«Frauen sollten anormale Blutungen ernst nehmen»

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gesundheitsguide Prävention

Diagnostik

Leben mit Krebs 11 | 2019

Therapie

chirurgie

Neue Erfolge im Kampf gegen die Volkskrankheit

M e hr e unter: i S n e d fin

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Wir engagieren uns durch patientenorientierte Forschung für bessere Behandlungsmöglichkeiten und höhere Lebensqualität für krebskranke Kinder und Jugendliche. SPOG Coordinating Center | Effingerstrasse 33 | CH-3008 Bern Telefon +41 31 389 91 89 | www.spog.ch Spendenkonto:

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Damit auch Kinder und Jugendliche mit Krebs eine Zukunft haben!


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Gesundheitsguide Krebs bei Frauen

Brustkrebs: Von Wunderknollen und einem cleveren BH Krebserkrankungen sind bei Frauen in der Schweiz die zweithäufigste Todesursache. Am häufigsten erkranken sie an Brustkrebs. Die gute Nachricht: Diagnostik und Therapie haben sich immens verbessert, sodass das Mammakarzinom heute in den meisten Fällen heilbar ist. Tex t: Lena Winther

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twa 6’000 Mal im Verlauf eines Jahres stellen Ärzte in der Schweiz die Diagnose «Brustkrebs». Dahinter stecken 6‘000 Neuerkrankungen und viel mehr noch Frauen, bei denen der Schock tief sitzt. Warum ich? Welche Therapien kommen auf mich zu? Muss die Brust amputiert werden? Muss ich sterben? Das sind Fragen, die Betroffenen blitzartig durch den Kopf schiessen. Nicht alle gewinnen den Kampf, so sterben hierzulande jährlich etwa 1’400 Frauen an Brustkrebs, doch ist er in der Regel nicht die gefährlichste Krebsart und früh erkannt und behandelt stehen die Chancen auf Genesung mit 90 Prozent sehr gut. Die Sterberate sinkt seit einigen Jahren, trotz der steigenden Rate an Neuerkrankungen. Dies ist einer verbesserten Früherkennung, neuen Therapiekonzepten und der interdisziplinären Betreuung in Spitälern und ausgewiesenen Zentren zu verdanken. Risiken im Blick Vor allem das Alter gilt als Risikofaktor: Ab dem 40. Lebensjahr und insbesondere ab 50 ist das Risiko erhöht. Darüber hinaus werden immer

«Jede achte Frau in der Schweiz erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs» wieder andere mögliche Risikofaktoren ins Spiel gebracht, wie eine ungesunde Ernährung, oder wieder ins Rampenlicht gerückt, wie zuletzt das seit Langem kontrovers diskutierte Thema Hormontherapie in den Wechseljahren. Anlass ist eine vor Kurzem von Forschern der Universität Oxford veröffentlichte Studie im Fachmagazin «The Lancet». Die Meta-Analyse kommt zu dem Schluss, dass die Behandlung von Wechseljahresbeschwerden mit Hormonpräparaten das Risiko, an Brustkrebs – genauer gesagt an Mammakarzinomen, deren Wachstum durch Östrogene gesteigert wird – zu erkranken, erhöht – und zwar unabhängig davon, ob es sich um Kombinationspräparate mit Östrogen und Gestagen oder um reine Östrogenpräparate handelt. Das Ganze sei jedoch auch von der Dauer der Einnahme und dem Gewicht der Frauen abhängig. Starkes Übergewicht erhöht das Risiko. Einfluss von Essgewohnheiten Neben der Vermeidung von Übergewicht gibt es viele weitere Dinge, die man laut Studien tun kann, um das Brustkrebsrisiko zu senken. Dazu muss man, so Wissenschaftler der Universität Buffalo und der Universität von Puerto Rico, einfach beim Kochen häufiger zu Knoblauch und Zwiebeln greifen, wie es Frauen in Puerto Rico aus Tradition tun. Bei ihnen konnte ein geringeres Risiko für Brustkrebs ausgemacht werden. Verblüffend: Um ganze 67 Prozent bei jenen Frauen, die mehr als

einmal am Tag Sofrito, das ist eine landestypische Würzsosse mit viel Knoblauch und Zwiebeln, assen. Als Ursache sehen die Forscher den hohen Anteil an Flavonolen und Organosulfaten mit ihren antikarzinogenen Eigenschaften. Allgemeine Aussagen oder Empfehlungen lässt die Studie, aufgrund der überschaubaren Zahl der Studienteilnehmerinnen und der nicht genormten Zusammensetzung der Sosse, allerdings nicht zu. Früherkennung ist das A und O Als gesichert gilt allerdings, dass das regelmässige Abtasten der Brust, der Gang zur Gynäkologin oder zum Gynäkologen, ab einem gewissen Alter oder bei genetischer Vorbelastung die Mammografie dazu dienen, einen Tumor frühzeitig zu entdecken – und somit behandeln zu können. Allerdings ist auch die Mammografie nicht ganz umstritten. Einige Experten sehen in der kostspieligen und unangenehmen Untersuchung mehr Schaden als Nutzen. Eine Lösung könnte ein neuartiger, intelligenter BH sein, an dem aktuell Forscher aus der Schweiz und Frankreich tüfteln. Er soll mithilfe von speziellen Sensoren in der Lage sein, Brustkrebs frühzeitig zu erkennen. Sollte der sogenannte SBra tatsächlich auf den Markt kommen, könnte ein Stück Stoff gespickt mit cleverer Technologie in Zukunft vielleicht dazu beitragen, die Sterberate aufgrund von Brustkrebs weiter zu senken.

Dickdarmkrebs 2'400 Lungenkrebs 2'600

Prostatakrebs 6‘100

Impressum Projektleitung: Arina Davydova, ad@xm-solutions.com Redaktion: Tobias Lemser, Mark Krüger, Lena Winther V.i.s.d.P.: Nadine Effert Chief Operating Officer: Erik Ulrich, eu@xm-solutions.com Fotos: fotolia.com Druck: DZZ Druckzentrum Zürich AG Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: E: info@xm-solutions.com T: +41 (0)44 514 22 42 Xmedia Solutions AG Neustadtstrasse 7 ·  CH – 6003 Luzern Xmedia Solutions hat sich auf cross­mediale Publi­ka­t ionen spezialisiert, welche in Tageszeitungen und auf Online-Portalen veröffentlicht werden. Inhalte von Unternehmensbeiträgen, Interviews und Gastbeiträgen geben die Meinung der beteiligten Unternehmen wieder. Die Redaktion ist für die Richtig­keit der Beiträge nicht verantwortlich. Die rechtliche Haftung liegt bei den jeweiligen Unternehmen.

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Häufigste Krebsarten nach Geschlecht Anzahl der Neuerkrankungen pro Jahr (Inzidenz) Alle Krebsarten: Männer Frauen 22'000 18’500

Lungenkrebs 1’700 Dickdarmkrebs 1’900

Brustkrebs 6’000

Quelle: Krebsliga Schweiz (Stand: Dezember 2018), Nationales Institut für Krebsepidemiologie und -Registrierung NICER (massgeblicher Zeitraum: 2011–2015)

Interview

«Frauen sollten anormale Blutungen ernst nehmen» Jedes Jahr erkranken hierzulande rund 900 Frauen an Gebärmutterkörperkrebs. Dr. Hansjörg Huemer vom Bethesda Spital in Basel erläutert, welche Risikofaktoren es gibt und welche Rolle die Wächterlymphknoten spielen. Herr Dr. Huemer, wie ist Gebärmutterkörperkrebs im Vergleich zu anderen Tumoren der weiblichen Genitalorgane einzuordnen? Gebärmutterkörperkrebs oder im medizinischen Begriff als Endometriumkarzinom bekannt ist die häufigste Krebsform im Genitalbereich der Frau, noch vor dem Ovarialkarzinom und Gebärmutterhalskrebs. Dieser war früher neben Brustkrebs die häufigste gynäkologische Erkrankung. Dank der sehr guten Vorsorge und der HPV-Impfung haben wir Gebärmutterhalskrebs fast ausgerottet. Gerade im Vergleich zum Ovarialkarzinom, das oftmals erst spät entdeckt wird und sehr aggressiv auftritt, fürchten wir aber den Gebärmutterkörperkrebs nicht so sehr, weil wir ihn zumeist in einem frühen Stadium entdecken.

Dr. Huemer im Gespräch mit einer Patientin

Woran liegt das? In den meisten Fällen tritt das Endometriumkarzinom in der Postmenopause auf. Das mittlere Erkrankungsalter liegt um das 65. Lebensjahr. Betroffene Frauen berichten von unnormalen Blutungen, die sie zeitnah gynäkologisch abklären lassen sollten. Es gibt aber auch jüngere Frauen, die daran erkranken. Wichtige Anzeichen können unregelmässige oder sehr starke Blutungen sein. Gibt es Risikofaktoren? Es besteht vor allem eine Assoziation mit dem metabolischen Syndrom. Hierbei handelt es sich um übergewichtige Frauen, die vermehrt zu Bluthochdruck und Diabetes neigen. Dies ist ein grosser Risikofaktor, der vor allem auf die Ernährung und zunehmenden Bewegungsmangel in unserer Wohlstandsgesellschaft zurückzuführen ist. Zudem ist man im Vergleich zu früher – auch dank einer Vielzahl von Therapiemethoden – zurückhaltender mit Gebärmutterentfernungen, sodass die meisten Frauen ihre Gebärmutter auch noch im Alter haben.

Auch wenn das Gewebe unauffällig ist, raten wir aufgrund des positiven Ultraschallbefunds zu einer zusätzlichen Gebärmutterspiegelung und einer allfälligen Ausschabung des Gewebes, einer sogenannten Kürettage. Wie stellen Sie den Ausbreitungsgrad fest? Steht die Diagnose fest, wird zur Abklärung des Ausbreitungsgrads eine sogenannte StagingOP durchgeführt. Dabei werden Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter entfernt. Zusätzlich werden sogenannte Wächterlymphknoten entnommen. Dies kennt man schon länger vom Brust- und Hautkrebs und hat sich jetzt auch beim Endometriumkarzinom in gewissen Stadien etabliert. Die Frage, ob sich Tumorzellen abgesiedelt haben oder nicht, ist entscheidend dafür, ob eine Anschlusstherapie in Form einer Strahlentherapie notwendig ist.

«Übergewicht ist ein grosser Risikofaktor»

Wie diagnostizieren Sie ein Endometriumkarzinom? Hat eine Frau atypische Blutungen, wird zunächst ein Ultraschall gemacht. Besteht auch nur geringer Verdacht, untersucht der Gynäkologe das Gewebe histologisch. Hierbei entnimmt man mithilfe einer Pipelle Gewebe der Gebärmutter.

Was das Wächterlymphknotenkonzept angeht, haben Sie am Bethesda Spital in Basel grosse Erfahrung. Sie waren eines der ersten Teams, welches diese Methode angewandt hat. Wie läuft der Eingriff ab? Wir suchen laparoskopisch, also per Schlüssellochtechnologie, auf beiden Seiten im Becken die Wächterlymphknoten auf, die am nächsten bei der Gebärmutter liegen. Konzentriert man sich nur auf diese Lymphknoten, besteht die Möglichkeit,

IM INTERVIEW Dr. med. Hansjörg Huemer Chefarzt Gynäkologie Leitung Klinik für Frauenmedizin Bethesda Spital AG www.bethesda-spital.ch

noch viel detaillierter mit vielen Schnitten, auch kleinste Tumorabsiedelungen zu analysieren. Sind die Wächterlymphknoten frei von Tumorzellen, ist davon auszugehen, dass die Lymphknoten, die dahinterliegen, auch unauffällig sind. Welche Vorteile bieten sich durch die alleinige Analyse der Wächterlymphknoten? Es gibt weniger Komplikationen als beim Entfernen aller Lymphknoten. Hierzu zählen ein schlechterer Lymphabfluss, die mögliche Entwicklung von Lymphzysten oder auch geschwollene Beine. Dadurch, dass wir laparoskopisch operieren, ist der Eingriff für die Patientin zudem erheblich schonender. Zumeist steht die Patientin am selben Tag wieder auf den Beinen und kann ein oder zwei Tage nach der OP wieder nach Hause. Wie gross sind die Heilungschancen? Beim frühen Endometriumkarzinom haben die Patientinnen sehr gute Heilungschancen. In sehr vielen Fällen ist keine Anschlusstherapie notwendig.


