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Donnerstag, 18. August 2016 Nr. 33
THIERSTEIN BEINWIL
Ferien im stationären Zirkuswagen
Stationärer Zirkuswagen: Andrea Götte mit zwei ihrer drei Kinder.
Die ungewöhnlichste Airbnb-Unterkunft im Kanton Solothurn findet sich auf dem Beinwiler Hof Waldenstein. Fernseher, Klimaanlage, Föhn, Pool, Fitnessstudio: Wenn man eine Unterkunft für seine Ferien bucht, schaut man jeweils auch auf die Ausstattung. Die Faustregel: je mehr, desto besser. Auf die Beinwiler Unterkunft, die Andrea Götte und Andreas Haefliger auf der OnlineWohnvermittlungsplattform Airbnb anbieten, trifft das Gegenteil zu. Die meisten von Airbnb standardmässig vorgeschlagenen Ausstattungen sind durchgestrichen. Hier im Zirkuswagen gibt es auf engstem Raum nur das Nötigste: Ein Tischchen, drei Stühle, ein Bett für zwei, einen Wassertrog, einen Gasherd mit zwei Platten und für die, die wollen — Strom. «Die meisten unserer Gäste verzichten darauf», sagt Andrea Götte. «Sie bevorzugen Kerzenlicht.»
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Fluchtort für Städter Es sind vor allem befristete Aussteiger, die für ein paar Tage in Wagabundis leben, wie der bunt angemalte Zirkuswagen heisst. «Viele unserer Gäste wollen für ein Wochenende aus der Stadt flüchten», sagt Götte, selbst in der Stadt aufgewachsen, in Zürich. Auf dem Biohof Waldenstein können die Gäste in einer idyllischen Landschaft zur Ruhe kommen. Tritt der Gast aus dem Zirkuswagen, sieht er direkt auf den Chollochbach, dessen Lauf nur wenige Meter neben der Unterkunft vorbeiführt und dessen Wasser im Sommer zum Planschen einlädt. Das einzige Geräusch — sein Rauschen.
VERANSTALTUNG
Den bunten Zirkuswagen entdeckten Götte und Haefliger dank einer Anzeige im Magazin «A-Bulletin», das bekannt ist für seine teilweise eher schrägen Inserate. Die beiden konnten nicht widerstehen und kauften ihn seinem früheren Besitzer ab. «Der Zirkuswagen gehörte einem Lehrer und Musiker, der offensichtlich auch ein sehr guter Handwerker ist», sagt Andrea Götte. Die Inneneinrichtung hat der frühere Besitzer selbst gebaut. «Alle Möbel sind so befestigt, dass man jederzeit losfahren kann.» Trotzdem fährt die fünfköpfige Familie nicht mit dem Zirkuswagen in die Ferien. Die nötige Strassenzulassung fehlt und somit ist «Wagabundis» dazu verdonnert, an Ort und Stelle zu verharren. Zumindest an einem Platz, wo es sich lohnt, zu bleiben. So müssen jene, die einmal im Zirkuswagen übernachten wollen, zum Biohof Waldenstein fahren. Im Sommer sind es derzeit durchschnittlich zwei Buchungen pro Monat, im Winter eine. «Tendenz steigend», so Andrea Götte. Auf Airbnb haben derzeit 14 ehemalige Gäste ihre Zeit im Zirkuswagen bewertet. Roy aus Israel schreibt: «Es war eine ungewöhnliche Erfahrung, aber auf eine grossartige Art und Weise. Andrea ist sehr nett, sie liess uns Beeren pflücken und Karotten ernten.» Denn wer will, kann auf dem Biohof Waldenstein mitarbeiten und das Landleben entdecken, beim Gemüseanbau oder bei den Feldarbeiten helfen, oder auch nur die Tiere streicheln. Auf dem Hof leben Pferde, Kühe, Ziegen, Hühner, drei Katzen und ein Hund. Früher sind Andrea Götte und An-
FOTO: FABIO VONARBURG
