impuls
Magazin des Departements Soziale Arbeit
Magazin des Departements Soziale Arbeit
2/2025
Attraktive Arbeitsplätze in der Sozialhilfe
Qualifizierte Leute bleiben dem Sozialbereich erhalten, wenn die Arbeitsbedingungen stimmen. Erfahren Sie, was Führungskräfte und Teams dafür tun können. ‣ 13
Gespräch über Inklusion
Wie sich Projekte verändern, wenn sich eine Institution vom Geist der Inklusion tragen lässt. ‣ 23
Unterschiede und Gemeinsamkeiten: Der Alltag geflüchteter Menschen in Norwegen und der Schweiz
4 Zwischen Schutz und Unsicherheit: Geflüchtete in der Schweiz und Norwegen
Abo-Service: bfh.ch/soziale-arbeit/impuls
8
Armut am TV: Was MasterStudierende in einer Forschungswerkstatt herausgefunden haben.
8 Stempeln oder abrackern: Wie RealityTV armutsbetroffene Familien inszeniert
11 Soziale Arbeit ist … Gastbeitrag von Hannah Sutter zur FussballEM der Frauen
12 Notizen – neue Mitarbeitende
13 Mit guten Arbeitsbedingungen Fachkräfte langfristig binden
16 Skizzen
«Dank der Analyse der BFH haben wir (…) eine solide Grundlage für unsere zukünftige Arbeit. Die definierten Kriterien weisen uns die Richtung für die Entwicklung neuer Projekte und die Weiterentwicklung bestehender Programme.»
▶ Nina Vladović, Fachverantwortliche für Inklusion und Gesellschaftspolitik bei HEKS, im Gespräch ab Seite 23
Gespräch über Inklusion: Nina Vladović von HEKS gibt Einblicke.
Werkstatt
17 Vorhang auf für ein innovatives Projekt der Arbeitsintegration
20 Chillen und Lernen: Was Jugendliche an der Freizeit in Schulen schätzen
22 eingetaucht | aufgetaucht von Janine Lüscher: Ausbildungssupervision – der Handlungspraxis auf der Spur
Netz
23 Wie es gelingt, den Begriff Inklusion für die Praxis nutzbar zu machen – Interview mit Nina Vladović, Claske Dijkema und Áron Korózs
27 Tagungen, Events, Infoveranstaltungen
27 Impressum
Prof. Dr. Anna Maria Riedi Direktorin annamaria.riedi@bfh.ch
Wird unsere Hauptstadt diesen Sommer ähnlich orange leuchten wie 2008 anlässlich der FussballEuropameisterschaft (EM) der Männer? Noch ist es ungewiss. Sicher ist jedoch, dass sich Bern und die ganze Schweiz im Juli auf grossartige Spiele der FrauenFussballEM (WEURO) freuen dürfen. Aber sprechen wir nicht über die WEURO, sondern hören wir jenen zu, die sie organisieren – in dieser «impuls»Ausgabe gibt Hannah Sutter, WEURO HostCityVerantwortliche in Bern, spannende Einblicke.
Nicht über Menschen sprechen, sondern mit ihnen, ist unsere Grundhaltung in Lehre und Forschung. So erfahren Sie in dieser Ausgabe, wie Jugendliche über den Nutzen ihrer Tagesschule sprechen. Für den Artikel auf Seite 13 haben wir unter anderem Führungspersonen in Sozialdiensten befragt, um mehr über ihre Rekrutierungsprobleme zu erfahren.
In der Lehre gilt: mitreden statt nur zuhören. Die verschiedenen Konflikte und kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt beschäftigen unsere BachelorStudierenden. Unter dem Titel «Der Nahostkonflikt und ich» bieten sie im Frühlingssemester gemeinsam mit Lehrpersonen verschiedene Gefässe an. So entsteht Raum für Austausch. Die Studierenden lernen dabei methodische Formate wie Postersessions oder interessante neuere Austauschformate in Gruppensettings, genannt Zwischentöne in Zwischenräumen oder Erzählcafé, kennen. Wir werden darüber berichten.
Apropos mitreden: Vier MasterStudierende geben in ihrem Beitrag einen lebhaften Einblick in ihre Forschungswerkstatt. Lassen Sie sich inspirieren für Ihr eigenes Wirken.
Wie gestaltet sich der Alltag anerkannter Geflüchteter in der Schweiz und in Norwegen? Ein kürzlich abgeschlossenes Forschungsprojekt beleuchtet die Unterschiede und Parallelen. Dabei fällt auf, dass die Geflüchteten in beiden Aufnahmestaaten ambivalente Erfahrungen in Bezug auf ihre Sicherheit machen.
Was bedeutet es, als geflüchtete Person in einem europäischen Land anzukommen und durch den Asylstatus rechtlich anerkannt und geschützt zu sein? Wird Asyl zu erlebter Sicherheit? Die Erfahrungen geflüchteter Personen in der Schweiz und in Norwegen zeigen: Rechtliche Anerkennung ist eine zentrale Voraussetzung für empfundene Stabilität und soziale Teilhabe. Dennoch bleibt das alltägliche Leben häufig von Unsicherheiten geprägt. Der vorliegende Beitrag basiert auf einem Forschungsprojekt, das der Schweizerische Nationalfonds (SNF) gefördert hat. Während rund zwei Jahren führten die Autor*innen ethnografische Feldforschung in Norwegen und der Schweiz durch. Im Zentrum standen die Alltagserfahrungen von 22 erwachsenen Personen (davon zehn in der Schweiz und zwölf in Norwegen). Durch wiederholte Begegnungen und teilnehmende Beobachtungen entwickelten sich teils enge Forschungsbeziehungen, die es ermöglichten, vertiefte Einblicke in die Lebensrealitäten und Herausforderungen der Teilnehmenden zu gewinnen. Sie verfügten zum Zeitpunkt der Feldforschung über einen rechtlichen Schutzstatus und wohnten nicht mehr in kollektiven Unterkünften, sondern in Privatwohnungen. Die Teilnehmenden stammten aus unterschiedlichen Herkunftsländern – unter anderem Syrien, Togo, Eritrea, Benin sowie aus der Türkei und dem Iran – und waren entweder allein oder gemeinsam mit Familienangehörigen ins Aufnahmeland gereist. Hinsichtlich ihrer sozioökonomischen und beruflichen Hintergründe sowie ihrer Erfahrungen vor und während der Flucht war die Gruppe sehr divers. Diese Heterogenität wurde im Forschungsprozess nicht nivelliert, um die Flucht- und Aufnahmeerfahrungen zu verstehen.
Eine zentrale Erkenntnis aus unserer Forschung betrifft die Ambivalenz zwischen rechtlichem Schutz und alltagsweltlicher Unsicherheit. Trotz der formalen Garantie von Asyl und wohlfahrtsstaatlicher Unterstützung ist das Leben im Aufnahmeland oft durch anhaltende, teils subtile Unsicherheiten geprägt. Diese betreffen verschiedene Lebensbereiche, zum Beispiel Erwerbstätigkeit und Familie, und wurzeln wesentlich in der Befürchtung, im Aufnahmeland eigene Lebensziele und
Zukunftsaussichten aufgeben zu müssen. Besonders deutlich wird dies bei höher qualifizierten Personen, deren individuelle Berufs- und Lebensziele häufig mit institutionellen Integrationsvorgaben kollidieren. Diese Ambivalenz wird im Beitrag anhand der Arbeitsmarktintegration analysiert. Zwei Fallbeispiele veranschaulichen, wie zwischen Schutz, individuellen Erwartungen und Integrationszielen Spannungen entstehen. Zuvor vermitteln wir einen kurzen Überblick über die Aufnahme- und Integrationsregime beider Länder.
Die Asyl- und Integrationssysteme in Norwegen und der Schweiz
Norwegens Aufnahme- und Integrationspolitik folgt einem zentralisierten Ansatz, der auf einer nationalen Strategie beruht und auf kommunaler Ebene implementiert wird. Dieser Ansatz ist in eine Gesellschaft eingebettet, die sich als egalitär und multikulturell versteht (Bendixsen et al., 2018) und wird – ähnlich wie in anderen nordischen Staaten – durch einen universalistisch ausgerichteten Wohlfahrtsstaat (Vike, 2018) und ein humanitäres Selbstbild (Tvedt, 2002) gestützt. Die Integrationspolitik ist weitgehend durch eine direkte Koordination zwischen nationalstaatlicher und kommunaler Ebene geprägt. Die mittlere Verwaltungsebene, die sogenannten Fylke (vergleichbar mit Schweizer Kantonen), spielt im Asylwesen eine stark untergeordnete Rolle. So existiert beispielsweise kein gesetzlich festgelegter Verteilschlüssel zur Aufnahme Geflüchteter. Stattdessen richtet die nationale Migrationsbehörde (Integrerings- og mangfoldsdirektoratet) jährlich Anfragen an die Kommunen, wie viele Personen sie aufzunehmen bereit sind. Auch die Finanzierung sowie konkrete Richtlinien zur Integrationspraxis werden unmittelbar zwischen Nationalstaat und Gemeinden auf der Grundlage des 2021 implementierten Gesetzes zur Integration (Integreringsloven) geregelt. Zentrales Instrument der norwegischen Integrationspraxis ist das Introduksjonsprogrammet (IP) – ein verpflichtendes nationales Programm für anerkannte Geflüchtete, das zwar auf kommunaler Ebene ausgestaltet, jedoch landesweit zentral erfasst wird. Es beinhaltet
Amir wollte in Oslo Wirtschaft studieren, scheiterte jedoch an fehlenden Zertifikaten. Heute arbeitet er als Paketlieferant, um seine Familie im Ausland zu unterstützen.
Sprachkurse, arbeitsmarktorientierte Massnahmen sowie eine sozialarbeiterische Begleitung und zielt hauptsächlich darauf ab, Personen möglichst rasch in Beschäftigung oder Ausbildung zu vermitteln. Während der Programmdauer von mindestens zwei Jahren erhalten Teilnehmende Wohnraum und finanzielle Unterstützung, die an Bedingungen wie Anwesenheit und aktive Teilnahme geknüpft ist. Diese Forderung weist auf das grundlegende Integrationsprinzip der «Rechte und Pflichten» (rett og plikt) hin. Es besagt, dass Geflüchtete auf bestimmte Unterstützungsleistungen Anspruch haben, zugleich zur aktiven Mitwirkung an ihrer Integration verpflichtet sind und bei Nicht-Erfüllung sanktioniert werden.
Die Asylpolitik der Schweiz ist in einem konservativen Sozialstaatsmodell eingebettet (Esping-Andersen, 1990), stützt sich aber ebenfalls auf ein humanitäres Selbstverständnis (Schweizerische Eidgenossenschaft, 2023). Ähnlich wie in Norwegen, werden Asylgesuche auch in der Schweiz zentral durch den Bund, nämlich durch das Staatssekretariat für Migration (SEM), bearbeitet. Spätestens mit Abschluss des Asylverfahrens liegt die Verantwortung für die Unterbringung von und die Fürsorge für anerkannte Geflüchtete und vorläufig aufgenommene Personen bei den Kantonen und im weiteren Verlauf bei den Gemeinden. Eine wichtige, und wiederum auf Bundesebene formulierte, Maxime der Schweizer Asylpolitik besteht darin, anerkannte Geflüchtete und vorläufig aufgenommene Personen in Arbeitsmarkt, Bildung und Gesellschaft zu integrieren. Sie
sollen dabei unterstützt werden, langfristig für sich selbst aufzukommen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Bund und Kantone haben dazu die Integrationsagenda Schweiz (IAS) erarbeitet. Sie umfasst die Förderung von Sprachkenntnissen, das Erlangen einer beruflichen Grundbildung, die erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt sowie die Vertrautheit mit Schweizerischen Lebensgewohnheiten (SEM, 2024).
Konkrete Massnahmen der Integrationsförderung sind auf der Ebene der Kantone verortet und werden in einem «Kantonalen Integrationsprogramm» (KIP) präzisiert. Dieses legt die Schwerpunkte und die entsprechenden Massnahmen auf kantonaler und kommunaler Ebene fest. Hierbei wird auf die Zusammenarbeit mit bestehenden Regelstrukturen gesetzt. Je nach Kanton und Wohnort können sich effektiv zur Verfügung stehende Angebote unterscheiden (SFH, 2025). In der Schweiz ist also das Recht auf Asyl direkt mit der Integrationsagenda verbunden, der eine sozialpolitische Aktivierungslogik im Sinne von «Fördern und Fordern» (Wicker, 2009) zugrunde liegt. Geflüchtete Menschen sollen ihre «Integrationsfähigkeit» unter Beweis zu stellen. Was ihre Arbeitsmarktintegration betrifft, sollen Geflüchtete sich motiviert, eigeninitiativ und leistungsbereit zeigen. Zudem werden sie angehalten, ihre eigenen beruflichen Wünsche an die Erfordernisse des Arbeitsmarktes anzupassen.
Auch wenn Norwegen und die Schweiz unterschiedliche Sozialstaatstypen repräsentieren, basiert die Asylpolitik beider Länder auf ähnlichen Prämissen. Das Ziel, die
▶ Integration Geflüchteter zu fördern, ist gesetzlich verankert. Es bildet den Schwerpunkt politischer Massnahmen, die einem positiven Asylentscheid oder einer vorläufigen Aufenthaltsbewilligung folgen. Während in Norwegen durch das IP ein einheitlicher Rahmen für kommunale Massnahmen vorgegeben ist, herrscht in der Schweiz durch die lokale Implementierung der KIP grössere Vielfalt. Unabhängig von diesen Spezifika, sind die Wirkungsziele der Massnahmen ähnlich. Aus unseren Daten geht weiterhin hervor, dass die Alltagserfahrungen Geflüchteter im jeweiligen Aufnahmekontext nicht nur stark durch bestehende Integrationserwartungen geprägt sind, sondern mit Ambivalenzen einhergehen. Tatsächlich werden Schutz und Sicherheit nicht als eindeutig empfunden. Um diese Ambivalenz und ihre Auswirkungen zu veranschaulichen, beleuchten wir im Folgenden exemplarisch die Erfahrungen im Bereich der Arbeitsmarktintegration zweier Forschungsteilnehmender.
