Bezirk Affoltern
Dienstag, 7. Juni 2011
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Veterinär, aber auch Seelendoktor Dr. Kurt Dennler, während rund 20 Jahren Bezirkstierarzt, gibt die Grosstierpraxis nach mehr als 42 Jahren auf Auf Bauernhöfen hat er nicht nur Tiere behandelt, sondern oft auch Menschen Hilfe geleistet: Nach über 42 Jahren Tätigkeit als Veterinär und rund 20 Jahren Bezirkstierarzt gibt Dr. Kurt Dennler in Affoltern die Grosstierpraxis auf.
zahnärzte – allesamt ausgerüstet mit entsprechendem Fachwissen und medizinischem Gerät, das präzise Diagnosen und Behandlungen ermöglicht. «Die Anschaffung eines ersten Röntgenapparats in meiner Praxis war damals eine Prestigeangelegenheit, heute Standard», fügt Kurt Dennler bei.
Geschäftsleiter der Tierklinik Dennler
................................................... von werner schneiter Seine Laufbahn als Tierarzt begann Kurt Dennler 1969 in Affoltern bei seinem Onkel Max Dennler, der seine Praxistätigkeit 1941 in Affoltern begann, später auch als Gemeindepräsident und Präsident des Bezirksgerichts Affoltern amtete und 1966 zum Kantonsratspräsidenten gewählt wurde. Damals hiess der Tierarzt in breiten Kreisen auch «Viehdoktor», der von Hof zu Hof fuhr und Kühe, Schweine und Pferde behandelte. Dieser Bezirkstierarzt war damals, als es in Affoltern noch fünf Metzgereien gab, ein Generalist, der auch halbamtliche Tätigkeiten ausübte wie Fleischkontrolle, Einleitung von Massnahmen zur Seuchenbekämpfung mit Impfungen, zum Beispiel gegen die Maul- und Klauenseuche oder Tuberkulose. Beim einen Landwirtschaftsbetrieb operierte er ein Pferd, danach stand eine künstliche Besamung oder eine Rindergeburt an.
Von der Eheberatung bis zur Überweisung an Menschenmediziner Nach und nach kam auch die Behandlung von Kleintieren dazu, später auch Tollwutkampagnen («ein Challenge!»), die so genannte «Buchstabenseuche» IBR/IBV, das BVD-Virus, Rinderwahnsinn und die Blauzungenkrankheit, bei der die Bauern sagten: Die Kühe werden krank, weil sie geimpft werden.» Wir haben das gesamte tierärztliche Spektrum abgedeckt, einfach alles gemacht», so Kurt Dennler. Wenn es Notfälle zu behandeln gab, oft auch nachts und an Wochenenden – Einsätze, die sich Kurt Dennler über die Wochenenden mit den Kollegen Ueli Wetli (Mettmenstetten) und Göpf Morgenegg (Obfelden) geteilt hat. Einsätze, die sich natürlich nicht planen liessen und oft dazu führten, dass der Tierarzt bei anderen Terminen zu spät
Eine Tierklinik – drei Generationen: Ralph Puschnig, Renate Dennler Puschnig mit Tochter Anna und Kurt Dennler. (Bild Werner Schneiter)
kam... Ob er viel erlebt habe in all diesen Jahren auf Bauernhöfen? «Oh, ja!», sagt er und betont das Ausrufezeichen. Manchmal war der Viehdoktor auch Seelendoktor, der tiefe Einblicke bekam ins Leben einer Bauernfamilie. Kurt Dennler erzählt von lustigen, aber auch tragischen Ereignissen. Die Spannbreite seiner Beratungen und Empfehlungen, die über die Tierarzttätigkeit hinausgehen, ist breit: Er spielte Ehevermittler und überwies einen am Knie erkrankten Bauern an einen Menschenmediziner. Kurt Dennler bekam dafür eine Rücküberweisung samt Dank für den Fall. Einem Bauern, von einem hartnäckigen Husten befallen, empfahl er, den Arzt zu wechseln; die Folge war eine Krebsdiagnose. Und als er an einem Sonntagabend in einem Stall erwartet wurde, traf Kurt Dennler dort die versammelte Familie. Der Grossvater war schwer krank, alle waren verzweifelt und sagten: Man kann doch am Sonntag nicht einfach den Doktor rufen. Kurt Dennler liess den Grossvater als Notfall einweisen. Diagnose: eine schwere Blutvergiftung. Ein Jahr lebte der Mann noch.