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gesundheitsguide

inTervieW

«Mehr zu tun, heisst nicht zwangsläufig, gutes zu tun» Sparen im Kampf gegen Krebs, ohne auf therapeutische Massnahmen verzichten zu müssen: Wie das in zukunft gehen kann und worauf es dabei ankommt, schildert Frau Prof. viola heinzelmann-Schwarz. absolutes Recht darauf und sollten immer fragen, ob die Therapie in einem Tumorboard abgesprochen wurde. Wir am Universitätsspital Basel führen alle zwei Wochen ein molekulares Tumorboard durch, um die Biologie des Tumors genauer zu untersuchen. Dies führt zu einer zielgerichteteren Behandlung. Patienten müssen dadurch nur die Therapie machen, von der man annimmt, dass sie am meisten Wirkung zeigt. Dies senkt schlussendlich auch Kosten, von unnötigen Nebenwirkungen für die Patienten ganz zu schweigen. im interView prof. dr. med. Viola heinzelmann-schwarz Leiterin der Frauenklinik, Chefärztin gynäkologie und gyn. Onkologie und Leiterin des gyn. Tumorzentrums am Universitätsspital basel www.usb.ch/tumorzentrum

Frau Prof. heinzelmann-schwarz, vor zwei Wochen hat die schweiz gewählt. im Vorfeld wurden am häufigsten sorgen hinsichtlich steigender kosten im gesundheitswesen genannt. Vor allem schlagen vergleichsweise hohe ausgaben bei gynäkologischen karzinomen zu Buche. Woran liegt das? Karzinome sind leider sehr komplexe Erkrankungen, die einer aufwendigen Behandlung bedürfen. Hierfür stehen zunehmend neue, innovative Konzepte zur Verfügung, die aufgrund ihrer Neuartigkeit «noch» teuer sind. Dies betrifft vor allem die sogenannte Erhaltungstherapie, die nach Abschluss der Operation und Chemotherapie verabreicht wird und sich über Jahre hinziehen kann. Diese Therapie kann aus einem Generikum, einer zielgerichteten Therapie oder einer hochmodernen Immuntherapie bestehen. Es lohnt sich daher, diese genauer anzuschauen, ob hier Optimierungspotenzial bestehen könnte. gibt es besondere kostentreiber? Ja, das sind die Diagnostik, Operationen mit grossen Teams und nachfolgender Intensivtherapie, komplexe Therapien im Anschluss sowie eine langwierige Behandlung, die wiederum durch viele Rezidive geprägt wird. Während beispielsweise ein Generikum, eine anti-hormonelle Therapie beim Eierstockkrebs, 50 Franken pro Monat kostet, belaufen sich die Kosten für die neue PARP-HemmerTherapie auf 7000 Franken pro Monat. steigen die kosten ebenso durch tumorboards, die ja auch auf molekularer Ebene heute schier unerlässlich sind? Ein Tumorboard zur Besprechung der weiteren Therapie ist bei einer Tumorerkrankung ein absolutes Muss. Umso mehr schockiert es, dass noch immer Patienten in der Schweiz von diesen wichtigen Entscheidungszirkeln ferngehalten und nicht vorgestellt werden. Dabei haben Patienten ein

Meeting im gynäkologischen Tumorzentrum

Welche Möglichkeiten gibt es generell, kostenfresser zu verringern? Sicherlich braucht es nicht für jede Patientin und jede Erkrankung solch eine ausführliche Untersuchung und Analyse auf molekularer Ebene. Auch die rein theoretisch erhältliche Therapie muss nicht immer die richtige und nötige sein. Damit meine ich, dass man die Wünsche der Patientin, die Biologie ihrer Erkrankung und absolut Notwendiges von Möglichem unterscheiden sollte. Mehr tun zu können, heisst nicht zwangsläufig, damit Gutes zu tun. Dies ist ein wichtiges Leitmotiv für mein Team und mich. Wo könnte noch gespart werden – auch bei systemtherapien? Ich wundere mich immer wieder, wenn eine dreimonatliche Bildgebung in Situationen durchgeführt wird, in denen dies nicht notwendig ist und die Krankenkassen hier nicht intervenieren. Zukünftig sollte man versuchen, unnötige Diagnostiken zu vermeiden und abzuschätzen, ob eine Behandlung mehr Schaden als Nutzen bringt – was auch für Standard-Chemotherapien gilt. Ist es wirklich notwendig, jede Patientin auch im hohen Alter «nach Standard und Leitlinie» zu behandeln oder sollte man nicht eher überlegen, was für sie und ihre Lebensqualität die sinnvollste Therapie wäre? ist das sparen gerade bei einer krebserkrankung nicht fehl am Platz? Die Überlegungen zum Benefit einer Therapie hat in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Grossbritannien, groteske Ausmasse angenommen. Dort erhalten Patientinnen zum Beispiel einen PARPHemmer nur, wenn das geschätzte Überleben eine bestimmte Menge an Monaten beträgt. Ich finde es bedauerlich, wenn solch eine Beschränkung von regulatorischen Organen vorgegeben wird, anstatt von den behandelnden Ärzten. Daher muss zwingend auch von den Ärzten ein Umdenken und

Sparen beginnen, sodass man eben nicht immer alles tut, was man tun könnte, sondern dies vor allem in einem zum Benefit der Patientin sinnvollen Rahmen tut. Wie gehen sie am unispital Basel damit um? Wir im Gynäkologischen Tumorzentrum sind uns dessen sehr bewusst und versuchen dies auch gezielt so umzusetzen. Beispielsweise haben wir unter dem Namen «MATAO» die erste gynäkologisch-onkologische Studie in Europa im «European Network of Gynecological Oncology Trial Groups» zum Laufen gebracht. Hierbei testen wir den Benefit einer Erhaltungstherapie beim Eierstockkrebs mit einem Generikum, das schon seit Dekaden erfolgreich beim Brustkrebs im Einsatz ist. Der Benefit und Nutzen dieser Therapie auch für den Eierstockkrebs liegt auf der Hand, aber kein Pharmaunternehmen unterstützt eine Studie, die ein billiges Medikament testet. Einer der grössten Geldgeber, neben der Krebsliga Schweiz, ist übrigens eine grosse Schweizer Krankenkasse. Wie andere Kassen auch, hat sie natürlich ein grosses Interesse daran, die Kosten auf einem vernünftigen Niveau zu halten. Müssen bei jedem Patienten neu angewandte therapien immer im Vorfeld mit den kassen abgesprochen werden? Jede der neuen Therapien kann erst gegeben werden, wenn eine Kostengutsprache der entsprechenden Krankenkasse vorliegt. Hierbei muss von Seiten des Arztes gut argumentiert werden, warum es genau diese Therapie bei dieser Erkrankung

«moLeKuLare tumorboards führen zu einer Verbesserten therapie, was LetztLich auch Kosten spart» braucht und welche Studienlage dieser Forderung zugrunde liegt. Da die Krankenkassen darauf spezialisiert sind, diese Anträge zu hinterfragen und sehr kritisch zu beurteilen, muss die Argumentation des onkologischen Spezialisten sehr fundiert sein.

Welche rolle spielt die Früherkennung, um kosten zu sparen? Die Früherkennung oder noch besser die Prävention wäre absolut der richtige Weg. Man könnte so Patienten mit hohem Risiko frühzeitig identifizieren, sie würden hoffentlich nie erkranken und könnten so unserem Gesundheitswesen nie Kosten verursachen – ausser den allfälligen präventiven Massnahmen, was ja auch eine Operation bedeuten kann. Leider gibt es nicht für jede bösartige Erkrankung eine effiziente Früherkennung oder präventive Methode. Wie könnte die Politik Einfluss nehmen? Worauf kommt es jetzt an? Schlecht erscheinen mir Hauruck-Aktivitäten durch Auflagen, die nur dazu führen, dass neue Methoden überlegt werden, wie man diese umgehen oder ausdehnen kann. Es ist sicher sinnvoll, Spezialisierung zu fördern und Therapien durch Experten durchführen zu lassen, die wissen, wann welche Therapie essentiell wichtig ist. Die Förderung von Studien an etablierten Medikamenten wie Generika scheint mir sehr wichtig zu sein, wobei dies natürlich keine systematische Methode ist und nur punktuell unterstützend hilft. Ein wichtiger Weg in die Zukunft wird der Einbezug von Qualitätsfaktoren in das Entlöhnungssystem sein. Wie könnte dies aussehen? Damit meine ich gute Medizin und einen langanhaltenden Gesundheitseffekt für die Patienten. Es muss von Seiten der Regulatoren darauf gedrängt werden, die Kosten und den Gesundheits-Schaffungs-Wert sowie die für die Patienten wichtigen Resultate zukünftig zu messen und diese Resultate als Basis für die Entlöhnung der geleisteten Arbeit zu benutzen. In unserem aktuellen System bekommt jeder dasselbe und der Schlechte gegebenenfalls sogar noch mehr, weil er aufgrund von Komplikationen höhere Kosten erzeugt. Das heisst, zu viel an Behandlung wird nicht bestraft, sondern sogar noch entlöhnt – ob sinnvoll oder nicht. Wie sehen sie die Zukunft? Was passiert, wenn die kosten nicht gesenkt werden? Falls wir es in der Schweiz nicht schaffen, alternative Überlegungen anzustreben und nur den Fehlern unserer Nachbarländer in Europa, insbesondere Deutschland und Grossbritannien, nacheifern, dann werden wir in wenigen Jahren dasselbe Dilemma erleben. Hingegen haben wir durch die im Bundesrat im August dieses Jahres verabschiedeten neun Massnahmen gegen höhere Kosten im Gesundheitswesen ein sehr gutes Werkzeug erhalten, uns Gedanken über eine alternative Vergütung zu machen. Hierbei ist insbesondere der im ersten Paket enthaltenen sogenannte «Experimentierartikel» des Krankenversorgungsgesetzes zu erwähnen. Dieser soll innovative, kostendämpfende Pilotprojekte zur Entlastung der Prämienzahler testen, die von den gesetzlichen Regeln abweichen. Ich schliesse mich hier der Meinung meines ärztlichen Direktors am Universitätsspital Basel, Prof. Dr. Christoph A. Meier, an, dass dies nur durch die Einbeziehung von Qualitätsmessmethoden gelingen wird. gibt es diese bereits am universitätsspital Basel? Im Brustzentrum haben PD Dr. Christian Kurzeder und Prof. Dr. Walter Weber hier exzellente Vorarbeit geleistet und erheben als einziges Schweizer Brustzentrum diese Daten seit Jahren systematisch. In der Gynäkologie sind wir insbesondere in der Urogynäkologie bei Blasenproblemen bereits an der Erfassung dieser Qualitätsdaten. Leider gibt es die Werkzeuge für die Qualitätserfassung noch nicht für alle Erkrankungen und auch noch nicht für die Genitalkarzinome bei Frauen. Es gibt also noch viel zu tun. Es wäre wünschenswert, wenn die Schweiz hier in Europa eine Vorreiterrolle für ein alternatives Entlöhnungssystem entwickeln würde.


