Mit Herzblut erneuert
Die Sanierung des historischen Herzleierhofs in Rodeneck

Nach Jahren der Restaurierung präsentiert sich der Herzleierhof heute mit sorgfältig aufgearbeiteten Fassaden und dem Charme eines jahrhundertealten Bauernhofes.
Der Herzleierhof in Rodeneck zählt zu den geschichtsträchtigsten Orten des Pustertals. Seine Wurzeln reichen bis ins Jahr 1291
zurück. Doch der jahrhundertealte Hof war in die Jahre gekommen, die Substanz gefährdet und die Zukunft ungewiss. Zwischen
2023 und 2025 wagte eine junge Familie die umfassende Restaurierung des denkmalgeschützten Ensembles – ein Projekt voller
Hingabe, Rückschläge und Mut, das zeigt, wie kulturelles Erbe behutsam in die Moderne geführt werden kann.
„… Wir setzen uns ein für die Förderung der Baukultur in ländlichen Räumen …“

Der Herzleierhof liegt auf 1.060 Metern Höhe über dem Tal, eingebettet in die sanften Hänge von Rodeneck. Von hier ö net sich der Blick weit über Wiesen, Wälder und Berge, während die alten Mauern ein Gefühl von Beständigkeit vermitteln. Jeder Schritt durchs Haus macht spürbar, wie viel Geschichte in diesem Hof lebendiggebliebenist.
Die Ursprünge des Hofes gehenbisindasspäte13.Jahrhundert zurück. Friedrich von Rodank IV. ließ hier seinen Ansitz errichten, nachdem der alte Wehrturm abgetragen wurde. Die noch heute sicht-
baren, teilweise meterdicken Grundmauern zeugen vom einstigen Turmcharakter des Gebäudes.
DochnichtnurGeschichtsbücher, auch die mündliche Überlieferung hat dem Hof einenfestenPlatzeingeräumt. Um das Jahr 1630 soll der sagenumwobene Lauterfresser des Öfteren hier eingekehrt sein.
Heute leben Jasmin und PatrickmitihrenbeidenTöchtern am Herzleierhof. Für sie ist der Hof nicht nur Wohnort, sondern Aufgabe, Verantwortung und Lebensprojekt. Sie sind es, die sich – trotz aller Herausforderungen – dafür


Alte Gewölbe, sichtbare Steinstrukturen und sorgfältig restaurierte Holztäfelungen zeigen, wie behutsam der Herzleierhof im Inneren erneuert wurde.
entschieden haben, dem alten Gemäuer eine Zukunft zu schenken.
Bewahren, was trägt Als die Arbeiten begannen, zeigte sich schnell, dass die Sanierung des Ensembles nicht mit einem gewöhnlichen Umbau vergleichbar war. Das gesamte Gebäude steht unter strengem Denkmalschutz, und die Substanz war wertvoll, aber emp ndlich.
Im Wohnhaus galt es, zahlreiche historische Elemente zu erhalten. Die beiden Stuben waren ebenso zu bewahren wie die o ene Durchfahrt
mit ihrer markanten Freitreppe. Auch die Kreuzgewölbe in der Labe (Mittel ur), die alte Rauchküche mit ihrem Tonnengewölbe, die Kellerräume mit Schwibbögen und die traditionellen Solder – die charakteristischen Holzbalkone – mussten in behutsamer Feinarbeit restauriert werden. Gleichzeitig sollte das Gebäude modernisiert werden, um heutigen Ansprüchen an Wohnkomfort gerecht zu werden.EineanspruchsvolleAufgabe, denn moderne Technik lässt sich nicht immer leicht mit historischer Bausubstanz vereinen. Dennoch konnten zeitgemäße Elemente integ-

Altes Holz und traditionelle Formen prägen das äußere Erscheinungsbild und lassen den ursprünglichen Charakter des Hofes weiterleben.
riert werden, ohne den CharakterdesHofeszuverändern.
Parallel zum Wohnhaus wurde das an den Hang gebaute Wirtschaftsgebäude zum neuen Lebensader-Projekt für die Hofstelle. Zwei neu gescha ene Ferienwohnungen tragen heute wesentlichdazubei,denFortbestand der Hofstelle langfristig zu sichern und der Familie eine wirtschaftliche Basis zu bieten.
Im Untergrund, für das Auge unsichtbar, entstand zusätzlich ein moderner Heizraum für Pellets und Stückholz. Dieser neue Erdkeller wurdevollständigunterirdisch angelegt, um das historische Erscheinungsbild des Hofes nicht zu beeinträchtigen.


Mühlbach

Ein Kraftakt des Wiederaufbaus
Mitten in den laufenden Arbeiten kam es Ende Juni 2023 zu einem unerwarteten Einsturz: Zwei Kellerbögen sowie ein Großteil des Kreuzgewölbes der Labe gaben nach. Die Sanierung musste sofort gestoppt werden, und erst nach einer gründlichen Analyse konnte ein neues Konzept entwickelt werden. Der Wiederaufbau verlangte großes technisches Können, denn tragende Strukturen mussten gesichert, neu errichtet und einzelne Bereiche vollständig stabilisiert werden. Nur ein kleiner Teil des ursprünglichen Kreuzgewölbes im Eingangsbereich blieb erhalten –ein stilles Relikt, das heute an






die Zerbrechlichkeit historischer Bauten und den Einsatz erinnert, der zu ihrer Rettung nötig war.
Tradition erleben, Gastlichkeit genießen Aus dieser Krise erwuchs auch eine neue Idee: Die nach dem Einsturz neu aufgebauten Kellerräume wurden zur Hofschenke umgestaltet – einem stimmungsvollen Ort, an dem regionale Küche und die Geschichte des Hofes erlebbar sind. Für die junge Familie ist sieeinHerzensprojektundeine wichtigeErgänzungzumtouristischen Angebot. Die im ausgebauten Stadel untergebrachten Ferienwohnungen fügen sich harmonisch in dieses Konzept ein. Mit ihrer modernen Aus-
stattung,demwarmenHolzund demdirektenZugangzuGarten und Natur bieten sie Gästen einen komfortablen Rahmen. So lässt sich der Herzleierhof als lebendiger Bauernhof erleben –obbeimtraditionellenBrotbacken oder beim Eintauchen in denAlltagamHof.
Zukunftsfähig gemacht HeutepräsentiertsichderHerzleierhof als stimmige Verbindung aus historischem Erbe und neuem Leben. Die Restaurierung hat nicht nur wertvolle Bausubstanz bewahrt, sondern dem Hof auch eine tragfähige Perspektive erö net. So bleibt derHerzleierhofeinOrt,andem Geschichte spürbar ist und zugleichRaumfürdieZukunftentsteht. © Alle Rechte vorbehalten