Anhaltende Ambivalenz zwischen Sicherheit und Unsicherheit
Eman, ein syrischer Staatsbürger, kam über das Resettlement-Programm des UNHCR nach Norwegen. Damals war er 37 Jahre alt. Neun Monate nach seiner Ankunft zeigte er sich optimistisch: «Norwegen gibt mir viele Chancen.» Eman hatte in seiner Heimat ein Studium in Sales Management abgeschlossen und im Bereich Telekommunikation gearbeitet. Sein Ziel war es, in Norwegen beruflich wieder Fuss zu fassen und an seine bisherige Laufbahn anzuknüpfen.
Ein halbes Jahr später wirkte Eman ernüchtert. Zwar wurde ihm durch seinen Sozialarbeiter im Rahmen des IP ein Praktikum im Backoffice eines Elektronikhändlers vermittelt, jedoch war Eman damit nicht zufrieden: «Wir (Geflüchtete) leben von (der) Hoffnung, (…) neu anzufangen. Ich liebe Norwegen sehr. Ich möchte lange hierbleiben (…), aber jetzt muss ich wieder bei null anfangen. Sprache, Ausbildung, (…). Schritt für Schritt. Und das scheint normal zu sein. Ich muss geduldig sein.» Trotz
geäusserter Dankbarkeit für den gewährten Schutz mehrten sich Zeichen der Frustration. Das Praktikum entsprach weder seiner Ausbildung noch seiner langjährigen Erfahrung. «Ich kam mit 13 Jahren Berufserfahrung aus meinem Land. […] Ich bin nicht hierhergekommen, um Müll wegzuräumen», betonte Eman. Die zugewiesenen Aufgaben empfand er als abwertend, insbesondere weil ihm weniger Kompetenzen zugestanden wurden als Schülerpraktikant*innen im selben Unternehmen. Nach Abschluss seines Praktikums wurde Eman keine Anstellung, sondern lediglich eine Verlängerung des vom Staat finanzierten Praktikums vorgeschlagen. Dies lehnte er ab – in der Überzeugung, für eine reguläre Anstellung qualifiziert zu sein.
Nach mehreren erfolglosen Monaten der Arbeitssuche folgte ein weiteres Praktikum, diesmal bei einer ITFirma, erneut vermittelt durch den zuständigen Sozialarbeiter im Rahmen des IP. Auch hier zeigte sich Eman zunächst zuversichtlich, musste letztlich aber wieder eine Enttäuschung hinnehmen, als dem Praktikum keine Anstellung folgte. «Ich habe all diese Zeit verschwendet. Und jetzt verstehe ich die anderen Geflüchteten, die auch durch diese Praktika deprimiert sind. Die Praktika sind wie ein Kreis, ohne Fortschritt. Man beginnt einfach immer wieder von vorn.» Obwohl ihm ein weiteres Praktikum angeboten wurde, lehnte er dieses ab. Da nun aber das Ende des zweijährigen IPs bevorstand, verspürte Eman zunehmenden Handlungsdruck. Die drohende Abhängigkeit von regulärer Sozialhilfe empfand er als Belastung, insbesondere im Hinblick auf die Möglichkeit, eine permanente Aufenthaltsbewilligung zu erlangen. Gleichzeitig befürchtete er, dass sein fortschreitendes Alter seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt mindern werde und er letztlich permanent niedrigqualifizierten Tätigkeiten nachgehen müsse.
In Emans Erzählung verdichtet sich die Ambivalenz, die wir in unserem Projekt häufig feststellen konnten: Der rechtlich zugesicherte Schutz bietet Sicherheit vor Verfolgung und Perspektiven auf ein langfristiges Bleiberecht. Gleichzeitig bleibt der Alltag durch strukturelle Unsicherheiten geprägt – beruflicher Stillstand, prekäre Arbeitsbedingungen und das ständige Gefühl, unter Wert eingesetzt zu werden. Sicherheit und Unsicherheit sind in Emans Alltag untrennbar miteinander verwoben.
Ayse (38) floh 2014 zusammen mit ihrem Ehemann aus der Türkei in die Schweiz. Zunächst verbrachten sie mehrere Jahre im Durchgangszentrum, erhielten aber letztlich einen positiven Asylbescheid. Wie Eman in Norwegen erlebte auch Ayse den Zugang zum Schweizer Arbeitsmarkt als grosse Herausforderung, vor allem da sie keine Tätigkeit fand, die ihren Wünschen und Qualifikationen entsprach. Bevor Ayse in der Türkei aufgrund ihres regimekritischen Aktivismus inhaftiert wurde, hatte sie eine universitäre Ausbildung als Pflegefachfrau absolviert und umfangreiche Berufserfahrung in einem angesehenen, grossstädtischen Spital gesammelt.
Ayse möchte gerne ihren Beruf als Pflegefachfrau im Schweizer Gesundheitswesen ausüben, aber die zuständigen Behörden erkennen ihre Zertifikate nicht als gleichwertig an. Vom zuständigen Sozialdienst wurde sie kaum unterstützt, die nötigen Nachweise für eine
Anerkennung ihrer Qualifikation zu erwerben. Stattdessen wird Ayse wiederholt nahegelegt, einer Tätigkeit als Pflegeassistentin nachzugehen. Diese basiert aber nicht nur auf einer niedrigeren Qualifikation als der, die Ayse eigentlich hat, sondern bedeutet auch eine geringere Entlohnung. Ayse kommt der Aufforderung nach und arbeitet «auf Abruf, darf aber nicht die Tätigkeiten einer Pflegefachfrau übernehmen», sondern kann nur einfache Aufgaben übernehmen. Dies empfindet sie als «nicht okay, weil das ist nicht mein Beruf». Zugleich bemüht sie sich weiterhin darum, die nötigen Fortbildungen für eine Anerkennung ihrer eigentlichen Qualifikation zu absolvieren.
Durch den Kampf um berufliche Anerkennung hat Ayse «Zeit (…) und Energie verloren». Als Pflegeassistentin im Spital sagt Ayse: «Ich bin nie Teil einer Gruppe, ich bin immer die Fremde. (…) Erwachsene Geflüchtete sind draussen. Der Anreiz zum Nichts-Machen ist gross.» Ayse erfährt also wenig Unterstützung in ihrem Streben nach beruflicher Selbstverwirklichung. Sie würdigt den politischen Schutz des Schweizer Staates, erlebt ihren Alltag hier zugleich als erniedrigend. Abgesehen von Gefühlen der Frustration und Abwertung, bedeutet die Nichtanerkennung von Qualifikationen häufig auch wirtschaftliche Prekarität, denn die betroffenen Personen beziehen entweder Sozialleistungen oder gehen einer Tätigkeit im Niedriglohnsektor nach. Die daraus resultierenden finanziellen Engpässe bedeuten permanenten Stress im Alltag. Insbesondere den Bezug von Sozialhilfe erlebten Ayse und andere Forschungsteilnehmende als sehr problematisch. Zum einen haftet ihnen somit schnell ein Stigma an und zum anderen geht der Bezug von Sozialhilfe mit viel Kontrolle und Druck seitens der zuständigen Sozialdienste einher. Situationen wie die von Eman und Ayse sind nicht nur für die Betroffenen persönlich frustrierend, sondern können auch für die zuständigen Sozialdienste eine Herausforderung bedeuten, da ihnen in vielen Fällen die Möglichkeiten fehlen, ihre Klient*innen im Einklang mit deren Bedürfnissen zu unterstützen.
Fazit
Unsere Befunde zeigen, dass Personen, die in Norwegen und der Schweiz als Flüchtlinge anerkannt wurden, ihren Schutzstatus als wesentliche Grundlage für die Fortführung ihres Lebens wahrnehmen. Die meisten unserer Forschungsteilnehmenden betonten, dass das Leben in Norwegen und der Schweiz eine Erleichterung gegenüber den akuten Bedrohungen darstellt, die sie in ihren Herkunftsländern oder auf der Flucht erfahren haben. Der rechtliche Schutz ermöglicht den Menschen zudem, Wünsche und Erwartungen zu entwickeln, die unter Bedingungen grösserer Not oft unterdrückt bleiben (vgl. Appadurai, 2004). Die Wünsche und Erwartungen unserer Forschungsteilnehmenden beschränken sich selten auf das Verlangen, in physischer Unversehrtheit leben zu können. Vielmehr waren sie zukunftsorientiert und spiegeln das wider, was Sara Ahmed (2010) als das Streben nach einem erfüllten und glücklichen Leben beschreibt – einschliesslich sozialer und beruflicher Erfüllung sowie persönlicher Anerkennung.
Die Forschungsergebnisse unterstreichen, dass der Alltag Geflüchteter auch dann noch von Herausforderungen geprägt ist, wenn ihnen rechtlicher Schutz zugesprochen wurde. Asyl als Lebensumstand geht somit oft mit wesentlichen Belastungsfaktoren einher. Das Fürsorgesystem für anerkannte Geflüchtete ist direkt mit Integrationsprogrammen verbunden. Diese konzentrieren sich hauptsächlich auf den Spracherwerb und die Arbeitsmarktintegration. Obwohl es in diesen Bereichen zahlreiche Angebote gibt, sind diese oft nicht nur fördernd, sondern auch fordernd. Sie können Stress und Druck erzeugen. Die Beispiele von Ayse und Eman verdeutlichen: Rechtlicher Schutz schafft noch keine umfassende Sicherheit im Alltag. Um sie zu fördern, muss die Anerkennung weiter gefasst werden und auch persönliche Erfahrungen und Ziele sowie berufliche Qualifikationen mit einbeziehen. ▪
Literatur:
– Ahmed, S. (2010). The Promise of Happiness. Durham: Duke University Press. https://doi.org/10.2307/j.ctv125jkj2 – Appadurai, A. (2004). The Capacity to Aspire: Culture and the Terms of Recognition. In: A. Abraham, M. Walton, & V. Rao (Eds.), Culture and public action (pp. 59–85). Social Sciences.
– Bendixsen, S., Bringslid, M. B., & Vike, H. (Eds.). (2018). Egalitarianism in Scandinavia: Historical and Contemporary Perspectives Basingstoke: Palgrave Macmillan.
– EspingAndersen, G. (1990). The three worlds of welfare capitalism. Polity Press.
– Schweizerische Eidgenossenschaft. (2023, 11. Januar). Humanitäre Tradition. Schweizerische Eidgenossenschaft, About Switzerland. https://www.aboutswitzerland.eda.admin.ch/de/ humanitaeretradition
– SEM. (2024). Integrationsagenda Schweiz (IAS). Staatssekretariat für Migration. https://www.sem.admin.ch/sem/de/home/ integration einbuergerung/integrationsfoerderung/kantonaleprogramme/integrationsagenda.html
– SFH. (2025). Integration. Schweizerische Flüchtlingshilfe. https:// www.fluechtlingshilfe.ch/themen/asylinderschweiz/integration
– Tvedt, T. (2002). Verdensbilder og selvbilder: En humanitær stormakts intellektuelle historie. In: NFFO. Oslo: Universitetsforlaget. – Vike, H. (2018). Politics and Bureaucracy in the Norwegian Welfare State. An Anthropological Approach (1 st ed. 2018.). Cham: Springer International Publishing. https://doi.org/10.1007/9783319 641379
– Wicker, H.R. (2009). Die neue schweizerische Integrationspolitik. In: E. Piñeiro, I. Bopp, & G. Kreis (Eds.), Fördern und Fordern im Fokus. Leerstellen des Schweizerischen Integrationsdiskurses (pp. 23–47). Zürich: Seismo.
Dr. Carolin Fischer, Leiterin Themenfeld Caring Society carolin.fischer@bfh.ch … leitete das NationalfondsProjekt «Das Zusammenspiel von Schutz und Gewalt im Kontext von Flucht und Gewalt». Dafür begleitete sie ein Jahr lang Geflüchtete in der Schweiz, die den Flüchtlingsstatus oder subsidiären Schutz haben.
Dr. des. Manuel Insberg, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Institut Soziale und kulturelle Vielfalt manuel.insberg@bfh.ch … begleitete das obgenannte SNFProjekt als Doktorand. Für seine Dissertation «Lives in an Ambiguous Safe Haven» hat er anerkannte Geflüchtete in Oslo begleitet. Die Doktorarbeit schloss er im Herbst 2024 erfolgreich ab.
In der Forschungswerkstatt des Masters in Sozialer Arbeit untersuchten Studierende im Herbstsemester 2024 die Darstellung armutsbetroffener Elternschaft in der deutschen Reality-TV-Show «Armes Deutschland – Stempeln oder abrackern?».
Reality-TV erreicht Hunderttausende von Menschen – auch mit Formaten wie der Sozialreportage «Armes Deutschland – Stempeln oder abrackern?» des deutschen Privatfernsehsenders RTL II. Schon im Titel werden zwei Typen Armutsbetroffener – «Stempeln» und «Abrackern» – dichotomisch präsentiert. Dies kann ein stereotypes Bild von Armut in der Öffentlichkeit verstärken. Das ist auch für die Profession der Sozialen Arbeit wichtig, da sie Themen wie Armutsbetroffenheit innerhalb der in der Gesellschaft vorherrschenden Sicht bearbeiten muss. Deshalb wollten wir in unserem Semesterprojekt die Darstellung im Reality-TV genauer analysieren. Aufgrund der zugespitzten Debatte und der verbreiteten moralischen Vorstellungen legten wir den Fokus auf armutsbetroffene Elternschaft. Das Projekt hatte zum Ziel, einen konstruktiven Beitrag zu einem differenzierten, kritischen Diskurs über die Darstellung von Armut im Reality-TV mit Schwerpunkt auf Elternschaft zu leisten.
Unsere Forschungsgruppe hat sich vertieft mit einer Folge der Sendung «Armes Deutschland – Stempeln oder abrackern?» auseinandergesetzt. Die Episode «Schwanger!», von der knapp 19 Minuten Videomaterial analysiert wurden, legt den Fokus auf (werdende) Eltern und ist deshalb für unser Forschungsinteresse besonders relevant.