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Gesundheitsguide Interview

«Personalisierte Onkologie bedeutet präzise Krebstherapie» Für jeden Patienten eine passgenaue Therapie anbieten zu können, ist eine der grössten Aufgaben im Kampf gegen Krebs. Wo die Onkologie heute steht, erläutert Prof. Dieter Köberle. Herr Prof. Köberle, welchen Stellenwert hat die personalisierte Onkologie in der heutigen Krebstherapie? Nicht jeder Patient spricht gleichermassen gut auf eine Therapie an. Entsprechend muss eine Krebstherapie individuell auf den Patienten und die Charakteristika seiner Erkrankung zugeschnitten sein. Im Tumorzentrum am Clara­ spital setzen wir diese Präzisionsonkologie seit Jahren immer häufiger ein, insbesondere, wenn Standardtherapien ausgeschöpft sind. Basis der personalisierten Onkologie ist eine tiefgehende Tumoranalyse mittels Next-Generation-Sequenzierung. Die NGS-Technologie ermöglicht uns, sämtliche relevanten Krebsgene gleichzeitig zu untersuchen. Indem wir die Genveränderungen,

«Durch den immer häufigeren Einsatz zielgerichteter Therapien werden die Behandlungen wirksamer»

die den Krebs antreiben, nachweisen, können wir neue, zielgerichtete Therapieansätze anwenden und damit die Behandlungsoptionen mitunter um ein Vielfaches erweitern. Dies bietet ein ungeheures Potenzial, das den Nutzen einer gewöhnlichen Chemotherapie deutlich übertreffen kann. Wohin führt uns die personalisierte Onkologie? In eine neue Welt der Onkologie, in der die tiefe Tumoranalyse zum Standard wird und die Therapie an die gefundenen Veränderungen, aber natürlich auch an die Ziele und Werte der Patienten angepasst wird. Wir gehen davon aus, dass auch die Immuntherapie in Zukunft vermehrt zielgerichtet eingesetzt wird und wir besser als heute voraussagen können, ob eine Therapie wirken wird. Durch den immer häufigeren Einsatz zielgerichteter Therapien werden die Behandlungen wirksamer und zum Teil auch besser verträglich. Gerade bei heutzutage nicht heilbaren Tumorstadien wird uns ein besseres und längeres Leben mit dem Krebs erwarten. Worin liegen die Herausforderungen? Hierzu zählen in erster Linie die hohen Therapiekosten für innovative Medikamente sowie uneinheitliche und aufwendige Beurteilungsverfahren durch die Versicherer, mit der Folge konkreter Zugangsbeschränkungen für diese Therapien. Herausfordernd ist auch die chronische Unterfinanzierung der klinischen Krebsforschung in der Schweiz durch Bund und Kantone: Eine «Anwendungsforschung» moderner Krebstherapien im Alltag wird von vielen gefordert, aber bislang nicht gefördert.

So bleibt ungewiss, wie wirksam die zumeist nur in kleinen Studien geprüften Therapien in der «real world» sind. Eine Initiative für eine nationale Datensammlung für personalisierte Onkologie wurde lanciert. Was kann man sich darunter vorstellen? Die Schweizer Arbeitsgemeinschaft für klinische Krebsforschung SAKK bemüht sich, mithilfe des Projekts Onconavigator die personalisierte Onkologie in einem breiten Kontext voranzubringen. Dazu gehört eine nationale Datensammlung und eine begleitende Initiative mit dem Ziel, den Zugang zu zielgerichteten Therapien weiter zu verbessern. Inwieweit könnten Patienten davon profitieren? Mit Onconavigator werden wir erstmals Erkenntnisse aus jeder einzelnen Therapieerfahrung ziehen können. Diese werden wir mittels künstlicher Intelligenz analysieren. Ziel von Onconavigator ist es zudem, zukünftigen Patienten konkrete Therapieempfehlungen basierend auf realen Schweizer Behandlungserfahrungen geben zu können. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Patienten einverstanden sind, ihre Behandlungsdaten für diesen Zweck zu teilen. Zudem muss das Projekt langfristig finanziert werden können. Wie kann ein Spital wie das Claraspital den Forschungsplatz Schweiz unterstützen? Initiativen wie Onconavigator stärken den Forschungsplatz Schweiz, da wir in der SAKK solidarisch und als nationales Netzwerk agieren.

Nur wenn jeder seinen Teil beisteuert, können wir die Onkologie vorantreiben und das international hohe Behandlungs- und Forschungsniveau halten. Das Claraspital beteiligt sich daher aktiv an Projekten wie Onconavigator. Auch leisten wir mit einem eigenen Forschungszentrum – der St. Clara Forschung AG – einen wichtigen Beitrag zur medizinisch-onkologischen und radioonkologischen Krebsforschung.

IM INTERVIEW Prof. Dr. med. Dieter Köberle Leiter Medizinische Klinik Co-Leiter Tumorzentrum Chefarzt Onkologie/Hämatologie St. Claraspital AG www.claraspital.ch

Fachbeitrag

Palliative Care: Frühe Hilfe für Patienten und Angehörige Palliative Care ist ein fester Bestandteil der modernen Onkologie. Tumorpatienten und ihre Angehörigen profitieren in allen Krankheitsstadien von ihren Angeboten.

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alliative Care soll die Lebensqualität von Tumorpatienten und ihren Angehörigen verbessern. Viele Patienten profitieren von einer Kombination aus onkologischen und palliativmedizinischen Behandlungen. Die palliativen Modelle der Schmerzbehandlung helfen auch Patienten in frühen Tumorstadien und solchen mit heilbarem Tumor. Aber auch Sinnfragen («Warum ich?») oder die plötzliche Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit können die Zeit der Erstdiagnose überschatten. Onkologische Teams und Hausärzte sind oft die ersten Ansprechpartner und begleiten ihre Patienten während der ganzen Erkrankung in diesen existenziellen Fragen. Psychoonkologen und Palliativteams können sie darin unterstützen.

Das HOSPIZ IM PARK, die Palliativklinik mit Ambulatorium

Angehörige leisten Enormes Auch Angehörige profitieren von frühzeitiger Palliative Care. Wir wissen, dass palliativmedizinisch versorgte Familien zu Hause seltener Krisensituationen erleben, Angehörige weniger unter Depressionen leiden und sich später gesundheitlich rascher erholen.

Zur Autorin Dr. med. Heike Gudat, Chefärztin HOSPIZ IM PARK, Klinik für Palliative Care Stollenrain 12 · CH-4144 Arlesheim · T: +41 (0)61 706 92 22 E: info@hospizimpark.ch www.hospizimpark.ch

In der letzten Lebensphase Für eine gelingende Palliative Care muss vorgesorgt werden. Patienten mit fortgeschrittener Tumorerkrankung können länger zu Hause bleiben, haben weniger Beschwerden und versterben öfter in ihrer vertrauten Umgebung, wenn sie frühzeitig Zugang zu Palliative Care erhalten. Dazu gehören rechtzeitige Gespräche über den «Plan B»: Was kann ich von weiteren Therapien erwarten und was nicht? Welche Alternativen habe ich? Wer unterstützt mich und meine Angehörigen? Wo möchte ich sein, wenn ich nicht mehr zu Hause bleiben kann? Informationen über die regionalen Angebote geben die kantonalen Informationsstellen, die Palliativ­institutionen oder die «Palliativkarte» von palliative ch (www.palliative.ch).


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gesundheitsguide

inTervieW

«eine frühe Abklärung der Symptome ist überlebenswichtig» Mit rund 600 neuerkrankungen pro Jahr ist das Ovarialkarzinom die fünfhäufigste krebsbedingte Todesursache bei Frauen. Prof. Michael Mueller zeigt auf, welche Therapien die grössten Überlebenschancen bieten.

Prof. Mueller, wie entsteht Eierstockkrebs? Das Ovarialkarzinom ist ein bösartiger Tumor, der entsteht, wenn Zellen der Eierstöcke oder der Eileiter entarten und sich unkontrolliert vermehren. Diese bösartigen Tumoren können in das umliegende Gewebe wachsen und es zerstören – mit erheblichen Auswirkungen auf die Eizellen und die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen

und Progesteron, die in den Eierstöcken produziert werden und viele Abläufe im weiblichen Körper beeinflussen. gibt es bestimmte risikofaktoren und weshalb betrifft es viele Frauen erst ab 50? Ausser einer genetischen Veranlagung gibt es keine eindeutigen Risikofaktoren. Jedoch spielen das fortgeschrittene Alter – acht von zehn Frauen sind zum Zeitpunkt der Diagnose älter als 50 Jahre –, aber auch Kinderlosigkeit, ein frühes Einsetzen der Regel sowie späte Wechseljahre eine wichtige Rolle. Ebenso können eine bestehende Brusterkrankung, Schadstoffe oder eine Hormonersatztherapie während und/oder nach den Wechseljahren für Eierstockkrebs verantwortlich sein. In manchen Fällen sind auch junge Frauen betroffen. Welche symptome können auf die Erkrankung hindeuten? Leider ruft Eierstockkrebs häufig erst im fortgeschrittenem Stadium Symptome hervor. Viele Patientinnen fühlen sich generell müde und leistungsschwach oder klagen häufig über Verdauungsstörungen. Der Tumor kann aber auch eine Wasseransammlung im Bauch bewirken und – allein durch seine Grösse – zu einer deutlichen Zunahme des Bauchumfangs führen. Halten weitere Symptome wie andauernde Schmerzen im Unterbauch, Verdauungsbeschwerden, Appetitlosigkeit und Völlegefühl länger als drei bis vier Wochen an und kommen eine unerklärliche Gewichtsabnahme oder Kurzatmigkeit hinzu, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Welche Bedeutung kommt der Früherkennung zu? Anders als bei Brust- oder Darmkrebs gibt es keine Methode zur Früherkennung von Eierstockkrebs. Deshalb ist es umso wichtiger, längerdauernde neu aufgetretene Beschwerden fachlich abklären zu lassen. Je früher Eierstock-

krebs erkannt wird, desto besser ist die 5-JahresÜberlebenschance. können sie dies präzisieren? Eine Abschätzung ist nur begrenzt möglich. Ist der Tumor wie im ersten Stadium örtlich auf einen oder beide Eierstöcke begrenzt, wird die 5-JahresÜberlebenschance mit 80 bis 95 Prozent angegeben. Fasst man alle Stadien zusammen, liegt die Rate bei etwa 40 Prozent. In fortgeschrittenen Stadien sinkt die Überlebensrate auf 20 Prozent. Wie sehen die therapien aus? Diese richten sich nach dem Stadium der Erkrankung und der Histologie des Tumorgewebes. In der Regel ist der erste Schritt eine Operation, um die Tumormasse vollständig zu entfernen. Dann folgt oftmals eine Chemotherapie. So sollen mögliche verbliebene Krebszellen abgetötet und ein Rückfall verhindert werden. Ist der Tumor bei der Diagnose zu gross, wird häufig zuerst eine Chemotherapie verabreicht, um diesen zu verkleinern. Im fortgeschrittenen Stadium kann es manchmal notwendig sein, neben den Eierstöcken und der Gebärmutter auch Teile anderer Organen wie Milz, Leber oder Darm zu entfernen, wenn diese vom Krebs befallen sind. Da spielt die Erfahrung des oP-teams in ihrem Dkg zertifizierten gynäkologischen krebszentrum eine zentrale rolle … Absolut, es ist von höchster Wichtigkeit, dass die Operation durch einen erfahrenen GynäkoOnkologen durchgeführt wird. Es konnte nachgewiesen werden, dass das Überleben von Frauen mit Eierstockkrebs direkt mit der Anzahl der durchgeführten Eierstockkrebsoperationen des operierenden Gynäkologen korreliert. Auch wenn die Operation in einem Zentrum stattfindet, in dem der Gynäko-Onkologe mehr als 20 Fälle pro Jahr operiert, sind die Resultate deutlich besser.

im interView prof dr. med. michael d. mueller geschäft sführender Co-Klinikdirektor Chefarzt gynäkologie und gynäkologische Onkologie DKg zertifiziertes gynäkologisches Krebszentrum Universitätsklinik für Frauenheilkunde inselspital, bern www.frauenheilkunde.insel.ch

welchen unmittelbaren einfluss hat eierstockkrebs auf die fertilität? Wenn zum Zeitpunkt der Diagnose noch ein Kinderwunsch besteht, muss sehr sorgfältig entschieden werden, ob eine Fertilitätserhaltung möglich ist oder nicht. Dies hängt vor allem vom Stadium der Erkrankung und der Aggressivität des Tumors ab. Auch hier sind die Erfahrung des behandelnden Teams und die enge Zusammenarbeit unter den verschiedenen involvierten Fachrichtungen entscheidend. Bei vorhandener Expertise können fertilitätserhaltende Operationen minimal-invasiv durchgeführt werden, so dass nach dem Eingriff auch weniger Verwachsungen vorkommen.

