O-Töne November 2015

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O-Töne 13. Jahrgang | Nr. 5 | November 2015 Andreas Odenkirchen leitet seit 25 Jahren die Bibliothek der Hochschule – Der Neubau öffnete 1993

Bedarfsorientiert und nutzerfreundlich Seit 25 Jahren ist Andreas Odenkirchen Leiter der Bibliothek der HfMDK – damit verbunden ist ein Vierteljahrhundert zielsicherer Aufbauarbeit dessen, was zuvor vom Hörensagen als „Schlampladen“ in Verruf war und mittlerweile dem aktuellen Standard des Bibliothekswesens entspricht. In der Garage, wo einst der Intendant des Hessischen Rundfunks seine Limousine zu parken pflegte, gammelte der Bibliotheksbestand der Hochschule bis 1990 mehr oder weniger vor sich hin – dort und in einem Magazin, in das es ab und zu hineinregnete. Zwar gab es offiziell eine Bibliothek mit Ausleihschalter hinter Glas – doch mit der gut ausgestatteten und strukturierten Einrichtung von heute hatte dies recht wenig zu tun. Diesen Zustand lernte Andreas Odenkirchen noch kennen, als er 1987 als Assistent von Prof. Helmut Hucke, dem damaligen Leiter des musikwissenschaftlichen Seminars, an die HfMDK kam. Bei Hucke hatte er an der benachbarten Goethe-Universität sein Studium der Musikwissenschaft begonnen und wurde nach Huckes Wechsel an die HfMDK zu deren erstem Promovenden. Der Öffentlichkeit bekannt war Andreas Odenkirchen in den 80er und frühen 90er Jahren übrigens als Stimme am Radiomikrofon: Ein Jahrzehnt lang moderierte er regelmäßig die morgendliche Klassiksendung „Vor dem Alltag“ auf hr2. Es waren die Solokonzerte von Joseph Haydn, mit denen sich Odenkirchen – seither „Dr. Odenkirchen“ – in seiner Dissertation beschäftigte und damit zum ersten Doktoranden der HfMDK überhaupt wurde. Dass genau er 1990 zum neuen Leiter der hochschuleigenen Bibliothek erkoren wurde, war glückliche Fügung auf beiden Seiten: Andreas Odenkirchen wurde damit zu einem Geburtshelfer für eine Hochschuleinrichtung, die sich seitdem zu einer vorbildlich ausgestatteten Anlaufstelle für alle Studierenden und Lehrenden der Hochschule entwickelt hat. 1993 öffnete der Neubau der Bibliothek an heutiger Stelle seine Türen, nachdem vor dem Abriss der alten Räumlichkeiten der komplette Bibliotheksbestand in 2.000 Kisten in ein Zwischenquartier im Keller ausgelagert werden musste. Dies geschah alles schon unter der Regie des heutigen Bibliotheksleiters, der in den folgenden Jahren umfangreiche Sondermittel für die Schließung von Bestandslücken und den weiteren Bestandsaufbau verwenden konnte – immer orientiert an den Wünschen und Bedürfnissen der Lehrenden und Studierenden. Eine CD-Sammlung wurde aufgebaut, bei den Noten wurde ein Schwerpunkt in der Kammermusik und bei Orchestermaterialen gesetzt, die Büchersammlung wurde aktualisiert.

Seit 25 Jahren verantwortlich für die Weiterentwicklung der Hochschulbibliothek: Musikwissenschaftler Dr. Andreas Odenkirchen

Gegenwärtig erwirbt die Hochschulbibliothek jährlich etwa 2.000 neue Medien – zu 60 Prozent Noten, rund ein Viertel der Ausgaben wird in Bücher investiert, der Rest geht in CDs, DVDs und Online-Lizenzen. Basis dafür ist die regelmäßige Sichtung von Neuerscheinungs-Verzeichnissen wie der Nationalbibliographie oder der Fachinformationsdienste von Bibliotheks- und Musikalien-Lieferanten. Auswahlkriterien sind die Fächerund Ausbildungsschwerpunkte der

Hochschule sowie die gezielten Wünsche von Professoren und Lehrenden. Unter Odenkirchens Leitung öffnete sich die Bibliothek konsequent den Möglichkeiten technischer Innovation: In den späten 90er Jahren begann die Katalogisierung mit Hilfe des PCs. Online abrufbar ist der Katalog seit gut 15 Jahren. Aktuell im Testbetrieb befindet sich ein Softwaremodul, mit dem künftig die Ausleihe per Computer abgewickelt und online dokumentiert werden soll. Dazu gehört dann die Einführung von Bibliotheks-Ausweisen und die Ausstattung aller Medien mit sogenannten RFID-Tags. 100.000fach werden zurzeit diese kleinen Funkchips in der HfMDK-Bibliothek in den Noten, Büchern, CDs und DVDs angebracht. Dass die Digitalisierung irgendwann gedrucktes Notenmaterial überflüssig macht, bezweifelt Andreas Odenkirchen übrigens: „Ich denke, die klassische Papier-Notenausgabe wird uns noch sehr lange erhalten bleiben. Digitalisierte Noten aus der Petrucci Library oder von kostenpflichtigen Download-Portalen kommen ergänzend hinzu. Aber spätestens wenn es ernst wird bei der Probe und im Konzertsaal, steht dann doch wieder das bedruckte Papier auf dem Notenpult.“ Mehr als eine Verpflichtung ist für Odenkirchen, sich in Fragen des Urheberrechts auf dem aktuellen Wissensstand zu halten: „Das ist ein sehr komplexes Thema mit vielen Fallstricken und Ösen“, weiß er nicht zuletzt aus der Zeit,

Vor allem für Musikstudenten ist die Hochschulbibliothek eine unverzichtbare Anlaufstelle im täglichen Semesterbetrieb geworden. Auch im digitalen Zeitalter bleibt die Notenausleihe ein regelmäßiges Ritual.


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