Entwicklung dazu beiträgt
JUNI 02 2024
Nada
Liebe Leser:innen,
kennt noch jemand die Agenda 21? Das Aktionsprogramm der Vereinten Nationen stammt aus dem Jahr 1992 und verknüpfte damals zum ersten Mal das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung mit Bildung. Dahinter steckt die Idee, dass wir Menschen durch die Vermittlung von Kompetenzen in die Lage versetzen müssen, Gesellschaft und Wirtschaft zukunftsfähig zu gestalten. Das ist jetzt 32 Jahre her. Es folgten die UN-Dekade der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), das Weltaktionsprogramm BNE und die Agenda 2030 mit ihren 17 Sustainable Development Goals.
DIE GUTE SACHE
Mit zwei Euro die Welt verändern, sodass alle Kinder und Jugendlichen in Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und Würde leben können: So sieht die Vision der 2-Euro-Aktion von misereor aus. Ob es um Gesundheit für Straßenkinder in Indien oder Schulunterricht für geflüchtete syrische Kinder im Libanon geht – gemeinsam mit vielen 2-Euro-Spender:innen und einheimischen Projektpartner:in-nen werden Kinder und Jugendliche dabei unterstützt, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und für ihre Rechte einzutreten. Eine GUTE SACHE.
IN EIGENER SACHE
Mittlerweile sind junge Menschen in den Fokus gerückt: Sie sind die wahrscheinlich letzte Generation, die Entwicklungen noch beeinflussen kann, bevor diese eventuell unumkehrbar werden. Sie müssen den Wandel gestalten, und zwar jetzt. Dafür braucht es Einsicht in die Zusammenhänge zwischen den Systemen, interdisziplinäres Denken – umfassende „Gestaltungskompetenz“, so der Terminus im BNE-Kontext. Gleichzeitig ist die junge Generation stärker verunsichert und psychisch belastet als vorhergehende. Junge Menschen leiden unter hohem Leistungsdruck, haben in den Pandemie-Jahren Orte des Austauschs und der Zugehörigkeit verloren und fühlen sich angesichts der globalen Krisen wie Kriege, Migration und Klimawandel zunehmend hilflos und nicht wahrgenommen.
Genau deshalb ist Bildung für nachhaltige Entwicklung Thema der Stunde für die Jugendarbeit: An nonformalen Bildungsorten können wir die Kompetenzen besonders gut und nachhaltig vermitteln, die aktuell so zentral sind. Vor allem können wir Entwicklungsräume ohne Leistungsdruck anbieten, Wege aus dem Gefühl der Überforderung in die Verantwortung aufzeigen sowie, echte Beteiligung und Selbstwirksamkeit ermöglichen. Wir können und wir machen das so gut wie kaum jemand anderes, und das sollten wir selbstbewusst vermitteln. Denn wir alle brauchen noch mehr davon – jetzt.
Euer
Philipp Seitz, Präsident des BJR
Könnt Ihr alle 17 Ziele der „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ aufzählen? Nein? Das dachten wir uns. Die Agenda der Vereinten Nationen, die eine nachhaltige globale Entwicklung mit Bildung verknüpft – kurz „BNE“ – wurde zwar schon auf der UN-Umweltkonferenz von Rio de Janeiro 1992 ins Leben gerufen. Doch auch jetzt, 32 Jahre später, ist sie leider immer noch nicht so bekannt, wie sie sein sollte. BNE ist ein schlüssiges, wichtiges Bildungskonzept und deshalb widmen wir ihm den Fokusteil dieser juna. Die 17 Ziele findet Ihr gleich auf den nächsten Seiten in kleinen bunten Kacheln. Und keine Sorge: Auch wir können sie – selbst nach der Arbeit an dieser juna – nur aufzählen, wenn wir ausgeschlafen und konzentriert sind. Aber vielleicht schaffen wir auch dann nur 14.
&
lernen mit geflüchteten Kindern im Libanon. Mit die
verändern DIE GUTE SACHE 01 EDITORIAL juna 02.2024 COVER Adobe Stock FOTO privat, Adobe Stock
Mehr Infos über
Du
ich
Welt
13 JUGENDPOLITIK
Nachlese 164. Vollversammlung, U18-Wahl, jugendpolitischer Austausch im Bus, Koalitionsvertrag, Solidarität mit Israel, neue Positionspapiere der AGJ, Zw ischenbericht zur EU-Jugendstrategie
15 INTERVIEW
Jugendarbeit stärkt Miteinander, Selbstwert und Verantwortungsbewusstsein – juna im Gespräch
m it Jugendministerin Ulrike Scharf
18 REPORTAGE
Fang mich doch, Zombie –
Ferienworkshop des KJR München-Stadt
20 PRAXIS
„LandLuftTouren“: neues Projekt der Bayerischen Jungbauernschaft, Stadtjugendring Coburg: „Gruppenstunden spezial“, Kinder- und Jugendgipfel in Erlangen
22 HINTERGRUND
Diskriminierung die Stirn bieten –Mobile Antidiskriminierungsberatung in Bayern
23 ES LIEGT WAS IN DER LUFT
Ohne Panikmache für Hitzeschutz
sensibilisieren – Hitze ist auch für Jugendliche ein Thema
24 SERVICE
Publikationen, Veranstaltungen, Webtipps, Fortbildungen und Personalien
29 IMPRESSUM
03 Es gibt keinen Planeten B Warum ist das BNE-Konzept so wichtig?
v on Jan v.u.z. Egloffstein
06 „Die jungen Menschen h aben etwas bewirkt“
Interview mit Michael Schwarz von Anna-Maria Salmen
08 Wir haben die Karten in d er Hand
Interaktiver Workshop „Klima-Puzzle“ von Sandra Perconte
09 Lernen, Glück und Nachhaltigkeit
BNE im Jugendherbergswerk Bayern v on Markus Achatz
PROJEKTE
10 Die lange Reise meiner Jeans Ferienangebot „Stoffgeschichten“ von Ökoprojekt MobilSpiel e.V. und Feierwerk Südpolstation in München von Lena Stevens
11 Schlösser und Augen öffnen
D er Escape Room der Jugendsiedlung Hochland
v on Ann-Katrin Speidel
12 Wovon Pippi Langstrumpf n ur träumen könnte
Baumhaus-Workshop für Kinder und E hrenamtliche der Jugend des D eutschen Alpenvereins von Karin Bergdolt
Es gibt keinen Planeten B
Der Klimawandel wird zunehmend spürbar und schreitet weiter voran. Und so wird das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) von Jahr zu Jahr wichtiger. Unser Autor erläutert, was darunter zu verstehen ist und wieso die Jugendarbeit dabei eine zentrale Rolle spielt
TEXT Jan v.u.z. Egloffstein
01 EDITORIAL
FOKUS: BILDUNG FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG
03
INHALT 02 03 FOKUS FOTO Adobe Stock juna 02.2024
>>
juna 02.2024
schen sollen dazu befähigt und ermutigt werden, sich für eine nachhaltige Gestaltung ihrer Zukunft zu engagieren.“ Diese Befähigung wird im Kontext
lichkeiten überwunden werden, bis sie bereit sind, gewohnte Verhaltensweisen zu überdenken und im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu ändern.
lungen besonders betroffen, allein schon aufgrund der Lebensspanne, die ihnen
DIE JUGEND IST UNSERE CHANCE
Sie hat mit Blick auf BNE bessere Voraus
ALS HERAUSFORDERUNG
Junge Menschen bleiben auch heutzutage nicht ewig jung: Obwohl die Jugendphase inzwischen deutlich länger dauert als noch vor 30 Jahren, junge Menschen die größte Herausforderung heute nicht mehr darin, Wissen und Erkenntnisse zum Beispiel über den Klimawandel zu gewinnen. Wir haben auf unseren Smartphones Zugang zu einem großen Teil des eltweiten Wissens. Die wichtigste Aufgabe liegt aktuell darin, junge Menschen derlichen Kompetenzen auszustatten, die es ihnen ermöglichen, das viele Wissen anzuwenden, um
trale Herausforderung – nicht nur, aber auch in der Jugendarbeit. •
Jan v.u.z. Egloffstein ist Referent für Förderwesen und Bildung für nachhaltige Entwicklung beim BJR
DER AUTOR
juna 02.2024 FOKUS 05
„Die jungen Menschen haben etwas bewirkt“
Ob Fridays for Future, die Letzte Generation oder Trends wie Upcycling und Veganismus: Umwelt- und Klimaschutz scheint bei jungen Menschen im Moment so aktuell wie noch nie zu sein. Dabei ist das Thema nicht neu. Der Bayerische Jugendring (BJR) beschäftigt sich bereits seit Jahrzehnten mit Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Michael Schwarz, der Leiter des Bereichs strategische Handlungsfelder beim BJR, spricht im Interview über Meilensteine, Entwicklungen und das Engagement junger Menschen für die Umwelt
Herr Schwarz, die Agenda 21 verknüpfte 1992 erstmals das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung mit Bildung und Erziehung. Seit wann spielt das Thema BNE im BJR eine Rolle?
MICHAEL SCHWARZ: Mit der Agenda 21 beschäftigen wir uns beim BJR schon seit 1993. Die Themen waren aber zuvor bereits in den Genen der Jugendarbeit: 1985 hatten wir in Würzburg eine Konferenz, bei der es um Ökologie und Politik ging. Im Jahr 1990 beschlossen wir dann, die Landesvorstandsarbeitsgruppe „Jugend(verbands)-Arbeit und Ökologie“ zu gründen, die bis jetzt Bestand hat. Man hat sich beim BJR also schon immer im Wandel der Zeit mit ökologischen Themen beschäftigt.
Was waren die großen Themen und Beschlüsse der letzten Jahrzehnte? 1991 wurde die Satzung des BJR um die folgende Passage ergänzt: „Aufgabe des
nen ist es im Besonderen, sich für den Erhalt der natürlichen Umwelt einzusetzen, dazu beizutragen, dass junge Menschen lernen, umweltbewusst zu leben, und sie zu motivieren, jetzigen wie zukünftigen Schädigungen der Umwelt entgegenzuwirken.“ Das war schon ein großer Schritt – wenn etwas in der Satzung steht, hat es auch Bedeutung. Die Themen im BJR waren dabei ziemlich differenziert: Es ging bei Satzungsänderungen nicht nur um die klassische Umweltbildung, sondern zum Beispiel auch um Migration, Inklusion und Geschlechterbilder.
Hat sich das Engagement junger Menschen im Lauf der Zeit verändert?
Ich glaube, es ist breiter geworden. Früher waren es vor allem Umweltorganisationen: die Naturfreundejugend, die Jugendorganisation Bund Naturschutz oder die Jugend des DAV. Wir haben das erweitert. Da kamen zum Beispiel die Sportjugend, die Jungbauernschaft und die Fischerjugend dazu. Die haben alle andere Sichtweisen mitgebracht. Gleichzeitig wurden gische Themen auch gesellschaftspolitisch immer wichtiger. Beispielsweise wurde über den Atomausstieg ausgiebig diskutiert, das hat alle bilisiert.
Welche Aktionen der Jugendarbeit haben Sie in all den Jahren besonders beeindruckt?
Die Landesvorstandsgruppe fuhr einmal mit dem Umweltbildungsschiff Takatuka mit, ein Angebot der Jugendorganisation Bund Naturschutz. Dabei geht es mit dem Boot auf eine Insel in der Donau. Dort gibt es verschiedene Stationen: Die Jugendlichen können zum Beispiel Pflanzen, Bäume und Tiere untersuchen oder Flussläufe beobachten. Das verbindet Abenteuer mit Umweltbildung. Außerdem durften wir bei der Fachmesse „Öko Welt“ einen Stand aufbauen und uns zu unseren Themen innerhalb der Jugendarbeit äußern. Es war schön, von der Fachwelt wahrgenommen zu werden.
Glauben Sie, dass das Engagement junger Menschen etwas bewirkt hat?
Ja, das Thema Klima ist aktueller denn je. Die jungen Menschen haben auf alle Fälle etwas bewirkt, weil sie die Problematik transportieren, auch an die Älteren. Es sind immer die Jüngeren, die darauf aufmerksam machen. Ich glaube, dass man den jungen Menschen immer mehr abnimmt, dass sie für diese Anliegen brennen – weil sie noch die meiste Lebenszeit vor sich haben. •
DER INTERVIEWTE
Michael Schwarz leitet den Bereich strategische Handlungsfelder beim BJR
UND DEIN BEITRAG, BJR?
Bildung für nachhaltige Entwicklung kann nur gelingen, wenn viele Institutionen und Akteure gemeinsam anpacken. Der BJR ist an vielen wichtigen Bündnissen und Kooperationen beteiligt. Eine Übersicht
In der Bayerischen Klima-Allianz verfolgt der BJR mit über 50 Partner:innen die Ziele, das Bewusstsein für das Thema Klimaschutz zu stärken, breit angelegte Informationen bereitzustellen, Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und gemeinsame Aktionen im Sinne eines nachhaltigen Klimaschutzes anzuregen.
Im Beratungsgremium Intensivierung der Umweltbildung/BNE beraten Vertreter:innen des BJR das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz bei der Auswahl von Projekten, die von Umweltstationen und anderen Umweltbildungseinrichtungen umgesetzt und aus staatlichen Mitteln gefördert werden.
