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Juli/August n 2011

BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN

n BESONDERE BAUTEN n CONTROLLING n PRODUKTE UND PROJEKTE


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KOMPETENTER RATGEBER BEI ALLEN FRAGEN RUND UMS BADEZIMMER

FOTO: STUDIO 3001

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EDITORIAL

Besondere Bauten

Im ewigen Eis und heißem Wüstensand

Ines Bronowski, Chefredakteurin

Zwischen diesen beiden geologischen Extremen und den sie begleitenden klimatischen Randbedingungen sind die Bauwerke angesiedelt, die in dieser Ausgabe in Bild und Text vorgestellt werden. Verbindendes Merkmal bzw. Auswahlkriterium war, dass es sich durchweg um Ingenieurbauwerke der Extraklasse handelt – spektakulär wie das Maritime Museum mit seiner Segelanmutung im chinesischen Lingang (S. 18) und erst recht der Fernsehturm im chinesischen Guangzhou (S. 42). Überhaupt China, da entsteht ein beeindruckendes Bauwerk nach dem anderen. Der ungebrochene Wirtschaftsboom findet seinen baulichen Ausdruck in immer neuen, extravagant auftrumpfenden Konstruktionen. Und immer wieder sind es auch deutsche Architekten und Ingenieure, die für diese aufsehenerregenden Konstruktionen verantwortlich zeichnen. So rieb sich wohl so mancher Schwimmsportenthusiast dieser Tage verwundert die Augen als im Vorfeld der Weltmeisterschaften Ende Juli in Schanghai das dortige neue Schwimmsportzentrum im Fernsehen vorgestellt wurde. Eine sehr beeindruckende, in Größe und architektonischer Geste bislang ungekannte Anlage. Aber hatte die Welt nicht eben gerade den schillernden Water Cube von Peking mit seinen luftgefüllten Waben bestaunt, Schauplatz der olympischen Schwimmwettkämpfe von Peking 2008 (In dieser Zeitschrift in Ausgabe 5-6/2008 vorgestellt)? 2008 war das, gerade drei Jahre sind seit dem vergangen. Die neue schöne Wassersportwelt stammt aus der Planerkooperation der Hamburger Architekten gmp von Gerkan, Marg und Partner mit den Ingenieuren von Schlaich Bergermann und Partner, Arup und den Landschaftsarchitekten WES & Partner. Erneut habe das Fachplanerteam nicht nur bewiesen, „dass es Sportwettkämpfen einen besonders ästhetischen Rahmen geben kann, sondern auch, wie schnell, effizient und dennoch qualitativ hochwertig gebaut werden kann“, hieß es im „Baunetz“: Dem Wettbewerbsgewinn 2008 folgte nach nur zweieinhalb Jahren Planungs- und

Bauzeit jetzt die sportliche Einweihung mit der Schwimmweltmeisterschaft 2011. Doch zurück zu dieser Ausgabe. Ebenfalls spektakulär, aber auf ganz andere, eher poetische Art und Weise mutet dagegen an, was die Ingenieure von Osd da als Aussichtsturm in die Muraue (Steiermark) konstruiert haben – lassen Sie sich begeistern (S. 22) und beeindrucken, wenn es anschließend ins ewige Eis des sechsten Kontinents geht (S. 26). Dort haben deutsche Ingenieure für das subtropische Indien eine Forschungsstation geplant, die für Monate vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten als (Über)lebensraum für die dort arbeitenden Forscher funktionieren muss – ähnlich einem Raumschiff in den Weiten des Alls. Und auch in der arabischen Wüste setzten die Bauherren aus Abu Dhabi auf deutsches IngenieurKnow-how, als sie ihren Traum vom Formel-1Rennzirkus mit allem Drum und Dran in der Nähe ihrer Paläste aus Beton und Glas Wirklichkeit werden ließen (S. 46). Auch wenn die Fernsehtürme hierzulande gebaut sind, Fritz Leonhardt entwarf seinen weltberühmten Prototyp des modernen Fernsehturms bekanntlich in den 50er Jahren, und das Bauen im Bestand dem Neubau längst den Rang abgelaufen hat, entstehen natürlich nach wie vor auch in Deutschland konstruktiv bemerkenswerte und durchaus aufsehenerregende Bauten. Dazu gehören zweifelsohne die jüngst in Leipzig eröffnete Riesentropenhalle mit ihrem weit gespannten Stahltragwerk (S. 36) und die in Köln lebhaft diskutierte, schönste Moschee Europas (S. 30), die mit den dazugehörigen Bauten des neuen islamischen Kulturzentrums demnächst im Herbst eingeweiht werden soll. Aber bitte machen Sie sich selbst ein Bild bei der Lektüre der vorliegenden BI-Ausgabe.

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BuAnzWo?rterbuch_KK:Muster_RAS_Engl_4sp

12.12.2008

11:56 Uhr

Seite 101

Matthew Gray

Wörterbuch der Haustechnik Deutsch - Englisch Englisch - Deutsch Ausgabe 1 1. Auflage 2007, ca. 680 Seiten, ISBN 978-3-88382-085-9, 39,80 €, zzgl. Versandkosten Krammer Verlag Düsseldorf AG. KRAMMER VERLAG DÜSSELDORF AG

Matthew Gray

Wörterbuch der Haustechnik Der Autor Matthew Gray, seit einigen Jahren im Krammer Verlag Düsseldorf AG zuständig für den internationalen Teil der Fachzeitschrift RAS, hat ca. 10.000 aktuelle Begriffe aus dem Bereich der Haustechnik zusammengetragen und diese in dem neuen Wörterbuch der Haustechnik Deutsch – Englisch/Englisch – Deutsch veröffentlicht. Ausgehend von seiner Tagesarbeit bildete u. a. mehrsprachiges Informationsmaterial, das ihm von Herstellern der Haustechnik zur Verfügung gestellt wurde, die Quelle für dieses Wörterbuch. So entstand ein Nachschlagewerk, das nicht nur als Handwerkszeug für die Konservation jedweder schriftlicher Form geeignet ist, sondern darüber hinaus sich für die Angebotserstellung, für die Anfertigung grundlegender Verkaufsunterlagen, wie beispielsweise Kataloge, Bedienungsanleitungen, Pressenotizen etc. anbietet. Das Wörterbuch enthält zusätzlich einen umfangreichen Anhang mit ca. 1.000 idiomatischen Sätzen zu den Themen Montage, Inbetriebnahme, Wartung und Vertragsrecht. Dies kann als Grundlage muttersprachlicher Formulierungen dienen. Damit wird das Wörterbuch sowohl für den Kaufmann, den Techniker und den Planer der SHK-Branche zu einem wichtigen Wegbegleiter.

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INHALT

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Editorial Besondere Bauten - Im ewigen Eis und heißem Wüstensand Ines Bronowski

6 Namen und Nachrichten 16 Woran arbeiten sie gerade

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Konstruktiv: Besondere Bauten Maritimes Museum Lingang – Kühn geschwungene Schalen Werner Sobek, Frank Tarazi

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Der Murturm – Ein räumlich erfahrbares Turmbauwerk Harald Kloft, Klaus Fäth

26

Indische Antarktisstation – Deutsche Ingenieure planen Forschungsstation im Eis Andreas Nitschke, Benjamin Brunn, Sören Latte

30

Islamisches Gemeindezentrum Köln – Europas schönste Moschee Hans Jürgen Krolkiewicz

36

Tropenhalle in Leipzig – Gondwanaland im „Zoo der Zukunft“ Matthias Günkel

42

Guangzhou Fernsehturm – Taillierter Tower Joop Paul, Christian Brensing

46

Yas Marina Circuit, Abu Dhabi – Beton “on the rocks” Christian Brensing

September/Oktober n 2011

BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN

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n VBI-KONGRESS 2011 n WASSERBAU n FM-CONSULTING

Zum Titelbild: Gondwanaland: Dachschließung der neuen Leipziger Tropenhalle Foto: Zoo Leipzig

Beruf und Recht ABC des Baurechts Bindungswirkung der Schlussrechnung Eva Reininghaus

51

Urteile Wann ist eine Unterschreitung der Honorarmindestsätze nach HOAI zulässig? Wolf Osenbrück

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Produkte und Projekte Qualitätssprung beim Controlling Tino Böhler

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Tipps und Termine

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Impressum

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NAMEN UND NACHRICHTEN

VBI-Bundeskongress 2011

Infrastrukturmaßnahmen in Deutschland Gerade bei Infrastrukturprojekten gehören langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren zum Planeralltag. Ursachen dafür sind nicht zuletzt Akzeptanzprobleme und daraus resultierende Bürgerproteste. „Stuttgart 21“ wurde mit seinem Jahrzehnte währenden Entscheidungsprozess zum Synonym für dieses Dilemma. Zugleich löste das Vorhaben eine wichtige und notwendige Debatte um Planungskultur und Genehmigungsverfahren in Deutschland aus.

Unabhängige Ingenieurunternehmen sind maßgebliche Akteure in diesen Prozessen, können aber nicht alle Probleme lösen. Denn sie bewegen sich immer in einem Spannungsfeld aus politischen Entscheidungen, wirtschaftlichen Erwägungen und technischen Erfordernissen. Der diesjährige VBI-Bundeskongress am 13./14. Oktober in Nürnberg nimmt sich des Themas im Rahmen der öffentlichen Vortragsveranstaltung unter dem Titel „Infrastrukturmaßnahmen in Deutschland – Bürgerbe-

teiligung versus Genehmigungsverfahren?“ an. Bayerns Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Hessel wird die Position der Politik zu diesem Problemkreis darlegen. Paul Waning, Vorstandsmitglied der Augsburger Lechwerke AG und damit direkt mit dem hochaktuellen Thema Stromnetzausbau befasst, betrachtet das Spannungsfeld aus Investorensicht. Die Position der Baubranche erläutert Thomas Bauer, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Am 14. Oktober tagt der VBI-Verbandstag und abends wird natürlich wie immer gefeiert. Weitere Informationen: www.vbi.de.

EFCA-Konferenz

Großer Erfolg für den VBI VBI-Präsident Dr. Cornelius begrüßte als Gastgeber Ende Mai in Berlin 150 Ingenieure aus ganz Europa zum Jahreskongress des europäischen Dachverbandes der unabhängigen Ingenieurunternehmen EFCA. Das Tagungsthema lautete „International Standing of European Consulting Firms – The challenges of improving competitiveness”. Zunächst skizzierten Vertreter von Finanzinstitutionen und großen europäischen Planungsgesellschaften die Rahmenbedingungen, unter denen sich die Wettbewerbssituation in Europa derzeit darstellt. Dabei unterstrich Roman Boghun, Commerzbank, wie wichtig es für Finanzierer sei, von Ingenieu-

ren verlässliche Informationen über Projekte für eine Bewertung von Risiken zu erhalten. In der Diskussion, die von der Engländerin Jacki Davis souverän moderiert wurde, brachten es die Teilnehmer auf den Punkt: Zu jeder erfolgreichen Allianz gehören eine gehörige Portion Vertrauen, ein gutes Netzwerk und letztlich auch der Blick für den Nutzen des Auftraggebers. Im zweiten Block untersuchte die Konferenz neue Geschäfts- und Vertragsmodelle, die dazu dienen sollen, im Wettbewerb der Zukunft zu bestehen. Dabei stand einmal mehr das Thema der Bildung von Allianzen und Kooperationen im Vordergrund. Vertreter größerer euro-

päischer Consultingunternehmen erläuterten Chancen und Risiken von Kooperationen. Ein weiterer Themenkomplex widmete sich dann einer Kernfrage: Wie lassen sich angesichts der demografischen Entwicklung in ganz Europa Personal und vor allem auch Ingenieurnachwuchs in ausreichender Zahl für die Büros rekrutieren? Dagmar Vogt, Geschäftsführerin von VBI-Mitglied IB Vogt GmbH, stellte den positiven Umgang mit den Mitarbeitern und vor allem Mitarbeiterinnen in den Vordergrund ihres Vortrages. Letztere machen bei IB Vogt beachtliche 40 % aus – ein ungewöhnlich hoher Anteil für ein Ingenieurunternehmen. Vogt führte dies auf das Personalkonzept zurück, das sie mit Work-Life-Balance umschrieb. Ina Brandes, Grontmij-Geschäftsführerin, forderte eine stärkere politische Lobby, um die Belange der Ingenieure voranzutreiben. Der letzte Kongressabschnitt stand im Zeichen der Innovation. Unter anderem stellte Ingo Treue vom VBI-Mitglied Rücker + Schindele die umfassende Leistungspalette von „Systems Engineering“ vor. Innovation, so waren sich die Teilnehmer einig, sei keine Option, sondern ein absolutes Muss für jedes Unternehmen. Dagmar Vogt und Ina Brandes im Gespräch mit Moderatorin Jacki Davis (v. l.) auf der EFCA-Jahrestagung 2011

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Ingenieur-Kompetenz

VBI gegen Zertifizierungswahn Verschiedene Weiterbildungsträger und Institutionen versuchen seit einiger Zeit, mit ihren Leistungen phantasievolle Titel für „Fachplaner“ wie beispielsweise Fachplaner Wärmeschutz oder Fachplaner nachhaltiges Bauen zu etablieren. Entsprechende Zertifikate müssen von Planern mit erheblichem finanziellen Aufwand erworben werden. Gegen die damit verbundene Begriffsverwirrung, die Bauherren und Planungsbranche gleichermaßen schadet, hat der VBI Anfang Juli Position bezogen. „Beratende Ingenieure und Mitarbeiter unabhängiger VBI-Ingenieurbüros verfügen über eine exzellente akademische Ausbildung und langjährige Berufserfahrung. Sie übernehmen die Verantwortung für die Fachfragen, die mit ihren Projekten verbunden sind. Die Unternehmen allein sind dafür verantwortlich, welche Qualifikationen sie im Unternehmen etablieren und wie sie ihre Mitarbeiter weiterbilden“, so Hauptgeschäftsführer Klaus Rollenhagen bei der Vorstellung des VBI-Positionspapiers gegen den Zertifizierungswahn. Der VBI warnt davor, den Universitäten die Zuständigkeit dafür abzusprechen, über die Berufsbefähigung von Planern zu entscheiden. Akademische Ausbildung, Berufserfahrung und Markterfolg seien nach wie vor die drei tragenden Säulen für die Berufsbefähigung.

Die führende Fachmesse für Elektrotechnik und Industrie-Elektronik

14. – 17. Sept. 2011 Impulsgeber für Ihre Märkte s Antennen und Breitbandverteiltechnik s Antriebs-, Automatisierungstechnik

Baukonjunktur

s Beleuchtung, Lichtsysteme

Bauindustrie fürchtet Investitionsstau

s Betriebs-, Lager- und Montageausrüstung, Reinigungstechnik

Die Baukonjunktur brummt, aber die nötigen Investitionen in die Infrastruktur bleiben aus. Wie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie im Juni erklärte, schließt die Bauwirtschaft – endlich – an den gesamtwirtschaftlichen Aufschwung an. Die Umsätze seien – bedingt durch eine Renaissance des Wohnungsbaus – nominal um 4,5 % gestiegen. Auch der Wirtschaftsbau sei zu neuem Leben erwacht, allerdings brach die öffentliche Baunachfrage um nominal 15,5 % ein. Langfristig blieben aber strukturelle Probleme bestehen, monierte der neugewählte Präsident der Deutschen Bauindustrie Prof. Thomas Bauer. Er sehe mit großer Sorge, dass die Widerstände gegen große Infrastrukturvorhaben in Deutschland zunähmen. Laut einer Umfrage des Hauptverbandes seien 53 Infrastrukturprojekte mit einem Investitionsvolumen von 46 Mrd. Euro gefährdet. Diese Projekte vorwiegend aus den Bereichen Verkehr und Energieversorgung könnten derzeit aufgrund von Akzeptanzproblemen in der Bevölkerung oder ungelösten Finanzierungsproblemen nicht umgesetzt werden. Die Bauindustrie setze sich daher für eine frühe Bürgerbeteiligung im Planfeststellungsverfahren, die Ausschöpfung aller Möglichkeiten für Bürgerbefragungen sowie die Verkürzung der extrem langen Planungs- und Genehmigungsverfahren ein. Vor allem aber fordere sie mehr Transparenz, um den „Ideologen frühzeitig den Wind aus den Segeln zu nehmen“.

s Energieverteilung, Energieversorgung s Erdung, Potentialausgleich, Blitzschutz, Überspannungsschutz, EMV s Explosions- und Brandschutz s Gebäudeinstallations- und -systemtechnik, Bussysteme s Gefahrenmelde-, Sicherheits- und Überwachungssysteme s Heizung, Klima, Lüftung s Informations- und Kommunikationsanlagen s Mess- und Prüfgeräte, Messtechnik, Regeltechnik s Netzwerktechnik s Niederspannungsschaltgeräte und -anlagen, Industriesteuerungen s Regenerative Energien

www.elektrotechnik.info

8:33:57 Uhr

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Tafelenthüllung in Tempelhof (v. l.):

Ingenieurbaukunst

BIngK-Präsident Karstedt,

Flughafen Berlin-Tempelhof ausgezeichnet Seit 1. Juni ist der Flughafen Berlin-Tempelhof „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“. Auf einer Festveranstaltung mit rund 150 Gästen enthüllte Bundesingenieurkammerpräsident Jens Karstedt gemeinsam mit der Berliner Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer die Ehrentafel am Eingang der seinerzeit Maßstäbe setzenden Haupthalle des 2008 außer Betrieb genommenen Flughafens mitten in Berlin. „Wir stehen vor einem der größten Gebäude der Welt“, sagte Dr. Karstedt in seiner Ansprache, „ein Leuchtturm der großstädtischen Infrastruktur“. Seine Bedeutung als Ingenieurbau liege in der besonders gelungenen und beispielgebenden Verknüpfung von Funktionalität und moderner Architektur, in seiner städtebaulichen Einbindung und den vielen technischen Details, von denen insbesondere die riesige Hallenkonstruktion und das über das Vorfeld auskragende Dach beeindrucken. Die Senatorin freute sich über die Auszeichnung des Flughafens als Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst und damit den Beitrag der Ingenieure zur städtischen Infrastruktur. „Die Ingenieurbaukunst ist das Geheimnis jeder Stadt hinter den Postkartenansichten“, erklärte Junge-Reyer. Leider blieben die verantwortlichen Ingenieure meist ungenannt. Daher unterstütze sie die Initiative der Bundesinge-

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nieurkammer, besondere Bauwerke aus Vergangenheit und Gegenwart als Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst auszuzeichnen und die Namen ihrer Schöpfer öffentlich zu machen, außerordentlich gern. Der Flughafen Berlin-Tempelhof erhielt den 2007 erstmals vergebenen Titel als nunmehr zehntes Bauwerk. Die Bundesingenieurkammer würdigt damit in Zusammenarbeit mit der Baukammer Berlin eines der bedeutendsten Ingenieurbauwerke des 20. Jahrhunderts, das als Meilenstein im weltweiten Flughafenbau gilt. Der zwischen 1935 und 1941 auf dem Tempelhofer Feld gebaute Flughafen ist zudem Symbol der Zeitgeschichte, das in der öffentlichen Wahrnehmung einerseits untrennbar mit dem nationalsozialistischen Schreckensregime und andererseits mit der Berliner Luftbrücke verbunden ist. Mit seiner ca. 300.000 m² großen Bruttogeschossfläche war der Tempelhofer Flughafen seinerzeit das größte Gebäude der Welt. Die über 40 m weit auskragende Dachkonstruktion gilt als ingenieurtechnische Pionierleistung ersten Ranges. Wegen der gelungenen Synthese von Funktionalität und Architektur nannte der britische Architekt Norman Foster Tempelhof „Mutter aller Flughäfen“. Zu den wegweisenden Neuerungen gehört, dass in Tempelhof erstmals der Luftverkehr

Senatorin Junge-Reyer, Rainer Ueckert, BIngK-Präsidium, und Oda Scheibelhuber vom BMVBS. Foto: BIngK/Baukammer Berlin

in Passagier-, Post- und Frachtverkehr aufgeteilt wurde. Die Abfertigung erfolgte entsprechend auf drei verschiedenen Ebenen. Neu war außerdem die Trennung zwischen Inlands- und Auslandsflugverkehr sowie die Aufteilung in Abflug und Ankunft, die geplante Schlechtwetterlandebahn und für den Nachtflugverkehr wichtige Betriebseinrichtungen, wie z. B. eine allgemeine Befeuerung des Flugplatzes. In einer reich illustrierten Broschüre sind der Bau und die bautechnischen Besonderheiten des Flughafens Berlin-Tempelhof detailliert dargestellt. Autor Thomas Blau konnte dafür längst verschollen geglaubte Akten und Aufzeichnungen nutzen, die in den 90er Jahren im Flughafengebäude wiederentdeckt worden waren. Das macht das Büchlein zu einem einmaligen Dokument für Ingenieurbau und Denkmalschutz. Wie alle anderen Titel aus der Reihe kann Band 10 der „Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst“ bei der Bundesingenieurkammer zum Preis von 9,80 Euro bestellt werden: www.bingk.de/order-hw.


NAMEN UND NACHRICHTEN

Strom- und Gasbericht 2011

Weltweiter Preisanstieg Der internationale Strom- und Gaspreisvergleich für gewerbliche Abnehmer, den die NUS Consulting Group in Düsseldorf jährlich veröffentlicht, verzeichnet für dieses Jahr in den meisten Ländern steigende Strom- und Gaspreise. Da der größte Teil der Welt die Strom- und Gasversorgung liberalisiert habe, könnten die Preisanhebungen direkt auf äußere Entwicklungen zurückgeführt werden: die Unruhen in den Ländern des Nahen Ostens und Nordafri-

kas, die Krise der Kernenergie durch das Unglück in Japan sowie die steigenden Ölpreise. Mit all dem einhergehende Marktspekulationen tun ein Übriges. Deutschland und Finnland sind in Europa die Länder mit den stärksten Preiserhöhungen für Strom. In beiden Staaten erhöhten sich die Preise für Elektrizität in den abgelaufenen zwölf Monaten um 24,8 %. Italien bleibt trotz des vergleichsweise moderaten Preisanstiegs von 9,4 % das Land mit dem teuersten Strom

weltweit, Deutschland folgt dicht dahinter auf Rang zwei. Beim Gas berichteten alle Länder von steigenden Preisen. Die Niederlande, Finnland und Portugal erlebten Zuschläge von mehr als 30 % in einem Jahr. In Deutschland stieg der Gaspreis um 24,1 %. Hier rangiert Deutschland mit Rang vier ebenfalls in der Spitzengruppe der teuersten Länder. www.nusconsulting.de

Ingenieurbaukunst

Fleischbrücke in Nürnberg ist Wahrzeichen Als bayernweit erstes Bauwerk wurde im Juni die Fleischbrücke in Nürnberg mit dem Titel „Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ ausgezeichnet. Die zwischen 1596 und 1598 errichtete Brücke gilt als bedeutendste Steinbogenbrücke der Spätrenaissance in Deutschland. Vor zahlreichen Gästen enthüllten Dr.-Ing. Jens Karstedt, Präsident der Bundesingenieurkammer, und Dr.-Ing. Heinrich Schroeter, Präsident

der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, die Ehrentafel an dem Bauwerk. „Die Fleischbrücke war schon vor mehr als 400 Jahren ein Zeichen für den hohen Stand der Ingenieurbaukunst, den wir hier und heute würdigen und den wir Ingenieure im Bauwesen auch heute noch garantieren“, so Schroeter. An die Stelle der durch Hochwasser geschädigten Vorgängerbrücke sollte ein möglichst flach gewölbter einbogiger Bau treten. Da die Pegnitz

nicht umgeleitet werden konnte, musste die Brücke in fließendem Wasser errichtet werden. Zudem mussten die Baumeister mit sumpfigem Baugrund fertig werden. Dieses Problem lösten sie mit mehr als 2.100 Rammpfählen. Die noch weitgehend im Original erhaltene Fleischbrücke mit einer Spannweite von 27 m trotzte den Jahrhunderten. Das Bauwerk sei ein herausragendes Beispiel für ganzheitliches Bauen, sagte Schroeter.

Die Fleischbrücke in Nürnberg ist nun „Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst“ Foto: Bayerische Ingenieurekammer Bau

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Projekt für São Paulo: Elbebrücke Mühlberg

Architektur-Biennale

VBI gut vertreten

Unter dem Motto „Baukultur made in Germany“ zeichnet die Bundesarchitektenkammer im Auftrag des Bundesbauministeriums und in Zusammenarbeit mit der Bundesingenieurkammer verantwortlich für den deutschen Beitrag zur Architekturbiennale São Paulo 2011, die vom 1. November bis 4. Dezember stattfindet. In Brasilien sollen herausragende und aktuelle nationale und internationale Projekte präsentiert werden. Über 120 Planungsbüros haben sich an dem offenen bundesweiten Auswahlverfahren beteiligt. An den Mitte Mai ausgewählten 20 Projekten für die Schau in São

Paulo sind auch zahlreiche VBI-Mitgliedsbüros beteiligt: • B+G Ingenieure Bollinger + Grohmann GmbH: Rolex Learning Center, Lausanne, Schweiz • Werner Sobek, Stuttgart: Betriebsrestaurant mit Auditorium, Ditzingen • Schlaich Bergermann und Partner – sbp gmbh, Stuttgart: Cape Town Stadion, Kapstadt, Südafrika, und Fußgängerbrücke, Sassnitz • Leonhardt, Andrä und Partner, Beratende Ingenieure VBI GmbH, Stuttgart, mit VIC Verkehrs- und Ingenieurbau Consult GmbH,

Effizienz-Tagung

Tagungsprogramm jetzt online Die 4. Effizienz-Tagung Bauen und Sanieren am 11./12. Oktober in Hannover präsentiert einen Überblick über zukunftsfähige EnergieEffizienz-Lösungen und den Stand der Fachdiskussion. Die Tagung wendet sich an Energieberater, Architekten, Bauingenieure, Planer und das Handwerk. Veranstalter sind das Energie- und Umweltzentrum am Deister - e.u.[z.] und der enercity-Fonds proKlima. Schirmherr der Tagung ist Bundesbauminister Peter Ramsauer. Zu den zentralen Themen der diesjährigen Veranstaltung zählt die Weiterentwicklung der Energieeinsparverordnung (EnEV). Außerdem auf der Agenda: Energieberaterpraxis, Bauphysik und Haustechnik. Speziell auf die Wohnungswirtschaft und Kommunen zugeschnittene Vortragsblöcke beschäftigen sich mit energetischen Lösungen für erhaltenswerte Fassaden und Effizienzstandards für Nichtwohngebäude. Zudem gibt es Intensivworkshops zu den Themen Innendämmung, Wärmebrückenberechnung und Lüftungskonzepte. www.effizienztagung.de

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Potsdam: Elbebrücke, Mühlberg • Obermeyer Planen und Beraten, München: Culture Wave City, Hangzhou, China • SSF Ingenieure AG, München: Brug over de Ijssel/Eisenbahnbrücke, Hanzelijn, Niederlande Ausgewählt wurde außerdem der Nature Observation Tower Mur von terrain: loenhart&mayr BDA Architekten und Landschaftsarchitekten, München sowie osd – office for structural design, Frankfurt am Main. (siehe Beitrag auf Seite 22 in dieser Ausgabe)

Call for Papers

Geotechnik-Kolloqium Das Institut und die Versuchsanstalt für Geotechnik der Technischen Universität Darmstadt veranstalten gemeinsam mit dem Förderverein der Freunde des Instituts für Geotechnik am 15. März 2012 das 19. Darmstädter Geotechnik-Kolloquium. Themenschwerpunkte werden sein: „Erneuerbare Energien, Erde, Wind und Wasser“, „Forschung, Entwicklung und Innovation“, Internationale Projekte, „Quo vadis Normung?“ sowie „Sicherheit und Rechtsfragen in der Geotechnik“. Wer einen Beitrag zu einem der Themen einreichen möchte, kann dies mit einem einseitigen Abstract bis 14. Oktober 2011 tun: Institut und Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt, Petersenstraße 13, 64287 Darmstadt. Weitere Informationen: Tereza Ruppert, ruppert@geotechnik.tu-darmstadt.de.


