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BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN

11/12 2011

BAUHERR ÖFFENTLICHE HAND I BRÜCKENBAUPREIS I PRODUKTE UND PROJEKTE


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KOMPETENTER RATGEBER BEI ALLEN FRAGEN RUND UMS BADEZIMMER

FOTO: STUDIO BE

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EDITORIAL

Bauherr öffentliche Hand

Neue und alte Brücken Es ist soweit: Die Finalrunde im Wettbewerb um den

Um so größer sind die Erwartungen an die vom

Deutschen Brückenbaupreis 2012 ist eingeläutet. Die

BMVBS seit einigen Jahren sachlich und fachlich ent-

Jury hat getagt und die Favoriten für die Preisverlei-

wickelte neue Strategie zur Nachrechnung und Er-

hung im März ermittelt. Mehr zu diesem vom Start

tüchtigung von Straßenbrücken im Bestand. In der

weg erfolgreichen Ingenieurbauwettbewerb, den der

Einladung zu einer Informationsveranstaltung für

VBI bekanntlich gemeinsam mit der Bundesingenieur-

Fachleute aus den Straßenbauverwaltungen und In-

kammer 2006 ins Leben gerufen und inzwischen zum

genieurbüros zu dieser Stategie am 29. November in

viertenmal ausgelobt hat – vor allem welche Brücken

Berlin verspricht der Bundesverkehrsminister „die Er-

es diesmal in die Endrunde geschafft haben und wer

haltungsaufwendungen für unsere Brückenbauwer-

die verantwortlichen Ingenieure für diese Bauwerke

ke“ in den kommenden Jahren mehr als zu verdop-

sind, lesen Sie ab S. 10.

peln.

Grundidee des Wettbewerbs ist es, den von der brei-

Das klingt gut, wenn dafür nicht an anderer Stelle die

ten Öffentlichkeit meist unbeachteten, weil wenig be-

Mittel für Erhaltung und Modernisierung im Verkehrs-

kannten Beitrag der Ingenieure zur Baukultur öffent-

etat gekürzt werden. Vorbehaltlos zu begrüßen indes

lichkeitswirksam darzustellen und zu feiern. Die Idee

ist das bundeseinheitliche Vorgehen bei der Umset-

des erfolgreichen Wettbewerbs hat ihre Wurzeln auch

zung der Brückenertüchtigungsstrategie, wie zwischen

in der Baukulturinitiative, die vor einigen Jahren ge-

Bund und Länderstraßenbauverwaltungen verein-

meinsam von den Architekten- und Ingenieurorgani-

bart.

sationen gemeinsam mit dem BMVBS gestartet wur-

Nur auf die Straßen der Hauptstadt begrenzt ist das

de. Daraus ist inzwischen die Stiftung Baukultur her-

Berliner Straßenausbaubeitragsgesetz. Die Details da-

vorgegangen.

zu und wie dieses Gesetz so zu reformieren wäre, dass

Baukultur – das hat die seinerzeit geführte Diskussi-

Aufwand und Nutzen ins rechte Verhältnis zueinan-

on ergeben, umfasst dabei vielmehr als schöne Ge-

der gerückt würden, ist Thema des Beitrags von Klaus-

bäude, es geht sowohl um die Herstellung als auch

Jochen Sympher ab S. 33. Allerdings hat hier inzwi-

den Umgang mit der gebauten Umwelt. Und während

schen die neue Berliner Regierungskoalition vollen-

einerseits in Sachen Brückenbaukultur, nicht zuletzt

dete Tatsachen geschaffen. Sie beschloss nämlich, die

Dank des Wettbewerbs und seiner Protagonisten er-

umstrittene Verordnung so schnell wie möglich ab-

freuliche Entwicklungen, z. B. die Einrichtung eines

zuschaffen, was sich nur noch an dieser Stelle nach-

Brückenbeirates bei der Deutschen Bahn AG zu regis-

tragen ließ.

trieren sind, liegt beim Umgang mit der gebauten Um-

Ausdrücklich empfohlen seien natürlich auch die wei-

welt einiges im Argen. Viele ältere Brücken sind den

teren Beiträge zum thematischen Heftschwerpunkt

aktuellen Verkehrsbelastungen nicht mehr gewach-

„Bauherr öffentliche Hand“. Lesen Sie, was es mit

sen, müssen dringend saniert oder durch Neubauten

„Kleinen“ ÖPP und solchen im kommunalen Straßen-

ersetzt werden. Dafür aber fehlen vielerorts die Mit-

bau auf sich hat, wie Ingenieure Öffentlichkeitsarbeit

tel. Die Anfang Oktober veröffentlichte Studie „Brü-

für kommunale Bauprojekte machen, städtische Pro-

ckenertüchtigung jetzt – ein wichtiger Beitrag zur Si-

bleme mit Projektmethodik angehen, mit eigens ent-

cherung der Mobilität auf Fernstraßen“ beziffert den

wickelten GFK-Elementen aufsehenerregend bauen

bislang nicht finanzierten Bedarf für die kommenden

und mit innovativer Technik die Stadtentwässerung

vier Jahre auf 2,75 Mrd. Euro. In dem vom Bundesver-

verbessern.

band der Deutschen Industrie (BDI), dem Hauptver-

Dies ist die erste BI-Ausgabe im Zeichen des neuen

band der Deutschen Bauindustrie und weiteren Ver-

VBI-Logos, wie die Titelseite signalisiert. Weitere Mo-

bänden in Auftrag gegebenen Gutachten ist einmal

difizierungen folgen mit der nächsten Ausgabe im

mehr vom „besorgniserregenden Zustand“ einiger

neuen Jahr. Bis dahin wünscht Ihnen die Redaktion

Ines Bronowski,

Brücken die Rede. Allein in Nordrhein-Westfalen sei-

eine gute Zeit.

Chefredakteurin

en 300 Großbrücken sanierungsbedürftig.

BERATENDE INGENIEURE 11/12 n 2011

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BuAnzWo?rterbuch_KK:Muster_RAS_Engl_4sp

12.12.2008

11:56 Uhr

Seite 101

Matthew Gray

Wörterbuch der Haustechnik Deutsch - Englisch Englisch - Deutsch Ausgabe 1 1. Auflage 2007, ca. 680 Seiten, ISBN 978-3-88382-085-9, 39,80 €, zzgl. Versandkosten Krammer Verlag Düsseldorf AG. KRAMMER VERLAG DÜSSELDORF AG

Matthew Gray

Wörterbuch der Haustechnik Der Autor Matthew Gray, seit einigen Jahren im Krammer Verlag Düsseldorf AG zuständig für den internationalen Teil der Fachzeitschrift RAS, hat ca. 10.000 aktuelle Begriffe aus dem Bereich der Haustechnik zusammengetragen und diese in dem neuen Wörterbuch der Haustechnik Deutsch – Englisch/Englisch – Deutsch veröffentlicht. Ausgehend von seiner Tagesarbeit bildete u. a. mehrsprachiges Informationsmaterial, das ihm von Herstellern der Haustechnik zur Verfügung gestellt wurde, die Quelle für dieses Wörterbuch. So entstand ein Nachschlagewerk, das nicht nur als Handwerkszeug für die Konservation jedweder schriftlicher Form geeignet ist, sondern darüber hinaus sich für die Angebotserstellung, für die Anfertigung grundlegender Verkaufsunterlagen, wie beispielsweise Kataloge, Bedienungsanleitungen, Pressenotizen etc. anbietet. Das Wörterbuch enthält zusätzlich einen umfangreichen Anhang mit ca. 1.000 idiomatischen Sätzen zu den Themen Montage, Inbetriebnahme, Wartung und Vertragsrecht. Dies kann als Grundlage muttersprachlicher Formulierungen dienen. Damit wird das Wörterbuch sowohl für den Kaufmann, den Techniker und den Planer der SHK-Branche zu einem wichtigen Wegbegleiter.

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Straße

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INHALT

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EDITORIAL Bauherr öffentliche Hand - Neue und alte Brücken Ines Bronowski

6 NAMEN UND NACHRICHTEN Deutscher Brückenbaupreis 2012 – Die Nominierten 17

WORAN ARBEITEN SIE GERADE?

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BAUHERR ÖFFENTLICHE HAND Alternative Beschaffung für Kommunen – „Kleine ÖPP“ Markus Fischer

Luftbild: STRABAG Sportstättenbau GmbH

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Kommunaler Tiefbau – Öffentlichkeitsarbeit für Städte und Gemeinden Michael Hippe

30

ÖPP in der Straßeninfrastruktur – Ausgewählte technische Aspekte Jan Malik, Frank Thiesen

33

Straßenausbaubeitragsgesetz Berlin – Auswirkungen auf Bau von Entwässerungsanlagen Klaus-Jochen Sympher

36

Enzdüker, Pforzheim – Längster Luftkissendüker Europas Kai Deuerer, Barbara Olfe-Kräutlein

40

Stadthäuser der 60er/70er Jahre – Vom Problem zum Projekt Michael Lebsanft, Henning Schöbener

43

Sanierung Amtsgericht Bad Kissingen – Tragende Ingenieuridee ausgezeichnet

44

Forschungsneubau an der TU Chemnitz – „Meteor“ sicher gelandet Jochen Krüger, Volker Hesse

11/12 2011

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Urteile Haftung des Planers bei fehlerhaftem Leistungsverzeichnis durch funktional ungenaue Beschreibung Wolf Osenbrück

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PRODUKTE UND PROJEKTE

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TIPPS UND TERMINE

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IMPRESSUM

BAUHERR ÖFFENTLICHE HAND I BRÜCKENBAUPREIS I PRODUKTE UND PROJEKTE

Zum Titelbild: KfW-Westarkade in Frankfurt/M.: the „Best Tall Building Worldwide 2011“ (siehe S. 7) Foto: KfW-Bankengruppe

BERUF UND RECHT ABC des Baurechts Das Anerkenntnis im Baurecht Eva Reininghaus

BERATENDE INGENIEURE 11/12 n 2011

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Contracting

Auswärtiges Amt spart Energiekosten

Tragwerksnormen, wie für

Forschungsbericht

die Planung des im Bau

Für eine bessere Normung

Neubaus in München maß-

Der VBI und die Bundesvereinigung der Prüfingenieure BVPI haben am 8. November in Berlin den Abschlussbericht des Forschungsvorhabens „Entwicklung eines Leitfadens zur Erstellung anwendungsfreundlicher und praxistauglicher Bemessungsnormen“ vorgelegt. Bearbeitet wurde das im Rahmen der „Forschungsinitiative Bau“ finanziell geförderte Forschungsvorhaben durch die RWTH Aachen und die TU Hamburg-Harburg. „Anwendungsfreundliche und praxistaugliche Bemessungsnormen sind wesentliche Kostenfaktoren in unabhängigen Ingenieurbüros aus dem Bereich des konstruktiven Ingenieurbaus. Sie müssen geeignet sein, Rechtssicherheit zu schaffen. Daher sehen wir es als zentrale Aufgabe der Berufsverbände an, die Wettbewerbsfähigkeit der Büros durch angemessene Normen sicherzustellen. Mit dem heute vorgelegten Bericht sollen Grundlagen geschaffen werden, die zur Vereinfachung der Normung beitragen“, sagte VBI-Präsident Dr.Ing. Volker Cornelius anlässlich der Vorstellung des Abschlussberichtes. „Wir wollen die Normung auf neue Füße stellen“, so Cornelius. Um die Normungsarbeit deutscher Ingenieure professionell zu organisieren, sei die Unterstützung der Büros gefragt. „Wir rufen alle Ingenieure im konstruk-

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befindlichen ADACgeblich, sollen praxisfreundlicher werden. Abbildung: Ed. Züblin AG

tiven Ingenieurbau auf, unsere Arbeit finanziell zu unterstützen. Denn nur mit professionellen Strukturen können wir die Normung mittelfristig positiv verändern“, appellierte der VBI-Präsident an seine Fachkollegen. Der Fokus des Forschungsprojektes lag auf dem Programm der Tragwerksnormen (Eurocodes), das aus den Grundlagen- und Einwirkungsnormen sowie den Bemessungsnormen besteht. Die Untersuchungen umfassten die Analyse der heutigen Situation und die Klärung der Randbedingungen für das Normenschaffen in Europa und Deutschland, die Entwicklung eines Konzepts für zukünftige Normen (technische Ebene) und die Erarbeitung eines Vorschlags für die Organisation des Normenschaffens (organisatorische Ebene). Der rund 140seitige Forschungsbericht ist gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro (zzgl. MwSt. und Versandkosten) beim VBI erhältlich. Bestelllungen: versand@vbi.de.

Nach umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen seit 2008 spart das Außenministerium in Berlin Mitte mehr als ein Viertel der früheren Energiekosten. Im Rahmen eines Contracting-Verfahrens wurden unter anderem eine neue Kältetechnik, moderne LED-Leuchten sowie eine Anlage zur solaren Lufterwärmung installiert. Damit spart das Ministerium pro Jahr mehr als 600.000 Euro an Energiekosten und fast 1.800 t CO2 ein. Beim Contracting plant, finanziert und realisiert ein privater Energiedienstleister Effizienzmaßnahmen, um den Energieverbrauch eines Gebäudes zu minimieren. Dadurch sinken sowohl die Energiekosten als auch die CO2Emissionen. Refinanziert werden die Maßnahmen durch die eingesparten Energiekosten. Für die öffentliche Hand ist das Verfahren eigentlich ideal, denn so können kommunale Liegenschaften energetisch saniert werden, ohne den Haushalt zu belasten. Der Contracting-Vertrag für das Außenministerium läuft über 10 Jahre. So lange hält der Dienstleister die Anlagen instand und optimiert sie weiter. Die Energiekosteneinsparung von 26 % ist dabei vertraglich garantiert. Das Besondere am Auswärtigen Amt ist nicht nur seine Vorreiterrolle in Sachen Contracting. Auch die Ausgangssituation war einzigartig: Das geschichtsträchtige Gebäudeensemble in Berlins Mitte besteht aus einem erst vor wenigen Jahren generalsanierten Alt- und einem Neubau und war somit technisch auf hohem Niveau – dennoch konnte hier erhebliches energetisches Einsparpotenzial erschlossen werden.


NAMEN UND NACHRICHTEN

Best Tall Building Worldwide

KfW-Hochhaus ausgezeichnet

Die jetzt als bestes Hochhaus der Welt ausgezeichnete KfW-Westarkade in Frankfurt.

Das 2010 fertig gestellte Hochhaus der KfW in Frankfurt am Main wurde am 28. Oktober vom Council on Tall Buildings and Urban Habitat (CTBUH) in Chicago zum „Best Tall Building Worldwide 2011“ gekürt. Das 85 m hohe Gebäude gilt als Prototyp für eine neue Generation des ressourcenschonenden Bauens. Mit seinem Primärenergiebedarf von unter 100 kWh/m²/a ist es eines der nachhaltigsten Bürohochhäuser der Welt. Seine aerodynamische Form dient nicht nur der Integration in das städtische Umfeld, sondern ermöglicht auch eine ressourcenschonende, kontrollierte natürliche Be- und Entlüftung der Büroräume. Das nun zum weltbesten Hochhaus 2011 gekürte Gebäude wurde von Sauerbruch Hutton in Berlin entworfen. Das Büro Werner Sobek zeichnete für die Planung des Tragwerks sowie der anspruchsvollen Doppelfassade verantwortlich. Ein Autorenteam des VBI-Mitgliedsbüros berichtete in BI 1-2/2011 (S. 16 ff) über das anspruchsvolle Projekt. Ebenfalls nominiert für den „Best of the World“ Preis waren die drei Gewinner der regionalen CTBUH Awards: „New York By Gehry“, New York (Architekten: Gehry Partners), „The Index“, Dubai, UAE (Architekten: Forster and Partners) und das „Guangzhou International Finance Center“, Guangzhou, China (Architekten: Wilkinson Eyre Architects). Das CTBUH ist eine in Chicago ansässige gemeinnützige Organsation, deren Ziel der Wissensaustausch über die Planung, den Bau und den Betrieb von Hochhäusern ist.

Foto: KfW

VBI-Seminare 2012

Lehrreiches Programm Gemeinsam mit der Unita Unternehmensberatung hat der VBI Anfang November sein Seminarprogramm 2012 vorgestellt. Die Seminare zielen vor allem auf unternehmerische Kompetenzen der Büroinhaber. Besonderen Stellenwert im Programm haben die Veranstaltungen zum Thema Mitarbeitergewinnung und -bindung. Neue Seminarthemen sind hier

beispielsweise „Wie komme ich an Bewerber, die zu meinem Unternehmen passen?“ und „Arbeitsrecht im Planungsbüro vor dem Hintergrund des aktuellen Arbeitsmarkts“. Zu den seit Jahren erfolgreich angebotene Seminaren zu Ingenieurverträgen, zum Vergaberecht und zur HOAI gibt es im bereich Unternehmensentwicklung erstmals die Semi-

nare „Büromanagement: Struktur und Organisation“, „Angewandte Psychologie im Arbeitsalltag eines Planungsbüros“ und „Projektmanagement: Störungsprävention bei Bauabläufen“. Alle Veranstaltungen sind besonders praxisnah und werden auf Anfrage auch individuell als Inhouse-Schulungen angeboten. www.vbi.de/Infopool/Weiterbildung

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Forum „Join Forces!“

Auftakt für neues VBI-Veranstaltungsformat Das Motto „Power-House – Wege zur energetischen Selbstversorgung“ war Leitthema des neuen VBI-Veranstaltungsformats „Join Forces!“. Die Auftaktveranstaltung am 18. Oktober in Berlin war mit 60 Teilnehmern gut besucht und brachte wunschgemäß Entscheider der Bau- und Immobilienbranche mit politisch Verantwortlichen auf kommunaler, Landesund Bundesebene zusammen, wie VBI-Präsident Dr. Volker Cornelius in seiner Begrüßungsansprache bemerkte. Zunächst führte Architekt Fabian Zimmermann, Leiter des neuen VBI-Forums, in die Thematik ein. Matthias Böning, Präsidiumsmitglied des Zentralen Immobilen Ausschusses e.V. ZIA, unterstrich als Vertreter der privaten Bauherren vor allem den Bedarf der Immobilienwirtschaft an qualifizierter Beratung. Viele Unternehmen stünden vor enormen Aufgaben bei der energetischen Sanierung: Hier sei Expertenrat gefragt. Er wünschte sich eine Art Checkliste für die kompetente Begleitung einer Gebäudesanierung. Letztlich würde die energetische Erneuerung des Gebäudebestandes auch zu einem besseren Benchmarking der Immobilienwirtschaft beitragen.

VBI-Präsident Cornelius eröffnet die Join-Forces-Auftaktveranstaltung

Im Praxisbeispiel erläuterte zunächst Architekt Oliver Kühn, Gkk+Architekten, Berlin, das Konzept für den Neubau des Verlagsgebäudes der Süddeutschen Zeitung in München. „Niemand bezahlt im Abverkauf die Ökospiele der Architekten“, machte er das Dilemma deutlich, bei der Immobilienentwicklung nachhaltige Standards einzuführen. Daher sei die Selbstnutzung des Verlages wesentlich bei der Entwicklung des umweltfreundlichen Konzeptes gewesen. Dr. Christian Dietl, Vorstand WSP/CBP Consulting Engineers, München, erläuterte in diesem Zusammenhang das nut-

Solarstrom

Neuer Kollektor Parabolrinnenkraftwerke können noch mehr zur umweltverträglichen Energieversorgung beitragen, wenn die Kollektoren billiger und leistungsfähiger werden. Im Evosol-Projekt haben Forscher in Dortmund ein Testzentrum erweitert, um die Kollektoren samt Komponenten weiterzuentwickeln und zu optimieren. Das Ergebnis ist ein neuer marktreifer Kollektor.

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Parabolrinnenkraftwerk in der amerikanischen Mojave-Wüste Foto: Schlaich Bergermann und Partner

zerindividualisierte Energie- und Bewirtschaftungskonzept. Dr. Hubert Keiber, CEO Siemens Building Automation, wagte anschließend einen Ausblick auf die Anforderungen der Gebäude- und Stadtautomatisierung der Zukunft. Der weltweite Megatrend der Landflucht stelle völlig neue Aufgaben. Siemens habe darauf mit der Neugründung des Unternehmensbereichs Infrastructure and Cities reagiert. „Vernetzung“ in allen Bereichen sei das Leitthema der Zukunft. Ministerialdirigent Günther Hoffmann, Abteilungsleiter des BMVBS, beschrieb die Auswirkungen der Energiewende aus Sicht des öffentlichen Auftraggebers. Der Forschungsinitiative Bau des Bundesministeriums räumte Hoffmann dabei einen hohen Stellenwert ein. Auch müssten die Kommunen verstärkt unterstützt werden, um die vielfältigen Aufgaben im Bereich der energetischen Sanierung zu stemmen. Burkhard Fröhlich, Chefredakteur der Deutschen Bauzeitschrift, moderierte die Veranstaltung und auch die abschließende Podiumsdiskussion, wobei der Faktor „Mensch“ im Fokus stand. So berichtete Kleiber beispielsweise, dass es viel ungenutzte Gebäudeautomation gebe, da entsprechend geschultes Personal fehle. Dem konnte Dietl nur zustimmen: Zu oft werde das menschliche Verhalten in den Planungen nicht genügend berücksichtigt. Eine Folgeveranstaltung ist für März 2012 geplant.


IAC/IAKS-Preis

Auszeichnung für Pbr Die pbr Planungsbüro Rohling AG aus Osnabrück wurde Ende Oktober für die Planung der Sanierung der „Schwimmoper Wuppertal“ mit dem IPC/IAKS-Award geehrt. Der Preis des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) und der Internationalen Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen (IAKS) prämiert Sportanlagen und andere Bauten, die Menschen mit Behinderung einen uneingeschränkten, barrierefreien Zugang ermöglichen. Die Auszeichnung wurde im Rahmen des „IOC/IAKS Awards“ verliehen – dem einzigen internationalen Architekturwettbewerb, der bereits in Betrieb genommene und vorbildliche Sport- und Freizeitbauten bewertet. Auslober sind das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die IAKS. Eine der Auszeichnungen in Gold ging in diesem Jahr an das Cape Town Stadium in Südafrika, geplant von gmp von Gerkan, Marg und Partner gemeinsam mit den Ingenieuren von sbp Schlaich, Bergermann und Partner.

Cape Town Stadium in

Innenansicht

Südafrika

Schwimmoper Wuppertal

Foto: gmp architekten/Bruce

Foto: Klemens Ortmeyer,

Sutherland

Hamburg

Das Forschungsvorhaben „Evosol“ steht für „Entwicklungs- und Versuchsumgebung zur Optimierung von solarthermischen Parabolrinnenkollektoren und deren Komponenten“. Die Projektpartner sind die Flagsol GmbH, das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik und VBI-Mitglied Schlaich Bergermann und Partner, die gemeinsam an Verbesserungen der Konstruktion und der Montageverfahren für Kollektoren arbeiteten.

Da ein Dauertest unter Kraftwerksbedingungen für die Prüfung von Kollektoren erforderlich ist, wird im Anschluss an das Vorhaben ein Test unter realen Kraftwerksbedingungen in den USA vorgenommen. Das Projekt wurde vom Bundesumweltministerium mit insgesamt 740.000 Euro gefördert.

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Scherkondetalbrücke in Thürigen

Deutscher Brückenbaupreis 2012

Die Nominierten stehen fest Die Jury unter Leitung von Prof.-Dr. Jürgen Stritzke, Initiator und langjähriger Chef des inzwischen in der Fachwelt hochgeschätzten Dresdner Brückenbausymposiums, hat Mitte Oktober getagt, die ingsesamt 37 Bewerbungen gesichtet, Fotos und Planzeichnungen studiert, gelungene und eher problematische Details diskutiert und schließlich entschieden: Die sechs Favoriten im Wettbewerb um den Deutschen Brückenbaupreis 2012 sind: In der Kategorie Straßen- und Eisenbahnbrücken: - die Scherkondetalbrücke in Thüringen, - die Niederrheinbrücke Wesel und - die Sandauer Brücke in Havelberg. In der Kategorie Fuß- und Radwegbrücken: - die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal in Gelsenkirchen, - die Blaue Welle, Flöha und - die Victor-Neels-Brücke über den Urftsee im Nationalpark Eifel. Dabei hatten die Juroren in der Kategorie Straßen- und Eisenbahnbrücken die Qual der Wahl, aus 17 zum Wettbewerb zugelassenen Bauwerken die drei gelungensten, ästhetisch und konstruktiv überzeugendsten Brücken für den Preis zu nomininieren, in der Kategorie Fuß- und Radwegbrücken waren die Top 3 aus 20 Bewerbungen auszuwählen.

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Der Wettbewerb Damit geht der Wettbewerb in die Finalrunde. Unter den jetzt nominierten sechs Finalisten kürt die Jury auf ihrer nächsten Sitzung Anfang März die beiden Preisträger, deren Namen allerdings bis zum Festakt am 12. März gut gehütetes Geheimnis der Juroren und weniger Eingeweihter auf Ausloberseite bleiben werden. Das macht die Veranstaltung spannend, wie die ersten drei Auflagen des Wettbewerbs um den Deutschen Brückenbaupreis gezeigt haben. Dieser wurde bekanntlich 2006 gemeinsam vom VBI und der Bundesingenieurkammer (BIngK) aus der Taufe gehoben, um den Beitrag der Bauingenieure zur Baukultur im Allgemeinen und die Leistungen der Bauingenieure in ihrer Königsdisziplin, dem Brückenbau, ganz konkret so zu würdigen, wie das bis dato nirgends der Fall war. Denn neben dem Ingenieurbaupreis des Verlages Ernst und Sohn kennt die Fachöffentlichkeit zwar eine Vielzahl von Architekturpreisen, aber keine weiteren Ingenieurbaupreise.


