Engelsloge Nr. 31

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Ballett

EINE F ­ RAGE VON R ­ ÜCKGRAT Igor Zelensky ist neuer Direktor des Bayerischen Staatsballetts. Schritt für Schritt möchte er vorangehen, alles ausprobieren mit seinen Tänzern. Die Premiere Spartacus macht den Anfang, Alice im Wunderland wird folgen. Ein Gespräch über Ehrgeiz, Evolution und die Verantwortung gegenüber einer Compagnie.

Herr Zelensky, lassen Sie uns über Ihre erste ­Spielzeit sprechen. Im Dezember bringen Sie die Premiere Spartacus. Wie ist es zu dieser Entscheidung gekommen? Spartacus ist mit der Musik von Aram Chatschaturjan und in der Choreographie von Yuri Grigorovich ein großartiges, massives Stück. Es wurde überall in der Welt aufgeführt, aber hier in ­München wird es tatsächlich das erste Mal sein. Natürlich ist es immer einfacher, auf Nummer sicher zu gehen, einen berühmten Choreographen für eine Kreation einzuladen, sechs Tänzer ­auszuwählen und erfolgreich damit zu sein. Aber ich möchte das ­Ensemble zeigen. Bei Spartacus sind etwa 85 Tänzer auf der ­Bühne, plus Chor. Außerdem braucht man vier starke Solisten, für die vier – übrigens wunderbaren – Hauptpartien. Um das stemmen zu können, muss man als Theater wirklich ehrgeizig sein. Und das sind wir. Ich glaube außerdem, dass es auch für das Publikum eine Abwechslung sein wird, mit einem klassischen ­Ballett zu beginnen, da die letzten Premieren am Staatsballett eher modern waren. Da wollte ich eine Art Balance schaffen.

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Auch weiterhin wird sich Klassisches und Modernes die Waage halten. Die jetzige Spielzeit wird eher klassisch, die folgende dann wieder moderner. Die zweite Produktion, die Anfang April Premiere hat, ist Alice im Wunderland, eine sehr erfolgreiche ­Produktion des Royal Ballet in London. Was ist Ihre Beziehung zu diesem Stück? Mit Christopher Wheeldon, dem Choreographen von Alice im Wunderland, habe ich viele Jahre im New York City Ballet getanzt. Heute ist er einer der Topchoreographen. Als ich 2011 nach ­London kam, um die Premiere zu sehen, wusste ich sofort: Ich will diese Produktion aufführen! Als dann klar war, dass ich nach ­München gehe, habe ich alles versucht, sie zu ­bekommen und es hat mich viel Energie gekostet. Aber es war mir wirklich eine Her­ zensangelegenheit – nicht nur für dieses Haus, die Stadt, son­ dern auch für die Kinder. Ich habe ja selber drei, die sich schon sehr darauf freuen.

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