NAMEN UND NACHRICHTEN

Saaleturm Burgk

Turm-Detail Fotos: Aring

Saaleturm

Gute Aussicht Ende Mai weihte die kleine Gemeinde Burgk in der Nähe des thüringischen Stätdchens Schleiz ihr neues Wahrzeichen ein: einen 43 m hohen Aussichtsturm, der einen einzigartigen Ausblick über die weite Landschaft mit der sich hindurchwindende Saale und das Burgker Schloss bietet. Folgerichtig erhielt die Holz-Stahlkonstruktion den Namen Saaleturm. Entworfen wurde der Turm vom Spremberger Ingenieurbüro Aring Bauplanungs GmbH, das

auch den Bau der leicht und grazil wirkenden Konstruktion überwachte. Verantwortlich für das Tragwerk, ein Raumtragwerk aus sechs Holzstützen, die sich um eine mittig angeordnete Stahlstütze (61 cm Durchmesser) gruppieren, ist das Büro Pahn Ingenieure, Cottbus. Die parabelförmigen Holzstützen bestehen aus Brettschichtholz (24/110 bis 90) und werden durch umlaufende Balken und Diagonalverbände als Zugstabsystem ausgesteift. Weitere Aussteifungselemente sind die als Scheiben wirkenden drei Aussichtsplattformen. Den oberen Abschluss bildet eine Rahmenkonstruktion. Die Haupttragkonstruktion wurde in drei Seg-

menten in voller Turmhöhe auf Hilfskonstruktionen am Boden vormontiert, mit Kränen aufgestellt und anschließend mit der Mittelstütze verbunden und an den Fundamentköpfen verankert. Danach wurde die Tragkonstruktion abschnittsweise komplettiert und die Treppenanlage eingebaut. Diese windet sich in immer wiederkehrenden Elementen um die Mittelstütze und erschließt die drei Plattformen des Turmes: die erste in 4,50 m Höhe, die zweite in 7,50 und die oberste, die Aussichtsplattform, in 36 m Höhe. Wer die 192 Stufen bis dorthin erklommen hat, wird mit einem grandiosen Ausblick belohnt.

Deutscher Brückenbaupreis

Noch fünf Wochen Noch werden sie gesucht: die aktuell besten Brückenbauingenieure Deutschlands. Die Teilnahmefrist für den Wettbewerb um den Deutschen Brückenbaupreis 2012, erneut gemeinsam vom VBI und der Bundesingenieurkammer ausgelobt, endet am 17. September. Vorgeschlagen werden können Brücken, deren Fertigstellung, Umbau oder Instandsetzung zwischen dem 1. September 2008 und dem 1. September 2011 erfolgte. Der Preis wird erneut in den beiden Kategorien „Straßen- und Eisenbahnbrücken“ sowie „Fuß- und Radwegbrücken“ vergeben. Ausgezeichnet werden die Bauwerke sowie die Ingenieure, die an verantwortlicher Stelle wesentlichen Anteil am Entstehen der Brücke hatten. Neun Brückenbauexperten werden als Juroren die eingereichten Arbeiten bewerten und zunächst drei Brücken je Kategorie nominieren. Die feierliche Preisverleihung findet dann am 12. März 2012 statt, dem Vorabend des 22. Dresdner Brückenbausymposiums. Auslobungsunterlagen und alle weiteren Informationen: www.brueckenbaupreis.de Die Preisskulptur

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Windpark Alpha ventus Foto: Doti/Matthias Ibeler

Windpark Alpha Ventus

Mehr Strom als erwartet Im April 2010 ging der erste deutsche Offshore-Windpark Alpha Ventus offiziell ans Netz. Das Betreiberkonsortium Doti zog nun eine erste positive Zwischenbilanz: 5 % mehr Strom als prognostiziert – insgesamt 190 GWh – habe der Windpark in den vergangenen neun Monaten produziert. „Die hohe Stromausbeute von Alpha Ventus

zeigt, dass Offshore-Wind schon heute zu den Stützen einer sicheren und zuverlässigen Stromversorgung gehört. Offshore- und Onshore-Windkraft ergänzen sich perfekt und gleichen sich sogar untereinander aus“, sagte Dr. Claus Burkhardt, DOTI-Geschäftsführer und Gesamtprojektleiter von Alpha Ventus. Nachdem technische Probleme in der ersten

Hyder Consulting

Deutschlandzentrale in Berlin eröffnet Mehr als 200 Gäste aus Wirtschaft und Politik feierten Mitte Mai gemeinsam mit den Berliner Mitarbeitern der Hyder Consulting GmbH Deutschland die Einweihung der neuen Unternehmenszentrale in Berlin. Unter den Gästen war auch der Regierende Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit. Begrüßt wurden die Anwesenden von Ivor Catto, Chief Executive der Hyder Consulting PLC, zu denen die Hyder Consulting GmbH Deutschland zählt, und von Hyder-Deutschland-Chef Markus Voigt. Über 100 Hyder-Mitarbeiter arbeiten bereits seit Dezember 2010 in den oberen vier Etagen des Neubaus im Stadtteil Schöneberg. Die Hyder Consulting GmbH Deutschland ist Generalplaner und Berater für Infrastruktur sowie Hoch- und Industriebau und beschäftigt insgesamt 400 Mitarbeiter.

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Hyder-Chef Markus Voigt am Mikrofon. Mit im Bild: Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (2.v.l.)

Betriebsphase erfolgreich gelöst wurden, habe der Windpark eine hohe Verfügbarkeit erreicht. Die Anlagen seien an „beinahe 98 % aller Tage“ einsatzbereit gewesen, was für die Zuverlässigkeit der deutschen Anlagentechnik in der Windenergiebranche spreche.


NAMEN UND NACHRICHTEN

Kurz gesagt n Dipl.-Ing. Uwe Lemcke (51), Inros Lackner AG, ist neuer Vorsitzender des VBI-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern. Er löst Rolf Oberländer, ibe Rolf Oberländer, Rostock, ab, der nicht wieder für den Vorsitz kandidiert hatte

Holger Svensson mit der Emil-Mörsch-Denkmünze

Ehrung

Mörsch-Denkmünze für Svensson VBI-Mitglied Holger Svensson erhielt zum Deutschen Bautechnik-Tag im Mai die Emil-Mörsch-Denkmünze des Deutschen Beton- und Bautechnik-Vereins DBV. Svensson wird gewürdigt als international anerkannte Ingenieurpersönlichkeit. Er habe „zahlreiche Großbrücken auf nahezu allen Erdteilen geplant und als Projektleiter deren Realisierung betreut“. Dabei habe er neben dem Blick für konstruktive Details auch einen ausgeprägten Sinn für ästhetische Belange und für die Wirtschaftlichkeit bewiesen. Somit vereine er auf höchstem Niveau Ziele, denen sich auch der DBV verpflichtet fühlt: technische Kompetenz, Sinn für ganzheitliche Ansätze und verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen. Durch seine international ausgerichtete Tätigkeit habe er in der Tradition Emil Mörschs das Ansehen des Bauingenieurs gemehrt. Für sein erfolgreiches Wirken war wohl eine Station auf seinem Berufsweg maßgeblich: 1974 übernahm Svensson den Planungsauftrag für die Schrägkabelbrücke zwischen Pasco und Kennewiek über den Columbia River im US-Staat Washington. Dabei waren neben dem Entwurf, der Detailbearbeitung auch die Ausschreibung und die Montageberechnung seine Aufgabe. Als Vertreter des Ingenieurbüros in den USA baute er in den folgenden 15 Jahren mehrere Großbrücken und erwarb sich über die Landesgrenzen hinweg großes Renommee. Er erhielt in vielen Bundesstaaten der USA und in Kanada die Anerkennung als Professional Engineer. In Großbritannien ist er Chartered Engineer und Fellow der Institutions of Civil and Structural Engineers.

n Das Bundesbauministerium hat einen Praxis-Leitfaden zu den RPW 2008 herausgegeben. Die Obersten Straßenbaubehörden bekamen den Leitfaden zur Durchführung von Planungswettbewerben im Straßen- und Ingenieurbau mit einem empfehlenden Schreiben auf den Tisch. Darin heißt es: „Planungswettbewerbe dienen der Suche nach der gestalterisch, funktionell, ökologisch und wirtschaftlich besten Lösung einer Planungsaufgabe sowie der Förderung der Baukultur.“ Sie seien sowohl für Strecken, Ingenieurbauwerke als auch für großflächige Nebenbetriebe wie Raststätten geeignet. n Planung, Entwurf und Bau von Straßen unterliegen häufig dem Kompromiss zwischen konkurrierenden Anforderungen an den Straßenraum. Mit Hilfe formalisierter Auditverfahren sollen dabei möglicherweise entstehende Sicherheitsdefizite vermieden werden. Im Rahmen eines Forschungsvorhabens der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) wurden Schulungsunterlagen entwickelt, die zur Qualifizierung von Auditoren und zur Weiterbildung von Planern geeignet sind. www.bast.de n Das Firmengebäude der juwi Holding AG in Wörrstadt ist im Juni mit dem „Sprinkler Protected“-Siegel des bvfa – Bundesverband Technischer Brandschutz e.V. ausgezeichnet worden. Der in Holzbauweise errichtete Firmensitz gilt aufgrund seiner einzigartigen Energiebilanz als energieeffizientestes Bürogebäude der Welt. Auf rund 8.000 m2 arbeiten 700 Mitarbeiter. n Prof. Dipl.-Km. Thomas Bauer, seit 1994 Vorstandsvorsitzender der Bauer Aktiengesellschaft, ist seit 1. Juli neuer Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Bereits seit 1993 im Bauindustrie-Hauptverband aktiv, war Bauer von 1999 bis 2008 als Vizepräsident Sozialpolitik verantwortlich für die Tarifpolitik und seit 2009 Vizepräsident Wirtschaft. n Auch der Deutsche Beton- und Bautechnik-Verein hat einen neuen Vorsitzenden: Klaus Pöllath wurde im Mai einstimmig zum Nachfolger von Manfred Nußbaumer gewählt. Pöllath – zugleich Vizepräsident Technik des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie – ist nach Zwischenstationen als Niederlassungsleiter und Geschäftsführer von Tochterunternehmen seit 2003 Vorstandsmitglied der Ed. Züblin AG.

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WORAN ARBEITEN SIE GERADE?

ARCADIS Deutschland GmbH, Darmstadt, www.arcadis.des

Ende Juni ging im süditalienischen Torre Santa Susanna eines der größten Photovoltaik-Kraftwerke Italiens in Betrieb. Das Kraftwerk, das über eine Spitzenleistung von 7,56 MW verfügt, wird in der Region Apulien zukünftig 3.300 VierPersonen-Haushalte mit Strom aus Sonnenenergie versorgen. Die internationale Beratungs-, Projektmanagement- und Ingenieurgesellschaft Arcadis übernahm als „Owner’s Engineer“ im Auftrag der Deutschen Bank die Projektsteuerung, Ausschreibung und Detailplanung für das Projekt. „Die wesentliche Herausforderung lag nicht in der Größe des Projekts“, sagt Jürgen Boenecke, als Geschäftsführer bei Arcadis verantwortlich für die Sparte Umwelt, „sondern in der interkulturellen Zusammenarbeit zwischen deutschen Investoren und italienischen Firmen, Behörden und örtlich Betroffenen“. Ein binationales Arcadis-Team aus italienischen und deutschen Mitarbeitern gewährleistete, dass die Photovoltaikanlage zum geplanten Termin und zu den kalkulierten Kosten ans Netz gehen konnte. Sie führten die Verhandlungen mit den einzelnen Anbietern, bereiteten Vertragsabschlüs-

... an einem Photovoltaik-Großkraftwerk in Süditalien

Foto: Andreas Harm, Arcadis

Wir arbeiten ...

se vor und überprüften in der finalen Abnahmeprozedur, ob die vertraglich zugesicherten Eigenschaften und Projektziele von den einzelnen Auftragnehmern erreicht wurden. Italien gilt als einer der dynamischsten Märkte für Photovoltaik in Europa. Ein Risiko für deutsche Investoren liegt jedoch in der binationalen Projektierung. „Nicht nur formal, sondern vor allem in der praktischen Durchführung laufen Verhandlungen und Genehmigungsverfahren in Italien anders als in Deutschland“, erklärt Arcadis-Projektleiter Andreas Harm. „Wegen der sich ändernden Einspeiseregelungen ist die termingerechte Um-

setzung aber essenziell für die Wirtschaftlichkeit des Projekts.“ Die Deutsche Bank entschied sich für ARCADIS als Owner’s Engineer aufgrund der internationalen Projekterfahrung, des breites Know-hows in den erneuerbaren Energien und der lokalen Präsenz des Unternehmens in Italien. In dem 19 ha großen neuen Solarpark wurden 32.200 Solarmodule, 1.789 einachsig nachgeführte Tracker und acht zentrale Wechselrichter installiert. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund 40 Mio. Euro. Die schlüsselfertige Anlage wurde an einen Investor verkauft, der sie 20 Jahre lang betreiben wird. 쮿

Dorsch Holding GmbH, Offenbach, www.dorschgruppe.com

... an der Instandsetzung der Wasser- und Abwasserinfrastruktur in Simbabwe Dorsch International Consultants GmbH, ein Unternehmen der Dorsch Gruppe, hat von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) den Auftrag zur ingenieurtechnischen Beratung der Instandsetzung und nachhaltigen Verbesserung der öffentlichen Dienstleistungen in den Bereichen Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung und Müllbeseitigung in Simbabwe bekommen. Ziel des GIZ-Nothilfeprogramms ist es, durch eine sichere und regelmäßige Trinkwasserversorgung und Abfallbeseitigung sowie durch adäquate Abwasserableitung in den ausgewählten Wohngebieten einen Beitrag zur Eindämmung wasserinduzierter Krankheiten wie Cholera zu leisten. Mit der Unterstützung des lokalen Ingenieurunternehmens Lamont Consulting Engineers steht

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ein zehnköpfiges Expertenteam aus erfahrenen internationalen und lokalen Mitarbeitern dabei gemeinsam mit der GIZ den Versorgungsbetrieben in den einzelnen Projektstädten in technischen und strategischen Fragen beratend zur Seite. Die Projektlaufzeit beträgt knapp zwei Jahre und konzentriert sich derzeit auf die Städte Gweru, Kariba, Kadoma und Norton. Nach dem vorläufigen Ende der Geschäftstätigkeit in Simbabwe infolge der Einstellung der bilateralen staatlichen deutschen Entwicklungszusammenarbeit 2002 hat Dorsch damit seine Arbeit in dem krisengeschüttelten Land im südlichen Afrika wieder aufgenommen. „Aufgrund unserer langjährigen Arbeitserfahrung in Simbabwe, haben wir die Entwicklungen in dem Land sehr aufmerksam verfolgt. Wir freuen uns

deshalb, dass wir durch dieses wichtige Projekt die Möglichkeit erhalten, die simbabwische Bevölkerung in einer schwierigen Phase mit unserer Arbeit zu unterstützen“, kommentiert Alexander Goertz, Geschäftsbereichsleiter Wasser und Umwelt der Dorsch International Consultants GmbH, die Beauftragung. 쮿


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SPIEKERMANN AG Consulting Engineers, Düsseldorf, www.spiekermann.de

... an einem Forschungsvorhaben zu Toleranzen bei Bohrpfählen und Schlitzwänden Wir unterstützen derzeit derzeit die FH Münster bei einem Forschungsvorhaben zur Untersuchung von Maßabweichungen bei Bohrpfählen und Schlitzwänden im Praxiseinsatz und daraus abzuleitenden Empfehlungen und Vorgaben für zukünftige Bauvorhaben. Das soll dazu beitragen, die Bauweisen zu optimieren und Kosten zu reduzieren. Bei erfolgreichem Projektverlauf könnten die Ergebnisse in die Normen integriert werden. Die Anwendungsgebiete von Bohrpfählen und Schlitzwänden sind vielfältig. Beim maschinellen U-Bahnbau werden zum Beispiel wasserdichte Start- und Zielbaugruben, Haltestellenbaugruben sowie Notausstiege mittels überschnittener Bohrpfähle und Schlitzwände hergestellt. Herstellungsbedingte Abweichungen sind per DIN-Norm geregelt, bei Bohrpfählen erlaubt DIN EN 1536 in Abhängigkeit von der Neigung zwei bis vier Prozent, bei Schlitzwänden DIN EN 1538 ein Prozent. Die Einhaltung der Normen hat wesentliche Auswirkungen auf die Baukosten. So müssen beispielsweise bei wasserdichten Verbauwänden mit großen Tiefen Konstruktionsdicken beachtet werden, die häufig über den statisch erforderlichen Dicken liegen. Bei Bauteilabmessungen sind Zuschläge erforderlich, damit die erforderlichen Maße der endgültigen Baugrubenwände eingehalten werden. Bei Toleranzüberschreitungen fallen aufwändige Verfüllarbeiten an. Dank maschinentechnischer Weiterentwicklungen sowohl bei den Spezialtiefbauunternehmen als auch bei Kontroll- und Messverfahren stellen die Normen der Herstelltoleranzen in der Praxis mittlerweile die Obergrenze dar.

Das Forschungsvorhaben der FH Münster soll nun konkrete Aussagen zu möglichen Bandbreiten der Herstellgenauigkeit in Abhängigkeit von diversen Randeinflüssen liefern. Mit Unterstützung durch die Ingenieure von Spiekermann finden umfangreiche Recherchen und Datenerhebungen auf unterschiedlichen Baustellen im In- und Ausland statt, deren Ergebnisse entsprechend aufbereitet und sta-

tistisch ausgewertet werden. „Maßabweichungen bei Bohrpfählen und Schlitzwänden können erhebliche Kosten verursachen“, erklärt Peter H. Riedel, Vorstandsvorsitzender der Spiekermann AG. „Wir beteiligen uns daher gemeinsam mit Bilfinger Berger am Projekt der Fachhochschule Münster, um die Wirtschaftlichkeit beim Einsatz dieser Verfahren zu verbessern.“ 쮿

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Grontmij GmbH, Bremen, www.grontmij.de

Wir arbeiten ... Im niedersächsischen Emlichheim entsteht derzeit Deutschlands größtes strohbefeuertes Heizkraftwerk. Mit Förderung der Bundesregierung investiert die BEKW Bioenergiekraftwerk Emsland GmbH & Co. KG insgesamt 56 Mio. € in das innovative Projekt, das Mitte 2012 in Betrieb gehen soll. Grontmij hat die Baubetreuung und -überwachung, die Tragwerksplanung und die Ausführungsplanung des baulichen Teils übernommen. Mit dem Bioenergiekraftwerk wird Stroh als landwirtschaftlicher Reststoff erstmals in größerem Umfang energetisch genutzt. Ulrich Bartl, Grontmij Bereichsleiter Abfall, erläutert: „Im Gegensatz zu anderen Biomasse-Kraftwerken liegt der Vorteil darin, dass keine Flächen außerhalb der Nahrungs- bzw. Futtermittelproduktion in Anspruch genommen werden.“ Damit bestehe keine Konkurrenz zwischen der Nutzung der Biomasse zur Energiegewinnung und ihrer Nutzung als Nahrungsquelle. Das Kraftwerk arbeitet hocheffizient: Rund 90 % der Primärenergie werden ausgenutzt. Eine benach-

... am Bau des größten Strohheizkraftwerks Deutschlands

barte Stärkefabrik nutzt Prozesswärme und Hochtemperaturdampf der Anlage, die auf eine Feuerungsleistung von 49,8 MW ausgelegt ist. Ein Nahwärmenetz versorgt die Gemeinde Emlichheim mit umweltfreundlicher und klimaschonender Wärme. Zusätzlich soll elektri-

sche Energie in einer Größenordnung von ca. 9 MW ins öffentliche Netz eingespeist werden. Allein über den Rohstoff Stroh, immerhin werden für den Kraftwerksbetrieb jährlich 75.000 t benötigt – fließen der regionalen Landwirtschaft knapp 5 Mio. €/a zu. 쮿

Drees & Sommer AG, Stuttgart, www.dreso.com

... am Mietermanagement für das „Main Triangel“ Die Frankfurter Büroimmobilie Main Triangel wird derzeit durch eine Verbindungsbrücke erweitert. Die Baumaßnahmen im fünften Obergeschoss soll die beiden Teile des markanten Gebäudekomplexes am Deutschherrnufer bes-

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ser miteinander verbinden und Wege verkürzen. Bereits seit Ende 2008 begleitet Drees & Sommer das Mietermanagement für den Bürobau und ist nun auch mit dem Projektmanagement für den Bau der Verbindungsbrücke beauftragt. Das 13-geschossige Gebäude mit seinem markanten, dreieckigen Grundriss ist aktuell zu 80 % vermietet. Die Immobilie befindet sich am Mainufer in unmittelbarer Nähe der zukünftigen EZB-Zentrale. Ziel ist es, die hochwertigen Flächen im Laufe der nächsten Monate zu vermieten. Von Ende 2008 bis zum Frühjahr 2010 wurde bereits ein Großteil der Mietfläche ausgebaut. Drees & Sommer war mit dem Mietermanagement beauftragt und stellte die rei-

bungslose Ausführung auf insgesamt 16.000 m² Mietfläche innerhalb des vereinbarten Terminrahmens sicher. Die Bauarbeiten an der Verbindungsbrücke sollen innerhalb eines Monats fertig sein. Die Maßnahme findet bei laufendem Betrieb statt. Dabei wird durch das Projektmanagement sichergestellt, dass die Mieter des Objekts so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. 쮿


Unser Umweltprogramm Eco Changes ist Ausdruck innovativer Lösungen für eine ökologisch agierende Gesellschaft.

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Maritimes Museum Lingang

Kühn geschwungene Schalen von Werner Sobek und Frank Tarazi

Markantes, schon von weitem sichtbares Kennzeichen des Maritimen Museums Lingang sind die zwei filigranen, doppelt gekrümmten Schalenflächen in Form zweier großer Segel, die den eigentlichen Ausstellungsraum umschließen. Das Tragwerk der beiden Schalen ist als zweilagige StahlGitterschale ausgebildet. Die 58 m hohen Schalenflächen berühren sich an nur einem Punkt in circa 40 m Höhe. Ihre kühn geschwungene, extreme schlanke Geometrie ließ sich nur durch eine enge Zusammenarbeit der Ingenieure und Architekten realisieren.


KONSTRUKTIV: BESONDERE BAUTEN

Einleitung Das Maritime Museum ist wesentlicher Bestandteil der in der Nähe von Shanghai entstehenden Stadt Lingang, die vom Hamburger Architekturbüro gmp entworfen wurde. Das gesamte Stadtgebiet – für eine Einwohnerzahl von 800.000 angelegt – wurde durch Landaufschüttungen und Eindeichungen gewonnen; Wasser spielt deshalb für den Entwurf der Stadt ebenso wie für das hier vorgestellte Gebäude eine zentrale Rolle: Im Stadtzentrum liegt ein 8 km² großer künstlicher See; am Ufer dieses Sees liegt Chinas erstes Nationales Schifffahrtsmuseum, das Maritime Museum Lingang.

Außenansicht des Museums Lingang Foto: H.G. Esch, Hennef

Isometrische Darstellung von Stahl-Gitter-Schale und Seilnetzkonstruktion Abbildung: Werner Sobek, Stuttgart

Das Dachtragwerk Wichtigster Bestandteil des Museums ist eine großvolumige Halle von ca. 63.000 m³, die durch zwei doppelt gekrümmte Schalenflächen und zwei dazwischen gespannte Seilnetzfassaden gebildet wird. Die als zweilagige StahlGitterschalen konzipierten Konstruktionen sind an jeweils zwei gelenkig gelagerten Fußpunkten aufgelagert. Die gegeneinander verschränkten Schalen berühren sich an nur einem einzigen Punkt in 40 m Höhe. Die Gesamthöhe der Gitterschalen beträgt ca. 58 m. Zwischen den opaken, mit Aluminiumpaneelen verkleideten Dachflächen befindet sich jeweils eine transparente, doppelt gekrümmte und vorgespannte Seilnetzfassade mit bis zu 24 m Breite und je 1.150 m² Fläche.

