dazu, dass auch Nutzerinnen und Nutzer auf die BAFU-Website gelangen, die ansonsten eher weniger Bezug zu den Themen des BAFU haben. «Mit den StoryMaps möchten wir einem möglichst breiten Publikum zeigen, was wir machen, was überhaupt alles gemessen wird und wie wir Monitoring betreiben», führt Karin Fink aus. Als besonders wertvoll empfindet sie auch das Zusammenspannen verschiedener Ämter, die im Rahmen von StoryMaps nicht nur gemeinsam Daten und Fakten präsentieren, sondern auch von mehr Reichweite profitieren können: «StoryMaps werden über unterschiedliche Kanäle verbreitet, nicht nur über unsere, sondern auch über diejenigen unserer Partner und der Zielgruppen, die ebenfalls individuell vernetzt sind. Das sind Multiplikationseffekte, die man nutzen kann.» Den Aufwand für die Erstellung einer StoryMap findet Karin Fink durchaus vertretbar: «Wir schaffen das mit eigenen Ressourcen und der Unterstützung von swisstopo in rund zwei Monaten. Unsere Mitarbeitenden engagieren sich aktiv mit Ideen und Vorschlägen, weil sie den Nutzen darin erkennen.»

Die Ämter profitieren

Fazit: Das Potenzial der StoryMaps ist gross – nicht nur für Schulen, sondern für alle, die ihren Zielgruppen komplexe Inhalte zugänglich und Wissen in gut verständlicher Form vermitteln möchten. Dass StoryMaps sich dafür besonders gut eignen, liegt daran, dass sie nicht nur Informationen transportieren, sondern auch Geschichten erzählen. Denn, um es mit dem Hirnforscher Manfred Spitzer zu sagen: «Was den Menschen umtreibt, sind nicht Fakten und Daten, sondern Gefühle, Geschichten und vor allem andere Menschen.»

Aktuelle StoryMaps mit Geodaten Für Geodaten der Bundesverwaltung stellt swisstopo im Rahmen von geo.admin.ch folgende Beispielsammlung für StoryMaps zur freien Verfügung: Historische Luftbilder – welchen Ort zeigt dieses Bild?

Massnahmen gegen Strassenlärm SwissGuesser: Kulturgüterschutzinventar Schweizer Holz in Bauten und Gegenständen Wie gut kennen Sie die Seilbahnen der Schweiz?

Der Bergsturz von Randa Die wärmsten Fliessgewässer der Schweiz Wie gut kennen Sie die Schweiz von früher?

Städte: die 10 grössten im Zeitraffer Die 25 grössten Stauanlagen der Schweiz Morteratschgletscher: Ein Eisriese schwindet StoryMaps ansehen: http://storymaps.geo.admin.ch

Weitere Informationen: StoryMaps des Bundes: http://storymaps.geo.admin.ch Unterrichtsmaterialien für die Schule: www.geo.admin.ch/edu Kartenviewer: map.geo.admin.ch 1 Coopers/Lybrand,1996,

http://catalogue.nla.gov.au/Record/97620

64 Praxis – Schweiz

Effizientes E-Government dank wiederverwendbaren Basisdiensten Auf ZHservices, der zentralen Transaktionsplattform für Onlinebehördengeschäfte des Kantons Zürich, sind in den letzten Jahren vielfältige E-Government-Angebote für Privatpersonen und Unternehmen umgesetzt worden. Bei der Entwicklung der Onlinedienste profitieren die Verwaltungseinheiten von einer Basisinfrastruktur, die generische Dienste wie eine starke Authentisierung oder Webdialoge und Formulare als wiederverwendbare Komponenten zur Verfügung stellt. Dank einer offenen, serviceorientierten Systemarchitektur ist ZHservices auch für künftige Anforderungen bestens gerüstet.

Werner Zecchino Kanton Zürich, Staatskanzlei, Stabsstelle E-Government Produktverantwortlicher ZHservices werner.zecchino@sk.zh.ch

Die Steuererklärung online ausfüllen und einreichen oder die neu gegründete Firma übers Internet beim Handelsregister anmelden: Die elektronische Kommunikation zwischen Privatpersonen, Unternehmen und der Verwaltung verspricht nicht nur eine höhere Effi zienz in den Verwaltungsprozessen, sondern auch komfortablere Behördengeschäfte ohne Amtsbesuche und Wartezeiten. Der Regierungsrat des Kantons Zürich hat seine E-Government-Strategie bereits im September 2008 festgelegt. Mittels optimierter, durchgängiger Prozesse will er einen «umfassenden elektronischen Amtsverkehr zum Nutzen der Wirtschaft, der Bevölkerung und der Behörden» verwirklichen und 7 Direktionen, über 100 Ämter und Dienststellen, 12 Bezirke und 170 Gemeinden auf einer Plattform zusammenführen.

Anstatt einzelne Anwendungen wie etwa die Onlinesteuererklärung als isolierte Insellösungen separat und mit einem verhältnismässig hohen Aufwand zu entwickeln, hat sich der Kanton für einen anderen Ansatz entschieden: Zunächst wurde eine E-Government-Basisinfrastruktur aufgebaut, die generische Transaktionen oder Dienste als wiederverwendbare Komponenten zentral zur Verfügung stellt.

Damit sind die Organisationen innerhalb der Verwaltung heute in der Lage, E-Government-Anwendungen für ihre Geschäft sprozesse wie etwa Bewilligungsverfahren einfacher, schneller und auch kosteneffi zienter zu entwickeln.

Lukas Weibel Kanton Zürich, Staatskanzlei, Stabsstelle E-Government Produktverantwortlicher ZHservices lukas.weibel@sk.zh.ch

Ein Baukasten mit schlüsselfertigen Komponenten

Die Basisinfrastruktur enthält heute acht wiederverwendbare Bausteine, die bedarfsgerecht für die Umsetzung von neuen Onlinediensten verwendet werden können. Eine Komponente ist etwa die mehrstufige und starke Authentisierung mittels SuisseID oder mTAN. Zum Baukasten gehören aber auch Webdialoge und -formulare, womit sich Onlinedialoge zur medienbruchfreien Weiterverarbeitung mühelos realisieren lassen. Weitere Module umfassen die Stammdatenverwaltung für die selbstständige Bewirtschaftung der Benutzerprofile, die Benutzer- und Rollenverteilung für Organisationen, die Vorgangsverwaltung, die Belegerzeugung, ein Nachrichtendienst sowie Ein- und Ausgabequittungen (siehe Infobox).

Mit der Funktion für das elektronische Bezahlen (E-Payment) befindet sich aktuell eine weitere Komponente in der Entwicklung.

Die Bausteine der Basisinfrastruktur werden jedoch nicht einfach auf Vorrat entwickelt. Ausschlaggebend ist stets, ob eine Funktion in mehreren Fachanwendungen auftaucht. Nur in diesem Fall wird sie eingekapselt und als Komponente zur Verfügung gestellt. Das Grundgerüst orientiert sich somit an den tatsächlichen Bedürfnissen der Verwaltungseinheiten und wird evolutionär weiterentwickelt. Gleichzeitig ist dabei auch stets für die Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen gesorgt, weil verwaltungsrechtliche Grundsätze wie die Nichtabstreitbarkeit, die Nachvollziehbarkeit und die Datensicherheit überall berücksichtigt werden. Quittungen beispielsweise werden rechtlich verbindlich und signiert ausgestellt.

Vielfältige Angebote für Privatpersonen und Unternehmen

Auf diesem Fundament konnten im Kanton Zürich innerhalb von wenigen Jahren vielfältige E-Government-Angebote umgesetzt werden. Diese stossen auf eine bemerkenswert hohe Akzeptanz. Seit zwei Jahren etwa können steuerpflichtige natürliche Personen ihre Steuererklärung über das Internet ausfüllen und einreichen. Heute machen bereits rund 90 000 Personen von diesem Angebot Gebrauch. Weitere Onlinedienste für Privatpersonen umfassen unter anderem die Einreichung einer Fristerstreckung für die Steuererklärung oder eines Gesuchs um Dienstverschiebung für Militär oder Zivilschutz. Auch für Unternehmen wurden in den letzten Jahren verschiedene Angebote realisiert, so etwa die Anmeldung beim Handelsregister oder die elektronische Rechnungsstellung. Letztere bietet einen deutlichen Effi zienzgewinn, weil sie es Unternehmen ermöglicht, ihre Rechnungen elektronisch an die Verwaltung zu übermitteln. Weil alle Anwendungen die gleiche Authentisierung verwenden, brauchen sich Benutzerinnen und Benutzer nur ein einziges Mal auf der Plattform anzumelden und können dann sämtliche Onlinedienste nutzen.

Bei der Planung und Realisierung von ZHservices mussten verschiedene Herausforderungen bewältigt werden. So war etwa bereits während der Konzeption zu berücksichtigen, dass sich die Infrastruktur auf Jahre hinaus weiterentwickeln und an künft ige Anforderungen anpassen lassen muss. Erschwerend kam hinzu, dass auf der Plattform Anwendungen mit völlig unterschiedlichen Anforderungen aufsetzen. Mit ein Grund für den Erfolg von ZHservices ist das klar strukturierte und methodische Vorgehen mit dem agilen Entwicklungsansatz und der testgetriebenen Entwicklungsmethode.

65 Praxis – Schweiz

Offene Systemarchitektur stellt Ausbaufähigkeit sicher

ZHservices basiert auf einer offenen, serviceorientierten Architektur (SOA). Die wiederverwendbaren Funktionalitäten werden als Komponenten entwickelt und stehen als modulare Bausteine zur Verfügung. Neue Angebote, Weiterentwicklungen und Anpassungen können so verhältnismässig schnell und einfach realisiert werden. Der offene, modulare Aufbau der Transaktionsplattform berücksichtigt zudem die dezentrale Struktur und Organisation der kantonalen Verwaltung und stellt sicher, dass auch bestehende Lösungen und Strukturen eingebunden werden können. Als zentrale Datendrehscheibe sorgt ZHservices für eine maximale Interoperabilität, damit die heterogenen IT-Systeme nahtlos zusammenarbeiten können.

Die Transaktionsplattform besteht aus einer Anwendungskomponente, die über Schnittstellen mit den verschiedenen Fachanwendungen kommuniziert. Das Kernstück bildet dabei eine Middleware für die Daten- und Prozessintegration. Damit lassen sich die als Bausteine vorhandenen Dienste gemäss den abzubildenden Verwaltungsprozessen einfach zu neuen Anwendungen zusammenfügen. Andererseits stellt diese Mittelschicht auch die synchrone oder asynchrone Datenintegration mit den Fachanwendungen sicher. ZHservices ist dazu an die sichere Datenaustauschplattform (SiDAP) des Kantons Zürich angebunden. Diese erlaubt die sichere elektronische Übermittlung von Daten an die Fachanwendungen der verschiedenen Verwaltungseinheiten.

Nächste Entwicklungen schon in den Startlöchern

Bereits laufen Projekte, um neue E-Government-Anwendungen zu realisieren und auf der Plattform anzubieten. Bis zum Abschluss der E-Government-Strategie 2013–2016 dürften insgesamt 18 Anwendungen verfügbar sein. Als jüngster Onlinedienst wird 2014 eine Quellensteuerlösung für die rund 20 000 Arbeitgeber des Kantons Zürich aufgeschaltet. Damit werden sich Tarifanfragen und Steuerabrechnungen online erledigen lassen. In Realisierung befindet sich zudem ein Lehrbetriebsportal des Mittelschul- und Berufsbildungsamts des Kantons Zürich. Mit diesem neuen Onlineangebot, das ebenfalls auf ZHservices zur Verfügung stehen wird,

Domains (Private, Unternehmen) Authenzifizierung (schwach/stark)

Stammdatenverwaltung

Benutzer- und Rollenverwaltung

Nachrichtendienst

Vorgangsverwaltung

Eingabe- und Ausgabequittung

Webdialoge und -formulare

Belegserzeugung

Basisdienste Synchrone Kommunikation

Asynchrone Kommunikation

Integration mit den Fachanwendungen

Ein Baukasten für Onlineangebote Authentisierung Anmeldung über SuisseID oder mTAN schützt die Daten, beschränkt den Zugriff und sorgt für die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben.

Webdialoge und -formulare Onlinedialoge für eine medienbruchfreie Verarbeitung der erfassten Daten in den Fachanwendungen.

Stammdatenverwaltung Erlaubt den Benutzern, ihre Profile selbstständig zu bewirtschaften, etwa das Passwort zu ändern.

Benutzer- und Rollenverwaltung für Organisationen Ermöglicht die Zuweisung von Zugriffs- und Bearbeitungsrechten.

Vorgangsverwaltung Verfolgung der Bearbeitung einer Anfrage und Anzeigen des Status eines Geschäft sfalls.

Belegserzeugung Ausgabe der eingegebenen Daten als PDF-Dokument zum Speichern oder Ausdrucken.

Nachrichtendienst E-Mail-Information über einen Vorgang oder eine Statusänderung einer Anfrage.

Ein- und Ausgabequittung Ausstellung einer rechtlich verbindlichen und signierten Ein- und Ausgabequittung.

können Lehrbetriebe sämtliche administrativen Prozesse im Zusammenhang mit der Berufslehre online abwickeln.

66 Praxis – Schweiz

Daten, Daten ... Dienstleistungen!

Nach den Wahlen 2010 formulierte der Zürcher Stadtrat den Legislaturschwerpunkt eZürich. Die Stadtverwaltung soll vermehrt digitale Dienstleistungen für ihre Kunden entwickeln. Zudem soll sie die Bürgerinnen und Bürger über digitale Kanäle stärker in den Verwaltungsprozess einbinden und sie durch eine Öffnung der Datenarchive am Wissensschatz der Stadtverwaltung partizipieren lassen. Nun ist der Legislaturschwerpunkt zu Ende. Ein Rückblick. Und ein Ausblick.

Michael Keller Stadt Zürich, Organisation und Informatik Abteilungsleiter eZürich/eGovernment michael.keller.oiz @zuerich.ch

Martin Otzenberger Stadt Zürich, Organisation und Informatik Leiter Kommunikation martin.otzenberger @zuerich.ch

Menschenschlangen in den Kreisbüros – lange waren sie ein untrügliches Zeichen dafür, dass mal wieder Zügelzeit ist in Zürich. Rund 40 000 Zürcherinnen und Zürcher ziehen jährlich innerhalb der Stadt um – und zum Umzug gehörte bis vor Kurzem auch der Gang ins Kreisbüro, um die Adressänderung zu melden.

Seit dem 1. April 2013 können Umzüge innerhalb der Stadt dem Bevölkerungsamt online gemeldet werden. eUmzug heisst diese neue digitale Dienstleistung, die das Bevölkerungsamt der Stadt Zürich gemeinsam mit Organisation und Informatik Stadt Zürich (OIZ) entwickelt hat. Über 8000 Umzügler haben seitdem ihre neue Adresse online gemeldet. Und nicht nur das: In derselben Applikation haben Tausende ihren Adresswechsel gleich noch dem Strassenverkehrsamt mitgeteilt und eine provisorische Parkkarte gelöst.

Nachholbedarf im E-Government

eUmzug ist ein Beispiel von vielen digitalen Dienstleistungen, welche die Stadt Zürich in den letzten Jahren entwickelt hat.

Ausgelöst hat den Entwicklungsschub die Initiative eZürich, die der Zürcher Stadtrat 2010 als einen von vier Legislaturschwerpunkten formulierte. Ziel war, in der Zürcher Stadtverwaltung verstärkt E-Government-Lösungen zu implementieren. Dafür stellte der Zürcher Stadtrat personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung und übertrug der OIZ die Verantwortung zur Umsetzung.

Um die Notwendigkeit eines solchen Impulsprogramms zu verstehen, sollte man sich vor Augen führen, dass Zürich wie die Schweiz allgemein 2010 noch grossen Aufholbedarf im E-Government hatte. Noch 2012 stellte eine EU-Studie* der Schweiz einen nicht mal durchschnittlichen Wert in Sachen E-Government aus.

In Ländern wie Malta und der Türkei, vor allem aber in skandinavischen Ländern, erledigten prozentual viel mehr Menschen ihre Verwaltungsanliegen online. Und dies, obwohl die Schweizerinnen und Schweizer eifrige Internetnutzer sind und neun von zehn Personen einen Internetzugang haben – der europäische Schnitt liegt bei gut sieben von zehn Personen.

Ideenwettbewerb – das Wissen der Bürger nutzen

Doch welche digitalen Services sollte die Stadt entwickeln? Diese Frage stellte sich, als es an die Umsetzung von eZürich ging. Die erste Antwort: Fragen wir die Bevölkerung, die weiss am besten, was sie will und braucht! Vom 4. November bis zum 12. Dezember 2010 führte die Stadt Zürich einen Online-Ideenwettbewerb durch.

Fast 15 000 Menschen besuchten die Website und lieferten 612 Projektideen – ein gutes Beispiel dafür, wie eine Stadtverwaltung durch ein Onlineforum die Bevölkerung in die Gestaltung der Stadt einbeziehen und «stilles Wissen» (tacit knowledge) in «explizites Wissen» (explicit knowledge) umwandeln kann.

Zu den Ideen aus der Bevölkerung gesellten sich die Ideen, die aus verwaltungsinternen Workshops mit den Dienstabteilungen der Stadt hervorgegangen waren. Am Ende lag die Herausforderung darin, die Ideen auszuwerten und auf ihre Umsetzbarkeit hin zu überprüfen. Zudem hielt der Programmausschuss von eZürich – mit Vertretern aus allen neun Departementen der Stadt – fest, dass die Projekte einen beidseitigen Nutzen haben sollten: für die Bevölkerung, aber auch für die Verwaltung. Der Aufwand für die eZürich-Projekte sollte in einem angemessenen Verhältnis zum Nutzen durch Effi zienzgewinne stehen. Da diese Kosten-Nutzen-Rechnung vom Transaktionsvolumen einer neuen Dienstleistung abhängt, war sie freilich nicht leicht im Vorneherein zu machen.

Im Juli 2012 segnete der Zürcher Stadtrat das Grobkonzept von eZürich ab. Damit war der Weg frei für die Umsetzung der 22 finalen eZürich-Projekte. 16 davon konnte die OIZ gemeinsam mit den Dienstabteilungen und in Abstimmung mit dem Datenschutzbeauftragten der Stadt Zürich bis heute umsetzen.

Das erste OGD-Portal der Schweiz

Eines der zukunft strächtigsten eZürich-Projekte war die Öffnung der Verwaltungsdaten für die Bevölkerung und Unternehmen für eine sekundäre Nutzung. Im Juni 2012 schaltete die Stadt Zürich das erste Open-Government-Data (OGD)-Portal der Schweiz auf.

Seitdem hat Statistik Stadt Zürich (SSZ) über 200 Datensätze verfügbar gemacht (Stand 1.11.2013): vom Zürcher Index der Wohnbaupreise bis hin zu den Geodaten städtischer Picknickplätze.

