Staub der Ahnen Leseprobe

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Eusebio Ramirez, Wärter des Maskenmuseums und alter Freund der Familie Rojas / Erzähler Benito (†), der älteste Sohn der Familie Rojas Consuelo Rojas Maguey, Mutter Benitos Dolores und Candelario Rojas (†), Benitos Großeltern Victor und Esperanza (†), der ältere Bruder Consuelos und seine Frau Angeles (†), Schwester von Dolores El Negro (†), Revolutionsheld und Großvater von Candelario José Guadalupe Reyes (†), Maskenschnitzer

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Doch als ich vorhin aus dem Bus stieg, wusste ich: Die Zeit bleibt nicht stehen. Niemals.

Über 20 Jahre ist es her, dass ich zum letzten Mal in meiner alten Heimat gewesen bin – und jetzt habe ich es ganze zwei Stunden hier ausgehalten. All die vergessen geglaubten Geschichten waren plötzlich wieder da...

Draußen ziehen die Zuckerrohrfelder vorüber, als ob die Zeit hier stehen geblieben wäre.

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Wir können nur die Erinnerung an unsere Lieben am Leben erhalten…

… und sie in unsere Gebete einschließen.

Solange wir an sie denken, werden sie im Jenseits weiter existieren. Erst wenn die Toten vergessen sind, zerfallen sie zu Staub.

Sei also gewiss, liebe Consuelo, Benito wird immer bei Dir sein!

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An Eurem prächtigen Totenaltar stand ich dann den Mitgliedern Deiner Familie gegenüber, die ich noch gekannt habe. Endlich konnte ich mich gebührend von Deinen Eltern und meinem lieben Freund Victor verabschieden.

Mit diesem Brief möchte ich heute, am Tag der Toten, meinen Teil dazu beitragen, die Erinnerung an die Toten Deiner Familie für die Nachfahren der Familie Rojas in Ehren zu halten.

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Dem Foto nach war Benito ein typischer Rojas. Ein hübscher aufrechter Junge, der wie sein Onkel Victor vor Energie sprühte. Sei gewiss, dass er in guten Händen ist! Seine Großeltern werden nun auf ihn acht geben.

Dolores und Candelario waren für mich wie Eltern. Als bester Freund Deines Bruders Victor durfte ich mich in meiner Kindheit und Jugend als ihr zweiter Sohn fühlen. Wenigstens bis zu dem Zeitpunkt, als Deine Mutter sich in den Kopf setzte, Victor mit Esperanza Gonzales zu verheiraten.

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Victor und die „Schöne Esperanza“: Ich war immer gegen diese Verbindung gewesen, weil die beiden sich nicht liebten. Vielleicht sind sie dafür bestraft worden. Bis heute kann ich nicht verstehen, wie Victor sich in sein Schicksal ergeben konnte, nur um es Deiner Mutter – Friede ihrer Asche – recht zu machen. Er fehlt mir.

Einen wie El Negro würden wohl viele Mexikaner gerne auf ihrem Totenaltar ehren. Doch nicht alle können einen Helden der Revolution in ihren Familie haben! Hätte ihn das Glück nicht im Stich gelassen, wären die Rojas heute womöglich im Besitz der Rüstung von Hernán Cortéz.

Angeles, die große Schwester Deiner Mutter. Sie hat vermutlich nicht einmal Benitos Alter erreicht. Mit ihrer Puppe durften wir als Kinder nie spielen. Dolores hütete sie wie Bibel und Rosenkranz, und mit ihr das Andenken an ihre verschollene Schwester. Es ist schön, dass Ihr diese Tradition fortsetzt.


„Ich dachte immer, man lernt fürs Leben. Das Totenfest hat mir besser gefallen.“

„Immer das Gleiche…“

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„...der ganze Staub…“

„...dieser ewige Alltagstrott!…“

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