Bei der Materialwahl für das Dachtragwerk fiel schon früh die Entscheidung zugunsten einer Stahlstruktur. Das geringe Gewicht einer Stahlkonstruktion im Verhältnis zu ihrer hohen Steifigkeit sowie die Möglichkeit zur Vorfertigung spielten bei der Auswahl die entscheidende Rolle. Möglichst leicht zu bauen, war neben der hierdurch zu erzielenden Material- und Kosteneinsparung nicht zuletzt auch aufgrund der zu erwartenden Erdbebenbeanspruchung ein primäres Ziel. Die Dacheindeckung besteht aus einem 10 mm dicken Honeycomb-Paneel, das auf beiden Seiten eine weiße Aluminiumoberfläche aufweist. Die Verschraubung der Paneele erfolgt verdeckt in den Fugen, die nach Montage der Paneele wiederum mit einem elastischen Profil abgedeckt wurden. Die Paneele haben eine viereckige Grundform und sind der Form der Dachschale folgend in zwei Richtungen gebogen. Die eigentliche Abdichtung des Daches erfolgt unterhalb der beschriebenen Eindeckung. Sie besteht aus geschlossenzelligem PolyurethanHartschaum, der auf eine Trapezblechunterkonstruktion aufgesprüht wurde. Der PUSchaum dient als Dämmung und Dichtung zugleich. Die darüber liegenden Sandwichplatten mit ihren geschlossenen Fugen gewährleisten den für den Schaum erforderliche UV-Schutz. Die unterseitige Verkleidung im Innenraum erfolgt analog zur oben beschriebenen Dacheindeckung, nur dass hier die isolierende Lage fehlt. Das Tragwerk des Maritimen Museums ist sehr schlank und gewichtsminimiert. Gleichzeitig kann es am Ende des Lebenszyklus des Gebäudes problemlos demontiert und dem Stoffkreislauf wieder zugeführt werden. Die Seilfassade Die zwischen den Segeln spannenden Fassaden sollten sehr transparent sein, um einen

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lichtdurchfluteten Innenraum zu schaffen, der den Besuchern bereits von außen einen Eindruck von den ausgestellten Exponaten vermittelt. Das schafft die Seilnetzfassade als luftigleichter Übergang zwischen den beiden Dachschalen. Sie korrespondiert auf diese Weise mit dem thematischen Konzept des Maritimen Museums. Auf das Seilnetz wurden Isolierglasscheiben mit folgendem Verglasungsaufbau aufgebracht (von außen nach innen): 8 mm ESG, 12 mm mit Argon gefüllter Zwischenraum, VSG aus 2 x 8 mm ESG mit einer low-e Beschichtung auf der Unterseite. Das Seilnetz besteht aus offenen Spiralseilen mit 24 mm Durchmesser für die horizontalen und 32 mm Durchmesser für die vertikalen Seile. Das Raster wurde mit ca. 90 x 90 cm so gewählt, dass relativ kleinformatige Glasscheiben möglich sind, die die Verformungen des Seilnetzes unter Windlasten gut aufnehmen können. Der Maschenabstand des Seilnetzes wirkte sich auch positiv auf die Erreichbarkeit und Zugänglichkeit während der Bauzeit aus. Das Verhältnis der Vorspannkräfte zwischen den vertikalen und den horizontalen Seilen beträgt ca. 3:1. Nur so konnte die gewünschte ZUM PROJEKT

Auftraggeber Shanghai Harbour City Investment Co. / Shanghai Urban Planning Administration Bureau Architekten Von Gerkan Marg und Partner, Hamburg Tragwerksplanung Werner Sobek Stuttgart, Stuttgart Planung: 2005–2006 Ausführung: 2006–2009 Größe des Gebäudes 44.450 m2 Größe der Segel 7.300 m2 Oberfläche pro Segel (insgesamt 14.600 m2) Höhe des Gebäudes Die Segel sind 58,6 m hoch und stehen auf einer Ebene, die bereits 12 m über Gelände liegt. Die Oberkante des Segels liegt somit bei 70,6 m. Größe der Seilfassaden 1.150 m2 Oberfläche pro Glasfassade (insgesamt 2.300 m2)

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Innenansicht der räumlich gekrümmten Seilfassade Foto: H.G. Esch, Hennef


KONSTRUKTIV: BESONDERE BAUTEN

Form und Krümmung der Seilnetzfläche erreicht werden. Die vertikalen Seile liegen näher an der Glasfläche als die horizontalen Seile. Dadurch stehen die Umlenkkräfte an den Knoten ohne eine zusätzliche Zugbeanspruchung in der Klemme im Gleichgewicht. Die Seilklemme ist so ausgeführt, dass sich die beiden Seilscharen zueinander verdrehen können, um sich der unterschiedlichen Geometrie und der Verdrehung der Seilnetzmaschen unter Last anzupassen. Die Seilnetzflächen spannen von Schale zu Schale. Entlang jeweils eines Randes laufen die Seilnetze nahezu tangential in die Gitterschale ein. Die aus dem Seilnetz rührenden Kräfte

gigen Normen entnommen werden. Um fundierte Aussagen treffen zu können, wurden deshalb die Druckverhältnisse und Windbelastungen in Windkanalversuchen an der Tongji University of Shanghai ermittelt. Das Verhalten der Konstruktion unter dynamischen Windlasten wurde mit einer Zeitschrittanalyse simuliert. Um zusätzliche Aufschlüsse über die Herstellungs- und Montagetechnik, das Verhalten unter Belastung etc. zu erhalten, wurden an einem 1:4 Modell der Seilfassade und der zugehörigen Dreigurtträger ebenfalls an der Tongji Universität Versuche für das Seilnetz und die Knotenverbindungen durchgeführt. Einziger Berührungspunkt der Schalen in 40 m Höhe Foto: H.G. Esch, Hennef Relativ kleinformatige Glasscheiben können die Verformungen unter Windlast problemlos aufnehmen. Foto: H.G. Esch, Hennef

können hier optimal, quasi in-plane, in die Schale eingeleitet und von dort in die Fuß- bzw. Auflagerpunkte geleitet werden. Entlang des zweiten Randes des Netzes trifft die Netzfläche nahezu orthogonal auf die Gitterschale. Um hier die aus der Seilstruktur rührenden Kräfte besser in der Gitterschale zu verteilen, wurde entlang der Verschneidung zwischen Netzfläche und Schalenfläche ein versteifender, lastverteilender Dreigurtträger in die Schalenstruktur integriert. Die an den unteren Rändern der Unterseiten, zwischen den beiden Fußpunkten der Schalen befindlichen Fassaden sind integraler Bestandteil der Gesamtstruktur. Ihre gelenkig an die Gitterschalen bzw. die Stahlbeton-Unterkonstruktion angeschlossenen Pfosten tragen aus den Schalen kommende Lasten in die Unterkonstruktion ab. Ermittlung der Windbelastung Durch die Nähe zur offenen See war die realitätsnahe Ermittlung der Windlasten von größter Wichtigkeit. Aufgrund der außergewöhnlichen Gebäudeform und Bauweise konnte die Windbelastung allerdings nicht aus den gän-

Zusammenfassung Das Maritime Museum Lingang ist ein bemerkenswertes Gebäude, das eine sehr anspruchsvolle Geometrie aufweist. Die erfolgreiche Umsetzung des Entwurfs war nur durch die enge und sehr gute Zusammenarbeit zwischen Architekten und Tragwerksplanern möglich, für die die Autoren auch auf diesem Wege noch einmal herzlich danken wollen. Autoren: Prof. Dr. Dr. E.h. Werner Sobek, Gründer und Inhaber der Werner Sobek Gruppe, Ordinarius an der Universität Stuttgart und Inhaber des Mies-van-der-Rohe-Lehrstuhls am Illinois Institute of Technology Dipl.-Ing. Frank Tarazi, Projektleiter bei Werner Sobek Frankfurt

Literatur: Goetze, N.; Sobek, W.; Tarazi, F.; Brensing, C.: Maritime Museum, Lingang New City, China. Steel Construction 3 (2010), No. 2, S. 120 124.

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KONSTRUKTIV: BESONDERE BAUTEN

Der Murturm, Steiermark

Ein räumlich erfahrbares Turmbauwerk von Harald Kloft und Klaus Fäth

Der gemeinsam von den Landschaftsarchitekten terrain:loenhart&mayr und den Ingenieuren von osd – office for structural design geplante Murturm bei Gosdorf in der flachen, südsteierischen Landschaft wurde bewusst als Kontrapunkt zu seiner natürlichen Umgebung entworfen. Entstanden ist eine „begehbare Skulptur“, die über den Baumwipfeln einen ungehinderten Blick über die Uferlandschaft der Murauen ermöglicht.

Zum Entwurf Bei Ingenieurbauwerken ist die Tragkonstruktion im Unterschied zu Hochbauten das Gestalt prägende Element. Funktional reduziert auf das Wesentliche wie den Witterungsschutz bei Dachtragwerken oder die Überwindung der Höhe bei einem Turmbauwerk wird das Tragwerk somit selbst zur architektonischen Aufgabe. Besonders die Detailausbildung gewinnt hierdurch an Bedeutung im Hinblick auf eine gute gestalterische Lösung. Für den Tragwerksentwurf bedeutet dies, dass die Entwicklung einer ästhetisch ansprechenden Tragkonstruktion in ihrer Konsequenz vom Ende des Prozesses, also vom Detail und der konstruktiven Fügung gedacht werden muss. Aber auch die Konsequenzen für die Fertigung und Montage sind schon in der Entwurfsphase mit zu bedenken. Ein weiterer, entscheidender Entwurfsaspekt für die Wahl von Material und Konstruktionsart ist die örtliche Situation. Zum Vergleich sei der 2001 errichtete „Killesbergturm“ in Stuttgart angeführt, der auf einer freien Anhöhe im Höhenpark Killesberg steht und der aus der Ferne von allen Seiten gut sichtbar ist. Das Stuttgarter Ingenieurbüro Schlaich Bergermann und Partner entwarf für das 43 m hohe begehbare Turmbauwerk eine äußerst filigrane und leichte Seilnetzkonstruktion, die den Blick durch die Konstruktion fast hindurch gleiten lässt und trotzdem ausreichend „Masse“ hat, um auf der freien Anhöhe des Killesberg als Landmark zu fungieren. Der gemeinsam von den Landschaftsarchitek-

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ten terrain:loenhart&mayr und den Ingenieuren von osd – office for structural design geplante Murturm dagegen steht in der flachen, südsteierischen Landschaft der Murauen und muss sich in der ufernahen Bewaldung behaupten, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Bewusst bildet der prägnante Turm aus Stahl und Aluminium einen Gegenkörper zu den „natürlichen Konstruktionen“ in der Flusslandschaft, indem er sich einerseits durch seine Form absetzt und andererseits eine entsprechende „Massivität“ aufweist, die es ihm erlaubt, sich in dem Auenwald zu behaupten. Das Turmbauwerk schraubt sich polygonal in die Höhe und schafft es, durch die klare Grundgeometrie und die Wahl des Tragwerkes einen harmonischen Kontrapunkt in das Landschaftsbild zu setzen. Entstanden ist eine „begehbare Skulptur“ nahe der slowenischen Grenze, die über den Baumwipfeln einen ungehinderten Blick über die Uferlandschaft der Murauen ermöglicht. Aber nicht nur der Ausblick über den Bäumen war das Entwurfsziel der Landschaftsarchitekten, sondern auch der Aufstieg zur Aussichtsplattform, der ein neuartiges Erleben des Landschaftsraumes darstellt, nämlich einen Weg durch die Bäume, mit immer unterschiedlichen Blicken in die Landschaft hinaus. Schon in den ersten Entwurfsideen hatten die Landschaftsarchitekten zwei gegenläufige Treppenläufe vorgesehen, die sich ineinander verdreht nach oben schrauben und am höchsten Punkt, auf 27 m Höhe, zu einem ebenen Plateau zusammenkommen. Und spä-


Durchdetaillierte Geometrie Foto: Hubertus Hamm Spitzenaussicht Foto: Marc Lins Turmansicht Foto: Hubertus Hamm

testens hier entdeckt der Besucher dann, dass es sich um einen kontinuierlichen Weg handelt. Terrain:loenhart&mayr beschreiben das räumliche Empfinden des Landschaftsraumes wie folgt: „Zum einen werden beim Durchschreiten des kontinuierlichen Treppenlaufs, durch das Motiv der Windung, sowohl hinauf als auch hinab, drehende Bilder der umgebenden Landschaft erzeugt. Der Blick ist gleichermaßen nach innen und nach außen gerichtet. Während aus der Ferne die Umrisse des Turmes von der Landschaft durchwirkt sind, entsteht beim Besteigen durch die Umschreibung eines Raumes mit den eigenen, gelenkten Schritten eine Art gefühlter Innenraum.“

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KONSTRUKTIV: BESONDERE BAUTEN

Höhepunkt Raumtragwerk

Foto: Hubertus Hamm Foto: Marc Lins

Finden der Form Die grundlegende Idee des Murturms folgt mit seinem Erschließungs- und Konstruktionsprinzip dem Prinzip einer Doppelhelix mit dem die Vorstellung eines kontinuierlichen Wegs baulich in die Höhe getragen wird. Ziel der Besteigung des Turms ist somit nicht allein die Aussicht ganz oben, sondern der Weg nach oben wird selbst zum landschaftlichen Erlebnis. Nach 168 Stufen gelangt man auf 27 m Höhe und erreicht die bewusst klein gehaltene Aussichtsplattform, von der sich ein atmosphärischer Panoramablick bietet. Von oben führt ein weiterer Treppenlauf nach unten, so dass sich aufsteigende und absteigende Besucher auf zwei unterschiedlichen Treppen im Raum bewegen. Unter den Zielvorgaben der kontinuierlichen Bewegung auf einem Weg – die Treppe wurde ohne Zwischenpodeste konstruiert – erfolgte die Geometriefindung mit Hilfe analoger Modellstudien. In enger Rückkopplung

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mit der Tragwerksplanung wurde eine polygonalisierte Raumstruktur entwickelt, unter Berücksichtigung tragwerksrelevanter und fertigungstechnischer Aspekte. Besonders hervorzuheben ist, dass der Prozess der Formfindung integrativ gehandhabt wurde – nach ersten geometrischen Analysen anhand physischer Modelle wurden parallel die Modellentwürfe digitalisiert und im digitalen Modell statisch dimensioniert, um in Folge im physischen Modell wiederum architektonisch überprüft zu werden. Dieser Vorgang wurde vielfach wiederholt bis das gewünschte Zusammenspiel aus Form, Bewegung und Tragstruktur gefunden war. Das Tragwerk Das Tragwerk des Aussichtsturmes orientiert sich am Grundprinzip natürlicher Konstruktionen. Die Konstruktion ist am Fußpunkt in eine massive Bodenplatte eingespannt, die massiven Formrohre verjüngen sich nach

Turmeinblick

Foto: Marc Lins

3D-Engineering

Abbildung: osd

oben hin. Statisch betrachtet handelt es sich um ein Hybridtragwerk aus räumlichen, biegesteifen Knotenverbindungen, unterstützt durch eine Kombination von Seilen und Druckstäben. Das Haupttragwerk wird von Trag- und Stützrohren gebildet und gewährleistet die Standsicherheit, während die Verseilungen das Schwingungsverhalten und die horizontale Kopfauslenkung begrenzen. Wichtigstes Anliegen des Tragwerksentwurfs war es, das architektonische Konzept der Doppelspirale mit dem gegenläufigen Auf- und Abgang und die hierdurch entstehenden Kreuzungspunkte geometrisch und konstruktiv in Einklang zu bringen, um keine weiteren statisch erforderlichen Knotenpunkte zu erzeugen. Sämtliche Tragelemente finden ihren Schnittpunkt daher in den Verschneidungspunkten des spiralförmigen Auf- und Abgangs. Die hierdurch erzeugte Komplexität der Knotenverbindungen erforderte eine konsequente Planung in 3D. Das entwickelte Hybridtragwerk funktioniert schließlich als räumlich zusammenhängendes Stabtragwerk. Während die vertikale Verseilung das Schwingungsverhalten steuert, kontrollieren die sich horizontal nach oben windenden Seile die Kopfauslenkung. Durch diese intelligente Anordnung der Verseilung konnte auf zusätzliche Schwingungsdämpfer verzichtet werden und die Vorspannung der


PROJEKTBETEILIGTE

Entwurf und Planung Aussichtsturm und Außenanlagen terrain: loenhart&mayr BDA Architekten und Landschaftsarchitekten, München Tragwerksplanung und 3D-Engineering osd – office for structural design, Frankfurt am Main Prof. Dipl.-Ing. Klaus Fäth, Prof. Dr.-Ing. Harald Kloft Projektleitung: Dipl.-Ing. Jürgen Scholte-Wassink

Die Form, die entsteht, durch die Art wie die Stahlträger aufeinander treffen und miteinander verbunden sind, ist durchdetaillierte Geometrie und gestaltete Ingenieurbaukunst. Und zur Überraschung der Besucher reagiert die auf den ersten Blick massiv wirkende und mehrfach verspannte Tragkonstruktion mit sanftem Schwingen beim Ersteigen des Turms. Autoren: Prof. Dipl.-Ing. Klaus Fäth, Prof. Dr.-Ing. Harald Kloft, osd – office for structural design, Frankfurt am Main

Seile wirkt zudem positiv auf die Betriebsfestigkeit der biegesteifen Verbindungen. Die scheinbar wirre Geometrie der Tragelemente in der perspektivischen Wahrnehmung basiert auf einer räumlich klar definierten, symmetrischen Anordnung der Elemente in der Abwicklung des Tragwerks. Hier weist die Struktur ein gleichmäßiges Raster auf, wo alle Knoten sich in gleicher geometrischer Anordnung wieder finden. Mit Hilfe digitaler Planungsmethoden wurde ein Bausatzprinzip für ein Leitdetail entwickelt, das auf alle weiteren Knoten übertragen werden konnte. Trotz unterschiedlicher Maßstäblichkeit und Materialstärke der einzelnen Knoten konnte mit diesem Bildungsprinzip der wiederkehrenden Knotengeometrie eine effiziente Fertigung und hohe Ausführungsqualität erzeugt werden. Resümee „Über allen Gipfeln ist Ruh“, beginnt Goethes berühmtes Gedicht „Ein Gleiches“, das er 1780 an die Holzwand einer Jagdhütte auf dem Kickelhahn bei Ilmenau schrieb. In der Murauen-Landschaft bei Gosdorf sind es nicht die Gipfel, sondern die Baum-Wipfel des Auwaldes am Murufer, die sich am höchsten Punkt vor dem Auge jener ausbreiten, die den Turm besteigen. Auch hier ist „über allem Ruh“. Die Landschaftsarchitekten terrain:loenhart&mayr und die Ingenieure von osd – office for structural design haben mit dem Murturm ein Turmbauwerk geschaffen, dessen Struktur sich ebenso sanft wie prägnant aus der Topographie entwickelt. Betrachtet man die Konstruktion vom Boden aus, so stechen die elegant gelösten Knotenpunkte ins Auge.

Gesamtansicht Foto: Marc Lins


KONSTRUKTIV: BESONDERE BAUTEN

Neue Indische Antarktisstation

Deutsche Ingenieure planen eine Forschungsstation im Eis von Andreas Nitschke, Benjamin Brunn und Sören Latte

Nach einjähriger Planungszeit laufen seit November 2010 die Bauarbeiten an der indischen Forschungsstation „Bharati“ auf den Larsemann Hills in der Antarktis. Wie plant und realisiert man als deutsches Ingenieurbüro ein Gebäude unter derart schwierigen Randbedingungen? Ein Erfahrungsbericht der IMS Ingenieurgesellschaft mbH.

Akquisition des Projektes Das indische Zentrum für Antarktis- und Ozeanforschung (National Centre for Ocean and Antarctic Research, NCAOR) führt seit 1981 wissenschaftliche Experimente in der Antarktis durch. Dazu errichteten die Inder die Forschungsstationen Dakshin Gangotri, die 1991 im Eis aufgegeben werden musste, und Maitri, die bis heute im Dienst ist. Im Jahr 2006 beschloss NCAOR die Errichtung einer neuen Forschungsstation, genannt „Bharati“, um die Erkenntnisse der Forschungen durch Studien an einem weiteren Standort zu ergänzen. Auftraggeber für die Planung und Realisierung der Forschungsstation ist daher das NCAOR unter Leitung des indischen Ministeriums für Erdwissenschaften (Ministry of Earth Science). Diese Institution ist vergleichbar einem öffentlichen Auftraggeber, wie hierzulande bekannt. Die Vergabe erfolgte nach indischem Vergaberecht, in einem Verfahren, das dem VOF-Verfahren durchaus ähnlich ist. Zunächst war zur Erlangung des Auftrages eine Präqualifikation im Rahmen eines internationalen Design Contest erforderlich. Hierbei halfen der IMS die bei der Planung der deutschen Forschungsstation Neumayer III gesammelten Erfahrungen und die Rückmeldungen aus der Umsetzung. Zur Erarbeitung des siegreichen Entwurfes war letztlich aber auch die Wahl erstklassiger Partner in den Bereichen Architektur (bof-Architekten, Hamburg) und Gebäudetechnik (m+p consulting nord, Braunschweig) sowie die Begeisterung für diese Aufgabe wichtig. Im Anschluss an den gewonnenen Wettbewerb folgte eine Angebotspräsentation mit

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Standort der entstehenden Station Abbildung: Internet/IMS*

kritischer Prüfung durch ein indisches Expertengremium, erschöpfende juristische Vertrags- sowie intensive Preisverhandlungen (teilweise in letzter Minute). Dies alles wäre ohne die Hilfe eines indischen Agenten als Schnittstelle zwischen den Kulturen nicht möglich gewesen. Insgesamt vergingen vom Wettbewerbsgewinn bis zur Erteilung des Auftrages 2,5 Jahre. Im Vergleich dazu war die Akquisitionsphase (2,5 Monate) bei der Forschungsstation Neumayer III mit dem Alfred Wegener Institut (AWI) deutlich kürzer. Randbedingungen Bauort und Logistik Die Station Bharati wird in der Ostantarktis auf einer Halbinsel der eisfreien Larsemann Hills am südöstlichen Ufer der Prydz-Bucht zwischen den Vestfold-Bergen und dem * Die ursprüngliche Abbildung ohne Beschriftung hat folgende Quelle: http://oursurprisingworld.com/wp-content/ uploads/2007/11/antarctica_6400px_from_blue_marble.jpg

Visualisierung der Bharati Station Abbildung: IMS Ingenieurgesellschaft

ca. 400 km langen Amery-Eisschelf errichtet. Von Kapstadt aus dauert die Anreise mit einem Frachter unter Begleitung eines Eisbrechers ungefähr zwei Wochen. Die Größe der zu durchfahrenden Packeisfläche lässt sich durch Satellitenbilder ungefähr vorhersagen, die genaue Situation aber nur vor Ort beurteilen. So entscheidet sich erst dort, ob es der Frachter direkt bis an die Küste schafft oder ob die Fahrt etwa 5 km vorher endet und die Fracht auf das Eis entladen und anschließend mit Hubschraubern und Pistenbullies auf die Insel transportiert werden muss. Bereits diese Randbedingungen wirkten sich auf den Entwurf aus: Modulbauweise mit Beschränkung auf das 20''-Containerformat und Gewichtsminimierung auf 4,5 t pro Container für den Helikoptertransport. Beim Bau muss alles sehr schnell gehen, denn das Zeitfenster beträgt nur ca. 5 Monate. Deshalb waren schon in den frühesten Planungsphasen die Beachtung eines hohen Vorfertigungsgrades


und eine Vereinfachung der Arbeiten vor Ort enorm wichtig.

Klima und Nutzung Die höchsten Anforderungen stellt jedoch das Klima. Diese reichen von tropischen Temperaturen mit höchster Luftfeuchte, die dem Material bereits während des Seetransports zwischen Europa und Afrika zusetzen, bis hin zu tiefsten Temperaturen von –40 °C, dazu kommen die abrasive Oberflächenbeanspruchung durch Eispartikel bei Sturmereignissen und die extrem hohe Strahlungsintensität der Sonne. Wie alle Antarktisstationen ist auch Bharati ein autarkes Gebäude mit eigener Energieerzeugung, Wasseraufbereitung, Kläranlage, Krankenstation mit Operationssaal und sogar einem Kino. Es ist ein nationales Prestigeobjekt an einem lebensfeindlichen Ort und steht unter Beobachtung der Weltöffentlichkeit. Deshalb muss das Gebäude nicht nur gut aussehen, sondern über längere Zeiträume ohne Hilfe von außen betrieben werden können, besonders wenn die 15 Bewohner im Winter von der Außenwelt abgeschnitten sind.

PROJEKTBETEILIGTE

Auftraggeber National Centre for Antarctic and Ocean Research (NCAOR) Ministry of Earth Sciences (Gouvernment of India) Auftragnehmer IMS-Ingenieurgesellschaft mbH, Hamburg Subplaner/Partner bof-architekten, Hamburg m+p consulting Nord Gmbh, Braunschweig

Zwar befinden sich im Umkreis von 7 bis 70 km drei weitere Stationen (Australien, Russland, China), aber gerade in den Monaten ständiger Dunkelheit ist es bei Schneestürmen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 350 km/h unmöglich, dorthin zu gelangen oder von dort Hilfe zu erhalten. Das Leben der Menschen in dieser unwirtlichen Umgebung ist daher vom Funktionieren der Station direkt abhängig. Deswegen muss auch bedacht werden, dass mal etwas kaputt gehen kann und dann schnell und einfach mit „Bordmitteln“ reparierbar sein muss. Letztlich sind für den Notfall aktiver und passiver Feuerschutz sowie eine schnelle Entfluchtung extrem wichtig. Alle wesentlichen Systeme müssen redundant ausgeführt werden, wofür auch kleine Not-Iglus vorgehalten werden. Herangehensweise Man könnte meinen, dass solche Äußerungen wie „Jedes Projekt ist anders, da gibt es kein Patentrezept! Besondere Projekte benötigen besondere Herangehensweisen! Man muss etwas wagen und sich vom Althergebrachten

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KONSTRUKTIV: BESONDERE BAUTEN

freimachen! Man muss neueste Techniken nach dem Stand der Forschung einsetzen!“ genau für solch ein Projekt passend seien. Zugegebenermaßen klingen diese Sätze gut, treffen aber nicht zu, denn das bewährte Vorgehen nach HOAI bietet auch für diese ungewöhnliche Planungsaufgabe einen guten Leitfaden: - Grundlagenermittlung Ohne Grundlagen keine Planung – Auftraggeber von Antarktisstationen unterscheiden sich nicht von anderen Auftraggebern. Sie fordern auch gern Alles, möglichst schnell und günstig. - Vorplanung Es gibt immer mehrere Alternativen. - Entwurf So soll die Station aussehen, der AG benötigt etwas für die „Weltöffentlichkeit“. - Ausführungsplanung „Geht das auch wirklich?“, „Haben wir auch an die letzte Schraube gedacht?“ - Ausführung Das hieß in diesem Fall: Vorfertigung, Einpacken, Transportieren, Auspacken, Aufbauen. Für die Planung unter den Randbedingungen der Antarktis existiert dabei aber kein allgemein gültiges Normengerüst. Ein solch innovatives Projekt benötigt daher kreative Köpfe, wohlwissend, dass Experimente, z. B. mit neuen Baustoffen und Bautechniken, unter den ungewöhnlichen Bedingungen auf der Baustelle besonders riskant sind. Die Kreativität lag daher besonders in der Anwendung bewährter Techniken aus teilweise vergleichbaren anderen Disziplinen für diesen speziellen Verwendungszweck. Wie findet man also die passenden Lösungen? Die Aufgabenstellung ist kompliziert, die Lösungen müssen einfach sein. Planungsaufgabe und Ergebnis Außer der Genehmigung nach dem Antarktisvertrag, der hauptsächlich Umweltrecht behandelt und u. a. ausweist, dass die Station nach 30 Jahren vollständig zurückgebaut werden muss, ist keine Baugenehmigung, wie man sie in Deutschland kennt, erforderlich. Das bedeutet zugleich, dass es keine Prüfstatik gibt, wenn es der Bauherr nicht vorsieht.

