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Orientierung über das kirchliche Geschehen

«Wir werden uns mit allen Mitteln wehren»

Ein Fahrverbot zwischen Zwillikon und Hedingen sorgt bei Betroffenen für Wirbel

Anfang April hat die Stadt Affoltern zwischen Zwillikon und dem Weiler Ismatt in Hedingen ein Fahrverbot signalisiert. Landwirtschaftsbetriebe in der Nachbarschaft sehen sich dadurch eingeschränkt und künden Widerstand an.

von livia Häberling

Der 4. April, ein Montag, hielt für Hanspeter Weiss aus Zwillikon eine ungemütliche Überraschung bereit: Jahrelang war er über die Ferenbacherstrasse in den Aargau oder Richtung Zürich gefahren, nun stand bei der Kreuzung, direkt neben der Abzweigung zu seinem Bauernhof, eine Fahrverbotstafel.

Überrascht wurde auch Sabrina Obschlager, die ein paar hundert Meter neben Weiss einen Landwirtschaftsbetrieb mit Pferdepension betreibt. Bei ihr klingelte das Handy an diesem Tag häufiger als sonst. Die Pferdebesitzerinnen, die zuvor aus dem Aargau oder über das Hedinger Industriequartier zu ihrem Hof zugefahren waren, standen nun vor der Verbotstafel. Würden auch sie als Zubringer gelten, oder mussten sie neuerdings mit einer Busse rechnen? Man war verwirrt. Für sie sei dieses Fahrverbot aus dem Nichts gekommen, erzählen Sabrina Obschlager und Hanspeter Weiss.

Vier Tage später, am 8. April, verschickte die Stadt Affoltern eine Medienmitteilung. Darin informierte sie, dass man die betroffene Strecke für den motorisierten Verkehr gesperrt habe. Die Erklärung: Der Abschnitt sei bereits im Jahr 2012 als möglicher Schleichweg Sie leben oder arbeiten in Zwillikon und sehen sich durch das Fahrverbot beeinträchtigt (von rechts): Hanspeter Weiss, Hans Schneebeli, Sabrina Obschlager, Barbara Rohrer und Jill Meier. (Bild Livia Häberling)

erkannt und unter Beobachtung gestellt worden. Dies, weil durch das nun gesperrte Gebiet ein Wanderweg und eine Veloroute führten. Neue Erhebungen im Sommer und Herbst 2021 hätten ergeben, dass der Verkehr gegenüber dem Jahr 2012 um 11 Prozent zugenommen habe. Am höchsten sei die Belastung frühmorgens und nach Feierabend, durchschnittlich seien 600 Autos und 300 Motorfahrzeuge gemessen worden. Zudem, so die Begründung der Stadt Affoltern, sei die Strasse für Kreuzungsmanöver zu schmal. Um Velofahrer und Fussgänger zu schützen, habe man auf Empfehlung der Kantonspolizei Zürich ein provisorisches Fahrverbot signalisiert.

Mit den Lastwagen durchs Quartier

Die Grüne Partei Bezirk Affoltern zeigte sich im Leserforum des «Anzeigers» erfreut über den Beschluss des Stadtrats. Anwohnende hingegen, darunter Sabrina Obschlager oder Hanspeter Weiss, waren irritiert: Darüber, dass man sie nicht informiert hatte, bevor man ihre Hauptzufahrt dichtmachte. Aber auch darüber, was das Verbot für Auswirkungen zu

Die Ferenbacherstrasse zwischen Zwillikon und Hedingen kann nicht mehr als Schleichweg genutzt werden. (Karte Google Maps)

haben schien: «180-mal im Jahr fährt auf meinem Betrieb ein Lastwagen vor, der die Milch abholt», sagt Weiss. Hinzu kämen Güllenabfuhr oder Lieferungen von diversen Dienstleistern. «Es kann nicht die Lösung sein, dass all diese Fahrzeuge meinen Hof grossräumig umfahren und statt durch das Industriequartier und via die gesperrte Strecke neu in Hedingen und Zwillikon durch die 30er-Zone fahren müssen. Gegen dieses Verbot werden wir uns mit allen Mitteln wehren.»

