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Ilona Ingold Hörst Du mich?

Prophetisch leben

© 2025 Ilona Ingold // Hörst Du mich?

4. überarbeitete und erweiterte Auflage 2025

Hersteller:

Schleife Verlag AG, Pflanzschulstrasse 17, CH-8400 Winterthur verlag@schleife.ch

EU-Bevollmächtigter: Fontis Media GmbH, Baukloh 1, D-58515 Lüdenscheid fontis@fontis-media.de

ISBN 978-3-905991-16-1 Bestellnummer 120.097

E-Book ISBN 978-3-907675-00-7

E-Book Bestellnummer 120.097E

Die Bibelstellen sind, wenn nicht anders angegeben, der Schlachter Bibel, © 2000 Genfer Bibelgesellschaft, entnommen.

Die Bibelstellen aus der Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, sind mit LUT gekennzeichnet.

Die Bibelstellen aus der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen, © 2011 Genfer Bibelgesellschaft, sind mit NGÜ gekennzeichnet.

Die Bibelstellen aus der Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Witten/Holzgerlingen, sind mit ELB gekennzeichnet.

Die Bibelstellen aus der Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe, © 2018 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, sind mit GNB gekennzeichnet.

Die Bibelstellen aus der Hoffnung für alle, © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc., sind mit HFA gekennzeichnet.

Lektorat: Judith Petri

Umschlaggestaltung: Ilona Ingold Satz und E-Book: Nils Großbach Druck: Gustav Winter, DE-02747 Herrnhut

Alle Rechte vorbehalten, auch für auszugsweise Wiedergabe und Fotokopie.

Widmung

Für meine Kinder

Ihr bereichert täglich mein Leben. Ihr öffnet mir die Augen, bringt mich zum Lachen, sprengt meine Grenzen und macht mein Herz weit. Ich liebe Euch!

Dank

Mein besonderer Dank gilt Jesus Christus. Er hat mein Herz umworben, bis ich ihn gehört habe. Mein Leben in seine Hände zu legen war und ist die beste Entscheidung meines Lebens. Ich bin so dankbar für seine Liebe, die nicht in Worte zu fassen ist.

Mein Dank gehört auch Lilo Keller, Stephanie und Andreas Keller. Danke für Eure Liebe, Euer Herz, Eure Investition in mein Leben, Euer Fördern und Euer Vertrauen.

Vieles von dem, was ich an Grundlegendem in meinem Buch schreibe, ist ein «Erbe». Ich darf auf dem Fundament meiner «Vorgänger» bauen und auf ihren Schultern stehen. Dafür möchte ich mich von ganzem Herzen bedanken.

Ein herzliches Dankeschön auch dem Prophetischen Team der Stiftung Schleife, das ich von 2008 bis 2019 leiten durfte. Ihr seid meine Heldinnen und Helden!

Letztendlich ein grosser Dank allen anderen, die mich mit ihrer Liebe, ihrem Glauben an mich, ihren Fragen, ihrem Dasein unterstützt und mein Leben bereichert, inspiriert und gestärkt haben.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Ein wichtiger Dienstbereich der Stiftung Schleife, Menschen in ihrem Wachstum der Gabe der Prophetie zu fördern und ihnen prophetisch zu dienen, wird in diesem Buch kondensiert, praxisnah und gut verständlich präsentiert.

Ilona ist eine «vom Geist Erfasste» (1. Korinther 14,37), die das Wort Gottes lieb gewonnen und ihrem Herrn Jesus durch alle Höhen und Tiefen des Lebens hindurch ihr Ohr und ihr Vertrauen geschenkt hat. Ohne religiöse Vorprägungen und Erfahrungen hat sie sich zusammen mit ihrer Familie auf das Abenteuer «Nachfolge» eingelassen und ist als eine der Erstlingsfrüchte der zweiten Schleife-Generation zu einer Mutter für viele junge «Adler» herangewachsen. Die sprichwörtliche Begeisterung von Ilona ist durch ihre vielfältigen Engagements in der Geschäftswelt geerdet; die Empfehlungen und Ratschläge des Buches sind in ihrem Alltag in Familie und Beruf getestet und haben sich bewährt.

«Prophetisch leben» ist ein sich fortwährend entwickelnder Weg und nicht das Ziel. Die Liebe ist das Ziel, denn diese ist’s, die suchenden Menschen Hoffnung und Glauben bringt, und die Liebe ist’s, die am Ende unseres Lebens den Transfer von der Erde in den Himmel macht. Und doch: Prophetisch leben ist Ausdruck dessen, dass Gott uns ruft, in der Welt mit dem Heiligen Geist zu leben. Im Wandeln mit diesem «Gott auf Erden» wird jeder Tag ein spannender Tag, in dem die Langeweile einer religiös zelebrierten Gottesbeziehung keinen Platz mehr hat.

Es ist unser inniger Wunsch, dass durch die aktualisierte Neuausgabe dieses Buches suchenden Menschen weiterhin geholfen wird, die Schönheit und Kraft des prophetischen Lebens zu erfahren.

Winterthur

Einleitung

Gibt es einen nahen Gott, der mich versteht und der ein liebender, vollkommener Vater ist? Der immer neben mir ist, der mir antwortet, der mich führt und leitet, der mir Freiheit gibt, mich erzieht, mich loslässt und mich schützt? Dem ich ein Gegenüber bin, der mich ernst nimmt, mit mir diskutiert und mir Dinge erklärt, die ich nicht verstehe?

Stell dir einmal vor, dass Gott der vollkommene Vater und die vollkommene Mutter ist.

Mein vollkommener Vater ist für mich da, liebt mich vorbehaltlos, kennt mich, versteht mich, hört mir zu, lehrt mich, gibt mir Leitplanken, führt mich in die Freiheit und Selbstständigkeit, versorgt mich, schützt mich, setzt sich mit mir auseinander, hat immer Zeit für mich, redet und kommuniziert mit mir und versteht mich auch, wenn ich nichts sage. Zu meinem vollkommenen Vater habe ich eine Beziehung. Ich kenne ihn und er kennt mich. Mein vollkommener Vater hat keine Schwächen, er verhält sich in allen Situationen richtig, er ist weise, allwissend, mächtig und gewaltig. Er sprengt mein Vorstellungsvermögen über alles Verstehen hinaus. Er ist grösser, als ich es mir je vorstellen kann.

Diesen Gott möchte ich kennenlernen, ich möchte ihn hören, spüren, verstehen, schmecken, riechen, ihm nahe sein, ihn ergründen und mich von ihm lieben lassen.

Wie sieht denn dein Gott aus? Wie ist er? Nahe, fern, liebend, erziehend, strafend, wohlwollend? Redet dein Gott mit dir? Gibt er

dir Freiheit, selbst zu entscheiden? Kannst du ihm genügen? Schaut er dich voller Liebe an und hilft er dir, wenn du schwach bist? Oder lässt er dich im Stich und schimpft mit dir?

Diese Fragen und Vorstellungen waren die Grundlage für mein Suchen nach Gott, für meine Reise zusammen mit ihm, auf der ich mich immer noch befinde. Seit ich den Entschluss gefasst habe, ihn kennenzulernen, ist mein Leben viel farbiger, spannender, vielfältiger, ausgeglichener, voller, lebendiger, zufriedener und glücklicher geworden.

Komm, wir machen uns gemeinsam auf den Weg, diesen Gott kennenzulernen! Wir werfen alle unsere Erfahrungen und Vorstellungen über den Haufen, fangen nochmals neu an – naiv und kindlich glaubend, dass Gott dieser vollkommene, liebende Vater ist, dem wir wichtig sind und der mit uns kommunizieren will.

Gott redet auch mit Sündern

Ich wollte meinen Mann wegen eines anderen Mannes verlassen. Ein guter Freund erzählte mir von Gott als diesem liebenden Vater: einem nahen Gott, der in Beziehung mit mir leben will und dem ich wichtig bin. Einem Gott, der mich schützen will, einem Gott, dem mein Ehebund mit meinem Mann heilig ist. Von Jesus, der sein Leben für mich hingegeben hat, damit ich Beziehung leben kann mit diesem wunderbaren Gott.

Ich bin katholisch aufgewachsen, schon gottesfürchtig, aber mein Gott war ein ferner Gott. Ein Gott, dem ich nicht genügen konnte, ein strafender und strenger Gott. Einer, dem ich nicht wichtig war, dem egal war, wie ich fühlte und was ich dachte. Wichtig war nur, dass seine Gebote gehalten wurden. Aber was wäre, wenn das nicht der wahre Gott ist? Was wäre, wenn Gott wirklich ein liebender Gott ist? Was wäre, wenn er für mich seinen Sohn hingegeben hat? Ich war neugierig und forderte Gott heraus: «Zeig dich mir! Zeig mir, dass du dieser gute und nahe Gott bist, mit dem man kommunizieren kann. Dann bin ich bereit, mein Leben in deine Hände zu legen.»

Gott hat meine Herausforderung angenommen. Kindlich habe ich gebetet: «Jesus, du willst, dass ich bei meinem Mann bleibe, also gib mir wieder Liebe.» Und ich habe diese Liebe erhalten. Sozusagen über Nacht habe ich meinen Mann völlig neu gesehen und war nach einigen Tagen wieder total verliebt in ihn. Dies war für ihn derart ungewöhnlich und unfassbar, dass auch er sich auf-

gemacht hat, diesen Gott zu suchen. Drei Monate später haben wir beide unser Leben Jesus in die Hände gelegt. Aber in der Zwischenzeit ist noch einiges passiert.

An meiner damaligen Arbeitsstelle wurde ich ungerechtfertigt beschuldigt. Zur Aussprache wurde eine Sitzung einberufen. Vor diesem Meeting hatte ich Angst und habe gebetet: «Wenn du Gott bist, dann bist du auch Wahrheit. Ich bitte dich, dass an dieser Sitzung die Wahrheit auf den Tisch kommt.» Ich fragte Jesus, wie ich mich während des Treffens verhalten soll. Als ich anschliessend zufällig die Bibel aufschlug, sprang mir Matthäus 27,13–14 entgegen. Dort steht Jesus vor Pilatus und wird von ihm gefragt: «Hörst du nicht, was sie alles gegen dich aussagen?» Und es heisst weiter: «Und er (Jesus) antwortete ihm auch nicht auf ein einziges Wort …» Ich wusste auf einmal, dass ich mich an dieser Sitzung nicht rechtfertigen würde. Und es kam so, wie Gott es mir gezeigt hatte: Alle Anschuldigungen wurden vorgetragen, und mein Chef hat für mich gekämpft und alles richtiggestellt. Ich habe während der ganzen Zeit nichts gesagt, aber die Wahrheit wurde offenbar. Dann verlor ich meinen schönen Ohrring. Nachdem ich ihn überall gesucht und nicht gefunden hatte, betete ich: «Jesus, wenn du Gott bist, dann weisst du, wo mein Ohrring ist. Er ist mir wirklich wichtig und ich hätte ihn gerne wieder.» Drei Tage später sass ich im Auto und hatte den Eindruck, jetzt hinunterschauen zu müssen, weil ich eine innere Stimme sagen hörte: «Da ist dein Ohrring!» Ich schaute hinunter und fand ihn tatsächlich. So hatte ich während dieser drei Monate viele bemerkenswerte Erlebnisse mit Gott und kam zu dem Entschluss, dass es so viele «Zufälle» nicht geben konnte. Auf jedes Gebet erhielt ich Antwort, manchmal sofort, manchmal ein paar Tage später, doch alle meine Gebete wurden erhört. Ich habe mich entschieden, mein Leben in die Hände dieses wunderbaren Gottes zu legen, der mich hört, ernst nimmt und mir antwortet. Gott ist mir ganz persönlich be-

Gott redet auch mit Sündern

gegnet, auf eine Art und Weise, wie ich es verstehen kann und wie ich es brauche.

Fragen

✴ Glaubst du an Gott?

✴ Wie ist dein Gott? Lieb, barmherzig oder erzieherisch, strafend?

✴ Kannst du deinem Gott genügen?

✴ Wie zeigt dir Gott seine Liebe? Fühlst du dich von ihm geliebt?

Tipp

✴ Sprich Gott als diesen wunderbaren, liebenden Vater an, bete wie ein Kind zu ihm und vertraue ihm.

✴ Diskutiere mit Gott und bitte ihn, dass er sich dir offenbart.

✴ Nimm sein Wort wörtlich.

✴ Frage ihn in allem um Rat.

✴ Nimm seine Antworten ernst und befolge seinen Rat.

Biblische Grundlagen

Gemeinschaft mit Gott

Wir wurden dafür geschaffen, in Gemeinschaft mit Gott zu leben. Schon zu Anbeginn der Zeit hat Gott mit dem Menschen geredet.

«Und sie hörten die Stimme Gottes des HERRN, der im Garten wandelte, als der Tag kühl war; und der Mensch und seine Frau versteckten sich vor dem Angesicht Gottes des HERRN hinter den Bäumen des Gartens. Da rief Gott der HERR den Menschen und sprach: Wo bist du? Und er antwortete: Ich hörte deine Stimme im Garten und fürchtete mich, denn ich bin nackt; darum habe ich mich verborgen! Da sprach er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, du solltest nicht davon essen? Da antwortete der Mensch: Die Frau, die du mir zur Seite gegeben hast, die gab mir von dem Baum, und ich ass! Da sprach Gott der HERR zu der Frau: Warum hast du das getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt; da habe ich gegessen!» (1. Mose 3,8–13).

Gott sprach mit Mann und Frau von der ersten Minute an. Er traf sie jeden Tag und liebte es, Zeit mit ihnen zu verbringen. Selbst nach dem Sündenfall hörte er nicht auf, mit ihnen zu sprechen.

Der Schmerz Gottes

Oft hören wir von einem zornigen Gott, der Verderben bringt und straft. Aber immer wieder, auch im Alten Testament, lesen wir, wie Gott sich über uns erbarmt. Wir müssen diesen zornigen Charakter als Schmerz Gottes verstehen, weil sein geliebtes Volk, seine auserwählten Söhne und Töchter, sich von ihm abgewendet haben. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als in Gemeinschaft mit uns zu leben und uns Gutes zu tun.

«Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Der HERR, der HERR, der starke Gott, der barmherzig und

Sündern

gnädig ist, langsam zum Zorn und von grosser Gnade und Treue» (2. Mose 34,6).

«Höret auf meine Stimme, so will ich euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein; und wandelt ganz auf den Wegen, die ich euch gebiete, damit es euch wohlergehe» (Jeremia 7,23).

«Ist nicht Ephraim mein teurer Sohn und mein liebes Kind? Denn sooft ich ihm auch drohe, muss ich doch seiner gedenken; darum bricht mir mein Herz, dass ich mich seiner erbarmen muss, spricht der HERR» (Jeremia 31,20; LUT).

«Darum sage ich: Schaut weg von mir, lasst mich bitterlich weinen! Müht euch nicht, mich zu trösten über die Zerstörung der Tochter meines Volks!» (Jesaja 22,4; LUT).

«Was kann mich in meinem Jammer erquicken? Mein Herz in mir ist krank» (Jeremia 8,18).

«Und du sollst zu ihnen dies Wort sagen: Meine Augen fliessen über von Tränen, unaufhörlich Tag und Nacht; denn die Jungfrau, die Tochter meines Volks, ist unheilbar verwundet und völlig zerschlagen» (Jeremia 14,17; LUT).

«Ich habe auch immer wieder alle meine Knechte, die Propheten, zu euch gesandt und sagen lassen: Kehrt um, ein jeder von seinem bösen Wege, und bessert euer Tun und folgt nicht andern Göttern nach, ihnen zu dienen, so sollt ihr in dem Lande bleiben, das ich euch und euren Vätern gegeben habe. Aber ihr wolltet eure Ohren nicht zu mir kehren und mir nicht gehorchen» (Jeremia 35,15; LUT).

Das Zurückholen des Menschen durch Jesus

Die eigentliche Hauptaufgabe der Propheten im Alten Testament war es, die Menschen zur Umkehr zu Gott zu bewegen und sie dazu zu bringen, sich ihm wieder zuzuwenden. Es ging in erster Linie nicht um Gericht, sondern um die Sehnsucht, die er nach seinem Volk verspürte. Gott legte dann diese Sehnsucht, dieses Zurückholen auf Jesus, seinen Sohn. Er ist der grösste Prophet. Durch seinen Tod am Kreuz haben wir wieder Zugang zu einem Leben mit ihm. «Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden» (Jesaja 53,4–5).

Gottes Stimme heute hören

Wenn wir Jesus Christus in unser Leben aufgenommen haben, zieht der Heilige Geist, den Jesus uns als Tröster gesandt hat, in unser Herz ein und wohnt in uns. Er lebt in uns. Wir brauchen keine Propheten mehr, um seine Stimme zu hören. Wir können seine Stimme hören, weil wir Kinder Gottes sind. Ganz kindlich dürfen wir dies glauben. Der Heilige Geist führt uns in alle Wahrheit und weiss alle Geheimnisse Gottes. Er ist der Übersetzer, der Tröster, unser Anwalt und Befürworter sowie unser wunderbarer Freund.

«Ich (Jesus) sage euch: «Wer das Reich Gottes nicht wie ein Kind annimmt, wird nicht hineinkommen» (Lukas 18,17; NGÜ).

«Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort befolgen, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen» (Johannes 14,23).

«Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da werde ich ausgiessen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, und eure jungen Männer werden Gesichte sehen, und eure Ältesten werden Träume haben; ja, auch über meine Knechte und über meine Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgiessen, und sie werden weissagen» (Apostelgeschichte 2,17–18).

«Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden» (Johannes 16,7; LUT).

«Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen» (Johannes 16,13).

«Uns aber hat es Gott geoffenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes. Denn wer von den Menschen kennt die Gedanken des Menschen als nur der Geist des Menschen, der in ihm ist? So kennt auch niemand die Gedanken Gottes als nur der Geist Gottes» (1. Korinther 2,10–11).

Wieso will Gott mit uns reden?

Gott hat uns als sein Ebenbild erschaffen. Er ist dieser vollkommene, liebende Vater und sein tiefstes Bedürfnis ist es, uns zu lieben, mit uns zu reden, sich auszutauschen, sich mitzuteilen, uns zu leiten, zu schützen und zu führen – genauso wie wir mit unseren Kindern reden, sie loben, erziehen, lehren und lieben. Wir brauchen den Rat dieses wunderbaren Vaters für unsere tagtäglichen Entscheidungen, wir brauchen seine Weisheit und Erkenntnis, um zu leben. Durch das Lesen des Wortes Gottes, im Dialog mit ihm und durch ständiges Fragenstellen, können wir ihn ergründen und erkennen, seinem Herzen näher kommen und ihm vertrauen. Wir nähern uns ihm wie Kinder, die zu ihrem Vater rennen, ihn um Rat fragen, weinen, sich trösten lassen, sich freuen, sich austauschen und vieles mehr.

Er will uns lieben

Wir sind dazu geschaffen, in Gemeinschaft mit Gott zu leben. All unser Sein sehnt sich danach, von ihm geliebt und erkannt zu werden. Darauf will Gott Antwort geben: Er liebt uns bedingungslos, ohne Grenzen und ohne Ende.

Er will uns näher an sein Herz ziehen

Er will uns Menschen näher zu sich bringen, damit wir ihn erkennen und anbeten. Wir wurden gemäss seinem Bild erschaffen, um mit ihm in Gemeinschaft zu leben und über die Erde zu herrschen. Schon im Paradies hat er zu uns geredet.

«Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild, uns ähnlich; die sollen herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde, auch über alles Gewürm, das auf der Erde kriecht! Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie» (1. Mose 1,26–27).

«Und sie hörten die Stimme Gottes des HERRN, der im Garten wandelte, als der Tag kühl war; und der Mensch und seine Frau versteckten sich vor dem Angesicht Gottes des HERRN hinter den Bäumen des Gartens. Da rief Gott der HERR den Menschen und sprach: Wo bist du? Und er antwortete: Ich hörte deine Stimme im Garten und fürchtete mich, denn ich bin nackt; darum habe ich mich verborgen! Da sprach er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, du solltest nicht davon essen? Da antwortete der Mensch: Die Frau, die du mir zur Seite gegeben hast, die gab mir von dem Baum, und ich ass! Da sprach Gott der HERR zu der Frau: Warum hast du das getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt; da habe ich gegessen!» (1. Mose 3,8–13).

«Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, so werde ich zu ihm hineingehen und das Mahl mit ihm essen und er mit mir» (Offenbarung 3,20).

Wieso will Gott mit uns reden?

Gott will uns führen und leiten

Gott redet mit uns, um uns zu führen und zu leiten.

«Meine Schafe hören auf meine Stimme. Ich kenne sie, und sie folgen mir» (Johannes 10,27; NGÜ).

«Ich will dich den Weg der Weisheit lehren, dich leiten auf gerader Bahn» (Sprüche 4,11).

«Ich will die Blinden auf einem Weg führen, den sie nicht kennen, und auf Pfaden leiten, die ihnen unbekannt sind; ich werde die Finsternis vor ihnen zum Licht machen und das Hügelige zur Ebene. Diese Worte werde ich erfüllen und nicht davon lassen» (Jesaja 42,16).

«Der HERR wird dich ohne Unterlass leiten und deine Seele in der Dürre sättigen und deine Gebeine stärken; du wirst sein wie ein wohlbewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, deren Wasser niemals versiegen» (Jesaja 58,11).

«Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen» (Johannes 16,13).

«Denn das Lamm, das inmitten des Thrones ist, wird sie weiden und sie leiten zu lebendigen Wasserquellen, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen» (Offenbarung 7,17).

Gott will sich uns offenbaren und uns sagen, wer wir sind

Gott will uns immer wieder zeigen und erfahren lassen, wie er ist und wer er ist. Es reicht nicht, nur über Gott zu hören oder uns Wissen über ihn anzueignen. Wir brauchen diese persönlichen Begegnungen. So wie Petrus. Er hat mit Jesus tagtäglich zusammengelebt, aber er brauchte den Vater im Himmel, der ihm zeigte, wer Jesus ist. Und wenn wir uns aufmachen, ihn kennenzulernen und ihn zu ergründen, wird er uns auch immer wieder sagen, wer wir sind und wofür er uns erschaffen hat, wie er uns sieht.

«‹Und ihr›, fragte er, ‹für wen haltet ihr mich?› Simon Petrus antwortete: ‹Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!› Darauf sagte Jesus zu ihm: ‹Glücklich bist du zu preisen, Simon, Sohn des Jona; denn nicht menschliche Klugheit hat dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Deshalb sage ich dir jetzt: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und das Totenreich mit seiner ganzen Macht wird nicht stärker sein als sie. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf der Erde bindest, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf der Erde löst, das wird im Himmel gelöst sein›» (Matthäus 16,15–19; NGÜ).

Wieso will Gott mit uns reden?

Gott redet, damit wir andere ermutigen

Wir hören Gott und er öffnet unser Ohr, damit wir andere Menschen ermutigen können.

«GOTT, der Herr, hat mir die Zunge eines Jüngers gegeben, damit ich den Müden mit einem Wort zu erquicken wisse. Er weckt Morgen für Morgen, ja, er weckt mir das Ohr, damit ich höre, wie Jünger hören» (Jesaja 50,4).

«Wer aber weissagt, der redet für Menschen zur Erbauung, zur Ermahnung und zum Trost» (1. Korinther 14,3).

Wer kann Gottes Stimme hören?

Weil Gott uns Menschen, wie wir schon gehört haben, als sein Ebenbild erschaffen hat, können wir alle seine Stimme hören –Nichtchristen wie Christen. Er redet zu allen und mit allen. Er hat uns schon geliebt, als wir noch Sünder waren. Er hat uns gekannt vor Grundlegung der Welt. In der heutigen Zeit fehlt uns aber oft die Sensibilität, ihn zu hören. Unsere Sinne sind nicht mehr auf ihn ausgerichtet und durch unseren Lebenswandel und den unserer Vorfahren sind unsere geistlichen Ohren evtl. verstopft oder verunreinigt. Trotzdem vermögen wir seine Stimme zu hören. Adam und Eva haben ja auch nach dem Sündenfall mit Gott kommuniziert.

«Denn ihr könnt alle einer nach dem anderen weissagen, damit alle lernen und ermutigt werden» (1. Korinther 14,31).

In Jeremia 33,3 sagt Gott, er wird uns antworten und uns Geheimnisse offenbaren, wenn wir ihn anrufen: «Rufe mich an, so will ich dir antworten und dir grosse und unbegreifliche Dinge verkünden, die du nicht weisst.»

In Psalm 91,15 heisst es: «Ruft er mich an, so will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn befreien und zu Ehren bringen.»

Ich habe diese Verheissungen einfach kindlich geglaubt und ausprobiert, ob sie funktionieren. Und er hat seine Zusagen gehalten. Wir dürfen mit der Erwartung leben, dass Gott zu uns spricht, uns hört, uns antwortet, und darauf vertrauen, dass er es liebt, mit uns zu kommunizieren. Gott möchte uns in eine innige Beziehung mit ihm führen. Je mehr wir uns darauf ausrichten, ihn zu hören, umso mehr lernen wir ihn und seine Stimme kennen.

Tipp

✴ Nimm seine Zusagen ernst und probiere aus, ob sie funktionieren.

✴ Vertraue kindlich darauf, dass Gott es liebt, mit uns zu kommunizieren.

✴ Je mehr Fragen wir stellen und Gott in unseren Alltag integrieren, umso mehr kann er sich offenbaren.

Wie redet Gott?

Je länger ich mit Gott unterwegs bin, desto mehr sprengt er mein Denken und meine Vorstellungen in Bezug darauf, wie und durch was er zu mir redet. Ich entdecke immer wieder neue Varianten. Er ist in allem, weil er alles geschaffen hat. Dadurch kann er auch durch alles, was er geschaffen hat, sprechen. Es begeistert mich immer wieder, wie kreativ Jesus ist. Er gebraucht alle meine Sinne, die Natur, andere Menschen, Zeitungen, Gegenstände – einfach alles. Zentral dabei ist, dass wir aufmerksam sind, uns auf diesen Dialog mit ihm einlassen und ihn immer wieder fragen. Die folgenden Beispiele geben einen kleinen Einblick in sein Reden mit mir. Er spricht anders mit mir als mit dir. Gott kommuniziert mit jedem von uns auf eine andere Art und Weise, weil jeder von uns einzigartig geschaffen ist. Seine Kreativität hat keine Grenzen. Hier einige Beispiele:

Durch sein Wort

Mein Mann und ich wollten uns selbstständig machen. Eine Option war, uns an die Agentur eines Freundes meines Mannes anzuschliessen. Wir haben gebetet und Gott um Rat gefragt. Einige Tage später sprang meinem Mann beim Bibellesen ein Vers re-

gelrecht entgegen: «… und das Haus Hebers, des Keniters, hatten Frieden miteinander» (Richter 4,17). Der Freund, mit dem wir uns selbstständig machen wollten, hiess «Heber» mit Nachnamen. Dies war Gottes Antwort. Bis heute sind wir in einer Partnerschaft mit ihm, unsere Agentur läuft bestens und ist gesegnet.

So redet Gott oft zu mir. Er hebt beim täglichen Bibellesen eine Stelle besonders hervor und beantwortet mir so eine Frage, die ich ihm zuvor gestellt habe. Oder ich habe eine konkrete Frage und bitte ihn, dass er mir jetzt durch sein Wort antwortet, und schlage die Bibel zufällig auf. Meist finde ich so die Antwort.

Meine Erfahrung ist aber, sobald mein «Antworten-Finden» zu einer Methode wird und die Beziehung zu Jesus nicht mehr im Vordergrund steht, nimmt Gott dieses gut funktionierende Werkzeug weg. Er möchte, dass ich mich wieder aufmache, ihn suche und er mir auf eine neue Art und Weise antworten kann. Es geht ihm dabei um mein Herz und mein geistliches Wachstum.

Manchmal sehe ich vor meinen inneren Augen ein Bild und es erinnert mich an eine Begebenheit in der Bibel. Oder ein anderes Mal fragt mich jemand um Rat und mir fällt spontan eine Bibelstelle ein. Wenn ich regelmässig in seinem Wort lese, wird Gott sich mir offenbaren. Sein Wort zeugt von ihm und ich lerne Gott mit seinen Gedanken und Absichten besser kennen. Sein Wort ist Wegweisung und Leitplanke, in ihm sind tiefe Schätze verborgen.

Sein Wort ist eine Waffe.

Wenn wir die Bibel zusammen mit dem Heiligen Geist lesen, wird sie lebendig. Ohne ihn kann es sein, dass einfach nur unser Verstand «gefüttert» wird, nicht aber unser Herz. Dann wird der Buchstabe Gesetz und bringt kein Leben.

«… keine Weissagung der Schrift ist von eigenmächtiger Deutung» (2. Petrus 1,20–21).

Wie redet Gott?

«Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin, und sie ist‘s, die von mir zeugt» (Johannes 5,39; LUT).

«Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg» (Psalm 119,105).

Fragen

✴ Wie liest du in der Bibel? Ist sie für dich lebendig? Macht dir das Bibellesen Freude?

✴ Welche Prägung hast du? Ist Bibellesen eine Pflicht oder ein Muss für dich?

✴ Wie gut kannst du dich konzentrieren, wenn du die Bibel liest? Was kannst du tun, um nicht abzuschweifen oder müde zu werden?

Tipp

✴ Wenn wir regelmässig sein Wort lesen, legen wir einen Speicher in uns an, auf den der Heilige Geist zugreifen kann.

✴ Bitte Gott, dass er dir Freude und Hunger gibt, sein Wort zu lesen.

✴ Lies auch in der Bibel, wenn du keine Lust dazu hast. Gott liebt deine Suche im Wort und er liebt es, sich dir darin zu offenbaren. Du wirst mit innerlichen Schätzen belohnt werden.

✴ Falls du dich nicht konzentrieren kannst und die Buchstaben vor deinen Augen verschwimmen, bitte den Heiligen Geist, dass er dir den Grund offenbart. Es kann auch mit Generationenschuld und/oder unserer eigenen Vergangenheit zu tun haben.

Gebetserhörungen

Was gibt es Schöneres, als Gottes Eingreifen zu erleben, nachdem wir ein Gebet gesprochen oder einen Hilferuf in den Himmel geschickt haben? Wir wissen, er hat uns gehört und er hat gehandelt. Unsere Gebete sind meist kein Dialog mit Gott, sondern Wünsche und Hilfeschreie, die Jesus hört und oft auch beantwortet. Er zeigt uns hiermit, wie wichtig wir ihm sind, dass er uns ernst nimmt und seine Zusagen hält. Leider kommt es sehr häufig vor, dass ich gar nicht erst bete, sondern es im Alleingang versuche. Immer wieder nehme ich mir vor, ihn viel öfter zu fragen und ihn in alles zu integrieren, was mich in meinem Alltag beschäftigt.

«Bis jetzt habt ihr nicht in meinem Namen (im Namen Jesus) gebeten; bittet, so werdet ihr empfangen, damit eure Freude völlig wird!» (Johannes 16,24).

Einmal musste ich einen elektronischen Newsletter erstellen. Ich habe zuerst den Text und anschliessend die Bilder eingefügt – mein Alltagsjob. Doch ein Bild liess sich einfach nicht hineinstellen. Jedes Mal kam eine Fehlermeldung. Ich probierte es nochmals, speicherte neu ab und versuchte es mit einem anderen Bild. Ich hatte bereits über eine Stunde verloren und war ärgerlich, da noch so viel anderes erledigt werden musste. Dann endlich dachte ich an Jesus und betete verzweifelt: «Herr, wieso geht es bei diesem Bild nicht? Zeig es mir bitte!» Ich versuchte es dann weiter und auf einmal schoss mir der Gedanke durch den Kopf, den Bildmodus zu kontrollieren. Das war die Lösung! Das Bild war in einem falschen Modus abgespeichert. Ich wechselte den Modus und es klappte. Wie viel Zeit hätte ich eingespart, hätte ich nur früher Jesus gefragt!

Wie redet Gott?

Fragen

✴ Ist Jesus Teil deines Alltags oder ist er nur in der Kirche oder Gemeinde für dich präsent?

✴ Integrierst du Gott in deinen Alltag und besprichst du deine Probleme mit ihm?

Tipp

✴ Integriere Jesus in deinen Alltag. Frage ihn immer wieder und rede mit ihm über alles.

✴ Wenn du mal vergessen hast, ihn zu fragen, kehre einfach zu ihm zurück und fange von vorne an.