«die operation soLLte ein erfahrener gynäKoonKoLoge durchführen»

inTervieW

«Spezieller gentest gibt Auskunft über Krebsrisiko» eierstockkrebs gehört zu den Tumorarten, die zumeist erst spät entdeckt werden. eine neue Studie macht dennoch hoffnung. Dr. Laura Knabben berichtet, wie sich diese auf die Therapie auswirkt. Frau Dr. knabben, genetische Faktoren werden bei der Behandlung von ovarialkarzinomen immer wichtiger. können sie dies bestätigen? Absolut, tatsächlich sorgte eine der wichtigsten Studien im Bereich der Gynäkologie im letzten Jahr für Aufsehen. Darin wurde deutlich, dass bei Vorliegen bestimmter Mutationen die Behandlung von Patientinnen mit Ovarialkarzinomen erheblich verbessert werden kann.

Einige gegner sprechen von Panikmache. Was sagen sie denen? Natürlich kann das Wissen um ein stark erhöhtes Krebsrisiko eine psychische Belastung sein. Deshalb bieten wir eine psycho-onkologische Betreuung an. Wir organisieren ebenfalls regelmässige Gesprächskreise zu familiärem Brust- und Eierstockkrebs, wo Trägerinnen des Brustkrebsgens BRCA die Möglichkeit haben, schwierige Fragen mit Mitbetroffenen und Fachärztinnen zu besprechen. Die Gentestung eröffnet die Möglichkeit, durch präventive Massnahmen das Krebsrisiko für Betroffene massiv zu senken und bei Frauen, die Eierstockkrebs haben, die Therapiemöglichkeiten zu erweitern.

«in gesprächsKreisen zu famiLiärem brust- und eierstocKKrebs Können schwierige fragen besprochen werden»

Was heisst das in der Praxis? Das bedeutet, dass alle Frauen mit Eierstockkrebs unabhängig vom Alter und der Familienanamnese bei der Erstdiagnose bezüglich einer genetischen Testung beraten werden sollten. Spezialisierte Labors können dann anhand einer einfachen Blutentnahme die wichtigsten Gene untersuchen. Dies dauert rund drei Wochen. Stehen die Resultate fest, werden sie in einem persönlichen Gespräch durch den Genetiker oder – wie in unserem gynäkologischen Krebszentrum – durch speziell geschulte Fachärzte mit der Patientin besprochen.

Beim Brustkrebs hat sich die genetische testung bereits seit Jahren gut etabliert. Warum jedoch beim Eierstockkrebs noch nicht? Eierstockkrebs wird noch immer oft erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Es sind aggressive nebenwirkungsreiche Therapien notwendig

und für Betroffene rückt dadurch wahrscheinlich die Bedeutung der Genetik in den Hintergrund. Deshalb ist die Übernahme der Behandlung von Eierstockkrebs in einem spezialisierten Team, in dem diese wichtigen Themen auch besprochen werden, extrem wichtig. gibt es einen Zusammenhang zwischen beiden krebsarten? Eierstockkrebs ist nicht direkt vererbbar, die Neigung dazu allerdings schon. Man geht davon aus, dass bei 15 bis 20 Prozent der bösartigen Eierstocktumoren eine genetische Veranlagung vorliegt. In diesen Fällen tritt Eierstockkrebs innerhalb einer Familie gehäuft auf und kommt gleichzeitig mit anderen Krebserkrankungen wie Brustkrebs vor. Mutationen bestimmter Gene, wie etwa der Brustkrebsgene BRCA 1 und BRCA 2, spielen dabei wahrscheinlich eine entscheidende Rolle. 44 Prozent der Trägerinnen einer BRCA 1-Mutation und 17 Prozent der BRCA 2-Mutationsträgerinnen erkranken bis zu ihrem 70. Lebensjahr an Eierstockkrebs. Welche Möglichkeiten gibt es bei einer genetischen auffälligkeit? Frauen mit Eierstockkrebs und BRCA-Mutationen empfiehlt man heute – nach einer Operation und Chemotherapie – eine Erhaltungstherapie mit Tabletten, sogenannten PARP-Inhibitoren. Dadurch kann das Intervall bis zum Fortschreiten oder Wiederauftreten der Krankheit entscheidend verlängert werden. Diese Therapie ist meist gut verträglich und die Lebensqualität bleibt erhalten.

im interView dr. med. Laura Knabben Oberärztin Universitätsklinik für Frauenheilkunde DKg zertifiziertes gynäkologisches Krebszentrum inselspital, bern www.frauenheilkunde.insel.ch

Was raten sie Familienangehörigen von Frauen mit Eierstockkrebs? Sie sollten unbedingt ihren Frauenarzt über die familiäre Belastung informieren. Dies hilft, das individuelle Krebsrisiko besser einzuschätzen. Eine genetische Testung wird aber in der Regel immer erst bei Erkrankten durchgeführt. Zeigt sich hier eine Mutation bei der erkrankten Frau, kann danach gezielt bei Familienangehörigen gesucht werden. ist eine präventive Entfernung der Eierstöcke sinnvoll? Leider gibt es für Eierstockkrebs keine Früherkennungsuntersuchung. Somit empfiehlt man bei nachgewiesener genetischer Veränderung ab dem 40. Lebensjahr, die Eierstöcke und Eileiter mittels minimal-invasiver Chirurgie zu entfernen. Dies senkt nachweislich massiv das Risiko an Eierstockkrebs zu versterben. Allerdings entfällt dann natürlich auch die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone. Deswegen ist die Entfernung nur bei Frauen mit sehr hohem Risiko indiziert und eine Begleitung in einem für das Thema spezialisiertes Team sehr wichtig.


06

gesundheitsguide KrebS bei MÄnnern

FAChbeiTrAg

Vorsorge ernst nehmen

Prostatakrebs: Früherkennung ja oder nein?

Fakt ist: Männer erkranken häufiger als Frauen an Krebs. er stellt bei ihnen sogar die häufigste Todesursache dar. Umso wichtig wäre da das Thema vorsorge – doch um dieses machen viele Männer gerne einen bogen.

Prostatakrebs ist der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Mit Früherkennungsuntersuchungen soll er in einem frühen Stadium erkannt werden. Wichtig ist es, sich über vor- und nachteile der vorsorge zu informieren und dann zu entscheiden.

Tex T: MArK KrÜger

n

eben der Angst, dass das Resultat einer Untersuchung tatsächlich die Diagnose «Krebs» bedeuten könnte, ist bei Männern vor allem die Scheu vor den typischen urologischen Untersuchungen, wie der rektalen zum Abtasten der Prostata. Beides ein Stück weit verständlich, aber auch äusserst leichtfertig. Denn: Ein vorhandener Tumor verschwindet nicht von allein, mehr noch besteht die Gefahr, dass er streut, also Metastasen bildet, und somit die Heilungschancen bei den meisten Patienten gen null tendieren. Bei Darmkrebspatienten beispielweise, nach Prostatakrebs die zweithäufigste Krebsart beim Mann, bilden sich häufig Fernmetastasen in der Leber.

«das abtasten der prostata ist schneLL erLedigt und Kann im einzeLfaLL Lebensrettend sein»

bessere heiLungschancen durch früherKennung Im Idealfall wird ein Tumor entdeckt und behandelt, bevor es dazu und generell zu Beschwerden kommt. Denn dann sind die meisten Krebsarten heutzutage heilbar. Früherkennung ist wichtig, kann jedoch nicht immer gewährleistet werden. Denn zum einen kommt Krebs auf leisen Sohlen, macht sich also in der Regel erst im fortgeschrittenen Stadium bemerkbar, zum anderen gehen viele Männer mit Beschwerden zu leichtfertig um, gehen nicht zum Arzt und nehmen insbesondere die empfohlenen Vorsorge-Checks nicht wahr. Ab einem Alter von 50 Jahren empfiehlt die Krebsliga Schweiz zum Beispiel die Darmkrebs-Früherkennungsuntersuchungen, denn ab diesem Zeitpunkt steigt das Risiko für eine Erkrankung. Gut zu wissen: Die Grundversicherung übernimmt alle zwei Jahre die Kosten für einen «Blut-im-Stuhl-Test» oder alle zehn Jahre jene für eine Darmspiegelung. In Kantonen mit Früherkennungsprogrammen wird zudem die Franchise nicht belastet. bewusstsein erhöhen Und: Keine Sorge, denn jeder Urologe kann bestätigen, dass die Untersuchungen weniger schlimm sind, als oftmals angenommen – das Abtasten der Prostata mit dem Finger etwa ist nicht schmerzhaft und in wenigen Minuten erledigt –, sie können allerdings im Einzelfall lebensrettend sein. Daher sollte jeder – ob Mann oder Frau – sich mit dem Thema Krebsvorsorge auseinandersetzen und mit seiner Hausärztin oder seinem Hausarzt besprechen.

P

rostatakrebs wird assoziiert mit Impotenz, Inkontinenz und Verlust von Männlichkeit. In der Öffentlichkeit wird wenig darüber gesprochen, obwohl fast gleich viele Männer an Prostatakrebs sterben wie Frauen an Brustkrebs. Rund 1’300 Männer sterben jährlich an den Folgen von Prostatakrebs, jedes Jahr werden mehr als 6’100 neue Fälle diagnostiziert. Bei mehr als der Hälfte der über 60-jährigen Männer findet man Krebszellen in der Prostata. Bei der Mehrheit ist der Krebs harmlos, wächst langsam und streut nicht im Körper. Es gibt aber auch aggressive Formen, die rasch wachsen und früh Metastasen bilden. psa-wert nicht immer aussageKräftig Ziel der Früherkennung ist es, den Krebs in einem so frühen Stadium zu entdecken, dass er noch auf die Prostata beschränkt ist und mit guten Aussichten auf Heilung behandelt werden kann. Die Messung des PSA-Wertes (ein Protein im Blut) ist keine zuverlässige Untersuchung für Prostatakrebs. Ein erhöhter Wert bedeutet nicht zwingend, dass ein Mann an Prostatakrebs erkrankt ist. Tatsächlich kann jegliche Reizung der Prostata zu einem erhöhten PSA-Wert führen (etwa lange Fahrradtouren, sexuelle Aktivität). Mit der Messung des PSA-Wertes kann also keine

Prostatakrebs ist es egal, wer du bist. Informier dich. In der Schweiz erkranken jährlich 6100 Männer an Prostatakrebs. Am häufigsten betroffen sind Männer ab 50. Brich das Tabu und lass dich beraten – wir informieren, unterstützen und begleiten.

