Behörden Spiegel November 2020

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Kommunale Infrastruktur

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Behörden Spiegel / November 2020

Ulm beschließt Datenethikkonzept

Roboter erledigt digitale Fließbandarbeit

Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger als Faustpfand der Digitalisierung

Neue Technologie übernimmt selbstständig Arbeitsabläufe

(BS/Benjamin Stiebel) Die Stadt Ulm gibt sich Regeln zum ethischen Umgang mit Daten, die zum Beispiel durch (BS/Jana Wendig*) Wohl jeder Verwaltungsmitarbeiter kennt sie, die unliebsamen Aufgaben, die zwar wenig Sensoren im öffentlichen Raum gesammelt werden. Damit soll der Weg zu einer digitalisierten und intelligent Gehirnschmalz, dafür aber umso mehr Zeit kosten. Tatsächlich machen sogenannte “wertschöpfungsarme vernetzten Stadt verantwortungsvoll beschritten werden. Routinetätigkeiten” einen wichtigen Teil des Arbeitsalltages aus. Doch dafür gibt es nun eine Lösung. Der Gemeinderat hat das kommunale Datenethikkonzept im Oktober beschlossen. Dieses soll die bestehenden gesetzlichen Regelungen zum Datenschutz um eine Selbstverpflichtung der Stadt und der kommunalen Beteiligungen ergänzen. So soll eine zielgerichtete Datennutzung unter Einhaltung ethischer Anforderungen ermöglicht werden. Das Konzept definiert Leitlinien und Grenzen, wie und zu welchen Zwecken Daten genutzt werden dürfen. So ist der Verkauf personenbezogener Daten generell ausgeschlossen. Grundsätzlich sollen personenbezogene Daten nur dort erhoben werden, wo sie benötigt werden. Die Stadt positioniert sich als Vorreiterstadt der digitalen Transformation. Zahlreiche Sensoren und die geplante Datenplattform sollen helfen, Entscheidungen zu treffen und die Stadt effizienter und effektiver zu steuern. “Die Ulmer Bürgerin-

nen und Bürger sollen Vertrauen in die zunehmende Digitalisierung ihrer Stadt haben, daher entwickeln wir selbst Leitlinien zum Umgang mit städtischen Daten”, betont Oberbürgermeister Gunter Czisch. Die Leiterin der Geschäftsstelle Digitale Agenda, Die Stadt Ulm (Foto: Ulmer Münster) positioniert sich Sabine Meigel, als digitale Vorreiterstadt. Foto: BS/moerschy, www.pixabay.com ergänzt: “Hiermit tritt die Stadt Ulm entschie- von der Zeppelin Universität den etwaigen Konzepten eines in Friedrichshafen im Rahmen Überwachungsstaates entgegen. der Zukunftsstadt Ulm 2030+. Letztlich kann die Digitalisierung “Ich freue mich, dass wir nach der Stadt nur gelingen, wenn Monaten intensiver Diskussidie Bürger diese unterstützen on nun ein vom Gemeinderat und auf ein rechtmäßiges wie beschlossenes Datenethikkonethisches Handeln vertrauen.” zept vorliegen haben, das auch Erarbeitet wurde das Kon- Signalwirkungen weit über Ulm zept gemeinsam mit Prof. Jörn hinaus entwickeln wird”, so von von Lucke und seinem Team Lucke.

Innovationsbericht vorgestellt Corona-Krise zeigt Wichtigkeit nachhaltig angelegter Investitionen (BS/wim) Nachdem der letzte Innovationsbericht des Landes Nordrhein-Westfalen inzwischen bereits zehn Jahre zurückliegt, hat Innovationsminister Prof. Andreas Pinkwart nun eine Neuauflage des Berichtes vorgestellt. Die umfassende Analyse war im Auftrag des Innovationsministeriums NRW vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung – gemeinsam mit dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW), der Wissenschaftsstatistik GmbH des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und dem Centrum für Entrepreneurship, Innovation und Transformation (CEIT) der Ruhr-Universität Bochum erstellt worden. Das Fazit der Studie: NordrheinWestfalen kann im Bereich der Innovationen auf viele Stärken setzen: Auf einen innovativen Mittelstand, innovative Großunternehmen, wie etwa in der chemischen Industrie, der Elektro­ technik oder im Maschinenbau, innovative Dienstleister sowie leistungsfähige Hochschulen, die im intensiven Austausch mit der Wirtschaft stehen und auch selbst erfolgreiche Ausgründungen schaffen. Zahlreiche Forschungseinrichtungen beschäftigen sich zudem mit Zukunftsfeldern wie Bioökonomie, IKT oder Elektromobilität. Seit 2018 hat zudem die Entwicklung der Innovationsausgaben durch Unternehmen deutlich zugelegt, auch im Vergleich zum Bundesdurchschnitt. Voraussetzung für digitalisierte Geschäftsmodelle und Investitionen ist natürlich eine flächendeckend gute Infrastruktur. Bei Breitbandanschlüssen sowie bei den Mobilfunkstandards LTE und 5G ist Nordrhein-Westfalen laut dem Bericht führend, was einen wichtigen Standortvorteil für Unternehmen bedeutet. Für