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Erforderlich wird somit eine hohe Qualitätskontrolle der eigenen Planung, was bereits bei der Ermittlung der Grundlagen beginnt, da diese zum Großteil gar nicht existieren (Windkarten, geologische Karten). Die Antarktis ist Neuland und eine systematische Antarktisforschung gibt es erst seit ca. 30 Jahren. Falls überhaupt Informationen wie Messdaten existieren, sind diese meist nur eingeschränkt zugänglich und selten verwertbar, da sie zu anderen Zwecken (z. B. Klimaforschung) oder an anderen Orten gesammelt wurden. Somit ist die Grundlagenermittlung sehr aufwändig und erfordert kritische Aufmerksamkeit. Beim Erfassen und Verarbeiten der vorherrschenden extremen Bedingungen ist Spezialwissen unabdingbar. Die Materialien wie Stahl und Beton müssen in ihrer Zusammensetzung und Herstellung den tiefen Temperaturen genügen, wenn z. B. die Pfahlgründungen im Permafrost erfolgen. Schneeverwehungen, Windbelastungen und potenzielle Wärmebrücken wurden mit numerischen Verfahren visualisiert. Und die Bauwerksschwingungen, die während intensiver Stürme durch den Einsatz von Massendämpfern auf ein für die Bewohner verträgliches Maß reduziert werden sollen, mussten zunächst einmal erfasst werden. Nicht nur bei den Bewohnern, deren Zahl sich in den Sommermonaten auf maximal 40 erhöhen kann, sind sowohl Generalisten als auch Spezialisten gefragt, wenn sie die Technik bedienen, pflegen und unterhalten müssen, sondern auch bei der Baufirma, die diese Stati-

Tragkonstruktion mit Haustechnik: Kollisionsplanung Abbildung: IMS Ingenieurgesellschaft

on errichtet. Die Kapazität auf dem Schiff ist begrenzt und ein Personalwechsel aufgrund der beschränkten und extrem teuren Flüge innerhalb der Antarktis so gut wie ausgeschlossen. Die Arbeit muss sich daher möglichst gleichmäßig auf alle verteilen, die Gewerke sich untereinander helfen. Diese Notwendigkeiten galt es schon frühzeitig bei der Planung zu berücksichtigen, indem z. B. die Verbindungen der 134 Container so ausgelegt wurden, dass sie mit einfachen


Baustelle Bharati Station, Saison 2010/2011 Luftbild: NCAOR Vorfertigung des ersten Stationscontainers Abbildung: IMS Ingenieurgesellschaft

Schrauben in den Standardcontainerecken kraftschlüssig erfolgen. Dadurch stehen die Container nicht nur geschützt innerhalb der äußeren Fassadenhülle, sondern übernehmen durch diese Art der Verbindung mit ihren Blechwänden zugleich gebäudeaussteifende Funktion und leiten dadurch alle Horizontalkräfte bis in die Gründung. Somit konnte der zusätzlich einzubauende Stahl auf ein Minimum reduziert werden. Die Montage wird durch die Verwendung leichter Baugerüstträger als Tragkonstruktion für Pipelines genauso vereinfacht wie durch den gerätefreundlichen Einbau von Mikropfählen sowie die Nutzung leichter und im Kühlhausbau üblicher Sandwichelemente für die isolierende Gebäudehülle. Die Umrüstung der Generatoren auf den Flugzeugtreibstoff Kerosin, der für alle Fahrzeuge an der Station verwendet wird, stellt einerseits ein weiteres Beispiel der Vereinfachung dar, erfordert jedoch andererseits für die Einhaltung eines notwendigen Sicherheitsniveaus besondere Sorgfalt. Techniken aus vergleichbaren Anwendungen und aus anderen Ingenieurdisziplinen wurden für diesen speziellen Verwendungszweck entliehen, angepasst und zuverlässig funktionierend eingesetzt. Nicht zuletzt ist es die satellitengestützte Kom-

munikation, die die Möglichkeit bietet, die wichtigsten Systeme vom Mutterland aus zu steuern, Daten zu übertragen und somit Vorgänge optimieren zu können. In diesem Punkt ist die Forschungsstation Bharati mit einem Schiff oder einer Weltraumstation vergleichbar. Resümee Die Antarktis als der Forschung und der Völkerverständigung gewidmeter Kontinent übt mit ihren extremen Klimaverhältnissen auf viele Menschen eine starke Faszination aus. Die Unwirtlichkeit und Lebensfeindlichkeit der Bedingungen verlangen eine Zusammenarbeit der Menschen über Grenzen, Konfessionen oder sonstige Unterschiede hinweg. Bei der Planung von Antarktisstationen muss daher die Begeisterung für eine solche Herausforderung geweckt werden, denn allen Projektbeteiligten wird Engagement und Verantwortlichkeit weit über den normalen Arbeitseinsatz hinaus abverlangt. Antoine de Saint Exupéry sagte einst: „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit zu verteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.“ Bei Dr. Rasik Ravindra, Director of NCAOR, heißt es „In Love for Antarctica “.

An diesem Projekt zeigte sich deutlich, dass eine rein lineare Arbeitsweise (Auftraggeber – Architekt – Ingenieur – Haustechniker – Baustelle) selten Erfolg hat. Vielmehr sollten alle Mitwirkenden von Anfang an für die Besonderheit des Projektes sensibilisiert werden und für eine erfolgreiche Arbeit im Team ihre Belange fortlaufend miteinander abstimmen. Grundvoraussetzung hierzu ist der respektvolle Umgang aller Beteiligten vom Bauherrn über den Planer bis hin zum Bauausführenden miteinander, was bei diesem Projekt auch in einzigartiger Weise funktioniert. Dies wäre auch bei alltäglicheren Projekten wünschenswert. Autoren: Dipl.-Ing. Andreas Nitschke, Fachbereichsleiter Ingenieurbau IMS-Ingenieurgesellschaft mbH, Hamburg, Projektleiter: Planung und Bauüberwachung Indische Antarktisstation Bharati, Dipl.-Ing. Benjamin Brunn, Projektingenieur Tragwerksplanung/ Konstruktion IMS-Ingenieurgesellschaft mbH, Hamburg, Dr.-Ing. Sören Latte, Projektingenieur Infrastrukturplanung IMS-Ingenieurgesellschaft mbH, Hamburg,

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Moschee im Bau

Neubau Islamisches Gemeindezentrum Köln

Foto: IDK Kleinjohann

Europas schönste Moschee entsteht Von Hans Jürgen Krolkiewicz

Neben dem Kölner Dom, dem ganzen Stolz Kölner Bürger, ist am Rhein ein neues architektonisches Highlight zu besichtigen: das islamische Kulturzentrum im Stadtteil Ehrenfeld. Dem Kölner Architekten Paul Böhm gelang mit diesem Neubau eine Symbiose aus traditioneller und moderner Architektur. Traditionell ist die Anordnung einzelner Gebäudebereiche, die einen öffentlichen Platz mit Brunnen umgeben. Wie schützende Hände umfassen in moderner Baukunst ge-schwungene Betonschalen dagegen die hochaufragende Bethalle. Nicht nur die geschwungene Form stellte besondere Herausforderungen an die Tragwerksplaner vom Büro IDK Kleinjohann, sondern auch die darunter angeordneten Geschosse. Im Überblick Das Büro Paul Böhm wurde nach Gewinn des öffentlichen Architekturwettbewerbs 2006 von der Türkisch-Islamischen-Union der Anstalt für Religion e. V. (DITIB) mit der Objektplanung des Islamischen Kulturzentrums beauftragt. Nach einer lebhaften öffentlichen Diskussion und Änderung des Bebauungspla-

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nes erteilte die Stadt Köln im November 2008 die Baugenehmigung. Im November 2009 fand die Grundsteinlegung für den Neubau statt. Gebaut wird auf dem Gelände der Deutschland-Zentrale der DITIB. Das neue Gemeindezentrum umfasst auf rund 16.500 m² Nutzfläche Gebetsräume, eine Bibliothek, Schu-

lungs- und Seminarräume, Büros und Geschäfte. Dazu kommen eine Tiefgarage und der Kuppelbau mit zwei Minaretten. Das fünfstöckige Gebäude mit seiner 34,50 m hohen Kuppel und zwei Minaretten von je 55 m Höhe soll 1.200 Gläubigen Platz bieten. Das Grundstück ist von der Inneren Kanalstraße, der Venloer- und Fuchsstraße sowie ei-


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nem Sportplatz begrenzt. Der Gebäudekomplex gruppiert sich um einen sich zur Venloer Straße mit einer breiten Rampentreppe öffnenden Platz, der auf der Ebene +1 gelegen ist. Auf Straßenniveau befindet sich die Einkaufsmagistrale, die sich durch verschiedene Zugänge der Öffentlichkeit öffnet. Ebenfalls auf dieser Ebene befinden sich der unter dem Gebetsraum gelegene Konferenzsaal und der Sportbereich. Unter der knapp 6 m hohen Einkaufsmagistrale wurde ein Mezzanin-Geschoss in Form von Galerien ausgebildet, unter denen sich die Nebenräume der Gewerbeeinheiten befinden. Von der Ebene +1 aus gelangt man in die Moschee und die Teestube, einem kommunikativen Treffpunkt des Ensembles. Von hier aus haben alle Gebäudeteile ihre Haupterschließung. Ebenfalls auf dieser Ebene befinden sich rituelle Räume, Verwaltungs- und Seminarbereichräume. Räumliche Struktur Der eigentliche Gebetsraum in Form einer gerundeten, sich nach oben verjüngenden Kup-

Baustelle im Überblick

Schnitt Kuppel Abbildungen: IDK Kleinjohann

pel wird von einer Struktur aus mehreren Schalen gebildet, die sich im Zentrum zu einer Kuppel schließen. Konstruktionsbaustoff und zugleich gestaltendes Element ist Sichtbeton, dessen Oberflächenqualität und Optik des Innenraumes korrespondieren mit der Außenhaut. Zwischen den Schalen des Gebetsraumes sind zweifach gekrümmt verlaufende Glasbänder angeordnet, die nicht nur für eine ausreichende Belichtung sorgen, sondern auch Transparenz schaffen. Im unteren Bereich sind diese Gläser strukturiert, als Sichtund Blendschutz zugleich. Die Kuppel des Ge-

betsraums wird flankiert von zwei frei stehenden Minaretten. Büros und Seminarräume befinden sich in den drei oberen Geschossen des Gebäuderiegels an der Fuchsstraße. Die Frauengruppenräume sind im Kubus neben dem Gebetsraum angeordnet. Neben den hohen konstruktiven Anforderungen wurden auch strenge Maßstäbe an die gleichmäßige Betonfärbung und Struktur aller Bauteile gelegt. Es wurden keine Zusatzstoffe verarbeitet, die hell gelbliche Farbgebung entstand allein durch die gezielte Auswahl der Zuschlagstoffe. „Es war nicht einfach,

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KONSTRUKTIV: BESONDERE BAUTEN

Modellierung statisches System Abbildung: IDK Kleinjohann

den entsprechenden Kies und Sand dafür zu finden“, so Paul Böhm. Beides kommt aus einer rheinischen Grube. Das Farbbild lässt das Ensemble auch optisch als Einheit erscheinen. Konstruktion Besondere Herausforderungen ergaben sich für die beteiligten Planungsbüros daraus, dass die speziellen Anforderungen der Bauphysik, der Haustechnik und der komplexen tragwerksplanerischen Anforderungen unter Berücksichtigung der hohen architektonischen Ansprüche in Einklang miteinander gebracht

werden mussten. Die tragenden Bauteile bestimmen die Architektur mit. Das führte folgerichtig zur Planung einen Innendämmung. Da die Decken unterseitig ebenfalls mit einer Sichtbetonoberfläche geplant wurden, konnte keine flankierende Dämmung zur Minimierung von Wärmebrücken angeordnet werden. Deshalb wurde für die Decken entlang der Fassade ein 1 m breiter Leichtbetonstreifen ausgeführt. Damit reduzierte man die Wärmeleitfähigkeit ausreichend. Gleichzeitig musste eine Festigkeit erzielt werden, die es erlaubt, die Decken nur in einem Bereich von

30 cm Breite punktuell an die 45 cm breiten Fassadenstützen anzubinden. In Deckenbereichen, bei denen ein Leichtbetonstreifen nicht möglich war, wurden lokale Heizschleifen im Beton angeordnet. Die Tragwerkskonstruktion stellte hohe Anforderungen an das damit beauftragte Ingenieurbüro IDK Kleinjohann. Für die komplexe Konstruktion des Kuppelbauwerks, der Decken und tragenden Säulen mussten besondere Rechenansätze gefunden werden. Darüber hinaus musste ein großer Teil der technischen Gebäudeausrüstung in die Betonkon-

Bauansicht Foto: Krolkiewicz

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Baudetail Foto: Krolkiewicz

struktion integriert werden, um die gewünschten Ansichten zu realisieren. Es ging dabei um einbetonierte Leitungen, Leerrohre, Einbauleichten in Decken und Wände, umfangreiche Medientechnik, die größtenteils in Aussparungen und Schlitzen in der tragenden Konstruktion untergebracht sind. Kuppel Die Kuppel überspannt den Gebetsraum sowie den darunter angeordneten Konferenzsaal und besteht aus sechs einzelnen Schalen. Aus den im Untergeschoss größtenteils noch massiven Pfeilern entstehen im Erdgeschoss zusammenhängende kurze Wandstücke, die sich über dem Gebetsraum mit zunehmender Höhe blattförmig aufweiten und dabei ihre Querschnittsdicke verringern. Die beiden Innenschalen bilden bis zu einer Höhe von 21 m Zylinderausschnitte, die darüber in Kugelausschnitte übergehen. Der Zusammenschluss zu einer vollständigen Halbkugel wird durch eine breite, unregelmäßige Öffnung aufgehoben. Hinter der Innenkuppel schließen sich jeweils eine Mittel- und eine Außenschale an, die in sich und im Vergleich zur jeweils davor platzierten Schale abgestufte Scheitelhöhen aufweisen. So entsteht eine unregelmäßig unterbrochene Stahlbetonkonstruktion, deren Zwischenräume mit der mehrfach gekrümmten Glasfassade einen geschlossenen Kuppelraume ergeben. Als Tragkonstruktion für die Glasfassade wurden runde Stahlprofile mit einem Außendurchmesser von 110 mm eingebaut. Im kugelförmigen Bereich sind diese Profile als Vollquerschnitte ausgebildet, da sie eine Funktion in der Gebäudestatik übernehmen.

PROJEKTBETEILIGTE

Bauherr DITIB-Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V., Köln Architekt Architekturbüro Paul Böhm, Köln Tragwerksplanung IDK Kleinjohann GmbH & Co.KG, Beratende Ingenieure für das Bauwesen, Köln Fassadenplaner Wulle Licht Walz GmbH, beratende Ingenieure, Erftstadt-Erp Bodengutachten ICG Leonhardt-Veith GmbH & Co.KG, Düsseldorf Prüfingenieur Baustatik Ingenieurbüro Warns Löschmann & Partner, Mühlheim/Ruhr Brandschutztechnische Beratung Heister + Ronkartz, Hückeshoven Bauphysik, Schall- und Wärmeschutz ISWR Dr.-Ing. Klappdor GmbH, Düsseldorf SiGe-Koordination S-I-B Ingenieurgesellschaft mbH, Gladbeck Geotechnik Hock-Berghaus Kay Dr.-Ing. Ingenieurbüro für Geotechnik, Wuppertal

Untersicht Foto: IDK Kleinjohan

Den Scheitel der Innenkuppel bildet eine radförmige Stahlkonstruktion, deren Speichen die beiden Schalen am Kopf kraftschlüssig verbinden. Schalentragwerke Alle Kuppelschalen haben am Kopf eine minimale Querschnittsdicke von 40 cm. Ab der letzten verbindenden Ebene im 1.OG, in die sich die Kuppelschalen einspannen, nimmt die Querschnittsdicke nach oben kontinuierlich ab. Im EG und Mezanningeschoss sind die Kuppelschalen teilweise Innen-, teilweise aber auch Außenbauteile. Die Querschnittsdicke der Gesamtschale – und damit die Konstruktionsstärke der ungedämmten Bauteile – beträgt bei der Innenkuppel maximal 1,20 m, bei der mittleren 1 m und bei der außenliegenden Schale 0,80 m.

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Haupteingang im Mai 2011 Foto: Krolkiewicz

Die so entstehenden massiven kurzen Wandscheiben setzten sich im Untergeschoss fort und werden in Teilbereichen in zwei Wandpfeiler aufgeteilt, um Raum für Parkplätze zu schaffen. Durch die Verjüngung der Querschnittsdicke mit zunehmender Fläche entsteht ein Tragsystem, das von einer Stützentragwirkung zu einer Flächentragwirkung übergeht. Gleichzeitig wird in Bereichen großer Lasten eine hohe Steifigkeit der Bauteile erzeugt, in großer Gebäudehöhe aber das Eigengewicht reduziert. Die äußeren Schalen sind durch dieses Prinzip 100-prozentig in der Lage, trotz ihrer vertikalen Krümmung ab Ebene des 1.OG frei zu stehen und die auftretenden Lasten abzuleiten. Die beiden Minarette im Bereich der Freitreppe und im hinteren Gebäudeteil sind zwei sehr schlanke Türme, bestehend aus einer zu 240 Grad geschlossenen Stahlbetonschale mit 400 mm Stärke und einem Außendurchmesser von 2,70 m. Die Restfläche des Rotationsquerschnittes wird mit Glas geschlossen. Zur Aussteifung der Querschnitte dienen zwei geschlossene Stahlringe in verschiedenen Höhen. Vom EG aus erstreckt sich eine Brunnenskulptur, die die Decke über dem Mezzanin durchstößt, aber nicht mit dieser verbunden ist. Die Skulptur besteht aus zwei freitragenden unregelmäßig gekrümmten Stahlbetonschalen, die bei ca.10 m bzw. 12 m Höhe ihren Hochpunkt besitzen. Der Brunnen wird durch ein Wasserbecken in der Decke über dem Mezzanin gespeist. Geschossdecken und Unterzüge Die Geschossdecken wurden als punktgestützte Flachdecken mit Regelspannweiten von 8,10 m konzipiert. In den Regelbereichen beträgt die Deckenstärke 300 mm, in Sonderbereichen sind bis zu 800 mm erforderlich. Die Ausführung der tragenden Sichtbetonfassade mit Innendämmung führt dazu, dass die Decken großenteils punktförmig nur im Bereich der Fassadenstützen im Abstand von 135 cm an diese angebunden sind. Die thermische Trennung wird mit dem bereits erwähnten Deckenstreifen aus Leichtbeton (LC) hinter der Fassade realisiert. Die Decke unter dem Ge-

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KONSTRUKTIV: BESONDERE BAUTEN

‘Moscheekuppel

betsraum dient als Einspannebene für die Kuppelschalen. Da sich unterhalb des Gebetsraumes ein weitgehend stützenfreier Konferenzsaal erstreckt, trägt die Decke frei über ca. 26 m. Dies wird durch eine kaskadenartige ringförmige Abstufung der Deckendicke von 400 auf 800 mm ermöglicht. Gebäudeaussteifung Die Aussteifung erfolgt über Treppenhauskerne und durch Stahlbetonwände. Das Bauwerk wurde fugenlos erstellt. Unter diesen Voraussetzungen ist sowohl die Translations- als auch die Rotationssteifigkeit des Bauwerkes gegeben. Das Gesamtbauwerk ist vom 1. bis 3.OG in drei einzelne Gebäude sowie die Kuppel aufgelöst. Jedes Bauwerk muss für sich gegen die H-Lasten bis zur Decke über Mezzanin ausgesteift sein, die für diese Gebäudeteile als Einspannebene dient. Dies erfolgt über die einzelnen Kerne und Wandscheiben in den jeweiligen Gebäudeteilen. Vom Mezzanin bis zum UG sind die Gebäudeteile über die durchlaufen-

den Deckenscheiben verbunden und bilden ein ausgesteiftes Gesamtsystem. Tragende Wände und Stützen Die Stützen haben im Regelfall einen Durchmesser von 600 mm, die Galerie im Mezzanin wird teilweise von 300-mm-Stützen getragen und unter der Decke des Konferenzsaales erstrecken sich vier Stützen mit 1.200 mm Durchmesser. Die Außenwände haben eine Querschnittsbreite von 360 mm in den aufgehenden Geschossen und 300 mm im Untergeschoss, die Kernwände wurden in Breiten von 200 bis 300 mm ausgeführt. Gründung Entsprechend dem Baugrundgutachten vom Juli 2007 und der ergänzenden Stellungnahme vom Dezember steht im Wesentlichen ein Baugrund guter Tragfähigkeit und mittlerer Zusammendrückbarkeit an. Der Bemessungsgrundwasserstand liegt ca. 4 m unter OK Gelände. Es ist eine Gründung ausgeführt worden, bei der die wesentlichen Lasten über ein-

Foto: Krolkiewicz

zelne Blockfundamente abgetragen werden, auf denen eine schwimmende Bodenplatte aufliegt. Unterhalb der Kuppel und unter den Treppenhäusern sind Streifenfundamente oder zusammenhängende Fundamentbereiche erforderlich. Es wurde eine maximale Fundamenttiefe von 1,50 m ausgeführt. Ausblick Die feierliche Einweihung des Kulturzentrums und die Eröffnung der Moschee sind für Herbst 2011 geplant. Autor: Hans Jürgen Krolkiewicz, berat. Ingenieur BDB, Fachjournalist, Köln Literatur Erläuterungen zum Entwurf DITIB-Gemeindezentrum, Architekturbüro Paul Böhm, Köln Konstruktionsbeschreibung, Ingenieurbüro IDK Kleinjohann, Köln

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Gondwanaland

Leipzig aus der Luft Foto: Henry Pfeifer

Neubau Tropenhalle, Leipzig

Gondwanaland im „Zoo der Zukunft“ von Matthias Günkel

Seit Juli begeistert Leipzigs neue Tropenerlebniswelt Gondwanaland Besucher aus nah und fern. Damit der Ausflug in die geheimnisvolle Welt des Urkontinents so authentisch wie möglich inszeniert werden konnte, mussten auch die Planer des Baus zunächst einiges über die Geheimisse der tropischen Pflanzen- und Tierwelt lernen. Das hat sich gelohnt: Die meisten Besucher lassen sich sowohl von dem entstandenen Bauwerk mit seinem 160 m weit gespannten Stahltragwerk als auch von der gelungenen Inszenierung der tropischen Flora- und Fauna im Inneren faszinieren. Gondwanaland. Der Name klingt wie ein Gemisch aus Gott, Afrika und Nirwana zugleich. Doch Gondwanaland hat es tasächlich gegeben, als Urkontinent, der vor mehr als 150 Mio. Jahren durch große tektonische Erschütterungen zerbrach. Dabei entstanden aus seinem Grundkörper die heutigen Kontinente Südamerika, Afrika, Antarktis und südliche Teile Asiens. Das moderne Gondwanaland steht nun im Leipziger Zoo, den dessen Direktor Dr. Jörg Hunold zum „Zoo der Zukunft“ möglichst naturnah umgestalten will. Gondwanaland war

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seine Idee und ist Teil dieses Konzepts. Dementsprechend wurde der konzeptionelle Entwurf für die Tropenerlebniswelt zusammen mit dem Masterplan „Zoo der Zukunft“ erstmals im Jahr 2000 dem Leipziger Stadtrat vorgestellt. Sechs Jahre später erhielt innerhalb eines europaweit ausgeschriebenen Wettbewerbs die Arbeitsgemeinschaft um Henchion Reuter Architekten (Entwurf- und Ausführungsplanung) und Obermeyer Albis Bauplan GmbH (Haustechnik- und Elektroplanung; Ausschreibung , Bau- und Projektmanagement), den Zuschlag. Zu der im Zuge des Wett-

bewerbs gebildeten ARGE Gondwanaland gehörten außerdem das Landschaftsarchitekturbüro Röntz, das Ingenieurbüro Eisenloffel, Sattler + Partner (Tragwerksplanung) und das Brandschutzbüro Hahn. Der Entwurf Für die Hallenform haben sich die Architekten an der Form eines Erdkugelausschnitts orientiert: Ein im Grundriss gleichschenkeliges Dreieck mit gerundeten Kanten gliedert die drei Themenbereiche Afrika, Südamerika und Asien. Überspannt wird die Halle von ei-


KONSTRUKTIV: BESONDERE BAUTEN

Formableitung Abbildung: HR-Architekten

ner freitragenden Stahlkonstruktion, die sich aus Dreieckselementen zusammensetzt. Das über 2.000 t schwere Stahltragwerk besitzt eine freie Spannweite von 160 m. Die maximale Kuppelhöhe liegt bei 35 m, wobei die darin wachsenden Bäume eine Höhe von bis zu 20 m erreichen können. Unter der Primärstahlkonstruktion befindet sich ein zweites Tragwerk, an dem insgesamt 17.900 m² Folienkissen befestigt sind. Die dreilagigen, UV-durchlässigen ETFE-Folienkissen der Dachhaut bilden eine lichtdurchlässige, isolierende Schutzschicht zur Außenwelt und sind Voraussetzung dafür, das die über 540 verschiedene Tier- und Pflanzenarten in Gondwanaland wie in ihrer natürlichen Umgebung leben und gedeihen können. Die maximale Nutzung des Sonneneinfalls über das transluzente Dach erlaubte es den Ingenieuren, bis auf wenige Teilbereiche auf den Einsatz von künstlicher Pflanzenbeleuchtung zu verzichten. Realisierung Entstanden ist das Tropenparadies auf dem Gelände des früheren Industriebetriebes Orsta Hydraulik. Zur Baufeldfreimachung wurde im Februar 2007 zunächst das Bürohochhaus gesprengt, bis zum Spätsommer folgte der Abriss der anderen alten Gebäude, etwa 10.000 t Bauschutt wurden sortiert und abtransportiert, die Fläche planiert und vorbereitet. Ende 2007 erfolgte der offizielle Spatenstich zu dem Großvorhaben, dessen Gründungssohle im Grundwasserbereich einge-