NAMEN UND NACHRICHTEN

Rheinbr端cke bei Wesel

Sandauerbr端cke nach Havelberg

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Das zu ändern, war der Anspruch von BIngK und VBI. Unterstützung dafür gab es von Anfang an durch das Bundesbauministerium und die Deutsche Bahn AG als Hauptsponsor. Inzwischen ist der Deutsche Brückenbaupreis bekannt und begehrt. Er feiert nicht nur regelmäßig Erfolge in der Fachöffentlichkeit, sondern auch in der Tagespresse sowohl überregional, als auch regional, vor allem immer dort, wo die nominierten Brücken stehen. Wie bei den vorangegangenen Wettbewerben dürfen sich auch diesmal die sechs Nominierten über diese Auszeichnung ganz besonders freuen. Denn anders als bei vielen anderen Preisen gibt es beim Deutschen Brückenbaupreis nur jeweils einen Preisträger in den beiden Kategorien, es gibt keine zweiten und dritten Preise, keine besonderen Anerkennungen und Belobigungen. Das ist bei anderen Preisen zwar vielfach üblich, dem Renommee der jeweiligen Auszeichnung aber nicht eben zuträglich. Den Deutschen Brückenbaupreis gibt es nur einmal je Jahrgang und Kategorie. Ausgezeichnet werden die beiden besten Bauwerke und die jeweils maßgeblich dafür verantwortlichen Ingenieure. Wer von der Jury dafür nominiert wurde, steht bereits auf dem Treppchen. Die Nominierten Allerdings verrät die Reihenfolge der jeweils drei Nominierten in den beiden Kategorien auch diesmal nichts über eine mögliche Rangfolge. Bislang folgen alle Nennungen lediglich dem Eingangsdatum der Wettbewerbsunterlagen. Und danach gehörte die Scherkondetalbrücke zu den ersten Einsendungen. Die Nominierung der 576,5 m langen Bahnbrücke im Zuge der Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle für den Deutschen Brückenbaupreis 2012 würdigt die bautechnische Innovation, die das Bauwerk über das Tal der Scherkonde im Weimarer Land verkörpert. „Sie ist die erste semi-integrale Brücke für den Hochgeschwindigkeitsverkehr der Bahn. Die nahezu fugenund lagerlose Konstruktion ermöglichte ein wartungsarmes, ästhetisch überzeugendes Bauwerk“, urteilt die Jury. Mit der Brücke werden jeweils auch die maßgeblich verantwortlichen Ingenieure ausge-

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Brücke über den Urftsee in der Eifel

zeichnet. Im Falle der Scherkondetalbrücke dürfen sich darüber Ludolf Krontal, verantwortlicher Planungsingenieur der DB Projektbau GmbH, und Stephan Sonnabend vom Ingenieurbüro Büchting + Streit freuen. Auch die Niederrheinbrücke Wesel hat zwei „Väter“. Verantwortliche Ingenieure der mit ihrem 130 m hohen Pylon als neues Wahrzeichen der Region weithin sichtbaren Brücke sind Gregor Gebert, Schüßler-Plan, und Hans Löckmann vom Landesbetrieb Straßenbau NRW. Dem Bauwerk über den Rhein bescheinigt die Jury, „die richtige Lösung für diesen Ort“ zu sein. „Mit der konsequent nach dem

Kraftfluss gestalteten einhüftigen Schrägkabelbrücke wurde eine klassische Aufgabe planerisch optimal analysiert und konstruktiv perfekt umgesetzt.“ Der flache Stabbogen der Sandauer Brücke verbindet die sachsen-anhaltinische Inselstadt Havelberg mit der umgebenden Landschaft und füge sich zugleich dank ihrer schlichten Eleganz harmonisch in das historische Stadtbild ein. Damit überzeuge die Brücke sowohl als Ganzes als auch durch eine Fülle gelungener Details, wie die Jury die Nominierung dieser Straßenbrücke begründet. Als Ingenieur maßgeblich verantwortlich dafür war Peter


NAMEN UND NACHRICHTEN

Blaue Welle Flöha

Brücke über den Rhein-Herne-Kanal, Gelsenkirchen

Poitzsch, VIC Brücken und Ingenieurbau GmbH, gut beraten von Architekt Henry Ripke. Bei den Fuß-und Radwegbrücken überzeugte der Entwurf von Andreas Keil, gemeinsam mit Mike Schlaich 2010 schon einmal Brückenbaupreisgewinner, der einseitig aufgehängten, integralen Hängebrücke über den RheinHerne-Kanal sowohl konstruktiv als auch ästhetisch. „Der kühne Schwung des schwerelos anmutenden Bauwerks leistet einen ästhetisch anspruchsvollen Beitrag zur Funktionalität des Wegenetzes im Emscher Landschaftspark“, befand die Jury.

Die S-förmige Fuß- und Radwegbrücke im sächsischen Flöha trägt wegen ihres fließenden Erscheinungsbildes und der entsprechenden Farbgebung den Namen „Blauen Welle“. Auf elegante Weise löse die Brücke über die Bundesstraße 173 und die Gleise der Erzgebirgsbahn die schwierige Anbindung eines angrenzenden Sport- und Erholungsgebietes an das Bahnhofsareal. Damit schaffte es das von Frank Ehrlicher, Schüßler-Plan, entworfene Bauwerk ebenso unter die Top 3 der schönsten und innovativsten Fuß- und Radwegbrücken, die in den vergangenen drei Jahren in Deutschland fertige-

stellt wurden, wie die Victor-Neels-Brücke über den Urftsee im Nationalpark Eifel, die Lorenz Cornelissen vom gleichnamigen Büro als Ingenieur verantwortet. „Die einhüftige Hängebrücke zur stützenfreien Überbrückung des Urftsees stellt mit geringstem Materialaufwand eine bewundernswerte Leichtigkeit her,“ lobt die Jury. „Hier wurde mit Umsicht nachhaltig und innovativ gebaut, situationsgerecht und wirtschaftlich“. Die ausführlichen Jurybegründungen und weitere Informationen zum Deutschen Brückenbaupreis finden Sie unter www.brueckenbaupreis.de.

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Grün umrandet: das zertifizierte Berliner Stadtquartier Potsdamer Platz

DGNB-Zertifizierung

VBI Bremen

Nachhaltige Stadtviertel

Neue Wettbewerbsrunde

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat ihr neues Zertifikat „Neubau Stadtquartiere“ im Rahmen der Münchener Expo Real 2011 erstmals vergeben. Zu den Pilotprojekten, denen die Auszeichnung umfassende Nachhaltigkeit bescheinigt, gehört der mit Silber zertifizierte Potsdamer Platz in Berlin. Bei dem Projekt der SEB Asset Management wurden von Anfang an die Weichen in Richtung Nachhaltigkeit gestellt und rund 3 % der Bausumme in ein systematisches Ökomanagement investiert. Bereits bei der Planung vor 20 Jahren lag der Fokus nicht nur auf kurzfristigen wirtschaftlichen Zielen, sondern auf einer langfristigen Gesamtstrategie, die die drei Faktoren Ökonomie, Ökologie und Funktionalität gleichermaßen betrachtet. Ziel war es, eine umweltfreundliche Energieversorgung sowie einen ressourcenschonenden Umgang mit Wasser und Boden in Kombination mit klimagerechter Bauweise und ökologischen Baustoffen zu entwickeln.

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Foto: Drees & Sommer

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Das Ökomanagement wurde in das General Management integriert und als Gesamtpaket an Drees & Sommer übertragen. Die Experten übernahmen sowohl die Ideenentwicklung und Konzeption als auch Ökoeffizienzanalysen und Machbarkeitsstudien und schufen so die Basis für die DGNB-Zertifizierung. Zu den Ergebnissen gehört unter anderem ein innovatives Energiekonzept, das die CO2-Emissionen um 70 % reduziert. Dies wird durch eine Vielzahl von Maßnahmen erreicht: So reduzieren optimaler Wärmeschutz in Verbindung mit der Nutzung passiver Sonnenenergie den Wärmeenergieverbrauch der Gebäude. Die Hochhäuser haben doppelschalige Fassaden mit natürlicher Belüftung. Exakt dimensionierte Lüftungsanlagen und eine Kühlung über Kühldecken unterstützen in Teilbereichen das weitgehend natürliche Raumklima. Weitere Einsparungen ergeben sich aus Wärmerückgewinnung, Tageslichnutzung und energiesparender Beleuchtung sowie computergesteuertem Gebäudebetrieb.

Der VBI-Landesverband Bremen hat mit Unterstützung der Fakultät Architektur, Bau und Umwelt der Hochschule Bremen zum zweiten Mal den mit insgesamt 2.100 Euro dotierten Studentenwettbewerb „Stadt der Zukunft“ ausgelobt. Premiere war im vergangenen Jahr im Rahmen des VBI-Bundeskongress in Bremen. Gefördert werden soll die interdisziplinäre Zusammenarbeit künftiger Bauingenieure und Architekten. Die aktuelle Aufgabe sieht vor, die Studenten selbstständig einen Ort in Bremen finden zu lassen, „der einer Struktur bedarf, die schützt, beherbergt oder verbindet“. Davon ausgehend sollen eine Stadtstruktur, das dazu passende Mobilitätskonzept sowie ein intelligentes Trag- und Konstruktionssystem entwickelt werden. Die Auszeichnung der besten Studenten erfolgt im Rahmen der VBI-Landesverbandsversammlung Mitte Februar.


Kurz gesagt n Der bisherige stellvertretende Vorsitzende der VBI-Fachgruppe Industrieplanung Wolfgang Riederauer (55), RRI Rhein Ruhr International GmbH, Dortmund, ist zum neuen Vorsitzenden des Gremiums gewählt worden, der bisherige Vorsitzende Stephan Weber, Coplan AG, Eggenfelden, ist nun Stellvertreter. Außerdem hat sich die Fachgruppe „Industrieplanung“ in „Industrie“ umbenannt, „um den umfassenden Anspruch zu unterstreichen, den wir als industrienahe Dienstleister haben“, wie Riederauer erklärte. n Der europäische Dachverband der unabhängigen Ingenieurunternehmen EFCA hat unter Beteiligung des VBI ein Strategiepapier entwickelt. „Taking hold of our future – A briefing paper for the engineering consultancy industry“ analysiert die Branche sowie deren Marktchancen. Um die Strategieplanung zu unterstützen, gibt es zusätzlich zwei ebenfalls von EFCA entwickelte Power-PointPräsentationen. Die Präsentationen sind kostenfrei unter www.efcanet.org/ Publications. aspx herunterzuladen. Die Strategie-Broschüre kostet 20 Euro und ist ebenfalls online bei EFCA erhältlich.

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n Der neue Dienstsitz des Bundesministeriums für Forschung und Bildung in Berlin wird das erste in öffentlich-privater Partnerschaft (ÖPP) gebaute zivile Hochbauprojekt des Bundes sein. Dadurch soll das Projekt 10 % weniger kosten als bei Eigenrealisierung. Errichtet wird der Neubau mit einer Bruttogeschossfläche von 54.000 m2 unmittelbar am Spreebogen in der Nähe des Bundeskanzleramts und des Bundestags. n Die neue Website http://ufersicherung. baw.de. der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) sowie der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) informiert über technisch-biologische Ufersicherungen von Binnenschifffahrtsstraßen als ökologisch verträgliche Alternative zu Steinschüttungen oder Spundwänden. Sie gibt den Stand eines Forschungsprojekts wieder, in dem Wissenschaftler und Ingenieure die hydraulische Belastbarkeit unter Schifffahrtsbedingungen testen und innovative Ufersicherungsmaßnahmen weiter entwickeln.

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Spree 2011

Pilotanlage erhält Baugenehmigung Die Initiatoren des Vorhabens „Spree 2011“ sind ihrem Ziel, Abwassereinleitungen aus der Kanalisation in die Spree zu reduzieren, einen Schritt nähergekommen (siehe BI 1112/2008, S. 48 ff). Ende des Jahres soll der Bau einer Pilotanlage im Berliner Osthafen beginnen. Obwohl in den vergangenen Jahren große Anstrengungen von den Berliner Wasserbetrieben und Behörden unternommen wurden, zeigte sich im vergangenen Sommer einnmal mehr, wie wichtig es ist, weiter in den Schutz der Gewässer zu investieren: Fäkalien im Wasser, Fischsterben und Badeverbote in den für die Hauptstadt wichtigsten Naherholungsgebieten waren direkte Folge der starken Regenfälle. Durch solche Starkregenereignisse werden im Jahr durchschnittlich 5 Mrd. l ungeklärtes Abwasser aus der Mischwasserkanalisation in Flüsse, Seen und Kanäle eingeleitet. Die Initiatoren von Spree 2011 möchten dies ändern. Für den Bau einer Pilotanlage und

Vision Spree 2011 Abbildung: Maja Weyermann/Sven Flechsenhar

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BERATENDE INGENIEURE 11/12 n 2011

die begleitende Forschung hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung bereits 2007 rund 2 Mio. Euro Fördermittel bereitgestellt. Nach zahlreichen Komplikationen sind nun alle Genehmigungen vorhanden. Mit der Pilotanlage wird eine neue, weltweit nachnutzbare Technologie gegen eine der Hauptursachen für die Verschmutzung städtischer Gewässer realisiert: Ungeklärtes Mischwasser – Abwasser aus Haushalten gemischt mit belastetem Regenwasser von Straßen und Dächern – wird in Flüsse und Seen geleitet. Üblicherweise dienen neben anderen vermeidenden Maßnahmen Regenüberlaufbecken aus Beton für eine Zwischenspeicherung. Doch das hat Nachteile: lange und komplizierte Planungsprozesse, oftmals von jahreszeitlichen Einflüssen unterbrochene Bauphasen, Straßensperrungen, großer unterirdischer Raumbedarf, häufige Ungenauigkeiten und Mängel in der Bauausführung sowie hohe Kosten.

So entstand die Idee für ein neues, aus Modulen bestehendes Speichersystem, das direkt im Gewässer vor den Einleitungsrohren installiert wird. An der Entwicklung des Systems sind vier Fachgebiete der TU Berlin unter der Koordination von Prof. Dr.-Ing. Matthias Barjenbruch, Institut für Bauingenieurwesen, Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft, sieben Ingenieurbüros und viele Unternehmen unter der Gesamtprojektleitung der LURI.watersystems.GmbH, die eigens für das Projekt gegründet wurde, beteiligt. Ziel von Spree 2011 ist die Verbesserung der Wasserqualität und damit der Lebensqualität in Berlin. Die Spree soll wieder Badegewässerqualität erhalten. Neben der Pilotanlage sind hierfür weitere Anlagen erforderlich. Die Idee geht dabei über die reine Abwasserspeicherung hinaus: Die Oberflächen des Systems sind nutzbar durch Cafes, Spiel- und Sportanlagen o.ä. Allerdings darf die Pilotanlage nicht derartig genutzt werden.


WORAN ARBEITEN SIE GERADE?

Fichtner GmbH & Co. KG, Stuttgart, www.fichtner. de

Die TenneT TSO GmbH realisiert aktuell drei neue Netzanschluss-Projekte in der deutschen Nordsee. Ziel ist es, die geplanten beziehungsweise in Realisierung befindlichen OffshoreWindparks in den Clustern BorWin2, DolWin1, HelWin1 innerhalb von jeweils 36 Monaten an das deutsche Höchstspannungsnetz anzuschließen. Mit Projektsteuerungsleistungen zur Unterstützung des TenneT-Teams wurde ein Konsortium, bestehend aus Fichtner, Drees & Sommer Infra Consult sowie der G.E.O.S Ingenieurgesellschaft mbH, beauftragt. Das Konsortium unter Fichtner-Federführung übernimmt dabei sowohl technische Aufgaben als auch Projektmanagementleistungen: hierzu zählen die technische Überprüfung mehrerer Gewerke inklusive der Abnahmen, Bauüberwachung und Koordination des technischen Projektteams vor Ort ebenso wie Risiko- und Vertragsmanagement, Terminplanung/-verfolgung, das Kostenmanagement in der Planungs- und Realisierungsphase sowie die Dokumentation zum Projektabschluss. Ein Netzanbindungsprojekt besteht dabei jeweils aus einer Offshore-Plattform auf hoher

... an der Netzanbindung von Offshore-Windparks

Foto: TenneT TSO

Wir arbeiten ...

See mit den Verbindungskabeln zu den anzuschließenden Windparks, Transformatorstationen, Schaltanlagen sowie Betriebs- und Netzführungssystemen auf See und an Land. Das Höchstspannungs-Übertragungskabel zum Festland ist dabei bis zu 200 km lang. Das Gesamtvolumen der drei in Realisierung

befindlichen Projekte liegt bei rund 2,4 Mrd. Euro. Für die Abwicklung der Projekte einschließlich Nachsteuerungsphase ist ein Zeitraum von dreieinhalb Jahren vorgesehen, in dem das Konsortium die TenneT Offshore GmbH mit einem Projektteam aus 30 Personen unterstützt. 쮿

Grontmij GmbH, Bremen, www.grontmij.de

... an der Tragwerksplanung für das neue Gebäude der Lufthansa Cargo AG in Frankfurt/M. Tiefgarage einschließen. Oberhalb der beiden Untergeschosse ist ein durchgehender Sockel angeordnet, auf dem vier miteinander verbundene Querriegel ruhen. Ausgeführt wird das Gebäude als Stahlbetonkonstruktion; die

Staffelgeschosse werden als leichte Stahlrahmenkonstruktion aufgesetzt. Das Grundstück befindet sich nördlich des Flughafengeländes gegenüber Tor 23, unmittelbar angrenzend an das Lufthansa Flight Training Center (LFTC).쮿

Abbildung: Neumann Architekten GmbH

Die deutsche Grontmij wurde mit der Tragwerksplanung für das neue Gebäude der Lufthansa Cargo AG (LCAG) und der Lufthansa Technik Training (LTT) beauftragt. Die Planungsgruppe Neumann Architekten GmbH hat ein vom Bauherrn ausgelobtes Gutachterverfahren für das gewünschte moderne, zweckorientierte Büro- und Verwaltungsgebäude gewonnen. Als Mitglied der Planungsgruppe ist Grontmij bis Ende 2012 für die Planung des Tragwerks und die weitere Beratung verantwortlich. Gesamtinvestitionssumme: ca. 85 Mio. Euro. Das elegante, aerodynamische Design des Gebäudekomplexes orientiert sich mit seinen fugenlosen Fassaden an der Formensprache der Luftfahrt. Die Gebäude sollen Büro- und Verwaltungsfunktionen kombinieren und werden ein Unternehmens-Restaurant und eine

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WORAN ARBEITEN SIE GERADE?

igr AG, Rockenhausen, www.igr.de

Wir arbeiten ... Im Rahmen des KfW-Projektes „Water Supply and Sewage Masterplan“ für das Land Albanien wird momentan eine objektive, verifizierbare und transparente Prioritätenliste für Investitionsmaßnahmen im Wasser- und Abwasserbereich erstellt. Ziel ist es, eine wirtschaftliche Wasserver- und Abwasserentsorgung zu entwickeln, die darüber hinaus sozialverträgliche Gebührensätze bietet. Investitionsalternativen, die durch den Umfang und durch die Auswirkung zu einer signifikanten Verbesserung führen, sollen in der Folge prioritär umgesetzt werden. Beauftragt ist ein Konsortium unter Federführung der igr AG. Der Vertrag für die Erstellung des Masterplans wurde im März 2011 vom Auftraggeber, dem albanischen Ministerium für öffentliche Arbeiten und Verkehr, sowie dem Konsortium unterschrieben. Für einen Masterplan dieses Umfangs müssen selbstverständlich Primärdaten vor Ort erhoben und ausgewertet werden. Dies geschieht in über 300 Ver- und Entsorgungseinheiten des Landes. Das Konsortium arbeitet deswegen mit zwei lokalen Beratungsunternehmen zusammen und hat zur besseren Organisation ein Projektbüro in Tirana

…am Water Supply and Sewage Masterplan für Albanien eröffnet. Die erhobenen Daten sowie unterschiedlich priorisierte Infrastrukturmaßnahmen werden in einem Geographischen Informationssystem zu einer anschaulichen Darstellung verknüpft, so dass ein wirkungsvolles Investitionsprogramm entstehen wird, was den

zielgerichteten und transparenten Einsatz von Entwicklungsgeldern u. a. der KfW erleichtern, aber auch zu einer effektiven Verbesserung der zukünftigen Wasserver- und Abwasserentsorgung sowie deren Reinigung in Albanien führen wird. 쮿

grbv Ingenieure im Bauwesen GmbH & Co. KG, www.grbv.de

… am Neubau der Kanalüberführung Elbeu bei Magdeburg Im Zuge des Ausbaus der West-Ost-Binnenwasserstraßenverbindung (Projekt 17 der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit) erfolgt derzeit der Neubau der Kanalüberführung bei Elbeu einschließlich des Ausbaus des Mittellandkanals (MLK) von km 315,15 bis km 318,45. Der MLK

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verläuft nördlich von Magdeburg in „Hoher Dammlage“ ca. 15 m über dem Urgelände und kreuzt die Hauptstrecke der DB AG von Magdeburg nach Stendal. Die Baukosten belaufen sich auf 56,5 Mio. Euro. Das Büro grbv Ingenieure im Bauwesen GmbH & Co. KG wurde von der ausführenden Firma Bunte aus Papenburg mit der Ausführungsplanung des Ingenieurbauwerkes und des Streckenausbaus beauftragt. Dabei wird das vorhandene, ca. 100 m lange Bauwerk – ein gemauertes Klinkergewölbe auf Stampfbetonwiderlagern – durch einen nach unten offenen, auf Großbohrpfählen gelagerten Rahmen in Stahlbetonbauweise ersetzt. Hierfür wird in Verlängerung der bestehenden Überführung eine einschiffige Kanalbrücke im Rechteckquerschnitt als vorübergehende Aus-

weiche neben dem vorhandenen Damm errichtet. Nach Bau und Flutung der Ausweiche wird die alte Fahrt mit Querdämmen abgeriegelt und trockengelegt, so dass die bestehende Kanalüberführung im Schutz eines bauwerksparallelen Baugrubenverbaus abgebrochen und durch eine neue zweischiffige Kanalbrücke über die Bahntrasse ersetzt werden kann. Der Neubau erfolgt bei weitestgehender Aufrechterhaltung des Bahn- und Schiffsverkehrs und stellt somit neben weiteren planerischen Anforderungen infolge beengter Platzverhältnisse zwischen Bahn- und Schifffahrtsprofil sowie komplexer Bauzustände eine besondere Herausforderung für die Ausführungsplaner dar. Die Bauzeit der Kanalüberführung einschließlich des Streckenausbaus beträgt 3 Jahre und soll 2013 abgeschlossen werden. 쮿


Drees & Sommer AG, Stuttgart, www.dreso.com

... an der neuen Stuttgarter Stadtbibliothek Am Bau der seit Ende Oktober geöffneten neue Stuttgarter Stadtbibliothek war Dress & Sommer als Projektsteuerer beteiligt. Das von Eun Young Yi entworfene Gebäude ist ein nach den Himmelsrichtungen ausgerichteter Würfel mit einer Grundfläche von 44 mal 44 m und 40 m Höhe. Im Zentrum befindet sich das „Herz“: Ein 14 m hoher Würfel, der als Ruhezone dient. Direkt darüber – vom vierten bis zum achten Stockwerk – erstreckt sich der Galeriesaal, ein Lesesalon, der die Form einer umgekehrten Stufenpyramide hat. Die Gebäudehülle ist als Doppelfassade konzipiert. Die Außenwand besteht aus Glasbausteinen und Sichtbeton. Die

dahinter liegende thermisch trennende Fassade ist aus Glas. Auf diese Weise sind auf allen neun Stockwerken Wandelgänge entstanden. Den Nutzern stehen rund 500.000 Bücher, Filme, Zeitungen, Noten und digitale Medien zur Verfügung. Drees & Sommer begleitete das Projekt seit der Machbarkeitsstudie und dem Architektenwettbewerb 1998. Besondere Herausforderung während der Ausführungsphase ab 2005 war die Integration der Tunnelbaumaßnahmen der SSB-

Trasse direkt neben dem Gebäude. An der dichtesten Stelle sind zwischen Tunnel und Bibliothek nur circa fünf Zentimeter Luftschicht. Das anspruchsvolle Vorhaben wurde nun termingerecht und innerhalb des veranschlagten Kostenrahmens von voraussichtlich 79 Millionen Euro abgeschlossen. 쮿

SPIEKERMANN AG Consulting Engineers, www.spiekermann.de

… an einer Altlastensanierung in Magdeburg per Wabenverfahren Auf der Fläche des früheren SchwermaschinenKombinats „Ernst Thälmann“ in Magdeburg entstand in den vergangenen Jahren der SKET Industriepark. Mitten auf dem Gelände: der ehemalige Ölkeller. Damit die jetzige Industriebrache wieder genutzt werden kann, müssen 6.000 m³ Erdreich ausgetauscht werden Spiekermann wurde von der MDSE Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft mbH aus Bitterfeld mit derSanierung des Geländes beauftragt. Dazu werden seit Oktober etwa 430 Waben in die Sanierungsfläche gesetzt. Der Einsatz der Wabentechnik ermöglicht einen Bodenaustausch im grundwassergesättigten Boden ohne aufwändige Grundwasserabsenkung oder aufwändigen Baugrubenverbau. Große hexagonale Metallwaben (Durchmesser etwa 2 m) werden dabei mit Hochfrequenztechnik dicht an dicht in den Boden gerammt. Ein Bagger hebt die kontaminierte Erde aus der Wabe. Anschließend wird der freigelegte Bereich mit Austauscherde gefüllt. Großer Vorteil des Verfahrens ist das emissionsarme Arbeiten. So kommt es zu einer deutlich geringeren Geruchsbelästigung als bei herkömmlichen Verfahren. Spiekermann gehörte zu den Ersten, die das Wabenverfahren empfehlen. „Wir haben es bereits erfolgreich bei der Sanierung eines ehe-

maligen Tanklagers in Cottbus eingesetzt, um Zeit und Kosten zu sparen und – nicht zuletzt – um die Menschen in der Umgebung zu schonen“, erklärt Peter H. Riedel, Vorstandsvorsitzender der Spiekermann AG. „In Cottbus lagen die Bodenschäden tief, eine Grundwasserabsenkung wäre extrem aufwändig gewesen. Vor

allem hat sich gezeigt, dass die Belastung der Anwohner durch Emissionen und Geruchsbelästigung bei den kleinen Waben deutlich geringer als bei herkömmlichen Verfahren mit einer großen Baugrube ist.“ Die Sanierung in Magdeburg soll nach rund 3 Monaten abgeschlossen sein. 쮿

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Alternative Beschaffung für Kommunen

„Kleine ÖPP“ im Bereich Sport, Schulen und Feuerwehr von Markus Fischer

Aufgrund der Haushaltslage vieler Städte und Kommunen kommen viele Projekte im Bereich Sport, Schulen und Feuerwehr nicht in Gang. Wegen des geringen Projektvolumens kommen klassische ÖPP-Ausschreibungen für solche kommunalen Projekte nicht infrage, da die Projektvorlaufkosten schnell sechsstellige Beträge erreichen können. Das Architektur- und Ingenieurbüro Dr.-Ing. Fischer Consult GmbH hat inzwischen unter Zugrundelegung des Lebenszyklusansatzes ca. zehn sogenannte kleine ÖPP auf den Weg gebracht. Herangehensweise und Projekterfahrung werden im Folgenden vorgestellt.