Reality-TV im Ethik-Check
Es zeigte sich schnell eine ethische Problematik, die für Professionelle der Sozialen Arbeit sowohl in der Praxis als auch in der Wissenschaft stets präsent ist: Wie kann über Betroffene gesprochen und geforscht werden, ohne eine oberflächliche beziehungsweise stereotype Kategorisierung zu reproduzieren und schlimmstenfalls zur Stigmatisierung beizutragen? In Bezug auf die Darstellung armutsbetroffener Elternschaft im Reality-TV
Im Modul «Forschungswerkstatt» haben die Studierenden die Möglichkeit, selbst gewählte und entwickelte Fragestellungen in einem spezifischen Themenfeld der Sozialen Arbeit zu vertiefen. Der thematische Aufhänger im Herbstsemester 2024 war «Armut und Prekarität in der Schweiz». Welche Aspekte in diesem Themenfeld mit welcher Methode erforscht werden, entschieden die Studierenden nach ihren Interessen. Im Rahmen des Moduls durchlaufen die Teilnehmenden einen (aus Zeitgründen) verkürzten, aber doch vollständigen Forschungsprozess: Von der Themenwahl über die Auswahl und Umsetzung passender Forschungsmethoden bis zur Präsentation der Ergebnisse und zur Reflexion des Prozesses. Dabei können auch noch nicht bekannte oder eingeübte Methoden erarbeitet und vertieft werden. Während der Durchführung besteht ein kontinuierlicher Austausch mit den Dozierenden des Moduls und mit den anderen Gruppen, die eigene Forschungsprojekte durchführen. Neben forschungstheoretischen Inputs wird im Plenum gemeinsam empirisches Material aus den verschiedenen Projekten analysiert. Schliesslich werden die Ergebnisse mit einem eigens erstellten, wissenschaftlichen Poster den anderen Modulteilnehmenden sowie weiteren Interessierten präsentiert.
Posterpräsentation:
Kathrin Cornu und Carmen Glaus
war dieses Dilemma besonders präsent, da RTL II seine Sozialreportagen grundsätzlich auf Klischees aufbaut und ganz bewusst Stereotypen inszeniert, um Aufmerksamkeit zu erregen. Diese Formate sollten nun untersucht werden, ohne Klischees zu reproduzieren. Ganz auflösen lässt sich die Problematik nicht, ihr wurde aber im Projekt durch reflektierte Kommunikation und sorgfältige Auswahl der Bilder möglichst entgegengewirkt. Es war dem Forschungsteam ein Anliegen, den Fokus auf die Darstellung des Themas durch RTL II zu legen und keinesfalls auf die armutsbetroffenen Eltern selbst.
«Schwarz-Weiss»-Modus
RTL II nutzt in seinen Reality-TV-Formaten unterschiedliche Elemente zur Darstellung. Es wird mit musikalischen und visuellen Effekten gearbeitet, um das Gezeigte zu unterstreichen und bei den Zuschauenden Emotionen zu erzeugen. So lässt beispielsweise ein dramatischer Tusch in der Musik, kombiniert mit dem «Schwarz-Weiss»-Modus, die Verkündung einer Schwangerschaft schockierend wirken. Dieser Eindruck bleibt, auch wenn die Protagonistin in der nächsten Sze -
ne erklärt, dass es sich um ein Wunschkind handelt. Auch durch andere narrative Elemente inszeniert RTL II gezielt: Zum Beispiel durch Untertitel wie «hat keinen Schulabschluss» werden die Protagonist*innen als ungebildet dargestellt. Zwei RTL-II-Stimmen führen durch die Sendung: Eine nachträglich aufgenommene Sprecherstimme ordnet die gezeigten Szenen ein und eine Kommentarstimme stellt den Protagonist*innen während des Drehs gezielte Fragen und macht Bemerkungen zu deren Handlungen. All diese Stilmittel werden eingesetzt, um die bereits im Titel angezeigte Gegenüberstellung der zwei Typen Armutsbetroffener, nämlich die, die «stempeln», und die, die sich «abrackern», dichotomisch mit starkem Kontrast zu inszenieren.
So wird «Abrackern» als «gut» dargestellt: Die Protagonist*innen dieses Typs sind im Niedriglohnsektor tätig oder aktiv auf Arbeitssuche – sie bemühen sich um eine Veränderung beziehungsweise arbeiten hart, um der Armut zu entkommen. Die vorgenommene Wertung beschränkt sich allerdings nicht auf die Arbeitsmoral, sondern scheint sich auch in stabilen Beziehungen und harmonischen Familienverhältnissen widerzuspiegeln.
Aula
Da Videoaufzeichnungen einer Reality-TV-Show für die Sozialforschung eine eher ungewöhnliche Form empirischen Materials sind, war eine Erweiterung der klassischen qualitativen Forschungsmethoden gefragt. Um die Kombination visueller und verbaler Daten zu erfassen und verwertbar zu machen, bot sich die Transkription nach der «visualverbal video analysis» (VVVA) von Fazeli et al. (2023) an. Das Videomaterial wurde mit dem leicht angepassten Raster verschriftlicht: Erfasst wurden die Elemente gesprochener Texte, Gesten und äusseres Auftreten, Screenshots, Szenenwechsel, Text auf dem Bildschirm, Ton (Musik), Emotionen der abgebildeten Personen und Emotionen im Forschungsteam. Da aus Kapazitätsgründen nur eine begrenzte Anzahl Szenen transkribiert und vertieft analysiert werden konnte, wurden auch wichtige Kontextinformationen ausserhalb dieser besprochenen Sequenzen festgehalten, damit sie für die weitere Analyse nicht verloren gingen.
Die so erstellten Transkripte wurden, angelehnt an die «Grounded Theory» von Strauss und Corbin (1996), codiert. Dabei wurden Verbales, Musik und Bildeffekte mit Codes versehen, die anschliessend zu Kategorien zusammengefasst wurden. Diese bildeten die Basis für die empirisch fundierten Ergebnisse, die im Laufe des Projekts erarbeitet wurden.
Im Kontrast dazu wird der Typ «Stempeln» dargestellt: Es scheint nicht nur der Arbeitswille zu fehlen und eine passive Lebensweise vorzuherrschen, sondern auch fehlende Bildungsabschlüsse, begangene Straftaten und problematische Beziehungsdynamiken werden in den Fokus gerückt.
Eltern «abstempeln»?
Bezüglich Elternschaft zieht sich die inszenierte Gegenüberstellung der zwei Typen weiter: Nach RTL II gibt es «gute» und «schlechte» Eltern, die analog zu den Kategorien «Stempeln» oder «Abrackern» dargestellt werden. Auf der einen Seite finden sich Eltern, die einen sehr fürsorglichen Umgang mit ihren Kindern pflegen. Auf der anderen Seite wird die fehlende (Fähigkeit zur) Übernahme von Verantwortung abgebildet. Obwohl beispielsweise auf beiden Seiten Protagonist*innen rauchen, gibt es nur beim Typ «Stempeln» Nahaufnahmen brennender Zigaretten und Nachfragen bezüglich gesundheitlicher Auswirkungen auf die Kinder. Schwangerschaften der Armutsbetroffenen stellt RTL II ausnahmslos als unerfreulich und dramatisch dar, unabhängig davon, ob die werdenden Eltern diese Ansicht teilen. Mit dieser inszenierten Gegenüberstellung in Bezug auf Elternschaft reproduziert Reality-TV normative Vorstellungen, die in der Gesellschaft vorherrschen: Kinder zu bekommen, ist nur mit genügend Ressourcen vertretbar und «sozial schwächere» Eltern sind unfähig, die notwendige Verantwortung zu übernehmen. Armutsbetroffenheit selbst hingegen wird, anders als der Titel «Armes Deutschland» vermuten lässt, kaum abgebildet oder thematisiert. Beim Typ «Abrackern» wird über knappe finanzielle Ressourcen und die Belastung, die damit einhergeht, zwar gesprochen, hervorge -
hoben werden aber eher die Gegenpole wie der gute Zusammenhalt in der Familie. Bei Protagonist*innen des Typs «Stempeln» wird das Thema Armut ganz ausgeklammert und der Schwerpunkt liegt ausschliesslich auf Themen wie den chaotischen persönliche Beziehungen und auf der schlecht erfüllten Vorbildfunktion für die Kinder. Armutsbetroffenheit steht also erstaunlicherweise nicht im Zentrum der Sendung. Durch diese verkürzte Darstellung wird dieses soziale Problem individualisiert, besonders beim Typ «Stempeln». Statt strukturelle Ursachen für Armut abzubilden oder ihre Auswirkungen auf das Verhalten armutsbetroffener Eltern zu zeigen, stellt RTL II problematische Familienstrukturen dar. Bei diesen hebt das Format hervor, wie die Protagonist*innen von normativen gesellschaftlichen Erwartungen abweichen, und arrangiert dies als zentrale Stigmen.
Um das von Stereotypen geprägte Bild armutsbetroffener Elternschaft zu verändern, braucht es eine mehrdimensionale Darstellung: Ihre Lebenssituation soll angemessen und in ihrer Komplexität dargestellt werden. Die benötigte Repräsentation soll geschaffen werden. Soziale Arbeit kann – im Gegensatz zum untersuchten RealityTV – dazu durch zusätzliche Forschung zum Thema und durch die Förderung der Medienkompetenzen der Fachpersonen, ihrer Klient*innen sowie der Bevölkerung beitragen. Zugleich soll Armut als Problem sozialer Ungleichheit und Folge gesellschaftlicher Strukturen thematisiert werden. ▪
Literatur:
– Fazeli, Sahar, Sabetti, Judith & Ferrari, Manuela. (2023). Performing Qualitative Content Analysis of Video Data in Social Sciences and Medicine: The VisualVerbal Video Analysis Method. International Journal of Qualitative Methods, 22, 1–17. https://doi. org/10.1177/16094069231185452
– Strauss, Anselm & Corbin, Juliet. (1996). Grounded Theory: Grundlagen Qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz Psychologie Verlags Union.
Kathrin Cornu, Studentin Master Soziale Arbeit kathrin.cornu@stud.hslu.ch
… interessiert sich für den Einfluss von Sprache und medial vermittelten Narrative auf die gesellschaftliche Realität und den Kontext der Sozialen Arbeit.
Anna Dietsche, Studentin Master Soziale Arbeit anna.dietsche@students.bfh.ch …. setzt sich ein für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sowohl in städtischen als auch in ländlichen Räumen. Partizipation in der Stadt und Quartierentwicklung sind die Schwerpunkte der soziokulturellen Animatorin.
Carmen Glaus, Studentin Master Soziale Arbeit carmen.glaus@stud.hslu.ch
… beschäftigt sich mit der Rolle medialer Darstellungen bei Stigmatisierung, deren Einfluss auf politische Diskurse und den Handlungsmöglichkeiten der Sozialen Arbeit.
Céline Mathieu, Studentin Master Soziale Arbeit celine.mathieu@students.bfh.ch
… ist Gruppenleiterin in einer Tagesstätte für Menschen mit Behinderungen und amtet als Gemeinderätin in den Ressorts UnterrichtswesenBildung, Soziale Wohlfahrt und Gesundheit.
Gastbeitrag
Hannah Sutter ist seit Anfang 2024 CoProjektleiterin der Host City Bern für die FussballEuropameisterschaften der Frauen (EM), die im Juli in der Schweiz stattfinden. In dieser Funktion sorgt sie auch dafür, dass die EM längerfristig einen Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter leistet. Sutter ist Juristin und arbeitete als Anwältin in renommierten internationalen Kanzleien. Sie ist Mutter zweier Töchter.
Seelsorge anbieten und Menschen empfangen, die an unserer Haustüre klingelten auf der Suche nach etwas zu essen oder sonstiger Unterstützung – als Pfarrerstochter hat mich soziale Arbeit von klein auf begleitet. Doch was bedeutet sie im Zusammenhang mit meiner aktuellen Funktion?
Wenn ich den Begriff «sozial (Adj.)» in meinem alten Duden nachschlage, finde ich folgende Erklärungen: «a) die menschliche Gesellschaft betreffend (…)». Als Beispiele folgen: «… fordert soziale Gerechtigkeit» und «Frauen sind sozial benachteiligt (…)». Mein Duden ist von 1985 und spiegelt die damaligen Verhältnisse wider: Seit 14 Jahren konnten Frauen in der Schweiz abstimmen, wobei Appenzell Innerrhoden als letzter Kanton bekanntlich erst 1990 auf Druck des Bundesgerichts nachzog. Bis Ende 1987 durfte eine Ehefrau kein eigenes Bankkonto eröffnen und ohne Erlaubnis ihres Ehemannes keiner Erwerbsarbeit nachgehen. Auch das Fussballspielen war Mädchen und Frauen in der Schweiz bis 1970 faktisch untersagt, da nur männliche Spieler beim Schweizerischen Fussballverband (SFV) eine Lizenz beantragen konnten.
In den letzten Jahrzehnten hat sich glücklicherweise einiges getan, wenn auch nicht in allen Bereichen gleich schnell. 2025 findet in der Schweiz die Fussball-Europameisterschaft der Frauen, der grösste frauenspezifische Sportanlass in Europa, statt. In den Stadien werden insgesamt rund 700000 und am Fernseher über eine halbe Milliarde Zuschauende erwartet. Vier Spiele werden im Berner Stadion Wankdorf ausgetragen.
Ich darf für Bern die Gesamtprojektleitung der UEFA Women’s EURO 2025 mitverantworten und spüre, dass da etwas in Bewegung ist, das nicht mehr aufzuhalten ist. Frauenfussball hat in den letzten Jahren weltweit enorm an Popularität gewonnen, sowohl bei den Spielerinnen
Die Kolumne bietet Menschen, die uns aufgefallen sind, Fachfremden sowie Vertreter*innen der Sozialen Arbeit eine Carte blanche und öffnet den Blick für das, was sie mit Sozialer Arbeit verbinden oder was an ihrer Arbeit sozial ist.
als auch bei den Zuschauenden, und ist inzwischen eine der am schnellsten wachsenden Sportarten weltweit. Auch in der Schweiz ist dieser Trend deutlich spürbar. So hat sich die Zahl der lizenzierten Spielerinnen in den letzten fünf Jahren von 25000 auf rund 45000 erhöht. Mit der Heim-EM wird sich dieser Trend weiter verstärken.