Die Stadt Affoltern schreibt auf Anfrage, aufgrund einer internen Panne sei die Kommunikation zum Fahrverbot zu spät erfolgt. Es sei denkbar, dass nach einer Überprüfung der Ausgangslage eine andere Zufahrt von Zwillikon her erfolge. Letztlich sei es jedoch nicht Aufgabe der Stadt Affoltern, die Logistikkonzepte des Transportgewerbes zu optimieren, sondern für einen sicheren und geregelten Strassenraum zu sorgen. «Im vorliegenden Fall ergab die Abwägung, dass der hohe Schleichverkehrsanteil in Verbindung mit der Verkehrssicherheit eine Massnahme nötig macht.» Das vorgeschlagene Fahrverbot erachte man dabei als die mildeste Massnahme. Und: Der Zubringerdienst und die Durchfahrt von forst- und landwirtschaftlichem Verkehr seien ja weiterhin gestattet.

«Schleichverkehr aus dem Kelleramt wird zunehmen»

Mit Zubringer-Rechten geben sich die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner nicht zufrieden. «Wir wollen eine Null-Variante», sagt Hans Schneebeli, der ebenfalls in der Nähe

TR ÄUMEN

einen Betrieb führt. Die nachbarschaftliche Chatgruppe «Fahrverbot» zählt inzwischen 40 Mitglieder. Zudem wurde eine Anwaltskanzlei engagiert, um die juristischen Möglichkeiten auszuloten. Derzeit steht ein provisorisches Verbot; das definitive wird von der Kantonspolizei Zürich verfügt.

Bis jetzt sei man doch gut aneinander vorbeigekommen, finden die Anwohnerinnen und Anwohner. Eine gewisse Verkehrsfrequenz habe es auf dieser Strecke seit Jahren gegeben, und wenn der Platz auf der Strasse nicht zum Kreuzen reiche, dann fahre man halt links oder rechts auf den Wiesenrand. Das sei in Ordnung, zumal dieses Land im Besitz der umliegenden Höfe sei. Ohnehin ist man überzeugt, dass der Verkehr nach Wiedereröffnung der Verkehrsachse durch Bickwil wieder abnehmen werde.

Die Stadt Affoltern sieht das ein wenig anders: «Nach der Eröffnung des Zubringers ist man nicht überall schneller am Ziel. Durch die geplante Tempo30-Strecke in Ottenbach ist auf dem fraglichen Abschnitt mit mehr Schleichverkehr aus dem Kelleramt zu rechnen.» Zudem rechne man im Knonauer Amt und in der umliegenden Region weiterhin mit einem starken Bevölkerungswachstum. Der Verkehr werde stark zunehmen und das Strassennetz stärker ausgelastet, was Schleichwege noch interessanter machen dürfte.

Auch Strecke Zwillikon–Bickwil bald zu?

Die Anwohnerinnen und Anwohner wollen eine Zubringer-Lösung auch deshalb nicht akzeptieren, weil die Landbewirtschaftung dadurch mühsamer werde. Passiere man das Fahrverbot mit dem PW, um zum Feld zu gelangen, werde man von Velos oder Spaziergängern nur widerwillig durchgelassen und von allen Seiten zurechtgewiesen –meist mit Blicken und unflätigen Worten. Ein Anwohner habe einmal sogar mit dem Gartenschlauch ins offene Autofenster gespritzt, weiss einer zu berichten.

Die Betroffenen befürchten nun, dass weitere Fahrverbote folgen könnten. So auch auf der Strecke zwischen Zwillikon und Bickwil. Dazu schreibt die Stadt Affoltern, man habe auch auf diesem Gebiet ein verkehrstechnisches Gutachten erstellen lassen. Nach der Fertigstellung des Autobahnzubringers in Bickwil werde man «eine koordinierte Massnahme mit der Gemeinde Obfelden» suchen. Und: «Rein formell hat der Stadtrat Affoltern die Möglichkeit, bei der Kantonspolizei Zürich eine Sperrung der Verbindung Schützenhaus Zwillikon–Bickwil zu beantragen.»

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