Einleitung Diese kleinen Projekte in NRW wurden als ÖPP-Ausschreibungen mit weitgehend standardisierten Wirtschaftlichkeitsberechnungen und Vertragswerken mittelstandsfreundlich und aufgrund des kreditähnlichen Rechtsgeschäftes unter Beteiligung der jeweiligen Kommunalaufsicht realisiert. Basierend auf drei

ausgeführten Projektbeispielen im Bereich Sport, Schulen und Feuerwehr wird die Herangehensweise an kleine ÖPP erläutert. Das klassische ÖPP-Verfahren bei Projekten oberhalb von 10 Mio. € gliedert sich in die Projektbausteine Planung (mit Entwurfs-, Genehmigungs- und Ausführungsplanung), Bau, Bauzwischenfinanzierung, Endfinanzierung,

Bauunterhaltung und Betrieb des Gebäudes/der Anlage, das/die durch den privaten Investor für die öffentliche Hand realisiert und unterhalten wird. Kerngedanke dabei ist, Effizienzvorteile daraus zu schöpfen, dass der private Investor seine Erfahrungen und seine Möglichkeiten in diesem Bereich zum Nutzen des Projektes einsetzt. Dabei sollen in der Ri-

Tribüne Schlossparkstadion Brühl während der Eröffnungsfeier


Das sanierte Schlossparkstadion Brühl aus der Luft Luftbild: STRABAG Sportstättenbau GmbH

Marathontor Schlossparkstadion Brühl

sikoaufteilung die Risiken, die der jeweilige Partner (privat oder öffentlich) am besten steuern kann, auch durch ihn jeweils übernommen werden. Da jedoch die Ausschreibung eines solchen Projektes in Verbindung mit der Berechnung des PSC (Public Sector Comparator) auf Basis einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung und die Entwicklung der Verträge mit einem teilweise langwierigen und aufwändigen Vergabeverfahren zu hohen Projektvorlaufkosten führen, in denen obendrein noch die Kosten für die Bildung von Projektgesellschaften enthalten sind, würde dies kleinere Projekte unter 10 Mio. € Investitionsvolumen von vornherein „ersticken“. Dem Architektur- und Ingenieurbüro Dr.-Ing. Fischer Consult GmbH ist es gelungen, Projekte so zu realisieren, dass mehrere der o. g. Projektbausteine zwar entfallen, dies aber zu einer deutlichen Verschlankung des Ausschreibungsprozesses führt, Projektverträge sehr weit standardisiert werden können, das Vergabeverfahren deutlich gestrafft wird und die Kommunalaufsichten aufgrund der Vergleichbarkeit der eingehenden Angebote auch die Wirtschaftlichkeit der Vorgehensweise schnell überprüfen können. Aufgrund der Ausschreibung in Form einer Funktionalausschreibung auf Basis eines genehmigten Entwurfs kann der Bauherr die Qualität und die Aufteilung seines Gebäudes weitgehend selbst bestimmen. Die Ausschrei-

bung ist außerdem sehr mittelstandsfreundlich. Anhand der Beispiele „Sanierung des Schlossparkstadions in Brühl“, der „energetischen Sanierung des Schulzentrums Oberpleis in Königswinter“ und der „Realisierung des Feuerwehrgerätehauses in Königswinter-Oberdollendorf“ wird diese Form der Ausschreibung erläutert. Sanierung Schlossparkstadion Brühl In unmittelbarer Nähe des Unesco-Weltkulturerbes Schloss Augustusburg wurde im Jahr 1953 im Zentrum der Stadt Brühl das Schlossparkstadion errichtet. Das Stadion war seit vielen Jahren sanierungsbedürftig, so dass das Büro Dr.-Ing. Fischer Consult GmbH im Jahr 2007 mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt wurde, um die Sanierung der Anlage mit einer Neuerrichtung außerhalb der Stadt Brühl vergleichen zu können. Dabei mussten die zum Teil gegensätzlichen Ziele der Sanierung, des Lärmschutzes und des Denkmalschutzes miteinander vereinbart werden. Gleichzeitig sollte eine sportfunktionelle Modernisierung der Anlage erfolgen, die eine Kampfbahn Typ B mit Kunststofflaufbahn, ein Naturrasenspielfeld mit neuer Flutlichtanlage, ein Kunstrasenspielfeld mit Kleinspielfeld, umfangreiche Leichtathletikanlagen und eine neue, von 8.000 auf 3.000 Plätze reduzierte, pflegeleichte Tribünenanlage mit einem Umkleidegebäude mit mindestens

sechs Umkleiden auf dem Gelände realisiert werden. Aufgrund des relativ geringen Projektvolumens von ca. 4 Mio. € und der Risiken, die im Genehmigungsprozess lagen, wurde festgelegt, die Ausschreibung als funktionale Ausschreibung auf Basis des genehmigten Entwurfs mit einer vollständigen Ausführungsplanung zu erstellen. Mittels einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, die neben dem Bau der Maßnahme auch die Zwischenfinanzierung sowie die Endfinanzierung und die Bauunterhaltung der Anlage beinhaltete, wurde ein Grenzwert ermittelt, bis zu dem eine Realisierung als ÖPP-Verfahren wirtschaftlicher sein würde. Die Entscheidung, das Genehmigungsrisiko bei der Stadt Brühl zu belassen, erwies sich aufgrund der Nähe zum Schloss Augustusburg als richtig, da viele der Lösungen, die hinsichtlich des Lärm- und Denkmalschutzes zunächst für richtig gehalten wurden, aufgrund der Auflagen der Denkmalschutzbehörde nicht realisiert werden konnten. So mussten die Flutlichtanlagen so errichtet werden, dass sie von Schloss Augustusburg aus nicht sichtbar sind, das Vereinsgebäude mit Umkleiden durfte oberflächlich nicht in Erscheinung treten, was zur Folge hatte, dass es zu drei Vierteln in das Erdreich verlegt wurde. Eine Lärmschutzwand zum reinen Wohngebiet durfte nicht errichtet werden, dafür wurde eine Lautsprecheranlage mit dezentralen

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Visualisierung Schulzentrum Oberpleis nach der Sanierung (Gymnasiumsteil) Quelle: Fa. Goldbeck

Beschallungskörpern installiert. Und die ehemals 8.000 Stehstufen umfassende Tribünenanlage, die auf 3.000 Sitz- und Stehstufen reduziert werden sollte, durfte nicht mit standardisierten Betonelementen realisiert werden, da einerseits der Bogen und andererseits das Steigungsverhältnis der alten Tribünenanlage erhalten bleiben musste. So wurden gestockte Betonblöcke als Sitzstufen vorgesehen, die die Kosten für die Tribünenanlage verdreifacht haben. Wäre das im ÖPP-Verfahren klassisch rein funktional ausgeschrieben worden, hätte dies durch ein nicht zu kalkulierendes Genehmigungsverfahren zu immensen Nachträgen geführt. Ein Projekt in dieser Größenordnung wäre dadurch als ÖPP-Projekt sofort unwirtschaftlich geworden.

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Der Betrieb der Anlage blieb ausgeklammert, da an Betriebskosten lediglich Pumpkosten für das Bewässerungssystem und Energiekosten für die Flutlichtanlagen sowie in geringem Umfang Heizkosten für das Umkleidegebäude anfallen. Da die Nutzung unregelmäßig ist, können diese nicht wirtschaftlich durch einen ÖPP-Anbieter kalkuliert werden, so dass diese herkömmlich durch die Stadt Brühl übernommen werden. Im Rahmen der Bauunterhaltungsverpflichtung ist der Errichter der Anlage für 20 Jahre (ebenfalls Finanzierungszeitraum) für den Funktionserhalt der gesamten Anlage mit Reinigung und ggf. Sanierung der Laufflächen und mindestens einem Austausch der Kunstrasenfläche in der Laufzeit verantwortlich. Dies führte dazu, dass das begleitende Inge-

nieurbüro schon während des Baus feststellen konnte, dass der Auftragnehmer wesentlich mehr Aufmerksamkeit in die Vorbereitung des Unterbaus gesteckt hat, um im Laufe der 20-jährigen Bauunterhaltungszeit Setzungen im Gelände, beispielsweise im Bereich der Tribünenanlage oder der Laufbahn möglichst von vornherein zu vermeiden. Die Anlage ist nunmehr seit 2009 im Betrieb und wird sehr intensiv von Vereinen und den umliegenden Schulen genutzt. Das beauftragte Unternehmen sorgt bei kleinen Mängeln umgehend für die Reparatur. Unter Betrachtung der in der Ausschreibung enthaltenen Leistungsverpflichtungen „Bauerrichtung“, „Bauzwischenfinanzierung“, „Bauendfinanzierung“ und „Bauunterhaltung“ konnte somit ein Barwertvorteil gegenüber der Eigen-


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Während der energetischen Sanierung Schulzentrum Oberpleis

errichtung und Unterhaltung durch die Kommune von mehr als 8,7 % erreicht werden. Aufgrund der Erfahrung der Finanzmarktkrise im Herbst 2008, bei der ein anderes ÖPPSportplatzprojekt in der Gemeinde Jüchen aufgrund von Risikoaufschlägen der Bank von 1 bis 1,5 % in der Endfinanzierung das PPPProjekt scheitern ließen, wurde in folgenden Projekten die Endfinanzierung ganz oder teilweise ausgeklammert – auch weil sie durch die Kommune trotz Forfaitierung wirtschaftlicher zu realisieren war. Energetische Sanierung Schulzentrum Königswinter Ebenfalls in einem kleinen ÖPP-Verfahren beabsichtigte die Stadt Königswinter das Schulzentrum Oberpleis in Königswinter, bestehend

aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium mit zwei Dreifachturnhallen und einer großen Aula, energetisch sanieren zu lassen. Dabei sollten vor allem die Dächer und die Fassaden saniert, die Fensteranlagen komplett ausgetauscht bzw. saniert und über einen Zeitraum von 30 Jahren erhalten werden. Planung, Sanierung sowie die Instandhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen sollten auf den Auftragnehmer übertragen werden. Nebenbedingung war, dass zur Finanzierung eines Teils des Vorhabens Mittel aus dem Konjunkturpaket II in Höhe von 1,2 Mio. € in Anspruch genommen werden. Die Endfinanzierung erfolgte über Kommunalkreditmittel durch die Stadt Königswinter selber. Aufgrund der Einbindung von KP-II-Mitteln musste die Ausschreibung, mit der das Büro

Dr.-Ing. Fischer Consult GmbH und die KPMG Rechtsanwaltsgesellschaft mbH aus Nürnberg erst zu Beginn des Jahres 2010 beauftragt wurden, noch im Jahr 2010 zu einer Vertragsunterzeichnung mit dem zu beauftragenden Unternehmen und schon 2011 zu einem abrechenbaren Teil des Gesamtobjektes führen. Wesentliche Randbedingungen waren, dass das Projekt möglichst in zwei Jahren abgewickelt wird, der Schulbetrieb so wenig wie möglich eingeschränkt werden und das Schulklassencontainerdorf so klein wie möglich bleiben sollte. Um eine Vertragsunterzeichnung mit dem zu beauftragenden Unternehmen noch 2010 sicher realisieren zu können, wurde auf Basis einer funktionalen Ausschreibung, eines Vertragsentwurfs und einer Vergütung des Werk-

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Baustelle Feuerwehrgerätehaus Oberdollendorf

lohnes durch die Auftraggeberin nach Bauabnahme („ÖPP-mit Finanzierungsbeistellung“) ein Verfahren auf den Weg gebracht, das die ÖPP-Bestandteile „Planung“, „Bau“, „Bauzwischenfinanzierung“ und „Bauunterhaltung über 30 Jahre“ enthielt. Nach einem vorgeschalteten Teilnahmewettbewerb sollten die qualifizierten Bieter auf Basis der Bestandspläne ein Sanierungskonzept für Dächer und Fassaden entwickeln und mit einem indikativen Angebot im September 2010 vorlegen. Bereits während der Phase des indikativen Angebotes zeigten sich deutliche Unterschiede in der Planung und der Herangehensweise an die Sanierung des Gebäudes, die sich sowohl in sehr unterschiedlichen Bauzeiten, als auch sehr unterschiedlichen Baupreisen manifestierten. In der Verhandlungsphase wurden sowohl die Aufgaben aus der funktionalen Leistungsbeschreibung als auch die mit allen Bietern verhandelten Vertragsentwürfe vereinheitlicht und bezüglich der Inhalte präzisiert, so dass in der zweiten Angebotsphase die Konkretisierungen aus der Funktionalbeschreibung und die endverhandelten Verträge abschließend bepreist werden mussten. Mögliche noch bestehende Risiken aus den Vertragswerken sollten mit eingepreist werden.

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So konnten die Verträge mit dem beauftragten Unternehmen nach Anzeige an die Kommunalaufsicht schon im November 2010 unterzeichnet werden. Neben einem Wirtschaftlichkeitsvorteil von mehr als 14 % ist die Ausführung ohne Störung des Schulbetriebs im Zweischichtbetrieb bei einer Realisierungsdauer von nur 13 Monaten vorgesehen. Ein Containerdorf war gar nicht notwendig, da die entsprechenden Fassadenelemente ausschließlich in den Ferienwochen ausgetauscht werden. So wurde der Hauptschulteil, dessen Fertigstellung bis Oktober 2011 vertraglich zugesichert war, überwiegend in den Osterferien bearbeitet und nach Mängelabarbeitung nach den Sommerferien bereits an die Schule übergeben. Bis November 2011 wurden auch im Realschul- und Gymnasiumsbereich ca. 75–80 % der Leistungen erbracht, so dass davon ausgegangen werden kann, dass das beauftragte Unternehmen fristgerecht Ende Januar 2012 die Schule komplett saniert übergeben wird. Feuerwehrgerätehaus Oberdollendorf Wie bei den anderen kleinen ÖPP-Projekten hat auch zur Entwicklung der Ausschreibung des Feuerwehrgerätehauses Königswinter-

Oberdollendorf ein vorbereitendes Gespräch mit der Kommunalaufsicht stattgefunden. Dabei wurde festgelegt, dass die Ausschreibung auf Basis eines genehmigten Entwurfs entstehen soll, um sicherzustellen, dass dieser als PSC-Vergleich die Grundlage der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für den Breakeven des ÖPP-Verfahrens bildet. In der Betrachtung sollten bei der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung die gesamten Projektkosten im Laufe der Projektzeit barwertig betrachtet und sowohl mit als auch ohne Risikokosten berechnet werden. Sofern Angebote unterhalb des ohne Risikokosten berechneten Schwellenwertes eingehen, ist sichergestellt, dass die Realisierung im ÖPP-Verfahren wirtschaftlicher als die herkömmliche Realisierung ist. Liegen die eingehenden Angebote oberhalb des Wertes mit Risikokosten, ist das ÖPP-Verfahren unwirtschaftlicher als eine Eigenrealisierung. In der Bandbreite dazwischen kann genau untersucht werden, worin mögliche Abweichungen begründet sind. Ein Gespräch, das seitens der Stadt Königswinter mit der regionalen Handwerkskammer und der Kreishandwerkerschaft geführt wurde, um die Ausschreibung mittelstands-


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Kurz vor Fertigstellung Feuerwehrgerätehaus Oberdollendorf

freundlich zu gestalten, hatte ebenfalls zum Ergebnis, dass die Grundlage der Ausschreibung eines Feuerwehrgerätehauses der genehmigte Entwurf sein sollte, um die Kalkulationskosten für die Berechnung des Baupreises für die Bieter überschaubar zu halten. Gleichzeitig wurde in diesem Gremium das Sicherheitenkonzept für die Gesamtvertragslaufzeit von 30 Jahren abgestimmt. Da auch bei einem Feuerwehrgerätehaus die Nutzungszeiten sehr unterschiedlich sind, wurde darauf verzichtet, die Betriebskosten – außer den Kosten für die Pflege der Außenanlagen und z. B. der Gründächer – in die Ausschreibung mit aufzunehmen. Damit waren die Bestandteile der Ausschreibung mit der daraus resultierenden Aufgabenstellung für die Bieter festgelegt: Erstellung der Ausführungsplanung und Errichtung des Feuerwehrgerätehauses in Oberdollendorf, Bauunterhaltung über 30 Jahre, Bauzwischenfinanzierung und Einbindung von 510.000 € KP-II-Mitteln in die Finanzierung sowie Fertigstellung des Bauwerks bis Anfang November 2011. Grundlage war der genehmigte Entwurf, eine Funktionalausschreibung aller Gewerke mit Raumbuch, die Bewertungsmatrix und ein nicht veränderbarer,

weitgehend standardisierter Vertragstext mit Einrede- und Einwendungsverzichtserklärung. Nach vorangegangenem Teilnahmewettbewerb legten die ausgewählten Bieter im November 2010 Festpreisangebote für die Errichtung und die Bauunterhaltung vor, so dass nach Auswertung und Zustimmung durch die Kommunalaufsicht Mitte Dezember 2010 der Vertrag unterzeichnet werden konnte. Nach Erstellung der Ausführungsplanung und der Statik sowie Freigabe durch die Stadt Königswinter begann der Bau im März 2011 und stand im November 2011 (als dieser Beitrag entstand) kurz vor der Fertigstellung. Gerade bei Feuerwehrgerätehäusern empfiehlt sich die geschilderte Vorgehensweise, einen mit der Löschgruppe abgestimmten und durch die Ordnungsbehörde genehmigten Entwurf zur Grundlage der Ausschreibung zu machen, da aufgrund der vereinsähnlich strukturierten Löschgruppen die Stadt so am Besten eine Individualisierung des Gerätehauses – innerhalb der allen Feuerwehrgerätehäusern zugrunde zu legenden DIN 14092 – entsprechend der jeweiligen Löschgruppe realisieren kann.

Resümee Entgegen der landläufigen Meinung, dass ÖPPProjekte in Projektgrößenordnungen unterhalb 10 Mio. € nicht realisiert werden können, hat das Büro Dr.-Ing. Fischer Consult GmbH vor dem Hintergrund des Lebenszyklusansatzes sehr anschaulich gezeigt, dass unter Einschränkungen der Freiheitsgrade, die in der Planung eines PPP-Verfahrens liegen, auch weniger komplexe Projekte realisiert werden können. Auch die klassischen Risiken einer Insolvenz während der Bauzeit, der Mittelbereitstellung während der Bauunterhaltungsphase, alternativer Finanzierungen, wie der Einbindung von Projektmitteln aus Sonderfördertöpfen, Vereinsmitteln, Führung von Sportanlagen als BgA (Betrieb gewerblicher Art) können so in die Gesamtprojektkonzeption mit eingebunden werden. Dies ermöglicht vielen Kommunen die Realisierung von Projekten, die möglicherweise nicht angegangen würden und sichert Planungsbüros zukünftige Aufträge. Autor: Dr.-Ing. Markus Fischer, Geschäftsführender Gesellschafter der Dr.-Ing. Fischer Consult GmbH, Rheinbach

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Kommunaler Tiefbau

Öffentlichkeitsarbeit für Städte und Gemeinden von Michael Hippe

Dass eine zielgerichtete und gut organisierte Öffentlichkeitsarbeit eine lohnende Investition sein kann, wissen auch immer mehr Städte und Gemeinden. Die mit den Bauprojekten befassten Ingenieurbüros können sich dabei ein neues Arbeitsgebiet erschließen, wie der folgende Beitrag zeigt.

Auch wenn die Öffentlichkeitsarbeit vielerorts immer noch stiefmütterlich behandelt wird, hat sich die Sichtweise mittlerweile doch nachhaltig geändert. Dafür gibt es einige handfeste Gründe: - Die zunehmend kritische Berichterstattung über Behörden und städtische Tätigkeiten bedarf einer positiven Gegendarstellung. - Störungen, wie z. B. Baustellen, werden nicht mehr widerspruchslos akzeptiert. Die Bürger wollen informiert und in die Entscheidungen eingebunden werden. - Die Kosten für die Ver- und Entsorgung machen inzwischen einen beträchtlichen Teil der Ausgaben der Bürger aus. Zur Akzeptanz dieser Kosten ist eine Darstellung der effektiven Mittelverwendung und des Nutzens für die Bürger erforderlich. - Die Städte und Gemeinden unterliegen bei der Erfüllung der öffentlichen Aufgaben zunehmend einem Konkurrenzdruck sowohl durch die Privatwirtschaft, wie bei der Ver-

und Entsorgung, als auch durch andere Städte und Gemeinden, z. B. bei der Gewerbeansiedlung. - In einigen Bereichen wurde die Öffentlichkeitsarbeit zur gesetzlichen Pflichtaufgabe, so z. B. bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie oder bei der Dichtheitsprüfung privater Abwasserleitungen in Nordrhein-Westfalen. Vor allem in der Verbindung von fachlicher Arbeit und grafischer und textlicher Darstellung ergeben sich hieraus Aufgaben für Ingenieurbüros. So haben wir, ausgehend von der Bearbeitung eigener Projekt- und Akquisitionsunterlagen, zunehmend Teile der Öffentlichkeitsarbeit von Städten und Gemeinden übernommen. Inzwischen hat sich dies in unserem Büro zu einem eigenen Tätigkeitsfeld entwickelt. Nachfolgend werden Praxisbeispiele aus dem Bereich des kommunalen Tiefbaus vorgestellt.

Flyer Kanalbaumaßnahme für Erftstadt

Informationsbroschüren Informationsbroschüren in A4-, A5- oder DINLang-Format sind seit langem ein geeignetes Mittel, um spezifische, aber auch allgemeine Sachverhalte verständlich darzustellen. Besonders wichtig dabei ist eine kurze, prägnante und klar gegliederte Darstellung, die auch für einen Laien verständlich ist. Eine wichtige Funktion übernehmen dabei Fotos und Grafiken, da sie als Erstes wahrgenommen werden. Sie dürfen deshalb nicht als Füllmaterial zur optischen Gestaltung betrachtet werden, sondern sollten immer eine eigenständige Informationsaufgabe übernehmen. Auch Tabellen und Aufzählungen stellen eine gute Möglichkeit dar, notwendige Infor-

Flyer und Broschüren zur Dichtheitsprüfung


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mationen übersichtlich zu transportieren. Fließtexte sollten möglichst kurz gehalten werden – erfahrungsgemäß werden Texte, deren Umfang eine A4-Seite überschreitet, kaum noch gelesen. Unser Ingenieurbüro hat für viele Städte und Gemeinden Broschüren und Flyer zu den Themen Dichtheitsprüfung, Fremdwasserbeseitigung und getrennte Abwassergebühr erstellt. Für die Stadt Waldbröl haben wir bereits vor Jahren eine komplette Broschürenreihe zu wichtigen Sachthemen aufgelegt. Auch bei größeren Baumaßnahmen erarbeiten wir regelmäßig Informationsflyer. Neben der Darstellung der Baumaßnahme und deren Nutzen ist es dabei auch wichtig, die zu erwartenden Behinderungen konkret aufzuzeigen.

Internetauftritt Dichtheitsprüfung für die Stadt Düren

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Bürgerinformation zur Fremdwasserbeseitigung für die Stadt Voerde

Die Verteilung solcher Info-Flyer zu Baumaßnahmen erfolgt üblicherweise als Postwurfsendung bei den betroffenen Anliegern. Für die Informationsbroschüren zur Dichtheitsprüfung und Gebührenumstellung hat sich der Versand an alle Grundstückseigentümer bewährt. Allgemeine Informationsbroschüren werden üblicherweise nicht verteilt, sondern liegen im Rathaus bzw. beim Eigenbetrieb aus und werden bedarfsweise im Beratungsgespräch ausgehändigt. Internet Das Internet bildet inzwischen die wichtigste Plattform für die Übermittlung von Informationen. Gleichwohl ist zu berücksichtigen, dass gerade bei älteren Grundstückseigentümern eine Internetnutzung nicht vorausgesetzt werden kann, so dass wesentliche Informationen immer auch flankierend über andere Medien transportiert werden müssen. Der Umfang unserer Beauftragung ist sehr unterschiedlich und reicht von der Bereitstellung von Textund Bildmaterial zu Baustellen bis hin zur Gestaltung des kompletten Internetauftritts der Stadtentwässerung. Aktuell wurden wir vor allem zum Thema Dichtheitsprüfung mit der Erstellung von Internetseiten beauftragt. Die umfangreichen Informationen zum Thema haben wir dazu grafisch ansprechend in zwei Infohäusern verpackt, wo sie separat aufgerufen werden können, ohne dass der Umfang der insgesamt 40 Internetseiten erschlagend wirkt. Selbstver-

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ständlich wird bei der Gestaltung solcher Internetseiten die Corporate Identity der jeweiligen Stadt oder Gemeinde in vollem Umfang berücksichtigt. Bürgerinformationsveranstaltungen Bürgerinformationsveranstaltungen bieten die Möglichkeit, gezielte Informationen an eine größere Gruppe weiterzugeben und gleichzeitig in einen Dialog zu treten. Fragen von allgemeinem Interesse werden öffentlich diskutiert und brauchen so nicht in Einzelgesprächen beantwortet werden. Die Bürgerinformationen bereiten wir üblicherweise gemeinsam mit dem Tiefbauamt bzw. der Stadtentwässerung vor, zumindest bei größeren Baumaßnahmen ist dies inzwischen die Regel. So wurden allein bei der Projektsteuerung zur Restkanalisation in Waldbröl insgesamt 40 Bürgerinformationsveranstaltungen durchgeführt. Aktuell sind darüber hinaus die getrennte Gebühr, die Dichtheitsprüfung und die Fremdwassersanierung häufiger Anlass für eine Bürgerinformation. Neben projektbezogenen Bürgerinformationen unterstützen wir einige Entwässerungsbetriebe bei dem jährlichen Tag der offenen Tür. Auch solche Veranstaltungen sind sehr nützlich, da sie beim Bürger Verständnis für die Aufgaben eines Entwässerungsbetriebes oder eines Tiefbauamtes wecken, deren Erfüllung sie letztlich über ihre Gebühren bezahlen müssen. Ähnlich ist die gemeinsame Präsentation auf lokalen Handwerksmessen zu sehen. So ha-

Besichtigung eines Retentionsbodenfilters mit

ben wir beispielsweise gemeinsam mit der Stadt Bergisch Gladbach, dem Rheinisch-Bergischen Kreis und der Kommunal- und Abwasserberatung auf den Bergischen Bautagen zum Thema Dichtheitsprüfung ausgestellt. Die Unterstützung bei einem solchen Tag der offenen Tür oder bei einer Messe erfolgt einerseits durch Plakate, Infostände, Informationsvideos und Computeranimationen und andererseits durch Präsenz und Beratung vor Ort. Informationsschreiben Zur gezielten Information erstellen wir regelmäßig entsprechende Schreiben an die betroffenen Bürger. Wie bereits dargelegt, sollten diese kurz und prägnant sein und eine DIN-A4-Seite möglichst nicht überschreiten. Weitergehende Informationen lassen sich besser in einer beigelegten Informationsbroschüre vermitteln. Die Kombination von persönlichem Anschreiben und Informationsbroschüre ist ohnehin sehr gelungen, weil sie einerseits den Grundstückseigentümer persönlich anspricht und andererseits eine umfassende, gut strukturierte und anschauliche Information vermittelt. Sie wird deshalb regelmäßig bei den sehr öffentlichkeitsintensiven Projekten zur getrennten Gebühr, zur Dichtheitsprüfung und zur Fremdwassersanierung eingesetzt. Bei Baumaßnahmen genügt die Verteilung eines nicht personalisierten Anschreibens, ggf. in Verbindung mit einem Informationsflyer, als Postwurfsendung.