Rendering Massivbau Abbildung: Eisenloffel Sattler + Partner

Endgültige Geometrie: Primärtragwerk und abgehängtes Sekundärtragwerk Abbildung: Eisenloffel Sattler + Partner

baut werden musste. Daher gehörten auch Spezialtaucher zum Bauteam. Als der Rohbau stand, begann im Mai 2009 die Montage der später freitragenden Dachkonstruktion aus 80 cm starken Rohren. Dabei wurden Hilfsstützen eingesetzt, auf denen Europas größter Kettenkran die bis zu 35 t schweren Dachelemente montierte, erklärt Rasem Baban, Generalmanager und Prokurist im Zoo Leipzig. Seit Juni 2010 ist das Dach komplett geschlossen, sind die 411 Folienkissen eingelassen und bilden seitdem die gut isolierende Dachhaut. Der Innenraum Die Gestaltung des Halleninneren startete Ende 2010. Kunstfelsen modellieren eine beeindruckende Landschaft mit Hügeln, Flussläufen und Wasserlöchern. Darin eingebetet entstanden Gehege, nahm die Wegeführung Kon-

turen an. Verschiedene Substrat- und Bodenlieferungen bildeten die Grundlage für das Pflanzenwachstum. Parallel dazu gingen die gebäudetechnischen Systeme in Betrieb, um das subtropische Klima in der Halle herzustellen und beste Bedingungen für die Tier- und Pflanzenwelt zu erzeugen. Drei Jahre nach der Grundsteinlegung war der Bau dann im Februar 2011 soweit, dass die ersten Bäume gepflanzt werden konnten. Inzwischen wurzeln mehr als 17.000 Pflanzen in der Halle. Die per Boot und in Spezialtransportern aus aller Welt herangeschaffte Vegetation umfasst Bodendecker ebenso wie Baumriesen mit bis zu 12 m Höhe. 130 solcher Großbäume wurden gepflanzt. Einer davon, ein tropischer Feigenbaum, ist zudem wissenschaftliches Forschungsprojekt. Das in Leipzig ansässige Helmholtz-Umweltforschungszentrum (UFZ) installierte einen hoch-

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KONSTRUKTIV: BESONDERE BAUTEN

empfindlichen Messring, um minütlich kleinste Veränderungen des Stammumfangs per Computer aufzeichnen und später auswerten zu können. Der Bootskanal wurde im April geflutet. Als Urwaldfluss „Gamanil“ dient er als Schiffsweg durch Gondwanaland. Darauf entführen Kähne die Besucher führerlos und ohne anzuecken an dichtbewachsenen Ufern vorbei und durch Höhlen auf eine Zeitreise durch die Erdgeschichte – angetrieben und gesteuert von einem ausgeklügelten elektrischen Seilzugsystem unter Wasser. Der erste tierische Bewohner ist Deutschlands einziger Komodowaran, der Mitte Mai sein neues Gehege bezog. Weitere rund 300 Tiere aus 40 verschiedenen Arten – vom Arapaima über Tapir bis zum Zweifinger-Faultier und dem berühmten Opossum Heidi – leben nun in großzügigen, modernen und naturnah gestalteten Anlagen. Das Tragwerk Das Gondwanaland-Tragwerk wurde von Eisenloffel, Sattler + Partner geplant. Dipl.-Ing. Achim Sattler aus dem Berliner Ingenieurbüro für konstruktives Entwerfen, Tragwerksplanung, Statik und Konstruktion im Hoch- und Brückenbau bildete gemeinsam mit Ariane Röntz und Architekt Klaus Reuter das Terzett, das Regie über sämtliche Planungs- und Bauabläufe bei diesem einzigartigen Projekt führte. Das himmelartig gewölbte, nach Felix Wankels berühmtem Motorenschema – ReuleauxDreieck – gestaltete Gebäude ruht auf einem hochkomplexen massiven Unterbau in fugenloser Bauweise. Es ist mit einer sphärischen, formaktiven Stabwerkskuppel aus Dreieckelementen überdacht. Zwei Tragwerksebenen sind übereinander angeordnet. Ein außenliegendes, stählernes Primärraster, von dem aus ein Sekundärraster mittels Rohrprofilen abgehängt wird. Wie erwähnt beträgt die freie Spannweite der Halle 160 m, ihre Höhe 35 m. Beim Entwurf der Hallenform haben sich die Planer an der Landmasse des Urkontinents Gondwanaland orientiert. „Besonderheiten beim Tragwerk, so Achim Sattler, „waren für uns u. a. Themen wie eine geometrische Freiform statisch und gestalterisch gleichermaßen optimiert werden kann und damit Baustelle

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Foto: Eisenloffel Sattler + Partner


KONSTRUKTIV: BESONDERE BAUTEN

Richtfest Montage Folie

Fotos: Zoo Leipzig

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KONSTRUKTIV: BESONDERE BAUTEN

schlussendlich wirtschaftlich vertretbar detailliert und montiert werden kann. Dies erfolgte über eine vertiefte Variantenstudie mit Wirtschaftlichkeitsanalysen bis hin zum Knotendetail.“ Außerdem interessant aus Sicht des Tragwerksplaners: die thermischen Anforderungen einer außen der Witterung ausgesetzten Konstruktion in Verbund mit einem Tragwerk mit allzeitig tropischem Klima.

Dachschließung Eingangssituation

Foto: Zoo Leipzig Abbildung: HR-Architekten

Gebäudetechnik Eine Tropenhalle dieser Größe fordert den Einsatz besonderer Gebäudetechnik. Die tagsüber durch die Sonneneinstrahlung gewonnene Wärme wird in einem 100.000 l fassenden Erdwärmespeicher gesammelt und nachts zum Beheizen der Tropenerlebniswelt genutzt. Zudem werden damit das Brauchwasser und die Becken der Tiere erwärmt. Nur in der Übergangszeit und im Winter ist eine zusätzliche Heizung nötig. Sowohl zum Luftbefeuchten als auch zur Bewässerung wird möglichst Regenwasser genutzt. Das wird vom Dach aufgefangen und in vier Zisternen mit 588 m³ und zwei Tagestanks mit je 30 m³ Fassungsvermögen gespeichert. Zur Pflanzenbewässerung wird das Regenwasser gereinigt und wie in der Natur von oben vom Dach aus auf die Pflanzen geregnet. Zusätzlich erfolgt eine Tröpfchenbewässerung im Substrat. Steht nicht genügend Regenwasser bereit, wird zusätzlich Trinkwasser gezapft und über eine Umkehrosmose enthärtet. Besonderes Augenmerk gilt der ökologischen Reinigung, Klärung und Wiederaufbereitung der Gewässer in der Tropenhalle. Alle sieben Großwasserbecken haben einen eigenen ökologischen Kreislauf, der an die jeweils benötigten Umweltbedingungen der Tiere angepasst ist. Damit die Besucher ungetrübt durch die Seitenscheiben auf die Wassertiere in den Becken blicken können, werden alle gröberen Partikel aus dem Wasser gesiebt. Dazu wird auch das Prinzip der Ultrafiltration genutzt. Intelligente Gebäudetechnik Gesteuert und kontrolliert wird der Betrieb der technischen Systeme für Klima, Befeuchtung, Entlüftung und Temperatur in der Halle über moderne Gebäudeleittechnik. Die Belüftung erfolgt über ein nachhaltiges System einschließlich Wärmerückgewinnung.

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Besonders wichtig war es, die für das Tropenklima so außerordentlich wichtige Befeuchtung der Luft im Innern der Halle sicherzustellen. So muss die Luftfeuchtigkeit konstant um die 75 % betragen. Das wird über eine sogenannte Tröpfchenvernebelung erzeugt. Auch ein gewaltiger Wasserfall trägt mit dazu bei. Zudem stoßen technisch präparierte Felsspalten und Bodenlöcher aus kaum sichtbaren Düsen nieselregenartige Wolken aus. Sie sind entsprechend temperiert und tragen so auch zur Innentemperierung zwischen 24 und 28 °C bei. Sollte es dennoch zu warm werden, öffnet sich zur Regulierung automatisch die notwendige Zahl an Dachfenstern. Außerdem stehen in der Mitte der Halle künstliche Baumriesen, die warme Luft absaugen und nach draußen leiten. Brandschutz Brand- und Katastrophenschutz sind bei einem solchen öffentlichen Bauwerk wichtige Planungsparameter. Aus diesem Grund war der Leipziger Brandschutzingenieur Jürgen Hahn von Anfang an dabei und sein Büro Mitglied der Planer-ARGE. Oberstes Gebot des Bauherren für alle Brandschutz- und Sicherheits Innenansicht

überlegungen war, Wohlfühlatmosphäre für die Besucher schaffen. Dementsprechend sollen im Alltagsbetrieb keine Drängeleien, Staus oder andere Unannehmlichkeiten entstehen. Auch für Behinderte und Kinder durfte es keine Einschränkungen geben. Deshalb setzte Hahn nach eingehenden Analysen die maximale Zahl der gleichzeitig durch die Halle pilgernden Besucher auf 2.500 fest. Für den sogenannten Eventbereich liegt diese Kennziffer bei 600. Es dürfen sich also maximal 3.100 Menschen gleichzeitig unter dem künstlichen Himmel der Tropenhalle befinden. Außerdem waren kleine Kompromisse zwischen natürlichem und künstlichem Baumaterialeinsatz vonnöten. So durften die Begrenzungs- und Halteseile für die Pfade über die Baumwipfel nicht aus Hanf sein, hier wählten die Planer ein spezielles Geflecht aus Kunststoff. Des Weiteren wurde das leicht entflammbare Schilf auf Haus- und Hüttendächern mit feuerfesten Flüssigkeiten getränkt und gehärtet. Auch der Materialbeschaffenheit des Hallendachs galt die Aufmerksamkeit des Brandschutzfachmanns. Da im Falle eines Brandes bei sehr hohen Temperaturen (um die 200 °C)

die ETFE-Kissen der Dachhaut aufreißen, kann die entstehende Hitze ungehindert nach oben entweichen. Das wiederum ist gut für die tragende Stahlkonstruktion, deren Standfestigkeit so gewährleistet bleibt. Fazit Die Riesentropenhalle Gondwanaland ist ein mit höchster Ingenieurkunst gebautes und inszeniertes Naturspektakel. Noch herrscht eine gewisse Zurückhaltung auf Seiten der Tierwelt. So meiden die Tapire den „roten“ Teppich, der eigentlich grün ist und sich wie der penibel gepflegte Rasen eines Schrebergartens präsentiert. Sie sind noch in der Eingewöhnungsphase und lassen sich oft nur in der Schließzeit blicken. Krokodile wagen erst nach langem Zögern ein kühles Bad in der Öffentlichkeit. Aber das ist Absicht. Die „tierische Privatsphäre“ wurde und wird von den Erbauern wie Betreibern des neuartigen Zoomodells ostentativ geachtet. Autor: Matthias Günkel, Freier Journalist. Leipzig

Foto: Zoo Leipzig

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Guangzhou Fernsehturm, China

Taillierter Tower von Joop Paul und Christian Brensing

Zum chinesischen Nationalfeiertag Anfang Oktober 2010 wurde der Guangzhou Fernsehturm feierlich eröffnet. Circa 30.000 Besucher kamen, um den 600 m hohen Turm zu bewundern, der sich da in den Himmel schraubt: eine schlanke Gitterkonstruktion aus diagonal aufstrebenden Ringen und vertikal verdrehten Stützen.

Einleitung Türme wurden ursprünglich ihrer militärischen und schützenden Funktion wegen gebaut. Später avancierten sie als Leuchtturm, Funk- oder Fernsehturm zu den herausragenden Sinnbildern des technischen Fortschritts und der Rekorde. Der Eiffelturm (325 m) mag für immer der berühmteste seiner Art bleiben, an Höhe, Größe und hinsichtlich der ingenieurtechnischen Herausforderungen wurde er jedoch ebenso überrundet wie alle seine bisherigen Nachfolger. Darin teilen Fernseh- Funk- und Sendetürme ihr Schicksal mit denjenigen Wolkenkratzern, die einmal als „höchstes Gebäude der Welt“ an der Spitze stehen. Die seit dem ausgehenden neunzehnten Jahrhundert gebauten Türme entstanden vorwiegend in städtischen Metropolen als augenscheinliche Symbole von Fortschritt und Wohlstand. Gemäß dem wirtschaftlichen Aufschwung Chinas ist es daher nur allzu verständ-

lich, dass viele chinesische Millionenstädte ebenso auf die Zeichenhaftigkeit prestigeträchtiger Fernsehtürme setzen, um die Botschaft ihrer wirtschaftlichen Prosperität hinaus in die Welt zu senden. Wettbewerb 2004 Dieses Bedürfnis, die eigene atemberaubende technisch-industrielle Entwicklung repräsentativ zu versinnbildlichen, entwickelte auch das chinesische Guangzhou, Hauptstadt der Provinz Kanton am Pearl River unweit Hongkongs. Nicht ohne Grund wird Guangzhou auch gern als „Fabrik der Welt“ bezeichnet, nur fehlte bisher das passende Symbol für diese Stellung in der Welt. Den 2004 ausgeschriebenen internationalen Wettbewerb gewann die internationale Ingenieurgesellschaft Arup gemeinsam mit den holländischen Architekten Mark Hemel und Barbara Kuit vom Amsterdamer Büro Information Based Architecture (IBA) so Tragwerksentwicklung Abbildung: Arup


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Stahlknoten

Turmkonstruktion mit Betonkern

GuangzhouFernsehturm Foto: Arup/Zhou Ruogu Architecture Photography

Turmsegment mit Nutzflächenbereich

wie dem Guangzhou Design Institute. Arup deckte von unterschiedlichen Bürostandorten aus (Amsterdam, London, Hongkong, Guangzhou) alle der folgenden ingenieurtechnischen Planungsleistungen ab: Tragwerk, Technische Gebäudeausrüstung, Windtests, Erdbebensicherheit, Lichtdesign, Tiefbau, Geotechnik und Kostenmanagement. Hinsichtlich der seismischen Untersuchungen, z. B. der Simulation von Erdbeben, arbeitete Arup direkt mit der Universität Guangzhou und bei Strömungsund Windkanaltests mit der Tongji Universität in Shanghai zusammen. Geometrie und Tragwerkskonzept Das optisch-ästhetisch hervorstechendste Merkmal des Guangzhou Fernsehturms – inzwischen in Canton Tower umbenannt – ist seine offene, stählerne Gitterstruktur mit 1.104 Knoten. Mit einer Gesamthöhe von 600 m ist er zur Zeit der höchste Fernsehturm der Welt und übertrifft die 553 m des CN Tower in Kanada. Die Turmform ergibt sich aus zwei Ellipsen. Die obere hat eine Fläche von 41 m x 54 m und die untere von 60 m x 80 m, wobei die obere Ellipse eine Schrägstellung von 45° aufweist. Dazwischen stehen 450 m lange Stützen. Während diese im unteren Turmbereich noch einen Durchmesser von 2 m haben und aus 50mm-Stahlplatten gefertigt sind, verjüngen sie sich bis hinauf zur Turmspitze auf 1,10 m bei einer Wandstärke von 30 mm. Im Wettbewerbsentwurf baute Arup noch auf 30 Stützen, verringerte diese Anzahl jedoch im Laufe der Planung um sechs, was ein Viertel der Knoten einspart und eine entsprechende Reduzierung der Baukosten ermöglichte. Beim Bau wurden diese 24 Stützen mit Stahlbeton gefüllt (Betongüteklasse C40 bis C60). Die CHSStützen (Circular Hollow Section) genannten Stahlbetonverbundstützen kamen bisher er-

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folgreich in Hongkong, Japan und Australien zum Einsatz. Ihre Vorteile sind ein verbesserter Brandschutz und das zusätzliche Gewicht, was eine effizientere Gründung und eine bessere axiale Steifigkeit sowie günstigere Baukosten zur Folge hat. Durch die Verdrehung beider Ellipsen zueinander formen die senkrecht verlaufenden Stützen eine Taille – je größer die Verdrehung, desto schlanker die Taille. So schraubt sich die Konstruktion unmittelbar am Ufer des Pearl Rivers zunächst 334 m um 45° nach innen geneigt in den Himmel, um dann auf der Hälfte der Höhe – wo der Turm nur 22 m Durchmesser hat – mit weiteren 116 m Höhe diesmal um 45° nach außen zu kragen. Auf Grund dieses Phänomens hatte der Guangzhou Fernsehturm auch schnell seinen Spitznamen weg: „Super Model“. Zusätzlich wird die Gitterstruktur noch durch 44 horizontale Stahlringe (750–850 cm Durchmesser), alle mit 11 % Neigung sowie einem Netz aus Dreiecksrahmenträgern (800 cm Durchmesser) ausgesteift. Ringe und Rahmenträger sind allerdings komplett frei von Stahlbeton. Das außenliegende Stahlrahmenfachwerk unterliegt keinem Brandschutz. Im Inneren der Gitterstruktur befindet sich ein eigenständiger Stahlbetonkern mit fünf in unterschiedlichen Abständen und Größen ausgebildeten eigenständigen Zonen, die man als „kleine Gebäude“ bezeichnen kann: Aussichtsplattform, Restaurant, Freizeit- und Unterhaltung, Fernseh- und Rundfunkstudios sowie Technikflächen. Drei davon sind in der unteren Hälfte, zwei in der oberen angeordnet. Alle 37 Stockwerke mit einer GFZ von 4.400 m² erreichen eine Höhe von 454 m. Auf dem obersten Geschoss ist mittig der 146 m hohe Antennenmast installiert. Im unteren Bereich besteht er aus Stahlfachwerkträgern, die Mastspitze ist jedoch durchgehend aus vorgefertigten Stahlrohren gefertigt, die bei der Montage teleskopartig ausgefahren wurden. Der Stahlbetonkern (Betongüteklasse C60) ist vom Grundriss her, wie die äußere Gitterstruktur, ebenfalls elliptisch, wobei sich die Durchmesser auf circa 15,6 m (kurz) und 18,6 m (lang) belaufen. Er wurde mit Hilfe einer Kletterschalung hergestellt. Alle fünf Nutzungszonen verfügen über Stahlverbunddecken, deren Stärke zwischen 150 und 250 mm variiert. Nur an speziellen Ausnahmepunkten, wie z. B. den Tech-

nikgeschossen oder dem rotierenden Restaurant, dessen Fassade abgehängt ist, erhöht sich die Deckenstärke auf 1.350 mm. Windkräfte sind die maßgeblichen Kräfte, die Türmen, Masten und Hochhäusern besonders zusetzen. Bei einem Fernsehturm kommen neben den durch Windkräfte ausgelösten Schwankungen, die bei den Nutzern Unwohlsein auslösen können, auch die Erschütterungsempfindlichkeit der eingebauten Sendetechnik zum Tragen. Ebenso gibt es bei zylindrischen Bauten das Risiko der aeroplastischen Phänomene des Flatterns und von Wirbelabrissen. Entsprechend viele Untersuchungen zu den einzelnen Themen wurden u. a. im Windkanal und an Hand von analytischen Modellen vorgenommen. Wie auch Hongkong ist Guangzhou jahreszeitlich bisweilen schweren Gewittern und Wirbelstürmen mit Windstärken von 12– 17 ausgesetzt. Durch die offene Gitternetzstruktur wird den Windkräften weniger Angriffsfläche gegeben. Fazit Die Form des Guangzhou-Fernsehturms ist exemplarisch für die harmonische Verschmelzung von Architektur, konstruktivem Ingenieurbau, Mathematik und Symbolik. Die besondere Herausforderung der Entwurfsplanung war der äußerst knappe Zeitrahmen. Entstanden ist ein ganzheitlicher Entwurf, indem ästhetische Anforderungen und Vorgaben der Architektur mit dem Kräfteverlauf verschmolzen sind. Arup entwickelte ein äußerst robustes Tragwerk: Alle Knoten basieren auf einer einzigen Entwurfsvariante, die entsprechend adaptiert wurde. Einfache Bauabläufe unter Nutzung vorgefertigter Elemente verkürzten die Bauzeit und verringerten die Baukosten. Das statische Verhalten des Towers gegenüber seismischen Einflüssen wird mit 600 Sensoren rund um die Uhr überwacht. Wie bisher nur bei Brückenbauten werden die Daten gespeichert. Ihre Analyse soll Aufschlüsse über das Verhalten solcher sehr hoher Bauten geben.

Ausgesteiftes Stahlmikado Turmspitze Alle Fotos: Arup/Zhou Ruogu Architecture Photography

Autoren: Prof. Dr. Joop Paul, Structural Designer and Director Arup, Amsterdam Christian Brensing, CBE-enterprises, Berlin

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Hotel direkt an der Rennstrecke

Yas Marina Circuit, Abu Dhabi

Beton „on the rocks“ von Christian Brensing

Nicht nur Motorsportfans zeigten sich beeindruckt als 2009 in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), die neue Formel-1-Rennstrecke, der Yas Marina Circuit, eingeweiht wurde. Maßgeblich daran beteiligt ist die in Aachen beheimatete Ingenieur- und Architektengesellschaft Tilke, die außer der Streckeninfrastruktur auch alle damit verbundenen Baumaßnahmen, angefangen beim Masterplanning des gesamten Rennareals über die Tribünen, die Presse- und Verwaltungsgebäude bis hin zum Hotel verantwortet. Einleitung Dier Motorsport mit seinen Rennen, z. B. der Weltmeisterschaft in der Formel 1, ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem immer erfolgreicheren Publikumsmagnet geworden. Dazu tragen auch die rund um den Globus verteilten Austragungsorte bei. Neben den verwegenen Piloten der Boliden, dem Kampf der Rennställe um die technische Vorherrschaft sind auch die Austragungsorte, sprich die Rennstrecken, immer spektakulärer, wenn nicht exotischer geworden. In diesem hoch spezialisierten Bereich von Architektur und Design nimmt der deutsche Bauingenieur Hermann Tilke seit vielen Jahren die Pole Positi-

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on ein. 1983 gegründet, gelten Tilke Ingenieure & Architekten für viele als die begehrtesten Entwerfer von Renn- und Teststrecken für den Motorsport weltweit. Tilke, selbst begeisterter Rennfahrer, ergatterte die ersten Aufträge beim Aus- und Umbau des Nürburgrings. Inzwischen realisiert seine Firma, die 1994 gegründete Tilke GmbH, außer der Streckeninfrastruktur auch alle damit verbundenen Baumaßnahmen, angefangen beim Masterplanning des gesamten Rennareals, den Tribünen, Boxen-, Presse- und Verwaltungsgebäuden, Hotels, Einkaufszentren und sonstige Anlagen und Bauten für Sport und Freizeit. Heute beschäftigen Tilke

und sein Partner Peter Wahl in Deutschland, Bahrain, Abu Dhabi, Singapur, Mexiko, USA, Indien, Russland, Kasachstan und Aserbaidschan über 350 Mitarbeiter. Grundlagen Einer der vielen baulichen Höhepunkte der letzten Jahre war die 2009 in Abu Dhabi fertig gestellte, 5,55 km lange Formel-1-Rennstrecke Yas Marina Circuit. Das gesamte Areal von 161,9 ha liegt auf der 25 km² großen Insel Yas, die Teil der Abu-Dhabi-Inselgruppe ist. Yas Island wurde zu einer Perle des Tourismus und Sports ausgebaut. In direkter Nachbarschaft zur Rennstrecke befindet sich


KONSTRUKTIV: BESONDERE BAUTEN

auch die Ferrari World von Abu Dhabi, der im November 2010 eröffnete weltgrößte überdachte Themenpark, entworfen von den britischen Architekten Benoy. Als Bauherr all dieser Großprojekte fungiert die Aldar Properties PJSC, der führende Immobilienentwickler Abu Dhabis. Erste Kontakte der Tilke GmbH & Co. KG in die VAE ergaben sich 2005 auf Grund der internationalen Reputation des Unternehmens in der Welt des Motorrennsports. Zu Beginn der ersten Planungen 2006 hatte das Bauprojekt allerdings noch einen weitaus geringeren Umfang, nur knapp ein Drittel der späteren Endbausumme war angesetzt. Die Pläne und Ansprüche des Bauherrn änderten sich jedoch mit der fortschreitenden Planung. Es entstand der Wunsch, die perfekteste und modernste Rennstrecke der Welt zu realisieren. Als Streckenvorbild galt das enge und kurvenreiche Monte Carlo! So wurde aus der zunächst halb temporär gedachten Strecke eine komplett dauerhaft ausgebaute mit ebensolchen Zuschauerplätzen. Auch hierin unterscheidet sich der Yas Marina Circuit von manch anderer internationaler Rennstrecke, die für Großveranstaltungen wie die Formel 1 auf temporäre Tribünen setzen. So können, bedingt durch die aufwändige Tribünenarchitektur, auf dem Parcours von Yas Island auch Veranstaltungen wie Pop-Konzerte durchgeführt werden. Als Fazit mag gelten, dass es gerade die vielfältigen Nutzungsszenarien sind, die den Yas Marina Circuit auszeichnen und auf diese Weise, statt zu einem „weißen Elefanten“ zu einer äußerst profitablen Anlage werden lässt. Planung und Ausführung Von Anfang an hatte die Tilke GmbH an dem südöstlichen Abschnitt der Rennstrecke ein mit der Strecke verbundenes Hotel geplant, anfänglich im 4-Sterne-Standard und mit 250 Betten. Bei Baubeginn des Hotels im Oktober 2007 hatte der Bauherr jedoch entschieden, die Rennstrecke nicht nur als Formel-1-Strecke auszubauen, sondern sie auch architektonisch durch zusätzliche Bauten aufzuwerten. Bekanntlich war Monaco das große Vorbild! Dieses Ansinnen ging einher mit der Erhöhung der Zimmerzahl und einer entsprechend sensationellen Architektursprache. Nach einem kurzfristig ausgelobten Architek-

turwettbewerb erarbeitete Tilke zusammen mit dem New Yorker Architekturbüro Asymptote den neuen luxuriösen Hotelentwurf. Schlaich Bergermann & Partner (SBP) wurden die Ingenieure für die zusammen mit Waagner Biro realisierte grandiose Dachhaut. Das außergewöhnliche dieser Konstellation war, dass ausnahmslos das gesamte Entwurfsteam vor Ort auf Yas Island plante. Tilke arbeitete bis zur Ausführungsplanung mit Asymptote zusammen, dann übernahm das deutsche Büro die Bauleitung, während die New Yorker Architekten die künstlerische Oberleitung übernahmen. Die enge Verzahnung der Abläufe und die räumliche Nähe aller Beteiligten brachten das Projekt zügig voran, nur so konnte der straffe Terminplan eingehalten werden. Das „interdisziplinäre Koordinationsmanagement“ von Tilke spielte eine bedeutende Rolle dabei, die Entscheidungswege kurz und schnell zu halten.

