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Beispiele aus dem Alltag – daraus lernen wir

Bilden Sie sich weiter in Leadership und Management

Die eigene Führungskarriere individuell gestalten

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HAARE FÄRBEN IM HOTEL

Man meint oft, Innovation hätte nur mit Technologiesprüngen zu tun. Dabei entsteht Neues auch ganz simpel und kostengünstig. Solidarität siegt. Unsere Beispiele.

VON BRUNO AFFENTRANGER

«HESSE HAIRSTYLE»: INNOVATIVE NACHBARSCHAFTSHILFE

Knapp fünf Wochen nach dem Lockdown ist Manuela Hesse auf dem Weg ins Büro. Ihr Lokal ist noch geschlossen. Auf dem Weg zu ihrem Coiffeur-Geschäft «Hesse Hairstyle» an der Löwenstrasse 9 trifft sie auf Ferdinand Zehnder, den Hotelier und Patron der nahen Hotels de la Paix und Ambassador. Er berichtet davon, dass alle Zimmer leer stünden und dass es wohl länger dauern dürfte, bis die Leute wieder buchen werden. Manuela Hesse hat Sorgen. Sie erzählt, dass sie am 27. April wahrscheinlich wieder öffnen dürfe, aber unter Sicherheitsbedingungen, die nur einen beschränkten Betrieb zuliessen. Das bereite ihr Kummer. Viele Kundenanfragen gäbe es bereits, noch hätte sie jedoch keine Ahnung wie sie mit weniger Sitzplätzen all diese Wünsche erfüllen könne. «Du kannst ja Hotelzimmer mieten und da frisieren, du kannst mein ganzes Hotel haben», sagt Ferdinand Zehnder. Der Satz bleibt haften. Natürlich! Die Idee ist gut! Manuela Hesse fängt Feuer und bucht zwei Zimmer. Er kommt ihr entgegen – «alles ist besser als Null». Zwei Hotelzimmer, ein Team, macht drei zusätzliche Plätze für Kunden und Kundinnen.

Von da an geht es schnell. Noch während der Medienkonferenz des Bunderates beginnen die Anrufe und Buchungen. Manuelas Team startet und baut die beiden Zimmer leicht um, deckt Böden und Wände ab, richtet ein. Die Kunden und Kundinnen freuen sich. Das Team ist schnell ausgebucht. Das Hotel lebt wieder. Gleichzeitig läuft die Solidaritätsaktion der City Vereinigung an und bringt noch mehr Betrieb für «Hesse Hairstyle»: «Der Aufwand ist zwar etwas grösser», sagt Manuela Hesse im Rückblick, «aber es hat sich gelohnt», denn ein guter Service und zufriedene Kunden sind uns enorm wichtig.»

«BOUTIQUE AMMANN»: GRUNDSÄTZLICH POSITIV UND VOR ALLEM SCHNELL ONLINE

Besitzerin im zweiten Jahr, und nun dies? Keine Kunden mehr, keine Touristen, am Rathausquai 3 die Ruhe, die niemand will! Doch Jacqueline Meyer, die Inhaberin und Geschäftsführerin der Boutique Ammann, ist nicht eine, die schnell aufgibt. Jetzt erst recht. Wo andere ein halbes Jahr planen und sich detailliert und teuer durch Spezialisten beraten lassen, fängt sie einfach an: Ich gehe online. Gut, dass Sohn Dean ausgebildeter Informatiker ist und Tochter Jana als Modell eine gute Figur macht und sich sofort zur Verfügung stellt. Die jüngste Angestellte Lea weiss wie man fotografiert. Sie inszeniert Schmuck und Accessoires, welcher Jana trägt, immer ins perfekte Licht.

Die Familienbande macht sich ans Werk. Innerhalb von sechs Tagen zieht Dean, der kurzerhand in seinem Beruf Urlaub nimmt, einen Onlineshop hoch. Echt und kundenfreundlich soll der Shop sein, eine hohe Bildqualität haben und dennoch dem Credo von Klein und Fein entsprechen. So wie Jacqueline Meyer es mit ihren fünf Angestellten gerne hat. «Ich habe eigentlich gar keine Zeit zum Studieren gehabt, nach dem Anfangsschock», erinnert sich Jacqueline Meyer.

Ausgespielt werden die Angebote über Social-Media-Kanäle. Der Erfolg kommt sofort. Die Kundschaft bestellt, neue kommt dazu, es geht voran. Die Chefin packt täglich ein und versendet, was vor 14 Uhr bestellt wird, ist am Folgetag beim Kunden. Oft liefert sie selber noch aus, und Zuhause wächst in einem Zimmer das Lager und das Verpackungsmaterial.

Das Gute: Nach dem Ende des Lockdowns und nachdem die Boutique direkt an der Reuss wieder öffnen darf, besuchen die Interessierten weiterhin den Onlineshop. Sie schauen rein, inspirieren sich, kaufen manchmal, und erscheinen danach selber zum Shoppen am Reussquai. Jacqueline Meyer staunt, und sie wächst mit ihrem Geschäft: «Ich bin grundsätzlich positiv.» Keine allzu schlechte Voraussetzung in diesen Zeiten.