Am Runden Tisch Umweltbildung vernetzt sich der BJR mit anderen Akteur:innen der Umweltbildung/BNE aus allen Bildungsbereichen.
Im Arbeitskreis Bildung für nachhaltige Entwicklung in Bayern gibt der BJR zusammen mit anderen Akteur:innen aus verschiedenen Lebens- und Arbeitsbereichen wichtige Impulse für die Umsetzung des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung im Bildungsbereich und beteiligt sich an der Gestaltung von Bildungsprozessen.
Bei der Erarbeitung eigener Mobilitätskonzepte unterstützt der BJR die Jugendringe und Jugendverbände und bietet eine Plattform für den Austausch.
In der LandesvorstandsArbeitsgruppe BNE beraten ehren- und hauptamtliche Fachleute den Landesvorstand bei der Ausgestaltung und Weiterentwicklung des strategischen Handlungsfeldes BNE.
Im Pakt für BNE, einem breiten zivilgesellschaftlichen Aktionsbündnis mit inzwischen über 60 Partner:innen, verfolgt der BJR die gemeinsamen Ziele, der Bildung für nachhaltige Entwicklung eine starke politische Stimme zu geben, Aktivitäten zu bündeln und Verbindlichkeit in der Umsetzung zu erwirken.
BAYERISCHE KLIMAWOCHE 2024
Im Rahmen der Kampagne „Klimawandel meistern“ des Bayerischen Umweltministeriums findet vom 11. bis 20. Oktober 2024 eine „Bayerische Klimawoche“ mit zahlreichen Aktionen in ganz Bayern statt. Alle Institutionen und Vereine sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen. Mehr Infos gibt es unter klimawandel-meistern.bayern.de
FOTOS Adobe Stock 06 FOTOS Adobe Stock, BJR FOKUS
Interview von Anna-Maria Salmen
07 FOKUS juna 02.2024
WIR HABEN DIE KARTEN
IN DER HAND
Der interaktive Workshop „Klima Puzzle“ sensibilisiert auf spielerische Weise für den Klimawandel und macht Lust, etwas dagegen zu unternehmen. Das Konzept stammt aus Frankreich und verbreitet sich in alle Welt: Bisher wurden schon 1,5 Millionen Menschen erreicht
Wenn sich Menschen auf die Straße kleben oder die Schutzvitrine von Gemälden mit Suppe bewerfen, dann protestieren Presse und Öffentlichkeit lautstark. Warum?
Weil das Thema Klimawandel nicht nur sehr komplex ist, sondern auch emotionsgeladen. Wie also kann man es allen erklären und gleichzeitig Lust darauf machen, etwas dagegen zu tun?
Das gelingt beispielsweise mit dem Klima Puzzle, einem interaktiven Workshop, der Bewusstsein für den Klimawandel schafft. Dahinter steht ein Verein aus Frankreich, seit seiner Gründung hat er mehr als 1,5 Millionen Menschen erreicht.
Er organisiert Workshops für die breite Öffentlichkeit, Gemeinden sowie Schulen, Universitäten und Jugendringe. Die Workshops setzen aufs Mitmachen, das ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Klima Puzzles.
DIE MAGIE DER SCHWARMINTELLIGENZ
Die Spieler:innen müssen 21 Karten (bei der Junior-Version) oder 42 Karten (bei der Erwachsenen-Version) in die richtige Reihenfolge von Ursache und Wirkung bringen. Dabei diskutieren sie miteinander und gestalten gemeinsam, während die Moderator:innen allmählich in den Hintergrund treten.
Es fängt in jedem Fall mit Ungewissheit an. Danach kommen die Karten auf den Tisch. „Temperaturanstieg ... und dann kommt doch Treibhauseffekt“, sagt ein Teilnehmer. „Neeee, schau mal, wir müssen die anders hinlegen, schau so!“, sagt ein anderer. Da ist sie, die Magie der Schwarmintelligenz: In der Gruppe wird heftig diskutiert und nach ein paar Minuten liegen die Karten in einer schönen
LERNEN, GLÜCK UND NACHHALTIGKEIT
Ursache-Wirkungskette vor der Gruppe. Das Ergebnis: Ein Fresko mit 21 oder 42 Karten, das den Klimawandel skizziert. Fresko? Ja, der deutsche Name lautet zwar Klima Puzzle, aber die Franzosen, die es erfunden haben, sagen dazu „la fresque du climat“. Es schlüsselt die vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) gesammelten wissenschaftlichen Informationen auf. Allerdings macht es mehr Spaß, das Klima Puzzle zu spielen, als ein paar tausend Seiten zu lesen.
ERST DURCHATMEN, DANN NACHDENKEN
Wenn die Gruppe alle Karten hingelegt hat, schauen viele mit traurigem oder schockiertem Blick auf den Tisch. Jetzt erst einmal durchatmen! Dann folgt die Emotionsrunde: Wir alle haben Gefühle, die sind erlaubt – und machen Lust darauf zu agieren! Die Frage kommt immer aus der Gruppe: Was macht man jetzt? Also leiten die Moderator:innen die letzte Phase des Klima Puzzles ein: Die Teilnehmer:innen sammeln und diskutieren Ideen.
Am Schluss stehen vor den Moderator:innen nicht nur Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, die Spaß hatten und nun verstehen, worum es geht. Sondern auch aktive Bürger:innen, die sich berechtigt und befähigt fühlen, Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen. Wer Interesse hat: Auf klimapuzzle. de erfährt man, wann der nächste Workshop in der Nähe stattfindet. •
DIE AUTORIN
Sandra Perconte ist Workshopleiterin für das Klima Puzzle und unterrichtet außerdem Französisch, unter anderem an der TU München germany@climatefresk.org
Wie lässt sich BNE in Einrichtungen der Jugendarbeit umsetzen? Ein Paradebeispiel ist das Jugendherbergswerk Bayern, das seit 2017 eine nachhaltige Unternehmensstrategie verfolgt. Im Zentrum stehen Gemeinwohlorientierung, Bildungsauftrag und das Gemeinschaftserlebnis. Kompass sind die UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung
Umweltbildung und Nachhaltigkeit gehören seit langem zum Programmbereich der bayerischen Jugendherbergen. Bereits in den 1960er Jahren wurden sogenannte Naturstudienplätze zur Erziehung in und mit der Natur eingerichtet. Mit Einführung des Bildungsprofils „Umwelt|Jugendherberge“ in den späten 1980er Jahren wurde das Thema ein Schwerpunkt. Aus Umwelterziehung wurde eine praxisnahe Bildung für nachhaltige Entwicklung mit vielen sichtbaren Veränderungen für die Gäste. Inzwischen sind in allen bayerischen Jugendherbergen eine Reihe von Verpflegungskomponenten „bio-zertifiziert“ ,die Häuser beziehen Strom zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie. Bei Printprodukten und im Hygienebereich wird ausschließlich Recyclingpapier eingesetzt, das regelmäßige Erheben des CO2-Fußabdrucks hilft, Emissionen zu reduzieren.
GANZHEITLICHES VERSTÄNDNIS
Insbesondere im Programmbereich wird ein ganzheitliches Verständnis von Bildung und Nachhaltigkeit großgeschrieben. Spezielle Angebote für Schulen und Jugendgruppen orientieren sich an den vier Dimensionen nachhaltiger Entwicklung und den Sustainable Development Goals (SDG) der UN. Folgende vier Punkte sind für das Jugendherbergswerk Bayern von besonderer Bedeutung: SDG 4 Hochwertige Bildung, SDG 10 Weniger Ungleichheiten, SDG 12 Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster und SDG 13 Maßnahmen zum Klimaschutz. Beim Programm „Bergwelt des Fairbrauchers“ der Umwelt|Jugendherberge Waldhäuser geht es zum Beispiel in der
Wildnis des Nationalparks Bayerischer Wald um Ressourcen wie Wasser, Pflanzen und Totholz. Es vermittelt den Teilnehmenden, welche Chancen ein faires Verbraucherverhalten eröffnet. Jugendherbergen mit dem Bildungsprofil „Alpiner Studienplatz“ verknüpfen Erlebniselemente und den sensiblen Umgang mit der Natur in der Alpenregion, zum Beispiel bei Bergwald-Exkursionen, Bergbach-Untersuchungen oder beim „Waldbaden“. Gesunde Ernährung und Hintergrundwissen zum nachhaltigem Konsum werden in Programmen wie „Natur zum Anbeißen“, „Mozzarella auf Boarisch“ oder „Pizza für Planetary Health“ praxisnah erlebbar.
Das globale Klima und das Klima in der Gruppe rücken in den Fokus bei Angeboten zum sozialen Lernen: beispielsweise wenn es in der Umwelt|Jugendherberge
Eichstätt bei dem Fünf-Tages-Programm „Kooperativ Aktiv“ Impulse für ein gutes Klassenklima gibt oder bei „Abenteuer Altmühl im Kanu“ gemeinsam zu Wasser und zu Land verschiedene Naturräume handlungsorientiert und Bezug zum Lehrplan entdeckt werden können.
Ein breites Verständnis von Nachhaltigkeit zeigt sich auch, wenn Jugendherbergen mit Fokus auf kultureller Bildung oder Gesundheit und Bewegung Programme mit Bezug zu BNE anbieten: die Kultur|Jugendherberge Regensburg etwa die digitale Schnitzeljagd „BNE-Zeitreise“ oder „Happy Body – Bewegung, Ernährung, Achtsamkeit“, die Kultur|Jugendherberge
EINE REISE INS GLÜCK In übergreifenden Programmkonzepten werden Inhalte vertieft, die an mehreren Jugendherbergsstandorten in Bayern umgesetzt werden: Das Programm „Reise ins Glück“ (Glück und Nachhaltigkeit) bringt individuelles Glücksempfinden, Fragen zu Zukunftsperspektiven von Jugendlichen mit nachhaltigem Handeln im Alltag und globalen Entwicklungen zusammen. Die Umwelt|Jugendherbergen Eichstätt und Waldhäuser sind seit 2008 mit dem Qualitätssiegel „Umweltbildung.Bayern“ für hochwertige Programme zur Umwelterziehung und BNE des Bayerischen Umweltministeriums ausgezeichnet.
DER AUTOR
Passau zum Beispiel „My Day For Future“ mit Erlebniselementen wie einer nachhaltige Spurensuche und dem DIY-Baustein „Zero Waste“, „Green Kids in der Burg“ (für Grundschulen) oder auch „Klimahelden unterwegs“ (für 10- bis 15-Jährige).
FÜR EINE BESSERE ZUKUNFT Bildung und Nachhaltigkeit hängen für die bayerischen Jugendherbergen eng zusammen. Hinter den BNE-Programmen steht ein Konzept, wie wir Menschen den Herausforderungen unserer global vernetzten Welt begegnen können. Zugleich sollen Kinder und Jugendliche zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und nachhaltigem Handeln im Alltag befähigt werden
Markus Achatz ist Leiter des Bereichs Bildung im DJH Landesverband Bayern markus.achatz@jugendherberge.de
von Sandra Perconte
von Markus Achatz
FOKUS 08 juna 02.2024 juna 02.2024 FOTOS DJH Bayern FOTOS fresqueduclimat.org
DIE LANGE REISE MEINER JEANS
Woher kommt unsere Kleidung? Und wie kann man selbst nachhaltig Stoff gestalten, verschönern und daraus etwas herstellen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das dreitägige Ferienangebot „Stoffgeschichten“ von Ökoprojekt MobilSpiel e.V. und Feierwerk Südpolstation in München
Das Projekt „Stoffgeschichten“ ermöglichte 8- bis 12-Jährigen einen kritischen Blick hinter die Kulissen der Modeindustrie und lud sie spielerisch dazu ein, sich mit Ressourcenschutz und globaler Gerechtigkeit auseinanderzusetzen. Sie erhielten die Gelegenheit, unseren konsumorientierten Lebensstil zu hinterfragen und nachhaltige Handlungsalternativen kennenzulernen und zu erproben.
Zum Einstieg wurde der eigene Bezug zu Kleidung thematisiert: Die Kinder recherchierten anhand der Etiketten, wo ihre Kleidungsstücke herkommen. Anschließend vollzogen sie mithilfe einer g roßen Weltkartenplane beispielhaft die Reise einer Jeans nach. Dabei wurde Stück für Stück durch Fotos und gespannte Fäden sichtbar, wie viele Stationen zwischen Baumwollanbau und eigenem Kleiderschrank liegen, und wie
viele Menschen insgesamt am Produktionsprozess beteiligt sind – und unter welchen Bedingungen. Am zweiten Tag lag der Schwerpunkt darauf, alternative Möglichkeiten kennenzulernen, wie der Transportweg, die Materialien, die Verarbeitung und die Arbeitsbedingungen in der Textilkette nachhaltiger und fairer gestaltet werden können .