Rennstrecken-Ansicht

Was bei der Hotelumplanung in dem knappen Zeitrahmen noch möglich war, wurde unter großem Zeitdruck realisiert: Der Grundriss blieb nahezu unverändert, wurde jedoch zum Yachthafen hin um einen weiteren Bauteil vergrößert. Spektakulär zieht sich nun ein semi-luzenter „Schleier“ als ineinander übergehende Dach-Fassade aus 5.000 einzelnen Glasscheiben inklusive LED-Illumination um und über den Baukörper. Heute verfügt das Hotel über 449 Zimmer und ist mit 5-Sternen im oberen Luxus-Segment angesiedelt. Über allen Arbeiten schwebte immer die Zielvorgabe der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA), das siebzehnte und letzte der Formel-1-Rennen der 2009er Weltmeisterschaft auf dem Yas Marina Circuit stattfinden zu lassen. Die Übergabe der Strecke an die FIA musste am 1. September 2009 erfolgen. Das bedeutete, es blieben 30 Monate bis zur Fertigstellung. In Tag- und Nachschichten wur-

Tribünen-Auslauf

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Brückendurchfahrt

Strecken-Perspektiven

de rund um die Uhr gearbeitet. Tausende Menschen arbeiteten vor Ort an dem Projekt, das aus drei wesentlichen Teilen besteht: Yas Marina Circuit, Yas Marina Harbour und Yas Hotel. Tilke selbst beschäftigte 120 Ingenieure und Architekten vor Ort, die mit 17.500 Arbeitern an der Strecke und nochmals 5.700 an dem Hotelkomplex zusammen arbeiteten. Besondere Herausforderungen Bei einem so außergewöhnlichen Bauvorha-

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ben trifft man mit großer Regelmäßigkeit auf einige besonders erschwerende Faktoren: 1. Der Bauplatz, Yas Island, ist eine flache Insel aus versalzenem Sand mit einem unangenehm hohen Grundwasserspiegel (salzig und aggressiv). 2. Typisch für Bauvorhaben im Mittleren Osten ist, dass Methoden aus den Industrieländern einfach übernommen werden, ohne sie jedoch entsprechend anzupassen. Zum Beispiel kann einer Windlastberech-

nung die britische, amerikanische oder australische Norm zugrunde gelegt werden, wobei ein deutscher Ingenieur die australische Norm nicht reinen Gewissens empfehlen kann! 3. Eine weitere kulturelle Herausforderung waren die britisch-amerikanischen Exzesse des Projektmanagements. Gelegentlich hatte man das Gefühl, dass mehr Menschen mit der Steuerung des Projekts als mit dessen Planung und Realisierung zu tun hatten!


KONSTRUKTIV: BESONDERE BAUTEN

4. Bei über vier Jahren Planungszeit, zweieinhalb Jahren Bauzeit und einem Projekt dieser Komplexität sind Planungsänderungen quasi selbstverständlich. Manche Beteiligte sagen allerdings, dass „eigentlich zwei verschiedene Rennstrecken geplant wurden“. Eine Aussage, der im Büro Tilke nicht unbedingt widersprochen wird! 5. Was manche Ingenieure vielleicht nicht wissen, im Mittleren Osten bei Tagestemperaturen von über 50 °C wird der Beton mit Eis gekühlt. Nur „on the rocks“ ist er zu transportieren und zu verarbeiten. Nach dem Einschalen wird er oftmals noch extra gedämmt, damit er kühl abbindet. Einheit von Architektur und Strecke Die Architektur ist auf das Engste mit der Rennstrecke verwoben. Die Herausforderungen der Strecke übertragen sich unmittelbar

auf die Fahrer und letztlich generiert sich daraus die Spannung der Zuschauer, seien es die 41.093 auf den Tribünen oder die Millionen an den Fernsehern. Ein Grund warum alles aus einem Guss erscheint, liegt einmal daran, dass Tilke alle Ingenieurdisziplinen und die Architektur zusammen abdeckte. Gewöhnlich fangen Projekte dieser Größenordnung mit aufwändigen Visualisierungen und filmischen Animationen an, die im Hause Tilke selber erstellt werden. Der Einfluss

von Tilke kann dann über Tragwerk und Technische Gebäudeausrüstung hinaus die Architektur, Straßenbau, Tiefbau, Betontechnologie, Asphaltspezifikationen und die Rennelektronik mit einbeziehen. Bei Bedarf kann das Leistungsbild auch bis hin zur Betreuung der gesamten Haustechnik während der ersten Großveranstaltung oder gar das Maintenance Mangement ausgeweitet werden. Die Rennstrecke verläuft zunächst entlang eines Golf Platzes, unter dem Yas-Marina-Hotel hindurch – eine weltweit einmalige Situation – und dann am Yacht-Hafen vorbei. Auf den vier Geraden beschleunigen die Rennwagen auf bis zu 317 km/h. So rasen die Wagen z. B. mit Vollgas auf die West-Tribüne zu und tauchen bei Bedarf in den run-off unter der Tribüne hindurch – ein absolutes Novum im Rennsport. Auch die asphaltierten Auslaufzonen mit einer Gesamtfläche von 59.100 m².

sorgen für temporeichen Nervenkitzel. Herkömmliche Kiesbetten gibt es nicht mehr, auch die vielerorts üblichen Reifenstapel als Anpralldämpfer wurden durch neuartige, luftgefüllte Kunststoffbarrieren ersetzt. Für die Piloten stellen einige der „hängenden Kurven“, deren Streckengefälle vom Kurvenscheitelpunkt wegzeigt, was die auf die Fahrer und Fahrzeuge wirkende Querbeschleunigung erhöht, einen erhöhten Schwierigkeitsfaktor dar. Eröffnet wurde die Gesamtanlage am Ende Oktober 2009. Am 1. November erlebte dann die Welt das erste packende Formel-1-Rennen auf dem Yas Marina Circuit. Sebastian Vettel gewann das Saisonfinale und wurde Vizeweltmeister. Autor: Christian Brensing CBE-enterprises, Berlin

Sun Tower: VIP-Treff während der Rennen Alle Fotos: Tilke gmbH

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BERUF UND RECHT

ABC des Baurechts

Bindungswirkung der Schlussrechnung von Rechtsanwältin Eva Reininghaus Immer wieder stellt sich die Frage, ob bzw. in welcher Konstellation Architekten und Ingenieure an ihre Honorarschlussrechnung gebunden sind. Diese Fragestellung tritt insbesondere dann auf, wenn nach Schlussrechnungslegung Streit über die Höhe des Honoraranspruchs entsteht und der Architekt/Ingenieur im Zuge der weiteren Aufbereitung der Unterlagen Anhaltspunkte dafür feststellt, dass gegenüber dem in der Schlussrechnung ausgewiesenen Honorar ein weiterer Honoraranspruch geltend gemacht werden könnte. Grundsätzlich ist der Architekt/Ingenieur an seine Schlussrechnung gebunden, die er in Kenntnis der für die Honorarberechnung maßgeblichen Umstände erstellt hat. Nach Schlussrechnungslegung kann er deshalb keine Nachforderungen geltend machen. Der Auftraggeber soll sich darauf verlassen können, dass in der Schlussrechnung das Honorar für das betreffende Auftragsverhältnis vollständig abgerechnet wird. Daher wird dem Auftraggeber ein schützenswertes Interesse vor einer nachträglichen Geltendmachung eines höheren Honoraranspruchs zuerkannt. Keine Bindungswirkungen entfalten demgegenüber Abschlagsrechnungen. Mit der Honorarberechnung im Rahmen einer Abschlagsrechnung ist keinerlei Erklärung des Architekten/Ingenieurs verbunden, dass die bis zu diesem Zeitpunkt erbrachten Leistungen vollständig und endgültig abrechnet sind. Kommt einer Schlussrechnung Bindungswirkung zu, ist ein Nachschieben weiterer Rechnungspositionen unzulässig. Dies gilt beispielsweise für in der Schlussrechnung vergessenes Honorar für besondere Leistungen oder für wiederholt erbrachte Leistungen. Ebenso wenig können nachträglich erhöhte anrechenbare Kosten zum Ansatz gebracht werden oder die Leistungsphasen mit einem größeren Leistungsumfang in Ansatz gebracht werden. Gleichermaßen kann der Architekt/Ingenieur sein Honorar nachträglich nicht für mehrere Gebäude berechnen, wenn die Schlussrechnung auf einer Honorarberechnung für ein Gebäude beruht. Schlussrechnungen entfalten jedoch nicht ausnahmslos Bindungswirkung. Zwar kann nach der Rechtsprechung des BGH eine Nachforderung nach bereits erteilter Schlussrechnung treuwidrig und daher unzulässig sein. Jedoch be-

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gründet nicht allein die Erteilung einer Schlussrechnung per se ein schützenswertes Interesse des Auftraggebers, so dass eine Nachforderung treuwidrig wäre; vielmehr ist eine „umfassende Abwägung der beiderseitigen Interessen“ erforderlich, um überprüfen zu können, ob der Architekt/Ingenieur mit einer Nachforderung gegen Treu und Glauben verstößt. Diese Interessenabwägung wird nach folgenden Überlegungen vorgenommen: Nach dem Charakter der Schlussrechnung stellt diese eine abschließende Berechnung des Honorars dar, die nach Abschluss aller Arbeiten erstellt wird. Daher enthält sie die Erklärung des Architekten/ Ingenieurs, alle bis zu diesem Zeitpunkt erbrachten Leistungen seien vollständig und endgültig abgerechnet. Folglich liegen im Falle einer Schlussrechnung grundsätzlich Anhaltspunkte für ein schützenswertes Interesse des Auftraggebers vor. Demgegenüber liegt jedoch keine Veranlassung für ein schützenswertes Vertrauen des Auftraggebers und damit für eine Schlussrechnungsbindung vor, wenn der Auftraggeber die Honorarrechnung als nicht abschließend verstanden hat oder nicht abschließend verstehen durfte. Sofern der Auftraggeber auf die Schlussrechnung keine Zahlung leistet, richtet er sich nicht in schützenswerter Weise auf diese Honorarberechnung ein, so dass keine Bindungswirkung eintritt. Dies gilt ebenso, wenn er die Schlussrechnung nach deren Zugang im Einzelnen rügt und eine Zahlung ablehnt. Auch mit diesem Verhalten bringt er zum Ausdruck, dass er kein Vertrauen in die Richtigkeit der Schlussrechnung hat und sich demnach auch nicht auf deren Bestand einrichtet. Schließlich stellt eine nachträgliche Rechnungsänderung kein treuwidriges Verhalten dar, wenn der Auftraggeber alsbald nach Zugang der Rechnung die fehlende Prüffähigkeit rügt. Mit dieser Rüge stellt er klar, dass er in die Schlussrechnung gerade kein Vertrauen setzt.

Ferner durfte der Auftraggeber die Honorarberechnung nicht als abschließend betrachten, wenn er wesentliche Umstände für die Honorarberechnung falsch mitteilt, so dass der Architekt/Ingenieur sein Honorar nicht zutreffend ermitteln kann. Gleiches gilt, wenn die Schlussrechnung offenkundig keine Mehrwertsteuer enthält und der Auftraggeber dies ohne Probleme erkennen kann. Häufig stellt sich die Frage, ob sich der Auftraggeber gegen eine Honorarnachforderung auf ein schützenswertes Interesse berufen kann, wenn das in der Schlussrechnung zunächst ausgewiesene Honorar die Mindestsätze unterschreitet. Auch insoweit ist maßgeblich, ob der Auftraggeber auf die Gültigkeit der Honorarberechnung vertrauen durfte und auch tatsächlich vertraut hat. Das schutzwürdige Vertrauen des Auftraggebers entfällt nicht allein aufgrund des Umstandes, dass die Honorarvereinbarung eine unzulässige Mindestsatzunterschreitung darstellt. Bei kundigen Auftraggebern, die Kenntnis vom Preisrecht der HOAI haben, liegt indes kein schützenswertes Vertrauen in die Gültigkeit einer Honorarvereinbarung vor, die die Mindestsätze der HOAI unterschreitet. Dies gilt erst Recht in Fällen, in denen der Auftraggeber im Rahmen der Vertragsverhandlungen den Architekten/Ingenieur bewusst unter die Mindestsätze drückt. Auch in diesen Konstellationen besteht folglich keine Bindungswirkung der Schlussrechnung. Im Ergebnis ist festzuhalten, dass verschiedene Konstellationen existieren, in denen der Architekt/Ingenieur nicht an die Honorarschlussrechnung gebunden ist. Angesichts der zahlreichen „Ausnahmefälle“, in denen eine Bindungswirkung an die Schlussrechnung verneint wird, kann sogar von einer Umkehr des Regel-Ausnahme-Verhälnisses ausgegangen werden, dass nämlich in der Regel keine Bindung an die Schlussrechnung vorliegt und der Architekt/Ingenieur nur in Ausnahmefällen an seine Schlussrechnung gebunden ist. Gleichwohl ist zur Vermeidung unnötigen Streits in jedem Einzelfall sorgfältig zu überprüfen, ob sich der Auftraggeber berechtigterweise auf die Bindungswirkung der Schlussrechnung berufen kann oder nicht. Autorin: Dr. Eva Reininghaus, Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht TSP Theißen Stollhoff & Partner Rechtsanwaltsgesellschaft, Berlin


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Wann ist eine Unterschreitung der Honorarmindestsätze nach HOAI zulässig? von Rechtsanwalt Wolf Osenbrück KG, Beschluss vom 19.10.2010 – 7 U 41/10 KG, Urteil vom 13.01.2011 – 27 U 34/10 OLG Hamm, Urteil vom 26.05.2009 – 24 U 100/07 BGH, Beschluss vom 02.09.2010 – VII ZR 122/09 Nach § 4 Abs. 2 bzw. § 7 Abs. 3 HOAI können „die in dieser Verordnung festgesetzten Mindestsätze durch schriftliche Vereinbarung in Ausnahmefällen unterschritten werden“. In der Praxis stellt sich nicht selten die Frage, wann eine Unterschreitung der Mindestsätze „in Ausnahmefällen“ zulässig ist. Der Bundesgerichtshof hat in einer grundlegenden Entscheidung vom 22.05.1997 (BauR 1997, 677 ff.) dazu u. a. ausgeführt, dass ein Ausnahmefall bei engen Beziehungen rechtlicher, wirtschaftlicher, sozialer oder persönlicher Art bestehen kann. Die Grenzen der Zulässigkeit solcher Ausnahmetatbestände werden in zwei neuen Oberlandesgerichtsentscheidungen deutlich dargestellt. Im Falle des Kammergerichts Berlin, Beschluss vom 19.10.2010 und Urteil vom 13.01.2011, IBR 2011, S. 342) modernisierte eine Architektengesellschaft für einen Auftraggeber (Betreiber von Alten- und Pflegeeinrichtungen) mehrere unterschiedliche Altbauobjekte auf einem Grundstück. Es wurde ein Pauschalhonorar vereinbart, das unter den Mindestsätzen lag. Zwischen dem Architektengeschäftsführer und dem Geschäftsführer des Heimbetreibers entwickelte sich im Laufe der Geschäftsbeziehung eine persönliche Verbundenheit. Nach Differenzen rechnet die Architektengesellschaft anstelle des die Mindestsätze unterschreitenden Pauschalhonorars nach den höheren Mindestsätzen ab. Der Auftraggeber verweigert die Differenzzahlung und beruft sich auf die Zulässigkeit der Pauschalvereinbarung wegen der persönlichen Beziehungen. Das Kammergericht verneint – mit Recht – die Zulässigkeit des Pauschalhonorars, gibt also der Mindestsatzklage der Architekten-

gesellschaft nach. Denn besondere persönliche Beziehungen können erst dann einen Ausnahmegrund darstellen, wenn sie bereits bei Abschluss des Honorarvertrages bestanden, nicht aber, wenn sie sich erst im Laufe eines Projektes entwickeln. In diesem Zusammenhang hat das Kammergericht zusätzlich festgestellt, dass allein die Tatsache, dass mehrere Objekte in einem zeitlich längeren Rahmen (hier: drei Jahre) geplant und realisiert werden, keinen Ausnahmefall begründen kann. In einer weiteren Entscheidung hat das Oberlandesgericht Hamm (Urteil vom 26.05.2009, Nichtzulassungsbeschwerde vom BGH zurückgewiesen, IBR 2011, S. 30) entschieden, dass eine Skontovereinbarung („1 % Skonto bei Zahlung innerhalb acht Tagen“) bei Pauschalhonorarverträgen mit einem Ingenieur keine Begründung für eine zulässige Unterschreitung der Mindestsätze darstellt. Des Weiteren hat das OLG klargestellt, dass Auftraggeber, die häufiger Architekten- und Ingenieurverträge abschließen, als erfahren anzusehen sind. Deshalb können sie sich nicht auf den Einwand der unzulässigen Rechtsausübung berufen, wenn der Ingenieur zunächst eine die Mindestsätze unzulässig unterschreitende Honorarvereinbarung eingeht und später die Mindestsätze einfordert. Denn als in der HOAI-Materie erfahrene Auftraggeber können sie weder auf den Bestand der Pauschalvereinbarung vertrauen noch sich darauf einrichten. Nach Treu und Glauben ist ihnen daher zuzumuten, die Differenz zwischen dem vereinbarten Pauschalhonorar und den höheren Mindestsätzen zu zahlen.

Moderner Stahlbau Der für August angekündigte „Atlas Moderner Stahlbau“ zeigt die verschiedenen Facetten eines faszinierenden Materials, das nach wie vor für weit gespannte oder geometrisch komplexe Konstruktionen als unentbehrlich gilt. Aber auch für Leichtbauweisen, Fassadenverkleidung und Oberflächengestaltung bieten sich dem Planer inzwischen immer mehr Möglichkeiten, die dieser Titel in anschaulicher Weise aufzeigt. Neben den klassischen Aspekten des Stahlbaus – der Konzipierung von Tragwerken und dem Fügen von Bauteilen – beleuchtet der Atlas auch die Themen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Ein ausführlicher Projektteil mit aktuellen Stahlbauten rundet die Publikation ab und veranschaulicht, wie unterschiedlich mit dem Material Stahl geplant werden kann. Bollinger, Grohmann, Feldmann, Giebeler, Pfanner, Zeumer: Atlas Moderner Stahlbau. Online-Bestellung: www.detail.de, Subskriptionspreis bis 21. August: 80,55 Euro+ Versandkosten, später 89,50 Euro, ISBN 978-3-920034-52-2.

Baulogistik Der AHO-Arbeitskreis „Baulogistik“ hat mit seinem Heft Nr. 25 zu Leistungsbild und Honorierung von Leistungen zur Planung baulogistischer Abläufe eine Arbeitshilfe erarbeitet, um Ingenieure gerade beim Bauen im Bestand hilfreich unterstützen zu können. Das Heft ist in der Schriftenreihe des AHO als unverbindliche Honorierungsempfehlung im Bundesanzeiger Verlag erschienen. Es kann direkt beim AHO über das Bestellformular auf der AHO-Homepage www.aho.de/schriftenreihe zum Preis von 14,80 Euro + Versandkosten bestellt werden.

Autor: Wolf Osenbrück, Rae Osenbrück, Bubert Kirsten, Köln

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Peri

Verdrehte Welt in Kanada Zwei spektakuläre Hochhäuser schrauben sich derzeit in den Himmel Kanadas. Sie sind das städtebauliche Highlight des neuen Absolute World City Centers in Mississauga. Das innerstädtische Ensemble besteht aus fünf Wohnund Bürohochhäusern mit Höhen bis zu 167 m. Hervorstechend und außergewöhnlich allerdings sind die Rotationen der beiden zuletzt entstehenden Bauwerke: der südliche Tower mit einer variierenden Drehbewegung und der nördliche Turm, der sich gleichmä-

ßig nach oben schraubt. Bei beiden Gebäuden sorgt die vollständige Einhausung der obersten Geschosse mit der RCS-Kletterschutzwand von Peri für die Sicherheit des Baustellenteams. Aufgrund der unterschiedlichen Verdrehungen entwickelten die Peri-Ingenieure hierfür zwei außergewöhnliche Klettermethoden: mit Hilfe des flexiblen Baukastensystems projektspezifisch an die jeweilige Projektanforderung und Gebäudegeometrie angepasst.

Südturm Beim 167 m hohen Absolute Tower Süd dreht sich der elliptische Gebäudegrundriss über 56 Geschosse hinweg um über 200° – mit Verdrehungen zwischen 3° und 8° von Ebene zu Ebene. Um auch in großer Höhe sicher arbeiten zu können und gleichzeitig die Arbeitsproduktivität zu erhöhen, ist der Arbeitsraum der jeweils obersten drei Geschosse mit der RCS-Kletterschutzwand komplett abgeschirmt. Zum kran- und wetterunabhängigen Umsetzen der 30 RCS-Einheiten arbeitet die Baustelle äußerst effizient mit der mobilen RCS-Selbstklettertechnik. Absolute Towers Nordturm mit hydraulisch schräg nach oben kletternder Einhausung

Fotos: PERI

Südturm mit Einhausung der obersten Geschosse

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Auch während des Klettervorgangs sind die Kletterschienen über Kletterschuhe mit dem Bauwerk verbunden. Den Versatz zwischen den einzelnen Geschossen gleichen auf der Decke verankerte System-Stahlträger aus: wiederum universell verwendbare RCS-Kletterschienen, die bis zu 2 m über den Deckenrand hinaus kragen und die Kletterschutzwand abstützen. Bei der geschossweisen Planung der Einhausung betrachteten die Ingenieure alle eventuellen Störstellen, um eine optimale Elementeinteilung und – für jede Ebene separat – die entsprechenden Ankerpositionen festzulegen. Nordturm Der Baubeginn des 150 m hohen, 50-geschossigen Pendants im Norden erfolgte wenige Monate später. Für dessen Herstellung konzipierte Peri eine spektakuläre, aber äußerst wirtschaftliche Klettervariante. Da hier die Verdrehung der elliptischen Geschosse mit jeweils 4° konstant ist, schraubt sich auch die RCS-Schutzwand gleichmäßig nach oben. Dazu sind die Kletterschienen bis zu 26° zur Senkrechten geneigt, über RCS-Systemkletterschuhe und baustellenspezifisch modifizierte Deckenschuhe mit der Geschossdecke verbunden. Die RCS-Einheiten klettern ebenfalls hydraulisch – ein Umsetzen mit dem Kran wäre aufgrund des schrägen Kletterpfades nicht möglich. Dass diese einzigartige Klettermethode mit dem RCS-Schienenklettersystem möglich und unter Baustellenbedingungen tatsächlich anwendbar ist, haben die Peri-Ingenieure zuvor mit entsprechenden Berechnungen und einem Versuchsaufbau nachgewiesen. Mississauga (700.000 Einwohner) liegt westlich von Toronto in der Provinz Ontario. Absolute World mit den beiden dominanten Türmen gibt der Stadt ein völlig neues Gesicht. Der chinesische Architekt Ma Yansong von MAD Architects Beijing hat sich bei seinem Entwurf auch am „Turning Torso“ in Malmö (Schweden) orientiert, dem skulpturalen Bauwerk „aus der Feder“ Santiago Calatravas – 2005 mit Hilfe einer umfassenden Peri-Schalungs- und Gerüstlösung gebaut. www. peri.com

Glasbrücke des portugiesischen

DuPont

Leichtigkeit dank SentryGlas

Forschungszentrums Foto: Bellapart

Eine leicht und transparent wirkende Brücke aus Stahl und Glas verbindet die beiden Baukörper des „Centre for the Unknown“, der kürzlich fertig gestellten biomedizinischen Forschungseinrichtung der Champalimaud Stiftung in Lissabon. Die gläserne Hülle dieser 21 m langen Konstruktion besteht aus kreisförmig gebogenen Verbundglasscheiben, die mit der SentryGlas®-Zwischenlage von DuPont hergestellt sind. Im Vergleich zu herkömmlichem PVB ergibt diese Hochleistungsfolie ein Verbund-Sicherheitsglas mit einer geringeren Verformung unter Last und einer höheren Resttragfähigkeit nach Glasbruch. Dadurch reichte ein relativ dünnes, leichtes Laminat aus, um die hohen Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. Auf Grund der Lage in unmittelbarer Meernähe war die Witterungsbeständigkeit von Verbund-Sicherheitsglas mit SentryGlas®-Zwischenlage ein weiteres Kriterium für die Auswahl. Vier spezifisch ausgeführte Klemmplatten fixieren die 1950 mm × 1320 mm großen Scheiben an ihren Eckpunkten. Als Tragwerk für die Hülle dienen stählerne, im Abstand von je 2 m positionierte Rippenbögen. Die bauliche Ausführung übernahm der Verglasungsspezialist Bellapart, Olot/Spanien. Die ebenfalls in Spanien hergestellten Verbundglasscheiben bestehen aus je zwei 8 mm dicken Scheiben aus heißgelagertem Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG-H) und einer 2,28 mm dicken SentryGlas®-Zwischenlage. Um eine vergleichbar geringe Deformation zu erreichen, wären bei Verwendung von PVB-Zwischenlagen zwei Glasscheiben mit Dicken von je 12 mm erforderlich gewesen, wie Berechnungen der Tragwerksplaner Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Werkstoffe und Mechanik im Bauwesen (Prof. Schneider) an der TU Darmstadt ergaben. Solches Verbund-Sicherheitsglas hätte wegen seines wesentlich höheren Gewichts eine massivere Tragkonstruktion erfordert und es wäre deutlich schwieriger gewesen, den geforderten Biegeradius zu erreichen. Carles Teixidor, Industrial Engineer bei Bellapart, bestätigt die Erfüllung der geltenden Sicherheitsstandards: „Bei den angenommenen Windlasten liegt die Durchbiegung bei Verwendung der beiden 8 mm dicken Glasscheiben und der SentryGlas®-Zwischenlage unterhalb des geforderten Grenzwerts von einem Hundertstel der Scheibenlänge. Entscheidend war darüber hinaus die für Überkopfverglasungen erforderliche hohe Resttragfähigkeit nach Glasbruch.“ www2.dupont.com

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Bautafel

Paschal

Fotos: Gerigk/Paschal

Olympiareif geschalt Projekte, bei denen sich Roh- und Ausbau sehr speziell miteinander verzahnen und gegenseitig bedingen, stellen höchste Ansprüche an die Bauausführung. In Halle (Saale) steht ein derartiges Projekt gerade vor seiner Fertigstellung: Der Neubau einer Trainingsschwimmhalle für den Olympiastützpunkt, wo u. a. Weltmeister und Weltrekordler Paul Biedermann trainiert. Gefördert wird das Projekt von der Bundesregierung sowie dem Land Sachsen-Anhalt. Nicht nur, dass die alte Halle nicht mehr den modernsten Anforderungen entsprach, auch die Abwasserrohre der vorhandenen Altbauten, darunter auch ein Ärztehaus, waren defekt. So erwies sich ein Abriss der Altsubstanz und anschließender Neubau als beste Lösung. Mitte April 2010 begann der Aushub, einen Monat später starteten bereits die Rohbauarbeiten. Die Fundamentplatte ist eine WU-Konstruktion mit Fugenblechen; randlich erhielt sie eine Frostschürze. Das Sockelgeschoss nimmt vor allem die aufwändigen technischen Installationen auf, darüber wuchs die Schwimmhalle empor sowie Umkleide- und Aufenthaltsräume. Der größte Teil des Gebäudes ist in Ortbeton ausgeführt, die Seiten teils großflächig verglast. Vor der Fassade entstand eine Reihe von 14 Säulen aus Beton-Fertigteilen, im Inneren tragen ebensolche BFT-Säulen die aufliegenden Lasten mit ab. Die Dachkon-

struktion wird von Leimholzbindern gestützt. Insgesamt wurden 4.500 m³ Beton der Klassen C8/10 bis C30/37 sowie 610 t Bewehrungsstahl für den Bau verwendet. Für die bis zu 6 m hohen Wände mit ihren über 10.000 m² Schalfläche war eine schnelle, stabile Wandschalung gefragt. Die ausführende Papenburg Hochbau GmbH entschied sich für die Logo.3 von Paschal. Diese konnte auf einen Zentimeter genau ohne bauseitige Beischalarbeiten an die vom Schalungsfachmann Dipl.-Ing. (FH) Ralf Rösel gefertigten Schalpläne angepasst werden. Pass-Elemente bis 20 cm Breite dienten zudem als Fundamentschalung, die perfekt auf den doch sehr diffizilen Rand abgestimmt war. Der Polier benotete die Eignung mit „sehr gut“. In die Schalung – genauer: zwischen die beiden Wandschalungen, wo später der Beton hineingefüllt wird – wurden zahlreiche Bauteile eingefügt, die nach dem Aushärten als Durchlässe für Röhren und Leitungen dienen. Ein besonderer Gebäudeteil war das Gegenstrombecken. Viele Meter lange, unterschiedlich geformte große Kästen aus 2 mm starkem

Stahlblech mussten zu diesem Zweck quasi in besonders flüssigem Stahlbeton versenkt werden. Damit der annähernd hydrostatisch wirkende Frischbetondruck diese nicht einfach zusammendrückte, wurden sie hierfür innen ausgesteift. Papenburg-Bauleiter Kunzelmann: „Für diesen Fall entwickelten wir einen besonderen Beton C30/37 mit der Konsistenzklasse F6.“ Dieser umfloss Kästen und die enge Bewehrung problemlos. Da die Logo.3 bis zu 70 kN/m² Frischbetondruck nach DIN 18218 mit Ebenheitstoleranzen nach DIN 18202, Tabelle 3, Zeile 6 aufnimmt, gab es auch hier keine Probleme mit der Schalung. Nach dem Aushärten wurden die inneren Aussteifungen entfernt. Die Frontseite des Gegenstrombeckens besteht aus einer dicken, 1,80 m hohen Glasscheibe, die es dem Trainer erlaubt, die im Strömungsbecken trainierenden Sportler von unten oder der Seite zu beobachten. Im Herbst 2010 wurde der Rohbau erfolgreich abgeschlossen, Ende August soll die Halle in Betrieb genommen werden. www.paschal.de

Betonierabfolge: im Hintergrund sind mehrere Arbeitsgänge des Erstellens einer Wandscheibe erkennbar.