Mehr online: boutiqueammann.ch

«CITY LIGHT CONCERTS»: EINE THESE UND DER EITLICHE ZUFALL

Und jetzt, was tun? Die Eventbranche liegt am Boden. Niemand kann mehr zu Konzerten. Die Künstlerinnen und Künstler sitzen fassungslos zu Hause. Kurzarbeit für alle und jeden. Pirmin Zängerle, der Kopf und Inhaber der Konzertagentur «City Light Concerts» kann schon gar nicht mehr daran denken. Das KKL Luzern, dieser schöne Konzertsaal, steht leer und still und wartet auf bessere Zeiten, genauso trübsinnig wie der erfahrene Luzerner Veranstalter von Filmmusik-Konzerten und sinfonischen Cross-Over-Projekten mit international bekannten Künstlern. Was nicht ganz stimmt, denn Zängerle ist nicht einer, der Trübsal bläst.

Dann wagt er es. Der Gedanke ist eigentlich simpel und schlängelt sich einigen Annahmen entlang: Wenn niemand auftreten kann, dann sind sicherlich die besten Künstler und Künstlerinnen plötzlich für kleinere, mutige Projekte zu haben, wenn sie denn stattfinden würden. Stars in ihren Bereichen, die im Normalfall kaum zu zahlen oder zeitlich zu buchen wären.

Zängerle bucht flugs für Ende September eine Aufnahmesession der besonderen Art, die während einer Woche im Konzertsaal des KKL Luzern stattfinden wird. Mit dabei: ein engagiertes Orchester, TopSolisten, ein Plan. Das City Light Symphony Orchestra spielt unter der Leitung von Kevin Griffiths Filmmusik vom fünffach Oscar-preisgekörnten Komponisten John Williams. Und verrückt, internationale Meister ihrer Instrumente sind als Solisten mit dabei: Reinhold Friedrich (Trompete), Paul Meyer (Klarinette), Valentine Michaud (Saxofon) und Fabian Ziegler (Vibrafon).

Inzwischen dürfen wieder Gäste in den Saal: Am 27. September lädt City Light Concerts deshalb zum öffentlichen Konzert. Die Normalität soll bald wiederkehren. Hoffentlich.

Mehr online: citylightconcerts.ch

«LEUTWYLER FLORISTIK»: ALS OB ER SCHON IMMER DAFÜR GEÜBT HÄTTE

Wie viele andere auch trifft der Lockdown Robert Leutwyler von Leutwyler Floristik in Luzern und Ebikon zusammen mit sei nem Floristinnen-Team hart und unerwartet. Sein Blumengeschäft im Bahnhof Luzern schliesst auf Grund der behördlichen COVID-19 Massnahmen. Dies genau in der Zeit, in der Frühlingsblumen nach einem grauen Winter gefragt sind. Die Blumen verblühen und kein Kunde weit und breit. Dank seinem seit Jahren vorausschauenden Blick in den digitalen Markt und seine lau fenden Investitionen in den Onlineshop kann Robert Leutwyler aber einen Teil sei nes Floristinnen-Team im Blumenatelier in Ebikon beschäftigen – anstelle von EventDekorationen macht es vieles mit Blumen lieferungen für Kunden wett. Dazu nützt es auch die sozialen Medien. Unter anderem sind der eigene Blumen-Onlineshop, Insta gram, Google Ads, eigenen Newsletter, die Partnerschaft mit der Fleurop Schweiz und die Solidaritätsaktion der City-Vereinigung die wichtigen Kanäle.

Schnell zeigt sich: Die Solidarität der Stammkunden ist gross. Zusätzlich baut das Geschäft im Blumenatelier in Ebikon eine «Flower Pick-up-Station» für Vorbestellungen auf. So kann Leutwyler Kunden ohne Kontakt und mit der nötigen Distanz bedienen. Ein weiterer Pluspunkt: seine langjährige Zusammenarbeit mit lokalen Gärtnern, die in dieser Krise hilft. Trotz langer Zeit geschlossener Grenzen kommt der Unternehmer zu täglich frischen Frühlingsblumen. Eigentlich ist es so, als ob Robert Leutwyler schon immer für diesen Moment geprobt hätte. Die Verantwortung ist gross. Zehn langjährige Floristinnen gilt es in Luzern und Ebikon zu beschäftigen.

Doch ganz rosig schaut es nicht aus. Obwohl er wieder im Blumengeschäft die Kundinnen und Kunden mit blumigen Werkstücken erfreuen darf, fehlen die Events, die Hochzeiten, die Künstlertreffen und vieles mehr, das nach Blumen verlangt.

Leutwyler spürt das, trotz Onlineshop. Er sagt: «Wir sind noch da. Aber was bringt die Zukunft? Doch wir sind zuversichtlich wie viele andere auch. Eine Krise bringt auch neue Chancen und Innovationen. Wir lassen uns nicht unterkriegen und sind dabei sicher nicht die einzigen.»