enthielt nur Fremdenzimmer! – und die so erzeugte Geselligkeit. Es waren nicht Namen, die geladen wurden, es mußten Kerls sein, auch wenn sie Namen trugen, und sie mußten schon ein wenig in den Kreis passen.«14
Dabei kennzeichnete die festliche Neu-Cladower Atmosphäre eine Bodenständigkeit, die den Gästen noch nach vielen Jahren unvergesslich war und mit jener realistischen Bodenhaftung Guthmanns konform geht, die sich in seiner ironisch-humorvollen Distanznahme von jeglicher elitären Attitüde artikuliert, wie sie beispielsweise dem sich selbst zum Dichterpriester stilisierenden Stefan George eignete. Der hermetischen Abgeschlossenheit des George-Kreises stand die gastfreundliche Offenheit Neu-Cladows gegenüber: »Wer in dieses Haus eintrat, sollte seines Segens teilhaftig werden. Jeder mochte in Haus und Park und auf dem Wasser treiben, wozu sein Genius ihn lockte, der Genius loci würde sein Plazet dazu geben.«15 Diesem Aufruf kamen zahlreiche Künstler und Wissenschaftler nach, von denen viele eng mit Guthmann befreundet waren. So der Archäologe Theodor Wiegand (1864 –1936), Direktor der Antikensammlung der Königlichen Museen und Präsident des Deutschen Archäologischen Insituts sowie der Kunsthistoriker Georg Swarzenski (1876 –1957), Direktor des Städel’schen Kunstinstituts in Frankfurt am Main. Und auch der Kunsthistoriker Johannes Sievers (1880 –1969) zählte zum engsten Freundeskreis des Hausherrn. 1966 beschreibt Sievers in seinen Lebenserinnerungen die Rolle, die das »›Haus Neu-Cladow‹«16 in den friedlichen Jahren vor Beginn des Ersten Weltkriegs im Berliner Kulturleben spielte: »In dem von ihm geschaffenen Rahmen entwickelte sich ein zwangloser Verkehr von Menschen, die ihr Leben der Wissenschaft, der bildenden oder der darstellenden Kunst, der Musik oder Literatur gewidmet hatten – sie alle genossen die Schönheit der Landschaft, des Hauses und der großzügigen Gastfreundschaft des Hausherrn. Das Gefühl, fernab von der Unruhe der Großstadt auf einer ›glücklichen Insel‹ zu verweilen, verstärkte sich für die über das Wochenende oder gar für länger Eingeladenen, ein Vorzug, den ich öfters genoß, während ich am Kgl. Kupferstichkabinett tätig war.«17
Im Folgenden widmen wir uns nun einer Reihe von Persönlichkeiten, die diesen Vorzug ebenfalls genossen …
Benno Berneis: Bildnis des Herrn Guthmann, 1912
14 Goetz 1927, S. 2 ; Goetz 1955, S. 1059 ; Goetz 1964, S. 115 f. 15 Guthmann 1955, S. 128 . 16 Sievers 1966, S. 218 . 17 Ebd., S. 219.
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Mimen Musen Memoiren.indb 15
13.12.18 16:58