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Brandschutz im Hochhaus

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Zoofenster-Hochhaus in Berlin

Foto: Marioff Corporation Oy

In Berlin entsteht unweit von Kudamm und Tiergarten ein neuer Hochhauskomplex: Das 32 Stockwerke hohe Zoofenster. Neben Luxus-Suiten und Büros beherbergt der Neubau auch ein 5-Sterne-Luxushotel mit Konferenzbereich. Geschützt wird das Gebäude – von den unterirdischen Etagen inklusive Tiefgarage über die Bürogeschosse und den Hotelbereich bis zu den Wohnungen ganz oben – durch das Hochdruck-Wassernebel-Brandschutzsystem HI-FOG von Marioff. Die ursprüngliche Zoofenster-Planung sah ein herkömmliches Sprinklersystem vor, das jedoch zur Erfüllung aller Anforderungen an den Brandschutz weiterer aufwändiger Schutzmaßnahmen bedurft hätte. „Anhand der vor Ort vorgenommenen Brandschutztests kamen wir zu der Erkenntnis, dass eine Hochdruck-Wassernebel-Anlage die praktischste Lösung zur Erfüllung der Anforderungen und zur Optimierung der sonstigen Brandschutzmaßnahmen war“, erklärt Niklot von Bülow, Projektleiter von Alpine-Bau, dem federführenden Bauunternehmen. Dirk-Herbert Rasch, Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft Grabe mbH, die das Projekt mit technischer Beratung begleitet, ergänzt: „Dabei standen wir alle in der Lobby-Nachbildung und erlebten den ausgesprochen realistischen Test mit. Ich empfand den unmittelbaren Einfluss auf die Raumtemperatur als sehr positiv. Ich hatte den Eindruck, man befände sich wirklich in einem kühlen Nebel und nicht in der Nähe eines Feuers.“ Inzwischen schreitet das Bauprojekt zügig voran, Ende 2011 soll Eröffnung sein. Mariofff gehört zur UTC Fire & Security, einem Unternehmen des Technologiekonzerns United Technologies Corp mit Hauptsitz in Connecticut. Die Firma ist weltweit führend in der Wassernebel-Brandschutztechnologie. HI-FOG® liefert extrem gute Schutzergebnisse und verbraucht bis zu 90 % weniger Wasser als herkömmliche Sprinkleranlagen. Schäden durch Hitze, Rauch und Wasser werden minimiert. Bereiche, in denen eine HI-FOG®-Anlage ausgelöst hat, lassen sich meist schnell wieder in Betrieb nehmen. www.marioff.com.

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PRODUKTE UND PROJEKTE

GKD – Gebrüder Kufferath AG

„Gewebte“ Fenster für Eiserne Moschee

Wahrzeichen Eiserne Moschee Böse Zungen vergleichen Putrajaya, jenes am Reißbrett entworfene, hypermoderne Verwaltungszentrum im Südwesten Malaysias, mit einem Disneyland für Beamte. Die knapp 30 km südlich der Hauptstadt Kuala Lumpur gelegene Planstadt für 90.000 Einwohner entstand 1995. benannt nach dem ersten Ministerpräsidenten des Landes, Tunku Abdul Rahman Putra, verschmilzt die Satellitenstadt Natur und Technik zu großen architektonischen Gesten. Nicht zufällig bedeutet der Namenszusatz jaya Perfektion. So prägen Putrajaya islamisch-malaysische Prestigebauten, malerische Parks, künstliche Seen und Wasserstraßen. Neben der Königsresidenz Istana Melawati und dem 68 m hohen, säulenförmigen Millennium Monument zählt die Putra Moschee mit ihrem 116 m hohen Minarett – dem höchsten in Südostasien – zu den Sehenswürdigkeiten. Herausragendes Wahrzeichen des neuen Regierungssitzes ist jedoch die Tuanku Mizan Zainal Abidin Moschee, im Volksmund Eiserne Moschee genannt. Ihren Namen verdankt sie einer Baukonstruktion, die zu 70 % aus Stahl besteht. Nach dem Willen der Planer und Auftraggeber sollten drei konzeptionelle Prinzipien den Bau prägen: Einfachheit, Luftigkeit und Transparenz. Gut fünf Jahre nach Baubeginn im April 2005 präsentiert sich die fertige Moschee jetzt als ausdrucksstarkes Symbol sakraler Identität.

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Eine Stahlkonstruktion in der typisch geometrischen Ornamentik bildet die 24 m hohe Fassade. Optisch verbunden werden die rechteckigen Öffnungen der mäanderartigen Konstruktion durch eine filigrane Fassadenhaut aus 4.300 m² Edelstahl-Spiralgewebe. Jedes Gewebeelement ist 7,70 m breit und bis zu 8,30 m lang. Jeweils drei dieser Elemente wurden vor Ort miteinander verbunden, so dass sie der imposanten Fassaden- und Fensterhöhe optisch nahtlos folgen. Nahezu unsichtbar befestigt mit Hakenschrauben geben sie dem Wunsch der Bauherren nach Schlichtheit, Transparenz und Dialogbereitschaft Ausdruck. Abhängig vom Standort des Betrachters und Lichteinfall wirkt die textile Hülle semitransparent oder opak, metallisch schimmernd oder monochrom hellgrau. Neben dieser symbolträchtigen Optik übernimmt das robuste, wartungsfreie Gewebe auch sehr komplexe technische Aufgaben. Die Pläne sahen eine natürliche Klimatisierung des Hauptgebetsraums mit Platz für 20.000 Gläubige vor. Daher verzichtete der Entwurf auf Glasfenster und baute auf die Idee einer Gewebehaut als schützender Membran. Das Spiralgewebe Escale 7x1 der GKD – Gebr. Kufferath AG erfüllte die hohen Anforderungen an Transparenz und Technik gleichermaßen. Beständig gegen Korrosion und Hitze, pflegeleicht, nicht brennbar und widerstandsfähig gegen mechanische Einwirkung überzeugte

das Edelstahlgewebe primär durch seine nahezu unbegrenzte Lebensdauer und geringen Folgekosten. Entscheidend für seinen Einsatz war jedoch die laminarisierende Wirkung des Gewebes, die vor Zugluft schützt, gleichzeitig aber den Kühlung bringenden Wind in angenehm gleichmäßiger Strömung das Gebäude durchdringen lässt. So entsteht in der gesamten Moschee eine komfortable, natürliche Klimatisierung. www.creativeweave.de Semitransparentes Edelstahlgewebe bildet die Fassade. Fotos: GKD/Kumpulan Senireka Sdn Bhd


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Transparente Windfassade

Foto: formTL

form TL

Kristall an der Waterkant Die Unilever Zentrale für Deutschland, Schweiz und Österreich in der Hamburger Hafencity erhielt bereits zahlreiche Architekturpreise. Die spektakuläre, transparente Windschutzfassade des von Behnisch Architekten entworfenen Gebäudes wurde von den Radolfzeller Ingenieuren der formTL GmbH geplant. Die Firmenzentrale in der Hamburger Hafencity liegt in exponierter Lage direkt an der Elbe. Auf 25.000 m² bietet der Neubau Arbeitsplätze für rund 1.100 Mitarbeiter. Bereits von weitem fällt die polygonal gefaltete Vorhangfassade aus 6.200 m² ETFE-Folie ins Auge, die das Gebäude umhüllt. Die Ingenieure von formTL entwickelten für diese Windschutzfassade eine einlagige ETFE-Folienbespannung aus biegesteifen Rahmen, formgebenden, lastabtragenden Edelstahlseilen und transparenter Folie. Die Vorhangfassade schützt die dahinter liegenden Sonnenschutzlamellen vor Wind, damit diese auch an sonnigen und zugleich windreichen Tagen eingesetzt werden können. Wer Hamburg kennt, weiß um die enormen Kräfte, die eine „steife Brise“ an der Waterkant entfalten kann. FormTL setzte mit Ethylen-Tetrafluorethylen (ETFE) eine extrem beständige Kunststofffolie mit geringem Gewicht und hoher Lichtdurchlässigkeit ein. Der Baustoff altert kaum, eine Nutzungsdauer von über 25 Jahren ist durchaus möglich. Zusätzlich zeigt das Material durch seine niedrige Oberflächenspannung einen natürlichen Lotus-Effekt, so dass der Regen die Folienfassade von außen auf natürliche Weise reinigt. Die Folienfassade gibt dem Gebäude eine kristalline Wirkung: Zum einen durch die polygonale Gliederung der Paneele, zum anderen durch die zweiachsig gekrümmte ETFE-Folie. Unter Windsog und Winddruck kann die Folie in geringem Maße „arbeiten“. Diese leichte Bewegung in Abhängigkeit von den Windverhältnissen nimmt dem Gebäude jene „Härte“, die Glas hinterlassen würde. Die transparente Hülle unterstützt und prägt den Charakter des sehr offen und leicht wirkenden Gebäudes. Als Reminiszenz an den Standort erinnert die Fassade an die Segel alter Schoner. www.form-TL.de

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PRODUKTE UND PROJEKTE

NOE-Schaltechnik

„Kleine Olympiahalle“ in Sichtbeton Der Olympiapark in München wurde vor 38 Jahren realisiert. Der Traum-Stoff damals: Acrylglas für das sprichwörtliche „Zeltdach“. Derzeit wird das denkmalgeschützte Ensemble mit einer Investitionssumme von 65 Mio. Euro nicht nur weitgehend renoviert und modernisiert, sondern auch um einen unterirdischen Veranstaltungsraum in Sichtbeton erweitert. Das Schalsystem der Wahl dafür: NOEtop mit integrierter Gurtung. Die große Olympiahalle selbst erhält weitere Ränge, um die Zuschauer näher an das Geschehen zu bringen und eine neue Bestuhlung. Ein wie eine Aussichtskanzel in die Halle hineinragendes Restaurant wird die gastronomischen Möglichkeiten während der Events entscheidend verbessern. Als spektakulärste architektonische Neuschöpfung aber gilt die sogenannte Neue Kleine Olympiahalle von Auer+Weber. Mit diesem Bauwerk wird München als Ersatz für die nicht mehr zur Verfügung stehende bisherige kleine Olympiahalle eine neue Event-Arena für 4.000 Besucher erhalten. Der Stoff, aus dem die Halle entsteht: Sichtbeton. Bei einem derart komplexen Bauvorhaben sind die konstruktiven Details und Betonier-

Abläufe nur in enger Abstimmung mit Statik und ausführendem Unternehmen zu lösen. Und auch das Schalungssystem muss „mitspielen“; in diesem Fall war es die NOEtop mit integrierter Gurtung, mit der sich das gewünschte Ergebnis erzielen ließ. Um das Erlebnis der vorhandenen Architekturlandschaft nicht zu beeinträchtigen, haben die Architekten das gesamte Bauvolumen unter die Erde verlegt: Eine vorhandene Senke vor der Schwimmhalle wurde dazu genutzt, die Halle unter einer begrünten Wölbung in die Landschaft zu integrieren. Unter dem gewölbten Hallendach bleibt so die landschaftliche Situation auch „souterrain“ erlebbar. Vom Lillian-Board-Weg gelangt der Besucher über eine Rampe in die Ebene mit Kassen und Garderoben. Eine seitliche Glasfassade gestattet bereits von außen einen Blick in den 9 m tiefer liegenden Veranstaltungsbereich. Eine breit angelegte Foyer-Treppe führt über ein Zwischenpodest ins untere Foyer, von wo aus man die 2.000 m² große Veranstaltungshalle betritt. Um dem hohen architektonischen Anspruch an alle Baulichkeiten im Olympiapark gerecht zu werden, entschieden sich die Architekten,

Wände in Sichtbeton Foto: NOE-Schaltechnik, Süssen

bei der gebotenen Zurückhaltung in der Außenwirkung des Bauwerks dafür, mit dem Baustoff Sichtbeton (Typ 3/SB 3) ein Meisterstück zu schaffen. „Die höchste Sichtbetonwand, die in einem Stück betoniert werden musste, war 10,50 m“, erklärt Dipl.-Ing. (FH) Matthias Brunner. „Dazu haben wir drei Schaltafeln NOEtop mit integrierter Gurtung zusammengekoppelt und am oberen Abschluss passgenau aufgestockt. Bei dieser Wand, die vom unteren Foyer nach oben durchläuft, ist das untere Drittel einhäuptig geschalt, die beiden oberen Drittel beidhäuptig. „Unten haben wir mit Abstützböcken gearbeitet, oben mit Ankern“, führt der Bauleiter der mit den Rohbauarbeiten beauftragten Xaver Riebel Bauunternehmung, Mindelheim weiter aus. „Nur die NOEtop mit integrierter Gurtung war stark genug, um das von den Architekten gewünschte Ankerbild herzustellen.“ Als wäre das nicht schon schwierig genug, musste an diese Wand auch noch die schräge Wand zwischen Treppenlauf und Rolltreppe, ebenfalls beiderseits Sichtbeton, angeschlossen werden. Dies geschah über ein bauseits hergestelltes Passelement. „Vorher“, so Brunner, „benötigten wir eine Sonderschalung für jeden Einsatz. Die NOEtop jedoch ist ein flexibles System, das wenig Umbauaufwand beim Anpassen der Schaltakte erfordert und die Schalungsarbeiten ganz erheblich erleichtert.“

Zwischen Olympiahalle und Schwimmhalle entsteht die neue Kleine Olympiahalle.

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Die längste Brücke der Welt in Planung,

Maurer Söhne

links unten Lageplan

Dehnfugen für Marathonbrücke

Bau des Abzweigs der Qingdao-HaiwanBrücke

Über 42 km lang ist die längste Straßenbrücke der Welt, die Qingdao-Haiwan-Brücke in der chinesischen Provinz Shandong. Sie verbindet die Stadt Qingdao über eine Meeresbucht hinweg mit Huangdao und dem Flughafen Qingdao-Liuting. Die Marathonbrücke verlangte auch Marathonleistungen von Maurer Söhne München. Die für die Brücke gelieferten 191 Dehnfugen waren der bislang größte Einzelauftrag in der Firmengeschichte des Weltmarktführers – produziert in der Rekordzeit von nur fünf Monaten am Stammsitz in München. „Hier in Shandong forderte der Bauherr vor allem eine hohe Qualität für diese Differentialbrücke mit den vielen Dehnfugen. Das gab letztlich den Ausschlag, dass wir den Zuschlag bekamen“, berichtet Projektleiter Wolfgang

Fobo von Maurer Söhne. Eine Lebensdauer von mindestens 40 Jahren und hohe Korrosionsbeständigkeit waren die ausschlaggebenden Argumente bei der Auftragsvergabe. Die eigentliche Herausforderung begann für Maurer Söhne aber erst mit dem Zuschlag: Die Produktionszeit war mit acht Monaten schon reichlich knapp bemessen – und wurde gleich nochmal um drei Monate verkürzt. So fand die Einweihung der Brücke einen Monat früher statt, während sich die Vergabe aufgrund der außerordentlich herausfordernden Wettbewerbssituation um zwei Monaten nach hinten geschoben hatte. Auf solche Unwägbarkeiten kundengerecht – und das heißt in China flexibel – reagieren zu können, ist unabdingbar im China-Geschäft,

Abbildungen: Maurer Söhne

und ohne entsprechende Kapazitäten in der Fertigung sind solche Großaufträge kaum zu meistern. „Dank einem Gewaltakt in unserer Produktion in München haben wir diesen Großauftrag in nur fünf Monaten gestemmt“, freut sich Projektleiter Fobo angesichts der offiziellen Einweihung der Brücke am 1. Mai. Die Qingdao-Haiwan-Brücke verfügt über insgesamt 3.359 m Dehnfugen. Das Gros sind dreiund vierprofilige Fahrbahnübergange für Dehnwege bis zu 320 mm. Im Bereich der zentralen Schrägseilbrücke wurden 10- und 14profilige Fahrbahnübergänge eingebaut. Dort sind bis zu 1.120 mm Dehnwege nötig, weil die Spannweiten größer sind, um die Durchfahrt der Schiffe zu ermöglichen. www.maurer-soehne.de

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PRODUKTE UND PROJEKTE

Wiko Bausoftware

Qualitätssprung beim Controlling von Tino Böhler

Das Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen (INVER Erfurt), wurde 1950 als „Entwurfsbüro für das Straßenwesen Erfurt“ (EfS) gegründet und beschäftigte sich in den Anfängen vorrangig mit der Projektierung von Straßen und Brücken im klassifizierten Straßennetz der DDR. Bis heute steht das Büro mit seinen 53 Mitarbeitern in Erfurt und Suhl Straßenbauverwaltungen, Kommunen, Verkehrs- und Baubetrieben bei der Planung von Straßen und Brücken planend, beratend, projektsteuernd und bauleitend zur Seite. Neben einem Pool von Fachsoftware Verkehrsanlagen setzen die Ingenieure dabei seit 1998 auf die voll integrierte und durchgängige Geschäftslösung für Projektcontrolling und Büroorganisation in Ingenieurbüros der Wiko Bausoftware GmbH, Freiburg.

Mit Wiko und seinen Weiterentwicklungen können die kompletten Projektabläufe inklusive Rechnungsstellung auf Basis der HOAI besser gemanagt, transparenter gemacht und den Kunden schneller und zuverlässiger Auskunft zum aktuellen Stand ihrer Projekte, wie z. B. die Stadtdurchfahrt Suhl oder das Hermsdorfer Kreuz, gegeben werden. Dr. Thomas Räder-Großmann, Geschäftsführer Verkehrsplanung bei Inver, erinnnert sich an die Zeit vor Wiko: „Wir hatten ein altes Dos-Programm, das bei Weitem nicht an eine Projektverwal-

tung á la Wiko herankam. Da wurden wenige Grunddaten vorgehalten, wie beispielsweise Name, Beschreibung, Honorarsumme und ein paar Stunden Buchung. Mehr ging damit nicht. Dazu kam, dass das Alt-System den Jahr2000-Wechsel nicht vollziehen konnte.“ Im Zuge einer Marktsondierung mit Messebesuchen stieß man dann auf Wiko, „das uns von allen Lösungen am Markt aufgrund einer sehr guten Kombination von Praxisorientierung und Praxistauglichkeit auf der einen und dem attraktiven Preis auf der anderen Seite am

meisten zusagte“, so Dr. Räder-Großmann. Seit 2008 ist nun die aktuelle Version von Wiko mit der Projektverwaltung und der Zeiterfassung bei Inver im Einsatz, dazu Geschäftsführer Räder-Großmann: „Dieser Umstieg war ein echter Qualitätssprung, das muss man schon sagen. Die neue Version kann einfach noch mehr und ist auch noch schneller. Dazu kommt, dass wir neben dem eingepflegten Alt-Datenbestand bei neu angelegten Projekten heute wesentlich mehr Daten hinterlegen und verwalten können, Wiko ist eigentlich in jeder Hinsicht noch besser geworden.“ Der Umstieg auf das neue Wiko dauerte inklusive Altdatenübernahme und interner Einarbeitungszeit gerade mal eine Woche; dazu kam eine hausinterne Schulung, „an der alle von uns teilgenommen haben, die mit dem Programm arbeiten“, wie Räder-Großmann betont. „Und das war auch sinnvoll, damit jeder wenigstens einmal die in Einzelpunkten doch ein bisschen abweichende und weiterentwickelte Grundidee der aktuellen Version erkennen und mit den entsprechenden Funktionalitäten umgehen konnte“. Besonders wertvoll für die Inver-Ingenieure ist die leistungsstarke und transparente Projekt- und Auftragsveraltung mit Wiko bei der Zertifizierung durch Auditoren. Dazu der Geschäftsführer: „Sowohl die Projektverwaltung

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Inver-Projekt: Umbau und Erweiterung des Binderslebener Knies in Erfurt Fotos: Inver Erfurt

und die Auftragsverwaltung als auch die Kostenkontrolle haben uns sehr geholfen und helfen uns immer wieder bei der Darlegung der internen Abläufe für die Zertifizierung. Das kommt bei den Auditoren immer sehr gut an.“ Die kommen alle drei Jahre auch zu Inver Erfurt, um das grundzertifizierte QM-System nach Din Iso 9000 mit einem Überwachungsaudit zu prüfen. Und dabei werden alle Abläufe durch externe Auditoren durchleuchtet, besonders der Punkt Auftragsverwaltung. „Die Art und Weise, wie Wiko diesen Programmpunkt umsetzt, hat bei den Experten immer Anerkennung gefunden und uns sehr geholfen. Wenn wir das so nicht gehabt hätten, hätten wir mit eigenen, selbst gestrickten Tabellen oder anderen Ablagen bestimmt unsere Schwierigkeiten gehabt“, sagt RäderGroßmann. Auch im Bereich der Projektsteuerung will heute bei Inver niemand mehr auf Wiko verzichten. Auch hier erweise sich die Software als hervorragendes Tool für das Projektcontrolling mit einer einheitlichen Datenbasis, habe eine durchgängige und vor allem sehr transparente Projektstruktur und komme von der Gesamtprojektübersicht schnell und direkt zur Kostenübersicht. Diese weist auf einen Blick Über- oder Unterdeckung aus, der Nutzer kann dann gegebenenfalls sofort und per Knopfdruck Rechnungen stellen. Gerade dieser Aspekt sei bei mittleren und kleineren Ingenieurbüros wie Inver mit vielen kleinen Projekten in Bezug auf Wirtschaftlichkeit, Liquidität und Liquiditätsplanung von großer Bedeutung. So sind beispielsweise beim monatlichen Controlling-Meeting der Inver-Geschäftsleitung die Reports aus Wiko zum wichtigsten Instrument geworden. In diesen Sitzungen werden vorrangig Daten aus Wiko verwendet, um etwa Monatsstand und Jahresstand zu einem bestimmten Datum, Projektstände nach Forderungen und Rechnungen u.a. darzustellen. Dazu Geschäftsführer Verkehrsplanung Räder-Großmann: „Unser komplettes Firmen-

Controlling und das Projekt-Controlling werden also mit Wiko gemacht. Das ist eine große Erleichterung für uns, weil man eben nicht aus verschiedenen Datenquellen seine Daten zusammensuchen und aufbereiten muss, sondern die einfach per Knopfdruck sauber und übersichtlich dargestellt bekommt.“ Das sei umso wichtiger, wenn Projekte aus dem Ruder liefen: „Das erkennen wir frühzeitig, indem Honorare ermittelt, die Stunden auf die Projekte gebucht und den Stunden ein aktueller Selbstkostensatz hinterlegt werden.“ Und damit sieht die Geschäftsführung auf einen Blick den Leistungsstand gegenüber den gebuchten Stunden und kann im Notfall sofort und an der richtigen Stelle reagieren und entgegenwirken. Auch was eine zeitnahe Rechnungsstellung in den einzelnen Projekten und die damit zusammenhängende Liquiditätsplanung des Büros betrifft, sind die aktuellen und immer gepflegten Leistungsstände eine enormer Vorteil. „Das Erstellen von Rechnungen ist für uns heute nur noch ein kurzer und zügiger Vorgang. Hier sparen wir eine Menge Zeit ein“, sagt Räder-Großmann. So könne die Buchhaltung heute aus einem Angebot, das zu einem Auftrag führte, aus dem ein Projekt wurde,

quasi aus dem Angebotsformular mit nur wenigen Anpassungen die Rechnung erstellen: ein weiterer Vorteil mit großer Zeiteinsparung. Für die Zukunft könne noch die Dokumentenverwaltung dazukommen, blickt Dr. Räder-Großmann nach vorn: „Da müssen wir noch recherchieren, in welche Richtung wir gehen wollen. Wenn wir dahin kommen, die Dokumentenverwaltung auch über Wiko zu machen, ist das schon eine Sache, die hier einiges intern nach sich ziehen würde. Das ist also noch mal ein größerer Schritt.“ Bereits jetzt ist die Software Grundlage für die betriebswirtschaftliche Sichtweise aller Projekte und steht dabei für viele positive Veränderungen seit Einführung: „Neben mehr Transparenz haben wir eine wesentlich bessere Auswertung der einzelnen Projekte und eine schnellere Rechnungslegung. Dadurch hat sich unsere Liquidität verbessert, die ganze Kommunikation um ein Projekt läuft nicht nur besser, sondern auch unmissverständlicher und reduziert somit unseren Verwaltungsaufwand“, fasst Räder-Großmann zusammen. Autor: Tino Böhler, Dresden

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TIPPS UND TERMINE

BÜCHER

Erdwärme im Büro Das Kühlen gewinnt besonders in Büro- und Verwaltungsgebäuden immer größere Bedeutung. Oft belasten innere Wärmequellen und einfallende Sonnenwärme den Nutzerkomfort erheblich. Oberflächennahe Geothermie für Kühlen und auch Beheizen derartiger Gebäude zu nutzen, bietet sich wegen der konstanten Temperaturverhältnisse im Boden an. Damit wird auch dem seit 2009 geltenden Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz Rechnung getragen. Für Neubauten schreibt das Gesetz den anteiligen Einsatz erneuerbarer Energien zum Heizen, Kühlen und fürs Warmwasser vor. Das neue Bine-Fachbuch „Erdwärme für Bürogebäude nutzen“ stellt Konzepte und Technologien erdgekoppelter Systeme vor und präsentiert die Ergebnisse wissenschaftlich begleiteter Demonstrationsprojekte. Im Fokus des Buches für Planer und Bauherren stehen Gebäude mit Erdwärmesonden, Energiepfählen bzw. Bodenabsorbern zur saisonalen Speicherung von Wärme und Kälte. Allgemeine Konzeptlösungen und Planungsgrundlagen bis hin zum Energie- und Betriebsmonitoring werden ausführlich vorgestellt. Neben einem Technologieüberblick konzentriert sich das Fachbuch auf Planung, Normen und Genehmigungsfragen. Abgerundet wird das Thema mit den Erfahrungen realisierter Projekte. Das neue Bine-Fachbuch erscheint im Fraunhofer IRB Verlag und ist auch als EBook erhältlich. Die Autoren, Prof. M. Norbert Fisch, Franziska Bockelmann und Herdis Kipry vom Institut für Gebäude- und Solartechnik (IGS) der TU Braunschweig, haben intensiv zu dem Thema geforscht. Im Forschungsprojekt „WKSP – Wärme- und Kältespeicherung im Gründungsbereich energieeffizienter Bürogebäude“ untersuchten und verbesserten sie die Performance erdgekoppelter Anlagen hinsichtlich Energieverbrauch, Nutzerkomfort und Betrieb. Das neue BINE-Fachbuch basiert auf den Ergebnissen. Fisch, Bockelmann, Kipry: Erdwärme für Bürogebäude nutzen. BINE Informationsdienst, Bonn 2011, 29,80 Euro, ISBN 978-3-8167-8364-0.