Auch wenn der Trend in die richtige Richtung zeigt, sind die Herausforderungen gross: Es fehlt nicht nur an Fussballfeldern, sondern auch an Trainerinnen, Schiedsrichterinnen und Funktionärinnen, um den Boom im Mädchen- und Frauenfussball aufzufangen. Auch bei der Sichtbarkeit gibt es viel Luft nach oben. So zeigt eine Studie aus dem Jahr 2015, dass 54 Prozent der Jungen, aber nur fünf Prozent der Mädchen ein sportliches Vorbild haben. Gemäss einer Untersuchung des Schweizerischen Verbands der Sportjournalisten (SVS) aus dem Jahr 2019 liegt der Anteil der Berichterstattung über Frauen im Sport in den Schweizer Medien bei etwa zehn Prozent.
Die EURO 25 ist eine einzigartige Chance für Bern, die gesamte Region und die ganze Schweiz, um in diesen Bereichen einen grossen Schritt vorwärtszumachen. Eines der Hauptziele der Host City Bern ist es, mit der UEFA Women’s EURO 2025 den Mädchen und Frauen im Fussball, im Sport und allgemein in der Gesellschaft einen substanziellen und nachhaltigen Schub zu verleihen. Dadurch wollen wir den Selbstwert und das Selbstverständnis von Mädchen und Frauen im Sport und die Gesellschaft als Ganzes stärken. Dafür arbeiten wir eng mit dem SFV, dem regionalen Fussballverband Bern/Jura (FVBJ), lokalen Fussballvereinen, dem Kanton Bern, der Stadt Thun und den übrigen Host Cities zusammen und setzen umfangreiche Legacy-Massnahmen um.
Mit Lia Wälti, Captain der Schweizer Nati, konnten wir eine Botschafterin für die Host City Bern gewinnen, die ein wunderbares Vorbild ist. Den FVBJ unterstützen wir unter anderem mit Vereinsworkshops zur Sensibilisierung rund um die Themen Schiedsrichterinnen, Trainerinnen, Funktionärinnen, Spielerinnen und Frauen im Verein und bei der Produktion kurzer Videos zum Thema Vorbilder. Das Sportamt der Stadt Bern hat mehrere neue Girls-only-Angebote geschaffen und unterstützt das Projekt Sportheldinnen von IdéeSport, das Mädchen und Frauen zu mehr Bewegung motivieren will. Die Vielfalt unserer Legacy-Massnahmen und die Vielzahl der für ihre Umsetzung notwendigen Akteur*innen zeigt, dass es, um sportlich und gesellschaftlich etwas bewegen zu können, nicht nur diejenigen auf dem Platz, sondern auch die neben dem Platz braucht. Auch das ist meines Erachtens soziale Arbeit. ▪
Regula Guggisberg
Was ich mag: Bewegung im Wasser und in der Natur, tanzen, Fine Dining
Was ich nicht mag: Unzuverlässigkeit, Peperoni, Ungerechtigkeit, Ignoranz, grosse Menschenmassen
Nach zwanzig Jahren als Projektcontrollerin am Departement Wirtschaft der BFH arbeitet Regula Guggisberg seit Mitte Januar 2025 in gleicher Funktion an unserem Departement. Sie unterstützt und berät die Forschenden bei Drittmittelanträgen für grössere Projekte – vor allem bezüglich Budgetierung. Weitere Aufgaben sind die Ressourcenplanung und das Projektcontrolling von SNF und InnosuisseProjekten sowie die Mitarbeit in der Forschungsadministration.
Pascal Engler
Was ich mag: Wiener Schnitzel, Bier und Billard, reisen mit meiner Familie
Was ich nicht mag: lauwarmes Bier, als Politiker verkleidete Milliardäre, ausschlafen
Pascal Engler ist seit Februar 2025 CoStudiengangsleiter des Bachelors in Sozialer Arbeit. Er hat Sozialarbeit an der Universität Fribourg studiert und sammelte über mehrere Jahre hinweg Erfahrung in verschiedenen Bereichen der Sozialen Arbeit. Von 2007 bis 2019 war er in unterschiedlichen Funktionen an der BFH tätig, bevor er zur Hochschule für Soziale Arbeit FHNW wechselte. Dort verantwortete er unter anderem die Weiterbildungen im Bereich der Praxisausbildung. Im Jahr 2022 promovierte er am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Bern.
Die BFH – bald Ihre Arbeitgeberin? Interessante Jobs finden Sie
Die Edition Soziothek publiziert sozialwissenschaftliche Studien, Forschungsarbeiten sowie Bachelor- und Master-Thesen, die als «sehr gut» oder «hervorragend» beurteilt wurden. Die meisten Publikationen stehen zum kostenlosen Download zur Verfügung. www.soziothek.ch
Die Bibliothek am Departement Soziale Arbeit ist eine wissenschaftliche Spezialbibliothek. Das Angebot umfasst Bücher, DVDs, Zeitschriften, Datenbanken, E-Journals und E-Books. Die Bibliothek ist öffentlich.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 8.00 bis 17.30 Uhr Hallerstrasse 8, 3012 Bern bfh.ch/sozialearbeit/bibliothek
Informiert bleiben!
Verkürzen Sie sich die Zeit zwischen den «impuls»Ausgaben:
Lesen Sie über Forschung, spannende Veranstaltungen und Neuigkeiten aus Ihren Berufsfeldern. Abonnieren Sie den den zehnmal jährlich erscheinenden Newsletter des Departements: bfh.ch/sozialearbeit/ newsletter
Im BFH-Blog knotenmaschen.ch finden Sie noch mehr interessante Forschungsthemen der sozialen Sicherheit. Mit einem Abo werden Sie regelmässig über neue Beiträge im Blog informiert.
Folgen Sie uns auf LinkedIn, um aktuelle Informationen zu den Aktivitäten am Departement zu erhalten: linkedin.com/showcase/bfhsozialearbeit
Werden Sie Mitglied im Verein Alumni BFH Soziale Arbeit! Wir laden Sie zu interessanten Veranstaltungen ein.
alumnisozialearbeit.bfh.ch
Die Arbeit auf dem Sozialdienst ergibt Sinn, ist abwechslungsreich und anspruchsvoll. Dennoch ist die Fluktuation hoch und manch eine Fachkraft steigt nach wenigen Jahren ganz aus dem Berufsfeld aus. Was können Führungskräfte und Teams dagegen tun? Der Blick in die Fachliteratur zeigt auf, welche Massnahmen sie ergreifen können, um den Prozess mitzugestalten.
Der Fachkräftemangel betrifft den Sozialbereich erheblich. Besonders Sozialdienste, die auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen sind, haben Schwierigkeiten, Stellen zu besetzen, und kämpfen mit einer teilweise hohen Fluktuation (Amberg et al., 2025; Aeschlimann, 2018).
Diese Entwicklung ist langfristig weder für die verbleibenden Berufsleute noch für die Institutionen tragbar. Eine schnelle Verbesserung der Situation ist nicht in Sicht. Dennoch können Vorgesetzte und Teams Massnahmen ergreifen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Kündigungsgründe
Sozialarbeitende auf dem Sozialdienst leisten einen wichtigen Beitrag zur Stabilität der Gesellschaft. Sie unterstützen vulnerable Personen finanziell und mittels Integrationsmassnahmen. Doch warum verlassen viele Fachkräfte den Beruf? Befragungen zeigen, dass die Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten oft nicht im Mittelpunkt stehen. Stattdessen dominiert der Fokus auf Finanzen, was sich wiederum in hohem Arbeitsdruck und oft unzureichender Personalausstattung widerspiegelt (Huber & Giger, 2022; Flückiger & Gehrlach, 2022). Langfristig resignieren die Mitarbeitenden und verlassen die Organisation (Amberg et al., 2025). Die ohnehin schon grosse Last muss dann auf die verbleibenden Mit-
arbeitenden verteilt werden, denn oft ist es schwierig und aufwändig, neue Sozialarbeitende zu rekrutieren und sie einzuarbeiten.
Dazu kommt, dass Sozialdienste an sich schon besonderen strukturellen Herausforderungen unterliegen: Die Sozialarbeitenden müssen zwischen den Bedürfnissen der Klient*innen, den fachlichen Möglichkeiten, den Interessen der Organisation und den staatlichen Vorgaben vermitteln. Gleichzeitig bewegen sie sich bei der Zusammenarbeit mit den Klient*innen in einem Spannungsfeld von Unterstützung und Kontrolle (Pamme & Merchel, 2014). Eine erfolgreiche Zusammenarbeit setzt jedoch ein stabiles, kooperativ funktionierendes Arbeitsbündnis zwischen den Klient*innen und den Sozialarbeitenden voraus. Nur auf einer stabilen Basis können Schritte ausgehandelt werden, die professionell vertretbar und zur Lebenswelt der Klient*innen passen, auch wenn sie nicht immer direkt deren Erwartungen entsprechen.
Als weitere Kündigungsgründe werden mangelnde fachliche Unterstützung und fehlende Rückendeckung durch Vorgesetzte genannt. Dysfunktionale Kulturen, insbesondere in Bezug auf den Umgang mit Fehlern, Umstrukturierungen, Gesetzesänderungen oder aufwändigen (Digitalisierungs-)Projekten, erschweren den Arbeitsalltag (Flückiger & Gehrlach, 2022). Lange Ent-
scheidungswege und starre Hierarchien schränken die Mitwirkungsmöglichkeiten ein. Sowohl Berufseinsteigende wie auch Arbeitgebende beklagen, dass das Studium nur unzureichend auf die Praxis vorbereite. Eingeschränkte Weiterbildungsmöglichkeiten und eine eher geringe gesellschaftliche Anerkennung verstärken die Fluktuation zusätzlich (Huber & Giger, 2022).
Wie können Sozialdienste ihre Mitarbeitenden so unterstützen, dass sich diese Fluktuationsgründe relativieren? Wie können sie grundlegend gute Verhältnisse im Sinne «guter Arbeitsplätze» schaffen? Entwicklungsmassnahmen lassen sich auf drei Ebenen ansiedeln.
Ganzheitliche Tätigkeiten fördern
Erstens steigert sich das Wirksamkeitsempfinden der Mitarbeitenden, wenn sie ganzheitliche Tätigkeiten ausführen (vgl. Bradke & Melzer, 2016; Mustapha, 2020). Eine Zergliederung der Arbeit in isolierte Einzelschritte sollte vermieden werden, da dies den Blick für das Gesamtbild erschwert und fragmentierte Arbeit sinnentleert erscheint. Ganzheitliche Tätigkeiten bieten Gestaltungsspielräume bezüglich des Tempos, der Abfolge und der Inhalte. Die individuellen Fähigkeiten der Mitarbeitenden werden berücksichtigt. Sie können autonom handeln und sind weder permanent über- noch unterfordert. Zudem sind sie sich ihrer Verantwortung für das Arbeitsergebnis bewusst. Idealerweise umfassen solche Tätigkeiten schöpferische und routinemässige geistige Prozesse und erfordern Kooperation sowie Kommunikation mit Kolleg*innen.
Ein psychisch sicheres Umfeld schaffen
Zweitens benötigen Mitarbeitende psychische Sicherheit, die es erlaubt, Vertrauen zu entwickeln, sich in der Organisation ganz offen zu beteiligen und damit auch gewisse Risiken einzugehen (Edmondson, 1999; Edmondson, 2018). In einem solchen Umfeld trauen sich Mitarbeitende, unkonventionelle Ideen zu äussern, Kritik zu üben und Fehler anzusprechen, ohne mit Ablehnung und Sanktionen rechnen zu müssen. Vorgesetzte und Teams können dazu beitragen, eine Kultur des offenen Austauschs und der Wertschätzung zu pflegen. Sie können einander vermitteln, dass man «zwischenmenschliche Risiken» eingehen kann, ohne dass Konsequenzen drohen. Dies fördert gemeinsames Lernen und ermöglicht notwendige Innovationen, um als Organisation in einem sich schnell wandelnden Umfeld bestehen zu können.
Fehlt eine solche Kultur, vermeiden es Mitarbeitende aus Angst, Probleme anzusprechen. In der Folge nimmt der Stress zu. Dies beeinträchtigt das Selbstwertgefühl und kann zu gesundheitlichen Problemen und Ausfällen führen.
Gesund bleiben
Drittens dürfte der von Aaron Antonovsky (1923–1994) beschriebene salutogenetische Ansatz die Mitarbeitenden in herausfordernden Situationen unterstützen. Es geht darum, Ressourcen zu aktivieren, um im Privatleben und am Arbeitsplatz gesund zu bleiben.
Der Medizinsoziologe Antonovsky stellte fest, dass Menschen Belastungen unterschiedlich wahrnehmen
Eine offene Betriebskultur hilft, gemeinsam turbulente Zeiten zu überstehen.
und verschiedene Ressourcen zur Bewältigung in der Hand halten (Antonovsky, 1997; Faltermaier, 2023). Entscheidend ist das Kohärenzgefühl, das beschreibt, inwieweit jemand Situationen in seinem Leben als verstehbar, bewältigbar und sinnbehaftet empfindet.
Menschen mit einem hohen Kohärenzempfinden können schwierige Situationen einordnen, weil sie das Leben für verstehbar und kognitiv erklärbar halten, statt nur als chaotisch und bedrohlich empfinden. Sie sind zuversichtlich, dass die Anforderungen und Belastungen im Laufe des Lebens im Wesentlichen zu bewältigen sind. Damit wird das Leben gestalt- und steuerbar. Darüber hinaus erachten sie das eigene Leben als sinnvoll und sind sicher, dass die Anforderungen es wert sind, Energie in deren Bewältigung zu investieren (Faltermaier, 2023).
Gute Arbeitsplätze reflektieren und mobilisieren diesen Ansatz für den betrieblichen Umgang mit Herausforderungen und Stressoren.