DER MEHRWERT VON ZWIEBELSCHALEN
Nachmittags stand jeweils das aktive Gestalten im Zentrum. Es gab unterschiedliche Angebote, zwischen denen d ie Kinder frei wählen und jederzeit wechseln konnten: In einem Workshop gestalteten die Kinder gemeinsam eine große Weltkarte aus Stoff. Beim WebWorkshop konnten sie aus Stoffresten und Pappe Armbänder herstellen. Beim Färbe-Workshop hatten sie die Möglich-
keit, zuvor ungenutzte Laken aufzuwerten, indem sie einen Färbesud aus Zwiebelschalen herstellten und den Stoff mit Batiktechniken färbten. Die Kinder waren fasziniert davon, wie Zwiebelschalen, die sonst im Müll landen würden, solchen Mehrwert bringen können. Die gefärbten Stoffe oder auch Kleidungsstücke konnten am folgenden Tag beim Siebdruck-Workshop m it selbst hergestellten Schablonen weiter individualisiert und beim NähWorkshop weiterverarbeitet werden. Parallel dazu entwickelten die Kinder im Comic-Workshop ihre eigenen Stoffgeschichten, indem sie Fotos aufnahmen und mit dem Programms „Comic Life“ eigene Comics erstellten.
MEHRERE STATIONEN
BIS ZUM ENDPRODUKT
Durch die Kombination mehrerer Workshops konnten die Kinder zum einen etwas Individuelles für sich herstellen, zum anderen wurde beim WeltkartenGestalten ein Gemeinschaftsprojekt umgesetzt, bei dem sich alle Kinder einbringen konnten. Indem sie in den Workshops die Stationen Färben, Drucken und Nähen nacheinander durchliefen, erlebten die Teilnehmenden die „Reise“ ihres Produkts bis zum Endprodukt. So verbanden sich die theoretische Auseinandersetzung und das eigene Erleben . •
DIE AUTORIN
Die Kulturpädagogin Lena Stevens ist Mitarbeiterin bei Ökoprojekt MobilSpiel e.V lena.stevens@mobilspiel.de, www.oekoprojekt-mobilspiel.de
SCHLÖSSER UND AUGEN ÖFFNEN
Der Escape Room der Jugendsiedlung Hochland kommt als Methode in der Bildung für nachhaltige Entwicklung zum Einsatz: Die Rätsel machen den Teilnehmer:innen Spaß – und sind äußerst lehrreich
von Ann-Katrin Speidel
W irklich so viel?“ Bei dieser Frage zum Thema Paketretouren schaut eine Teilnehmerin des Escape Games an der Jugendsiedlung Hochland ganz betroffen. „Also ja, ich wusste schon, dass v iel Ware zurückgeschickt wird. Aber dass ein Drittel davon einfach auf dem Müll landet, ist echt krass.“
Seit vier Jahren gibt es den Escape Room an der Jugendbildungsstätte in Königsdorf. Schon viele Schulklassen, Jugendgruppen und Erwachsene haben in dieser Zeit Rätsel gelöst, Codes geknackt und jede Menge gelernt. Der Escape Room hat sich als eine ausgesprochen effektive und wertvolle Methode in der Bildung für nachhaltige Entwicklung bewährt, um mit Jugendlichen auf spielerisch Art Themen aus den Bereichen Ernährung und Konsum zu hinterfragen.
BNE befähigt zu zukunftsfähigem Denken und Handeln, außerdem fördert sie das Verständnis junger Menschen für die komplexen Zusammenhänge zwischen Globalisierung und wirtschaftlicher Entwicklung sowie dem eigenen Konsumverhalten, sozialen Verhältnis-
sen und den Umweltbelastungen – unmit telbar und in Zukunft. Das Königsdorfer Escape Game – das Interessierte übrigens ausleihen können – beleuchtet die Vielschichtigkeit und gegenseitigen Abhängigkeiten ausgewählter Aspekte der BNE-Dimensionen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft.
DAS POSITIVE GEFÜHL, ETWAS BEWIRKEN ZU KÖNNEN
Die Teilnehmenden lernen dabei nicht nur Fakten kennen, sondern auch, welche konkreten Handlungsoptionen sie als Einzelperson oder Teil der Gesellschaft haben. Die Rätsel transportieren w ie beiläufig das positive Gefühl, im eigenen Alltag etwas im Sinne der Agenda
2030 bewirken zu können – beispielsweise mit Tipps und Rezepten, wie sich übriggebliebenes Brot und Gemüse noch verwerten lassen. Die Bezeichnung „Escape Room“ hat sich bei Jugendlichen als echter Türöffner herausgestellt, der Interesse weckt und eine aufgeschlossene Grundstimmung erzeugt.
Im Vordergrund des Spiels steht freilich, möglichst schnell alle Rätsel zu lösen und Codes zu knacken, um aus dem R aum zu entkommen. Dafür sind bei der Königsdorfer Ausgabe jedoch nicht nur Kombinationsgabe und logisches Denken gefragt, sondern auch eine gute Zusammenarbeit und Kommunikation mit einem anderen Team. Das ist Voraussetzung, denn die Teilnehmenden werden in zwei Gruppen aufgeteilt und nur durch das gegenseitige Austauschen von Lösungsansätzen und die Weitergabe von Informationen können beide Gruppen den Raum verlassen.
DIE RICHTIGEN STELLSCHRAUBEN Beim Onlineshopping-Rätsel öffnen am Ende die richtigen Zahlen das Zahlenschloss. Und ganz nebenbei hat sich bei den jungen Teilnehmer:innen das Verständnis dafür verankert, wie viel Müll durch das Bestellen produziert wird und welche Stellschrauben sie beim eigenen Kaufverhalten drehen können – hin zu einem nachhaltigeren Konsum. •
in Königsdorf speidel@jugendsiedlunghochland.de
DIE AUTORIN
Ann-Katrin Speidel leitet die Umweltstation
von Lena Stevens
FOTOS Ökoprojekt MobilSpiel e.V. FOTOS Jugendsiedlung Hochland FOKUS-PROJEKTE 10 11 FOKUS-PROJEKTE juna 02.2024 juna 02.2024
WOVON
PIPPI LANGSTRUMPF
NUR TRÄUMEN KÖNNTE
Kinder und Ehrenamtliche der Jugend des Deutschen Alpenvereins lernten bei einem Workshop im Nürnberger Land, wie man so stabile wie schöne Baumhäuser errichtet. Nun können sie weitergeben, wie man nachhaltig und aus natürlichen Materialien diese kleinen Bauwerke erschafft, in denen Kinder wunderbar klettern und spielen können
von Karin Bergdolt
Ein Baumhaus, von dem selbst Pippi Langstrumpf nur träumen könnte: Das zu errichten lernten acht junge Erwachsene und acht Kinder auf dem Gelände von „Raus! – Werkstatt für Ästhetische Bildung und zukunftsorientiertes Leben“. In einem Workshop unter Anleitung von zwei Künstler:innen – der Autorin dieses Textes und dem Bildhauer Thomas Gröhling – erfuhren die ehrenamtlich tätigen Leiter:innen der Jugend des Deutschen Alpenvereins, wie sie künftig selbst ähnliche Projekte umsetzen können. Und auch Kinder – die üblichen Nutzer:innen von Baumhäusern –waren dabei, halfen mit und konnten das fertige Bauwerk unmittelbar testen.
Das Gelände auf einem Biobauernhof im Nürnberger Land war für den Work-
mittlung; die Schwerpunkte richten sich nach der jeweiligen Zielgruppe.
MIT FREUDE UND ELAN
Der Baumhaus-Workshop dauerte von Freitagabend bis Sonntagmittag. Material in ausreichender Menge und geeignetes Werkzeug standen schon bereit. Voller Freude und Leidenschaft gingen die Künstler:innen und die Gruppe daran, gemeinsam auszuprobieren und zu erfahren, wie Baumhäuser einfach und unkompliziert konstruiert werden können. Und zwar so, dass sie nicht nur gut aussehen, sondern auch tragfähig sind und die Kinder sie gut zum Spielen und Klettern nutzen können.
Denn häufig meinen es Erwachsene „zu gut“ mit den Kindern, wollen mit vorgefertigten Spielräumen deren fantastische Welt bereichern – und stellen dann fest: Das ausgedachte Stockwerk mag abenteuerlich erscheinen, doch in der Wahrnehmung der Kinder passt es überhaupt nicht in die spielerische Welt. Oder die konstruierte Treppe ist hübsch anzusehen – aber nicht stabil.
VOM BAUMHAUS GRÜSSEN SCHMETTERLINGE
NACHLESE 164. BJR-VOLLVERSAMMLUNG
Vom 22. bis 24. März in Kloster Vierzehnheiligen (Oberfranken)
stellungen in Workshops und verabschiedeten ein Positionspapier zum Thema. Kathrin Demmler, Direktorin des JFF – Institut für Medienpädagogik, stellte die Ergebnisse des Projekts „Das bewegt uns“ vor: Klima, Krieg und Schulstress beschäftigen junge Menschen aktuell besonders, so das Ergebnis von vier Forschungswerkstätten mit vier Jugendgruppen. Für die Jugendarbeit hatte Demmler die Botschaft: „Zentral ist, Räume zu eröffnen, die Jugendliche gestalten und in denen sie sich austauschen können. Wir müssen ihnen die Zuversicht geben, dass sich Engagement lohnt und dass wir sie ernst nehmen mit ihren Anliegen.“
BESCHLÜSSE
→ GANZTAGSBILDUNG IN BAYERN Die BJR-Vollversammlung bringt sich mit dem Positionspapier in den kinder- und jugendpolitischen Diskurs zum Ganztag ein.
→ DAMIT „NIE WIEDER!“ AUCH „NIE WIEDER“ BLEIBT – Für eine pluralistische, freie und demokratische Gesellschaft gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, insbesondere gegen Rechtsextremismus und Faschismus
shop ideal. Der ehemalige Kuhstall wurde zur Kinderwerkstatt umgebaut, dazu gibt es einen Garten, ein Waldgelände und viel Natur. Dieses kleine Paradies steht für Angebote für Kinder und Jugendliche, aber auch für Lehr- und Seminarveranstaltungen für Studierende zur Verfügung. Die Angebote umfassen Kunst und Kultur, Natur und erlebnisorientierte Ver-
Im Workshop ging es deshalb auch um das Verhältnis zwischen Sicherheit und künstlerischer Freiheit. Als das Bauwerk fertig war, hatten die Teilnehmer:innen nur noch Letzteres im Sinn: Sie gestalteten es mit professionellem Schnitzwerkzeug höchst individuell. Und so grüßen von dem Baumhaus noch immer Frösche, Schmetterlinge und viele andere Wesen. •
DIE AUTORIN
Karin Bergdolt ist bildende Künstlerin und Kunstvermittlerin karin-bergdolt.org, erlebnisraus.org
WÄHREND DER DREI TAGE in Bad Staffelstein beschäftigten sich sich die Delegierten mit aktuellen Herausforderungen für die Jugendarbeit. Gegenstände der Beratungen waren unter anderem Qualitätskriterien für die Ganztagsbildung, die Nutzung kommunaler Räume, der Umgang mit Tarifsteigerungen und die Notwendigkeit, Jugendarbeit als Safer Space für junge Menschen zu gestalten, die mit Kriegs- und Krisengebieten in Verbindung gebracht werden. Am Freitag startete die Kampagne „Europa feier ich.“ des BJR, die Jung- und Erstwähler:innen über die Europawahl am 9. Juni informiert und sie zum Wählen motivieren will. Um europapolitische Themen ging es auch im Gespräch mit dem Europaabgeordneten Thomas Rudner (SPD). Im Austausch mit Julian Preidl (Generationenpolitischer Sprecher der FW) und Josef Heisl (jugendpolitischer Sprecher der CSU) standen neben konkreten Anliegen zur Situation der bayerischen Jugendarbeit EU-Themen auf der Agenda.
SCHWERPUNKT: GANZTAGSBILDUNG Stefanie Pistor vom Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) gab einen Überblick über Kooperationsmöglichkeiten für Bildungspartner im Ganztag. Die Delegierten vertieften verschiedene Frage-
„Ich bedanke mich sehr herzlich für den konstruktiven Austausch“: Staatssekretär Martin Schöffel stellte sich den Fragen der Delegierten
AUSTAUSCH MIT STAATSSEKRETÄR MARTIN SCHÖFFEL
Am Sonntag konnten die Delegierten in einen ausführlichen und konstruktiven Austausch mit Martin Schöffel (CSU), MdL, Staatssekretär im bayerischen Finanzministerium, gehen. Neben der Bedeutung der Jugendarbeit im Bereich der DemokratieBildung standen hier vor allem Finanzierungsfragen im Vordergrund.
JFF-Direktorin Kathrin Demmler berichtete, welche Themen junge Menschen aktuell am stärksten beschäftigen
Die Delegierten setzen ein deutliches Zeichen mit einer konsequenten Abgrenzung von der AfD in BJR-Gliederungen und Jugendverbänden.
→ ERHÖHUNG DER BASISFÖRDERUNG ZUR SICHERSTELLUNG DER TARIFLÖHNE
Die Basisförderung für Jugendverbände soll an die Inflationsrate und Tariferhöhungen angepasst werden, das fordert die Vollversammlung.
→ SPRACHE ALS AUSDRUCK VON VIELFALT
Anlässlich der Ankündigung des Bayerischen Kabinetts, das Gendern in Behörden zu verbieten, erheben die Delegierten Forderungen zu einer gendersensiblen Sprache.
→ KOMMUNALE RÄUME FÜR JUGENDARBEIT
Die Vollversammlung appelliert an die kommunalen Spitzenverbände, Jugendverbänden öffentliche Räumlichkeiten möglichst unbürokratisch und ehrenamtsfreundlich zur Verfügung zu stellen.
