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Liewo 8. Februar 2015 | www.liewo.li
Der tägliche Spagat der Eltern Junge Eltern haben viele Hindernisse zu überwinden, wenn sie ihre Kinder ausserhäuslich betreuen lassen möchten: Gemeinden können einiges tun, um gute Strukturen zu schaffen, um damit nicht nur Familien, sondern auch die Wirtschaft zu unterstützen.
DFamilien, in denen sowohl derVater als auch die Mutter einem Beruf nachgehen wollen und müssen, haben es in Liechtenstein nicht immer leicht. Besonders Alleinerziehende sind von der Problematik betroffen. Vielen Zwängen ausgesetzt
Der Mutterschaftsurlaub ist sehr kurz und in den Kitas fehlen seit Jahren Betreuungsplätze für Babys. Eine Frau muss längst wieder arbeiten, selbst wenn sie ihr Kind gemäss Empfehlungen eigentlich noch stillen müsste – nämlich bis zu dessen 6. Lebensmonat. Dass der Vater Elternurlaub bezieht, um die Betreuung des Babys zu gewährleisten, bleibt häufig ein frommer Wunsch. Liechtenstein kennt nur einen unbezahlten Elternurlaub, und den können sich junge Eltern oft gar nicht leisten. Umfragen zeigen, dass dieser vor zwei Jahren eingeführte unbezahlte Elternurlaub so gut wie nie bezogen wird. Diese Faktoren und Zwänge führen häufig dazu, dass Mütter eine längere Babypause einlegen. Das wiederum ist für die berufliche Karriere der Frauen problematisch, wie Petra Eichele vom Liechtensteiner ArbeitnehmerInnenVerband (LANV) erklärt: «Ich kann jeder Frau nur empfehlen, im Beruf zu bleiben und flexibel zu sein. Nach einer längeren Pause ist der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt schwierig.» Die wichtigste Aufgabe, die eine Gemeinde in die Hand nehmen kann, ist die Unterstützung der Kitas. Das entlastet die Eltern am meisten. Aktuelle Zahlen der Arbeitsgruppe für die ausserhäusliche Kinderbetreuung zeigen, dass landesweit 30 Betreuungsplätze für kleine Kinder und 50 Tagesstrukturplätze für Primarschüler fehlen – 200 Kinder sind ausserdem auf derWarteliste. Die Situation hat sich also noch nicht entspannt. Lobend ist zu erwähnen, dass Gemeinden in den letzten Jahren Engagement gezeigt haben und die Tagesstrukturen für Primarschulkinder ausbauen. Mit dem nächsten Schuljahr wird zum Beispiel die Tagesstruktur Mauren-Schaanwald eröffnet. Kitas und Tagesstrukturen reichen aber auch dann noch nicht aus.
Flexible Kitas, flexible Mitarbeiter Brigitte Haas von der LIHK erklärte kürzlich an einer von der Freien Liste organisierten Podiumsdiskussion, dass von der Industrie erwartet
Die Gemeinderatskandidatinnen von Mauren und Triesen, Nicole Oberhauser und Derya Kesci, setzen sich für mehr Flexibilität in der Kinderbetreuung ein.
wird, dassTeilzeitangestellte flexibel sind und auch mal abends etwas länger arbeiten, wenn es nötig ist. Das ist bei Eltern meist nur möglich, wenn die Kitas ebenfalls flexibel genug sind und ihre Betreuungszeiten anpassen.Warum also nicht in einem Pilotprojekt in einer Kindertagesstätte einAbendessen für Eltern und Kinder anbieten? Das kann für Eltern extrem entlastend sein.
Hürden beseitigen, Oasen schaffen Jede Familie, die auf externe Kinderbetreuung angewiesen ist, weiss, welche Hürden es zu überwinden gibt, auch wenn das Kind eigentlich einen Betreuungsplatz hat:Was tun, wenn Eltern in Liechtenstein wohnen, dort ihr Kind betreuen lassen, aber über dem Rhein arbeiten? Feiertage wie Maria Lichtmess brauchen eine sehr gute Organisation und vor allem ein gutes Netzwerk, das die Familie auffängt. Die Kinderoasen, in die Kinder spontan und stundenweise gebracht werden können, sind in diesen Fällen auch nicht wirklich eine Alternative. Es gibt noch zu wenige Oasen und die angebotenen Betreuungsplätze sind begrenzt. In Mauren wurden die spontanen Plätze der Kinderoase gar
reduziert. Gerade für Arbeitnehmer, die auf Abruf oder unregelmässig arbeiten, ist es immens wichtig, spontane Lösungen zu finden. Deshalb schlägt die Freie Liste vor, dass mit Unterstützung der Gemeinden weitere Kinderoasen geschaffen werden. Gemeinden können für solche Institutionen günstig und zentral Häuser zurVerfügung stellen.Auf Gemeindeund Landesebene kann die Politik auch Unternehmen auffordern, ihren Beitrag zur Gesellschaft zu leisten und gleichzeitig ihre Arbeitnehmer zu motivieren. Gemäss Brigitte Haas sind private Firmen eigentlich auf gutem Weg und der Vorteil von firmeneigenen Kitas wurde erkannt: «Seit vorletzterWoche sieht dieWelt wegen des starken Frankens aber wieder anders aus. Ich hoffe, dass die Kita-Pläne nicht darunter leiden.» Nach Ansicht von Nicole Oberhauser und Derya Kesci tun Unternehmen trotz schwieriger wirtschaftlicher Umstände gut daran, Kinderkrippenplätze zur Verfügung zu stellen: Die Mitarbeiter sind dadurch nicht nur weniger gestresst, sie können im Beruf bleiben und sind letztlich dem Betrieb gegenüber auch loyaler. Mütter undVäter können mit ihrem Know-how länger im Unternehmen gehalten werden.
Günstige Familiensiedlungen auf Gemeindegrund Familien mit Kindern haben meist wenig Geld auf der Seite, Kinderbetreuung kostet – auch wenn der Staat in Liechtenstein mit Subventionen vergleichsweise grosszügig ist. 50 Prozent der Bewohner haben durchschnittlich nicht mehr als 15 000 Franken an gespartemVermögen. So ist es für viele praktisch unmöglich, günstigen Wohnraum zu erwerben. Es gibt aber einige Beispiele, wie Familien auch in dieser Hinsicht auf Gemeindeebene gefördert werden können.So ist in Schaan eine Familiensiedlung auf Gemeindeboden entstanden. Die Häuser sind ausschliesslich an junge Familien zu erschwinglichen Preisen verkauft worden. DieseArt von Familienförderung wäre für alle Gemeinden erstrebenswert. Anzeige
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