Fazit und Empfehlungen
Betriebe können Erkenntnisse aus der Forschung nutzen, um gute Arbeitsplätze zu schaffen. Massnahmen auf den drei genannten Ebenen tragen dazu bei, dass einige der beschriebenen Kündigungsgründe gar nicht erst entstehen. Falls sich dies aus verschiedenen Gründen nicht vermeiden lässt, können Stressoren durch Unterstützung abgemildert werden. Angebote wie Unterstützung, Verständnis, Reflexionsgespräche, Weiterbildung oder Supervision helfen beispielsweise, belastende Situationen zu entschärfen und die Zufriedenheit im Beruf zu erhöhen. ▪
Literatur:
– Amberg, H., Rickenbacher, J., Müller, F., Mariéthoz, S. & Brun, N. (2024). Fachkräftestudie im Sozialbereich. Bericht zuhanden des Schweizerischen Dachverbands für die Berufsbildung im Sozialbereich SAVOIRSOCIAL und der Konferenz der Fachhochschulen für Soziale Arbeit Schweiz SASSA. Luzern: Interface Politikstudien Forschung Beratung.
– Aeschlimann, B. et al. (2018). Abgewandert aus dem Sozialbereich: Ergebnisbericht. Teil der Studie zu den Ausbildungs und Erwerbsverläufen von verschiedenen Berufsgruppen der Sozialen Arbeit in ausgewählten Berufsfeldern des Sozialbereiche. OBS EBH. Abgerufen von https:// www.savoirsocial.ch/s01/Dokumente/Organisation/Studien/Laufbahnstudie_Teil_3_Berufsabgewanderte_D.pdf.
– Antonovsky, A. (1997): Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit Deutsche Herausgabe von Alexa Franke. Tübingen: dgvtVerlag.
– Bradtke, E. & Melzer, M. (2016). Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt – Vollständigkeit. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Abgerufen von https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Berichte/F23531c
– Edmondson A. C. (1999). Psychological safety and learning behavior in work teams. In: Administrative Science Quarterly, 44, 350–383. http:// dx.doi.org/10.2307/2666999
– Edmondson, A. C. (2018). The fearless Organization: Creating Safety in the Workplace for learning, Innovation and Growth. John Wiley & Sons.
– Faltermaier, T. (2023). Salutogenese. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg, Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi. org/10.17623/BZGA:Q4i1043.0
– Flückiger, D. & Gehrlach, C. (2023). Wie kommunale Sozialdienste in die Zukunft geführt werden könnten. In: impuls Magazin des Departements Soziale Arbeit 3/23, S. 25–27. Berner Fachhochschule BFH, Soziale Arbeit.
– Mustapha, V. (2020). Eine ganzheitliche Arbeitsanalyse, -bewertung und -gestaltung mit dem Leitbild der «vollständigen Tätigkeit». Eine Konstruktanalyse und Vorgehensentwicklung. Dissertation. Halle und Wittenberg: MartinLutherUniversität.
Zehn Empfehlungen für ein gutes Arbeitsumfeld auf Sozialdiensten:
1. Bieten Sie als Vorgesetzte*r Unterstützung: Reflektieren Sie die Situationen der Ihnen unterstellten Mitarbeitenden und erkennen Sie diese an. Unterstützen Sie die Mitarbeitenden beim Lösen von Konflikten und in ihrer Arbeitsorganisation. Vermitteln Sie Rückhalt und Sicherheit. Steuern Sie ChangeVorhaben aktiv und umschauend. Schaffen Sie agile Gefässe, in denen neue Formen ausprobiert und Innovationen realisiert werden können.
2. Fördern Sie die gegenseitige Unterstützung unter Kolleg*innen und den Zusammenhalt in den Teams. Schaffen Sie Raum, um gegenseitige Wertschätzung auszudrücken.
3. Gestalten Sie möglichst ganzheitliche Tätigkeiten. Dezentralisieren Sie Verantwortung. Beziehen Sie gut qualifizierte Mitarbeitende in Entscheide mit ein und sorgen Sie dafür, dass diese an geeigneter Stelle eingesetzt werden.
4. Handeln Sie präventiv und nicht reaktiv! Beachten Sie Stressoren als Risiken. Gehen Sie aktiv mit Auslastung und Überforderung um. Beobachten Sie und reagieren Sie frühzeitig. Etablieren Sie ein aktives und flexibles Ressourcenmanagement. Denken Sie an die potenzielle Kaskade, die durch den Ausfall einer Person entstehen kann.
5. Entwickeln Sie aktiv eine Fehler- und Lernkultur. Handeln Sie nach dem Prinzip, zuerst organisationale Schwächen zu bearbeiten und diese zu eliminieren. Bieten Sie bei Fehlern und kritischen Zwischenfällen Rückhalt.
6. Reflektieren Sie zusammen mit den Mitarbeitenden das organisationsspezifische Umfeld, Ihre Organisation und die zu bearbeitenden Fälle. Helfen Sie, vergangene Geschehnisse und zukünftige Entwicklungen einzuordnen. Schaffen Sie eine Kultur der psychischen Sicherheit. Unterstützen Sie die Mitarbeitenden darin, ihr Kohärenzgefühl für die Bewältigung schwieriger Situationen zu aktivieren.
7. Entwickeln Sie ein Wissensmanagement, um kollektives, insbesondere auch implizites Wissen festzuhalten.
8. Stellen Sie eine gute Arbeitsinfrastruktur sicher.
9. Tragen Sie dazu bei, dass sich die Attraktivität des Berufsfelds erhöht und die Leistungen der Sozialen Arbeit anerkannt werden.
10. Reduzieren Sie den «Praxisschock» neuer Mitarbeitender. Schaffen Sie attraktive Entwicklungsmöglichkeiten und ermöglichen Sie treuen Mitarbeitenden «Expertentum».
Prof. Dr. Christoph Gehrlach, Leiter Institut Organisation und Sozialmanagement christoph.gehrlach@bfh.ch … ist verantwortlich für angewandte Forschungs und Entwicklungsprojekte im Sozial und Gesundheitsbereich und unterrichtet im Master Soziale Arbeit das Modul «In Führung gehen».
Skizzen
Datenbasierte Prognosen für die Sozialhilfe
Der längere Bezug von Sozialhilfe hängt mit schlechter Gesundheit und dem Verlust beruflicher Fähigkeiten zusammen und verursacht hohe öffentliche Ausgaben. Unterstützende Massnahmen, wie eine Weiterbildung, die Vermittlung an weitere Unterstützungsleistende, zum Beispiel im Bereich Gesundheit, oder eine Begleitung bei der Stellensuche können den Langzeitbezug verhindern, sofern sie gezielt erfolgen. Sozialarbeitende stehen damit vor der Herausforderung, gefährdete Menschen frühzeitig zu erkennen. Die BFH entwickelt in einem neuen Projekt Modelle, um die Dauer des Bezugs von Sozialhilfe und die Gründe für einen Austritt vorhersagen zu können. Das Ziel ist also, präzise, unvoreingenommene und praktische Modelle für die Prognose zu entwickeln. Dabei werden verknüpfte Registerdaten und fortschrittliche maschinelle Lernmethoden genutzt. Das Projekt wird im Rahmen von SPARK gefördert, einem Instrument des Schweizerischen Nationalfonds für unkonventionelle Forschungsprojekte.
Kontakt:
Prof. Dr. Dorian Kessler, Institut Organisation und Sozialmanagement bfh.ch/de/doriankessler
Nachhaltige Baukultur im Kontext von Flucht
Diese Studie konzentriert sich auf Kollektivunterkünfte für geflüchtete Menschen in der Schweiz. Obwohl diese Einrichtungen offiziell als Übergangslösungen gelten, beherbergen sie ihre Bewohnenden oft über längere Zeit. Dies hat negative Auswirkung auf die Bewohnenden, die Nachbarschaft und den sozialen Zusammenhalt. Die genutzte bauliche Infrastruktur steht in deutlichem Gegensatz zu den Zielen einer nachhaltigen, hochwertigen Baukultur, wie sie das Bundesamt für Kultur definiert: Demnach bringt diese die «Menschen zusammen (…) und (fördert) den sozialen Zusammenhalt (…)». Das Projekt wird im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 81 (NFP 81 Baukultur) gefördert. Es befasst sich mit der Planung und dem Bau von Kollektivunterkünften in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. In Zusammenarbeit mit Praxispartner*innen und relevanten Interessengruppen werden Erkenntnisse gewonnen, um eine Grundlage zu schaffen und eine soziale, ökologische und ökonomisch nachhaltige Baukultur im Kontext von Flucht zu fördern.
Kontakt:
Prof. Dr. Eveline Ammann Dula, Institut Soziale und kulturelle Vielfalt bfh.ch/de/evelineammanndula
Literatur:
Bundesamt für Kultur. (2018). Erklärung von Davos und Davos Baukultur Prozess. Abgerufen von https://www.bak.admin.ch/bak/de/ home/baukultur/konzeptbaukultur/erklaerungvondavosunddavosprozess.html
Peerarbeit in der Armutsbekämpfung und -prävention
Knapp zwei Millionen Menschen gelten in der Schweiz als armutsbetroffen oder gefährdet. Viele von ihnen nehmen keine Sozialleistungen in Anspruch. Oft leiden sie wegen ihrer Situation unter Gesundheitsproblemen. Der Zugang zu Unterstützung wäre wichtig, damit sich die Situation dieser Menschen nicht verschlechtert. Ein neues Projekt, das vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert wird, untersucht nun, ob PeerArbeit mit Personen, die kürzlich selbst eine ähnliche Situation erlebt haben, eine Unterstützungsform sein kann, um das Wohlbefinden Betroffener zu steigern und den Zugang zu Unterstützungsangeboten und Leistungen zu verbessern.
Im Projekt POPCORN entwickeln armutserfahrene Personen, Fachpersonen der Sozialen Arbeit und ein Forschungsteam der BFH massgeschneidert für die Städte Bern, Biel und Neuenburg ein PeerArbeitskonzept. Die Konzepte werden anschliessend in den drei genannten Städten eingeführt. Die Forschenden untersuchen mit quantitativen und qualitativen Methoden, wie sich die PeerArbeit auf die Nutzung von Unterstützungsangeboten und auf das Wohlbefinden der Betroffenen auswirkt.
Kontakt:
Prof. Dr. Emanuela Chiapparini, Institut Kindheit, Jugend und Familie bfh.ch/de/emanuelachiapparini
Für den (Wieder-)Einstieg in die Arbeitswelt brauchen Sozialhilfebeziehende nicht nur Fachkompetenzen. Oft müssen sie davor auch Soft Skills erwerben. Diese können mit kreativen Ansätzen gefördert werden. Die Fachstelle Arbeitsintegration der Stadt Thun realisierte deshalb mit Teilnehmenden ein Theaterprojekt, das von der BFH evaluiert wurde.
Im letzten Herbst wurden in der Werkstatt der Fachstelle Arbeitsintegration (FAI) der Stadt Thun nicht nur Holz und Metall verarbeitet, sondern eine Theatergruppe nutzte den Ort als Probe- und Aufführungslokal. Vier Teilnehmende und zwei Fachpersonen der FAI erarbeiteten unter Anleitung eines Theaterpädagogen gemeinsam ein Theaterstück. Es wurde unter dem Titel «Hüser si Hüser» im Dezember 2024 vor sechzig Zuschauer*innen aufgeführt und schaffte es, das Publikum zu berühren. Das Projekt wollte bei den Teilnehmenden einen Prozess auslösen: Sie sollten sich selbst besser kennenlernen und die Möglichkeit haben, sich in einer Gruppe unter Beweis zu stellen. Dies sind relevante Kompetenzen auf dem Weg zu einer Lehr- oder Arbeitsstelle.
Innovative Ansätze sind gefragt
Die Fachwelt betont die Notwendigkeit von Investitionen in die soziale Integration, in die Befähigung und Motivation erwerbsloser Personen – insbesondere bei komplexen Fällen und für jüngere Personen, die sich aus unterschiedlichen Gründen gegen eine leistungsorientierte Integrationslogik sträuben (Neuenschwander et al., 2022). Die Angebote sollen dabei die Individualität der Betroffenen stärker berücksichtigen und auf ihren Voraussetzungen und Potenzialen aufbauen. Dieser Paradigmenwechsel rückt Pflichten und Sanktionierung in den Hintergrund. Stattdessen werden je nach Arbeitsmarktfähigkeit und Motivation der Teilnehmenden unterschiedliche Ziele und Massnahmen definiert, um mass -
Werkstatt
▶
geschneiderte Angebote zu finden (Schlup et al., 2020)
Im Kanton Bern sind Angebote der sozialen Integration in der Regel im System der Beschäftigungs- und Integrationsangebote der Sozialhilfe (BIAS) angesiedelt. Sie richten sich an eine diverse Klientel mit unterschiedlichem Bildungsgrad und sozialen, körperlichen oder psychischen Belastungen. Der Innovationsbedarf in diesem Bereich ist gross, zumal aus sozialpolitischer und sozialarbeiterischer Sicht den unterschiedlichen Ressourcen und Problemlagen der Teilnehmenden Rechnung getragen werden sollte. Bei der Innovation dieser Angebote spielen Ansätze, bei denen ein Antritt einer Lehr- oder Arbeitsstelle nicht im Vordergrund steht, eine zentrale Rolle. Die Entwicklung neuer Modelle und Ansätze sowie deren Umsetzung in der Praxis fordern jedoch alle Beteiligten heraus und häufig stehen dafür nur wenige finanzielle Mittel zur Verfügung.
Hüser si Hüser
Der Bedarf an Integrationsmassnahmen, die Freiräume bieten und die Selbstwirksamkeit, die Selbstkompetenzen und die Selbstbestimmung der Teilnehmenden fördern, ist somit klar vorhanden. Ein Beispiel dafür ist das Projekt «Scène Active» in Genf, bei dem junge Erwachsene ohne berufliche Perspektive ein öffentliches Theaterprojekt realisieren. Solche sozial- und erlebnispädagogischen Ansätze zielen weniger auf die berufliche Integration ab, sondern auf den (Wieder-)Aufbau des Selbstwertgefühls und der Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden. Gleichzeitig können soziale Netzwerke aufgebaut und neue Ressourcen erschlossen werden, die einen Beitrag zur Stabilisierung der Lebenssituation leisten (Bochsler, 2020).