Durch Träume

Ein Jahr nachdem ich mein Leben in Jesu Hände gelegt hatte, wurde es meiner Meinung nach Zeit, etwas für Jesus zu tun. Ich fragte ihn: «Wo ist mein Platz, was kann ich für dich tun?» Etwa zwei Tage später hatte ich einen Traum: Im Traum sass ich neben einer Frau, die in der Stiftung Schleife arbeitete. Sie sagte zu mir: «Jetzt ist die Zeit für ein Seminar!» Ich fragte: «Was für ein Seminar?» Sie entgegnete: «Das Seminar, das ich leite.» Am nächsten Tag schaute ich alle Prospekte von den Seminaren der Stiftung Schleife durch und entdeckte, dass diese Frau ein Seminar leitete, das drei Wochen später stattfand: den Grundkurs Prophetie. Ich meldete mich an und nahm teil, ohne zu wissen, was Prophetie überhaupt ist. Aber während des Grundkurses fühlte ich mich total wohl und wusste, ich bin am richtigen Platz.

Gott redet sehr oft durch Träume, gibt Weisung durch sie, warnt, führt und leitet uns. Wie es in Hiob 33,15–18 heisst: «Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt und sie auf ihren Lagern schlummern, da öffnet er das Ohr der Menschen und besiegelt seine Warnung an sie, um den Menschen von seinem Tun abzubringen und den Mann vor dem Hochmut zu bewahren, damit er seine Seele vom Verderben zurückhalte, und sein Leben davon, in den Wurfspiess zu rennen.»

Auch in der Bibel hat sich Gott durch Träume Menschen offenbart – denen, die ihn kannten, wie auch denen, die ihn nicht kannten. Denken wir nur an den Pharao (siehe 1. Mose 41), den König Nebukadnezar (siehe Daniel 2,3ff.; 4,2ff.) oder aber an Joseph, den Mann von Maria (siehe Matthäus 1,20ff.; 2,19ff.).

Fragen

✴ Träumst du? Wenn ja, wie träumst du?

✴ Träumst du regelmässig? Schreibst du deine Träume auf und fragst du Gott, was sie bedeuten?

✴ Hast du vielleicht Angst zu träumen, weil du oft Albträume hast?

Tipp

✴ Wenn du nicht träumst, kann es sein, dass du eventuell als Kind Albträume hattest und dann beschlossen hast, nicht mehr zu träumen. Du darfst Jesus darum bitten, dass er dir wieder Träume schenkt, und sicher sein, dass er deine Träume schützt.

✴ Wenn wir unsere Träume ernst nehmen, sie aufschreiben und vor Gott bewegen, kann und wird er uns mehr anvertrauen und uns Wegweisung geben.

Wie redet Gott?

✴ Du kannst deine Träume der Herrschaft Jesu unterstellen. Wenn wir öfter Albträume haben, kann es ein Zeichen für unverheilte Wunden oder schlimme Erfahrungen in unserem Leben sein. Es kann auch noch eine Tür zu Okkultismus/Hexerei offen stehen – in unserem eigenen Leben oder dem unserer Vorfahren. Hier können wir Gott, gegebenenfalls auch stellvertretend, um Vergebung bitten und diese Tür im Namen von Jesus Christus schliessen.

Durch innere Bilder

Wir machen eine kleine Übung: Schliesse bitte die Augen und stelle dir ein Fahrrad vor. Siehst du es innerlich vor dir? Was für eine Farbe hat es, hat es eine Klingel, wie sehen die Speichen aus? Dies ist ein inneres Bild.

Ich habe lange angenommen, dass ich so etwas nicht sehen kann. Dann habe ich herausgefunden, dass ich immer zuerst den Gedanken habe und dann das Bild vor mir sehe.

Wenn ich zum Beispiel Gott um ein Bild für eine Person bitte, läuft das oft wie folgt ab: «Jesus, was sehe ich?» Dann kommt der Gedanke: «Du siehst einen Baum mit ganz tiefen Wurzeln.» Dann frage ich wieder zurück: «Und wie sieht der Baum aus?» – «Er hat grosse, grüne, saftige Blätter und trägt verschiedene Früchte.» –«Wie sieht es denn rundherum aus?» – «Der Baum steht an einem Fluss.» Und dann sehe ich innerlich dieses Bild vor mir.

Andere sehen direkt, ohne vorherigen Gedankendialog. Manchmal sehen wir es farbig, manchmal nur schwarz-weiss. Dies sind innere Bilder und Gott spricht durch sie oder eben auch durch Gedankenbilder.

Wenn wir ein Bild empfangen haben, dürfen wir mit dem Heiligen Geist in dieses Bild «hineingehen» und ihn um mehr Details bitten. Auch Daniel hat das so gemacht. In Daniels Beschreibung seiner Visionen sehen wir, dass er immer mehr in dieses Bild eingetaucht ist. Er hat immer wieder nachgefragt und so weitere Offenbarung und Interpretation erhalten (siehe Daniel 7,6.11.16.19).

Tipp

✴ Bitte Gott um Bilder für Situationen, Menschen und dich selbst.

✴ Wenn du ein Bild siehst, bitte Gott um mehr Details und warte, ob er dir antwortet.

Durch eine innere Stimme

Wir starten wieder mit einer kleinen Übung: Schliesse deinen Mund und sage deinen Namen. Hast du deinen Namen gehört? Genau so können wir auch Gott mit einer inneren Stimme hören. Oft denken wir, dass es unsere eigene Stimme ist, wenn Gott zu uns redet. Doch je mehr wir uns darin üben, umso besser werden wir die Stimme Gottes von unserer eigenen Stimme und unseren eigenen Gedanken unterscheiden können.

Eine Freundin von mir war verantwortlich für die Verpflegung auf einer Konferenz. Sie fragte den Heiligen Geist, wie viele Früchtebecher sie machen sollte, und hörte eine innere Stimme sagen: «80 Stück.» Das Team hat dann 84 Früchtebecher abgefüllt – und vier sind übrig geblieben. Dies war die Bestätigung von Gott, dass sie nicht ihre, sondern seine Stimme gehört hatte.

Tipp

✴ Vertraue auf die innere Stimme und folge ihr. Du wirst mit der Zeit lernen, wann es Gott ist, der redet, und dein Unterscheidungsvermögen wird wachsen.

Durch Gedanken, Eindrücke, Gedankenblitze

Gott kommuniziert mit mir am häufigsten in meinen Gedanken. Es dauerte eine Zeit, bis ich realisiert habe, dass es eben nicht meine Gedanken sind, sondern dass es Gottes Gedanken sind. Die Unterscheidung, was nun Gottes und was unsere eigenen Gedanken sind, ist herausfordernd. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Möglichkeiten gibt, herauszufinden, ob es seine oder meine Gedanken sind. Ich kann zum Beispiel dem Gedanken nachgehen, bei Gott nochmals nachfragen, also Rückfrage halten, oder ich kann den Gedanken umsetzen und schauen, ob Gott ihn bestätigt.

Einmal war ich zu Hause und musste plötzlich an meine Putzfrau denken. Ich hatte den Eindruck, dass sie Todesgedanken hat und sich in einer hoffnungslosen Situation befindet. Daraufhin betete ich für sie. Am nächsten Tag kam sie zu mir und ich fragte sie, wie es ihr gehe. Sie erzählte mir von ihrer ausweglosen Lage, ich konnte für sie beten und sie legte ihr Leben in die Hände Jesu. Hätte ich am Tag vorher diesen Gedankenblitz nicht ernst genommen und sie nicht nach ihrem Befinden gefragt, wäre dieses Gespräch nie zustande gekommen. Wie oft haben wir Gedankenblitze, die wir aus Eile oder Geschäftigkeit beiseiteschieben. Wir vergessen sie und verpassen so die Chance, von Gott zu hören und zu erleben, wie seine Pläne durch und mit uns zur Erfüllung kommen.

Tipp

✴ Stelle deine Gedanken unter den Befehl Christi (siehe 2. Korinther 10,5).

✴ Gehe eine Woche lang jedem Gedankenblitz nach und frage Gott, was du tun sollst.

Durch die Natur, Zeitungen, Gegenstände

Eines Morgens nach dem Frühstück fragte ich Gott, was ich heute tun sollte. Ich sah dann auf dem Esstisch den Prospekt einer Möbelfirma liegen und hörte eine innere Stimme, die sagte: «Diese Sonnenliegen sind im Angebot. Geh und kaufe sie.» Ich dachte, das ist sicher nicht Gott. Bestimmt sind es meine Gedanken, denn einen Tag zuvor hatte ich beim Anschauen des Prospektes gedacht, dass diese Liegen sehr gut auf unsere Terrasse passen würden. Ich fragte Gott nochmals. Wieder hörte ich, dass ich diese Sonnenliegen kaufen sollte. Darauf diskutierte ich mit Gott: «Ich habe drei kleine Kinder, wie soll ich das denn machen?» Er antwortete mir: «Nimm das Tragetuch für den Kleinen, die anderen beiden nimmst du an die Hand, und dann gehst du direkt in die Gartenabteilung.» Also setzte ich mich ins Auto, fuhr dorthin und ging mit den drei Kindern direkt in die Gartenabteilung. Da stand eine lange Schlange von Menschen. Ich beachtete sie gar nicht, sondern schnappte mir den nächsten Verkäufer und fragte ihn, wo denn die vergünstigten Sonnenliegen wären. Er entgegnete: «Wie viele brauchen Sie denn?» Ich antwortete: «Zwei.» Er ging nach hinten und kam mit zwei Liegen auf einem Wagen wieder zurück und sagte: «Hier sind Ihre zwei Liegen. Sie haben Glück gehabt, eben hat jemand seine Bestellung abgesagt. Aber gehen Sie bitte schnell zur

Wie redet Gott?

Kasse, denn all die Menschen in der Schlange wollen diese Liegen auch!» So hat Gott mir bestätigt, dass er es wirklich war, der durch diesen Prospekt gesprochen hatte.

Ein anderes Mal lag ich in der Badewanne und las ein Magazin. Ein Artikel darin erinnerte mich an meine Freundin. Ich hatte den Eindruck, dass ich sie anrufen sollte, aber ich lag ja in der Badewanne. Ich dachte: «Nein, das war bestimmt mein Gedanke, nicht Gott.» Mein Mann kam vom dritten Stock herunter, öffnete die Tür zum Badezimmer und fragte: «Du hast mich gerufen? Was ist denn?» – Ich war perplex und antworte: «Nein, ich habe dich nicht gerufen, aber wenn du schon da bist, bring mir doch bitte das Telefon, ich möchte meine Freundin anrufen». Ich rief sie an und sie erzählte mir, dass sie gerade in einer sehr schwierigen Situation war. Sie wollte soeben zu einer schwierigen Sitzung aufbrechen, war voller Angst und hatte Kopfschmerzen. Am Telefon beteten wir zusammen. Anschliessend ging sie beruhigt und ohne Kopfschmerzen zu dem Treffen und die Sitzung verlief gut.

Gott redet durch seine Schöpfung, durch Alltagsgegenstände, durch Dinge, die uns auffallen. Immer wieder fordert er uns auf und lockt uns, mit ihm in Kontakt zu treten, mit ihm zu kommunizieren, ihn zu fragen, von ihm geführt und geleitet zu werden.

Tipp

✴ Gehe mit aufmerksamen Sinnen durch den Tag und frage immer wieder Gott, ob er etwas sagen will.

✴ Wenn wir glauben, etwas von Gott gehört zu haben, und es dann tun, kann er es auch bestätigen.

Durch

Personen, die einander ähneln

Gott offenbart uns manchmal Dinge über Personen, die wir nicht kennen, aufgrund der Ähnlichkeit, die sie mit einer uns bekannten Person haben. Wir schauen jemanden an und glauben, unsere Freundin oder vielleicht den Nachbarn zu sehen. Auf den zweiten Blick entdecken wir, dass sie es gar nicht sind. In dem Moment können wir einhaken und Gott fragen, ob er uns etwas sagen möchte. Steckt diese Person vielleicht in einer ähnlichen Lebenslage wie die Person, an die sie uns erinnert? Oder hat sie ähnliche Stärken, Fähigkeiten oder Charakterzüge wie diese Person? Umgekehrt erinnert uns Gott mit solch einer Begegnung gegebenenfalls an eine uns bekannte Person und gibt uns ein Wort für sie oder den Auftrag, für sie zu beten. Zu beachten ist dabei, dass unser Hören durch die Erfahrung mit der bekannten Person gefärbt ist – positiv wie negativ. Bevor wir also ein prophetisches Wort weitergeben, müssen wir zunächst den Heiligen Geist fragen, was wir weitergeben sollen.

Tipp

✴ Wenn mich jemand an eine Person erinnert, frage ich bei Gott nach, ob er mir damit etwas sagen will.

Durch unseren Körper

Gott kann auch durch unseren Körper sprechen. Wenn auf einmal mein Knie schmerzt, mein Fuss kribbelt oder ich von einem Moment auf den anderen Kopfschmerzen bekomme, ist es möglich, dass der Heilige Geist mir dadurch etwas sagen will. Hier

sollten wir aufmerksam sein und einen «Bodycheck» vornehmen: Wie fühle ich mich? Was passiert gerade mit und in meinem Körper? Tut mir etwas weh, habe ich eine Körperempfindung? Hatte ich diese Schmerzen oder diese Empfindung schon vorher? Wenn nicht, kann ich Gott fragen, was sie bedeuten. Ich war ganz neu im Prophetischen Team und am Entdecken, auf wie viele verschiedene Arten Gott mit uns spricht. Mein Gruppenleiter fragte mich zu Beginn des Abends, ob es einen Bereich gäbe, in dem ich wachsen wollte. Ich entgegnete ihm, dass ich sehr gerne einen Eindruck von Gott über meinen Körper erhalten würde. Er betete für mich. Anschliessend hörten wir prophetisch für eine junge Frau und plötzlich fing mein linkes Ellbogengelenk an zu schmerzen und mein linker Arm wurde vom Ellbogen bis zum Handgelenk schwer und schlief ein. Ich wusste, dass dies ein Eindruck von Gott war, hatte aber keine Ahnung, was er bedeuten könnte. Ich sagte dann einfach, was ich spürte, und mein Leiter erhielt die Interpretation von Gott. Das Gelenk stand symbolisch für eine Beziehung zu einem Menschen und der eingeschlafene Arm versinnbildlichte, dass diese Beziehung eingeschlafen war und dies sehr schmerzte. Und genau so war es: Eine Woche zuvor hatte der Freund dieser Frau die Beziehung beendet und sie war darüber sehr traurig, doch sie fühlte sich getröstet und aufgehoben, weil Gott mit ihr in dieser Situation war.

Gewöhnlich redet Gott auf diese Weise zu uns, wenn er Schmerzen und Krankheiten heilen will. Diese Eindrücke können aber auch symbolisch gemeint sein. Nicht immer geht es um Heilungen. Wenn mir zum Beispiel die Hüfte wehtut, kann es auch ein Hinweis auf die Bibelstelle in 1. Mose 32,32–33 sein: «Und die Sonne ging ihm auf, als er an Pniel vorüberzog; und er hinkte wegen seiner Hüfte. Darum essen die Kinder Israels bis zum heutigen Tag die Sehne nicht, die über das Hüftgelenk läuft, weil er Jakobs Hüftgelenk, die Hüftsehne, angerührt hat.»

Vielleicht weist Gott mich mit diesem Eindruck darauf hin, dass diese Person auch einmal mit Gott gerungen, aber ihn, wie Jakob, nicht losgelassen hat, bevor sie von ihm gesegnet wurde. Manchmal spricht er auch durch ein Kribbeln oder einen Juckreiz, um uns auf ein spezielles Körperteil aufmerksam zu machen.

In der Regel offenbart uns Gott im Dialog die Bedeutung oder die Symbolik dessen, was wir wahrnehmen und was er dadurch tun und sagen möchte.

Tipp

✴ Wenn uns plötzlich etwas wehtut oder unser Körper reagiert, können wir Gott fragen, was er dadurch zu uns sagen will.

Durch unsere Gefühle

Bestimmt ist es dir auch schon einmal so ergangen: Du bist fröhlich, pfeifst vor dich hin, gehst einkaufen, betrittst ein Geschäft, kehrst zu deinem Auto zurück und bist auf einmal traurig und pessimistisch. Deine Freude ist verflogen.

Oft greifen wir die Stimmung unserer Umgebung oder die Gefühle anderer Menschen auf und glauben dann, dass wir uns so fühlen würden. In diesen Situationen können wir den Heiligen Geist fragen: «Wo habe ich diese Gedanken und Stimmungen aufgelesen? War es die Atmosphäre in dem Laden oder hat es etwas mit der Frau zu tun, die vor mir an der Kasse stand?» Dann können wir für das Geschäft oder die Person beten und die Last wieder an Gott abgeben. Vielleicht hast du auch schon erlebt, dass du neben

einer Person stehst und auf einmal eine grosse Freude in dir aufsteigt. Dann kann es sein, dass Gott dir seine Freude über diese Person zeigt. Wenn wir mit aufmerksamen Sinnen und im Dialog mit Gott durch den Tag gehen, wird er uns sehr viel offenbaren und damit unser Unterscheidungsvermögen trainieren.

Durch Visionen

Visionen gibt es in verschiedenen Abstufungen. Geistesblitze sind flüchtige innere Bilder von kurzer Dauer, meist ist es ein unbewegtes Bild. Jesus hatte so einen Geistesblitz in Johannes 1,48: «Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bevor Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich» (LUT).

Innere Visionen sind stärker als Geistesblitze. Oft sind es aneinandergereihte Bilder mit einem Handlungsfaden, wie ein Film, der vor unseren inneren Augen abläuft. Eine innere Vision kann durch Ablenkung unterbrochen werden. Wir finden viele Beispiele für innere Visionen in der Bibel, z. B. in Hesekiel 1,1: «Im dreissigsten Jahr am fünften Tage des vierten Monats, als ich unter den Weggeführten am Fluss Kebar war, tat sich der Himmel auf, und Gott zeigte mir Gesichte» (LUT).

Bei offenen Visionen sehen wir mit unseren natürlichen Augen einen Sachverhalt, den andere so nicht wahrnehmen können. Oft ist es so, dass wir gar nicht realisieren, dass wir eine offene Vision haben, denn wir sehen Dinge, als wären sie wirklich da. Eine Überprüfung ist nur möglich, wenn wir andere fragen, ob sie in dem Moment das Gleiche sehen. Aber eigentlich gehen wir davon aus, dass dies so ist. In der Bibel finden wir eine solche Situation in

2. Könige 6,17: «Und Elisa betete und sprach: HERR, öffne ihm die Augen, dass er sehe! Da öffnete der HERR dem Diener die Augen und er sah, und siehe, da war der Berg voll feuriger Rosse und Wagen um Elisa her» (LUT).

Ich habe Gott gebeten, mir doch zu zeigen, wann ich eine offene Vision habe. So war ich einmal Teil des Prophetischen Gebetsteams und wir durften für eine Person hören. Mir fiel die Uhr dieser Person auf und Gott fing an, über diese Uhr zu mir zu reden. Im weiterführenden Dialog mit ihm erhielt ich einen Eindruck für die Person und gab ihn weiter. Danach bat ich Gott um einen weiteren Eindruck, sah die Person nochmals an und bemerkte, dass sie überhaupt keine Uhr trug. So zeigte Gott mir, dass es sich um eine offene Vision handelte, denn die «angebliche» Uhr war ja Ausgangspunkt des Eindrucks.

Verzückung/Trance

Eine Verzückung bzw. eine Trance ist ein Zustand, in dem die Sinne und der Verstand nicht mehr vollkommen zugänglich sind. Man hat das Gefühl, von der Umgebung losgelöst zu sein. Verzückungen sind intensiver und andauernder als Visionen. Man ist dabei Teil des Geschehens, im Gegensatz zu Visionen, die vorwiegend als Beobachter erlebt werden. Petrus erlebte beispielsweise eine Verzückung in Apostelgeschichte 10,10–11: «Und als er hungrig wurde, wollte er essen. Während sie ihm aber etwas zubereiteten, geriet er in Verzückung und sah den Himmel aufgetan und etwas wie ein grosses leinenes Tuch herabkommen, an vier Zipfeln niedergelassen auf die Erde» (LUT).

Trancen liegen auf einer höheren Ebene der Offenbarung als Träume und Visionen, weil sie weniger subjektiv sind. Man kann sich nicht selbst in eine Trance oder Verzückung versetzen. Trancen kommen vom Herrn und dauern so lange, wie er es will.

Entrückung

Eine Entrückung ähnelt einer Trance, doch wird die Person dabei an einen anderen Ort versetzt. In der Bibel finden wir ein Beispiel dafür in 2. Korinther 12,2–3, wo Paulus beschreibt, wie er in den dritten Himmel entrückt wurde. Er war sich nicht sicher, ob dabei nur sein Geist oder tatsächlich auch sein Körper in den Himmel entrückt wurde. Auch Hesekiel erlebte eine Entrückung im Geist (siehe Hesekiel 3,12–15) sowie Johannes (siehe Offenbarung 1,10 und 4,1–2).

Durch Engel

Oft redet Gott durch Engel zu seinem Volk in Träumen oder Visionen, wie z. B. zu Joseph, dem Mann von Maria (siehe Matthäus 1,20; 2,13; 2,19). Engel erscheinen Menschen aber auch ganz real, wie in Lukas 1,11, als ein Engel Zacharias begegnet ist. In Apostelgeschichte 12,7–10 befreite ein Engel Petrus aus dem Gefängnis. Wir reduzieren die Engel leider oft auf ihre Funktion als Beschützer. Diese Aufgabe erfüllen sie auch, und doch sind sie in erster Linie Botschafter, Anbeter und Kämpfer Gottes sowie «dienstbare Geister» für uns.

«Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche das Heil erben sollen?» (Hebräer 1,14).

Jeder von uns hat auch persönliche Engel, die nur für ihn da sind.

«Seht zu, dass ihr keinen dieser Kleinen verachtet! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel schauen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel» (Matthäus 18,10).

Oft treten Engel ganz natürlich in Erscheinung, eben als Menschen, und wir merken es gar nicht.

«Vernachlässigt nicht die Gastfreundschaft; denn durch sie haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt» (Hebräer 13,2).

Ganz wichtig ist, dass wir den Engeln nie direkt befehlen, sondern immer Gott bitten, dass er sie aussendet, denn Jesus hat dies so vorgelebt.

«Oder meinst du, ich könnte nicht jetzt meinen Vater bitten, und er würde mir mehr als zwölf Legionen Engel schicken?» (Matthäus 26,53).

Wir müssen auch wissen, dass nicht jeder Engel von Gott ist. Denn selbst Satan verkleidet sich als ein Engel des Lichts.

«Und das ist nicht verwunderlich, denn der Satan selbst verkleidet sich als ein Engel des Lichts» (2. Korinther 11,14).

Auch sollen wir keine Engel anbeten. Aller Lobpreis gebührt Gott allein.

«Und ich (Johannes) fiel vor seinen Füssen (den Füssen des Engels) nieder, um ihn anzubeten. Und er sprach zu mir: Sieh dich vor, tue es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an! Denn das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung» (Offenbarung 19,10).

Die verschiedenen Offenbarungsgaben

In der Bibel werden verschiedene Arten von Offenbarungen beschrieben. Es sind Gaben vom Heiligen Geist. Diese Gaben sind keine besondere Auszeichnung, keine Belohnung und kein Zeichen grosser «Geistlichkeit», sondern Geschenke und Werk zeuge zum Dienst am Leib. Von allen Geistesgaben (siehe 1. Korinther 12,8–10) besitzen vier Gaben einen Offenbarungscharakter:

1. Weisheitsrede

«Dem einen wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben …» (1. Korinther 12,8a; ELB).

Weisheitsrede ist eine göttliche Offenbarung darüber, was Gott in einer bestimmten Situation tun will, was er plant oder beabsichtigt. Diese Weisheit ist durch blosse menschliche Bildung nicht zugänglich. Im 1. Korintherbrief, Kapitel 1 und 2, macht Paulus deutlich, dass die Weisheit aus der Offenbarung kommt.

Salomo galt als der weiseste Mensch, der je gelebt hat. Ein Beispiel für seine Weisheit war das Urteil, welches er im Fall der bei-

den Frauen sprach, die dasselbe Kind als ihr eigenes beanspruchten (siehe 1. Könige 3,23–28). Auch Gamaliel war voller Weisheit, als er eine Verurteilung der Apostel verhinderte, indem er feststellte, dass eine Bewegung, die von Gott initiiert ist, niemand aufhalten kann (siehe Apostelgeschichte 5,34–39).

2. Erkenntnisrede

«…; einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist …» (1. Korinther 12,8b; ELB).

Gemeint ist hier das Erkennen eines besonderen Sachverhalts, der nicht auf natürliche Weise in Erfahrung zu bringen ist. Oft handelt es sich um Namen, Berufe, Ereignisse oder Einzelheiten über eine Person. Meist enthält ein solches Wort keine Hinweise auf eine Lösung, oder was zu tun wäre, sondern nur Informationen über Fakten. Eine Person mit dieser Gabe weiss einfach zutiefst, dass die Information wahr ist, kann es aber nicht begründen.

Die Gabe der Erkenntnis war beispielsweise wirksam, als Jesus erkannte, dass die Samariterin, die er am Brunnen traf, mehrere Männer gehabt hatte (siehe Johannes 4,18). Und Petrus wusste durch die Gabe der Erkenntnis, dass Ananias und Saphira nicht die ganze Wahrheit gesagt hatten (siehe Apostelgeschichte 5,3–4).

Weiter gehören dazu auch das Auslegen der Schrift, das Auslegen von Bildern und Träumen sowie das Erkennen von gesellschaftlichen und politischen Zusammenhängen. Bezüglich der Erkenntnis warnt Paulus, dass sie uns aufblähen kann (siehe 1. Korinther 8,1).

Tipp

✴ Trainiere deine Gabe der Erkenntnis überall im Alltag, zum Beispiel in einem Restaurant. Frage Gott, wie die Bedienung heisst, wie alt sie ist, ob sie verheiratet ist, ob sie Kinder hat, wie viele Kinder sie hat und was sie zurzeit gerade bewegt. Möglicherweise gibt Gott dir die Gelegenheit, mit dieser Person zu sprechen, und deine Eindrücke werden bestätigt.

3. Rede aus Eingebung (Weissagung)

«…; einem andern prophetische Rede …» (1. Korinther 12,10b; LUT).

Diese Gabe lässt sich nicht klar von der Erkenntnisrede unterscheiden. Sie wird auch die Gabe der Weissagung genannt. Es ist mehr als das «Wissen» in Form eines von Gott gegebenen Eindrucks, Traumes oder Gedankens. Die Gabe der Weissagung beinhaltet gegenüber der Erkenntnisrede noch mehr den Aspekt der Erbauung, der Ermahnung und des Trostes. Besonders an dieser Gabe ist, dass sie u. a. evangelistische Sprengkraft besitzt: «Wenn aber alle weissagten und es käme ein Ungläubiger oder Unkundiger herein, so würde von allen überführt, von allen erforscht; und so würde das Verborgene seines Herzens offenbar, und so würde er auf sein Angesicht fallen und Gott anbeten und bekennen, dass Gott wahrhaftig in euch ist» (1. Korinther 14,24–25).

4. Unterscheidung der Geister

«…; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden …» (1. Korinther 12,10c; LUT).

Der Begriff «Geist» wird in der Bibel für Engel, Dämonen, das Herz, den Heiligen Geist, Salbungen oder den motivierenden Einfluss einer Person verwendet. Die Unterscheidung der Geister bezeichnet die Fähigkeit, die verschiedenen Arten von Geistern und Salbungen zu erkennen und zu unterscheiden. Diese Gabe kann geistliche Gaben, Berufungen und Salbungen offenlegen und konzentriert sich nicht nur auf das Erkennen von dem, was geistlich richtig oder falsch ist.

Laut Hebräer 5,14 lernen wir zu unterscheiden, was gut und was böse ist, wenn wir unsere Sinne trainieren. Dieses Training beginnt im eigenen tagtäglichen Leben, und indem wir herausfinden, was guttut und was nicht. Oft kommt das Böse sehr schön und verlockend daher und ist als solches nicht immer offensichtlich. Beim Betreten von Einkaufszentren oder anderen Gebäuden kann man im Austausch mit dem Heiligen Geist zum Beispiel fühlen und wahrnehmen, was für eine Atmosphäre und was für ein Geist vorherrschend ist. Mit ihm zusammen spüren wir, ob Friede, Freude, Motivation und Miteinander in der Luft liegen oder ob beispielsweise Geld und Korruption die Atmosphäre bestimmen.

Mit dem Wachsen der Unterscheidung erkennen wir immer mehr den Heiligen Geist und seinen Willen. Wir spüren, wo er ist, was er tun will, was ihn betrübt und was ihm Freude bereitet. Darüber hinaus erkennen wir bei uns und bei anderen Menschen, was unser Leben behindert (z. B. ein Generationenerbe mit Kontrolle und Manipulation), und wir nehmen natürlich auch die positiven Segnungen, Salbungen und Gaben wahr.

Ein Beispiel dazu finden wir in Apostelgeschichte 16, wo ein Mädchen viele Tage hinter Paulus herlief und schrie: «Diese Menschen sind Knechte des allerhöchsten Gottes, die euch den Weg des Heils verkündigen» (Vers 17). Obwohl das, was das Mädchen ausrief, die Wahrheit war und zutraf, erkannte Paulus, dass sie einen Wahrsagegeist hatte. Aus ihr sprach nicht der Heilige Geist, sondern ein dämonischer Geist.

Satan, der sich als Engel des Lichts verkleidet, kann nur durch die Gabe der Unterscheidung der Geister erkannt werden (siehe 2. Korinther 11,13–15).

Gott redet durch alle unsere Sinne

Wir haben fünf natürliche Sinne: Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen. Diese Sinne sind in unserem Körper und in unserer Seele angesiedelt.

Natürliches Riechen

Wir können bis zu 4000 verschiedene Gerüche unterscheiden.

Der Geruchssinn prüft stetig unsere Atemluft hinsichtlich Gefahren und warnt uns vor Rauch oder schädlichen Gasen.

Natürliches Fühlen

Unsere Haut ist mit ungefähr zwei Quadratmetern das grösste Organ. Besonders ausgeprägt ist der Tastsinn in unseren Fingerkuppen. Die Oberhaut ist die äussere Hülle und umschliesst den Körper. Sie ist sehr stabil und dient als Schutz. In der Lederhaut,

der mittleren Schicht, befinden sich die Sinneszellen. Durch sie spüren wir Druck, Schmerz, Wärme und Kälte. Die Unterhaut ist die dritte Hautschicht. Hier findet die Blutversorgung statt und befinden sich die Fettzellen. Sie ist auch für die Temperaturregulierung wichtig.

Natürliches Schmecken

Der Zungenkörper ist Träger der Geschmackspapillen. Diese Empfindungen (süss, sauer, salzig, bitter) sind auf der Zunge an verschiedenen Stellen angesiedelt. Um mehr Geschmacksrichtungen erkennen zu können, brauchen wir zum Schmecken auch die Nase. Die Zunge hat zudem einen ausgezeichneten Tastsinn mit Vergrösserungseffekt. Wenn wir z. B. eine Fischgräte mit der Zunge ertasten, erscheint sie grösser, als sie in Wirklichkeit ist.

Natürliches Hören

Geräusche erzeugen Schallwellen, die zum Trommelfell gelangen. Diese Schallwellen versetzen das Trommelfell in Schwingungen. Die Gehörknöchelchen leiten die Schwingungen an das Innenohr weiter, wo sich das eigentliche Hörorgan, die Schnecke, befindet. Dort werden die Schwingungen in Signale umgesetzt und an das Gehirn weitergegeben. Das Gehirn sagt uns dann, was wir hören. Im Innenohr befindet sich neben der Schnecke auch der Gleichgewichtssinn. Er hilft uns, das Gleichgewicht zu halten. Jede Be-

wegung, jede Lageveränderung wird dem Gehirn gemeldet. Das menschliche Ohr kann Lautstärken von 10 bis 140 Dezibel wahrnehmen. Die Schmerzgrenze liegt bei 120 Dezibel.

