Selbstverständlich Inklusion Erfahrungen aus drei Projektjahren eine Dokumentation

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SELBSTVERSTÄNDLICH

ERFAHRUNGEN AUS DREI PROJEKTJAHREN

Eine
Dokumentation

Vorwort   5

1 Grundlage inklusiver Jugendarbeit   7

2 Best Practice aus dem Projekt

SelbstVerständlich Inklusion 9

2.1 Auftaktveranstaltung und Fachtag   10

Auftaktveranstaltung   10

Fachtag Barrierefreiheit   12

2.2 Gemeinsame Fahrten  14

Kindersporttag – Tag der Inklusion, Kreisjugendring Lindau   14 „Wir sind dann mal outdoor!“, Jugendzentrum Altdorf   16

Inklusives Zeltlager, Kreisjugendring Haßberge   18

2.3 Inklusive Feiern  20

Inklusions-Fußball WM, Regensburg    20

Inklusives Sommerfest, Jugendzentrum U-Turn Schwabmünchen   22

2.4 Besondere Veranstaltungsformate  24

Hoffest mit Kirchweih, Spielhaus Fürth   24

Bayernweites Sportfest: Games for YOUth, Stadjugendring Kaufbeuren   26

Gemeinsam Kochen, Kinder- und Jugendhaus z.punkt Nürnberg   29

Young Beats Festival Krumbach, Landesjugendwerk der AWO Bayern   30

2.5 Fürs Thema Inklusion sensibilisieren  32

Sensibilisierung durch Musik   32

Sensibilisierung durch Film   36

Inhalt
2

2.6 Lokale Netzwerke  38

Lokales Netzwerk in Regen   38

Bayernweite Vernetzungstreffen   40

2.7 Öffnung der Jugendverbände und Jugendringe  42

Inklusive Fortbildung, Kreisjugendring Nürnberger Land   42

Inklusive Kunsttage, Jugendzentrum „Der Club“ München   44

Assistenzförderungen, DPSG Würzburg   46

Besuch Dunkelcafé, Kreisjugendring Schweinfurt   48

2.8 Förderung der Selbstorganisation  49

Schwarzlicht Wunderland, Jugendzentrum Neuendettelsau   49

Kinderdemo und Workshop, Stadtjugendring Kaufbeuren   51

Vorbereitungswochenende „Inklusive Zeltlager“, Kreisjugendring Haßberge   52

Inklusive Pride Week, Jugendzentrum diversity München   52

Jahresmotto Inklusion, Kreisjugendring Aschaffenburg   53

Sensibilisierung Jugendleiter_innen, Kreisjugendring Weilheim-Schongau   54

3 Impressionen 56

4 Arbeitshilfen 62

Inklusion im Bayerischen Jugendring   62

Inklusion von A–Z   62

5 Fazit und Ausblick 64

6 Literatur 70

3 SelbstVerständlich Inklusion

BJR Präsident Matthias Fack und Irmgard Badura, bis Oktober 2018 Beauftragte für die Belange für Menschen mit Behinderung der Bayerischen Staatsregierung

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser, der Bayerische Jugendring (BJR) setzt sich für die Interessen von Kindern und Jugendlichen in Bayern ein. Der Auftrag der Jugendarbeit ist es, für alle jungen Menschen selbstverständlich zugänglich zu sein und zu ermöglichen, dass sie für sich und andere Verantwortung übernehmen können. Mehr als zwei Drittel aller Kinder und Jugendlichen nutzen und gestalten die Angebote und Einrichtungen der Jugendarbeit. Doch für junge Menschen mit Behinderung ist es noch lange nicht alltäglich, sich mit ihren Belangen in diese Strukturen einzubringen und sich für mehr Vielfalt in der Gesellschaft einzusetzen.

Das dreijährige Projekt SelbstVerständlich Inklusion wurde ins Leben gerufen, um die Bedürfnisse und Wünsche von jungen Menschen mit Behinderung in den Fokus der Jugendarbeit zu rücken. Durch Fördermittel der Aktion Mensch war es möglich, inklusive Maßnahmen in den Einrichtungen der Jugendarbeit vor Ort anzustoßen und dort eine entsprechend offene Haltung zu entwickeln. Aufgrund von Beratung und Vernetzung mit Trägern der Selbsthilfe und Behindertenarbeit sind Brücken gebaut wor-

den und nachhaltige Kooperationen entstanden. Viele Begegnungen haben stattgefunden, auf die wir mit Freude und Stolz schauen. Wir sind heute noch nicht dort, wo eine inklusive Gesellschaft insgesamt stehen könnte. Auch zehn Jahre nach der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland dürfen wir nicht aufhören, uns für den Abbau von Alltagsbarrieren, bessere Rahmenbedingungen und für eine Gesamtzuständigkeit der Kinderund Jugendhilfe einzusetzen.

Mein Dank gilt allen Trägern der Jugendarbeit, die sich am Projekt beteiligt haben und inklusive Angebote auf den Weg gebracht haben, damit junge Menschen gleichberechtigt teilhaben können. Ich hoffe, dass die schönen Praxisbeispiele aus dem Projekt zur nachhaltigen Öffnung der Strukturen anregen und Anderen Mut machen, in Zukunft selbst auch inklusive Wege zu gehen. Viele gute Einsichten beim Lesen!

matthias fack präsident 5 SelbstVerständlich Inklusion

1 Grundlage inklusiver Jugendarbeit

Die Vollversammlung des BJR hat im März 2015 das umfängliche Positionspapier „Vielfalt mit Stärken“ verabschiedet, das sich gezielt mit Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit befasst. Dort ist der Auftrag formuliert, sich mit der Lebenssituation und den Bedürfnissen von jungen Menschen mit Behinderung und solchen, die von Behinderung bedroht sind, zu beschäftigen und zielgerichtet Angebote in Bayern zu schaffen. Schon 2006 wurde das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK) von den Vereinten Nationen unterschrieben. In Deutschland trat das Menschenrechtsübereinkommen am 26. März 2009 in Kraft, seine Ratifizierung jährt sich 2019 also zum zehnten Mal. Das universelle Recht der gleichberechtigten Teilhabe ist noch nicht in allen Lebensbereichen in Deutschland verwirklicht. Für die Angebote der Jugendarbeit ist es unabdingbar, diese für junge Menschen mit Behinderung zugänglich und erlebbar zu machen. In Artikel 30 der UN-BRK steht geschrieben:

„Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit Behinderungen, gleichberechtigt mit anderen am kulturellen Leben teilzunehmen, und treffen alle geeigneten Maßnahmen, um sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderungen Zugang zu kulturellem Material in zugänglichen Formaten haben“ (UN-Behindertenrechtskonvention, 2006). Dort wird auch gefordert, „dass Kinder mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen Kindern an Spiel-, Erholungs-, Freizeit- und Sportaktivitäten teilnehmen können“. Artikel 30 beschreibt damit die Rechtsgrundlagen für diesen Anspruch von Menschen mit Behinderungen. Doch muss die Teilhabe von jungen Menschen nicht nur angedacht, sondern auch konkret umgesetzt werden. Auch das Positionspapier „Vielfalt mit Stärken“ fordert die Strukturen der Jugendarbeit auf, Hürden abzubauen und Freizeit- und außerschulische Bildungsangebote für alle zu ermöglichen sowie die Persönlichkeit von jungen Menschen mit Behinderung zu stärken.

7 SelbstVerständlich Inklusion

Die wachsenden Zahlen von Menschen mit Behinderungen bestätigen, dass man sich dieser Zielgruppe nicht mehr verschließen kann und Angebote so konzipiert werden müssen, dass alle Kinder und Jugendlichen mitmachen, mitdenken und mitsprechen können. Laut Statistik des Zentrums Bayern Familie und Soziales gab es 2018 1,2 Mio. Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis in Bayern (Zentrum Bayern Familie und Soziales, 2018).

