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Silbenrätsel

Brodowys

Ausblick

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Foto: Alena TS/shutterstock.com

Foto: Tomas Rodriguez

Duschduft

Ich habe mir eine neue Fußcreme gekauft. Die riecht nach Papaya. Gleichsam Vitamin-C-befleckt laufe ich jetzt viel energetischer als zuvor. Schade ist nur, dass die Füße derart weit von der Nase weg sind. Früher konnte ich mich so verbiegen, dass es mir problemlos gelang, mir selbst in den großen Zeh zu beißen. Also, das war nicht nur früher, das war sehr viel früher. Damals rochen meine Füße nach Kinderschuh. Ist doch eigentlich blöd! Jetzt, wo sie so wunderbar nach Papaya duften, kann ich mich nicht mehr verbiegen. Andererseits ist es auch egal, denn der Rest meines Körpers riecht nach Guave-Maracuja. Oder nach Limette-Brennnessel. Je nachdem, welches Duschgel ich benutze. Wenn ich mein wallendes Haar noch mit Orangenblüten-Shampoo wasche, gehe ich als wandelnder Obstsalat durch die Gegend.

Es ist schon erstaunlich, mit welcher Wonne die Duschgelfabrikanten auf exotische Früchte setzen. Diese schlagen in ihrer Beliebtheit selbst Veilchen und Lavendel. Moschus ist offenbar gar nicht mehr gefragt.

Dafür gibt es, und das ist kein Scherz, ein Duschgel und Deo mit dem Duft von Leder und Keksen. Ich weiß nicht, wie ein Duftdesigner veranlagt ist, um ein Duschgel mit dem Duft von Leder und Keksen zu kreieren. Der Duft von Leder und Keksen ist mir immer noch in der Nase. Als meine Kinder klein waren, roch es in meinem Auto immer danach. Nach Leder und Keksen. Was an diesem Duft so besonders maskulin sein soll, erschließt sich mir nicht wirklich.

Vor ein paar Tagen hab ich zwischen den Autositzen übrigens noch so einen alten Keks wiedergefunden. Er schmeckte sogar noch.

Was die Auswahl der Duftnoten angeht, scheint die Geruchsindustrie irgendwann von der Floristik komplett auf die Kulinarik umgestellt zu haben. Besonders absurd erscheint mir in diesem Zusammenhang das allwinterliche Klopapier mit Lebkuchenduft. Mich wundert, dass in diesem Kontext noch keine Werbeagentur auf den Slogan gekommen ist: »Weihnachtsgebäck? Das geht mir am Arsch vorbei!«

Wer weiß, was wir alles noch erwarten dürfen. Das besonders männliche »Gegrilltesnackensteakdeo mit leicht süßlicher Barbecuenuance« oder das vegetarische »fermentiertes-Tofu-Duschgel«. Und für Kinder das »Nussnougatschaumbad«, das man selbstverständlich probieren darf. So wie ich das als Kind mit meiner Zahnpasta gemacht habe, die ich zu gerne aufgegessen habe, was zunächst einmal nicht die Grundidee einer Zahnpasta ist.

Ich selbst bin ja eher der Balsamico-Typ. Ich könnte mir also ein Duschbad mit Tomate-Mozzarella-Aceto-Balsamico-Duftrichtung vorstellen, dann mit Basilikum-Shampoo abrunden und danach eine Tiramisu-Körperlotion.

Oder aber komplett in Rosenduft tauchen, und wenn man dann Freunde besucht: Klingeln, nach dem Öffnen der Tür duftend auf sich selbst zeigen und sagen: »Hier! Statt Blumen!!« Matthias Brodowy/Kabarettist und Asphalt-Mitherausgeber

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