Natürliches Sehen

Das Auge nimmt die meisten Informationen wahr, die dem Menschen aus der Umwelt geliefert werden. Mit den Augen orientiert er sich in seiner Umgebung und nimmt Kontakt zu anderen Menschen auf. Die Lichtstrahlen, die auf der Netzhaut eintreffen, müssen in Nervenimpulse umgewandelt werden. Bevor aber der Lichtstrahl an die Netzhaut gelangt, muss er durch die Linse und durch den Glaskörper wandern. Dieser Vorgang wird von speziellen Sehfarbstoffen geregelt, die sich in den Fotorezeptoren befinden. Die Netzhaut des menschlichen Auges besitzt etwa 130 Millionen dieser Rezeptoren (Sehzellen). Ungefähr sieben Millionen davon sind sogenannte Zapfen, die übrigen werden Stäbchen genannt. Die Zapfen sind für das Farbensehen und die Abbildungsgenauigkeit verantwortlich, für ihre Aktivität ist eine gewisse Helligkeit erforderlich. Die Linse reguliert die Sehschärfe, sodass ein Sehen in die Ferne und in die Nähe möglich ist. Die aufgenommenen optischen Eindrücke werden vom Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet. So werden dann Bilder, Umrisse und Eindrücke wahrgenommen.

(Quelle/Angaben aus Wikipedia)

Geistliche Sinne

Wir haben zudem fünf übernatürliche oder geistliche Sinne (Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen), die in uns angesiedelt sind. Der Heilige Geist kommuniziert mit uns u. a. über diese Sinne.

Mit der Lebensübergabe an Jesus werden auch unsere geistlichen Sinne neu geboren. So heisst es in Johannes 3,5: «Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen.» Gott hat uns wunderbar gemacht und er redet durch alle unsere Sinne mit und zu uns.

Dazu machen wir jetzt einige Übungen. Wir stellen unser ganzes Sein, unsere Sinne, unser Herz mit unserem Verstand, unserem Willen und unserem Vorstellungsvermögen, unseren Körper, unser Bewusstes, Unbewusstes und Unterbewusstes unter die Herrschaft des Heiligen Geistes.

Übung 1

Bitte schliesse die Augen und stelle dir deine Küche vor: Wie sieht sie aus? Aus welchem Material besteht sie? Fahre in deiner Vorstellungskraft mit der Hand über die Oberfläche. Wie fühlt sie sich an?

Ist sie aufgeräumt oder steht noch irgendwo Geschirr herum? Wie riecht es in deiner Küche?

Hast du deine Küche gesehen, gefühlt und gerochen? Wenn ja, dann hast du sie mit deinen geistlichen Sinnen wahrgenommen. Je mehr wir diese trainieren, umso mehr können wir dadurch sehen, schmecken, spüren, hören und riechen.

Übung 2

Schliesse noch einmal die Augen und stelle dir dein Lieblingsessen vor. Wie sieht es aus? Ist viel Fleisch auf dem Teller oder mehr Gemüse oder Pasta? Riechst du es? Nimm jetzt in deiner Vorstellungskraft einen Löffel und führe ihn zu deinem Mund? Kannst du das Essen in deinem Mund fühlen? Wie schmeckt es?

Unsere Vorstellungskraft –eine Brücke in die unsichtbare Welt

Bevor du diese Übungen gemacht hast, hast du den Text dazu gelesen, d. h., du hast mit deinen natürlichen Sinnen etwas aufgenommen. Während der Übung hast du mit deinen geistlichen Sinnen wahrgenommen, gerochen, gesehen, gefühlt, vielleicht sogar geschmeckt, denn du hast das Gericht ja nicht wirklich gegessen. So vermischen sich unsere Sinne oft, wir nehmen etwas mit unseren natürlichen Sinnen wahr und dann kommen unsere geistlichen Sinne dazu oder umgekehrt. So kann es sein, dass wir etwas riechen, was andere nicht riechen. Indem wir nachfragen, ob andere das auch riechen, können wir unterscheiden, ob es unser geistliches oder natürliches Riechen ist.

Eine Illustration über die geistlichen Sinne finden wir in Lukas 16,19–25:

«Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voll von Geschwüren und begehrte sich zu sättigen mit dem,

was von des Reichen Tisch fiel; dazu kamen auch die Hunde und leckten seine Geschwüre. Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoss. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoss. Und er rief: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pein in diesen Flammen. Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet und du wirst gepeinigt» (LUT).

Wenn wir sterben, lebt ein Teil von uns weiter. Der Reiche konnte demzufolge mit seinen geistlichen Sinnen Schmerzen fühlen, denn er litt Qualen. Er wollte, dass seine Zunge gekühlt wird, also konnte er auch schmecken. Er sah Abraham, also hat er auch gesehen.

Wir denken sehr oft, dass unsere natürlichen Sinne viel wichtiger sind als unsere geistlichen und dass das, was wir im Natürlichen sehen, hören, schmecken, riechen und fühlen, realer ist als das, was wir mit unseren geistlichen Sinnen erfassen.

In 2. Korinther 4,18 steht aber: «…, da wir nicht auf das Sichtbare sehen, sondern auf das Unsichtbare; denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.» Alles, was wir natürlich wahrnehmen, ist vergänglich, und was wir im Geist wahrnehmen, ist ewig.

Vielleicht zweifelst du daran und denkst: «Nein, das ist doch nur meine Fantasie, meine eigene Vorstellungskraft.» Aber Gott nimmt unsere Vorstellungskraft ernst, für ihn ist sie real. In Matthäus 5,28 steht: «Ich (Jesus) aber sage euch, wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.»

Schauen wir einmal an, was genau in uns vorgeht: Wir sehen einen Mann bzw. eine Frau, und dann kommt unsere Vorstellungskraft ins Spiel. Wir stellen uns vor, wie es wäre mit diesem Mann bzw. mit dieser Frau … Für Gott bedeutet diese Vorstellung bereits Ehebruch, obwohl wir ja im Natürlichen nichts Falsches gemacht haben. Für Jesus ist unsere Vorstellungskraft real. Und er will unsere Vorstellungskraft gebrauchen, um uns seine Welt, seine Sicht und das Unsichtbare zu offenbaren. Unsere Vorstellungskraft ist die Brücke in die unsichtbare Welt und in den geistlichen Raum. Wichtig dabei ist, dass sie unter der Herrschaft des Heiligen Geistes steht.

In der Bibel finden wir viele Stellen zu den geistlichen Sinnen. Hier nur einige:

Geistliches Sehen

«Aber der HERR sprach zu Samuel: Sieh nicht an sein Aussehen und seinen hohen Wuchs; ich habe ihn verworfen. Denn nicht sieht der HERR auf das, worauf ein Mensch sieht. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an» (1. Samuel 16,7; LUT).

«David nämlich sagt von ihm: ‹Ich sah den Herrn allezeit vor mir, denn er ist zu meiner Rechten, dass ich nicht wanke›» (Apostelgeschichte 2,25).

Gott sieht nicht das, was vor Augen ist; er sieht das Herz an. Wenn wir geistlich sehen, können wir die Herzen sehen und das, was in den Herzen ist. Wir erkennen, was Gott an Stärken, Gaben und

Potenzial in den Menschen hineingelegt hat, ja wir sehen viel mehr als das, was wir im Natürlichen wahrnehmen können.

Geistliches Hören

«Und sogleich erkannte Jesus in seinem Geist, dass sie so bei sich dachten, und sprach zu ihnen: Warum denkt ihr dies in euren Herzen?» (Markus 2,8).

Jesus hat die Gedanken der Jünger gehört. Mit unseren geistlichen Ohren können wir Dinge hören, die unausgesprochen in den Gedanken und Herzen der Menschen sind. Mit ihnen können wir auch die Klänge des Himmels hören. Ist es dir auch schon so ergangen, dass du in einem Gottesdienst während des Lobpreises viel mehr Instrumente und Stimmen gehört hast, als wirklich vorhanden waren? Oder hast du schon einmal deinen Namen gehört, aber niemand war da, der dich gerufen haben könnte?

Geistliches Fühlen

«Jesus aber, der in sich selbst erkannt hatte, dass eine Kraft von ihm ausgegangen war, wandte sich sogleich inmitten der Menge um und sprach: Wer hat mein Gewand angerührt?» (Markus 5,30).

Wir können auch geistlich fühlen. So können wir fühlen, wenn Kraft von uns ausgeht. Verbringen wir zum Beispiel Zeit mit einem Menschen, kann es sein, dass wir danach voller Freude und Kraft sind, oder aber, dass wir uns traurig, ausgelaugt und müde fühlen – unabhängig davon, was wir besprochen haben.

Schmecken und Riechen im Geist

«Schmeckt und seht, wie freundlich der HERR ist; wohl dem, der auf ihn traut!» (Psalm 34,9).

Darüber hinaus können wir geistlich schmecken und riechen. So ist es z. B. möglich, einen bestimmten Geschmack im Mund wahrzunehmen, der süss wie Honig, der bitter oder abgestanden ist.

Oder wir riechen während einer Veranstaltung plötzlich Lilien, obwohl es weit und breit keine Lilien gibt. In dem Moment haben wir etwas geistlich geschmeckt und Gott möchte uns etwas mitteilen.

Während eines Seelsorgegesprächs roch ich plötzlich Metallduft. Als Jugendliche hatte ich einmal in einer Metallwarenfirma gejobbt, und in diesem Seelsorgegespräch roch es nun wie in dieser Firma. Ich fragte Gott, was er mir damit sagen wollte. Er forderte mich auf, diesen Eindruck mitzuteilen, ohne zu wissen, was das Ganze bedeutet. Ich teilte der Person also mit, was ich wahrgenommen hatte, und für sie war dies ein Schlüssel. Sie war von einer Person in Zusammenhang mit einer Metallwarenfabrik tief verletzt worden und konnte ihr dann vergeben.

In Hebräer 5,14 steht: «Die feste Speise aber ist für die Gereiften, deren Sinne durch Übung geschult sind zur Unterscheidung des Guten und des Bösen.» Gott fordert uns auf, unsere Sinne zu trai-

nieren, sie aufwecken zu lassen, sie zu reinigen und uns mit allen Sinnen auf ihn auszurichten. Niemand kann uns dieses Trainieren abnehmen. Es ist wie beim Erlernen einer Fremdsprache. Wir kommen nicht darum herum, die Wörter zu lernen. Wenn unsere Sinne trainiert sind, helfen sie uns, Gutes und Böses voneinander zu unterscheiden. Die Fähigkeit zur Unterscheidung ist wichtig, weil das Böse oft so verlockend daherkommt. Satan ist der Vater der Lüge und der Verführung, und auf diese Weise trainieren wir uns, ihn mehr und mehr zu entlarven.

Parcours des Hörens

Ein Bestandteil meiner Grundkurse für Prophetie ist ein «Parcours des Hörens», d. h., jeder durchläuft verschiedene Stationen, bei denen er auf ganz verschiedene Art und Weise Gott und seinem Reden begegnen kann. Wir stellen dazu unser ganzes Sein, unser Herz, unsere Seele mit unserem Verstand, unserem Willen und unserem Vorstellungsvermögen, unseren Körper, unser Bewusstes, Unbewusstes und Unterbewusstes unter die Herrschaft des Heiligen Geistes. Die einzige Bedingung ist, dass das, was wir weitergeben, ermutigend und aufbauend ist, denn Gott will uns gemäss 1. Korinther 14,3 ermutigen und aufbauen. Er ist der liebende Vater. Das Ziel ist, dass wir und die Menschen, denen wir Eindrücke weitergeben, sich von ihm geliebt und erkannt fühlen.

Gerne lade ich dich auf diesen «Parcours des Hörens» ein:

Bibelszene

Ich beschreibe dir jetzt mit eigenen Worten eine Szene aus der Bibel. Schliesse nach dem Lesen die Augen und stelle dir das Ganze vor. Versuche mit deiner Vorstellungskraft in diese Szene einzutauchen, darin zu riechen, zu schmecken, dich umzusehen und zu hören, was Personen zu dir sagen. Du kannst den Personen auch Fragen stellen.

Szene

Es ist Mittagszeit und es ist heiss. Du gehst zu einem Brunnen. (Wie sieht der Brunnen aus? Wie sieht die Landschaft aus? Wie riecht es da?) Du schöpfst Wasser. Du bist allein. Von Ferne kommt eine Person auf dich zu. (Wie sieht die Person aus? Was trägt die Person?) Die Person kommt auch zum Brunnen und spricht dich an. (Was sagt die Person zu dir? Was antwortest du ihr? Was macht sie? Wie reagierst du?)

Und? Wer ist dir begegnet? Hast du gehört, was die Person gesagt hat? Was ist geschehen? Vielleicht bist du Jesus begegnet? Und ja, richtig, es war eine freie Variante der Szene, in der Jesus mit der Samariterin in Johannes 4 spricht. Vielleicht hat sich bei dir die Szene aber ganz anders entwickelt als in der Bibel. Vielleicht bist du auch nicht Jesus begegnet, sondern einer anderen Person, die du kennst oder auch nicht kennst. Frage Jesus, für was die Person steht. Oder hast du gar nichts erlebt? Das macht nichts, lass dich nicht entmutigen. Wichtig ist, dass du nicht aufgibst und es nochmals versuchst.

Frage

✴ Zweifelst du daran, dass dies jetzt wirklich Gottes Reden war?

Tipp

✴ Denke daran: Für Gott ist unsere Vorstellungskraft real.

✴ Versuche einmal eine Szene in der Bibel zu lesen, dich dabei in diese Szene hineinzuversetzen und zu schauen, was passiert. So kann die Bibel sehr lebendig und aktuell werden.

Bilder

Lege verschiedene Bilder auf den Boden oder nimm ein Heft, das viele Bilder enthält. Nimm das erste Bild, bei dem dein Auge hängen bleibt. Frage Gott, was er dir durch dieses Bild sagen will. Vielleicht beschreibt es eine Situation, in der du gerade steckst, oder vielleicht redet Gott zu dir über die Eigenschaften oder den Charakter der Szene auf dem Bild. Oder das Bild erinnert dich an ein Ereignis aus der Vergangenheit. Was löst das Bild für Gefühle in dir aus?

Biblische Person

Erinnere dich spontan an eine Person in der Bibel sowie an eine bestimmte Szene, in der diese Person vorkommt. Frage Gott, was diese Person auszeichnet – ganz allgemein oder in dieser Szene. Gibt es etwas, das Gott dir durch diese Person sagen will. Hast du ähnliche Eigenschaften? Steckst du in einer ähnlichen Situation? Bist du ermutigt dadurch? Fühlst du dich geliebt von Gott? Wenn nicht, rede weiter mit ihm darüber.

Gegenstand

Schaue dich in dem Raum, in dem du dich gerade befindest, um und suche einen Gegenstand, an dem dein Auge hängen bleibt. Frage jetzt Gott, was er dir durch diesen Gegenstand sagen will.

Wofür benötigt man diesen Gegenstand, was ist sein Nutzen, sein Charakter? Aus welchem Material ist der Gegenstand? Erinnert er dich an eine Situation, in der du diesen Gegenstand benutzt hast?

Tipp

✴ Immer wenn deine Augen an einem Gegenstand im Raum oder in der Natur hängen bleiben, dann sprich mit Gott darüber. Oft will er uns damit etwas sagen.

Skribbel (zusammen mit weiteren Personen)

Die Gruppe sitzt in einem Kreis. Jede Person hat ein leeres Blatt und einen Stift. Jede Person kritzelt irgendetwas ohne Bedeutung auf das Blatt, so wie ein kleines Kind, ohne darüber nachzudenken. Jede Person gibt ihr Gekritzel nach rechts weiter zur nächsten Person. Alle fragen nun Gott, was sie im Gekritzel auf dem Papier, das sie in der Hand halten, erkennen können. Vielleicht springt dir etwas entgegen, dann hebe es mit deinem Stift hervor. Vielleicht siehst du den Anfang eines Gegenstandes, dann zeichne ihn weiter. Frage Gott, für was er steht und was er damit sagen will. Gib das Blatt wieder zurück zu seinem Urheber und erkläre, was du gesehen hast. Tauscht dies in der Gruppe miteinander aus.

Instrument/Blume (zusammen mit weiteren Personen)

Die Gruppe sitzt in einem Kreis. Jede Person hat ein leeres Blatt und einen Stift. Jeder schreibt nun entweder den Namen eines bestimmten Instrumentes oder eine Pflanzenart auf den Zettel (ganz spontan, einfach das, was jedem als Erstes in den Sinn kommt). Alle Blätter werden zweimal gefalzt und eingesammelt. Jeder in der Gruppe zieht nun willkürlich ein Blatt, schaut, was auf dem Blatt steht, und fragt Gott, was er ihm damit sagen will. Tauscht dies in der Gruppe miteinander aus. Die Bilder sollen in jedem Falle ermutigen! Selbst ein Kaktus ist ein sehr positives Bild: Er ist ein Wasserspeicher, und Wasser steht in der Bibel oft für den Heiligen Geist. Das kann bedeuten, dass diese Person ein Speicher des Heiligen Geistes ist. Zudem ist ein Kaktus fähig, auf sehr kargem Boden zu existieren.

Schuh-Übung (zusammen mit weiteren Personen)

Die Gruppe sitzt in einem Kreis. Jede Person schaut die Schuhe des rechten Nachbarn an und fragt Gott, was er über diese Schuhe zu der Person sagen will. Einzige Bedingung ist wiederum: Es soll ermutigend und aufbauend sein, denn Gott will uns ermutigen und aufbauen. Tauscht das Empfangene in der Gruppe miteinander aus.

Schwierige Situation

Erinnere dich an eine schwierige Situation in der vergangenen Woche – eine Sitzung, eine Auseinandersetzung oder etwas Ähnliches. Stell dir diese Szene nochmals vor und frage jetzt Jesus, wo er in diesem Raum war und was er in diesem Moment gemacht bzw. gesagt hat.

Wie kann ich sicher sein, dass es Gott ist?

Verschiedene Stimmen/Quellen

Es gibt verschiedene Stimmen, die wir hören, bzw. Quellen, aus denen wir empfangen:

✴ Die Stimme des Heiligen Geistes (Gottes Stimme) oder die Stimme eines Engels, eines Botschafters von Gott.

✴ Unsere eigene Stimme mit den Stimmen der verschiedenen Bereiche unseres Herzens.

✴ Satans Stimme, wie sie zum Beispiel Jesus in Matthäus 4,3 hörte: «Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden!»

Je besser wir Gott kennen, umso besser können wir die verschiedenen Stimmen unterscheiden. Wenn unsere Sinne erneuert sind, sind wir fähig zu prüfen, was der Wille Gottes ist. Unser Unterscheidungsvermögen wächst in dem Mass, wie wir unsere Sinne trainieren.

«Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch in eurem Wesen verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist» (Römer 12,2).

«Die feste Speise aber ist für die Gereiften, deren Sinne durch Übung geschult sind zur Unterscheidung des Guten und des Bösen» (Hebräer 5,14).

Unterscheidung anhand des Wortes Gottes

Keine Offenbarung von Gott wird je seinem Wort widersprechen, deshalb dient die Bibel als Leitplanke und Wegweiser und hilft uns zu unterscheiden, ob wir Gottes Stimme oder eine andere gehört haben. Folgende Fragen helfen uns bei der Unterscheidung: Stimmt das Bild, der Eindruck mit der Heiligen Schrift überein?

«Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, …» (2. Timotheus 3,16; LUT).

«Doch wer immer euch ein anderes Evangelium bringt – und wäre es einer von uns Aposteln oder sogar ein Engel vom Himmel –, wer immer euch eine Botschaft bringt, die dem Evangelium widerspricht, das wir euch verkündet haben, der sei verflucht!» (Galater 1,8; NGÜ).

Ist der Eindruck oder das Bild aufbauend, tröstend und ermutigend?

«Wer aber weissagt, der redet den Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung» (1. Korinther 14,3; LUT).

Wie kann ich sicher sein, dass es Gott ist?

Bringt dieser Eindruck mich oder die Person, für die der Eindruck war, näher zu Gott? Wird Gott dadurch verherrlicht?

«Er (der Heilige Geist) wird mich (Jesus) verherrlichen; denn von dem Meinen wird er‘s nehmen und euch verkündigen» (Johannes 16,14; LUT).

Wenn Gott uns Menschen anschaut, sieht er uns durch das Kreuz von Jesus Christus. Alles, was wir falsch gemacht haben, jede Sünde, jede Verfehlung, ist am Kreuz. Jesus Christus ist dafür gestorben. Wenn wir Offenbarungen, Bilder usw. für uns und andere Menschen erhalten, sieht Gott uns so, wie er uns ursprünglich erschaffen hat: als sein Ebenbild. Er sieht die wunderbaren Pläne, die er mit uns hat. Das muss unser Fokus sein. Wir schauen nicht auf das, was der Feind zerstört hat, sondern auf die wunderbaren Pläne Gottes. Habe ich diese Sicht? Oder sehe ich immer nur das, was noch nicht ist, was fehlt, was falsch ist, was mangelt?

Bringt das Bild oder der Eindruck Leben und Hoffnung oder Zerstörung?

«Nicht, dass wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott, welcher auch uns tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig» (2. Korinther 3,5–6; LUT).

Wie fühle ich mich dabei? Spüre ich Frieden oder Unruhe, bin ich innerlich freudig am Hüpfen oder fühle ich mich bedrückt? Der Heilige Geist in uns gibt uns Zeugnis.

«Und die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht nötig, dass euch jemand lehrt; sondern wie euch seine Salbung alles lehrt, so ist‘s wahr und ist keine Lüge, und wie sie euch gelehrt hat, so bleibt in ihm» (1. Johannes 2,27; LUT).

Kindlicher Glaube

Wir möchten so gerne genau wissen, ob das, was wir empfangen haben, von Gott war oder ob es nur unsere Gedanken bzw. Fantasien waren. Meist denken wir: «Das war bestimmt von mir, es kann doch nicht so einfach sein!» Aber Jesus sagt, wenn wir nicht werden wie die Kinder, können wir nicht in sein Reich eintreten. Wenn ich meine Kinder beobachte, begeistert es mich immer wieder, wie einfach und kraftvoll sie glauben. Und Jesus stellt sich zu ihnen und bestätigt ihren kindlichen Glauben.

Auch Abraham beeindruckt mich. In 1. Mose 15,5–6 steht: «Und er (Gott) führte ihn hinaus und sprach: Sieh doch zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und er sprach zu ihm: So soll dein Same sein! Und Abram glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm als Gerechtigkeit an.»

Wenn wir in Vers 1 dieses Kapitels lesen: «Nach diesen Begebenheiten geschah es, dass das Wort des HERRN an Abram in einer Offenbarung erging: Fürchte dich nicht, Abram, ich bin dein Schild und dein sehr grosser Lohn!», entdecken wir, dass Gott ihm nicht persönlich erschienen ist. Er hat ihn nicht an der Hand genommen und ihn herausgeführt, sondern das Ganze war eine Vision (so wie du es z. B. in der Übung mit der Bibelstelle erlebt hast). Abraham hat aber nicht gezweifelt, sondern geglaubt, und das hat Gott im als Gerechtigkeit angerechnet.

Wie kann ich sicher sein, dass es Gott ist?

«Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht» (Hebräer 11,1).

Zweifel

Satan ist der Urheber des Zweifels. Im Paradies hat er so Eva verführt:

«Aber die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der HERR gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau: Sollte Gott wirklich gesagt haben, dass ihr von keinem Baum im Garten essen dürft?» (1. Mose 3,1).

Oft hören wir diese Stimme, die fragt: «War das wirklich Gott? Hat er wirklich gesagt, dass …?» Und allzu oft denken wir: «Nein, das war bestimmt nur ich», und wir schieben den Gedanken zur Seite. Würden wir aber tun, was wir gehört haben, könnte Gott uns bestätigen. Und auf diese Weise lernen wir immer mehr zu unterscheiden, wann er spricht und wann nicht.

Die Einfachheit nicht rauben lassen

Wir alle kennen Gedanken wie: «Ich bin noch nicht reif genug», «Ich bin noch nicht würdig genug» oder «Das ist nur etwas für Menschen, die schon lange Jesus nachfolgen». Manchmal haben

wir auch ganz genaue Vorstellungen, wie Gott doch reden sollte. Aber Paulus warnt uns in 2. Korinther 11,3: «Ich fürchte aber, dass wie die Schlange Eva verführte mit ihrer List, so auch eure Gedanken abgewendet werden von der Einfalt und Lauterkeit gegenüber Christus» (LUT).

Lassen wir uns die Einfachheit und Kindlichkeit unseres Glaubens nicht rauben. Denn Gott sieht auf unser Herz, nicht auf unser Wissen oder unsere Erfahrungen.

Hören und umsetzen

«Bewahre deinen Fuss, wenn du zum Hause Gottes gehst, und komm, dass du hörst. Das ist besser, als wenn die Toren Opfer bringen; denn sie wissen nichts als Böses zu tun» (Prediger 4,17; LUT).

Wie oft beten wir und bitten Gott um Antwort, um Wegweisung.

Und wenn wir dann einen Gedanken oder ein Bild empfangen, ist unsere erste Reaktion: «Nein, das war nicht Gott, das waren nur meine eigenen Gedanken», und wir setzen es nicht um. Sei mutig und probiere es aus! Sicher machen wir auch ab und zu Fehler, aber Gottes Gnade ist grösser und er wird auf unser gehorsames Herz schauen. Wir stehen wieder auf und gehen weiter. Jeder dieser Schritte bringt uns näher an Gottes Herz und unser Unterscheidungsvermögen wird dadurch wachsen.

Interpretation des Gehörten

Das prophetische Wort besteht aus drei Teilen:

• Offenbarung

• Interpretation

• Anwendung

Offenbarung ist das von Gott Erhaltene und Gehörte – eine Vision, ein Bild, ein Traum, ein Eindruck, ein Geruch usw., wie in den vorangehenden Kapiteln erläutert. Manchmal ist die Interpretation klar und wir wissen, was das Erhaltene bedeutet. Sehr oft aber bedarf die Offenbarung einer Interpretation bzw. einer Auslegung.

Wichtig dabei ist: Auch die Interpretation ist eine «Offenbarung» von Gott. Wir brauchen dafür den Heiligen Geist, der uns in alle Wahrheit führt.

«…, indem ihr dies zuerst wisst, dass keine Weissagung der Schrift aus eigener Deutung geschieht» (2. Petrus 1,20; ELB).

«Sind die Deutungen nicht Gottes Sache?» (1. Mose 40,8; ELB).

«Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen» (Johannes 16,13; LUT).

Wir neigen dazu, aus unserem Verstand und unseren Erfahrungen heraus die Offenbarungen Gottes zu interpretieren. Das führt dazu, dass bei der Interpretation häufig Fehler passieren. Die Offenbarung ist von Gott, aber wir interpretieren menschlich, aus uns heraus und verändern so, was Gott sagen wollte.

Josua liefert uns da ein gutes Beispiel. In 2. Mose 17,8ff. wird beschrieben, wie er und das Volk gegen Amalek kämpfen. In 2. Mose 32,17 kommen Mose und Josua mit den Gesetzestafeln vom Berg Sinai herunter und hören ein Geschrei: «Als nun Josua das Geschrei des Volkes hörte, das jauchzte, sprach er zu Mose: Es ist ein Kriegsgeschrei im Lager!»

Josua interpretiert aus seiner Erfahrung und Prägung heraus, da er ein Kämpfer ist und sich wahrscheinlich an den Kampf gegen Amalek erinnert. Mose hingegen hört richtig hin: «Er aber antwortete: Das klingt nicht wie Siegesgeschrei oder wie Geschrei der Niederlage, sondern ich höre einen Wechselgesang!» (2. Mose 32,18).

Aus unseren Erfahrungen heraus zu interpretieren ist nicht grundsätzlich falsch. Wichtig ist aber, dass wir immer den Heiligen Geist fragen und auf diesen inneren Frieden warten, der uns bestätigt.

Haben wir eine Offenbarung erhalten und sie zusammen mit dem Heiligen Geist interpretiert, folgt die Anwendung. Das prophetische Wort kommt erst in Kraft, wenn es auch angewendet wird. Allein die Offenbarung und deren Deutung bringen noch keine Kraft und Veränderung. Das prophetische Wort muss gelebt und umgesetzt werden. Dies aber liegt in der Verantwortung des Empfängers des prophetischen Wortes, nicht in der des Gebers. Der Geber ist sozusagen der Briefträger Gottes. Er gibt die Botschaft und die erhaltene Bedeutung weiter, ist aber nicht für die Anwendung verantwortlich. Er packt den Brief nicht aus, denn das ist allein Sache des Empfängers. Er gibt ihm im Normalfall auch keine Ratschläge, wie er den Brief auspacken soll, d. h., er gibt ihm

keine Anweisungen zur Anwendung weiter. Er vertraut darauf, dass Gott den Empfänger entsprechend ausrüstet und instruiert, um den Inhalt des Briefes lesen und umsetzen zu können.

Ein Beispiel für eine Offenbarung:

Ich bete für eine Person und frage Gott, was er dieser Person in dem Moment sagen möchte. Ich erhalte ein Bild, in dem ich die Person mit einem offenen Regenschirm sehe.

Der Weg zur Interpretation:

Ich frage den Heiligen Geist, was dieses Bild bedeutet, und er erinnert mich an Psalm 91,1–2: «Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe» (LUT). Ich gebe dieses Bild und die Bedeutung (den Vers) der Person weiter.

Die Anwendung liegt beim Empfänger:

Die Person gerät am nächsten Tag in eine schwierige Situation. Sie erinnert sich an das Bild und den Vers und wendet dies als Waffe gegen die Angst an, denn sie weiss, dass sie durch Gott geschützt ist.

Weshalb redet Gott so oft in Rätseln?

Gott führt uns weg von unserer eigenen, menschlichen Weisheit. Er sucht die Beziehung mit uns. Wenn immer alles klar wäre, bräuchten wir Gott ja gar nicht. Wenn alles in einem Lexikon stehen würde, wären wir abhängig von diesem Lexikon und nicht von Gott.

In Sprüche 3,5 steht: «Vertraue auf den HERRN mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand!» (ELB). Genau darum spricht Gott manchmal in Rätseln. Es bringt uns dazu, ihn zu fragen, denn er möchte, dass wir von ihm abhängig werden und eine Beziehung mit ihm eingehen. Auf diese Weise kann er uns begegnen, uns überraschen, heilen, verändern und uns in sein Bild verwandeln. Wir dürfen dies als eine Ehre ansehen. So heisst es in Sprüche 25,2: «Es ist Gottes Ehre, eine Sache zu verbergen, aber die Ehre der Könige, eine Sache zu erforschen.»

Hilfsmittel zur Interpretation

Der Leitfaden zur Interpretation ist die Bibel. In seinem Wort offenbart sich Gott. Der erste Schritt nach dem Erhalt einer Offenbarung – wie z. B. einem Bild, einem Geruch, einem Gegenstand, einem Körpereindruck usw. – ist, nachzuschauen, ob dies in der Bibel vorkommt bzw. ob uns diese Situation an eine Szene in der Bibel erinnert. Dann treten wir mit dem Heiligen Geist in einen Dialog und fragen ihn, was er uns damit sagen will.

Übung

Schaue in der Konkordanz folgende Begriffe nach und ergründe deren Bedeutung:

• Löwe

• Rabe

• Purpur

• Kuss

• Waffe

• Schuhe

Einige Bedeutungen am Beispiel des Löwen:

«Der Gottlose flieht, auch wenn niemand ihn jagt, aber die Gerechten sind furchtlos wie ein junger Löwe» (Sprüche 28,1).

Bedeutung: Die Gerechten sind furchtlos.

«Wie ein brüllender Löwe und ein gieriger Bär, so ist ein gottloser Herrscher gegen das geringe Volk» (Sprüche 28,15).

Bedeutung: Gottloser Herrscher

«Denn ich bin wie ein Löwe gegen Ephraim und wie ein junger Löwe gegen das Haus Juda; ich, ja ich, zerreisse und gehe davon und nehme weg, dass niemand retten kann» (Hosea 5,14).

Bedeutung: Gott ist wie ein Löwe.

«Seid nüchtern und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann; …» (1. Petrus 5,8).

Bedeutung: Satan ist wie ein Löwe.

«Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamm Juda ist, die Wurzel Davids, um das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel zu brechen!» (Offenbarung 5,5).

Bedeutung: Jesus ist der Löwe.

So kann der Löwe für Satan stehen, aber auch für Jesus. Wenn wir nun ein Bild mit einem Löwen erhalten, müssen wir den Heiligen Geist nach dessen Bedeutung fragen. Wir sind abhängig vom Heiligen Geist, denn er führt in alle Wahrheit.

