Informationsvisualisierung

Page 1

9 783 8 99 862287 >

spannenden und sich wandelnden noch recht neuen Designdisziplin ein. Die Geschwindigkeit der globalen Informationsprozesse, die damit täglich wachsenden Datenmengen, die weltweit gesendet und empfangen werden können, verändern die kommunikative und soziale Wirklichkeit. Die erklärten Grundlagen und visualisierten Übersichten sollen das Erstellen von Informationsgrafiken erleichtern und für effektivere Umsetzungen sorgen – und auch als Inspirationsquelle Anregungen liefern. Veruschka Götz Anna Rigamonti

avedition

Informationsdesign visualisiert Inhalte verständlich, es setzt inhaltliche Gewichtungen und steuert die Aufmerksamkeit des Betrachters. Dazu stehen Designern unterschiedliche Darstellungsformen zur Verfügung, die in diesem Buch systematisch und kompakt durch viele visualisierte Beispiele dargestellt und analysiert werden. Auch mögliche Gefahren- und Fehlerquellen werden aufgezeigt, um diese zu erkennen und zu vermeiden – denn sonst ergibt Eins und Eins nicht Zwei.

Grundlagen des Informationsdesigns

Veruschka Götz Anna Rigamonti

Schluss mit n irreführende! Infografiken

Eins und Eins muss nicht immer Zwei ergeben. Informationsdesign werden Inhalte verständlich visualisiert, es werden inhaltliche Gewichtungen gesetzt und es kann die Aufmerksamkeit des Betrachters gesteuert werden. Dazu stehen dem Designer unterschiedliche Darstellungsformen – von klassisch [z.B. Tortendiagramm] bis innovativ [z.B. Infotainment] – zur Verfügung, die in diesem Buch systematisch und kompakt durch Bildbeispiele dargestellt und analysiert werden. Aber auch mögliche Gefahren- und Fehlerquellen werden aufgezeigt, um diese zu erkennen und somit zu vermeiden. Relevante Fragen zu aktuellen Veränderungen im Informationsdesign, insbesondere der, der digitalen Medien werden aufgegriffen und beantwortet. Die erklärten Grundlagen und visuali-

1 1 2

Grundlagen des Informationsdesigns

Informationsvisualisierung — Missbrauch und Möglichkeit

1+ 1 = 2

Informationsvisualisierung – Missbrauch und Möglichkeit

Grundlagen des Informationsdesigns

avedition


1+1 = 2

Zu Beginn

Gutes Informationsdesign sucht nach Lösungen, bestimmt die Form, den Fokus und die Präzision: Es werden Themenbereiche verknüpft, Anleitungen entwickelt und damit Einsichten in vielschichtige Bereiche ermöglicht. In­ halte werden zugänglich gemacht, indem sie erklärt, schematisiert, prä­ zisiert und vereinfacht werden, ohne sie dabei zu verflachen oder gar zu verfälschen. x Informationsgrafiken können das Verständnis, die Meinung und möglicherweise sogar das Verhalten des Betrachters beeinflussen und lenken. Somit kann Informationsdesign Wissensgenerierung und Einflussnahme auf eine Gesellschaft steuern. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass beim Entwickeln einer Informations­ grafik verantwortlich gehandelt wird. Inhalte sollten nach Möglichkeit objektiv wiedergegeben werden, dabei spielt der Adressat, sein Wissen und kultureller Hintergrund eine große Rolle. Mit dem immer größer werdenden Komplexitätsgrad steigen die Ansprüche an die Informationsvermittlung. Dieser Komplexität werden die Möglich­ keiten der lange Zeit verwendeten »klassischen« Darstellungsformen von Informationsgrafik oft nicht mehr gerecht. Der häufig erwähnte »Datenvisu­ alisierungs-Hype« lässt ganz neue Darstellungsformen und Alternativen entstehen: Alte und bekannte Formen werden miteinander kombiniert und weitergedacht. Informationsdesign, als eine sich permanent und besonders aktuell verändernde Disziplin, ist in einem ständigen Fluss, immer weiter­ denk- und weiterentwickelbar. In der Zeit der Informationsgesellschaft er­ klärt Informationsdesign Zusammenhänge, erklärt uns unsere Gegenwart und verändert sich mit ihr. x Dennoch gibt es Anhaltspunkte und Techniken, mit denen das Erstellen einer Informationsgrafik erleichtert und verbessert werden kann. Sie helfen auch dabei, Gefahren bei der Visualisierung zu erkennen und diese zu vermeiden. Beispielsweise ist die Wahl des Darstellungstyps, der je nach Thema unterschiedlich sinnvoll eingesetzt werden kann, von großer Relevanz. Dieses Buch zeigt daher nicht nur die Thematik der Manipulierbarkeit von Inhalten auf, sondern zeigt auch Aspekte der Darstellungsvielfalt. Veruschka Götz, Anna Rigamonti


Informationsvisualisierung

Inhalt ___

___

Was ist Informationsdesign? Wer waren und sind die Pioniere von Informa­ tionsdesign?

Voraussetzungen und Möglichkeiten in der Forschung, Datenerhebung und in der Ge­staltung, um Wissen transparent zu machen

011 Thomas Friedrich Kritik der Informationsgrafiken

040 Grundlagen

014 Definition Was ist Information? Daten werden zur visualisierten Information Informationsgestaltung Ästhetik und Informationsgrafik Kategorien von Informationsgrafiken Die richtige Form »Ware Information« oder Allgemeingut?

020 Geschichte und Wegbereiter Ganz zu Anfang — Spuren und Zeichen Wegweiser Identifikationssymbolik Buchdruck und Alphabetisierung Synopse [ca. 950 – 1765] Fortschritt durch Aufklärung Serialisierung, Systematisierung und Statistik Universelle Kommunikation und Otto Neurath Synopse [ca. 1764 – 1839] Propaganda Objektivismus, Otl Aicher und Edward Tufte Synopse [ca. 1850 – 1918] »Datentsunami« in der digitalen Zeit Synopse [ca. 1920 – heute] Der überinformierte Mensch im Reduktionszeitalter

042 Grundlagen: Statistik, Recherche und Struktur Statistik Recherche und Datenbeschaffung Verfälschen mit Statistiken

045 Grundlagen: Gestaltung Logik Menge, Zeit und Raum Ebenen und Richtungen Visuelle Grundformen Farben Kontrast Schrift


008 009

Informationsvisualisierung

Inhalt

___ Ein Überblick über die unterschiedlichen Typo­ logien von Informationsgrafiken, deren Darstel­ lungsmöglichkeiten und Anwendungsbereiche.