Jede_r Zehnte in Bayern hat einen Grad der Behinderung von mehr als 50, im Alter von 6 bis unter 35 Jahren sind es laut Statistik 6,2 Prozent. Doch die Zahl von Menschen mit einer Behinderung ist deutlich höher, denn es gibt viele, die unter einem Grad der Behinderung von 50 liegen und in der Statistik nicht erfasst werden. Die Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit, den Forderungen aus dem Positionspapier und der Gesellschaft nachzukommen.

Um auf diese Bedarfslage einzugehen, wurde das dreijährige Projekt SelbstVerständlich Inklusion bei der Aktion Mensch beantragt. Während der Projektlaufzeit von 2016 bis 2019 war ein Hauptziel herauszufinden, wie Angebote der Jugendarbeit gestaltet werden müssen, damit sie zugänglicher werden und sich die Zielgruppe von jungen Menschen mit Behinderungen angesprochen fühlt. Durch Beratung und finanzielle Unterstützung wurden inklusive Maßnahmen initiiert, die die Strukturen vor Ort öffneten. Ziel war es auch herauszufinden, welche Mehrkosten gedeckt werden müssen und welche Beratung vor Ort gebraucht wird, damit junge Menschen mit Behinderungen an der Jugendarbeit partizipieren können. Notwendig ist eine Praxis, die pragmatisch und umsetzbar ist für die Organisationen und Träger der Jugendarbeit in Bayern.

Grundlage inklusiver Jugendarbeit
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2 Best Practice aus dem Projekt

SelbstVerständlich Inklusion

Während der Projektlaufzeit gab es verschiedene Beteiligungsmöglichkeiten für die Organisationen der bayerischen Jugendarbeit. Exemplarisch sollten mit Maßnahmen vor Ort die ersten Anstöße für inklusive Öffnungsprozesse gegeben und Zugangsbarrieren in den Angeboten reduziert werden. Junge Menschen mit Behinderungen sollten zielgerichtet von inklusiven Aktivitäten angesprochen werden und zusammen mit Gleichaltrigen ihre Freizeit gestalten und ihre Belange selbst vertreten können. Durch die Förderung von Aktion Mensch und eine gezielte Beratung zur Umsetzung von inklusiven Maßnahmen wurde ihnen die Teilhabe an vielen Angeboten ermöglicht. Kooperationen mit Trägern aus der Selbsthilfe und Behindertenarbeit vermittelten Fachwissen; vor Ort entstanden durch diese Vernetzung der Träger nachhaltige Synergien.

Mit der Öffentlichkeitsarbeit im Projekt konnten die Maßnahmen entsprechend beworben werden und es war möglich, nicht nur „Gutes zu tun“, sondern auch in verschiedenen Medien des BJR darüber zu sprechen. Oft braucht es nicht viel, schon mit kleinen Mitteln können Angebote an die Bedürfnisse von jungen Menschen mit Behinderungen angepasst und Zugangs- und Mitmachbarrieren minimiert werden. Barrieren im Kopf können nur abgebaut werden, wenn Inklusion gewünscht ist und eine entsprechend offene Haltung der Zielgruppe gegenüber an den Tag gelegt wird. Im nachstehenden werden die Praxisbeispiele kurz beschrieben, die in der Projektlaufzeit stattgefunden haben. Anhand der Beispiele zeigt sich, wie vielfältig Jugendarbeit sein kann und was alles an Angeboten und Maßnahmen möglich ist. Schließlich sind es alles Kinder und Jugendliche!

9 SelbstVerständlich Inklusion

2.1 Auftaktveranstaltung und Fachtag

Neben dezentralen Maßnahmen vor Ort war es auch Inhalt des Projektes, Akteur_innen aus der Jugend- und Behindertenarbeit zu vernetzen und einen Wissensaustausch zu ermöglichen. Zum einen sollte eine Auftaktveranstaltung die Beteiligungsmöglichkeiten im Projekt vorstellen, zum anderen wurden bei einem Fachtag vertiefende Inputs zu Inklusion in der Jugendarbeit gegeben.

Auftaktveranstaltung

Der Kick-off zum Projekt „SelbstVerständlich Inklusion“ fand am 27. Mai 2017 im CaritasPirckheimer-Haus (CPH) statt. Über 50 Gäste kamen nach Nürnberg, um über Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit im BJR zu diskutieren. Neben den Grußworten von Präsident Matthias Fack und Irmgard Badura, der damaligen Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderung der Bayerischen Staatsregierung, gab Prof. Dr. Clemens Dannenbeck Impulse zu „Inklusion in der Kinderund Jugendarbeit: Fiktion, Vision oder Auftrag?“

Die Inhalte und Beteiligungsmöglichkeiten im Projekt wurden vorgestellt und im Anschluss bei einem World Café vertieft.

Angeregte Gespräche und Diskussionen zu den sechs Schwerpunkten im Projekt SelbstVerständlich Inklusion, unter anderem Vernetzung vor Ort und Sensibilisierung

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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TIPP

Das CPH ist ein barrierefreies Tagungshaus mit entsprechenden Parkplätzen und Räumlichkeiten. Der Pirckheimersaal fasst 140 Personen und ist mit einer Hörschleife für schwerhörige Menschen ausgestattet.

Fachtag Barrierefreiheit

Zum Fachtag „Barrierefreiheit: Nicht nur DINNorm“ am 21. April 2018 im CPH Nürnberg kamen Interessierte, um sich über inklusive Jugendarbeit und Barrierefreiheit im weiteren Sinne – nicht nur die baulichen Aspekte betreffend – zu informieren. Über 60 Teilnehmer_innen aus der Jugend- und Behindertenarbeit tauschten sich über den aktuellen Stand im Projekt aus. Alexander Pelka von der Beratungsstelle für Barrierefreiheit der Bayerischen Architektenkammer hielt einen Vortrag über barrierefreie Kommunikation. Am Nachmittag wurde es praktischer: Annafrid Staudacher von Integral e. V. bot einen Workshop zur Vermittlung von Begegnungen auf Augenhöhe an und Michael Kröger von der Aktion Jugendschutz thematisierte die Wichtigkeit von sexueller Selbstbestimmung und des Schutzes vor sexuellem Missbrauch bei Jugendlichen mit Behinderung.

Faktoren, die Begegnungen auf Augenhöhe erschweren, wurden in einem Workshop herausgearbeitet und in Form einer Mauer visualisiert

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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TIPP

Die Beratungsstelle Barrierefreiheit der Bayerischen Architektenkammer berät kostenlos zu Fragen rund um barrierefreies Leben und digitale Barrierefreiheit.

2.2 Gemeinsame Fahrten

Neben den Fachveranstaltungen ermöglichte das Projekt auch drei inklusive ein- bis mehrtägige Veranstaltungen. Unterstützung gab es dabei nicht nur in Form von finanziellen Mitteln, um die Mehrkosten zur Herstellung von Barrierefreiheit abzudecken, sondern auch durch Beratung im Vorfeld, um die Angebote für alle Kinder und Jugendlichen mit ihren verschiedenen Bedürfnissen zugänglich zu gestalten und Begegnungen von jungen Menschen mit und ohne Behinderung zu ermöglichen.

Kindersporttag – Tag der Inklusion, Kreisjugendring Lindau

Unter dem Titel von „Mitmachen und Ausprobieren“ fand der erste Lindauer Kindersporttag am 24. September 2017 auf dem Sportgelände des TSV Schlachters statt. Initiiert vom Kreisjugendring Lindau in Kooperation mit der Stiftung Liebenau Inklusion am See, dem TSV Schlachters und weiteren Sportvereinen wurde der Tag der Inklusion von Landrat Elmar Stegmann und Mountainbike-Profi Sophia Wiedenroth feierlich eröffnet. Rund 100 Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung konnten sich bei zahlreichen Sportangeboten ausprobieren und neue kennenlernen. Von A wie Ausdauer bei der Leichtathletik über Fußball, Kinderturnen bis hin zu Z wie Zumba war an diesem Tag alles geboten. Ein besonderes Highlight war der Rollstuhlparcours zur Sensibilisierung für das Thema Inklusion.

www.kjr-lindau.de

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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TIPP

Ein Rollstuhlparcours bietet sich an, um Inklusion praktisch selbst zu erfahren. Manche Sanitätshäuser bieten einen Verleih an.