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Ausschussmitgliedern der Gemeinde Weilerswist

Telefonhotline zur getrennten Gebühr für die Stadt Stolberg

Abbildungen (alle): Franz Fischer Ingenieurbüro

sichtlich der Sicherheitsvorkehrungen. Sie hinterlässt aber bei der Bevölkerung einen bleibenden Eindruck. Häufiger noch als groß angelegte Veranstaltungen für die Bürger finden in ähnlicher Weise organisierte Besichtigungen für die Mitglieder von Ausschuss oder Rat statt.

Bürgerberatung vor Ort Bei den oben aufgeführten Projekten erbringen wir teilweise Beratungsleistungen direkt beim Entsorgungsbetrieb bzw. im Rathaus, um Spitzenbelastungen abzufedern oder aber unterstützend spezielles Know-how einzubringen. Im Zuge von Baumaßnahmen wird darüber hinaus vielfach eine für den Anlieger kostenlose Beratung direkt vor Ort erbracht. In der Regel erfolgt dies im Zusammenhang mit einem Objektplanungsauftrag; zum Teil wickeln wir aber auch entsprechende Beratungsaufträge im öffentlichen Bereich losgelöst von der Baudurchführung ab.

Pressemitteilungen Die Pressearbeit ist aus einer modernen Verwaltung inzwischen nicht mehr wegzudenken. Es ist wichtig, dass der oft negativen Berichterstattung zu Verwaltungs- oder Bautätigkeiten ein positives Gewicht entgegengesetzt wird. Dies betrifft im Besonderen Tiefbauarbeiten im Straßenbereich mit ihren zum Teil massiven Verkehrsbehinderungen. Bei der Gebührenumstellung und der Dichtheitsprüfung hat die Pressemitteilung darüber hinaus eine wesentliche Informationsaufgabe. Als Ingenieurbüro haben wir den Vorteil, dass wir auf Veröffentlichungen im Rahmen bisher bearbeiteter Projekte in anderen Städten und Gemeinden zurückgreifen können. Der Veröffentlichungstext wird nach Bearbeitung zunächst mit der Stadtentwässerung bzw. dem Tiefbauamt abgestimmt und anschließend der Pressestelle zur Prüfung und Korrektur eingereicht. Besichtigungen Interessante Baustellen eignen sich gut für öffentliche Besichtigungen, wo entweder die Baumaßnahme selbst oder aber das fertig gestellte Objekt „hautnah“ erfahren werden kann. Ergänzend zur eigentlichen Besichtigung stellen wir das Projekt in der Regel in einem kurzen Vortrag vor. Die Organisation erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Stadt/Gemeinde. Die Besichtigung unterirdischer Bauwerke, wie z. B. von Großprofilkanälen oder Becken, stellt besondere Anforderungen an die Organisation, insbesondere hin-

Telefonische Beratung Die Übernahme der telefonischen Bürgerberatung direkt durch unser Ingenieurbüro ist speziellen Projekten vorbehalten. Regelmäßig führen wir solche Beratungen durch bei - der Einführung/Aktualisierung der getrennten Gebühr, - der Dichtheitsprüfung und Sanierung privater Abwasserleitungen, - der Erstellung von Förderanträgen. Hinzu kommen z. B. Beratungen zur Versickerung/Entsiegelung und Fremdwasserbeseitigung. Die telefonische Beratung über eine weitergeleitete städtische Nummer ist grundsätzlich sehr effizient und kann insbesondere den Aufwand der deutlich zeitintensiveren persönlichen Beratung reduzieren. Eine Beratung zu einfacheren Themen, wie z. B. zum richtigen Ausfüllen von Fragebögen kann auch durch gut angelernte und betreute Aushilfskräfte, z. B. Studenten, erfolgen. Dagegen muss die Beratung, z. B. zur Dichtheitsprüfung und Sanierung privater Abwasserleitungen, durch qualifiziertes Fachpersonal erbracht werden.

Fazit Die Bedeutung einer guten Öffentlichkeitsarbeit nimmt auch für die Städte und Gemeinden ständig zu. Entsprechend wachsen die Aufgaben auch für Ingenieurbüros. Durch die Verbindung von fachlicher und öffentlichkeitswirksamer gestalterischer Arbeit konnten wir ein interessantes neues Aufgabengebiet aufbauen. Autor: Dipl.-Ing. Michael Hippe, Franz Fischer Ingenieurbüro GmbH, Erftstadt

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ÖPP in der Straßeninfrastruktur

Ausgewählte technische Aspekte bei ÖPP-Projekten von Jan Malik und Frank Thiesen

Obwohl eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur zu den Kernelementen einer funktionierenden Volkswirtschaft zählt, ist das deutsche Straßennetz in großen Teilen durch dauerhaft unterfinanzierte Haushalte gekennzeichnet. Die Folge ist ein ständig wachsender Sanierungsbedarf bei gleichzeitig substanzverzehrender Erhaltung. Es gilt daher, die noch vorhandenen Finanzmittel so effektiv wie möglich einzusetzen, um das vorhandene Straßennetz möglichst dauerhaft erhalten zu können. Als möglicher Lösungsansatz dafür werden seit einigen Jahren Modelle Öffentlich Privater Partnerschaften (ÖPP) angesehen. Im Folgenden geht es um ausgewählte Erfahrungen mit solchen ÖPP-Projekten auf Landes- und Kreisstraßenebene. Bei diesen ÖPP-Modellen wird vor dem Hintergrund eines Lebenszyklusansatzes ein privater Partner langfristig in Planung, Bau, Finanzierung und die bauliche Erhaltung (sowie ggf. Betrieb) von Straßen eingebunden. Allerdings haben wir es auf Landes-, Kreisund Kommunalstraßenebene häufig noch mit Pilotprojekten zu tun, da die öffentliche Hand ÖPP-Projekten bislang meist skeptisch bis ablehnend gegenübersteht. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass ein solches ÖPP-Projekt die tatsächlich notwendigen Erhaltungsinvestitionen transparent macht und langfristig im jeweiligen Haushalt verankert. Dabei wurde in vielen Kommunen mit Einführung der Doppik bereits der Grundstein für eine langfristig orientierte Planung gelegt, weil die Kommunen dafür ihre Straßennetze beschreiben und bewerten mussten. Dies ist gleichzeitig eine zwingende Voraussetzung für die Durchführung von ÖPP-Projekten. Erste Straßenbauprojekte in ÖPP zeigen, dass nur über eine langfristige Planung und gesicherte Durchführung der Straßenerhaltung nachhaltig gewirtschaftet werden kann. Im Folgenden werden einige ausgewählte technische Aspekte und Erfahrungen angesprochen, die sich bei der Bearbeitung von zwei ÖPP-Projekten auf Landes- und Kreisstraßenebene in den vergangenen zwei Jahren ergeben haben.

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Machbarkeitsstudie für ein Kreisstraßenmodell in Niedersachsen Der Landkreis Cloppenburg in Niedersachsen verfügt über ein Kreisstraßennetz von 365 km Länge, das in Teilen stark sanierungsbedürftig ist. Die Kreisstraßen werden in hohem Maße von landwirtschaftlichen Fahrzeuge und Lkw befahren, gleichzeitig weist die Hälfte der Kreisstraßen eine Fahrbahnbreite von weniger als 6 m auf. Daher ist eine wirtschaftliche Straßenerhaltung ohne eine Fahrbahnverbreiterung nicht darstellbar. Aus diesem Grund wurde das Ingenieurbüro Vössing im Sommer 2010 gemeinsam mit einem Wirtschaftsberater mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie zu Ausbau und Erhaltung des Qualitätsniveaus zweier ausgewählter Kreisstraßen mit einer Gesamtlänge von 20 km beauftragt. In Rahmen der Studie wurde die Realisierung eines ÖPP-Modells über einen Projektzeitraum von 20 bis 30 Jahren untersucht. Neben Eigenrealisierung und -betrieb wurden eine ÖPP-Variante als Forfaitierungsmodell mit Einredeverzicht sowie zwei Modelle eines Funktionsbauvertrags untersucht. Aus den vier Varianten wurde unter Berücksichtigung der gewählten Projektlaufzeit und einer geeigneten Risikoverteilung zwischen dem Landkreis und dem privaten Partner

das wirtschaftlichste Organisationsmodell identifiziert. ÖPP-Pilot für ein Landesstraßenprojekt in Nordrhein-Westfalen Das Landesstraßennetz in Nordrhein-Westfalen (NRW) umfasst nahezu 13.000 km und ist durch einen geringen Aus- und Neubaubedarf sowie einen vergleichsweise hohen Erhaltungsrückstand gekennzeichnet. Da mehr als 40 % der Landesstraßen als schlecht einzustufen sind und ein lastenklassenabhängiger Streckenausbau aufgrund tendenziell sinkender Mittelzuweisungen nicht möglich ist,


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Kreisstraße des ÖPP-Modells in Niedersachsen vor Projektumsetzung

bestand die Aufgabe darin, für erforderliche Maßnahmen innovative und effiziente Methoden zu finden, die zeitnah und kostengünstig umgesetzt werden können. Basierend auf einer bis 2008 durchgeführten Machbarkeitsstudie wurde eine Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus dem Ingenieurbüro Vössing und Ernst & Young Real Estate, mit der Vorbereitung, Begleitung und Durchführung eines EU-weiten Vergabeverfahrens beauftragt. Das Projekt beinhaltete die Vergabe zweier Teilnetze von Landesstraßen mit einer Länge von jeweils rund 100 km inklusive der dazugehörigen Straßenausstattung und

Nebenanlagen. Der private Partner sollte innerhalb von drei Jahren für alle Projektbestandteile ein definiertes Qualitätsniveau erreichen und die bauliche Erhaltung über den gesamten Vertragszeitraum von 16 Jahren sicherstellen. Ziele des Landes NRW waren vor allem eine zeitnahe Verbesserung der Gebrauchsfähigkeit der ausgewählten Straßennetze bei einem mittelstandsfreundlichen Projektzuschnitt. Damit Innovations- und Effizienzvorteile genutzt werden konnten, wurde die beste Erhaltungsstrategie im Wettbewerb ermittelt.

Foto: Jan Malik

Ausgewählte technische Aspekte bei Erstellung einer Machbarkeitsstudie Auswahl eines ÖPP-Streckennetzes Naturgemäß werden bei Festlegung eines ÖPP-Streckennetzes solche Abschnitte ausgewählt, für die in absehbarer Zeit keine Mittel zur Verfügung stehen werden. Für kommende Projekte ist daher auf die Repräsentativität des ausgewählten ÖPP-Netzes zu achten, um einen Vergleichsmaßstab gegenüber dem Gesamtnetz zu erhalten.

Wahl eines geeigneten Modells Das Beispiel aus NRW wurde als Forfaitie-

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rungsmodell durchgeführt, bei dem die anfänglichen Bauleistungen des privaten Partners stufenweise innerhalb von drei Jahren einredefrei gestellt werden. Der private Partner erhält in diesem Projekt gleichbleibende Quartalszahlungen über die gesamte Projektlaufzeit. Im Nachhinein muss jedoch konstatiert werden, dass vor allem aufgrund der geringen Projektgröße kaum ein Bankenwettbewerb stattfand. Basierend auf dieser Erfahrung stellte sich bei dem zeitlich darauf folgenden kleineren Kreisstraßenmodell in Niedersachsen sehr schnell die Frage, wie man ein ÖPP-Straßenprojekt vertraglich möglichst einfach und gleichzeitig mittelstandsfreundlich gestalten kann – mit dem Ergebnis, dass ein Funktionsbauvertrag als Hybrid zwischen konventionellem Bauvertrag und funktionaler Beschreibung (ÖPP-Projekt) eine mögliche Lösung sein könnte. Hier deutlich vereinfacht dargestellt findet auch beim Funktionsbauvertrag eine Verknüpfung der Planungs-, Bau- und Erhaltungsleistungen statt, die an einen privaten Partner übertragen werden; auch die bei ÖPP-Projekten enthaltene Finanzierung kann Bestandteil eines Funktionsbauvertrags sein. Der wesentliche Unterschied besteht üblicherweise in der Vergütung der Leistung: Die anfänglichen Bauleistungen werden haushaltsfinanziert direkt vergütet, während bei ÖPPProjekten häufig eine möglichst gleich bleibende Finanzierung vorgesehen ist. In bestimmten Zeitabständen erhält der private Partner beim Funktionsbauvertrag eine Vergütung für seine baulichen Erhaltungsleistungen. Ein weiterer Vorteil des Funktionsbauvertrages ist, dass zivilrechtlich ein angepasster VOB-Vertrag genutzt wird, der auch mittelständischen Bauunternehmen vertraut ist. So kam die Machbarkeitsstudie zu dem Ergebnis, dass ein Funktionsbauvertrag mit Eigenfinanzierung die wirtschaftlichste Realisierung des niedersächsischen Kreisstraßenmodells verspricht. Ausgewählte technische Aspekte bei Vorbereitung und Durchführung des Vergabeverfahrens Nach Festlegung der Projektziele denkt man im Straßenbereich unmittelbar an die Gestaltung der Zusammenarbeit von öffentlicher und privater Hand.

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Aufgabenteilung zwischen öffentlicher und privater Hand Die bauliche und betriebliche Erhaltung einer Straße beeinflussen sich gegenseitig – man denke beispielsweise an den Winterdienst. Zwar wird die Aufgabenteilung je nach Bundesland unterschiedlich gehandhabt, im Ergebnis wird jedoch meist eine künstliche Schnittstelle erzeugt. Bei zukünftigen Projekten sollte daher bei einer entsprechenden Projektgröße die Bündelung von baulicher und betrieblicher Erhaltung in einer Hand angestrebt werden. Komplexität des Projektgegenstands Straße Es muss nicht nur der Straßenkörper an sich, sondern in den genannten Beispielen müssen auch die Straßenausstattung und Nebenanlagen sowie Brückenbauwerke, die alle unterschiedlichen Lebenszyklen unterliegen, betrachtet und Festlegungen hinsichtlich der Qualität getroffen werden. Aufgrund des Pilotprojektcharakters entschied man sich im NRW-Projekt dazu, größere Brückenbauwerke und einen Großteil der Ortsdurchfahrten auszuklammern, da dies die Komplexität weiter erhöht hätte. Stattdessen wurden in Anlehnung an die ZTV-Funktion Anforderungen definiert, deren Prüfungen reproduzierbar und eindeutig sind. Bestandsdokumentation zu Projektbeginn Eine weitere Herausforderung bestand bei beiden Projekten aus technischer Sicht darin, dass der private Partner mitten im Lebenszyklus des Projektgegenstandes Straße in das Projekt einsteigen soll – und daher, um eine realistische Kalkulationsgrundlage zu erhalten, den derzeitigen Erhaltungszustand belastbar bewerten muss. Die Landesstraßen werden turnusmäßig alle vier Jahre durch eine Zustandserfassung und -bewertung (ZEB) geprüft. Im Rahmen dieser ZEB werden, vereinfacht ausgedrückt, der direkt „erfahrbare“ Gebrauchswert einer Straße sowie der Substanzwert ermittelt. Da die ausgeschriebenen Landesstraßennetze bereits seit Jahrzehnten nahezu unverändert liegen, entschloss man sich seitens des Auftraggebers nur auf den Gebrauchswert der Straße abzustellen. Um den Bietern eine größtmögliche Kalkulationssicherheit zu bie-

ten, wurden zusätzlich zu den Ergebnissen der ZEB-Prüfungen eine Georadaruntersuchung durchgeführt und Bohrkerne entnommen. Eine ausreichende und ordnungsgemäße Bestandsdokumentation stellt somit einen wesentlichen Erfolgsfaktor für den gesamten Vergabeprozess dar.

Förderung innovativer und neuer Bauweisen Zur Förderung innovativer und neuer Bauweisen entschied man sich dafür, auf technische Standards und Richtlinien im Straßenbau – mit Ausnahme sicherheitsrelevanter Richtlinien – zu verzichten. Im Ergebnis ist jedoch festzustellen, dass bieterseitig alle gängigen Normen und Richtlinien wieder zum Vertragsbestandteil erklärt wurden und sich technische Innovationen vor allem in Zusammensetzungen der Gemische des Straßenoberbaus sowie frühzeitigen Maßnahmen äußerten. Fazit ÖPP-Projekte im Straßenbereich können unter dem Aspekt des Lebenszyklusansatzes dazu beitragen, einen wirtschaftlichen Betrieb des Projektgegenstandes Straße sicherzustellen. Wesentlich sind besonders zu Projektbeginn eine eindeutige Definition der Aufgabenund Risikoteilung und die Bestandsdokumentation, die den Bietern übergeben wird. Als sinnvoll hat sich in beiden Projekten herausgestellt, die nicht oder nur schwer kalkulierbaren Leistungsbereiche auszuklammern, da andernfalls unwirtschaftliche Angebote die Folge sind. Die Erfahrungen aus beiden dargestellten Projekten wurden im Rahmen umfangreicher Verhandlungsgespräche mit Bietern erörtert und sind übertragbar auf Kreis- und Gemeindestraßen. Damit ein Vergleichsmaßstab mit konventionellen Projekten erzielt werden kann, sind jedoch noch deutlich mehr Projekte mit einem repräsentativen Charakter erforderlich. Autoren: Dipl.-Geogr. Jan Malik, Abteilungsleiter Infrastrukturentwicklung, Dipl.-Ök. Frank Thiesen, Geschäftsführer, Ingenieurbüro Dipl.-Ing. H. Vössing GmbH, Düsseldorf


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Straßenausbaubeitragsgesetz Berlin

Auswirkungen auf Planung und Bau von Entwässerungsanlagen von Klaus-Jochen Sympher

Das Berliner Abgeordnetenhaus hat am 9. März 2006 das Straßenausbaubeitragsgesetz beschlossen, eine überarbeitete Fassung folgte am 8. Juli 2010 [1]. Gemäß diesem Gesetz sind Baumaßnahmen, die eine Verbesserung, eine Erweiterung oder eine grundlegende Erneuerung von Verkehrsanlagen mit sich bringen, in Anteilen von den anliegenden Grundstückseigentümern zu bezahlen. Auf dem Gebiet der Siedlungswasserwirtschaft hat das inzwischen zu einem beträchtlichem Investitionsstau geführt. Die Ausführung des Straßenausbaubeitragsgesetzes obliegt den Tiefbauämtern der Bezirke. Sie haben die Aufgabe, die Beitragspflicht einer Ausbaumaßnahme zu prüfen. Nach Vorlage der Planungsunterlagen, der Baubeschreibung und der Kostenberechnung entscheidet das Tiefbauamt über den voraussichtlich entstehenden Umfang der Beitragspflicht und leitet das Bürgerbeteiligungsverfahren ein. In diesem sollen Vorschläge und Anregungen der Betroffenen gehört und in die Entscheidung über die Ausbaumaßnahme miteinbezogen werden. Außerdem ist die Zustimmung der Bezirksverordnetenversammlung erforderlich. Die Höhe der Straßenausbaubeiträge richtet sich nach der Straßenkategorie, der Nutzung des Kanals (Regen-oder Mischwasserkanal) sowie nach Größe, Bebauung und Nutzungsart der betroffenen Grundstücke. Der beitragspflichtige Anteil wird in detaillierten Ausführungsvorschriften mit Hilfe eines umfangreichen Systems von Zu- und Abschlägen festgelegt, das den Nutzen des Anliegers im Verhältnis zur Allgemeinheit regelt.

Das Land Berlin hat den Berliner Wasserbetrieben (BWB) Bau, Betrieb und Unterhaltung der Straßenentwässerungsanlagen übertragen. Es verwendet die erhobenen Straßenausbaubeiträge zur teilweisen Deckung des Aufwandes, der dem Land durch die Beauftragung der BWB entsteht. Investive Bauprojekte der Berliner Wasserbetriebe für Anlagen der Misch- und Regenwasserkanalisation, die der Straßenentwässerung dienen, unterliegen ebenso dem Verwaltungsverfahren, das die Beitragspflicht im Sinne des Straßenausbaubeitragsgesetz prüft. Die von den BWB erhobenen Regenwasserentgelte beziehen sich auf die Ausbaukosten zum Anschluss von Anlagen zur Grundstücksregenentwässerung, nicht jedoch auf Anlagen zur Straßenentwässerung. Ausbaukosten der Schmutzwasserkanalisation sind ebenfalls nicht vom Straßenausbaubeitragsgesetz betroffen, da diese bereits von den Schmutzwassergebühren der Wasserbetriebe abgedeckt werden. Gemäß den Ausführungsvorschriften zum Straßenausbaubeitragsgesetz [2] sind folgende

Ausbaumaßnahmen für die Straßenentwässerung beitragspflichtig: • gemeinsamer Straßenbau mit Neubau oder Erneuerung des Regen- oder Mischwasserkanals, • Neubau eines Regen- oder Mischwasserkanals, ohne Straßenbau • Erneuerung eines Regen- oder Mischwasserkanals mit oder ohne hydraulische Erweiterung, ohne Straßenbau. Bei der Festsetzung der Straßenausbaubeiträge zur Verbesserung der Straßenentwässerung sieht das Straßenausbaubeitragsgesetz ein aufwendiges Berechnungsverfahren vor: Folgende Faktoren sind für die Beitragshöhe ausschlaggebend: 1. Herstellungskosten Der Aufwand für eine beitragsfähige Baumaßnahme wird nach den tatsächlichen Kosten ermittelt. Die Baunebenkosten werden im Verhältnis der beitragsfähigen Kosten zum Rechnungsbetrag der Straßenentwässerung hinzugerechnet. 2. Kostenmasse Die für die Baumaßnahme entstandenen

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Kosten müssen den verschiedenen Entwässerungszwecken wie Straßenoberflächenentwässerung, Grundstücksoberflächenentwässerung und Schmutzwasserableitung sowie Gemeinschaftsanlagen zugeordnet werden. 3. Übernennweitenregelung Die tatsächlichen Herstellungskosten eines Kanals mit einer Nennweite größer als DN 300 werden durch Einführen eines Übernennweitenfaktors auf die Kosten eines Kanals mit der Standardnennweite von DN 300 begrenzt. 4. Dreikanalberechnung Sie berücksichtigt das Verhältnis der Straßenoberflächenentwässerung zur Grundstücksoberflächenentwässerung und zu einer eventuell vorhandenen Schmutzwasserableitung. Nach fünf Jahren Straßenausbaubeitragsgesetz liegen für die Siedlungswasserwirtschaft erste praktische Erfahrungen der BWB sowie der mit der Planung beauftragten Ingenieurbüros vor. Bei den Berliner Wasserbetrieben ist Ende September 2011 ein Investitionsvo-

lumen von rund 32 Mio. € davon abhängig, dass die Bezirke über die Anwendung des Straßenausbaubeitragsgesetzes entscheiden. Dessen Anwendung hat bei allen beteiligten Behörden und Unternehmen zeitlichen und personellen Mehraufwand zur Folge durch: • zusätzliche Ausarbeitung von Planungsunterlagen, Kostenberechnungen und Trennung von Maßnahmen für Tiefbauämter, • zeitintensives Bearbeiten der Verfahren durch umfangreiche Ausführungsvorschriften zum Straßenausbaubeitragsgesetz, • zusätzliche Unterstützung der Tiefbauämter bei Bürgerversammlungen und Sitzungen der Bezirksverordnetenversammlungen, • Berücksichtigen der Bürgereinwendungen. Die wirtschaftlichen Nachteile für die Berliner Wasserbetriebe sind erheblich: • Investitionsstau bei Regen- und Mischwasserkanalanlagen, der eine angemessene Reinvestitionsrate ursächlich verhindert; • Verschieben von Investitionen für Schmutzwasserkanal- und Druckrohranlagen als mitlaufendes Medium zu Regen- und Mischwasserkanälen;

• fortschreitende Zustandsverschlechterung der betroffenen Anlagen, Erhöhung des Risikos bezüglich der Standsicherheit, des Betriebes und der Dichtheit der Kanalisation (z. B. Einbruch des Kanals; Verstopfung des Abflusses; Verschmutzung des Grundwassers / der Trinkwasserressourcen); • Widerspruch zum Grundsatz des koordinierten Bauens in Berlin (mehrfaches Bauen in der gleichen Straße); • wiederholte Verschiebung von Baumaßnahmen, lange Durchlaufzeiten; • unkalkulierbare Planungshorizonte / Mittelabflüsse; • Erhöhung der Planungskosten. Die Kosten der Berliner Wasserbetriebe werden über das gesamte Stadtgebiet summiert und dem Kunden entsprechend der gelieferten Leistung in Rechnung gestellt. Mit diesem Verfahren wird eine hohe Beitragsgerechtigkeit erreicht. Im Straßenausbaubeitragsgesetz wird versucht, mit Faktoren und zahlreichen Annahmen eine ähnliche Beitragsgerechtigkeit herzustellen. Die Grundlage der Beitragsberechnung orientiert sich jedoch an den Kos-

Bau eines DN2000 - Regenwasserkanals in der Berliner Treskowallee (Januar 2011) Foto: Pecher und Partner Ingenieurgesellschaft

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ten eines Straßenabschnittes, dessen Länge im Vergleich zum gesamten Entwässerungsnetz der Stadt verschwindend klein ist. Die entstehenden Kosten je Meter sind von zahlreichen örtlichen Randbedingungen des Straßenabschnittes abhängig. In der Tabelle rechts werden für die Erneuerung in offener Bauweise die wesentlichen Kostengruppen genannt. Mit der Nennweitenkorrektur wird nur eine von fünf Kostengruppen berücksichtigt. Für die geschlossene Bauweise, die in Berlin immerhin fast zur Hälfte der Erneuerungen verwendet wird, gelten zudem andere Kostengruppen mit eigenen Randbedingungen. Die umlagefähigen Kosten je Meter Straße unterliegen somit einer sehr breiten Streuung, die mit dem pauschalen Ansatz der Nennweitenkorrektur nur zum Teil im Sinne von Beitragsgerechtigkeit korrigiert werden kann. Seit Inkrafttreten des Straßenausbaubeitragsgesetzes bis Ende 2010 wurden insgesamt 206 Verfahren eingeleitet. Bei 65 Maßnahmen werden die BWB als Initiator der Baumaßnahmen an der Straßenentwässerung genannt. Davon wurden drei Verfahren erfolgreich abgeschlossen und bei zwei Verfahren tatsächlich Einnahmen erzielt [4]. Die Einnahmen des Landes aufgrund von Straßenausbaubeiträgen betrugen bis Ende 2010 insgesamt 169.463 Euro. Im Rahmen der Kosten- und Leistungsrechnung in den Bezirksämtern fielen im selben Zeitraum und mit selbem Bezug Sach- und Nebenkosten in Höhe von 4.818.671 Euro [3] [5] an. Eine summarische Gegenüberstellung der Einnahmen und der Kosten ist aufgrund des verschobenen Zeitbezuges nicht möglich, da sich die Verfahren über mehrere Jahre erstrecken. Die Verfahren verursachen jedoch beim Bezirk Kosten, die nicht umlagefähig sind. Die als Straßenausbaubeitrag eingenommenen Beträge werden somit zunächst allein zur Deckung des Verwaltungsaufwandes verwendet. Dass die Einnahmen darüber hinaus je einen nennenswerten Beitrag zum Straßenausbau leisten, ist nicht erkennbar. Eine deutliche Reduzierung des Verwaltungsaufwandes wird durch ein vereinfachtes Verfahren erreicht, bei dem der Straßenbeitrag mittels pauschaler Einheitspreise ermittelt und somit die starke Streuung der beitragspflichtigen Kosten je Meter aufgehoben wird.