Als er einmal nicht die notwendige Vorsicht walten liess, wurde Kurt Dennler von einem Hund ins Gesicht gebissen. Der Kommentar von Martin Christen, dem damaligen Chefarzt Chirurgie am Spital Affoltern, der ihn behandelte: «Jetzt bist du aber nicht mehr der Schönste...»
rollen und mit dem Thema Sicherheit bezüglich tierischer Lebensmittel, die zur Kernaufgabe geworden sind. Wie in der Humanmedizin hat sich auch in der Tierarzttätigkeit die Zahl der Fachgebiete ständig erhöht. Es gibt Nutztier-, Pferde-, Kleintierund weitere Spezialisten oder Tier-
Nun hat er also das «Übergwändli» an den Nagel gehängt und die Gummistiefel ausgezogen, ist aber als 69-Jähriger immer noch im Berufsleben: Kurt Dennler ist Geschäftsleiter der Tierklinik Dennler AG an der Poststrasse 2 in Affoltern – ein Familienbetrieb, der als «Tierklinik GST» von der Gesellschaft schweizerischer Tierärztinnen und Tierärzte anerkannt ist und Fachkompetenz vereint: Tochter Dr. Renate Dennler Puschnig ist Fachtierärztin FVH für Kleintiere und europäisch diplomierte Spezialistin für Kleintierchirurgie. Ihr Ehemann, Dr. Ralph Puschnig, amtet als Lehrtierarzt für TPA. Das Tierärzteteam wird ergänzt durch Dr. Janine Imhof, ebenfalls Fachtierärztin für Kleintiere, und Frau Dr. Bettina Burger. Dazu kommen fünf Praxisassistentinnen. Die Crew komplett macht Sohn Matthias Dennler, ebenfalls Dr. med. vet., seinerseits mit europäischem Diplom für bildgebende Diagnostik, der nun Oberassistent an der Uni-Klinik Zürich wird.
Strukturänderungen in der Landwirtschaft Auch beim Tierarzt ist es wie in anderen Gebieten: Durch die Spezialisierung im Tierarztberuf verschwinden die Generalisten zusehends. Kommt hinzu, dass die Strukturänderungen in der Landwirtschaft eine Umorganisation des amtlichen Veterinärdienstes erfordert, genauer: Eine Zentralisierung und Professionalisierung, die den Bezirkstierarzt überflüssig macht. Nutztiere haben nicht mehr die gleiche Bedeutung wie vor 40 Jahren. Während früher Pferde als Arbeitstiere eingesetzt wurden, sind sie heute fast ausschliesslich Partner in der Freizeitbeschäftigung. Das amtliche Veterinärwesen befasst sich heute mehr mit Hundehaltung, Tierschutz, Stallkont-
Assistiert vom Bauern untersucht Veterinär Kurt Dennler eine Kuh. (Archivbild)
«Pflegende Angehörige» – Marcel Eicher neuer Präsident 10. Generalversammlung Verein Spitex Knonaueramt Nord-West in der Stampfi Knonau «Unterstützung von pflegenden Angehörigen älterer Menschen» mit diesem Thema, das auch das Motto 2011 des Spitex Verbandes Schweiz zum nationalen Spitex Tag im September aufnimmt, startete das Referat von Frau Dr. Caroline Moor zur diesjährigen 10. Generalversammlung. Im ersten Teil der diesjährigen Versammlung erläuterte Frau Dr. Caroline Moor, Psychologin am Zentrum für Gerontologie der Universität Zürich, verschiedene Zahlen und Fakten zur ambulanten Pflege und zur Angehörigenpflege im Alter. Pflegende Angehörige sind Partner und Partnerinnen, Töchter, Schwiegertöchter und Söhne (Tendenz steigend). Ausgewählte Ergebnisse verschiedener Studien auf nationaler Ebene zeigen, dass eine Diskrepanz besteht zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei der Zeitinvestition von pflegenden Angehörigen. Vor allem Partnerinnen und Partner leisten im Durchschnitt fast doppelt so viele Stunden als sie ei-