2500 Interessierte besuchen das Portal pro Monat. Dabei erschliesst Statistik Stadt Zürich kontinuierlich neue Datenquellen, die sie kostenlos in Standardformaten online stellt. Das Potenzial ist riesig.

Zum Vergleich: Das Datenportal der EU-Kommission umfasst über 5800 Datensätze.

Diese Daten nutzen nicht nur Private, sondern auch Vereine und Unternehmen – beispielsweise, um Apps zu entwickeln, die einen sozialen oder wirtschaft lichen Mehrwert schaffen. Zum Beispiel PlayZone, eine App, die basierend auf dem Spielplatzinventar der

67 Praxis – Schweiz

Stadt Zürich einen Katalog und Stadtplan mit kinderfreundlichen Orten bereitstellt, inklusive Social Features wie Check-in und Facebook-Posting.

Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass die Aufbereitung der Datensätze mit technischem Aufwand und Kosten verbunden ist. Noch grösser ist die psychologische Hürde bei den Datenbesitzern, ihre Daten so zu beschreiben, dass sie nicht nur ihnen selbst, sondern auch der Bevölkerung dienen. Das kann nur durch kontinuierliche und persönliche Sensibilisierung erreicht werden. In Workshops von Statistik Stadt Zürich, der OIZ und dem städtischen Datenschutzbeauft ragten konnte aufgezeigt werden, wie wichtig solche Daten für die Zukunft einer offenen Stadt sind. Bei neuen Projekten soll das Thema OGD deshalb von Anfang an in die Konzeption mit einfliessen, damit die Fachleute die Daten entsprechend beschreiben, standardisierte Schnittstellen schaffen und den Datenschutz von Anfang an mit einbeziehen.

In Bezug auf die Entwicklung von E-Government hat das eZürich-Projekt OGD Modellcharakter. Es stellt einen Paradigmenwechsel in der Psychologie der Verwaltung dar, indem bei der täglichen Arbeit der städtischen Angestellten stets der Kundennutzen mit einbezogen wird. In diesem Fall: Wie kann ich die Daten, die ich sowieso sammle, so aufbereiten, dass sie in standardisierten Formaten der Bevölkerung oder Unternehmen nutzen können?

Benchmark bezüglich eGovernment-Partizipation der Bürger in Europa.

Anteil der Bevölkerung in Prozent Quelle: eGovernment Benchmark 2012 – 60 70 80 90 INSIGHT report

Stadtplan (Webservice)

2517 Bevölkerungsbestand1

1260

Die Vision eines virtuellen Stadthauses

Die zahlreichen eZürich-Projekte haben die Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung und ihren Anspruchsgruppen einfacher, effi zienter und transparenter gemacht. Fast alle Projekte sind nach der Bottom-up-Methode zustande gekommen, und sie alle dienen bis heute einer grösseren Vision: dem virtuellen Stadthaus. Die Stadt will sich bei ihrem Onlineangebot an den Bedürfnissen der Kunden ausrichten. Anstelle der vielen Websites und einer Gliederung nach Departementen sollen im geplanten neuen Webauft ritt der Stadt Zürich alle Dienstleistungen nach Themen strukturiert und auf einer einzigen Website verfügbar sein. Hinzu kommt die Möglichkeit, die Geschäfte mit der Stadt wie in einem eShop zentral abzuwickeln – über ein persönliches Konto mit einem einheitlichen Login. Wer dann beispielsweise über eUmzug dem Bevölkerungsamt eine Adressänderung meldet, kann auch noch gleich bei der EWZ ein neues Stromprodukt bestellen und einen Trautermin in der Stadtkanzlei reservieren.

All das macht das Leben und Arbeiten einfacher und effi zienter – für die Bevölkerung, für die Unternehmen, für die Verwaltung. Und es macht die Beziehung zwischen der Stadtverwaltung und ihren Anspruchsgruppen partizipativer. Die Bevölkerung hat dank E-Government, E-Partizipation und OGD die Möglichkeit, ihre Stadt verstärkt mitzugestalten.

Einen detaillierten Bericht zum Legislaturschwerpunkt eZürich mit einer Übersicht über alle Projekte finden Sie auf: www.ezuerich.ch.

Bevölkerungsbestand2

999 Luftqualitätsmessung

975 Abstimmungen (seit 1993)

836 Baby-Vornamen

763 Stadtkreise

752 Statistische Quartiere

512 Velozählstellen

497 Bevölkerungsbestand3

481 Jahr, Quartier, Alter Jahr, Quartier, Nationalität 3 Jahr, Herkunft , Geschlecht 1

2

Die meistgenutzten Datensätze des OGD-Portals der Stadt Zürich (Stand 1.11.2013) Quelle: eZürich Standortbestimmung, Stadt Zürich, November 2013

*eGovernment Benchmark 2012 – INSIGHT report

68 Praxis – Schweiz

Das Register der Urkundspersonen, Anwendungsbereich für die generische Registerlösung des Bundesamts für Justiz Das Bundesamt für Justiz hat auf den 1. Januar 2014 eine generische Systemplattform für Berufs- und Funktionsregister entwickelt und darauf als erste Anwendung das Register der Urkundspersonen (UPReg) bereitgestellt. Alle Anmeldeprozesse für Registereintragungen sowie die Genehmigungsprozesse seitens der registerführenden kantonalen Stellen sind elektronisch und durch SuisseID oder Swiss Government PKI Smartcards abgesichert. Das Register ist zugleich die Sicherheitsinfrastruktur für elektronische Urkunden.

Auf der Plattform könnten zusätzliche Berufsregister, z.B. ein nationales Anwaltsregister, zu geringen Zusatzkosten betrieben werden.

lic. iur. Adrian Blöchlinger Selbstständiger Berater und Projektleiter Konzeption und Projektleitung UPReg adi.blo@bluewin.ch

Dr. Igor Metz Geschäft sführer Glue Soft ware Engineering AG Architekt und technischer Verantwortlicher Entwicklung UPReg igor.metz@glue.ch

Juristische Personen wie Aktiengesellschaften, Gesellschaften mit beschränkter Haftung sowie Genossenschaften existieren erst mit dem Eintrag in das Handelsregister und sind deshalb auch flächendeckend eingetragen.

Einzelunternehmen sind nur bei einem Rohertrag von mehr als 100 000 Franken eintragungspfl ichtig. Die sogenannten freien Berufe – im rechtlichen Sinne ebenfalls Einzelunternehmen – wie Ärzte, Anwälte, Notare, Geometer, Ingenieure etc. sind gar nur in Ausnahmefällen im Handelsregister einzutragen beziehungsweise eingetragen.

Bei vielen freien Berufen, jedenfalls bei den Ärzten, Anwälten und Notaren, ist zur Ausübung des freien Berufs zusätzlich eine kantonale Berufsausübungsbewilligung erforderlich, die irgendwo publiziert werden sollte.

UID-System schliesst die Lücke bei der Identifikation nur teilweise

Um die Lücken bei der Identifikation von Personen, die eine selbstständige Erwerbstätigkeit ausüben, zu schliessen, wurde nach einem Bundesratsbeschluss im Jahr 2000 die sogenannte Unternehmensidentifikation (UID) zusammen mit dem UID-System www. uid.ch aufgebaut.

Die UID als universelle Nummer ersetzt zunehmend die vorbestehenden Nummern von Mehrwertsteuer und Handelsregister. Sie wird auf alle Unternehmen angewendet, bis hin zu den freien Berufen.

Die Notwendigkeit ergänzender Berufs- und Funktionsregister

Im rechtlichen und technischen System der UID wird jedoch nur das Unternehmen erfasst. Handelt es sich um ein Einzelunternehmen, wird dessen Bezeichnung beziehungsweise dessen Inhaberin oder Inhaber registriert. Funktionen und Verantwortlichkeiten, wie auch Rechte zur Berufsausübung können jedoch im beziehungsweise vom UID-System nicht erfasst werden.

Rechtliche Grundlage für ein erstes Berufs- und Funktionsregister

Über die am 1. Januar 2012 in Kraft getretene sogenannte Sachenrechtsrevision und den neu eingefügten Art. 55a des Schlusstitels des ZGB wurden die Kantone ermächtigt, elektronische Ausfertigungen öffentlicher Urkunden und elektronische beglaubigte Kopien auf ihrem Gebiet einzuführen.

Die praktische Bedeutung dieser Modernisierung des Rechts liegt darin, dass damit elektronische Anmeldungen bei Handelsregister und Grundbuch möglich wurden.

Die Verordnung über die elektronische öffentliche Beurkundung (EÖBV) sieht in der Konkretisierung von Art 55a Abs. 4 Schlusstitel ZGB ein nationales Register der Urkundspersonen als Sicherheitsinfrastruktur vor.

Im Register haben sich zumindest diejenigen kantonalen Urkundspersonen einzutragen, die elektronische Ausfertigungen öffentlicher Urkunden und elektronische beglaubigte Kopien erstellen wollen.

Nationales Anwaltsregister

Im Gegensatz zum noch wenig vereinheitlichten kantonalen Beurkundungswesen wurde für die Anwaltschaft mit dem Bundesgesetz über die Freizügigkeit der Anwältinnen und Anwälte (BGFA) bereits im Jahr 2000 die Möglichkeit geschaffen, in allen Kantonen tätig zu sein,sofern eine Anwaltsperson von einem Kanton in dessen Anwaltsregister eingetragen wird. Diese kantonalen Anwaltsregister sind technisch sehr unterschiedlich und nicht miteinander vernetzt.

Mit der vom Schweizerischen Anwaltsverband (SAV) angestossenen Revision zur weiteren Vereinheitlichung des Anwaltsrechts soll nun ein nationales Anwaltsregister geschaffen werden, in dem die Kantone die anerkannten Anwaltspersonen einzutragen haben.

Aufgrund der häufigen Doppelfunktionen Anwaltsperson/freiberufliche Urkundsperson oder Urkundsperson mit sogenanntem «kleinem Notariat» (alle Beurkundungen ausser Grundbuchgeschäfte) scheint es sinnvoll, die Registerapplikation für Urkundspersonen – unter Anpassung des Namens – auch als nationales Anwaltsregister zu nutzen.

Domänenstruktur erlaubt Mehrfachnutzung des Informatiksystems

Hinter der Entwicklung des Registers der Urkundspersonen stand von Anfang an das Ziel einer Mehrfachnutzung des Informatiksystems mit seiner sicheren Betriebsinfrastruktur:

69 Praxis – Schweiz

Im System kann eine beliebige Menge von Funktionen definiert werden. Jede Funktion kann einer oder mehreren Domänen zugeordnet werden und die Kombination «Funktion/Domäne» kann wiederum einem oder mehreren Kantonen und deren Genehmigungsinstanzen zugeteilt werden.

Dies erlaubt es, in der Domäne «Urkundspersonen» pro Kanton die jeweiligen kantonalen Bezeichnungen mit den entsprechenden Berechtigungen zur Beurkundung für die verschiedenen Formen von Urkundspersonen zu erfassen.

werden während des Anmeldeprozesses automatisch ins Register eingefügt.

Eingetragene Personen können ihre hinterlegten Zertifikate später selbst aktualisieren (Zertifikatswechsel) und einen Teil ihrer Personendaten wie auch die Kontaktdaten ihrer beruflichen Organisation selbst nachführen.

Generisches System – Ausbau zum Register der Justiz­ personen?

Normalerweise muss eine eintragungswillige Person über eine SuisseID oder gleichwertige Zertifikate der Swiss Government PKI verfügen.

Urkundspersonen müssen zwingend ihr Authentisierungs- und ihr Signaturzertifikat im Register hinterlegen, wenn sie elektronische Ausfertigungen mit dem obligatorischen elektronischen Siegel versehen wollen (siehe Kasten).

Verfügt eine eintragungswillige Urkundsperson über keinerlei Zertifikate, so kann sie ihren Antrag im System gleichwohl erfassen, ausdrucken, unterschreiben und mit einer Ausweiskopie an die Genehmigungsstelle der Domäne per Post einschicken.

Im Testsystem unter https://test.upreg.ch ist es möglich, die ­Onlineeintragungsprozesse mit oder ohne SuisseID/Zertifikate auszuprobieren.

Diese offene, generische Konzeption würde es nun erlauben, die folgenden Gruppen von Funktionsträgerinnen und Funktionsträgern in einem technischen System, in einer Betriebsinstanz und mit einem Personenstamm zu führen: 1. die freiberuflichen Urkundspersonen mit vollem Notariat, aber auch diejenigen mit begrenztem Recht zu öffentlicher Beurkundung (sog. «kleinem Notariat») 2. die Amtsnotarinnen und Amtsnotare 3. die Registerführerinnen und Registerführer von Zivilstandswesen, Handelsregister und Grundbuch (Registerurkundspersonen), allenfalls auch die Betreibungsbeamten, die Vermessungsgeometerinnen und Vermessungsgeometer (Vermessungsurkunden) 4. die Anwältinnen und Anwälte

SuisseID oder gleichwertige Zertifikate für volle Funktionalität obligatorisch

Das Register kennt nur Onlineprozesse für Eintragung und Mutation

Das Registersystem ist als zentrale hochautomatisierte Maschinerie zu verstehen. Die verschiedensten Aufsichtsbehörden können darin mit wenig Personalaufwand elektronische signierte Anträge von Funktionsträgerinnen und Funktionsträgern der verschiedenen Domänen genehmigen oder abweisen. Manuelle Erfassungsarbeit entfällt.

Die Mitarbeitenden der Genehmigungsstellen müssen zwingend über eine SuisseID oder eine Smartcard der Swiss Government PKI verfügen, um Zugang zum System zu erhalten.

Die Mitarbeitenden der Aufsichtsbehörden sind ebenfalls im Register eingetragen

Nur eingetragene, von der übergeordneten Instanz (Bundesamt für Justiz) technisch autorisierte Mitarbeitende einer kantonalen Genehmigungsinstanz (Aufsichtsbehörde) können ein Gesuch um Eintrag einer Funktionsträgerin oder eines Funktionsträgers in einer Domäne genehmigen und den entsprechenden Registereintrag freischalten.

Die Gesuche um Eintrag werden durch das elektronische Signieren einer vom System generierten Eintragungsverfügung genehmigt. Bestehende Einträge werden durch das Signieren von Löschungsverfügungen inaktiviert. Alle Einträge und Status werden, wie im Handelsregister, historisiert.

Eintragungswillige erfassen all ihre Eintragsdaten selbst online

Die Personen, die einen Antrag auf Eintragung stellen, liefern beziehungsweise erfassen über einen Onlineantrag alle für den Registereintrag wesentlichen Daten zu ihrer Person und zum beruflichen Kontext (Organisation, UID). Die Personendaten werden dabei durch einen SuisseID-Identitätsnachweis belegt; die Organisationsdaten werden durch eine Systemverbindung zum UID-System überprüft. Authentisierungs- und Signaturzertifikate der Person

Das elektronische notarielle Siegel Das Register der Urkundspersonen ist gemäss der Verordnung über die elektronische öffentliche Beurkundung (EÖBV) das zentrale Element der Sicherheitsinfrastruktur für die elektronische öffentliche Urkunde. Urkundspersonen müssen sich im Register eintragen und dabei ihr qualifiziertes Signaturzertifikat hinter­ legen.

Um ein elektronisches notarielles Dokument zu erstellen, scannt die Urkundsperson die beim Beurkundungsvorgang erstellte sogenannte Urschrift (Minute) ein und speichert diese im Format PDF/A ab. Sie fügt dem elektronischen Dokument dann das Verbal und ihre qualifizierte Signatur bei. Anschliessend versieht sie das Dokument über einen sicheren Prozess mit der elektronischen Signatur des Registers der Urkundspersonen («elektronisches notarielles Siegel»).

Die Registersignatur kann über das vom Bundesamt für Justiz eigens dafür entwickelte Freeware-Programm Open eGov LocalSigner abgerufen und in das elektronische notarielle Dokument eingefügt werden (www.openegov.ch/localsigner).

Elektronische öffentliche Urkunden können über das Validatorsystem des Bundes auf ihre Gültigkeit geprüft werden (www. validator.ch).

70 Praxis – Schweiz

Neuer Impuls für eine kundenorientierte Verwaltung Schweiz Die Vision einer kundenorientierten Verwaltung Schweiz ist die einer Vernetzung von Organisationen, Dienstleistungen, Prozessen und Daten, die es den Kundinnen und Kunden ermöglicht, die wichtigsten Anliegen jederzeit und ortsunabhängig bearbeiten zu können. Identifikations- und Access-Management sowie CloudLösungen geben öffentlichen Verwaltungen die Möglichkeit, eine neue Qualität der Kundenorientierung im E-Government zu erreichen. Basis dafür ist die zentrale Bereitstellung, Sicherheit und Verwaltung der Daten, die durchgängige Gestaltung der Prozesse sowie die Integration von Services anderer Dienstleister aus der Cloud.

E-Government-Plattformen zur Prozessintegration

Dr. Alexandra Collm Swisscom (Schweiz) AG Group Strategy & Board Services alexandra.collm @swisscom.com

Prof. Dr. Kuno Schedler Universität St. Gallen Institut für Systemisches Management und Public Governance kuno.schedler@unisg.ch

Kundenorientierung ist spätestens mit der Einführung betriebswirtschaft licher Konzepte zentral für das Handeln der öffentlichen Verwaltung. Im Rahmen von E-Government stand und steht die effi ziente und bürgernahe Erbringung öffentlicher Leistungen entsprechend an erster Stelle.1 Waren zu Beginn die Verfügbarkeit von Informationen im Internet die Gradmesser für ein hoch entwickeltes E-Government, sind es seit einigen Jahren die Möglichkeiten der Kommunikation und Transaktion. Online abwickelbare Prozesse gelten somit als grösstmögliche Kundenorientierung. Noch immer beherrschen die notwendige Verbesserung des Transaktionsangebots der öffentlichen Verwaltung, die damit verbundene Gewährleistung medienbruchfreier Prozesse und die Entwicklung entsprechender Architekturen die E-Government-Diskussionen und -Aktivitäten.