Mehr auf krebsliga.ch/prostatakrebs

definitive Diagnose gestellt werden. Es bedarf weiterer Untersuchungen. Ob ein Mann Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch nehmen möchte oder nicht, ist ein individueller Entscheid. Der Hausarzt oder Urologe steht mit Rat zur Seite. Wichtig ist, dass die Entscheidung nach umfassender Aufklärung über Vor- und Nachteile der möglichen Tests und der weiteren Untersuchungen gefällt wird. Mehr Informationen: www.krebsliga.ch/prostatakrebs der onLine-shop der KrebsLiga im Online-Shop unter www.krebsliga.ch/shop können Sie kostenlos broschüren zur Früherkennung und zu den behandlungsmöglichkeiten bestellen oder herunterladen. Kurz und knapp beschrieben wird die Thematik zudem im booklet «Früherkennung von Prostatakrebs – Fragen und Antworten». Die Krebsliga bietet beratung und Unterstützung Die kantonalen und regionalen Krebsligen sind in ihrer nähe. www.krebsliga.ch/region Die Fachberaterinnen vom «Krebstelefon» helfen weiter T: 0800 11 88 11 www.krebsliga.ch/krebstelefon

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Urologische Erkrankungen, insbesondere urologische Tumorerkrankungen haben häufig einen grossen Einfluss auf die Lebensqualität der betroffenen Patienten, deren Partner und Angehörige. Sämtliche urologischen Organe können dabei betroffen sein. Insbesondere betrifft dies beim Mann die Prostata, Harnblase, Niere und das äussere Genitale mit Hoden und Penis und bei der Frau Harnblase und Nieren. Leider entwickeln sich die meisten Tumorerkrankungen während einer langen Zeit unerkannt im Körper der Betroffenen, so dass diese erst in einem fortgeschrittenen Zustand erkannt werden. Eine gezielte Vorsorgeuntersuchung, insbesondere in der Urologie, kann Tumorerkrankungen frühzeitig entdecken und eine heilende Therapie rechtzeitig einleiten. Männer sollten zwischen dem 45. und dem 50. Lebensjahr eine Standortbestimmung durchführen lassen. Dadurch kann das Risiko einer Prostatakrebserkrankung abgeschätzt, und die künftigen Kontrollintervalle bestimmt werden. Auch Frauen erkranken an urologischen Tumoren und sollten insbesondere bei Blasenschwäche, Reizblasensymptomen und nachgewiesenem Blut im Urin weiter abgeklärt werden.

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UROCARE – UROLOGIE KÜSNACHT bietet Ihnen in einem privaten, ruhigen Umfeld alle Optionen der urologischen Diagnostik und Therapie. Das Ärzteteam mit Dr. med. Aron Cohen und Dipl. med. Thomas Meissner bietet sämtliche Abklärungen und Therapien der Urologie an.

Unser Ziel ist es, dass Sie als gut informierter Patient, zusammen mit dem Arzt, die richtige Therapieoption wählen können, denn so individuell wie Sie, sind es auch Ihre Probleme. Die Praxis liegt in Küsnacht, am rechten Zürichseeufer. Sie erreichen uns mit der S-Bahn in 10 Minuten von Zürich (S6/S16, Bahnhof Küsnacht-Goldbach), oder mit dem Auto via Seestrasse (eigene Gratisparkplätze vorhanden).

KONTAKT:

DR.MED. ARON COHEN Inhaber und Ärztliche Leitung Urocare AG Facharzt FMH Urologie Schwerpunkt FMH operative Urologie Fellow European Board of Urology (FEBU) SPEZIALINTERESSEN: gesamte Urologie, minimalinvasive Chirurgie, DaVinciRoboterchirurgie, Prostatakarzinom

Urocare Urologie Küsnacht Seestrasse 57a 8700 Küsnacht T: 044 913 30 70 F: 044 913 30 71 praxis@urocare.ch www.urocare.ch

DIPL MED. THOMAS MEISSNER Leitender Arzt Urocare Facharzt FMH Urologie SPEZIALINTERESSEN: gesamte Urologie, minimalinvasive, transurethrale Prostata- und Blasenoperationen, Blasentumore, minimalinvasive Nierensteintherapie


07 Gesundheitsguide Interview

«Die Zukunft gehört der roboterassistierten Chirurgie» Technischer Fortschritt hat Prof. Dr. med. Ulrich Dietz immer begeistert – vor allem, wenn seine Patientinnen davon profitieren. Uns gewährt er Einblicke in die Zusammenarbeit mit einem «Roboter», der am Kantonsspital Olten (KSO) eingesetzt wird. Was ist Stand der Dinge in der Chirurgie? Die Chirurgie ist das Ergebnis einer Entwicklung von etwa 100 Jahren. Zunächst wurde die sogenannte offene Chirurgie entwickelt. Sie legte das Fundament für vieles, das wir noch heute praktizieren. Lange Zeit galt die Devise «Grosser Chirurg, grosser Schnitt». Gerade zu Beginn meiner chirurgischen Weiterbildung durfte ich die Anfänge der zweiten Phase miterleben, die in der Chirurgie dank neuer Technologien weniger invasiv wurde. Die Zeit der laparoskopischen Chirurgie war angebrochen. Kaum einer von uns hätte damals gedacht, zu welchem Segen sich diese Technologie für Patientinnen und Patienten entwickeln würde.

Das chirurgisch-urologische Operationsteam mit dem da-Vinci-Operationssystem

Die heutige roboterassistierte Chirurgie ist nicht nur die natürliche Weiterentwicklung der minimal-invasiven Laparoskopie, sie läutet auch eine ganz neue Phase der Chirurgie ein.

einer Virtual Reality Brille. Jeder, der einmal eine solche Brille aufgesetzt hat, weiss, wie konzentriert und wenig abgelenkt man da ist. Man ist aber am da Vinci nicht nur konzentrierter, sondern auch entspannter. Zudem habe ich auf dem Bildschirm immer genau das im Blick, was nötig ist, um zum Beispiel exakt zu schneiden und präzise zu nähen. Ich bediene mich auch neuer Technologien, um die Gewebedurchblutung zu beurteilen oder um im Körper während der Operation Ultraschall-Untersuchungen zu machen. Dabei helfen mir die mehrgelenkigen Instrumente, die wie «Pinzetten» bedient werden.

«DAS KSO IST SCHWEIZWEIT EINZIGES REFERENZZENTRUM FÜR ROBOTERASSISTIERTE OPERATIONEN IN DER HERNIENCHIRURGIE»

Da kam es ihnen bestimmt gelegen, dass das Kantonsspital Olten in die roboterassistierte Chirurgie investiert und einen da Vinci®-OP-Roboter der neuesten Generation angeschafft hat. Ja, definitiv. Und ich habe auch die Implementierung mitgestaltet. Mit dem System bewegen wir uns auf dem aktuell höchsten technischen Niveau und können ein erweitertes und neues Spektrum an Patienten-individualisierten minimal-invasiven Operationen anbieten. Allerdings ist das Wort «OPRoboter» missverständlich. Denn letztlich führe ich als Chirurg den Eingriff durch, nah am Patienten, aber an der Steuerkonsole. Können Sie das näher erläutern? Sehr gerne. Das «da Vinci®-System» ist ein Arbeitswerkzeug, das auf hochpräzise Art und Weise meine Handbewegungen ausführt. Die Roboterarme halten und bedienen eine hochauflösende Kamera sowie die Operationsinstrumente. Die Kamera bietet eine vergrösserte 3-D-Ansicht, vergleichbar mit

Welche weiteren Vorteile hat das System? Mit einem neuen Mikroskop sieht man plötzlich wieder Neues. So verhält es sich auch mit dem da Vinci. An der Konsole fallen uns zum Beispiel neue anatomische Erkenntnisse auf. Mit diesen können wir bisher unbekannte, für den Patienten wichtige Lösungen schaffen. Ein konkretes Beispiel sind grosse Bauchwandbrüche, wo man die benötigten Kunststoffnetze in bisher kaum gekannte Bauchdeckenschichten implantieren kann und weniger Darmverwachsungen entstehen. In unserer Zeit ist mir auch noch die Weiterbildung neuer Chir-

Im Interview Prof. Dr. med. Ulrich Dietz Chefarzt und Leiter Chirurgie und Viszeralchirurgie Kantonsspital Olten www.solothurnerspitaeler.ch

urginnen und Chirurgen sehr wichtig. Hier lernen wir von der Luftfahrt. Jeder Flug ist mit Piloten und Co-Pilot immer auch eine Weiterbildungsgelegenheit. Erstmals steht uns mit da Vinci eine Doppel-Arbeitskonsole zur Verfügung, an der die neue Ärztegeneration schrittweise an das Operieren herangeführt wird. Klingt so, als bräuchte man doch Übung im Umgang mit dem System? Das stimmt. Hierzu werden vor dem Operieren Simulator-Stunden absolviert. Dabei muss man solange üben, bis man eine nachweisliche Qualität und Routine erlernt hat. Nach dem Simulator werden Chirurginnen und Chirurgen in speziellen Trainingslaboratorien praktisch unterwiesen und auch geprüft. Erst dann kommt man an die Konsole. Auch Anästhesisten, Instrumentierende und Operationspflegende werden nach internationalen Standards geschult. In welchen Fällen wenden Sie das System an? Derzeit in der Viszeralchirurgie, etwa bei Hernien-, Dickdarm-, Magen- und Gallenblaseneingriffen, in der Urologie – insbesondere im Bereich der Prostata-, Nieren- und Blasenchirurgie – und Gynäkologie. Ich bin aber überzeugt, dass in naher Zukunft nur noch wenige minimal-invasive Eingriffe ohne Robotertechnik durchgeführt werden. Die Vorteile des Systems überwiegen – trotz der Anschaffungskosten. Und die Investition in den Roboter kommt direkt dem Patienten zugute.

Interview

Vorhofflimmern mit einer Operation beseitigen? Bei Vorhofflimmern bringt die chirurgische Ablation ausgezeichnete Langzeitergebnisse und ermöglicht das Absetzen vom Blutverdünner. Patient Hugo Eisenbart berichtet über seine Erfahrungen.

operiert werden müssen. Das war noch nicht die optimale Lösung für mich.

Prof. Dr. med. Sacha P. Salzberg und Hugo Eisenbart

Herr Eisenbart, bei Ihnen wurde 2015 eine «chi­ rurgische Ablation» vorgenommen. Sie sind heute 64 Jahre alt und arbeiten immer noch bei der SBB. Trotz der strengen Arbeit bei der Bahn waren Sie immer recht gesund. Wie haben Sie erkannt, dass Sie an Vorhofflimmern leiden? Was waren Ihre Symptome? Wie ich von Prof. Salzberg später erfahren habe, hatte ich die typischen VorhofflimmernBeschwerden: Herzstolpern, oft Schwindel und später zunehmend Kurzatmigkeit. Die Beschwerden wurden über wenige Monate immer stärker. Meine Frau schickte mich dann zum Hausarzt. Er

Chrirurgen am OP Tisch: Es wird in Vollnarkose eine Lungen-Venen-Isolation durchgeführt und eine Clipping (Verschluss) des linken Herzohrs. Der Zugang erfolgt mittels Thora­skopie von beiden Seiten. Der Eingriff wird am schlagenden Herzen durchgeführt.

erkannte schnell, dass da etwas mit dem Herzen und insbesondere dem Puls nicht gut sein könnte. Er hat mich an den Kardiologen überwiesen. Wie hat Sie der Kardiologe untersucht und was war der Befund? Der Kardiologe machte ein Elektrokardiogramm, eine Echokardiographie und ein Langzeit-EKG über 48 Stunden. Dann sagte er mir, ich hätte Vorhofflimmern. Ich war nicht begeistert! Welche Therapie hat er Ihnen dann verordnet? Ich sollte mit einem Betablocker beginnen, um den Rhythmus zu stabilisieren. Das habe ich versucht, jedoch hatte ich starke Nebenwirkungen, mir war ständig schwindlig und ich war sehr müde. Es war zunehmend eine Belastung. Ich habe mich dann nach weiteren Optionen erkundigt. Welche Therapie-Optionen wurden Ihnen von Ihren Ärzten vorgeschlagen? Die Katheter-Ablation, also der Eingriff über die Leiste, und dann durch das Herz, um das Gewebe zu veröden. Jedoch gaben mir die Kardiologen eine Erfolgsprognose von nur 50 Prozent mit einem Eingriff, weil mein Herz schon vergrössert war. Das war mir zu wenig. Das hätte bedeutet, dass ich vielleicht zwei- bis dreimal hätte mit dem Katheter

Wie sind Sie dann auf die chirurgische Ablation gestossen? Ein Bekannter aus meinem Umfeld war bei einem Publikumsvortrag von Prof. Salzberg und war begeistert. Am nächsten Tag habe ich dann bei ihm angerufen. Er konnte mir schon am Telefon sehr gut erläutern, wer für die Operation infrage kommt, wie der Ablauf ist und was die Vorteile sind. Dann war ich ein paar Tage später bei ihm vorstellig. Was war für Sie ausschlaggebend, die Ablation chirurgisch vorzunehmen? Die Methode, also dass es nur einen einmaligen Eingriff von circa 90 Minuten braucht, dass es von aussen her, also über kleine Eingänge am Brustkorb passiert, hat mich interessiert. Nach den Voruntersuchungen hat mich die mit Prof. Salzberg besprochenen Erfolgschance überzeugt. Wie ist die Operation verlaufen? Hatten Sie Zweifel? Es war Sommer 2015, der Eingriff verlief gut, ohne Komplikationen. Ich war optimal vorbereitet. Ich hatte vollstes Vertrauen in Prof. Salzberg und das Team. Angst hatte ich keine. Nach vier Tagen im Spital war ich eine Woche zu Hause und anschliessend wieder bei der Arbeit. Wann haben Sie die Medikamente abgesetzt? Etwa sechs Wochen nach der Operation. Dann habe ich die Medikamente nicht mehr gebraucht. Seither nehme ich nichts mehr. Das ist eine grosse Erleichterung. Wie geht es Ihnen heute, vier Jahre nach dem Eingriff? Mir geht es heute sehr gut. Ich fühle mich gesund, mache viel Sport und wandere so oft wie ich kann.

