LENZBURGER WOCHE
DONNERSTAG, 14. FEBRUAR 2019
Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzende Gemeinden.
PP 5600 Lenzburg · Nummer 7 · Post CH AG
SALZKORN «Rutsch guet übere!»
«Gin / Whiskey / Zigarren für Genussmenschen»
Geburtstagsausfahrt: Die Lenzburger Vespafahrer trotzten der Kälte und stiegen auf ihre Roller.
Foto: Toni Widmer
The Monkeys warten nicht auf den Frühling Lenzburg Der vor einem Jahr gegründete Vespaclub feierte seinen ersten Geburtstag mit einer Winterausfahrt. ■
TONI WIDMER
W
ir sind Secondos, Terzos, Quartos, aber auch Rollerfans ohne italienische Wurzeln und haben eines gemeinsam: die Liebe zur Vespa», sagt Ivano Patrone, der Präsident des vor einem Jahr gegründeten Vespaclubs «The Monkeys Schweiz». Der Verein ist bunt gemischt und für alle Nationen offen. «The Monkeys Schweiz» – italienische Kultroller, aber englischer Name, wie passt das zusammen? «In Parma gibt es seit 2014 einen Vespaclub mit diesem Namen. Igor Maselli war dort Gründungsmitglied, wohnt jetzt in der Schweiz und ist bei uns im Vorstand. Wir haben uns bei unseren Freunden in Parma angelehnt, sind mit ihnen eng verbunden, aber als Club in der Schweiz eigenständig», erklärt Patrone.
Auf dem Banner des Vereins steht der Satz: «Schalte am Lenker, gib Gas und wiederhole.» Eine Ode an die handgeschalteten Blechroller, die in Italien ab 1946 bis 2017 (!) produziert worden sind. Heute gibt es neue Vespas nur noch mit Automatikgetriebe. Sind diese Fahrzeuge im Club nicht willkommen? «Doch, doch», sagt der Präsident, «wir haben einige Mitglieder, die eine Automatik fahren. Wichtig ist das italienische Flair der Roller.» Die Monkeys treffen sich zweimal monatlich zu einem Höck, im Sommerhalbjahr ist einer davon mit einer Ausfahrt verbunden. Weiter fahren ihre Mitglieder zu verschiedenen Vespatreffen in der Schweiz oder machen am Wochenende kleinere und grössere Ausfahrten. Die Aktivitäten sind keineswegs auf Männer beschränkt. «Von unseren aktuell 38 Mitgliedern sind 14 Frauen», berichtet der Präsident. Vereinsmaskottchen der Monkeys ist ein Äffchen. «Das passt zu uns», erklärt Ivano Patrone. «Affen sind lustige und fröhliche Tiere. Sie sind manchmal ein bisschen verrückt, aber alle Leute mögen sie. Auch wir sehen uns als lustigen
und fröhlichen Verein, der manchmal etwas verrückte Sachen macht, die aber den Leuten gefallen.» Eine solche verrückte Sache war die Ausfahrt zum ersten Geburtstag am vergangenen Samstag. Rund 20 Vespisti aus der engeren und weiteren Region haben ihre Oldtimer mitten im Winter aus der Garage oder dem Keller geholt und auf der ersten «Frozen Monkeys»-Tour der Kälte getrotzt. Die eigentliche Geburtstagsfeier hat am Abend jedoch in der Wärme unter den Arkaden am Lenzburger Metzgplatz stattgefunden. Mit dabei war selbstredend auch eine Delegation der Vespafreunde aus Parma. Am 15. Juni ist das nächste, deutlich grössere Vespatreffen der Monkeys geplant: «Wir sind mit der Stadt im Gespräch und hoffen, unsere Oldtimer dann auch in der Rathausgasse präsentieren zu können.» Mit von der Partie ist der Verein zudem am Projekt «Italien – Lenzburg», welches von der Kulturkommission geplant ist. «An dieser Veranstaltung steht die italienische Kultur im Vordergrund und dazu gehört ganz sicher auch die Vespa», sagt Patrone.
Das neue Jahr ist rund 50 Tage jung, Zeit für eine erste Bilanz, ob Erwartung und Erfüllung, Wunsch und Wirklichkeit übereinstimmend den ZeiHeiner Halder tensprung geschafft haben. «Rutsch guet übere!» lautet der populäre Neujahrs-Slogan in unseren Breitengraden, wohl vom eisigen Klima noch vor dessen Wandel beeinflusst. Doch der Schein trügt: Der Spruch stammt – wie viele andere Ausdrücke im deutschen Sprachraum auch – aus dem Jiddischen, wo er «gute Fahrt/Reise» bedeutet. Aus derselben Quelle schöpfen wir auch den frommen Wunsch auf «Hals- und Beinbruch», der im jiddischen Original «Erfolg und Segen» meint und, weil es ähnlich tönt, durch Verballhornung im Deutschen Slang zum Gegenteil geformt wurde. Dieser kleine Exkurs hängt mit meiner persönlichen Erfahrung beim Start ins neue Jahr zusammen. Just an der Feier der russischen Weihnacht am 10. Januar im aufregend und anregend neu gestalteten Museum Burghalde, um 18 Uhr. Voller Vorfreude auf Krimsekt, Kaviar, Musik und Ikonen stürzte ich buchstäblich in die Festgemeinde. Fazit: Kein guter Rutsch, dafür ein Beinbruch; fachmännische Analyse: «Quadriceps». Nur gerade drei Treppenstufen im Eingangsbereich genügten für eine längere, nachhaltige Rekonvaleszenz. «Aufwand und Ertrag» stehen, zynisch gesagt, in keinem Verhältnis. Kleine Ursache, grosse Wirkung. In der Rehabilitation besteht genügend Gelegenheit, über den Umfall nachzudenken. Die Schuldfrage. Der Wirkungsgrad gut gemeinter Wünsche. Auf welche ist Verlass: «Guter Rutsch» oder «Beinbruch?» Und die guten Vorsätze? Im aktuellen Unfall kriegt jedenfalls die kluge Neuropsychologin Studer Recht: Um nachhaltigen Erfolg zu haben, kann man buchstäblich «nur mit kleinen Schritten zu grossen Veränderungen kommen». In diesem Sinne hoffe ich, zurück in der dafür geschaffenen Spezialzone, zu Hause auf baldige fröhliche Begegnungen. Heiner Halder, Schinznach