„Wir sind dann mal outdoor!“, Jugendzentrum Altdorf

Eine inklusive Ferienaktion des Jugendtreffs Stadt Altdorf fand in Kooperation mit dem Down-Syndrom-Infocenter vom 11. bis 14. August 2018 rund um das Erlebniscenter Jura Alpin in Hirschbach in Mittelfranken statt. Elf Jugendliche mit und ohne Behinderung im Alter von 16 bis 27 Jahren konnten vier Tage lang wandern, auf der Pegnitz paddeln, am Lagerfeuer sitzen oder bei sich bei einer Seilaktion ausprobieren. Ziel war es, Neues auszuprobieren, sich ohne Eltern zurechtzufinden, andere und Andersartiges kennenzulernen, Verantwortung zu übernehmen und als Gruppe zusammenzufinden.

www.altdorf.de/seite/de/ stadt/039:83:116/c_7/Jugendtreff_ JUZ.html

LESSON LEARNED

„Eine gute Vernetzung mit Trägern aus der Behindertenarbeit in der Nachbarschaft ist wichtig für das Gelingen einer inklusiven Maßnahme. Junge Menschen mit Behinderung können so auf die Angebote der Jugendarbeit aufmerksam gemacht werden.“

Agnes Wolf Leiterin Jugendzentrum Altdorf

Trockenübungen, bevor es zum Kanupaddeln auf die Pegnitz ging

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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Inklusives Zeltlager, Kreisjugendring

Haßberge

Langeweile in den Sommerferien? Der Kreisjugendring Haßberge und die Lebenshilfe Haßberge e. V. boten vom 5. bis 14. August 2019 ein gemeinsames Zeltlager an. Schöne Erlebnisse beim Zelten in der Natur, bei der Lagerdisco und beim Schwimmbadbesuch standen dabei auf dem Programm. Unter dem Lagermotto „Aufbruch ins All“ wurde eine Geschichte gemeinsam entwickelt, die sich als roter Faden durch die ganze Maßnahme zog und die auch als Motto auf dem bunten Abend der Freizeit aufgegriffen wurde.

www.kjr-has.de

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TIPP

Im Vorfeld wurde der BewerbungsFlyer überarbeitet und in Leichte Sprache übersetzt. Mit einem leicht verständlichen Flyer konnte die Zielgruppe gut erreicht werden. Zertifizierte Übersetzungen in Leichte Sprache bietet in Bayern u. a. das CAB Fach-Zentrum für Leichte Sprache in Augsburg an.

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2.3 Inklusive Feiern

Zwei inklusive Feiern als lokale Tagesveranstaltungen schufen Begegnungen und machten vor Ort auf die Belange von jungen Menschen mit Behinderung aufmerksam. Organisiert jeweils in Kooperation mit Trägern aus der Behindertenarbeit, kamen bei den Festen in Regensburg und Schwabmünchen junge Menschen mit und ohne Behinderung zusammen, um gemeinsam zu feiern.

Inklusions-Fußball WM in Regensburg

Im Rahmen einer Kooperation von Lebenshilfe Regensburg und der Stadt Regensburg wurde der Finaltag einer inklusiven Fußball-WM der Werkstätten gebührend gefeiert. Am 15. Juni 2018 fand das Fest auf dem Gelände der Universität Regensburg mit über 50 Teilnehmer_ innen und Gästen aus internationalen und örtlichen Mannschaften statt. Für ausgelassene Stimmung sorgten die inklusiven Bands der Lebenshilfe, der „Werkstatt Express“ und die „Route Rockers“ aus Haar.

STATEMENT

„Persönlich war das ein wahnsinniges Erlebnis und ich hoffe auf weiteren Kontakt mit der Jugendarbeit.“

Martin Seitz Lebenshilfe OV Regensburg

Die Route Rockers bei ihrem Auftritt auf dem Gelände der Uni Regensburg

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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TIPP

Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Es ist sinnvoll, mit inklusiven Maßnahmen an bestehende Formate anzuknüpfen, wie hier an eine Feier im Anschluss an ein Fußballturnier.

Inklusives Sommerfest, Jugendzentrum

U-Turn Schwabmünchen

Zusammen mit KOBEA e. V. (Kontaktgruppe behindert und aktiv) lud das Jugendzentrum

U-Turn in Schwabmünchen am 28. Juli 2018 zu einem gemeinsamen Sommerfest ein. Es kamen somit nicht nur Jugendliche, die das UTurn auch sonst besuchen, sondern auch junge Menschen mit Behinderung und ihre Familien, deren Helferkreis und alle interessierten Schwabmünchner_innen. Gemeinsam wurden Salate und Nachspeisen vorbereitet, anschließend bis spät in die Nacht gegrillt und bei LiveMusik alkoholfreie Cocktails genossen.

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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TIPP

Nicht jede Einrichtung der Jugendarbeit ist von sich aus barrierefrei zugänglich. Das U-Turn hatte sich für das Sommerfest eine rollstuhlgerechte Toilette gemietet.

2.4 Besondere

Veranstaltungsformate

Neben den gemeinsamen Feiern sollten auch andere, kreative Veranstaltungsformate Möglichkeiten eröffnen, inklusive Jugendarbeit umzusetzen. Verschiedene Aspekte von Inklusion kamen dabei zum Tragen.

Hoffest mit Kirchweih, Spielhaus Fürth

Ursprünglich war im Projekt eine Bezuschussung zu einem Zirkuswochenende angedacht, doch das Spielhaus in Fürth hatte die Idee, eine inklusive Kirchweih „von Kindern für Kinder“ zu veranstalten. Vom 22. bis 25. Mai 2018 wurde diese Maßnahme in Kooperation mit den Offenen Hilfen der Lebenshilfe Fürth e. V., dem Stamm Franken der Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands e. V., dem Stadtjugendring Fürth und dem Fürther Ferienprogramm umgesetzt. Über 40 Teilnehmer_innen im Alter von acht bis 13 Jahren mit und ohne Behinderung entwarfen und gestalteten gemeinsam lebensgroße Mitmachspiele. Am Abschlusstag wurden die Spiele bei einem Hoffest den Eltern und Zuschauer_innen präsentiert und jede_r konnte sie ausprobieren.

www.spielhaus.fuerth.de

LESSON LEARNED

„Durch die Kooperation mit der Lebenshilfe war es uns möglich, das Thema Inklusion professionell anzugehen. Die Spielhauskinder, die Teilnehmer_innen über das Ferienprogramm Fürth und die teilnehmenden Kinder mit Behinderung lernten neben dem gemeinsamen Arbeiten und Erleben unter anderem auch die Jugendverbandsarbeit kennen. So werden Türen zur Inklusion geöffnet.“

Oswald Gebhard Leiter Spielhaus Fürth

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Bayernweites Sportfest: Games for YOUth, Stadtjugendring Kaufbeuren

300 Gäste waren am 21. Juli 2018 der Einladung des Stadtjugendrings Kaufbeuren zum inklusiven Spielfest Games for YOUth gefolgt. Das etablierte Fest des Stadtjugendrings fand zum ersten Mal als inklusive Veranstaltung statt. Trotz der schlechten Wetterverhältnisse und der kurzfristigen Verlegung vom Kaufbeurer Jordanpark auf das Gelände der staatlichen Fach- und Berufsoberschule nahmen

170 Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen teil und probierten sich an den 24 Sport- und Spielstationen aus. Diese und auch ein vielfältiges Rahmenprogramm wurden gemeinsam mit den örtlichen Sport- und Jugendverbänden aus Kaufbeuren sowie der Bayerischen Sportjugend, der Bayerischen Gehörlosensportjugend, dem Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund, Special Olympics Bayern, der ej-sport – Sport in der evangelischen Jugend in Bayern, der Bayerischen Behinderten-Sportjugend und Emoki von der Pfennigparade angeboten.