In der DVZ Datenverarbeitungszentrum Mecklenburg-Vorpommern GmbH wurde im Rahmen eines Projektes der neue Service “Robotergesteuerte Prozessautomation” (RPA) entwickelt. Er verspricht den nächsten großen Schritt in Richtung Digitalisierung und Automatisierung der Verwaltung. Bei RPA imitiert ein Roboter den Nutzer am PC und führt selbstständig Aufgaben aus, die wiederkehrend sind und immer dem gleichen Muster folgen. Also zum Beispiel das Ausfüllen von Formularen oder das Einfügen und Verschieben von Dateien. In der RPA werden für solche Tätigkeiten Prozessabläufe modelliert, die dann automatisiert von einem Softwareroboter ausgeführt werden. Für den Mitarbeiter bedeutet diese Automatisierung eine erhebliche Entlastung und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, denn die Softwareroboter laufen rund um die Uhr auf einem Server und erledigen ihre Aufgabe unmittelbar nach dem Aufkommen. Das Anfang 2020 gestartete RPA-Projekt steht mittlerweile kurz vor seinem Abschluss. Ab Januar wird der Service auch für Kunden angeboten. Zuletzt wurde ein Prozess bei Interamt umgesetzt. Das Stellenportal und Bewerbermanagementsystem, das Ämter und Behörden in ganz Deutschland für die Personalsuche verwenden, wurde ursprünglich von der Deutschen Telekom AG entwickelt. Seit 2020 wird Interamt vollumfänglich vom DVZ betrieben.

Bei der “Robotergesteuerten Prozessautomation” imitiert ein Roboter den Nutzer am PC und führt selbstständig Aufgaben aus, die wiederkehrend sind und immer dem gleichen Muster folgen. Foto: BS/DVZ M-V GmbH; shutterstock©TierneyMJ

Dank RPA können Nutzer, die ihr Passwort zum Einloggen bei Interamt vergessen und auch die Sicherheitsfrage falsch beantwortet haben, einfach ein neues anfordern. Wegen der ursprünglichen Programmierung des Systems und der Datenschutzvorgaben des Öffentlichen Dienstes war dies zuvor nur durch Mitarbeiter vom Service-Desk möglich. Denn es mussten vorher stets die Nutzerdaten abgeglichen und sichergestellt werden, dass es sich bei der Anfrage wirklich um einen registrierten Nutzer handelt. Diesen Prozess übernimmt nun der Roboter. Klingt einfach, aber funktioniert es auch? “Zu Beginn gab es schon noch recht viele Fehler”, gesteht Projektleiter Stefan Parge. “Aber das ist normal. Der Roboter muss erst auf den Menschen vorbereitet werden.” Der Erfolg gibt ihm Recht: Bereits nach wenigen

Monaten konnte der “Return of Invest” erreicht werden, also der Punkt, an dem die Ersparnisse durch den Roboter seine Einrichtungskosten wieder reinholen. Außerdem läuft er rund um die Uhr, an Wochenenden und Feiertagen und bieten daher auch den Nutzern einen hohen Mehrwert. Bald profitieren nun auch externe Kunden von der neuen Technologie. Stefan Parge bestätigt: “Wir haben durch die Projektphase viel gelernt und sind bereit, das Produkt auch unseren Kunden anzubieten. Wir freuen uns auf Ihre Anfragen!” Weitere Informationen gibt Stefan Parge, Abteilungsarchitekt Fachapplikationen, unter: s.parge@dvz-mv.de . *Jana Wendig arbeitet im Bereich Redaktion & Marketing der DVZ M-V GmbH.

Jobcenter bekommen Lack ab Das Hygienekonzept wird zum Schutz aller erweitert Das innovative Aushängeschild von NRW: Besonders bekannt für erfolgreiche Innovationen und Ausgründungen ist die RWTH Aachen. Foto: BS/ Peter Winandy, RWTH Aachen

Innovationsminister Pinkwart zeigen die Ergebnisse des Berichtes: “Nordrhein-Westfalen ist ein starkes Innovationsland. Die positiven Entwicklungen bei Hochschulausgründungen, bei Forschungskapazitäten für Zukunftsthemen, bei der digitalen Infrastruktur und innovativen kleinen und mittleren Unternehmen sind Stärken, die wir nutzen und ausbauen können. Gerade die Corona-Krise zeigt, wie wichtig langfristig angelegte Investitionen sind, damit unsere Unternehmen auch in Zukunft

innovativ und wettbewerbsfähig bleiben können.” Bis zum nächsten Bericht soll es diesmal nicht wieder ein Jahrzehnt dauern, so das Ministerium: So sind bis Januar 2022 noch zwei weitere Innovationsberichte zu den Themen “Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen” sowie “technologie- und wissensintensive Gründungen” angekündigt. Den Innovationsbericht des Landes Nordrhein-Westfalen 2020 gibt es online unter: www.inno vationsbericht.nrw.

