smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 6/2019

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Planen & Bauen

 Damals baute Döllinger ein Wasenzelt anlässlich der Feierlichkeiten für die Mitarbeiter im Werk in Sindelfingen auf. Jeder Festwirt gestaltet sein Zelt ganz individuell nach seinen Vorstellungen. Unterstützt werden sie dabei von ihren Brauereien. „Jeder Wirt ist anders, jeder hat eigene Ideen“, sagt Döllinger. Unter den Festwirten herrsche ein gesunder Konkurrenzkampf. Besonders innovativ sind Michael Wilhelmer und Sonja Merz. Wilhelmers Schwabenwelt-Zelt war 2006 mit 50 Metern Spannweite das größte freitragende Zelt. Und Merz hat 2015 auf der Empore die „Schatzi-Bar“, eine drehende Bar, installiert. In diesem Jahr kommt eine neue Galerie mit 165 Plätzen dazu. Die Stahlkonstruktionen für diese Galerien, auf die mittlerweile kein Festwirt mehr verzichten will, sind gigantisch und doch unsichtbar, weil sie mit Holz verschalt werden. Im SchwabenweltZelt sind diese mit 600 Tonnen belastbar. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass auch im ersten Stock Container aufgestellt werden können. Allein der Container, der für die zuverlässige Versorgung mit Strom verantwortlich ist, wiegt vier Tonnen. Gigantisch sind auch die Einrichtungen der 300 m² großen Küchen. Schließlich wollen in den Volksfesttagen unzähligen hungrige und durstige Menschen versorgt werden. Allein zehn Grills von der Dimension 1,80 x 1,40 Meter sorgen dafür, dass stündlich 600 Hähnchen oder „Göckele“ cross gebraten werden. In den 17 Tagen summiert sich dies auf etwa eine halbe Million. Dazu kommen noch Schweinshaxe, Entenbrust, Schnitzel und Rostbraten. „Das Cannstatter

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Volksfest ist kein klassischer Festzeltbau mehr, sondern das sind fast schon Restaurants“, sagt Döllinger, „das Volksfest ist für mich, im Gegensatz zu anderen Festen, schon Champions League. Von der Gestaltung der Zelte bis zur riesigen Speisenauswahl.“ Deshalb stehen in jedem Zelt zehn Kühlcontainer, die jeden Morgen von den Lieferanten wieder gefüllt werden. Und daneben werden zwei Millionen Maß Bier ausgeschenkt. Wenn die Krüge leer sind, laufen sie durch eine von fünf Spülmaschinen. Gigantisch sind auch die Maße der Ausführung für die Teller: fünf Meter lang, 1,80 Meter hoch und einen Meter breit. Kapazität: 1.000 Teller pro Stunde. In den zwölf Wochen des Aufbaus sind in jedem Zelt jeweils 30 bis 40 Arbeiter der verschiedenen Gewerke tätig: Zimmerleute, Schreiner, Klempner, Elektriker, Dekorateure, Maler, Licht- und Tontechniker. Etwa 30 Kilometer Stromkabel müssen verlegt, drei Kilometer Datenkabel installiert und am Himmel 6.000 Meter Stoffbahnen angebracht werden. Bei einem wöchentlichen Rundgang mit dem Baurechtsamt wird geprüft, dass alles den aktuellen Sicherheitsvorschriften entspricht. Und am Donnerstag vor der Eröffnung erfolgt dann die große Abnahme mit Vertretern des Baurechtsamtes, dem Ordnungsamt sowie der Feuerwehr. Die überprüft teilweise mit dem Feuerzeug, ob Stoffe und Dekorationen die nötige Brandschutzklasse haben. Mit zur Sicherheit zählt auch, dass alle Tische und Bänke am Boden angeschraubt sind. Allein dafür benötigen sechs Mann zwei Tage. Ganz anders stellt sich das AlmhüttenDorf von Hüttenwirtin Nina Renoldi dar. Neben der Almhütte stehen 25 kleine Hütten um einen großen Marktplatz. Angeboten werden Tiroler

Fotos: Döllinger, Klaus-Eckard Jost, Fiona J. Beenker, Grandl Festzelt, Rainer Locher, Göckelesmaier

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FAKTEN  Logistik für 4 Zelte: 3 Lager mit 4.000 m² Fläche, 160 LKW; 85 Seecontainer, 18 Wechselbrücken, 4 Mann/800 Std. für Einund Auslagern  Erdanker für Sockelplatten: Hofbräu und Dinkelacker – 690 Stück. pro Zelt (390 Stück mit 1,50 m und 300 Stück mit 1,20 m Länge) Sonja Merz und Schwabenwelt – 360 Stck. mit 1,50 m Länge pro Zelt. 8 Mann/5 Tage für Sockelarbeiten für alle 4 Zelte  Planung für den Auf- und Abbau: 2,5 Monate  Aufbau für 4 Zelte: 12 Mann in 5 Tagen 30–40 Mann (je nach Festzelt) pro Zelt im Einsatz.


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