Prof. Salzberg mit seinem langjährigen Mentor und jetzt Partner Dr. med. Wim-Jan van Boven (PhD) aus Amsterdam

Leben Sie heute ohne Einschränkungen? Ja, alles weg. Ich lebe ein ganz normales Leben, ohne Blutverdünner oder sonstige Medikamente. Nie mehr Vorhofflimmern? Ich weiss gar nicht mehr, wie das war. Ich fühle mich rundum gesund. Keinerlei Rhythmusstörungen. Mein Herz ist gesund. Mein Kardiologe ist auch zufrieden mit mir, ich gehe einmal im Jahr zur Kontrolle zu ihm. Würden Sie Operation wieder machen? Ja, ich würde die Operation wieder machen. Ich habe die Operation ja meinem Bruder empfohlen – den hat Prof. Salzberg dann drei Monate später auch mit Erfolg operiert. Ihm geht es gleich gut wie mir heute! Unsere Lebensqualität ist tiptop. Vielen Dank!

Kontakt Prof. Dr. med. Sacha P. Salzberg Gründer & Inhaber des Herz & Rhythmus Zentrum Bellariastrasse 38 · CH-8038 Zürich T: +41 (0)44 209 25 48 E: info@herzrhythmuszentrum.ch www.herzrhythmuszentrum.ch


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Gesundheitsguide Interview

«Die Operation ist der Goldstandard» Schilddrüsenkarzinome gehören zu den Tumorerkrankungen mit den besten Heilungschancen. Dr. Georg Wille erläutert, warum das so ist und warum die OP filigrane Feinstarbeit bedeutet. Welche Symptome sind für Schilddrüsenkrebs typisch? Wie beim Brustkrebs an der Brust kann sich plötzlich ein störender Knoten am Hals bemerkbar machen. Der Schilddrüsenkrebs, von dem deutlich häufiger Frauen betroffen sind, verursacht meistens keine Schmerzen. In diesen Fällen müssen ein Ul­ traschall und eine Punktion des Knotens erfolgen, um die Diagnose zu erhärten.

Das schmetterlingsförmige Organ liegt unterhalb des Kehlkopfs.

Herr Dr. Wille, immer mehr Menschen erkranken weltweit an Schilddrüsenkrebs. Was steckt dahinter? Ein Teil der zunehmenden Fälle ist auf den heute viel häufigeren Einsatz von Ultraschall, CT und MRI zurückzuführen. Bei diesen oftmals aus einem anderen Grund durchgeführten Untersuchungen findet man nicht selten kleinere Knoten der Schilddrüse, welche sich dann als Schilddrüsenkrebs herausstellen. Diese Befunde blieben früher unerkannt. Leider häufen sich aber auch die fortgeschrittenen Stadien von Schilddrüsenkrebs, dessen Ursache bis anhin unklar bleibt. Diesbezüglich werden Umwelteinflüsse diskutiert. Welche im Speziellen? Ein klarer Risikofaktor ist die ionisierende Strahlung. So weisen beispielsweise Menschen, die in der Umgebung von Tschernobyl gewohnt hatten, ein viel höheres Risiko auf.

Wie gefährlich ist Schilddrüsenkrebs? Die gute Nachricht ist die, dass Schilddrüsenkrebs in der Regel vollständig geheilt werden kann. Die Heilungsraten zehn Jahre nach Diagnosestellung liegen bei der häufigsten Krebsform der Schilddrüse bei mehr als 95 Prozent. Wie erreicht die Medizin solche hohen Heilungsraten? Die Therapie des Schilddrüsenkarzinoms ist chirurgisch, erfolgt also durch eine Operation. In den meisten Fällen ist es notwendig, die Schilddrüse in Gänze zu entfernen. In Frühstadien kann die gesunde Hälfte der Schilddrüse im Körper verbleiben. Lediglich der Lappen, in dem sich der Krebsknoten befindet, muss dann entfernt werden. Wie läuft die Operation bei Schilddrüsenkrebs ab und gibt es Risiken? Die Schilddrüsenchirurgie ist Präzisionsarbeit. Im Vordergrund steht die Schonung des Kehlkopfnervs, welcher für die Beweglichkeit der Stimmlippen verantwortlich ist. Hierzu steht uns das Nerven-Monitoring zur Verfügung. Nähert sich die Spitze der Detektionssonde dem Nerv, ertönt nicht

nur ein akustisches Signal, auch ist ein Ausschlag auf dem Monitor erkennbar. Dieses Instrument wurde seit Jahren fortlaufend verbessert und verhindert eine Verletzung dieses wichtigen Nervs. Ebenso wichtig ist es, die Nebenschilddrüsen zu schonen. Die chirurgische Herausforderung bei der sogenannten Thyreoidektomie liegt darin, die Durchblutung dieser vier winzigen Drüsen, die der Schilddrüsenkapsel aufliegen und für den Kalziumstoffwechsel verantwortlich sind, möglichst zu erhalten. Wie geht das technisch? Hierfür steht uns intraoperativ seit kurzem eine hochmoderne Infrarotkamera zur Verfügung. Mit dieser kann man während der OP die Blutversorgung der Nebenschilddrüsen besser darstellen und das Nebenschilddrüsengewebe als solches erkennen. Erste Studien zeigen auf, dass mittels dieser

«Beim Schilddrüsenkrebs kann sich ein störender Knoten am Hals bemerkbar machen»

IM INTERVIEW Dr. med. Georg Wille FMH Chirurgie, EBSQ Endokrine Chirurgie Haus zur Pyramide Klausstrasse 10 · CH-8008 Zürich T: +41 (0)43-336 73 73 www.schilddruesen-chirurgie.ch

Kamera die Nebenschilddrüsen besser geschont werden können. Grundsätzlich sind zur Vermeidung von chirurgischen Komplikationen die Kenntnis der Anatomie und eine präzise Art zu operieren am wichtigsten. Der Operateur sollte hierfür eine gewisse Mindestanzahl Thyreoidektomien pro Jahr durchführen. Wie geht es nach der Operation weiter? Der Aufenthalt im Spital liegt bei rund drei Tagen. Unmittelbar nach der Operation wird das fehlende Schilddrüsenhormon durch eine Tablette am Tag ersetzt. Während Frühstadien des Krebses allein durch die Operation geheilt sind, wird in fortgeschrittenen Fällen zusätzlich eine Radiojodtherapie empfohlen. So werden – vereinfacht gesagt – durch die Radiojodtherapie die verbliebenen Schilddrüsenzellen und vor allem Krebszellen, die mit dem blossen Auge für den Chirurgen nicht sichtbar sind, zerstört. Ist der Patient dann geheilt? Glücklicherweise ist das in der Schweiz weitaus häufigste Schilddrüsenkarzinom, das sogenannte papilläre Schilddrüsenkarzinom, im Vergleich zu anderen Krebsarten wenig aggressiv. Zusammen mit den erwähnten Therapien ist die Prognose hervorragend. Ich bin glücklich, das so sagen zu können. Die erzielten Resultate erleichtern meine Arbeit als Schilddrüsenchirurg extrem.

INTERVIEW

«Wir regenerieren den Körper, Zelle um Zelle» Prof. Dr. Rau gilt als Koryphäe auf dem Gebiet der Alternativmedizin. Im Interview berichtet er, welchen Ansatz er bei der Behandlung von Krebspatienten verfolgt.

überhaupt nicht berücksichtigt, und darum kommen Rückfälle auch so häufig vor.

die Langzeitresultate, weil wir die Krebsursachen angehen und den Körper entgiften.

Daher verfolgen Sie einen anderen Ansatz. Welcher ist das? Genau, und zwar einen ganzheitlichen Ansatz. Wir konzentrieren uns seit über 20 Jahren auf die Biologische Krebstherapie, haben also sehr viel Erfahrung auf diesem Gebiet vorzuweisen.

Ist die Biologische Medizin hierzulande etabliert oder wird sie – sei es von Schulmedizinern oder auch Patienten – unterschätzt? Leider gibt es noch zu wenige Kliniken und Praxen, die breit angelegte Biologische Krebstherapien anbieten. Es ist auch bei Patienten kaum bekannt, wie wirksam die Therapien sind. Sicherlich sind dafür auch Fehlinformationen in den Medien verantwortlich. Man liest auch immer wieder, dass die eine oder die andere alternative Therapie nicht wirksam und daher Scharlatanerie sei. Kritiker lassen dabei ausser Acht, dass die Biologische Krebsmedizin eine sehr spezialisierte Methode mit vielen Ansätzen und extrem individualisierten Methoden ist, und dass immer mehrere Methoden zusammen angewendet werden müssen – dann wirkt sie auch.

Welche Problematik sehen Sie in der konventionellen Medizin, wenn es um die Diagnostik und Therapie von Krebspatienten geht? Die westliche Krebsmedizin ist sehr mechanistisch und nur gegen den Krebs ausgerichtet, berücksichtigt aber die Krebsursachen und das Immunsystem nicht. Die moderne Krebs-Toxikologie und auch die biologischen Immuntherapien werden

«WIR VERBINDEN MODERNE METHODEN DER BIOLOGISCHEN MEDIZIN MIT DEN BEWÄHRTEN DER SCHULMEDIZIN»

IIT (Ionen-Induktionstherapie) induziert pulsierende elektromagnetische Impulse direkt in die Körperzelle und wird oft in der biologischen Krebstherapie verwendet.