Einige Bedeutungen am Beispiel des Raben:

«Und er sandte den Raben aus; der flog hin und her, bis das Wasser auf der Erde vertrocknet war» (1. Mose 8,7).

Bedeutung: Kundschafter

«Und du sollst aus dem Bach trinken, und ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen! (…) Und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch am Morgen und Brot und Fleisch am Abend, und er trank aus dem Bach» (1. Könige 17,4.6).

Bedeutung: Versorger

«Wer verschafft dem Raben seine Speise, wenn seine Jungen zu Gott schreien und herumflattern aus Mangel an Nahrung?» (Hiob 38,41).

Bedeutung: Vogelmutter

«Ein Auge, das den Vater verspottet und es verachtet, der Mutter zu gehorchen, das werden die Raben am Bach aushacken und die jungen Adler fressen!» (Sprüche 30,17).

Bedeutung: Vollzieher des Willens Gottes

«Sein Haupt ist reines Feingold, seine Locken sind gewellt, schwarz wie ein Rabe» (Hohelied 5,11).

Bedeutung: Haarfarbe von Jesus

«Betrachtet die Raben! Sie säen nicht und ernten nicht, sie haben weder Speicher noch Scheunen, und Gott nährt sie doch. Wie viel mehr seid ihr wert als die Vögel!» (Lukas 12,24).

Bedeutung: Versorgt werden

Im Natürlichen verbinden wir Raben oft mit Hexerei. Wir haben uns das Bild von der Hexe mit dem Raben auf der Schulter verinnerlicht. Wenn wir das Wort Gottes anschauen, steht der Rabe durchweg für etwas Positives wie Versorger, Vollzieher des Willens Gottes usw.

Es ist wichtig, dass wir uns von Gott prägen lassen, von seinem Wort und von dem Heiligen Geist, der in alle Wahrheit führt. Auch ist es so, dass ein und dasselbe Bild unterschiedliche Bedeutungen haben kann. Wir brauchen in jedem Fall den Heiligen Geist. Er ist derjenige, der alles weiss und uns sagen kann, was das jeweilige Bild bedeutet.

Tipp

✴ Schaue immer wieder einmal Begriffe in der Konkordanz nach und erforsche die verschiedenen Bedeutungen. So wirst du vom Wort Gottes geprägt und deine Interpretationsgabe kann wachsen.

Neben der biblischen Symbolik gibt es auch die zeitgemässe Symbolik. Dabei handelt es sich um Gegenstände, Materialien usw., die nicht in der Bibel vorkommen, wie beispielsweise ein Auto, ein Flugzeug, ein Katalysator …

Auch hier führt uns der Heilige Geist in alle Wahrheit. Wir dürfen mit dem Heiligen Geist in einen Dialog treten und ihm Fragen stellen, z. B.: In was für einem Zusammenhang steht der Gegenstand? Was ist seine Wirkung? Wie ist seine Beschaffenheit? Was für Eigenschaften hat dieser Gegenstand? Was ist sein Zweck? Wie ist sein Charakter? Im Dialog mit dem Heiligen Geist lassen wir uns dann die Interpretation schenken.

Ich empfehle Lexika, das Internet, Symbolik-Bücher usw. für die lineare Interpretation nur unter Vorbehalt. Leider neigen wir Menschen dazu, lieber ein Lexikon zu konsultieren als den Heiligen Geist. So machen wir uns abhängig von menschlicher Weisheit und nicht von Gott. Wir können aber zusammen mit dem Heiligen Geist im Internet forschen und in Lexika nachschauen. So können sie zu einer wunderbaren Quelle werden und der Heilige Geist kann uns darin führen und leiten.

Mit der Zeit entsteht in Zusammenarbeit mit dem Heiligen Geist eine ganz persönliche Symbolik. Gewisse Gegenstände haben dann für uns eine bestimmte Bedeutung, nicht aber für andere. Hier gebraucht der Heilige Geist unsere persönlichen Erfahrungen, Prägungen, Kindheitsereignisse und unsere Einzigartigkeit. Beim Weitergeben solcher Eindrücke ist es wichtig, dass wir die Bedeutung definieren, da sie für den Empfänger eine ganz andere Bedeutung haben könnte.

Ich veranschauliche es gern am Beispiel «Hund». Für mich steht er für einen «Wandel der Beziehung». Ich bin ohne Hund aufgewachsen und fand diese Tiere aufgrund einer persönlichen Erfahrung eher bedrohlich. Auch mochte ich ihren Geruch nicht. Mein Mann ist mit Hunden aufgewachsen. Er und meine Kinder wollten unbedingt, dass wir uns einen anschaffen. Ich habe mich anfänglich dagegen gesträubt. Doch aufgrund eines prophetischen Eindrucks einer Person und einer darauffolgenden Erfahrung mit einem Hund hat Gott meine Einstellung verändert. So haben wir uns als Familie einen gekauft. Heute steht ein Hund für mich für einen treuen, lebensfrohen Freund, der meine Grenzen erweitert. Wenn der Heilige Geist mir in einem Eindruck einen Hund zeigt, weiss ich, dass er mich damit – wenn auch nicht immer – auf einen Wandel in einer Beziehung aufmerksam machen möchte. Meist erwähne ich dann das Wort «Hund» gar nicht, denn für einige ist dieser Begriff positiv geprägt, für andere negativ.

Prägungen, die die Interpretation beeinflussen

Offenbarung allein reicht oft nicht aus, um Veränderung zu bewirken. Das Volk Gottes, das 40 Jahre lang durch die Wüste wanderte, hat Wunder über Wunder erlebt. Die Israeliten wurden täglich mit Manna versorgt, sahen, wie bitteres Wasser süss wurde, wie eine Wolkensäule ihnen voranging usw. Ihr Herz wurde dadurch allerdings nicht verändert. Kurzfristig hatten sie Furcht vor dem Herrn und waren erstaunt, aber Heilung und Heiligung haben ein anderes Fundament. Wenn wir Zusammenhänge erkennen und Verständnis erlangen, können wir wiederhergestellt werden, und dazu dient die Interpretation. Sie schlägt eine Brücke zwischen uns und dem Herzen Gottes.

Wir müssen uns bewusst machen, dass unsere Prägungen und Mängel unsere Interpretation beeinflussen. Jede davon ist von uns gefärbt. Bewusst und unbewusst interpretiert jeder von uns täglich. Dabei werden wir oft beeinflusst durch Gerüche, Körpersprache, Musik und vieles mehr. Unsere Meinungen und Vorlieben, unverheilte Wunden, Kindheits-, Gemeinde-, Gesellschaftsprägungen usw. schwingen in der Interpretation mit.

Wir interpretieren zum Beispiel anhand von Gerüchen. Ich komme in einen Raum, in dem es riecht wie in der Stube meiner Oma. Wenn ich eine gute Beziehung zu meiner Oma hatte, fühle ich mich wohl und habe den Eindruck, ich komme nach Hause. Wenn ich eine schwierige Beziehung zu meiner Oma hatte, fühle ich mich unwohl und möchte am liebsten wegrennen.

In unserer Kultur herrscht allgemein gesprochen eine Grundhaltung des Warnens statt des Freisetzens und Ermutigens. Solche Einstellungen prägen uns und beeinflussen unsere Interpretation. Wenn sich zum Beispiel jemand selbstständig machen will, fragen wir zuerst: «Hast du dir das gut überlegt? Hast du einen BusinessPlan gemacht? Hast du genügend Reserven? Hast du die Konkurrenz analysiert?» Amerikaner hingegen, die von einem Pioniergeist geprägt sind und grundsätzlich an das Gelingen einer Sache glauben, würden die Person ermutigen und freisetzen mit den Worten: «Wow, was für eine grossartige Idee – go for it!» Selbst wenn es nicht funktionieren sollte, sieht der Amerikaner den Prozess des Loslegens, des eventuellen Hinfallens und Weitergehens als eine ganz wichtige Lebenserfahrung an und wird zu diesem Schritt ermutigen. So sind unsere Interpretationen bis in die Tiefe gefärbt von der Gesellschaft und Kultur, in der wir leben. Deshalb müssen wir uns immer vor Augen führen, wie Gott zu diesen Themen steht. In diesem Fall: Gott ermutigt, setzt frei und bestätigt – nehmen wir nur Josua und Gideon als Beispiele. Immer wieder ermutigte und bestätigte Gott sie (siehe z. B. Josua 1,9; Richter 6,12).

Auch fällt uns schnell auf, was nicht gut bzw. falsch ist. Wir sehen meist nur, wo es mangelt. Das ist aber nicht die Sichtweise Gottes. Er sieht uns durch das Kreuz von Jesus Christus mit Augen voller Liebe. Er sieht die ursprünglichen Pläne, die er mit uns hat, unsere Gaben und Fähigkeiten. Er sieht uns als seine wunderbaren, einzigartigen Kinder.

Dieser Prägungen müssen wir uns bewusst sein. Wir müssen unsere «Schlagseiten» identifizieren und sie von Gott heilen lassen. Wir dürfen uns immer wieder fragen: Reagiere ich aus den Prägungen meiner Kultur heraus, aus verletzten Wunden oder aus persönlichen Erfahrungen? Wenn wir bitter sind, wenn wir beleidigt sind oder nicht vergeben haben, ist dies oft wie ein Schleier, der uns die Sicht versperrt auf das, was Gott sagt. Auch mit Gegenständen verbinden wir oft etwas Persönliches. Sie lösen bei uns etwas aus und können uns an schwierige Situationen erinnern. Wenn wir das feststellen, dürfen wir den Heiligen Geist fragen, wie er darüber denkt, und uns von ihm heilen lassen.

So sind wir unser Leben lang mit Gott unterwegs. Immer wieder zeigt er uns liebevoll auf, wo er uns heilen will und wie er über Dinge denkt. Er ist Anfänger und Vollender und wird sein gutes Werk in uns vollenden, darauf können wir vertrauen. Wir müssen uns nicht selbst rein, heilig und gut machen. Das können wir auch nicht aus eigener Kraft heraus. Aber wir können mit ihm verbunden bleiben und mit ihm kommunizieren. Gott kennt uns. Er weiss um unsere Mängel und für ihn sind sie kein Problem. Wichtig ist, dass wir authentisch sind und wissen, dass er uns bedingungslos liebt, genau so wie wir jetzt sind. Darum ist der Schlüssel zur Interpretation eine lebendige Beziehung mit Gott.

«Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR; sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, so viel höher sind meine Wege als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken» (Jesaja 55,8–9).

«Denn ich weiss, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der Herr, Gedanken des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben» (Jeremia 29,11).

Erneuerung unserer Sinne

Sehr schnell können wir bei der Interpretation ins «Eigene» abrutschen. Darum brauchen wir einen geheiligten Verstand, einen erneuerten Sinn sowie die Gesinnung Christi. Unser Verstand, unser Denken muss dafür nicht ausgeschaltet, sondern geheiligt werden. Wir dürfen unseren alten Menschen ablegen und den neuen Menschen anziehen.

«Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch in eurem Wesen verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist» (Römer 12,2).

«Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war» (Philipper 2,5; ELB).

«Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, sodass wir wissen können, was uns

von Gott geschenkt ist; und davon reden wir auch, nicht in Worten, die von menschlicher Weisheit gelehrt sind, sondern in solchen, die vom Heiligen Geist gelehrt sind, indem wir Geistliches geistlich erklären» (1. Korinther 2,12–13).

Ein wunderbares Gebet zur Erneuerung unserer Sinne ist Epheser 4,17–24:

«Das sage und bezeuge ich nun im Herrn, dass ihr nicht mehr so wandeln sollt, wie die übrigen Heiden wandeln in der Nichtigkeit ihres Sinnes, deren Verstand verfinstert ist und die entfremdet sind dem Leben Gottes, wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens; die, nachdem sie alles Empfinden verloren haben, sich der Zügellosigkeit ergeben haben, um jede Art von Unreinheit zu verüben mit unersättlicher Gier. Ihr aber habt Christus nicht so kennengelernt; wenn ihr wirklich auf ihn gehört habt und in ihm gelehrt worden seid – wie es auch Wahrheit ist in Jesus –, dass ihr, was den früheren Wandel betrifft, den alten Menschen abgelegt habt, der sich wegen der betrügerischen Begierden verderbte, dagegen erneuert werdet im Geist eurer Gesinnung und den neuen Menschen angezogen habt, der Gott entsprechend geschaffen ist in wahrhafter Gerechtigkeit und Heiligkeit.»

Ein geheiligter Verstand und ein erneuerter Sinn führen dazu, dass Christus in uns immer mehr sichtbar wird. Menschen sind dann nicht beeindruckt von uns und unseren Fähigkeiten, sondern sie erkennen Jesus in uns.

Sie werden nicht den Interpretationsexperten in uns suchen, sondern Christus. Auf diese Weise werden sie abhängig von Jesus, sie werden mündig und verlieben sich neu in diesen wunderbaren Gott.

Ich bin zum Beispiel in einer sehr leistungsorientierten Familie aufgewachsen. Die Fehler und Mängel wurden immer sehr betont. So war ich selbst auch schnell im Erkennen der Schwächen und Mängel anderer. Für mich war dieses Leben ganz normal. Als ich Christ wurde, zeigte Jesus mir auf, dass er überhaupt nicht leistungsorientiert denkt, sondern vorbehaltlos liebt. Er sieht nicht zuerst das, was fehlt, sondern wer ich bin und wie er mich geschaffen hat. Nichts, was ich mache, bringt ihn dazu, mich mehr zu lieben. Und umgekehrt bringt nichts, was ich tue, ihn dazu, mich weniger zu lieben. Er liebt mich einfach!

Noch heute ist es schwierig für mich, das zu begreifen. Auch habe ich gelernt, dass mein Blick auf die Schwächen und Mängel der Menschen nicht Gottes Sicht auf die Menschen ist. Jesus ist gestorben für all unsere Mankos, Fehler und Vergehen. Und Gott sieht uns durch das Kreuz, d. h. durch den Tod von Jesus hindurch. Wir müssen begreifen, dass wir durch den Tod von Jesus Christus gerecht gemacht sind.

Diese falsche Sicht wollte ich loswerden, ich wollte so sehen, wie Jesus sieht. Ich habe deshalb immer wieder, wenn ich schlecht über mich dachte, anderen Menschen kritisch gegenüberstand oder mein Fokus auf ihren Schwächen lag, diese Verse proklamiert:

«Ich bin zwar nur ein Mensch, aber ich kämpfe nicht nach Menschenart. Meine Waffen in diesem Kampf sind nicht die eines schwachen Menschen, sondern die mächtigen Waffen Gottes. Mit ihnen zerstöre ich feindliche Festungen: Ich bringe falsche

Gedankengebäude zum Einsturz und reisse den Hochmut nieder, der sich der wahren Gotteserkenntnis entgegenstellt. Jeden Gedanken, der sich gegen Gott auflehnt, nehme ich gefangen und unterstelle ihn dem Befehl von Christus» (2. Korinther 10,3–5; GNB).

Das hat mir geholfen, mich aber auch Kraft gekostet, weil ich mein Verhalten anhand dieses Bibelverses immer kontrollieren musste. Gott hat mir dann aber offenbart, dass es ja einen Grund dafür gibt, dass diese Sicht meine Familie geprägt hat. «Wenn ich schnell erkenne, was die Schwäche des Gegenübers ist, wird das Gegenüber mich nicht verletzen können. Das Gegenüber kommt mir persönlich dann nicht zu nahe und wird meine eigene Schwäche nicht erkennen.» Das ist eine Schutzstrategie.

Als ich Gott meine Schwäche, meine Schutzlosigkeit, meinen Schmerz hingehalten habe und dieser Schmerz durch seine Berührung abfliessen konnte, hat er meine Sicht geheilt und erneuert. Es ist wichtig, dass wir «dahinter» schauen. Für unsere Reaktionen und Handlungen gibt es immer gute Gründe. Oft sind sie auf Prägungen unserer Familie und Verletzungen in unserer Kindheit zurückzuführen.

Fragen

✴ Wie bist du aufgewachsen? Wie war deine Familienkultur? Haben deine Eltern dich vorbehaltlos geliebt oder nur dann, wenn du dich entsprechend verhalten hast? Hat man dich freigesetzt, gelobt und gefördert oder hat man deine Mängel, deine Schwächen hervorgehoben? Bist du oft kritisiert worden?

✴ Wie ist man mit Fehlern umgegangen? Durftest du Fehler machen und lernen?

✴ Was bzw. wer hat dich geprägt? Wie waren deine Freunde, deine Lehrer, deine Ausbilder? Wer und wie waren deine Vorbilder?

✴ Wie war bzw. ist deine Gemeinde – charismatisch, evangelikal, gesetzlich, lebendig? Was für ein Gottesbild hat deine Gemeinde dir vermittelt? Ist Gott für dich ein strafender,

erzieherischer Gott oder ein grosser, barmherziger Gott? Ist er ein Gott, der heute noch spricht und heilt?

✴ Wo hast du Schlagseiten? Wann reagierst du und wie reagierst du? Welche Menschen/Situationen bringen dich an deine Grenzen?

✴ Wann fühlst du dich geliebt?

Herausforderungen

bei der Interpretation

Einige Punkte bezüglich der Interpretation stellen uns immer wieder vor Herausforderungen. Nachstehend führe ich auf, was mir in den vergangenen Jahren bei vielen unserer prophetischen Dienste besonders aufgefallen ist und in welche «Fallen» wir ab und zu tappen können:

Ohne den Heiligen Geist

Mit der Zeit kann sich ein Automatismus einschleichen, d. h., wir fragen nicht mehr den Heiligen Geist, sondern interpretieren aus unserem Wissen und unserer Erfahrung heraus.

Zuerst ins Wort Gottes

Oft sind unsere Offenbarungen biblische Bilder oder sogar Bibelverse, die uns unter Umständen gar nicht bekannt sind. Sie sind in uns von Gott angelegt, weil wir als Ebenbild Gottes erschaffen sind. Bei Bildern, Gegenständen usw. müssen wir deshalb immer

zuerst in seinem Wort nach der Interpretation suchen. Gibt es ein ähnliches Bild in der Bibel, gibt es diese Szene in der Bibel oder existiert dieser Gegenstand dort? Fragen wir den Heiligen Geist, welche Bedeutung er hat?

Das Gesamtbild im Auge behalten

Bei der Interpretation sollten wir immer das Gesamtbild im Fokus haben. Manchmal neigen wir dazu, einfach etwas aus dem Zusammenhang herauszunehmen oder Details zu sehr zu betonen. Einzelheiten und Gefühle sind wichtig, aber immer im Gesamtzusammenhang zu bewerten. Wir dürfen uns nicht im Detail verlieren, auch wenn das Bild oder der Traum viele Facetten hat.

Manchmal werden wir übereifrig und interpretieren Dinge in das Bild hinein, die gar nicht vorhanden sind oder dichten Dinge hinzu. Dann müssen wir wieder zum ursprünglichen Bild bzw. der ursprünglichen Offenbarung zurückkommen.

Die Interpretation ist oft nicht «logisch»

Interpretationen sind oft nicht logisch nachvollziehbar. Wenn wir etwas mit unserem Verstand nicht erfassen können, meinen wir in den meisten Fällen, es sei falsch. Die Bibel zeigt aber, dass Interpretationen auch «unlogisch» sein können, wie in 1. Mose 41,25–32, als Joseph die Träume des Pharao mit Gottes Hilfe interpretierte:

«Da sprach Joseph zum Pharao: Was der Pharao geträumt hat, bedeutet dasselbe: Gott hat den Pharao wissen lassen, was er tun will. Die sieben schönen Kühe sind sieben Jahre, und die sieben schönen Ähren sind auch sieben Jahre; es ist ein und derselbe

Traum. Die sieben mageren und hässlichen Kühe, die nach jenen heraufkamen, sind sieben Jahre; ebenso die sieben leeren, vom Ostwind versengten Ähren; es werden sieben Hungerjahre sein. Darum sagte ich zu dem Pharao: Gott hat den Pharao sehen lassen, was er tun will. Siehe, es kommen sieben Jahre, da wird grosser Überfluss herrschen im ganzen Land Ägypten. Aber nach ihnen werden sieben Hungerjahre eintreten, und all dieser Überfluss wird vergessen sein im Land Ägypten; und die Hungersnot wird das Land aufzehren, so dass man nichts mehr merken wird von dem Überfluss im Land wegen der Hungersnot, die danach kommt; denn sie wird sehr drückend sein. Dass aber der Pharao den Traum zweimal hatte, das bedeutet, dass die Sache bei Gott fest beschlossen ist, und dass Gott es rasch ausführen wird.»

Es ist logisch nicht unbedingt nachvollziehbar, dass Kühe für Ähren stehen und dass damit Jahre gemeint sind.

Ein weiteres Beispiel lesen wir in Daniel 2,24–45, als Daniel Nebukadnezar seinen Traum erzählt und auslegt. Auch hier ist die Auslegung aus menschlicher Sicht nicht gleich plausibel.

Einmal richtig, immer richtig

Nach einer richtig interpretierten Offenbarung neigen wir dazu, diesem Bild beim nächsten Mal automatisch die gleiche Bedeutung zuzuschreiben. Aber wie vorher bereits mit den Begriffen der Bibel aufgezeigt, können Dinge bzw. Offenbarungen mehrere Bedeutungen haben. Wir müssen immer den Heiligen Geist fragen, was er jetzt damit meint.

Eigene Prägungen

Aussehen und Auftreten der Person, für die wir prophetisch hören, können unsere Interpretation beeinflussen. Nehmen wir an, die Person sieht jemandem ähnlich, der uns sehr verletzt hat. Dann kann es gut sein, dass unsere Interpretation aufgrund unserer Verletzungen und Erfahrungen gefärbt ist. Ist uns die Person, an die wir erinnert werden, dagegen sehr sympathisch, neigen wir ggf. dazu, alles noch ein bisschen auszuschmücken.

Vielleicht bist du ein Mensch, der sensibel ist im Hinblick auf die Emotionen anderer. Du spürst, wie eine Person empfindet, und gehst in der Interpretation auf ihre Gefühle ein, oft getrieben durch falsches Mitleid oder durch ein Helfersyndrom.

Auch kann es sein, dass du spürst, was die Wünsche und Erwartungen der Person sind, und ihr genau das weitergibst, was sie hören will. Das ist aber in den meisten Fällen nicht das, was Gott dieser Person sagen will.

Wenn wir für Menschen hören, die wir nicht sehen und nicht kennen, ist die Interpretation oft reiner und genauer.

Auch unsere momentane Gemütsverfassung kann unsere Interpretation beeinflussen. Sind wir gut drauf? Befinden wir uns in einer depressiven, herausfordernden Phase? Sind wir von Gott enttäuscht? Wie geht es uns?

Manchmal haben wir Angst vor Versagen oder davor, Fehler zu machen, und verzichten darum lieber auf eine Interpretation oder schwächen die Interpretation ab, weil wir so auf der «sicheren Seite» sind.

Vertrauen, dass Gott es mit uns schafft

Wir wollen Fehler möglichst vermeiden. Aber wir dürfen anerkennen, dass wir die Interpretation bzw. das Prophetische niemals «sicher» machen können. Gott hat uns Menschen ausgewählt als seine Botschafter. Kein Mensch ist vollkommen. Gott weiss das und rechnet damit. Wenn wir Worte weitergeben, ist es wichtig, dass wir authentisch sind – nicht mehr und nicht weniger wird von uns erwartet. Genau zum jetzigen Zeitpunkt werden wir, so wie wir sind, von Gott bedingungslos geliebt und gebraucht. Er weiss um unsere Mängel, um unsere Stärken und Schwächen. Wir können ihm vertrauen.

Wege zur Interpretation

Es gibt verschiedene Wege zur Interpretation. Die grundsätzliche Frage ist: Bin ich bereit, mit dem Heiligen Geist zusammenzuarbeiten, lege ich meine eigene Weisheit ab und frage diesen wunderbaren Gott? Willige ich ein, mich von ihm abhängig zu machen? Stelle ich mich auf das Fundament der Bibel und erachte alles darin als wahr? Es reicht nicht aus, etwas über Gott zu wissen. Wir müssen Gott kennenlernen – immer mehr, immer tiefer. Interpretation ist «Beziehungssache». Je näher ich Gott komme und je mehr ich ihn kennenlerne, umso genauer wird meine Interpretation sein. Das ist ein Wachstums-, ein Reife- und ein Entdeckungsprozess.

Frage

✴ Habe ich eine forschende und suchende Haltung? Liege ich dem Heiligen Geist «in den Ohren», harre ich auf ihn?

«Es ist Gottes Ehre, eine Sache zu verbergen, aber die Ehre der Könige, eine Sache zu erforschen» (Sprüche 25,2).

Manchmal erhalten wir die Interpretation durch eine spontane Eingebung wie in 1. Mose 41,25: «Joseph antwortete Pharao: Beide Träume des Pharao bedeuten das Gleiche. Gott verkündet dem Pharao, was er vorhat» (LUT).

Nicht immer erhalten wir die Interpretation sofort. In diesem Fall begeben wir uns in einen Prozess des Suchens.

Manchmal erhalten wir die Interpretation bzw. Anweisung im Schlaf (siehe Matthäus 1,20; 2,13; Apostelgeschichte 16,9) oder wir erwachen mit der Auslegung wie in Daniel 2,19.

Eine weitere Möglichkeit ist, dass wir die Interpretation durch einen Boten erhalten, zum Beispiel durch einen Engel wie in Daniel 8,15ff., durch andere Christen wie in Apostelgeschichte 9,10–18 oder sogar durch Ungläubige wie in Richter 7,13–15.

Auch kann uns die Deutung einfach beim Aufschreiben klar werden wie in 1. Chronik 28,19 oder im Vorwärtsgehen (siehe Apostelgeschichte 10,9–28). So kann es also sein, dass wir, während wir jemandem eine Offenbarung weitergeben, erst dann die Interpretation dazu erhalten.

Wenn wir nicht sicher sind, dürfen wir auch «ein Fell auslegen» und Gott um eine Bestätigung oder ein Zeichen bitten, so wie Gideon es in Richter 6,36–40 tat: «Und Gideon sprach zu Gott: Willst du Israel durch meine Hand erlösen, wie du geredet hast, so will ich ein Fell mit der Wolle auf die Tenne legen. Wird der Tau auf dem Fell allein sein und die ganze Erde umher trocken, so will ich merken, dass du Israel erlösen wirst durch meine Hand, wie du ge-

redet hast. Und es geschah also. Und da er des andern Morgens früh aufstand, drückte er den Tau aus vom Fell und füllte eine Schale voll des Wassers. Und Gideon sprach zu Gott: Dein Zorn ergrimme nicht wider mich, dass ich noch einmal rede. Ich will‘s nur noch einmal versuchen mit dem Fell. Es sei allein auf dem Fell trocken und der Tau auf der ganzen Erde. Und Gott tat also dieselbe Nacht, dass es trocken war allein auf dem Fell und Tau auf der ganzen Erde» (LUT).

Übungen zur Interpretation

• Schaue dir eine Zeitschrift oder eine Zeitung an und warte, bis dir eine Seite «entgegenspringt» bzw. bis dein Auge irgendwo stoppt. Schau dir das Bild bzw. den Satz an und frage Gott, was er dir damit sagen will.

• Mache aus willkürlich gezogenen Bildern (vorher ausgeschnitten aus Zeitschriften) eine Collage. Wenn sie fertig ist, bitte Gott, dir die Bedeutung jedes einzelnen Bildes sowie den Gesamtzusammenhang zu zeigen. Frage Gott nun, ob diese Collage für dich oder für jemand anders ist.

• In einer Gruppe mit mindestens vier Personen zeigt jemand ein Bild aus einer Zeitschrift, eine Postkarte oder Ähnliches. Jeder bittet Gott nun um eine Interpretation dieses Bildes für sich persönlich. Danach wird das Empfangene miteinander ausgetauscht.

• Stelle mit einem Gebet deine Vorstellungskraft unter die Herrschaft des Heiligen Geistes. Versuche dich in das folgende Bild hineinzuversetzen und es dir vorzustellen. Versuche auch zu riechen und zu schmecken:

Wir befinden uns im Mittelalter. Vor uns sehen wir eine Arena mit Ritterkämpfen. Es gibt Logenplätze. Schaue dich einmal um. Wer sitzt da? Wie sind die Menschen angezogen? Es gibt auch Stehplätze. Schaue dir die Menschen dort an, wie sind sie gekleidet? Wie riecht es in dieser Arena? Ritter reiten auf Pferden und Waffenträger und Knappen laufen umher. Wie sind sie gekleidet, was für Waffen tragen sie? Wie viele Ritter sind es? Schaue jetzt einmal in die Mitte der Arena. Was für ein Kampf/Spiel findet dort statt? Wer ist daran beteiligt?

Wenn du dieses Bild vor Augen hast, frage den Heiligen Geist: «Wo bin ich in dieser Arena? Wenn du dich siehst, frage ihn: «Wieso bin ich da? Was willst du mir damit sagen?»

Eindrücke weitergeben

Nehmen wir einmal an, du hast von Gott für eine andere Person eine Offenbarung wie zum Beispiel einen Bibelvers, ein Bild, ein Lied oder einen anderen Sinnes- oder Körpereindruck erhalten.

Du hast den Heiligen Geist um eine Interpretation gebeten und sie erhalten. Und jetzt? Gehst du voller Tatendrang auf die Person zu und teilst ihr deinen Eindruck und die Interpretation mit? Nein, denn bevor wir jemandem einen Eindruck weitergeben, fragen wir wiederum den Heiligen Geist, ob wir diesen Eindruck mit der jeweiligen Interpretation der Person weitergeben bzw. was wir sonst tun sollen.

Wenn wir den Heiligen Geist fragen, werden wir feststellen, dass er uns ganz viele Eindrücke «nur» zum Beten gibt. Das wiederum sollten wir nicht verachten, denn das ist eine Auszeichnung von Gott. Du bist sein Freund, seine Freundin, und nur Freunden vertraut man Geheimnisse bzw. sein Herz an. Wenn Gott dir Offenbarungen für Menschen gibt, zeigt er dir sein Herz für sie. Und mit jedem Gebet kommt die Person, für die du betest, ein Stückchen näher an das Herz Gottes – sofern wir seinen und nicht unseren Willen beten.

Und mit Geheimnissen verhält es sich ja so: Wir vertrauen jemandem etwas an in der Hoffnung, dass die Person vertrauenswürdig ist und weiss, wie sie mit diesem Geheimnis umgehen muss. Wir wollen nicht, dass diese Person das Geheimnis weitererzählt oder gar offenbart, sondern im Verborgenen treu und integer ist.

So vertraut uns Gott oft Geheimnisse an und schaut, wie wir damit umgehen. Wenn wir vertrauenswürdig und integer sind und wenn wir ihn fragen, wie wir mit diesen Geheimnissen umgehen sollen, dann wird er uns mehr anvertrauen.

«Da sagte sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über vieles setzen; geh ein zur Freude deines Herrn!» (Matthäus 25,21).

Manchmal empfinden wir es als eine Beschneidung, dass wir Geheimnisse für uns behalten sollen und sie nicht weitergeben können. Wir möchten doch so gerne allen zeigen, dass wir Freunde Gottes sind, dass wir Dinge wissen, die wir menschlich nicht wissen können usw. Aber diese Beschneidung ist ein wichtiger Prozess. Unsere Motive werden gereinigt, unsere Beziehung zu Gott gestärkt und wir werden abhängig von ihm allein und nicht von der Meinung von Menschen. Wir wachsen und werden mehr Frucht bringen:

«Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe» (Johannes 15,2; LUT).

Auch müssen wir uns immer bewusst machen, dass es allein um Jesus geht. Es geht nicht um uns und nicht darum, dass wir gut dastehen. Gott soll gross gemacht werden, ihm gehört alle Ehre und Anbetung. Und wir können gewiss sein, wir sind ihm so wichtig, dass er uns bestätigen wird. Wann er will und wie er will …

Leitplanken zum Weitergeben

Ermutigend und tröstend

Wir haben einen Eindruck erhalten und der Heilige Geist sagt, dass wir ihn weitergeben dürfen. Für diesen Fall ist 1. Korinther 14,3 unsere Leitplanke. Schauen wir uns diesen Vers genauer an: «Wenn jemand hingegen eine prophetische Botschaft verkündet, richten sich seine Worte an die Menschen; was er sagt, bringt ihnen Hilfe, Ermutigung und Trost» (NGÜ).