Stellen wir den Kunden (Bürgerinnen und Bürger wie auch Unternehmen) und seine Bedürfnisse konsequent ins Zentrum der Betrachtung, kann eine Vernetzung nicht an den Grenzen der Verwaltung haltmachen – so schwierig diese Herausforderung im föderalen Staat auch ist. Die Kundenbedürfnisse haben sich mit der Digitalisierung der Gesellschaft verändert und mit ihnen auch die Gestaltungsmöglichkeiten durch IKT-Technologien. Für die Kundinnen und Kunden der öffentlichen Verwaltung haben sich Grenzen aufgelöst, sei es durch die Verschmelzung von Arbeit und Freizeit sowie von Büro und Heim, durch Kommunikationsgeräte für den privaten und beruflichen Gebrauch oder durch die orts- und zeitunabhängige Verfügbarkeit von Daten. Für die «Always-on-Gesellschaft» ist das Ineinandergreifen von Orten, Technologien, Prozessen und Zugängen zur Selbstverständlichkeit geworden. Entsprechend nehmen Bürgerinnen und Bürger wie auch Unternehmen mit Unmut zur Kenntnis, dass Onlineservices nicht nach dem übergreifenden alltäglichen Kundenbedürfnis gestaltet sind. Ausschlaggebend sind vielmehr Zuständigkeiten oder auch der jeweilige technologische Umsetzungsstand der verantwortli-

Kundenorientierte Verwaltung Schweiz Quelle: Eigene Darstellung der Autoren

chen Institution. Für den Abschluss eines Anliegens sind nicht selten mehrere Kommunikationskanäle, die Vorhaltung unterschiedlicher Informationen, die Mehrfacheingabe derselben Daten sowie verschiedene Identifikationslösungen notwendig.

Den Kunden interessiert nicht die Frage der Zuständigkeit, sondern die Erfüllung seines Anliegens. Die Entwicklung ebenenübergreifender Plattformen im Rahmen der Prozessintegration brachte zwar Fortschritte, jedoch führten diese nicht zu einer umfassenden Kundenlösung und daher selten zu einem positiven Kundenerlebnis.

Neu erhält diese schrittweise Entwicklung technologiegetriebene Impulse durch den Einsatz von Cloud-Technologien und Identitätsund Access-Management-Lösungen (IAM). Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Verfügbarkeit der dafür notwendigen Daten über Gemeinde- und Kantonsgrenzen hinweg sowie in einem weiteren Schritt deren Sicherheit, Verwaltung, Kontrollierbarkeit und Beständigkeit.

Cloud- und IAM-Technologien als Impulsgeber

Cloud-Technologien erlauben den Kundinnen und Kunden den ortsunabhängigen Zugriff auf Daten sowie deren Nutzung für die Inanspruchnahme von Verwaltungsleistungen. Öffentliche Verwaltungen profitieren durch Cloud-Technologien von der Anbindung ihrer IT-Systeme an E-Government-Plattformen, von der dadurch praktikablen Integration von Prozessen, Fachverfahren und Daten sowie vom bedarfsgerechten Bezug von IKT-Lösungen und Netzwerkkapazitäten. Zusammen mit weiteren Serviceanbietern wie

71 Praxis – Schweiz

Banken, Post, Elektrizitätswerken oder Onlineversandhändlern, aber auch mit Lösungsanbietern in den Bereichen Cloud-Storage, Gesundheitsdaten oder Filesharing würde ein Cloud-Ökosystem möglich, das die alltäglichen Kundenbedürfnisse einfach und zentral an einem Ort bedienen könnte. Bankdokumente wären zentral und medienbruchfrei für die Abwicklung der Steuererklärung abgelegt und könnten weiterverwendet werden. Identitäts- und Access-Management-Lösungen stellen dabei den Datenschutz wie auch die Vorhaltung und den Austausch von Daten sicher.

Für die weitere Verbreitung wird eine weitreichende Akzeptanz von Cloud-Technologien in der öffentlichen Verwaltung benötigt.

Die damit in Verbindung stehende organisationsübergreifende Prozessintegration und der Einsatz von E-Government-Plattformen haben nicht zuletzt aufgrund von Effizienzzielen und weitreichenden IKT-Einsparungsvorgaben an Zustimmung gewonnen. Für eine weitergehende Akzeptanz steht die Frage des Umgangs mit Daten im Vordergrund. Dabei zeichnen die verschiedenen Technologieund gesellschaftlichen Trends ein unterschiedliches Bild auch auf Kundenseite. Während einerseits eine erhöhte Daten- und Informationssicherheit sowie umfassende Datenschutzregelungen nachgefragt werden, verbreiten sich andererseits rasant Lösungen, die einfach in der Bedienung sind und die mobile Bereitstellung von Daten auf verschiedenen Endgeräten unterstützen. Zudem besteht eine erhöhte Nachfrage nach der kostenlosen und offenen Bereitstellung von Daten der öffentlichen Verwaltung.

Die Durchsetzung einer einheitlichen IAM-Lösung ist weiterhin ausstehend. Dennoch gilt es, die Entwicklung weiterzutreiben. Die föderalen Verwaltungsstrukturen sind geprägt von heterogenen Datenbeständen und fragmentierten Systemumgebungen. Standardisierte Cloud- und IAM-Technologien bieten eine Möglichkeit, die weitreichende Prozess- und Datenintegration zu realisieren, ohne dass IT-Systeme vereinheitlicht werden müssen. Dabei kann die Datenintegration einfach und sicher erfolgen. Mit der Anbindung zusätzlicher Umsysteme wird unter geringem Aufwand ein zusätzlicher Mehrwert für die Verwaltung sowie für ihre Kundinnen und Kunden geschaffen. Cloud- und IAM-Technologien liefern einen zusätzlichen Impuls in Richtung der Verwirklichung einer kundenorientierten Verwaltung Schweiz.

Quellen:

––Collm, Alexandra/Hristova, Ralitsa/Schedler, Kuno: E-Collaboration in der öffentlichen Verwaltung in der Schweiz. IDT-Working Paper. IDT-HSG, St. Gallen, 2006.

––Reimer, Ulrich/Schroth, Christoph/Janner, Till/Collm, Alexandra/Hristova, Ralitsa/Bamert, Mirjam/Hodler, Roger/Lautenschlager, Claude/Petzmann, Alexander/Streit, Stephan/Heck, Uwe/Vögeli, Fabian/HERA project team: HERA: Helvetic E-Government Reference Architecture. Schlussbericht. 2009.

––K. Lenk/Schuppan, T./Schaffroth, M.: Vernetzte Verwaltung. Organisationskonzept für ein föderales E-Government Schweiz. 2010.

1

Herausforderung: Verbreitung eines IAM-Standards

Dieses Spannungsfeld skizziert die komplexe Anspruchshaltung der Kundinnen und Kunden und stellt gleichzeitig die Herausforderungen der öffentlichen Verwaltung dar. Die öffentliche Verwaltung legt fest, welche Daten besonders schützenswert sind, stellt bestimmte Daten der Allgemeinheit zur Verfügung und ermöglicht gleichzeitig eine nutzerfreundliche Verwendung. Die neuen Kundenbedürfnisse treiben die Entwicklung von Lösungen voran, die sowohl sicher sind als auch alles aus einer Hand bieten. Technisch wird die scheinbare Komplexität somit lösbar. Insbesondere die führenden IKT-Anbieter entwickeln vermehrt Cloud-basierte Lösungen, die keine isolierten Anwendungen darstellen, sondern flexibel erweiterbar sind. Durch eine zusätzliche Integration von Partneranwendungen wird den Kundinnen und Kunden ein weiterer Mehrwert geboten. Sicherheit wird durch fortschrittliche IAM-Lösungen gewährleistet.

Neben der technologischen Umsetzung bestehen für die Verbreitung von IAM-Lösungen, die einfach, sicher und organisationsübergreifend einsetzbar sind, verschiedene andere Hürden. Entsprechend wurde das Thema in den vergangenen zwei Jahren im Rahmen von Veranstaltungen, Vorträgen, Forschungsprojekten und Fachbeiträgen intensiv diskutiert und praktisch erprobt. Dabei wurde ersichtlich, dass eine kostengünstige Lösung, die intuitiv und ohne zusätzliche Hardware oder komplexe Installationsprozesse angewendet werden kann, am erfolgversprechendsten ist. Die Einbindung einer IAM-Lösung in alltägliche Gebrauchsgegenstände, wie das Smartphone, das Tablet, den Führerausweis oder die Identitätskarte, ist naheliegend. Um eine weitreichende Durchdringung zu erreichen und das mögliche Potenzial zu nutzen, wäre allerdings die Verbreitung eines Standards beziehungsweise einiger weniger zertifizierter IAM-Lösungen wünschenswert.

Vgl. E-Government-Strategie Schweiz, S. 4.

72 Praxis – Schweiz

Datenbezug aus zentralen Registern – Chancen und Herausforderungen Das kantonale Einwohner- und Objektregister ist ein wichtiger E-Government-Basisdienst. Der Bezug von Registerdaten unterstützt kantonale und kommunale Verwaltungsstellen in ihrer täglichen Arbeit. Am Beispiel vom Einwohner- und Objektregister des Kantons Aargau wird im Folgenden erklärt, welche technischen Möglichkeiten für die Anbindung an die Register bestehen und welcher konkrete Nutzen für die Datenbezüger resultiert. Das Zusammenspiel der Register mit dem Onlineschalter, dem Identity- und Access-Management (IAM) sowie den Bezugsprozessen zeigt, wie der Datenschutz auch unter komplexen Bedingungen sichergestellt werden kann.

Abbildung 1

Viktor Geiger Leiter Fachstelle Datenaustausch Kanton Aargau viktor.geiger@ag.ch

Nicolina Novara Stv. Leiterin Fachstelle Datenaustausch Kanton Aargau nicolina.novara@ag.ch

Im Rahmen des Projekts «Daten- und Registerharmonisierung» wurden im Kanton Aargau die gesetzlichen und technischen Voraussetzungen für den elektronischen Datenaustausch zwischen Gemeinden, Kanton und Bund geschaffen. Die kantonale Plattform, die alle Einwohner- und Objektdaten enthält, umfasst folgende Elemente: – kantonales Einwohnerregistersystem (ERS), mit Replikaten der Einwohnerdaten aus den Gemeinden – Adressregister, mit Grundeigentümeradressen und Personendaten aus anderen Fachanwendungen und mittels Personenindex mit dem ERS verbunden – kantonales Gebäude- und Wohnungsregister (kGWR), mit Informationen über Bauprojekte, Gebäude und Wohnungen – Aargauisches Grundstück- und Objektinformationssystem (AGOBIS), mit Daten aus dem Grundbuch sowie aus dem Gebäude- und Wohnungsregister Bis zum heutigen Zeitpunkt sind 16 Organisationseinheiten und Ämter produktiv an die Register angeschlossen, 20 weitere Anbindungen sind in Arbeit oder in Vorbereitung.

Einwohnerdaten: technische Anbindungsmöglichkeiten

Mit einer Gemeinde-Einwohnerkontrollsoft ware – im Aargau gibt es acht verschiedene Soft wareprodukte – nehmen die Gemeinden Mutationen an den Einwohnerdaten vor. Diese Mutationen werden dem kantonalen Einwohnerregistersystem als Meldungen (Abbildung 1, blaues, gelbes und rotes Kuvert) via Informatikplattform Sedex (secure data exchange) übermittelt. Aufgrund dieser Meldungen wird das ERS als Replikat der Einwohnerdaten der Gemeinden laufend nachgeführt.

Das kantonale Einwohnerregistersystem kann vom berechtigten Benutzer + aufgerufen werden. Möglich sind Einzel- und Listenabfragen (Reports) von Einwohnerdaten sowie Grundeigentümeradressen. Zudem besteht die Möglichkeit eines Datenbezugs via WebServices. Beispielsweise kann eine Stipendienapplikation " aktuelle Adressen von Antragstellern abfragen. Aus Gründen des

 

BFS

Statistisches Amt



Militär, SVA, Steuerverwaltung, ...



Strassenverkehrsamt, Migr.amt,...

Web Service Router

Einwohnerregistersyst ERS

Personenindex

Adressregister Grundeigentümer

Sedex

GemeindeEWK- SW

Abbildung 1: Kantonale Plattform für Personendaten (Einwohnerregister)

Datenschutzes ist die Identifikation des effektiven Benutzers im Nutzersystem erforderlich.

Eine weitere Möglichkeit der Datennutzung sind Abonnemente für Meldungen. Die Meldungen von den Gemeinden werden im ERS geprüft und, falls fachlich und technisch korrekt, verarbeitet. Der Routingservice prüft bei jeder Meldung, ob sie aufgrund des Meldungstyps (Geburts-, Todes-, Zuzugsmeldung etc.) und der Datenwerte (z.B. Alter, Geschlecht) einem bestimmten Meldungsabonnenten weitergeleitet werden muss. Falls ja (Abbildung 1, gelbe und rote Meldungen), übermittelt sie der Routingservice an den Meldungsabonnenten. Aus Datenschutzgründen werden für die weiterzuleitenden Attribute und Meldungstypen entsprechende Berechtigungen erteilt. In diesem Fall ist eine Nutzung * grundsätzlich nur via Fachapplikation möglich.

Je eine spezielle Schnittstelle besteht zum kantonalen statistischen Amt ç sowie zum Bundesamt für Statistik (BFS).

Objektdaten: technische Anbindungsmöglichkeiten

Die kommunalen Bauverwalterinnen und Bauverwalter % eröffnen und modifi zieren im Gebäude- und Wohnungsregister (kGWR) neue Bauprojekte und erfassen zugehörige Gebäude- und Wohnungsdaten. Sie nehmen die Mutationen in ihrer eigenen Bausoft warelösung vor – die Änderungen werden anschliessend mittels WebServices im kGWR nachgeführt – oder führen das kGWR direkt via Webinterface nach.

73 Praxis – Schweiz

Abbildung 2 



Ein weiteres Thema ist die Komplexität der Schnittstellen zwischen externen Systemen, der Datenplattform im Kanton und den Datentransportwegen (z.B. Sedex). Dies hat Auswirkungen auf den Datenschutz, das Testen neuer Releases wie auch auf die Behebung von Differenzen in den Systemen.



Aargauisches Grundstück- und Objektinformationssystem AGOBIS



Einwohnerregister ERS

Personenindex

Grundbuch

AGIS (Karten)

Steuerverwaltung

Ge bäudeversicherung

Grundbuch Mldg-Viewer GB -Mldg

GB -Mldg

Grundbuch Mldg-Viewer GB -Mldg

Vermessung

GWR

BFS

Gebäude- und Wohnungsregister Grundbuch Mldg-Viewer GB -Mldg

Sedex

WebServices





GB -Mldg

GemeindeEWK- SW

GemeindeBau -SW

- - - - - -

per Projektende noch nicht realisiert

per Projektende realisiert

Abbildung 2: Kantonale Plattform für Objektdaten

Das Grundbuch, AGIS oder die Systeme der Steuerverwaltung und Gebäudeversicherung liefern Objektdaten (Grundstücke und Karten) in das AGOBIS. Auch nicht elektronisch verarbeitete Grundbuchmeldungen (z.B. Handänderungen und Teile davon) werden im AGOBIS sichtbar gemacht. Die Benutzerkategorie & (Grundbuchverwalter) arbeitet mit ihrer jeweiligen Fachapplikation und kann via AGOBIS Daten aus anderen Systemen abrufen. Das AGOBIS steht allen kommunalen Bauverwalterinnen und Bauverwaltern % und Benutzenden der Kategorie / – (z.B. Gemeindeschreiber, kantonale Planungsstellen etc.) zur Verfügung.

Mit der Digitalisierung des Grundbuchs wird es analog zum Einwohnerregister möglich sein, Meldungen gemäss eCH-0134 zu verschiedenen Ereignissen (z.B. Flächen- oder Eigentümeränderung etc.) zu generieren und durch die Gemeinden elektronisch zu verarbeiten.

Analog zum ERS beliefert auch das kGWR das Bundesamt für Statistik mit der Baustatistik.

Nutzen für Datenbezüger

Der konkrete Nutzen für die Datenbezügerinnen und -bezüger besteht darin, dass zentral in sich konsistente Daten aus verschiedenen Quellen abgefragt werden können. Es ist sichergestellt, dass annähernd gesamtschweizerisch dieselben Schnittstellen bestehen.

Dass berechtigte Bezügerinnen und Bezüger jederzeit auf klar definierte Schnittstellen (eCH) zugreifen können, wirkt sich auch in finanzieller Hinsicht positiv aus. Gemäss Auskunft der Datenbezüger ergeben sich gesamthaft Einsparungen von über einer Million Franken pro Jahr. Dabei handelt es sich nebst Zeiteinsparungen aufgrund entfallender telefonischer Abklärungen auch um direkte Einsparungen beim Postversand.

Potenzielle Problemfelder

Die Problemfelder sind vielfältig. Aus historischen Gründen besteht bei einigen Datenlieferanten die Meinung, die Register würden nur zu statistischen Zwecken benötigt. Mutationen werden deshalb nicht immer innert nützlicher Frist vorgenommen, was sich negativ auf die Datenqualität auswirkt.

Sicherstellung des Datenschutzes

Anträge für neue Zugriffsrollen werden zusammen mit den kantonalen Datenschutzbeauftragten beurteilt und freigegeben. Für jeden Datenbezug muss eine gesetzliche Grundlage vorhanden sein – bei besonders schützenswerten Merkmalen sogar explizit für das entsprechende Merkmal.

Ab dem Zeitpunkt, ab welchem die Benutzerrolle bewilligt ist, kann das entsprechende Amt Personenberechtigungen bei der Fachstelle Datenaustausch beantragen. Diese werden im IAM erfasst und stehen den Berechtigten anschliessend zur Verfügung. ERS, kGWR und AGOBIS enthalten lediglich die Rollendefinition, jedoch keine Personenberechtigungen. Die Verknüpfung von Personen und Rollen erfolgt ausschliesslich im IAM.

Ausblick

Das steigende Bedürfnis nach gezielt abrufbaren Informationen aus verschiedenen Datenquellen zeigt, dass deren Nutzenpotenzial erkannt wurde. Die laufende Optimierung bestehender Prozesse wird weiter Transparenz schaffen und Aufwände minimieren. Systeme müssen zudem laufend an Neuerungen, zum Beispiel an die eCH-Standards, angepasst werden. Unterlassene Weiterentwicklungen können zu hohen Folgekosten führen.

Die Datenqualität steht im Fokus. Bei Abfragen ist es wichtig, dass die Daten vollständig und korrekt wiedergegeben werden. Eine Sensibilisierung für dieses Thema muss bei den Datenhaltern stattfinden.

74 Praxis – Schweiz

Dateninventar der öffentlichen Verwaltung als Grundlage für die Umsetzung von Open Government Data Die Freigabe der Daten von der Verwaltung (OGD) soll im Dialog mit der Öffentlichkeit erfolgen. Doch erst wenn die vorhandenen Datenbestände öffentlich bekannt sind, können Wünsche zur Datenfreigabe systematisch gesammelt, abgeklärt, geplant und schliesslich Schritt für Schritt umgesetzt werden. Eine Motion, die am 23. September 2013 im Nationalrat angenommen wurde, verlangt in diesem Sinne den «Aufbau und (die) Publikation eines zentralen Verzeichnisses aller Datenbestände des Bundes». In der OGD-Strategie Schweiz 2014–2018 ist die Inventarisierung der Datenbestände des Bundes als Massnahme verankert.