054 Funktion und Form unterschiedlicher Typologien

058 Kreisdiagramme Tortendiagramm Ringdiagramm Flächenkreisdiagramm Halbkreisdiagramm Nightingale-Rose-Diagramm Kreis- / Balkendiagramm-Kombination 062 Datenblöcke Säulendiagramm Balkendiagramm Blockdiagramm Pyramidendiagramm Trichterdiagramm Histogramm 066 Liniendiagramme Punktdiagramm Liniendiagramm Kurvendiagramm Flächendiagramm Bereichsdiagramm Flächendiagramm 3-D 070 Streudiagramme Einfache Streudiagramm Überlagerte Streudiagramm Streudiagramm-Matrix Streudiagramm 3-D Blasendiagramm Quadratdiagramm

072 Netzwerkstrukturen Hierarchische Strukturen / Kettennetzwerke Abhängige Strukturen / Ringnetzwerke Zentrale Strukturen / Stern- oder Knotennetzwerke Verbundene Strukturen / Vermaschte Netze Dezentral / Assoziative Strukturen Dezentral / Bogenform 076 Prozessdarstellungen / Prozessdiagramme Baumdiagramm / Verzweigungsdiagramm Flussdiagramm Ablaufdiagramm Sankey-Diagramm Gantt-Diagramm Mind Maps 080 Thematische Kartogramme Karten Flächenkartogramm Punktkartogramm Felderkartogramm Flächenzeichen- oder Körperzeichenkartogramm Diakartogramm 084 Piktogramme / Icons 086 Datenanalogien Weiterentwicklung: Datenästhetik 090 Kombination von Diagrammtypen


___

___

Wie können verfälschte oder manipulierte Gra­fiken erkannt werden und wie kann man sie vermeiden? Was sind typische Verfälschungsgefahren?

Digitale Medien ermöglichen eine schnelle Informationsweitergabe in Echtzeit. Aber bedeutet schnellere und mehr Information auch bessere Qualität?

094 Verfälscht, missbraucht und manipuliert Ursachen schlechter Informationsvermittlung Glaubwürdigkeit Zielsetzung

146 Digitale Möglichkeiten Potentiale digitaler Informationsvermittlung Was ist anders? Interaktive Umsetzung

098 Verfälschung Typische Verfälschungen

152 Das Konzept — Strukturen planen Hierarchien Darstellungsformen Narrative Struktur Komplexität Interaktivität

102 Differenzierung Sonderfall Zeichen 106 Trivialisierung Sensationsdesign 110 Ausschnitt Blickwinkel 114 Kontext / Zusammenhang 118 Falscher Darstellungstyp Formen und Darstellung 122 Verzerrung 126 Fälschen durch Statistik 130 Manipulation durch Farbe

154 Die Werkzeuge und Hilfsmittel — Abläufe planen Bewegung Feedback Ton Filtern, Zoomen und Multi-Layering Generative Gestaltung Navigation 154 Navigationstypologien Platzsparende und intuitive Prinzipien und Elemente Systematische und schlagwortbasierte Strukturen und Elemente Komprimierende Strukturen und Elemente

134 Unübersichtlichkeit 138 Infotainment

162 Verführung der Sinne

140 Bewusstes Weglassen 142 Manipulation

___ Anhang

164 Quellennachweise Autoren Impressum


036 037

Informationsvisualisierung

Geschichte und Wegbereiter

Meilensteine im Informationsdesign [ca. 1920–heute]

Ereignisse und Meilensteine der Entwicklungen, die wichtig sind für das Informa­ tionsdesign. [ca. 1920–heute]

1921 Frank Gilbreth [1868–1924] Bauunternehmer

1964 Thomas Saaty [1926] Mathematiker

1972 Otl Aicher [1922–1991] Gestalter

Gilbreth befasst sich mit Be­ wegungsstudien von Arbeits­ abläufen. Mit der Methode des Flussdiagramms gibt er Anleitungen an Arbeiter für Verbesserungen von Produk­ tionsabläufen. Seine Methode findet schnell Zugang in die Ingenieurswissenschaften.

In der Publikation »The Mini­ mum Number of Intersec­ tions In Complete Graphs« zeigt Saaty den Einsatz eines Bogendiagramms, mit dem die Beziehungen zwischen zwei und mehreren Knoten visualisiert werden.

Aicher erfindet mit seinen radikal reduzierten und modularen Piktogrammen eine neue Zeichensprache, die bis heute Maßstäbe setzt. Piktogramme werden häufig in Informationsgrafiken ver­ wendet.

1920 Sewall Wright erfindet die statistische Pfadanalyse, bei der Abhängigkeiten zwischen Variablen untersucht werden.

1971 Herbert Franke veröffentlicht die erste umfassende Abhand­ lung über Computergrafik.

1933 Der technische Zeichner und Grafiker Henry C. Beck zeich­ net unter Verzicht auf topografische Genauigkeit für die London Underground einen Liniennetzplan. Für die Grafik verwendet er nur orthogona­ le und diagonale Linien. Sein Schema dient bis heute als Vorbild für Netzpläne.

1972 Mit der Raumsonde Pioneer 10 gelangt die »Pioneerplakette« ins Universum. Sie zeigt bild­ hafte Mitteilungen an Außer­ irdische. 1973 Vinton Cerf und Robert Kahn erfinden das Wort »Internet« als Abkürzung für »Inter-Net­ working von Netzwerken«

1934 Otto Neurath arbeitet zusam­ men mit dem Grafiker Gerd Arntz an einer methodischen Bildstatistik, einem internati­ onalen System zur Erziehung durch Bilder, der »ISOTYPE«, die auf einfachste Schemata reduziert wurde und ohne Schrift auskommt. 1967 Der Kartograf Jacques Bertin verfasst das Standardwerk »Sémiologie graphique« zu grafischer Theorie und zur Visualisierung.

1975 Es wird geschätzt, dass es ca. 200.000 Computer in den Vereinigten Staaten gibt: Die meisten sind Großrech­ ner und Minicomputer. 70er und 80er Jahre Peter Sullivan, Designer bei »The Sunday Times« ist ein Pionier für den Einsatz von Infografiken in Zeitungen. Auch die 1982 gegründete »USA Today« setzt auf das Ziel, Informationen durch Design verständlicher zu machen.