«Hilfe» ist die Übersetzung des griechischen Wortes oikodome. Dieser Begriff kommt ursprünglich aus der Bauwirtschaft (Bau eines Hauses) und bedeutet im übertragenen Sinne: das «Auferbauen» als Gewinn und Hilfe für den Glauben.

«Ermutigung», im Griechischen paraklesis, beschreibt ein Zu-Hilfe-Rufen, die Ermutigung zur Tugendhaftigkeit und zur Glaubensstärkung sowie die Festigung des Glaubens. Es ist verwandt mit parakletos, dem Wort, welches in Johannes 14,16 für den Heiligen Geist (den Parakleten) verwendet wird und ursprünglich «Fürsprecher, Anwalt, Mittler» bedeutet. Unsere Aufgabe ist es, zu ermutigen!

«Trost», wie das griechische Wort paramythia hier übersetzt wird, bedeutet auch Zuspruch.

Bei einem prophetischen Eindruck geht es darum, dass Menschen ganzheitlich gestärkt werden und in ihre Bestimmung hineinwachsen können. Als Botschafter Gottes geben wir seine Liebe weiter, nicht unsere persönliche Meinung oder Ratschläge, was die Person tun sollte.

Wir überbringen Gottes Ermutigung, seine Pläne und seine Sicht, wie er die Menschen sieht. Wir dürfen das in Existenz rufen, was Gott Gutes in sie hineingelegt hat, denn er sieht uns alle durch

das Kreuz von Jesus Christus. Er sieht, wie wunderbar er uns gemacht hat, er kennt unsere Zukunft und hat grosse Hoffnung für uns.

«Denn ich weiss, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der HERR, Gedanken des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben» (Jeremia 29,11).

Über allem steht die Liebe

Ein zentraler Vers in diesem Zusammenhang ist 1. Korinther 13,2: «Und wenn ich Weissagung hätte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis, und wenn ich allen Glauben besässe, so dass ich Berge versetzte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts.»

Lieben wir Gott, egal, was er tut, wie er es tut und ob er es tut? Und lieben wir die Menschen, egal, wie sie sich benehmen, wie sie aussehen oder wie sie sind?

«Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat» (Johannes 3,16).

Als wir Gott noch gar nicht kannten, hat er uns schon geliebt und alles für uns gegeben. Diese überwältigende Liebe müssen wir im Fokus haben, wenn wir Menschen prophetisch dienen. Wir sind Botschafter an Christi statt. Wie wir uns benehmen, was wir ausstrahlen und was wir sagen, soll Gott widerspiegeln. Gott ist Liebe, Gott ist barmherzig und voller Güte. Über sich selbst sagt er in 2. Mose 34,6: «Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Der HERR, der HERR, der starke Gott, der barmherzig und gnädig ist, langsam zum Zorn und von grosser Gnade und Treue.»

Ein prophetisches Wort kommt von Gott, von seinem Herzen. Es entspricht seinem Wesen. Darum es ist wichtig für uns, Gott zu kennen und seinen Herzschlag zu spüren. Wir können nur weitergeben, was wir besitzen. Nur wenn wir tief im Inneren wissen, dass wir von Gott geliebt sind, können wir diese Liebe auch an andere weitergeben. Wie wir reden, hängt stark von unserem Gottesbild ab, das je nach Herkunft, Kindheitserinnerungen, Erfahrungen usw. positiv, aber mitunter auch negativ geprägt sein kann.

Unsere Aufgabe ist es nicht, jemanden zurechtzuweisen, sondern ihn in eine Begegnung mit diesem wunderbaren Gott zu führen. Wir wollen die Liebe Gottes repräsentieren und sehen und freisetzen, was Gott vor der Grundlegung der Welt bereits in den Menschen gelegt hat. Wir wollen Gottes Pläne für diesen Menschen erkennen. Unser Fokus liegt nicht auf dem, was der Feind zerstört hat, auf den Fehlern und Schwächen, sondern auf den Schätzen, Plänen und Gaben, die Gott in den Menschen hineingelegt hat und hervorbringen will.

«Der tiefste Grund für unsere Zuversicht liegt in Gottes Liebe zu uns: Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. Wenn jemand behauptet: ‹Ich liebe Gott!›, aber seinen Bruder oder seine Schwester hasst, ist er ein Lügner. Denn wenn jemand die nicht liebt, die er sieht – seine Geschwister –, wie kann er da Gott lieben, den er nicht sieht? Denkt an das Gebot, das Gott uns gegeben hat: Wer Gott liebt, ist verpflichtet, auch die Geschwister zu lieben» (1. Johannes 4,19-21; NGÜ).

Fragen

✴ Wir können nur jemanden repräsentieren, den wir auch kennen. Wenn du nicht persönlich einer Sitzung beiwohnen kannst und einen Vertreter schicken musst, wählst du

jemanden aus, der dich und deine Meinung kennt und der dich optimal vertreten kann. So ist es auch bei Gott. Wir können nur das vertreten, was wir kennen. Wie ist dein Gott? Nahe, fern, liebend, erziehend, strafend oder wohlwollend? Gibt er dir Freiheit, selbst zu entscheiden? Kannst du ihm genügen? Schaut er dich voller Liebe an, hilft er dir, wenn du schwach bist? Oder lässt er dich im Stich? Schimpft er mit dir?

✴ Prüfe deine Motive. Wieso möchtest du einer Person einen prophetischen Eindruck weitergeben? Möchtest du gut dastehen? Wolltest du ihr schon immer mal sagen, dass …? Möchtest du allen zeigen, dass du «prophetisch» bist? Möchtest du ihr helfen? Was ist der Grund?

✴ Auf welche Menschen reagierst du sehr positiv? Welche Menschen berühren dein Herz? Bei welchen Menschen fällt es dir leicht zu lieben?

✴ Welche Menschen nerven dich? Bei wem fällt es dir schwer zu lieben?

✴ Was bringt dich in Rage? Welche Charaktereigenschaften und Wesenszüge an Menschen nerven und ärgern dich?

Dem geistlichen Lebensalter entsprechend

Wesentlich ist auch das geistliche Lebensalter, in dem wir uns befinden. Es ist wichtig, dass wir zu dem stehen, wie wir sind, wer wir sind und wo wir sind. Wenn ein Kind versucht, wie ein Erwachsener zu sprechen, merkt man, es ist nicht authentisch. Wenn wir prophetische Worte weitergeben, sollen diese unserem geistlichen Lebensalter entsprechen.

Jedes geistliche Lebensalter muss durchlebt werden; man kann keines überspringen oder nur reinschnuppern. Es bringt

auch nichts, sich mit anderen zu vergleichen. Nach und nach wird Gott unser Umfeld, unseren Wirkungskreis erweitern, wie es auch bei der Entwicklung eines Kindes der Fall ist. Zuerst ist das Baby zu Hause bei den Eltern, im Vorschulalter kommt der Kindergarten hinzu, dann die Schule, später die Ausbildung und als Erwachsener der Beruf usw.

Paulus sagt in 1. Korinther 13,11: «Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war» (LUT).

Jedes Lebensalter hat seine eigenen Herausforderungen und wir wachsen stetig. Gott überfordert uns nicht. Unser geistliches Lebensalter ist vergleichbar mit den natürlichen Abschnitten im Leben: Babyalter (frisch zum Glauben gekommen, Vorschusslorbeeren), Kinderjahre (erste Erfahrungen mit Gott, kindlich, ungestüm, erste Liebe), Jugend und junges Erwachsenenalter (mutig sein, ausprobieren, wild entschlossen mit Gott gehen, hinterfragen), Erwachsene (Vertrauen auf Gott; wissen, er ist gut), Mutterund Vaterschaft (Coaching, junge Menschen im Glauben stärken, leiten, begleiten und führen), Grosselternschaft (Lehrer, Weiser, Mentor, tief in Gott und seinem Reich verankert).

Es ist auch möglich, dass wir bereits in einigen Bereichen Mutter- und Vaterschaft ausüben, in anderen aber noch «junge Erwachsene» sind. So können wir uns in verschiedenen geistlichen Lebensaltern gleichzeitig bewegen. In jedem Lebensalter dürfen wir mutig sein und vorwärtsgehen. Es ist wie beim Fahrradfahren: Am Anfang fahren wir los und werden noch von den Eltern oder von Stützrädern gehalten, doch eines Tages fahren wir allein und stützen schliesslich die nächste Generation bei ihren ersten Fahrversuchen.

Frage

✴ In welchem geistlichen Lebensalter befindest du dich? Wie hat sich dein Wirkungskreis erweitert?

Gemäss unserer Autoritätsebene

Als prophetisch Dienende unterstehen wir der Gemeindeleitung. Wir prophezeien demzufolge keine Dinge, für die wir nicht zuständig sind, d. h., wir setzen keine Menschen in Ämter ein, wir berufen keine Personen zu Ältesten oder in die Fürbitte usw.

«Wir aber wollen uns nicht über alles Mass hinaus rühmen, sondern nur nach dem Mass, das uns Gott zugemessen hat, nämlich dass wir auch bis zu euch gelangen sollten» (2. Korinther 10,13; LUT).

Wenn wir in fremden Gemeinden oder an anderen Orten dienen, ordnen wir uns der jeweiligen Leiterschaft dort unter. Wir besprechen Eindrücke, die wir für die Gemeinde bzw. diesen Dienst erhalten zuerst mit der Leiterschaft, bevor wir diese öffentlich kommunizieren.

Fragen

✴ Wo stehst du in Verantwortung? Wem bist du untergeordnet, in welche Strukturen bist du eingebunden?

✴ Wie verhältst du dich, wenn die Gemeindeleitung entgegen einem von dir weitergegebenen prophetischen Wort entscheidet?

Nicht über unseren Glauben hinaus

Wenn wir eine Offenbarung erhalten, die über unsere Verständnis- und Glaubensebene hinausgeht, und diese weitergeben, wird sie keine Kraft haben.

«Ist jemand prophetische Rede gegeben, so über er sie dem Glauben gemäss» (Römer 12,7; LUT).

Wie konkret gebe ich Eindrücke weiter?

Es ist gut, das Erhaltene so genau wie möglich weiterzugeben. Und doch müssen wir im Dialog mit Gott stehen und ihn fragen, was wir genau weitergeben sollen. Es darf die Empfänger nicht «einsperren», ihnen keinen Druck auferlegen oder sie in eine falsche Richtung lotsen.

Ein Beispiel dazu: Ich sehe ein Bild, in dem die Person mit Behinderten arbeitet und ihnen zuhört. Die Behinderten fühlen sich wohl. Ich gebe dieses Bild weiter, ohne den Heiligen Geist zu fragen. Nehmen wir an, die Person arbeitet wirklich mit Behinderten, dann ist dieses Bild eine super Bestätigung. Arbeitet sie jedoch nicht mit Behinderten, könnten diese Worte Druck auslösen und sie dazu bringen, jetzt unbedingt mit Behinderten arbeiten zu müssen. Oder stellen wir uns vor, diese Person ist im zweiten Monat schwanger und arbeitet nicht mit behinderten Menschen; wie viel unnötige Ängste würde dieses detaillierte Bild in ihr auslösen!

Wenn ich aber den Heiligen Geist gefragt hätte, hätte er mir gesagt, dass das Bild Folgendes bedeutet: Die Person hat ein Herz für Menschen, die nicht der Gesellschaftsnorm entsprechen. Sie hat die Fähigkeit, diesen Menschen Raum zu geben und ihnen Würde

zu schenken. So wäre der Eindruck in allen drei erwähnten Fällen für die Person ermutigend gewesen.

Eine Freundin von mir hatte von einem anerkannten Propheten das Wort erhalten, dass sie bis zum Ende des laufenden Jahres ihren zukünftigen Mann kennenlernen und sich mit ihm befreunden würde. Das Jahr ging zu Ende, aber kein Mann war in Sicht. Meine Freundin war sehr enttäuscht. Sie war auch wütend über diesen Propheten und auf Propheten allgemein. Irgendwann hat sie das alles vor Gott gebracht und dem Propheten vergeben. Gott hat sie dann herausgefordert und ihr gesagt: «Wenn ich dir in diesem vorgegebenen Zeitraum deinen Mann über den Weg geschickt hätte, hättest du nicht mit deinem Herzen entschieden, sondern du hättest ihn einfach geheiratet, weil dieser Prophet es gesagt hat. Ich möchte aber, dass du mit deinem Herzen entscheidest.» Das stimmte sie letztendlich versöhnlich.

Darum ist es so wichtig, immer Gott zu fragen, was wir sagen sollen und wie wir es sagen sollen. Vieles ist einfach nur für uns persönlich bestimmt. Gott vertraut uns Geheimnisse an, weil er uns lieb hat und weil wir seine Freunde sind. Wir können spezielle Eindrücke (z. B. dass jemand heiratet oder ein Baby bekommt) in unser Gebetstagebuch schreiben. Wenn es dann eintrifft, nehmen wir diesen «Kuss vom Himmel» und wissen, dass Gott wirklich geredet hat.

Wenn wir Eindrücke weitergeben, vertrauen wir Gott. Er kann diese Eindrücke persönlich konkretisieren und der Heilige Geist in uns kann diese bestätigen. Gott hat bereits alles in uns Menschen angelegt. Selbst die kleinsten Eindrücke von aussen bestätigen das in uns Angelegte. Oftmals müssen wir darum gar nicht so konkret sein, sondern können Gott Raum lassen, dass er es bestätigt.

Immer wieder dürfen wir unsere Motive prüfen: Warum gebe ich so detaillierte Prophezeiungen weiter? Will ich gut dastehen? Gebe ich Gott Raum, mit den ausgesprochenen Worten in die Her-

zen der Menschen zu sprechen und es dort weiter zu konkretisieren? Wird durch meinen Eindruck Gott gross gemacht oder ich selbst? Wer wird verherrlicht?

«Bete Gott an! Denn das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung!» (Offenbarung 19,10c).

Alle prophetische Rede kommt von Jesus und er soll dadurch verherrlicht werden. Nicht wir stehen im Zentrum, auch nicht die Person, für die wir hören, sondern immer Jesus. Von ihm kommt alles und zu ihm fliesst alles hin. Ziel eines prophetischen Wortes ist, dass die Person, die das Wort erhält, Jesus erkennt, ihm näherkommt und ihn anbetet. Nicht der, der die Worte weitergibt, soll erhöht werden, auch nicht die Wünsche und Bedürfnisse des Empfängers stehen im Mittelpunkt, sondern Jesus allein.

Was ist mein Motiv?

Wieso gebe ich prophetische Worte weiter? Darauf haben wir schnell eine «religiöse» Antwort: «Gott hat mir den Eindruck gegeben, also muss ich ihn weitersagen …», «Ich bin Gottes Werkzeug …», «Gott will, dass ich das sage, sonst hätte er es mir ja nicht gezeigt …» usw.

Wenn ich wirklich ehrlich bin mit mir, muss ich zugeben, dass ich nicht immer die reinsten Motive habe. Dieses «Ehrlich-Sein», dieses «Sich-mit-mir-Auseinandersetzen» hat immer dazu geführt, dass Gott mich berühren und reinigen konnte. Er hat dadurch in mir zugenommen und ich durfte ein Stück mehr begreifen, was Gnade bedeutet.

Tipp

✴ Wenn du das nächste Mal Eindrücke weitergibst, frage dich, ob du Menschen unterschiedlich behandelst. Ändert sich die Art und Weise, wie du die Eindrücke weitergibst? Ändert sich dein Tonfall? Wird er resoluter, lieblicher, sanfter, direkter, ermahnender, liebevoller, umschmeichelnder? Wenn du Unterschiede feststellst, frage Jesus, wieso das so ist.

Dranbleiben

Während wir an einer Konferenz einmal einer Person dienten, gab jemand aus meinem Team ihr Folgendes weiter: «Ich habe den Eindruck, du bist in einer Sache sehr ernsthaft dran. Gott ermutigt dich, zu entspannen.» Als die Person, der wir gedient hatten, gegangen war, fragte ich beim Teammitglied nach. Ich war unruhig, weil der Person eine «Anwendung» weitergegeben worden war. Bei mir hätte dieser Eindruck ein «Nicht-genügen-Gefühl» ausgelöst, wie z. B. «Ich kann mich nicht entspannen» oder «Ich entspanne mich nicht genug».

Das Teammitglied sagte, sie hätte das folgende Bild gehabt: «Die Person sitzt auf einem Pferd und treibt es mit der Peitsche an.» Da es kein positives Bild war, beschrieb sie es nicht, sondern formulierte den Eindruck um. Ich erklärte dem Teammitglied, dass wir so lange mit dem Heiligen Geist kommunizieren müssen, bis wir der Sache wirklich auf den Grund gekommen sind und verstehen, was Jesus tun will. Wir können nicht einfach etwas positiv umformulieren.

In dieser Nacht hatte ich einen Traum zu diesem Bild: Ich habe den Heiligen Geist gefragt: «Was steht hinter diesem Bild?» Er antwortete: «Ein Treibergeist.» «Und warum?», fragte ich. «Diese

Person glaubt, sie genügt nicht; sie meint, es reicht nicht. Sie will geliebt, gesehen und erkannt werden», antwortete Jesus. Ich bohrte weiter: «Wie würdest du, Jesus, damit umgehen?» Ich sah ein Bild, in dem Jesus diese Person mit liebenden Augen anschaut und zu ihr sagt: «Ich liebe dich, genau so, wie du bist. Du genügst!» Im Bild ist die Person dann vom Pferd gestiegen und hat Jesus umarmt.

Wie viel Freude und Ermutigung wird der Eindruck erzeugen, wenn wir ihn wie folgt kommunizieren: «Ich sehe, du bist in einer Sache intensiv dran. Jesus schaut dich mit liebenden Augen an und sagt zu dir: ‹Ich liebe dich genau so, wie du bist, und du genügst.› Er umarmt dich und du kommst in seinem Armen zur Ruhe.» Die Person wird sich total angenommen und geliebt fühlen von Jesus. Ihr Mangel wird aufgefüllt werden und jeglicher Leistungsdruck abfallen. Sie wird loslassen können und zur Ruhe kommen.

Es ist essenziell, dass wir mit dem Heiligen Geist kommunizieren. Nur mit ihm können wir «dahinter» blicken. Nur er kann uns die ursprünglichen Pläne, die er mit einem Menschen hat, offenbaren. Eine Offenbarung ist immer eine Kreation Gottes. Satan nimmt diese jedoch häufig, verdreht und pervertiert sie. Allzu oft bleiben wir bei der verdrehten Offenbarung stehen. Aber der Heilige Geist offenbart uns, was die Pläne Gottes sind; er weiss, was die Menschen brauchen. Und er hat auch das richtige Timing.

Das richtige Timing

Vielfach ist die Offenbarung und die Interpretation richtig, aber das Timing stimmt nicht. Wir sehen etwas, doch es ist noch nicht die Zeit, dies weiterzugeben. Wir dienen zum Beispiel einer Frau und haben den Eindruck, dass sie Frauen mit einer Missbrauchsvergangenheit zu Jesus führt und ihnen zeigt, wie sie durch ihn heil werden können. Diese Frau hat aber erst vor einer Woche realisiert,

dass sie selbst missbraucht worden ist. Sie ist am Boden zerstört, weiss nicht, wie sie vorgehen soll, und erhält nun dieses Wort. In diesem Moment überfordert sie dieser Eindruck, er wird ihr zur Last. Ist ihr Heilungsprozess in Bezug auf den Missbrauch aber schon fortgeschritten, wird dieser Eindruck bestätigen, dass sie das Erlebte mit anderen teilen und diese freisetzen kann.

Wir brauchen den Heiligen Geist und müssen ihn fragen, ob und wann wir etwas weitergeben dürfen. Nur er kennt die Umstände und nur er weiss, wann der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist.

Hilfreiche Schritte, bevor wir einen Eindruck weitergeben

• Frage den Heiligen Geist: Was willst du sagen? Soll ich den Eindruck jetzt weitergeben? Soll ich noch warten? Was soll ich machen? Habe ich den Eindruck empfangen, um für die Person zu beten?

• Wie würde ich mich fühlen, wenn ich diesen Eindruck erhalten würde? Wäre ich ermutigt, erbaut oder getröstet?

• Was würde dieses Wort bei mir auslösen: Freude, Frieden, Hoffnung oder Angst, Bedrückung, Nicht-Genügen?

• Würde dieser Eindruck mich näher zum himmlischen Vater ziehen? Würde mir Jesus noch liebenswerter werden?

• Wieso will ich diesen Eindruck weitergeben? Was ist mein Motiv?

• Warte, bis du Frieden in deinem Herzen verspürst, und gib den Eindruck erst dann weiter.

Übung «Schatzsuche»

1. Bitte Gott um ein Bild. Versuche in dieses Bild einzutauchen und frage den Heiligen Geist: Was sehe ich noch? Wie geht es weiter?

2. Schreibe alles Gesehene/Offenbarte auf.

3. Frage nun den Heiligen Geist, was das Bild bedeutet und was er damit sagen will. Vielleicht erinnert er dich auch an eine Bibelstelle.

4. Schreibe die Bedeutung/Interpretation auf.

5. Prüfe das Bild und die Bedeutung: Ist es erbauend und ermutigend? Was für Gefühle löst das Bild bei dir aus, bringt es Frieden und Hoffnung? Bringt es die Person, die dieses Bild und die Bedeutung erhält, näher zu Gott? Wenn du diese Fragen mit Ja beantworten kannst, fahre fort mit Frage 6. Wenn nicht, vernichte den Zettel und fange noch einmal von vorne an.

6. Lass dir vom Heiligen Geist zwei oder drei Farben zeigen. Schreibe diese Farben hinten auf den Zettel.

7. Die Person, für die dieser Eindruck bestimmt ist, trägt diese Farben. Halte heute die Augen auf. Sobald du jemanden siehst, der diese Farben trägt, gibst du ihm/ihr den Zettel mit deinem Bild und der Bedeutung. Überrasche und ermutige die Person mit diesem Eindruck von Gott.

Die Sicht Gottes

Wie schon mehrfach erwähnt, geht es beim Weitergeben von prophetischen Worten darum, Gottes Sicht zu vermitteln und nicht unsere eigene. Das ist aber gar nicht so einfach. Immer wieder habe ich Gott zu diesem Punkt befragt. In einem Traum hat er mir anhand von Symbolen erklärt, wieso es nicht so einfach ist.

Das Quadrat

Gott hat jeden von uns einzigartig gemacht. So wie du bist, ist niemand anders auf der Welt! Deine Wesensart, dein Aussehen und deine Fähigkeiten sind absolut unvergleichlich. Gottes Sicht, seine Pläne für dich, so wie er dich ursprünglich gemacht hat, hatte im Traum die Symbolik eines Quadrats.

Der Kreis

Du bist in eine Familie, Gesellschaft und Epoche hineingeboren worden mit ihren Stärken und Schwächen, Mustern, Prägungen, Segenslinien, transgenerationalen Traumata usw. Deine Familie, Autoritätspersonen, die Schule, das Leben haben aus dir gemacht, was symbolisch als Kreis dargestellt war.

Das Sechseck

Aufgrund unterschiedlicher Einflüsse definierst du selbst, wie du sein willst, was erstrebenswert für dich ist und wie du dich entwickeln willst oder solltest. Auch in christlichen Gemeinschaften haben wir oft Idealbilder, denen wir zu entsprechen versuchen. Wir tun alles dafür, um so zu werden, wie wir sein wollen oder sollen. Diese Idealvorstellungen hatten im Traum das Symbol eines Sechsecks. Das Dreieck

Und dann gibt es noch die Gesellschaft, Eltern, Lehrer, die Gemeinde, andere Menschen, prophetische Eindrücke, gut gemeinte Ratschläge usw. Alle Erwartungen von aussen, wie du zu sein hast, was gut für dich wäre, was die beste Lösung für dich wäre usw. Dies wurde im Traum symbolisch als Dreieck dargestellt. Jeden von uns betrifft das. Vielleicht hast du dich auch schon einmal gefragt: Wer bin ich wirklich, für was bin ich gemacht? Ich bin überzeugt, dass wir aus eigener Kraft sehr gute Menschen werden können. Aber nur wenn wir mit unserem Schöpfer in Beziehung sind, mit ihm reden, ihn kennenlernen und uns von ihm berühren und heilen lassen, werden wir zu denen, die wir wirklich sind, und finden wir unser wahres Ich («das Quadrat»).

Wenn wir prophetisch dienen, glaube ich, dass wir die Sicht und Pläne Gottes nicht einfach so wahrnehmen, wir müssen darum ringen. Wenn wir mit unseren natürlichen Augen schauen, sehen wir das vorher beschriebene «Quadrat» meist nicht gleich. Wir sehen das, was vor unseren Augen ist, «den Kreis», also den Menschen, der durch Erfahrungen und Prägungen entstanden ist. Wir nehmen wahr, wo ein Mensch Verletzungen hat, welche Ängste er in sich trägt, seine Zerrisse usw. Manchmal sehen wir auch die Version des Menschen, die er zu sein versucht. Also auch, wie er wahrgenommen werden möchte und wie er sein will («das Sechseck»). Ganz oft sind wir versucht, auf die Bedürfnisse zu antworten, die wir wahrnehmen. Oder wir geben aufgrund dessen, was wir wahrnehmen, unsere eigenen guten Ratschläge verpackt als Eindruck Gottes weiter («das Dreieck»). Und meistens ist uns das nicht einmal bewusst.

Wenn wir Gottes Sicht und seine Pläne verkünden wollen, müssen wir von dem, was wir selbst wahrnehmen, Abstand nehmen und Gott um seine Sicht bitten. Wir brauchen Gottes einzigartigen, wunderbaren, vollkommenen Blick. Zuallererst für uns selbst und dann für andere Menschen, Institutionen, Orte und Länder.

Mir ist dabei die folgende Bibelstelle sehr wichtig geworden:

«In jener Stadt lebte eine Frau, die für ihren unmoralischen Lebenswandel bekannt war. Als sie erfuhr, dass Jesus im Haus des Pharisäers zu Gast war, nahm sie ein Alabastergefäss voll Salböl und ging dorthin. Sie trat von hinten an das Fussende des Polsters, auf dem Jesus Platz genommen hatte, und brach in Weinen aus; dabei fielen ihre Tränen auf seine Füsse. Da trocknete sie ihm die Füsse mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl. Als der Pharisäer, der Jesus eingeladen hatte, das sah, dachte er: ‹Wenn dieser Mann wirklich ein Prophet wäre,

würde er die Frau kennen, von der er sich da berühren lässt; er wüsste, was für eine sündige Person das ist›» (Lukas 7,37–39; NGÜ).

Leider definieren wir Prophetie ganz oft so: Prophetisch ist jemand, der erkennt, was für ein Mangel, was für eine Sünde im Leben eines Menschen ist. Aber Gott hat eine andere Sicht:

«Dann wies er auf die Frau und sagte zu Simon: ‹Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen, und du hast mir kein Wasser für meine Füsse gereicht; sie aber hat meine Füsse mit ihren Tränen benetzt und mit ihrem Haar getrocknet. Du hast mir keinen Kuss zur Begrüssung gegeben; sie aber hat, seit ich hier bin, nicht aufgehört, meine Füsse zu küssen. Du hast meinen Kopf nicht einmal mit gewöhnlichem Öl gesalbt, sie aber hat meine Füsse mit kostbarem Salböl gesalbt. Ich kann dir sagen, woher das kommt. Ihre vielen Sünden sind ihr vergeben worden, darum hat sie mir viel Liebe erwiesen. Wem aber wenig vergeben wird, der liebt auch wenig›» (Lukas 7,44–47; NGÜ).

Jesus wusste sehr wohl, was für eine Frau das war. Aber Jesus sah, wer sie wirklich war, was der Ursprungsplan Gottes mit dieser Frau war. Sie war eine Frau, die viel liebte, selbst dann, wenn andere nicht mehr liebten («das Quadrat»). Wir können in ihrem Leben erkennen, wie der Feind diese Liebe pervertierte. Sie wurde zu einer Prostituierten, die Liebe verkaufte («der Kreis»). Aber Jesus sah das «Quadrat»: eine Frau, die viel liebt!

Und diese Sicht von Jesus, seine Liebe und sein Blick, machten diese Frau frei! Jesus sagte zu ihr: «Deine Sünden sind dir vergeben» (Lukas 7,48; NGÜ).

Ich bin überzeugt, dass die bedingungslose Liebe und die Berührung Gottes, Menschen frei machen und heilen wird. Wir dür-

fen diese Sicht Gottes vermitteln. Diese prophetische Sicht hat die Kraft, Menschen in das zu verwandeln, was Gott sich ursprünglich erdacht hat.

Übung

Denke an eine scheinbare «Schwäche» von dir. Zum Beispiel an etwas, was dich selbst an dir nervt. Rede mit Jesus über diese Schwäche und frage ihn, wie er diese sieht und was er dazu meint. Bitte ihn, dir «das Quadrat» hinter dieser Schwäche zu zeigen.

Beispiel:

Ich habe die Angewohnheit, mit dem, was ich wahrnehme, schnell herauszuplatzen, ohne vorher darüber nachzudenken. Mein Mund ist sozusagen schneller als mein Kopf. Das hat mich genervt und ich mochte das nicht an mir. Deshalb habe ich alles Mögliche getan, um dagegen anzukämpfen. Zum Beispiel habe ich gebetet, dass Gott einen Wächter vor meinen Mund setzt. Auch habe ich versucht, vor dem Reden zuerst tief durchzuatmen und bis drei zu zählen usw. Trotzdem ist es mir immer wieder passiert. Als ich mit Jesus darüber gesprochen und ihn gefragt habe, was er darüber denkt, hat er mich ganz liebevoll angelächelt und mir sinngemäss geantwortet: «Ich habe dich so erschaffen. Wenn du zuerst darüber nachdenkst, würdest du ganz vieles nicht sagen. Ich will aber, dass es ausgesprochen wird. Und ich kenne dein Herz, ich weiss, dass du nicht verletzen willst. Wenn es verletzend ist, sage ich es dir. Ausserdem merkst du es meistens selbst. Dann kannst du dich entschuldigen. Du kommst mir auf diese Weise näher. Und ich versichere dir, dass ich mich auch um die verletzte Person kümmern werde.»

Dies hat in mir eine grosse Entspannung ausgelöst und ich konnte mich selbst viel besser annehmen.

Mündigkeit

«Und Er hat etliche als Apostel gegeben, etliche als Propheten, etliche als Evangelisten, etliche als Hirten und Lehrer, zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus, bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur vollkommenen Mannesreife, zum Mass der vollen Grösse des Christus; damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch das betrügerische Spiel der Menschen, durch die Schlauheit, mit der sie zum Irrtum verführen, sondern, wahrhaftig in der Liebe, heranwachsen in allen Stücken zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus» (Epheser 4,11–15).

Der Wunsch Jesu ist es, dass wir alle reif und mündig werden und zu ihm heranwachsen. Jesus will mit jedem Menschen verbunden sein, mit ihm kommunizieren und mit ihm in Beziehung leben. Und jedes prophetische Wort sollte diese Mündigkeit fördern. Aus dem Grund gebe ich auch keine prophetischen Worte weiter, die mein Gegenüber «entmündigen» würden. Dazu gehört für mich zum Beispiel, dass ich niemandem sage, wie er sich zu verhalten hat oder was er tun soll. Ich bin zutiefst überzeugt, dass jeder Eindruck, den Gott uns für einen anderen Menschen anvertraut, ihn in eine direkte Beziehung zu ihm führen soll, denn er möchte diesen mit seiner bedingungslosen Liebe berühren.

Prophetischer Lebensstil

Oft denken wir, dass wir nur während eines Gottesdienstes die Möglichkeit hätten, unsere prophetische Gabe einzubringen. Dabei laufen wir Gefahr, eine Trennung zwischen dem geistlichem und dem natürlichen Leben vorzunehmen. Das Hören der Stimme Gottes soll in unser Leben eingewoben sein, so wie Jesus es uns vorgelebt hat. Er sagte von sich, dass er nur tut, was er seinen Vater tun sieht, und nur redet, was er seinen Vater reden hört.

«Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn» (Johannes 5,19).

«Darum sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Sohn des Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin; und ich tue nichts von mir selbst aus, sondern wie mich mein Vater gelehrt hat, so rede ich» (Johannes 8,28).

«Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe; so tut auch ihr, was ihr bei eurem Vater gesehen habt» (Johannes 8,38).

«Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll» (Johannes 12,49).

