Jörg Widmann, Denis Kozhukhin & Goldmund Quartett

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Der Ton des empfindsamen Herzens Eine kurze Geschichte des Klarinettenrepertoires

Michael Kube

Voller Begeisterung notiert Wolfgang Amadeus Mozart am 3. Dezember 1778 in einem Brief aus Mannheim an ­seinen Vater, mit Blick auf die Salzburger Hofkapelle: „Ach wenn wir nur auch clarinetti hätten! – sie glauben nicht was eine sinfonie mit flauten, oboen und clarinetten für einen herrlichen Effect macht!“ Tatsächlich war die erst wenige Jahrzehnte zuvor aus dem Chalumeau hervorgegangene Klarinette zu jener Zeit noch ein vollkommen neues Instru­ ment – solistisch wie auch in der Kammermusik oder im Orchester. Mit seiner klanglichen Vielfalt in gleich drei ­charakteristischen Registern stellte es in der Mannheimer Hofkapelle eine willkommene Bereicherung dar, galt dieses Orchester den Zeitgenossen doch ohnehin als außergewöhnlich und einzigartig im Klang. Christian Friedrich ­Daniel Schubart beschreibt 1785 in seinen Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst nicht nur dieses Ensemble voller Schwärmerei, sondern auch die Klarinette: „Der Charakter derselben ist: in Liebe zerflossenes Gefühl, – so ganz der Ton des empfindsamen Herzens […]. Der Ton ist so süß, so hinschmachtend; und wer die Mitteltinten [Zwischenfarben] darauf auszudrücken vermag, darf seines Sieges über die Herzen gewiß seyn.“ Dieser Begeisterung für ein vergleichsweise junges Instrument, das in der klassischen Orchesterbesetzung als letztes

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