Vier Jahre »Vegane Volxküche«: Gesund und günstig genießen
Gehen unverbissen ans Werk: Carsten Steller (52), Mayra Vriesema (16) und Jörg Feddersen (45, v.l.n.r.) gehören aktuell zum Koch-Team der „Veganen Volxküche“, die immer am dritten Donnerstag des Monats im Husumer Speicher stattfindet.
Rund 60 Gäste sind regelmäßig im Husumer Speicher beim 3-Gänge Menü, das ganz ohne tierische Zutaten auskommt, dabei. Allein für
den Hauptgang, einen leckeren Auflauf, wurden 20 Kilo Kartoffeln geschnippelt, sieben Kilo Steckrüben in akkurate Würfel geschnitten, fünf Kilo Rosenkohl geputzt und ein Kilo Zwiebeln gewürfelt. Wenn am dritten Donnerstag im Monat das ehrenamtliche Team der „Veganen Volxküche“ das 3-Gänge-Menü aus Bio-Zutaten zubereitet, ist in der kleinen Küche des Husumer Speichers Organisationstalent gefordert. Als „geordnetes Freestyle-Kochen“ bezeichnet Carsten Steller (52) lächelnd das gemeinsame Werkeln der HobbyKöche. Und Jörg Feddersen (45) ergänzt: „Es macht total Spaß, den Menschen die vegane Ernährung über eine leckere Mahlzeit näher zu bringen.“ Im großen Saal duftet es bereits einladend nach den veganen Plätzchen, der heutigen Nachspeise, als die rund 60 Gäste an den liebevoll gedeckten Tischen Platz nehmen. Viele Besucher sind regelmäßig dabei, und längst nicht alle sind Veganer. „Wir freuen uns, wenn die Leute einmal vorurteilsfrei zum Probieren kommen“, sagt Katharina Schulz-Falkenhain (53), deren
26 | www.friesenanzeiger.de
Sohn Alexander die „Vegane Volxküche“ vor vier Jahren mit ins Leben gerufen hat. Erst neulich hat sie ein älterer Herr nach dem Hauptgang „Zürcher Rahmgeschnetzeltes“ gefragt, wann es denn mit dem fleischfreien Essen losgehe. „Er hatte gar nicht gemerkt, dass wir das bekannte Rezept durch Sojaschnetzel und Sojasahne veganisiert hatten“, erzählt sie lächelnd. „Über so einen Überraschungseffekt entstehen oft tolle Gespräche über unsere Ernährungsgewohnheiten. Viele nehmen dann unsere Rezepte mit, verzichten öfter mal auf Fleisch und kommen wieder.“ Mit Vorträgen und Filmvorführungen versucht das Team, für die Probleme der Massentierhaltung und die gesundheitlichen Folgen eines übermäßigen Fleischkonsums zu sensibilisieren. Doch auch die Gespräche, die unter den Gästen entstehen, können etwas bewegen. Christel Freiberg (65), die sich seit drei Jahren vegan ernährt, und Vegetarierin Elke Andersen (76) haben sich beim gemeinsamen Essen im Speicher kennengelernt. „Ich finde toll, wie fit
und beweglich sie ist. Das motiviert mich, immer häufiger auch Käse und Milch von meinem Speiseplan zu streichen“, sagt Elke Andersen. Beide genießen es, bei den Treffen mit jungen Leuten ins Gespräch zu kommen. „Ich finde toll, wie engagiert hier viele sind“, sagt Christel Freiberg. Die jüngste Teilnehmerin im veganen „Vokü“-Team ist mittlerweile 13 Jahre alt, die älteste 92. Ob es um‘s Einkaufen, das Zusammenstellen der Menüs, das Kochen oder den Aufbau der Tische und Stühle geht – beim Projekt, das sich durch Lebensmittelspenden regionaler Biohöfe und Bioläden und Spenden der Besucher trägt, wird jede helfende Hand gebraucht. Gerade hat sich der „harte Kern“ aus einer Handvoll Schülerinnen ins Studium verabschiedet. Eine neue Gruppe ist im Aufbau. „Ich mag die lockere Atmosphäre hier“, sagt Vegetarierin Mayra Vriesema (16), die seit Sommer dabei ist. “
Text und Fotos: Martina Petersen