New magazine 25

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futuro

Die Schˆnheit des Augenblicks Frauen im japanischen Holzdruck Museum Rietberg, Z¸rich CH bis 14. Oktober 2012 Die Ausstellung ´Die Schˆnheit des Ausgenblicksª umfasst drei Einheiten von k¸nstlerischen Arbeiten, die je in einem anderen Jahrhundert und in einem anderen Medium entstanden sind: den Holzdruck im 18./19. Jahrhundert, die Fotografie im 19./20. Jahrhundert und den Video im 21. Jahrhundert. Sie alle machen es sich zum Thema, einen fl¸chtigen Augenblick des gesellschaftlichen Lebens im Japan ihrer Zeit einzufangen. Im Mittelpunkt stehen sogenanntebijinga, ´Bilder schˆner Frauenª. Ihrer Schˆnheit wird in Momentaufnahmen von unwiederbringlichem Zauber gehuldigt. Teehausm‰dchen unter einem Glyzinienspalier Kitagawa Utamaro, 1753ñ1806, ca. 1795, 36.6 x 23.9 cm Geschenk James A. Michener, 1973, © Honolulu Museum of Art

´Bilder schˆner Frauenª im Holzdruck Der Schwerpunkt der Ausstellung beruht auf den ´Bildern schˆner Frauenª, japanisch bijinga, im japanischen Holzdruck. Dieses Genre meint wˆrtlich schˆne Menschen beiden Geschlechts, doch sind Darstellungen von Frauen sehr viel verbreiteter. Die idealisierten Schˆnheiten sind elegante und begehrenswerte Frauen, darunter Kurtisanen (dazu gehˆren Prostituierte verschiedenen Ranges), in Musik, Tanz und Konversation gut ausgebildete Geishas (wˆrtlich ´Kunstpersonenª), Angestellte in Teeh‰usern, Verk‰uferinnen oder auch einfache B¸rgersfrauen. Man sucht in diesen Darstellungen vergeblich nach individuellen Z¸gen realer Frauen. Der Schˆnheitswettbewerb wurde denn auch vielmehr zwischen den K¸nstlern und den von ihnen geschaffenen Modellen ausgetragen als zwischen den dargestellten Schˆnheiten selbst. So wetteifern etwa unschuldige Jungm‰dchengesichter von Suzuki Harunobu (1725?ñ1770) mit den reifen Schˆnheiten des unbestrittenen Meisters dieses Genres: Kitagawa Utamaro (1753ñ1806). Auf seinen Entw¸rfen basieren nicht weniger als zwanzig der hundert gezeigten Werke. Im japanischen Holzdruck wird eine leichtf¸ssige Welt dargestellt, die das rege kulturelle Leben in den Grossst‰dten Japans, insbesondere seiner Hauptstadt Edo (heute Tokio) im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert wiedergibt. Im Japanischen verwendet man den Begriffukiyo-e, ´Bilder der fliessenden, verg‰nglichen Weltª, als Synonym f¸r Holzdruck. Die ´fliessende, verg‰ngliche Weltª in diesen Darstellungen kann auch als Welt der Mode interpretiert werden, die sich ihrerseits st‰ndig ver‰ndert und verg‰nglich ist. Tats‰chlich scheinen die stark vereinfachten Kˆrperumrisse der Frauen den K¸nstlern prim‰r dazu zu dienen, Fl‰chen zu definieren, die mit einem unglaublichen Reichtum an wechselnden Stoffmustern und Farbkombinationen ausgef¸llt sind. Kleider, Frisuren und Haark‰mme sind der eigentliche Blickfang. Das sich wandelnde Schˆnheitsideal manifestiert sich folglich in den ´Bildern schˆner Frauenª offensichtlicher in Bezug zur Mode und weniger in Bezug zu physiognomischen Pr‰ferenzen. Frauen, die nach dem letzten Schrei gekleidet und frisiert waren, gehˆrten zu den Trendsettern der damaligen Zeit... Kuratorin: Katharina Epprecht


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