KOSTENGRUPPE

RANDBEDINGUNG

MENGENEINHEIT

Erdarbeiten

Einbautiefe; Nennweite; Bodenbeschaffenheit

Kubikmeter Aushub und Verfüllung

Wasserhaltung

Grundwasserstand über Kanalsohle

Pumpleistung- und -dauer; Kubikmeter Grundwasser

Straßenaufbruch und Straßenwiederherstellung

Straßenart; Lage der Kanaltrasse

Quadratmeter Oberfläche

Schächte

Kanalnetzverknüpfungen; Einbautiefe; Dimension

Anzahl der Schächte

Rohr

Dimension; Rohrwerkstoff; statische Belastung

Länge des Bauabschnittes

Kostengruppen bei Erneuerung in offener Bauweise

Als Randbedingungen können Berliner Verhältnisse definiert werden, deren Kosten je Meter dem Mittelwert des gesamten Berliner Entwässerungsnetzes entsprechen. Topografie, Straßenkategorien, Grundwasserstand, Nennweiten und Tiefenlagen werden berlinweit auf den Einheitspreis umgelegt. Dieser Einheitspreis kann in regelmäßigen Abständen fortgeschrieben werden. Eine weitere Vereinfachung wird nach dem Vorbild der Kommunalen Abgabengesetze der Länder Rheinland-Pfalz und Thüringen erreicht [6] [7]. Statt der Erhebung einmaliger Beiträge können optional wiederkehrende Beiträge erhoben werden. Bei diesem Verfahren bildet das gesamte Verkehrsnetz der Stadt eine öffentliche Anlage, die Beitragspflicht erstreckt sich auf alle damit erschlossenen Grundstücke. Zur Vergleichmäßigung können die Beiträge aus dem Durchschnitt der Investitionen der letzten fünf Jahre ermittelt werden. Aufgrund der hohen Anzahl der Beitragspflichtigen wird nicht nur eine höhere Abgabengerechtigkeit, sondern eine im Vergleich zu einem einmaligen Beitrag weitaus geringere individuelle Belastung erreicht. Die Ermittlung des beitragsfähigen Anteils des Misch- oder Regenwasserkanalabschnittes führt bei den Tiefbauämtern der Berliner Bezirke zu einem überhöhten Verwaltungsaufwand, der bei einem stadtweit gültigen Einheitssatz erheblich geringer ausfallen würde. Mit der Mittelwertbildung der Kosten je Meter „Entwässerungsleistung“ wird so eine hohe Beitragsgerechtigkeit erreicht. Die Berechnung der Abgabe als wiederkehrender Beitrag

würde zudem so manchen Härtefall entschärfen und die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen. Eine entsprechende Reform des Berliner Straßenausbaubeitragsgesetzes würde den bei den Berliner Wasserbetrieben eingetretenen Investitionsstau schließlich auflösen und somit zum nachhaltigen Substanzerhalt der Netze beitragen. Autor: Dipl.-Ing. Klaus-Jochen Sympher, Dr.-Ing. Pecher und Partner Ingenieurgesellschaft mbH, Berlin Literatur [1] Straßenausbaubeitragsgesetz (StrABG) vom 16. März 2006 (GVBl. S. 265), geändert durch Gesetz vom 8. Juli 2010 (GVBl. S. 398). [2] Ausführungsvorschriften zum Straßenausbaubeitragsgesetz (AV StrABG) vom 26.1.2009. [3] Abgeordnetenhaus Berlin, Drucksache 16/14036, Kleine Anfrage vom 25.01.2010. [4] Abgeordnetenhaus Berlin, Drucksache 16/15237, Kleine Anfrage vom 24.02.2011. [5] Abgeordnetenhaus Berlin, Drucksache 16/15513 & 16/15515, Kleine Anfrage vom 25.05.2011. [6] Rheinland-Pfalz Kommunalabgabengesetz vom 20. Juni 1995 (GVBl. 1995, S. 175), zuletzt geändert durch Gesetz vom 15. Februar 2011 (GVBl. 2011, S. 25). [7] Thüringer Kommunalabgabengesetz vom 19. September 2000 (GVBl. 2000, S. 301), zuletzt geändert durch Gesetz am 29. März 2011 (GVBl. 2011, S. 61).

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Enzdüker, Pforzheim

Längster Luftkissendüker Europas von Kai Deuerer und Barbara Olfe-Kräutlein

Im Zuge von Neubau- und Sanierungsmaßnahmen der Stadtentwässerung Pforzheims entwickelte die Hyder Consulting GmbH Deutschland ein Gesamtkonzept, dessen zentrales Element ein etwa 480 m langer Luftkissendüker unter den Flüssen Nagold und Enz mit einer Dimension von DN 2200 bildet. Die Luftkissendükertechnik ist bis heute in Europa erst achtmal realisiert worden, wobei der Enzdüker in Pforzheim als neuntes Bauwerk dieser Art am längsten ist.

In der Stadt Pforzheim in Baden-Württemberg werden in den nächsten Jahren umfangreiche Neubau- und Sanierungsmaßnahmen an den Hauptsammlern und Regenwasserbehandlungsanlagen umgesetzt. Der Großteil der erforderlichen Maßnahmen liegt im zentralen Innenstadtgebiet. Hauptziele des Eigenbetriebes Stadtentwässerung Pforzheim (ESP) sind dabei unter anderem die Reduzierung der Einleitungen von Schmutzfrachten in Nagold und Enz, die Erneuerung schadhafter Abschnitte der über 100 Jahre alten Kanalisation und nicht zuletzt die Steigerung der hydraulischen Leistungsfähigkeit. Der Generalentwässerungsplan (GEP) aus dem Jahre 1992 sieht zudem umfangreiche Aufdimensionierungen und die Schaffung von neuen Regenwasserbehandlungsanlagen in Form von Stauraumkanälen und Regenüberlaufbecken vor. Durch das weitreichende Einzugsgebiet der Mischwasserkanalisation entste Übersicht Projektgebiet

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Systemskizze des Luftkissendükers


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Luftkissendüker

Dresden Wiener Platz Regensburg

Trockenwetter [l/s]

Mischwasser [l/s]

Bandbreite

10

8.800

1 : 880

100

4.600

1 : 46

350

11.200

1 : 32

150

4.500

1 : 30

Donaudüker Regensburg Hafendüker Basel (CH) Wettsteindüker Pforzheim

250

Enzdüker

(80)

Basel (CH) Dreirosendüker Hamburg Norderelbe

6.500

250

5.500

1 : 21

1.000

9.000

1:9

1.500

10.500

1:7

1.000

3.000

1:3

Paris Valonton

Lageplan der Gesamtmaßnahme mit ausgewählten Vortriebsstrecken

hen im Regenwetterfall große Abflüsse. Im Zuge der von Hyder Consulting durchgeführten Planung wurde ein effizientes Gesamtkonzept entwickelt, dessen zentrales Element ein etwa 480 m langer Luftkissendüker unter Nagold und Enz mit einer Dimension von DN 2200 bildet. Die Luftkissendükertechnik ist bis heute in Europa erst achtmal realisiert worden. Das neunte Bauwerk, der Enzdüker in Pforzheim ist zugleich das längste. Der Unterschied zu einem konventionellen Düker besteht darin, dass das Dükerrohr so ausgebildet wird, dass sich im Ober- und Unterhaupt Siphonnasen befinden, die jeweils unter die Sohle des Dükerrohres eintauchen. Zwischen diesen Siphonnasen kann mit Hilfe eines Drehkolbengebläses und der Wasservorlage im Fall- bzw. Steigschacht ein Luftkis-

Übersicht Luftkissendüker in Europa

1 : 26 ( 1 : 81)

Hamburg Elbedüker-West

sen aufgebaut werden. Dieses Luftkissen ist ein reines Luftvolumen innerhalb des Rohrquerschnittes des Dükerrohres. Mit Hilfe dieses Luftkissens ist es möglich, große Mischwasserabflüsse und kleine Trockenwetterabflüsse durch eine Rohrleitung abzuleiten, ohne dass es zu den bekannten Ablagerungsproblemen bei längeren Trockenperioden kommt. Durch die Anpassung des Luftkissenvolumens kann die Fließgeschwindigkeit bei Trockenwetter so gesteuert werden, dass ein nahezu ablagerungsfreier Betrieb sichergestellt wird. Eine hohe Betriebssicherheit ist so garantiert. Diese Steuerung funktioniert weitgehend selbstständig und reduziert die betrieblichen Aufwendungen in erheblichem Ausmaß. Durch den Neubau des Hauptsammlers wird

ein paralleles System geschaffen, das es zum einen ermöglicht, den alten Hauptsammler zu sanieren und im Falle der Revision des Luftkissendükers zugleich als Umleitung mit voller hydraulischer Leistungsfähigkeit genutzt werden kann. Die Kennzahlen des Projektes in Kürze: - ca. 1.060 m Rohrvortrieb mit UP-GF-Rohren (DN 1400 bis DN 2200) - ca. 350 m offene Kanalverlegung DN 1400 bis DN 1800 - 2 Ortbeton-Sonderbauwerke (Dükerhäupter), Durchmesser 10 m, Tiefe 18 m - 7 Ortbeton-Sonderbauwerke, Tiefe bis 8 m - 11 Sonderbauwerke als Fertigteilschächte/ Tangentialschächte Vortriebstechnischer Längsschnitt

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Grundriss Zielgrube (Verbau) Zielgrube (Draufsicht) PROJEKTBETEILIGTE

Auftraggeber Stadt Pforzheim Eigenbetrieb Stadtentwässerung (ESP) Planung, Projektleitung und Bauherrenvertretung Hyder Consulting Deutschland GmbH, Karlsruhe Bauausführung SONNTAG Baugesellschaft mbH & Co. KG, Bingen-Kempten

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Schnitt Oberhaupt Abbildungen/Tabelle: Hyder Consulting GmbH Deutschland

Herausforderungen auch in der Logistik und Bautechnik Neben der beschriebenen Besonderheit der Steuerungstechnik des Kanaldurchflusses sind die Neubau- und Sanierungsmaßnahmen in Pforzheim auch eine große Herausforderung an die logistische Abwicklung und die Bautechnik. So waren zwei ringförmige Baugruben mit einem Durchmesser von 13 m und einer Tiefe von bis zu 18 m herzustellen. Der Baugrubenverbau wurde aus einer Kombination aus überschnittenen, rückverankerten Pfahlwänden und Spritzbetonverbau konstruiert. Sieben weitere Baugruben mit einer Tiefe von bis zu 8 m waren erforderlich. Hier bestand der Baugrubenverbau aus einer Kombination aus überschnittenen Pfahlwänden und rückverankerten Bohrträgerwänden mit Holzund Spritzbetonausfachung. Umfangreiche Abdichtungsmaßnahmen zur Minimierung

des Wasserzutritts waren bei allen Baugruben erforderlich. Ebenfalls anspruchsvoll war die Durchführung der gesamten Maßnahme in überwiegend grabenloser Bauweise. Beim Vortrieb mit Vollschnittmaschinen wurden UP-GF-Rohre (GFK) eingesetzt. Die gesamten Vortriebsarbeiten wurden von Vermessungen begleitet, um eventuelle Setzungen oder Baumauerwerksbewegungen frühzeitig festzustellen. Von Anfang an: Die Öffentlichkeit ist informiert Mit der Ausführung der Baumaßnahme wurde im Dezember 2010 begonnen. Die Stadt Pforzheim begleitet die Baumaßnahmen seither mit umfassender Öffentlichkeitsarbeit. In die städtische Internetseite wurde eine eigene Präsenz für das Projekt Enzdüker integriert. Hier können sich Bürger umfassend über die

innovative Technik und über den Projektverlauf informieren, entsprechende Informationsmaterialien als Pdf-Dateien herunterladen und die verantwortlichen Ansprechpartner auf Seiten des Eigenbetriebes Stadtentwässerung Pforzheim, des Planers Hyder Consulting und des ausführenden Bauunternehmens Sonntag identifizieren. Die Akzeptanz der umfangreichen Baumaßnahme soll hierdurch und durch intensive Medienberichterstattung gefördert werden. Planmäßig ist das Bauende für August 2013 vorgesehen.

Autoren: Dipl.-Ing. Kai Deuerer, Projektleiter, Hyder Consulting GmbH Deutschland, Niederlassung Karlsruhe Barbara Olfe-Kräutlein, Öffentlichkeitsarbeit, Hyder Consulting GmbH Deutschland, Berlin

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Stadthäuser der 60er und 70er Jahre

Vom Problem zum Projekt von Michael Lebsanft und Henning Schöbener

Stadthaus Gießen Foto: aplus architektur

Ein Großteil deutscher Stadtverwaltungen wurde in den 1960er und 70er Jahren errichtet. Aufgrund der Übertragung von immer mehr Aufgaben vom Bund in die kommunale Hand haben sich die Anforderungen an solche Verwaltungsimmobilien laufend geändert. Weiterhin ist aufgrund der zunehmend schlechteren Haushaltslage vieler Kommunen ein hoher Instandhaltungsstau zu verzeichnen. Das setzt die Kommunen immer häufiger unter Handlungsdruck, Investitionen in ihre Verwaltungsimmobilien vorzunehmen. Wie eine Projektstudie derartige Entscheidungen vorbereiten kann, wird im Folgenden erläutert. Ausgangssituation Im Gegensatz zu privaten Auftraggebern sind die Entscheidungsprozesse im Rahmen der Projektinitiierung bei Kommunen nicht ausschließlich durch wirtschaftliche Kriterien getrieben. Vielmehr spielen bei der Entscheidung, neu zu bauen, eine Teil- oder Vollsanierung vorzunehmen, auch volkswirtschaftliche, städteplanerische, haushälterische, sozioökonomische und auch politische Erwägungen eine Rolle. In diesem Zusammenhang kommt der Vorprojektphase eine außerordentliche Bedeutung zu. Diese setzt deutlich vor den klassischen Leistungsphasen der HOAI und ebenso noch vor der Projektgenesis gemäß Heft 9 der AHO-Schriftenreihe zu Projektmanagementleistungen in der Bau- und Immobilienwirtschaft an. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt ist vor dem Hintergrund der konkreten Problemstellung eine Entscheidungsgrundlage, vorzugsweise in Form einer Projektstudie, vorzubereiten, die für die Verwaltung und den politischen Meinungsbildungsprozess eine fundierte Ent-

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scheidungsbasis bietet und maßgebliche Weichen für das Projekt stellt. Ausgehend von der oben skizzierten komplexen Problemstellung, dient die Vorprojektphase somit der Formulierung eines konkreten Projektes. In dieser Phase ist die eigentliche Projektidee zu entwickeln, hier sind die grundlegenden Weichen zu stellen und das Projekt zu definieren, da die Steuerungsmöglichkeiten in einem Projekt mit zunehmender Planungstiefe immer geringer werden. Struktur und Inhalt einer Projektstudie in der Vorprojektphase Im Zentrum der Betrachtungen in der Vorprojektphase stehen im Falle von „kommunalen Bauprojekten bei Stadtverwaltungen“ sowohl grundlegende Überlegungen zur Entwicklung der Stadtverwaltung und des Raumbedarfs als auch zum Umgang mit dem vorhandenen Immobilienbestand. Außerdem kann die Standortfrage eine wichtige Rolle spielen, wobei hier auch die Ziele der Stadtentwicklung zu berücksichtigen sind, die je nach Situation

sehr unterschiedliche Schwerpunkte haben kann. Nicht zuletzt sind auch haushaltstechnische Betrachtungen zu Investitionsvolumen, Finanzierungskosten und Betriebskosten wichtige Schlüsselindikatoren für eine solide Ausgangsbasis und den späteren Projekterfolg. Inhaltlich gliedert sich eine solche Untersuchung in Form einer Projektstudie in der Vorprojektphase in die fünf folgenden, wesentlichen Bausteine (siehe Abb. folgende Seite): 1. Situationsanalyse (Grundlagenermittlung) 2. Projektzielsetzungen und Projektabgrenzung (Entwicklungsplanung) 3. Umfeldanalyse (Realisierungskonzept I: nicht monetäre Aspekte) 4. Aufwand- und Kostenabschätzung (Realisierungskonzept II: Ablaufplanung und monetäre Aspekte). 5. Zusammenführung der Einzelergebnisse und Gesamtbewertung Ergänzend zu der Entscheidungsvorlage sollte die Ausarbeitung der Studie jedoch insgesamt so breit angelegt sein, dass sie die Beteiligten zu einer fundierten Diskussion befähigt


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und damit auch die Grundlage des internen Entscheidungsprozesses bilden kann. Am Ende dieses Prozesses steht die Entscheidung über das Projekt und im positiven Fall der Projektstart mit Strukturierung des Projektes und der Aufstellung des Projektteams. Diese Gliederung dient auch als Ausgangspunkt für die Bearbeitung und Erstellung der von der Lahmeyer Rhein-Main GmbH an verschiedenem Orten im Rahmen der Vorprojektphase erstellten Studien zur Projektentscheidung für die Sanierung oder den Neubau von Stadtverwaltungen. Die einzelnen Bausteine Im Folgenden soll nun auf die einzelnen Bausteine näher eingegangen werden. Hier werden neben den Inhalten auch die Vorgehensweise und die Instrumentarien zur fundierten Begleitung dieses Prozesses aus der konkreten Projektarbeit heraus beschrieben. Je nach Problemstellung ergibt sich ein unterschiedlicher Untersuchungsschwerpunkt. Dieser kann sowohl auf unterschiedlichen Finanzierungsalternativen, einer differenzierten Bedarfsermittlung oder der Entscheidung zwischen Neubau oder Sanierung liegen.

1. Situationsanalyse (Grundlagenermittlung) Die Situationsanalyse umfasst zwei Bereiche. Dies ist zum einen die Bedarfsermittlung. Hierzu gehören unter anderem die Ermittlung des Flächenbedarfs anhand der Personalzahlen und Nutzungen und der qualitativen Anforderungen an die Raumressourcen. Zum anderen ist dies die Erfassung des Immobilienbestands und sonstiger genutzter Flächen. Die Bestandserfassung erfolgt mittels Datenbankauswertung. Dazu werden die vorhandenen Raumbücher ausgewertet und der Zustand der Gebäude getrennt nach Etagen und Bereichen (Treppenhäuser, Funktionskerne, Büroflächen) sowie Gebäudehülle, Gründung und Anlagentechnik erfasst und bewertet. Die Gewichtung wird anhand der Kostenanteile für die einzelnen Bauteile auf Basis von Standardwerten vorgenommen. Hinzu kommen die baulich funktionalen, baurechtlichen und städtebaulichen Analysen der Grundstücke und ihrer Bebauung. Die Bedarfsermittlung bezieht sich auf die Nutzfläche 1–6 gem. DIN 276. Ihr liegen die

Kopfzahlen entsprechend des Personalsolls je Dezernat zzgl. allgemeiner Dezernatsflächen zugrunde. Dem auf dieser Grundlage ermittelten Bedarf ist der Bedarf an sonstigen Flächen als Sondertatbestand auf Grundlage konkreter Flächenansätze hinzuzurechnen. Ein weiterer Aspekt der baulich funktionalen Analyse ist der „Belegungsverschnitt“ als vermittelnde Größe zwischen Bestandserfassung und Bedarfsermittlung. Hier wird ein prozentualer Abschlag auf die ermittelten Nutzflächen erhoben, da sich in bestehenden Gebäuden Raumgrößen auf Grund gegebener Achsraster, Raumtiefen, etc. nicht immer gemäß der idealisierten Flächenansätze der Bedarfsermittlung abbilden lassen. Auf dieser Grundlage können bereits in einem sehr frühen Planungsstadium die Kostenvorteile einer flächeneffizienten Planung erfasst und dargestellt werden.

tersuchungsabgrenzung. Sie steht in engem Kontext mit der Aufgabenstellung, sollte durch diese aber nicht unzulässig eingeschränkt werden. Grundsätzlich unterschiedliche Lösungsansätze können zum Beispiel die Nutzung des vorhandenen Immobilienbestandes verbunden mit umfangreichen Sanierungsmaßnahmen sein oder die Zentralisierung an einem zentralen Standort, einschließlich Überlegungen zur Nachnutzung des vorhandenen Bestandes.

3. Umfeldanalyse (Realisierungskonzept I) Im Rahmen der Umfeldanalyse erfolgt die Untersuchung der einzelnen Alternativen einschließlich der Ermittlung der relevanten Kenngrößen für jede Entwicklungsalternative. Im Einzelnen sind dies die Abbildung des zu realisierende Flächen- und Funktionsprogramms auf den Grundstücken oder im Gebäudebestand, die Berechnung der baurechtlichen und immobilienwirtschaftlichen Kenngrößen sowie eine Risikobewertung für die Realisierung. Hinzu kommt eine Beurteilung der Chancen und Risiken hinsichtlich ökologischer, technischer, funktionaler, soziokultureller und städtebaulicher Fragestellungen.

2. Projektzielsetzungen und Projektabgrenzung (Entwicklungsplanung) Ausgehend von den Ergebnissen der Situationsanalyse werden verschiedene Handlungsund Realisierungsalternativen im Sinne grundsätzlich unterschiedlicher, eigenständiger Lösungsansätze entwickelt. Die Wahl der Alternativen impliziert eine erste Projekt- und Un-

Bausteine der Projektstudie in der

Zusammenführung der Ergebnisse

Situationsanalyse

Vorprojektphase Grafik: Lahmeyer

Projektzielsetzung und Projektabgrenzung

Aufwand- und Kostenabschätzung

Umfeldanalyse

Gesamtbewertung

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4. Aufwand- und Kostenabschätzung (Realisierungskonzept II) Die Bewertung des Aufwands erfolgt als monetäre Bewertung unter Berücksichtigung sämtlicher Kostenarten. Es werden die gesamten Lebenszykluskosten im Rahmen vollständiger Finanzpläne (VoFi) unter Berücksichtigung von Preissteigerungen barwertig abgebildet. Grundlage zur Aufstellung der Finanzpläne sind Grobterminpläne zur Ermittlung von Interimskosten, Kosten der Bauzwischenfinanzierung und der Kostensteigerung bei Varianten mit unterschiedlichen Bauabläufen in zeitlich gestreckter Folge. Besonderes Augenmerk bei der Aufstellung der VoFis gilt hier den jeweiligen Finanzierungskosten in Abhängigkeit des gewählten Finanzierungsmodells. In dem konkreten Projekt wurden hier Zins und Tilgung als annuitätisches Darlehen für die Bewertung in Hinblick auf die Liquiditätsplanung herangezogen. Bei dieser Betrachtungsweise spielen die reinen Investitionskosten nur eine untergeordnete Rolle, ausgenommen als Ausgangswert zur Berechnung der Finanzierung. Ebenso fließen die Bewirtschaftungskosten mit den preisrelevanten Größen aus Bauunterhalts- und Versorgungskosten in die Finanzpläne ein. Hier zeigen sich insbesondere signifikante Unterschiede zwischen Neubau- und Renovierungsvarianten. Ebenso lassen sich hier Kostenunterschiede innerhalb der energetischen Standards abbilden. Instandhaltungskosten wurden als jährliche Rücklage abgebildet, um die jährliche Anfangsbelastung als effektive Vergleichsgröße für die Gesamtbelastung heranziehen zu können. Schwieriger zu erfassen, aber ebenfalls abzubilden, sind die Einsparungen durch Effizienzsteigerungen im Betrieb. Die jährliche Anfangsbelastung wurde bewusst als Vergleichsgröße nach Abschluss der Maßnahmen herangezogen, da hier sämtliche Kosten mit erfasst sind, aber Kostensteigerungsund Inflationseffekte noch nicht zu stark durchschlagen, so dass man ein Gefühl für die Werte behält. Die so ermittelten Kosten können zu den tatsächlich vorhandenen Kosten ins Verhältnis gesetzt werden, sofern hier eine Vergleichbarkeit, z. B. auch bei Instandhaltungskosten und Kostensteigerungen hergestellt wird.

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5. Zusammenführung der Einzelergebnisse und Gesamtbewertung Die abschließende Bewertung erfolgt mittels Nutzwertanalyse als nicht monetäres Bewertungssystem. Sie erfolgt auf Grundlage der Umfeldanalyse und der Aufwand- und Kostenschätzung. Dabei bleiben Varianten, die die geforderten Mindestkriterien gemäß Projektzielsetzungen nicht erfüllten, unberücksichtigt. Neben den erörterten Entwicklungsalternativen ist auch die „Unterlassungsvariante“ zu bewerten. Diese tritt dann ein, wenn gegen die Umsetzung des geplanten Projekts entschieden wird und keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden. Die Nutzwertanalyse ermöglicht die gleichzeitige Bewertung der monetären, meist ökonomischen Kriterien, gemeinsam mit nichtökonomischen Kriterien wie ökologischen, soziokulturellen, funktionalen und städtebaulichen Zielsetzungen. Grundlegend sollten folgende Oberkriterien in die Gesamtbewertung einfließen: - strukturelle/quantitative Aspekte, - qualitative Aspekte, - Umsetzbarkeit, - ökonomische Bewertung. Wichtig ist hierbei die Wahl der Kriterien und die Gewichtung der einzelnen Kriterien, die je nach Fragestellung und zu wertenden Entwicklungsalternativen stark variieren können. So spielen z. B. Standortfaktoren bei einer Entscheidung zwischen Sanierung oder Neubau auf dem gleichen Grundstück keine Rolle, entsprechend können diese Kriterien hier nicht zur Bewertung herangezogen werden. Die Bewertungsmatrix macht darüber hinaus eine strukturierte, inhaltsfokussierte Diskussion, unabhängig von der Gesamtentscheidung möglich. Erforderlichenfalls kann sie im Rahmen des Entscheidungsfindungsprozesses diskutiert und angepasst werden. In der Praxis erweist sich das Ergebnis jedoch meist als so robust, dass Anpassungen in einzelnen Kriterien nicht zu einer Veränderung der Gesamttendenz führen. Fazit – Grenzen und Möglichkeiten Eine derart systematische Aufarbeitung der Problemstellung in Form einer Projektstudie und der daraus abgeleiteten Handlungsempfehlung gibt den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung eine sehr gute Grundla-

ge für einen offenen Diskussionsprozess über verschiedene Entwicklungsalternativen, da sich der Bewertungsprozess der einzelnen Alternativen aus einer neutralen Perspektive ergibt. Gleichwohl muss zu Kenntnis genommen werden, dass die Entwicklung einer Handlungsempfehlung von individuellen Bewertungen der Ist-Situation und verschiedenen Entwicklungsalternativen abhängt, die ggf. bei differierender Präferenzgestaltung eines Entscheidungsträgers zu einem anderen Ergebnis führt. Stadthäuser weisen meist eine lange Historie auf, die mit emotionalen Entscheidungskriterien verbunden ist, diese lassen sich in einem rationalen Entscheidungsmodell, wie der Nutzwertanalyse, nicht abbilden. Daher kann eine derartige Studie nicht den abschließenden Anspruch haben, eine „richtige“ Handlungsempfehlung zu geben. Vielmehr sind eine derartige Abarbeitung des Entscheidungsproblems und die daraus abgeleitete Handlungsempfehlung als Richtschnur und Unterstützung im Rahmen der Entscheidungsfindung zu verstehen, die den Mandatsträgern und Bürgern die Herangehensweise an ein derart komplexes Problem erleichtern soll. Die Aufgabe der Gutachter bei der Begleitung dieses Prozesses kann somit nicht die Lösung des Problems an sich sein, sondern die Herbeiführung einer fundierten Entscheidung. Innerhalb des Prozesses erweist sich insbesondere die Nutzwertanalyse als geeignetes Werkzeug zur Güteabwägung. Autoren: Dipl.-Ing. Michael Lebsanft, Senior Consultant Dipl.-Wirtsch.-Ing. Henning Schöbener Consultant / Projektleiter Lahmeyer Rhein-Main GmbH Literatur: Difu: Der Kommunale Investitionsbedarf in Deutschland. Eine Schätzung für die Jahre 2002 bis 2009, Deutsches Institut für Urbanistik. Köln 2002.