Daumen rauf für Bubble Soccer, eines von vielen verschiedenen Spiel- und Sportangeboten

STATEMENT

„Die nachhaltige inklusive Öffnung dieser Veranstaltung ist ein besonders schöner Erfolg, denn genau das ist unser Ziel als Bayerischer Jugendring: Wir wollen die Zusammenarbeit von Trägern der Jugendarbeit und der Behindertenarbeit ausbauen und Jugendarbeit öffnen. Jugendarbeit macht Angebote für alle, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, individuellen Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen“.

Matthias Fack BJR-Präsident

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„Traut euch – es wird klappen!“

Beate Schütz Stadtjugendring Kaufbeuren

TIPP

Sport bietet niederschwellige Zugänge und ist besonders gut geeignet für inklusive Aktivitäten. Eine Kooperation mit Sportverbänden aus dem Behindertensport kann helfen, Sportstationen barriereärmer zu gestalten und mehr Teilhabe für alle zu ermöglichen.

Gemeinsam Kochen, Kinder- und Jugendhaus z.punkt Nürnberg

Das Kinder- und Jugendhaus z.punkt im Nürnberger Stadtteil Gebersdorf veranstaltete am 26. Juli 2019 in Kooperation mit der Lebenshilfe ein gemeinsames Sommerfest. Die Lebenshilfe wurde als Kooperationspartner gewählt, da diese ebenfalls im Stadtteil eine Einrichtung betreibt und bisher keine Berührungspunkte vorhanden waren. Mit dem Auftritt der inklusiven Band „Longlake Allstars“ feierten die Kinder und Jugendlichen, deren Eltern und die Nachbarn_innen ein buntes Sommerfest in der Jugendeinrichtung im Stadtteil. www.nuernberg.de/internet/ jugendhaus_zpunkt

LESSON LEARNED

„Es war das erste Mal, dass wir Inklusion ganz praktisch gelebt haben, und wir erhoffen uns dadurch, dass wir hier im Stadtteil insgesamt neue Wege gehen. Das heißt einerseits, dass dies der Auftakt breiter angelegter Kooperationsbeziehungen mit der Lebenshilfe Nürnberg war, und andererseits, dass sich die anderen Einrichtungen im Stadtteil hoffentlich ebenfalls trauen, hier Neues zu wagen.“

Michaela Hillebrand Leiterin Kinder- und Jugendhaus z.punkt

Macht im Handumdrehen alle Kinder glücklich: Zuckerwatte auf dem inklusiven Sommerfest

29 SelbstVerständlich Inklusion

Young Beats Festival Krumbach, Landesjugendwerk der AWO Bayern

Das Landesjugendwerk der AWO Bayern veranstaltete in Kooperation mit dem AWO Kreisverband Krumbach e. V. am 14. September 2019 ein inklusives Kinder- und Jugendstraßenfest in Krumbach. Mit einem Open-AirFestival sollte die Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderungen im südlichen Landkreis Günzburg ermöglicht werden. In den Stadtgarten von Krumbach kamen über 2.000 Gäste, die das bunte Bühnenprogramm und die Mitmachangebote der örtlichen Jugendvereine ausprobierten.

www.youngbeats.de

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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TIPP

Ein gemeinsames Festival bietet Trägern aus der Jugend- und Behindertenarbeit gute Möglichkeiten, ihre Angebote zu präsentieren und zu zeigen, dass Inklusion möglich ist.

2.5 Fürs Thema Inklusion sensibilisieren

Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung sind beim Thema Inklusion nicht nur in der Jugendarbeit Grundlage dafür, dass Maßnahmen und Angebote erfolgreich umgesetzt werden können. Im Projekt SelbstVerständlich Inklusion wurde dazu mit Musik und einem Film gearbeitet.

Sensibilisierung durch Musik

Mit Musik geht’s leichter: Die inklusive Band Route Rockers ging für SelbstVerständlich Inklusion on tour. Die Route Rockers aus dem Jugendkulturhaus Route 66 aus Haar tourten mit Unterstützung des Projekts durch Bayern, um in Jugendtreffs oder bei Feiern von Jugendorganisationen für das Thema Inklusion zu sensibilisieren. Ziel der inklusiven Musikgruppe war es, durch Konzerte Inklusion in allen sieben Regierungsbezirken Bayerns „aufs Land“ zu bringen.

Auftritte in Oberbayern

Gleich drei Bands spielten am 6. Oktober 2017 im Jugendzentrum aqu@rium in Pasing. Neben den Route Rockers sorgten die Münchner Big- und Rockband Basement 79 des KätheKollwitz-Gymnasiums und die Band der Neuen Jazzschool „The Way We Fly“ für gute Musik. Höhepunkt des Abends war die Jam-Session, bei der die Bands gemeinsam spielten. Der Münchner Radiosender Störfunk sendete Statements und Live-Mitschnitte des Konzerts im Nachgang, die vom afk-Radio-Projekt des Kreisjugendrings München-Stadt produziert wurden.

Am 1. Dezember 2017 ging es im Jugendzentrum Soundcafé in München in die zweite Runde der inklusiven Jam-Sessions: Die Route Rockers spielten zusammen mit der Jamband aus dem Soundcafé des Kreisjugendrings München-Stadt. Nach und nach stiegen immer mehr begeisterte Musiker_innen ein und gemeinsam wurden Jazzstandards, Funky Grooves, Blues und Latin bis hin zum Rock gespielt.

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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Auftritt in der Oberpfalz

Am 15. Juni 2018 rockten die Route Rockers zum Abschluss der inklusiven Fußball-WM beim Open Air auf dem Gelände der Universität Regensburg zusammen mit dem „Werkstatt Express“ der Lebenshilfe Regensburg. Erstmals präsentierten sie dort ihren selbstgeschriebenen Song „Inklusion“.

Auftritt in Unterfranken

Am 21. Juli 2018 spielten die Route Rockers beim Fest „Brüderschaft der Völker“ in Aschaffenburg. Das Fest der kulturellen Vielfalt wurde vom Stadtjugendring Aschaffenburg und der Stadt Aschaffenburg veranstaltet und hat eine lange Tradition. Die kulturellen Darbietungen, die Musik, Spiel- und die Aktionsangebote boten eine tolle Plattform, um neben dem Auftritt der Band über Inklusion in der Jugendarbeit ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen.

Auftritt in Niederbayern

Nach der Sommerpause am 28. September 2018 traten die Route Rockers im Jugendzentrum Poschinger Villa in Landshut auf. Gemeinsam mit der Band „Ohne Beispiel“ der OBA Lebenshilfe Landshut sorgten sie für gute Stimmung beim ausgebuchten Konzert.

Auftritt in Schwaben

Die Herbsttour der Route Rockers ging am 6. Oktober 2018 im Jugendzentrum U-Turn in Schwabmünchen weiter. „Mit ihren Rock Klassikern haben die Route Rockers das U-Turn zum Beben gebracht“, so Harry Grießer, Leiter des Jugendzentrums. Mit 80 Gästen im Alter von 14 bis 27 Jahren war das Haus voll ausgelastet.

33 SelbstVerständlich Inklusion

Auftritte in Mittelfranken

Die letzten Auftritte im Rahmen des Projekts SelbstVerständlich Inklusion wurden in Fürth absolviert. Hier konnten die Route Rockers gleich bei zwei Gelegenheiten auftreten und ihre musikalischen Leistungen unter Beweis stellen: am 3. Mai 2019 beim Fürther Inklusiven Soundfestival und am 4. Mai 2019 beim Fürth Open Air.

www.jkhroute66.de

STATEMENT

„Dieses außergewöhnlich normale Konzertwochenende macht Vielfalt öffentlich und lädt dazu ein, Vielfalt als Bereicherung gemeinsam zu erleben.“

Fürther Inklusives Soundfestival

„Menschen mit Behinderung müssen genauso gesehen werden wie Menschen ohne Behinderung.“

Franz Meier-Dini Bandleader Route Rockers

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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TIPP

Eine mobile Rollstuhlrampe kann man z. B. beim Kulturreferat in München mieten. Bei Fragen rund um barrierefreies Equipment sind die kommunalen Behindertenbeauftragten in Bayern gute Anlaufstellen.