H G F A E

H

B

H

B

F C

A

G C

C

A E

E

D

B

F

Zukunft Afghanistan USA best Finanzen Jobs schützen Sicherheit Terror Steuern Nation Bürger heute

D

Land

1974 Tony Buzan [1942] Berater für Pädagogik

Ab 90er Jahre

2002

Buzan prägt den Begriff »Mind-Mapping« und macht ihn populär. Ein »Mind-Map« stellt einen Themenbereich dar und dient als Ideensammlung zur Argumentations­findung oder Planung von Projekten.

Die neuen technischen Mög­ lichkeiten der Datenverarbei­ tung im Internet schaffen eine neue Informationskultur, die durch animierte, aktuelle und später interaktive Informati­ onsgrafiken bestimmt ist.

Im Web 2.0 kommen die TagClouds auf, die die Häufig­ keitsverteilung von Schlag­ wörtern anhand von der Schriftgröße darstellen. Bereits 2006 entschuldigt sich Flickr für den Einsatz der vermeintlich trendigen Tag-Clouds.

80er und 90er Jahre 1981 wird der IBM-PC [Personal Computer] vorgestellt, ein Meilenstein für das be­ ginnende Informationszeit­ alter. Informations- und Kommuni­ kationstechnologien durch­ dringen alle Lebensbereiche. Durch das Internet wird Wis­ sen vernetzt, dezentralisiert und interdisziplinär.

1992 Tim Berners-Lee postet das erste Bild, ein Foto der Band »Les Horribles Cernettes«, im Internet.

2001 Der Unternehmer Jimmy Wales und der Philosoph Larry Sanger gründen Wiki­ pedia, eine freie Enzyklopä­ die in englischer Sprache.

1994 Brian Pinkerton entwickelt an der University of Washington die erste Volltextsuchmaschi­ ne »Web Crawler«.

1983 Das Time-Magazine kürt den »Personal Computer« zur »Maschine des Jahres«.

1996 Das erste Jahr, in dem in den Vereinigten Staaten mehr eMails als Briefe ver­ sendet werden.

1984 Steve Jobs von Apple Com­ puter stellt seinen Macintosh mit einem Graphical User In­ terface [GUI] vor. 1988 Der Roman »Mona Lisa Over­ drive« von William Gibson ist das erste käufliche elektroni­ sche Buch. 1990 Tim Berners-Lee erfindet das World Wide Web.

Wissensgesellschaft Die Industriegesellschaft wird von der Wissensgesellschaft abgelöst. Interdisziplinäres Wissen wird international und dezentral zugänglich.

2003 Auf der »Techonomy confe­ rence« in Lake Tahoe sagt Google CEO Eric Schmidt, dass alle zwei Tage genauso­ viel neue Information ent­ stehen würde wie seit den Anfängen der Zivilisation.

2000 Der amerikanische Künstler Mark Lombardi, der mit sei­ nen brisanten Infografiken zu politisch-ökonomischen Machtstrukturen bekannt wird, kommt unter myste­ri­ ösen Umständen zu Tode.

2004 Google Maps startet.

2000 Es sind 20.000.000 Webseiten online.

2007 Google führt »Street View« als Funktion ein. 2010 An der University of Texas in San Antonio entsteht die ers­ te akademische Bibliothek ohne richtige Bücher. 2012 Die New York Times veröf­ fentlicht »The Year in Gra­ phics«. Infografiken und In­ teraktives zu Ereignissen lassen das vergangene Jahr Revue passieren.


058 059

Informationsvisualisierung

Kreisdiagramme

___

___

Kreisdiagramme

Variation: Tortendiagramm

x Das Kreisdiagramm visualisiert die Gegenüberstellung von Teilmengen. Der Kreis symbolisiert als Ganzheit und als eine in Stücke teilbare Einheit eine perfekte Form.

x Das häufig verwendetete Tortendiagramm zeigt eine Zusammensetzung einer Menge und wird für die Darstellung von Verteilungen und An­teilen eingesetzt.

Als Abbild zwischen Erreichtem und Unerreich­ tem, zwischen Vollständigkeit und unvollständiger Form, eignet sich das Kreisdiagramm gut, um die Teile eines Ganzen visualisieren zu können. Nichthierarchische Strukturen können sinnvoll in einem Kreisdiagramm vermittelt werden, da die räumliche Lage der Elemente keine Aussage trans­portiert. Kreisdiagramme werden weniger im wissenschaft­ lichen Kontext, aber oft in Publikationen für an­ schauliche und populistische Themen verwendet.

Der Inhalt wird durch verschiedene Kreissektoren [»Tortenstücke«] visualisiert. In der Regel werden die einzelnen Sektoren mit dem größten Stück zu­ erst im Uhrzeigersinn angeordet. Um Unübersicht­ lichkeit bzw. Kleinteiligkeit zu vermeiden, werden besser nicht mehr als acht Sektoren verwendet – oft müssen unwichtige Punkte zusammengefasst werden, sie werden dann z.B. als »Andere« beti­ telt. Zu beachten ist desweiteren eine klare Farbunter­ scheidung und auch die Größe des Kreises. Wird er besonders groß dargestellt, können auch mehr als acht Sektoren problemlos verwendet werden; wird er klein bis sehr klein dargestellt, dann kann es sein, dass mehr als vier Sektoren schon zuviel sind. Da es für den Menschen schwierig ist, gleich geformte Flächen zu vergleichen, sollten sich die Kreissektoren in der Größe voneinander stark un­ terscheiden. Ist das nicht der Fall, schaffen ge­ naue Mengenangaben an dieser Stelle Klarheit.

Typologien Kreisdiagramm 2016 C

A B

B

A

D

E

A

2017

Ringdiagramm Eine luftigere, moderne Variante des klassischen Tortendiagramms, die auf eine zweite oder auch mehrere ver­ gleichende Ebene erweitert werden kann.

A F

C

B

C

2016

x

y

y

Flächenkreisdiagramm Beschreibt Flächen/Mengen, radial vom Zentrum ausgehend.

ABC

G H

A

x

B

B

Tortendiagramm Die am häufigsten eingesetzte Variante des Kreisdiagramms

C

D

D

D C

A B C

12 3456 Halbkreisdiagramm Diese übersichtliche Variante wird häufig eingesetzt, um eine Sitzvertei­ lung in einem Parlament abzubilden.

Nightingale-Rose-Diagramm Auch Polar-Area-Diagramm genannt, zeigt Häufikgeiten in einem periodi­ schen Ablauf.

Kreis- / Balkendiagramm-Kombination Mit dem Kreisdiagramm lassen sich auch andere Diagrammformen kombi­ nieren.