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Sanierung Amtsgericht Bad Kissingen

Tragende Ingenieuridee ausgezeichnet Die Sanierung des Amtsgerichts in Bad Kissingen wurde im vergangenen Jahr mit dem Bayerischen Denkmalpflegepreis in Silber ausgezeichnet. Dabei überzeugte die Jury insbesondere die einfache, aber hochwirksame Art, die Lasten der Archivschränke „aufzuhängen“ und auf direktem Wege in die tragenden Wände abzuleiten. So konnte der Verlust an historischen Oberflächen nahezu vollständig vermieden werden.

Amtsgericht Bad Kissingen

Arbeitsplatz im Amtsgericht

Detail Registratur Fotos: SBA Schweinfurt/novartefotodesign

Auf dem Gelände des früheren Bad Kissinger Klosterhofes St. Stephan steht seit 1905 ein beeindruckendes Gebäude. Außen heller Sandtsein, innen hohe Stuckdecken und blank poliertes Parkett. Bis 2006 residierte darin das Finanzamt, seit zwei Jahren das Amtsgericht. Dazwischen fand eine dreijährige Sanierung statt – ein Umbau, den die Jury des Bayerischen Denkmalpreises als „außergewöhnliche denkmalpflegerische Leistung“ würdigte, denn dem Staatlichen Bauamt Schweinfurt als Bauherr sei gemeinsam mit dem Tragwerksplaner Peter Wolf vom Ingenieurbüro Glatt + Wolf, Bad Kissingen, das Kunststück gelungen, das Gebäude für den „täglichen Büroablauf einer Justizverwaltung umzubauen, ohne die historische Bausubstanz und den Charme des Gebäudes zu zerstören“. Dabei stellte der für die Arbeit der Justizverwaltung erforderliche Einbau von Schrankund Regalanlagen, die große Lasten aufnehmen können, die Planer vor die größte Herausforderung. Die historischen Holzbalkendecken

sind für derartige Lastaufnahme nicht ausgelegt. Der nachträgliche Einbau von Stahlträgern in die Deckenebene, hätte umfangreiche Eingriffe an den Stuckdecken und Parkettböden zur Folge gehabt. Um das zu vermeiden, musste eine unkonventionelle Lösung her. Und die bestand darin, statt in der Deckenebene die notwendigen Stahlträger oberhalb der künftigen Regale einzuziehen. Die Träger spannen so von Tragwand zu Tragwand und bilden eine Tragkonstruktion für frei über dem Fußboden schwebende Regale und Archivschränke, die beliebig in die Stahlträger eingehängt werden können. Die Stahlprofile lagern auf lastverteilenden Betonkissen, um die auftretenden Kräfte zuverlässig in die tragenden Wände abzuleiten. Diese Idee der „schwebenden Schränke“ sei eine außergewöhnliche denkmalpflegerische Leistung, die den Verlust an historischen Oberflächen fast vollständig vermieden habe, urteilten die Juroren des Bayerischen Denkmalpflegepreises.

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Forschungsneubau an der TU Chemnitz

MeTeOr sicher gelandet von Jochen Krüger und Volker Hesse

Mit dem Projekthaus MeTeOr (Mensch – Technik – Organisation) wurde im Juni 2011 das modernste Gebäude der Technischen Universität Chemnitz, zugleich eines der spannendsten Bauprojekte der deutschen Forschungslandschaft, seiner Bestimmung übergeben. Innerhalb von nur eineinhalb Jahren Bauzeit ist im Auftrag des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) am Universitätsstandort Erfenschlager Straße ein zweigeschossiges Gebäude mit auffälliger Architektur, transparenter Fassade und einer äußerst variablen Innenraumgestaltung entstanden.

Anspruch und Aufgabe Das Kompetenzzentrum für die Verbesserung der Schnittstellen zwischen Mensch, Technik und Organisation wurde als Forschungs- und Lehrstätte sowie Werkstatt, Präsentations- u. Kommunikationsort für interdisziplinäre Teams aus Forschung und Wirtschaft konzipiert und inzwischen genutzt. Im Mittelpunkt stehen dabei der Automobilbau und die Medizintechnik. Ein Schwerpunkt der Planung war unter anderem die größtmögliche Variabilität der Raumbildung bei weitgehend uneingeschränktem Außenbezug. Ferner bestimmten hohe Anforderungen an die bauphysikalische Innenraumqualität wie Schall, Raumakustik, Tageslichtechtheit, farbveränderliche Beleuchtung, Präsentations- und Medientechnik aber

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auch werkstatttypische Medienversorgung den Entwurf. Besonderheiten des Gebäudes Variabilität Die geforderte hochgradige Variabilität der Innenraumbildung von kleinen Projekträumen bis hin zur Projekthalle mit über 250 m² wurde mit einem hochvariablen System verschiebbarer Wände realisiert. Im Zentrum des Gebäudes ermöglicht eine Spezialkonstruktion das Verfahren einer 2-geschossigen Wand um 360°. Die Wand ist gleichzeitig Raumteiler, Projektionsfläche und Bühnenhintergrund mit rückseitiger Akustikfläche. Die Raumbildungen in den beiden Geschossen basieren auf einem Grundraster von 1,10 m. Damit lassen sich je nach Bedarf Einzelräu-

me von 36 bis 125 m² bilden. Durch die Entfernung aller flexiblen Raumwände ergibt sich die Bildung der Projekthalle. Neben den flexiblen Raumbildungsvarianten existieren einige feste Räume (Konferenz-, Kommunikations- u. Projektleiterraum). Das Gebäude ist in allen Ebenen behindertengerecht ausgeführt.

Mediensteuerung Die Schaltung aller technischen Anlagen wie Licht, Lüftung, Heizung, Verschattung, aber auch Projektionsmedien, Daten und Beameransteuerungen erfolgt digital über zentrale, festinstallierte und mehrere dezentrale, tragbare Touchpaneels. Nach erfolgter Raumbildung werden die entsprechenden Schaltkreise initialisiert. Im Bereich der Projekt- und


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Projekthaus MeTeOr

PROJEKTBETEILIGTE

(Mensch-Technik-Organisation) Foto: Werner Huthmacher

Tragende GFK-Elemente prägen die Architektur Foto: Ulf Dahl

Teamräume gibt es keine festen Schalter oder Taster an den Wänden. Alle erforderlichen Medien werden über Bodenkanäle und Tanks im Rauminneren zur Verfügung gestellt und drahtlos über die Touchpaneels angesteuert.

Inspirationsbereich Eine wichtige Rolle kommt dem Inspirationsbereich zu. Er ist in zwei Ebenen hinter der großen Rundung angeordnet. Eine kleine Bibliothek, Verweilmöbel, eine Sitztreppe mit Pausenkissen, eine große ausfahrbare Projektionswand, eine Kaffeeküche und die bewusst unkonventionelle Möblierung bilden den Rahmen für wissenschaftliche Untersuchungen zum Regenerationsverhalten. Die akustische Atmosphäre dieses Bereichs kann über Lamellen von intim bis hallig verändert werden. Dazu sind auf der Innenfläche der Rundung über die gesamte Gebäudehöhe Akustiklamellen angeordnet. Über diese kann die Raumakustik stufenlos – von voll absorbierend bis voll reflektierend – verändert werden. Durch die reflektierende und fokussierbare Stellung der Lamellen lassen sich Schallemissionen aus entfernten Bereichen des Gebäudes auf einen klei-

nen Bereich projizieren und umgekehrt von diesem Bereich in das Gebäude emittieren.

Material Zusammen mit der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung der TU Chemnitz sowie der Firma Fiber-Tech wurde erstmals ein ausbaufertiges, tragendes Großformat-Bauteil aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) entwickelt. So wurden bei der Rundung statt einer Stahlbeton-Lösung großformatige und außen oberflächen-fertige, dreischichtige Sandwichelemente montiert, die kostenneutral eine Gewichtseinsparung von 65 % ermöglichten. Diese Konstruktion kann neben ihrer Aufgabe als thermische Hülle bis in den begehbaren Bereich der Rundung die Nutzlasten aufnehmen und hat somit tragende Funktion. Mit GFK wurden auch die Dachrandverkleidungen und die Überdachung über der Rampe ausgeführt, dort allerdings einschalig vor der thermischen Hülle des Gebäudes. Der Boden aller Projekt- und Teamräume wurde als geschliffener Estrich / Industrieboden ausgeführt, die Sonderbereiche erhielten Textil-, Kautschuk- bzw. Laminatböden.

Bauherr Freistaat Sachsen, Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement Architektur ARGE MTO Chemnitz aus ABK Architekten GmbH und iproplan® Planungsgesellschaft mbH Tragwerk Erfurth + Mathes, Chemnitz Haustechnik iproplan® Planungsgesellschaft mbH, Chemnitz Elektrotechnik iproplan® Planungsgesellschaft mbH, Chemnitz Fördertechnik Hundt & Partner Ingenieurgesellschaft mbH, Leipzig Ingenieurbau/Freianlagen iproplan® Planungsgesellschaft mbH, Chemnitz Bauphysik iproplan® Planungsgesellschaft mbH, Chemnitz Brandschutz iproplan® Planungsgesellschaft mbH, Chemnitz Prüfingenieur Tragwerk Dr. Jentzsch, Dresden Prüfingenieur Brandschutz Böhme Brandschutz Ingenieur-GmbH, Chemnitz SiGe-Koordination Roitzsch, Chemnitz

Das sonstige Innenraumkonzept basiert auf einem wohldosierten Kontrast von „roh belassen“ bis „fein“.

Sommerlicher Wärmeschutz, Haustechnik Um den sommerlichen Wärmeschutz und die notwendigen Behaglichkeitsbedingungen des raumhoch festverglasten und zusätzlich mit Oberlichtern ausgestatteten Gebäudes zu gewährleisten, wurden umfangreiche Untersuchungen und Gutachten erbracht. Die vom Nutzer gewünschten farbneutralen Gläser haben einen sehr geringen Energiedurchlassgrad.

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Ferner dienen die Betondecken über dem EG und dem OG als thermisch aktive Speichermasse. Die vollflächig verlegte Fußbodenheizung kann als Kühlung zum Abbau von Wärmelasten beitragen. Der Einsatz eines Lüftungsgerätes als Klimagerät mit integrierter Verdunstungskühlung und Kompressionskälte, Nachtlüftung sowie die automatisch gesteuerte Außenverschattung dienen ebenfalls der thermischen Behaglichkeit. Für die Beheizung wird der am Standort vorhandene Fernwärmeanschluss genutzt. Das Gebäude ist brandschutztechnisch als „Ein-Raum“ konzipiert, da die Bildung von Brandabschnitten bei der extremen Raumvariabilität nicht möglich ist. Daher werden alle Geschosse vollflächig mit Rauchmeldern überwacht, die auf die Brandmeldeanlage der TUC aufgeschaltet sind. Darüber hinaus verfügt das Gebäude über effektive Rauch- und Wärmeableitungen im Brandfall.

Verglasung mit niedrigem Energiedurchlassgrad Foto: Werner Huthmacher Projekthalle mit Drehwand Foto: Werner Huthmacher Begehbares Glas im Eingangsbereich, Obergeschoss Foto: Ulf Dahl

Kommunikationsbereich Atrium Foto: Werner Huthmacher

Freianlagen Ziel war die Einbettung des Gebäudes ohne Eingriffe in die vorhandene Umgebung. Diese besteht aus einer leicht geneigten Wiese und einem anschließenden kleinen „Wäldchen“. Durch gezielte Nachpflanzungen als Ersatz für notwendige Baumfällungen wurde der „ungeordnete Wildwuchs“ zu einem erlebbaren, klimatisierenden und pflegearmen Außenbereich des Gebäudes für die Sommermonate entwickelt. Die Zufahrt für LKW und Gabelstapler liegt funktional auf der Nordseite und ist damit am Standort für den Besucher kaum wahrnehmbar. Der fußläufige Zugang im Süden ist dem Hauptgebäude der Professur exakt gegenüberliegend und in den flachen Hang eingebettet. Als Befestigungsmaterial kamen wasserdurchlässige Pflasterbauweisen und Großformatplatten aus Beton zum Einsatz. Schlussabschnitt Verantwortlich für Planung und Realisierung dieses deutschlandweit einmaligen Projekthauses ist die Chemnitzer Architektengemeinschaft MTO unter Federführung von Dipl.-Architekt BDA Jochen Krüger, GF vom Büro ABK Architekten GmbH, sowie Volker Hesse, Architekt der iproplan® Planungsgesellschaft mbH. Das innovative Gesamtkonzept wurde parallel zur Entwurfsplanung des Architekten in

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Raum zur Inspiration (obere Ebene) Foto: Werner Huthmacher

Hallen- und Teamraumbereich gesamt ohne Einzelraumabtrennung

2-geschossige, um 360° drehbare Wand

Fotos: Ulf Dahl

ganztägigen Workshops mit allen beteiligten Planern, dem Auftraggeber und dem Nutzer erarbeitet – eine zeitaufwändige, aber sehr zielführende Vorgehensweise. Die Baumaßnahme wurde im Rahmen des Konjunkturpaketes II mit Mitteln des Bundes gefördert. Autoren: Dipl.-Architekt BDA Jochen Krüger, ABK Architekten GmbH, Dipl.-Ing. Architekt Volker Hesse, iproplan® Planungsgesellschaft mbH, Chemnitz

Raum zur Inspiration (untere Ebene) Foto: Werner Huthmacher

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BERUF UND RECHT

ABC des Baurechts

Das Anerkenntnis im Baurecht von Rechtsanwältin Eva Reininghaus Bei der Abwicklung von Bauverträgen sowie von Architekten- und Ingenieurverträgen werden Ansprüche des Auftragnehmers gelegentlich auf ein „Anerkenntnis” des Auftraggebers gestützt. Die Verwendung dieses Begriffes erfolgt häufig ohne konkrete Kenntnis, unter welchen Voraussetzungen sich das bauausführende Unternehmen und der Architekt/Ingenieur tatsächlich auf ein Anerkenntnis stützen können. Ein den Auftraggeber bindendes Anerkenntnis kann in Form eines konstitutiven oder eines deklaratorischen Schuldanerkenntnisses vorliegen. Ein konstitutives Schuldanerkenntnis ist in § 781 BGB geregelt und setzt grundsätzlich Schriftform voraus. Ein solches Schuldanerkenntnis begründet einen neuen, selbständigen, von der bisherigen Verpflichtung unabhängigen Rechtsgrund für eine Forderung. Da der Auftraggeber durch sein Handeln in aller Regel keinen neuen Rechtsgrund schaffen will, liegt ein konstitutives Schuldanerkenntnis nur äußerst selten vor. Bei einem deklaratorischen Schuldanerkenntnis wird eine Forderung demgegenüber nur bestätigend anerkannt. In vielen Fällen soll durch ein solches Schuldanerkenntnis eine Auseinandersetzung der Vertragsparteien über das Bestehen oder die Höhe einer Forderung beendet werden. Bei einem deklaratorischen Schuldanerkenntnis sind daher dem Anerkennenden alle Einwendungen gegen die Forderung abgeschnitten, die er bis zur Abgabe des Anerkenntnisses kannte oder mit denen er rechnen musste. Darüber hinaus bewirkt ein deklaratorisches Schuldanerkenntnis eine Umkehr der Beweislast: In einem Rechtsstreit müsste der Anerkennende beweisen, dass der Gläubiger keinen Anspruch gegen ihn hat oder dass der Anspruch nicht in der festgestellten Höhe besteht. Sofern überhaupt ein Anerkenntnis vorliegt, handelt es sich im Baurecht demnach um ein deklaratorisches Schuldanerkenntnis. So kann der Prüfvermerk des Auftraggebers unter der Honorarrechnung des Architekten/Ingenieurs Anerkenntniswirkung haben. Maßgeblich ist insoweit, wie der Auftraggeber seinen Vermerk verstanden haben wollte. In aller Regel bedeutet ein solcher Vermerk, dass dem Auftraggeber alle bis zu diesem Zeitpunkt entstandenen Einwendungen abgeschnitten sind, sofern er diese gekannt hat oder hätte kennen können.

Für den Prüfvermerk unter der Schlussrechnung des ausführenden Unternehmens ist Folgendes zu berücksichtigen. Oft wird die Formulierung „sachlich und rechnerisch richtig” vermerkt und die sich aus der Schlussrechnungsprüfung ergebende Forderung festgehalten. Ein solcher Prüfvermerk bedeutet lediglich, dass eine rechnerische Prüfung und Feststellung der Einzelpositionen durchgeführt wurde, ohne dass dem Prüfvermerk rechtsgeschäftlicher Erklärungswert zukommt. Setzt demnach der Architekt/Ingenieur auf eine Schlussrechnung eines bauausführenden Unternehmens einen derartigen Prüfvermerk, nachdem er die Rechnung sachlich und rechnerisch geprüft hat, entfaltet dieser Vermerk keine Bindungswirkung für den Auftraggeber. Mit dem Prüfvermerk kommt der Architekt/Ingenieur lediglich seiner Verpflichtung gegenüber dem Auftraggeber nach, die Rechnung zu prüfen, ohne dass das ausführende Unternehmen daraus etwas zu seinen Gunsten herleiten könnte. Diese Grundsätze gelten nach der Rechtsprechung selbst dann, wenn der Auftraggeber die vom Architekten/Ingenieur geprüfte und abgezeichnete Schlussrechnung an den Auftragnehmer weiterleitet. Gleichwohl ist ein solcher Prüfvermerk nicht unbedeutend. Wurden die vom Unternehmer ermittelten Massen mit einem solchen Prüfvermerk bestätigt und ist aufgrund nachfolgender Arbeiten eine Überprüfung dieser Mengen nicht mehr möglich, muss der Auftraggeber im Zweifelsfall beweisen, dass die ermittelten Mengen unzutreffend festgestellt wurden. Auch im Zusammenhang mit einem gemeinsamen Aufmaß wird immer wieder dessen Anerkenntniswirkung diskutiert. Beim Aufmaß werden die Leistungen des ausführenden Unternehmens festgestellt, demgegenüber erfolgt keine Prüfung, ob die Leistungen vertragsgemäß sind oder nicht. Bei einem gemeinsamen Aufmaß tritt daher zum Umfang der ausgeführten Arbeiten rechtliche Bindungswirkung ein. Ein gemeinsames Aufmaß stellt jedoch in der Regel kein Anerkenntnis des aus dem Aufmaß folgenden Vergütungsanspruchs dar. Demnach bleiben Einwendungen des Auftraggebers, wie zum Beispiel Mängelansprüche, gegen den

Werklohnanspruch des Unternehmens erhalten, weil sie unabhängig von den gemeinsam festgestellten Aufmaßwerten sind. Gleichermaßen stellt sich bei Stundenlohnarbeiten die Frage, welche Wirkung unterschriebenen Stundenlohnzetteln zukommt. Der Unterzeichnung von Stundenlohnzetteln kann Anerkenntniswirkung bezüglich Art und Umfang der erbrachten Leistungen zukommen. Der Auftraggeber ist demnach daran gebunden und müsste beweisen, dass die auf dem Zettel ausgewiesenen Stunden falsch sind. Allerdings folgt aus der Unterzeichnung kein Anerkenntnis für das Bestehen eines (zusätzlichen) Vergütungsanspruchs. Haben die Parteien vertraglich nicht geregelt, dass Stundenlohnarbeiten zu erbringen sind, folgt aus der Unterzeichnung von Stundenlohnzetteln kein Vergütungsanspruch für diese Leistungen. Zahlungen auf Abschlagsrechnungen stellen grundsätzlich kein Anerkenntnis des Gesamtwerklohns dar. Zu diesem Zeitpunkt liegt noch keine Schlussrechnung und demnach keine abschließende Feststellung der erbrachten Leistungen vor. Vielmehr stellt eine Abschlagsrechnung eine vorläufige Abrechnung dar, so dass sich der Auftraggeber mit der Abschlagszahlung vorbehält, je nach Ergebnis der Schlussrechnung eine Rückforderung geltend zu machen. Ungeachtet der vorstehenden Ausführung enthält eine Zahlung auf eine Abschlagsrechnung ein Schuldanerkenntnis dergestalt, dass der Auftraggeber das Bestehen eines Auftragsverhältnisses gegenüber dem Auftragnehmer anerkennt. Ein deklaratorisches Schuldanerkenntnis liegt zweifellos vor, wenn der Auftraggeber die Schlussrechnung ohne Einwendungen bezahlt. Gleiches gilt, wenn er um Stundung bittet oder eine Stundungsvereinbarung abschließt. Im Ergebnis ist festzuhalten, dass es im Baurecht den Fall des den Auftraggeber bindenden Anerkenntnisses durchaus gibt, dass jedoch in jedem Einzelfall die Voraussetzungen sorgfältig zu prüfen sind. Autorin: Dr. Eva Reininghaus, Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht TSP Theißen Stollhoff und Partner Rechtsanwaltsgesellschaft, Berlin

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BERUF UND RECHT

Urteile

Bautagebuch – Pflicht zum Führen und Honorarminderung bei Nichtleistung von Rechtsanwalt Wolf Osenbrück BGH - Urteil vom 28.07.2011, BauR 2011, Seite 1677 ff. Ein Architekt, dem sämtliche Leistungen der Leistungsphasen 1–9 gemäß § 15 Abs. 2 HOAI a. F. übertragen waren, hatte kein Bautagebuch erstellt. Der Auftraggeber minderte daraufhin das Honorar für die Leistungsphase 8 wegen insoweit mangelhafter Leistung für die im Rahmen der Objektüberwachung zu erbringende Grundleistung „Führen eines Bautagebuchs“. Der Architekt war der Meinung, dass ein Honorarabzug unzulässig sei, da der Auftraggeber nichts zur Erforderlichkeit eines Bautagebuchs vorgetragen habe. Dem ist der Bundesgerichtshof überzeugend entgegengetreten. Zweck eines Bautagebuchs ist es, das tatsächliche Baugeschehen in allen wesentlichen Einzelheiten (Wetter, Stand und Fortschritt der einzelnen Bauarbeiten, weitere Angaben, Meldungen und Berichte zu Tat-

sachen, die insbesondere bezüglich der Vergütung oder Ausführungszeit von Bedeutung sind) festzuhalten. So kann es Bauzeitverzögerungen, Auseinandersetzungen zwischen Baubeteiligten und sonstige bauseitige Probleme beweiskräftig dokumentieren und Grundlage für Ansprüche oder deren Abwehr bieten. Das Führen eines Bautagebuchs ist also immer notwendig – zumal wenn es (wie in Leistungsphase 8 der HOAI) Grundleistung der Objektüberwachung ist. Interessant ist die abschließende Bemerkung des BGH, dass es „grundsätzlich nicht“ zur Pflicht des Architekten gehöre, das Bautagebuch dem Auftraggeber auszuhändigen. Der Architekt habe vielmehr ein berechtigtes Interesse daran, dass es bei ihm verbleibe, weil es im Verhältnis zum Auftraggeber auch dem Nachweis der eigenen ordnungsgemäßen Bauüberwachung diene. Das bedeutet natürlich nicht, dass der Architekt dem Auftraggeber die

Einsicht in das Bautagebuch verweigern könnte – wie sonst sollte er den Nachweis der erfüllten Grundleistung erbringen. In jedem Fall könnte meiner Meinung nach der Auftraggeber eine Kopie des Bautagebuchs als Leistungsnachweis verlangen, falls dies nicht schon durch entsprechende vertragliche Regelung (wie etwa bei den Planunterlagen) festgelegt ist. Da für die Technische Ausrüstung gemäß § 73 Leistungsphase 8 a. F. der Ingenieur die Grundleistung der Objektüberwachung „Mitwirken bei dem Führen eines Bautagebuches“ zu erbringen hat, gelten die Ausführungen des BGH entsprechend. Denn der Ingenieur hat die Dokumentation über das tatsächliche Baugeschehen für die von ihm zu überwachenden technischen Gewerke in gleicher Weise zu erarbeiten und dem Architekten zur Gesamtdokumentation zugänglich zu machen.

Aufforderung zur Mängelbeseitigung nach § 13 Nr. 5 Abs. 2 VOB/B OLG Stuttgart, Urteil vom 21.04.2009, BauR 2010, Seite 1083 ff. Nach längjähriger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs gehören grundlegende Kenntnisse des Werkvertragsrechts und der VOB/B mit zu den Beratungspflichten eines Planers. In diesem Zusammenhang ist es für den Planer im Rahmen der Objektüberwachung wichtig, zu wissen, wie eine schriftliche Aufforderung an einen Auftragnehmer zur Mängelbeseitigung gemäß § 13 Nr. 5 Abs. 2 VOB/B zu formulieren ist. Denn ohne Mängelbeseitigungsaufforderung bzw. unrichtiger Fristsetzung kann ein etwaiger Schadensersatzanspruch auf Erstattung der Mängelbeseitigungskosten nach § 13 Nr. 7 VOB/B vom Auftraggeber nicht geltend gemacht werden.