Es ist so wichtig, jeden Tag die Stimme Gottes zu hören und uns Jesus vor Augen zu führen. So können wir beispielsweise beim Einkaufen «prophetisch» sein und den Heiligen Geist fragen, was wir noch einkaufen müssen. Der Heilige Geist kann uns auch daran erinnern, einer Person eine Karte zur Ermutigung zu schreiben.

Oder wir rufen eine Person an, die Gott uns in Erinnerung gebracht hat, und können am Telefon für sie beten.

Wir können in unserer Stillen Zeit fragen: «Herr, was möchtest du mir sagen? Für was kann ich beten?» Oder wir kommen mit unserer Arbeit nicht weiter und bitten Gott, dass er uns hilft, und auf einmal läuft es wie am Schnürchen. Wir können Jesus vor einem schwierigen Gespräch um Weisheit und Strategie bitten. Wir können ihn bitten, uns einen Schlüssel zum Herzen unseres Kindes zu geben. Wir können ihn um Weisung und Bestätigung bitten, bevor wir Dinge anschaffen. Wir können Gott fragen, ob und wenn ja wie viel wir in die Kollekte geben sollen …

Wir können ständig mit diesem wunderbaren Gott verbunden sein und ihn in alles integrieren. Wenn wir merken, dass wir ihn aus den Augen verloren haben, kehren wir schnell zu ihm zurück, bitten ihn um Vergebung, lassen uns von ihm umarmen und gehen weiter. So sieht ein prophetischer Lebensstil aus. Je mehr wir das praktizieren, desto mehr werden wir entdecken, dass das «Prophetische» überall anwendbar ist. Und dieses Gefühl, dass wir unbedingt ein Bild weitergeben oder prophetisch sein müssen, wird verschwinden, weil wir einfach prophetisch leben.

Umgang mit prophetischen Eindrücken

Die Bibel gibt klare Anweisungen, wie wir mit prophetischen Eindrücken, die wir für uns persönlich oder für andere Personen erhalten haben, umgehen sollen.

«Prophetische Rede verachtet nicht. Prüft aber alles und das Gute behaltet» (1. Thessalonicher 5,20–21; LUT).

Auch wenn es in unseren Ohren seltsam klingt, sollen wir das Reden Gottes nicht verachten. Wenn ein anerkannter Prophet uns Worte weitergibt, ist es einfach, diese Worte ernst zu nehmen. Stell dir aber vor, dein arbeitsloser Nachbar, der bereits einige Jahre in dieselbe Gemeinde geht wie du und dem du lieber ausweichst, wenn du ihn siehst, hat ein Wort für dich! Ist es schwieriger für dich, dieses Wort anzunehmen? Gott liebt das Unvollkommene, er liebt die Schwachen, er liebt die Zerbrochenen, denn durch sie wird er sichtbar. Apropos: Ich bin nicht besser als der Nachbar! Gott macht zwischen uns keinen Unterschied.

«Zu jener Zeit begann Jesus und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen geoffenbart hast!» (Matthäus 11,25).

Prüft alles! Das ist eine Befehlsform. Gott will, dass wir alle erhaltenen Eindrücke prüfen; auch die Eindrücke von anerkannten Propheten. Wir neigen dazu, alles, was Leiter oder anerkannte Persönlichkeiten sagen, einfach als wahr hinzunehmen. Doch auch diese Prophetien müssen wir prüfen. Wenn wir unser Leben in Jesu Hände gelegt haben, dann nimmt der Heilige Geist Wohnung in uns. Er ist der Übersetzer. Das heisst, jeder kann die Stimme Gottes hören und jeder kann die erhaltenen Eindrücke prüfen. Dieses «Prüft alles!» gilt auch für alle Offenbarungen, die wir für andere erhalten. Wir behalten nur das Gute. Das heisst, wir geben keine negativen Eindrücke weiter und halten uns fern von jeglicher Form des Bösen, auch wenn der Böse selbst als Engel des Lichts kommt!

«Prüft alles, das Gute behaltet! Haltet euch fern von dem Bösen in jeglicher Gestalt» (1. Thessalonicher 5,21–22).

Haushalten mit Eindrücken

Es gibt Eindrücke bzw. Prophetien, die in unsere aktuelle Situation sprechen und die wir sofort einordnen können, wie auch Worte der Erkenntnis, die uns zeigen, Gott sieht unsere Situation, wir sind nicht allein, er weiss um uns.

Wir erhalten aber auch Prophetien, mit denen wir zunächst nichts anfangen können; Verheissungen, die zwar schön sind, aber deren Erfüllung wir uns nicht vorstellen können. Es lohnt sich, alle Eindrücke, die wir erhalten, zu sammeln, aufzuschreiben und sie immer wieder hervorzuholen und erneut zu lesen. Auch sollten wir weiter mit Gott darüber sprechen, sie ihm hinhalten und ihn bitten, dass wir sie verstehen und dass sie sich erfüllen.

«Und so halten wir nun fest an dem völlig gewissen prophetischen Wort, und ihr tut gut daran, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen» (2. Petrus 1,19).

Manchmal werden wir Jahre später vom Heiligen Geist an eine Prophetie erinnert und dann wissen wir: «Ah, das ist es jetzt!» Oder wir realisieren, dass Gott es doch anders gemeint hat, als wir dachten. Oft ist es auch so, dass eine Prophetie für uns klar erscheint und wir glauben, sie sei schon erfüllt. Nach Jahren stellen wir dann fest, dass diese Prophetie viel grösser ist, als wir je erwartet haben, so wie es bei Joseph in 1. Mose 37 der Fall war. Er konnte sich das Ausmass der Bedeutung seiner Träume nicht vorstellen. Ein guter Freund von mir wurde auch einmal von dem ungeahnten Ausmass einer Prophetie überrascht: Vor über 15 Jahren erhielt er während eines prophetischen Gebets das Wort «Moskau». Er dachte, es bedeute, dass Gott ihn eines Tages nach Moskau oder Russland führen würde, und wartete auf weitere Zeichen bzw. einen «Marschbefehl». Zu der Zeit war er Pastor in einer Gemeinde, die florierte und Erweckung erlebte. Einige Jahre später aber zerbrach diese Gemeinde. Daraufhin arbeitete er zur Überbrückung als Postbote und musste in einem Bezirk namens «Moskau» der heimatlichen Kommunalgemeinde die Post austragen. Er erinnerte sich an dieses prophetische Wort und wusste auf einmal, Gott wollte ihm damit sagen, dass er es zugelassen hatte, dass die Gemeinde zerbrach, aber er war mit ihm und dies alles war Teil seines Plans. Vor einem Jahr hatten er und seine Frau den Eindruck, zu ihrem bestehenden Laden ein Bistro sowie eine Werkstatt hinzuzufügen. Sie suchten eine entsprechende Lokalität für alle drei Bereiche. Sie wurden fündig und haben nun das Bistro, den Laden und die Werkstatt im gleichen Gebäude. Und dieses Gebäude hiess vor dem Umbau «Restaurant zur Moskau»! Die Prophetie hatte

eine ganz andere Bedeutung und eine viel weitere Dimension, als er ursprünglich angenommen hatte.

Wie genial ist Gott! Er sieht viel weiter, begleitet uns mit seinen Worten, tröstet, führt und begegnet uns immer wieder persönlich, auch durch Eindrücke und Prophetien sowie Liebesdienste unserer Mitmenschen.

Umgang mit Eindrücken, die Druck auferlegen oder belasten

Menschen machen Fehler und das ist nicht weiter schlimm, denn nur wenn wir Fehler machen, können wir wachsen. Das heisst aber auch, dass wir Prophetien erhalten können, die falsch sind oder die Druck auf uns ausüben. Hier ist es wichtig, dass wir der Person, die diese Prophetie über uns ausgesprochen hat, vergeben und uns von dem Blut Jesu reinigen lassen. Wir trennen uns von diesen Prophetien oder Worten. Oft müssen wir das mehrmals tun, weil solche Worte regelrecht an uns «kleben» können. Es ist gut, im Anschluss daran auch immer wieder Bibelverse zu zitieren, die Gottes Sichtweise über uns zum Ausdruck bringen:

«Ich danke dir dafür, dass ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl!» (Psalm 139,14).

«Schön bist du, meine Freundin (bzw. mein Freund), in allem, und kein Makel ist an dir!» (Hohelied 4,7).

«So gibt es jetzt keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind, die nicht gemäss dem Fleisch wandeln, sondern gemäss dem Geist» (Römer 8,1).

«Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen! Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht» (Matthäus 11,29–30).

«Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein?» (Römer 8,31b).

«Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn» (Römer 8,38–39).

«Denn ich weiss, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der HERR, Gedanken des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben» (Jeremia 29,11).

Hindernisse beim Hören von Gottes Stimme

In den vorherigen Kapiteln wurden vielfältige Möglichkeiten aufgezeigt, wie Gott zu uns spricht, selbst wenn wir noch gar nicht an ihn glauben. Er ist ein lebendiger Gott, der es liebt, mit uns zu kommunizieren. In Johannes 10,27 heisst es: «Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach; …»

Jeder kann die Stimme Gottes hören. Manchmal sind unsere «Kanäle» jedoch ein wenig verstopft. Nachfolgend gehe ich auf einige Hindernisse ein, aufgrund derer wir die Stimme Gottes nicht oder nur undeutlich hören können. Diese Hindernisse dürfen wir immer im Hinblick auf seine Gnade sehen. Jesus hat am Kreuz von Golgatha alles getragen, damit wir das Leben in Fülle haben. Er hat uns befreit und geheilt. Wenn wir solche Hindernisse entdecken, dürfen wir sie Jesus hinhalten, uns heilen lassen, uns reinigen lassen von seinem kostbaren Blut und freudig weitergehen. Indem wir umkehren, Reue empfinden, Schuld anerkennen und loslassen, weil Jesus alles getragen hat, kommen wir näher an sein Herz, erfahren seine Gnade und werden freigesetzt, so zu sein, wie er uns erschaffen hat.

Angst, etwas falsch zu machen

Oft trauen wir uns nicht, Eindrücke weiterzugeben, weil wir Angst haben, wir könnten etwas Falsches machen oder sagen. In vielen Fällen hilft es, es einfach auszuprobieren, denn Sicherheit kommt durch positive Erfahrung. Gott liebt es, wenn wir mutig sind. Er hat kein Problem damit, wenn wir Fehler machen. Ein Lied von Markus Fuchs ist mir immer ein grosser Trost. Er singt: «… aus dem Mist unseres Lebens machst du (Gott) Dünger für deine Reben!» Und genau so ist es, es gibt keinen Fehler, aus dem Gott nicht etwas Gutes machen könnte. Er schaut unser Herz an. Wenn wir mit reinen Motiven und guten Absichten etwas ausprobieren, freut er sich und macht das Beste daraus!

Mose ist ein gutes Beispiel. Gott erschien ihm im Dornbusch und gab ihm den Auftrag, die Israeliten aus Ägypten zu befreien. Man könnte meinen, dass der Dornbusch und der Stab, der zur Schlange wurde, ausreichend bestätigten, dass der Auftrag wirklich von Gott kam. Aber Mose wollte noch mehr Zeichen, worauf Gott ihm wie folgt antwortete: «Da sprach er: Ich will mit dir sein; und dies soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du das Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr an diesem Berg Gott dienen!» (2. Mose 3,12).

So musste Mose die Israeliten erst befreien. Erst später, als er mit den Israeliten wieder an diesem Berg war und dort Gott diente, wurde das Zeichen erfüllt. Er musste den Auftrag ausführen und nur so konnte er überprüfen, ob er wirklich von Gott war. So ist es sehr oft mit Worten, die wir von Gott erhalten. Wir dürfen sie im Glauben annehmen und ausführen. Gott wird uns bestätigen, ob sie von ihm waren oder nicht.

Es kann allerdings auch sein, dass die Angst so gross ist, dass wir es gar nicht ausprobieren können. Das hat meist damit zu tun, dass wir in unserer Kindheit schlechte Erfahrungen gemacht ha-

ben und selten ermutigt, aber häufig bestraft worden sind, wenn wir etwas falsch gemacht haben. Wenn wir uns als Kind nicht ausprobieren konnten, kann das Auswirkungen auf unser Verhältnis zu Gott und Prophetie haben. Dann fällt es uns sehr schwer, mutig auszuprobieren; vielleicht ist es uns sogar unmöglich, ohne vorher eine heilende Begegnung mit Gott gehabt zu haben.

Tipp

✴ Für deine Angst gibt es einen guten Grund. Vielleicht wurdest du bestraft, wenn du Fehler gemacht hast. Halte Gott dein Herz und deinen Schmerz hin und sprich mit ihm über deine Angst.

✴ Frage Gott zwei Tage lang immer wieder, was du machen sollst. Ob du vielleicht für eine gewisse Person beten oder ob du in einen bestimmten Laden gehen sollst … Frage ihn, was du anziehen sollst, ob du z. B. den Weg über den Bahnübergang oder einen anderen nehmen sollst. Nimm ihn mit zum Einkaufen, frage ihn, wen du besuchen sollst usw. Gehe in diesen zwei Tagen jedem Gedanken nach und staune, wie Gott dich bestätigt.

Sünde

Sünden gibt es viele. Für Gott ist «Sünde» Sünde. Egal, ob wir «nur» lügen oder stehlen, ob wir ehebrechen oder vielleicht sogar morden. Auch uns selbst gerecht zu machen ist Sünde. Die «Ursünde» ist, gut dastehen und angebetet werden zu wollen, nach Ehre zu verlangen und sie nicht Gott zu geben. Wir sündigen, wenn wir

aus eigenen Stücken in die Zukunft schauen wollen und Weisheit aus anderen Quellen ziehen als aus Gott, wie zum Beispiel durch Horoskope, Tarotkarten, Gläserrücken, Pendeln, Totenbefragung, Medium, Engelsanbetung usw.

Wenn ich bewusst oder auch unbewusst sündige, beeinträchtigt das mein Hören auf Gott. Ich vergleiche es mit Störsignalen, mit einem Rauschen oder einem falschen Sender, die bewirken, dass etwas zwischen mir und Gott steht. Die gute Nachricht ist, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist. Es ist vollbracht! Wenn wir zu ihm gehen, ihn um Vergebung bitten, die Sünde ans Kreuz bringen und uns von ihm reinigen lassen, sind wir gerecht und rein in seinen Augen. Jede Sünde, die wir ihm bekennen, löscht er aus.

Manchmal bewegen wir uns in einer Spirale. Wir sündigen, bekennen es Gott, aber können seine Vergebung nicht annehmen. Im Gegenteil – wir klagen uns an, verurteilen uns und fühlen uns nicht würdig, Gott zu begegnen. Wir bekennen die gleiche Sünde immer wieder, weil wir ein schlechtes Gewissen haben und seine Vergebung nicht annehmen können.

Ich bin davon überzeugt, dass solche Spiralen einen guten Grund haben. Wir sind quasi in uns selbst am Kämpfen: Das Gute wollen wir tun, doch wir vollbringen es nicht. Was wäre, wenn die Sünden, die wir begehen, ein Versuch unseres Herzens sind, mit Schmerz und Leid umzugehen – Schmerz und Leid, die sich in von Gott noch unerreichten Bereichen unseres Herzens befinden?

Vielleicht haben diese Bereiche die bedingungslose Liebe Gottes noch nicht erfahren. Es ist wichtig, dass Jesus jedem Teil unseres Herzens begegnen kann, ihn erlösen, befreien, und heilen kann. Was wäre, wenn unser Herz dann nicht mehr sündigen muss, weil etwas in uns heil geworden und zur Ruhe gekommen ist?

Kein Mensch ist ohne Sünde, jeder sündigt. Unser Herz mit allem, was in uns ist, ehrlich Jesus hinzuhalten ist essenziell. Wir dürfen immer wieder das Werk von Jesus am Kreuz für unser

Leben in Anspruch nehmen. Wir können dieses Geschenk nicht verdienen; wir können die Sünde, den Mangel, den Schmerz nicht «abarbeiten» oder aus eigener Kraft Dinge wieder gutmachen. Wir können es einfach nur annehmen. Es ist GNADE!

«Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit» (1. Johannes 1,9).

«…, dass, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott grösser ist als unser Herz und alles weiss. Geliebte, wenn unser Herz uns nicht verurteilt, dann haben wir Freimütigkeit zu Gott» (1. Johannes 3,20–21).

«Am folgenden Tag sieht Johannes Jesus auf sich zukommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!» (Johannes 1,29).

«Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!» (Johannes 8,7).

«Und wenn jener (der Heilige Geist) kommt, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und vom Gericht; …» (Johannes 16,8).

«…; wir wissen ja dieses, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde ausser Wirksamkeit gesetzt sei, sodass wir der Sünde nicht mehr dienen …» (Römer 6,6).

«Denn die Sünde wird nicht herrschen über euch, weil ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade» (Römer 6,14).

«Wo aber Vergebung für diese ist, da gibt es kein Opfer mehr für Sünde» (Hebräer 10,18).

Was schauen wir an?

Gott nutzt unsere Vorstellungskraft. Diese ist geprägt von den Dingen, mit denen wir uns füllen – also von dem, was wir anschauen, was wir lesen, was oder wem wir zuhören, welche Gerüche uns begegnen, was wir essen und trinken und was wir erleben. Womit füllst du dich? Wenn du Gott nun um einen Eindruck bittest, wirst du sehr wahrscheinlich von dem beeinflusst werden, womit deine Sinne gefüllt sind.

Wir werden zu dem, was wir anschauen. Jeder, der Kinder hat, weiss das. Wie oft werden Eltern überführt, wenn Kinder die gleichen Worte wie sie verwenden, gleich reagieren usw. Ist dir schon aufgefallen, dass Freunde, die viel zusammen sind, auch ähnlich reden oder dass deine Sprache sich der Sprache der Menschen angleicht, mit denen du am meisten Zeit verbringst? Was wir anschauen, mit wem wir Zeit verbringen und wie wir unsere Zeit verbringen, prägt uns oft mehr, als uns bewusst ist. Wenn wir Jesus anschauen, Zeit mit ihm verbringen, Bibel lesen usw., werden wir durch den Heiligen Geist immer mehr in sein Angesicht verwandelt.

Hindernisse beim Hören von Gottes Stimme

«Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn» (2. Korinther 3,18).

«Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor, und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz seines Herzens das Böse hervor; denn wovon sein Herz voll ist, davon redet sein Mund» (Lukas 6,45).

«Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein» (Lukas 12,34).

Festlegungen

Hast du auch schon festgestellt, dass das, was du aussprichst, eintrifft? So treffen wir über unserem Leben oft Festlegungen, wie zum Beispiel:

• «Ich kann Gott nicht hören.»

• «Gott redet nicht mit mir.»

• «Gott redet mit anderen, aber nicht mit mir.»

• «Ich träume nie.»

• «Ich verstehe Gott nicht.»

Wenn wir solche Sätze immer wieder aussprechen, dann beginnen sie unser Leben zu bestimmen. Es lohnt sich, einmal hinter diese Festlegungen zu schauen. Meist gibt es gute Gründe, z. B. langjährige Erfahrung, Schmerz und Enttäuschung, die uns diese Wahr-

heiten glauben lassen. Auch hier ist es wichtig, dass jeder Teil von uns, auch die Teile, die enttäuscht sind, die leiden, die nie gesehen worden sind, oder die Teile, denen man nie zugehört hat, von Gottes Liebe berührt werden. Denn uns gilt die Verheissung:

«Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach; …» (Johannes 10,27).

«Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und keinem Menschen ins Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben» (1. Korinther 2,9).

«Und er sprach zu ihnen: Euch ist es gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu erkennen, …» (Markus 4,11).

«Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt und sie auf ihren Lagern schlummern, da öffnet er das Ohr der Menschen und besiegelt seine Warnung an sie, um den Menschen von seinem Tun abzubringen und den Mann vor dem Hochmut zu bewahren, damit er seine Seele vom Verderben zurückhalte, und sein Leben davon, in den Wurfspiess zu rennen» (Hiob 33,15–18).

Minderwertigkeit/Stolz

Manchmal denken wir auch, wir können Gott nicht hören, weil wir nicht heilig oder gut genug sind oder weil wir zu wenig Bibel lesen. Wir meinen, anderen Menschen nicht dienen zu können, weil wir uns für nicht würdig halten, und glauben, dass Gott uns nicht ge-

beim Hören von Gottes Stimme

brauchen kann. Aber Gott sucht nicht die Perfektion. Unser Streben nach Perfektion und unser ständiger Kampf, besser, schöner, heiliger und liebenswerter zu werden, hat immer einen Grund. Unsere Gesellschaft ist darauf ausgerichtet, nur Hochleistung akzeptabel zu finden, und ist immer auf der Suche nach Verbesserung.

Optimierungsprozesse, Mitarbeitercoaching, frühkindliche Förderung – alles zielt darauf ab, höher und weiter zu kommen. Und es nimmt Einfluss darauf, wie wir, unsere Eltern und Grosseltern Erziehung verstehen. Es färbt auch ab auf unsere Sichtweise auf das Reich Gottes und seine Massstäbe. Gott scheint jedoch eine etwas andere Vorstellung zu haben. Denken wir nur an die Jünger, die richtige Haudegen waren! Es waren Fischer und Zöllner – teils nicht gebildet, wild und unberechenbar. Aber noch bevor Jesus sie lehrte zu beten, sandte er sie aus, damit sie den Menschen dienen. Wir müssen nicht vollkommen sein; es reicht zu wissen, wer in uns lebt und wer uns liebt.

Oft denken wir: «Ich bin schon so lange Christ und weiss, wie der Hase läuft. Ich habe mein Leben im Griff und kann den Menschen helfen mit meinem Wissen und meinen Erfahrungen.» Dabei laufen wir Gefahr, uns von unserer eigenen Weisheit und von unserer eigenen Stärke abhängig zu machen anstatt von Gott. David ist mir ein grosses Vorbild: Vor jedem Kampf bat er Gott um die richtige Vorgehensweise, und jedes Mal erhielt er eine andere Strategie.

Einmal musste er seinen Feinden nachjagen, ein anderes Mal musste er sie umgehen, auf das Rascheln der Bäume warten und ihnen in den Rücken fallen. Als sich das ganze Volk gegen ihn wandte und er fast gesteinigt wurde, ging er zu Gott und liess sich von ihm stärken. Wenn wir einmal erfolgreich waren, neigen wir dazu, dieselbe Strategie zu wiederholen. Doch Gott gibt uns immer wieder neue Strategien und liebt es, wenn wir uns von ihm abhängig machen und es nicht aus eigener Kraft versuchen.

Es ist ein menschlicher Grundzug, nach Unabhängigkeit zu streben. Allein die Vorstellung, abhängig zu sein, widerstrebt uns. Deshalb ist es auch schwierig, sich auf einen Gott einzulassen, den wir nicht einmal sehen können. Allzu schnell bewerten wir dieses Unabhängigkeitsstreben als Stolz. Ich glaube, dass es in vielen Fällen ein Versuch ist, es für uns so sicher wie möglich zu machen. Wie schön, dass Jesus verspricht, um uns zu werben in alle Ewigkeit (siehe Hosea 2,21–22). Das heisst, er wirbt so lange um eine Beziehung mit uns, bis wir uns sicher genug fühlen, ihm zu vertrauen und uns auf ihn einzulassen.

Erbe/Generationenschuld

Jeder Mensch ist in eine von Gott bestimmte Familie hineingeboren worden. Wir sind Teil eines Erbes und damit Erben des Segens und des Fluches. Gottes Ziel und Wunsch für uns und unsere Nachkommen ist es, unsere Familie von vergangener Schuld zu befreien, alles Leid und allen Schmerz zu heilen und seinen Segen neu in diese Familie hineinzulegen.

«Bete sie (andere Götter) nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied derer, die mich hassen, der aber Gnade erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten» (2. Mose 20,5–6).

Aus dieser Bibelstelle geht hervor, dass Gott die Schuld der Väter/ Mütter an den nachfolgenden Generationen heimsucht, damit sie

umkehren und seinen Segen empfangen können. Jede neue Generation ist dazu aufgefordert, das sündige und auch das leidvolle Erbe ihrer Familie ans Kreuz zu bringen, damit der Segen freigesetzt wird. Wenn unsere Vorfahren zum Beispiel Wahrsagerei betrieben haben oder in Okkultismus verstrickt waren, hat das Einfluss auf unsere Kommunikation mit Gott. Oft sind in diesem Fall Türen zu Quellen, die nicht von Gott sind, geöffnet. Ein Indiz dafür kann sein, dass wir sehr viele negative Eindrücke für Menschen haben, dass wir Verfolgung, Tod und Ohnmacht und mehr Dämonen als Engel sehen. Unser Blick ist nicht auf Gott, sondern auf alles Schwere und Schwierige gerichtet.

Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, dass «prophetisch sein» nicht bedeutet, die Fehler, Mängel und das Negative bei anderen zu erkennen. Unser Fokus muss sein, die wunderbaren, genialen Pläne Gottes hervorzurufen und freizusetzen – in uns und in anderen Menschen. Jesus hat alle unsere Schuld und Wunden und die unserer Vorväter getragen. Er ist selbst zum Fluch geworden und hat uns mit seinem Blut losgekauft von unserem sündigen Erbe.

«Denn ihr wisst ja, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid aus eurem nichtigen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut des Christus, als eines makellosen und unbefleckten Lammes» (1. Petrus 1,18–19).

Vergleichen/Eifersucht

Stell dir vor, du sitzt in der Schule in der Zeichenstunde und der Lehrer gibt von vorne nach und nach Anweisungen. Neben dir sitzt eine Person, die deiner Ansicht nach viel besser zeichnen kann als du, und du vergleichst deine Zeichnung ständig mit der dieser Person. Du fühlst dich immer unfähiger und verpasst die Anweisungen des Lehrers, weil du so damit beschäftigt bist, dich mit ihr zu vergleichen.

Wenn wir uns mit anderen vergleichen, dann verpassen wir oft, was Gott für uns vorbereitet hat. Wir wollen dann das, was Gott anderen gibt, und sehen nicht, was er uns geben will. Jemand sagte einmal in einer Predigt: «Solange ich mich vergleiche und mir das wünsche, was andere haben, habe ich noch nicht erkannt, wie einmalig und wunderbar Gott mich geschaffen hat.» Eifersucht und das Vergleichen mit anderen machen uns blind und halten uns davon ab, in die einmaligen und wunderbaren Pläne Gottes, die er für unser Leben hat, hineinzukommen. Darüber hinaus werden dadurch oft dämonische Aktivitäten freigesetzt.

Auch hier ist es lohnenswert, einen Blick hinter die Eifersucht und das Vergleichen zu werfen. Es gibt bestimmt gute Gründe, warum du eifersüchtig reagierst und dich mit anderen vergleichst. Vielleicht bist du nie oder zu wenig gesehen und/oder bestätigt worden. Da gab es niemanden, der sich für dich interessiert hat, dem du wichtig warst. Oder du hast immer wieder zu hören bekommen, dass jemand anders besser ist als du. Das ist ein grosser Schmerz. Gott will dich bedingungslos lieben und dir zeigen, wie wichtig du ihm bist. Er sieht dich. Er will dir all das geben, was du zu wenig bekommen hast; er will dich bestätigen. Je mehr seine bedingungslose Liebe dein Herz erreicht, desto weniger wirst du dich mit anderen vergleichen müssen.

«Wenn ihr aber bitteren Neid und Selbstsucht in eurem Herzen habt, so rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit. Das ist nicht die Weisheit, die von oben kommt, sondern eine irdische, seelische, dämonische. Denn wo Neid und Selbstsucht ist, da ist Unordnung und jede böse Tat» (Jakobus 3,14–16).

Menschlich geprägte Gottesbilder

Falsche Bilder von Gott behindern uns in unserer Nachfolge. Die Bindungstheorie besagt, dass wir die Erfahrungen, die wir im Alter von 0–6 Jahren mit unseren Bezugspersonen (Eltern oder andere Betreuungspersonen) gemacht haben, als Erwachsene auf Autoritätspersonen und nahe Menschen übertragen. Das Gleiche tun wir leider auch bei Gott. Es ist, als würden wir eine Brille tragen, die uns als Kind aufgesetzt wurde. Auch wenn Eltern und Autoritätspersonen ihr Bestes gegeben haben, so vermochten sie doch nicht, die göttliche Vollkommenheit zu spiegeln. Unser Gottesbild prägt unser Hören von Gott, und wie wir ihn den Menschen präsentieren. Es ist wichtig, dass wir immer wieder zu Gott gehen und ihn fragen, wie er wirklich ist.

Verzerrte Gottesbilder

• Gott straft.

«Weil ich einen Fehler gemacht habe, hat Gott zugelassen, dass …»

• Gott ist fern.

«Gott weiss doch gar nicht, womit ich hier zu kämpfen habe, ich interessiere ihn doch nicht …»

• Gott fordert.

«Ich muss mehr in der Bibel lesen, ich muss unbedingt vergeben, damit …»

• Gott ist nicht gut.

«Die Verheissungen sind nicht eingetroffen und meine Wünsche bleiben unerfüllt …»

• Auf Gott ist kein Verlass.

«Ich kann mich nicht auf Gott verlassen, er lässt mich im Stich …»

Vorstellungen, wie Gott redet bzw. reden müsste

Oft haben wir genaue Vorstellungen darüber, wie Gott reden sollte und müsste. Vielleicht denken wir, Gott müsste immer auf spektakuläre Weise reden, wie durch den Dornbusch bei Mose. Aber Gott ist Gott; er darf so reden, wie er will. Wir können ihm vertrauen, dass er ein liebender Vater ist, der uns kennt und weiss, wie er mit uns reden muss, damit wir ihn verstehen. Gott ist ein Gott des Alltags.

Immer wieder dürfen wir unseren Verstand, unsere eigenen Vorstellungen und unseren Willen unter seine Herrschaft stellen. Wir wissen, dass wir Gott mit unserem Verstand nie erklären können, dass er es aber immer gut mit uns meint. Er gab sein Liebstes für uns.

In 2. Korinther 10,3–5 lesen wir davon, dass uns Gedanken von Gott abhalten können. «Denn obgleich wir im Fleisch wandeln, so kämpfen wir doch nicht nach Art des Fleisches; denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott zur Zerstörung von Festungen, so dass wir Vernunftschlüsse zerstö-

ren und jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, und jeden Gedanken gefangen nehmen zum Gehorsam gegen Christus.»

Wir müssen immer damit rechnen, dass Gott unsere Vorstellungen sprengt. Manchmal verunsichert uns das, und wir können nicht glauben, dass er tatsächlich so wirkt. Es fordert uns heraus, auf etwas zu vertrauen, das über unsere Erfahrungen hinausgeht. Mitunter gibt er merkwürdige Anweisungen. Hätten wir auch Jericho umrundet? Hätten wir eine Arche gebaut, als weit und breit noch kein Regen in Sicht war? Hätten wir geglaubt, dass fünf Brote und zwei Fische ausreichen, um 5000 Menschen zu speisen, oder dass ein Fisch uns Geld ausspuckt, um die Steuern zu bezahlen?

Wie der Vater, der hoffte, dass sein Sohn von Jesus geheilt würde, können wir rufen: «Ich glaube, hilf meinem Unglauben!»

Auch Elia erlebte Gott einmal ganz anders, als er ihn bis dahin kennengelernt hatte.

«Er aber sprach: Komm heraus und tritt auf den Berg vor den HERRN! Und siehe, der HERR ging vorüber; und ein grosser, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht in dem Wind. Und nach dem Wind kam ein Erdbeben; aber der HERR war nicht in dem Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht in dem Feuer. Und nach dem Feuer kam die Stimme eines sanften Säuselns» (1. Könige 19,11–12).

Bei einer Konferenz dienten wir zu dritt in einem prophetischen Team: die Leiterin, ein Mann und ich. Eine Person kam und wir durften ihr prophetisch dienen. Der Mann in unserem Team gab folgenden Eindruck weiter: «Ich sehe eine Nacktschnecke.» Er sagte es einfach so, ohne eine Interpretation zu geben. Ich schaute die Leiterin an und dachte: «Das war doch nicht Gott, so spricht er

nicht!» Die Leiterin liess es jedoch stehen und wir beteten weiter. Zum Schluss gab uns die Person, der wir gedient hatten, ein Feedback. Vor allem der Eindruck mit der «Nacktschnecke» hatte sie sehr angesprochen, da sie bei Magenproblemen immer eine Nacktschnecke isst! So wurde der Eindruck von Gott bestätigt und die Person wusste, dass er sie sieht und mit ihr ist. (Was nicht bedeutet, dass der Verzehr von Nacktschnecken bei Magenproblemen grundsätzlich zu empfehlen ist!) Ich wurde von Gott überführt und habe mich bei ihm entschuldigt. Er ist viel grösser, als ich denken kann!