Behördendaten: eine öffentliche Infrastruktur ohne Inventar

«Daten sind der Rohstoff der Wissensgesellschaft.» Mit dieser Feststellung beginnt die Einleitung zur OGD-Strategie Schweiz 2014–2018. Die Institutionen des öffentlichen Sektors produzieren, verarbeiten, samAndré Golliez meln und speichern zur Erfüllung ihres Dipl. Inf.-Ing. ETH gesetzlichen Auft rages grosse Mengen dieitopia ag – corporate ses Rohstoffes und wenden dazu beträchtliinformation technology Managing Partner che finanzielle Mittel auf. Allein der Wiederandre.golliez@itopia.ch beschaff ungswert der Georeferenzdaten der Schweiz wird von Experten auf über sechs Milliarden Franken geschätzt. Die laufenden Investitionen in dieses Datensegment kosten die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler über 250 Millionen Franken pro Jahr. Bis dato fehlen leider weitergehende empirische Studien zum betriebswirtschaft lichen Wert der Datenbestände des öffentlichen Sektors in der Schweiz. Vorsichtig geschätzt dürften die Wiederbeschaff ungs- und Betriebskosten für die gesamte Datenmenge der öffentlichen Verwaltung von Bund, Kantonen und Gemeinden die Aufwände für die Georeferenzdaten allerdings um mindestens das Zehnfache übersteigen. Mit gesamthaft über 60 Milliarden Franken Wiederbeschaff ungswert und laufenden Investitionen von 2,5 Milliarden Franken pro Jahr sind die Daten der öffentlichen Verwaltung somit eine der teuersten Infrastrukturen des Landes, vergleichbar mit den Eisenbahnen, den Strassen oder den Gesundheitsinstitutionen. Aber im Gegensatz zu diesen materiellen Einrichtungen des öffentlichen Raumes verfügt die Schweiz für den scheinbar immateriellen Rohstoff «Behördendaten» höchstens ansatzweise über ein Inventar. Eine Wissensgesellschaft wird sich allein aus betriebswirtschaft lichen Gründen eine fehlende Inventarisierung ihres zentralen Rohstoffes über kurz oder lang kaum leisten können.

Dateninventar und Öffentlichkeitsprinzip

Am 12. Februar 2007 hat der Zürcher Kantonsrat das Gesetz über die Information und den Datenschutz (IDG) verabschiedet und dort unter Paragraf 14, Absatz 4, für alle öffentlichen Organe des Kantons Folgendes verfügt: «Es (das öffentliche Organ, Anmerkung des Autors) macht ein Verzeichnis seiner Informationsbestände und deren Zwecke öffentlich zugänglich. Es kennzeichnet Informationsbestände, die Personendaten enthalten.» Die Verordnung zum Öffentlichkeitsprinzip der Verwaltung (VBGÖ), die seit 2006 auf Bundesebene in Kraft ist, sieht die Publikation von Informationen über

«amtliche Dokumente» etwas weniger deutlich vor. Unter die Definition des BGÖ von amtlichen Dokumenten fallen aber auch Datenbanken: «Als amtliche Dokumente gelten auch solche, die durch einen einfachen elektronischen Vorgang aus aufgezeichneten Informationen erstellt werden können …» (Bundesgesetz über das Öffentlichkeitsprinzip der Verwaltung, BGÖ, Artikel 5, Absatz 2).

Der Anspruch der Öffentlichkeit auf Information über die Dokumentund Datenbestände der Verwaltung ist als Basis zur Wahrnehmung des Einsichtsrechtes anerkannt und banal: Nur wer weiss, welche Informationen überhaupt verfügbar sind, kann auch danach fragen und Einsicht verlangen. Dennoch sind entsprechende Verzeichnisse über amtliche Dokumente und Datensammlungen nur partiell verfügbar. Auf Bundesebene wurde erst kürzlich das seit Langem geplante und bereits erfolgreich getestete zentrale Verzeichnis der amtlichen Dokumente («Single Point of Orientation», SPO) aus «technischen Gründen» für mehrere Jahre auf Eis gelegt. Offenbar gibt es grosse Bedenken seitens Exekutive und Verwaltungen, nur schon die Existenz bestimmter Dokumente und Daten publik zu machen. Obwohl es dem Öffentlichkeitsprinzip entspricht, hat die bisherige Umsetzung dieser Bestimmungen nicht zu einem zentralen Verzeichnis der Datenbestände geführt. Aus diesem Grund verlangt die Motion 11.3871 «Öff nung der Datenbestände des Bundes.

Open Government Data» von NR Edith Graf-Litscher (TG), die am 23. September 2013 im Nationalrat angenommen wurde, explizit den «Aufbau und (die) Publikation eines zentralen Verzeichnisses aller Datenbestände des Bundes». In der OGD-Strategie Schweiz wurde die Inventarisierung der Datenbestände des Bundes als zentrale Massnahme verankert (Massnahme M4, Inventarisierung der Datenbestände des Bundes, Seite 12).

Dateninventar – zentrales Element im OGD-Freigabeprozess

Das Dateninventar der Verwaltung steht im Zentrum des OGD-Freigabeprozesses (siehe Abbildung 1), der – idealtypisch – wie folgt abläuft: Die Verwaltung stellt den Anwenderinnen und Anwendern auf der OGD-Plattform einen zentralen Datenkatalog zur Verfügung, in welchem sowohl alle zugänglichen (publizierten) als auch die selektiv oder gar nicht zugänglichen (nicht publizierten) Datensätze verzeichnet sind. Der Katalogeintrag für einen publizierten Datensatz führt den OGD-Anwender mittels einer URL direkt zur entsprechenden Fundstelle in der Dateninfrastruktur der zuständigen Verwaltungseinheit (Amt), von wo er die entsprechenden Daten herunterladen oder über einen Service (API, WMS etc.) nutzen kann. Für (noch) nicht publizierte Datensätze hat der Anwender die Möglichkeit, über den entsprechenden Katalogeintrag eine Anfor-

75 Praxis – Schweiz

derung auf Freigabe zu stellen («Request») und so der zuständigen Verwaltungsstelle sowie den anderen OGD-Anwenderinnen und -Anwendern sein Interesse an diesen Daten mitzuteilen (anonym oder nicht anonym). Die zuständige Stelle prüft die Anforderung so rasch wie möglich und gibt dem Antragsteller auf direktem Weg (E-Mail) Bescheid, ob eine Freigabe der Daten grundsätzlich in Betracht kommt oder nicht. Im positiven Fall teilt sie mit, welche Massnahmen für die Freigabe notwendig sind (Anpassung von rechtlichen Bestimmungen, Anonymisierung, technische Anpassungen etc.) und in welchem Zeithorizont eine Bereitstellung erfolgen kann (Freigabe- und Bereitstellungsplanung). Im negativen Fall gibt sie die Gründe an, die gegen eine Freigabe des Datensatzes sprechen, und zeigt die rechtlichen Möglichkeiten auf, um diesen Entscheid gegebenenfalls anzufechten (z.B. durch einen Antrag an den Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauft ragten, EDÖB). Sowohl die Freigabeplanung als auch ein negativer Bescheid werden via Katalogeintrag des betreffenden Datensatzes publiziert.

Die OGD-Strategie Schweiz sieht zudem auf übergeordneter Ebene einen Datenfreigabedialog zwischen Verwaltungsstellen und OGD-Anwendern vor: «Die Veröffentlichung der Behördendaten als OGD erfolgt schrittweise. Zur Entwicklung des OGD-Angebots werden periodisch Vorschläge für die Freigabe ausgewählter Datensätze zusammen mit den OGD-Anwenderinnen und -Anwendern und den betroffenen Verwaltungsstellen erarbeitet» (siehe OGD-Strategie Schweiz, M2 Datenfreigabeprozess, Seite 12). Auch dieser übergeordnete Dialog ist letztlich auf ein Dateninventar als Diskussionsgrundlage und Nachweis der Datenfreigabe angewiesen.

– Persönliche Datenbestände (Excel-Files etc.), die nicht von öffentlichem Interesse sind, können von der Dateninventarisierung grundsätzlich ausgeschlossen werden.

Basierend auf diesen Prinzipien lässt sich ein Dateninventar ressourcenschonend und nachhaltig Schritt für Schritt aufbauen. Wie das britische Datenportal www.data.gov.uk zeigt, kann mit wenigen Anpassungen die bereits vorhandene OGD-Plattform des Bundes (CKAN) als technische Infrastruktur für den Datenkatalog genutzt werden.

Fazit

Die OGD-Strategie Schweiz und die OGD-Motion von NR Edith Graf-Litscher setzen den Aufbau eines zentralen Verzeichnisses der Datenbestände der Verwaltung als wesentliches Element für die Umsetzung von OGD auf die Tagesordnung. Im Rahmen des OGD-Freigabeprozesses spielt das Datenverzeichnis eine wichtige Rolle. Es ermöglicht einen zielgerichteten konstruktiven Dialog zwischen OGD-Anwendern und Verwaltung. Mit einer dezentralen und inkrementellen Prozessgestaltung kann das zentrale Datenverzeichnis mithilfe der bestehenden OGD-Plattform CKAN ohne übermässige Kosten aufgebaut und betrieben werden. Die Inventarisierung der Datenbestände der öffentlichen Verwaltung entspricht über OGD hinaus ökonomischen und transparenzpolitischen Erfordernissen der Informationsgesellschaft in der Schweiz und ist ein erster Schritt in Richtung einer umfassenden nationalen Dateninfrastruktur.

Dateninventar – teuer und aufwendig?

Angesichts der unüberblickbaren Menge an Daten in der öffentlichen Verwaltung scheint deren Inventarisierung auf den ersten Blick einen äusserst grossen personellen, zeitlichen und finanziellen Aufwand zu verursachen. Im Vorfeld der Abstimmung über die erwähnte OGD-Motion von NR Edith Graf-Litscher in der Herbstsession 2013 hatte der Bundesrat daher vor dem «enormen Aufwand» eines solchen Inventares gewarnt und die Motion zur Ablehnung empfohlen. Nachdem der Nationalrat die Motion entgegen dieser Empfehlung mit 97 zu 77 Stimmen angenommen hatte, zeigten verwaltungsinterne Abklärungen, dass eine Inventarisierung der Datenbestände nicht zwingend mit übermässigen Kosten verbunden sein muss. Dazu sind folgende Prinzipien zu berücksichtigen: – Die Datenbestände sind auf «lokaler» Ebene von den zuständigen Verwaltungsstellen (Data Owner) zu inventarisieren. Das zentrale Datenregister auf der OGD-Plattform entsteht durch den regelmässigen (automatischen) Zusammenzug der lokalen Datenverzeichnisse (Metadaten-Harvesting, siehe Abbildung 1).

– Die Datenbestände sind gemäss ihrer strategischen Bedeutung zu unterteilen (potenzielle OGD-Anwender, Wechselwirkung mit anderen Datenbeständen, finanzielle Bewertung etc.) und schrittweise (z.B. in einem halbjährlichen Turnus), beginnend mit den wichtigsten Datenbeständen (Kategorie A), im Datenkatalog zu erfassen.

– Nach der initialen Inventarisierung sind neue Datenbestände bei Inbetriebnahme der betreffenden Datenbank im Datenkatalog zu erfassen. Die Katalogeinträge sind im Rahmen der gegebenen Datenproduktions- und -publikationsprozesse zu aktualisieren.

– Bereits vorhandene Datenregister (z.B. des EDÖB oder des Schweizerischen Bundesarchives) und Metadatensammlungen (z.B. geocat.ch) sind als Basis für die Dateninventarisierung zu erschliessen und müssen nicht neu aufgebaut werden.

OGD -Anwender

Bescheid

Open -Government -Data -Portal Search

Anforderung nicht publizierter Datensätze

Datenkatalog (zentral)

Verwaltungsstelle (Amt) -

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OGD -Plattform

Dateninventar publizieren Anforderungen prüfen Bescheid (Anwender, Katalog) Freigabe planen und ausführen

Datenkatalog (lokal)

Metadaten -Harvesting

Dateninventarisierung Nicht zugängliche Daten (nicht publiziert)

Selektiv zugängliche Daten (nicht publiziert)

Offen z ugängliche Daten (publiziert, OGD)

Datenfreigabe und -bereitstellung

Dateninfrastruktur Amt

Abbildung 1: OGD-Freigabeprozess

Datenbezug

Download/ API

76 Praxis – Schweiz

Integrationsplattform zur Bereitstellung ganzheitlicher Informationen: Praxisbericht ÖREB-Kataster NW Mit dem Übergang in die Nutzungsphase von Informationssystemen stellt sich die Anforderung, verschiedene Datenbestände miteinander zu kombinieren. Dank schnellen Datenleitungen und breit verfügbaren Basistechnologien können in modernen Systemarchitekturen Webservices zur Kombination von Daten eingesetzt werden. Für den Aufbau eines Katasters der öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen haben wir eine Integrationsplattform entwickelt, auf der dezentral vorliegende Informationen über Webservices zusammengezogen und ganzheitlich bereitgestellt werden: Der flexibel erweiterbaren Architektur kommt beim E-Government eine wichtige Rolle zu.

Vom isolierten Datenbestand zu ganzheitlichen Informationen

Mit dem Abschluss der Überführung von analogen Karteien und Karten in digitale Datenbestände wächst das Interesse an Auswertungen. Immer mehr wird dabei erkannt, dass die Analyse eines einzelnen, isolierten Dr. Jürg Lüthy Datenbestandes eine Fragestellung nicht Geocloud AG ausreichend beantworten kann und dass nur Stv. Geschäft sführer eine kombinierte Auswertung mehrerer Dajuerg.luethy@geocloud.ch tenquellen zum Ziel führt. Da ein Realweltobjekt von verschiedenen Nutzergruppen unterschiedlich betrachtet wird, kann beispielsweise ein Gebäude in fünf oder noch mehr Datenbeständen verwaltet werden (Schulhaus, amtliche Vermessung, EGID, Zivilschutzanlage, Inventar schützenswerter Bauten etc.). Zur Darstellung aller Gebäude im Eigentum der Gemeinde, die auch im Inventar der schützenswerten Bauten aufgeführt sind, müssen üblicherweise zwei oder mehr Datensilos ausgewertet werden.

Trotz der einfachen Kombinierbarkeit verschiedener Geodaten durch räumliche Überlagerung mehrerer Themen muss auch die bestehende Geodateninfrastruktur (GDI) als ein Wildwuchs von Informationssilos betrachtet werden. Der fällige Übergang zu einer offenen und verteilten Infrastruktur ist zwar technisch dank Standards bei Datenmodellen, Schnittstellen und Webservices ideal vorbereitet, aber faktisch noch zu wenig verbreitet. Als Folge davon sind für viele raumbezogene Analysen unterschiedliche Informationssysteme zu konsultieren, mit entsprechend hohem Aufwand und Fehlerpotenzial.

Geodaten als Nukleus für integrative Lösungen

Die Komplexität von grossen Datensätzen kann oft mals durch Visualisierung vereinfacht werden. Ebenso können die gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Realweltobjekten wie Topologien und Nachbarschaft sbeziehungen besser erfasst werden, wenn sie auf einer Karte dargestellt sind. Von den verschiedenen Informationssystemen bieten nur die Geoinformationssysteme die inhärente Fähigkeit, ihre Informationen grafisch darzustellen. Geodaten können dank gemeinsamem Bezugssystem einfach kombiniert (überlagert) werden. Bei fachübergreifenden Fragestellungen sind Geodateninfrastrukturen (GDI) und räumliche Visualisierungen sehr hilfreich (Steudler et al. 2012). Unter diesen Aspekten kann die GDI einen wichtigen Beitrag für die E-Government-Strategie leisten.

Anforderungen an eine moderne Systemarchitektur

Einen wichtigen Beitrag für die E-Government-Strategie des Bundes leistet der Kataster der öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen (ÖREB-K, siehe auch www.cadastre.ch). Für den Aufbau dieses neuen, fachübergreifenden Katasters hat der Bund mit acht Kantonen Pilotprojekte realisiert. Für die Kantone Nidwalden und Obwalden wurde eine Systemarchitektur angestrebt, die als generische Plattform für eine integrierte Nutzung von räumlichen und textuellen Daten aus beliebigen Informationsbeständen dienen soll, insbesondere da der grösste Teil der Fachdaten des ÖREB-Katasters bereits in Informationssystemen vorliegt. Folgende Anforderungen sollte die Integrationsplattform erfüllen: – minimale Erweiterung von etablierten Strukturen und Prozessen; – Nutzung bestehender Informationssysteme und Geodateninfrastrukturen; – Möglichkeit, alle Informationsquellen in Echtzeit abzufragen; – konsequenter Einsatz von Webtechnologien; – Einsatz von OpenSource-Komponenten, wo verfügbar; – Gewährleistung der Skalierbarkeit.

Elemente der Systemarchitektur

Die wesentliche Neuerung der Integrationsplattform ist die Fähigkeit, beliebige Daten miteinander zu kombinieren. Dazu braucht es ein mächtiges Framework, das die verschiedensten Arten von Beziehungen modellieren kann. Im einfachsten Fall sind Daten von gleicher Granularität und gemeinsame Schlüssel vorhanden. Weitere Möglichkeiten basieren auf komplexen Regeln wie beispielsweise auf räumlichen Abhängigkeiten: Wenn eine Liegenschaft nicht weiter als 20 Meter von einem Wald entfernt liegt, ist eine Beziehung zum Waldgesetz zu berücksichtigen. Das Modellieren einer Beziehung zwischen den Datensätzen erfolgt damit nicht in den einzelnen Datenbeständen, sondern als Regel an neutraler Stelle. Dies hat die Vorteile, dass die Originaldaten nicht verändert werden müssen und dass Beziehungen normalisiert abgelegt sind.

Für die Visualisierungen wurde ein eigener Client entwickelt.

Im Gegensatz zu vielen GIS-Browsern musste das Benutzerinterface für eine möglichst barrierefreie Nutzung auf wenige Funktionen reduziert werden. Für die Datenvisualisierung stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung wie Karten, (Pivot-)Tabellen und Diagramme (Führungscockpit). Je nach Aufgabenstellung sind diese Möglichkeiten beliebig kombinier- und konfigurierbar. Die Integrationsplattform GeocentraleApps ersetzt also nicht die Fachanwendung, sondern ist als eine Soft ware zu betrachten, die eine einfache Kombination der Daten aus den Fachanwendungen ermöglicht.

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Nutzung des ÖREB-Katasters

Da es sich um ein reines Abfragesystem handelt, stehen bewusst nur wenige Werkzeuge wie Suche, Kartenfunktionen, Selektion und Auswertung zur Verfügung. Nachdem die Anwenderin oder der Anwender zum gewünschten Ausschnitt navigiert ist, startet mit der Wahl des Grundstücks die Auswertung. Technisch gesehen wird die Geometrie des Grundstücks mit den weiteren Ebenen des ÖREB-Katasters (wie Nutzungszonen, Gewässerschutzzone, Kataster der belasteten Standorte etc.) räumlich überlagert. In jedem Thema werden dann die das Grundstück überlappenden Objekte auf ihre Wirkung und Rechtsgrundlage hin analysiert und – unter Anwendung des Regelwerkes – die Rechtsgrundlagen ausgewertet.