Die FAI engagierte für ihr Projekt den Theaterpädagogen Yves Bönzli vom Theater-Werk in Bärau. Er hatte den Auftrag, mit den Teilnehmenden eine selbst erfundene Weihnachtsgeschichte zu entwickeln, ohne dass die bekannten Weihnachtsbilder darin vorkamen. Nach Übungen, die das Vertrauen und den Zusammenhalt der Gruppe förderten, entwickelten alle Teilnehmenden ihre eigene Rolle. Auf der Bühne trafen die verschiedenen Biografien in einem Wohnblock – bestehend aus Paletten und Holzkisten – zusammen. Ausgehend von Peter Bichsels Kurzgeschichte «Stockwerke» tingelten die Figuren zuerst allein durch den Alltag und bestritten das Leben als Zweckgemeinschaft. Kurz vor Weihnachten informierte sie die Hausverwaltung in einem Brief, dass der Block abgerissen werden wird und sie ihre Wohnungen noch vor Weihnachten räumen müssen. Das gemeinsame Schicksal verband die Bewohner*innen des Blocks. Mithilfe des benachbarten Bauern, mit dem Mond und dem Schnee fanden sie schliesslich gemeinsam zum weihnachtlichen Happy End.
Grundsätzlich positive Effekte
Die BFH evaluierte das Theaterprojekt und fokussierte dabei auf vier Fragestellungen: Welche Erwartungen haben Projektleitende und Teilnehmende an das Theaterprojekt, und inwiefern wurden sie erfüllt? Können durch das Theaterprojekt Kompetenzen gefördert werden, die eine nachhaltige berufliche Integration begüns-
tigen? Welche Herausforderungen und Grenzen ergeben sich bei der Umsetzung eines solchen Ansatzes? Welche Möglichkeiten zur Weiterentwicklung des Theaterprojekts gibt es? Zur Beantwortung dieser Fragestellungen führten die Forschenden vor Abschluss des Theaterprojekts je ein Gruppeninterview mit den vier Teilnehmenden und den drei Fachpersonen durch. Zudem hielten die Teilnehmenden ihre Erwartungen zu Beginn des Projekts schriftlich fest.
Die Interviews zeigen, dass die mit dem Projekt verbundenen Erwartungen mehrheitlich erfüllt worden sind. Die Teilnehmenden berichten, dass die Proben zwar anstrengend und im Vergleich zu ihren regulären Arbeitseinsätzen herausfordernd gewesen seien – insbesondere auf der emotionalen Ebene. Es sei aber eine durchwegs positive Erfahrung gewesen. Die Teilnehmenden erwähnen in diesem Zusammenhang ihr gestärktes Selbstbewusstsein, neue soziale Kompetenzen und die Freude, innerhalb einer Gruppe etwas Gemeinsames geschaffen zu haben. Besonders geschätzt wurde dabei der geschützte Rahmen. Es sei möglich gewesen, Fehler zu machen und einen konstruktiven Umgang damit zu finden.
Auch die Projektleitung blickt positiv auf das gemeinsam erarbeitete Theaterstück zurück: «Das Theater löste bei den Teilnehmenden etwas aus. Verpflichtungen einhalten, sich als Team finden, sich einbringen, die Übungen mitmachen: all das hat funktioniert. Das wird ihnen auch auf dem weiteren Weg helfen.» Für die Teilnehmenden der FAI stelle ein verbindlicher Einsatz häufig eine Herausforderung dar. Das Theaterprojekt zeigte hier einen positiven Effekt. Weiter geben Teilnehmende und Projektverantwortliche an, dass sie sich im Theaterprojekt stärker persönlich einbringen und selbständiger Ideen entwickeln konnten, als dies bei regulären Arbeitseinsätzen der FAI üblich sei.
Die knappe Zeit als Herausforderung
Die Befragten sind sich einig, dass die zeitlichen Rahmenbedingungen für die Realisierung des Theaterprojekts herausfordernd waren, denn ursprünglich waren mehr als die sieben Proben angedacht, die schlussendlich realisiert werden konnten. Dies habe dazu geführt, dass sich die Teilnehmenden weniger stark an der Entwicklung ihrer Rollen und des Stücks beteiligen konnten und weniger Zeit für die Charakterarbeit blieb. So bemerkt jemand der Teilnehmenden: «Mich stresst der Zeitfaktor. Ich hatte Mühe, in den Charakter reinzukommen, mit dem Switch von mir zum Charakter. Wir hatten nicht viel Zeit, um uns da hineinzufühlen.»
Gemäss dem involvierten Theaterpädagogen ist ein stärkerer Einbezug der Teilnehmenden bei der Realisierung des Stücks wichtig. Nur dadurch könne das Potenzial des theaterpädagogischen Ansatzes voll ausgeschöpft werden. Das zentrale Element sei dabei der Prozess, weniger das Endergebnis. Der partizipative Ansatz erfordere allerdings mehr Zeit und finanzielle Ressourcen. Obwohl auch die beiden Fachpersonen der FAI meinen, dass zusätzliche Zeitressourcen wünschenswert seien, äussern sie auch Bedenken, ob die Gruppe bei einem längeren Prozess die gleiche Verbind -
Werkstatt
Die Teilnehmenden berichten, das Theaterprojekt habe ihr Selbstbewusstsein gestärkt und zu neuen Kompetenzen geführt.
lichkeit aufgebracht hätte. «Wir hatten sieben Proben und eine Aufführung – das ist absehbar.»
Stärkere Partizipation gewünscht
Die Interviews mit den schauspielenden Teilnehmenden und den Fachpersonen zeigen, dass ein Theaterprojekt im Handlungsfeld der Arbeitsintegration die Selbst- und Sozialkompetenzen der Teilnehmenden fördern kann. In ihren positiven Rückmeldungen erwähnen die Teilnehmenden ein gestärktes Selbstbewusstsein, die Überwindung von Ängsten und die Möglichkeit, sich selbst einzubringen. Dies weist darauf hin, dass das Projekt Schlüsselkompetenzen förderte, die im Integrationsprozess nützlich sind.
Die Teilnehmenden bezeichnen das Theaterprojekt als eine gute Erfahrung und wünschen sich auch langfristig eine Theatergruppe. Die Projektleitung stellte eine positive Entwicklung der Teilnehmenden im Laufe des Projekts fest. Sie berichtet aber auch von Herausforderungen bei der Zusammenarbeit, die durch den engen zeitlichen Rahmen verstärkt wurden. Entsprechend sind sich alle Beteiligten einig, dass für ein solches Projekt mehr Zeit und Ressourcen erforderlich sind. Dadurch könnten die Teilnehmenden intensiver eingebunden und nachhaltigere Effekte erzielt werden.
Da im evaluierten Projekt die Teilnehmenden nicht in vollem Masse an der Konzeption des Stücks beteiligt
waren, konnte nicht das gesamte theaterpädagogische Potenzial ausgenutzt werden. Für die Weiterentwicklung des Theaterprojekts ist somit ein Format anzustreben, das die Partizipation der Teilnehmenden stärkt, und gleichzeitig den Rahmenbedingungen der FAI Rechnung trägt. ▪
Literatur:
– Bochsler, Yann. (2020). «Soziale Integration» am Beispiel der jungen Erwachsenen. ZESO, 2020(4), 20–21.
– Neuenschwander, Peter, Fritschi, Tobias & Sepahniya, Samin. (2022). Herausforderungen und Zukunftsperspektiven in der Arbeitsintegration. Bern: Berner Fachhochschule.
– Schlup, Mirjam, Koradi, Christine & Pulfer, Iris. (2020). Befähigung und Motivation der Sozialhilfebeziehenden. ZESO, 2020(4), 18–19.
Prof. Dr. Peter Neuenschwander, Dozent Institut Soziale Sicherheit und Sozialpolitik peter.neuenschwander@bfh.ch
… doktorierte in Politikwissenschaft an der Universität Zürich und ist seit 2006 als Projektleiter und Dozent an der BFH tätig. In seiner Forschung widmet er sich u. a. der beruflichen und sozialen Integration sowie der Erwerbstätigkeit im Rentenalter.
Alissa Hänggeli, externe Fachperson
… schloss 2024 den Master in European Global Studies an der Universität Basel ab. An der BFH arbeitet sie an Forschungsprojekten zu Arbeitsbedingungen, Lebensqualität, Sozialhilferecht und Arbeitsintegration mit.
Werkstatt
Mit der Einführung der freiwilligen Tagesstrukturen für Sekundarschüler*innen im Kanton Basel-Stadt wurde 2015 ein innovatives Konzept umgesetzt. Es bietet tägliche Betreuung von 12 bis 17 Uhr und umfasst Mittagessen sowie ein breites Freizeitprogramm. Anders als in vielen anderen Schweizer Modellen der Ganztagsschule erfordert dieses Angebot keine Anmeldung und ist –bis auf Essens- und Ausflugsbeiträge – kostenfrei. Es kann von Jugendlichen auch spontan besucht werden. Doch welche Bedeutung hat dieses Angebot für Jugendliche? Eine qualitative Studie, die auf die Perspektive der Jugendlichen fokussiert und die BFH-Dozentin Emanuela Chiapparini und Andrea Koller, die Programmverantwortliche für Basel-Stadt, durchgeführt haben, beleuchtet diese Fragen (Chiapparini & Koller, 2025).
Mehr als Betreuung
Die untersuchten Tagesstrukturen gehen weit über eine reine Betreuung hinaus. Sie bieten Jugendlichen nicht nur einen geschützten Raum nach dem Unterricht, sondern auch Gelegenheiten für soziale Interaktion, Kompetenzentwicklung und persönliche Entfaltung. Im Gegensatz zur Schule bieten Tagesstrukturen dabei keine formale Bildung, sondern ein non-formales und informelles Lernsetting. Die beiden genannten Lernsettings zielen insbesondere auf die Förderung sozialer und persönlicher Kompetenzen sowie auf die Stärkung der Teilhabe an politischen und gesellschaftlichen Prozessen ab (z. B. Chiapparini, 2022).
Die Beziehung zu den Betreuungspersonen erweist sich für das Angebot als zentral. Diese agieren nicht nur als Aufsichts-, sondern auch als Vertrauenspersonen und Begleiter*innen im Alltag. Gespräche helfen den Jugendlichen, ihre Gedanken zu ordnen und ihre alltäglichen Herausforderungen zu reflektieren. Spielerische Interaktionen stärken diese Beziehung zusätzlich. Ein Beispiel aus einer Beobachtungssitzung: Ein Betreuer fordert eine Gruppe Jugendlicher zu einer Partie Tischfussball heraus. Die Jugendlichen lachen, feuern sich gegenseitig an. Als ein Spieler verliert, klopft die Betreuungsperson ihm auf die Schulter und sagt: «Beim nächsten Mal revan-
Seit 2015 bieten Tagesstrukturen an Sekundarschulen in Basel-Stadt Jugendlichen eine flexible, freiwillige Nachmittagsbetreuung an. Doch wie nutzen die Schüler*innen dieses Angebot, und welchen Mehrwert sehen sie darin? Eine neue qualitative Studie gibt Einblicke in die Perspektiven der Jugendlichen und eröffnet Handlungsspielräume für die Soziale Arbeit.
Viele Jugendliche nutzen die Zeit im «Tagi», um Freundschaften
chierst du dich!» In solchen Momenten entstehen Nähe und Vertrauen, die weit über das Spiel hinauswirken.
Die Peer-Dimension
Das Angebot hat auch eine soziale Dimension unter den Gleichaltrigen (Peers). Viele Jugendliche nutzen die Nachmittagszeit, um Freundschaften zu pflegen, gemeinsam zu entspannen oder neue Kontakte zu knüpfen. Eine Schülerin berichtete: «Nach der Schule habe ich keinen Bock, gleich nach Hause zu gehen. Hier kann ich mit meinen Freundinnen zusammen sein, quatschen und manchmal machen wir zusammen Hausaufgaben.» Die lockere Atmosphäre ermöglicht es den Jugendlichen, nebenbei soziale Kompetenzen zu entwickeln. Beispielhaft dafür ist die Situation, als zwei Jugendliche beim Billardspielen in Streit geraten. Einer schlägt verärgert den Queue auf den Tisch. Ein anderer greift ein und sagt: «Hey, chill mal. Ist doch nur ein Spiel.» Der aufgebrachte Jugendliche atmet tief durch, nickt und spielt weiter. Solche Momente zei-
Werkstatt
gen, wie Jugendliche gemeinsam spielerisch lernen, Frustrationen zu bewältigen und Konflikte zu deeskalieren. Solche informellen Lernprozesse finden meist beiläufig statt, haben aber langfristige, positive Wirkungen. In diesem Beispiel haben alle Beteiligten etwas über Frustrationstoleranz und Kommunikationsfähigkeiten gelernt.
Nebenbei Kompetenzen entwickeln
Neben sozialen Fähigkeiten erwerben Jugendliche durch die Tagesstrukturen auch praktische Kompetenzen. Einige nutzen die Zeit gezielt für schulische Aufgaben. Ein Jugendlicher berichtet: «Ich kann mich zu Hause nicht konzentrieren. Hier setze ich mich mit A. (Betreuungsperson) hin und mache Mathe. Wenn ich nicht weiterweiss, hilft sie mir, aber sie macht es nicht für mich.» So ein niederschwelliges Lernumfeld entlastet nicht nur die Familien, sondern stärkt auch das Selbstvertrauen der Jugendlichen. Ein weiteres Beispiel ist die Übernahme kleiner Verantwortlichkeiten. Ein Betreuer berichtet: «Es gibt immer ein paar Jugendliche, die freiwillig helfen, das Mittagessen zu organisieren oder nachher aufzuräumen.» Diese scheinbar kleinen Tätigkeiten fördern Verlässlichkeit und Eigenverantwortung.