Sensibilisierung durch Film

Wie geht Jugendarbeit ohne Hürden? Was braucht es, damit Kinder und Jugendliche mit Behinderungen auf Augenhöhe mitmachen können, sich einbringen und ganz selbstverständlich Gemeinschaft erleben? Und was wünschen sie sich von der Gesellschaft, von ihren Mitmenschen? Inhalt und Ziel des Image-Films „Jugendarbeit ohne Hürden“ war die Darstellung gelungener Inklusion in der Jugendarbeit anhand unterschiedlicher Praxisbeispiele. Darüber hinaus sollten die Gedanken und Wünsche von Jugendlichen mit Behinderungen zum Thema Vorurteile diese Eindrücke ergänzen. Oft muss nicht viel passieren, damit wirklich alle dabei sein können, das zeigt der Film. Toleranz, Rücksicht, Respekt, einen Blick für Barrierefreiheit und die kleinen Dinge des Alltags – und schon ist ganz viel erreicht. Der Film „Jugendarbeit ohne Hürden“ entstand von 2018 bis 2019 zusammen mit jungen Erwachsenen mit und ohne Behinderung und in Kooperation mit dem Projekt München für alle.

STATEMENT

„An der Schnittstelle zwischen Behindertenhilfe und Jugendarbeit erschien uns die gemeinsame Arbeit eine willkommene und sinnvolle Verknüpfung unserer jeweiligen Projektaufgaben.“

Eva Meyer und Kilian Ihler muenchen für alle

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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TIPP

Den Film gibt es auf www.bjr.de zum Ansehen. Er wird auf Anfrage für Zwecke der Jugendarbeit in verschiedenen Versionen (Gebärdensprache, Untertitel) zur Verfügung gestellt.

2.6 Lokale Netzwerke

Der BJR hat Träger der Jugendarbeit und Akteure_innen aus der Behindertenhilfe in einen regelmäßigen Austausch gebracht und gewinnbringende Kooperationen angestoßen. Im Landkreis Regen hat sich so ein lokales Netzwerk etabliert.

Lokales Netzwerk in Regen

Der Kreisjugendring Regen hat sich der inklusiven Jugendarbeit geöffnet und lädt regelmäßig zu einem Inklusions-Stammtisch ein. Neben den Offenen Hilfen der Lebenshilfe Regen sind verschiedenste Personen vertreten, die an Inklusion im Landkreis Regen interessiert sind. Vom Vereinsvorstand bis hin zu Hauptamtlichen, Vertreter_innen des Landkreises, Ehrenamtlichen, Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung nehmen viele regelmäßig am Stammtisch teil.

www.kreisjugendring-regen.de

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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TIPP

Es muss nicht immer gleich ein formeller Arbeitskreis sein, um ins Gespräch zu kommen. Ein Stammtisch bietet eine schöne Möglichkeit, sich auszutauschen und Synergien vor Ort zu bilden.

Bayernweite Vernetzungstreffen

Im Zeichen der lokalen Netzwerkbildung wurden zwei regionale Vernetzungstreffen in Nordund Südbayern angeboten. Interessierte aus der Jugend- und Behindertenarbeit in ganz Bayern fanden so eine Plattform für den kollegialen Erfahrungsaustausch. Daraus entstanden verschiedene neue Kontakte, die teilweise zu Kooperationen ausgebaut wurden.

Inklusives Barcamp Süd

Am 12. Januar 2019 fand das erste inklusive Barcamp Süd im Kulturzentrum neun in Ingolstadt statt. Mit dem Ziel, die Strukturen in Bayern zu öffnen und die Jugendarbeit inklusiver zu gestalten, stand die Veranstaltung im Rahmen des Projekts SelbstVerständlich Inklusion ganz im Zeichen der Vernetzung. Der Tag bot eine Plattform für 40 Teilnehmer_innen aus Trägern der Jugend- und Behindertenarbeit, sich kennenzulernen und sich über BestPractice-Beispiele auszutauschen.

Inklusives Barcamp Nord

Auch das zweite Barcamp am 30. März 2019 in der Kolping Akademie in Würzburg war mit 30 Teilnehmer_innen gut besucht und bot Austauschmöglichkeit zwischen Akteur_innen der Jugend- und Behindertenarbeit. Angeleitet vom Stadtjugendring Würzburg wurden die Teilnehmer_innen mit der Barcamp-Methode ins Gespräch gebracht und regional vernetzt.

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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TIPP

Das Kulturzentrum neun in Ingolstadt und die Kolpingakademie in Würzburg bieten barrierefreie Tagungsräume. Begleitet wurden die Veranstaltungen von Gebärdensprachdolmetscher_innen. Unter folgendem Link kann man Dolmetscher_innen in Bayern finden und anfragen: www.bgsd-bayern.de

2.7 Öffnung der Jugendverbände und Jugendringe

Bewusst die Jugendarbeit vor Ort zu öffnen, Angebote auf die Bedürfnisse von jungen Menschen mit Behinderung hin anzupassen und mit ihnen gemeinsam zu planen – das war das Ziel der folgenden Maßnahmen.

Inklusive Fortbildung, Kreisjugendring

Nürnberger Land

Vom 17. bis 18. März 2018 wurden im Lern- und Erfahrungsraum der Edelweißhütte des Kreisjugendrings Nürnberger Land Jugendleiter_innen zur inklusiven Nutzung von Hochseilelementen fortgebildet. Zusammen mit einer Gruppe von Jugendlichen des Familienentlastenden Diensts der Lebenshilfe sowie einer jungen Frau und einem jungen Mann, die den Kreisjugendring in unterschiedlichen Aktionen und Prozessen schon unterstützt hatten, wurde der Hochseilgarten auf seine Barrieren hin getestet. Aufgrund der Erfahrungen aus der Fortbildung wurde es möglich, dass die erlebnispädagogischen Angebote künftig auch von Teilnehmer_ innen mit unterschiedlichen Behinderungen genutzt und gemeinsam erlebt werden können.

www.kjr-nuernberger-land.de

Hoch hinaus ging es im Hochseilgarten für alle Teilnehmenden. Der Rolli durfte unten bleiben

LESSON LEARNED

„Je mehr man mit Menschen mit und ohne Behinderung arbeitet, desto mehr wird Inklusion selbstverständlich!“

Anna Scarmoncin Kreisjugendring Nürnberger Land

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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TIPP

Die Einbeziehung von Expert_ innen in eigener Sache ist ein wichtiger Bestandteil, wenn es darum geht herauszufinden, wo Alltagsbarrieren sind und wie diese reduziert werden können.

Inklusive Kunsttage, Jugendzentrum

„Der Club“ München

Das Körper-Bild-Projekt „Von Kopf bis Fuß“ vom 12. bis 13. Mai 2018 war ein gemeinsames Projektwochenende des Jugendzentrums Der Club von Kreisjugendring München-Stadt, SelbstVerständlich Inklusion und münchen für alle. Über 50 Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen nahmen die Einladung des Jugendzentrums wahr und waren buchstäblich gefordert, ein Bild von sich zu machen. Ein Abbild in Lebensgröße zu gestalten war das vorrangige Ziel – darüber hinaus konnten die Teilnehmer_innen aber auch einander über das kreative Schaffen begegnen und schließlich den Raum des Jugendzentrums mit ihren künstlerischen Arbeiten einnehmen. Im Vorfeld der Maßnahme wurde sorgfältig auf eine barrierefreie Gestaltung des Vorhabens geachtet, sowohl was die Räumlichkeiten als auch die inhaltliche Durchführung der Maßnahmen betraf.

www.derclub-online.de

LESSON LEARNED

„Geduld haben, Ausdauer zeigen und immer wieder von Neuem und mit kreativen Ideen an die Dinge herangehen –dann kann Inklusion gelingen.“ Kilian Ihler muenchen für alle

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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Assistenzförderungen, DPSG Würzburg

Vom 14. bis 16. September 2018 fand das alljährliche Übertrittslager der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) des Stamms Greiffenclau auf dem Zeltplatz Gut Erlasee bei Arnstein erstmals als inklusive Veranstaltung statt. Die inklusive Öffnung des Angebots wurde durch eine Assistenz ermöglicht, die auf die besonderen Bedarfe der Teilnehmer_innen eingehen und diese begleiten konnte.