Dabei geht es um das Aufspüren der Ursache für die Krebserkrankung, die Stärkung des Immunsystems und des Patienten insgesamt sowie die Anwendung unserer Methoden, wie beispielweise die Ionisierungstherapie (PAP-IMI), lokale und systemische Hyperthermien, lokale Krebsinjektionen mit orthomolekularen Krebsmitteln, Infusionen mit zum Beispiel Vitamin C, Kurkuma oder Artemisinin sowie die konzentrierte, tiefdosierte Chemotherapie. Unsere Therapien verbessern das Wohlbefinden des Patienten massiv – und auch

Sie hatten bereits kurz ihr Behandlungskonzept angerissen, das stets auf drei Säulen beruht. Welche sind das? Das ist zum einen die Entgiftung. Praktisch bei jedem Krebspatienten bestehen als Krebsursachen toxische Belastungen, die wir analysieren und «ausleiten» können. Das betrifft auch die massiven Nebenwirkungen der Chemotherapien. Zum anderen sind es neben unseren spezifischen Krebstherapien als weitere Säule der Darm und das Immunsystem: Wir haben modernste Methoden, das Immunsystem – etwa T-Zellen, Killerzellen, Makrophagenaktivität, Krebsantiköroper – zu testen und anzuregen. Das «Anti-Krebs-Immunsystem» liegt immer im Darm, der folglich intensiv aufgebaut wird. Was können Sie konkret über die Wirksamkeit der Therapien sagen? Unsere individualisierte, auf mehreren Modulen aufbauenden Krebstherapien sind sehr erfolgreich. Wir haben sehr viele Fälle, bei denen fortgeschrit-

IM INTERVIEW Prof. Dr. Thomas Rau Klinikdirektor Paracelsus Clinic www.paracelsus.ch

tene Krebserkrankungen aufgehalten werden konnten – und auch bösartige Hauttumoren an kaum operierbaren Stellen, wie etwa an der Nase, am Ohr oder im Augenbereich, gänzlich abgeheilt sind. Sie haben schon vor langer Zeit die Mundgesundheit in Zusammenhang mit diversen Krankheiten, auch Krebs, gebracht. Können Sie das näher erläutern? Im Rahmen der bereits erwähnten toxischen Belastung sind Zahnbeherdungen und vor allem Amalgamfüllungen ein extrem wichtiger Faktor. Wir können diese untersuchen und auch die Wertigkeit von Zahnbeherdungen und der Schwermetallbelastung testen. Wir haben immer wieder Krebspatienten, die sich – im Zusammenhang mit der Entgiftung und Zahnsanierung – völlig stabilisieren! Wann sollte man sich an die Paracelsus Clinic wenden? In jedem Fall und völlig unabhängig davon, an welcher Krebsart – oder übrigens auch bei Vorliegen anderer chronischer Krankheiten – man erkrankt sind. Denn es sollte eben nie eine onkologische Behandlung durchgeführt werden ohne begleitende biologische Therapie. Wir Ärzte der Paracelsus Klinik Lustmühle kennen uns sehr gut aus in der onkologischen und biologischen Behandlung von Krebskrankheiten und können jedem Krebspatienten raten, was das für ihn Richtige ist und was er tun sollte.


09 Gesundheitsguide INTERVIEW

Hautkrebs: «Wir verfügen über ein breites Spektrum an therapeutischen Optionen» Jeder dritte Schweizer entwickelt im Laufe seines Lebens einen Hautkrebs. Dr. Müller berichtet über die Bedeutung der Früherkennung und moderne Behandlungsverfahren, wie die Photodynamische Therapie. Einer der Schwerpunkte Ihrer dermatologischen Praxis ist Hautkrebs. Welche Leistungen bieten Sie an? Das ist richtig, und zwar offerieren wir alles von der Früherkennung von Hautkrebs und der Beurteilung von Hautveränderungen über die Diagnostik und Biopsie, also der Entnahme einer Gewebeprobe, bis hin zu den Behandlungen. Welche Behandlungsmöglichkeiten offerieren Sie Ihren Patienten? Wir bieten die gesamte Palette an Behandlungen von schwarzem Hautkrebs (Melanom) und weissen Hautkrebsen an, beginnend mit chirurgischen Be-

Basalzellcarcinom

handlungen inklusive schnittrandkontrollierter Exzision, falls notwendig, und Defektverschluss mit den entsprechend notwendigen Techniken. Ziel ist es, ein schönes Resultat zu erreichen. Auch behandeln wir in geeigneten Fällen mittels Bestrahlung, sprich Radiotherapie, was in geeigneten Gesamtumständen zu sehr guten Resultaten führt. In ausgewählten Fällen können Krebse auch mit anderen Methoden wie zum Beispiel der Photodynamischen Therapie behandelt werden. Könnten Sie das Verfahren der schnittrandkontrollierten Exzision näher erläutern? Bei der schnittrandkontrollierten Exzision wird die gesamte Oberfläche des entfernten Gewebestückes, in dem sich der Krebs befindet angeschaut. Dabei wird geprüft, ob wirklich der ganze Krebs draussen ist, indem man schaut, ob der entfernte Krebs überall am Rand von einer Schicht gesunden Gewebes umgeben ist. Findet sich am Rand Krebsgewebe, kann davon ausgegangen werden, dass auch noch Krebs im Körper verblieben ist. In einer herkömmlichen Aufarbeitung des entfernten Gewebes anhand von Querschnitten wird mit drei Prozent nur ein relativ kleiner Teil der Oberfläche angeschaut. Es besteht also immer das Risiko, dass noch unbemerkt Krebs drinnen geblieben ist,

Melanom

Spindelzellcarcinom

weshalb der Sicherheitsrand erhöht werden muss, sprich ein grösseres Stück Haut entfernt werden muss. Das ergibt die grösstmögliche Gewissheit einer vollständigen Exzision des Krebses. Sie haben bereits die Photodynamische Therapie erwähnt. Was steckt dahinter? Bei dieser Therapie wird eine Salbe mit einer speziellen Substanz auf die betroffene Haut aufgetragen. Diese Substanz wird vermehrt von den «bösartigen» Zellen gefressen, diese sind also besonders damit gefüllt. Nach einer dazu notwendigen Einwirkzeit wird das Areal mit bestimmtem Licht

«DIAGNOSE UND THERAPIE KOMMEN BEI UNS AUS EINER HAND» beleuchtet. Dieses Licht bewirkt, dass aus der Substanz ein «giftiger» Stoff wird, der die betroffenen bösen Zellen abtötet, da sie besonders damit gefüllt sind. Somit kann man eben diese bösen Zellen auf eine relativ einfache Art abtöten, ohne dass eine Operation notwendig ist. Die Photodynamische Therapie ist einigen ganz speziellen Situationen und Hautkrebsen vorenthalten. Haben sich im Fall des schwarzen Hautkrebses die Heilungschancen verbessert? Wenn ja, warum? Einerseits wurden die Techniken für die Früherkennung des Hautkrebses stark verfeinert, was ein viel früheres Erkennen von Hautkrebs ermöglicht. Je früher das Melanom entdeckt wird, um so kleiner ist die Gefahr, dass sich schon Ableger, also Metastasen, gebildet haben. Andererseits hat es starke Fortschritte bei der Behandlung fortgeschrittener

IM INTERVIEW Dr. med. Andreas Peter Müller Facharzt für Dermatologie Zürichstrasse 5 · CH-8180 Bülach T: +41 (0)44-461 00 01 www.derma-med.ch

Melanom-Erkrankungen gegeben, mit sehr guten neuen Medikamenten, von denen wir früher nur träumen konnten. Warum sollte ich mich bei Hautproblemen an Sie wenden? Nur ganz wenige Praxen und Kliniken verfügen über so ein breites Angebot an therapeutischer Auswahl. Somit können wir für Sie in jeder Situation die beste therapeutische Option auswählen und sind nicht gezwungen, aufgrund mangelnder Ressourcen und einer begrenzten Auswahl an therapeutischen Angeboten, eine Behandlungsform zu promoten, wie es bei vielen Mitbewerbern der Fall ist. Gibt es etwas, was Sie des Weiteren von anderen Praxen unterscheidet? In der Tat, und zwar unsere Philosophie, wenn man hinter die Kulissen schaut. Wichtig ist uns eine gute Organisation der Praxis mit gut geschulten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Hand in Hand arbeiten. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, konstante, qualitativ hochstehende Diagnostik und Behandlungen anbieten zu können. Wir legen in diesem Sinn viel Wert auf ein gut zusammenarbeitendes, gut ausgebildetes Team mit guten, standardisierten Workflows, was es uns erlaubt, die genannten Ziele konstant zu erreichen.

Interview

Interview

«Neue Therapien erhöhen Überlebenschancen»

«Meine Patienten profitieren davon, dass ich weltweit in führenden Tumorzentren tätig war»

Schweizweit erkranken jedes Jahr 1‘200 Menschen an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Welche therapeutischen Fortschritte es zuletzt gab, erläutert Prof. Stefan Breitenstein. Warum ist Bauchspeicheldrüsenkrebs nach wie vor so gefährlich? Pankreaskarzinome sind deshalb tückisch, da sie häufig erst spät Symptome zeigen und bereits sehr früh metastasieren. Haben sich Ableger im Körper gebildet, ist eine OP nicht mehr sinnvoll. Diese wäre jedoch die einzige Möglichkeit, die Chancen für ein langfristiges Überleben zu erhöhen. Was spricht gegen eine OP? Bei Bildung von Metastasen ist die Erkrankung systemisch und nicht mehr allein auf das Pankreas beschränkt. Mit einer OP lässt sich nur eine auf die Bauchspeicheldrüse beschränkte Erkrankung behandeln. Denoch gibt es Lichtblicke. Wie haben sich die Therapien zuletzt verbessert? Neben operativ-technischer Fortschritte sind die Vorbereitung und individuelle Abklärungen besonders wichtig. Dies führt zu einer besseren Selektion jener Patienten, die von einer Operation profitieren können. Aber auch verbesserte Chemotherapie – vor allem durch die spezielle Kombination von Medikamenten – erhöht die längerfristigen Überlebenschancen. Zusätzlich können wir Patienten mit lokal relativ weit fortgeschrittenen Tumoren, bei gutem Ansprechen auf moderne Chemotherapeutika, doch noch eine OP mit Heilungschancen anbieten.

Im Interview Prof. Dr. med. Stefan Breitenstein Direktor Departement Chirurgie Chefarzt Klinik für Viszeral- und Thoraxchirurgie Kantonsspital Winterthur www.ksw.ch/klinik/ klinik-fuer-viszeral-und-thoraxchirurgie

Welche Rolle spielt dahingehend die Knopflochchirurgie? Bei der Entfernung des Pankreasschwanzes gehört die Knopflochchirurgie heute zum Standard. Zwar verbessern sich damit nicht die Überlebensraten, jedoch verringert sich so die Liegezeit im Spital und der Einsatz von Schmerzmitteln. All dies beschleunigt die Erholung und führt dazu, dass die Betroffenen mehr Energie haben, um gegen die Krankheit zu kämpfen.

Dr. med. Lars-Uwe Lahoda führt in Winterthur eine Praxis für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie und gehört zu den besten Tumorchirurgen der Schweiz. Sie sind Plastisch-Rekonstruktiver und Ästhetisch-Plastischer Chirurg. Eines Ihrer Fachgebiete ist aber die Tumorchirurgie. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Die moderne Tumorchirurgie beinhaltet nicht nur die Entfernung des erkrankten Gewebes, sondern auch - von Beginn der ersten Konsultation an – die Planung der Wiederherstellung des betroffenen Areals. Und als spezialisierter wiederherstellenderplastischer Chirurg handelt es sich um eine meiner Kernkompetenzen, Form und Funktion des verlorenen Gewebes wiederherzustellen. Welche Art von Tumoren operieren Sie? Tumore an der Körperoberfläche wie Karzinome, Basaliome und Melanome. Sowie tiefer gelegene Tumore (Sarkomchirurgie), die unterschiedliche Gewebetypen betreffen.

Je früher man den Tumor erkennt und operativ entfernt, desto höher ist die langfristige Überlebenschance

Sie haben weltweit in führenden, hochspezialisierten Universitäten gearbeitet. Welches sind in der Tumorchirurgie die internationalen Unterschiede? Die Standards sind international gleich und weisen nur sehr geringe nationale Unterschiede

iM INTERVIEW Dr. med. Lars-Uwe Lahoda hat nebst seinem Doktortitel der Medizin - einen MD PhD-Titel, ist Facharzt in vier chirurgischen Spezialgebieten, führt in Winterthur eine eigene Praxis und operiert als Belegarzt in verschiedenen Kliniken. www.praxis-drlahoda.ch

auf. Den Unterschied macht meine internationale Erfahrung aus den USA, Holland und Deutschland und daher meine Ausbildung in weltweit führenden Tumorzentren. Davon und von meinen internationalen Verbindungen profitieren meine Patienten. Sie gelten auch im Bereich der Ästhetischen Chirurgie und Handchirurgie als Koryphäe. Welches sind da Ihre Spezialgebiete? Während 25 Jahren Berufserfahrung habe ich mir mehrere Facharzttitel in verschiedenen chirurgischen Spezialgebieten erarbeitet. Mein Spektrum, das ich den Patienten bieten kann, ist also sehr gross.