Die Untersuchung belegt, dass die Nachmittagsangebote mehr sind als eine Betreuungslösung – sie sind soziale Lernräume, in denen Jugendliche Beziehungen aufbauen, Freundschaften pflegen und nebenbei wichtige Alltagskompetenzen entwickeln. Gerade weil die Jugendlichen selbst entscheiden können, ob sie das Angebot nutzen oder nicht, entfaltet es sein volles Potenzial als Raum, den Jugendliche aktiv gestalten.
Was stärkt das Angebot?
Die Studie fragt nicht nur ab, wie die Jugendlichen das Angebot wahrnehmen, sondern identifiziert auch zentrale Rahmenbedingungen, die die Nutzung der Tagesstrukturen beeinflussen (vgl. Oelerich & Schaarschuch, 2005). Positiv wirken sich eine offene, freundliche Haltung des Personals und flexible Regeln aus. Eine klare, leicht verständliche Angebotsstruktur und passende Räume fördern ebenfalls die Teilnahme. Hingegen wurden Kontrollmassnahmen, wie etwa ein Handyverbot, von Jugendlichen kritisch betrachtet. Auch begrenzte Öffnungszeiten oder wenig abwechslungsreiche Aktivitäten können die Attraktivität mindern.
Die Jugendlichen selbst entwickeln unterschiedliche Strategien, um die Angebote zu nutzen. Während einige bewusst kooperieren und aktiv Unterstützung suchen, vermeiden andere Konfrontationen mit Regeln oder Betreuungspersonen. Beide Strategien verdeutlichen, wie wichtig es ist, dass das Personal sensibel auf individuelle Bedürfnisse eingeht und genügend Spielraum für Selbstbestimmung lässt. Zudem artikulieren einzelne Jugendliche sehr klar den Nutzen für ihre Persönlichkeitsentwicklung: «Ich bin sehr aus mir herausgewachsen, (…) auch ein bisschen durch die Unterstützung (der anderen und der Fachpersonen).»
Perspektiven für die Soziale Arbeit
Die Ergebnisse der Studie eröffnen wertvolle Perspektiven für die Weiterentwicklung von Tagesstrukturen
über Basel hinaus. Zentrale Herausforderungen, ein solches Angebot ausserhalb von Basel-Stadt zu entwickeln, liegen darin, ein Gleichgewicht zwischen schulischen Rahmenbedingungen und den Bedürfnissen der Jugendlichen zu schaffen. Gleichzeitig bietet das Modell Gelegenheiten, Chancengerechtigkeit zu fördern, indem es allen Jugendlichen – unabhängig von ihrer sozialen Herkunft – eine kostenfreie, niederschwellige Teilnahme ohne Anmeldung ermöglicht. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die Qualität der Angebote. Diese ist eng mit der Qualifikation und Haltung des Personals verknüpft. Die Beziehungsgestaltung zwischen Betreuungspersonen und Jugendlichen erweist sich als zentraler Hebel, um die positiven Effekte der Tagesstrukturen zu maximieren. Es kann festgehalten werden: Die Nachmittagsangebote in Basel-Stadt sind mehr als ein Ort der Betreuung – sie bieten Raum für soziale Entwicklung, informelles Lernen und die Förderung persönlicher Kompetenzen. Für die Soziale Arbeit liegt hierin ein grosses Potenzial: Durch partizipative Ansätze und einen gezielten sozialarbeiterischen Input können Tagesstrukturen weiterentwickelt werden, um den Bedürfnissen der Jugendlichen besser gerecht zu werden. Die vorliegende Studie legt den Grundstein für weitere Evaluationen praxisorientierter Massnahmen. Ebenfalls sollten zukünftig verstärkt Kinder und Jugendliche selbst in den Entwicklungsprozess von Tagesstrukturen einbezogen werden. Schliesslich sind sie die Adressat*innen und aktive Nutzer*innen der Angebote und bestimmen die Wirkung jener Angebote mit (Staudner, 2018). ▪
Literatur:
– Chiapparini, Emanuela & Koller, Andrea. (2025). The benefits and challenges of afterschool programmes in allday schools at lower secondary level from the perspective of young people. In: Journal of Educational Research (ZfE) (in Druck).
– Chiapparini, Emanuela. (2022). Der unterschätzte Bildungsbeitrag sozialpädagogischer Fachkräfte. Empirische Vergewisserungen zu (Nicht)Zuständigkeiten an Tagesschulen in der Schweiz. In: Benedikt Hoffmann, Eva Marr, Daniela Molnar, Martina Richter, Nina Thieme & Meike Wittfeld (Hrsg.), Soziale Arbeit im schulischen Kontext. Zuständigkeit, Macht und Professionalisierung in multiprofessionellen Kooperationen. Edition Soziale Arbeit. Weinheim: Beltz Juventa. Online verfügbar unter https://arbor. bfh.ch/15793/1/Chiapparini_Untersch%C3%A4tzter%20Bildungsbeitrag_Manuskript.pdf.
– Staudner, Stephanie. (2018). Bildungsprozesse im Ganztag. Wahrnehmung und Wertung erweiterter Bildungsgelegenheiten durch Kinder. Wiesbaden: Springer VS. – Oelerich, Gertrud & Schaarschuch, Andreas. (2005). Soziale Dienstleistungen aus Nutzersicht. Zum Gebrauchswert Sozialer Arbeit. [Social services from the user’s perspective. On the utility value of social work.] München: Ernst Reinhardt.
Prof. Dr. Emanuela Chiapparini, Leiterin Institut Kindheit, Jugend und Familie emanuela.chiapparini@bfh.ch
… forscht und lehrt zu Partizipation in der Armutspolitik, den sozialen Aspekten der Digitalisierung, zu schulergänzender Betreuung, Kindesschutz und Elternbildung.
Katalin Szabó, Kommunikation BFH Soziale Arbeit katalin.szabo@bfh.ch
… ist auf verschiedensten Kanälen für Forschungs und Weiterbildungsthemen unterwegs und mag es, die eigene Begeisterung für spannende Themen mit anderen zu teilen.
ForschungsstätteeingetauchtWerkstatt | aufgetaucht
Janine Lüscher, Master of Science in Sozialer Arbeit
Als ich 2018 den MAS Coaching, Supervision und Organisationsberatung absolvierte, bekam ich an der BFH die Chance, als «Ausbildungssupervisorin in Ausbildung» mit Studierenden der Sozialen Arbeit meine ersten Erfahrungen als angehende Supervisorin zu sammeln. Ich wollte mich gut auf diese verantwortungsvolle Rolle vorbereiten und mich gründlich in dieses spezielle Feld der Supervision einlesen, das sich mit der professionellen Identität und der Habitusbildung von Studierenden beschäftigt.
Der Blick in die Literatur offenbarte, dass es sich bei der Ausbildungssupervision um ein historisch für die Soziale Arbeit hochrelevantes Ausbildungsgefäss handelt, das für die Profession als ausgesprochen wichtig erachtet wird. Dennoch stellte ich fest, dass dieser Unterform in den Standardwerken zur Supervision kaum mehr als ein Abschnitt gewidmet wird und eine beträchtliche Forschungslücke im Themengebiet besteht. Das Forschungsinteresse an der Ausbildungssupervision – über dessen konkrete Praxis so wenig bekannt war – überwog nach kurzer Zeit die Lust, es selbst auszuüben. Also ergriff ich die nächste Gelegenheit, die Seite zu wechseln, trat eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der BFH an und begann mein Doktorat, um der Ausbildungssupervision auf den Grund zu gehen. Supervision bietet einen geschützten Rahmen, um professionelles Handeln in komplexen Situationen zu reflektieren. In ihrer Form als Lerngefäss hilft sie den Studierenden, persönliches Erleben mit erworbenem Wissen aus dem Studium zu professionellen Handlungskompetenzen zu verbinden. So wird es in der Theorie beschrieben. Wie das genau passiert, wie Supervisor*innen dieses Ausbildungsgefäss gestalten, was Supervisor*innen genau tun – darüber wollte ich mehr wissen. Dabei war es mir wichtig, keine Erzählung über die Praxis, sondern die Praxis selbst zu erforschen. Das bedeutete, dass ich nicht mit Interviews arbeiten konnte,
eingetaucht – aufgetaucht
Wer forscht zu welchem Thema am Departement? Ob Dissertation, Nationalfonds oder Masterthesis: Jenseits von Fachbegriffen schreiben in dieser Reihe Nachwuchs und Lehrpersonen, was am eigenen Projekt bewegt, ins Stolpern oder einen Schritt weiterbringt.
Janine Lüscher studierte Soziale Arbeit an der FHNW und der HSLU und absolvierte einen MAS in Coaching, Supervision und Organisationsberatung (bso) am Institut für Angewandte Psychologie an der ZHAW. Aktuell promoviert sie an der Universität Zürich am Lehrstuhl für Sozialpädagogik. Seit zwanzig Jahren bewegt sich Janine Lüscher in unterschiedlichen Rollen in den verschiedensten Feldern der Sozialen Arbeit. Seit 2019 arbeitet sie an der BFH.
sondern in die Praxis selbst eintauchen musste. Zu meiner Überraschung gelang mir der Feldzugang sehr gut, und ich durfte an allen Deutschschweizer Fachhochschulen bei insgesamt 18 Supervisor*innen teilnehmend beobachten und Audioaufzeichnungen der einzelnen Sitzungen anfertigen.
Mit der dokumentarischen Methode suche ich nun in diesem Material nach sogenannten «Homologien», Übereinstimmungen in den Handlungsorientierungen der Supervisor*innen. Das fallvergleichende Vorgehen der dokumentarischen Methode ist der Schlüssel, um die habituellen Besonderheiten der Handlungspraxis von (Ausbildungs)Supervisor*innen ergründen zu können. Methodisch geht es dabei um die Frage «Was ist das Gemeinsame dieser Handlungspraxen, und wie unterscheiden sie sich innerhalb dieses Gemeinsamen?».
In meinem Dissertationsprojekt komme ich mir oft so vor, wie ich mir als Kind eine Forscherin vorgestellt habe – eine Mischung aus Jane Goodall und Sherlock Holmes. Diese Arbeit ist manchmal frustrierend, oftmals aber auch sehr befriedigend. Wichtig ist, dass man trotz Lupe in der Hand das «big picture» nicht aus den Augen verliert. Aktuell bin ich am letzten Schliff meiner Typenbildung und arbeite daran, meine Ergebnisse theoretisch einzuordnen.
Mein Weg an die BFH führte mich über die Supervision. Bis heute ist sie in vielen Facetten Teil meiner Tätigkeit. Mittlerweile bin ich Dozentin und leite die Praxisausbildung in unserem BachelorStudiengang. Ich verantworte das Modul Ausbildungssupervision und habe so die Möglichkeit, Forschung und Lehre zu verbinden. ▪
«In meinem Dissertationsprojekt komme ich mir oft so vor, wie ich mir als Kind eine Forscherin vorgestellt habe –eine Mischung aus Jane Goodall und Sherlock Holmes.»
Nina Vladović ist Fachverantwortliche für Inklusion und Gesellschaftspolitik bei HEKS. Sie studierte Soziologie an den Universitäten Zagreb und Zürich. Bei der Entwicklung des Whitepapers «Inklusion» war sie seitens HEKS für die Projektkoordination verantwortlich und gehörte zum beratenden Soundingboard. Die BFHForschenden Dr. Claske Dijkema und Áron Korózs leiteten das Projekt.
Beatrice Schild führte das Interview im Januar 2025.
Auf dem Weg zu einer gerechten und stabilen Gesellschaft ist Inklusion ein zentraler Begriff. Doch was bedeutet er im Kontext der Sozialen Arbeit? Gemeinsam mit dem Hilfswerk HEKS machte sich ein Forschungsteam der BFH auf den Weg, dies herauszufinden.
Im Gespräch geben Nina Vladović, Projektverantwortliche bei HEKS, und die Forschenden Einblick.
Warum befasst sich das Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (HEKS) mit Inklusion?
Nina Vladović: Mit der «Strategie 2023–2027» wurde Inklusion zu einem Schwerpunkt von HEKS. Dabei haben wir uns zum Ziel gesetzt, ein organisationsspezifisches Verständnis von Inklusion zu entwickeln. Basierend darauf wollten wir Potenziale identifizieren, wo wir unsere Arbeit weiterentwickeln können. Es war uns wichtig, dies in einem gemeinsamen Prozess mit allen Mitarbeitenden zu machen und das vorhandene Wissen miteinfliessen zu lassen.
Welchen Effekt hat dies heute auf die Arbeit von HEKS?
Vladović: Unsere Integrationsprogramme unterstützen benachteiligte Personen dabei, ihre Lebensumstände zu verbessern und Zugang zu verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen zu erhalten. Wir wollen jedoch, dass unsere Arbeit noch umfassender wirkt. Um die Lebensrealitäten benachteiligter Gruppen nachhaltig zu bessern, müssen neben der individuellen Unterstützung auch strukturelle Rahmenbedingungen verändert werden. Dazu muss AntiDiskriminierungarbeit geleistet werden. Dies beeinflusst unsere Programmarbeit und unsere politische Arbeit, die wir ausbauen wollen. Zudem überprüft HEKS auch seine Rolle als Arbeitgeber kritisch und arbeitet daran, die eigene Kultur und die Prozesse inklusiver zu gestalten.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit der BFH?
Vladović: Wir wollten eine externe Begleitung, um diesen Prozess zu unterstützen und auf diesem Weg wertvolle fachliche Empfehlungen zu erhalten.
Claske Dijkema, Sie haben zusammen mit Áron Korózs HEKS dabei begleitet. Was verändert sich, wenn eine Organisation sich der Inklusion annimmt?
