Signum Quartett

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Priaulx Rainier Quartet for Strings Nicht nur hierzulande zählt Priaulx Rainier zu den kaum b­ ekannten Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Obwohl ab 1943 als Professorin für Komposition an der Londoner Royal Academy of Music tätig und nach ihrem Ausscheiden 1961 vielfach geehrt, stand sie mit ihrer ganz und gar eigenen Musik ästhetisch der ­radikalen Avantgarde entgegen, obgleich ihr selbst überkommene Traditionen fremd waren. Der weitaus größte und gewichtigste Teil ihrer Kompositionen entstand erst in den letzten 25 Jahren ihres ­Lebens – darunter vor allem konzertante Werke mit Orchester und Kammermusik. Schöpferisch ließ sich Rainier vor allem durch die Klang­qualitäten der jeweiligen Instrumente und Ensembles leiten, nicht jedoch durch abstrakte Theorien oder Verfahren, so dass ihre musikalische Sprache unmittelbar, wie aus dem Moment geschaffen anmutet. Dies gilt für den eindringlichen Cycle for Declamation (nach Gedichten von John Donne), der 1953 für Peter Pears entstand, wie auch für das bereits 1939 niedergeschriebene Streichquartett, das gelegentlich als „Nr. 1“ bezeichnet wird, obwohl ihm kein weiteres folgte (ihm jedoch 1922 ein lange verloren geglaubtes vorangegangen war). Erstmals öffentlich aufgeführt wurde das Quartett 1944 in der Wigmore Hall; das Amadeus Quartett legte 1949 eine Einspielung für das angesehene Label Decca vor, zwei Jahre später zeichnete der Süddeutsche Rundfunk Stuttgart das Stück nochmals auf. Teile des viersätzigen, tonal nach c-moll hin gebundenen Werks wurden 1951 von José Limón in seinem Ballett Night Spell und später auch in einer Produktion des Sadler’s Wells Ballet verwendet. Geboren als Tochter englisch-hugenottischer Eltern in Südafrika, verbrachte Priaulx Rainier dort ihre frühe Kindheit in einer entlegenen Provinz, in der allerdings die Sprache und Musik der Einheimischen, die Geräusche der Tiere und der Gesang der Vögel einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterließen. 1920 begann sie mit Hilfe eines ­Stipendiums ihr Violinstudium an der Royal Academy of Music. London wurde ihre Wahlheimat: Hier unterrichtete sie bald selbst, hier betätigte sie sich als Kammermusikerin, hier sorgten die Folgen eines schweren Autounfalls aber auch dafür, dass sie sich verstärkt dem Komponieren zuwandte. 1937 besuchte sie für einige Monate Paris und nahm mehrere „Konversationsstunden“ bei Nadia ­Boulanger. Entscheidenden Einfluss auf ihre musikalische Sprache hatten auch die abstrakten Werke des Künstlerehepaars Barbara Hepworth und Ben Nicholson, mit denen Rainier Kontakt pflegte. 8


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