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Gesundheitsguide INTERVIEW

«Die Ästhetik wird bei Hautkrebs im Gesicht zu einem wichtigen Thema» Dr. Inja Allemann ist schweizweit die einzige Doppelfachärztin für Dermatologie und Plastische Chirurgie. Sie zeigt auf, wie die Kombination von Dermatologie und Plastischer Chirurgie neue Wege geht. Dr. Allemann, stimmt es, dass die Behandlung von Hautkrebs Sie motiviert hat als Dermatologin zusätzlich noch Plastische Chirurgin zu werden? Ja, das ist tatsächlich so. Ich war damals als Oberärztin an der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich auf die Behandlung von Hautkrebs spezialisiert und habe mit dermatochirurgischen Eingriffen hunderte von Hauttumoren entfernt. Bei komplexeren Tumoren und anspruchsvollen Operationen mussten wir die Patienten häufig an die Plastische Chirurgie weiterverweisen. Das hat mich frustriert. Dieser Fakt und die Leidenschaft für Chirurgie haben mich schliesslich zur Plastischen und Rekonstruktiven Chirurgie geführt. Welche Vorteile bringt Ihren Patienten diese Doppelausbildung und in welchen Bereichen? Die Dermatologie und die Plastische Chirurgie ergänzen sich im Bereich der Ästhetik nahtlos. Das Spektrum für meine Patienten reicht von minimalinvasiven Behandlungen der Dermatologie bis zu grossen Eingriffen der Plastischen Chirurgie – abgestimmt auf die individuelle Situation. Auch bei meinem Spezialgebiet Hautkrebs ergänzen sich die beiden Fächer. Welche Rolle spielen hier die einzelnen Fachrichtungen? Die Dermatologie übernimmt den präventiven, diagnostischen und konservativ therapeutischen Teil. Konkret heisst das, dass Dermatologen die Patienten darüber informieren, wie das Entstehen von Hautkrebs vermieden werden kann, nämlich durch konsequenten täglichen Sonnenschutz. Im Rahmen der Hautkrebsvorsorge oder Muttermal-

kontrolle wird dann – leider zu häufig – ein Hautkrebs dia­gnostiziert und die weitere Behandlung festgelegt. Ist die Behandlung konservativ oder minimal-invasiv, oder sind es nur kleine chirurgische Eingriffe, so werden sie von der Dermatolo-

«Ich sehe es als grossen Vorteil, wenn ein Patient von A bis Z beim selben Arzt und in den selben Räumlichkeiten behandelt werden kann» gin durchgeführt. Bei komplexeren chirurgischen Eingriffen, die gegebenenfalls sogar in Narkose durchgeführt werden müssen, werden die Patienten dann an die Plastische Chirurgin überwiesen.

rekt wieder verschlossen werden. Grössere Tumoren oder solche an ästhetisch heiklen Stellen bedürfen jedoch rekonstruktiver Verfahren wie Lappenplastiken oder Hauttransplantaten. Da sich bei den beiden häufigsten Hautkrebsarten der Menschen, dem Basalzellkarzinom und dem spinozellulären Karzinom praktisch 90 Prozent dieser Tumoren im Gesichts- und Kopfbereich befinden, ist der ästhetische Aspekt der Rekonstruktion von zen­ traler Wichtigkeit. Daher spielt hier die Plastische Chirurgie beim Hautkrebs eine entscheidende Rolle. Sehen Sie es als Nachteil, wenn man den Patienten weiterweisen muss? Der behandelnde Arzt ist in den meisten Fällen für den Patienten eine Vertrauensperson. Da es sich bei Patienten mit weissem Hautkrebs meist um ältere Patienten handelt, bedeutet ein Arztwechsel und Ortswechsel immer eine zusätzliche Belastung in einer ohnehin kritischen Lebenssituation. Zudem ist der Arztwechsel ein zusätzlicher administrativer Aufwand, der mit Zeitverlust und potenziellem Informationsverlust verbunden ist. Ich sehe es als grossen Vorteil, wenn ein Patient von A bis Z beim selben Arzt und in denselben Räumlichkeiten behandelt werden kann, sofern die Expertise und Qualität nicht darunter leidet. Das ist auch das Feedback, das wir von all unseren Patienten erhalten.

IM INTERVIEW Dr. med. Inja Allemann Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie FMH Dermatologie und Venerologie FMH 
European Board of Plastic, Reconstructive and Aesthetic Surgery EPOBRAS Lasermedizin FMCH Rivr Hardturmstrasse 161 · 8005 Zürich www.rivr.ch

Bei Ihnen wird also das Thema Hautkrebs von A bis Z durch Sie und in Ihren Räumlichkeiten durchgeführt. Ja, ich führe Hautkrebsvorsorge und -nachsorge durch, mache Muttermalkontrollen und behandle diagnostizierte Tumoren entsprechend dem neuesten Forschungsstand der Dermatologie. Und chirurgisch sind mir in meiner Arztklinik Rivr keine Grenzen gesetzt. Mit meinem Team kann ich in unseren zertifizierten Operationssälen und drei Aufwachzimmern auch grössere Rekonstruktionen mit Lokalanästhesie oder auch in Narkose durchführen. Dabei kommt unsere volle Expertise aus der Plastischen Chirurgie bei ästhetischen Eingriffen im Gesicht und am Körper zum Einsatz.

Wie wichtig ist der chirurgische Teil? Trotz Fortschritten bei der Behandlung von Hautkrebs ist die chirurgische Entfernung des Tumors nach wie vor der Goldstandard der Therapie. Kleine Tumoren können entfernt und der Defekt di-

Klinikbeitrag

Brustgesundheit formen und heilen Bei der Brustwiederherstellung nach Brustkrebs gewinnen zunehmend regenerative Technologien mit Eigenfett an Bedeutung.

zur autorin Dr. med. Dorrit Winterholer Fachärztin für Allgemeine Chirurgie Fachärztin für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie Fachärztin für Handchirurgie Rivr Hardturmstrasse 161 · 8005 Zürich www.rivr.ch

E

ine Brustoperation bei Brustkrebs ist ein weitreichender Eingriff in die Selbstwahrnehmung des eigenen Körpers und der Weiblichkeit. Glücklicherweise können moderne Methoden der Brustrekonstruktion betroffenen Frauen Lebensqualität und Körperidentität zurückgeben.

Richtige Wahl des Rekonstruktionsverfahrens Die grösste Herausforderung besteht in der richtigen, individuellen Wahl des Rekonstruktionsverfahrens. Dabei sollte schon vor der Planung der

eigentlichen Tumor-Operation eine ausführliche Aufklärung und Erläuterung der verschiedenen Möglichkeiten mit der Patientin und den behandelnden Ärzten besprochen werden. Nach wie vor erkranken in der Schweiz jährlich 6’000 Frauen an Brustkrebs. 70 Prozent der Patientinnen können, teils unter Anwendung plastischer Verfahren, brusterhaltend operiert werden – leider ist aber in 30 Prozent eine radikale Brustamputation notwendig. In diesem Fall kann die Brust mittels aufwendiger, mikrochirurgischer Eigengewebetransplantation vom Bauch oder Bein aufgebaut werden, wodurch ein relativ natürliches Ergebnis erreicht wird. Als gute Alternative zur Lappentechnik hat sich die Rekonstruktion mit Expander und Implantat etabliert. Dabei werden die verbliebene Haut und die Muskeln mittels Expander gedehnt, um nach einigen Monaten ein Implantat einzusetzen. Man bildet hierfür eine Art Tasche, in die das Implantat eingelegt wird und integriert eine Gewebematrix zur Stabilisierung des Haut- und Weichteilgewebes. Hybridtechnologie mit Eigenfett und Stammzellen In allen Verfahren kommt heute die Hybridtechnik mit einer zusätzlichen Eigenfetttransplantation (Lipofilling) zum Einsatz. Faszinierend ist hierbei nicht nur der Volumeneffekt, sondern auch die Hautqualitätsverbesserung und Schmerzlinderung bei Strahlenschäden und Narben. Diese Wirkung wird den in der Fettlösung enthaltenen Stammzellen zugeschrieben. Mit diesen Stammzellen können Narben weicher und geschmeidiger gemacht werden, zum Teil

Zertifizierter OP Saal von Rivr

sogar weniger auffällig. Chronische Wunde heilen endlich, erschlafftes Gewebe regeneriert. Sogar Pigmentflecken verblassen unter der Therapie. Die durch das Operationstrauma oder die Bestrahlung geschädigten Nerven zeigen ebenso ein sehr gutes Ansprechen auf die Fettunterspritzung, sodass das Verfahren auch bei der lokalen Schmerztherapie zunehmend angewandt wird. Lipofilling bedeutet, dass körpereigenes Fett durch eine Fettabsaugung (Liposuktion) gewonnen wird und die Fettzellen anschliessend zentrifugiert, gereinigt und gefiltert werden. Durch die spezielle Aufbereitungstechnik ist es möglich, Eigenfett in kleinsten Milliliter-Mengen zu dosieren. Um ein ideales Ergebnis zu erreichen, bei dem eine grösstmögliche Anzahl von Fettzellen auch

Natürliche Brustform durch Eigenfett

dauerhaft im Brust-Gewebe anwächst, ist es zwingend notwendig, eine möglichst hohe Anzahl von lebenden Fettzellen zu transplantieren. Bei der Transplantation selbst, werden die Fettzellen fein verteilt in Tröpfchen eingepflanzt, um eine entsprechend gute Blutversorgung zu gewährleisten. Da ein gewisser Anteil des Fetts abgebaut wird, hat sich eine leichte Überkorrektur bewährt. Formen mit natürlichem Material Diese Eigenfetttransplantation kann sowohl zur Angleichung nach brusterhaltender Therapie als auch nach Eigengeweberekonstruktion verwendet werden. Bei einer Implantatrekonstruktion werden dadurch sämtliche «Leerräume» rund um das eingebrachte Implantat gefüllt. Ein weiterer Vorteil dieser Technik ist, dass kleinere und leichtere Implantate eingebracht werden können. Durch diese Kombination von Silikonimplantat und Eigenfetttransplantation in Form des «Einhüllens» des Implantats in eine Schicht aus transplantiertem Eigenfett gelingt es nicht nur ein ästhetisch hochwertiges Ergebnis durch ein natürlicheres Brustbild zu erzielen, sondern dieses Ergebnis auch langfristig für die Patientin erhalten zu können. Das Thema ist ein äusserst individuelles, weshalb Patientinnen immer von Fachleuten aufgeklärt und behandelt werden sollten. Auch nach Jahren ist eine Brustrekonstruktion oder Korrektur noch möglich, das Alter ist diesbezüglich keine Grenze. Wichtig ist, das zu tun, was für die Patientin das Beste ist und sie in alle Entscheide miteinzubeziehen.


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gesundheitsguide

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Leben mit krebs

! t a h t f n u k Zu er2018 30.W11. eil–A2.lt12. 8. – 10. NOVEMBER 2019 | MESSE LUZERN ÜBER 100 REFERATE, TALKS, PODIUMSANLÄSSE PARALLELMESSE ZEBI – YOUNG MEETS OLD ZU BESUCH: DER ALTERSSIMULATOR GERT DIGITAL NATIVES HELFEN DIGITAL IMMIGRANTS JULIA ONKEN – WENN DIE LIEBE IN DIE JAHRE KOMMT WOHNEN IM ALTER – DREI GENERATIONEN SIND BETROFFEN LEBEN IM ALTER OHNE DISKRIMINIERUNG WAS IST SINNVOLLE MEDIZIN IM ALTER? OSTEOPOROSE – KRANKHEIT DER BRÜCHIGEN KNOCHEN MYHAPPYEND-PODIUM – RUND UMS ERBEN UND VERERBEN HERZ & RHYTHMUS – JE ÄLTER JE WICHTIGER DIE HÖCHSTEN SCHWINGER-FUNKTIONÄRE IM TALK GUIDO FLURI – DIE LEIDIGE SACHE DER VERDINGKINDER

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