Auch beim Bezirkszeltlager des Bezirks

Main-Spessart, Stamm St. Josef Sendelbach, vom 27. Juli bis 3. August 2019 konnten aufgrund der zusätzlichen finanziellen Mittel aus dem Projekt Teilnehmer_innen mit Behinderungen mitfahren. Der Leitgedanke „Pfadfinden mit und ohne Behinderung ist nix besonderes“ konnte somit verwirklicht werden.

www.dpsg-wuerzburg.de

„Pfadfinden mit und ohne Behinderung ist nix besonderes“: dieses Motto wurde beim Bezirkszeltlager auch ganz spielerisch umgesetzt

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
46

TIPP

Über die Lebenshilfe können Assistenzen gewonnen werden.

Besuch Dunkelcafé, Kreisjugendring

Schweinfurt

Der Kreisjugendring Schweinfurt will seine Angebote auch für junge Menschen mit Behinderungen öffnen und Jugendleiter_innen helfen, die damit verbundenen Herausforderungen in ihren Gruppenstunden und auf den Freizeiten gut zu meistern. Im Rahmen eines Ausflugs am 12. Oktober 2019 in das Dunkelcafé am Reichelshof sollten sich die Jugendleiter_innen mit dem Thema durch Selbsterfahrung beschäftigen. Sie probierten aus, wie es ist, wenn man nicht sehen kann, wie durch Hören und Tasten, aber auch durch Riechen und Schmecken die Welt erschlossen werden kann. Sich ganz konkret in eine andere Lage zu versetzen hilft dabei, die eigenen Angebote auf Barrieren hin zu prüfen und auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit einer Behinderung anzupassen.

www.kjr-sw.de

LESSON LEARNED

„Wichtig ist, die gemeinsamen Chancen des Lernens und Erlebens aufzuzeigen und so auch Ehrenamtliche für das Thema in der Jugendarbeit zu sensibilisieren.“

Christoph Simon Vorsitzender Kreisjugendring Schweinfurt

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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2.8 Förderung der Selbstorganisation

Interessierte junge Menschen mit Behinderung sollen sich stärker in den Strukturen der Jugendarbeit einbringen. Dazu ist es notwendig, gemeinsam zu prüfen, welche Informationen in welcher Form nötig sind und wie Angebote barrierefreier gestaltet werden können.

Schwarzlicht Wunderland, Jugendzentrum

Neuendettelsau

Das Jugendzentrum Neuendettelsau veranstaltete in Kooperation mit der Diakonie Neuendettelsau vom 9. bis 10. Februar 2019 ein besonderes Projekt: „Schwarzlicht Wunderland“. An diesem Wochenende lernten Konfirmandengruppen mit und ohne Behinderung die verschiedenen Effekte und Formen von Schwarzlicht kennen, konnten sie ausprobieren und selbst kreativ einsetzen. Gemeinsam bereiteten die jungen Konfirmand_innen einen Gottesdienst mit Schwarzlichteffekten vor und erarbeiteten in der Gruppe, wie Schwarzlicht so eingesetzt werden kann, dass alle mitmachen können.

www.juz-nau.de

STATEMENT

„In Neuendettelsau gibt es Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und sie gehören einfach mit dazu und sind bei uns immer willkommen. Die jungen Menschen mit Behinderung haben durch das Projekt unser Jugendzentrum kennengelernt und mit der Aktion ist echte Inklusion geglückt – ganz automatisch.“

Sandra Mayer Leiterin Jugendzentrum Neuendettelsau

49 SelbstVerständlich Inklusion

Kinderdemo und Workshop, Stadtjugendring Kaufbeuren

Kindern eine Stimme geben: unter dem Motto „Was wir schon immer mal sagen wollten“ fand am 6. April 2019 in der Kaufbeurer Innenstadt eine Kinderdemo statt. Initiiert wurde die Veranstaltung, bei der Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam für ihre Wünsche und Forderungen eintraten, von der Kulturwerkstatt zusammen mit dem Stadtjugendring Kaufbeuren und der Lebenshilfe Ostallgäu. Die Forderungen der Kinder wurden anschließend in einem Workshop am 30. April 2019 sortiert und aufbereitet.

www.sjr.kaufbeuren.de

LESSON LEARNED

„Junge Menschen mit und ohne Behinderung profitieren gleichermaßen von einem Miteinander und von einem Austausch darüber, was gutes Zusammenleben bedeutet.“

Killian Herbschleb Stadtjugendring Kaufbeuren

51 SelbstVerständlich Inklusion

Vorbereitungswochenende „Inklusive Zeltlager“, Kreisjugendring Haßberge

Der Kreisjugendring Haßberge lud seine 19 Jugendleiter_innen zu einem Vorbereitungswochenende vom 6. bis 7. Juli 2019 nach Schweinfurt ein. Unter dem Leitgedanken des inklusiven Zeltlagers, „dass jeder Mensch – egal ob mit oder ohne Behinderung – anders ist und seine eigenen Stärken und Schwächen hat“, trafen sich die Betreuer_innen im Vorfeld, um sich zu Behinderung und Inklusion fortzubilden. Themen wie Aufsichtspflicht, Haftung, Gruppenpädagogik und Teamverhalten wurden vorbereitet.

www.kjr-has.de

Inklusive Pride Week, Jugendzentrum diversty München

Im Rahmen der „Pride Week“ rund um den Christopher Street Day (CSD) wollte das Jugendzentrum diversity München seine Angebote auch für junge Menschen mit Behinderungen zugänglicher machen. So beschlossen die Jugendlichen der LGBT-Community, den geschichtlichen Vortrag am 7. Juli 2019 und die „Tuntenshow“ am 11. Juli 2019 durch Gebärdensprachdolmetscher_innen begleiten zu lassen und eine mobile barrierefreie Toilette für den Warm-Up-Barabend zum CSD am 12. Juli 2019 anzumieten.

www.diversity-muenchen.de

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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Jahresmotto Inklusion, Kreisjugendring Aschaffenburg

Mit dem Jahresmotto „Inklusion“ präsentierte sich der Kreisjugendring Aschaffenburg auf dem Fest „Brüderschaft der Völker“ in Aschaffenburg vom 19. bis 21. Juli 2019. Mit Informationen in Leichter Sprache und Selbsterfahrungsstationen wurde den Besucher_innen auf dem Fest für kulturelle Vielfalt nahegebracht, dass Jugendarbeit für alle Kinder und Jugendlichen da ist. Um junge Menschen mit einer Behinderung künftig stärker einzubinden, bot der Kreisjugendring zudem am Tag der Ehrenamtlichen am 16. November 2019 einen Workshop mit dem Schwerpunkt Inklusion an. www.kjr-aschaffenburg.de

LESSON LEARNED

„Knapp 1.000 Besucher_innen kamen an dem Wochenende zu unserem Stand und haben sich positiv über die Stationen geäußert. Die Jugendleiter_innen betonten, dass sie die Sensibilisierungsstationen künftig super in Gruppenstunden einbeziehen könnten und dass es eine schöne Weise sei, das Thema zu vermitteln.“

Claudia Trabert Geschäftsführerin Kreisjugendring Aschaffenburg

53 SelbstVerständlich Inklusion

Sensibilisierung Jugendleiter_innen, Kreisjugendring Weilheim-Schongau

Wie können Angebote möglichst offen und vielfältig gestaltet werden, sodass sich auch junge Menschen mit Behinderung einbringen? Der Kreisjugendring Weilheim-Schongau lud am 20. Juli 2019 zu einer Fortbildung ein, die zum Ziel hatte, dass Jugendleiter_innen sich aktiv mit dem Thema Inklusion auseinandersetzen. Die Lebenswelten von Menschen mit Behinderung wurden durch verschiedene Formen der Sensibilisierung erfahrbar gemacht. Auch Hemmschwellen, die gerade im Kontext der Pflege oftmals bestehen, sollten abgesenkt werden.

www.kjr-wm-sog.de

LESSON LEARNED

„Wichtig dabei ist, sich in die Rolle von jungen Menschen mit einer Behinderung hineinzuversetzen und Möglichkeiten kennenzulernen, die eigene Jugendarbeit vielfältig auszurichten.“

Herbert Haseitl Geschäftsführer Kreisjugendring Weilheim-Schongau

Best Practice aus dem Projekt SelbstVerständlich Inklusion
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TIPP

Die Fortbildung wurde in Kooperation mit der Bildungs- und Erholungsstätte Langau durchgeführt, die ein Begegnungsort für Menschen mit und ohne Behinderungen ist und viel Expertise zur Umsetzung von inklusiven Freizeitmaßnahmen anbieten kann.