Alle Positionierungen und Forderungen unter → www.bjr.de/vollversammlung
FOKUS-PROJEKTE 12 juna 02.2024 FOTOS Karin Bergdolt, Michael Schober FOTOS BJR JUGENDPOLITIK 13 juna 02.2024
Theresa Leppert, Referentin für Europäische Jugendpolitik, BJR-Präsident Philipp Seitz und Christian Löbel aus dem Vorstand (v.l.) gaben gemeinsam das Go für die Kampagne
ZUSÄTZLICHE GELDER FÜR
DIE JUGENDARBEIT
Die beiden Landtagsfraktionen von CSU und Freien Wählern haben dem BJR zusätzliche finanzielle Unterstützung in Höhe von 2,5 Millionen Euro zugesichert. Mit den Mitteln können Projekte der Demokratie-Bildung und weitere außerschulische Bildungsangebote auf den Weg gebracht werden. Aus der Fraktionsreserve werden dem BJR 1,73 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wird mit 330.000 Euro Tandem, die bundesweite Fachstelle für den deutschtschechischen Jugend- und Schulaustausch, gestärkt. Auch für Unterstützung und weitere Qualifizierung im Bereich des Ehrenamts sollen 500.000 Euro investiert werden. Lambda Bayern e.V., der Dachverband der queeren Jugendgruppen, erhält Unterstützung von bis zu 100.000 Euro. „Ich möchte meinen Dank und die große Anerkennung der Jugendarbeit gegenüber den Fraktionen von CSU und Freien Wählern zum Ausdruck bringen“, sagte BJR-Präsident Philipp Seitz. Die Fraktionen von SPD und Bündnis90/Die Grünen hatten ebenfalls Anträge auf zusätzliche Unterstützung des BJR gestellt.
GESPRÄCHE DES BJR-PRÄSIDENTEN
BJR-Präsident Philipp Seitz suchte in den vergangenen Wochen wieder den Austausch mit hochrangigen Vertreter:innen aus der Landespolitik. Im April sprach er mit Verkehrsminister Christian Bernreiter, Gesundheitsministerin Judith Gerlach, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Wirtschaftsstaatssekretär Tobias Gotthardt. In Gesprächen mit Landtagsabgeordneten verschiedener Fraktionen thematisierte Seitz vor allem die bedarfsgerechte Ausstattung der Jugendarbeit. Zudem traf der BJR-Präsident den Antisemitis-
musbeauftragten Ludwig Spaenle (CSU), den Bürgerbeauftragten Wolfgang Fackler (CSU) und die Ehrenamtsbeauftragte Gabi Schmidt (FW).
„JUGEND IM GESPRÄCH MIT…!“
IM GESUNDHEITSMINISTERIUM
Im April fand wieder eine Veranstaltung des Formats „Jugend im Gespräch mit…!“ statt: Dieses Mal waren die Jugendlichen zu Gast im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege in München. Die vom Sozialministerium in Zusammenarbeit mit dem BJR organisierte Veranstaltung ist Teil der Bayerischen Jugendpolitiktage, die junge Menschen in den Austausch mit Verantwortlichen und Mitarbeiter:innen der Ministerien bringen.
Bei der Auftaktveranstaltung diskutierten BJR-Vizepräsidentin Ilona Schuhmacher (l.) und BJR-Präsident Philipp Seitz mit Staatsministerin Ulrike Scharf
AUFTAKT FÜR NEUE
FACH- UND SERVICESTELLE
Ende 2023 nahm die Fach- und Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung beim BJR ihre Arbeit auf. Im April konnten sich Fachkräfte aus der Jugendarbeit, Kinder- und Jugendbeteiligung sowie Kommunal- und Landespolitiker:innen bei einem Fachforum inspirieren lassen, an dem auch Staatsministerin Ulrike Scharf teilnahm. Über 110 Gäste tauschten sich in Workshops und Diskussionsrunden aus. „Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf, gehört zu werden und ihre Meinungen einzubringen“, sagte BJRPräsident Philipp Seitz. „Deshalb unterstützen wir mit der neuen Fach- und Servicestelle alle, die sich für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen engagieren.“
Philipp Seitz im Gespräch mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Wirtschaftsstaatssekretär Tobias Gotthardt, der Ehrenamtsbeauftragten Gabi Schmidt (Mitte) beim Neujahrsempfang des Ministerpräsidenten und mit Verkehrsminister Christian Bernreiter
Gesundheitsministerien Judith Gerlach
JUNGE MENSCHEN
ERNST NEHMEN
Belastungen und Zukunftsängste nehmen jungen Menschen zunehmend die Motivation, sich gesellschaftlich zu engagieren. Zu diesem Ergebnis kam die Studie „Jugend in Deutschland“ 2024 der Jugendforscher Simon Schnetzer und Prof. Dr. Klaus Hurrelmann. Anlässlich seines einjährigen Amtsjubiläums unterstrich BJR-Präsident Philipp Seitz, wie wichtig es sei, Kindern und Jugendlichen Wege aus dem Gefühl der Überforderung in die Verantwortung aufzeigen – und ihnen ernst gemeinte Angebote zur Beteiligung zu machen. Politik müsse gerade in Zeiten von multidimensionalen Krisen die Themen junger Menschen auf allen politischen Ebenen ernsthaft angehen und die Jugendarbeit stärken.
jun a im G espräch mit:
Jugendministerin
„Jugendarbeit stärkt Miteinander, Selbstwert und Verantwortungsbewusstsein“
Ulrike Scharf ist Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales. In dieser Funktion ist sie als Jugendministerin die wichtigste politische Ansprechpartnerin und engagierte Fürsprecherin für die Belange junger Menschen in Bayern. Ihr Anliegen: Junge Menschen sollen gehört werden, sich einbringen können, Ideen verwirklichen und Selbstwirksamkeit erfahren
Frau Scharf, was reizt Sie insbesondere an Ihrer Aufgabe als Jugendministerin in Bayern? Für mich ist es eine der edelsten Aufgaben, die Belange der jungen Menschen in Bayern in den Mittelpunkt zu rücken, ihre Sorgen und Bedürfnisse ernst zu nehmen und darauf zu achten, dass sie sich aktiv an unserer Gesellschaft und an unserer Demokratie beteiligen können. Es ist mir ein Herzensanliegen, junge Menschen bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten und alles zu tun, damit sie gesund, friedlich und in einer starken Gemeinschaft aufwachsen können.
TEXT Michael Kniess
INTERVIEW 15 juna 02.2024 >> FOTO StMAS/E lias Hassos
Ulrike Scharf
juna 02.2024
FOTOS BJR, StMGP 14 JUGENDPOLITIK
Jugendministerin Ulrike Scharf und BJR-Präsident Philipp Seitz bei der Pressekonferenz zur Auftaktveranstaltung der neuen Fach- und Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung
Wie sind Sie selbst in jungen Jahren in Berührung mit Jugendarbeit gekommen?
Das begann bei mir während der Schulzeit. Ich war Klassen- und Schülersprecherin. Schon damals fand ich es wichtig, die Schulgemeinschaft mitzugestalten. Später, als langjährige Vorsitzende der Wasserwacht Bayern, spielte die Jugendarbeit für mich stets eine große Rolle. Es war und ist mir immer noch eine Freude zu sehen, wie dadurch Miteinander, Selbstbewusstsein und Verantwortungsbewusstsein gestärkt werden können.
Was nehmen Sie mit aus diesen Erfahrungen, wie hat Sie die Jugendarbeit in Ihrem Leben geprägt?
Das Entscheidende ist meiner Ansicht nach, dass man lernt, sich gegenseitig zuzuhören, unterschiedliche Ansichten zu respektieren, zu diskutieren und gemeinsam um die besten Lösungen zu ringen. Dieser zutiefst demokratische Prozess wird gerade in der Jugendarbeit wunderbar gelebt.
„Wir müssen uns immer fragen, wie wir junge Menschen noch besser unterstützen können.“
Welche Schwerpunkte wollen Sie mit Blick auf die Belange von jungen Menschen in Bayern in dieser Legislaturperiode setzen, welche Themen vorwiegend vorantreiben?
Ein wesentliches Thema, das unumgänglich ist und das wir unbedingt weiter fördern müssen, ist die Demokratie-Bildung. Wir leben in einer Zeit, in der sich leider viele Menschen gegen unsere Demokratie stellen und immer wieder Angriffe auf sie stattfinden. Deshalb ist mir die Demokratie-Bildung ein ganz wichtiges Anliegen. Wir müssen an Formaten wie dem „Bayerischen Tag der Jugend in Europa“, den der BJR in Kooperation mit der Vertretung des Freistaats Bayern in Brüssel organisiert, unseren „Bayerischen Jugend-
politiktagen“ oder den „Zukunftsdialogen“, die in Kooperation mit dem JFF – Institut für Medienpädagogik stattfinden, festhalten und daran anknüpfend immer wieder Neues auf den Weg bringen. Was ich ebenfalls sehr ernst nehme, ist die Stärkung der Beteiligung von jungen Menschen. Entsprechende öffentliche Plattformen für Jugendanliegen zu schaffen ist aus meiner Sicht Schwerpunkt und Aufgabe für Politik und Jugendarbeit. Unser „Bayerischer Aktionsplan Jugend“ leistet in dieser Hinsicht viel. In den Haushaltsverhandlungen habe ich großen Wert daraufgelegt, dass bei den Mitteln, die wir für junge Menschen einsetzen, nicht gekürzt wird. Im letzten Jahr ging es dabei um 38,5 Millionen Euro. Jeder Cent davon ist richtig angelegt.
Sie haben die Stichworte DemokratieBildung und Jugendbeteiligung genannt. Beim BJR ist seit Oktober 2023 die neue bayernweite Fach- und Servicestelle für Kinder- und Jugendbeteiligung angesiedelt. Was erhoffen Sie sich von diesem zentralen Anlaufpunkt, wenn es darum geht, die Teilhabe junger Menschen in einer zukunftsfähigen Demokratie nachhaltig zu fördern?
Wir müssen das zentrale Anliegen des Projekts in den Mittelpunkt rücken: durch Beratung, Qualifizierung, Einbindung und finanzielle Förderung die Kompetenzen im Bereich der Kinder- und Jugendbeteiligung in Bayern zu betonen, zu vernetzen und zu fördern. Für alle, die sich für mehr Beteiligung von jungen Menschen in Bayern engagieren, egal ob haupt- oder ehrenamtlich, egal ob als kommunale Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger oder in Jugendvertretungen, ist es ganz wichtig, dass sie dabei begleitet werden. Durch diese Verzahnung kann das
Recht der Jugend auf Beteiligung nachhaltig gestärkt werden. Es muss unser Ziel sein, dass jungen Menschen auf diese Weise weiter Gehör verschafft wird und sie noch aktiver an Entscheidungen, die sie selbst betreffen, auch beteiligt werden.
Wie stellen Sie sich die ideale Kommune vor, in der echte Partizipation für junge Menschen in Bayern erlebbar wird? Vorneweg: Ich bin überzeugt, dass die Strukturen der Jugendarbeit in Bayern bereits beste Voraussetzungen bieten, um echte Partizipation von jungen Menschen in Bayern möglich zu machen. Man muss sie nur nutzen. Bei über 2.000 Kommunen in Bayern gibt es dafür aber sicherlich kein allgemeingültiges Patentrezept. Jede Kommune kann und sollte Jugendliche so einbinden, wie es zu den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten, Bedürfnissen und Anliegen passt. Möglichkeiten gibt es viele – angefangen vom Jugendtreff bis zum Jugendparlament. Im Landkreis Freising gibt es beispielsweise auch einen Jugendkreistag. Ich selbst biete in meinem Wahlkreis seit Längerem eine Jugendsprechstunde an, um direkt mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen und sie zu hören.
Welche Themen, Fragen und Herausforderungen treiben junge Menschen in Bayern derzeit um? Was erzählen Ihnen die Jugendlichen in solchen Gesprächen?
VITA
Was ich in solchen Gesprächen jedes Mal spüre: Junge Menschen wollen sich einbringen und an den Entscheidungen teilhaben.
Welche Herausforderungen leiten sich daraus für die Jugendarbeit selbst ab?
Es geht immer darum zu sehen: Wo sind große Herausforderungen für junge Menschen? Wie geht es ihnen? Was fühlen sie? Was bewegt sie? Was treibt sie an? Was brauchen sie? So sind noch immer die Auswirkungen der Corona-Pandemie etwas, mit denen viele junge Menschen zu kämpfen haben. Hier ist die Jugendarbeit sicher nach wie vor gefragt. Dasselbe gilt für die Digitalisierung. Es ist bekannt, dass vor allem junge Menschen sehr viel Zeit online verbringen. Daran gilt es, die Jugendarbeit, aber auch politische Entscheidungen auszurichten.
Ulrike Scharf, geboren 1967 in Erding, ist seit 23. Februar 2022 Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales. In dieser Funktion ist sie auch Bayerische Jugendministerin. Von 2014 bis 2018 war sie bereits Bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz. Die gelernte Bankkauffrau war nach ihrem BWLStudium bis 2014 selbstständig im familieneigenen mittelständischen Unternehmen tätig. Sie ist seit 2013 durchgehend für die CSU im Bayerischen Landtag. Ulrike Scharf ist seit 1995 in der CSU und seit 2011 Mitglied im Parteivorstand. Sie ist Trägerin des Bayerischen Verdienstordens und stellvertretende Ministerpräsidentin.
