Georg Elser (Leseprobe)

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Ein Jahr lang besuchte er gemeinsam mit seiner neuen Freundin, der Schneiderin Hilda Lang, regelmäßig die Veranstaltungen des Vereins. 29 Hilda Lang arbeitete zwischen August 1923 und Juni 1936 bei der Firma Pius Wieler in Kreuzlingen. Offenbar hatte ihn die Erfahrung mit dem trunksüchtigen Vater so stark geprägt, dass er aktiv den Alkoholismus bekämpfen wollte. In dieses Bild passt auch, dass Georg Elser mehrfach den alkoholfreien Gasthof »Zum Bären« in Kreuzlingen besuchte.30 Im Frühjahr 1932 führte die schlechte Wirtschaftslage dazu, dass die Uhrenfabrikation Rothmund in Meersburg schließen und Vergleich anmelden musste. Die Arbeiter, unter ihnen Georg Elser, wurden entlassen. Er erhielt als Abfindung einige Uhrwerke, die später noch von Bedeutung sein sollten. Elser arbeitete für einige Wochen, bis Mai 1932, bei einem Tischler in Meersburg und fertigte vor allem Türen und Türrahmen. Er fand im Anschluss jedoch keine neue Arbeit und musste sein Zimmer in Konstanz aufgeben. In Meersburg erhielt Elser nacheinander Unterkunft und Verpflegung bei mehreren Familien, für die er Möbel ausbesserte und kleinere Reparaturen durchführte. Offenbar wurde er mit Hilfe von Mund-zu-Mund-Propaganda weitergereicht. Es waren auch Kombinationen möglich: Unterkunft hier, Verpflegung dort, Reparaturarbeiten für beide Familien. Ende Juli bis etwa Mitte August bezog er eine Schlafstelle bei einer Familie Schnell, deren Schlafzimmereinrichtung er zu reparieren hatte. Auch hier erhielt Elser für seine Arbeit Unterkunft und Verpflegung sowie höchstens ein Taschengeld. Einige Male besuchte er seine Freundin Hilda Lang in Konstanz, einige Male sie ihn in Meersburg. Doch lange sollte sein Aufenthalt am Bodensee nicht mehr dauern. Auch das innige Verhältnis zwischen Hilda Lang und Georg Elser war bald nach dessen Rückkehr nach Königsbronn Mitte 1932 beendet.

Im Mai 1932 informierte Maria Elser ihren Sohn Georg über den zunehmenden Alkoholismus des Vaters – seine »ewigen Saufereien« – und bat ihn, nach Hause zu kommen. Georg Elser kam dieser Bitte Mitte August 1932 nach und fuhr mit dem Zug von Meersburg nach Königsbronn. Die Wanderjahre waren vorbei. Er selbst schilderte die Situation des Jahres 1932 in der späteren Vernehmung: »Über die Rückkehr waren meine Mutter und mein Bruder sehr erfreut. Mein Vater hat diese Rückkehr mit Gleichgültigkeit hingenommen. Ich musste feststellen, daß meine El-

Georg Elsers Sohn Manfred mit seiner Mutter Mathilde Bühl (geb. Niedermann), um 1939.

Manfred Bühl als Mitglied des Deutschen Jungvolks (»Pimpf«) in der Hitlerjugend, 1940.

Zurück nach Königsbronn

29 Schweizerisches Bundesarchiv Bern E. 4320 (B) 1970/25. 30 Ebenda.

GEORG ELSER – EIN LEBENSBILD

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25.09.2008 13:19:46 Uhr


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