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Grundsätzlich nicht ausreichend ist nach der Entscheidung des OLG Stuttgart eine bloße Aufforderung an den Auftragnehmer, seine Mängelbeseitigungsbereitschaft zu erklären. § 13 Nr. 5 Abs. 2 verlangt vielmehr ausdrücklich eine „angemessene Frist zur Mängelbeseitigung“. Dabei genügt es in der Regel nicht, eine Frist für den Beginn der durchzuführenden Arbeiten zu setzen; vielmehr ist eine Frist, die sich auf den Abschluss der Nachbesserung bezieht, erforderlich. Nur wenn letzteres nicht abzuschätzen ist, etwa weil der Auftraggeber als Laie den Umfang der Arbeiten schwer einschätzen

kann, genügt ein Beginntermin. Ausnahmsweise gänzlich entbehrlich ist die Fristsetzung nur dann, wenn der Auftragnehmer ausdrücklich erklärt, er werde die Mängelbeseitigung unter keinen Umständen durchführen, er habe damit nichts zu tun. Denn dann wäre die Fristsetzung reine Förmelei und deshalb überflüssig. Auf diese Rechtslage sollte der Planer seinen Auftraggeber im Rahmen seiner rechtsbesorgenden Beratungspflicht hinweisen. Denn eine ohne oder mit rechtsfehlerhafter Fristsetzung vom Auftraggeber durchgeführte Mangelselbstbeseitigung kann dann nicht den Schadensersatzanspruch nach § 13 Nr. 7 VOB/B auslösen. Autor: Wolf Osenbrück Rae Osenbrück, Bubert Kirsten, Voppel, Köln


PRODUKTE UND PROJEKTE

Kurz gesagt n Das neue Trox-Planungshandbuch „Brand- und Rauchschutz in raumlufttechnischen Anlagen“ will den Verantwortlichen dabei helfen, Brand- und Rauchschutzprodukte richtig auszuwählen und einzusetzen. Von Brand- und Rauchschutzklappen über Entrauchungs- und Tunnelklappen bis hin zu Steuerungskomponenten bietet das Handbuch dazu einen anschaulichen Überblick über die unterschiedlichen Systeme und ihre Einsatzmöglichkeiten, ergänzt durch Funktionsbeschreibungen und Planungsbeispiele. Interessenten können das Planungshandbuch von der Trox-Homepage runterladen: www.trox.de Dachschale über

Institut Feuerverzinken n Seine Erfahrungen als Entwickler und Hersteller leistungsfähiger Anlagen zur Dampferzeugung hat Viessmann jetzt in kompakter Form für Planer und Betriebsingenieure zugänglich gemacht. Im Focus des Planungshandbuches steht die Auslegung stationärer Anlagen mit den Brennstoffen Öl, Gas und Holz. Außerdem stellt das Handbuch die wichtigsten Vorschriften und Bestimmungen in Sachen Dampferzeuger vor, dazu technische Daten, Tabellen und Anlagenschemata. Erhältlich ist das Handbuch als Pdf-Datei unter www.viessmann.de/dampfkessel n GlasWissen.info heißt das neue Internetportal des Flachglas Markenkreises. Der neue Service bietet Planern und Handwerkern aktuelle Informationen zu neuen Produkten und Regelwerken. Dazu gibt es Veranstaltungshinweise, technische Informationen und Fachaufsätze zu glasspezifischen Themen. Interessenten finden hier auch das FlachglasMarkenkreis-Glashandbuch: www.GlasWissen.info

Selbsttragende Dachschale über St. Antony Als am 18. Oktober 1758 aus der Hochofenanlage der St.-Antony-Hütte Oberhausen erstmals Roheisen floss, begann die industrielle Geschichte des Ruhrgebiets. Heute sind die Überreste der ersten Eisenhütte des Reviers Teil eines industriearchäologischen Parks. Sie werden als Reminiszenz an den Ort durch eine selbsttragende Dachschale aus feuerverzinkten Stahlschindeln vor der Witterung geschützt. Die Architekten Ahlbrecht-Felix-Scheidt und die Tragwerksplaner Schülke und Wiesmann zeigen damit exemplarisch, was mit geringstem Materialeinsatz und nur mit Stahl möglich ist. Gleichzeitig erinnert die minimalistische Form der Dachschale an temporären Wetterschutz aus Zelttuch, der über archäologischen Fundstätten befestigt wird und der sich durch Windsog nach oben wölbt. Besucher können vom östlichen und westlichen Ende das Grabungsgelände betreten und sich über die St.-Antony-Hütte, die Wiege der Ruhrindustrie, informieren. Das 900 m² große Dach ist Landmarke und sichtbares Zeichen für den besonderen Ort.

der Wiege der Ruhrindustrie Foto: Institut Feuerverzinken

Es hat die Form einer doppelt gekrümmten Schale und ruht auf vier Fußpunkten, die ein Rechteck von 40 m x 18 m beschreiben. Entlang seiner Längsseiten wölbt es sich um rund 2,5 m nach außen. Das Schalendach hat einen Stich von etwa 9,5 m und besteht aus 323 ähnlichen, aber nicht gleichen Blechtafeln von 5 mm Dicke, die sich schindelartig überlappen. Die gelaserten Blechschindeln sind zur Versteifung an jeweils einer Längs- und Querseite um etwa 15 cm auf- beziehungsweise abgekantet. Entlang der Blechschindelränder und im Bereich der Überlappungen der Kantungen sind die Tafeln miteinander verschraubt. Aufgrund ihrer doppelt gekrümmten Form und der abgekanteten Versteifungen ist die Schale selbsttragend und kommt ohne jede Schweißverbindung aus. Durch das Feuerverzinken der Stahlschindeln wurde ein dauerhafter und nachhaltiger Korrosionsschutz geschaffen, der außerdem für den gewünschten technischen Charme der Konstruktion sorgt. www.feuerverzinken.com.

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Alucobond

Die Bibliothek als Buch

Nach fast vier Jahren Bauzeit wurde am 9. Mai der neuste Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig eröffnet. Die vierte Erweiterung für die 1912 gegründete Institution wurde von Gabriele Glöckler, Siegerin des entsprechenden europaweiten Wettbewerbs, entworfen und in Arbeitsgemeinschaft mit dem Büro ZSP Architekten geplant und realisiert. Der nunmehr vierte Erweiterungsbau fügt dem Deutschen Platz ein signifikantes architektonisches Element hinzu und bildet zugleich eine harmonische bauliche Verbindung des Hauptgebäudes mit dem Bücherturm der Deutschen Nationalbibliothek. Die ersten beiden Erweiterungsbauten erstrecken sich noch hinter der Fassade der 1916 von Oskar Pusch gebauten Deutschen Bücherei. Als dritter Anbau errichtete die DDR in den 1970er Jahren in geringem Abstand zum historischen Bau einen Komplex aus fünf hohen, fensterlosen Türmen. Der nun hinzugefügte Erweiterungsbau schließt die Lücke und verbindet den klassizistischen, mit Einflüssen des Wiener Jugendstils aufgelockerten Riegel mit den Büchertürmen zu einem Ensemble. Der schwungvolle Erweiterungsbau thematisiert die Funktion des Gebäudes. „Funktion kreiert Form“, so die Architektin. Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum ist im leicht

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Deutsche Bücherei in Leipzig

Alucobond-Hülle des Verbinders zwischen Altbau und Büchertum Fotos: Gabriele Glöckler, Architektin BDA, Maix Mayer, Fotograf, Harald Ander, Luftbildpilot

zurückspringenden Erdgeschoss platziert. Es öffnet sich den Blicken der Passanten; der neue Eingang steht in Sichtbeziehung zum Haupteingang des Altbaus. „Der Inhalt wird durch eine kompakte Hülle um die Magazinbereiche geschützt. Ein leichter Umschlag formt die Außenhaut und bindet die Einzelbereiche zusammen“, erläutert die Architektin. „Mit der Umsetzung der Vierten Goldberg-

variation von Bach in den abgestuft roten Fassadenelementen wird zugleich auf das Deutsche Musikarchiv und die Musiktradition der Stadt Leipzig angespielt.“ Um das tragende Skelett aus Geschossdecken und Stützen liegt die Außenwandkonstruktion des Baukörpers. Eine silbrig glänzende Wetterhaut umschließt die unterschiedlichen Bereiche, definiert die äußere Form des Baukör-


PRODUKTE UND PROJEKTE

Treppenaufgang im Erweiterungsbau

pers und bildet einen „Klimapuffer“ um die voll klimatisierten Magazine. Der Umschlag des „ruhenden Folianten“ aus Alucobond®Aluminium-Verbundplatten schmiegt sich faltenlos an. Das trigonale Fugenraster des Umschlags lässt eine abstrakte stoffliche Haptik erahnen. Fortgeführt um die Hülle findet es

sich auch im Inneren wieder: im Bereich des Treppenaufganges ebenso wie an den Decken oder im Lesesaal. Aus dem planerischen Konzept des Umschlags entsteht die Anforderung an Kontinuität des Materials. Die einheitliche Umsetzung verlangt nach Materialeigenschaften wie Leichtigkeit, Verformbarkeit und Stabilität. Die schützende Funktion des Alucobond®-Umschlags ist nicht nur optischer Natur, sondern erfüllt auch dauerhaft ihre Aufgabe. Der Übergang zu den Türmen ist in der Materialität fließend. Die Büchertürme sind mit Alucobond® in neutralem Weiß verkleidet. Das betont deren kubische Erscheinung. Umschlag und Hülle sind Bestandteil des energetischen Konzepts. Auf eine Holzkonstruktion wurden Dämmung und Dichtung aufgebracht. Die aufgeständerte Metallunterkonstruktion trägt die zweiseitig gebogenen Alucobond®-Kassetten. Die Hinterlüftung der hochgedämmten, zweischaligen Gebäudehülle lässt sich mit Hilfe von Klappen regeln. So wird im Sommer die Wärme der Sonneneinstrahlung abtransportiert; im Winter dient die stehende Luft durch Schließen der Klappen als Wärmedämmung gegen Kälte. Die hohen klimatechnischen Ansprüche ei-

Glassline

ner konstanten Luftfeuchte von 50 % bei 18 °C im Büchermagazin wurden mit einem innovativen Konzept zur Geothermienutzung verbunden. Für die Versorgung großer Bereiche des Gebäudes mit Heiz- und Kühlwasser wird Erdwärme genutzt. 48 Erdwärmesonden reichen mit insgesamt fast 6.000 m Bohrlänge 124 m in den Grund am Deutschen Platz. Das ganzheitlich konzipierte Energiekonzept bewirkt eine Reduzierung der Energiekosten gegenüber konventionellen Methoden um rund 50 %. Die Deutsche Nationalbibliothek sammelt als größte deutsche Bibliothek alle deutschen und deutschsprachigen Medienwerke sowie Auslandsveröffentlichungen mit Bezug zu Deutschland. 1912 in Leipzig gegründet, hat sie heute Standorte in Frankfurt am Main und Leipzig. Ihr Bestand wächst jedes Jahr um rund 600.000 physische Medieneinheiten (Bücher, Zeitschriften, CDs, CD-ROMs, DVDs) und umfasst zurzeit rund 26 Mio. Werke, auf die jährlich von mehr als 226.000 Lesesaalbenutzern zugegriffen wird. Zur Deutschen Nationalbibliothek gehören auch das Deutsche Musikarchiv, das Deutsche Buch- und Schriftmuseum und das Deutsche Exilarchiv 1933–1945.

Rahmenlose Glasarchitektur

Punkthalter mit typengeprüften Glasstatiken

zur Absturzsicherung Foto: Glassline

Glassline, namhafter Anbieter von Produkten für die anspruchsvolle rahmenlose Glasarchitektur, bietet seit kurzem neue Punkthaltesysteme mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung (AbZ) und glastypenstatischen Berechnungen. Mit dieser Kombination lassen sich in Planung und Bauausführung Effizienzpotenziale erschließen, die so niemand erwartet hat. Bei Material- und Fertigungskosten sowie bei der Montagezeit des Handwerkers seien die Einsparungs- und Optimierungspotenziale nahezu ausgeschöpft. Unverhältnismäßig viel Zeit und Geld jedoch gehe bei statischen Berechnungen, Bauteilversuchen und Behördengängen verloren, erläutert Glassline-Vertriebsleiter Gernot Weckesser. Glassline entwickelt, fertigt und vertreibt in den Bereichen Ganzglasgeländeranlagen und rahmenlose Vordachkonstruktionen bereits

seit Jahren Systemlösungen mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung (AbZ), typengeprüften Glasstatiken oder einem allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnis (AbP). Dieses Erfolgskonzept adaptierte das baden-württembergische Unternehmen jetzt auf sein bewährtes Punkthalterprogramm. Jetzt bietet Glassline Tellerhalter und Senkkopfhalter mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung und typengeprüften Glasstatiken für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche. Dank der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung entfällt das Einholen der Zustimmung im Einzelfall (ZiE) für viele Anwendungen ersatzlos und kostspielige glasstatische Berechnungen sind deshalb bei vielen Konstruktionen ab sofort überflüssig. Den richtigen Punkthalter mit AbZ und typengeprüfter Glasstatik finden Anwender im neuen Punkthalterkatalog einfach und effizient.

Basis für die schnelle Suche sind die tabellarischen Glasabmessungsseiten, aufgebaut nach den Anwendungen Vertikalverglasung, absturzsichernde Verglasung, Geländerverglasung und Überkopfverglasung. www.glassline.de

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Riedl Aufzüge

Extra schlanke Teleskopschiebetür Die Aufzugmanufaktur Riedl aus dem südbayerischen Feldkirchen hat als erster Hersteller eine Teleskopschiebetür mit einer Türpaketdicke von nur 125 mm auf den Markt gebracht. Sie entspricht der neuesten Brandschutzklasse EN 81-58 und eignet sich aufgrund ihrer extrem schmalen Bauart ideal als Modernisierungstür. Seit Inkrafttreten der europäischen Norm EN 81-58 – Prüfung der Feuerwiderstandsfähigkeit von Fahrschachttüren – hat sich für Hersteller von Schiebetüren aber auch für Planer und Bauherren vieles geändert. Es gibt keine Vorschriften mehr für Mindestwerte bei der Dicke der Türblätter noch für die Breite der Zargen oder die Höhe der Kämpfer. Eine Aufzugschiebetür muss lediglich die Festigkeits- und die Brandprüfung einwandfrei bestehen. Entsprechend legten die Konstrukteure von Riedl alle bisherigen Standards der Türenkonstruktion ad acta und entwickelten LIZ, eine komplett neue Generation von Teleskopschiebetüren, die sich ganz besonders als Umbau- oder Modernisierungstüren eignen. Wird LIZ anstelle einer älteren Drehtür eingesetzt, kann die Grundfläche im Fahrkorb durch die Türpaketdicke von nur 125 mm

Extrem schmale Bauart: TeleskopAufzugschiebetür LIZ

Foto: Riedl-Aufzüge

annähernd erhalten werden. Der Aufzug fährt in dem bereits vorhandenen Schacht von nun an mit automatischen Türen auf dem allerneuesten Stand der Entwicklung. Im Neubau ist mit LIZ eine Einsparung von zirka 15 cm Tiefe pro Stockwerk möglich. Das schafft nicht nur mehr Nutzfläche, die schmale Bauweise der Schiebetür begünstigt darüber hinaus die Barrierefreiheit und macht so auch modernisierte Gebäude für mehr Käufer und Mieter attraktiver. „Wir haben viele Innovationen eingebaut, die es so bei Türen dieser Art bisher nicht gegeben hat“, erklärt Riedl-Geschäftsführer Peter Andrä. Selbstverständlich sind die Türen vom TÜV auch auf sämtliche Festigkeitsanforderung aus der EN 81-1/2, Anhang F, geprüft und für gut befunden worden. In der Standardausführung sind die Türen komplett aus elektrolytisch verzinktem Stahlblech hergestellt. Als Option sind sie in allen gängigen V2A-Ausführungen erhältlich. Die Zargen sind in der Breite wählbar (10 –150 mm, in der Tiefe von 15–50 mm). Die Kabinentüren sind mit den neuesten Generationen von Siemens-Antrieben ausgerüstet. www.riedl-aufzuege.de

Bartenbach LichtLabor Abraj-Al-Bait-Turm in Mekka

Uhrenrekord in Mekka

Foto: SL Rasch/Saudi Binladin Group

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Der neue 601 m hohe Abraj-Al-Bait-Turm im saudiarabischen Mekka gehört zu den höchsten Gebäuden weltweit. Rekordhalter ist das Bauwerk aber nicht wegen seiner absoluten Höhe, sondern mit seinen in 425 m Höhe befindlichen vier Uhren. Diese sind mit jeweils 43 m Durchmesser die größten Uhren der Welt. Darunter sind die vier lichtstärksten Medienfassaden von jeweils 70 mal 11 m Größe in die Fassade integriert. Turmuhren und Medienfassaden sind mit ihren knapp 2 Mio. LEDs Tag und Nacht bis aus 8 km Entfernung lesbar. Die individuell ansteuerbaren Lichtelemente sind vollständig in das Architektur-Design integriert und ermöglichen bei Tag und Nacht ein stimmiges Erscheinungsbild. Im Auftrag von SL-Rasch, verantwortlich für die architektonische Planung und die Ausführung, hat das Bartenbach LichtLabor in fünfjähriger Entwicklungsarbeit die Lichttechnik zur Beleuchtung der Uhr konzipiert. Zur Optimierung und Überprüfung der gewünschten Erscheinungsbilder wurden eigens Lichtmodelle zur Beurteilung der visuellen Wahrnehmung gebaut. Außerdem hat Bartenbach die Fassadenbeleuchtung von der Medienfassade aufwärts lichttechnisch geplant. Für Entwicklung, Herstellung und Montage der LED-Beleuchtungssysteme war die Salzburger Firma Digital Elektronik verantwortlich. www.bartenbach.com


PRODUKTE UND PROJEKTE

Maurer Söhne

Bauwerkschutz für weltgrößte Schrägseilbrücke Es ist für alle Beteiligten ein Prestigeprojekt der Superlative: Mit Blick auf den asiatischpazifischen Wirtschaftsgipfel 2012 baut Russland die dann längste Schrägseilbrücke der Welt von Wladiwostok über den Ost-Bosporus auf die vorgelagerte Russki-Insel. Maurer Söhne ist mit mehreren Einzelaufträgen für den Bauwerkschutz zuständig: Die Münchner liefern Dehnfugen, die auch Bewegungen im Erdbebenfall aufnehmen, Lager sowie Dämpfersysteme, die das Brückendeck und die bis zu 580 m langen Schrägseile schützen. Auf der Insel vor Wladiwostok, früher Sperrgebiet, entsteht derzeit ein neuer Stadtteil mit Konferenzzentrum. Als Verbindung zur Stadt entsteht die neue Straßenbrücke mit zwei Spuren pro Richtung. Sie ist 1.872 m lang, zusammen mit den Vorlandbrücken werden es 3 km. Zwischen den beiden 312 m hohen Pylonen erreicht die Russki-Brücke die Rekordspannweite von 1.104 m haben. Eine Besonderheit der riesigen Differentialbrücke ist die unterschiedliche Bauart: Aus statischen Gründen sind die kürzeren landseitigen Brückendecks aus Beton, das längere Brückendeck zwischen den Pylonen ist aus „leichtem“ Stahl. Von allen Bauwerkschutzsystemen bilden die Seildämpfer die größte technische Herausforderung. Die weltweit längsten Schrägseile werden 578 m lang sein und 65 t Eigengewicht haben, ggf. zuzüglich Eispaketen, die im Windschatten anfrieren. An der Meerenge herr-

Visualisierung der Brücke Russki-Insel–Wladiwostok Grafik: Institut Giprostroimost

schen extreme Wetterverhältnisse mit Stürmen, Wolkenbrüchen und raschen Wetterwechseln in einem Temperaturbereich von – 50 °C bis +40 °C – alles Faktoren, die eine Vielzahl verschiedener Schwingungen des sehr weichen und elastischen Brückensystems erwarten lassen. Die Seile werden je nach Länge unterschiedlich bedämpft, u.a. mit 184 passiven und 40 anpassbaren Hydraulikdämpfern: Die längsten 20 Seile mit einer Länge ab 483 m erhalten adaptive Dämpfer. Herzstück dieser anpassbaren Dämpfer ist eine Elektronik, die die aktuellen Vibrationen des Seils misst, um die erforderliche Dämpfungskraft zu errechnent. Für die Bedämpfung kooperiert Maurer Söhne mit dem renommierten französischen Seilhersteller Freyssinet und der Schweizerischen EMPA Dübendorf. Um die Pendelbewegungen der Brücke in Längsrichtung auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, erhält die Russki-Brücke an jedem Brückenende drei hydraulische Dämpfer mit jeweils maximal 300 t Längskraft. Die Deckdämpfer haben 2,2 m Bewegungskapazität und sind 6,5 m lang. Sie sollen bis zu 7 Mio. Windimpulse abpuffern und die maximalen Bauwerkslängsbewegungen bei einem Erdbeben auf +/- 350 mm begrenzen. In der Region liegt die Erdbebengefährdung bei 8.8 auf der Richterskala. Die 23,5 m breiten Dehnfugen vom Typ XLS 2400 nehmen nicht nur die üblichen Brücken-

längsbewegungen auf, sondern können sich im Erdbebenfall bis zu 2.400 mm bewegen, ohne zerstört zu werden. Die Fuge erhält zudem auf der gesamten Oberfläche Rautenbleche zur Rutschsicherung, die normalerweise zur Lärmminderung eingesetzt werden. Damit sind die Russki-Dehnfugen die größten Dehnfugen weltweit mit integrierten Lärmschutzmaßnahmen. Außerdem bekommt die Russki-Brücke insgesamt 24 bewegliche und geführte Gleitlager: je 2 an den beiden Pylonen, an den beiden Widerlagern sowie auf den 4 Pfeilern zwischen Pylon und Widerlager. Die Auflasten reichen von 1.200 bis 3.400 t. Die Horizontalkraftlager an den Pylonen sind mit je 40 t Gewicht, 5 m Länge, 3 m Breite und 80 cm Höhe die größten Lager, die je für eine derartige Brücke gefertigt wurden. Sie sind seitlich geführt und erlauben zum Ausgleich von Temperatur, Wind und Erdbeben eine Brückenlängsbewegung von ± 1,2 m. An Horizontalkräften werden in Längsrichtung 2.500 t, in Querrichtung 2.000 t übertragen. Dies entspricht ungefähr 60 beladenen LKW. Eine Besonderheit der Bauphase ist, dass die Horizontalbewegung mit Hilfe von verschraubten Arretierblechen blockiert wird. So wird das Deck während des Baus gegen Stürme und Erdbeben stabilisiert. Erst mit dem Einbau des letzten Schlüsselsegments in der Mitte der Brücke werden die Arretierungen gelöst. www.maurer-soehne.de

Schwertransport der weltgrößten Lärmschutz-Dehnfugen Foto: Maurer Söhne

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Keltenmuseum in der Wetterau

Regiolux

Licht im Dunkeln der Geschichte Der Neubau des Keltenmuseums am Glauberg in der Wetterau, nördlich von Frankfurt, hat die „Auszeichnung vorbildlicher Bauten im Land Hessen 2011“ erhalten. Das vom Büro kadawittfeldarchitektur, Aachen, entworfene Gebäude ist Teil eines Ensembles aus archäologischem Park und Forschungszentrum, das sich der weiteren Untersuchung des geschichtsträchtigen Ortes widmet. In den Hang gebaut, „mündet“ das wegen seiner Cortenstahlfassade rostbraun schimmernde Gebäude in einem Panoramafenster, das den Blick auf die Grabhügel keltischer Herrscher lenkt, die dadurch selbst zum Exponat werden. Aus dem verglasten Sockel mit Cafeteria tritt der Besucher über eine breite Treppe in den fast völlig von der Außenwelt abgeschirmten, weit auskragenden Ausstellungsbereich. Die Grundbeleuchtung unterstützt dabei das Eintauchen in längst vergangene Zeiten. In das offene Deckensystem sind freistrahlende Lichtleisten mit minimalen Abmessungen integriert, so dass kein sichtbarer Leuchtenkörper die Atmosphäre stört. „Wir haben MLF Lichtleisten von Regiolux ausgewählt, weil sie sich perfekt in die Abhang-Lamellen-Decke integrieren lassen. Sie tragen damit wesentlich zu der ruhigen und untechnischen Anmutung des Gebäudes bei, die dafür sorgt, dass sich der Besucher auf die Ausstellung und Landschaft konzentrieren kann“, betont Oliver Venghaus, kadawittfeldarchitektur. Manfred Zekorn, Ingenieurgemeinschaft TEN in Aachen, hatte die kompakte Universallichtleiste MLF mit T5-Technik vorgeschlagen. Als

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MLF-Lichtleisten setzen unauffällige Akzente Fotos: Werner Huthmacher

sichtbar einsetzbare System-Designleuchte konzipiert, eignet sich die MLF wie kaum eine andere auch für den verdeckten Einbau. Die nur 33 mm breite und 54 bis 148 cm lange Leuchte ließ sich problemlos zwischen den Lamellen einfügen. Gewählt wurde eine dimmbare Variante (1-10 V), um verschiedene Lichtszenarien schaffen und Akzente setzen zu können. Insgesamt wurden die über 100 Leuchten in 22 Gruppen geschaltet, über die sich einzelne Ausstellungsbereiche hervorheben oder verdunkeln lassen. Neben der Ausführung in 54 W kamen auch 18 W Einzel-Sicherheitsleuchten zum Einsatz.

Mit ihren vielfältigen Varianten in Lampenleistung und Marken-Vorschaltgeräten ist die Lichtleiste flexibel einsetzbar. Im Keltenmuseum bringt sie Licht ins Dunkel der Geschichte. www.regiolux.de.