Es geht in jedem Fall um die großen Themen, die uns alle bewegen: Umwelt- und Klimaschutz, aber auch das Thema Sicherheit. Dieses Grundbedürfnis ist sicher noch einmal präsenter geworden durch all das, was wir derzeit bei uns im Land und auf der ganzen Welt erleben. Der Krieg in der Ukraine, der brutale und bestialische Terrorangriff der Hamas auf Israel seit dem 7. Oktober 2023, der zunehmende Antisemitismus und Rechtsruck bei uns im Land – all das beschäftigt unsere Jugend.
Ich kann mich an eine Jugendsprechstunde erinnern, in der ich viele junge Menschen von Fridays for Future zu Gast hatte. Es hat mich beeindruckt, in welcher Tiefe sich junge Menschen mit den Themen auseinandersetzen, verbunden mit der Bereitschaft darüber in den Austausch zu kommen, welche Maßnahmen es braucht und was wirklich umsetzbar ist.
Wir müssen uns immer fragen, wie wir junge Menschen noch besser unterstützen können. Dafür ist beispielsweise wichtig zu wissen, wo sie unterwegs sind. Ein gelungenes Beispiel dafür ist das erfolgreiche Projekt „Digital Streetwork Bayern“, das mir sehr am Herzen liegt. Noch vor ein paar Jahren wäre Streetwork im Digitalen nicht denkbar gewesen. Ich bin auch in dieser Hinsicht sehr froh, dass der BJR beim Thema Demokratie-Bildung einen Schwerpunkt setzt. Denn die jüngsten Ergebnisse der U18Wahlen, bei denen die AfD ihr Ergebnis im Vergleich zur vergangenen U18-Wahl im Jahr 2018 fast verdoppeln konnte, hat uns vor Augen geführt, dass es auch unter jungen Menschen einen Rechtsruck gibt.
Welche Rückschlüsse in puncto Demokratie-Bildung in Bayern müssen wir daraus ziehen?
Junge Menschen entwickeln sich in ihrem sozialen Umfeld – darunter ihre Eltern, Gleichaltrige, die Schule, aber eben auch die sozialen Medien. Wir wissen, welch großen Einfluss diese haben und dass sie für viele die Informationsgrundlage sind. Da müssen wir definitiv aktiv werden und vor allen Dingen die Jugendlichen dazu befähigen, dass sie differenzieren und lernen können, was Wahrheit ist und was Fake News sind. Hier sind wir alle gefordert, eine starke und flächendeckende Präventionsarbeit zu leisten. •
INTERVIEW 16
>> FOTOS StMAS/Nötel, StMAS/Schäffler
juna 02.2024 17 INTERVIEW
juna 02.2024
Fang mich doch, Zombie
In einem viertägigen Ferienworkshop des Kreisjugendrings (KJR) München-Stadt arbeiten Kinder und Jugendliche an einem eigenen computergestützten Spiel: ZombieRun. Programmieren müssen sie dafür nicht können, es wird ganz analog gebastelt und herumgesaust. Unser Autor hat dieses besondere Medienbildungs-Angebot vor Ort begleitet
Eine Gruppe Kinder verfolgt laut rufend eine andere Gruppe und versucht, die anderen zu fangen. Doch die Verfolgten schlüpfen geschickt durch die Lücken zwischen den Fängern hindurch und rennen weiter. Auf den ersten Blick sieht es wie ein normales FangSpiel aus – bis man erkennt, dass alle Mitspielenden eine grüne Schaumstoffbox um den Arm gebunden haben und um den Hals ein Gerät mit roten Leuchtdioden tragen. Im pfiffTEEN, einem Treffpunkt für Jugendliche des KJR MünchenStadt im Stadtteil Hadern, wird in der zweiten Woche der Osterferien ZombieRun gespielt.
JUGENDARBEIT VOR ORT: PROGRAMMIEREN
Die jungen Teilnehmer:innen beim digitalen Teil des Workshops
Code zu übertragen. Sätze wie „Okay, wie machen wir das jetzt?“ oder „Da brauchen wird jetzt auch eure Hilfe“ fallen öfter als einmal an diesen vier Tagen.
ANALOG, DIGITAL UND BEWEGUNGSREICH
Es handelt sich um ein Spiel, das die Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren in den vier Tagen des Ferienangebots selbst entwickeln. Es ist computergestützt, aber die Kinder sitzen nicht vor Bildschirmen, sondern rennen – sie sind selbst die Spielfiguren. Möglich ist das dank der Microcontroller, die sie am Körper tragen. Das Prinzip ist simpel: Es gibt Menschen und Zombies, die die Menschen fangen. Dazu müssen sie diese an der grünen Schaumstoffbox erwischen. In der ist ein Schalter eingebaut, der bei Aktivierung den Menschen zu einem Zombie werden lässt: Dann leuchtet der Minicontroller in einer anderen Farbe als zuvor. Möglich
wird das durch den „Calliope Mini“, einen kleinen Computer, der mit dem Schalter am Arm verbunden ist. Beim Fangen dürfen die Zombies aber, im Gegensatz zu den Menschen, nicht rennen. Es sei denn, sie sind sogenannte Super-Zombies, die schneller sind als normale Zombies und deshalb auch laufen dürfen.
ANDERS ALS IN DER SCHULE
Die Grundelemente dieses Spiels werden zu Anfang des Ferienkurses mit dem Tool „Open Roberta“ programmiert. Dabei handelt es sich um eine visuelle Lernprogrammiersprache: Der Code wird in bunten Kacheln angezeigt, die via Drag and Drop miteinander verbunden werden können. Kursleiter Wolfgang Haberl von der Fachstelle Medien und Technologie des KJR München-Stadt erklärt zuallererst den Code und schreibt ihn beispielhaft auf, danach übernehmen die Kinder ihn auf ihre Geräte.
Was zuerst nach Frontalunterricht und Schulstandard aussieht, ist wesentlich vielseitiger. „Es ist etwas anderes als in der Schule“, sagt Wolfgang Haberl. „Wir haben hier nicht das Ziel, programmieren zu lernen, sondern ein Spiel zu machen.“ Das heißt: Neben dem Programmieren geht es um Fragen des Game-Designs. Welche Power-ups, die die Spieler mit zusätzlichen Fähigkeiten oder Eigenschaften ausstatten, könnten das Spiel interessanter machen? Welche Strategien sind möglich? Wie bleibt das Spiel fair?
Auf einem Flipboard wird zunächst einmal die Idee festgehalten, im nächsten Schritt überlegen die Kinder zusam-
men mit den Betreuer:innen, wie man die Funktion in die Programmierung einbauen könnte. Anschließend wird in einer Testrunde im Außenbereich die neue Funktion ausprobiert. Danach wird evaluiert und diskutiert, ob sie noch verbessert werden muss. So haben die teilnehmenden Kinder dieser Ausgabe des ZombieRun zum Beispiel eine ZombieFalle entworfen, die jeden Menschen in ihrem Radius sofort in einen Zombie verwandelt. Oder einen Tempel, dessen Aktivierung einen Menschen für kurze Zeit immun gegen Zombies macht.
MIT TACKERNADELN UND SCHNÜRSENKELN
Während im großen Raum des pfiffTEEN der Computer-Code entsteht, wird im Nebenzimmer gebastelt. Denn auch die grünen Schaumstoffboxen und die zusätzlichen Gadgets des Spiels bauen die Kinder selbst. Sie machen mithilfe von Tackernadeln, Schnürsenkeln und Klettverschlüssen die elektronischen Geräte erst zu richtigen Game-Controllern, mit denen sich das Spiel steuern lässt. Denn zu ZombieRun gehört nicht nur der Code, sondern auch die nötige Ausrüstung. Das Spiel wurde ursprünglich von einer Gruppe Studierender für Zwecke der Medienpädagogik entwickelt. In München werden seit drei Jahren Kurse hierzu angeboten. Da jede Gruppe eigene Ideen entwickelt, läuft kein Kurs ab wie der andere. Dementsprechend müssen die Kursleiter:innen über ein gewisses Improvisationstalent verfügen, da sie die Kinder dabei begleiten müssen, ihre Ideen in
Der Workshop ist Teil der Angebotsreihe MAKE.it des KJR München-Stadt. In dieser finden regelmäßig Ferienaktivitäten rund um die Themen Medien und Technik statt. MAKE.it hat das erklärte Ziel, allen Kindern und Jugendlichen – unabhängig von Bildungshintergrund oder finanzieller Lage – Zugang zu Medien- und Technikbildung zu ermöglichen. Und so kommen auch die Teilnehmenden des ZombieRun-Workshops aus sämtlichen Bildungsschichten und haben ganz unterschiedliche kulturelle Hintergründe. Durchgeführt werden die Angebote von einem offenen Netzwerk wechselnder KJR-Einrichtungen mit Unterstützung der Fachstelle Medien und Technologie. Beim ZombieRun 24 waren dies das pfiffTEEN, Das Laimer Jugendzentrum mit AbenteuerSpielPlatz, der Kinder- und Jugendtreff ZeitFrei und das Café Netzwerk. Das Angebot holt die Kinder in ihrer eigenen Realität ab, erklärt Wolfgang Haberl: „Alle spielen Spiele, durch die Bank“. Sich damit zu befassen, wie Spiele funktionieren, und das auch zu vermitteln, sei Teil einer sinnvollen Kinder- und Jugendarbeit. ZombieRun bringt gleich mehrere Elemente zusammen: die Auseinandersetzung mit Computercode und Programmiersprachen, Kreativität sowohl beim Game-Design als auch beim materiellen Basteln – und körperliche Aktivität, da das Spiel eben nicht auf einem Bildschirm, sondern draußen im aktiven Miteinander stattfindet. ZombieRun hat sich bewährt, und so steht schon jetzt fest: Das besondere Fang-Spiel wird wieder stattfinden. •
18 FOTOS Elias Mohr 19 REPORTAGE FOTOS Elias Mohr, Simon Fischer juna 02.2024 REPORTAGE
von Elias Mohr
DER AUTOR
Elias Mohr studiert Buchwissenschaft und sammelt journalistische Erfahrungen beim Radiosender M94.5
Der WorkshopLeiter Wolfgang Haberl bei der Arbeit
Auch analoges Basteln gehört zum Programm
AB AUFS FELD UND AUF DEN HOF
Mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung für die heimische Landwirtschaft, das will die Bayerische Jungbauernschaft (BJB) mit ihrem neuen Projekt „LandLuftTouren“ erreichen. Im Rahmen von Feldund Hofführungen soll sie authentischer, nahbarer und nachvollziehbarer werden. Hauptziel: das Verständnis und den Dialog zwischen Landwirt:innen und Verbraucher:innen fördern
Das Bild der Landwirtschaft ist geprägt durch Medien und Werbung. Eines, das an vielen Stellen nicht der Realität entspricht, kritisiert die BJB. Das soll ein vom Arbeitskreis für Agrarpolitik initiiertes neues Projekt ändern. Die „LandLuftTouren“ bringen Verbraucher:innen mit dem Bus aufs Land und direkt auf die Höfe, um ihnen einen unverfälschten und realitätsnahen Blick auf die Landwirtschaft zu ermöglichen. Im Fokus steht dabei der Austausch als wesentlicher Baustein der jeweiligen geführten Tour über den landwirtschaftlichen Betrieb.
„Unsere Ziele sind Wissensvermittlung, mehr Verständnis füreinander zu schaffen, den Dialog zu stärken sowie Bezug und Nähe herzustellen“, betont Linda Hummel, die das „LandLuftTouren“-Projekt leitet. Aus ihrer Sicht ist der Dialog zwischen der Landwirtschaft und den Verbraucher:innen wichtiger denn je:
„Wir erleben eine starke gesellschaftliche Entfremdung zwischen Landwirt:innen und Verbraucher:innen. Die Diskrepanz zwischen den Vorstellungen und den tatsächlichen Gegebenheiten verursacht
bei Verbraucher:innen Unzufriedenheit, da sie sich getäuscht fühlen. Gleichzeitig fehlt den Landwirt:innen häufig die Wertschätzung für ihre Arbeit.“
Die Idee: Mit dem vorhandenen Wissen steigt auch die Wertschätzung für die bayerische Landwirtschaft und die Bereitschaft, einen vernünftigen Preis für ein regionales Produkt zu bezahlen. „Die Feld- und Hofführungen sollen gerade für junge Leute spannende Erlebnisse mit Aha-Momenten rund um die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung schaffen“, so Linda Hummel. „Die Landwirt:innen geben den Teilnehmenden einen Einblick in ihre Arbeit und beantworten Fragen. So erfahren beide Seiten, was die jeweils andere Gruppe bewegt, und das gegenseitige Verständnis steigt.“
Gestartet sind die „LandLuftTouren“, die maßgeblich vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert werden, im Frühjahr in Schwaben. Bald sollen sie durch Informationen über die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte aus erster Hand in ganz Bayern das Image der Landwirtschaft nachhaltig verbessern. Die „LandLuftTouren“ sind Eisbrecher und gleichzeitig Wegbereiter für ein positives, verständnisvolles und insbesondere auch realistisches (Stimmungs-)bild. •
INFO Linda Hummel, Bayerische Jungbauernschaft, Projektleiterin „LandLuftTouren“, linda.hummel@landjugend. bayern, www.landjugend.bayern/ landlufttouren
JUGENDLEITUNG
IM BLICK
Die Jugendarbeit lebt vom ehrenamtlichen Engagement der Jugendleiter:innen. Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie ist die Zahl junger Menschen, die sich als solche engagieren, jedoch merklich zurückgegangen. Auch den Stadtjugendring (SJR) Coburg stellt das vor große Herausforderungen. Seine Antwort darauf sind die „Gruppenstunden spezial“
Seit Ende 2022 besteht für Jugendleiter:innen aus den Verbänden, die dem SJR Coburg angeschlossenen sind, die Möglichkeit, bei diesem eine ausgearbeitete Gruppenstunde zu buchen. Diese wird dann von SJR-Geschäftsführerin Saskia Bayer und einem Vorstandsmitglied durchgeführt. Zur Auswahl stehen bewusst auch solche Angebote, die in Vor- und Nachbereitung etwas aufwendiger sind und Einarbeitung erforderlich machen – beispielsweise ein Domino Day, ein Escape Room oder Lego-Education-Kisten.