Claske Dijkema: Das Wichtigste in diesem Prozess ist, dass sich alle Beteiligten zu fragen beginnen: Wer sind «wir», und wer sind die «anderen»? Das «Wir» bei HEKS sind die Mitarbeitenden, die Freiwilligen und, wie sich im Prozess zeigte, die Teilnehmenden – sie gehören zunehmend auch dazu. Diese Verschiebung in der Wahrnehmung wurde durch die Beschäftigung mit Inklusion angestossen. Das verstärkte das Bewusstsein, was passiert, wenn nicht für, sondern mit den Teilnehmenden gearbeitet wird. Leider sagen wir alle gerne: Integration ist etwas, was diejenige Person leisten muss, die etwas anders ist als der Mainstream, zum Beispiel, weil sie neu in der Schweiz ist. Aber integrieren ist ein gegenseitiger Prozess, an dem auch die Aufnahmegesellschaft aktiv beteiligt ist. Darum sprechen wir von Inklusion. Mit diesem Begriff kommt die Erkenntnis dazu, dass marginalisierte Personen auch Möglichkeiten erhalten müssen, um mitmachen zu können.
Welche Auswirkungen haben Sie in den Programmen festgestellt?
Dijkema: Die Mitarbeitenden fragten sich, wie sie den Teilnehmenden mehr Mitgestaltung ermöglichen. Ein Beispiel für den Effekt, den das haben kann, ist das Genfer Projekt «Nouveaux Jardins». HEKS stellt Zweiergruppen Gärten zur Verfügung. Früher wurden die Teilnehmenden, die ausschliesslich Migrationshintergrund hatten, von einer angestellten Fachkraft gemeinsam mit Freiwilligen begleitet. Heute liegt die Rolle von HEKS darin, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund über ihr gemeinsames Interesse zusammenzubringen. Dies fördert eine neue Form der Verbindung zwischen den Teilnehmenden. Das Konzept funktioniert gut, und ein Teil der Betreuung, die zuvor von HEKS übernommen wurde, entfällt. Ein positiver Nebeneffekt ist die Reduzierung der Projektkosten. ▶
Vladović: Diese Unterscheidung zwischen «wir» und den «anderen» ist ein wichtiger Punkt. Sie beeinflusst die Haltung, die die Grundlage für das Handeln und die praktische Arbeit bildet. Ein wesentlicher Bestandteil der Inklusionsarbeit ist, diese Binarität zu hinterfragen und zu durchbrechen. Es war zentral, das gemeinsam mit möglichst vielen Menschen der Organisation zu tun. Sie haben aktiv am Prozess teilgenommen, ihre Haltungen reflektiert und sich intensiv Gedanken darüber gemacht, wie neue Denkansätze in konkretes Handeln umgesetzt werden können und wie dies die Arbeit von HEKS weiterentwickeln kann.
Wie lassen sich die Ergebnisse des Projekts zusammenfassen?
Áron Korózs: Selbst für die spezifische Organisation HEKS konnten wir den Begriff Inklusion nicht in zwei Sätzen klar definieren. Das zeigt die Komplexität der Inklusion. Wir arbeiteten mit Kriterien, die für Inklusion stehen. Dazu gehören Augenhöhe, Partizipation, gesellschaftspolitische Arbeit, Antidiskriminierungsarbeit, politische Teilhabe oder Handlungsspielräume. Diese Kriterien haben wir definiert, ausgearbeitet und mit Beispielen aus der Arbeit von HEKS untermalt. Das ist auch die Stärke des Papers, das nun HEKS vorliegt: Es macht den Begriff für die Basisarbeit und die Teilnehmenden fassbar.
«Diese Unterscheidung zwischen ‹wir› und den ‹anderen› ist ein wichtiger Punkt. (…) Ein wesentlicher Bestandteil der Inklusionsarbeit ist, diese Binarität zu hinterfragen und zu durchbrechen.»
Nina Vladović
Vladović: Die Kriterien, die ihr erarbeitet habt, sind für unsere Arbeit sehr wichtig. Sie haben Inklusion für uns greifbarer gemacht. Auch wenn es komplex ist, gibt es einen gemeinsamen Nenner: Es geht um Ausgrenzung, eingeschränkten Zugang zu Ressourcen und Teilhabemöglichkeiten. Inklusion ist eine wichtige Strategie, um diese Ungerechtigkeit zu überwinden.
Welches Kriterium ist aus Ihrer Sicht für HEKS besonders interessant und warum?
Vladović: Besonders wichtig finde ich die Antidiskriminierungsarbeit und die echte Partizipation. Sie sind eng miteinander verbunden und bedingen sich gegenseitig. Deshalb wollen wir in unserer Arbeit einen stärkeren Fokus darauflegen. Spannend finde ich aber auch das Beispiel der politischen Teilhabe. Oft wird Personen ohne Schweizer Staatsbürgerschaft gesagt, sie könnten politisch teilhaben, wenn sie sich integrierten. Aber einige sind hier aufgewachsen oder sogar geboren und dennoch haben sie diese Rechte nicht. Dieses Beispiel macht klar, dass es neben der Integration auch anderer Konzepte bedarf, zum Beispiel der Inklusion.
Korózs: Am Beispiel der politischen Teilhabe kann man auch zeigen, dass Inklusion nicht für alle dasselbe bedeutet. Im Migrationskontext hat Inklusion viel mit Mitbestimmung, Beachtung und Sichtbarkeit zu tun. Im Kontext von Suchtproblematiken hingegen ging es im Projekt beispielsweise mehr um die Wohnungssuche.
«Die Menschen sind unterschiedlich fähig, ihren Beitrag zur Teilnahme an der Gesellschaft zu leisten, sie brauchen daher unterschiedliche Unterstützung.» Claske Dijkema
Vorgehen bei der Erarbeitung des Whitepapers «Inklusion»
Für das Projekt stellten die Forschenden gemeinsam mit Studierenden die Theorie zusammen und verbanden sie in mehreren Etappen mit der Praxis. Während des Prozesses stand dem BFHTeam seitens HEKS ein Soundingboard zur Seite, mit dessen Mitgliedern es einen Leitfaden mit offenen Punkten ausarbeitete. Um diese zu klären, besuchten die Forschenden zwölf HEKSProgramme in acht Städten in der ganzen Schweiz und befragten jeweils eine programmverantwortliche, eine angestellte und eine teilnehmende Person. Anhand der Antworten identifizierten sie mit einem Analysetool die wichtigen Themen. Dann diskutierten die Forschenden die Themen in Fokusgruppen, bestehend aus Mitarbeitenden und Teilnehmenden.
Zum Schluss wurden die erhobenen Daten nochmals analysiert und die Essenz der Inklusion für HEKS herauskristallisiert. Diese Essenz umschreibt das Whitepaper in acht Kriterien. Dazu gehören unter anderem Augenhöhe, politische Teilhabe und gesellschaftspolitische Arbeit.
Der Zugang zum Wohnungsmarkt ist beschränkt, wenn jemand aufgrund einer starken Sucht keinen Job hat. Selbst wenn eine Person mit Suchterkrankung in einem einigermassen sicheren Wohnverhältnis ist, könnte sie möglicherweise wegen gewisser Verhaltensmuster von den Nachbar*innen diskriminiert werden. Eine Person, die ich für das Projekt interviewt habe, wollte einfach ihre Ruhe, ein Dach über dem Kopf und vor allem wenig Menschenkontakt. Da heisst Inklusion etwas ganz anderes als im Kontext von Flucht und Migration.
Dijkema: Die Arbeit am Inklusionspapier für HEKS zeigte: Die Menschen sind unterschiedlich fähig, ihren Beitrag zur Teilnahme an der Gesellschaft zu leisten, sie brauchen daher unterschiedliche Unterstützung.
Hat die BFH die Erwartungen von HEKS erfüllt?
Vladović: Dank der BFHAnalyse haben wir jetzt eine solide Grundlage für unsere zukünftige Arbeit. Die definierten Kriterien weisen uns die Richtung für die Entwicklung neuer Projekte und die Weiterentwicklung bestehender Programme. Gleichzeitig hat uns der Prozess gezeigt, dass vieles schon in Bewegung ist und es darum geht, den eingeschlagenen Weg weiterhin zu beschreiten.
Würden Sie anderen Organisationen empfehlen, sich auf einen solchen Prozess einzulassen?
«Wir arbeiteten mit Kriterien, die für Inklusion stehen. Dazu gehören Augenhöhe, Partizipation, gesellschaftspolitische Arbeit, Antidiskriminierungsarbeit (…) oder Handlungsspielräume.» Áron Korózs
Wofür sich HEKS weltweit und in der Schweiz engagiert
HEKS verfolgt die Vision einer gerechten Welt, in der die Würde aller Menschen respektiert wird, Frieden herrscht und die natürlichen Lebensgrundlagen bewahrt werden. HEKS leistet einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensumstände von Menschen in der Schweiz und weltweit, fordert ihre Rechte ein, sensibilisiert und mobilisiert zu diesem Zweck Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Ziel ist eine Transformation auf sozialer, wirtschaftlicher und politischer Ebene.
HEKS führt Projekte in über dreissig Ländern und fokussiert dabei auf die Schwerpunkte «Klimagerechtigkeit», «Recht auf Land und Nahrung», «Flucht und Migration» sowie «Inklusion». Zudem leistet HEKS humanitäre Hilfe bei Naturkatastrophen und kriegerischen Konflikten.
HEKS wurde 1946 als Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz gegründet. Seit 2004 ist HEKS eine gemeinnützige Stiftung. Im November 2021 erfolgte der Zusammenschluss mit «Brot für alle» zum Hilfswerk der Evangelischreformierten Kirche Schweiz.
Vladović: Ja. Der externe Blick kann helfen, interne blinde Flecken aufzudecken. Organisationen, die diesen Weg gehen möchten, sollten sich ein klares Ziel setzen, was sie mit der Analyse erreichen wollen. Dennoch sollten sie offen für Unerwartetes bleiben, denn im Laufe des Prozesses tauchen oft neue Fragen auf. Hier braucht es Flexibilität, da man sicherlich auch Spannungsfelder entdeckt – zum Beispiel Aspekte, die in der Theorie wichtig sind, jedoch nicht sofort wie gewünscht umgesetzt werden können. In der Praxis gibt es selten einfache Lösungen für komplexe Fragen. Es ist wichtig, dies auszuhalten, während man auf Kurs bleibt.
Warum ist es wichtig, dass sich soziale Organisationen mit dem Begriff Inklusion befassen?
Korózs: Heute wird Inklusion auch kritisiert, weil damit oft plakativ gearbeitet wird. Das HEKSProjekt zeigte auf, dass Inklusion Substanz hat und nicht auf einen Trend reduziert werden kann. Soziale Organisationen können durch sie bessere Lösungen für soziale Probleme finden. ▪
Beatrice Schild, Kommunikation BFH Soziale Arbeit beatrice.schild@bfh.ch
… ist Kommunikationsberaterin und Redaktionsleiterin des «impuls». Als solche ist sie interessiert an spannenden Interviewpartner*innen, die aktuelle Themen aus dem Sozialbereich sichtbar machen.
impuls 2/2025
Konflikte meistern: Wertvolle Kompetenzen für den Arbeitsalltag
In einer sich ständig wandelnden (Arbeits) Welt entstehen vermehrt Konflikte. Erfahren Sie an unserer Abendveranstaltung, wie Sie mit diesen Herausforderungen umgehen und Ihre Konfliktkompetenz stärken können.
Weitere Informationen und Anmeldung: bfh.ch/sozialearbeit/abendveranstaltung
Abschlusskonferenz Bachelor Soziale Arbeit: Der letzte Meilenstein zum Diplom
Die Abschlusskonferenz bildet für die Studierenden das letzte obligatorische Element auf dem Weg zum Diplom. Sie stellen ihre zentralen Erkenntnisse aus Studium und Abschlussarbeit der Fachöffentlichkeit und weiteren Interessierten vor. Fachpersonen erhalten dadurch einen besonderen Einblick in den BachelorStudiengang.
Weitere Informationen und Anmeldung: bfh.ch/abschlusskonferenzsozialearbeit
Qualifizieren Sie sich für anspruchsvolle Aufgaben in Praxis, Forschung und Lehre. Der Master in Sozialer Arbeit bietet neue Perspektiven für Fachleute der Sozialen Arbeit. Besuchen Sie unsere Infoveranstaltung am:
– Montag, 19. Mai 2025 – Dienstag, 17. Juni 2025 – Mittwoch, 9. Juli 2025
Alle Termine finden jeweils von 12.15 bis 13.15 Uhr und von 18.15 bis 19.15 Uhr ausschliesslich online via MS Teams statt.
21. Mai 2025 10.–13. Juni 2025 4./5. Sept. 2025
4. Berner Beratungstagung: Tränen, Wut und Traumata – der Umgang mit emotional herausfordernden Situationen im Beratungsprozess
Wie gelingt es beratenden Fachpersonen, professionell mit herausfordernden Situationen umzugehen? Welche Bedeutung kommt dabei ihren eigenen Emotionen zu? Besuchen Sie die vierte Berner Beratungstagung.
Weitere Informationen und Anmeldung: bfh.ch/bernerberatungstagung
Informationen zu unseren Infoveranstaltungen für den Bachelor in Sozialer Arbeit: bfh.ch/sozialearbeit/ infoveranstaltungenstudium
Unsere Infoveranstaltungen für Weiterbildungsangebote: bfh.ch/sozialearbeit/ infoveranstaltungenwb Kalender
Anmeldung und weitere Informationen: masterinsozialerarbeit.ch
Impressum impuls 2/2025
Herausgeberin: Berner Fachhochschule BFH, Departement Soziale Arbeit
Erscheinungsweise: 3mal jährlich
Auflage: 7500 Exemplare
Redaktion: Martin Alder, Beatrice Schild, Denise Sidler, Oliver Slappnig, Katalin Szabó, Alexandra von Allmen
Fotos: Oliver Slappnig (3, 8, 17, 19, 22–26); HEKS, Mark Henley (1 unten); Manuel Insberg (2 links, 5, 6); Adobe Stock (1 oben, 13–15, 20/21, 27).
Restliche: zVg
Layout: Oliver Slappnig
Korrektorat: AnneKathrin Lombeck, satzbausatz
Druck: Vögeli AG, Langnau
Copyright: Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.
Abonnement: bfh.ch/sozialearbeit/impuls
ISSN 16619412 (print)
ISSN 2624666X (online)
Berner Fachhochschule
Soziale Arbeit
Hallerstrasse 10
3012 Bern
Telefon +41 31 848 36 00
sozialearbeit@bfh.ch bfh.ch/sozialearbeit