Zehn Jahre Bewegungsstiftung - Jubiläumsbroschüre

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Susann Haltermann ist über eine Anzeige auf die Bewegungsstiftung gestoßen. Fünf Jahre war sie Mitglied im Stiftungsrat. Foto: Privat

Wie alles angefangen hat ... „Für mich bedeutete die Stiftung auch Empowerment.” Susann Haltermann, Gründungsstifterin, Jahrgang 1951 „Ende der 90er Jahre hatte ich gerade meinen geerbten Anteil aus dem Verkauf der Familienfirma ausgezahlt bekommen und mich gefragt: Was mache ich jetzt mit dem Geld? Wie kann ich verantwortlich damit umgehen? In dieser Situation hat mich eine Freundin auf eine taz-Anzeige hingewiesen. Unter der Überschrift ’Mit Geld die Welt verändern’ wurde ein Seminar für Vermögende beworben. An diesem nahm ich – zusammen mit zwei weiteren künftigen Stiftern – teil. Dort wurde die Idee der Bewegungsstiftung vorgestellt. Sie hat mich überzeugt, weil die Stiftung genau die Bereiche fördern sollte, für die ich schon zuvor gespendet hatte. Ich war mir aber nie sicher, ob das Geld auch bei den richtigen Projekten ankommt. Bei den Initiatoren der Stiftung wusste ich: Die kommen selbst aus Bewegungen, können Kampagnen besser beurteilen und machen einen vertrauenswürdigen Eindruck. So bin ich zur Gründungsstifterin geworden. Die Gründung am 2. März 2002 war dann richtig feierlich. Es gab einen offiziellen Termin mit allem, was dazu gehört: Unterschriften, Ansprachen, Blumenstrauß und Gründungsfoto. Ich bin dann in den Stiftungsrat berufen worden und habe dort fünf Jahre mitgearbeitet. Eine spannende Zeit, in der ich viel gelernt habe, über den Aufbau einer Stiftung und die Möglichkeit, zielgerichtet im Sinne eines Wandels gesellschaftlicher Verhältnisse einzugreifen. Rückblickend war es für mich oft nicht einfach, so viele weitreichende Entscheidungen treffen zu müssen. Aber insgesamt bin ich stolz auf das Erreichte. Mir gefällt, dass die Stiftung Gruppen fördert, die sonst schwer an Geld kommen, dass sie den Förderprojekten professionelle Beratung bietet und ihnen gleichzeitig auf Augenhöhe begegnet – das ist keineswegs normal in der Stiftungswelt.

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10 Jahre Bewegungsstiftung

Für mich selbst bedeutete die Bewegungsstiftung auch Empowerment. Durch sie habe ich neue Themen kennengelernt, bin kompetenter geworden, habe meine eigenen Grenzen erweitert. Zum Beispiel als wir mit einigen StifterInnen an der Besetzung eines Genmaisfeldes teilgenommen haben. Wir wurden festgenommen, das Verfahren wurde später gegen Geldstrafe eingestellt. Für viele von uns war das die erste direkte Konfrontation mit der Ordnungsmacht. Aber weil wir gut vorbereitet waren, alles gewaltfrei ablief und ich Vertrauen zu den Leuten hatte, konnte ich mich darauf einlassen. Früher wäre eine solche Aktion für mich unvorstellbar gewesen. 2008 bin ich dann aus dem Stiftungsrat ausgeschieden und habe meine eigene Stiftung gegründet – die Stiftung GEKKO, die unter anderem Kampagnen gegen Gentechnik in der Landwirtschaft fördert. Ich wollte zurück zu meinen eigenen Themen, mehr selbst gestalten und entscheiden. Zur Bewegungsstiftung hat sich ein guter Kontakt erhalten. Ich fühle mich ihr immer noch eng verbunden und nehme regelmäßig an Stiftungstreffen teil. Was ich der Stiftung für die nächsten zehn Jahre wünsche? Dass sie es weiterhin schafft, die Gruppen zu unterstützen, die tatsächlich etwas bewegen können und dass die offene und vertrauensvolle Atmosphäre in der Stiftung erhalten bleibt – auch wenn zu den jetzigen StifterInnen noch einige hinzukommen.”


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