___

___

Kreisdiagramm Hörverhalten visualisieren

Legende

Diesen Grafiken liegt ein Fragebogen zugrunde, den die Be­ fragten hinsichtlich ihrer persönlichen Einschätzung über ihr Hörverhalten von Musik beantwortet haben. Information kann auch experimentell vermittelt werden – in diesem Fall nicht durch ein klassisches Kreisdiagramm. Diese Umsetzung möchte den Betrachter miteinbeziehen und ihn zum Nachdenken anregen. Die Assoziationen, die durch die dazugehörigen Städte- und Ländernamen gege­ ben werden, können Stereotypen bestätigen oder wider­ legen.

Zürich ——— Städtename Schweiz ——— Ländername 24

1 Strich = 1 Stunde Die Position der Balken zeigt die Tageszeit.

6

18 12

180 bpm, schnell: z.B. Hardcore 120 bpm, mittel: z.B. Acid Jazz 60 bpm, langsam: z.B. Rap

Vilnius Litauen

Berlin Deutschland

Amsterdam Holland

Kopenhagen Dänemark

Neapel Italien

Warschau Polen

Oslo Norwegen

Sofia Bulgarien

Reykjavik Island

Wien Österreich

Paris Frankreich

Barcelona Spanien

Quelle: Eigene Erhebung

Unterschiedlich lange Balken zeigen die Schnelligkeit.


Informationsvisualisierung

062 063

Datenblöcke

___

___

Datenblöcke

Variation: Histogramm

x Rechteckige Strukturen suggerieren Harmonie, Stabilität und Klarheit. Sie sind meist platz­ sparend, effizient und gut geeignet, um Größen­ verhältnisse und einzelne Werte darzustellen.

x Ein Histogramm ist eine Art Säulendiagramm und stellt eine Frequenzverteilung mit Hilfe von Stäben oder Rechtecken dar.

Datenblöcke lassen komplexe Themen einfach erscheinen. Sie eignen sich allerdings nicht für jede Anwendung, da sie endgültiger wirken als z. B. ein Liniendiagramm, das einen zeitlichen Ausschnitt oder eine Tendenz besser visualisieren kann. Das weit verbreitete Balken- oder Säulendiagramm ist eine höhenproportionale Darstellungsform einer Häufigkeitsverteilung, wobei die Höhe einer Säule bzw. eines Balkens proportional zur Häufig­ keit der entsprechenden Merkmalsausprägung ist. Besitzen alle Säulen die gleiche Breite, wird zusätzlich Flächenproportionalität impliziert. Es eignet sich besonders für Darstellungen von Rang­ folgen mit wenigen Merkmalen. Eine andere Art ist das Blockdiagramm, das Mengen durch Flächen darstellt, deren Summe insgesamt wieder 100% ergeben.

Das Histogramm zeigt den Verlauf einer Häufig­ keitsverteilung, wenn man sehr viele detailreiche absolute oder auch relative Datenerhebungen hat. Es steht damit im Gegensatz zum reinen Säu­ lendiagramm, das Mittelwerte wiedergibt. Das Histogramm findet seinen Einsatz in der beschrei­ benden Statistik, um beispielsweise die Fahrzei­ ten von Arbeitnehmern zu ihrem Arbeitgeber zu untersuchen, oder auch in der Bildbearbeitung, um die Intensität von Grauwerten zu beurteilen. Meist werden Histogramme mit schmalen anein­ anderstehenden Stäben dargestellt, was durch die Verdichtung und Feinheit der Stäbe einen be­ sonderen visuellen Reiz ausmacht. Beim Histogramm müssen die Senkrechten aber nicht gleich breit bleiben, die Daten können in Klassen eingeteilt werden, die eine variable Breite haben. Die Breite entspricht den Klassenhäufig­ keiten und deren Flächen sind proportional zu den entsprechenden Frequenzen.

Typologien Datenblock D 3 2

B

1

A

A A

B

C

D C B A Pyramidendiagramm Das Pyramidendiagramm stapelt Daten als Anteil am Gesamtbetrag von 100 % in Dreiecksform und wird oft für hier­ archische Darstellungen verwendet.

D B

B

D

E F

D

Säulendiagramm Ein Säulendiagramm stellt Daten als nebeneinander gestellte Säulen dar, die unterschiedlich eingefärbt sind. Das Säulendiagramm wird eingesetzt, um die Auswirkungen einzelner Fakto­ ren zueinander zu zeigen.

C

A

C

C

1

2

3

4

Balkendiagramm Das Balkendiagramm ist ein um 90° gekipptes Säulendiagramm. Meist werden durch die Drehung des Bal­ kendiagramms die Unterschiedlichkeit von Daten deutlicher als beim Säulen­ diagramm.

Blockdiagramm Beim Blockdiagramm handelt es sich um eine Mengendarstellung durch Flächen.

3

A B C ...

Trichterdiagramm Trichterdiagramme zeigen Datenreihen als fortschreitend abnehmende Pro­ portionen an, in dem die Daten als Teil von 100 % abgebildet werden.

2 1

Histogramm Ein Histogramm ist eine detailreiche Häufigkeitserhebung, bei dem zum besseren Verständnis der Daten ein Strich den Mittelwert angibt.


___

___

Balkendiagramm Ausbildungsdauer versus Lebenserwartung

Legende

Die Balkendiagramme zweier Inhalte gegenüber gestellt, verdoppeln die Vergleichsmöglichkeit.

Dauer der Ausbildung in Jahren [2005 – 2012]

10 Jahre Lebenserwartung [2014, geschätzt]

Afghanistan 9

50,5

13

75,1

16

80,4

12

67,8

15

84,5

13

75,4

9

52,6

14

70,2

17

81,5

14

73,3

17

79,6

12

68,4

China

Deutschland

Indien

Japan

Mexiko

Nigeria

Russland

Spanien

Türkei

Quelle: cia.gov

USA

Welt


130 131

Informationsvisualisierung

Manipulation durch Farbe

___ Manipulation durch Farbe x Farben sind Bedeutungs- und Informationsträger, die auf unsere Wahrnehmung wirken. Im Informationsdesign haben Farben die Funktion, Inhalte und Aussagen zu verdeutlichen. Dazu kann man die Wirkungsweisen der Farben auf unsere Psyche zum Einsatz bringen, wenn man den Ausdruck einer Farbe gut kennt. Allerdings haben Farben, je nach Kontext, unterschiedliche Bedeutung. Die Farbe Rot, die negativ für Aggressivität, Gefahr und Wut einsteht, steht positiv für Aktivität, Wärme und Dynamik. Wird beispielsweise in einem Geschäftsbericht einer Firma eine abfallende Kurve in einem Liniendiagramm rot eingefärbt, würde das einen dramatischen Abfall der wirtschaftlichen Entwicklungen signalisieren und einen gefährlichen Eindruck hinterlassen. Ist die rote Linie jedoch aufsteigend, würde das Rot die Dynamik einer guten Entwicklung des Gewinns mehr als verdeutlichen, und dazu auch noch positiv werten. Farben sind ein sehr starker visueller Reiz, der Emotionen unmittelbar anspricht.