Motive

Wie ist es bei dir? Verbringst du gerne Zeit mit Menschen, die nur mit dir zusammen sind, weil sie etwas von dir wollen oder brauchen? Suchst du dir solche Menschen als deine Freunde aus?

Was ist dein Motiv, Gott hören zu wollen? Willst du ihm näherkommen, weil dir an ihm gelegen ist und du ihn ergründen willst?

Oder suchst du eine schnelle Antwort und Lösung und möchtest gut dastehen vor Menschen? Willst du eine Beziehung mit Gott pflegen oder ist er für dich wie ein Getränkeautomat, bei dem oben ein Gebet hinein- und unten eine Antwort herauskommt? Nimmst du dir Zeit für Gott, einfach so, weil er es wert ist, oder nur dann, wenn du etwas brauchst?

Gott ist ein Gott der Bündnisse und der Beziehung. Die Bibel ist voll von Beispielen, in denen Gott Beziehung wichtiger ist als das Befolgen von Gesetzen oder die Arbeit für ihn. Er wird alles tun, um uns das klarzumachen.

Haltungen

Gott hat jeden Menschen erschaffen als sein Ebenbild, und er macht keinen Unterschied, ob sie nun schwarz oder weiss, gebildet oder ungebildet, männlich oder weiblich sind … Was denke ich über die Menschen, für die ich prophetisch höre? Wie reagiere ich, wenn diese Person einer Minderheit angehört, die öffentlich herabgesetzt wird oder mit der ich schlechte Erfahrungen gemacht habe? Wie reagiere ich, wenn jemand ungepflegt ist? Was ist meine Herzenshaltung gegenüber Menschen aus anderen christlichen Gemeinden, gegenüber Buddhisten, Muslimen? Gott liebt sie alle. Bin ich jemand, der die Liebe Gottes transportiert?

Religiosität/Gesetzlichkeit

Mit Religiosität/Gesetzlichkeit meine ich, dass wir versuchen, uns die Liebe Gottes durch «richtiges» Handeln oder Verhalten zu verdienen. Das kann sich durch eine übertriebene Betonung äusserlicher Rituale oder Regeln, durch moralische Selbstgerechtigkeit, mangelndes Mitgefühl gegenüber anderen und der Neigung zur Kritik und Verurteilung anderer äussern. Religiosität ist sehr hinderlich, wenn wir die Stimme Gottes hören wollen. Oft denken wir zum Beispiel, dass wir Eindrücke «verdienen» können. Oder wir verhalten uns bei Christen anders als bei Nichtchristen. Religiosität bringt uns auch dazu, uns frommer darzustellen, als wir sind, um Anerkennung zu bekommen. Sie vermittelt dieses Bild von dem idealen, perfekten Christen, der man zu sein hat.

Religiosität beschränkt Gott in seiner Grösse. Das Gesetz oder das Erfüllen von Regeln stehen über der Gnade. Von Religiosität

gefärbte prophetische Eindrücke sind gesetzlich. Sie setzen Menschen nicht frei und sie laden nicht ein, eine Beziehung zu Jesus zu pflegen, sondern im Gegenteil Dinge für ihn zu leisten. Diese Eindrücke engen Menschen ein mit der Vorstellung darüber, wie etwas zu sein hätte.

Welchen Eindruck würdest du lieber erhalten?

• Gott will, dass du mehr Bibel liest, so will er sich dir offenbaren.

• Gott liebt es, wenn du die Bibel liest, er offenbart sich dir in seinem Wort.

Der erste ist gesetzlich formuliert, der zweite transportiert die Liebe Gottes und setzt frei.

In jedem von uns findet sich mitunter ein gewisses Mass an Religiosität. Selbst wenn wir sie einmal abgelegt haben, kann sie sich hier und da wieder einschleichen. Wenn dem so ist, ist Gott nur ein Gebet entfernt. Jesus weiss, wie sehr wir uns bemühen, ihm zu glauben, ihm zu dienen und ein Kind Gottes zu sein, welches ihm alle Ehre gibt. Schliesslich ist er dafür gestorben. Er hat all unseren Druck, unsere Anstrengung und Verzweiflung am eigenen Leib gespürt, damit wir Gnade und Liebe finden können. Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.

Wir sind eine Neuschöpfung

«Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!» (2. Korinther 5,17).

In diesem Bewusstsein dürfen wir leben! Weil Jesus in uns ist, sind wir gerecht, sind wir heilig, sind wir Erben, haben wir Anteil an seinem Reich, sind wir Licht der Welt, sind wir Salz der Erde usw. Und weil wir unser Leben auf Jesus ausrichten und er unsere Hoffnung ist, wollen wir uns reinigen, damit wir so rein sind wie er. Wir wollen immer wieder den Schmutz der Welt am Kreuz ablegen, immer wieder alte Prägungen und Muster loswerden, uns ihm ganz hingeben und so durch seinen Geist in sein Angesicht verwandelt werden.

«Seht doch, wie gross die Liebe ist, die uns der Vater erwiesen hat: Kinder Gottes dürfen wir uns nennen, und wir sind es tatsächlich! Doch davon weiss die Welt nichts; sie kennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Ja, liebe Freunde, wir sind Gottes Kinder, wir sind es hier und heute. Und das ist erst der Anfang! Was darin alles eingeschlossen ist, ist uns vorläufig noch nicht enthüllt. Doch eines wissen wir: Wenn Jesus in seiner Herrlichkeit erscheint, werden wir ihm gleich sein; denn dann werden wir ihn so sehen, wie er wirklich ist. Wer diese Hoffnung hat – eine Hoffnung, die ganz auf Jesus ausgerichtet ist –, hält sich von jeder Sünde fern, um so rein zu sein wie er» (1. Johannes 3,1–3; NGÜ).

«Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn» (2. Korinther 3,18).

Charakter und Integrität

Immer wieder dürfen wir uns bewusst machen, dass Gott viel mehr an unserem Herzen interessiert ist als an unserem Dienen. Alles, was wir erleben, will Gott benutzen, um unseren Charakter zu entwickeln, uns in sein Angesicht zu verwandeln und uns seine Liebe auch in schwierigen Umständen zu zeigen. Er wird jedes gute Werk, das er angefangen hat, auch vollenden (siehe Philipper 1,6).

Unser Charakter ist Gott wichtiger als jede Gabe, die er uns gibt. Vor allem anderen möchte er mit uns in einer engen Beziehung leben und die Welt zusammen mit uns verändern. Er will nicht, dass wir Dinge für ihn tun, sondern dass wir mit ihm leben.

Das Wort Charakter kommt aus dem Griechischen und bedeutet «Prägestempel» (für Münzen und Siegel), «Prägung», aber auch «Abbild», «das Wesen eines Menschen».

Unser Charakter ist zuerst geprägt von unserer Herkunft und wie wir aufgewachsen sind, wie wir erzogen wurden und was wir gelernt haben. Durch unsere Reaktionen auf diese Prägungen und unsere Entscheidungen haben wir unseren Charakter auch selbst mitgeprägt.

Abgesehen von allen diesen Prägungen gibt es aber eine noch viel tiefere Prägung, die jeder Mensch von Gott erhalten hat.

«Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie» (1. Mose 1,27).

Und indem wir uns an Gott hängen, werden wir seinem Bild immer ähnlicher.

«Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht» (2. Korinther 3,18; ELB).

Dies ist ein Prozess, der unser ganzes Leben andauern wird. Wir dürfen uns immer wieder diesem liebenden Vater im Himmel aussetzen und ihn bitten, dass er jede falsche Prägung entfernt und uns in sein Bild verwandelt.

Was bedeutet Integrität?

Integrität (lat. integritas) bedeutet «Unversehrtheit», «Intaktheit», «Vollständigkeit».

In der Wikipedia heisst es dazu: Persönliche Integrität ist die andauernde Übereinstimmung des persönlichen, an einer Ethik ausgerichteten Wertesystems mit dem eigenen Handeln. Dazu gehören Aufrichtigkeit, Gerechtigkeitsstreben, Vertrauenswürdigkeit, Zivilcourage. Ein integrer Mensch lebt seine persönlichen Überzeugungen, Massstäbe und Wertvorstellungen.

Wenn man Menschen fragt, ob sie sich für integer halten, glaube ich, dass die meisten dies bejahen würden. Integrität zeigt sich aber erst, wenn wir uns in schwierigen Situationen befinden, abgelehnt oder ungerecht behandelt werden. Ob wir integer sind, wird geprüft, wenn wir z. B. plötzlich viel Macht besitzen oder die Möglichkeit haben, schnell zu Geld zu kommen usw.

Nehmen wir an, ich habe eine verantwortungsvolle Stelle in einer Firma. Ich bin eingeweiht in vertrauliche Geschäftsstrategien und weiss um die Schwächen der anderen Führungsmitglieder usw. Nun verliere ich plötzlich aufgrund von Uneinigkeiten mit der Geschäftsführung meine Stelle. Wie gehe ich mit meinem Wissen um? Erzähle ich diese vertraulichen Dinge weiter? Bleibe ich integer, selbst wenn ich mir einen Vorteil verschaffen könnte?

Jesus sagt in Matthäus 5,48: «Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist» (ELB).

Vollkommen sein heisst nicht, perfekt zu sein, sondern ganz, ungeteilt zu sein.

Integer leben bedeutet demzufolge: die zunehmende Umgestaltung meines Charakters zuzulassen, einzuüben und Gottes Sichtweise anzunehmen. Ich hänge mich buchstäblich an Gott, mit ungeteiltem, ganzem Herzen, und bin bereit, täglich seine Liebe und Gnade in Empfang zu nehmen. Ich suche seine Wege, seine Weisheit und seine Sicht für mich und andere.

Tägliche Prüfungen

Charakter und Integrität entwickeln sich in unserem täglichen Leben. Wie gehe ich mit Ungerechtigkeiten um? Schimpfe ich über diejenigen, die mir unrecht getan haben? Fordere ich mein Recht ein? Werde ich wütend? Weiche ich aus oder stelle ich mich den Schwierigkeiten? Bemitleide ich mich oder hänge ich mich an Gott und vertraue ihm?

Zum Thema Gerechtigkeit zeigte mir letzthin der Heilige Geist in einem Traum einen Briefumschlag, der viele verschiedene

Stofffetzen enthielt. Er nahm mich bei der Hand und führte mich zu einer riesigen Scheune. Wir gingen hinein und sahen Berge von Stofffetzen in unterschiedlichen Farben und Materialien. Ich fragte den Heiligen Geist, was diese Stofffetzen bedeuten. Er sagte: «Erinnerst du dich an die Geschichte von David und Saul, in der David nur einen Zipfel vom Mantel von Saul abgeschnitten hat? Dies sind alles ‹Stofffetzen› von Menschen, die mir ihr Recht auf Gerechtigkeit und Rache abgegeben haben, und es sind Schätze für mich.»

Wem erzählst du, was du weisst? Wem schüttest du dein Herz aus, wenn du enttäuscht worden bist?

So oft erzählen wir vertrauliche Dinge den falschen bzw. zu vielen Personen. Auf diese Weise entstehen Gerüchte. Darüber hinaus beeinflussen wir sie – bewusst oder unbewusst –, wie sie andere Menschen oder Situationen wahrnehmen.

Was machst du, wenn Gott dir in einem Bild offenbart, dass sich dein Hauskreismitglied regelmässig pornografische Seiten anschaut? Wie reagierst du, wenn dein Kind das nächste Mal auf dem Schoss dieser Person sitzt?

Manchmal sind diese Bilder Offenbarungen über die Pläne des Feindes. Vielleicht lebt die Person gar nicht in Sünde, aber uns wird aufgezeigt, dass der Feind versucht, die gottgegebene, frauenehrende Sicht des Mannes zu pervertieren. In diesem Fall können wir beten, dass Gott diese Person bewahrt und dass sein Wille mit ihr geschieht. Wenn wir Verantwortung für die Person haben, dürfen wir – wenn Gott uns das zeigt – vorsichtig nachfragen, ob sie vielleicht Probleme in diesem Bereich hat, und ihr unsere Hilfe anbieten. Auf keinen Fall dürfen wir sie jedoch verurteilen, blossstellen oder ausgrenzen. Erinnern wir uns an Jesus: Er wusste, dass Judas Geld hinterzieht, konfrontierte ihn aber nie damit. Stattdessen vertraute er ihm das Geld an.

In 1. Korinther 13,7 steht, dass die Liebe alles hofft und alles glaubt. Gott ist Liebe und Gott ist Hoffnung. Wir sollten immer davon ausgehen, dass Menschen das Richtige tun.

Wie gehst du damit um, wenn Gott dir sagt, dass du berufen bist für eine bestimmte Sache, aber niemand sieht es?

Vertraue Gott, dass er zur richtigen Zeit die richtige Tür öffnet. Glaube daran, dass er dich bestätigt und einsetzt. Er ist Gott und er hat alles im Griff.

«So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit!» (1. Petrus 5,6).

Was machst du, wenn die Gemeindeleitung bzw. eine Person entgegen deinem vorgebrachten Eindruck entscheidet? Betest du in einer manipulativen Weise, dass dein Wille geschieht? Teilst du den Eindruck anderen Personen mit und ziehst sie so auf deine Seite, damit du mehr Einfluss gewinnst? Redest du schlecht über die Gemeindeleitung?

Beim Übermitteln eines Eindrucks oder eines prophetischen Wortes sind wir nur die «Briefträger». Wir fragen den Heiligen Geist zuvor, ob wir den Eindruck weitergeben sollen. Wenn ja, tun wir es und geben anschliessend die Verantwortung, Umsetzung und Anwendung an den Empfänger ab. In jeder Gemeinde, an jedem Arbeitsplatz werden Entscheidungen getroffen, die nicht unserer Meinung entsprechen. Eine Frau, die als Fürbitterin für ein Unternehmen angestellt war, ist mir persönlich ein grosses Vorbild. Sie sagte: «Ich stehe voll und ganz hinter den Entscheidungen der Geschäftsleitung, auch wenn es nicht das ist, was ich im Gebet empfangen habe. Solange Gott mir zeigt, dass dies mein Platz ist, bin ich die Letzte, die das Schiff verlässt, selbst wenn es untergeht.» Menschen werden von Gott eingesetzt, auch Nichtchristen, Politiker usw. Nichts geht an Gott vorbei. Ich segne meine Leiter, die

Politiker und die Regierung meines Landes mit Weisheit von Gott und bete, dass seine Pläne durch sie in Erfüllung kommen.

Was machst du mit immer wiederkehrenden Prophetien für eine bestimmte Sache, die dann aber nicht eintrifft?

Gott ist Gott. Demütige dich unter seine Hand. Hoffe weiter, weil er, wie es in Römer 5,5 heisst, deine Hoffnung nicht zuschanden werden lässt. Vielleicht war die Prophetie ja auch ganz anders gemeint und du hast sie einfach falsch interpretiert.

Es ist zudem möglich, dass der tiefe Wunsch nach dieser Sache sich zu einem Götzen in deinem Leben entwickelt hat, den du über deine Beziehung zu Gott gestellt hast. Wenn wir mit selbstzentrierten Absichten zu Gott gehen, selbst wenn sie «geistlich verpackt» sind, öffnen wir die Tür für dämonische Aktivitäten. In Hesekiel 14,4 steht: «Jedermann …, der seine Götzen in sein Herz schliesst und den Anstoss zu seiner Missetat vor sein Angesicht stellt und zu dem Propheten kommt, demjenigen, der kommt, will ich, der HERR selbst, nach der Menge seiner Götzen antworten …»

«Aber sie vergassen seine Werke bald; sie warteten nicht auf seinen Rat, sondern sie wurden begehrlich in der Wüste und versuchten Gott in der Einöde. Und er gab ihnen, was sie forderten, aber er sandte Auszehrung in ihre Seelen» (Psalm 106,13–15).

Ich lege meine Wünsche immer wieder Gott hin und vertraue ihm, dass seine Pläne die besseren für mich sind. Manchmal weiss mein Kopf, dass ich meine Wünsche und Pläne an Gott abgeben sollte, aber mein Innerstes hängt noch fest daran. In diesem Fall bete ich, dass Gott meinem ganzen Sein begegnet und dieses «Ungesättigte» in mir stillt. Ich entscheide mich erneut, Gott zu vertrauen, und bitte ihn, dass er den Teilen in mir, die noch nicht vertrauen können, begegnet. Ich möchte mein Herz rein halten, jeden Tag.

«Glückselig sind, die ein reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen!» (Matthäus 5,8).

Ich möchte mich freuen am Herrn und seine Wege und Pläne annehmen.

«Gib mir, mein Sohn, (meine Tochter) dein Herz, und lass deinen Augen meine Wege wohlgefallen!» (Sprüche 23,26).

«…; und habe deine Lust am HERRN, so wird er dir geben, was dein Herz begehrt!» (Psalm 37,4).

Eine Freundin von mir hatte einen beeindruckenden Mann kennengelernt und den Eindruck, dass sie diesen heiraten werde. Vom ersten Moment an war sie völlig überzeugt, dass dies Gottes Wille sei, und brauchte keine weitere Bestätigung mehr. Trotzdem wurde ihr von diversen Personen, auch solchen, die sie nicht kannte, prophetisch bestätigt, dass sie und dieser Mann heiraten würden. Jeden Eindruck, den sie erhielt, interpretierte sie auf diese Hochzeit hin, auch wenn es offensichtlich nichts damit zu tun hatte. Ihre ganze Wahrnehmung war nur darauf ausgerichtet. Es ging sogar so weit, dass sie sich schon den Stoff für das Brautkleid kaufte.

Doch dieser Mann heiratete eine andere Frau. Der Wunsch, ihn zu heiraten, war zum Götzen in ihrem Leben geworden, denn sie hatte ihn über die Beziehung zu Gott gestellt. Gott hat diesen Götzen in ihrem Leben offenbar gemacht und er wurde schliesslich gestürzt. Über ein Jahr lang tat sich meine Freundin schwer damit, Gott wieder zu vertrauen und zu glauben, dass sie seine Stimme hören kann. Schlussendlich hat sie sich entschieden, Gott und sich selbst zu vergeben, sich nicht mehr länger anzuklagen und Gott neu zu vertrauen. Heute ist sie mit einem wunderbaren Mann verheiratet, der genau zu ihr passt, und trainiert Menschen darin, die Stimme Gottes zu hören.

Dies sind nur einige Beispiele, die aufzeigen, dass wir tagtäglich Prüfungen zu bestehen haben und dass wir diesen wunderbaren Heiligen Geist brauchen. Er führt uns in alle Wahrheit, verwandelt uns, tröstet uns und steht uns bei. Er verkündet das Zukünftige, vertritt uns als Anwalt und schenkt uns Weisheit und Gaben. Er ist unser Freund.

Wie wachsen wir in unserem Charakter und in Integrität?

• Halte dein ganzes Herz regelmässig Gott hin.

• Gehe immer wieder zu Gott und lass dich von ihm heilen und verwandeln. Besprich deine Reaktionen mit dem Heiligen Geist: Wieso reagiere ich so? Wieso bin ich so wütend? Wieso nervt mich diese Person so sehr usw.

• Lass deine Gedanken und Sinne erneuern, wie in Römer 12,2 steht: «Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch in eurem Wesen verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.»

• Nimm, wenn nötig, Seelsorge, HeartSync oder Therapie in Anspruch.

• Erlaube Personen, die für dich sind, in dein Leben hineinzusprechen.

• Sei kritik- und korrigierfähig.

• Studiere die verschiedenen Personen der Bibel und ihren Charakter sowie ihre Prüfungen.

• Lies Biografien von gottesfürchtigen Menschen und studiere ihren Charakter, ihre Lebensprüfungen.

• Mache dir bewusst, dass du nicht besser bist als andere.

In der prophetischen Gabe wachsen

«Strebt nach der Liebe, doch bemüht euch auch eifrig um die Geisteswirkungen; am meisten aber, dass ihr weissagt!» (1. Korinther 14,1).

Wir sollen zuallererst nach der Liebe streben, erst dann nach den Gaben des Geistes – und besonders nach der prophetischen Rede. Die Liebe steht über allem, sie ist die Grundlage.

Zu streben bedeutet, Gott immer wieder zu bitten. Wir sollen ihn bitten, dass wir erfüllt werden mit seiner Liebe, dass wir wachsen und ihn mehr verstehen. Zu streben heisst auch, ihn zu suchen, damit wir ihn sehen und ergründen, sowie darauf zu vertrauen, dass er uns mehr zeigt und uns Gelegenheiten schenkt, unsere Gabe einzusetzen. Er ist das Zentrum, von ihm kommt alles und zu ihm geht alles.

Unsere Verantwortung

Mein Herz

Mein Herz und mein ganzes Sein sind meine Verantwortung. Ich bin für mein Denken, Handeln, Tun usw. verantwortlich. Mir gegenüber ehrlich zu sein und mein Herz, meinen Schmerz immer wieder Gott hinzuhalten ist meine Verantwortung.

Stückwerk

Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, dass wir nur Stückwerk erkennen und weissagen, so wie es in 1. Korinther 13,9 steht: «Denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise; …» Ich sehe also nie das Ganze, nie das Gesamtbild, auch wenn der Eindruck oder die Vision noch so stark ist. Ich brauche Ergänzung.

Jesus ist der Retter

Auch muss ich mir immer wieder sagen: Jesus ist der Retter, nicht ich. Gott liebt es, wenn ich auf einen Gebetseindruck hin bete. Sein Herz wird bewegt durch Gebet: Hiskia flehte Gott an und sein Leben wurde um 15 Jahre verlängert. Abraham rettete mit seinem Gebet Lot und seine Familie. Aber Gott ist Gott. Wenn ich nicht bete, heisst das nicht, dass die Menschen dann verloren sind. Selbst wenn ich einen Eindruck erhalte, ihn aber nicht weitergebe, kann ich gewiss sein, dass Gott einen Weg findet, sich der Person mitzuteilen. Gott ist nicht abhängig von mir, sondern ich bin abhängig von ihm.

Zu viel Offenbarung

Manchmal kommen wir in einen Raum oder nehmen an einer Sitzung teil und spüren und sehen alles «dazwischen». Oder jemand kommt uns auf der Strasse entgegen und wir wissen einfach, dass er Alkoholiker ist, dass er seine Frau betrügt, dass er schmutzige Geschäfte macht o. Ä.

Zu viele «Offenbarungen» können uns regelrecht erdrücken, und oft wissen wir nicht, wie wir damit umgehen sollen. Vielleicht hast du eine besondere Gabe, Lasten zu tragen, oder du bist hochsensibel. Oder du musstest schon als Kind, alles erspüren und erfühlen und «richtig» reagieren. In diesem Fall können wir Jesus sagen, dass es uns zu viel oder zu schwer ist, und ihn bitten, uns die Gründe zu offenbaren und uns in unserer Überforderung zu begegnen.

Wir müssen wissen, dass wir zusammen mit Jesus etwas «tragen» dürfen. Er zeigt uns Situationen oder Missstände auf, aber er trägt die Last ganz allein. Wir können diese Eindrücke immer wieder an ihn abgeben. Wir müssen diese Lasten nicht tragen und die Probleme auch nicht lösen, denn Jesus ist der Erlöser.

Wenn es uns zu viel wird, können wir Jesus bitten, dass wir nur das sehen und spüren, was wirklich für uns bestimmt ist. Sieh es als ein Zeichen seiner Freundschaft, dass er dir seine Geheimnisse anvertraut und du teilhaben darfst an dem, was auf seinem Herzen ist.

Ein Fell auslegen

Nicht immer ist klar, was wir mit einem Eindruck machen sollen. Sollen wir den Eindruck weitergeben und, wenn ja, wann und wie? Oder sollen wir einfach nur beten? Wie bereits erwähnt können

wir wie Gideon «ein Fell auslegen» und Gott um Bestätigung bitten (siehe Seite 97/98).

Mit unserer Marketingagentur wurde ich einmal zu einer Sitzung mit einem unserer Kunden und seinem Team eingeladen. Während der Sitzung sprach Gott über einen Mitarbeiter dieses Kunden zu mir. Ich fragte Gott, was ich mit dem Eindruck machen sollte, formulierte ihn als Gebet und gab ihn Jesus wieder zurück. Der Eindruck kam mir aber immer wieder in den Sinn. Schliesslich habe ich ein Fell ausgelegt: Ich machte mit Gott ab, dass, wenn mich dieser Kunde anrufen und speziell nach diesem Mitarbeiter fragen würde, ich ihm meinen Eindruck weitergeben würde und sonst nicht. Einige Tage später rief der Kunde an. Nach einem längeren Gespräch über diverse Themen fragte er konkret nach diesem Mitarbeiter, und ich gab ihm den Eindruck weiter, weil ich wusste, dass der Heilige Geist diesen Augenblick vorbereitet hatte.

Die Macht der Worte

Worte können Leben bringen, wie in Hesekiel 37, wo der Prophet über die toten Knochen weissagte und sie wieder lebendig wurden. Worte können aber auch zerstören.

«Wer unbedacht schwatzt, der verletzt wie ein durchbohrendes Schwert; die Zunge der Weisen aber ist heilsam» (Sprüche 12,18).

«Tod und Leben steht in der Gewalt der Zunge, und wer sie liebt, der wird ihre Frucht essen» (Sprüche 18,21).

Das prophetische Wort ist ein Licht in der Dunkelheit dieser Welt.

«Und so halten wir nun fest an dem völlig gewissen prophetischen Wort, und ihr tut gut daran, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen» (2. Petrus 1,19).

Wir sind Botschafter an Christi statt, wir repräsentieren Gott. Seien wir verantwortungsvoll mit dem, was wir sagen, und lassen wir uns zurüsten von Gott, damit wir mit unseren Worten Licht und Leben bringen!

Der Geist des Propheten

«Und die Geister der Propheten sind den Propheten untertan» (1. Korinther 14,32).

Es gibt Menschen, die sagen: «Ich musste es einfach sagen, ich bin so gedrängt worden vom Geist!» Gefühle und insbesondere ein «Sich-gedrängt-Fühlen» sind meist schlechte Ratgeber. Der Geist der Propheten ist den Propheten untertan. Er drängt nicht.

Timing

Auch wenn er richtig ist, dürfen wir nicht jeden Eindruck weitergeben. Wir müssen den Heiligen Geist fragen, wann wir was sagen dürfen. Nur er weiss, in welcher Situation sich Menschen befinden. Ein richtiges Wort zur falschen Zeit kann zu einer Last, zu einem Joch werden oder Menschen einsperren.

Gottes Ehre

In allem, was wir weitergeben, gehört Gott die Ehre. Es geht nicht darum, dass wir gut dastehen, sondern Gott. Wir bestätigen uns auch nicht selbst, sondern Gott bestätigt uns. Und nicht unser Wille soll geschehen, sondern Gottes Wille.

Integrität Gott gegenüber

Wenn wir in dem Namen Gottes Worte weitergeben, haben wir eine Verantwortung zu prüfen, ob diese Worte wirklich von Gott sind. Persönlich empfinden wir vielleicht, dass diese Worte oder dieser Bibelvers gut zu diesem Menschen oder in diese Situation passen würden. Hier müssen wir jedoch aufpassen und unterscheiden: Wir dürfen jederzeit Menschen mit unseren Worten und mit unserer Ansicht nach passenden Bibelversen in unserem Namen segnen. Auf keinen Fall aber dürfen wir unsere Worte als Gottes Worte und Eindrücke «verkaufen», wenn wir nicht sicher sind, dass sie wirklich von Gott sind.

Gehorsam Gott gegenüber

Wenn wir glauben, etwas von Gott gehört zu haben, wenn wir ihn vorher gesucht haben und wissen, was es bedeutet und was Gott damit beabsichtigt, dann sollten wir es auch tun! Egal, wie wir vielleicht dastehen, und egal, wie komisch oder seltsam es klingt.

Erinnern wir uns an Josua: Er erhielt die Strategie von Gott, wie er Jericho einnehmen konnte. Er befahl seinen Truppen, an sechs aufeinanderfolgenden Tagen unter dem Klang der Kriegstrompeten um die Stadt zu marschieren, am siebten Tag siebenmal,

wobei sie zusätzlich das Kriegsgeschrei erheben sollten. Die Mauern fielen und die Armee Israels konnte in die Stadt eindringen.

Oder erinnern wir uns daran, was Jesus mit dem Blindgeborenen tat. Er heilte ihn, indem er ihm ein Gemisch aus Speichel und Erde auf die Augen strich und ihn anschliessend zum Teich von Siloah schickte.

Gott ist grösser als unsere Gedanken. Er sprengt unseren Verstand. Wenn wir ihm im Glauben und Gehorsam folgen, wird er uns grössere Dinge anvertrauen. Wir werden an seiner Seite wachsen.

Treue und Verantwortung

Wenn wir im Kleinen treu sind, wird Gott uns über mehr setzen (siehe Matthäus 25,21). Wenn wir die kleinen Prüfungen bestehen, wird Gott uns mehr anvertrauen. Je mehr uns anvertraut ist, desto mehr Verantwortung haben wir aber auch vor Gott, wie in Lukas 12,48b steht: «Denn wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.»

Gabe, Dienst, Amt

Gott ist ein persönlicher Gott. Wir alle können prophetisch reden, weil Gott mit uns kommunizieren will. Er möchte sich uns mitteilen, mit uns leben und reden, weil wir seine Kinder sind – so wie Eltern, die mehrere Kinder haben, mit allen ihren Kindern kommunizieren.

In 1. Korinther 14,31 steht, dass alle prophetisch reden können: «Denn ihr könnt alle einer nach dem anderen weissagen, damit alle lernen und alle ermahnt werden.»

Die Gabe der Prophetie

Darüber hinaus gibt es die Gabe der Prophetie, eine der neun Gaben des Heiligen Geistes.

«Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allem. In einem jeden offenbart sich der Geistes zum Nutzen aller; dem einen wird durch den Geist gegeben, von der Weisheit zu reden; dem andern wird gegeben, von der Erkenntnis zu reden, nach demselben Geist; einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist; einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen. Dies aber alles wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeden das Seine zu, wie er will» (1. Korinther 12,4–11; LUT).

Es gibt demzufolge unterschiedliche Gaben und jeder von uns wird individuell vom Heiligen Geist ausgerüstet, wobei diese Gaben unterschiedlich zusammengestellt und ausgeprägt sind. Wir sollen nach den geistlichen Gaben streben und der Heilige Geist gibt sie uns gerne.

Diese Geistesgaben sind ein Geschenk des Heiligen Geistes, wir können sie uns nicht verdienen. Je mehr wir aber reifen, umso

mehr entwickeln sich die Gaben des Geistes in uns. Wenn wir treu sind im Kleinen, unsere Gaben schätzen, annehmen und Gott um mehr bitten, wird er uns das Verlangen unseres Herzens geben. Welcher Vater würde seinen Kindern nicht mehr schenken, wenn sie sich als vertrauenswürdig erweisen? Die geistlichen Gaben in uns wachsen, wenn wir dem Heiligen Geist die Erlaubnis geben, in uns zu wirken und nicht nur durch uns. Diese Gaben im Kontext der «Gabe der Prophetie» dienen in erster Linie dazu, dass die Gemeinde auferbaut wird. Im Ausüben der Offenbarungsgaben wird uns aber auch Wachstum zuteil, wir kommen näher an das Herz des Vaters, werden verwandelt in sein Ebenbild und lernen, wie wir immer enger mit dem Heiligen Geist zusammenarbeiten können. Wenn wir durchtränkt sind von seiner Liebe und seine Liebe durch uns hindurch fliesst, dann wirkt er in und durch uns.

Die Gabe der Prophetie soll den Leib Christi aufbauen. Sie soll jeden Einzelnen ausrüsten, damit er näher zu Gott kommt und er ihm noch liebenswerter wird. Ziel der Prophetie ist es, seine Pläne und Gnade freizusetzen. Prophetie offenbart Gottes Herz, seine Sicht über das, was war, was ist und was kommt.

«Wenn jemand hingegen eine prophetische Botschaft verkündet, richten sich seine Worte an die Menschen; was er sagt, bringt ihnen Hilfe, Ermutigung und Trost» (1. Korinther 14,3; NGÜ).

