Beethoven – Bartók – Boulez Zum Programm des Boulez Ensembles
Michael Kube
Lässt sich eine neue Saison besser eröffnen als mit Werken dreier Komponisten, deren Namen mit einem gewichtigen „B“ beginnen? Zugleich mit Partituren, die nicht oft zu hören sind, die aber auf jeweils ganz eigene und einzigartige Weise einen bis dahin unerhörten Klangkosmos erkunden und erschließen? Grundlage dafür bilden nicht neue Kompositionstechniken, die die Faktur, den musikalischen Satz formen oder organisieren, sondern vor allem die Wahl der Instrumente in einem spezifischen Ensemble. Geht man in der Musikgeschichte zurück, so findet man einen solchen Zugriff oft an exzeptioneller Stelle: etwa in den „Rosenkranz-Sonaten“ von Heinrich Ignaz Franz Biber, in denen die Violine in Skordatur (mit umgestimmten, in einem Fall sogar überkreuzten Saiten) gänzlich andere Farbnuancen hervorbringt, in den Brandenburgischen Konzerten von Johann Sebastian Bach, deren sechs Werke eine jeweils individuelle Besetzung aufweisen, oder bei Ferruccio Busoni, der seinem 1904 entstandenen monumentalen Klavierkonzert noch einen unsichtbar aufzu stellenden Männerchor hinzufügt. Beethoven, Bartók und Boulez haben in ihrem Œuvre gleich mehrfach Neuland entdeckt und betreten – nicht allein mit jenen Werken, auf die üblicherweise das Rampenlicht fällt, sondern auch in Kompositionen, denen man seltener begegnet. So hat Beethoven die Gattung der Symphonie um einen Chor erweitert und das Streichquartett mit seinen späten Werken zu einer neuen
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