dreas Häfliger viel gereist. Dies ist jetzt anders. Sie haben drei kleine Kinder, führen einen Hof und engagieren sich sozial; es fehlt an Zeit und Gelegenheit, um weit und viel zu reisen. Da schafft ihre Anzeige auf Airbnb Abhilfe. Andrea Götte: «Mit dem Zirkuswagen holen wir die Welt zu uns auf den Hof» — und an den Tisch. «Wir laden alle Gäste dazu ein, mit uns zu essen. Wir schätzen den kulturellen Austausch.» Der Eier ausschlürfende Chinese Noch besonders gut kann sich Götte an ein Pärchen aus Hongkong erinnern, das einige Tage in Wagabundis wohnte. Er, ein chinesischer Schriftsteller und Journalist, der gerade an einem Buch über seine Airbnb-Erlebnisse schrieb. Der chinesische Autor war ganz begeistert vom Landleben und fühlte sich an seine Jugend erinnert. «Einmal bat er uns um ein frisches, warmes Ei», erzählt Götte. «Er bohrte ein Loch in die Schale und trank es aus. Das mache gross und stark, habe seine Mutter früher immer zu ihm gesagt.» Sie fügt hinzu: «Wir haben bisher noch nicht gewagt, es selber auszuprobieren.» Am Abreisetag versprach der Chinese, ein Exemplar seines Buches zu schicken, sobald es fertig sei. Denn auch der Zirkuswagen und die Gastgeber erwähnt er in seinem Buch. Zu Andrea Götte sagte er, die Nächte in ihrem Zirkuswagen seien bisher seine ungewöhnlichste Airbnb-Erfahrung gewesen. Fabio Vonarburg AZ Solothurner Zeitung
BÜSSERACH
Die Kreuzfidelen im Museum Seewen Motorradfahrer verletzt sich bei Selbstunfall schwer Die «Kreuzfidelen», ein Ensemble für Internationale und Schweizer Volksmusik, laden zu einem «Zwüs CH enhalt» in der Schweiz ein. In der Besetzung mit drei Geigen, einem Blockflötisten, einem Schwyzerörgeler, einem (E-)Pianisten und einer Cellistin/Kontrabassistin wollen sie ihr Publikum auf eine bunte Volksmusikreise mitnehmen. Im ersten Teil wird Inseleuropa, Nord- und Osteuropa besucht – mit einem Abstecher nach Argentinien. Darauf folgt ein Einblick in die Welt der internationalen Volkstanzweisen mit viel Gesang. Nach soviel Internationalem geht es zurück in die Schweiz mit dem «Pizzarco-Schottisch», einem Stück, das von Märku Hafner jeweils zum Abschluss einer Tanzete gespielt wurde. Nach einem Unterengadiner «Walser» von Altmeis-
Matinée im Museum: Nächsten Sonntag. ter Domenic Janett werden zwei Blockflöten die Stimmführung übernehmen: Sie spielen den «Schäfli-Schottisch», besser bekannt als «Grüezi wohl Frau Stirnimaa». Sonntags-Matinée 21. August 2016, 11.15 Uhr im Museum für Musikautomaten Seewen. Eintritt frei; Kollekte zur Deckung der Unkosten. Res. Tel. 061 911 14 00. www.musikautomaten.ch.
WOS. Am Montag, 15. August 2016, kurz vor 10 Uhr, fuhr ein Motorradfahrer auf der Passwangstrasse von Erschwil nach Büsserach. Beim Dorfeingang stürzte er aus bisher noch nicht geklärten Gründen in einer leichten Rechtskurve. Sein Motorrad rutschte in der Folge auf die Gegenfahrbahn, streifte dort einen entgegenkommenden Personenwagen und kam schlussendlich in einem Zaun zum Stillstand. Beim Sturz zog sich der Motorradfahrer schwere Verletzungen zu. Er musste mit der Rega in ein Spital geflogen werden. Für den Abtransport des Verletzten musste die Passwangstrasse im Bereich der Unfallstelle in beiden Richtungen kurzzeitig gesperrt werden. Zur Klärung des genauen Unfallhergangs sucht die Polizei Zeugen. Personen, welche Angaben zum Unfall machen können werden gebeten, sich bei
Wie kam es zum Sturz? Der Motorradfahrer wurde dabei verletzt. FOTO ZVG der Kantonspolizei Solothurn in Breitenbach (Telefon 061 785 77 01) zu melden. Besonders wird der Lenker eines
grauen Kleinwagens gesucht, welcher möglicherweise den Unfall beobachtet haben könnte.