Seriöse Zusammenhänge werden am besten mit möglichst wenig Farben dargestellt, sodass die Farbe nur da zum Einsatz kommt, wo sie wirklich Sinn macht. Dazu eignen sich ruhige Farben wie Blau-, Grün- oder Grautöne besonders gut. Zu­ viele grelle Farben wirken dagegen eher unseriös und unruhig. x Eine Farbe kommt meistens nicht alleine. Die Kombination von Farbwirkungsweisen und der Einsatz des Farbaufkommens müssen genaustens mit der anvisierten Aussage abgestimmt werden. Fragen dazu können sein: Was soll hervorgehoben werden und welche Zusammengehörigkeit von Inhalten können in gleichen Farbtönen und deren Abstufungen dargestellt werden? Der Einsatz von Farbe ist immer der inhalt­li­chen Aussage unterzuordnen. Ist der Einsatz von Farbe in einer Informationsgrafik nicht eindeutig, wird der Betrachter die Grafik im schlimmsten Fall nicht sofort verstehen oder er wird sie als unglaubwürdig wahrnehmen und ihr misstrauen.

Wahrnehmungspsychologie Welche Farbe wirkt wie? Farbe

Negative Wirkung

Positive Wirkung

Gelb

Angeberisch, billig, laut, egoistisch

Energetisch, aktiv, optimistisch

Orange

Künstlich, billig, aufdringlich

Leicht, freudvoll, lebendig, modern

Rot

Wütend, zornig, aggressiv, laut

Dynamisch, kraftvoll, aktiv, warm

Violett

Zweideutig, unsicher, mystisch

Originell, sinnlich, modisch

Blau

Passiv, hart, kalt

Harmonisch, sauber, wissenschaftlich

Grün

Bitter, geringfügig, giftig

Natürlich, harmonisch, ruhig, durchsetzungsstark

Braun

Passiv, bequemlich, angepasst

Warm, sinnlich, geborgen, gesellig

Schwarz

Negierend, dramatisch, schwer

Stringent, erhaben, elegant, intellektuell

Weiss

Wertlos, nüchtern, emotionslos

Ordentlich, vollkommen, leicht, offen

Grau

Trostlos, langweilig, emotionslos

Schlicht, neutral, sachlich, diskret


___

___

Vorurteile durch Farbwahl Beliebte Vornamen 1900 – 2014

Legende

Dieser Auschnitt eines Gantt-Diagrammes zeigt deutlich, wie Farbe den Inhalt einer Grafik beeinflussen und ganz nebenbei manipulieren kann. Beispiel a teilt die Namen optisch in Mädchen und Jungen ein, wobei die Farbwahl antiquiert wirkt und Stereotypen bedient werden. Beispiel b individualisiert die Namen durch die subjektive Farbgebung und lenkt von der eigentlichen Aussage ab. Beispiel c zeigt schließlich die Unterschiede klar, jedoch ohne dabei zu werten oder Vorurteile zu bedienen.

a

Platz 1 Mädchen

Platz 2 – 10 Mädchen

Platz 1 Jungen Platz 2 – 10 Jungen

1900

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000

2010

2014

1900

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000

2010

2014

1900

1910

1920

1930

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000

2010

2014

Anna Wilhelm Lukas Gertrud Walter Ilse Hans Ursula Günter/Günther Karin Brigitte Peter

b Anna Wilhelm Lukas Gertrud Walter Ilse Hans Ursula Günter/Günther Karin Brigitte Peter

c

Gertrud Walter Ilse Hans Ursula Günter/Günther Karin Brigitte

Quelle: beliebte-vornamen.de

Anna Wilhelm Lukas


134 135

Informationsvisualisierung

Unübersichtlichkeit

___ Unübersichtlichkeit Chaotische, überladene und nicht ausreichend nachvollziehbare Grafiken können den Betrachter verwirren. Daher kann es hilfreich sein, sich zu Beginn folgende Fragen zu stellen: x Was ist die Kernaussage der Grafik? Was sind die Blickhierarchien? Wer ist meine Zielgruppe: Fachpublikum, Laien, jedermann? Was kann man voraussetzen, was nicht? Wo wird die Grafik veröffentlicht? Steht sie für sich oder erscheint sie vielleicht in Kombination mit einem Text? Wie groß darf sie sein? Um eine möglichst konsistente Informationsdichte zu schaffen, ist es sinnvoll, die Inhalte auf das Wesentliche zu reduzieren: Im Idealfall kann der Betrachter die Grafik in seinem normalen Lesetempo lesen. Gleich zu Anfang sollte die Blickhierarchie fest­ gelegt werden, um die Blickrichtung und Infor­ma­ tions­aufnahme des Rezipienten zu leiten. Bei einem Kurvendiagramm können zu viele Kurven und bei einem Kreisdiagramm zu viele Kreissegmente den Betrachter verwirren. Unwichtigere Punkte müssen manchmal weggelassen oder zu-

sammengefasst werden – sie werden dann z. B. als »Andere« betitelt. Eine sinnvoll beschriftete Grafik [Titel, Erläuterungen, Legenden und Quellenangaben] trägt zum besseren Verständnis bei und lässt den Betrachter schneller kombinieren; genauso eine optische Nähe zwischen Text und Bild. Erklärungen sollten aus diesem Grund nicht zu weit von dem Punkt stehen, den sie beschreiben. Sie werden am besten gut sichtbar über oder neben der Grafik platziert. Das gilt auch für Legenden, die nicht in unmittelbarer Nähe zu ihrer Darstellung stehen: Sie werden kaum wahrgenommen. Position, Form, Farben und Typografie sollten den In­halt bzw. die Kernaussage betonen und systematisch eingesetzt werden. Bei dekorativen Elementen muss bedacht werden, dass sie vom Inhalt ablenken. Diese Elemente sollten – je nach Kontext – sehr sparsam verwendet werden, weil eine Interaktion zwischen den verschiedenen Elementen entsteht. Besser werden sie ganz weggelassen. Auch Leerraum ist ein gestalterisches Element. Zu viele Gestaltungselemente [z. B. Muster] können für den Betrachter sehr ermüdend sein. Ein bewusster Umgang mit weißen Flächen kann unklare Situ­ationen beruhigen und Klarheit schaffen.