Metapipe

Druckluftkosten halbieren Immer längere Transportwege und höhere Volumina haben die Verteilungsnetze in deutschen Industriebetrieben in den vergangenen Jahren an den Rand ihrer Kapazität gebracht: 80 von 100 Unternehmen mit Drucklufttechnik arbeiten ineffizient: mehr als die Hälfte der Druckluftenergie geht durch Leckagen, Flaschenhälse und unübersichtliche Netzstrukturen verloren. Mit blueAIRmotion hat die ausschließlich auf Druckluftverteilung konzentrierte Dortmunder Metapipe ein neues Premium-Rohrsystem entwickelt, das Energieverluste und damit auch den CO2-Ausstoß halbiert. Hinter der neuen Produktlinie blueAIRmotion steckt der Erfahrungsschatz aus mehr als 30 Jahren Expertise in Druckluftnetzen. BlueAIRmotion unterliegt strengsten technologischen, wirtschaftlichen und ökologischen Kriterien und macht etwaige Gefährdungsanalysen für selbstzusammengestellte Rohrbauteile überflüssig. Über Jahrzehnte wurden Druckluft-Verteilungsnetze ständig steigenden oder sich än-

dernden Anforderungen „angepasst“: Einspeisungen von dezentral auf zentral umgestellt, Transportwege verlängerten sich, Transportvolumina stiegen, systemische Änderungen der Rohrgrößen unterblieben, die Verdichtung wurde erhöht von 7,5 auf 10 bar, die Ansprüche an die Luftqualität stiegen, Rost, Wasser Zinkgeriesel verlangten zusätzliche dezentrale Aufbereitungen. Heute befinden sich in 80 von 100 Industriebetrieben veraltete, ausgepowerte Verteilungsnetze, durch die 50 % und mehr der Druckluftenergie verloren gehen. Längst fehlt die Übersicht über den Verlauf der Leitungen in den oft kilometerlangen Netzen. Dagegen spricht für Modernisierungen mit BlueAIRmotion: die Verwendung durchgängig materialhomogener Werkstoffe, spaltlose, material- und stoffschlüssige Rohrverbindungen durch moderne Verklebetechnik ähnlich wie im Automobil- und Flugzeugbau. Das sorgt für Dichtheit über die gesamte Standzeit von 50 Jahren (Sicherheitskoeffizient 2,5). Weitere Spezifikationen: Druckstufe PN 10

Effiziente Druckluftnetze mit dezentraler Kompressorunterbringung Abbildung: Metapipe

aufgrund des Trends der Rückführung der Verdichtungen auf 7,5 bar (Verkleinerung von Druckbändern/Beseitigung von Flaschenhälsen), mit höherem Durchsatz bei dünneren Rohrwänden und zusätzlicher Verbesserung der Kosten-/Nutzenrelation. Die Konzentration auf die Rohrgrößen 32/63/90 mm erlaubt für vermaschte Netze eine dezentrale, lastnahe Einspeisung für die überwiegende Zahl der Einsatzfälle und damit eine optimale Gestaltung durch die kostengünstig und flexibler Unterbringung der Kompressoren in speziellen Containern nahe den Hauptverbrauchszentren. www.metapipe.de

Sofistik AG

Neu mit Rhino-Interface Bei der Berechnung komplexer räumlicher Tragwerke gehört Sofistik-Software zu den bewährten Werkzeugen. Egal, ob Schalen, Seilstrukturen oder Membranen – für nahezu jede Problemstellung gibt es eine Lösung. In der Architektur spielen Freiform-Flächen eine immer größere Rolle. Ein beliebtes Tool für die Bearbeitung und Modellierung entsprechender Entwürfe ist Rhinoceros (Rhino) von Robert McNeel & Associates, ein 3DWerkzeug zur Erstellung beliebig geformter Modelle aus NURBS-Kurven und -Flächen. In allen Bereichen des Bauwesens und der Industrie ist Rhino weitverbreitet. Das Sofistik-Rhinoceros-Interface erweitert die Funktionalität von Rhino um die Möglichkeit, ein Finite-Elemente-Modell für eine Strukturanalyse mit Sofistik zu erzeugen. Die Geometrieobjekte von Rhino, z. B. Punk-

Sofistik goes Rhino Abb: Sofistik AG

te, Kurven oder Flächen, werden um Strukturinformationen wie Querschnitte oder Materialien ergänzt. Die Vernetzung des Modells mit Stäben und Flächenelementen erfolgt aus Rhino heraus. Mit dem Sofistik-RhinocerosInterface wird Rhino als grafische Systemeingabe in die Berechnungsumgebung (Sofistik Structural Desktop) integriert. So ist ein reibungsloser Übergang zwischen Modellieren, Vernetzen und allen weiteren Schritten der

Strukturanalyse garantiert. Es müssen keine Daten mehr manuell zwischen den verschiedenen Programmen ausgetauscht werden. Darüber hinaus bietet eine SofistikToolbox weitere Möglichkeiten zur Bearbeitung, z. B. zur Visualisierung von Querschnitten, etwa für Renderings, die Darstellung von Attributen im Modell oder die Selektion von Objekten nach bestimmten Eigenschaften. www.sofistik.de

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Fertige VFT-Rail-Brücke mit Schienen

SSF Ingenieure/DB AG

Erste Brücke in VFT-Rail-Bauweise

Einheben des Überbaus Einheben der Bewehrung und Justieren ihrer Höhenlage.

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Lediglich 50 Stunden Sperrpause standen zur Verfügung, um auf der Bahnstrecke von Neunkirchen nach Bingerbrück die beiden alten, 140 Jahre alten Stahltröge durch eine moderne Brückenkonstruktion zu ersetzen. Seit Ende Oktober überspannen nun zwei VFT-RailTräger – die ersten ihrer Art – die 12,75 m über den Simmerbach. Der neue VFT-Rail-Träger wurde von SSF Ingenieure gemeinsam mit der DB AG entwickelt. Grundlage für die Betriebszulassung durch das Eisenbahnbundesamt war ein Bemessungskonzept, das durch ein umfangreiches Versuchsprogramm in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Metallbau der Technischen Universität München abgesichert wurde. Der VFT-Rail-Träger ist ein Stahl-BetonVerbundträger, der an der Oberseite mit vier leichten, an der Unterseite mit vier schweren T-Profilen armiert ist, die mit Hilfe von Verbunddübeln mit dem Betonquerschnitt verbunden sind. Die Schiene ist in einem 23 Zentimeter tiefen Kanal direkt auf dem Konstruktionsbeton befestigt. Der Träger erreicht dadurch insgesamt eine Konstruktionshöhe von 0,66 m, die effektive Konstruktionshöhe – von der Schienenunterkante bis zur Unterkante des Trägers – beträgt lediglich 0,44 m. Dadurch ist der Träger extrem schlank. Das Verhältnis von Spannweite zur Konstruktionshöhe, „Schlankheit“ genannt, beträgt bei der Brücke über den Simmerbach 1/29. Gewalzt und mit Korrosionsschutz versehen wurden die Stahlträger in Luxemburg bei Arcelor/Mittal. In Sachsen betonierte die Fa. TWT/BBL die Verbundträger in Negativlage, um eine optimale Qualität des Schienenkanals und die notwendige präzise Position der Schienenstützpunkte zu erreichen. Der Transport nach Martinstein erfolgte in zwei Nächten. Jeweils zeitgleich gegen 5.30 Uhr morgens erreichten die Fertigteile der Auflagerbänke sowie der Pfeilerkopf die Baustelle. Das Gleis und die alten Stahltröge waren bereits entfernt, der ursprüngliche Pfeilerkopf und die Widerlagerbänke abgebrochen. Nach der Montage der neuen, elastomeren Lager an den Trägern wurden die neuen Auflagerbänke gesetzt, anschließend zunächst der eine, dann der andere 65 t schwere VFT-Rail-Träger eingehoben. Nach dem Gleisbau fuhren die ersten Züge über die neue SimmerbachBrücke.


PRODUKTE UND PROJEKTE

PTV AG

Fußgängersimulation für Planer Sie laufen kreuz und quer, biegen ohne Ankündigung ab oder bleiben abrupt stehen: Fußgänger gelten als das dynamischste Element städtischer Umgebung. Ob in Fußgängerzonen, Bahnhöfen, Shoppingcentern oder Großveranstaltungen – ihre Wege zu planen, ist eine komplexe Aufgabe. Mit VISWALK bringt PTV jetzt eine speziell auf Fußgänger zugeschnittene Simulationssoftware auf den Markt, die Bahnhofsbetreiber, Stadtplaner, Ingenieure und Architekten bei entsprechenden Projekten unterstützt. Wie führe ich Besucher durch ein Gebäude? Wie breit sollten die Gänge sein? Und wie viele Lifte werden benötigt? Für Fragestellungen wie diese hat PTV das Simulationstool entwickelt. Mit Viswalk lassen sich Fußgängerströme in und außerhalb von Gebäuden optimieren, Kapazitäten von Gebäuden und Wegen planen, Sicherheitsanalysen machen sowie Evakuierungsmaßnahmen bewerten.

Auf Knopfdruck liefert die Software die Simulation auch in 3D. „Pedestrian Engineering“ heißt die Disziplin, die die meist genutzte Beförderungsart, das Gehen, im Fokus hat. Sie hat das Ziel, Fußgängerströme sowohl innerhalb als auch außerhalb von Gebäuden sicherer und flüssiger zu machen. Mikrosimulationen unterstützen diesen Prozess. Viswalk bildet das Fußgängerverhalten realitätsgetreu ab wie keine andere Simulationssoftware. „Eine Besonderheit ist beispielsweise die dynamische Routenwahl“, erklärt Dr. Tobias Kretz, Produktmanager bei PTV und Experte für Fußgängersimulationen. Wie Autofahrer versuchen auch Fußgänger ihr Ziel möglichst schnell zu erreichen. Häufig ist die schnellste Route zugleich auch die kürzeste. „Doch schon in Situationen, in denen beispielsweise eine große Gruppe von Fußgängern um eine Kurve läuft, wird diese ‚Regel' durchbrochen“ sagt Kretz. „Viswalk berücksichtigt in der

Simulation daher beides: die kürzeste und die schnellste Route.“ In Fußgängermengen herrscht eine Art kollektive Intelligenz: Wie von selbst bilden sich in Korridoren Bahnen oder entstehen an Engstellen Wechselströme. Wissenschaftler bezeichnen diese Dynamik auch als Selbstorganisationsphänomen. Bei der Interaktion zwischen Fußgängern wirken sowohl physikalische als auch soziale Kräfte. Diese lassen sich mathematisch mit Hilfe des Social Force Modells (SFM) beschreiben, das von Prof. Dr. Dirk Helbing entwickelt wurde und in Viswalk zum Tragen kommt. www.ptv.de Sichtbeton in

NOE-Schaltechnik

unterschiedlicher Optik

Sichtbeton mit individueller Oberfläche

NOE-Schaltechnik, Süssen, erfüllt den Wunsch vieler Architekten und Ingenieure, Sichtbeton-Oberflächen mit Hilfe von Schalungsmatrizen auf einfache und individuelle Weise gestalten zu können. Beim Design der hier abgedruckten Entwürfe legte die Architektin größten Wert auf Authentizität. Das heißt, keine Matrize empfindet ein bestehendes Material in Textur und Haptik nach oder ersetzt es. Stattdessen besteht die Aufgabe der Beton-Oberflächengestaltung darin, die Wirkung der Architektur zu unterstreichen. Die Bandbrei-

te der Reliefs reicht von wiederkehrenden Elementen, die eine große einheitliche Wandfläche ermöglichen, bis hin zu Texturen, die durch eine Reihung der einzelnen Motive leben. Das Besondere daran ist, dass der Planer aktiv in die Gestaltung eingreifen, diese weiter entwickeln oder als Grundlage für eigene Dessins verwenden kann. In Absprache mit NOE-Schaltechnik lassen sich alle Parameter wie Matrizen- und Motivgröße oder Relieftiefe selbst bestimmen. Dadurch passt sich die Struktur von vornherein dem gewünschten Erscheinungsbild hervorragend an.

Fotos: NOE-Schaltechnik, Süssen

NOEplast-Strukturmatrizen sind strukturierte Polyurethan-Matrizen, die zur Gestaltung von Sichtbeton-Oberflächen eingesetzt werden – im Ortbetonbau genau so wie in Fertigteilwerken, wobei die robusten Eigenschaften der PU-Matrizen hundert und mehr Einsätze erlauben. Neben der Gestaltung individueller Sichtbeton-Oberflächen können Bauherren und Planer auch auf weit über 100 Dessins zurückgreifen, die standardmäßig lieferbar sind. www.noe.de

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Form TL

Membrandächer schützen steinzeitliche Tempel Die 5.000 Jahre alten Tempelruinen Hagar Qim und Mnajdra an der Südküste Maltas liegen nur 500 m voneinander entfernt. Die zwischen 3.600 und 2.500 v. Chr. aus tonnenschweren Kalksteinquadern errichteten Anlagen der Megalithkultur sind seit 1992 Unesco-Weltkulturerbe. Weil die Tempelanlagen bislang der rauen Witterung ungeschützt ausgesetzt waren, drohte dem weichen Kalkstein durch salzigen Schlagregen und große Temperaturschwankungen Verfall. Im Jahr 2.000 empfahl deshalb ein Wissenschaftler-Gremium, die Kultstätten gemäß Unesco-Vorgaben vor Witterungseinflüssen zu schützen. Die Gestaltung der daraufhin geplanten Überdachungen war Teil eines internationalen Wettbewerbs, den 2003 der Schweizer Architekt Walter Hunziker gewann. Unterstützt durch das Planungsbüro KTA wurden aus den ursprünglich geplanten hoch aufragenden und mit einem Bogen gestützten Membrandächern flache Dächer mit zwei geneigten Bögen. Darauf aufbauend übernahm die formTL GmbH/Radolfzell die Entwurfsanpassung und Tragwerksplanung einschließlich Zuschnittsplanung im Auftrag des norditalienischen Generalunternehmers Canobbio SPA. FormTL entwickelte zwei Tragwerke, die aus zwei mittig angeordneten Stahl-Fachwerkbögen bestehen, die leicht nach außen gekippt sind. Zwischen den beiden Bögen sowie zu den Seiten sind Seilnetze mit Membranfeldern gespannt. Diese zweiachsig ausgebildeten Seilnetze ermöglichen, die Bögen ohne zusätzliche Stabilisierungsseile auszubilden. Im Laufe des Planungsprozesses passten die Ingenieure von formTL die Dachformen immer genauer an die Situation vor Ort an bis die Überdachungen alle Parameter optimal erfüllten. Auch die Auflagerpunkte wurden mehrfach verändert, da deren geplante Standorte vor Freigabe archäologisch geprüft werden mussten. Dem Besucher der Tempelanlagen bietet sich nun eine kathedralenähnliche Wirkung. Tritt er unter eines der riesigen Membrandächer, dämpft er automatisch seine Stimme und ver-

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Membrandach schützt Steinzeitruinen Bau der beiden Schutzüberdachungen Fotos: Marco Ansaloni

hält sich respektvoll. Keiner setzt sich mehr auf die Tempelruinen. Die Membran aus PTFE-beschichtetem Glasfasergewebe filtert das Sonnenlicht und reduziert dessen Intensität auf etwa 10 bis 15 %. Die steinzeitlichen Mauern aus Kalkstein sind so vor aggressiver UV-Einstrahlung geschützt, können aber bei natürlichen Licht-

verhältnissen betrachtet werden. Die Steine liegen jetzt permanent im Schatten und werden so nicht wärmer als die umgebende Luft. Für die Touristen bieten die luftigen Membrandächer inzwischen einen zusätzlichen Anreiz, die Welt-Kulturdenkmäler Hagar Qim und Mnajdra zu besuchen. www.form-TL.de


TIPPS UND TERMINE

BÜCHER

Energieeffizientes Bauen Ob private, öffentliche oder gewerbliche Bauherren, alle Auftraggeber erwarten von Architekten und Planern Kostenbewusstsein und Zuverlässigkeit bei der Kostenplanung. Natürlich gilt dies auch für die Realisierung besonders energieeffizienter Bauten, wie z. B. für Gebäude in Passivhausbauweise. Dazu hat das Baukosteninformationszentrum Deutscher Architektenkammern (BKI) das Buch „Objektdaten – Energieeffizientes Bauen – Neubau und Altbau“ veröffentlicht. Die Publikation ist eine aktuelle Kostendokumentation innovativer Architektur mit ausführlichen Objektbeschreibungen von 92 realisierten Objekten. Die Objektdaten sind eine solide Grundlage, um die Kosten von Bauvorhaben im Vergleich zu ermitteln bzw. zu überprüfen. Über die Kostenauswertungen hinaus enthält das vorliegende Buch viele Detailinformationen, die einen Einblick in die Kostenstruktur von energieeffizienten Gebäuden ermöglichen. Ausführliche Objektbeschreibungen mit Fotos, Zeichnungen und Angaben zu Nutzung, Grundstück, Baukonstruktion und Technischen Anlagen sorgen für eine sichere Baukostenvergleichsgrundlage. Auch weitere Kosteneinflussfaktoren wie z. B. regionaler Baumarkt und Art der Vergabe wurden berücksichtigt. Das Fachbuch enthält zudem eine CD-ROM, auf der die Daten des Buches sowie weitere differenzierte Kostenauswertungen enthalten sind. Baukosteninformationszentrum Deutscher Architektenkammern (BKI): Objektdaten, Energieeffizientes Bauen – Neubau und Architektur. Stuttgart 2011, 89 Euro, Bestellungen unter info@bki.de.

Holz im Außenraum Hölzerne Bauwerke wie Lauben, Carports, Terrassen oder Pergolen sind allgegenwärtig und führen dennoch vielfach ein Nischendasein. Oft wirken sie lieblos aufgestellt und weder architektonische noch bautechnische Aspek-

te scheinen beachtet worden zu sein, was den Außenraum der Städte und Gemeinden zuweilen entsprechend aussehen lässt. Dabei ist gerade Holz ein Baustoff, der ideal in die Umgebung integriert werden kann. Wie und unter welchen Voraussetzungen, dazu bietet die Neuerscheinung „Holz im Außenraum“ von Thomas Oyen die wesentlichen Grundlagen. Mit dem Buch erhalten Planer und Holzbauer umfangreiches Grundlagen- und Spezialwissen zur sicheren Verwendung von hölzernen Konstruktionen außerhalb geschlossener Gebäude. Angesprochen wird auch der Einfluss der Witterung auf die Dauerhaftigkeit der Konstruktionen. Daneben sind Hinweise zur Abschätzung der Standsicherheit wie auch zur Wartung und Pflege kleiner hölzerner Bauwerke Teil des Buches. Im weiteren Verlauf stellt der Autor zahlreiche Aspekte zu konstruktiven Verbindungen zusammen und zeigt Beispiele bereits realisierter Objekte. Thomas Oyen, Holz im Außenraum. Rudolf Müller Verlagsgesellschaft, Köln 2011, 59 Euro, ISBN 9783-87104-174-7.

Kälte – Wärme – Klima Das gleichnamige Taschenbuch bleibt auch im Zeitalter von Google und Wikipedia ein zuverlässiges Nachschlagewerk für die tägliche Arbeit von Fachleuten der Kälte- und Klimabranche. Das jährlich aktualisierte Taschenbuch enthält neben einem funktional gestalteten Arbeitskalendarium einen umfangreichen Teil mit wichtigen, ständig benötigten Formeln und Tabellen aus der Kälte- und Klimatechnik. Zudem gibt es in der aktuellen Ausgabe neue Fachaufsätze: Vergleich des neuen Kältemittels HFO-1234yf mit R134a, Bürogebäude mit Frischluft kühlen, innovative Propan-Energiestation ES, Funktion, Einsatz und Nutzen der Drehzahlverstellung für Kälteanlagen. Informationen zu Ausbildungsstätten und -einrichtungen, Prüfstellen und Forschungsanstalten sowie Informationen zu Normen und Richtlinien für die Kälte-, Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik ergänzen den fachlichen Inhalt. Sylvia Schädlich (HG.): Taschenbuch Kälte – Wärme – Klima. VDE-Verlag, Berlin 2011, 24,90 Euro, ISBN 978-3-8007-3320-0.

Statiklehrbuchreihe Das seit Jahrzehnten eingeführte Lehrwerk „Statik im Bauwesen“, begründet von Fritz Bochmann, inzwischen weitergeführt von Werner Kirsch, wird aktualisiert und im Beuth Verlag weitergeführt. Die erste Überarbeitung liegt mit Band 1 „Statisch bestimmte Systeme“ inzwischen vor. Er enthält die Grundlagen für die Untersuchung einfacher, ebener statisch bestimmter Stabwerke. Kräftelehre und Lastermittlung sowie die Berechnung der Stützkräfte und Schnittgrößen für die elementaren Stabarten sind Schwerpunkte des Werks. Die überarbeitetet Fassung von Band 2 „Festigkeitslehre“ erscheint voraussichtlich im Dezember 2011, Band 3 „Statisch unbestimmte ebene Systeme“ ist für Februar 2012 angekündigt. Werner Kirsch: Statik im Bauwesen, Band 1: Statisch bestimmte Systeme. Beuth-Verlag, Berlin 2011, 28 Euro, ISBN 978-3-410-21682-7.

Brückenstudie 71 % des Güterverkehrs rollen über die Straße. Diese Zahl aus dem Gutachten „Brückenertüchtigung jetzt – Ein wichtiger Beitrag zur Sicherung der Mobilität auf Bundesfernstraßen“ belegt die Bedeutung einer leistungsstarken Infrastruktur für den Wirtschaftsstandort Deutschland. In der Studie hat Ministerialdirektor a. D. Dipl.-Ing. Joachim Naumann viele Fakten zum Zustand der deutschen Brücken zusammengetragen, die aktuelle Situation sorgfältig analysiert und pragmatisch beschrieben, welche Handlungsoptionen bestehen, wenn die Leistungsfähigkeit der Brücken wiederhergestellt bzw. weiterhin erhalten bleiben soll. Aus umfangreichem Datenmaterial wird der Bedarf für dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen hergeleitet. Der Autor schlägt Lösungsmöglichkeiten durch ein Ertüchtigungsprogramm vor und gibt einen Ausblick auf die hierzu benötigten Mittel. Die Studie schließt mit der „Vision 2025/2050“ zur Sicherung der Mobilität auf Bundesfernstraßen. Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein (Hg.): Brückenertüchtigung jetzt – Ein wichtiger Beitrag zur Sicherung der Mobilität auf Bundesfernstraßen. DBV-Heft 22, Berlin 2011,10 Euro: Bestellungen unter www. betonverein.de.

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PRODUKTE UND PROJEKTE

TERMINE 12. Dezember

Fassaden im Klimawandel Das Institut für Baukonstruktion veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt die Tagung „Denkmal und Energie – Fassaden im Klimawandel“. Die Eröffnungsvorträge drehen sich um Denkmalschutz und Denkmalpflege bei Gebäuden der Klassischen Moderne und der Nachkriegsmoderne. Ein weiteres Thema sind die Folgen des Klimawandels für Gebäude ebenso wie die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die denkmalgerechte Sanierung von Mauerwerks- und Vorhangfassaden. Lösungsmöglichkeiten für die Dämmung denkmalgeschützter Fassaden stehen neben dem Vortrag zum sinnvollen Einsatz von Gebäudeenergietechnik im Denkmal ebenfalls auf der Agenda. Ergänzt wird das Programm durch Praxisbeispiele. www.bauko.bau.tu-dresden.de

13.–15. Dezember

BHKW-Seminar Der Einsatz von Blockheizkraftwerken reicht von Mikro-BHKW-Anlagen zur Energieversorgung eines Einfamilienhauses bis hin zur Strom- und Wärmeversorgung ganzer Stadtteile oder Industrieareale durch Heizkraftwerke. Da die BHKW-Auslegung und -Planung durchaus komplex ist, bietet BHKW-Consult Planerseminare an, die neben dem technischen Wissen auch umfangreiche Kenntnisse der gesetzlichen Regelungen vermitteln. Das Grundlagenseminar am 13. Dezember in Fürth behandelt neben diesen Grundlagen, die Anwendungsfelder, die eingesetzten Technologien sowie Grundzüge der Planung. Auch die prinzipielle Vorgehensweise bei der Berechnung der BHKW-Wirtschaftlichkeit sowie typische BHKW-Preise sind Themen. Das anschließende BHKW-Intensivseminar am 14. und 15. Dezember geht tiefer auf die speziellen Probleme bei der BHKW-Einbindung sowie der BHKW-Wirtschaftlichkeit ein. Der

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IMPRESSUM

rechtliche Bereich der BHKW-Planung und -Förderung ist ebenfalls Thema. Vor allem für Personen mit Vorkenntnissen im BHKW-Bereich ist dieses Seminar „BHKW II – Weiterführende Planung“ geeignet. www.bhkw-konferenz.de

17. Januar

Schäden im Stahlbetonbau Die Arbeitstagung „Typische Schäden im Stahlbetonbau – Vermeidung von Mängeln als Aufgabe der Bauleitung“ des Deutschen Beton- und Bautechnik-Vereins ist für Planer, Oberbauleiter, Bauüberwacher und Bauleiter konzipiert. In Dresden werden die Referenten über reale Schadensfälle berichten. So geht es u.a. um mangelhafte Angaben in Schal- und Bewehrungszeichnungen, um die Abnahme von Beton auf der Baustelle, um die Betonierbarkeit von Bauteilen sowie Besonderheiten bei WU-Bauwerken. „Baugleiche“ Tagungen finden außerdem am 24. Januar in Magdeburg und am 27. Januar in Erfurt statt. Die besonderen Belange der Teilnehmer werden aber auf jeder Veranstaltung berücksichtigt. www.betonverein.de

BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN

ISSN 0005-8866 41. Jahrgang www.vbi.de HERAUSGEBER: Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31 10787 Berlin Tel.: 0 30/2 60 62-0 Fax: 0 30/2 60 62-100 www.vbi.de REDAKTION: Ines Bronowski (Chefredakteurin) Tel.: 0 30/2 60 62-230, Fax: -100 bronowski@vbi.de Martina Gabriel Tel.: 0 30/2 60 62-231, Fax: -100 gabriel@vbi.de VERLAG: Krammer Verlag Düsseldorf AG Goethestrasse 75 40237 Düsseldorf Tel.: 02 11/91 49 -3 Fax: 02 11/91 49 -450 krammer@krammerag.de ANZEIGEN: Alke Schmeis Tel.: 02 11/91 49-455, Fax -450 a.schmeis@krammerag.de Es gilt die Anzeigenpreisliste 2007 LAYOUT: KNM Krammer Neue Medien GmbH Düsseldorf DRUCK: D+L Printpartner, 46395 Bocholt

26. Januar

EU-Symposium PPP Die TU Berlin und die TU Bergakademie Freiberg veranstalten gemeinsam in Berlin das 8. EU-Symposium „PPP – Neue Geschäftsfelder und Finanzierungsinstrumente“. Experten der Privatwirtschaft und der öffentlichen Hand stellen ausgewählte Public-Private-Partnership-Projekte vor. Im Hochbau steht die Kombination von PPP und energieeffizientem Bauen mit Beispielen aus Polen, Frankreich und den Niederlanden im Vordergrund. Im Verkehrsbereich geht es um aktuelle Projekte einschließlich Erhaltung und Betriebsdienst. So wird beispielsweise das gegenwärtig größte Streckenbauprojekt Europas, der „High Speed Rail Bordeaux–Tours“ vorgestellt. www.wiwi.tu-freiberg.de/baubwl/ fachtagungen/

ERSCHEINUNGSWEISE/BEZUGSPREISE: 6 Ausgaben jährlich, als Doppelhefte Einzelheft: 20,– € Abonnement Inland + EU 120,– € nicht EU-Länder 160,– € Studentenabonnement: 60,– € VBI-Mitglieder erhalten „Beratende Ingenieure“ im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Der Bezugszeitraum eines Abonnement beträgt mindestens ein Jahr. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht 6 Wochen vor Ablauf des berechneten Bezugszeitraumes gekündigt wird. COPYRIGHT: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare Sprache übertragen werden. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.


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Die Geschäftsleitung und alle Mitarbeiter der Krammer Verlag Gruppe danken Ihnen für Ihr Vertrauen und die an ge nehme und langjährige Zusammenarbeit.

Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein besinnliches Weihnachtsfest und ein glückliches und gesundes neues Jahr!

Ihr Dr.-Ing. Klaus Krammer

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