„All das, was vielleicht mal ganz cool wäre, in einer Gruppenstunde zu machen, aber letztlich immer verständlicherweise an der Zeit und am Aufwand für die Jugendleiter:innen scheitert, haben wir aufgenommen“, sagt Saskia Bayer. Die „Gruppenstunden spezial“ haben der Vorstand und sie als Geschäftsführerin initiiert, um
KINDER- UND JUGENDBETEILIGUNG
AUF DEM GIPFEL
Was ist Kindern und Jugendlichen in Erlangen wichtig und was wünschen sie sich? Diese Fragen standen beim erstmals stattfindenden Kinder- und Jugendgipfel im September 2023 ein ganzes Wochenende im Fokus. Dazu eingeladen hatte der Stadtjugendring (SJR) Erlangen im Auftrag des Stadtrats und des Jugendamts. Das Ziel: mehr als bloß Beteiligung auf dem Papier
die Jugendleiter:innen bei ihrer Arbeit zu entlasten, beispielsweise während Prüfungsphasen.
„Viele unserer Jugendleiter:innen haben sich gerade nach der coronabedingten Pause zurückgezogen und zu verstehen gegeben, dass sie zwar gerne weitermachen würden, aber das nicht mehr im bisherigen Umfang machen können, weil sie selbst so viel in der Ausbildung, an der Schule oder der Uni nachholen müssen“, unterstreicht Saskia Bayer. „Mit diesem Angebot wollen wir sie halten und mit ihnen niedrigschwellig ins Gespräch kommen, um möglichst frühzeitig zu erfahren, wo der Schuh drückt und wie wir sie bestmöglichen unterstützen können.“
Die „Gruppenstunden spezial“ sollen laut Saskia Bayer vor allem auch dem Austausch zwischen dem Stadtjugendring und den Jugendleiter:innen dienen: „Es ist für uns schwieriger geworden, überhaupt an unsere Jugendleiter:innen heranzukommen, weil sie oftmals nicht mehr als Delegierte in Vollversammlungen sitzen. Gleichzeitig wollen wir uns nicht erst einschalten, wenn gar nichts mehr geht, sondern schon einen Schritt früher.“ •
INFO Saskia Bayer, SJR Coburg, Geschäftsführerin, geschaeftsleitung@sjr-coburg.de, www.sjr-coburg.de/unser-service/ gruppenstunden-spezial
Nicht nur an einem einzigen Tagungsort, sondern dezentral überall im Stadtgebiet kamen beim Kinder- und Jugendgipfel in Erlangen mehr als 4.000 Teilnehmende zusammen. Vom 29. September bis zum 1. Oktober 2023 boten 35 Jugendvereine, -verbände, Ämter sowie weitere Akteur:innen unterschiedlichste Beteiligungsaktionen und Workshops an. Der Blick richtete sich dabei vor allem auf die Zukunft und die anstehenden Herausforderungen: Welche positiven Aspekte bietet Erlangen für junge Menschen? Welche sollten gefördert werden? Und wo besteht Verbesserungsbedarf?
Während das Stadtjugendamt eine qualitative Befragung von Jugendlichen zu ihrem Freizeitverhalten durchführte, sammelte die Initiative Vote16 Unterschriften für das Volksbegehren zur Absenkung des Wahlalters. Der Frauennotruf Erlangen näherte sich der Frage, was Jugendliche brauchen, um sich in ihrer Umgebung sicher und aufgehoben zu fühlen. Gemeinsam mit dem Kinderschutzbund Erlangen bot das Theater Workshops, in denen spielerisch MiniSzenen zum Thema „Kinderrechte“ entwickelt wurden. Unter anderem ebenfalls im Mittelpunkt: die Frage nach einem Platz der Kinderrechte und das Thema „Verkehrsplanung und ÖPNV“.
„Unser Ziel war es, keine Veranstaltung zu machen, bei der Politik mit ein paar Kindern und Jugendlichen in einem Veranstaltungsraum sitzt und einmal im Kreis redet“, betont Christian Kohlert, Stadtjugendpfleger und stellvertretender SJR-Geschäftsführer. „Bürgerbeteiligung heißt für uns vielmehr, dass wir Kinder und Jugendliche als Bürger:innen der Stadt Erlangen ernst nehmen, die eigene Wünsche und Vorstellungen haben, wie sie ihre Stadt gestalten möchten. Wir
wollen die Rahmenbedingungen schaffen, damit sie sich aktiv an Planungsund Entscheidungsprozessen in ihrem Umfeld einbringen können.“ So stand nicht nur das Gipfel-Wochenende selbst ganz im Zeichen der Kinder- und Jugendbeteiligung, sondern bereits der Weg dorthin. „Wir haben schon bei der Planung des Gipfels Kinder und Jugendliche aufgefordert, sich hinsichtlich der Themenauswahl und der inhaltlichen Gestaltung zu beteiligen“, so Niklas Thiel, Hauptansprechpartner des Kinder- und Jugendgipfels beim SJR Erlangen. Der Gipfel fand auf Initiative des Erlanger Stadtrats und Jugendamts statt. Er wurde finanziell maßgeblich durch das „Zukunftspaket“, ein Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), gefördert. Die Ergebnisse fließen nun in die Stadtpolitik ein, damit Meinungen, Anliegen und die Sicht der Kinder und Jugendlichen auch berücksichtigt werden • INFO Christian Kohlert, Stadtjugendring Erlangen, stellvertretender Geschäftsführer und Stadtjugendpfleger, kohlert@sjr-erlangen.de; Niklas Thiel, Pädagogischer Mitarbeiter, thiel@sjr-erlangen.de, www.sjr-erlangen.de, www.kinder-jugendgipfel.de
20 21 PRAXIS PRAXIS FOTO SJR Erlangen FOTOS Bayerische Jungbauernschaft, SJR Coburg juna 02.2024 juna 02.2024
Mobile Antidiskriminierungsberatung in Bayern
Diskriminierung die Stirn bieten
E ine offene und demokratische Gesellschaft lebt davon, dass sich Menschen frei entfalten und ausdrücken können, solange sie anderen damit nicht schaden. Diskriminierung steht dazu im fundamentalen Widerspruch. Und sie hat viele Gesichter: Menschen erleben Abwertung und Benachteiligung aufgrund einer Behinderung, genauso aufgrund von Herkunft, Geschlecht, sexueller Identität, Religion oder des Alters. Die Betoffenen werden im Berufsleben diskriminiert oder in der Schule, bei der Wohnungssuche oder in der Freizeit.
Unterstützung erhalten diese Menschen nun durch die mobile Antidiskriminierungsberatung in Bayern, die der BJR gemeinsam mit AGABY, dem Dachverband der kommunalen Integrationsbeiräte für Ober- und Niederbayern, Schwaben und die Oberpfalz koordiniert. Sie hilft ihnen dabei, sich gegen Diskriminierung zu wehren und die eigenen Rechte durchzusetzen. Dafür steht die neue bayernweite Antidiskriminierungsberatung mit Rat und Tat zur Seite und begleitet mit Unterstützungsangeboten – kostenlos, parteiisch, das heißt fest an der Seite der diskriminierten Person, und vertraulich.
Zum Beispiel dann, wenn ein junger Mensch nach dem Schulabschluss
keinen Ausbildungsplatz findet, weil der Nachname nicht deutsch genug klingt. Oder wenn ein queeres Paar die erste gemeinsame Wohnung beziehen möchte, aber keine Wohnung, sondern nur Ressentiments bei Vermieter:innen findet. Und auch wenn ein Mensch wegen einer Behinderung an der ClubTür abgewiesen wird, ist das ein Fall für die Antidiskriminierungsberatung.
BETROFFENE STÄRKEN, HÜRDEN ÜBERWINDEN
Betroffene erhalten eine erste Einschätzung zur erlebten Diskriminierung und die Berater:innen stellen beispielsweise Kontakt zu Fachstellen und Fachanwält:innen her, denn das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt rechtlich gesehen jede und jeden. Der Kampf gegen Diskriminierung ist allerdings häufig mit Hürden verbunden. Die Beratung ist offen für alle Diskriminierungsmerkmale und wird von einem breiten
Netzwerk aus verschiedenen Organisationen gemeinsam flächendeckend geleistet. Per E-Mail, telefonisch oder
in einem persönlichen Gespräch vor Ort zeigen die Berater:innen konkrete Ziele sowie Handlungsmöglichkeiten auf und stärken die Betroffenen.
SCHULUNGEN UND TAGUNGEN ERGÄNZEN DAS ANGEBOT Gefördert wird das Angebot durch das bundesweite Projekt „respekt*land“, das von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ausgeht. Für Mittel- und Unterfranken bietet die Antidiskriminierungsberatung „MUT“ Unterstützung, in Oberfranken ist „Füreinander in Oberfranken“ (FiO) Netzwerkpartner, bei antiziganistischer Diskriminierung hilft die „Melde- und Informationsstelle Antiziganismus“ (MIA) weiter. Nicht nur Antidiskriminierungsberatung bieten die Berater:innen an, sondern auch Schulungen für Multiplikator:innen, um in Organisationen zu vermitteln, wie man Diskriminierung erkennt und wohin man Betroffene verweisen kann. Zudem entsteht ein Netzwerk aus Organisationen und Fachstellen, das Kompetenz und Erfahrung zu den verschiedensten Formen der Diskriminierung vereint. Auf (Fach-)Tagungen können sich Multiplikator:innen und Fachkräfte über Formen der Diskriminierung und ihre wechselseitigen Verknüpfungen austauschen und sich dazu fortbilden. •
INFO Ausführliche Informationen bei Projektkoordinator Carlo Kroiß, kroiss.carlo@bjr.de und unter www.bjr.de/antidiskriminierungsberatung
Hitze ist auch für Jugendliche ein Thema
OHNE PANIKMACHE
FÜR HITZESCHUTZ SENSIBILISIEREN
Beim Stichwort „hitzevulnerable Menschen“ denken viele zuerst an Alte und Kranke. Dabei sind auch Kinder und Jugendliche gefährdet, denn sie halten sich gerade im Sommer viel im Freien auf und machen sich die Gefahren häufig nicht bewusst. Das Thema Hitzeschutz muss sich also auch in der Jugendarbeit etablieren
E ndlich Sommer! Die warme Jahreszeit ist für die meisten Menschen positiv besetzt. Besonders Kinder und Jugendliche genießen es, viel draußen zu sein, Eis zu essen, Nachmittage im Freibad zu verbringen. Tatsächlich sind unsere Sommer aber nicht mehr das, was sie einmal waren. Das Klima verändert sich rasant. Längst haben wir es mit häufigeren, intensiveren und länger andauernden Hitzewellen zu tun. Unsere Städte verlagern sich klimatisch gesehen in den Südwesten Europas.
Hitzeschutz ist deshalb in allen Altersgruppen zu einem zentralen Thema der Gesundheitsvorsorge geworden. Darüber müssen wir auch mit Jugendlichen sprechen. Dabei geht es nicht um Panikmache, sondern darum zu vermitteln, ab wann Hitze gefährlich oder sogar lebensbedrohlich wird.
Um mit Hitze umgehen zu können, muss der Körper Energie aufwenden. Sobald die Körperkerntemperatur steigt, beispielsweise durch viel Bewegung oder durch hohe Außentemperaturen, müssen Kühlmechanismen eingeleitet werden, wie das Schwitzen und die Wärmeabgabe
von Dr. Julia Schoierer und Dr. Johanna Köster-Lange
über die Haut. Unser Gehirn steuert diese Kühlmechanismen. Wenn es schlappmacht, weil es zu wenig Flüssigkeit bekommt oder überhitzt ist, funktionieren diese Mechanismen nicht mehr. Das kann zu schwerwiegenden Erkrankungen bis hin zum Tod führen. Leider beobachten wir zunehmend hitzebedingte Krankenhauseinweisungen auch bei Kindern und Jugendlichen. Wir kommen also nicht darum herum zu lernen, unseren Körper vor Hitze zu schützen, wenn wir den Sommer weiterhin genießen wollen. Ohne Zweifel sind hochaltrige Menschen oder schwer Erkrankte besonders gefährdet, aber auch
diejenigen, die sich keiner Gefahr bewusst sind: Jugendliche auf Sportveranstaltungen, Festivals oder Open-Air-Konzerten. Hier braucht es Verhältnisprävention in Form aktiver Hitzeschutzmaßnahmen. Das können zum Beispiel Verschattungen, kühle Räume, kostenfreie Getränke und Toiletten sein oder auch der Verzicht auf Veranstaltungen zur Mittagszeit. Auf die Jugendarbeit kommt damit eine wichtige Aufgabe zu. Sie muss vorbereitet sein, muss ihr Angebot überdenken und anpassen und Hitzeschutzmaßnahmen in ihre Aufklärungsarbeit integrieren. Im Umfeld der klinischen Forschung sind dazu hilfreiche Lehrmaterialien entstanden. Mit diesen fundierten Informationen lässt sich eine Vertrauensbasis aufbauen, damit junge Menschen Verhaltenstipps überhaupt annehmen. Und wer verstanden hat, dass Hitzeschutz notwendig ist, hat meistens auch verstanden, dass wir unser Klima schützen müssen. •
DIE AUTORINNEN
Dr. Julia Schoierer leitet den Bereich Klimawandel und Gesundheit der Agentur ecolo in Bremen und ist Expertin für Hitzeschutz am Klinikum der LMU München. Dr. Johanna Köster-Lange ist Kommunikationsberaterin und PR-Redakteurin bei ecolo mit dem Schwerpunkt Klimaanpassung.
