Grenchen
Nr. 48 | Donnerstag, 29. November 2018
«Das gegenseitige Vertrauen ist zentral» GRENCHEN Eine Hochzeit ohne Blumen wäre keine Hochzeit – sie sind sozusagen die schönste Nebensache am ganzen Fest. Romi Schöni und Andrea Kupferschmid von Blumenkunst freuen sich, an der Grenchner Hochzeitsmesse ein paar ausgewählte und kunstvolle BlumenArrangements vorzustellen. SABINE BORN
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omi Schöni und Andrea Kupferschmid haben das Blumengeschäft Blumenkunst 2016 von Blumen Epp übernommen und führen es seither mit einer Mitarbeiterin, einer Aushilfe und «Chauffeuren, die helfen, wenn Not an der Frau ist», lacht die Geschäftsführerin. Rund läuft es selbstredend an Valentin und Muttertag. «Da wir nahe beim Friedhof sind, ist auch der 1. November mit der Grabpflege ein arbeitsreicher Tag.» Von März bis September haben Hochzeiten Saison. «Wichtig in der Vorbereitung ist das persönliche Gespräch», findet Romi Schöni, die mit Blumenkunst im Februar erstmals an der Grenchner Hochzeitsmesse teilnimmt. Eine gute Gelegenheit, sich zu präsentieren. «Das ist für uns umso wichtiger, da unser Geschäft an der Bachtelenstrasse etwas abseits vom Zentrum liegt.»
Der Hingucker – ein schöner Brautstrauss. (Bild: zvg)
Saisonale Blumenwahl
«Das gegenseitige Vertrauen ist zentral», so Romi Schöni weiter, die mit dem Brautpaar Wünsche und Träume bespricht. «Auch wenn inzwischen ganzjährig fast alle Blumen erhältlich sind, gibt meistens die Saison den Takt an», sagt die Floristin. Im Frühling sind es duftende Freesien, der Sommer kommt etwas üppiger daher, mit Pfingstrosen zum Beispiel. Im Herbst und Winter ist die Zeit von Christrosen und Beeren. Von den Farben her waren letztes Jahr Pastelltöne angesagt. Eine Farblinie, die sich im neuen Jahr fortsetzen wird, ist Romi Schöni überzeugt. Wobei eine Promi-Hochzeit rasch alle Blumentrends über den Haufen werfen könne, lacht sie. Letztes Jahr war es die Hochzeit von Prinz Harry mit Meghan, die einen weissen Brautstrauss trug. «In der Folge wünschten sich viele einen weissen, filigranen Brautstrauss.»
Alles aus einem Guss
«Wir stimmen die Blumen auf das Kleid ab, was passt vom Stoff und Stil her.» Je voluminöser das Kleid, desto grösser der Strauss. «Manchmal arbeiten wir Stoffteile vom Brautkleid in
den Brautstrauss ein.» Insgesamt sprechen die Blumen während der ganzen Hochzeit eine einheitliche Sprache. Die Dekoration von Kirche, Restaurant, Tischen und Auto – alles wird aufeinander abgestimmt. Für die Erst-Beratung empfiehlt sich ein Termin rund zwei Monate vor der Hochzeit. «Zwischendurch bleiben wir in Kontakt, bevor es zwei Wochen vor dem Termin zur End- und Detailbesprechung kommt», so Schöni. Alles abgesiegelt mit einer Offerte, was für eine optimale Budgetplanung sehr wichtig ist. Und dann heisst es, das Fest mit allen Sinnen geniessen. Blumenkunst, Bachtelenstrasse 6, 2540 Grenchen; www.blumenkunst.ch
> DIESE FIRMEN STELLEN AN DER HOCHZEITSMESSE VOM 17.2.2019 AUS • André Berger Photographie • Art of Beauty Laura • Bijouterie Maegli • Blumenkunst GmbH • City Offset Grenchen AG • Coiffure Création Marc • Hochzeitsatelier Alexandra • Hussenzauber Renata Maurer • La Mariposa Hochzeitsplanung Adriana Palermo
• Möbel-Märit • Mr. DJ PIT Musik & Moderation • Restaurant Grenchner Hof • Reisebüro Vasellari
DIE GRENCHNER-STADT-ANZEIGER-SERIE: DAS KUNSTHAUS INFORMIERT ...