Im statischen Modus werden die Informationen in einem Bericht zusammengefasst, der durch die Katasterstelle beglaubigt werden kann. Im interaktiven Modus sind alle Eigentumsbeschränkungen im Detail analysierbar: Perimeter, Art der Einschränkung und Verweise auf die Rechtsgrundlagen. Da die Objekte in den verschiedenen Visualisierungen über das Regelwerk miteinander verbunden sind, kann eine Interaktion zwischen den tabellarischen Resultaten und den Karten erfolgen.

die Informationsbeschaffung im Zusammenhang mit geplanten Bauten nochmals deutlich reduziert werden.

Nutzen

Die vorgestellte Integrationsplattform GeocentraleApps hat sich in der seit Anfang 2014 laufenden Pilotphase als ideale ÖREB-­ Kataster-Lösung bewährt. Die Anwendung überzeugt aus verschiedenen Gründen: –– Der zentrale Zugang zum ÖREB-Kataster vereinfacht die Prozesse in der Bauverwaltung.

–– Die einfach zu bedienende Benutzeroberfläche erlaubt die Nutzung des ÖREB-Katasters ohne Vorkenntnisse.

–– Die dynamische Interaktion zwischen ÖREB-Auswertung und der Karte hilft mit, im Falle einer Beschränkung ihre genaue räumliche Auswirkungen auf ein Grundstück zu analysieren, da in vielen Fällen eine Eigentumsbeschränkung nicht das gesamte Grundstück betrifft.

–– Die Quelldaten werden ad hoc aus den Beständen der jeweiligen Nachführungsstellen bezogen. Damit bleiben einerseits die Verantwortlichkeiten unverändert und andererseits entfällt der Aufwand für periodische Datentransfers.

–– Durch die konsequente serviceorientierte Architektur nutzt ­diese Lösung die Möglichkeiten des Internets optimal.

Systemarchitektur GeocentraleApps mit Fachsystemen, Integrationsplattform und Nutzern

Ausblick

Mit der Implementierung eines ÖREB-Katasters konnte der Nachweis erbracht werden, dass die GDI zu ganzheitlichen Informa­ tionsportalen erweiterbar sind. Der vom Bund geforderte ÖREB-Kataster unterstützt zwar noch nicht alle der ursprünglichen Anforderungen an einen Kataster 2014 (C2014) (Kaufmann, 2010).

Die Bereitstellung eines ÖREB-Katasters leistet aber auch im bereits verfügbaren Umfang einen wichtigen Beitrag für eine transparente Informationspolitik, indem beispielsweise auch die Auswirkungen von geplanten Gesetzesänderungen bereits im Kataster enthalten sind. Die Folgen einer anstehenden Bau- und Zonenrevision können von den Bürgerinnen und Bürgern vor einer Abstimmung geprüft werden.

Der ÖREB-Kataster soll künftig noch um zusätzliche Datenbestände erweitert werden: Grundbuch- und Eigentümerinformationen, Angaben zur Erschliessung durch Infrastruktur und letztlich auch Informationen über Baubewilligungen beziehungsweise Einschränkungen und Revers (siehe auch Kaufmann et al. 2006). Mit der Ergänzung um diese Datengrundlagen kann der Aufwand für

Auswertung des ÖREB-Katasters im Kanton Nidwalden (http://map.gis-daten.ch/nw_oereb)

Quellen

––Kaufmann, J./Flückiger, U./Bänninger, P.: Cadastre 2014. The Practical Realiza­­t­ion of a Comprehensive Documentation of the Complex Legal Situation of Land Using a Simple Data Model and Sophisticated Information Technology (0398).

FIG Congress, München, 8.–13. Oktober 2006. http://www.fig.net/pub/fig2006/ papers/ts12/ts12_01_kaufmann_etal_0398.pdf ––Kaufmann, J.: The New Swiss Law on Geoinformation and the Ordinance on the Cadastre on Public Law Restrictions (4064). FIG Congress, Sydney, 11.–16. April 2010. http://www.fig.net/pub/fig2010/papers/ts07k/ts07k_kaufmann_4064. pdf ––Steudler, D./Rajabifard, A. (Hrsg.). Spatially Enabled Society, FIG Report 58.

––Bundesamt für Landestopografie swisstopo: Publikumsbroschüre. Der ÖREB-Kataster, 2009.

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Datendrehscheiben Kanton Basel Im Kanton Basel-Stadt werden die Verwaltungsdaten über den «kantonalen Datenmarkt» als zentrale Datendrehscheibe ausgetauscht. Die hoch integrierte Datenplattform versorgt die Mitarbeitenden und die Fachsysteme jederzeit mit tagesaktuellen Daten für die Abwicklung der zahlreichen Geschäfts- und Verwaltungsprozesse. Basel-Stadt verfügt somit über eine in der Schweiz einzigartige serviceorientierte Datenplattform, die breit verfügbar ist und bezüglich Datenqualität, Funktion und Integration einen hohen Standard setzt. Der kantonale Datenmarkt wird konsequent durch die Zentralen Informatikdienste (ZID)1 ausgebaut und weiterentwickelt, um die wachsenden Bedürfnisse der Behörden auch zukünftig erfüllen zu können.

Operational Data Store versus Data Warehouse

Christian Probst Leiter eGov- und Datenmarkt-Services Zentrale Informatikdienste Kanton Basel-Stadt christian.probst@bs.ch

Roland Kull Leiter Informations- und Datenbewirtschaftung Zentrale Informatikdienste Kanton Basel-Stadt roland.kull@bs.ch

Als zentrale Datendrehscheibe spielt der kantonale Datenmarkt eine wichtige Rolle für die Abwicklung des Tagesgeschäftes der verschiedenen Verwaltungseinheiten. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Data Warehouse (DWH) handelt es sich hier um einen «Operational Data Store» (ODS)2, der die Daten praktisch aller Verwaltungseinheiten tagesaktuell abbildet und wiedergibt.

Auf eine Historisierung von Vergangenheitsdaten wird im kantonalen Datenmarkt mit wenigen Ausnahmen bewusst verzichtet.

Diese erfolgt auf Ebene der jeweiligen Fachanwendungen in den Verwaltungseinheiten. Ein weiterer Unterschied zum herkömmlichen DWH ist die häufigere Aktualisierung und eine feinere Datengranularität, ergänzt durch eine hohe und effi ziente Qualitätssicherung.

Nutzen und Bedeutung für die Fachstellen

Neben der technischen Innovation und einer bedarfsgerechten Weiterentwicklung ist die breite Abstützung und Nutzung dieser zentralen Informationsquelle ein wichtiger Erfolgsfaktor. Zahlreiche Datenlieferanten, verteilt über den gesamten Kanton, versorgen den Datenmarkt mit aktuellen Datenlieferungen aus ihren Fachsystemen. Die Datenbezügerinnen und -bezüger und deren Fachsysteme werden wiederum über Schnittstellen (Webservices) und über das Onlineportal mit aktuellen Daten aus dem kantonalen Datenmarkt versorgt. Dadurch können die Verwaltungsmitarbeitenden der drei Gemeinden im Stadtkanton die breite Datenbasis über sämtliche Datenregister für die effi ziente Erledigung ihres gesetzlichen Auft rages nutzen. Die grossen Vorteile bestehen in der hohen Datenqualität sowie darin, dass durch das Zusammenfügen unterschiedlicher Datenquellen und -register aus dem «Operational Data Store» neue mehrdimensionale Sichten auf Daten generiert werden können, die beim bilateralen Austausch der Daten von einem Fachsystem zum anderen nicht möglich sind.

deren Beziehungen und Verknüpfungen zu den jeweiligen Datensätzen im Kontext abgebildet und referenziert.

Die Datenbestände umfassen folgende Register und Domänen: Kanton – Personenregister/Einwohnerdienste (natürliche und juristische Personen) – Gebäude- und Wohnungsregister (Gebäude, Wohnungen, Grundbuch, Vermessung, Bauinspektorat etc.)

– Gebäudeversicherung – Steuerregister – Motorfahrzeuge (MFK, Zulassungen, Führerausweise etc.)

– Sozialdaten (Sozialleistungen, Prämienverbilligungen etc.)

– Betreibungsdaten – Bewilligungen (Arbeits-, Grenzgänger-, Baubewilligungen etc.)

– Vormundschaften – Erbschaften- und Testamentregister – Denkmalpflege Bund – BUR (Betriebs- und Unternehmensregister) – Infostar (Zivilstandsmeldungen) – ZAS (Zentrale Ausgleichsstelle, z.B. AHV, IV, EO) – BFS (Bundesamt für Statistik: Länder, Orte, Gemeinden, Poststellen)

Register und Domänen

Im kantonalen Datenmarkt sind alle gesetzlichen Registerdaten hinterlegt, welche die öffentliche Hand zur Erfüllung ihres Verwaltungsauft rages benötigt. Diese werden täglich aktualisiert. Neben den über 1200 eindeutigen Attributen sind im Datenmodell auch

Register und Domänen im katonalen Datenmarkt

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Die Lieferung der Daten an den kantonalen Datenmarkt erfolgt durch die Fachsysteme der Verwaltung, durch Datenquellen von affiliierten Unternehmen (z.B. Gebäudeversicherung, Spitäler etc.) sowie durch den Bund. Um die Standardisierung und die Qualität im Datenaustausch laufend zu erhöhen, wird der Datenmarkt konsequent an den eCH-Standards und Richtlinien von E-Government Schweiz 3 ausgerichtet.

Datenqualität

Das Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden in die Daten ist oberstes Gebot. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, sind mehrstufige Qualitätssicherungsmassnahmen notwendig: 1. Ausschliessliches Laden von qualitativ einwandfreien Daten in erster Instanz und Plausibilisieren des Datenimports durch standardisierte Prozeduren mit einem ETL-Tool4 2. eine zentrale operative Organisationseinheit, die für die inhaltliche Qualitätssicherung und die manuelle Bereinigung von fehlerhaften Daten und Dubletten zuständig ist, welche die Kundinnen und Kunden nicht selbst aktualisieren können, und regelmässige Qualitätskontrollen mit Abgleich und Review von Datenbeständen 3. Einhaltung von Standards und Richtlinien für Datenaustausch, Autorisierungsverfahren, Berechtigungsvergabe und Fehlerbereinigung 4. Dialog mit den Kundinnen und Kunden und Einbezug der Dateneigner für die Bereinigung von Datenlieferungen, die fehlerhaft sind oder nicht den Qualitätsanforderungen entsprechen Im Zuge der Registerharmonisierung definierte das Bundesamt für Statistik (BFS) für alle Kantone qualitative Schwellenwerte für die Akzeptanz der Dateninhalte. Diese Richtwerte wurden vom Kanton Basel-Stadt in die Qualitätssicherung integriert. Dadurch konnte die Datenqualität im kantonalen Datenmarkt weiter verbessert werden.

Serviceorientierte Architektur (Portal, Webservices, Webanwendungen)

Der Soft wareteil des kantonalen Datenmarktes ist ein lose gekoppeltes verteiltes System, basierend auf einer serviceorientierten Architektur (SOA)5. Der Zugriff auf die Daten erfolgt entweder über das Webportal des kantonalen Datenmarktes oder mittels Schnittstellen (Webservices), die direkt von zahlreichen Fachanwendungen verwendet werden. Der physische Datenbankzugriff auf eine relationale Datenbank, in der alle Daten des kantonalen Datenmarkts gespeichert sind, erfolgt über eine zentrale Geschäft slogik.

Die Zugriffsberechtigungen innerhalb des eigenentwickelten Datenmarktportals sowie die Webservices werden durch ein Konzept mit Rechten und Rollen geschützt. Diese entscheiden, welche Attribute für einen Benutzer im kantonalen Datenmarkt angezeigt und verwaltet werden dürfen bzw. welche Attribute via Webservices ausgeliefert werden. Die Rechte und Rollen werden aufgrund eines durch den Dateneigner bewilligten Autorisierungsgesuches einer Benutzergruppe zugeordnet und via Portal eingerichtet. Das entsprechende Autorisierungsgesuch ist durch den Datenbezüger auszufüllen und einzureichen zur Bewilligung durch den Dateneigner.

Das Datenmarktportal beinhaltet diverse Webanwendungen, die für die Onlineauskunft und -bearbeitung von Datenbeständen der diversen Datenregister (z.B. Personen, Gebäude etc.) im Intranet genutzt werden. Pro Datenregister bzw. Datenbestand gibt es in der Regel eine spezifische Webanwendung.

Aufbau kantonaler Datenmarkt

Unsere Kundinnen und Kunden und Nutzer des kantonalen Datenmarktes können zudem entdeckte Datenfehler zu Qualitätssicherungszwecken über das Portal erfassen und direkt der zuständigen Organisationseinheit melden. Nach Verifi zierung und Rücksprache mit dem Dateneigner werden die fehlerhaften Daten korrigiert.

In der SOA-Architektur werden die einzelnen Verarbeitungsprozesse in Schichten (Layer) unterteilt.6 Unterschieden wird zwischen der Präsentationsschicht, der Ebene der Geschäft slogik und einer gekoppelten Datenhaltungsschicht. Die Webservices und die Webanwendungen greifen über eine standardisierte Schnittstelle auf die Geschäft slogik zu. Dies hat den Vorteil, dass Änderungen an der Geschäft slogik ohne Auswirkungen auf die Präsentationsschicht der Anwendungen implementiert werden können. Die Anwender müssen dank diesem Vorgehen nicht über interne Änderungen an der Geschäft slogik informiert werden.

Continuous Integration7

Ein Bestandteil des eingesetzten Soft ware-Entwicklungsprozesses ist «Continuous Integration» (CI). Mit diesem Prinzip können in der Entwicklung Soft warefehler durch automatisierte Tests frühzeitig erkannt und behoben werden. Neben dem entsprechenden Projekt werden auch alle Soft warekomponenten von abhängigen Anwendungen und Projekten getestet. Somit ist gewährleistet, dass eine Codeänderung keinen unerwünschten Nebeneffekt mit sich bringt. Damit dies funktioniert, muss für jedes Projekt eine genügende Anzahl Integrationstests in guter Qualität vorhanden sein.

Bei einem Testfehler wird der zuständige Soft wareentwickler informiert. Zudem werden alle Testdurchläufe protokolliert und auf einem Teammonitor visualisiert. Somit sieht das ganze Entwicklerteam auf einen Blick den Entwicklungsfortschritt.

Dank der Unabhängigkeit der einzelnen Anwendungen können diese Änderungen mit neuen Releases flexibel und rasch umgesetzt werden, ohne dass negative Effekte auf die von den Anwendern aktuell benutzten Systemkomponenten entstehen. Eine Versionsverwaltung garantiert zudem, dass jeweils die richtigen Softwarekomponenten in einwandfreier Codequalität geladen werden.

Dieses Vorgehen stellt auch die sehr hohe Verfügbarkeit des Datenmarktes für die Kunden/Datenbezüger im Kanton sicher.

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Basierend auf Java-Open-Source-Komponenten

Die Entwicklung des kantonalen Datenmarktes erfolgt mittels Java-Technologien7 (Enterprise Standards) und frei verfügbaren Komponenten aus dem Open-Source-Umfeld. Es kommen keine proprietären und kommerziellen Softwarekomponenten zum Einsatz. Die Betriebsumgebung besteht sowohl aus kommerziellen wie auch aus frei erhältlichen Open-Source-Applikationsservern.

Technologien: –– Die Basis bilden Java-Enterprise-Technologien (JEE6-Stack).

–– Für die Geschäftslogik wird der «Enterprise JavaBeans»-Standard (EJB) eingesetzt.

–– Für Webservices wird auf den SOAP-Standard (JAX-WS) gesetzt.

Damit die Fachanwendungen die Webservice-Clients automatisiert entwickeln können, werden WSDL ausgeliefert.

–– Die Webapplikationen basieren auf dem Java-Standard-WebFrame­work «Java Server Faces» (JSF) und diversen Open-Source-JSF-Komponenten.

–– Das eigenentwickelte leichtgewichtige Portal basiert auf dem Java-Servlet-Standard.

–– Das Rollenkonzept ist mittels des Java-Standards «Java Authentication and Authorization Service» (JAAS) implementiert.

–– Durch den konsequenten Einsatz von Java und frei erhältlichen Open-Source-Komponenten fallen keinerlei Lizenzgebühren an.

E-Government, Sozialdaten und Bewilligungen

Die für den kantonalen Datenmarkt verwendete Softwarearchitektur wird zudem für weitere zentrale Systeme und Plattformen genutzt.

So wird das gesamte Bewilligungswesen Basel-Stadt mit der eigenentwickelten Bewilligungsplattformlösung auf dieser Infrastruktur betrieben und weiterentwickelt. Daneben gibt es noch Systeme und Plattformen für die Bewirtschaftung von Sozialdaten und für kantonale Ereignismeldungen. Auch die neue E-Government-Plattform des Kantons Basel-Stadt ist nach den gleichen Prinzipien aufgebaut wie der kantonale Datenmarkt. Im E-Government-Umfeld existieren bereits einige Basisdienste (Formulardienst, Bezahldienst, Validierungsdienst und Datenaustauschdienst), die dank der offenen Softwarearchitektur laufend durch neue Services ausgebaut und ergänzt werden.

Die Nutzung einer einheitlichen und offenen Architektur mit Standard- und Open-Source-Technologien stellt die Weiterentwicklung der Komponenten und Anwendungen auch für neue technische und funktionale Bedürfnisse sicher. Mit diesem Know-how können die ZID die Anforderungen ihrer Kunden (Verwaltung BS, Wirtschaft, Bevölkerung, Bund) unter Berücksichtigung der E-Government-Strategie auch zukünftig erfüllen.

Zahlen und Fakten zum kantonalen Datenmarkt

–– 7200 Mitarbeitende haben in der Verwaltung Basel-Stadt Zugriff auf das Webportal des kantonalen Datenmarktes.

–– Im Durchschnitt wird das Portal täglich von 1500 Benutzerinnen und Benutzern verwendet.

–– Pro Tag gibt es durchschnittlich mehr als 100 000 Webserviceaufrufe durch Fachanwendungen.

–– Pro Tag gibt es durchschnittlich mehr als 70 000 Onlineportalabfragen (Page-Views).

–– Es gibt mehr als 50 angebundene Fachanwendungen (Datenbezüger) (z.B. einen Webservice für die Einwohnerkontrolle).

–– 20 Webanwendungen (z.B. Personenauskunft, Fahrzeugauskunft) stehen den Kundinnen und Kunden für Onlineauskünfte und Bearbeitung von Daten zur Verfügung.

–– Mehr als 45 Datenlieferanten liefern Daten aus den Fachsystemen an den kantonalen Datenmarkt.

