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Heinz & Annelies Strupler

History Maker 2 ... und die Geschichte geht weiter

Im Waisenhaus von Annelies Strupler Wir Frauen wurden in Zweier- oder Dreierteams aufgeteilt, bevor wir dann während der folgenden Wochen in den jeweiligen Krankenhäusern oder Kinderheimen praktische Arbeiten verrichteten. Ich wurde gebeten, zusammen mit Hilde und Käthi in einem katholischen Waisenhaus mitzuhelfen. Es waren einige äußerst eindrückliche Tage, die mein Leben nachhaltig prägten. In einer Rikscha wurden wir direkt zu einem Waisenhaus befördert. Verglichen mit anderen derartigen Fahrzeugen war das unsere geradezu nobel. Es handelte sich um ein Dreirad mit Polsterbank und Dach. Als wir an unserem Ziel ankamen, öffnete uns der dortige Türhüter das große eiserne Tor. Dann wurden wir gebeten, uns bei der Oberin zu melden. Diese war hocherfreut über unsere Ankunft und bot uns an, im Gästehaus zu wohnen, einem weiß gestrichenen, gemauerten Haus mit einem großen Raum, in dem drei hohe hölzerne Betten mit jeweils vier hohen Bettpfosten standen. An den Seiten hingen Tücher herunter, die Wände waren weiß getüncht. Der Raum war nett und sauber. Die hintere Tür führte ins Badezimmer, das riesig war und in dem es eine Toilette und ein kleines Waschbecken gab. In der Mitte des Fußbodens befand ein Abfluss und in der Ecke standen Holzbottiche. Schnell begriffen wir, dass wir den kleineren Holzeimer mit Wasser füllen und anschließend über uns kippen mussten, wenn wir uns „duschen“ wollten. Aber natürlich niemals das ganze Wasser, da man ja auch noch welches benötigte, um sich die Seifenlauge abzuspülen. Überhaupt musste mit dem Wasser sparsam umgegangen werden, denn uns stand pro Tag und Person jeweils nur einen Zuber warmes Wasser zur Verfügung, der uns vom Gästehausboy gebracht wurde. Dieser brachte uns zudem dreimal am Tag westliches Essen ins Haus. Das war die pakistanische Art, uns gegenüber Dankbarkeit und Ehrerbietung auszudrücken.


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