(BS/Manuel Schneider*) Das Jobcenter Märkischer Kreis hat sein Hygienekonzept ausgeweitet. Neben den bisherigen Aufwendungen haben sich die Verantwortlichen dazu entschieden, sich ein kompetentes Team in die Häuser zu holen. Wenn die letzten Arbeitssuchenden und Angestellten die Räumlichkeiten verlassen haben, kann am Wochenende die neue Erfindung “Clean it” aufgetragen werden. Clean it wurde von Chemikern der Firma itCoating entwickelt, um gegen die Schmierinfektion – ein wichtiger Infektionsweg neben der Tröpfcheninfektion – bei der Verbreitung von Viren vorzugehen. Die Funktionsweise des kaum sichtbaren, dünnschichtigen Hygienelacks Clean it beruht auf drei Eigenschaften: Die porendichte Oberfläche verhindere, dass Viren wie Influenza und Corona hineindiffundieren können. Die Oberfläche sei so glatt, dass weder Viren noch Bakterien sich darauf beziehungsweise darin festsetzen könnten, verspricht das Unternehmen. Zudem habe die Beschichtung eine sehr niedrige Oberflächenspannung, sodass Viren keinen Halt fänden. Zusätzlich griffen biologisch aktive Verbindungen die Virenhülle an. Dadurch werde die Hülle porös und die Viren würden deaktiviert, erläutert einer der Chemiker. “Alle drei Eigenschaften führen zu einer signifikanten Reduzierung von Viren und Bakterien in kürzester Zeit. Bei unserer Beschichtung werden 99,98 Prozent – nachgewiesen in namhaften Laboren – aller Viren in weniger als zwei Stunden deaktiviert.” Das sei sehr wichtig, denn Coronaviren könnten bis zu neun Tagen auf Oberflächen infektiös sein, Bakterien noch viel länger. Das bedeute ein sehr großes Infektionsrisiko. Um die zehn Dienststellen des Jobcenters Märkischer Kreis fit gegen Viren und Bakterien zu machen, legten am Wochenende – um die Trocknungs- und

Der beste Schutz neben der Verwendung der Mund-Nasen-Maske ist Hygiene, vor allem auch auf Oberflächen, die von vielen Menschen berührt werden. Foto: BS/Clean IT

Aushärtezeiten einzuhalten – zwei Teams à zwei geschulter Fachkräfte Hand an. Nach der gründlichen Reinigung der zu beschichteten Flächen wurde der Lack aufgetragen. Alle Flächen und Gegenstände, mit denen die Jobcenter-Besucher und Angestellten in Kontakt kommen, das heißt circa 1.400 Türklinken, alle Lichtschalter auf den Fluren, Stühle im Kundenbereich, Beistelltische der Kundenberater, Aufzüge inklusive Bedienknöpfe und sämtliche Handläufe wurden behandelt. Die viruzide und bakterizide Beschichtung schützt die Oberflächen auch zwischen den Reinigungs- und Desinfektionszyklen mindestens zwölf bis 36 Monate. Das Jobcenter Märkischer Kreis entschied sich für Clean it als Ergänzung des bestehenden Hygienekonzeptes, weil die Beschichtung zusätzliche Sicherheit schafft und zudem ein ständiges

Anreichern der Atemluft mit Lösungsmitteln aus Desinfektionsmitteln verhindert. Zusätzlich rechnet man mit einer Kostenersparnis, denn in Zukunft könnten Flächendesinfektionsmittel eingespart werden. Der Beschichtungspartner bestätigt, dass ein Liter Speziallack circa 1.000 Liter Desinfektionsmittel und zudem Arbeitskraft einspart. “Übertragungswege können vielfältig sein und wir dürfen in der jetzigen Situation keine ausschließen. Der beste Schutz neben der Verwendung der Mund-Nasen-Maske ist Hygiene, vor allem auch auf Oberflächen, die von vielen Menschen berührt werden”, so die Erklärung der Firma itCoating. In den Dienststellen des Jobcenters Märkischer Kreis wurde mittels des Lacks das Risiko der Virenübertragung per Schmierinfektion minimiert und der Hygieneschutz für Mitarbeitende und Kunden um eine weitere schützende Maßnahme ergänzt. Aber natürlich können sich Privatverbraucher auch zuhause schützen. Mit einem Reinigungs- und Beschichtungstuch von Clean it können kleine beschichtete Flächen wie Türklinken oder auch Handläufe für ein sicheres Umfeld sorgen und für größere Flächen gibt es Clean it auch in verschiedenen Flascheneinheiten. Weitere Informationen und Bestellungen unter: www.clean-it. info *Manuel Schneider ist Geschäftsführer der Firma Clean it.


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