–– Pro Jahr werden zwölf Releases der Geschäftsschicht und mehr als 100 kleinere Releases (z.B. Änderungen an Webservices/ Webanwendungen) durchgeführt.

–– 400 automatisierte Plausibilisierungsprüfungen (ETL-Tool-Jobs) verifizieren den Dateninput vor der definitiven Übernahme in den kantonalen Datenmarkt.

–– Die Systemverfügbarkeit liegt bei 99,9% während der definierten Servicezeiten.

Governance und Erfolgsfaktoren

Der Aufbau und die Weiterentwicklung des kantonalen Datenmarktes haben zu einer starken Governance geführt, welche die Existenzgrundlage dieser Datendrehscheibe bildet. Auf Regierungsebene wurde eine kantonale Verordnung zum Datenmarkt verabschiedet. Darin sind die organisatorischen Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten, die Finanzierung und die Rahmenbedingungen geregelt. Ein wichtiges Statement in der Verordnung ist die Verpflichtung der Bezügerinnen und Bezüger, die Daten über den Datenmarkt zu beziehen, sobald mindestens zwei Stellen/Bezüger dieselben Daten benötigen. Die Finanzierung erfolgt paritätisch durch die zahlreichen Datenbezüger, verteilt über alle Departemente. Eine zentrale Stelle innerhalb der ZID ist für die Qualitätssicherung und Fehlerbereinigung der Dateninhalte verantwortlich und koordiniert diese Themen mit den Kunden und Datenlieferanten in der Verwaltung und bei den Liefersystemen des Bundes.

Technologisch wurde von Anfang an darauf geachtet, dass ein kontinuierlicher Ausbau mit innovativen technologischen Fortschritten möglich ist. Deshalb setzte man standardisierte Basistechnologien und Open-Source-Komponenten ein und verwendete eine offene und integrative Systemarchitektur. Ein Grund für die erfolgreiche Realisierung und Integration des kantonalen Datenmarktes ist auch das bei den ZID intern aufgebaute Verwaltungsfachwissen, das sich die handelnden Personen angeeignet haben.

Dadurch sind sie für ihre Kunden auch kompetente Ansprechpartner betreffend fachliche Themen und Auskünfte.

Neue Anforderungen und Kundenbedürfnisse werden in Fachgremien mit Benutzervertretern und Informatikverantwortlichen aufgenommen und eingeplant.

Fazit

Der Pioniergeist und die Initiative der Informatikverantwortlichen nach dem Millennium haben sich ausbezahlt und wurden belohnt. Basel-Stadt verfügt heute mit dem Datenmarkt über eine leistungsfähige, moderne und performante Datendrehscheibe, die für die Verwaltung von grossem Nutzen ist und für die zukünftige Weiterentwicklung über alle notwendigen Voraussetzungen verfügt.

Der Einsatz von Java- und Open-Source-Komponenten und die Investition in die Governance-Themen haben sich sehr gut bewährt.

Quellen 1

http://www.zid.bs.ch http://de.wikipedia.org/wiki/Operational_Data_Store 3 http://www.ech.ch 4 http://de.wikipedia.org/wiki/ETL-Prozess 5 http://de.wikipedia.org/wiki/Serviceorientierte_Architektur 6 http://de.wikipedia.org/wiki/Schichtenarchitektur 7 http://de.wikipedia.org/wiki/Java_Platform,_Enterprise_Edition 2

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Auf dem Weg zu einer einzigartigen, hochintegrierten E-Government-Plattform Mit dem Projekt «LuReg» entwickelte LUSTAT Statistik Luzern mit dem IT-Partner ELCA eine verglichen mit anderen Kantonen einzigartige Datendrehscheibe mit drei Registern. Initiiert durch die Registerharmonisierung hat sich LuReg innerhalb von vier Betriebsjahren kontinuierlich zu einer immer intensiver genutzten E-Government-Plattform entwickelt, auf die immer mehr kantonale Verwaltungsstellen zugreifen – zum Beispiel die Ausgleichskasse oder das Strassenverkehrsamt. Lesen Sie in diesem Artikel über die Herausforderungen und Erfolgsfaktoren im Betrieb von LuReg sowie in seiner Weiterentwicklung zu einer umfassenden und sehr integrierten E-Government-Plattform des Kantons Luzern.

Enrico Moresi LUSTAT Statistik Luzern Mitglied der Geschäft sleitung, Fachverantwortlicher LuReg enrico.moresi@lustat.ch

Erich Laube ELCA Informatik AG Senior Manager, Projektleiter LuReg erich.laube@elca.ch

Der Kanton Luzern nutzte den Impuls der Registerharmonisierung dazu, den Aufbau einer modernen Datenlogistik voranzutreiben. Unter der Federführung von LUSTAT Statistik Luzern und in Zusammenarbeit mit dem IT-Partner wurde eine kantonale Datenplattform (LuReg) geschaffen, die drei Register zentral zusammenführt: die Einwohnerplattform, das Gebäude- und Wohnungsregister sowie das Betriebs- und Unternehmensregister. Die zentrale Einwohnerplattform bezieht die Daten von den Gemeinden des Kantons Luzern via eCH-0020-Meldungen und ist eine Kopie dieser Daten. Das Gebäude- und Wohnungsregister stellt ein Replikat der Daten aus dem Eidgenössischen Gebäude- und Wohnungsregister des Bundessamts für Statistik dar – ergänzt um kantonale Merkmale. Das kantonale Betriebs- und Unternehmensregister schliesslich enthält die Daten zu allen Unternehmen und Arbeitsstätten im Kanton Luzern, die vom Eidgenössischen Betriebsund Unternehmensregister übernommen werden. Entsprechend der per Verordnung festgelegten Berechtigungen erhalten Verwaltungsstellen auf kommunaler und kantonaler Ebene Zugriff auf die Informationen in den drei verknüpften Registern.

Technologisch nachhaltig und flexibel

Entgegen dem Entscheid vieler anderer Kantone setzte der Kanton Luzern auf eine individuell entwickelte IT-Lösung. Bei der Erstentwicklung verlangte dies zunächst einmal ein besonderes Engagement aller Beteiligten, das sich aber ausbezahlt hat: So mussten zwar die individuellen Umstände, die IT-Landschaft und die Anforderungen an die Funktionalität von Grund auf genau untersucht werden, um dann die Lösung «auf den Leib zu schneidern».

Dafür kann eine Individuallösung besser auf eine existierende IT-Landschaft ausgerichtet und flexibler weiterentwickelt werden als eine Standardlösung in einem Verbund von vielen Partnern mit möglicherweise unterschiedlichen Anforderungen.

Die Soft wareingenieure betteten die Lösung in eine moderne, «serviceorientierte Architektur» (SOA) ein. Zentral war dabei, dass

die Schnittstellen der Anwendung zu anderen IT-Systemen nach moderner Technologie und allgemeingültigen Standards entwickelt wurden. Zum einen, um die Anwendung mit relativ wenig Aufwand mit anderen Systemen zu verbinden, zum anderen, damit auch andere kantonale Verwaltungsstellen LuReg schnell und einfach mit ihrer bestehenden IT-Landschaft verknüpfen können.

Breite Nutzung: Win-win-Situation für Verwaltung und Statistik

Die Vision, mit LuReg eine moderne und zentrale Datendrehscheibe zu entwickeln, die für möglichst viele Verwaltungsstellen einen Mehrwert bietet, wurde sowohl beim initialen Konzept als auch bei der kontinuierlichen Weiterentwicklung berücksichtigt.

Dies spiegelt sich einerseits in der technologischen Architektur wider. Andererseits wird der Aufrechterhaltung einer hohen Datenqualität besondere Beachtung geschenkt, beispielsweise indem beim Empfang der Daten von den Quellsystemen umfangreiche Plausibilisierungen durchgeführt und Abgleiche mit externen Referenzregistern wie dem UPI-Register oder dem UID-Register ermöglicht werden.

Der Betrieb von LuReg war denn auch seit der Inbetriebnahme im Jahr 2010 geprägt durch einen kontinuierlichen Anstieg der Nutzung für administrative Zwecke durch kantonale und kommunale Verwaltungsstellen. So hat sich die Zahl der Abfragen seit 2011 von rund 350 000 auf über eine Million im Jahr 2013 ungefähr verdreifacht. Ende 2013 zählte LuReg rund 540 registrierte Nutzerinnen und Nutzer. Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass sich die Datenplattform nicht nur für die Statistik, sondern insbesondere auch innerhalb der kantonalen Verwaltung als wichtiges Arbeitsinstrument etabliert hat.

Die steigende Beanspruchung von LuReg für administrative Aufgaben bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich: Einerseits wird der Ausbau der Systemleistung zum Thema, damit die Leistungsfähigkeit auch bei steigender Belastung ausreichend bleibt.

Andererseits entstehen durch die rege Nutzung neue Anforderungen und Ansprüche, die evaluiert und adäquat behandelt werden müssen.

Neben den Herausforderungen der Skalierbarkeit und der steigenden funktionalen Anforderungen brachte die Vervielfachung der Nutzerinnen und Nutzer auch einen entscheidenden Vorteil mit sich: die Intelligenz der Massen. Denn mehr Augen sehen mehr.

Aufgrund der intensiveren Nutzung der Daten fallen auch falsche

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oder veraltete Informationen schneller auf und werden bereinigt.

So stieg mit jedem weiteren LuReg-Anwender auch die Qualität der Daten, die mit LuReg verwaltet werden, was letztlich allen Nutzenden wieder zugutekommt – sowohl bei der Anwendung für administrative Aufgaben als auch bei derjenigen für statistische Zwecke.

Standardisierung fördert Vernetzung, aber auch Komplexität

Eine zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche und breite Integration ist die Verwendung einer «Lingua franca» für den Datenaustausch zwischen den beteiligten Systemen. Ganz allgemein betrifft dies gemeinsam akzeptierte Standards der Schnittstellen.

Dabei kommt den Standards des Vereins eCH besondere Bedeutung zu: Mit der wachsenden Verbreitung dieser Standards steigen auch die Möglichkeiten, verschiedene Systeme effi zient zu vernetzen.

Die bisherigen Erfahrungen mit dem Datenaustauschstandard für das Personenmeldewesen (eCH-0020) haben aber auch gezeigt, dass mit steigender Zahl an Partnern, die den Standard verwenden, auch der Bedarf an Koordination zunimmt: Quell- und Empfängersysteme müssen in der Lage sein, verschiedene «Dialekte», das heisst Versionen desselben Standards, zu verstehen, und Änderungen in den Standards müssen in engem Dialog mit den beteiligten Partnern koordiniert in den miteinander vernetzten Systemen eingeführt werden.

Was die Zukunft bringt

Um der Ausdehnung und den wachsenden Ansprüchen des Nutzerkreises von LuReg auch in Zukunft gerecht werden zu können, hat LUSTAT Vorkehrungen für bedeutende Weiterentwicklungen getroffen und arbeitet aktuell an der Erweiterung von LuReg um neue Funktionalitäten. Dazu zählen zum Beispiel die Einführung einer neuen Version der standardisierten Schnittstelle (eCH-0020 Version 3.0) für das kantonale Einwohnerregister, die Weiterleitung von Mutationsmeldungen nach eCH-0020 Version 3.0 an Empfängersysteme sowie ein Ausbau der technischen Infrastruktur. Diese Weiterentwicklungen von LuReg werden jedoch nicht die letzten sein: In einem sehr dynamischen und immer stärker vernetzten Umfeld von E-Government ist stets mit neuen oder sich wandelnden Anforderungen zu rechnen, die in die Lösung integriert werden sollten. Bereits absehbar ist, dass sich für die Schnittstellen zum Austausch von Gebäude- und Wohnungsdaten wie für Betriebs- und Unternehmensdaten die in den letzten beiden Jahren publizierten eCH-Standards durchsetzen dürften. Dies sind beides Fachbereiche, für die zum Zeitpunkt der Erstentwicklung von LuReg noch keine vergleichbaren Standards vorlagen und die es zukünft ig zu berücksichtigen gilt. Damit LuReg weiterhin so umfassend genutzt wird und die Nutzung weiter ausgebaut werden kann, muss sich auch die Lösung kontinuierlich weiterentwickeln und neuen Anforderungen und Anwenderbedürfnissen gerecht werden.

Erfolgsfaktoren: Kooperation, Agilität, Offshore LuReg wurde von der Konzeption bis zum Betriebsstart innert knapp eines Jahres umgesetzt. Entscheidend war die enge Zusammenarbeit im Projektteam sowie mit anderen Parteien wie der Dienststelle Informatik des Kantons Luzern. Damit schnell Erfolge erzielt und diese evaluiert werden konnten, setzte das Team auf eine agile Methodik – im Projektmanagement wie auch in der Soft wareentwicklung. Während Konzeption und Spezifikation der Lösung in der Schweiz erfolgten, startete ein Team in Vietnam etappenweise mit der Entwicklung der Register. So verkürzte sich die Testphase, da nach der letzten Spezifikation bereits die Tests der ersten Umsetzungstranche starten konnten.

Fach-Applikationen

WebServices

WebGUI

Abfrage Einwohner

Gebäude und Wohnungen

Betriebe und Unternehmen

kEWR

kGWR

kBUR

Datenaustauschplattform (Biztalk/sedex)

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Erfolgreiche Zusammenarbeit aller Beteiligten: Bundesrat verabschiedet Open Government Data-Strategie Der Bundesrat hat 2013 das Informatiksteuerungsorgan des Bundes damit beauftragt, eine schweizerische Open Government Data-Strategie zu formulieren. Diese Strategie wurde unter Einbezug zahlreicher Verwaltungsstellen des Bundes und einzelner Kantone und Städte sowie Vertretern der Open Data Community, der Privatwirtschaft und der Wissenschaft erarbeitet. Sie hält die Ziele fest und bestimmt die Ausrichtung der Tätigkeiten zur Umsetzung bis 2018. Das Dokument ist ein starkes Signal der Exekutive; die dazu definierten Massnahmen entsprechen den politischen Vorstössen, die in den letzten Jahren auf nationaler Ebene eingereicht wurden. Die OGD-Strategie Schweiz wurde am 16. April 2014 vom Bundesrat verabschiedet.

Vision einer Informationsgesellschaft in der Schweiz

Prof. Dr. Alessia C. Neuroni E-Government-Institut Forschungsfeldverantwortliche alessia.neuroni@bfh.ch

Juan Pablo Lovato E-Government Schweiz Projektleiter «Open Government Data» juan-pablo.lovato @isb.admin.ch

André Golliez Dipl. Inf.-Ing. ETH itopia ag – corporate information technology Managing Partner andre.golliez@itopia.ch

Open Government Data (OGD) treibt die Entwicklung der Informationsgesellschaft in unserem Land voran und positioniert die Schweiz in der globalen Informationswirtschaft. Behördenstellen aller föderalen Ebenen verfügen über wertvolle Daten von hoher Qualität. Offene Behördendaten ermöglichen Innovation und wirtschaft liches Wachstum, indem sie innovativen Unternehmen erlauben, neue Informationsdienstleistungen in Anwendungsgebieten wie Energie, Umwelt, Verkehr oder Gesundheit zu entwickeln und dadurch die Lebensqualität in unserer Gesellschaft zu verbessern.

Sie liefern der Wissenschaft Grundlagen und verhelfen so zu neue Forschungs- und Entwicklungserkenntnissen zur Entwicklung unseres Landes. Behördendaten erlauben auch Bürgerinnen und Bürgern, Parteien und Medien einen transparenteren Einblick in die Tätigkeit von Regierung und Verwaltung. Weiter kann mit der Bereitstellung von Behördendaten im Sinne von E-Government die verwaltungsinterne Effi zienz und die behördenübergreifende Zusammenarbeit gesteigert werden.1 Die OGD-Strategie Schweiz hält die Ziele fest und bestimmt die Ausrichtung der Tätigkeiten der Bundesverwaltung im Bereich OGD bis 2018. Mit der Umsetzung soll die systematische Freigabe und Bereitstellung von Behördendaten als OGD schrittweise in den normalen Ablauf der Verwaltungstätigkeiten integriert werden. 2 Kantone und Gemeinden sind eingeladen, sich an der Umsetzung der OGD-Strategie Schweiz aktiv zu beteiligen.

Wann sind Behördendaten offen?

Behördendaten können als offen bezeichnet werden, wenn – sie offen zugänglich sind und – ihre Nutzung nicht aus datenschutz-, urheber- oder informationsschutzrechtlichen Gründen eingeschränkt ist und Dritte sie frei wiederverwenden können.

Bei Behördendaten kann es sich um Daten aus der allgemeinen Verwaltungstätigkeit handeln oder um Daten, die nur auf eine spezifische Anfrage einer einzelnen Person oder eines einzelnen Unternehmens hin erarbeitet oder bereitgestellt wurden. Nur im ersten Fall sollen die Daten als OGD veröffentlicht werden. Im zweiten Fall soll auch künft ig die staatliche Leistung vom Nachfrager entschädigt werden.

Vorgehen bei der Strategieerarbeitung

Die Schweizer Politik befasst sich seit 2011 mit der Thematik OGD. 2012 erschien die «Open Government Data Studie Schweiz» der Berner Fachhochschule und der Beratungsfirma itopia,6 die das Potenzial von OGD aus unterschiedlichen wissenschaft lichen und wirtschaft lichen Perspektiven beleuchtet. Mehrere parlamentarische Vorstösse im Nationalrat verlangten eine Abklärung des zu erwartenden Nutzens sowie des erforderlichen Investitionsumfangs. Basierend auf einer Grundlagenstudie der Berner Fachhochschule5 sowie einem Bericht des Generalsekretariats des Eidgenössischen Departements des Innern4 veröffentlichte der Bundesrat 2013 den Bericht «Open Government Data als strategischer Schwerpunkt im E-Government», der sich u.a. zu strategischen, rechtlichen und technischen Grundlagen von OGD äusserte.

Das Informatiksteuerungsorgan des Bundes (ISB), welches das priorisierte E-Government-Vorhaben «Open Government Data» leitet, hat am 13. September 2013 vom Bundesrat den Auft rag erhalten, zusammen mit dem Bundesarchiv und der Bundeskanzlei eine schweizerische Open Government Data-Strategie Schweiz zu erarbeiten und die Weiterentwicklung von OGD zu koordinieren. Die Entscheidung, den Prozess von Anfang an partizipativ zu gestalten und alle wichtigen Akteure – insbesondere Datenproduzenten und Datennutzer – mit ihren jeweiligen Interessen und Handlungsspielräumen an einen Tisch zu bringen, machte die Erarbeitung des

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Dokuments zwar komplex, erwies sich letztlich aber als gewinnbringend. Da alle Beteiligten hinter dem Resultat des OGD-Strategie-Prozesses stehen, kann sich auf dieser Grundlage die angestrebte Kultur der Offenheit und Partizipation auf helvetischem Boden etablieren. Ein Kernteam bestehend aus dem Projektleiter des ISB und je einer Vertretung aus der Privatwirtschaft , der Open-Data-Community sowie der Wissenschaft haben die Erarbeitung der OGD-Strategie vorangetrieben. Der Projektausschuss und der Fachausschuss des E-Government-Vorhabens «Open Government Data» haben bei dieser Erarbeitung mitgewirkt und das Kernteam in der Vorbereitungsphase der Ämterkonsultation begleitet.