3 Impressionen

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4 Arbeitshilfen

In der Projektlaufzeit sind zwei Publikationen entstanden, die Interessierten dabei helfen sollen, sich über inklusive Jugendarbeit zu informieren und Wege zu finden, Zugangsbarrieren abzubauen.

Inklusion im Bayerischen Jugendring

Die Arbeitshilfe „Inklusion im Bayerischen Jugendring“ gibt Informationen über die inklusiven Aktivitäten im BJR, bietet Definitionen zu den Begrifflichkeiten Inklusion und Integration, beschreibt Praxisbeispiele und enthält eine Liste lesenswerter Literatur über inklusive Jugendarbeit. Die Arbeitshilfe ist in schwerer und Leichter Sprache erhältlich.

Inklusion von A–Z

Die zweite Publikation ist in Kooperation mit den Fachstellen des Bezirksjugendrings Oberbayern, des Kreisjugendrings München-Land und des Kreisjugendrings München-Stadt entstanden. Granz praktisch gibt die Postkartensammlung „Inklusion von A–Z“ Basiswissen über Inklusion an Jugendleiter_innen weiter.

Arbeitshilfen
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TIPP Beide Publikationen sind kostenfrei im BJR-Shop erhältlich: https://shop.bjr.de 63 SelbstVerständlich Inklusion

5 Fazit und Ausblick

Die Projektinhalte konnten vollständig umgesetzt werden, insgesamt wurden 33 Maßnahmen durch finanzielle Förderung und Beratung unterstützt. Die im Praxisteil beschriebenen Projekte werden in Abbildung 1 nach den Schwerpunkten des Projekts dargestellt. Mit sieben Auftritten in den Regierungsbezirken machten die Route Rockers durch ihre Musik auf das Thema Inklusion in der Jugendarbeit aufmerksam und konnten die Zuhöher_innen sensibilisieren. Außerdem wurden Kontakte zu Jugendzentren und anderen Bands geknüpft, eine bayernweite Vernetzung war das Ergebnis. Wie im ursprünglichen Projektplan angedacht, konnten exemplarisch fünf Regelangebote der Jugendarbeit durch Aktionen inklusiv geöffnet und die Zugangsbarrieren minimiert werden. Mit dem so erworbenen Wissen ist es den Trägern künftig möglich, Angebote so zu planen, dass sie von Anfang an für alle zugänglich sind. Weit über der geplanten Anzahl an Maßnahmen lag die Förderung der Selbstorganisation. Im Projektplan mit drei Maßnahmen angesetzt, gab es gleich sechs Träger, die Förderung erfahren haben. Es hat sich gezeigt, dass es willkommen ist, wenn sich junge Menschen mit

Behinderung in der Jugendarbeit einbringen und mitarbeiten. Neben diesen Angeboten vor Ort lud das Projekt zu fünf Fachtagen bzw. Vernetzungstreffen ein. Die Veranstaltungen erfuhren sehr hohe Resonanz. Bisher gibt es wenig Fachveranstaltungen im Themengebiet inklusiver Jugendarbeit und kaum Kooperationen mit Trägern aus der Behindertenarbeit, sodass die Angebote sehr positiv aufgenommen wurden.

Es gab zudem vier Maßnahmen mit einer größeren Reichweite, die unter „2.4 Besondere Veranstaltungsformate“ beschrieben sind. Hierzu zählen die inklusive Kinderkirchweih, das bayernweite Sportfest, das gemeinsame Essen und das Festival. Diese Veranstaltungen haben durch ihr sehr offenes Angebot viele Interessierte angelockt und mit niederschwelligen Mitmachangeboten bei vielen ein Umdenken angestoßen. Die drei gemeinsamen Fahrten waren eine nachhaltige Bereicherung für die Träger, da diese durch die Kooperationen mit der Behindertenarbeit viel Wissen erlangt haben. Auch die zwei inklusiven Feiern zogen aufgrund der ungezwungenen Formate viele Interessierte an.

Fazit und Ausblick
64

Abb. 01

MASSNAHMEN

im Projekt SelbstVerständlich Inklusion

Sensibilisierung durch Musik

Öffnung Jugendverbände und Jugendringe

Förderung der Selbstorganisation

Fachtage und Vernetzungstreffen

Besondere Veranstaltungsformate

Gemeinsame

Ein Netzwerk wurde in der Projektlaufzeit gegründet. Ursprünglich waren zwölf vorgesehen. Zwar interessieren sich viele Träger für die Förderung, doch waren es wohl die hohen personellen und zeitlichen Ressourcen, die für die Gründung eines Netzwerks für inklusive Jugendarbeit vor Ort notwendig sind, die viele letztendlich davon abhielten.

Fahrten Inklusive Feiern Lokales Netzwerk 0 1 2 3 4 5 6 7 8 65 SelbstVerständlich Inklusion 7 5 6 5 4 3 2 1

Abb. 02 VERTEILUNG der Maßnahmen auf Regierungsbezirke

Niederbayern

Unterfranken

IN PROZENT

Die zweite Abbildung zeigt die Verteilung der Maßnahmen auf die verschiedenen Regierungsbezirke in Bayern. In Mittelfranken haben mit 28 Prozent die meisten Projekte stattgefunden. Mittelfranken ist durch die zentrale Lage sehr gut zu erreichen. Deshalb wurden die Auftaktveranstaltung sowie der Fachtag hier veranstaltet. Auf Mittelfranken folgt Unterfranken mit 24 Prozent, Oberbayern mit 18 Prozent und

Schwaben mit 18 Prozent der durchgeführten Maßnahmen. Die Beteiligung in diesen Regierungsbezirken ist im Verhältnis recht ausgeglichen. Weit darunter lagen Niederbayern mit 7 Prozent und die Oberpfalz mit 6 Prozent. Es ist zu vermuten, dass hierfür die geringere Bevölkerungsdichte und die ländlichen Strukturen ausschlaggebend waren. Gleiches gilt für Oberfranken, wo keine Veranstaltung stattfand.

Fazit und Ausblick
24 %
7 % Oberbayern 18 % Oberpfalz 6 % Schwaben 18 %
28 %
Mittelfranken
66

Abb. 03

ANZAHL DER TEILNEHMER_INNEN

Maßnahmen

Anzahl der TN

Lokales Netzwerk 10

Öffnung Jugendverbände 125

Gemeinsame Fahrten 158

Inklusive Feiern 200

Fachtage und Vernetzungstreffen 223

Besondere Veranstaltungsformate 2.467

Sensibilisierung durch Musik 610

nach Maßnahmentyp und Jugendliche in die Projekte involviert als vorgegeben. Über die Fachtage und Vernetzungstreffen wurden 223 Verantwortliche aus der Jugend- und Behindertenarbeit direkt erreicht. Indirekt wurden über die anderen Maßnahmen weit mehr als 400 Verantwortliche erreicht und beteiligt.

Die dritte Abbildung gibt eine Übersicht über die Teilnehmer_innenzahlen im Projekt. Laut Projektplan sollten in das Vorhaben ca. 1.400 Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung und ca. 400 Verantwortliche aus der Jugendarbeit miteinbezogen werden. Insgesamt wurden 5.063 Personen erreicht, was beinahe dem Dreifachen der angedachten Zahl entspricht. Es waren also deutlich mehr Kinder

Selbstorganisation 1.270 Gesamtsumme 5.063 67 SelbstVerständlich Inklusion

Neben den erhobenen Daten über die Maßnahmen wurde das Projekt auch wissenschaftlich von zwei Studierenden der Hochschule Landshut evaluiert. Die erste Bachelorarbeit trug den Titel „SelbstVerständlich Inklusion – Die Bedeutung der Inklusion in der Jugendarbeit“. Die Arbeit untersuchte die Wichtigkeit von Inklusion; es wurden 54 Vertreter_innen der bayerischen Jugendarbeit im Rahmen von standardisierten Experteninterviews befragt.