Systematik Was ist die Fragestellung / Aussage? Struktur / Aufbau Informationsdichte Reduktion auf das Wesentliche. Unwichtige Punkte zusammenfassen oder weglassen.

Klarheit durch mög­ lichst wenige Ge­stal­tungselemente.

Wenige, ausgesuchte Farben und Formen verwenden.

Im Buch notfalls Klappseiten anlegen oder Scrollbalken oder Links im Digitalen.

Aufbau, Spannungsbogen und Dramaturgie: Das Wichtigste am Anfang, Mitte oder am Ende?

Größenverhältnisse schaffen Bedeutung. Das Wichtigste hervorheben.

Farben schaffen Bedeutung. Das wichtigste hervorheben.

Was sitzt an welcher Position? Oben–unten; links–rechts. Leserichtung!

Inhalte beschriften, die nicht nachvollziehbar sind.

Titel, Legenden, Quellen nicht vergessen.

Hierarchie

Nachvollziehbarkeit Text-, Bild-, Informationsnähe.

Entwirren, Auffächern von komplexen Inhalten. Aus einer großen Grafik können mehrere kleine werden.


___

___

Alles auf einem Haufen Flächenvergleich der europäischen Länder

Legende

Russland ist einfach zu finden, aber welches Tortenstück ist z. B. Deutschland und welches Italien? Mehr als 10 Punkte lassen ein Tortendiagramm unübersichtlich werden.

Fläche in km2

Albanien 35 28.748 Andorra 468 Belgien 34 32.545 Bosnien und Herzegowina 27 51.129 Bulgarien 16 110.994 Dänemark 30 43.098 6 Deutschland 357. 121 Estland 29 45.227 Finnland 9 338.144 Frankreich 3 543.965 Griechenland 15 131.957 Irland 23 70.273

Island 17 Italien 11 Kasachstan 14 Kosovo Kroatien 26 Lettland 25 Liechtenstein Litauen 24 Luxemburg Malta Mazedonien 36 Moldawien 33 Monaco

21

22

23

24

25

103.000 301.336 146.700 10.887 56.542 64.589 160 65.301 2.586 316 25. 713 33.800 2

= nicht enthalten Montenegro 13. 812 Niederlande 31 41.526 Norwegen 8 323.759 Österreich 20 83.879 Polen 10 312.685 19 Portugal 92.345 Rumänien 7 238.391 1 Russland 3.955.800 San Marino 61 Schweden 5 449.964 Schweiz 32 41.285 Serbien 22 77. 474 Slowakei 28 49.034

Slowenien 38 Spanien 4 Tschechien 21 Türkei 37 Ukraine 2 Ungarn 18 Vatikanstadt Vereinigtes Königreich 12 Weißrussl. 13

20.253 504.645 78.866 23.384 603.700 93.030 0,44 242.910 207.595

31 32 33 34 35 36 37 38 28 29 30 26 27

20 19 18 17 16 15 14

13

12

Quelle: wikipedia.org

11


142 143

Informationsvisualisierung

Manipulation

___ Manipulation Die Grenze zwischen Verfälschung und Manipulation ist bei einer Darstellung nicht immer offensichtlich. x Im Unterschied zur Verfälschung, die ebenso aus Unwissenheit und durch unbewusste Fehler entste­hen kann, wird die Manipulation bewusst eingesetzt. Es handelt sich demzufolge um eine gezielte und verdeckte Einflussnahme, die auf eine Steuerung des Erlebens und Verhaltens des Betrachters abzielt, diesem aber verborgen bleiben soll. Inhalte werden also mutwillig verändert, um einem fremdbestimmten Ziel und Nutzen zu folgen und um eine bestimmte Reaktion hervorzurufen. Oft ist ein Aussparen nega­tiver Entwicklungen oder eine Dramatisierung der Zustände zugunsten eines bestimmten Sachverhaltes das Ziel der Manipulation. Realität wird konstruiert, statt mit Fakten wird verstärkt mit den Emotionen des Betrachters gearbeitet.

Nach der Theorie der automatischen Akzeptanz werden Informationen zunächst automatisch verarbeitet und unbewusst akzeptiert. Ist der Rezipient in der Lage [intelligent / gebildet] oder gewillt [moti­viert / aufmerksam], überprüft er in einem zweiten kontrollierten Verarbeitungsprozess den Wahrheitsgehalt der Information. Ist er dies nicht, wird er die scheinbare Information bereitwillig annehmen. Ob eine Aus­sage positiv oder negativ gesehen wird, ist unmittelbar vom Zusammenhang ab­hängig und kann von der Darstellung kontrolliert werden. Gleiche Zahlen können auf sehr unterschiedliche Weise visualisiert werden. Durch ständige Wiederholung steigt bekanntermaßen der subjektive Wahrheitsgehalt einer Information [dieses Phänomen wird z. B. in der Werbung benutzt]. Im Gegensatz dazu steht eine Visualisierung, die Daten so bearbeitet und filtert, dass sie folgerichtig und relevant für die Aussage sind, die vermittelt werden soll.

Fehlerquellen Worauf muss man achten? Struktur / Aufbau Verflachung Wichtige Information wird bewusst weggelassen.

Relevante Inhalte werden ohne Grund und weitere Angaben zusammengefasst.

Texte kommen, wenn überhaupt, nur marginal und undifferenziert vor.

Falsche Darstellungs­ typen kommen zum Einsatz.

Übertriebene, emotionale Darstellung.

Größenverhältnisse werden falsch darge­ stellt. Skalen, z. B. x-/yAchsen werden unpassende Werte zugeteilt.

Überzeugung schaffen durch Wiederholung statt durch Informationsdichte.

Schwerpunkt liegt auf dem Effekt und nicht auf dem eigentlichen Inhalt. Beispielsweise durch aufdringliche und extreme Themen-, Wort- und Bildwahl.

Vermutungen oder Schätzungen werden als Fakten dargestellt.

Quellenangaben Nichtvergleichbare werden weggelassen. Zahlen werden als Verschleierung der solche ausgegeben. eigentlichen Faktenlage.

Übertreibung

Scheinrealität Ziel ist, nicht den Betrachter aufzuklären, sondern seine Meinung zu beeinflussen.