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Schallschutz im Wohnungsbau Laute Musik von nebenan und polternde Schritte von oben – ungenügender Schallschutz in Wohnhäusern ist häufig Ursache von Streitigkeiten zwischen Mietern und Eigentümern. Wer solchen Ärger vermeiden will, sollte sein Wohnungsbauprojekt von vornherein entsprechend planen. Das setzt voraus, sich darüber im Klaren zu sein, worin sich erwünschter, erforderlicher und geschuldeter Schallschutz unterscheiden. Das neue Buch von VBIMitglied Wolfgang Moll, inzwischen unterstützt von seiner Tochter, Büropartnerin und Mitautorin Annika Moll, „Schallschutz im Wohnungsbau – Gütekriterien, Möglichkeiten, Konstruktionen“ klärt darüber auf, wie viel Schallschutz ist im Einzelfall erwünscht, erforderlich oder geschuldet und wie lässt sich bei verschiedenen Bauweisen des Wohnungsbaus und ihren unterschiedlichen schalltechnischen Qualitäten die jeweils erforderliche Schalldämmung der an der Schallübertragung beteiligten Bauteile bestimmen? Da sich die Diskussionen um die Neufassung von DIN 4109 zum Schallschutz im Hochbau schon Jahre hinziehen, sind weder der aktuelle Fachwissensstand noch der in Praxiserfahrungen gebündelte bauakustische Sachverstand selbstverständliche Bestandteile einer Wohnungsplanung. Diese Lücke schließt das vorliegende Werk mit der kompakten Darstellung bauakustischer Begriffe und Gesetzmäßigkeiten, der Erläuterung von Gütekriterien und konstruktiven Möglichkeiten bei den verschiedenen Bauweisen. Es empfiehlt sich als Praxisbuch sowohl für Architekten und Ingenieure in der Planung als auch für die Wohnungswirtschaft, für Mieter und Eigentümer sowie für Juristen im Baurecht. Wolfgang Moll, Annika Moll: Schallschutz im Wohnungsbau – Gütekriterien, Möglichkeiten, Konstruktionen. Ernst & Sohn, Berlin 2011, ISBN 978-3-433-02936-7.

SiGeKo-Honorierung Mit der zweiten Auflage des Heftes 15 der AHO-Schriftenreihe präsentiert die AHO-Fachkommission „Baustellenverordnung“ die Ergebnisse ihrer Untersuchungen zum Leistungsbild und zur Honorierung für den Bereich der Koordination nach BaustellV. Die Neuauflage wurde vollständig überarbeitet und den neuen Erkenntnissen aus der Praxis und Entwicklung der Regeln für Arbeitsschutz auf Baustellen angepasst. Ein wichtiger Aspekt dabei war die Vereinfachung und somit Verbesserung der Anwenderfreundlichkeit. Das überarbeitete Leistungsbild entspricht dem aktuellen Stand der Technik, das praxistaugliche Honorarmodell berücksichtigt nicht nur wie bisher die anrechenbaren Kosten sondern auch die Bauzeit. Das Heft ist als Neuauflage in der Schriftenreihe des AHO Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung e.V. als unverbindliche Honorierungsempfehlung im Bundesanzeiger Verlag erschienen. Es kann direkt beim AHO online (www.aho.de/schriftenreihe) oder per Fax unter 030/3101917-11 zu einem Preis von 14,80 Euro bezogen werden.


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Nullenergiegebäude Unter diesem Titel hat der Detail Verlag in seiner Reihe Green Books Strategien und Erfahrungen aus Sicht von Planern und Nutzern zum Thema „Klimaneutral Wohnen und Arbeiten“ bilanziert. Nullenergiehaus, Plusenergiehaus, Nullemissionsstadt oder im internationalen Sprachraum net zero energy building, equilibrium building, carbon neutral city – je nach Standpunkt und Motivation wird derzeit noch unterschiedlich bilanziert. Eine Klärung und Deutung zentraler Begriffe ist fĂźr die zu planenden Prozesse zur LĂśsung von Energiefragen und fĂźr deren Umsetzung wesentlich. Dieses Thema beschäftigt seit Oktober 2008 eine Expertengruppe der Internationalen Energieagentur. Ziel ist dabei die Analyse exemplarischer Gebäude nahe der Nullenergiebilanz. Die Ergebnisse sind in dieser Publikation dokumentiert: neben der Vorstellung ausgewählter Projekte werden nicht nur architektonisch gelungene Umsetzungen gezeigt – im Mittelpunkt steht die Darstellung der gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungsberichte von Planern und Nutzern. Vorgestellt wird auĂ&#x;erdem eine umfassende Bilanzierungsmethodik. Karsten Vorss, Eike Musall: Nullenergiegebäude – Klimaneutrales Wohnen und Arbeiten im Internationalen Vergleich. Detail, MĂźnchen 2011, 49,90 Euro, ISBN 978-3-920034-50-8.

Beherrschung von 50 Hz-KurzschlĂźssen in Hoch- und Niederspannungsanlagen

Handbuch Brandschutz Das „Handbuch Brandschutzatlas“ liefert einen Ăœberblick Ăźber die Grundlagen des vorbeugenden Brandschutzes. Anerkannte Fachleute erläutern leicht verständlich Planungsvorschriften und zeigen anhand zahlreicher Abbildungen funktionsfähige technische AusfĂźhrungen. DarĂźber hinaus enthält das Buch technische Kommentierungen, die sich durch den „Brandschutzatlas“ zu allgemeinen Standards entwickelt haben. Die neue, 2. Auflage des Handbuches wurde entsprechend dem Loseblattwerk „Brandschutzatlas“ aktualisiert und erweitert: Neu aufgenommen wurde das Kapitel „Balken und UnterzĂźge“. Die Erläuterungen zum Kapitel „Vorschriften und Regelwerke“, u. a. zu VDE-Vorschriften, VDI-Richtlinien und UnfallverhĂźtungsvorschriften wurden Ăźberarbeitet. Das Kapitel „Bauprodukte und Bauwerksteile“ berĂźcksichtigt nun aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse in der BauausfĂźhrung. DarĂźber hinaus wurden Aktualisierungen und Ergänzungen zu FeuerschutzabschlĂźssen und Rettungswegen vorgenommen und das Kapitel „Legende und AbkĂźrzungen fĂźr den Brandschutzatlas“ vollständig neu gefasst. Das „Handbuch Brandschutzatlas“ ist insbesondere fĂźr Architekten, Ingenieure, Brandschutzplaner, Sachverständige, Brandschutzdienststellen, GenehmigungsbehĂśrden, Projektentwickler, Gebäudebetreiber, professionelle Bauherren, Schornsteinfeger und Elektro-Fachplaner gemacht. Josef Mayr, Lutz Battran (Hrsg.): Handbuch Brandschutzatlas. Grundlagen – Planung – AusfĂźhrung. Feuertrutz Verlag fĂźr Brandschutzpublikationen, KĂśln 2011, 2. Auflage, 119 Euro, ISBN 978-3-939138-69-3.

GeprĂźfte 50 Hz-Strombelastbarkeit:

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TIPPS UND TERMINE

Standfeste Stahlbauten Durch extreme Ereignisse wie Fahrzeuganprall, Explosionen, Erdbeben oder Bergsenkungen können an einem Bauwerk große Schäden entstehen bis hin zu seinem vollständigen Kollaps. Ganzheitliche Entwurfsstrategien können die Robustheit von Tragwerken verbessern und die Standsicherheit bei außergewöhnlichen Einwirkungen erhöhen. Zur terroristischen Gefahrenabwehr wurden auch in Deutschland in den letzten Jahren neue Anforderungen an die Planung von Bauwerken gestellt (BMI, 2009). Derartige Einwirkungen auf Bauwerke mit kurzzeit-dynamischen Beanspruchungen aus Explosionen oder dem Anprall beweglicher Objekte sind nicht allgemeingültig in Regelwerken zu finden, ebenso wenig wie eine entsprechende Auslegung von Baustrukturen. Um diese Lücke zu Schließen hat das Bauforum Stahl einen „Leitfaden zur Bemessung von Baustrukturen in Stahl- und Verbundbauweise für Anprallund Explosionslasten“ herausgegeben. Darin sind geeignete Methoden zusammengestellt, um Stahl- und Verbundbauwerke gegen außergewöhnliche kurzzeit-dynamische Einwirkungen auszulegen. Robuste Bauwerke werden meist mit großer Masse und massiven Abmessungen assoziiert. Aber gerade schlanke und leichte Stahl- und Stahlverbundkonstruktionen weisen unter außergewöhnlichen Belastungen ein Höchstmaß an Robustheit auf. Dies erklärt sich aus den Eigenschaften des Baustoffes Stahl und dem Verhalten stählerner Tragstrukturen. Hierzu zählen die hohe Duktilität, ein unempfindliches globales Tragverhalten sowie die Energiedissipation. Eine noch höhere Robustheit von Stahlbauten ist erreichbar, wenn schon beim Entwurf der Tragstrukturen außergewöhnliche Belastungen berücksichtigt werden. Es existieren Methoden, um die Werkstoffeigenschaften von Stahl gezielt für die Bemessung anzusetzen und darüber hinaus beim Ausfall bestimmter Bauteile, Traglasten auf andere, unversehrte Bauteile umzulagern. Bei geeigneter Ausbildung von Anschlüssen und Verankerungen ist es

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möglich, eine Resttragfähigkeit der direkt beanspruchten Bauteile zu erhalten, die für die Standsicherheit des Bauwerks entscheidend ist. Der Bemessungsleitfaden zeigt, über welche Reserven stählerne Bauwerke hier verfügen. Mit einer globalen Bemessungsstrategie ist es möglich, die Eigenschaften des Stahls für kurzzeit-dynamische Belastungen voll auszunutzen, was zu wesentlich kleineren Querschnitten und damit zu architektonisch ansprechenden und wirtschaftlichen Lösungen führt. Im Leitfaden wird das Bemessungskonzept schrittweise vorgestellt: Zunächst erfolgt eine Zusammenstellung von Entwurfsstrategien und Tragsystemen zur Auslegung robuster Bauwerke. Dann wird eine Methode zur Risikobewertung eingeführt, um ein Risikoprofil des Gebäudes erarbeiten zu können. Darauf aufbauend lassen sich für relevante Gefährdungsszenarien die Belastungen aus Anprall und Explosion aus Referenzwerten und einfachen Formeln abschätzen. Auf der Widerstandsseite werden Hilfsmittel zur Verfügung gestellt, um die Last-Verformungskurven für verschiedene Bauteile zu bestimmen. Mit beiden Eingangsparametern lassen sich dann die dynamischen Bauteilantworten mit praxisnahen Methoden bestimmen. Mit diesen Ergebnissen können einzelne Bauteile und die Standsicherheit des gesamten Tragwerkes für die kurzzeit-dynamischen außergewöhnlichen Lasten nachgewiesen werden. Anschließend wird die Berechnung der Bauteilantwort unter kurzzeit-dynamischen Einwirkungen mittels Ein- und Mehr-Massen-Schwingern detaillierter behandelt. Die vorgestellten Methoden werden an einem praxisnahen Bemessungsbeispiel veranschaulicht. Der Leitfaden, der von Dipl.-Ing. Max Gündel, Dr.-Ing. Benno Hoffmeister und Dr.-Ing. Falko Bangert verfasst wurde, ist kostenfrei erhältlich: www.bauforumstahl.de/publikationen-cds-dvds-filme.

TERMINE 7.–8. September

OffshoreWindenergie Das zweitägige Fachseminar „Offshore-Windenergie – Design und Installation von Tragstrukturen in der Nordsee“ in Bremerhaven informiert über Entwurf und Berechnungsmethoden zur Auslegung von Tragstrukturen für Offshore-Windenergieanlagen (OWEA). Die Beanspruchung aus Wellenlasten und der Ermüdungsnachweis mit lokalen Konzepten sowie konstruktive Details bei den Verbindungen sind weitere Themenschwerpunkte. Aktuelle Fragestellungen zu Grout-Verbindungen in OWEA werden diskutiert. Verschiedene Unterstrukturen wie Monopiles, Jackets, Tripods, Tripiles oder Schwerkraftfundamenten vervollständigen die Thematik. Praxisnah greift eine Exkursion zu den Fundamenttypen für den OffshoreEinsatz die Seminarschwerpunkte auf. Derzeit sind nach Angaben des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) 23 OffshoreWindparks mit insgesamt 1.611 Anlagen und einer Leistung von und 7.650 MW in der deutschen Nordsee genehmigt, weitere 56 Parks mit über 20 GW Leistung sind beantragt. www.forwind-academy.com

13. September

BIM-Konferenz 2011 Die etablierte Autodesk-Konferenz zum Thema Building Information Modeling (BIM) bietet der gesamten Bauwirtschaft ein einzigartiges Podium für den offenen Austausch. Architekten, Generalplaner, Ingenieure, Gebäudetechniker, Statiker, Bauunternehmer und Immobilienverwalter treffen sich in München, um sich darüber zu informieren, wie BIM die Geschäftsprozesse ihrer Branche unterstützt und dabei hilft, die täglichen Herausforderungen zu meistern. Im Rahmen der Veranstaltung werden praxisrelevante betriebswirtschaftliche und finanzielle Belange erörtert, die beim Implementieren von BIM eine Rolle spielen. Es erwarten Sie Vorträge von Experten aus der


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TIPPS UND TERMINE

Branche, Workshops sowie ein „Design Slam“, der von Architekten und Planern live vor Publikum ausgetragen wird. www.autodesk.de

19.–20. September

Textilbeton-Tagung Die beiden Sonderforschungsbereiche der DFG „Textile Bewehrungen zur bautechnischen Verstärkung und Instandsetzung“ (SFB 528, TU Dresden) und „Textilbewehrter Beton – Grundlagen für die Entwicklung einer neuartigen Technologie“ (SFB 532, RWTH Aachen) führen gemeinsam mit dem Tudalit Markenverband die Tagung „Textilbeton in Theorie und Praxis“ in Berlin durch. Im Rahmen des 6. Kolloquium zu textilbewehrten Tragwerken (CTRS6) stellen beide SFB aktuellste Ergebnisse ihrer Forschungen vor. Themen sind außerdem Textiltechnik, Verbund, Dauerhaftigkeit, Numerische Simulation, experimentelle Techniken und Tragverhalten. Die Vorträge der 3. Anwendertagung des Tudalit Markenverbandes gehen vorrangig auf praxisbezogene Fragestellungen run dum den Einsatz von Textilbeton ein, wie z. B. Erfahrungen bei der Ausführung von Verstärkungsvorhaben. www.tudalit.de 20. September

HOAI-2009Erfahrungen Seit fast zwei Jahren ist die HOAI 2009 in der Anwendung und bereitet nicht nur den Architekten/Ingenieuren Probleme. Die Änderungen sind nicht so leicht handhabbar, da sie oft nicht klar genug formuliert sind. Welche Erfahrungen gibt es mittlerweile mit der neuen HOAI? Wo liegen die Tücken in der neuen Honorarberechnung? Diesen Fragen geht das Seminar des Essener Hauses der Technik in Berlin nach. Um die Unsicherheiten im Umgang mit der HOAI auszuräumen, sollen positive wie negative Erfahrungen diskutiert und wichtige Kapitel, die geändert wurden, noch mal eindeutig erläutert werden. Die Auswertung neuer Urteile zum Honorarrecht soll zudem mehr Handlungssicherheit vermitteln. www.hdt-essen.de

22.–25. September

27.–29. September

Energiefachmesse

INTERGEO 2011

Die Stromnetze der Zukunft und die damit verbundene Integration erneuerbarer Energien stellten Energiewirtschaft, Wissenschaft und Politik vor eine der größten Herausforderungen für eine erfolgreiche Energiewende. Dieses zukunftsweisende Thema ist das Leitthema der diesjährigen RENEXPO®, der 12. internationalen Energiefachmesse in Augsburg. Neben dem 1. Fachkongress „Zukunftsfähige Stromnetze – Netzintegration erneuerbarer Energien, Stromnetzum- und Ausbau“ bildet der Gemeinschaftsstand „intelligent energy“ die zentrale Kommunikationsplattform der Messe. Hier präsentieren Aussteller Lösungsansätze und Beispiele aus der Praxis. Die 12. RENEXPO® bildet die gesamte Bandbreite der regenerativen und dezentralen Energieerzeugung, der intelligenten Energieverteilung sowie der effizienten Energieverwendung ab. www.renexpo.de.

Zu den Themen der von der DVW e.V. – Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement im September in Nürnberg veranstalteten Intergeo, der Weltleitmesse für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement, gehören Geoinformationssysteme als Schlüsseltechnologie für die Zukunft, 3D-Stadtmodelle, die u. a. den Einsatz erneuerbarer Energien erleichtern können. Interessierte Kommunen finden auf der Messe eine Vielzahl an Unternehmen und Instituten, die das gesamte Angebot von Luftbilddaten, Laserscannerbefliegungen und Visualisierung anbieten. Sowohl im Ausstellungs- als auch Kongressprogramm ist außerdem das Thema ALKIS, das amtliche Liegenschafts- und Katasterinformationssysteem stark vertreten. Nach der Einführung in vielen Bundesländern stehen die Kommunen nun vor der Aufgabe, die neuen Datenformate zu nutzen und in ihre eigenen Systeme zu integrieren. Auf dem Kongress geht es u. a. in Vorträgen und Diskussionen um „ALKIS – Vision und Wirklichkeit“ sowie „Das AFIS-ALKIS-ATKISAnwendungsschema – Wie geht es weiter? Weitere Informationen zu Messe und Kongress: www.intergeo.de

27.–28. September

Solarthermie 2011 Die 4. VDI-Fachtagung Siolarthermi - Heizen und Kühlen mit der Sonne findet in Ludwigsburg statt. Vorgestellt werden aktuelle technologische Entwicklungen bei thermischen Solaranlagen, Komponenten, Systemen und innovative Anlagenkonzepte. Im Mittelpunkt stehen Erfahrungen bei Projektierung, Installation und Betrieb insbesondere großer solarthermischer Anlagen. Vortragstehemen sind u. a. Neues zu Kollektoren, Speicher und Montagesysteme, effiziente Einbindung der Solarthermie in die konventionelle Heiztechnik, Prozesswärme und Kühlung, Planungshilfen für Solaranlagen auf großen Gebäuden, die Kombination Solarthermie mit Wärmepumpen und Anlagenkonzepte für hohe solare Deckungsbeiträge im Neubau und in der Modernisierung. Fachliche Träger sind die VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt (VDI-GEU) sowie VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik. www.vdi.de/solarthermie

28.–29. September

Bauphysiktagung Auf der Weimarer Bauphysiktagung 2011 werden Themen aus der aktuellen Forschung und moderne Anwendungen in der Praxis vorgestellt. Sie ist damit ein ideales Diskussionsforum für Fachleute aus Wissenschaft und Praxis. Neben der thermischen Bauphysik, dem Feuchteschutz und dem Brandschutz ist die Akustik ein zentrales Schwerpunktthema der Tagung. Moderne Verfahren und Berechnungsmethoden und nicht zuletzt Änderungen in der Normung machen einen intensiven fachlichen Austausch unentbehrlich, der in Weimar regelmäßig zu spannenden Diskussionen mit interessanten Kollegen führt. Bei einer Posterausstellung werden zusätzlich Themen aus der bauphysikalischen Forschung und Praxis vorgestellt. www.weimarer-bauphysiktagung.de

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IMPRESSUM TIPPS UND TERMINE

29. September

Bauschadenstag „Energieeffizient sanieren – Schäden vermeiden“ heißt das Motto des 14. Bauschadenstages in Berlin der SSB Spezial Seminare Bau GmbH. Die EnEV hat der energetischen Gebäudesanierung Flügel verliehen. Planer und Ausführende, die bei der Sanierung jedoch ausschließlich die Anforderungen der EnEV betrachten, riskieren Feuchteschäden – vom Schimmelpilzbefall bis hin zum sicherheitsrelevanten Bauteilversagen. Der Bauschadenstag vermittelt das nötige Fachwissen, um Schäden durch eine energieeffiziente Sanierung zu vermeiden: Dazu gehören Kenntnisse der bauphysikalischen Zusammenhänge, der Anforderungen und Haftungsrisiken im Kontext der Wohnungslüftung sowie die Wahl des richtigen Dämmsystems bei Innendämmungen. www.ssb-seminare.de

29. September

Fachtag Brückenbau Der diesjährige DSTV-Fachtag Brückenbau findet an der TU Dresden statt. Wie immer berichten ausgewiesene Experten aus der Brückenbauverwaltung, der Wissenschaft und international tätigen Stahlbauunternehmen über Pla-

nung und Ausführung von Projekten und behandeln Grundsatzfragen bei Gestaltung und Wettbewerb. Zu den vorgestellten Brücken zählen: Waldschlösschenbrücke Dresden, Ortsumgehung Brücke Traunstein, Lange Brücke Potsdam und die Luisenbrücke in saarbrücken. Den Abschluss bildet die Besichtigung der Dresdner Elbebrücken mit der Waldschlösschenbrücke und dem Blauen Wunder. Veranstalter ist der Verein bauforumstahl. www.bauforumstahl.de 8.–9. November

Fabrikplanung Der diesjährige 10. und damit Jubiläumskongress Fabrikplanung wird wieder Treffpunkt der Experten in Deutschland sein. Auf den bisherigen Veranstaltungen wurden herausragende Beispiele der deutschen Ingenieurleistungen für Fabriken gezeigt. Das wird auch diesmal der Fall sein. Die systematische Planung und Veränderung des „Produktes Fabrik“ steht im Mittelpunkt des Kongresses 2011. Das Vortragsangebot umfasst die Methoden der Planung ebenso wie aktuelle Ansätze einer „Grünen Fabrik“ oder die Ausrichtung auf lokale Standortfaktoren in der Welt. Unterstützt durch Wissenschaftler zeigen Unternehmen herausragende Beispiele aus der Praxis. www.sv-fachveranstaltungen.de

BERATENDE INGENIEURE Fachmagazin für Planen und Bauen

ISSN 0005-8866 41. Jahrgang www.vbi.de Herausgeber: Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31 10787 Berlin Tel.: 0 30/2 60 62-0 Fax: 0 30/2 60 62-100 www.vbi.de Redaktion: Ines Bronowski (Chefredakteurin) Tel.: 0 30/2 60 62-230, Fax: -100 bronowski@vbi.de Martina Gabriel Tel.: 0 30/2 60 62-231, Fax: -100 gabriel@vbi.de Verlag: Krammer Verlag Düsseldorf AG Goethestrasse 75 40237 Düsseldorf Tel.: 02 11/91 49 -3 Fax: 02 11/91 49 -450 krammer@krammerag.de Anzeigen: Alke Schmeis Tel.: 02 11/91 49-455, Fax -450 a.schmeis@krammerag.de Es gilt die Anzeigenpreisliste 2007 Layout: KNM Krammer Neue Medien GmbH Düsseldorf Druck: D+L Printpartner, 46395 Bocholt Erscheinungsweise und Bezugspreise: 6 Ausgaben jährlich, als Doppelhefte Einzelheft: 20,– € Abonnement Inland + EU 120,– € nicht EU-Länder 160,– € Studentenabonnement: 60,– € VBI-Mitglieder erhalten „Beratende Ingenieure“ im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

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BERATENDE INGENIEURE 7/8 n 2011

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