gentlich bereit wären zu investieren. Dies führt zu einer chronischen Überbelastung, denn pflegende Angehörige sind physisch und psychisch stärker belastet als die Normalbevölkerung. Auch zeigt sich, dass die wenigsten pflegenden Angehörigen über Ablösungsmöglichkeiten verfügen. Über 50% der Partner und über 60% der Partnerinnen hätten eine Auszeit nötig. Hier besteht Handlungsbedarf. Entlastungsmöglichkeiten müssen auf gesellschaftlicher Ebene geschaffen werden. Eindrücklich schilderte Frau Dr. Moor, wie Partnerinnen und Partner von Demenzerkrankten, neben der Belastung der ausführenden Hilfeleistungen, gleichzeitig den Trauerprozess des Verlustes des Partners oder der Partnerin leisten müssen. «Dies wird im Alltag, auch von den SpitexMitarbeitenden oft unterschätzt», so die Psychologin. «Angehörige sind nicht Angehörige» mit diesem Votum schloss Frau Dr. Moor ihren Vortrag und wies darauf hin, die Angehörigen individuell zu betrachten und zu begleiten. Präsident Gabriel Eichenberger
führte zum letzten Mal durch die anschliessende Generalversammlung. Nach 10 Jahren engagierter Tätigkeit im Vorstand des Vereins, davon 7 Jahre als Präsident, trat er nun zurück. Mit Marcel Eicher wurde der neue Präsident gewählt. Marcel Eicher ist bereits seit zwei Jahren im Vorstand tätig und stand bisher dem Personalressort vor. Für das neue Amt bringt er unter anderem viel Erfahrung im Universitätsspital als Abteilungsleiter und im Projektmanagement mit. Nach seiner Wahl übernahm er gleich die Verabschiedung von Gabriel Eichenberger. «Qualitätsbewusst, engagiert, humorvoll, vorausschauend und vorbildlich in der Spitexlandschaft», so beschrieb Marcel Eicher den zu verabschiedenden Präsidenten. Ein weiteres neues Vorstandsmitglied konnte mit Maren Gerlach aus Wettswil gewählt werden. Sie ist ehemalige Pflegefachfrau, bringt viele Jahre Erfahrungen im Gesundheitswesen mit, hat einen Master of Public Health, einen Abschluss als dipl. Betriebswirtschafterin für Gesundheitsund Sozialwesen und arbeitet im Spi-
tal Triemli. Neben den Jahresberichten, die von Gabriel Eichenberger und der Geschäftsleiterin Verena Bieri präsentiert wurden, erläuterte Erich Kappeler, Finanzvorstand, die Jahresrechnung. Sorge bereitet dem Vorstand sowie der Geschäftsleitung die immer grösser werdenden Auflagen und Vorgaben, die eingehalten werden müssen und so zu einer grösseren Administration führen.
feiern», erläuterte die Führungscrew des Vereins. «Wir blicken auf 10 Jahre Verein Spitex Knonaueramt NordWest zurück.» Gefeiert wird Ende Juni mit einem grossen Personalfest für alle aktiven und ehemaligen Mitarbeitenden und Vorstandsmitglieder. Am nationalen Spitex Tag am 3. September 2011 werden alle Spitex Zentren, auch die der Partnerorganisationen im Bezirk, Affoltern und Oberamt, einen «Tag der offenen Tür» durchführen.
Zentrum Mettmenstetten Für das Zentrum Mettmenstetten müssen neue Räumlichkeiten gesucht werden, da der bisherige Vertrag vom Vermieter per Ende September 2011 gekündigt wurde. Neue Räume sind bereits in Aussicht und Verena Bieri hofft, Ende Juni einen neuen Vertrag unter Dach und Fach zu haben.
10 Jahre Verein Spitex Knonaueramt Nord-West «Neben all den schwierigen Alltagsthemen haben wir aber auch Grund zu
Ausblick In Zukunft wird eine noch grössere Kooperation unter den drei Organisationen im Bezirk angestrebt. Viele geplante Neuerungen in Psychiatrie, neue Verträge mit den Versicherern oder die Auswirkungen der Einführung der Fallpauschalen in den Spitälern müssen bewältigt werden. Gemeinsam wären die drei Spitex Organisationen stärker und besser dafür gerüstet. (Eing.)