Boris Guentel und sein Lieblingsplatz:
Die Heimat am Hafen gefunden Text und Foto: Thomas Meiler
Wenn er am Kappelner Hafen sitzt, auf die Schlei blickt oder dem Treiben zuschaut, ist Boris Guentel in seiner Mitte. „Das ist mein Lieblingsplatz. Mich beruhigt das. Hier sauge ich die Atmosphäre ein und lasse die Facetten der Menschen, die hier sind, auf mich wirken.“ Guentel kennt den Hafen von seiner Zeit bei der Marine in Kappeln und von unzähligen Besuchen. Hier war er in den 1980er Jahren tätig und hat die Gegend lieben gelernt. Heute lebt Guentel im niedersächsischen Cloppenburg, ist aber so oft wie möglich in Kappeln. „Mich zieht es immer wieder hierher und meine Frau und ich wollen im kommenden Jahr auch wieder hier leben“, erzählt er. Boris Guentel hat im kommenden Jahr viel vor. Vom 2. bis 4. Juni will er in der Schleistadt einen Weltrekord aufstellen. Mit seinem Handbike möchte der Rollstuhl-Aktivist 1.000 Kilometer am Stück fahren und dafür unter 42 Stunden benötigen. „Das ist zum einen natürlich 42 | www.friesenanzeiger.de
ein Kampf gegen mich selbst. Ich will mir beweisen, zu was für einer Leistung ich im Stande bin. Zum anderen geht es aber auch darum, dass ich zeigen will, was alles möglich ist“, erzählt der gebürtige Reinbeker. Seit Jahren setzt er sich für Menschen mit Handicap ein. Er selbst sitzt – nach einem Verkehrsunfall und wegen anderer gesundheitlicher Beeinträchtigungen wie einem Schlaganfall – seit Jahren im Rollstuhl. Aufgeben ist seine Sache nicht. „Ich habe früher schon Hochleistungssport betrieben. Im Rollstuhl hat mein Kopf trotz der Schicksalsschläge immer weiter gearbeitet“, erzählt Boris Guentel. Er hat sich zurückgekämpft und seinen Frieden gefunden. Zudem setzt er sich immer wieder neue Ziele. Im vergangenen Jahr hat er schon einmal einen Rekord nach Kappeln gebracht. Da fuhr er über 300 Kilometer von Cloppenburg nach Kappeln mit dem Handbike. Knapp zwölf Stunden brauchte er dafür. Auf der Heimfahrt wurde dann die neue Idee mit dem Stunden-Weltrekord geboren. Dafür bereitet sich Guentel nun intensiv vor und überlässt nichts dem Zufall. Der Stadtteil Ellenberg wird Start und Ziel mit zahlreichen Informationsständen mit Rahmenprogramm sein. Zudem haben viele Radsportler und Handbike-Fahrer ihr Kommen angesagt, um Boris Guentel bei seinen Weltrekordversuch zu unterstützen. Kappelns Bürgermeister Heiko Traulsen will an einem der Veranstaltungstage selbst auf sein Fahrrad steigen und mit Guentel auf dem Rundkurs zwischen Ellenberg und Olpenitz unterwegs sein. An der Schlei schließt sich also für den Extremsportler der Kreis. „Meine Frau und ich fühlen uns hier einfach wohl. Wir mögen die direkte Art der Menschen. Das ist ein ehrlicher Menschenschlag. Die Nähe zum Wasser ist natürlich auch sehr wichtig für uns“, erzählt Boris Güntel und blickt auf die Schlei.