Abstrakte Formen zwischen Signal und Erzählung
Patricia Bucher und Theodor Bally im Kunsthaus Grenchen
Theodor Bally, «Personnages», 1968, Fotografie, Fotogramm auf Karton, Aargauer Kunsthaus Aarau / Depositum der Theodor Bally Stiftung. © Brigitt Lattmann
Patricia Bucher, Ohne Titel, 2018, Lack auf Dispersion, 150 x 200 cm © Patricia Bucher CLAUDINE METZGER
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ie entsteht ein Bild, das eine Geschichte erzählt? Und aus was für Elementen besteht ein erzählerisches Bild? Solche Fragen und mögliche Antworten bieten die beiden Ausstellungen von Patricia Bucher und Theodor Bally. Theodor Bally (1896–1975) und Patricia Bucher (*1976) gehören zwar verschiedenen Generationen an und interessieren sich für unterschiedliche Fragestellungen, dennoch greifen sie in ihrer Kunst auf einen verwandten Fundus von Formen zurück. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen diesen Werken ermöglichen interessante Beobachtungen und Erkenntnisse darüber, wie Bilder mit uns Betrachterinnen und Betrachtern kommunizieren. Der Solothurner Theodor Bally ist dem Umfeld der konkreten Kunst zuzurechnen, die darauf abzielt, Bilder zu schaffen, die auf mathematisch-geometrischen Grundlagen basieren und nur Farbe und Form thematisieren. Es handelt sich also um Bilder, die keine
Geschichten erzählen und auch keine Dinge darstellen. Ausgehend von den geometrischen Grundelementen Stab, Rechteck und Kreissegment schafft Bally variantenreiche, abstrakte Kompositionen. Er spielt dabei mit der Vielfalt an Kombinationen, die mit den besagten Elementen möglich sind. Interessant ist, dass dieses Spiel immer wieder zu einem Bruch mit den Prinzipien der konkreten Kunst führt, denn es entstehen in der Kombination von geometrischen Figuren trotzdem ab und zu Konstellationen, die an Menschen oder Gegenstände erinnern. Theodor Bally hat diesem Umstand Rechnung getragen, indem er diese Werke als «Personnages», «Fabriques» oder «Locomobiles» bezeichnete. Im Unterschied zu Theodor Bally arbeitet Patricia Bucher an der Entwicklung einer formalen Bildsprache, welche sowohl aus abstrakten wie auch gegenständlichen Elementen, Symbolen und Piktogrammen besteht. Aus alltäglichen Dingen (Gebäuden, Tieren) können in der zeichnerischen Reduktion abstrakte Zeichen werden, aus abstrakten Zeichen (beispielsweise Satzzeichen) können in der Kombina-
tion und durch spezielle Anordnung Gegenstände werden. Für die Ausstellung im Kunsthaus Grenchen hat sich Patricia Bucher eine raumspezifische Präsentation mit einer riesigen Wandmalerei ausgedacht, in der sie ihren Fundus von Formen zu neuen Bild-Objekt-Konglomeraten zusammengebaut hat. Die Kompositionen regen die Fantasie an und evozieren eine Vielzahl von Geschichten, die sowohl auf eine mythische Vergangenheit als auch auf zeitgenössische Aktualität verweisen könnten.
Dauer der Ausstellungen: bis 17. Februar 2019 Die nächsten Veranstaltungen im Kunsthaus Grenchen: Führung mit Claudine Metzger: Mittwoch, 28. November 2018, 18.30 Uhr Mittwoch, 6. Februar 2019, 18.30 Uhr Führung mit Anna Leibbrandt: Sonntag, 9. Dezember 2018, 11.30 Uhr Finissage und Künstlergespräch mit Patricia Bucher: Sonntag, 17. Februar 2019, 11.30 Uhr
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«Gäu Samichlaus, I muess ke Ruete ha!» GRENCHEN Einmal im Jahr schlüpft Theo Heiri in das SanktNikolaus-Gewand und besucht Familien mit Kindern in Grenchen und der umliegenden Region – seit rund 35 Jahren. Müde seines Amtes ist er kein bisschen. Im Gegenteil: «Diese Aufgabe ist auch heute noch eine sehr dankbare.» In einer Woche werden die im Bischofsgewand eingekleideten Sankt Nikoläuse ausgesandt. JOSEPH WEIBEL
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ikolaus von Myra ist einer der bekanntesten Heiligen der Ostkirchen und der lateinischen Kirche, besagt die kirchliche Geschichte. Sein Wirken hat zu vielfältigen Legendenbildungen beigetragen; vor allem wird im Christentum bis heute ein Brauchtum gepflegt. An seinem Gedenktag, dem 6. Dezember, gilt Nikolaus als Geschenkebringer. Dabei wird in vielen Erzählvarianten davon berichtet, dass der heilige Nikolaus die guten Kinder lobt und beschenkt, die bösen tadelt und durch Schläge mit der Birkenrute bestraft. Welche Kinder im auslaufenden Jahr gut oder böse waren, liest er in seinem «goldenen Buch». In Luxemburg und auch in Italien gibt es die hauptsächlichen Geschenke zum 6. Dezember und weniger zu Weihnachten.
Was gibt es Schöneres als strahlende Kinderaugen, wenn der Sankt Nikolaus zu Hause einen Besuch macht. stellt er zunehmend fest, dass sich Familien zusammentun und gemeinsam zu Hause, im Freien oder gar im Wald den Sankt-Nikolaus-Tag feiern. «Solche Gruppenfeiern vermitteln noch einmal eine ganz andere und durchaus gute Stimmung.»
