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Die Solidaritätsaktion der City Vereinigung

Entdeckungsreisen gehen. Ist diese Strategie wirklich erfolgsversprechend?

Perren: Wir werden mit Zürich, Basel, Genf und Bern zusammenarbeiten. Die Städte bieten andere Emotionen und Events. Damit wollen wir auftrumpfen. Aber man darf sich nichts vormachen: Die Fernmärkte werden sich frühestens im 2022 erholen. Gäste aus Asien, Amerika und Australien werden erst dann wieder reisen. Das heisst: 2021 wird nochmals ein sehr hartes Jahr für viele Tourismusbetriebe. Wir rechnen auch nächstes Jahr mit einem Minus der Logiernächte von 40 bis 50 Prozent gegenüber 2019. Das wäre ein wenig besser als dieses Jahr, aber immer noch massiv schlecht. Dennoch, Luzern ist gut aufgestellt und wird das 2021 überstehen. Die Idee des Hubs, bedient durch ökologische Bahnreisen aus dem europäischen Ausland ist eine Antwort. Williner: Grundsätzlich kommen die guten Unternehmungen durch die Krise. Auch wir gehen davon aus, dass die Geschäfte nächstes Jahr noch immer unter dem Jahr 2019 abschliessen werden. Die Möglichkeit zur Kurzarbeit ist glücklicherweise bis Ende 2021 verlängert worden. Das hilft. Der Handel wird leiden, aber er wird ein zweites Krisenjahr überstehen. Die Fragen sind: Wächst der Onlinehandel so rasant weiter und bleibt die regionale Attraktion.

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Wir sehen bereits viele leere Erdgeschosse in der Innenstadt, die nicht zur Attraktivierung der Innenstadt beitragen. Geht es weiter so?

Williner: Diese Entwicklung wäre das schlimmste, das passieren könnte. Die Mietzinse sind schon länger unter Druck. Sie werden in den kommenden Monaten sicherlich sinken. Ich habe grossen Respekt wegen leerstehender Verkaufsflächen. Allerdings hatte ich letzte Woche zwei schriftliche Anfragen von Leuten, die Erdgeschossflächen in der Stadt suchen. Das stimmt mich auch wieder optimistisch. Nicht grosse Flächen mit tausend oder mehr Quadratmetern sind gefragt, sondern vor allem kleinere Flächen. Für den Branchenmix könnte eine solche Entwicklung sogar eine Chance bieten.

Apropos Branchenmix: Wissen Sie heute, was wo leer steht und zu haben wäre?

Williner: In der Stadt existiert kein «Ladenflächen-Management» für den Verkauf oder Vermietung von Leerflächen. Niemand hat diese Übersicht, auch der Wirtschaftsbeauftrage der Stadt nicht. Wir wollen in Zukunft ein solches Managementtool mit allen Informationen auf bauen. Das ist klar Wirtschafts- und Standortförderung. Perren: Wäre das nicht die Aufgabe der öffentlichen Hand – und wo ist hier die Schnittstelle zum Citymanager der Stadt, der jetzt angestellt werden soll? Williner: Wir sind grundsätzlich für einen Citymanager in der Stadt. Das angesprochene Ladenmanagement ist eine der wichtigen Aufgaben. Klar, muss man das mit der Stadt koordinieren. Wir können das nur zusammen machen, denn wir brauchen zum Beispiel auch die Informationen über die Besitzverhältnisse, welche die Stadt beisteuern sollte. Aber wir wollen den Lead übernehmen. Wir werden aktiv sein müssen und etwas unternehmen. Perren: Macht ihr das für die ganze Stadt? Williner: Angedacht ist es im ersten Schritt für die Innenstadt. Danach reden wir mit den Quartieren und wachsen in einem zweiten Schritt. Auch das geht nur zusammen. Und oberstes Ziel ist immer die Erhöhung der Attraktivität der Stadt.

Wie macht man das?

Williner: Die Stadt muss leben. Tolle Events, Konzerte, Kultur, die Museen, Detailhandel und anderes tragen dazu bei. Wichtig ist aber auch, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner in dieser Stadt wohlfühlen. Es ist nötig, dass die wichtigsten Protagonisten an einen Tisch sitzen und sich darüber unterhalten, wie die Attraktion gesteigert werden kann. Das muss jetzt sein.

Wer muss an den Tisch?

Williner: Die LTAG, die Gastrovertreter, die Hoteliers, die Quartiervereine, die Wirtschaftsförderung der Stadt und natürlich wir, die City Vereinigung Luzern als Vertreter der Alt- und Neustadt.

Hat es das seit dem 16. März, dem Tag des Lockdowns, nicht gegeben?

Perren: Auf Kantonsebene ist eine Wirtschafts-Taskforce sehr schnell tätig geworden, zusammen mit Regierungsrat Fabian Peter. In der Stadt gab es einen Start, aber dann griffen die Ideen nicht beziehungsweise man fand damit einfach nirgendwo Gehör. In der Stadt sind wird derzeit sowieso in einer speziell herausfordernden Situation: Einerseits drückt Corona, andererseits will eine Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr Gäste als zur besten Zeit im 2019. Das ist ein doppeltes Spannungsfeld, das Diskussionen dringend notwendig macht. Auf einem Marathon sind wir erst auf dem Kilometer 10. Nicht weiter.

Warum formiert sich in der Krise eine solche Gruppe mit der Stadt zusammen nicht von selber?

Perren: Die wirtschaftlichen Player sind unterschiedlich betroffen, wir haben es gehört. Die einen sind positiv, die anderen

«Allerdings hatte ich letzte Woche zwei schriftliche Anfragen von Leuten, die Erdgeschossflächen in der Stadt suchen. Das stimmt mich auch wieder optimistisch.

Josef Williner

komplett ausser Gefecht gesetzt. Die Interessen divergieren stark. Würden alle gleichermassen leiden, dann wären wir schon längst am Tisch. Williner: Deshalb braucht es wo immer möglich ein Miteinander, um die Zukunft zu gestalten: Dabei sind auch sekundäre Player wie zum Beispiel die Museumsnacht, die leider abgesagte Universiade, das Lilu, die Weihnachtsmärkte, die Weihnachtsbeleuchtung wichtig. Je mehr Besucher in Luzern sind, desto mehr besteht die Chance, dass wir alle profitieren können.