Im Ressort „Es liegt was in der Luft“ reflektieren Gastautor:innen aktuelle gesellschaftliche und jugendpolitische Stimmungen, Strömungen, Tendenzen. Der Grundton mag kritisch, euphorisch, mahnend oder appellierend sein, immer laden die subjektiven Meinungen zur Diskussion ein.
FOTO Adobe Stock juna 02.2024 juna 02.2024 FOTO Adobe Stock ES LIEGT WAS IN DER LUFT 23
COOL BLEIBEN
KOMMENTAR
von Hannah Conrad
Armut
verhindert
Teilhabe
sg f
JEDES FÜNFTE KIND in Deutschland gilt als arm. Wenn von Kinderarmut und insbesondere ihre Folgen die Rede ist, geht es um mehr als nur die Frage der finanziellen Absicherung: Arme Kinder können selten an Freizeitangeboten teilhaben. Für Schulmaterialien fehlt das Geld. Urlaub oder Ferienfreizeiten können sich die Eltern nicht leisten. Unzählige Studien belegen auch den Zusammenhang von Armut und Bildung: Der familiäre Hintergrund hat erheblichen Einfluss. Dabei spielen Einkommen, Bildung und Herkunft der Eltern eine erhebliche Rolle.
Es gibt unzählige Beispiele dafür, wie arme Kinder und Jugendliche von der Gesellschaft ausgeschlossen werden und für sie Teilhabe fast unmöglich wird. Sie bzw. ihre Eltern werden oft selbst für ihre Lage verantwortlich gemacht. In einem reichen Land wie Deutschland wird man damit dem Thema keinesfalls gerecht. Kinderarmut ist auch eine Folge von politischen Entscheidungen und Erwerbsverhältnissen, die Menschen ausbeuten.
Wir als Jugendverbände fangen hier oftmals vieles auf, was die Politik versäumt. Bei uns können Kinder und Jugendliche an Freizeitangeboten teilnehmen, erleben echte Partizipation und können durch Gemeinschaft und Bildungsangebote soziale Kompetenzen erwerben und ein Demokratieverständnis entwickeln. Wir müssen verstärkt daran arbeiten, auch genau diese von Armut betroffenen Kinder und Jugendlichen zu erreichen und ihnen, zum Beispiel durch niederschwellige und bezahlbare Angebote, Teilhabe ermöglichen.
Der BJR als kinder- und jugendpolitisches Sprachrohr hat die Aufgabe, auf die immer weiter steigende Zahl von armen Kindern und Jugendlichen hinzuweisen und für sie Partei zu ergreifen. Unsere Expertise lässt es zu, die Ursachen und Folgen der hohen Kinder- und Jugendarmut klar zu benennen, Vorschläge einzubringen und Forderungen zu stellen.
Hannah Conrad ist Mitglied im BJR-Landesvorstand und zudem aktiv in der Sozialistischen Jugend Deutschlands –Die Falken Landesverband Bayern. conrad.hannah@bjr.de
MATTHIAS FACK ERHÄLT DEN BAYERISCHEN VERFASSUNGSORDEN
Der ehemalige BJR-Präsident Matthias Fack hat den Bayerischen Verfassungsorden in Anerkennung seines Engagements für junge Menschen in Bayern erhalten. „Eine außergewöhnliche Leistung und ein herausragendes Engagement“, so gratulierte BJR-Präsident Philipp Seitz seinem Vorgänger im Amt Matthias Fack zur Verleihung durch die Präsidentin des Bayerischen Landtags Ilse Aigner (CSU). Die Auszeichnung würdigt Matthias Facks herausragende Verdienste um die bayerische Jugend.
Philipp Seitz zur Auszeichnung: „Matthias Fack hat während seiner Amtszeit im BJR maßgeblich dazu beigetragen, die Interessen und das Wohl junger Menschen in Bayern zu fördern. Sein unermüdlicher Einsatz für die Belange der Jugend, seine Vision für eine inklusive und gerechte Gesellschaft sowie seine Fähigkeit, Brücken zwischen verschiedenen Interessensgruppen zu bauen, haben ihn zu einer Schlüsselfigur in der Jugendarbeit des Freistaats gemacht.“
Der Bayerische Verfassungsorden, eine der höchsten Auszeichnungen des Freistaats, wird an Personen verliehen, die sich in besonderem Maß für die Werte der Bayerischen Verfassung einsetzen. Er zählt zu den staatlichen Auszeichnungen, die im Freistaat Bayern am seltensten verliehen werden.
DEUTSCHER KINDER- UND JUGENDHILFETAG
Vom 13. bis 15. Mai 2025 findet in Leipzig Europas größter Jugendhilfekongress statt. Geplant sind circa 250 Vorträge, Panels, Workshops und Projektpräsentationen, dazu zentrale Veranstaltungen. Der deutsche Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT) wird alle vier Jahre von der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) veranstaltet. Der 18. DJHT in Leipzig steht unter dem Motto „Weil es ums Ganze geht: Demokratie durch Teilhabe verwirklichen!“.
→ www.jugendhilfetag.de
BETEILIGUNGSPLATTFORM ZUM AKTIONSPLAN QUEER
Ein Beteiligungsverfahren sammelt dieses Jahr Ideen und Vorschläge, die 2025 in den „Bayerischen Aktionsplan QUEER. Miteinander stärken. Diskriminierung überwinden.“ – kurz: Aktionsplan QUEER – einfließen werden. Diesen erarbeiten und koordinieren der BJR und das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales. Auf einer Beteiligungsplattform können nun auch online Beiträge mit konkreten Ideen für einen kommenden Aktionsplan QUEER eingebracht werden. Diese Vorschläge werden vom Moderationsteam aufbereitet und den Arbeitsgruppenleitungen zur weiteren Konkretisierung zur Verfügung gestellt.
Wer Unterstützung beim Ideenspinnen braucht, kann einen entsprechenden Workshop anfragen (mitmachen@aktionsplan-queer. bayern). Zudem informiert ein digitales Treffen an jedem Monatsersten über den aktuellen Stand im Beteiligungsverfahren (Teams-Link auf der Webseite unter „Veranstaltungen“).
→ www.aktionsplan-queer.bayern
BAYERISCHES SPIELMOBILTREFFEN IN PASSAU
Alle Spielmobiler:innen sind vom 4. bis 6. Juli 2024 zum Bayerischen Spielmobiltreffen in Passau eingeladen. In der Jugendherberge Passau Oberhaus warten inspirierende Gespräche, interessante Workshops und vor allem Kreativität, Spiel und Spaß. Geplant ist zudem, andere Spielmobile mit ihren Besonderheiten und Methoden kennenzulernen. Den Abschluss bildet ein großes Spielmobilfest in Vilshofen an der Donau. Anlass ist das 75-jährige Jubiläum des Kreisjugendrings Passau. Teilnahmekosten: 95 Euro. Anmeldung erforderlich.
→ www.kjr-passau.de/angebote/ökomobil
BJR-KAMPAGNE:
„EUROPA FEIER ICH“
Am 9. Juni 2024 ist Europawahl, und zum ersten Mal dürfen 16- und 17-Jährige in Bayern wählen. Mit der Kampagne „Europa feier ich“ informiert der BJR Jugendliche und insbesondere Erstwähler:innen über die Wahl und ruft sie überparteilich dazu auf, ihre Stimme abzugeben. Die entsprechenden Materialien, Spiele und Hintergrundinformationen auf der BJR-Webseite bieten auch über den Wahltag hinaus die Möglichkeit, sich umfassend mit diesem Thema zu befassen. Im Rahmen der EuropawahlKampagne des BJR stehen zudem von April bis Juni vier Informationsveranstaltungen auf dem Programm. Unter dem Motto „Get active! EU Elections 2024“ waren in Regensburg Jugendliche aus Bayern und Tschechien gemeinsam eingeladen, sich über aktuell wichtige Themen zu informieren – von Fake News bis zum ansteigenden Rechtspopulismus. In Nürnberg und auf Burg Falkenberg in der Oberpfalz gab es mit „Give a Crêpe – der Talk zur Europawahl“ eine etwas andere Podiumsdiskussion, bei der Jugendliche niedrigschwellig Kandidierende und Parteien kennenlernen konnten – Crêpe inklusive. Im Haus der Schüler:innen in München wurden die Wahlprogramme bzw. Informationen darüber, wofür die Parteien stehen, jugendgerecht aufbereitet von jungen Schauspieler:innen vorgetragen und von parteineutraler Expertenseite eingeordnet.
→ www.bjr.de/europawahl
24 FOTO BJR/Daniel Köberle, BJR FOTO BJR juna 04.2022 juna 02.2024 25 MELDUNGEN/SERVICE MELDUNGEN/SERVICE juna
JUGENDARBEIT FÜR ALLE –
DIGITALE CHANCEN NUTZEN
Die Digitalisierung eröffnet neue Chancen, alle Jugendlichen am sozialen Leben teilhaben zu lassen, wirft in der Jugendarbeit aber auch neue Fragen auf: Wie lassen sich die neuesten Tools selbstverständlich nutzen, ohne jemanden auszuschließen? Wo kann die Digitalisierung wirklich helfen, ohne neue Bürden aufzuerlegen? Ein Fachtag im Rahmen des JAmProjekts des Bezirksjugendrings Unterfranken setzt sich am 12. Juni 2024 in Würzburg mit diesen Themen auseinander. Per Livestream ist auch eine Online-Teilnahme möglich, Gebärdendometscher:innen übersetzen.
→ www.jugend-unterfranken.de/aktuelles
MEDIENKOMPETENZPROJEKT
VON JFF, BLM UND BJR: „JUNG. ENGAGIERT. ONLINE“
Junge Zielgruppen auf Augenhöhe erreichen und fit für Stolperfallen auf Social Media zu machen: Das ist das Ziel des Medienkompetenzprojekts „jung. engagiert. online“. Initiiert wurde es von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) und dem JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis in Kooperation mit dem BJR. Im Fokus stehen Jugendliche und junge Erwachsene, die redaktionelle Inhalte für Social Media erstellen, Mikro-Influencer:innen, die eigenen Content produzieren und eine kleine Community haben, sowie Jugendleitungen, die in ihrer ehrenamtlichen Arbeit mit den Fragen junger Menschen rund um Medien in Berührung kommen.
42. INTERNATIONALE
JUGENDBEGEGNUNG
DACHAU
Vom 27. Juli bis 10. August 2024 lädt das Max Mannheimer Haus junge Menschen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren aus der ganzen Welt zur Internationalen Jugendbegegnung (IJB) nach Dachau ein. Eines der Hauptziele der Verantwortlichen hinter der IJB Dachau war von Anfang an und ist bis heute das Vermitteln historischen Wissens über das Konzentrationslager Dachau und das System des Nationalsozialismus. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Entwicklungen und ihrem Bezug zur Vergangenheit. Schwerpunktthema dieses Jahr: Antisemitismus. Eine Anmeldung ist noch bis 15. Juli möglich, solange Plätze frei sind.
→ www.jugendbegegnung-dachau.de/teilnahme
FÖRDERPROGRAMM INTERNATIONALER JUGENDAUSTAUSCH MIT BEHINDERUNG
MICHAEL-SCHMIDPETER-PREIS
2024: AUSZEICHNUNG FÜR
QUEERSENSIBLE JUGENDARBEIT
Mit dem Michael-Schmidpeter-Preis wollen das Jugendnetzwerk Lambda Bayern und der BJR gemeinsam gelungene Beiträge zu einer queersensible, regenbogenkompetenten sowie intersektionalen Jugendarbeit würdigen. So werden besondere, außergewöhnliche und innovative Projekte und Aktionen, bei denen eine Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Facetten von LSBTIQA*-Lebenswelten stattfand, prämiert – angefangen vom Theaterstück über einen Praxis- oder Projekttag bis hin zu Zeitungs- oder Radiobeiträgen. Teilnehmen können alle Akteur:innen der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit, vor allem queere Jugendgruppen. Kooperationsprojekte werden besonders positiv bewertet. Beiträge können über das Online-Formular bis 30. August 2024 eingereicht werden.