Der Dienst der Prophetie

Wenn wir regelmässig prophetische Worte für Menschen erhalten und sich dies erweitert auf ganze Regionen und Länder, wenn wir darüber hinaus die Gabe der Prophetie kultiviert haben und täglich in den Gaben des Heiligen Geistes operieren, kann es sein, dass Gott uns den Dienst der Prophetie anvertraut. Diesen Dienst

wird Gott bestätigen, indem die Prophetien, die wir und die Teammitglieder weitergeben, eintreffen – Menschen werden aufgebaut, gestärkt und freigesetzt werden und die Offenbarungsebenen des Leiters und der Teammitglieder werden erweitert und die Salbung wird wahrgenommen. Die Leiter eines prophetischen Dienstes stehen in enger Beziehung zur Gemeindeleitung. Weil diese Beziehung sowie das Vertrauensverhältnis gewachsen sind, haben sie oft die Erlaubnis, Worte der Wegweisung für die Gemeinde weiterzugeben.

Das Amt des Propheten

Das Amt des Propheten ist eine Berufung von Gott. Gott setzt in dieses Amt ein und er bestätigt seine Propheten. Gemäss Matthäus 7,16 werden wir sie an ihren Früchten erkennen.

Wenn die Prophetien eintreffen, so wie vorausgesagt, bestätigt Gott seine Propheten und der Leib erkennt, dass es ein von Gott eingesetzter ist. So werden Propheten von der Gemeinde in ihrem Amt bestätigt. Dieses Amt kann man sich nicht verdienen oder nehmen.

«Und Er hat etliche als Aposteln gegeben, etliche als Propheten, etliche als Evangelisten, etliche als Hirten und Lehrer, zur Zurüstung der Heiligen zugerichtet für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus, …» (Epheser 4,11–12).

Wenn jemand in der Gabe der Prophetie dient, sind seine Worte die prophetische Botschaft. Wenn jemand das Amt des Propheten innehat, wird die Person selbst zur Botschaft.

Zum Amt des Propheten gehören genaue und eintreffende Offenbarungen und Interpretation, ein gereifter Charakter und Weis-

heit. Propheten begeben sich unter geistliche Autorität und bringen dem Leib Korrektur, Richtungsweisung und neue Ausrichtung. Sie zeigen Missstände und Probleme auf, meist mit einer konkreten Lösung. Denn Gott ist Hoffnung und für ihn ist nichts unmöglich.

Ein wunderbares Vorbild war Bob Jones, ein anerkannter Prophet unserer Zeit, der bezeichnenderweise am Valentinstag, dem Tag der Liebe, am 14.2.2014, verstorben ist. Einst hatte er eine NahTod-Erfahrung, in der er im Himmel war. Gott fragte ihn: «Hast du gelernt zu lieben?» Mit dem Auftrag «Lieben zu lernen» wurde er dann wieder zurückgeschickt in sein Leben auf der Erde. Seine Prophetien der letzten Jahre zeichneten sich neben einer grossen Klarheit und Genauigkeit durch ein «Getränktsein» mit der Liebe des Vaters aus. Er war ein wahrer Freund Gottes und transportierte seine Liebe.

Falsche Propheten

Im Alten Testament (5. Mose 18,2–22) war ein Prophet ein falscher Prophet, wenn er etwas prophezeite, was nicht eintraf. Weil wir im neuen Bund leben, macht eine Prophetie, die nicht eintrifft, jemanden noch nicht zu einem falschen Propheten. Er ist ein Prophet, der eine falsche Prophetie gegeben hat.

Es gibt tatsächlich falsche Propheten, die bewusst dem Feind dienen und unter einem falschen Geist stehen. Diese sehen die Pläne des Feindes und können oft sehr genau prophezeien.

Es gibt aber auch falsche Propheten in dem Sinne, dass sie eine echte prophetische Berufung auf ihrem Leben haben, aber ihre Gabe missbrauchen. Oft sind es Menschen, deren Charakter noch nicht ausreichend entwickelt ist oder die die täglichen Prüfungen des Lebens nicht bestanden haben. Gott gereuen seine Gaben nicht (siehe Römer 11,29). Er lässt diese Menschen in ihrer prophetischen

Gabe dienen, doch sie kommen meist wie Wölfe im Schafspelz daher und die Früchte sind Spaltung und Verwirrung.

Wenn der Feind uns nicht aufhalten kann, lässt er uns über das Ziel hinausschiessen. Oft sehen diese falschen Propheten die Dinge zwar richtig, doch sie wollen sie erzwingen. Sie nehmen sich zu viel Verantwortung und setzen diese im Fleisch durch. Sie sprechen ohne Liebe und Hoffnung Gericht und Strafe aus und verurteilen die Ist-Situation, ohne eine Lösung aufzuzeigen.

Gott hat jedoch immer eine Lösung und er will, dass wir seine Pläne über Menschen aussprechen. Er ist ein gnädiger Gott und möchte, dass wir in seinem Namen und Auftrag und mit seinen Worten Menschen zum Leben «befreien».

Falschen Propheten geht es nicht um die Liebe und die Offenbarung Gottes, sondern sie suchen ihre eigene Ehre, sie möchten gut dastehen und für ihre Arbeit gewürdigt werden. Sie machen Menschen von sich und ihren Prophetien abhängig und nicht von Gott. Meist unterstellen sie sich keiner geistlichen Autorität und legen niemandem Rechenschaft ab. Wenn sie einer Gemeinde angehören, verlassen sie diese, sobald ein Problem auftaucht oder die Gemeindeleitung sie nicht ernst nimmt.

«Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reissende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen» (Matthäus 7,15–16a; LUT).

Wenn man die nachfolgende Bibelstelle anschaut, ist für die Bewertung des prophetischen Dienstes nicht so sehr entscheidend, ob eine einzelne prophetische Aussage eintrifft oder nicht, sondern ob der Prophet das Volk zu Gott hinführt oder von ihm wegbringt.

«In eurem Volk werden sich Leute als Propheten ausgeben oder behaupten, durch Träume Offenbarungen zu empfangen. Sie werden besondere Ereignisse oder Wunder ankündigen, die tatsächlich eintreffen. Zugleich werden sie euch auffordern: ‹Kommt, wir folgen anderen Göttern, die ihr noch nicht kennt! Wir wollen ihnen dienen.› Hört nicht auf sie! Der HERR, euer Gott, stellt euch durch solche Menschen auf die Probe. Er will sehen, ob ihr ihn von ganzem Herzen und mit aller Hingabe liebt. Ihm sollt ihr nachfolgen, vor ihm sollt ihr Ehrfurcht haben. Nur nach seinen Geboten sollt ihr leben und allein auf ihn hören. Ihr sollt ihm dienen und die Treue halten! Denn er hat euch aus der Sklaverei in Ägypten befreit. Solche Propheten und Träumer aber versuchen, euch gegen ihn aufzuwiegeln. Sie wollen euch von dem Weg abbringen, den er euch vorgegeben hat» (5. Mose 13,2–6; HFA).

HeartSync

«Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit deinem ganzen Verstand und mit aller deiner Kraft!» (Markus 12,30; NGÜ).

Ein wunderbarer Ansatz, mich selbst besser kennenzulernen, mein Leben aufzuarbeiten und näher an das Herz Gottes zu kommen, war für mich HeartSync. Auch ist mir Gott durch HeartSync in seiner Liebe, Grösse, Barmherzigkeit, Kreativität, Allmacht usw. ganz neu begegnet und hat mein Bild und meine Beziehung mit ihm breiter, höher und tiefer werden lassen.

Mit «HeartSync» (= Herz-Synchronisation) hat Rev. Andrew Miller (heartsyncministries.org) einen auf einem biblischen Menschenbild basierenden Ansatz von innerer Heilung entwickelt, der Elemente aus verschiedenen Seelsorge- und Therapierichtungen unter Einbezug neurowissenschaftlicher Erkenntnisse vereint. Verletzte und abgespaltene Anteile des Herzens werden bewusst wahrgenommen und neu mit Gott in Beziehung gebracht. Dadurch erfahren Menschen Versöhnung mit sich selbst und eine neue Tiefe in ihrer Gottesbeziehung. Diesen Vorgang nennt Andrew Miller «Synchronisation des Herzens» («HeartSync»).

Andrew Miller geht davon aus, dass unser Herz vier Kernanteile hat: Funktion, Emotion, Wächter/Hüter und unser Originales Selbst.

• Funktion: Der Funktionsanteil des Herzens betrifft all die Bereiche, die das Funktionieren im Alltag übernehmen. Unsere Funktion ist in der linken Gehirnhälfte angesiedelt und ist der Sitz unseres Intellekts und unserer logischen Denkfähigkeit. Hier sind Wissen, Erklärungen und Überzeugungen, Worte und Sprache, Geschichten und Beschreibungen, Erklärungen und Analysieren, Logik und Schlussfolgerungen verortet. Funktion hat ein lineares Zeitgedächtnis. Auch unser Wissen und unsere Prägungen in Bezug auf unseren Glauben gehören mit zum Funktionsanteil. Das Grundbedürfnis von Funktion ist Wissen. Funktion lernt durch Wissen.

• Emotion: Ein zweiter Anteil des Herzens betrifft unsere Emotionen, die ihren Sitz in der rechten Gehirnhälfte haben. Hier sind wir visuell, intuitiv, kreativ und fantasievoll. Die Emotionen haben keinen Zeitbegriff. Hier fühlen wir: angenehme Gefühle wie Freude, Frieden, Leichtigkeit, Lie-

be usw. und auch die unangenehmen Gefühle wie Scham, Wut, Eifersucht, Ärger, Hilflosigkeit, Angst, Ohnmacht usw. Es ist auch der Herzensanteil, der den erfahrenen Schmerz trägt. Das Grundbedürfnis von Emotion ist Verbundenheit. Emotion lernt durch Erfahrung.

• Wächter/Hüter: Als dritten Anteil gibt es in unserem Herzen Wächter/Hüter. «Mehr als alles andere behüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus» (Sprüche 4,23). Wächter/ Hüter haben die Aufgabe, unser Herz gegen aussen und innen zu schützen und Schmerz zu vermeiden bzw. so gering wie möglich zu halten. Wir nehmen sie meist als innere Grenzen, Blockaden, Abwehrmechanismen wahr. Hauptreaktionen sind Flüchten (Raum verlassen, ablenken, betäuben …), Kämpfen (angreifen, laut werden, verteidigen …), Erstarren (über sich ergehen lassen, alle Gefühle abstellen, verstummen, Ohnmacht) und Anpassen (in hoher Anspannung beobachten, sich anpassen, alles tun, damit nicht wieder etwas Schlimmes passiert). Wächter haben immer einen guten Grund für ihr Verhalten. Meist liegt er in der Kindheit. Damals war die Strategie ein wichtiger Bewältigungsmechanismus, der hier und heute vielleicht nicht mehr angebracht ist. Das Grundbedürfnis der Wächter/Hüter ist Sicherheit.

• Originales Selbst: Der vierte Anteil unseres Herzens ist das sogenannte Originale Selbst. Es ist unser wahres Ich, unsere Einzigartigkeit, so wie Gott uns erschaffen hat. Es blitzt auf, wenn wir uns so richtig in unserem Element fühlen. Dieser Herzensteil ist unzerstörbar. Das Originale Selbst kann aber verschüttet, versteckt oder verdeckt sein. Es hat die Fähigkeit, sich am stärksten mit Gott zu verbinden. Das Grundbedürfnis des Originalen Selbst ist, einfach zu sein.

Im Rahmen einer HeartSync-Sitzung geht es darum, gemeinsam mit Jesus die verschiedenen Anteile des Herzens kennenzulernen und mit ihm und untereinander in Beziehung zu bringen. Einige der Herzensanteile haben keine Beziehung zu Gott oder verstecken sich sogar vor ihm. Dafür gibt es immer gute Gründe. Jesus wirbt liebevoll um diese Anteile und will ihnen das bringen, was sie brauchen: Heilung, Befreiung, Gesehenwerden, Erlösung, Anerkennung, Berechtigung, Sicherheit und über allem seine bedingungslose Liebe. Innere Konflikte oder Gefühle von Zerrissenheit können so gelöst werden und unsere Selbstannahme steigt.

Gott geht es immer um unser ganzes Herz, unser ganzes Sein. Wir sind ihm ebenbildlich erschaffen. Gott ist ein dreieiniger Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind Gott und trotzdem ist jeder verschieden; da ist keine Wertung, jeder hat seine Art, hat verschiedene Aufgaben. Sie ehren einander und leben in einem harmonischen Miteinander. Ich glaube, dass auch unser Herz, unser Sein so erschaffen ist.

Jeder Teil in uns darf sein und es gibt auch immer gute Gründe, warum er ist, wie er ist. Wenn ich «nur» über meinen Verstand versuche, alles in mir in eine Richtung zu bringen, zu heilen, zu verändern, werde ich beschränkt sein auf die Sichtweise meines Verstandes. Darum mag ich den Ansatz von HeartSync, weil er viel ganzheitlicher ist. Er ermöglicht, dass Menschen mit Jesus in Beziehung kommen, ihn hören und ihm antworten. Jesus ist bereit, auf jeden noch so dunklen Gedanken und auf jedes unangenehme Gefühl zu reagieren und Erlösung anzubieten.

Auf meinem Weg habe ich festgestellt, dass es wichtig ist, Gott mein Herz hinzuhalten und ehrlich zu mir selbst zu sein. Lange habe ich dies sehr kognitiv, aus meinem Verstand heraus gemacht. Dies hat auch einiges bewirkt. Geblieben ist aber ein innerer Zerriss: Ich wusste es in meinem Kopf, aber es gab noch Bereiche in mir, die es nicht verstanden hatten. Ein Teil in mir wollte, der an-

dere weigerte sich. Ich hatte vergeben und trotzdem fühlte es sich nicht gut an; ich verspürte immer noch Wut, weinte innerlich usw.

HeartSync hat mein Leben und meine Beziehung zu Gott nachhaltig verändert. Es ist ein wunderbarer Ansatz, sich selbst kennenzulernen, herauszufinden, wieso man wie reagiert, und sich mit sich selbst zu versöhnen. Unser ganzes Sein kann von Jesus berührt werden und wir können Gott auf eine ganz neue Weise kennenlernen und erfahren.

HeartSync ist auch ein durch und durch prophetischer Ansatz. Jeder Herzensanteil in uns tritt dabei in eine ganz persönliche Beziehung mit Jesus und kommuniziert direkt mit ihm. So kommen wir ihm näher und lernen ihn und seine Stimme immer besser kennen.

Ich durfte viele auf dieser Reise hin zu einer ganzheitlichen Begegnung mit Jesus begleiten und habe immer wieder Menschen getroffen, die ein grossartiges und präzises Gespür für Schwächen, Sünden, Probleme oder gewisse Atmosphären haben. Sie besitzen wunderbare Antennen, um all das wahrzunehmen und zu identifizieren. Ich wage aber zu bezweifeln, dass dies in vielen Fällen eine prophetische Gabe ist. Schweres, Leidvolles und Bedrohliches zu erspüren ist ein natürlicher Schutzmechanismus, den wir entwickeln, wenn wir als Kind häufig unsicheren Situationen ausgesetzt waren. Wenn ich zum Beispiel nach der Schule schon an der Tür spüren musste, ob es Mama heute gut geht oder ob ich besser schnell auf mein Zimmer verschwinde, um Ärger aus dem Weg zu gehen, werde ich auch noch als erwachsener Mensch Gefühlslagen erspüren können. Daran ist überhaupt nichts falsch, im Gegenteil, es hat an manchen Stellen das Überleben gesichert.

Aber es wird fälschlicherweise immer wieder mit der prophetischen Gabe verwechselt.

Prophetie beginnt, wenn wir es schaffen, den Blick über das Problem, den Schmerz oder das Leid zu heben, und wenn Gott uns

zeigen kann, wie er die Person sieht. Dann werden wir Gedanken des Friedens und der Zukunft haben für Menschen, Nationen, Gebiete und Situationen. Dann können wir auferbauende, ermutigende und tröstende Botschaften von Gott weitergeben und in Hoffnungslosigkeit Glauben säen.

Wie kann ich wachsen?

Von Jesus lesen wir, dass er zugenommen hat an Weisheit und Erkenntnis (siehe Lukas 2,52). So können auch wir unser Leben lang an Weisheit und Erkenntnis zunehmen. Auch im Prophetischen können wir wachsen – doch immer in dem Bewusstsein, dass es letztendlich ein Geschenk bleibt. Wir können unser Wachstum jedoch fördern, indem wir folgende Punkte beachten:

Das Wort Gottes lieben

Die Schrift offenbart Gott und sein Wesen. Wenn wir das Wort Gottes zusammen mit dem Heiligen Geist lesen, wird uns der Heilige Geist Geheimnisse offenbaren und die Schrift wird lebendig. Wenn wir das Wort Gottes ohne den Geist lesen, wird es zur Religion und zu einem Gesetz, das tötet.

«…, der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes; denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig» (2. Korinther 3,6).

In Freundschaft leben mit dem Heiligen Geist

Wenn der Heilige Geist unser Freund wird, führt er uns in alle Wahrheit. Und über allem bezeugt er zusammen mit unserem menschlichen Geist, dass wir Kinder Gottes sind.

«Der Geist selbst gibt Zeugnis zusammen mit unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Wenn wir aber Kinder sind, so sind wir auch Erben, nämlich Erben Gottes und Miterben des Christus; …» (Römer 8,16–17).

Immer wieder haucht er uns an, giesst diese bedingungslose Vaterliebe in unser Herz und unser Sein und ruft uns zu: «Du bist meine geliebte Tochter. Du bist mein geliebter Sohn. An dir habe ich Wohlgefallen.» Diese Botschaft verändert unser Leben und bringt uns in die Fülle. Wir wissen, dass wir angenommen sind. Dies ist der Schlüssel zur Heilung unserer ganzen Persönlichkeit.

Verstehen wir, was das bedeutet? Dieser lebendige Gott sagt: «Ich bin dein Vater.» Und wir treten ein in das Erbe, dass uns unser Vater gibt.

Der Heilige Geist will uns führen, leiten und uns verwandeln in das Bild von Gott. Er ist Übersetzer, Anwalt und Tröster. Er ist der, der mit unserem Herzen kommuniziert, uns das Zukünftige offenbart und die Geheimnisse Gottes sowie unsere Tiefen kennt.

Allzu oft sehen wir ihn «nur» als den Geber der geistlichen Gaben und benutzen ihn als Mittel zum Zweck. Wir wollen die Gaben, aber nicht den Geber.

Da ich sehr leistungsorientiert aufgewachsen bin, muss ich immer darauf achten, dass ich nicht ins «Funktionieren» abdrifte und darüber die Beziehung und die Freundschaft mit dem Heiligen Geist vergesse. Wenn ich ihn aber nur «gebrauche», damit mein Dienst funktioniert, dann werde ich nicht auf die Schätze

stossen, die er für mich ganz persönlich vorbereitet hat. Es ist mir darum wichtig, dass ich Zeit mit ihm verbringe. Einfach um seiner selbst willen, ohne etwas zu verlangen oder zu erwarten.

Sich auf Gottes Absichten konzentrieren

Ich habe festgestellt, dass Gott oft ganz anders wirkt, als ich es erwarte. Wir wünschen uns immer, dass er einfache, direkte Wege für uns hat. Gott wählt aber oft Umwege, um sich zu offenbaren, um uns zu trainieren, um uns herauszufordern und um sich neu zu zeigen. Gottes Wege sind wahrlich höher als unsere. Deshalb müssen wir ihn immer wieder fragen, wie er es meint, wie er weiter vorgehen möchte und was auf seinem Herzen ist.

«…, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken» (Jesaja 55,9; LUT).

«Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist; denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott» (Kolosser 3,1–3).

Gott immer wieder bitten

«Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan» (Matthäus 7,8; LUT).

In Jakobus 4,2 werden wir zum Bitten aufgefordert:

«Ihr seid begehrlich und habt es nicht, ihr mordet und neidet und könnt es doch nicht erlangen; ihr streitet und kämpft, doch ihr habt es nicht, weil ihr nicht bittet.»

Wenn wir zu Männern und Frauen werden, die sich an Gott hängen und nicht loslassen, werden wir empfangen und mehr finden, als wir uns vorstellen können.

«Aber die Mutter des Knaben sprach: So wahr der HERR lebt und so wahr deine Seele lebt, ich lasse nicht von dir! Da machte er sich auf und folgte ihr. (…) Danach stand er auf und ging im Haus einmal hierhin, einmal dorthin; dann stieg er wieder hinauf und breitete sich über ihn. Da nieste der Knabe sieben Mal; danach tat der Knabe die Augen auf» (2. Könige 4,30.35).

In der Liebe zu anderen Menschen wachsen

Gott hat jeden Menschen in seinem Ebenbild erschaffen. Jesus ist für jeden Menschen gestorben. So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn hingab, damit die Welt gerettet wird (siehe Johannes 3,16). Lassen wir uns täglich füllen von dieser grenzenlosen Liebe des Vaters, damit wir uns und andere lieben können.

Verbindlichkeit mit Gleichgesinnten

Die Neuschöpfung in uns ist mit dem Tod und der Auferstehung Jesu vollbracht und mit dem Heiligen Geist in uns hineingelegt.

Dieser wunderbare Heilige Geist hat uns geistlich aufgeweckt, er nährt, heilt und befreit uns und führt uns in alle Wahrheit. Wir können ihm nur unser Herz, unsere Disziplin und Treue schenken, und wenn wir in ihm bleiben, werden wir Frucht bringen.

«Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun» (Johannes 15,5; LUT).

Wenn wir in verbindlichen Gemeinschaften leben, finden wir dort Weggefährten, die uns anspornen, die mit uns unsere Last tragen, die für uns einstehen, die uns herausfordern, die uns schleifen und die uns blinde Flecken liebevoll aufzeigen. Wir wiederum können ihnen Stütze und Hilfe sein. Wir brauchen diese Orte, an denen wir unser Herz mit anderen teilen können.

Übungsfelder suchen

Das Prophetische leben wir nicht nur in bestimmten Gemeinden oder Gemeinschaften aus, sondern es ist ein Lebensstil. Jesus hat das Reich Gottes inmitten seines Alltags ausgelebt. Er hat gegessen, gefeiert, Kranke geheilt und gepredigt. Integriere Gott in deinen Alltag und lass dich überraschen, welche Türen er dir öffnet und welchen Menschen du begegnest. Bete regelmässig mit einem Freund/Freundin für die Gemeinde, für die Schule oder für die Regierung. Halte die Eindrücke fest und schaue, was Gott tut.

Ehre deine Leiter

«Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen; denn sie wachen über eure Seelen – und dafür müssen sie Rechenschaft geben …» (Hebräer 13,17; LUT).

Leiter, egal ob im geistlichen oder im säkularen Bereich, sind von Gott eingesetzt. Manchmal ist es aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt, dass Menschen mit charakterlichen Schwächen oder fachlicher Inkompetenz gewisse Positionen innehaben. Daniel ist uns diesbezüglich ein grosses Vorbild. Er wurde in ein fremdes Land gefangen geführt. Aufgrund seiner Weisheit und Schönheit wurde er auserwählt, am Hof zu dienen. Er lebte seinen Glauben aus, ass kein unreines Essen, betete regelmässig, verbeugte sich nicht vor anderen Göttern und ehrte den König Nebukadnezar.

Dieser aber wollte angebetet werden, brachte gnadenlos Menschen um und war bereit, alle Propheten und Weisen zu töten, wenn sie seine Träume nicht nacherzählen und deuten könnten. Er war alles andere als ein guter Herrscher. Daniel hätte also das Recht gehabt, bei der Deutung des zweiten Traumes zu sagen: «Jetzt endlich kriegst du, was du verdienst!» Aber Daniel rief voller Schrecken aus: «Mein Herr, der Traum gelte deinen Hassern und seine Auslegung deinen Feinden!» (Daniel 4,16). Dieses Ehren, diese Loyalität von Daniel trug dazu bei, dass Nebukadnezar sagte: «Darum lobe, ehre und preise ich, Nebukadnezar, den König des Himmels; denn all sein Tun ist Wahrheit, und seine Wege sind recht, und wer stolz ist, den kann er demütigen» (Vers 34; LUT).

Manchmal empfinden wir, dass wir von unseren Leitern nicht gesehen, nicht erkannt oder wahrgenommen werden. Oft sind dies Entwicklungen, die Gott bewusst zulässt und durch die er unseren Charakter schleift. Erinnern wir uns an David: Er wurde als junger Mann zum König gesalbt. Er wusste, dass er auserwählt war

und dass er irgendwann Sauls Platz einnehmen würde. Aber David wurde von Saul verfolgt, musste seine Lieben verlassen, lebte bei Feinden und in der Wüste, und dies über 13 Jahre lang. Selbst seine eigenen Leute, die er aufgebaut und die er trainiert hatte, stellten sich gegen ihn und wollten ihn steinigen. Während dieser Zeit wurde sein Charakter ausgebildet, sein Glaube und sein Vertrauen in Gott gestärkt. Er ehrte Saul bis zum Schluss und rächte sich nicht an ihm. Er vertraute Gott und wusste, dass er ihn zur richtigen Zeit positionieren würde.

Kultiviere deine Persönlichkeit

Wir sind geprägt von unserer Kindheit, von unserem Umfeld, von unseren Lehrern, von der Gesellschaft, der Kultur und der Kirche, in der wir aufgewachsen sind, von unseren Reaktionen, Entscheidungen, Verletzungen, Ablehnungen und Erfolgen. Wenn wir uns entscheiden, Jesu Tod am Kreuz und seine Auferstehung für uns anzunehmen, werden wir eine Neuschöpfung.

«Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!» (2. Korinther 5,17).

Diesen neuen Menschen gilt es zu entdecken. Wir machen uns auf den Weg, um herauszufinden, wie Gott uns geschaffen hat, wie einmalig wir sind mit allen unseren Stärken und Schwächen. Gott schafft nur Originale. Indem wir ihn anschauen, werden wir verwandelt in sein Bild, und jeder Mensch widerspiegelt einen einzigartigen Ausschnitt und Teil des Wesens Gottes. So können wir getrost wir selbst sein!

Schlusswort

Jeder von uns wünscht sich mehr Salbung, mehr Kraft, mehr Zeichen und Wunder, mehr Offenbarung, mehr Weisheit usw. Wir sehnen uns danach, erbeten es, erflehen es. Dabei vergessen wir oft, dass dies «nur» Nebenprodukte einer intimen Beziehung mit Gott sind.

Alles steht und fällt mit meiner Beziehung zu Gott. Im stillen Kämmerlein, indem ich ihn anschaue und mich mit Jesus, der Wahrheit in Person, auseinandersetze, im Lesen seines Wortes und im Aushalten seiner Stille werde ich verwandelt, geheilt, befreit, gerecht gemacht, getröstet, geführt, geleitet, trainiert, herausgefordert, erkannt und über alles geliebt! Sich Zeit mit Gott zu nehmen ist eine umkämpfte Angelegenheit, aber es ist das Beste, was es gibt! Aus dieser Zweisamkeit heraus sind wir und werden wir.

Dieses Buch legt eine Grundlage, die Stimme Gottes zu hören, zu interpretieren und weiterzugeben, aber dies ist erst der Anfang. Die Reise geht weiter. Je mehr wir wissen, umso mehr erkennen wir, dass wir nichts wissen. Gott sprengt immer wieder unser Vorstellungsvermögen, unseren Verstand und unser ganzes Sein. Und das ist gut so. Ich hoffe, dass dieses Buch deine Beziehung zu Gott bereichert, und segne dich mit den Worten aus 1. Korinther 2,9:

«Ich segne dich, mit der tiefen Gewissheit, dass, weil du Gott liebst, er dir Dinge zeigt, die du noch nie gesehen hast, dass du Dinge hörst, die du noch nie gehört hast, dass Dinge in dein

Herz kommen, die noch niemandem ins Herz gekommen sind. Ich segne dich mit dem Vertrauen, dass Gott Anfänger und Vollender ist, dass alles, was er in deinem Leben angefangen hat, er auch zu einem guten Ende bringen wird. Und über allem segne ich dich, dass dein ganzes Sein weiss und erfährt, dass dein Vater im Himmel dich jetzt in diesem Moment anschaut und zu dir sagt: ‹Du bist meine geliebte Tochter, du bist mein geliebter Sohn. An dir habe ich Wohlgefallen.›»

Empfohlene Lektüre

Steve Thompson «Alle können prophetisch reden», Schleife Verlag

Brad Jersak «Kannst du mich hören?: Auf Empfang sein, wenn Gott redet», Asaph Verlag

Larry Randolph «Gott verstehen», Schleife Verlag

Kris Valloton «Basistraining für den Prophetischen Dienst», GrainPress

Hansjörg Kägi «Gott will bei uns wohnen», Schleife Verlag

Rick Joyner «Den religiösen Geist überwinden», Schleife Verlag

Tommi Femrite «Falsche Religiosität überwinden», Schleife Verlag

Lilo Keller «Stecken und Stab 1, 2 und 3», Schleife Verlag

Ilona Ingold hat 2019 SEINSEIN GmbH (www.seinsein.ch) gegründet. SEINSEIN bietet alles rund um das Thema Prophetie und HeartSync an, mit dem Ziel, dass Menschen entdecken, wer sie wirklich sind und in ihre Bestimmung kommen. Von Anfang an war Ilona Kernteammitglied von HeartSync und hat 2024 die Leitung von HeartSync Europa übernommen.

WEITERES AUS UNSEREM VERLAG

Arthur Burk & Sylvia Gunter

STÄRKE TÄGLICH DEINEN GEIST

Gefüllt zu sein mit dem Geist bedeutet, dass Gottes Geist deinen Geist, deine Seele und deinen Körper durchdringt und leitet. Wir können Gott bitten, unserem Geist Herausforderungen, Nahrung, Förderung und Weisung zu geben. Es ist an der Zeit, unser Augenmerk darauf zu richten, unseren Geist und den Geist anderer zu segnen.

Buch CHF 10.− | 120.187 | 80 Seiten Hörbuch (gelesen von Katharina Bänziger) CHF 10.– | 120.183

www.schleifeverlag.ch

SCHLEIFE VERLAG AG | Pflanzschulstrasse 17 | CH-8400 Winterthur

Tel. +41 (0)52 232 24 24 | verlag@schleife.ch

ALLE KÖNNEN PROPHETISCH REDEN

Dieses Buch ist eine grosse Ermutigung und Hilfe für alle, die im Prophetischen wachsen wollen – angefangen von den ersten Gehversuchen bis hin zum tieferen Verständnis. Es soll uns helfen: Gottes Stimme zu hören, prophetische Symbole zu interpretieren, die Praxis des prophetischen Dienens zu verstehen, Charakterschwächen dabei zu überwinden, im prophetischen Geist zu wachsen.

Buch CHF 22.− | 120.089 | 220 Seiten

www.schleifeverlag.ch

SCHLEIFE VERLAG AG | Pflanzschulstrasse 17 | CH-8400 Winterthur

Tel. +41 (0)52 232 24 24 | verlag@schleife.ch

Lilo Keller STECKEN UND STAB

1,2 UND 3

PROPHETISCHE IMPULSE

Es ist eine besondere Gabe und Berufung von Lilo Keller, jeweils am jüdischen Versöhnungstag eine prophetische Botschaft für die kommende Zeit zu bekommen. Darin erfahren wir etwas von dem ‚Stecken und Stab‘ des Guten Hirten, der uns besonders auch durch sein prophetisches Wort leiten will. Der Leser erhält in dieser Schrift hilfreiche prophetische Impulse, die in unsere aufregende Zeit sprechen und die sich - dessen sind wir sicher - in unserem Leben bewähren dürfen.

Booklet-Bundle CHF 20.− | 120.099 (als Bundle nur in die Schweiz lieferbar)

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ENTDECKUNGSREISE IN DAS HERZ GOTTES

Dieses 90-tägige Andachtsbuch soll dir helfen, Gottes heilende Liebe für dich zu entdecken. Während du täglich Zeit in seiner Gegenwart verbringst, wird dein Herz mit neuer Leidenschaft erweckt und du wirst in die Geheimnisse des Himmels eingeweiht werden. Seine vollkommene Liebe wird die Stimme der Furcht in dir zum Schweigen bringen und dich mit neuer Hoffnung erfüllen.

Jesus möchte dich mit seiner Liebe sättigen und dir seine Güte und Treue vor Augen führen. Du solltest wissen: Er sorgt für dich und nichts wird dich erschüttern können. Bei ihm bist du in Sicherheit. Er kennt dich, er liebt dich - vollkommen und in alle Ewigkeit. Das ist dein Moment.

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