Nicht die Rolle des Erziehers
Der Sankt Nikolaus verkörpere heute nicht mehr die die Guten belohnenden und die Bösen bestrafenden Figur, sagt Heiri. Er lege persönlich Wert darauf, dass er nicht an einem Tag im Jahr die Rolle des Erziehers übernehmen müsse, sondern den Kindern vor allem Freude und weniger nur mahnende Worte überbringen müsse. «Wichtig ist, dass wir Erwachsene eine möglichst einfache und direkte Sprache verwenden.» Wenn ein Kind frage, warum er ohne Eselchen gekommen sei, so gebe er als Antwort: es sei krank oder draussen sei es zu kalt. «Damit ist für die Kinder die Sache erledigt. Sie erwarten keine ausMagnetische Wirkung Auch wenn Brauchtümer heute lei- führliche oder gar ausweichende Antder immer mehr an Bedeutung verlie- wort. Kinder haben eine andere Logik ren, so hat der Besuch des als Erwachsene.» Er versuSankt Nikolaus am 6. Deche in erster Linie auf die zember nach wie vor maKinder einzugehen und zu gnetische Wirkung. Das bespüren, wenn der Respekt stätigt auch Theo Heiri, eibzw. die Angst überhand ner der «dienstältesten» nehme. «In einem solchen Sankt Nikoläuse in GrenFall sind Individualität und chen. «Vieles hat sich in vor allem Flexibilität verden Wohnzimmern, wo wir langt.» Wenn er Kinder tazu Besuch sind, geändert, deln müsse, so seien die anderes ist gleich geblie- Theo Heiri ist seit Themenbereiche von früben», so Heiri. So erinnert rund 35 Jahren her auch heute noch gültig, er sich an einen seiner ers- als Sankt Nikolaus schmunzelt Theo Heiri: ten Besuche vor knapp 40 unterwegs. mehr Disziplin bei den Jahren bei einer italieniHausaufgaben, beim Zimschen Familie. «Das Wohnzimmer war mer aufräumen – oder am Tisch mehr hell ausgeleuchtet, und der Vater der Gemüse zu essen. Familie stand mit der S8-Kamera bereit.» Wenn Sankt Nikolaus im Haus Jedem sein Chlausensäckchen ist, so wird das auch heute noch im Auch wenn die heutige Zeit von vieBild festgehalten, nur mehr mit Digi- len Konsumversuchungen geprägt ist, talkamera oder Handy. Unterschied- so halte sich die Anzahl der zu verteilich – und das sei früher nicht anders lenden Geschenke beim Sankt-Nikogewesen – präsentiere sich das Dekor laus-Besuch in Grenzen. «Jedes Kind im Haus oder in der Wohnung. «Wenn erhält von uns ein gefülltes Samies nach Kerzen duftet und das Wohn- chlaus-Säckchen. Je nachdem liegen zimmer festlich geschmückt ist, so dann noch vor der Türe Geschenke denkst du, in ein Sankt-Nikolaus- für die Kinder bereit.» Die Quantität Haus einzutreten. Es versetzt dich in und Grösse der Zuwendungen hänge eine ganz andere Stimmung.» ein bisschen vom Brauch einer Familie ab. «Bei den Italienern werden die grösseren Weihnachtsgeschenke am Respekt nach wie vor da Auffällig und sehr positiv sei, dass Sankt-Nikolaus-Tag verteilt.» der Respekt vor dem Sankt Nikolaus Die Grenchner Sankt-Nikolaus-Orin keiner Weise gelitten habe. «Man ganisation ist nicht als Verein, sonspürt sowohl bei den Erwachsenen dern als lose Gruppe geführt. Sie umwie vor allem bei den Kindern die ge- fasst rund 80 freiwillige Personen, die botene Zurückhaltung gegenüber die- unterschiedliche Funktionen wahrser Person im Bischofsgewand.» Das nehmen. Ein Team kümmert sich beivermittle den Eindruck, dass man spielsweise um die Füllung der rund dem Besuch des Nikolaus mit dem 400 Chlausensäckchen pro Jahr. Diese nötigen Respekt entgegne und so zur werden den Familien, die einen andächtigen und festlichen Stim- Sankt-Nikolaus-Besuch wünschen, in mung beitrage. «Wenn wir nur noch Rechnung gestellt. Ein Säckchen kosDekor für ein privates Familienfest tet 9 Franken. Die meisten Familien sind, so wären wir am falschen Platz.» würden über diesen Obolus hinaus noch etwas bezahlen. Für die Organisation ist das nicht ganz unwichtig. Familien tun sich zusammen 100 bis 120 Familien werden vom 6. Alleine ein neues Sankt-Nikolaus-Gebis 8. Dezember besucht. Dazu kom- wand kostet 2000 bis 2500 Franken. men 20 bis 30 Auftritte bei Vereinen, «Wir möchten dieses Brauchtum so in Schulen oder Kindergärten. Ten- lange wie möglich noch aufrechterdenz? «Eher abnehmend,» erwidert halten», betont Theo Heiri, der 1978 Theo Heiri. Er vermutet einerseits, zum ersten Mal als Diener den Sankt dass das Angebot, besonders bei Neu- Nikolaus begleitete, und drei Jahre zuzügern, vielleicht zu wenig wahrge- später dann selber als die Symbolfigur nommen werde, und zum andern die Familien besuchte.