LENZBURGER WOCHE
DONNERSTAG, 24. MAI 2018
Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzende Gemeinden.
PP 5600 Lenzburg · Nummer 21 · Post CH AG
SALZKORN Offene Fragen Kürzlich orientierte die Stadt Lenzburg über die neue Bauund Nutzungsordnung (BNO) und die Testplanung für das Gebiet «Mülimärt», wo die MigPeter Buri ros-Pensionskasse zwecks Renditesteigerung happige Neubaupläne hegt. Dabei waren hilf- und aufschlussreiche Informationen zu Struktur und Aufbau des Planwerks zu erfahren, zahlreiche (wachstums-)politische Fragen wurden jedoch vom Stadtrat unzureichend, ausweichend, wolkig oder gar nicht beantwortet. Somit sind noch viele Punkte ungeklärt, die für die demokratische Meinungsbildung zur BNO wichtig sind.
In der Schwebe: Das Hauptdeck des neuen Hallwilerseeschiffs wird im Muttenzer Auhafen verladen.
Foto: Fritz Thut
Das neue Schiff ist da Hallwilersee Das jüngste Mitglied der Hallwilersee-Flotte hat Schweizer Boden erreicht. Nach dem Verlad im Auhafen am Rhein wurde das Schiff die letzten beiden Nächte nach Meisterschwanden transportiert, wo es heute eingewassert wird. ■
FRITZ THUT
D
as neue Schiff der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee (SGH), die am nächsten Sonntag ihren 130. Geburtstag feiert, wurde wie alle seine Flottenkollegen in der Lux-Werft im deutschen Mondorf gebaut (vgl. Ausgabe vom 25. Januar). Über Pfingsten erreichte die MS 2018 (deren definitiver Name erst an der Taufe vom 6. Juni bekannt werden soll) auf dem Rhein den Auhafen in Muttenz.
Am Dienstag wurde das 34 Meter lange und 6,5 Meter breite Schiff wieder zweigeteilt. Mit dem riesigen Hafenkran wurden das abgetrennte Oberdeck und – diesmal unter Mithilfe eines grossen Pneukrans – das Hauptschiff auf Tieflader gehievt.
«Man darf nicht ‹jufeln›»
Die Trennung von Ober- und Unterdeck brauchte ihre Zeit. Norbert Weber, der Chef-Bootbauer der Lux-Werft, und Geschäftsleitungsmitglied Rainer Miebach führten die Arbeiten mit ihrem Team selbst aus. Beim Lösen eines Geländers half spontan SGH-Geschäftsführer Ueli Haller vom Ufer aus mit einer Trennscheibe aus. «Man darf bei solchen Arbeiten nicht ‹jufeln›», so Haller, der bei den drängenden Mitarbeitern der Verlade-Gesellschaft mit diplomatischem Geschick um Geduld und Gelassenheit bat. Kurz nach 15 Uhr war die MS 2018 in zwei Teilen millimetergenau auf den zwei Schwertransportern platziert und be-
reit, die in zwei nächtliche Etappen aufgeteilte Reise über den Hauenstein an den Hallwilersee anzutreten. Ist der Landtransport wie geplant verlaufen, wird heute Donnerstag das 14. Schiff der SGH-Geschichte am Morgen beim Delphin-Zopf mit Pneukranen eingewassert. Es folgt die intensive Phase der Endmontage, denn bereits am übernächsten Mittwoch findet die Schiffstaufe statt. Am Sonntag, 10. Juni, folgt dann die erste Kursfahrt, auf der Passagiere mitfahren können.
MS Fortuna kehrt zurück
Die MS 2018 ersetzt auf dem Hallwilersee die MS Fortuna, die heute Donnerstag ausgewassert wird und den Weg zurück zu den früheren Besitzern, der Schifffahrts-Familie Gilles in KoblenzVallendar, antritt. Sie wird dort, von wo sie 1969 auf den Hallwilersee kam, als Büroschiff eingesetzt. «Wir sind froh über diesen Emotionskauf», so Ueli Haller, «denn so entgeht die ‹Fortuna› der drohenden Verschrottung.»
Offene Fragen wie zum Beispiel: Welches Wachstumsziel wird angepeilt? (Stadtammann: «Zirka 12 500 Einwohner», Stadtplanerin: «Wir bereiten uns auf 14 000 vor.») – Welche Lehren werden aus den Fehlentwicklungen der letzten Jahre gezogen? – Warum gibt es keinen Bericht dazu, wie sich die neue BNO auf Stadtfinanzen, Infrastruktur (zum Beispiel Schulraum), Verkehr auswirkt, wie das Wachstum gelenkt und gedämpft werden soll? – Was bedeuten Schlagwörter wie «Mit Qualität nach innen verdichten» oder «Aufwertung» konkret? Wer definiert diese Begriffe nach welchen Kriterien? – Warum gibt es keine greifbaren Informationen zur Verkehrskonzeption, die mindestens 10 bis 15 Jahre der Bevölkerungsentwicklung hintennachhinkt? Warum will der Stadtrat der MigrosPensionskasse im «Mülimärt» mit einer neuen Zentrumszone eine Grossüberbauung mit bis zu sechsgeschossigen Wohnbauten ermöglichen, wenn – wie er selber sagt – die Erschliessungs- und Verkehrsprobleme nicht lösbar seien? – Warum will man die Liegenschaften «Klein-Venedig» unter (Museums-) Schutz stellen und gleichzeitig mit den angrenzenden massiven Migros-Neubauten zustellen? Warum sollen gewisse Wohnquartiere «verballenbergisiert» werden und andere nicht? – Warum will der Stadtrat die Ringzone «sprengen»? – Warum ist das Element Referendumsabstimmung nicht im BNO-Zeitplan vermerkt? Peter Buri, «Klein-Venezianer»