→ www.bjr.de/msp2024
Diese Zielgruppen werden mit drei unterschiedlichen Modulen adressiert: Content von jungen Menschen für junge Menschen zu produzieren – das ist das Ziel der TikTok-Redaktion „RISKANTIK“. Um ein breites Wissen, gute Kontakte und Kenntnis über Informations- und Beratungsangebote für junge Influencer:innen geht es im Modul „Camp für Mikro-Influencer:innen“. Ein Netzwerk für Jugendleitungen soll darüber hinaus ein Forum für den Austausch untereinander bieten. Sie haben die Gelegenheit, sich dort damit zu befassen, wie sie Kinder und Jugendliche unterstützen und beraten können, aber auch, wie sich digitale Tools gewinnbringend einsetzen lassen. Das Netzwerkkonzept soll als Pilotprojekt erprobt werden.
→ www.blm.de/de/wir-foerdern/medienkompetenz/projekte/ jung-engagiert-online.cfm
NEIGHÖRT – DER NEUE PODCAST FÜR DIE JUGENDARBEIT
Der Bezirksjugendring Unterfranken hat eine Plattform geschaffen, die die Stimmen und Erfahrungen von Aktiven in der Jugendarbeit in den Mittelpunkt stellt: den Podcast „neighört“. Er will motivieren, inspirieren und zum Nachdenken anregen. Schon die ersten Folgen tauchten tief in wichtige Themen der Jugendarbeit ein: Sensibilität, Finanzierung von Jugendarbeit und Zukunft des Ehrenamts. Der Podcast bietet gute Gespräche, fundierte Einblicke und eine kräftige Prise Humor.
→ Der Podcast „neighört“ ist abrufbar auf Spotify, Apple Music, podcast.de und Deezer
Internationale Begegnungen für junge Menschen mit Behinderung, Schulaustausch an Förderschulen und Inklusion in der Internationalen Jugendarbeit finden vergleichsweise selten statt. Ein neues, beim BJR angesiedeltes Förderprogramm aus Mitteln der Stiftung Jugendaustausch Bayern soll dies ändern. Eine eigene Webseite umfasst Förderinfos, Praxisbeispiele, Methoden, Infos und Handreichungen zum Thema Schulaustausch an Förderschulen, internationale Begegnungen für junge Menschen mit Behinderung und Inklusion in der Internationalen Jugendarbeit.
→ www.bjr.de/handlungsfelder/internationalejugendarbeit/jugendaustausch/internationale-begegnungjunger-menschen-mit-behinderung
→ Ansprechpartnerin: Lea Sedlmayr, Referentin für gruppenbezogenen Schüler:innenaustausch, sedlmayr.lea@bjr.de
4.
BUNDESKONGRESS
KINDER- UND JUGENDARBEIT: JETZT ANMELDEN
Vom 16. bis 18. September 2024 findet in Potsdam der 4. Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit statt. Anmeldungen sind ab sofort möglich. Die Teilnahme am Kongress ist kostenfrei. Kosten für Übernachtung und Verpflegung sind selbst zu tragen. Infos zum genaueren Programm gibt es online. Inhaltlich soll die dreitägige Fachveranstaltung der Kinder- und Jugendarbeit für Fachkräfte, ehrenamtlich/freiwillig Engagierte und Multiplikator:innen aus Fachpraxis, Verbänden, Verwaltung, Politik und Wissenschaft vor allem die Vielfalt der Kinder- und Jugendarbeit abbilden.
→ www.bundeskongress-kja.de
26 SERVICE MELDUNGEN/SERVICE 27 juna 02.2024 juna 02.2024
FOTO BLM/Stefan Heigl
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S EMINARE IN GAUTING 2024
BJR-NEUERSCHEINUNGEN
09. – 10. Oktober 2024
Einführung in die inklusive Jugendmedienarbeit
Referent: Bastian Krupp
Beitrag: 165 Euro
23. – 25. Oktober 2024
(und 19.02.2025, 9.30 – 12.30 Uhr online)
Kultur und Herkunft in der OKJA
Offene Jugendarbeit kultursensibel gestalten
Referent: Christian Dünstl
Beitrag: 285 Euro
04. – 08. November 2024
Betzavta – Demokratie erleben und lernen Basismodul für die Ausbildung zum|zur Betzavta-Trainer:in
Referentinnen: Heike Gess, Sabine Sommer
Beitrag: 750 Euro
29. November – 01. Dezember 2024
Kreativer Kindertanz
Tanz in Kita und Grundschule
Referentin: Eva Seidl
Beitrag: 285 Euro
17.– 19. Dezember 2024
Tatort Sitzung
Sitzungen erfolgreich gestalten – analog und digital Referentin: Angelika Sewalski Beitrag: 285 Euro
AKTUELLE ZUSATZAUSBILDUNGEN
Coach für Berufs- und Lebensstilorientierung (IF) 2024 | 2025
Professionelle Begleitung in Phasen von Umbruch und Veränderung – VIII. Ausbildungsgang
Termin: Oktober 2024 | Dezember 2025
Jugendarbeit schafft sichere Orte! Schutzkonzepte zur Prävention sexualisierter Gewalt in Organisationen der Jugendarbeit –VIII. Ausbildungsgang Termin: November 2024 Oktober 2025
Spielleiter:in im Erfahrungsfeld Theater Modul 1 XIV. Ausbildungsgang
Infoveranstaltung am 14. Juli 2024 von 14–17 Uhr Termin: Januar 2025 | Februar 2026
Institut für Jugendarbeit Gauting, Tel. 089/89 32 33-0, Fax -33, www.institutgauting.de – Online-Anmeldung ist möglich.
Jugendarbeit in Bayern 2023
Im Arbeitsbericht 2023 präsentiert sich die Jugendarbeit in Bayern auf über 150 Seiten mit Basisarbeit, Projekten, Initiativen und Events des vergangenen Jahres. Darin finden sich unterschiedliche Berichte aus den vielfältigen Tätigkeitsfeldern des BJR, seinen Projekten und Einrichtungen sowie seiner Gliederungen und Jugendverbände. Wie immer dabei: Zahlen, Daten und Fakten zu Haushalt, Maßnahmen und Förderungen. Im Mittelpunkt der Publikation stehen wie gewohnt die zahlreichen Akteur:innen der Jugendarbeit.
Verhaltenskodex zur Prävention sexualisierter Gewalt: jetzt auch barrierefrei
Der inklusiv überarbeitete und aktualisierte Verhaltenskodex zur Prävention sexualisierter Gewalt ist jetzt zusätzlich als barrierefreie PDF-Datei erhältlich. Die Prätect-Publikation formuliert die Selbstverpflichtung für einen respektvollen und Grenzen achtenden Umgang mit jungen Menschen und ist deshalb ein wichtiges Element von Schutzkonzepten der bayerischen Kinder- und Jugendarbeit. Der Verhaltenskodex wendet sich an alle ehrenamtlich Tätigen, hauptamtlich und hauptberuflich Beschäftigten der Kinder- und Jugendarbeit. Kostenfrei erhältlich unter → shop.bjr.de
NACHGELESEN
Kompass: Künstliche Intelligenz und Kompetenz 2023
ChatGPT, Smart Speaker und algorithmische Empfehlungssysteme gehören zum Alltag der Menschen in Deutschland. Welche Hürden finden sich auf dem Weg hin zu einer digitalen Gesellschaft? Wie können Menschen beim Kompetenzerwerb unterstützt werden? Antworten gibt der Ergebnisbericht „Kompass: Künstliche Intelligenz und Kompetenz 2023. Einstellungen, Handeln und Kompetenzentwicklung im Kontext von KI“, herausgegeben vom JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Grundlage ist eine repräsentative Umfrage der deutschsprachigen Bevölkerung ab zwölf Jahren, die der Projektverbund „Digitales Deutschland“ durchgeführt hat.
Cousseran, Laura/Lauber, Achim/Herrmann, Simon/Brüggen, Niels (2023). Kompass: Künstliche Intelligenz und Kompetenz 2023. Einstellungen, Handeln und Kompetenzentwicklung im Kontext von KI. Herausgegeben vom JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. München: kopaed.
Online steht der Bericht hier zum Download bereit: → https://digid.jff.de/kompass-ki-und-kompetenz-2023-online
PERSONALIEN
Konrad Dreyer st seit Februar 2024 als Referent für digitale Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit für Projekte beim BJR tätig. Nach seinem Bachelor in Germanistik und Philosophie sowie einem Masterstudium in „Ethik der Textkulturen“ absolvierte er ein Volontariat bei einer OnlineMarketing-Agentur. Zuletzt beschäftigte er sich im Rahmen seines Dissertationsprojekts mit der Frage nach einer „Dialektik des Glücks in Texten von Franz Kafka“.
Wolfgang Fänderl ist seit 1. März 2024 als Projektkoordinator für das „Queere Netzwerk Bayern“ beim BJR tätig. Als Erziehungswissenschaftler arbeitete er bereits für verschiedene bayerische Universitäten sowie diverse Sozialeinrichtungen. Der freiberufliche Vernetzungsberater ist zudem Initiator des ehemaligen Münchner Mediennetzwerks queerelations.
Beryl Maier ist seit 1. März 2024 Referentin für Organe und Veranstaltungen im Büro des Präsidenten. Außerdem ist sie weiterhin Referentin für Jugendverbände im Bereich Struktur und Förderung. Zuvor war die Diplom-Sozialwissenschaftlerin bereits als Projektkoordinatorin für das Sonderprogramm Ferienangebote beim BJR tätig.
Carmen Veil ist seit 1. März 2024 Sachbearbeiterin für die Fach- und Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung sowie weiterhin im Projekt Queeres Netzwerk Bayern als Sachbearbeiterin tätig. Zuvor war die gelernte Bürokauffrau für die Bearbeitung von Förderprogrammen im Bereich Struktur und Förderung beim BJR zuständig.
Anna-Lena Keerl ist seit 1. April 2024 Digitale Streetworkerin (zuständig für Oberbayern) beim BJR. Die gelernte Kauffrau für Dialogmarketing und studierte Sozialpädagogin (Soziale Arbeit B.A.) war bereits in der stationären Jugendhilfe und beim Bezirksjugendring Oberbayern im Projekt Digital Streetwork tätig.
Elke Sanwald war fast vier Jahre als Sachbearbeiterin im Förderbereich Ansprechperson für Jugendverbände in Fragen rund um Basisförderung, Ausbildung von ehrenamtlichen Jugendleiter:innen sowie Jugendbildungsmaßnahmen. Sie hat den BJR auf eigenen Wunsch zum 31. März 2024 verlassen. Wir wünschen ihr für die Zukunft alles Gute.
Mit Esther Detzel verabschieden wir uns zum 15. April 2024 von einer Mitarbeiterin, die von den Kolleg:innen in der BJR-Geschäftsstelle und im Besonderen bei unseren Gliederungen sehr geschätzt war. Als Referentin für Jugendringe und ehrenamtliches Engagement war sie seit 1. Dezember 2019 die erste Ansprechperson für Stadt-, Kreis- und Bezirksjugendringe. Wir sagen herzlichen Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und wünschen ihr viel Glück und Erfolg bei ihrer künftigen beruflichen Herausforderung in ihrer neuen Heimat.
Stefanie von Bock und Pollach war von November 2023 bis 30. April 2024 Sachbearbeiterin beim Projekt „Mobile Antidiskriminierungsstelle Bayern“, das zusammen mit der AGABY Bayern durchgeführt wird. Stefanie von Bock und Pollach, die dem Thema sehr verbunden war, wird wieder in die freie Wirtschaft wechseln. Wir danken für ihr großes Engagement und wünschen ihr für die Zukunft alles Gute
Herausgeber
Bayerischer Jugendring K.d.ö.R. vertreten durch: Philipp Seitz, Präsident Verlag juna – Jugendnachrichten des Bayerischen Jugendrings Herzog-Heinrich-Str. 7, 80336 München Tel. 089/514 58 -0, Fax 089/514 58 -88 juna@bjr.de, www.bjr.de
Redaktion
Verantwortlich: Karin Fleissner, fleissner.karin@bjr.de Dominik Petzold, petzold.juna@gmail.com Michael Kniess, juna@michaelkniess.de Schlussredaktion: Cornelia Rüping Redaktionsschluss jeweils acht Wochen vor Erscheinen Anzeigenmanagement Karin Fleissner, Tel. 089/514 58 -21, fleissner.karin@bjr.de
Anzeigenschluss
jeweils am 3. des Vormonats, es gelten die Anzeigenpreise aus den Mediadaten 2022 Auflage 2.500 Exemplare
Erscheinungsweise 4 Ausgaben/Jahr
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EUR 4,– (inkl. Porto) Jahresabonnement
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Der Druck der Jugendnachrichten erfolgt auf Envirotop, 100 % Recyclingpapier.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinungen der Autorinnen und Autoren wieder und sind keine offiziellen Stellungnahmen des Bayerischen Jugendrings.
SERVICE 28 juna 02.2024
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29 SERVICE juna 02.2024
IMPRESSUM
Fokus: Flucht und Migration zählen zu den zentralen politischen Fragen. Ein Blick auf Herausforderungen und Lösungen, im Großen und Kleinen +++ Interview: Martin Becher über den Einsatz gegen Demokratiefeindlichkeit in herausfordernden Zeiten +++ Es liegt was in der Luft: Die Zukunft der Erinnerungsarbeit juna # 3.24: Flucht
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77. Jahrgang ISSN 1615 – 0228