___ Manipulation durch Emotionalität Meldepflichtige Infektionen in Deutschland, 2011 Die Darstellung von Mengen durch unterschiedlich große Körper geben dem Betrachter keine genaue visuelle Vorstellung über die Verhältnisse. Das Größenverhältnis ist durch das Totenkopf-Piktogramm also nur schwer einzuschätzen. Dramatik entsteht zudem durch die willkürliche Auswahl der Krankheiten: Der Ein­s atz einer gezielten Auswahl von Kategorien produziert Scheinrealität. Durch Streckenproportio-

33

161

Typhus

Denguefieber

163 Hepatitis E

nalität wird der Inhalt verzerrt und übertrieben. Durch die Reihenfolge der Bildzeichen und die Auswahl der Krankheiten entsteht eine manipulativ eingesetzte Steigerung, die zu falschen Schlussfolgerungen führt. Visuell wird dadurch ein Anstieg der Infektionen, also eine Bedrohung suggeriert. Durch das Symbol entsteht der Eindruck, es handele sich nicht um Infizierte, sondern bereits um Tote.

230

251

FSME

Q-Fieber

FrühsommerMeningoenzephalitis

389 Hepatitis A

461 Hepatitis B

804 HUS

Hämolytischurämisches Syndrom

1500 Masern

2620

4123 EHEC/STEC

Enterohämorrhagische Escherichia coli

Quelle: https://survstat.rki.de [Stand 2011] Robert Koch-Institut

Tuberkulose


156 157

Informationsvisualisierung

Navigationstypologien

___ 1

Navigationstypologien Platzsparende und intuitive Prinzipien und Elemente

2

3

1

4

2.1

2

2.1

2.2

3

2.2

2.3

4

2.3

5

Ausklappen . Drop-down-Navigation . Fly-out-Navigation . Pop-ups . Cascading-Navigation Ein- und Ausblenden . Registrierkarten . Off-Canvas-Navigation Intuitiv bewegen . Mouse-over-Effekt . Parallax Scrolling . Floating Navigation

Die Drop-down-Navigation klappt durch Klick oder Roll-over eine vordefinierte Auswahlliste von Unterkategorien aus, die meist vertikal angeordnet sind. Diese Navigation, als Alternative zu Filtern oder Buttons, ist sehr platzsparend und zeigt In halte erst nach Interesse des Nutzers. Beim Ausklappen dürfen keine wichtigen Inhalte verdeckt werden, daher ist es sinnvoll, wenn die herausgefahrene Liste leicht transparent ist.

Bei der Fly-out-Navigation wird aus einem Hauptmenü eine Kategorie angeklickt, woraufhin sich meist nach rechts eine Liste mit Unterkategorien öffnet. Die Richtung macht den Unterschied zur Drop-down-Navigation. Eine Fly-out-Navigation, die nur einen Fächer ausfährt, ist der kleine Bruder der fächerreichen Cascading-Navigation.

+ Sehr übersichtlich und platzsparend, eignet sich daher gut für mobile Anwendungen

+ Übersichtlich Schlagworte müssen kurz sein Unübersichtlich bei sehr komplexen Inhalten

Einfach bedienbar und schneller Zugang zu Inhalten

Im Unterschied zur Netzwerkstruktur des Internets, wo Informationen cross-linked, also dezentral und nicht hierarchisch miteinander verknüpft sind, basieren die meisten Informationsvisualisierungen auf einer hierarchischen Navigation, die wie ein Baumdiagramm funktioniert. Unterschiedliche Ebenen verzweigen sich aus einer übergeordneten Ebene, dem zentralen Stamm. Diese höchste Ebene ist dabei die Übersichtsseite. ___ Legende

Nicht geeignet, um viele Schlagworte unterzubringen

33 44

Pop-ups sind Fenster, die nach einem Klick oder Mouse-over-Effekt an beliebiger Stelle aufgehen und erweiterte Informationen anzeigen. Pop-ups können gut für Zusatzinformationen auf Grafiken oder Bildern eingesetzt werden. + Unsichtbar bis man es aufruft und damit platzsparend Gibt dem Nutzer eine weitere Informationsebene, wenn er das möchte

Auswahl / Cursor

Hoher Grad an Interaktivität

Bild Nicht auswählbar

2

22

Beschriebene Struktur oder Element

Umfeld

1

1

2.1

3

2.2

2.2.1

4

2.3

2.2.2

5

2.2.3

Die Cascading-Navigation oder auch Drop-out-Navigation ermöglicht eine Übersicht über mehrere Hierarchieebenen. Wenn eine Kategorie angeklickt wurde, klappt sich ein weiteres Fenster mit Unterkategorien auf, das wiederum anklickbare Unterkategorien enthält. Um eine klare Struktur zu schaffen, macht es Sinn, die Inhalte nicht extrem zu verschachteln und nicht zu viele Navigationspunkte aufzuführen. Gut erfassbar sind bis zu sechs Punkte. + Geeignet für viele Inhalte Gliedert und zeigt Hierarchien

Können bei übermäßigem Einsatz störend sein Der Nutzer sollte über die Existenz eines Pop-ups aufklärt werden

Schnell verschachtelt und unübersichtlich Kann durch das Erscheinungsbild beherrschen und aufdringlich wirken Sehr platzraubend


1

2

3

1

Menüpunkte werden durch eine Registerkartenanmutung, auch Reiter genannt, inhaltlich unterteilt und befinden sich meist oben über dem Inhalt. Meist bleibt die übersichtliche Darstellung auch dann stehen, wenn im Inhalt nach unten gescrollt wird.

2

3

1

2

Anstatt in einer langen einspaltigen Liste nach unten zu scrollen, werden bei der Off-Canvas-Navigation Themen außerhalb des sichtbaren Bildschirmbereichs hinterlegt und können durch einen Click auf einen Button auf den Bildschirm geholt werden. Die Off-Canvas-Navigation eignet sich besonders gut für kleine Bildschirme bei mobilen Geräten.