Welche sind die konkreten Massnahmen bis 2018?1 Freigabe der Behördendaten M1 Überprüfung und Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen M2 Datenfreigabeprozess M3 Datenfreigabeplanung M4 Inventarisierung der Datenbestände des Bundes M5 Überprüfung der Gebührenpolitik Koordinierte Publikation und Bereitstellung der Behördendaten M6 Aufbau des OGD-Portals M7 Bereitstellung von Hilfsmitteln und Instrumenten für die Datenpublikation und -bereitstellung M8 Auswahl und Definition der OGD-Standards M9 Erarbeitung einheitlicher Nutzungsbedingungen M10 Erarbeitung eines OGD-Kooperationsmodells

Strategie als starkes Signal: Umsetzung

Die Verabschiedung einer Open Government Data-Strategie Schweiz 2014–2018 ist ein starkes Signal des Bundesrates: Neben dem im Herbst 2013 gestarteten OGD-Pilotportal3, einer sehr aktiven Open Data Community und zwei Händen voll innovationsfreudiger Parlamentarier und engagierter Forschender verfügt die Schweiz mit der OGD-Strategie über eine politische Agenda, welche auf wirtschaft liches Wachstum, mehr Transparenz sowie Effi zienz in der Verwaltung abzielt.

Bei der konkreten Umsetzung sind die folgenden Ziele zu erreichen: Freigabe der Behördendaten, koordinierte Publikation und Bereitstellung der Behördendaten sowie Etablierung einer Open-Data-Kultur. Die dazu konkret definierten Massnahmen entsprechen den politischen Vorstössen, die in Zusammenhang mit OGD in den letzten zweieinhalb Jahren auf nationaler Ebene eingereicht wurden.

U.a. sollen die rechtlichen, organisatorischen und technischen Rahmenbedingungen der Datenproduktion in den einzelnen Verwaltungseinheiten überprüft und wo nötig angepasst werden. Die Bereitstellung und Publikation wird über ein nationales OGD-Portal abgewickelt. Die Verwendung der Daten soll durch freie, einheitliche und verständliche Nutzungsbedingungen sowie Zusatzinformationen zu den einzelnen Datensätzen, die das inhaltliche und technische Verständnis der Daten erleichtern, unterstützt werden.

Die Umsetzung der OGD-Strategie wird in den zuständigen Departementen und Bundesstellen sichergestellt. Unter der Federführung des ISB werden bis Ende 2014 die Arbeiten am Detailkonzept und die Vorbereitung der Strategieumsetzung abgeschlossen. Die Massnahmen zur Umsetzung von OGD werden ab 2015 durch das Bundesarchiv zentral koordiniert. Sowohl die Kantone und Gemeinden als auch die OGD-Community, die Wirtschaft und die Forschung werden in den Umsetzungsprozess einbezogen. Die Veröffentlichung der verschiedenen Datensammlungen soll etappenweise und in Abstimmung mit den Dateneignern, die letztlich die Verantwortung für die Veröffentlichung tragen, und den potenziellen OGD-Anwendern umgesetzt werden. Die Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen des öffentlichen Sektors wird geprüft. Aufgrund der Erfahrungen mit dem Pilotprojekt wird eine nationale Infrastruktur für die Veröffentlichung von Behördendaten entwickelt und betrieben.6

Etablierung einer Open-Data-Kultur M11 Dialog mit den OGD-Anwendern M12 Bekanntmachung des Datenangebots in der Öffentlichkeit M13 Evaluation der Wirkung von OGD

Das Open-Data-Ecosystem

Quellen und weiterführende Links 1

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Open-Government-Data-Strategie Schweiz 2014–2018. (http://www.news.admin.ch/NSBSubscriber/message/attachments/34534.pdf).

Medienmitteilung des Bundesrates vom 16.4.2014. (https://www.news.admin.ch/dokumentation/00002/00015/index.html?lang=de&msg-id=52688).

Pilotportal für offene Behördendaten der Schweiz. (http://opendata.admin.ch).

Studie Wirtschaftliche Auswirkungen von OGD (2013). (http://www.egovernment.ch/umsetzung/00881/00883/index. html?lang=de&download=NHzLpZeg7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Zn4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCDdYF2fmym162epYbg2c_JjKbNoKSn6A--).

Open Government Data – Grundlagenstudie Schweiz (2013). (http://www.egovernment.ch/umsetzung/00881/00883/index.html?lang=de&download=NHzLpZeg7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Zn4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCDdXx4f2ym162epYbg2c_JjKbNoKSn6A--).

Open Government Data Studie Schweiz (2012). (http://www.wirtschaft .bfh.ch/de/forschung/aktuell/newsdetails/article/ studie-zu-open-government-data-in-der-schweiz/1100.html).

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Nationale Open-Data-Infrastruktur Für eine nachhaltige Positionierung von offenen und frei zugänglichen Verwaltungsdaten (Open Government Data) auf der verwaltungspolitischen Agenda sollten Staaten den Aufbau einer Nationalen Open-Data-Infrastruktur (NODI) verfolgen. Ein solcher Infrastrukturansatz greift über prototypische Datenkataloge, Datenportale und Datenverbünde hinaus. Er bietet allen Verwaltungsebenen, also Bund, Kantonen und Gemeinden, gemeinsam die infrastrukturelle Grundlage zur Erschliessung, Nutzung und Weiterverwertung vorhandener Datenbestände. Die brasilianische Bundesregierung hat diesen Weg zum Ausbau von Open Government Data 2012 bereits beschritten.

Vision einer Nationalen Open-DataInfrastruktur

Prof. Dr. Jörn von Lucke Zeppelin Universität The Open Government Institute (TOGI) Professor und Institutsdirektor joern.vonlucke@zu.de

Die Vision einer Nationalen Open-Data-Infrastruktur (NODI) verfolgt das Ziel, offene Daten und insbesondere offene Verwaltungsdaten in einen umfassenden wie nachhaltigen Infrastrukturansatz einzubinden. Im Kern steht die Frage, welche infrastrukturellen Komponenten im Sinn der Daseinsvorsorge bereitzustellen sind, um das wirtschaft liche, politische und kulturelle Potenzial von offenen Datenbeständen im Allgemeinen, von vernetzten offenen Verwaltungsdatenbeständen im Besonderen und künft ig von riesigen frei zugänglichen Datenbeständen (Big Data und Open Data) optimal zur Entfaltung zu bringen. Bund, Kantone, Gemeinden, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sollten gleichermassen an dieser ins Internet eingebetteten digitalen Infrastruktur zur Förderung von Austausch und Nutzung offener Daten partizipieren dürfen.

Ergänzend zur Breitbandinfrastruktur bis in jedes Haus und in jedes Büro braucht es auch eine unterstützende IT-Infrastruktur, das heisst Server, Bibliotheken, Datenbanksysteme, Kataloge (für Daten, Informationen, Veröffentlichungen, Apps, Soft ware und ergänzende Literatur), Projektarbeitsräume, Werkzeuge sowie Dienste zur Erfassung, Analyse, Visualisierung und Auswertung der Datenbestände.

Organisatorisch muss bei der Katalogisierung der Datenbestände gewährleistet sein, dass offene Datenbestände der Verwaltung, aber auch der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Verbände und Vereine sowie der Zivilgesellschaft erfasst werden können, soweit sie die hohen Mindestanforderungen zur Datenqualität erfüllen. Über Ausbildung, Fortbildung und politische Bildung ist sicherzustellen, dass Forscher, Entwickler, Dienstleister, Verwaltungsmitarbeiter, professionelle Nutzer wie etwa Datenjournalisten und Designer sowie Bürger in der Lage sind, mit den Datenbeständen kompetent umzugehen und diese zu nutzen.

Die rechtlichen Grundlagen sollte ein NODI-Gesetz schaffen, um allen Akteuren Rechtssicherheit, Richtlinien und einen verlässlichen Rechtsrahmen zu geben, um den politischen Auft rag zu verstetigen und um die erforderlichen Ressourcen für eine handlungsfähige Organisationsstruktur allokieren zu können. Zu erwähnen sind hier insbesondere die Standardisierung, Konsolidierung, Ge-

schäft sfeldentwicklung und konzeptionelle Weiterentwicklung des Angebots – vor allem in Richtung Big Data und anderer neuartiger und innovativer Technologien –, die Erschliessung weiterer Daten sowie die Wiederverwertung bereits veröffentlichter Bestände.

Wirtschaft lich ist so ein Ökosystem von Netzwerken, Technologien, geschulten Kräften, rechtlichen Grundlagen und Finanzen zu schaffen, das langfristig zu weiterem Wachstum und Wohlstand beitragen kann.

Behörden von Bund, Kantonen und Gemeinden sowie Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger verlangen gewisse Sicherheiten, bevor sie sich rund um offene Datenbestände wirtschaft lich engagieren und neue Tätigkeits- und Geschäft sfelder erschliessen. Mit einem Infrastrukturansatz lassen sich die erforderlichen Ausgaben zum nachhaltigen Auf- und Ausbau von Open Data und Big Data haushalts- und wirtschaftspolitisch rechtfertigen. Schliesslich geht es nicht nur um ein zeitlich begrenztes Projekt, sondern um den Aufbau einer Infrastruktur von nationaler und internationaler Bedeutung. Gerade Entscheidungsträgern lässt sich dies am Begriff der «Infrastruktur» sehr viel besser vermitteln als über jedes zeitlich begrenzt angelegte Open-Data-Pilotprojekt. Die Verwendung des Begriffs «National» unterstreicht zudem den Anspruch eines ebenenübergreifenden Angebots für Bund, Kantone und Gemeinden.

Nationale Open-Data-Infrastruktur in Brasilien

Brasilien setzt für den Auf- und Ausbau von Open Data und Open Government Data auf den Ansatz einer Nationalen OpenData-Infrastruktur. Gemeinsam mit den USA, Grossbritannien, Norwegen, Mexiko, Indonesien und anderen Staaten bereitete Brasilien 2011 den Aufbau der Open Government Partnership (http://www.opengovpartnership.org) als internationale Plattform für jene Staaten vor, die sich aktiv mit einem offenen Regierungsund Verwaltungshandeln (Open Government) auseinandersetzen wollen. 2011 wurde hierzu ein nationaler Handlungsplan [BR11] mit 32 Verpflichtungen erarbeitet, unter denen auch der Aufbau einer Nationalen Open-Data-Infrastruktur (Infraestrutura Nacional de Dados Abertos – INDA) vorgesehen war [BR11: 8–9; 20–21].

Die INDA besteht aus einer Zusammenstellung von erforderlichen Methoden, Standards, Technologien, Prozessen und Kontrollmechanismen, die die Bereitstellung und Teilung öffentlicher Daten und Informationen in offenen Formaten sicherstellen. Zur Umsetzung wurde ein INDA-Handlungsplan bis März 2012 und eine Implementierung bis Dezember 2012 anvisiert. Das brasilianische Open-Data-Portal (http://dados.gov.br) soll Kernbestandteil dieser

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Nationalen Open-Data-Infrastruktur werden. Die Federführung übernahm das Bundesministerium für Planung, Haushalt und Management (MP) [BR11: 20–21].

Bereits im April 2012 wurde die Rechtsverordnung zur Einrichtung der INDA (Instrução Normativa da INDA: http://dados.gov.br/ instrucao-normativa-da-inda [BR12]) veröffentlicht und in Kraft gesetzt. Seitdem besteht eine rechtliche Grundlage für weitere Massnahmen. Mit Artikel 5 wurde ein INDA-Lenkungsausschuss ein­ gerichtet, mit Vertretern des Bundesplanungsministeriums, des Bundespräsidialamts, des Bundesrechnungshofs, des Bundeswissenschaftsministeriums, des Bundessozialministeriums, des Bundesbildungsministeriums, des Bundesgesundheitsministeriums und der Bundesanstalt für Geographie und Statistik sowie Vertretern der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft [BR12: §5]. Vertreter der Landes- und der kommunalen Ebene wurden noch nicht in die Gremien eingebunden, was sich auch in den Aktivitätsschwerpunkten niederschlägt. Die Aufgaben des Lenkungsausschusses sind in Artikel 6 definiert und umfassen auch den Beschluss und die Umsetzungsüberwachung eines INDA-Handlungsplans [IN12] [BR12: §6]. Zur Zuarbeit wurden Arbeitsgruppen (http://wiki.gtinda.ibge. gov.br) eingerichtet, die sich 2013 regelmässig zu den Themen «Management und Recht», «Auswertung bereits publizierter Daten- und Informationsbestände», «Technologie» sowie «Modellierung, Metadaten, Daten und Standards» trafen [IN12: 21]. Durch diese Ausrichtung haben in den ersten beiden Jahren vor allem technische Themen, die Standardisierung sowie die Erarbeitung von Ontologien eine hohe Priorität erhalten, die in Europa bisher nur eine geringe Rolle spielen. Durch diese Strukturen, die durch die Rechtsverordnung personell und finanziell gesichert sind, konnten frühzeitig Open-Data-Themen gesetzt und auch im öffentlichen Sektor bearbeitet werden, die wie etwa gemeinsame Ontologien woanders noch kein relevantes Thema sind. Zugleich können über diese Strukturen auf offenen Daten basierende Modernisierungs- und Innovationsprozesse in der öffentlichen Verwaltung angestossen werden, weil die Zuständigkeiten bereits geklärt sind. Dies vereinfacht die verwaltungsinterne Abstimmung angesichts der Herausforderungen und Entwicklungen in der Gesellschaft und im politisch-administrativen System, die eine Öffnung von Staat und Verwaltung mit sich bringt.

Wertvolle Impulse für Deutschland

In Deutschland bleibt es bis zur Vorlage der Strategie Digitale Verwaltung 2020, die im Rahmen der Digitalen Agenda durch die Bundesregierung erarbeitet wird, noch offen, wie und in welchem Umfang Bund, Länder und Kommunen offene Verwaltungsdaten zu einem Thema machen wollen. Derzeit wird vom Bundesministerium des Innern im Auftrag der Bundeskanzlerin ein nationaler G-8-Open-Data-Handlungsplan für die Bundesebene erarbeitet, der ursprünglich bereits im Oktober 2013 vorgelegt werden sollte. Zugleich muss die Grundlage zur Überführung des Govdata-Datenkatalogverbunds und des Portals govdata.de in den Regelbetrieb gelegt werden. Ein Beitritt Deutschlands zur Open Government Partner­ ship, wie es im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD [CD13] angestrebt wird, würde diesen Handlungsbedarf unter Einbindung der Zivilgesellschaft weiter erhöhen.

Damit bleibt es die Aufgabe der Politik, mit einer Nationalen Open-Data-Infrastruktur und einem dazugehörigen Gesetz einen gemeinsamen tragfähigen Rahmen für Open-Data-Aktivitäten zu

beschliessen, von dem Bund, Länder und Kommunen, Gesellschaft und Wirtschaft gleichermassen profitieren könnten. Ein solcher nationaler Ansatz muss sowohl in das Internet als auch in eine vergleichbare Europäische Open-Data-Infrastruktur und langfristig in eine Globale Open-Data-Infrastruktur eingebettet werden. Das Ziel dieser Aktivitäten wäre nicht nur der Betrieb eines Datenkatalogverbundes, sondern auch neue Geschäftsperspektiven zur Stärkung der Wirtschaft und die Verbesserung der Lebensqualität durch die Bereitstellung, Nutzung, Veredelung und Weiterverwertung öffentlicher Datenbestände.

Am Beispiel Brasiliens zeigt sich, dass Erfahrungen aus anderen Staaten – die beispielsweise über die Open Government Partnership gewonnen werden könnten – interessante Anknüpfungspunkte sowohl für eine auf deutsche als auch für eine auf helvetische Verhältnisse angepasste Lösung bieten könnten. Gerade der Austausch mit anderen Staaten, wie ihn die Bundesrepublik Deutschland über die G-8/G-7-Gruppe und mit der Schweiz, Österreich und Liechtenstein über die OGD-DACHLI-Kooperation pflegt, kann wertvolle Impulse zur konsequenten Erschliessung des Potenzials offener Daten und Verwaltungsdaten liefern. Diese Zusammenarbeit ist daher weiter zu intensivieren. Die skizzierten Perspektiven sollten es den Politikern und den Verantwortlichen wert sein, den erforderlichen grossen Wurf anzugehen.

Quellen

––Bei dem Beitrag handelt es sich um eine Kurzfassung von: Lucke, Jörn von: ­Nationale Open Data Infrastruktur. In: Engel, Andreas (Hg.): IT-Steuerung in der öffentlichen Verwaltung. edition sigma, Berlin, 2014, im Erscheinen.

––[BR11] Brazilian Federal Government: Brazilian Action Plan, Controladoria-­ Geral da União (CGU), Brasilia, 2011. Online: http://www.cgu.gov.br/governoaberto/no_Brasil/plano-brasileiro/primeiro-plano/ogp-brazil-actionplan.pdf.

––[BR12] Brazilian Federal Government (Governo Federal): Instrução Normativa da INDA: Institui a Infraestrutura Nacional de Dados Abertos – INDA, Instrução Normativa Nº 4, Brasilia, 12. April 2012. Online: http://dados.gov.br/instrucao-normativa-da-inda.

––[CD13] CDU/CSU/SPD: Deutschlands Zukunft gestalten – Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD – 18. Legislaturperiode, Berlin, 2013. Internet: ­https://www.cdu.de/sites/default/files/media/dokumente/koalitionsvertrag.pdf.

––[IN12] Ministério do Planejamento, Orçamento e Gestão – Secretaria de Logística e Tecnologia da Informação: Plano de Ação da Infraestrutura Nacional de Dados Abertos, Brasilia, 2012. Online: http://wiki.gtinda.ibge.gov.br/GetFile.­ aspx?File=%2fGT1-Gest%c3%a3o%20e%20Normativo%2fPlano%20de%20 A%c3%a7%c3%a3o%20-%20INDA.pdf.

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Digitale Plattform inHealth unterstützt effizient Transaktionen im Gesundheitswesen der Emirate Das Gesundheitswesen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) wird stetig und mit grossen Schritten modernisiert. Die Behörden, die grossen Krankenversicherer und diverse andere Leistungserbringer wollen eine sichere, effiziente und schnelle Abwicklung aller Leistungs- und Behandlungsfälle gewährleisten. Zudem soll die Datensammlung zur Definition und Umsetzung der mittel- und langfristigen Gesundheitspolitik sichergestellt werden.