Dabei wurde deutlich, dass Inklusion in der Jugendarbeit zwar mittlerweile einen hohen Stellenwert hat, oftmals jedoch nur integrative Angebote durchgeführt werden (Stötter, 2017). Auch wurde festgestellt, dass Jugendliche mit Behinderung immer noch nicht regulär an Angeboten teilnehmen.

Die fehlenden Berührungspunkte zu Jugendlichen mit Behinderung führen allerdings dazu, dass eine inklusive Ausrichtung bisher vielerorts nicht für nötig gehalten wird. Mangelnde Berührungspunkte zu Kindern und Jugendlichen mit einer Behinderung sind der Grund, warum Angebote nicht von Anfang an inklusiv ausgerichtet werden (Stötter, 2017).

Die Arbeit schlussfolgert, dass erst Kontakt zu Jugendlichen mit Behinderung hergestellt wer-

den kann, wenn diese sich von den Angeboten angesprochen fühlen. Um diese als Zielgruppe gewinnen zu können, sollten daher nicht nur inklusive Angebote konzipiert, sondern diese auch aktiv in den Einrichtungen der Behindertenarbeit und den Förderschulen beworben werden. Eine weitere Erkenntnis, die sowohl aus den Maßnahmen im Projekt als auch aus den Interviews gewonnen wurde, ist, dass eine Kooperation mit Trägern der Behindertenarbeit nahezu unverzichtbar ist, um in der Jugendarbeit inklusiv arbeiten zu können (Stötter, 2017).

Fachkräfte aus dem Bereich der Behindertenarbeit verfügen über spezifisches Wissen über die verschiedenen Bedarfe der Kinder und Jugendlichen. Sie stehen außerdem in einem engeren Kontakt zur Zielgruppe und zu deren Angehörigen, wodurch eine Vertrauensbasis gegeben ist, die die gemeinsame Arbeit erleichtert (Stötter, 2017).

Die zweite wissenschaftliche Begleitung im Projekt beschäftigte sich mit der „Förderung von Inklusion in Einrichtungen der offenen Jugendarbeit“. Die Erfahrungen aus dem Projekt bestätigen die theoretische Aufarbeitung in der Arbeit: Das klare Einfordern von verlässlichen, vereinheitlichten Zuständigkeiten und

Fazit und Ausblick
68

langfristigen Förderungen muss angestrebt werden (Klimsa, 2019). Das bedeutet, dass projektgebundene Förderungen zwar erste Anstöße geben, doch Inklusion nur langfristig und nachhaltig umgesetzt werden kann, wenn dauerhaft Mittel zur Herstellung von Barrierefreiheit zur Verfügung stehen. Eine transparente Öffentlichkeitsarbeit ist unerlässlich, um sich gegenüber Politik und Gesellschaft zu legitimieren und auf die wertvolle Arbeit in der Jugendarbeit aufmerksam zu machen. Nur mit einem gesamtgesellschaftlichen Bewusstsein für Inklusion und Vielfalt können erfolgreich Anreize gesetzt werden, Inklusion zu fördern (Klimsa, 2019). Daher ist eine Etablierung von Inklusion in den Konzepten und Beschlüssen der Jugendarbeit notwendig (Klimsa, 2019). Um inklusive Konzepte umsetzen zu können und Handlungssicherheit zu geben, müssen Qualifizierungsangebote für Mitarbeiter_innen, Vorstände und Jugendleiter_innen entwickelt und angeboten werden.

Ausblick

Zusammenfassend ist festzustellen, dass das Projekt genau richtig platziert wurde und die Ziele voll umfänglich erfüllt werden konnten. Der Auftrag, eine Bestandserhebung durchzuführen und über Maßnahmen die Bedarfe der Zielgruppe zu ermitteln, wurde erfüllt. Die wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigten die Erfahrungen aus dem Projekt und es wurden Bereiche herausgearbeitet, in denen Handlungsbedarf sichtbar ist. Hierzu gehört die engere Anbindung der Jugendarbeit an die Träger der Behindertenarbeit. Um Inklusion von Anfang an mitdenken zu können, müssen zudem Weiterbildungsangebote für Fachkräfte entwickelt werden. Und schließlich ist die Einbindung von Inklusion in die Jugendleiter_innenausbildung ein wichtiger Faktor für Öffnungsprozesse, um eine Überforderung der Ehrenamtlichen zu vermeiden. Besonders erfreulich ist, dass es nach SelbstVerständlich Inklusion weitergehen wird und diese drei Schwerpunkte als Grundlage für ein neues Projekt dienen werden.

69 SelbstVerständlich Inklusion

6 Literatur

Bayerischer Jugendring (Hrsg.) (2015)

Vielfalt mit Stärken – Inklusion von jungen Menschen mit Behinderungen in der Kinderund Jugendarbeit. München.

→ https://shop.bjr.de/positionen/

Klimsa, A. (2019) Bachelorarbeit:

Förderung von Inklusion in Einrichtungen der offenen Jugendarbeit, Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut.

Stötter, E. (2017) Bachelorarbeit:

Umfrage zu den inklusiven Strukturen in der bayerischen Jugendarbeit, Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut.

UN-Behindertenrechtskonvention (2006)  Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.

→ www.behindertenrechtskonvention.info (abgerufen am 16.08.2019)

Zentrum Bayern Familie und Soziales (2018) Strukturstatistik 2018 – Menschen mit Behinderung.

→ www.opendata.bayern.de/detailansicht/datensatz/menschen-mit-behinderung-strukturstatistik-2018?0 (abgerufen am 16.08.2019)

Literatur
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Impressum

Herausgeber

Bayerischer Jugendring K.d.ö.R. vertreten durch den Präsidenten

Matthias Fack

Anschrift

Herzog-Heinrich-Str. 7

80336 München

tel 089/514 58-0

fax 089/514 58-88

publikationen@bjr.de www.bjr.de

Autorin

Friederike von Voigts-Rhetz

Layout

Mellon Design Gmbh, Augsburg

Druck

Senser Druck GmbH, Augsburg

Stand November 2019

Artikel-Nr. 2019-0672-000

Bildnachweis

© Monika Leopold-Müller S. 6

© Jugendzentrum Altdorf S. 17

© Kinder- und Jugendhaus z.punkt S. 28

© Kreisjugendring Regen S. 39

© Kreisjugendring Nürnberger Land S. 43

© DPSG Würzburg S. 47

© Stadtjugendring Kaufbeuren S. 50

© Kreisjugendring Weilheim-Schongau S. 55

Impressionen S. 56–61

© Bild 1 Jugendzentrum z.punkt

© Bild 3 Monika Leopold-Müller

© Bild 5 Jugendzentrum z.punkt

© Bild 6 Stadtjugendring Kaufbeuren

© Bild 9 Kreisjugendring Aschaffenburg

© Bild 10 Jugendzentrum Altdorf

© Bild 13 Jugendzentrum Altdorf

© Bild 14 DPSG Greifenclau

© Bild 16 Jugendzentrum z.punkt

© Bild 17 Stadtjugendring Kaufbeuren

Sofern kein Bildnachweis angegeben ist, stammen die Motive vom BJR.

71 SelbstVerständlich Inklusion

Sämtliche Inhalte, Fotos, Texte und Grafiken sind urheberrechtlich geschützt. Sie dürfen ohne vorherige Genehmigung weder ganz noch auszugsweise kopiert, verändert, vervielfältigt oder veröffentlicht werden.

Der Bayerische Jugendring wird durch das StMAS gefördert.

Impressum
72

Bayerischer Jugendring Körperschaft des öffentlichen Rechts

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