+ Klar verständlich und übersichtlich, weil sie immer über den Inhalten schwebt

+ Für kleine Bildschirme geeignet – Eignet sich nur für eine limitierte Anzahl von Menüpunkten

– Kann bei komplexen Inhalten unübersichtlich werden

Wirkt altbacken

1 3

1

2

3

Der Mouse-over-Effekt oder auch Rollover-Effekt zeigt, sobald der Nutzer über ein Element wie Bild, Schrift oder Pfeile fährt, durch Farbveränderung oder Bewegung an, dass dieses Element interaktiv ist. Der Effekt kann auch dazu benutzt werden, kleine Informationsboxen erscheinen zu lassen, die entweder etwas an entsprechender Stelle beschreiben oder den weiterführenden Link erklären. + Intuitive Interaktion – Unschöne Mouse-over-/ Roll-over-Effekte wie Schlag- schatten oder Kursivstellung wirken störend

2

Durch Parallax Scrolling können Inhalte auf einem One-Pager durch Aufoder Abscrollen gefunden werden, wobei sich unterschiedliche Vorderund Hintergrundebenen unterschiedlich schnell bewegen. Es eignet sich für chronologische Abfolgen, bei dem Themen fließend ineinander gehen sollen. Die Naviga­ tionsleiste sollte fest an einer Stelle bleiben, damit schnelle Zugriffe auf die Themen gewährleistet sind. + Gut für mobile Endgeräte geeignet – Scrollen beansprucht Zeit Informationen sollten nicht unter gehen

Bei der Floating-Navigation oder auch Hovering-Navigation bleibt die Navigation an einer fixen Position stehen, während man durch die Inhalte scrollt. Werden bei der Drop-down-Naviga­ tion Unterkategorien erst geöffnet und angeklickt, bleiben die Kategorien bei der Floating-Navigation immer sichtbar und sind durch »Hovern« [mit der Maus über Kategorien streichen] zu bedienen. + Fließende Übergänge

Übersichtlich Intuitiv

– Raumgreifend Inhalte können durch die fixe Position verdeckt werden

3


x Infografiken verständlich gestalten x Schritt-für-Schritt nachvollziehbar x Über 150 anschauliche Infografiken

Fehler im Informationsdesign vermeiden

Informationsdesign visualisiert Inhalte verständlich, es setzt Gewichtungen und steuert die Aufmerksamkeit des Betrachters. Dazu stehen Designern unterschiedliche Darstellungsformen zur Verfügung, die in diesem Buch systematisch und kompakt durch über 200 visualisierte Beispiele dargestellt und analysiert werden. Mögliche Gefahren- und Fehlerquellen werden aufgezeigt, um diese zu erkennen und zu vermeiden. Denn sonst ergibt Eins und Eins nicht Zwei.

Fehler im Informationsdesign vermeiden

Veruschka Götz Anna Rigamonti

Veruschka Götz Anna Rigamonti

Infografiken leicht und verständlich gestalten - Schritt-für-Schritt nachvollziehbar - Über 200 anschauliche Infografiken Informationsdesign visualisiert Inhalte verständlich, es setzt Gewichtungen und steuert die Aufmerksamkeit des Betrachters. Dazu stehen Designern unterschiedliche Darstellungsformen zur Verfügung, die in diesem Buch systematisch und kompakt durch über 200 visualisierte Beispiele dargestellt und analysiert werden. Mögliche Gefahren- und Fehlerquellen werden aufgezeigt, um diese zu erkennen und zu vermeiden — denn sonst ergibt Eins und Eins nicht Zwei. Veruschka Götz ist Designerin und lehrt als Professorin an der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Mannheim. Sie ist Autorin renommierter Fachbücher zur Typografie, Mitbegründerin des Verlags berlin press und des Büros T616 typography berlin. Anna Rigamonti ist freie Grafikdesignerin, spezialisiert auf Informationsdesign und Typografie, und lebt in Berlin.

1+ 1 = 2

1 +1 = 2

avedition

€ 28 [D]

9 783899 862287 >

Veruschka Götz ist Designerin und lehrt als Professorin an der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Mannheim. Sie ist Autorin renommierter Fachbücher zur Typografie, Gründerin des Büros T616 typography berlin. Anna Rigamonti ist freie Grafikdesignerin, spezialisiert auf Informationsdesign und Typografie, und lebt in Berlin.

Veruschka Götz ist Designerin und lehrt als Professorin an der Fakultät für Gestaltung der

Informationsdesign visualisiert Inhalte verständlich, es setzt inhaltliche Gewichtungen und steuert die Aufmerksamkeit des Betrachters. Dazu stehen Designern unterschiedliche Darstellungsformen zur Verfügung, die in diesem Buch systematisch und kompakt durch viele visualisierte Beispiele dargestellt und analysiert werden. Auch mögliche Gefahren- und Fehlerquellen werden aufgezeigt, um diese zu erkennen und zu vermeiden – denn sonst ergibt Eins und Eins nicht Zwei.

Infografiken leicht und verständlich gestalten - Schritt-für-Schritt nachvollziehbar - Über 200 anschauliche Infografiken Informationsdesign visualisiert Inhalte verständlich, es setzt Gewichtungen und steuert die Aufmerksamkeit des Betrachters. Dazu stehen Designern unterschiedliche Darstellungsformen zur Verfügung, die in diesem Buch systematisch und kompakt durch über 200 visualisierte Beispiele dargestellt und analysiert werden. Mögliche Gefahren- und Fehlerquellen werden aufgezeigt, um diese zu erkennen und zu vermeiden — denn sonst ergibt Eins und Eins nicht Zwei.

Grundlagen des Informationsdesigns

Informationsvisualisierung — Missbrauch und Möglichkeit

Grundlagen des Informationsdesigns

Eins und Eins muss nicht immer Zwei ergeben. Informationsdesign werden Inhalte verständlich visualisiert, es werden inhaltliche Gewichtungen gesetzt und es kann die Aufmerksamkeit des Betrachters gesteuert werden. Dazu stehen dem Designer unterschiedliche Darstellungsformen – von klassisch [z.B. Tortendiagramm] bis innovativ [z.B. Infotainment] – zur Verfügung, die in diesem Buch systematisch und kompakt durch Bildbeispiele dargestellt und analysiert werden. Aber auch mögliche Gefahren- und Fehlerquellen werden aufgezeigt, um diese zu erkennen und somit zu vermeiden. Relevante Fragen zu aktuellen Veränderungen im Informationsdesign, insbesondere der, der digitalen Medien werden aufgegriffen und beantwortet. Die erklärten Grundlagen und visuali-

Veruschka Götz Anna Rigamonti

Informationsvisualisierung – Missbrauch und Möglichkeit

1 1 2

9 783899 862287 >

Informationsdesign nimmt für Designer einen immer grösseren Stellenwert in einer sehr spannenden und sich wandelnden noch recht neuen Designdisziplin ein. Die Geschwindigkeit der globalen Informationsprozesse, die damit täglich wachsenden Datenmengen, die weltweit gesendet und empfangen werden können, verändern die kommunikative und soziale Wirklichkeit. Die erklärten Grundlagen und visualisierten Übersichten sollen das Erstellen von Informationsgrafiken erleichtern und für effektivere Umsetzungen sorgen – und auch als Inspirationsquelle Anregungen liefern.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.