Dr. Jens Piesbergen Netcetera Head Strategic Business Development Middle East & Space jens.piesbergen @netcetera.com

So sind z.B. innerhalb von Sekunden die beantragten Kostengutsprachen zu bewilligen oder die Verträglichkeit von Medikamenten zu prüfen. Einige andere fachspezifi sche Anwendungen sollen in Form von Services angeboten werden und allen Marktteilnehmern zur Verfügung stehen, z.B. ein Meldesystem zur Erfassung von Diagnosen.

Eine datenschutzkonforme und sichere Datenhaltung, um gegen Diebstahl, Missbrauch und Manipulation geschützt zu sein, muss in allen Betriebsphasen sichergestellt, und die diversen Industriestandards oder Vorgaben des Regulators müssen eingehalten werden. Zudem verlangt die nationale Gesetzgebung, dass sensitive Daten nur noch innerhalb der Grenzen der sieben Emirate (Abu Dhabi, Dubai und fünf weitere) verarbeitet und gespeichert werden dürfen. Die teilweise schon seit Jahren existierenden Anwendungen zur Verarbeitung, Einlieferung und dezentralen Haltung von Gesundheitsdaten im In- und Ausland müssen nun verarbeitungstechnisch konsolidiert, zentralisiert und durch eine professionell aufgebaute Betriebsorganisation in einen höheren Reifegrad gehoben werden.

Joint Venture als Plattformbesitzer

Dieses effi ziente Gesundheitswesen wird durch die Definition und Umsetzung der inHealth-Plattform schrittweise realisiert. Die bestimmenden Marktteilnehmer – einerseits der Regulator (Health Authority, Abu Dhabi), andererseits die grösste Krankenversicherungsgesellschaft der VAE (National Health Insurance Company, Daman) mit einem Partner, Drittlieferanten und den operativen Leistungserbringern (z.B. Spitäler, Ärzte, Apotheken, Spitex-Organisationen usw.) – stehen hinter diesem Vorhaben. Sie sind bei der Ausgestaltung der Rechtsform und bei der operativen Umsetzung massgeblich beteiligt respektive defi nieren aufsichtsrechtliche Vorgaben und überwachen die Governance und Datensicherheit.

Es versteht sich von selbst, dass die bisherigen IT-Dienstleistungsanbieter in die Gestaltung der inHealth-Plattform einbezogen werden.

Zur Wahrung der relativen Unabhängigkeit und Eigenständigkeit wird von Daman und einem führenden TPA-Unternehmen ein neues Unternehmen als Joint Venture gegründet. Diese neue Firma hat

den einzigen Zweck, die inHealth-Plattform aufzubauen, zu betreiben und weiterzuentwickeln. Der Regulator beaufsichtigt und steuert sie gemäss den definierten Governance-, Datensicherheits- und Datenzugriffsbestimmungen. Er verlangt eine entsprechende Berichterstattung und Auditrechte. Die Grundfinanzierung ist durch eine Einmaleinlage der Industriepartner gewährleistet. Durch ein marktkonformes und akzeptiertes Serviceangebot werden die Betriebsaufwände und die Weiterentwicklung über die Jahre schrittweise selbst fi nanziert (Grundpauschale, transaktionsbasierte Verrechnung).

Technische Umsetzung und Betriebsorganisation

Wie wird nun die inHealth-Plattform technisch realisiert und betrieben? Es wurde entschieden, mit dem Aufbau und der Weiterentwicklung einem Ansatz zu folgen, der bedarfs- und bedürfnisgerecht mit der Nutzung der Plattform und ihrer Services wachsen kann. Konkret heisst dies, dass in einer ersten Phase Anwendungen ausgewählt wurden, die einen hohen Nutzen bringen und ein dringendes Bedürfnis für einen konsolidierten und standardisierten Betrieb decken. Die IT-technischen Leistungsmerkmale dieser Anwendungen, ihr bekannter und prognostizierter IT-Ressourcen-Verbrauch für die Bewältigung der Zugriffe, der Anfragebearbeitungszyklen und der Systemdaten, ihre Datenspeicherbedürfnisse, z.B. hinsichtlich der kurz- und langfristigen Bewegtdaten, und die generelle Serviceplanung des Plattformbesitzers beeinflussen die Dimensionierung, die Beschaff ung und die Konfiguration der notwendigen Server-, Datenbanken-, Speicher- und Back-up-/Restore-Hardwarekomponenten massgeblich. Die Systemarchitektur basiert auf einem Virtualisierungskonzept. Sie ist datenzenterunabhängig ausgelegt (physische Infrastruktur und Internetanbindung), und die Synchronisation der Datenbanken ist hochverfügbar ausgelegt. Z.B. aufgrund von betrieblichen, sicherheitsrelevanten oder auch politischen Kriterien können in weiteren Phasen der Plattformevolution bedarfsgerecht andere Standorte in den VAE in den Systemaufbau integriert werden.

Insbesondere die Umsetzung der sicherheits- und datenschutztechnischen Anweisungen ist eine herausfordernde Aufgabe. Sie sind sowohl für die Plattform als auch für die Anwendungen und die Betriebsorganisation strikt zu befolgen. Dank sorgfältiger Planung eines «Grüne Wiese»-Ansatzes, also des gesamten Neuaufbaus und der Einführung der Plattform, und einer detaillierten Instruktion des IT-Betreibers und der einzelnen Anwendungslieferanten werden die fachlichen und die IT-technischen Vorschriften des Regulators und der diversen Industriestandards (z.B. ISO27001) und Best Practices (ITIL) eingehalten und umgesetzt. Dies kann auch dazu führen, dass eine heute unabhängig laufende Anwendung

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den inHealth-Sicherheits- und Compliance-Anforderungen nicht mehr genügt und durch den Lieferanten überarbeitet werden muss, damit sie zum Betrieb auf der Plattform zugelassen und freigegeben werden kann. Das vereinbarte Sicherheitskonzept umfasst nicht nur die plattformtechnischen Themen, z.B. physische Umgebungsoder Zugriffssicherheit, sondern auch Aufgaben des benötigten Betriebspersonals oder Anforderungen an die Büroumgebung des Plattformbetreibers.

Regulator haben bereits klar vereinbart, sich auf das Kerngeschäft der Datenverarbeitung und -sammlung zu fokussieren und nicht den Verlockungen einer rein kommerziell orientierten Marktplattform zu erliegen.

Die beschriebene inHealth-Plattform der Vereinigten Arabischen Emirate wird mit ihren ersten Services im Laufe des Sommers 2014 operativ und im Markt verfügbar sein.

Der Plattformbetreiber setzt die Interessen des Besitzers in betrieblicher Hinsicht durch. Er berät beispielsweise die Lieferanten der Anwendungen beim Einliefern und bei der Inbetriebnahme eines neuen Services. Durch die strikte Anwendung des definierten «Onboarding»-Prozesses (Integration, Vorproduktion, Produktion mit Abnahmemeilensteinen) bürgt er durch geeignete Überprüfungs- und Testmassnahmen für einen stabilen und sicheren Betrieb der Plattform. Zudem wird mittels eines adäquaten Reportings die ­zeitgerechte Fakturierung der erbrachten Leistungen durch den Plattformbesitzer ermöglicht. Die geschäftlichen und juristischen Verantwortlichkeiten werden durch den Besitzer, z.B. mittels Service-Level-Agreements, wahrgenommen. Es ist somit sichergestellt, dass die Governance wie auch die Qualitätssicherung auf Plattformstufe konsequent umgesetzt werden.

Konzept der inHealth-Plattform im Gesundheitswesen der Vereinigten Arabischen Emirate

Bewertung und Ausblick

Quellen

Die E-Government-Architektur unterscheidet zwischen Produktion und Distribution. Das dargestellte Beispiel zeigt auf, wie die Industrie (Marktteilnehmer, IT-Dienstleister) branchenspezifisch in die Produktion und in die Distribution von E-Government-Services eingebunden werden kann. Einerseits werden durch die Existenz der Plattform überhaupt standardisierte Services im Markt zur Verfügung gestellt (Distribution). Andererseits kann der Regulator seine Interessen durchsetzen, indem er die produzierten Daten für seine Zwecke nutzt und wiederum veredelte Daten als Grundlagen für andere Services oder gesundheitspolitische Aktivitäten verwendet (Produktion). So wurden derzeit schon landesweit laufende Kampagnen gegen Diabetes oder kardiovaskuläre Erkrankungen ausgelöst.

In den VAE werden eine grosse Anzahl der auch in der schweizerischen E-Government-Strategie definierten Grundsätze zur Zielerreichung bestätigt, z.B. «Orientierung an Leistungen und Geschäftsprozessen», «Einsparungen durch Mehrfachnutzung», «Zugang für alle», «Fokussierung und Priorisierung» oder auch «Unterstützung der Entscheidungsträger». «Transparenz und Verbindlichkeit» sind wesentliche Elemente, die langfristig ein wichtiges Signal im Markt vermitteln und Standards setzen. Da die Initiative zur Schaffung der inHealth-Plattform vom Emirat Abu Dhabi ausgeht, wird die «Innovation dank Föderalismus» erst bei Einlieferung von Services durch die anderen Emirate oder durch die gemeinsame Nutzung von Services umgesetzt.

Vielfältige Ideen zur thematischen Weiterentwicklung dieser Abwicklungsplattform im Gesundheitswesen sind vorhanden. So ist die Kombination mit der Emirates-ID (Identitätsausweis aller in den VAE wohnhaften Personen) oder einer elektronischen, persönlichen Gesundheitskarte respektive eines Krankheitsdossiers denkbar. Zudem haben schon weitere Marktteilnehmer ihr Interesse bekundet, Zusatzleistungen auf der Plattform anzubieten. Die Beachtung ist gross wie auch die Erwartungen. Die Besitzer und der

––E-Government-Strategie Schweiz, 24.1.2007, gültig ab 5.10.2013; http://www.egovernment.ch/egov/00833/00834/ ––Interviews mit Daman Management

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Datenbereitstellung für Führungsinstrumente im Facility Management (FM) – Vorgehen und Tools Das Facility-Management (FM) der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA, Deutschland) verfolgt die strategische Vorgabe, FM-Prozesse effizient zu gestalten und die Betreiberverantwortung der BImA vollumfänglich zu unterstützen. ment-Tools, die eine gezielte Kontrolle und die Steuerung des umfangreichen Immobilienbestands der BImA ermöglichen.1

Sebastian van Deel BearingPoint, Manager sebastian.vandeel @bearingpoint.com

Muryel Calmet Leitung CAFM-Dokumentationsbüro, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben muryel.calmet @bundesimmobilien.de

Wolfgang Schneider Gesamtleitung CAFMPilotprojekt, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben schneiwberlin61 @online.de

Dr. Claudia Rosenbleck BearingPoint, Business Advisor claudia.rosenbleck @bearingpoint.com

Die BImA ist bundesweit für das Management von 4500 Dienstliegenschaften der Bundesressorts und den Immobilienbestand der Bundeswehr zuständig. Darüber hinaus obliegt ihr die Verwaltung von 39 000 Wohnungen, 480 000 Hektar Grundstücksfläche und die Koordination einer Vielzahl von Neubau- und Sanierungsmassnahmen.

Bezogen auf den Bestand der Dienstliegenschaften ergeben sich hieraus zum Beispiel eine Glasreinigungsfläche von ca. 2350 Quadratkilometern, eine Bodenreinigungsfläche von ca. 11 000 Quadratkilometern sowie 45 Millionen zu betreuende Anlagen und technische Bauteile. Allein die technischen Anlagen würden mit einer Datenmenge von ca. 500 Millionen Datensätzen zu Buche schlagen, die für das Technische Gebäudemanagement (TGM) benötigt werden. Je nach Technisierungsgrad der Standorte liefert die zu Steuerungs- und Kontrollzwecken eingesetzte Gebäudeleittechnik (GLT) weitere enorme Datenmengen zum Gebäude- und Anlagenzustand, die in Echtzeit zu verarbeiten sind.

Die BImA steht vor der Herausforderung, diese Datenmenge (Big Data 2) derart zu strukturieren und zu verknüpfen, dass ihre statistische Auswertung die strategische Entscheidungsfindung hinsichtlich der Planung des Immobilienportfolios und der Hebung von Einsparpotenzialen insbesondere bei den Bewirtschaft ungskosten unterstützen kann (vgl. Abbildung 1).

Eine erste Grundlage hierfür ist eine solide zentrale Datenbasis, bei deren Aufbau Standardisierungsüberlegungen mit einbezogen werden. Controlling-Dashboards sollen die Daten bedarfsgerecht visualisieren und aussagekräft ige FM-Leistungskennzahlen und Auswertungsfunktionen für die Bewirtschaft ung der Liegenschaften bereitstellen. Darüber hinaus werden der erforderliche Datenmanagementbedarf sowie organisatorische und technische Lösungsansätze entwickelt.

In diesem Rahmen lanciert die BImA ein Pilotprojekt zum Thema Computer-Aided Facility Managment (CAFM). Dabei geht es um die Erstellung einer zentralen CAFM-Soft wareplattform auf Basis der waveware-Soft warelösung .

Mit Datenmanagement zum modernen Facility Management – Lösungswege der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben

Berlin – Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) verfolgt als zentrale Facility-Dienstleisterin des Bundes das Ziel und die strategische Vorgabe, FM-Prozesse effi zient zu gestalten und ihrer Betreiberverantwortung vollumfänglich gerecht zu werden.

Voraussetzung hierfür sind hochwertige Daten und Manage-

Abbildung 1: Bewirtschaftungskosten/m² Bürofläche nach Kostenart ausgewählter Standorte im Vergleich (eigene Darstellung)

In der Abbildung ist deutlich zu erkennen, dass die Kosten pro Quadratmeter Bürofläche je nach Kostenart und Liegenschaft unterschiedlich sind. Mangels vergleichbarer Daten ist die Ursache nicht bekannt.

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Darüber hinaus sollen vielfältige Serviceanfragen von Nutzerinnen und Nutzern zeitnah und in hoher Qualität befriedigt werden.

Basis hierfür bilden eine valide Datenbasis und standardisierte Facility-Management-Geschäftsprozesse in den Bereichen Infrastrukturelles Gebäudemanagement (IGM), Technisches Gebäudemanagement (TGM) und Kaufmännisches Gebäudemanagement (KGM).

Durch umfangreiche Controlling-Dashboards werden die grossen Datenmengen visualisiert und in verdichteter Form sowohl für den operativen Betrieb als auch für die Managementebene aufbereitet.

Die Objektmanager der Liegenschaften erhalten mithilfe dieser verdichteten grafischen Informationen einen bedarfsorientierten, tagesaktuellen Einblick in die Daten und Kennzahlen für das infrastrukturelle und das technische Gebäudemanagement. Die Dash­ boards für die Managementebene sollen vorzugsweise einen schnelAus diesem Grund hat sich der Vorstand der BImA für die Durch- len Überblick über kostenrelevante Kennzahlen, Trends und führung eines bundesweiten Pilotprojekts zum Thema Computer-­ Planzahlen bereitstellen. Darüber hinaus werden umfangreiche Aided Facility Management (CAFM) mit acht namhaften Liegen- Auswertungs- und Exportmöglichkeiten angeboten, die die Arbeitsschaften entschieden. Neben dem Bundesministerium der Finanzen prozesse beschleunigen sowie Einkauf und Beschaffung optimieren. gehören hierzu auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen Das Zusammenspiel zwischen Datenmanagement und neuen und Jugend sowie der UN-Campus in Bonn. Wesentliche Bausteine Management-Tools wird den Arbeitsaufwand auf den Liegenschafdes Pilotprojektes sind die effiziente Datenmanagementorganisa­tion ten senken und die Qualität und Effizienz des Facility-Manageund eine moderne CAFM-Software. ment-Portfolios steigern. Eine Ausdehnung des Pilotprojektes auf alle Dienstliegenschaften wird darüber hinaus zum BürokratieabDie Datenmanagementorganisation – das CAFM-Dokumenta­ bau beitragen, neue Wege in der E-Administration aufzeigen und tionsbüro – organisiert alle erforderlichen Datenmanagementpro- das Image vom grössten Immobiliendienstleister des Bundes mitzesse: von der Datenbestandsaufnahme über die Datenbeschaffung hilfe eines modernen Facility-Managements weiter verbessern. und -erhebung bis hin zur Datenübernahme in das CAFM-System.

Darüber hinaus entwickelt sie Datenstandards, Schnittstellen so­wie Ablage- und Archivierungsvorgaben zu allen relevanten Literatur CAFM-Stammdaten (Flächenmanagement, Raumbuch und techni- ––[1] Clausen, O.: Ohne Daten kein CAFM! Effektive Bewirtschaftungsprozesse durch strukturierte Stammdaten. In: Facility Management 1 (2001), S. 48–53. sche Anlagen) und Pflegeprozessen.

––[2] Pfnür, A./Weiland, S.: CREM 2010: Welche Rolle spielt der Nutzer?

Die Datenbeschaffung und -erhebung wird durch ein entsprechendes Datencontrolling begleitet, das dem Liegenschaftsmanagement jederzeit einen aktuellen Einblick in die Datenentwicklung der Pilotliegenschaften ermöglicht. Die CAFM-Datenübernahme läuft in vier Phasen ab (vgl. Abbildung 2). Im ersten Schritt erfassen verschiedene Datenlieferanten wie Architekten, Bauverwaltungen oder Handwerker Daten. Diese werden in einem zweiten Schritt durch ein zentrales Datenteam geprüft und konsolidiert. Danach werden die alphanumerischen Daten durch die Qualitätssicherungssoftware KUGEL (vgl. Abbildung 2) auf korrekte Formate überprüft und wertmässig plausibilisiert. Erst nach einer fehlerfreien Qualitätssicherung erfolgt eine Übernahme ins CAFM-System.

Abbildung 2: Validierung der Strukturen und der Werte (eigene Darstellung)

Auf Basis der zuvor beschafften und konsolidierten Daten werden mithilfe der CAFM-Software BImA-spezifische FM-Prozesse praxistauglich und rechtskonform abgebildet. So wird durch standardisierte Prozesse und unter Heranziehung der CAFM-Dokumenta­ tionsvorgabe die Prozessdurchlaufzeit verkürzt, die Qualität verbessert und die Betreiberverantwortung sichergestellt.

Darmstadt, 2010.

––[3] Beyer, M.: Gartner Says Solving «Big Data» Challenge Involves More Than Just Managing Volumes of Data. 2011. Verfügbar unter www.gartner.com/it/ page.jsp sowie unter http://www.gartner.com/newsroom/id/1731916. Zugriff: 6. Mai 2014.

––[4] Thomzik, M./Striewe, F./Knickmeier, A.: FM-Branchenreport 2010. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Facility Management-Branche, Bochum, 2010.

Quellen 1

Vgl. http://www.bundesimmobilien.de/5065/unternehmen.

Zugriff: 6. Mai 2014.

2 Vgl. Beyer, M. 2011.

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