O-Töne Dezember 2017

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O-Töne 15. Jahrgang | Nr. 4 | Dezember 2017 Laudator Thomas Rietschel würdigte Angelika Gartners „absolute Hingabe“ an die HfMDK

„Die Löwin im Maschinenraum“ Mit dem ehemaligen Hochschulpräsidenten Thomas Rietschel hielt ein Weggefährte auf Augenhöhe die Laudatio auf Angelika Gartner. Er hat zwölf Jahre lang eine Institution geleitet, in der Angelika Gartner als Kanzlerin den Blick für das Mach- und Schaffbare beibehielt. So wirkten beide über ein Jahrzehnt wie ein Tandem mit reichlich Potenzial sowohl an Spannungen als auch komplementärer Ergänzung. Nachfolgende Auszüge aus der Festrede legen davon Zeugnis ab.

Angelika Gartner-Carl mit Ehemann Horst Carl und Tochter Marlene Carl.

wofür sie einstand.“ „Unbequem“ sei sie als Kanzlerin oft gewesen, was er mit seinem Bild vom Spannungsfeld „Kommandobrücke zu Maschinenraum“ deutlich machte: „Da kam die Ansage aus der Kommandobrücke: Oh, da ist doch so ein wunderschöner Hafen, da könnten wir doch mal vorbeifahren. Da tönt es trocken aus dem Maschinenraum: ‚Das geht nicht, die Mannschaft ist müde und muss sich ausruhen.‘ Und wenn Teile der Besatzung wünschten, mal mit den Beibooten größere Ausflüge zu unternehmen, dann hast du darauf bestanden, dass die immer mit einer Leine mit dem Tanker verbunden bleiben. Da wurde geflucht über die Umständlichkeiten, die man auf sich nehmen muss, aber einige Male haben

Festredner Thomas Rietschel.

kämpfen wie wenige andere.“ Dabei habe sie „immer für die Sache und für die Hochschule gekämpft. Dir ging es immer darum, eine für die Hochschule sinnvolle Lösung zu finden, und dafür hast du dich sehr oft bis an den Rand deiner eigenen Kräfte engagiert und eingesetzt.“ Mut und Unerschrockenheit, aber auch Kompetenz und Klugheit seien Eigenschaften, die sie als „Löwin zu einer gefährlichen Kämpferin“ gemacht hätten, deren „bedingungslose Hingabe“ an die Hochschule er herausstellte. In ganz vielen Fällen habe er Angelika Gartner zugleich „als einen ganz fürsorglichen Menschen erlebt, der zuhört, der für die persönlichen Sorgen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein offenes Ohr hat und der sich dann auch bemüht zu helfen, zu unterstützen und zu fördern. Auch hast du dich immer, wenn Angriffe gegen deine Mitarbeiter kamen, vor diese gestellt, hast sie verteidigt und hast sie beschützt.“ Ihre Kraft habe „die Löwin“ aus ihren Grundüberzeugungen wie

„Mit dir hatte die Hochschule nicht den Tiger im Tank, aber die Löwin im Maschinenraum.“ Das Bild von der Hochschule als „Tanker“ auf hoher See zeichnete Thomas Rietschel ausgiebig, um Angelika Gartner in der Tragweite ihrer Führungspersönlichkeit darzustellen: Es sei AufgaSchauspielstudierende hatten für den Festakt mit be der Kanzlerin, „dafür zu Prof. Silke Rüdinger die Darbietung von Texten sorgen, dass der Motor leise von Johann Wolfgang von Goethe, F. W. Bernstein schnurrt, dass die Mannschaft und Robert Gernhardt vorbereitet. gut versorgt wird, dass die Steuerung funktioniert und dass der Tank auch auf lange Sicht immer wir erlebt, wie gut es voll ist, damit man auch große Strecken war, dass wir dank der zurücklegen kann. Die Kanzlerin muss dabei Sicherheitsleine Boote, das Kunststück vollbringen, sich im Maschidie Reißaus nehmen nenraum auszukennen und gleichzeitig auf wollten oder in Seenot der Kommandobrücke ihre Frau zu stehen.“ gerieten, dank deiner Eine „Angie“-Fanfare und Gershwin boten die Bläser der HfMDK Rietschels Fazit fiel eindeutig aus: „Liebe AnVorsichtsmaßnahmen zum Abschied der Kanzlerin. gelika, ich kann dir sagen, du hast all diese wieder unbeschadet auf Herausforderungen großartig gemeistert.“ den Tanker zurückholen Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Mut und In seiner ebenso ehrlichen wie freundschaftkonnten.“ Der Laudator erlebte AngePflichtbewusstsein gezogen. „Liebe Anlichen Bilanzierung der 16-jährigen Kanzlerlika Gartner so, dass der „Maschinengelika, diese Hochschule verdankt dir schaft verschwieg der ehemalige Präsident raum der Platz war, an dem du dich unendlich viel. Du hast dieser Institutinicht jene Seiten von Angelika Gartner, die wohl gefühlt hast. Du hast lieber aus on viel mehr gegeben, als man je erihm selbst oft mächtig Gegenwind bescherdem Hintergrund agiert, du wolltest warten kann, du hast immer im Kampf ten: „Und wenn die Löwin einmal wütend nicht vorne stehen.“ Dennoch sei sie, für diese Hochschule ohne Rücksicht wurde, dann zitterten alle, die im Raum wenn es nötig war, stets bereit geweauf Verluste deine ganze Person in die vorhanden waren. Dann fuhr sie ihre Krallen sen, „in die Auseinandersetzung zu geWaagschale geworfen. Und du hast aus und kämpfte bis zum letzten für das, hen und zu kämpfen. Und du konntest unendlich viel bewegt.“ bjh


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