Die digitale Energiewirtschaft - Agenda für Untermehmen und Politik

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D I E D I G I TA L E E N E RG I E W I R T S C H A F T HANDLUNGSFELDER

Der Leiter des Finanzbereiches besitzt Zugang zu sämtlichen Geschäftsdaten und kann die Business Intelligence12 mit digitalen Technologien ausbauen. Außerdem kann er neue Finanzierungswege und Beteiligungsformen für digitale Innovationen etablieren. Marketing-, Service- und Vertriebsleiter sind für das ganzheitliche Kundenerlebnis verantwortlich und sollten mehr denn je eine konsistente und kontaktpunktübergreifende Kommunikation in Echtzeit sicherstellen. IT- und Betriebsleiter sorgen wiederum dafür, dass IT-Systeme und (unternehmensweite) Prozesse den Anforderungen der Digitalisierung entsprechen. Personalleiter sorgen dafür, dass das passende Personal vorhanden ist, passen Weiterbildungskataloge an, automatisieren die Personalverwaltung und nutzen digitale Lösungen für das Talent Management.

Digitale Kompetenzen auf- und ausbauen Die Digitalisierung erfordert neue spezielle Kompetenzen, die viele Unternehmen noch aufbauen müssen. Dabei kommt nicht nur der Aus- und Weiterbildung eine besondere Bedeutung zu. Auch die Rekrutierung von Digital-Experten sowie die Personalentwicklung und Bindung wird von der Digitalisierung beeinflusst und verändert. Aus- und Weiterbildung Der Bildungssektor fängt an, auf die Nachfrage der Industrie nach neuen Berufsbildern mit digitalen Inhalten zu reagieren. Nicht nur der Einbau von Medien- und Systemkompetenzen in den Lehrplänen zeigt diese Veränderung, auch die Ausbildungsschwerpunkte verschieben sich bereits in Richtung Informatik und Elektronik. Es wird generische digitale Berufsbilder geben wie z. B. den Data Scientist. Es kann aber auch spezielle Bedarfe in den Energieversorgungsunternehmen geben, die im Bildungssektor berücksichtigt werden sollten.13

Branchenfremdes Praxisbeispiel Der Werkzeugmaschinenbauer Trumpf hat den Ausbildungsberuf „Produktionstechnologe“ entwickelt. Darin werden größere Zusammenhänge im Sinne von industriellen Produktionsprozessen und -anlagen gelehrt als bei der klassischen Mechatroniker-Ausbildung.

Die Weiterbildung im Unternehmen – darunter fallen auch Traineeprogramme – ist um digitale Lehrinhalte zu erweitern. Dazu gehören neben dem Training zu spezifischen IT-Systemen auch allgemeine Kompetenzen wie z. B. Richtlinien zum Verhalten in sozialen Medien, wenn Mitarbeiter im Namen des Unternehmens agieren, oder auch eine interne „Netiquette“, welche die interne digitale Kommunikation regelt. Energieversorgungsunternehmen sollten zum einen prüfen, ob es neue, branchenspezifische digitale Berufsbilder gibt, die im Bildungssektor aufzunehmen sind. Zum anderen sind die Weiterbildungskataloge um digitale Lerninhalte zu erweitern. Der BDEW kann hierbei unterstützen, beispielsweise durch die Förderung des Erfahrungsaustauschs zwischen den Unternehmen zu diesem Thema und als Vertretung gegenüber dem Bildungsträger. Rekrutierung Insbesondere die Digital-Experten nutzen und erwarten neue Wege und Formen der Bewerbung. So ist es mittlerweile Usus, über soziale Netzwerke wie Xing oder LinkedIn nicht nur Profile öffentlich zu machen, sondern auch seine Daten direkt über diese Netzwerke an suchende Unternehmen zu senden (sogenannte One-Click-Bewerbung). Einige Unternehmen haben bereits darauf reagiert und ihre Bewerberdatenbank um Schnittstellen zu den sozialen Netzwerken erweitert. So können die Bewerberdaten direkt in die Datenbank des Unternehmens geladen werden.

12 Unter Business Intelligence (BI) wird die systematische Analyse von Daten in elektronischer Form verstanden. 13 Weitere Anforderungen an die berufliche Qualifikation sind in Kapitel 004: Politische Botschaften aufgeführt.


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